Darmstädter Tagblatt 1889


11. Oktober 1889

[  ][ ]

6
CATUTTUALTN
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hiennementspreis
hiͤxorlich 1 Mark 50 Pf. incl.
blaOhn. Auswärts werden von
uPſtämtern Beſtellungen ent=
nherommen
zu 1 Mark 50 Pf.
Kuartal incl. Poſtaufichlag

152. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 28.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14 ſowie auzwärs
von allen Annoncen=Expediltionen.

Amtliches Organ
die Bekanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
199.
Freitag den 1. Oktober.
1889.

Darmſtadt, am 10. Okober 1889.
Betreffend: Akhaltung von Frühjahrs= und Herbſt=Pferde= und Fohlenmärkten in Darmſtadt.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Burgermeiſtereien des Kreiſes mit Ausnahme von Darmſtadt.
ſwollen in Ihren Gemeinden ſofort auf ortsübliche Weiſe zur allgemeinen Kenntniß bringen, daß der am 14.-16. Ok=
l
. Js. dahier ſtattfindende Herbſt=Pferde= und Fohlenmarkt, ebenſo wie die ſpäteren Mürkte, nicht mehr wie früher auf
MPlatze am Lagerhauſe, ſondern im weſtlichen Theil des Holzhofes lim Südweſten der Stadt gelegen) abgehalten wird.
v. Marquard.
[12129
B e k a n n t m a ch u n g.
Es werden vielfach von Kindern Gebäude, Einfriedigungen ꝛc., durch Bewerfen mit Koth, Bemalen u. ſ. w. verunreinigt
hidurch mißſtändiges Ausſehen derſelben, den Gebäude=Eigenthümern aber erhebliche Herſtellungskoſten verurſacht. Wir
R. daher an Eltern, Bormünder, Lehrer und überhaupt an alle Perſonen, welchen die Beauſſichtigung von Kindern ob=
15as dringende Erſuchen, ihre Kinder, Mündel, bezw. die ihrer Erziehung oder Aufſicht anvertrauten Kinder in geeig=
Weiſe von Verübung dieſes Unfugs abzuhalten. Ebenſo ergeht an Jedermann im Publikum unſer Erſuchen, mit allen
ſſigen Mitteln am Schutze der Gebäude, Einfriedigungen ꝛc., in gedachter Richtung ſich betheiligen zu wollen.
Das Auſſichtsperſonal iſt zu beſonderer Wachſamkeit und zur Anzeigeerhebung angewieſen, damit gegen ſtrafmündige
hen, welche Beſchädigungen und Verunreinigungen der fragl. Art ſich zu ſchulden kommen laſſen, nach 8 303 ff., bezw.
55 Nr. 7 des Reichsſtrafgeſetzes und Art. 379 des Polizeiſtrafgeſetzes, gegen Eltern, Vormünder und andere Perſonen
Obhut Kinder unter 12 Jahren anvertraut ſind, für die durch letztere begangenen Uebertretungen nach Art. 44 des
eſſtrafgeſetzes vorgeſchritten, bezw. die Stellung von Strafanträgen ſeitens der Beſchädigten veranlaßt werden kann.
(Siehe die nachſtehend abgedruckten Strafbeſtimmungen).
Darmſtadt, den 1. Oktober 1889.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Morneweg.
(1836
Reichsſtrafgeſetzbuch:
303. Wer vorſätzlich und rechtswidrig eine fremde Sache beſchädigt oder zerſtbrt, wird mit Geldſtraſe bis zu eintauſend
Mark oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren beſtraft.
Der Verſuch iſt ſtrafbar.
Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein.
304. Wer vorſätzlich und rechtswidrig Gegenſtände der Verehrung einer im Staate beſtehenden Religionsgeſellſchaft,
oder Sachen, die dem Gottesdienſt gewidmet ſind, oder Grabmäler, öffentliche Denkmäler, Gegenſtände der Kunſt,
der Wiſſenſchaft oder des Gewerbes, welche in öffentlichen Sammlungen aufbewahrt werden oder öffentlich auige=
ſtellt
ſind, oder Gegenſtände, welche zum öffentlichen Nutzen oder zur Verſchönerung öffentlicher Wege, Plätze oder
Anlagen dienen, beſchädigt oder zerſtort, wird mit Gefängniß bis zu 3 Jahren oder mit Geldſtrufe bis zu ein=
tauſend
fünfhundert Mark beſtraft.
Reben der Geſängnißſtraſe kann auf Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
Der Verſuch iſt ſtrafbar.
166 Pof. 7. Mit Geldſtraſe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen wird beſtraft:
wer Steine oder andere harte Körper oder Unrath auf Menſchen, auf Pferde, oder andere Zug= oder Laſtthiere,
gegen fremde Häuſer, Gebäude oder Einſchließungen, oder in Gärten oder eingeſchloſſene Räume wirſt.
Polizeiſtrafgeſetz:
rl 379. Wer aus Bosheit oder Muthwillen öffentliche Dentmäler, öffentliche Spaziergänge und Anlagen, Grabmäler,
Friedhöfe, Straßen, Stadtthore, Wegweiſer, Schlagbäume, Laternenpfähle oder Gebäude und deren Einfriedigungen
verunreinigt, wird mit Geldſtrafe von 1 bis 30 Gulden oder Haft bis zu 14 Tagen beſtraft.
Verunreinigung von ſolchen Gegenſtänden, wenn ſich dieſe im Privateigenthum befinden, werden nur auf
Klage des Eigenthümers beſtraft.
408.

[ ][  ][ ]

2814
Nr. 199
Artikel 44. Wenn Eltern, Vormünder oder andere Verſonen, deren Obhut Kinder unter 12 Jahren oder ſonſtige un;
nungsfähige Perſonen (88 51 und 55 St.=G.=B.) anvertraut ſind, es an der erforderlichen Aufſicht über die
haben fehlen laſſen, und dieſe während der Zeit, wo ſie ohne ſolche Aufſicht waren, eine mit Polizeiſtrafe beh=
Handlung begangen haben, ſo werden die zur Beauſſichtigung verpflichteten Perſonen beim erſten Fall poly
verwarnt, im Wiederholungsfalle aber bis zu einem Drittheile der auf die Uebertretung ſelbſt geſetzten Strae
legt. Iſt die Uebertretung mit Geldſtrafe oder Haft bedroht, ſo kann nur auf Geldſtrafe erkannt, und
Uebertretung lediglich mit Haft bedroht, ſo ſoll ſtatt letzterer eine Geldſtraſe mit 1 Gulden für jeden Ta
verwirkten Haftſtrafe angeſetzt werden.
In keinem Fall kann die zu erkennende Geldſtrafe die Summe von 10 Gulden überſteigen.

Eriegsgerichtliches Erkenntniß.
Durch kriegsgerichtliches unterm 1. d. Mts. beſtätigtes Erkenntniß vom 24.
v. Mts. ſind die Rekruten:
1) Auguſt Herrmann, geboren am 14. März 1868 zu Frankfurt a. M.,
2) Johann Franz Gaab, geboren am 9. Mai 1868 zu Limburg, Unterlahn=
kreis
, beide aus dem Landwehrbezirk 1. Darmſtadt;
3) Heinrich Lutz, geboren am 14. Juli 1866 zu Keſenrod, Kreis Büdingen,
aus dem Landwehrbezirk Friedberg,
in contumaciam für ſahnenflüchtig erklärt und in eine Geldſtrafe von je 200 Mk.
verurtheilt worden.
Darmſtadt, 3. Oktober 1889.
Gericht der Großh. Heſſiſchen (25.) Diviſion. 12130

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Bekanntmachung.
Die Lieferung von Gummiplatt.
Trottoirſchruppern ſoll im Wege=
Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Samstag den 12. Oktober d. 2
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen
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Darmſtadt, am 7. Ottober 1889.
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Ul638

Bekanntmunhung.
Die Mitglieder und ſonſtigen Freunde des Vereins zur Unter ſtützung und
Beſſerung der aus den Strafanſtalten Entlaſſenen werden in Gemäßheit des 8 21
der Statuten zur
25. General=Verſammlung
auf Mittwoch den 30. Oktober l. J3., Nachmittags 3 Uhr, in das Stadt=
haus
zu Darmſtadt, Rheinſtraße Nr. 18, Zimmer Nr. 17 (eine Treppe hoch),
ergebenſt eingeladen.
Darmſtadt, den 7. Oktober 1889.
Großherzogliche Centralbehörde
des Vereins zur Unterſtützung und Beſſerung der aus den Straf=
[1214]
Anſtalten Entlaſſenen.

Bekanntmachung.
vie Darmſtädter Bferdemärkke finden von jet=
an
auf dem von dem Verein angekauften Grundſtück
weſtlichen Theil des früheren Holzhofes,
Eingang gegenüber der neuen Dragonerkaſerne auf dem Exereirplatz, ſtatt.
Der Pferdezuchtverein für das Großh. Heſſen.
Abtheilung für Pferdemärkte.
12142
Sektion Darmstadt.
Darmſtadt, 9. Ottober 1889.

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ſertigt das Büreau Hess, Darmſtadt,
Eliſabethenſtr. 35, 1. Stock.
[12028
Hchiff=nachrichten. mitgeteilt von dem General=
Agenten Adolph Rady, Zimmerſtraße Nr. 1.
Der Schnelldampfer Aller, Kapitän H.
Chriſtoffers vom Nordd. Lloyd, in Bremen,
welcher am 25. September von Bremen ab=
zegangen
, iſt am 5. Oktober wohlbehalten
in New=York angekommen.

p4
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 11. Oktober.
8. Vorſtellung i. d. 2. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Die große Glocke.
Luſtſpiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal.
Anfang 7 Uhr. Ende 510 Uhr.
Sonntag. 13. Oktober.
9. Vorſtellung in d. 2. Abonnementsabteilung.
Blaue Parten gültig.)
Der Prophet.
Große Oper in 5 Akten mit Ballet von
Meyerbeer.

zu Ehren des englichen Geſchwaders veranſtalteten Mahle im
mneoffizier=Kaſino in Kiel teil. Die engliſchen Schiffe flaggten
104 9kle zu Ehren des Kaiſers über Toppen; vom Großmaſt weht die
ſche., vom Kreuzmaſt die engliſche Flagge. Als der Kaiſer
te Mittag an Bord des Flagaſchiffes=Northumberlandv erſchien,
wtzlch der Admiral Baird ſeine Flagge und ließ an ihre Stelle die
ſer liche Standarte ſetzen, ſowie am Kreuzmaſt die deutſche Kriegs=
1. bis 6 9æ hiſſen. Abends fand eine geſellige Vereinigung in der Marine=
ubah
. Filademie ſtatt. wozu auch die engliſchen Offiziere geladen waren.
4.
1. Kaiſer begab ſich um 9 Uhr dorthin. Es herrſchte ein feſt=
ks
Treiben auf den Straßen; zahlreiche Mannſchaften von dem
Alfſchen Geſchwader waren in die Stadt beurlaubt.
Der Kaiſer reiſte Abends 11 Uhr nach Berlin zurück, dagegen
f der ruſſiſche Botſchafter in Berlin, Graf Schuwaloff am 10.

nachmittags in Kiel ein, wo der Kaiſer von Rußland an Bord der
Bacht Derſchawa am Abend eintreffen und mittelſt Separatzuges
die Reiſe nach Berlin alsbald fortſetzen wird.
Der ruſſiſche Hausminiſter Graf Woronzoff und der General
Richter ſind nebſt Begleitung am 9. morgens in Verlin eingetroffen
und mittelſt Hofequipagen nach der ruſſiſchen Botſchaft geleitet
worden.
Die Ankunft des Haren in Berlin erfolgt Freitag vormittag
auf dem Lehrter Bahnhof, wo ihn der Kaiſer und die zur Zeit in
Berlin anweſenden preußiſchen und deutſchen Prinzen und Fürſt=
lichkeiten
empfangen. Ihnen ſchließen ſich an Fürſt Bismarck, die
geſammte Generalität, die Mitglieder des preußiſchen Staatsmini=
ſteruums
und die Spitzen der Reichsbehörden. Auf dem Bahnſteig
gibt die Leibkompagnie des 1. Garde=Regiments mit Fahne und
Muſik die Ehrenwache, die Regimenter der Berliner Garniſon
bilden Spalier zu den beiden Seiten des Weges bis zum ruſſiſchen
Botſchaftsgebäude. Vor dem letzteren iſt die 1. Kompagnie des

[ ][  ][ ]

2818
Nr.
Kaiſer Alexander=Garde=Regiments mit Fahne und Muſikeorvs auf=
geſtellt
. Am Freitaa findet dann Prunktafel im königlichen Schloß
und Feſtoper ſtatt. Samstag: Jagd. Feſttafel im Potsdamer Stadt=
ſchloſſe
, Beſuch der Friedenskirche, Fahrt auf der Havel nach Char=
lottenburg
, Beſuch des dortigen Mauſoleums. Sonntag: Frühſtück
bei dem Alexander=Reoiment, abends Abreiſe.
Zum Ehrendienſt bei dem Kaiſer von Rußland iſt der Komman=
deur
der 2. Garde=Infanterie=Diviſion Generallieutenant v. Kalten=
born
=Stachau kommandiert, welcher dem Monarchen bis Kiel ent=
gegenfährt
. In Kiel wird der Kaiſer vom General von Werder
begrüßt. Der übrige Ehrendienſt, zu dem auch der deutſche Mili=
tärbevollmächtigte
in Petersburg, Oberſt v. Villaume. gehört, meldet
ſich in Wittenberge. Auf dem Lehrter Bahnhof bildet die Leib=
kompaanie
des 1. Garderegiments zu Fuß die Ehrenwache, vor der
ruſſiſchen Botſchaft eine Kompagnie des Kaiſer Alexander=Garde=
Grenadier=Regiments. Nach der Ankunft des Kaiſers in der ruſſi=
ſchen
Botſchaft findet der Vorbeimarſch der ſpalierbildenden Truppen
ſtatt. Bei der Fahrt vom Bahnhof bildet eine Eskadron der Garde=
Ulanen hinter dem Wagen die Eskorte.
Die Nordd. Allg. 3ig.' ſchreibt: Nach den offiziellen Meld=
ungen
türkiſcher Blätter wird Se. Majeſtät der Kaiſer, wie uns
geſchrieben wird, beſtimmt am 2. November in Konſtantinopel er=
wartet
. Die genannten Zeitungen knüpfen daran die Bemerkung,
dieſer Beſuch des deutſchen Kaiſers in der türkiſchen Hauptſtadt
ſei ein eklatanter Beweis dafür, wie ſehr ſich in letzter Zeit bie
freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen dem deutſchen Reich und
der Pforte gefeſtigt hätten.
Der Reichskanzler Fürſt Bismarck iſt mit Gemahlin und dem
ſtellvertretenden Chef der Reichskanzlei, Geh. Legationsrat v. Bauer,
am 9. abends 9 Uhr in Berlin eingetroffen und wurde vom Grafen
Herbert Bismarck auf dem Bahnhofe empfangen und von dem
zahlreich anweſenden Publikum ſehr herzlich begrüßt.
Fürſt Bismarck hat, wie die Nat.=8tg.- meldet, jüngſt einigen
Induſtriellen gegenüber ſich dahin geäußert, ſie könnten ihren Unter=
nehmungen
im Vertrauen auf die Erbaltung des Friedens ſich
widmen, beſonders ſeit dem Beſuche des Kaiſers in England.
Der Bundesrat hält am 10. eine Plenarſitzung ab. Den haupt=
ſächlichſten
Gegenſtand der Tagesordnung bildet dem Vernehmen
nach die mündliche Berichterſtattung bezw. Beſchlußfaſſuna über
eine ganze Reihe von. Einzeletats des Reichshaushaltets für 189091.
In Sachen des Sozialiſtengeſetzes konſtatiert die Nationalztg.
daß im Miniſterium des Innern ein Entwurf, welcher Rechtsaaran=
tien
ſchafft, aufgeſtellt iſt und augenblicklich dem Staatsminiſterium
vorliegt.
Der Sultan und die Baugeſellſchaft der orientaliſchen Eiſen=
bahnen
haben ſich zum zweitenmal geeinigt, dem Profeſſor v. Gneiſt
einen Schiedsſpruch in ihren Streitiakeiten zu übertragen. Wie die
Köln. 8ta. erfährt, iſt der Spruch bereits ergangen und wird
durch die Beteiligten in nächſter Zeit veröffentlicht werden.
Bei der Reichstagswahl im Wahlkreiſe Wurzen=Oſchatz erhielten
nach den bis zum 9. bekannten Reſultaten Oberamtsrichter Dr.
Gieſe (Kartell, 5389, Buchheim=Oeditz (freiſ.) 3022 und Lithograph
Günther (ſoz.) 1860 Stimmen.
Heſterreich=Angarn. Prinz Ferdinand von Bulaarien iſt am
9. abends in Wien eingetroffen und nach Ebenthal zu ſeiner Mutter
weitergereiſt. Die Reiſe ſoll mit Heiratsproiekten zuſammenhängen.
Unter den Eiſenbahnvorlagen, welche im öſterreichiſchen Abge=
ordnetenhaus
eingebracht werden ſollen, ſoll ſich auch ein Geſetzent=
wurf
betreffs Suventionierung der Eiſenbahn Marienbad=Carlsbad
befinden.
Das Allezechenorgan Hlasnarodar erklärt: Ein eventueller
Antrag der Jungezechen, betreffend eine Adreſſe wegen der Krönung
des Kaiſers zum König von Böhmen, werde von der Landtags=
mehrheit
einfach abgewieſen werden, weil die Berufung des Statt=
halters
. Thun allein nicht genüge, um die Situation für die Löſung
einer ſo gewichtigen Frage günſtig erſcheinen zu laſſen.
Frankreich. An dem Bankett zu Ehren der Teilnehmer am
Kongreſſe für internationale Gradmeſſung am 8. beteiligten ſich
gegen 200 Verſonen. Bei dem nach dem Bankett folgenden glänzen=
den
Empfange waren Freyeinet, Spuller und Fallieres anweſend.
Die Liberté; bringt folgende Note: Mehrere Blätter ſprechen
von der Demiſſion, welche von den Mitgliedern des Kabinets vor
der Einberuſung der Kammer überreicht werden ſollte. Es empfiehlt
ſich, zu bemerken, daß dieſe Nachricht ſich weder auf Präzedenzfälle
noch auf irgend eine politiſche Thatſache ſtützt. Es wäre überdies
dem Präſidenten der Republik nicht möglich, ein Miniſterium zu
bilden, ehe die Beratungen der Kammer ihm die nötigen Anzeichen
geliefert haben. Dieſe Demiſſion wäre demnach in keinerlei Weiſe
berechtigt und dies ganz beſonders nach dem günſtigen Ausfall der
allgemeinen Wahlen.
Nach einer Meldung verſchiedener Blätter wird Prinz Louis
Napoleon, der bisher in der italieniſchen Armee diente, ſich in
einigen Tagen in Monza vom Könige von Italien verabſchieden,
da der Prinz am 1. November in das ruſſiſche Heer einzutreten
gedenkt.
Der =Gaulois' kündigt die Auflöſung des Bündniſſes zwiſchen
dem Grafen von Paris und den Boulangiſten an.

199

Beſaien. Die liberale Partei veranſtaltet einen Petitions h
an den König gegen die klerikale Wahlreform.
Dänemark. Der Zar iſt, von der 8arin, den Großfürſten
däniſchen Köniaspaare und dem Prinzen und der Prinzeſſir=
Wales zum Bahnhof geleitet, von Fredensborg am 9. mdh
11½ Uhr nach Kopenhagen gereiſt, wo er ſich an Bord
Derſchawa zur Fahrt nach Kiel beaab. Die Zarewna und¼
däniſche Känigsvaar reiſen Dienstaa ab.
Ilakien. Die Grundzüge des Uebereinkommens zwiſchen A=
land
und dem Vatikan ſind am 9. in Rom durch Jswolskiu
Kardinal Rampolla unterzeichnet worden.- Wahrſcheinlich wen
fünf Biſchöfe durch die Propaganda ernannt werden.
Spanien. Einer Meldung aus Tanger vom 9. zufolge
der Sultan ſeine Abreiſe auf Donnerstag feſt. Zur SühnungikiüA
die Plünderung des ſvaniſchen Schiffes durch die Riſfpiratez
Alhucemas ſalutierten die marokkaniſchen Forts die ſpaniſche Fleu=
Nach weiteren Mitteilungen aus Tanger haben Neger aus
Gefolge des Sultans den ſpaniſchen Militärattaché Haro beleil
Der marokkaniſche Miniſter begab ſich ſofort zu Haro und bateu
Entſchuldigung. indem er verſprach, die Schuldigen zu züchtiger
Bukgarien. Prinz Ferdinand iſt am 8. abends mit kleim,
Gefolge mittels des Orient=Expreßzuges nach Ebenthal gereiſt,
ſeine Mutter zu beſuchen. In einer an das Volk gerichteten Prclh
mation ernennt der Vrinz gemäß Artikel 19 der Verfaſſung ac
Miniſterpräſidenten Stambuloff zu ſeinem Stellvertreter. M.
Prinz reiſt incoanito und wird 14 Tage wegbleiben.
Fürkei. Für den Aufenthalt des deutſchen Kaiſers in Kns
ſtantinopel ſind drei Tage in Ausſicht genommen. In Betreff
Empfanges und des Programms des Auſenthalts erfährt die K.
8ta., daß der Kaiſer mit dem Schiffe auf der Höhe des PalaufIk
Dolma=Bagdſche ankommend, an der zu dem Waſſer führemckUk,
Treppe des Palaſtes von dem Sultan empfangen werden wWitht=
der
ihn dann nach Pildiz=Valaſt geleitet, wo ein für den 8ttchlſcka
neuerrichteter Kiosk den kaiſerlichen Gaſt und einen kleinen Wlh,
des Gefolges aufnehmen wird. Hierauf folat gegenſeitiger BeſUhlgnl
der Herrſcher. Je nach der Ankunftszeit des Kaiſers findet vielle-uhla
noch an demſelben Tage, ſonſt am folgenden, eine Truppenſchhſüäht
ſtatt. Die beiden Abendtafeln finden im Palais ſtatt. Am zweiinär=
Tage ſollen die Majeſtäten die proteſtantiſche Kirche, dann k
Kaiſerin das deutſche Hoſpital beſuchen; daran dürfte ſich dit=
Frühſtück bei dem deutſchen Botſchafter v. Radowitz und e
Empfang der Kolonie im Botſchaftspalaſt ſchließen. Eine Faklülä=
den
Bosporus aufwärts bis nach dem Schwarzen Meere, Bſeli4h
Beſichtigung Stambuls und ſeiner Sehenswürdigkeiten füllen B
übrige Zeit aus. Oeffentliche Feſtlichkeiten irgend welcher Wl=
ſnden
in keiner Form ſtatt, da ſolche dem Weſen des Sultarslhs;
nicht zuſagen.

Aus Etadt und Land.

Darmſtadt, 11. Oktober.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 9. Oktobe=
den
Staatsanwalt bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſes
Theodor Seeger zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Büdingen
und an demſelben Tage den Gerichtsaſſeſſor Daniel Lorbache:
aus Lorſch zum Staatsanwalt, beide mit Wirkung vom 1. Noybr1
an, ernannt.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 23 enthält: Bekanntmachung
die Zuteilung der Graflich Görtz'ſchen Waldgemarkungen 1bis VIII
zum Standesamtsbezirk Schlitz betr.
( Wenn der Antrag des Herrn Landtagsabgeordneten Kredg=
von
Michelſtadt wegen Aufhebung des Geſetzes vom 22. Novembe
1872, die Mitwirkung der Forenſen bei der Feſtſetzung des Ge
neindevoranſchlags betreffend, rechtzeitig die Genehmigung de=
Landſtände und der Regierung fände, ſo könnten wohl ſchon dich
Forenſenwahlen, welche demnächſt wieder nach den regelmäßigen:
Erſatzwahlen der Gemeindevertretungen im ganzen Lande ſtattzu/
ſinden haben, in Wegfall kommen. Daß dies geſchehe, kann nur.

als höchſt wünſchenswert bezeichnet werden. Der Kredel'ſche Anz

trag iſt gewiß Jedem, der mit dem Geſetz in irgend welcher Weiſo=
zu
thun hatte, aus der Seele geſprochen, denn die erzielten Reſul=

tate dieſes Geſetzes ſind wohl gleich Null anzuſchlagen und ſtehem
auch nicht im Entfernteſten im Verhältnis zu den Heiſtverluſten.
Arbeitslaſten und Koſten, welche dieſes Geſetz den Gemeinden des
Landes regelmäßig alle drei Jahre auferlegt. Das Prinzip des
Geſetzes, die Forenſen (d. h. die in einer Gemeinde nur ſteuerpflich=
ligen
, aber dort nicht wohnhaften Perſonen) an der Feſtſtellung des
Gemeindevoranſchlags, ſowie bei Aufnahme von Anleihen in dem
Gemeinde, mitwirken zu laſſen, iſt zwar an ſich nicht unrichtig,
aber auf dem Weg dieſes Geſetzes nicht zu erreichen. Die Forenſens
elbſt haben durch beinahe abſolute Wahlenthaltung ſeit nahezu 175
Jahren gezeigt, daß ſie gar keinen Wert auf dieſes Geſetz legen
und ſich gar nicht um dasſelbe kümmern. Es dürfte alſo auch für-
die
geſetzgebenden Faktoren kein Grund vorliegen, dasſelbe, deſſen¼
Handhabung alle Gemeindeverwaltungen als eine ſchwere und zu= nutzloſe Laſt empfinden, noch länger zu halten.

[ ][  ][ ]

ll.

Großh. Handelskammer, Sitzung vom 7. Okt. Eine Petition
ſEroßh. Handelskammer Gießen, den Ausnahmetarif für Export,
ihe den Steinkohlenzechen zur Zeit ihrer Notlage gewährt
we, in anbetracht der jetzigen hohen Kohlenpreiſe wieder aufzu=
ha
, beſchloß man zu unterſtützen; dagegen einer Aufforderung
1 Unſchluſſe an eine Reſolution der Handels= und Gewerbe=
lamæ
für Oberbayern, die Erſtrebung eines internationalen Ver=
b
ves Kaffee=Terminhandels betreffend. keine Folge zu leiſten,
er gewünſchie Erfolg nicht zu erwarten ſei. Eine von der
ſllchaft italieniſcher Weinbergbeſitzer zu Rom veröffentlichte und
Profeſſor G. B. Cerletti verfaßte Schrift, betitelt: Notes sur
nErie et le commerce de vin en Italie avec une carte vini-
welche
nach dem Urteile italieniſcher Fachkreiſe mit großer
ckmntnis verfaßt iſt und neben einem reichen ſlatiſtiſchen
Rrcal eine überſichtliche Darſtellung der in den einzelnen
genden Italiens gewonnenen Weine unter Namhaftmachung der
tonagendſten Weinbergbeſitzer und Weinexporthäuſer gibt, ſoll
chitereſſenten umſomehr empfohlen werden, als das Organ des
hechen Weinbau=Vereins in einem Artikel der Nr. 18 d. d.
En. 4. Mai l. J. bereits auf den Bezug billiger Verſchnittweine
hotalien aufmerkſam macht und denſelben empfiehlt. Solche,
uée als Gläubiger in Frankreich Rechtſuchen, ſollen auf das von
telenter Seite empfohlene Inſtitut; Contentieux internationale
WCiéanciers Réunis (Directeur: Mr. A. Viallate) 346 Rue St.
nrtz. Paris aufmerkſam gemacht werden und wird das
ſEextrriat Großh. Handelskammer auf Befragen hierüber nähere
Aün ft erteilen. Bezüglich der Gebühren für Benutzung der
hmtzollamts=Niederlage dahier referierte Herr Kaiſer und war die
lar tät der Kammer der Anſicht, daß eine Erhöhung dieſer
m Exhren erſt dann angezeigt wäre, wenn eine Hauptzollamts= Nie=
n
! dliæhe hergeſtellt ſein würde, welche den Bedürfniſſen des Han=
r
ſnl dKtandes dahier entſpräche. Dies würde aber einen Neubau er=
öhhkn
. da durch etwaige Abänderungen der jetzigen durchaus
umänglichen Lokalitäten genügende Abhilfe nicht geſchaffen werden
itig
r) köhm Der letzte Gegenſtand der Tagesordnung betraf das Noten=
nui
nui=
prteg
der Bank für Süddeutſchland, die Majorität der Kammer
wuchte die Fortdauer dieſes Privilegiums.
Das Winterſemeſter der Techniſcheu Hochſchule, beginnt
Aſüztng, den 15. Oktober. Aus dem im Programm der Anſtalt
vaſmen tlichten Vorleſungsverzeichnis heben wir die nachſtehenden
ſſſick von allgemeinerem Intereſſe, hervor: Allgemein
llkende Gegenſtände: Geſchichte der deutſchen Kultur und
Liſlhatur im Mittelalter (Profeſſor Dr. Roquette). Ueber Göthe's
nazsl Fi ü Derſelbe). Allgemeine Kunſtgeſchichte (Geh. Hofrat Profeſſor
Blschaefer). Geſchichte der metallotechniſchen Künſte (Profeſſor
biA Ahdamyl. Loaik (Profeſſor Dr. Graefe). Grundzüge der Rechts=
Aal mhſchaft (Oberlandesgerichtsrat Heinzerling). Ueber Patentweſen
556 U hiehor Lincke). Geſchichte der deutſchen Sprache von Ulfilas
bösuther (Major v. Pfiſter). Italieniſche Sprache (rofeſſor.
Rl Gx. Franzöſiſche Sprache, Techniſche Stoffe (Derſelbe). Eng=
yal
lüſh Sprache (Dr. Hangen). Ruſſiſche Sprache (Major v. Pfiſter).
an d- Wliuxwiſſenſchaften: Zoologie, Niedere Tiere (Proſeſſor
c06) Avv. Koch). Zoologiſches Praktikum (Derſelbe). Allgemeine
Bnik (Profeſſor Dr. Dippel). Allgemeine Mikroskopie (Derſelbe).
dlſal Wvitorium der Botanik (Privatdocent Dr. Hanſen). Rohſtoffe
Mldsſ deuſlanzenreichs (Derſelbe. Mineralogie und Geſteinslehre Gro=
ſel
h Dr. Lepſius). Experimental=Phyſik (Profeſſor Dr. Schering).
Ghente der Elektrotechnik (Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Kittler).
n. Althaniſche Chemie (Profeſſor Dr. Staedel). Chemiſche Techno=
2 luw ſrofeſſor Dr. Thiel). Pharmakognoſie (Obermedizinalrat
Ahmoth). Darſtellende Künſte: Freihandzeichnen (Pro
fei m Kumpa). Heichnen und Malen (Profeſſor Noack). Orna=
⁵⁄ö m uk Profeſſor Simons). Außerdem finden praktiſche Uebungen
ni Taboratorien der Anſtalt, und zwar im phyſikaliſchen, im
xvtechniſchen, im chemiſchen, im chemiſch=technologiſchen, im
Wtüal ogiſchen und geologiſchen, ſowie im mechaniſch=technologiſchen
Bcatorium ſtatt. Die Zeit für die einzelnen Unterrichtsfächer

130
24
45.)
80
A=
lol

4112
I6

eim.

koln aus dem im Veſtibüle des Hauptgebäudes ausgehängten
nenplan entnommen, ſowie im Sekretariat der Techniſchen
Hüchale eingeſeben werden; auch werden daſelbſt Exemplare des
marnms und des Stundenplans an Intereſſenten abgegeben.
Wämachen darauf aufmerkſam, daß der Beſuch einzelner Vor=
le
hert und Uebungen nach freier Auswahl auch ſolchen Männern,
er mlicht iſt, welche bereits einen Lebensberuf erwählt haben.
Vblben ſind als Hoſpitanten zum Beſuch des Leſezimmers, ſowie
Renutzung der allgemeinen Bibliothek der Techniſchen Hochſchule
retist.
Nachdem das ſtädtiſche Pfandhaus aus dem Hospitalgebäude
mt worden war, hat man in den dadurch frei gewordenen
ſiſihen des letzteren alsbald eine proviſoriſche Küche ein=
ikket
, indem die ſeitherige Hospitalküche und die in derſelben
lölich geweſene Heerdanlage nicht mehr brauchbar erſchienen.
proiekt über die zweckmäßigſte Verwendung der für das Hospital
n die Verlegung des Pfandhauſes gewonnenen Räume wird
dſyta dtverordnetenverſammlung demnächſt beſchäftigen. Für das
( öre Publikum wird es von beſonderem Intereſſe ſein, zu er=

199
2819
jahren, daß in dieſem Projekt auch die Einrichtung einer, der allge=
meinen
Benutzung zugänglichen Desinficieranſtalt für Möbel
Kleider, Bettwerk, Wäſche u. ſ. w. enthalten iſt. An Stelle der
dermalen im Hospital nach dieſer Richtung hin beſtehenden unzu=
länglichen
und auch veralteten Einrichtungen, ſoll eine dem der=
maligen
Stande der Wiſſenſchaft entſprechende, der Größe der Stadt
angepaßte Herſtellung erfolgen, wodurch dem Bedürfniſſe des
Hospitals, wie auch des geſamten Publikums Rechnung getragen wird.
Der Darmſtädter Pferdemarkt wird von dieſem Herbſt an
nicht mehr auf dem ſtädtiſchen Viehmarktplatz abgehalten werden,
ſondern auf dem vom Verein käuflich in Eigentum erworbenen
Pferdemarktplatz, dem weſtlichen Teile des früheren Holzhofs,
gegenüber der neuen Dragonerkaſerne am großen Exerzierplatz.
Dort hat der Verein, nachdem der ſtädtiſche Viehmarktplatz, der
ſich ſeither ſchon als zu klein erwies, ſo daß die nicht in den
Stallungen eingeſtellten Pferde in den umliegenden Straßen auf=
geſtellt
werden mußten, ein größeres, von einer Mauer um=
chloſſenes
Terrain erworben und dasſelbe ſeinen Zwecken ent=
prechend
hergerichtet. Zwei große, neue Stallungen ſchließen die
Weſt= und Südſeite ab. Auf der dem Exerzierplatz zugewendeten
nördlichen Seite, wo ſich auch die beiden Einfahrtsthore befinden,
iſt das, allerdings nur proviſoriſche Ausſtellungs= und Reſtaurations=
gebäude
errichtet, nach Oſten zu befindet ſich innerhalb des Markt=
platzes
der Raum zur Aufſtellung der nicht in den Stallungen
untergebrachten Pferde; eine dermalen noch offene Reitbahn, ein
größerer Muſterungsplatz für die Händler, ein Platz. auf welchem
die Prämiirung, ſowie ein ſolcher, auf dem die Ankäufe zur Ver=
looſung
ſtattfinden, vervollſtändigen die innere Einrichtung. Wenn
auch, wegen der Kürze der Zeit, manches noch einen proviſoriſchen
Charakter trägt, ſo macht doch der Pferdemarktplaz mit ſeinen
neuen Gebäuden einen recht guten Eindruck und wird allen Wünſchen
und Bedürfniſſen entſprechend jetzt ſchon eingerichtet. Das Stand=
geld
in den Stallungen beträgt, wie ſeither ſchon, für die Dauer
des ganzen Marktes per Pferd 5 M., auf dem freien Platz per
Pferd und Tag 50 Pf.
Die bekannte Maſchinenfabrik für Mühlenbau Gebrüder Seck
in Darmſtadt iſt geſtern behufs Auseinanderſetzung der Geſchäfts=
inhaber
in eine Aktiengeſellſchaft unter der Firma Mühlenbau=
anſtalt
, Maſchinenfabrik und Eiſengießerei, vormals Gebrüder Seck,
Darmſtadt, umgewandelt worden.
4. Mainz, 9. Oktober. Die hieſigen Stadtverordneten bewilligten
heute abend 900 M. aus ſtädtiſchen Mitteln zur Entſendung
von Arbeitern verſchiedener Verufe zur Unfallverhütungsaus=
ſtellung
nach Berlin. Die von der Bürgermeiſterei hierzu be=
ſtimmten
Arbeiter, 10 an der Zahl, reiſen heute Abend nach Ber=
lin
ab.
Die elektriſche Beleuchtung des hieſigen Theaters ſcheint nun
in den Kreiſen unſerer ſtädtiſchen Verwaltung doch geplant zu ſein.
Im Auftrag der Bürgermeiſterei unternimmt nämlich eben der
ſtädtiſche Thatermeiſter eine Reiſe nach verſchiedenen Städten, deren
Bühnen bereits zur elektriſchen Beleuchtung eingerichtet ſind.
Bei dem Brand der Albrecht'ſchen Lackfabrik in
verfloſſener Nacht wurde, wie nachträglich konſtatiert ſei, doch ein
größerer Teil der Waarenvorräte und Rohprodukte gerettet.
Berlin, 9. Oktober. Die Ausſtattung der Prinzeſſin
Sophie naht ihrer Vollendung. In etwa 8 Tagen wird das
Hauptſtück, das koſtbare Brautkleid, das mit einem Tablier in ent=
zückender
Lyoner Silberwirkerei, mit venetianiſchen Spitzen und
reichem Federbeſatz geziert iſt, abgeliefert werden, nachdem ſchon in
letzter Woche der 3 Meter lange und 1½ Meter breite Braut=
ſchleier
übergeben worden iſt. Eine öffentliche Ausſtellung der koſt=
baren
Sachen wird nicht ſtattfinden. Der Hauptteil der Ausſteuer
iſt von Berliner Damen geliefert, neben Berlin iſt der Tgl. Rdſch.
zufolge vor allem noch Frankfurt beteiligt. Unter den Spitzen ent=
zückt
vor allem ein Volant aus weißer Point de Venise von ganz
außergewöhnlicher Schönheit. Der Volant iſt 35 Centimeter hoch
und zeigt im Muſter Rankenverſchlingungen von Myrthen und
Roſen mit en relief aufgelegten Blumen. Hierzu paſſen ſchmale
Spitzen in demſelben Muſter. Die Ausführung gehört zu dem
Vollkommenſten, was deutſche Spitzenklöppelei je geſchaffen. Nicht
minder herrlich iſt ein ſchwarzer Chantilly=Volant von über einem
Meter Höhe mit großem und reich geſtaltetem Blumenmuſter.
Auch hierzu gehören ſchmale Spitzen, ſowie Barben und Tücher in
prächtiger Ausführung. Von ganz auserleſenem Geſchmack iſt eine
roſa Matinée in Jackenform mit anſchließendem Rückenteil. Die
Matinée iſt rund herum mit Valencienneſpitzen und Einſätzen
garniert, denſelben Schmuck trägt der loſe Jackenteil. Eine Robe
intérieure iſt nach einem eigens für die hohe Braut entworfenen
Modell gefertigt. Die Robe iſt in zarteſtem Cröme gehalten und
zeigt weite griechiſche Aermel mit Alençoneinſätzen und Spitzen.
Das ganze wird umſchloſſen von einem breiten ersmefarbigen Band,
welches vorn in langen Enden herabfällt. Die Morgentoiletten,
welche beſtimmt ſind, nach dem Bade angelegt zu werden, ſind aus
weißer Wolle und reich mit Atlas in gleicher Farbe beſetzt. Die
weißſeidenen Nachthemden ſind farbig languettiert.

[ ][  ]

2820
Nr.
Berlin, 9. Oktober. Der hieſige ruſſiſche Botſchafter Gra
Schuwalow wird dem Kaiſer von Rußland den Phono=
graphen
vorführen. Die beim Reichskanzler Fürſten
v. Bismarck aufgenommenen Phonogramme werden in 10000 Ab=
drücken
hergeſtellt werden. Ediſon beabſichtigt, den wichtigſten An=
ſtalten
, Behörden und Vereinen Deutſchlands Abdrücke zu ſchenken.
Wien, 9. Oktober. Der berühmte Pſhchiater Profeſſor Lei=
desdorf
, aus deſſen Anſtalt Fürſt Sultowski entfloh, iſt heute
plötzlich geſtorben.
Brüſſel, 9. Oktober. Der ſeit Montag wütende Sturmim
Kanal verurſachte den Untergang mehrerer Dampfer und Segel=
ſchiffe
. Man befürchtet den Verluſt zahlreicher Menſchenleben.
Mailand, 7. Oktober. Exploſion. Aus Lanciano lam Oſt=
abhang
) wird telegraphiert: Geſtern vernahm man in der Stadt
plötzlich eine heftige Oetonation, welche alle Einwohner alarmierte.
Die Villa des Herzogs Zucchetti, in der Näbe von Lanciano
gelegen, war in die Luft geflogen. Ein großes Quantum daſelbſt
aufbewahrtes Jagdpulver war explodiert und hatte die Kataſtrophe
herbeigeführt. Der Herzog und ſeine vier Söhne ſind tot, der
Herzogin und der Gouvernante wurden die Beine zerſchmettert.
Aus Riga ſchreibt man der Köln. 3tg. über die Ber=
folgungsſucht
der ruſſiſchen Polizeidaſelbſt: Auf
dem der Stadt Riga gehörenden Gute Kleinjungfernhof befindet ſich
ein Krug, der ſeit alten Zeiten den Namin Bruhſchekrug' ( Preu=
ßenkrug
) führt. Es iſt wahrſcheinlich, daß dieſe Bezeichnung aus
den Anfängen dieſes Jahrhunderts herrührt, da die ruſſiſche und
preußiſche Armee einträchtig nebeneinander gingen. Dieſer Name
hat jetzt Anſtoß erregt und die Polizei verlangte, daß neben der
lettiſchen auch die ruſſiſche Bezeichnung ſtehe. Der Krüger erhielt
den Auftrag, den Entwurf einer ſolchen Tafel vorzuweiſen. Hier
hieß es nunmehr in wortgetreuer Ueberſetzung,Pruſſkaja Kortſchma.
Welch ein Schrecken erfaßte nun die Schergen! Dieſen Wortſinn
hatten ſie in dem Lettiſchen Namen doch nicht vermutet. Es iſt
nun der Befehl ergangen, der Krug dürfe nicht mehr Preußen=
krug
; heißen, ſondern müſſe einen unverfänglicheren' Namen er=
halten
! In dasſelbe Kapitel gehört auch die Thatſache, daß die
Volizei den über dem hieſigen Gaſthof Frankfurt am Main- ſeit
Jahrzehnten thronenden einköpfigen Adler, weil er angeblich ein
preußiſcher ſein ſoll, hat entfernen laſſen und zur Zeit darüber
Verhandlungen eingeleitet hat, um auch den auf Grund alter Privi
legien deutſcher Kaiſer im Wappen der Schuhmacherämter ge=
führten
Adler zu beſeitigen.
Ju einer ruſſiſchen Beſſerungs==Anſtalt. Ein Mitglied des
Vereins zur ſittlichen Hebung der Gefangenen' fragte einen Sträf=
ling
: Weshalb ſind Sie beſtraft Pu - Weil ich gefälſchte Waare
verkauft und mir alſo unter betrügeriſchen Angaben Vorteile ver=
ſchafft
habe; antwortete dieſer aufrichtig. - Ich hoffe, daß Sie
in dieſer Anſtalt, deren ganze Einrichtung und Leitung auf die
Beſſerung ihrer Inſaſſen gerichtet iſt, wieder zu einem nützlichen
Mitgliede der Geſellſchaft werden. Womit werden Sie beſchäftigt ?
Ich arbeite für den Fiskus Lederſohlen aus Pappendeckel!

Gegenſeitigkeit. Guſte; Es iſt doch nicht recht von Dir,
daß Du die Cigarren Deines Lieutenants rauchſt! Burſche:
Er raucht ja auch die meinigen!- Guſte; Wieſo ?o - Burſche:
Nun ich lege ja immer meine zum Erſatz in die Kiſte.
Heſſiſche Dichter.
1X.
Nachdruck verboten.
E. M. Die verſöhnende. vermittelnde Art Carrieres blickt uns
beſonders auch in dem Werkchen Jeſus Chriſtus und die Wiſſen=
ſchaft
der Gegenwart; an. Solche Ausgleichungsverſuche ſind aller=
dings
nicht ganz nach Geſchmack der kämpfenden Parteien. Und
doch muß man dem hohen, ſittlichen Ernſt, mit welchem Carriere
an die tiefſten Herzensangelegenheiten der Menſchheit herantritt,
Achtung und Billigung zollen.
Ebenſowenig wie der Münchener Philoſoph der Meinung iſt,
daß die religiöſe und kirchliche Geſtaltung unſeres Lebens unab=
hängig
von den wiſſenſchaftlichen Nebenſtrömungen ihren gedeih=
lichen
Fortgang nehmen könne, huldigt er der Anſchauung, daß die
Reſultate der Wiſſenſchaften, insbeſondere der Naturwiſſenſchaften,
ſich dem Chriſtentum feindlich gegenüberſtellen.
Er bearüßt es daher als einen Fortſchritt der neueren prote=
ſtantiſchen
Theologie, daß ſie wieder die Perſönlichkeit Jeſu
betont, während der Rationalismus vornämlich den Lehrer in ihm
ſieht, die Orthodoxie in das Bekenntnis vom Dogma über ihn
das Schwergewicht legt.
Man ſollte es kaum glauben, daß Carriere, der ſich mit ſo viel
Aufrichtigkeit und eigenem Herzensbedürfnis um die Klärung dieſer
Fragen und Geſichtspunkte bemüht, der in zitierter, nicht ganz 100
Seiten ſtarker Schift, bei Darſtellung des Kerns der chriſtlichen
Lehre ſowohl Auguſtin, Angelus Sileſius wie David Strauß zu
Worte kommen läßt, daß dieſer Mann doch in erſter Linie Kunſt=
gelehrter
ſei. Aber es iſt ſeiner Natur entſprechend, ſich an den
verſchiedenſten Angelegenheiten der Menſchheit mitredend zu betei=

199
ligen. Der freie Blick, der offene Sinn, der ihn 3. B. bei Abfa
des größeren Werkes Die philoſophiſche Weltanſchauung den
formationszeit in ihren Beziehungen zur Gegenwartr leitet,
ihm auch die Feder geführt bei dem Entwerfen der kleinen Ei
und Enſemblezeichnungen. Außer der Geibelbrochure beſitze
von Carriere auch noch eine Monographie über Bettinc von An
Zu den litterariſchen Enſemblezeichnungen möchten wir das Schril
Dreißig Jahre an der Akademie der Künſte zu München' rec
Dieſer zuerſt in den Weſtermannſchen Monatsheften veröffen A
Aufſatzehelus bringt unter der Form von Lebenserinnerun
intereſſante Skizzen über das geiſtige Leben in den akadem
Kreiſen Jſarathens. Namen wie Wilhelm v. Kaulbach, K ur.
Viloth u. v. a. drücken dieſem ſein eigenartiges Gepräge auf.
dem Carriere uns von ſich und ſeinem eigenen Streben und Wi=
unterhält
, vermittelt er uns gleichzeitig aufs ungezwungenſt
Bekanntſchaft mit dieſer Münchener Geiſtesariſtokratte.
In dieſem Gelegenheitsſchriftchen erkennen wir auch den Au=
des
Sonettenkranzes wieder, in welchem dieſer in Gemein
mit Theodor Creizenach Freundſchafts= und Ehrengrüße an Gil
wie Hölty, Humboldt, Gervinus, Heinrich Heine u. a. m. verſel
Die den Gebrüdern Jakob und Wilh. Grimm geltenden Strol
mögen hier einen Platz finden:
Ein hoher Dom, der mit erhabnen Bogen
Zum klaren Blau des Himmels ſteigen,
Dann ſich zur ſchönen Erde niederneigen
Und ſpiegeln will in den kryſtallnen Wogen.
Ein Märchenhauch, in Lüften eingeſogen,
In denen ſpielt der Elfen dunkler Reigen;
Dann ernſte Fahrer, die zur Tiefe ſteigen
Und edelſtes Metall heraufgezogen:
Dies alles glaubt zu fühlen und zu ſchauen
Wer Euren hohen Tempel, edle Brüder,
Von ferne nur betrachtet aus der Pforte.
Das ganze Volk mit dankendem Vertrauen
Blickt froh hinauf zu Euch, Ihr auten Hüter
Von ſeinem lang vergrab nen großen Hortel
Es iſt bezeichnend für den univerſellen Geiſt Carrieres, daſ
dieſem Sonettenreigen die verſchiedenſten Individualitäten Sury
finden; Gervinus hat dicht neben Heine ſeinen Platz.
Die einzelne Perſönlichkeit nach ihrem geiſtigen Gehalt
feſten, beſtimmten Umriſſen wiederzugeben, gelingt Carriere=
Vers wie in Proſa gleich gut. Das Porträt iſt ſeine Frah
und ſeine Kraft.
Daneben finden ſich dann freilich auch Dichtungen größoſel
Schwunges, die von der Sonne der welthiſtoriſchen Idee beleuck
ſind, wie z. B. Die letzte Nacht der Girondiſten=, und das
Serie der Geſchichtsbilderr einleitende Allen Heiligen: Geda-
wird
hier zum Gedicht, Gedicht zum Gedanken.
Moritz Carrière faßt ſelbſt das Weſen ſeines Wirkens 1ll
Schaffens am beſten und kürzeſten zuſammen in den Worten, we.
die Gedichtſammlung eröffnen:
Ich habe als Schriftſteller wie als akademiſcher Lehrer ſt
mich ganz gegeben; ich habe mit den Kräften des Gemüts urs
Geiſtes zugleich gearbeitet, und neben Verkennung und Enttäuſchuc
auch die Freude gehabt zu vernehmen, daß in meinen wiſſenſcha=
lichen
Büchern nicht tote Lettern, ſondern ein lebendiger Menrhl
den Leſern entgegentrete. Solchen Leſern und Hörern glaubte
dieſe Herzensergießungen nicht vorenthalten zu ſollen. Sie werd.
ſinden, daß ich vieles dichteriſch angeſchaut, bevor ich es philoſophiil
dargelegt.
(Schluß folgt.

[12161
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten hiermit die
traurige Mittheilung, daß geſtern Vormittag 12 Uhr
unſer theurer Gatte und Vater
Rentner Th. Schütz
nach kurzem Krankenlager ſanft entſchlafen iſt.
Namens der Hinterbliebenen bitten um ſtille Theil=
nahme

Katharinz Schütz,
geb. Kuhn,
und Kinder.
Darmſtadt, den 10. Oktober 1889.
Die Beerdigung findet Samstag Nachm ttag 3 Uhr vom
Sterbehauſe aus, Marienplatz 10, ſtatt.

Aruck und Vevlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.