Aoonnementspreis
Olertelührlich 1 Mark 50 Pf. ua.
Bringerlohn Auzwärn verden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ew
cengenommen zu 1 Mark v0 Pf.
wnanal hucd Poftaufſchlag
152. Faßrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
2Uuſlttz Rutthuttuagootutt.
Iuſerake
Verdenangenommen: n Dernſtad
von der Expedition Rheinſtr. Nr. 2.
mBeſſungen von Friedr. Bllßer,
Schießhausſtraße 14 ſowie auswün
Du allen Aunnonen=Expeditonen.
Amtliches Organ
für die Bekanutmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Bolizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Ne 149.
Freitag den 2. Auguſt.
1889.
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
Genehmigte Verlooſung: Unternehmer: Der Vorſtand der Münchener Künſtlergenoſſenſchaft: 120000 Looſe
1 Mk., wobei der Käufer von 3 Looſen als Prämie eine Kabinets=Photographie im Verkaufswerth von 1 Mk. erhalten
ſoll. Verlooſung von Kunſtwerken und Kunſtwerkreproductionen ſpäteſtens am 31. Dezember d. Js.
Lundſtücke.
Die vom 1. Januar bis einſchließlich 30. Juni 1889 im Bereiche der Main=
Reckar=Bahn aufgefundenen herrenloſen Gegenſtände ſollen nach Ablauf von 3
Mo=
naten öffentlich verſteigert werden. Etwaige Eigenthumsanſprüche wollen vorher bei,
unſerem Fundbüreau in Darmſtadt angebracht werden.
Darmſtadt, den 23. Juli 1889.
(8896
Die Direktion der Main=Neckar=Bahn.
1
Lonndten 1GUITIU add
von J. J. Diefembach,
in Demyohns zu 3, 5 und 10 Liter,
er ſich in Folge ſeiner Güte und Haltbarkeit auch vorzüglich zum
Einmachen eignet.
Zu haben bei den Herren:
Emanuel Fuld, Kirchſtraße,
L. Gerſchlauer, Marienplatz,
C. Diehm & Cie. Rheinſtraße,
Clemens Behle, Roßdörferſtraße,
Franz Ebert, Arheilgerſtraße,
H. Brandſtätter, Erbacherſtraße,
C. Hammann, Caſinoſtraße,
J. B. Hänzel, Rheinſtraße,
Ph. Huwerth, Roßdörferſtraße,
Buldo Kneip, Kiesſtraße,
M. Braunwarth, Markt.
J. H. Möſer, Ruthsſtraße,
Wilh. Manck, Ballonplatz,
C. Watzinger, Wilhelminenſtraße,
Moriz Landau, Mathildenplatz.
Aug. Marburg, Carlsſtraße,
J. A. Supp, Markt,
Theod. Stemmer, Eliſabethenſtraße,
G. P Poth. Nachfgr., Bleichſtraße,
M. W. Praſſel, Rheinſtraße.
Chr. Pfeiffer, Waldſtraße,
Wilh. Müller, Hoffmannſtraße,
Guſt. Landau, Ludwigsplatz,
G. Viel, Eliſabethenſtraße,
Phil. Weber, Carlsſtraße,
J. Röhrich, an der kathol. Kirche,
C. Reinemer, Niederramſtädterſtraße,
Heinr. Schulz, Pfungſtadt.
NB. Sämmtliche Korbflaſchen ſind mit meinem Firmenſiegel
verſehen.
[7847
Ein gebr. Ledertuch=Kanapee
billig zu verkaufen.
8631
J. Böttinger, Mathildenplatz 7.
Ein gut erhaltenes Piano
wegzugshalber zu verkaufen
Heinrich=
ſtraße 63.
118897
Neue,
dänische Schalotten
per Pfund 20 Pfg.
empfehlen
(8808
Gebr. Hemz.
Hassolor Ausstellungslooso
1 Mark.
Ziehung 19. September.
Büdingor Ausstollungsloose
1 Mark
ſind in der Expedition d. Bl. zu
beziehen.
Frauen-Sohönhelt
wird durch Sommerſproſſen beeinträchtigt.
Lanolin-Schwefelmilch Selfe
GBeſtand: Neutrale Seiſe, Lanolin und
Schwefelmilch), ächt von Jünger &
Gebhardt in Berlin, beſeitigt
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raſchend alle Haut=Unreinheiten und macht
bei täglichem Gebrauch die Haut zart,
weiß und ſammetartig.
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Veberall vorräthig.
heſchäfts=Verlegung.
Unſer Geſchäftslokal befindet ſich von jetzt ab bis zur Vollendung
unſerer Geſchäftsräume im Hauſe des Herrn Lederhändlers Hess
6 Schulſtruße 6,
und halten uns in ſämmtlichen Haushaltungs=Gegenſtänden
beſtens empfohlen.
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Chr. Wirthwein & Comp. i
d44
7⁄₈
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das halbe Kilo zu 20 Pfg.
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6 M. an, Herrenſtiefletten mit
Doppelſ. v. 7 M. an,
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ſtiefel v. M. 4.50 an,
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Eleg. Damenhalbſchuhe mit
Lack=
blatt 6 M., Zeugſchuhe M. 1.50,
mit Zug 2.20, Plüſch=Schuhe mit
Nahmſ. u. Abſ. 2.75. Größte
Aus=
wahl in Knopf=,Schnür= u.
Haken=
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oborseoisches.
E
1
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ſödtet mit nahezu wunderbarer Kraft und
Sicherheit alle ſchädlichen und läſtigen
Inſekten, wie
Motten, Wanzen. Schwaben.
Fliegen, Flöhe, Ameiſen,
Vogel=
milben, Raupen etc.
Man ſei aber vorſichtig beim Einkauf
und laſſe ſich nicht durch marktſchreieriſche
Reklamen verleiten, ganz wirkungsloſe
In=
ſektenpulver zu kaufen, das Geld dafür
iſt geradezu auf die Straße geworfen.
Wer daher andere
angeprie=
ſene Pulver ohne Erfolg
ge=
braucht hat, nehme Ande's
überseeisch. Pulver
ſver=
ſtärktes Inſektenpulver), für
deſſen Wirkſamkeit bei
vor=
geſchriebenem Gebrauch jede
Garantie geboten wird.
Das Pulver wird nur in Blechbüchſen
von 40 Pfg. an verkauſt und iſt in
Darmſtadt ächt zu haben bei
5256
Carl Watzinger, Wilhelminenſtr. 11.
5.
16
86
10
10
⁹⁄o=
S5.
94
Gdurtoutzh:
Nr. 149
Es wird ſehr oft verſucht,
wenig Werth habende
Stärke=
präparate als Glanz=Stärke
einzuführen u. durch
Nach=
ſahmung der Packung meiner Amerikaniſchen Glanz=Stürke
das Publikum zu täuſchen, weshalb ich hiermit ganz beſonders
darauf aufmerkſam mache, daß jedes Packet meines
Fabri=
kats meine Firma und obigen Globus trägt, denn ich will
nicht, daß der Ruf meines durchaus reellen, allgemein als vorzüglich anerkannten
Fabrikats geſchmälert wird. Von den Vorzügen meiner Glanz=Stärke anderen
Fabrikaten gegenüber wird man ſich durch einen Verſuch leicht überzeugen.
Das Packet 20 Pfa. in den meiſten Droguen, Seifen= und
Colonial=
waarenhandlungen vorrathig.
[7170
Fritz Schulz. jun.. Leipzie.
Deutſche Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaft in Lübeck.
Gegründet 1828.
Nach dem Berichte über das 60. Geſchäflsjahr waren ult. 1888 bei der
Geſellſchaft verſichert:
40 386 Perſonen mit einem Kapitale von . 4 144 279 926. 17 9
und 4171880. 729 jährlicher Rente.
Das Gewährleiſtungskapital betrug ult. 1888. 4 38087886.03 9
Seit Gründung der Geſellſchaft wurden bis ult. 1888 für
18 444 Sterbfälle gezahlt.
4 54559 186. 01 9
Die Geſellſchaft ſchließt Lebens=, Ausſteuer=, Sparcaſſen= und Renten=
Ver=
ſicherungen zu feſten und billigen Prämien, ohne Nachſchußverbindlichkeit für die
Verſicherten.
Jeder, der bei der Geſellſchaft nach den Tabellen 1½-5 verſichert, nimmt
am Geſchäftsgewinne Theil, ohne deßhalb, wie bei den anderen Geſellſchaften,
eine höhere Prämie zahlen zu müſſen. Der Vortheil, den die Geſellſchaft bietet,
beſteht alſo in den, von vornherein äußerſt niedrig bemeſſenen Prämien, ſowie
darin, daß die Verſicherten trotzdem 75 Procent des ganzen Geſchäftsgewinnes
erhalten. Der Gewinnantheil für jede einzelne Verſicherung iſt ein von 4 zu
4 Jahren ſteigender, und zu dem Vortheil der von Anfang an möglichſt niedrigen
Prämie tritt noch der, daß dieſe niedrigen Prämien ſich mit. der Dauer der
ein=
zelnen Verſicherung ſtetig ermäßigen. Dieſer Gewinnantheil, welcher am Schluſſe
des je 4. Jahres ausbezahlt wird, betrug bisher durchſchnittlich:
für die erſte ¼jährige Vertheilungsperiode: 17as Procent einer Jahresprämie
„ zweite
„ dritte
„ vierte
3895
5233
6330
Zede gewünſchte Auskunſt wird koſtenfrei von der Geſellſchaft und ihren
aller Orten beſtellten Vertretern ertheilt.
In Frankfurt a. M. von Georg Lomer, General=Agent, Töngesgaſſe 29I,
in Darmſtadt von G. A. Wolff,
„ Philipp Vogel,
„
Beusheim , Dr. zur.
Schil=
ling=Trygophorus, Rechtsanw.,
Egelsbach von Conr. Scheſinger,
Gernsheim von Aug. Brentano
Guntersblum von Jacob Haas,
„ HeppenheimaB. von Fr. Böhm,
„ Hirſchhorn von Joh. Weber,
„ Höchſt i. O. von M. Vogt,
„ Lampertheim von Jacob Emrich,
in Oſthofen von Jacob Keller,
Pfeddersheim von J. Pierſon,
„ Pfungſtadt von H. Bauer, Redact.
„ Rohrbach bei Reichelsheim von
Wilhelm Keiper,
„ Schönberg von H. Rabenau,
Worms von Jean Hehl,
„ J. Strauß, Kaufm.,
„
Chr. C. Ackermann,
„
„
„ J. Wahlheimer,
„ Zwingenberg von Theodor Loos.
[7309
Griechische Weine,
eingeführt von Friedrich Carl Ott,
Würzburg & München.
Unbedingte Bürgſchaft für Reinheit, Echtheit und direkten
Bezug.
Niederlage in Darmſtadt nur bei
H. W. Prassel, Rheinſtraße.
(906
2101
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per Pfund M. 1.20.
v. vonmongor,
Ecke Grafen= und Rheinſtr. 14.
G. u. AEISgk,
Rheinſtraße I7,.
empfiehlt:
[469)
Tokayor, Gherrv, Madeira,
Portwein, Malaga,
Sehaummein.
Roth- und Weißweine
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ver=
kaufen Herdweg 58.
(8900
Sorgſane Mütter
reichen Kindern von 4-10 Monaten
in der heißen Zeit Kuhmilch nur
mit Zuſatz von - (7211
Timpes Kindernahrung.
Langjährige glänzende Erfolge. Man
verſuche L. Packete 80 u. 150 Pf.
bei C. Matzinger, Wilhelminenſt. 11.
8608) Aliceſtraße 30 ſind die
ſeit=
her von Herrn Schreinermeiſter Reuter
innegehabten
Räumlichkeiten
(Wohnung und Werkſtätten) per 1.
Okto=
ber c. anderweitig zu vermiethen. Näh.
Aliceſtraße 23 Hochpart. links von 3-5.
[340, Haganno 8o.
Stallung
für 3 Pferde nebſt Burſchenſtube iſt zu
vermiethen Wilhelmsſtr. 16. Nühere
Auskunft ertheilt die Expedition. (7649a
8901) Wilhelminenſtr. 8 zwei ſehr
ut möhl Zimmer alsbald beziehha.
2102
Nr. 149
E
CA.
AOOA¾
A4OII0
2
Gelwutz-orofuung und umpteyung.
Einem hohen Adel und hochgeehrten Publikum von Darmſtadt und Umgegend die ergebene Mittheilung. daß
ich Zimmerſtraße Nr. 3 ein phatographlaches Atelior eröffnet habe. Durch meine Ausbildung unter der
perſönlichen Leitung des Herrn C. Backofen, Hoſphotograph, und meine ſpätere Thätigkeit in den erſten Ateliers
von Berlin, Leipzig, Frankfurt a. M., bin ich in den Stand geſetzt, allen Anforderungen auf dem Gebiet der
Photo=
graphie zu genllgen. Meine Einrichtungen, den neueſten Errungenſchaften auf dem techniſchen und phyſikaliſchen Gebiete
entſprechend, geſtatten mir Aufnahmen jeder beliebigen Art und Größe in und außer dem Hauſe, als: Portraits,
Gruppen, Aufnahmen von Landſchaften, Kunſt= und Gewerbe=Gegenſtänden, Zimmereinrichtungen und
Re=
productionen nach Oelgemälden, Daguerrotypen u. ſ. w., in nur feinſter künſtlertſcher Ausführung anzufertigen.
Mit der Bitte um recht zahlreichen Beſuch eines hohen Adels und hochgeehrten Publikums zeichnet mit aller
Hochachtung
18902
Carl Berg, Zimmerſtraße 3.
Joologrscher Carloy
zu Trankkurt d. A.
Sonntag den 4. August 1889.
Vormittags von 6-12 Uhr. Eintrittspreis 20 Pf. per Perſon.
Aquarium ebenfalls 20 Pfg.
Von 12-1 Uhr bleibt der Garten geſchloſſen.
Nachmittags Eintrittspreis 50 Pfg. (Kinder 25 Pfa.)
Aquarium 20 Pfg.
Von 4½ Uhr an und Abends:
74
L. Aara-CohCert,
ausgeführt von der Kapelle des Gartens unter Leitung des Herrn
Kapellmeiſter L. Heiper.
Um 6 Uhr (bei günſtiger Witterung):
Luſtballon-uffahrt
des Herrn M. Lattemann.
Absturz mit dem Fallschürm.
Anfang der Füllung um 3 Uhr.
Für Abonnenten beträgt das Eintrittsgeld von 1 Uhr an
bis zum Schluß des Nachmittags=Concerts 25 Pfo. (auch für
Kinder).
(8903
Warnung.
Wir warnen hiermit Jedermann Nie=
mand etwas auf unſeren Namen zu lei=
hen oder zu borgen indem wir für nichts
haften.
Kourad Heß nebſt Frau. Circa 150 gebrauchte gut er=
haltene Säcke
kauft
Heivrich Müller,
Eberſtadt. (8776 Dür ein ſol. reinl. Mädchen wird pr.
25 ſof. bei ordentl. Leuten Schlafſtelle
geſ. Gefl. Off. u. K. M. 3 Exp. d. Bl. Fin Herr kann mit oder ohne Penſion
C Wohnung erhalten u. gleich bezieh=
bar. Niederramſtädierſtr. 17.
[8855
M
8904) Ein ält. geſ. Frln, das 10 J.
im gem. Waarengeſchäft thätig war und
pa. Zeugn. u. Refer. aufweiſen k., ſucht
Stelle als erſte Verkäuſerin. Wäre auch
geneigt die Leitung einer Filiale zu
über=
nehmen. Off. unt. J. J. 300 a. d. Exp.
8005) Eine arme Waiſe von 16
Jahren vom Land ſucht ſofort Stelle.
4 Näher. F. Holſchuh, Holzſtraße 13.
.
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8906) Brave Mädchen erhalten gute
Stellen hier und auswärts. - Stellen
büreau Frau Neßling, Marktplatz 7.
8856) Fleißige Mädchen
ſofort geſucht.
C. W. Leske.
Cartonage-Arboitorinnon
mit guten Beugniſſen auf Stück=Arbeit
geſucht. Alexanderſtraße 13.
(8783
Tüchtige Steinhauer
ſucht C. Wittmann, hier.
68907
Dr. F. Maurer
hat ſeine ärztliche Praxis wieder
8903
aufgenommen.
Dr. Bumenthal
iſt bis Anfang September verreiſt und
werden folgende Herren die Güte haben
ihn während ſeiner Abweſenheit zu
ver=
treten:
Herr Dr. Gerlach, Mauerſtraße 8.
Dr. Habicht, Marktplatz 2,
Dr. Kolb, Eliſabethenſtraße 27,
Dr. Küchler, Wilhelminenſtr. 28.
Nr. 149
2109
Säalbau im Därmeträt
Freitag den 2. Auguſt1889, Abends s Uhr:
AALrshAGLh CxrdaztL
der
RAUEARAAAUTTAts UmIIAud
(60 Münstler)
untor Leitung dos Cavalioro Andrea ſuarneri.
Eintrittskarten 1 Mark ſind in der Hof=Muſikalienhandlung
von Georæ Thies und bei Herrn Inſpektor Velton zu haben. An der
Abendkaſſe Billet 1 Mark 50 Pf. Programm 10 Pf.
18858
16
Bürgerverein.
Eintrachk.
Sonntag den 4. Auguſt 1889:
Gudut”
in den Vereinsgärken.
Anfang halb 5 Uhr.
Das Concert findet bei jeder Witterung ſtatt.
[8911
vie Vergnügungs-Commission.
N eu e
gosselansen,
gutkochend und käferfrei,
billigſt bei
Wöhelm Hanok,
Ballonplatz 5. (8912
Woog, 1. Auguſt 1889.
Waſſerhöhe am Pegel 385 m.
Lufttemperatur 160 R.
Waſſerwärme Vorm. 8 Uhr 16 R.
Woogpolizeiwache.
Frank's
ATEAAGI4
hat ſich nach den wiederholten Verſuchen
be=
rühmter Profeſſoren mediziniſcher Fakultäten
glänzend bewährt als ein vorzügliches
Nähr=
mittel für Nervenſleidende.
Die aus Avenacia nach Belieben als Suppe
oder Brei leicht herzuſtellenden Gerichte üben
durch ihre Leichtverdaulichkeit. Nährkraft und
Reizloſigkeit den denkbar wohlthätigſten
Ein=
fluß auf dieſe Kranken, indem durch ſie die
Aufgeregtheit vermindert, die Reizbarkeit
ge=
ſchwächt und die Nerven geſtärkt werden.
Avenacia iſt das Reſultat langjähriger
Beob=
achtungen und wird genau nach Vorſchrift
hervorragender Mediziner hergeſtellt. Die
allgemeine Anerkennung und die Empfehlung
desſelben ſeitens der Herren Aerzte darf für
deſſen Güte wohl die beſte Bürgſchaft ſein.
Dieſes treffliche Nährmittel iſt in Darmſtadt
2. Büchſe M. 120 zu beziehen durch: Herren
M. W. Praſſel, Rheinſtraße, Wilh. Manck,
Ballonplatz, Friedr. Schäfer, Großh.
Hof=
lieferant.
(8586
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I (Beſſungen)
vom 18. bis 31. Juli 1889
Geoorene: Am 13. Juli: Dem Schutzmann Peter Georg Johann
Spöhrer, S. Mathias Friedrich Wilhelm. Am 14.: Dem
Schuh=
macher Friedrich Abel, S. Hermann Martin. Am 17.. Dem Großh.
Hoflakai Johannes Haberkorn, L. Louiſe Eliſabethe Chriſtiane.
Am 21.: Dem Oberpoſtdirektionsſekretär Chriſtoph Haag, S.
Hein=
rich Guſtav. Am 23.: Dem Fabrikarbeiter Georg Nikolaus
Eber=
hardt, S. Daniel. Am 24.: Dem Weißbinder Heinrich Bauer, T.
Katharina Wilhelmine. Dem Handarbeiter Jakob Kramer, T.
Anna Maria Suſanna. Am 25.: Dem Schneider Heinrich Noll,
T. Auguſte Katharina. Am 28.: Dem Schuhmachermeiſter Johannes
Euler, T. Anna Maria.
Auſgebote: Der Telegraphiſt Friedrich Eduard Meyer, mit
Margaretha Selzer, L. des verſtorbenen Rentamtsgehülfen Auguſt
Selzer hier. Der Sergeant im Großh. Feld=Art.=Reaiment Nr. 25
Friedrich Wilhelm Hiegler dahier und Eliſabethe Melius, T. des
verſtorbenen Landwirts Georg Melius zu Schwabsburg. Der
Schloſſer Karl Dillmann und Anna Maria Göbel, T des
Stein=
kohlenhändlers Heinrich Göbel dahier. Der Sergeant in der Großh.
Train=Kompagnie Georg Dauborn und Suſanna Dorothea Hübner
dahier, L. des Schuhmachermeiſters Philipp Hübner V. zu
Gins=
heim.
Eheſchlietzungen: Am 28. Juli: Der Schuhmacher Geora Röder
mit Wilhelmine Brückner dahier, T. des Malers Stephan Brückner
zu Mainz.
Geſtorbene: Am 24. Juli: Dem Schloſſer Friedrich Weicker,
S. Friedrich 2 M. 24 T. alt. Am 24.: Die Witwe des Kaiſerlichen
Bahnaſſiſtenten Ludwig Poh, Emilie, geb. Irle, 44 J. 9 M. 19 T.
alt. Am 26.: Eine uneheliche T., Eliſabeth, 2 J. 5 M. 24 T. alt.
Polunſche Ueverſtcht.
Deutſches Reich. Zufolge offizieller Meldung wird der Kaiſer
am 21. Auguſt in Straßburg eintreffen.
Die Kaiſerin traf Mittwoch mittag in Kaſſel ein und fuhr
als=
dann in offenem vierſpännigem Galawagen mit Spitzenreiter direkt
nach Schloß Wilhelmshöhe. Die Fahrt ging durch die
Muſeums=
ſtraße, Ständeplatz, Hohenzollern= und Ulmerſtraße nach der Wil=
helmshöher Allee. Zum Empfang waren anweſend Oberpräſident
Graf zu Eulenburg, der kommandierende General v. Grolman
ſo=
wie die Vertreter der Stadt. Das zahlreich erſchienene Publikum
begrüßte Ihre Majeſtät mit höchſter Begeiſterung.
Die „Kreuzzeitung' teilt mit, daß der jüngſte Sohn des Kaiſers,
Prinz Oskar, der erſt vor eingen Tagen ſein erſtes Lebensjahr
vollendet hat, nicht nach Wilhelmshöhe zu ſeinen dort weilenden
Geſchwiſtern gebracht worden, ſondern daß er, von einer leichten
Unpäßlichkeit wieder hergeſtellt, im Neuen Palais bis zu der am
1I. Auguſt zu erwartenden Rückkehr der kaiſerlichen Eltern
ver=
bleiben wird.
Die veröffentlichten Daten über Poſtſendungen für die
kaiſer=
liche Pacht und den Aviſo Greif laſſen mit Sicherheit die Rückkehr
des Kaiſers von England über Wilhelmshaven erwarten; die Reiſe
über Belgien iſt nicht wahrſcheinlich.
Schweiz. In Bern wurde am 30. Juli eine deutſche Note,
welche die Antwort auf die letzte ſchweizeriſche Note enthielt,
über=
geben. Die Reichsregierung hält darin ihre bekannten Auffaſſungen
und Forderungen, betreffend den Fall Wohlgemuth, den Artikel 2
des deutſch ſchweizeriſchen Niederlaſſungsvertrages und die
Fremden=
polizei mit aller Beſtimmtheit aufrecht. Von der Neutralitätsfrage
iſt nicht mehr die Rede, doch wird beſonders die Forderung betont,
daß die Schweiz verpflichtet ſei, gegen deutſche Reichsangehörige,
welche von der Schweiz aus gegen ihr deutſches Vaterland wühlen,
ſtrenge Polizei zu üben. Die Reichsregierung konſtatiert hierbei,
daß dieſe Deutſchen nicht als politiſche Flüchtlinge in der Schweiz
weilen, ſondern freiwillig dort ihr Domizil genommen haben. Der
Reichskanzler drückt die Hoffnung aus, daß es gelingen werde,
einen neuen Niederlaſſungsvertrag abzuſchließen.
Heſterreich=Angarn. Die patriotiſche Anſprache des baheriſchen
Thronfolgers an die deutſchen und deutſch=öſterreichiſchen Turner
wurde in Wien von den deutſchliberalen Blättern freudig durch
Leitartikel gefeiert. Auch in Ballplatzkreiſen ſcheint dieſelbe
ange=
nehm berührt zu haben, da das treue und begeiſterungsvolle
Feſt=
halten der deutſchen Fürſten an Kaiſer und Reich nur dazu
bei=
tragen kann, die Gegner von der inneren Kraft und
Unzerſtörbar=
keit des großen Friedensbundes zu überzeugen.
Der Fürſt von Montenegro iſt mit dem Erbprinzen und den
Prinzeſſinnen=Töchtern am 31. Juli nach Petersburg abgereiſt.
2104
Nr. 149
Franſtreich. Das Wahleraebnis liegt nun vollſtändig vor und
beſtätigt die Niederlage Boulangers in unzweideutigſter Weiſe.
Alle Kunſtſtücke und Wortklaubereien der Boulangiſten vermögen
darüber nicht wegzuhelfen, und es macht nachgrade den Eindruckreinſter
Kinderei, wenn ſie fortfahren, von einem Triumph zu ſprechen und
das Wahlergebnis als „über alle Vorausſicht günſtig hinzuſtellen.
Wenn das wahr wäre, ſo würde man alſo ſchon zufrieden geweſen
ſein, wenn Boulanger etwa zwei Wahlſiege gehabt hätte! Was
die Geſamtzahl der abgegebenen Stimmen anbelangt, ſo ſieht es
auch hier für die Boulangiſten recht windig aus, da ſie im ganzen
nur etwa 150000 Stimmen erhielten, während auf die Republikaner
das zehnfache, 1500000, und auf die Monarchiſten 600 000 Stimmen,
fielen. Allerdings muß man hierbei in Betracht ziehen, daß die
Boulangiſten nicht alle Kräfte angeſpannt haben und daß ſehr viele
ihrer Anhänger, die ſich nur nach den Weiſungen Boulangers
richteten, wie ſolche in ſeinem Aufruf enthalten, ſich der Abſtimmung
enthalten haben.
Die „Cocarde; hat die Veröffentlichung von Schriftſtücken des
Staatsgerichtshofes wieder aufgenommen und bringt die
Zeugen=
ausſagen des ehemaligen Reſidenten Cambon in Tunis und des
Generals Lebelin, des Abgeordneten Blandin über die Beziehungen
Thiebauds zu Boulanger und dem Prinzen Napoleon. Zeuge ſprach
die Ueberzeugung aus, daß ein Einvernehmen zwiſchen dem Prinzen
und dem General zuſtande gekommen ſei.
Das ſonſt an boshaften Ausfällen gegen Deutſchland und
be=
ſonders gegen die deutſche Verwaltung in Elſaß=Lothringen nicht
allzu ſparſame „XLX. Siécle; bringt einen Bericht von einem ſeiner
Mitarbeiter, der eine Reiſe durch Elſaß=Lothringen gemacht hat
und der die Verhältniſſe, wie ſie jetzt im Reichslande liegen, ziemlich
zutreffend beurteilt. Der Reiſende faßt ſeine Beobachtungen in
folgenden Sätzen zuſammen, die in mehr als einer Hinſicht für
Deutſche intereſſant und lehrreich ſind: „Trotz des Vorbehaltes der
Zukunft ſucht man jetzt nach einem ehrenwerten modus vivendi.
Die Zeit der Gewaltthätigkeit, der vergeblichen Heftigkeit, der tollen
Streiche iſt vorbei. Ich ſage nicht, daß man den Nacken beugt,
aber man hat den unbedingten Widerſtand aufgegeben und ſucht
Schroffheiten zu. vermeiden. Kurz., man ſucht ſich auf dem Boden
des praktiſchen Lebens zu halten. Die Kluft zwiſchen der
ein=
heimiſchen Geſellſchaft und den Eingewanderten beſteht noch immer,
aber die Scheidelinie iſt nicht mehr ſo ſcharf. Es iſt unmöglich,
den Verkehr mit den Deutſchen zu vermeiden, welche übrigens nicht
alle grob ſind. (Sehr gutl) Die Beziehungen bleiben kalt, aber
dieſe Kälte iſt durch äußere Höflichkeit umhüllt. Es iſt nicht mehr
dieſelbe Haltung. wie noch vor einigen Jahren. Die franzöſiſche
Geſinnung ſitzt noch ebenſo feſt, aber man verbirgt ſie mehr, als
früher. Ihrerſeits ſind die Deutſchen im allgemeinen weniger
herausfordernd. Geſtern ging ich in Metz durch die Klein=Pariſer
Gaſſe mit einem alten Metzer Patrioten, der wegen ſeiner
Wider=
ſpenſtigkeit mehr als einmal mit der Polizei zu thun gehabt hat.
Jetzt wechſelte er mit einem uns begegnenden höheren Offizier
einige höfliche Worte. „Was wollen Sie, der Major wohnt in
meinem Hauſe', erklärte er mir.
Engkand. Die Königin überreichte dem Schah von Perſien
beim Abſchiede in Osborne ihr Bildnis in Brillanten gefaßt und
dem perſiſchen Großvezier die Inſignien des Bathordens 1. Klaſſe.
Gerüchtweiſe verlautet, die zweite Tochter des Prinzen von
Wales, Prinzeſſin Victoria, werde ſich demnächſt ebenfalls mit
einem Mitgliede der engliſchen Ariſtokratie vermählen.
Beim Jahresbanquet im Monſionshouſe ſagte Salisbury. die
Unruhen in Kreta rechtfertigten keine ernſte Beſorgniſſe. Er erklärte
namens der Regierung kategoriſch, ſie verlange nicht, Kreta zu
be=
ſitzen.
Betreffs Cahptens beweiſe das Auftreten der Derwiſche,
daß der Zeitpunkt der Räumung noch nicht gekommen ſei.
Salis=
bury wies entſchieden den Gedanken zurück, daß England gleichmütig
den Vorgäugen und Unternehmungen in Europa zuſehe. England
könne nicht der hervorgebrachten Politik entſagen, ohne den
Ein=
fluß zu opfern. Der erſte Gegenſtand der engliſchen Volitik ſei
Erhaltung des Friedens ohne Opfer an Ehre. Jetzt bilden die
ungeheuren Rüſtungen eine wichtige Friedensgarantie. Der Krieg
wäre ſo fürchterlich, daß die Nationen davor zurückſchreckten.
Das Unterhaus nahm am 31. Juli die Apanagebill, deren
Ab=
lehnung Wallace beantragt hatte, abſtimmungslos in zweiter Leſung
an. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die ſchottiſche
Uni=
verſitätsbill in dritter Leſung und die Vorlage, betreffend die
Zu=
rückziehung leichter Goldſtücke, in zweiter Leſung angenommen. Der
Kanzler der Schatzkammer, Göſchen, erklärte im Laufe der
Ver=
handlung. es handle ſich um die Zurückziehung von 4295 000 ganzen
und 157000 halben Sovereians früherer Herrſcher. Zugleich ſprach
er die Hoffnung aus, im nächſten Jahre eine größere, die
Geſamt=
frage der Goldmünzen behandelnde Vorlage einbringen zu können.
Einer Meldung des „Bureau Reuter” zufolge ſchlug Lieutenant
Daguilar die Verwiſche bei Anabi. 70 Derwiſche find tot, 80
wur=
den gefangen genommen. Von den Cayptern wurden 3 Mann
ge=
tötet, 2 Offiziere und 6 Mann verwundet.
Nach einer weiteren Meldung des „Reuterſchen Bureaus; aus
Sanſibar iſt die Straße von der Küſte nach Mpuapua von den
Inſurgenten blockiert.
Ikalten. Die „Ageneia StefaniU meldet aus Cuneo: Die
Juſtiz=
behörden haben die Freilaſſung des franzöſiſchen Lieutenants
Grand=
maiſon angeordnet. Derſelbe wird an die Grenze gebracht.
Rußland. Das „Journal de St. Petersbourg' bemerkt zu den
ſtattgehabten franzöſiſchen Generalratswahlen: Wenn die
Kandida=
tur Boulanger in etwa 150 Kantonen aufgeſtellt geweſen ſei, ſo
könne die Erlangung von nur zwölf Mandaten nicht als ein
be=
ſonders glänzendes Reſultat betrachtet werden und man könne von
dieſem Geſichtspunkte aus ſagen, daß die boulangiſiſche
Mani=
feſtation ihre Wirkung als entſcheidender Streich verfehlt habe.
Buſgarien. Stambulow erklärt alle Gerüchte für unbearündet,
wonach Bulgarien an eine Unabhängigkeitserklärung denke. So
lange die Pforte keine Feindſeligkeiten gegen Bulgarien zeige, werde
alles vermieden werden, was den guten Beziehungen Abbruch
thun könnte.
Herbien. Exkönig Milan, Belimarkovitſch, Gruitſch und
Tau=
ſchanowitſch ſind Dienstag Abend zu Riſtitſch nach Vranja gereiſt.
Griechenkand. Einer Meldung des „Reuter'ſchen Büreaus:
zufolge, wurde die Abreiſe der kretenſiſchen Kommiſſion nach
Kon=
ſtantinopel verſchoben, da bei der Wahl der Mitglieder
Schwierig=
keiten eingetreten ſind.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Auguſt.
Ernannt wurde am 1. Auguſt: der Militäranwärter Emil
Kretzſchmarr aus Halberſtadt zum Kanzleiwärter im nördlichen
Kollegienhauſe zu Darmſtadt.
J Stadtverordncten=Verſammlung. Die geſtrige ſchwach beſuchte
Verſammlung konnte erſt mit bedeutender Verſpätung eröffnet
wer=
den. Es wurde ſeitens der Bürgermeiſterei mitgeteilt, daß ſich der
evangeliſche Kirchenvorſtand nunmehr mit den Vorſchlägen der
tädtiſchen Finanzkommiſſion in der Auseinanderſetzungs=
Angelegen=
heit einverſtanden erklärt habe und der diesbezügliche Vertrag
dem=
nächſt der Stadtverordnetenverſammlung zur Genehmigung
vorge=
leat werde. Vorher müſſen allerdings noch verſchiedene Vorarbeiten
erledigt werden, namentlich das in Bezug auf den Beſitzſtand der
in Frage kommenden Bauten herrſchende Chaos vorher in
Ord=
nung gebracht werden, was in einigen Wochen ermöglicht ſein werde.
Herr Rückert wünſcht vorherige Offenlegung der Akten für die
Mit=
glieder der Verſammlung, welchem Wunſch man Rechnung tragen
will, wenigſtens inſofern, als die Anträge der Finanzkommiſſion
gedruckt und ſämtlichen Mitgliedern zugeſtellt werden ſollen.
Bezüglich des Abt Vogler=Denkmals wird durch das Komits
be=
kannt gegeben, daß dasſelbe auf den Platz vor der katholiſchen
Kirche zu ſtehen kommen ſoll. Das Denkmal ſoll mit dem Geſicht
nach der katholiſchen Kirche gerichtet aufgeſtellt werden. Hierüber
entſpinnt ſich eine kurze Debatte, nach welcher die Angelegenheit
an die Baukommiſſion verwieſeu wird.
Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung wurde des längeren
über das jetzige Proiekt der Arheilger Straßenbahn verhandelt und
kommen wir in nächſter Nummer noch auf dieſe und die übrigen
verhandelten Gegenſtände etwas eingehender zurück. Für heute teilen
wir nur noch mit, daß ein Antrag aus der Mitte der Verſammlung
Annahme fand, wonach der Wunſch ausgeſprochen wird, daß das
Schienengeleiſe vor dem projektierten Schlachthaus auf die Weſtſeite
verlegt und vorbehaltlich detaillierter Vorſchläge durch die ſtädtiſche
Kommiſſion eine Separatdurchfahrt unter der Odenwaldbahn in
Vorſchlag gebracht wird, um dort Kolliſionen zu vermeiden.
- Infolge der beträchtlichen Hagelſchäden in dieſem Jahr
hat Großh. Staatsregieruna der „D. 8tg. zufolge eine ſtatiſtiſche
Aufnahme ſämtlicher Hagelſchäden im ganzen Lande angeordnet.
Die Großh. Kreisämter ſind beauftragt worden, in den ihnen
unterſtellten Gemeinden über den Umfang der Hagelwetter und
die durch Hagelſchlag hervorgerufenen Ernteſchäden genauere
Er=
hebungen anſtellen zu laſſen. Es ſind nicht allein diejenigen
Schäden aufzunehmen, welche ſeit dem Anfang dieſes Jahres
entſtanden ſind, ſondern es ſind auch ſolche Hagelſchläge zu notieren,
welche einen nachweisbaren Ernteſchaden nicht verurſacht haben;
bei der Angabe des Schadens iſt zu konſtatieren, wie hoch derſelbe
thatſächlich geweſen iſt und nicht wie viel ev. von einer
Ver=
ſicherungsgeſellſchaft für den angerichteten Ernteſchaden bezahlt
worden iſt.
Das Großh. Hoftheater wird dem =T. A.u zufolge bereits
am 1. September eröffnet.
Militärdienſtuachricht. Nau, Oberſtlieutenant und
etats=
mäßiger Stabsoffizier des Inf.=Reats. „Graf Werder' 14. Rhein.,
Nr. 30 (vormals im Großh. Heſſ. Leibgarde=Regt.) mit Penſion zur
Dispoſition geſtellt und unter Verleihung des Ranges eines Regiments=
Kommandeurs zum Kommandeur des Landw.=Bezirks Köln ernannt.
Im Auftrage des Reichseiſenbahnamtes begann vor etwa
14 Tagen ein Bevollmächtigter desſelben eine gründliche Reviſion
der ſämtlichen Strecken der Ludwigsbahn in ihrem Oberbau und hat
ſeine Arbeiten in dieſen Tagen beendet. Der Herr ſoll ſich ſehr
4
n be=
15
nde,
20
werde
Tau=
reiſ.
Nr. 149
Ungünſtig über einzelne Strecken, namenilich über die Linie Mainz=
Worms ausgeſprochen haben, dort müſſen ſehr viele Schienen und
Schwellen, namentlich letztere ausgewechſelt werden. Jetzt werden
die Maſchinen und das rollende Material unterſucht; auch hier,
hauptſächlich an den Maſchinen, iſt vieles tadelhaft befunden und
muß erneuert werden, durch die von den Reviſoren getroffenen
An=
ordnungen wird der Erneuerungsfonds der Ludwigsbahn ſtark in
Anſpruch genommen. Das Publikum bringt dieſe Reviſionen mit
der Verſtaatlichungsabſicht in Zuſammenhang, doch iſt dem nicht
ſo, das Reichseiſenbahnamt macht, vielleicht durch das Röhrmooſer
Unglück veranlaßt, Gebrauch von einem ihm zuſtehenden Rechte. W. 8.
Samstag, den 8. d. M., abends 6 Uhr 5 Min. kommen die
Kinder an der Station Roſenhöhe aus den Ferien=Kolonien zurück.
Die Kinder ſind bis jetzt alle wohl und munter und trefflich
gediehen.
2 Die Turngemeinde Darmſtadt entſendete zu dem 7. deutſchen
bruoh Turnfeſt zu München einige Mitglieder, welche ſich am Preisturnen
bezw. Preisfechten beteiligten und errang bei dem am 31. Juli
ſtattgehabten Preisfechten, an welchem ſich die beſten Fechter
Deutſch=
lands und des Auslandes beteiligten, der Turner, Herr J. Peter
oy F. Langsdorf von hier, den zweiten Preis im Hiebfechten mit geraden
Waffen. Auf dieſen Preis kann die Turngemeinde und der Sieger,
der auch beim vorigen deutſchen Turnfeſt zur Dresden 1885 den
erſten Preis im Floretfechten errang, ſowie der Fechtmeiſter des
Vereins ſtolz ſein.
Der Dirigent der berühmten italieniſchen Kapelle ,Banda
* municipale di Milano=, welche heute Abend hier im Saalbau
auf=
tritt, iſt Cavaliere Andrea Guarneri, ein direkter
Nach=
komme des gleichnamigen berühmten Geigenbauers aus Cremona;
mlö die „Banda' beſteht bereits ſeit 30 Jahren und nimmt unter den
Plichn Orcheſtern Italiens einen der hervorragendſten Plätze ein.
Seitens einer Anzahl hieſiger Geſangvereine iſt beabſichtigt,
in Kürze in dem ſchönen, geräumigen Saale des Rummelbräu ein
Konzert unter Mitwirkung einer hieſigen Militärkapelle zu
veran=
ſtalten, deſſen Reinertrag der Erziehungsanſtalt Gräfenhauſen
zu=
u gewendet werden ſoll. Es ſteht zu hoffen, daß der Beſuch dieſes
u) Konzerts bei dem humanen Zweck desſelben und den bekaunten, ge=
9 diegenen Leiſtungen der Konzertgeber ein recht zahlreicher iſt.
v4l Nähres wird demnächſt veröffentlicht werden.
J. Mainz, 31. Juli. Die Vorarbeiten für die neue
Eiſen=
bahnlinie Mainz=Wiesbaden haben jetzt auch auf dem
dies=
ſeitigen Ufer ihren Anfang genommen und ſind zunächſt die Punkte
markiert, an welchen die Rheinüberbrückung hier ihre Mündung
R. A. nehmen ſoll. Darnach iſt die Brückenachſe direkt auf die Mitte der
beiden unterſten Stadtthore oberhalb dem Feſtungsabſchluß gedacht.
m=l Die im Anſchluß an unſere jüngſte Mitteilung über den Beginn
der Vorarbeiten von verſchiedenen Blättern mit allerlei durch nichts
begründete Andeutungen bezüglich des Termins der Vollendung der
neuen Bahnlinie geäußerte Meinung. daß ſich die preußiſche
Staats=
bahnverwaltung für die wirkliche Bahnausführung jedenfalls der
heüd längſt fertiggeſtellten Entwürfe der Heſſiſchen Ludwigsbahn
ver=
erübr¼ ſichert habe, ſteht mit der Thatſache im Widerſpruch, daß den mit
den Vorarbeiten betrauten Ingenieuren, wie wir auf das beſtimmteſte
wiſſen, jede Unterlage fehlt und dieſelben ſich im Augenblick durch
nger=
Umfragen an Ort und Stelle eifrig bemühen zu erforſchen, welche
Bodenbeſchaffenheit ſich bei den durch die Ludwigsbahn auf der
rian ¹ Petersaue vorgenommenen Bohrungen ergeben hat.
J. Mainz, 30. Juli. Das den kommenden Sonntag hier
ſtatt=
mlur)t findende Radwettfahren verſpricht, nach den bis jetzt erfolgten
doiſAnmeldungen zu ſchließen, das bedeutendſte derartige Wettfahren
ſell,r in Süddeutſchland zu werden. Während an den
Hauptſports=
dtiſch
tplätzen die Anmeldungen ſelten 80 erreichten, werden ſich hier
ahn iü Armindeſtens 100 Fahrer beteiligen. Neben deutſchen Radfahrern
Uliegen Anmeldungen von Amſterdam, Baſel und Brüſſel vor, auch
wwerden einige Hauptfahrer, die erſt kürzlich die Londoner Rennen
mit Erfolg beſuchten, ſich beteiligen. Bei dem großen Korſo durch
ndmt ſodie Stadt werden ca. 350 Maſchinen in Bewegung ſein.
ihnen
Hier ſtehen wieder einige Pfefferprozeſſe bevor, indem bei
un deiner jüngſt in den hieſigen Spezereigeſchäften ſtattgehabten
polizei=
ere E Uichen Erhebung von Proben mehrfach gefälſchter Pfefſer gefunden
ſenigel, wurde. Die gerichtliche Unterſuchung gegen die betreffenden Ver=
Jahnl Räufer iſt bereits anhängig gemacht.
Frankfurt, 1. Auguſt. Der Empfang des Meiſterfahrers
otiers.
habei Muguſt Lehr geſtaltete ſich geſtern Abend zu einer alles Erwarten
berſell, lüberſteigenden Ovation. Halb Frankfurt war auf den Beinen und
Ber) Ein koloſſaler Menſchenſtrom wogte durch die Zeil und die
Kaiſer=
beabl ſtraße nach dem Hauptbahnhof, wo ſich der Frankfurter Bieyeleklub,
der Velocipedklub mit einem Muſikchor und den prachtvollen
Standarten ſowie zahlreiche Vertreter der Radfahr=Vereine aus
berei
Offenbach, Hanau, Homburg, Mainz, Darmſtadt, Worms, Rüſſels=
Heim ꝛc. eingefunden hatten. Die Halle des Centralbahnhofs
ver=
eta
nochte die Menſchenmaſſe nicht zu faſſen und die erſte offizielle Be
Rhel=
Grüßung. wobei Lorbeerkränze und Blumenſträuße überreicht
wur=
on 4
en, fand vor derſelben ſtatt. Von da ging es in feſtlichem Zuge
iments
nach dem Zoologiſchen Garten, wo ein großartiger Feſt=Commers
rnam
ſtattfand.
eſuchle
ek=
iten
2105
. Aus Rheinheſſen, 31. Juli. Der wegen bedeutender
Unter=
ſchlagungen ſteckbrieflich verfolate Lehrer und Spar= und
Kirchen=
kaſſenrechner Lamby aus Ockenheim wurde geſtern Abend durch
den Volizeikommiſſar Freinsheimer in Bingen verhaftet. Lamby
war bei ſeiner Verhaftung aller Mittel entblößt.
Aus dem Rheingau, 31. Juli. Die Erute des Frühobſtes
welche eben im Gange iſt, fällt ſehr gering aus. Es werden daher
ungewöhnlich hohe Preiſe für dasſelbe bezahlt. Pflaumen koſten
per Centner (50 Kilo) 10-12 M. und Aprikoſen werden bis zu
60 M. pro Centner bezahlt. Auch in den ſonſt ſo obſtreichen
Di=
ſtrikten an der Bergſtraße wird in dieſem Jahre bittere Klage über
die geringe Obſtmenge geführt. In Frühbirnen werden daſelbſt
Abſchlüſſe zu 16 und in Aepfeln und Zwetſchen zu 12-14 M. per
Centner gemacht.
Karlsruhe, 31. Juli. Bei vollſtändiger Fieberloſigkeit hat der
Appetit des Erbgroßherzogs zugenommen. Die ſonſtigen
Er=
ſcheinungen haben ſich nicht weſentlich verändert.
Leipzig, 31. Juli. Zum Rektor Magniſikus für das
Studien=
jahr 1889-90 der hieſigen Univerſität wurde der Profeſſor der
philoſophiſchen Fakultät, Geheime Hofrat Dr. Wundt, gewählt.
München, 31. Juli. Prinzregent Luitpold begiebt ſich in
Begleitung des Generals Freyſchlag v. Freyenſtein am 15. Auguſt
zu viertägigem Aufenthalt nach Bahreuth, wo er mit dem
Kaiſer=
paare zuſammentrifft. Am 17. findet eine Parade ſtatt. Vielleicht
reiſt auch gleichzeitig Miniſter v. Lutz nach Bahreuth, um dem
Kaiſer für die Verleihung des Schwarzen Adlerordens ſeinen Dank
abzuſtatten. -— Die Rede des Prinzen Ludwig fand die vollſte
Billigung des Prinzregenten, welcher erſt, nachdem die Rede gehalten
war, von derſelben Kenntnis erhielt.
München, 31. Juli. Beim Preisturnen errang Uhlshofer
(München) den erſten Preis. Weitere Preiſe erhielten: Brauns
(Hannover), Meyer (Stuttgart), Gräſer (Frankfurt a. M.), Reichel
(Dresden), Weingärtner (Berlin), Kraft (Chemnitz), Krauth (Thorn),
Meyer(Mannheim), Weißing (Dresden), Richter (Nürnberg), Meller
Bockenheim), Zahn (Berlin), Morell (Mannheim), Spieß (Berlin),
Gräbe (Magdeburg). Von den Ausländern erhielten Preiſe:
Ober=
holzer (London). Hirt (Fürich, Staiber (New=York, Butſchniag
(Graz). Der Prinz=Regent wohnte dem Preisturnen bei; Prinz
Ludwig verteilte die Preiſe und die Ehrenkränze für die
zuge=
hörigen Vereinsfahnen, womit der offizielle Schluß des Feſtes
erfolgte.
Mülhauſen (Elſaß). 29. Juli. Ein Fall, den man der „Straßb.
Poſt' berichtet, erregt die Aufmerkſamkeit der ärztlichen Kreiſe.
Ein Mädchen, das ſich vor acht Tagen völlig geſund zum Schlafen
niederlegte, iſt ſeither nicht wieder aufgewacht. Sie macht
durchaus keinen andern Eindruck wie irgend ein anderer ſchlafender
Menſch. Die Schlummernde iſt aus Reichweiler im Elſaß gebürtig.
Geſtern war ihr Vater, heute ihre Mutter und ihr Bruder hier.
Man giebt ihr von Zeit zu Heit Milch zu trinken, welche ſie ſchluckt,
ohne ſich im übrigen zu rühren.
Reiſſe, 31. Juli. Der Staatsminiſter Dr. Friedenthal iſt
ſehr ſchwer erkrankt.
Kiel, 31. Juli. Die ruſſiſche Pacht „Derſchawa' ging heute
nachmittag 5 Uhr, mit dem Großherzog und der
Großher=
zogin von Mecklenburg an Bord, nach Kronſtadt ab.
Wien, 31. Juli. Gegen den Lottogewinner Farkas hat die
öſterreichiſche Lottodirektion die Rückforderung des Gewinnes von
480 000 fl. gerichtlich geltend gemacht. Turch die Beſitztümer des
Herrn Farkas und der verhafteten Lottobeamten wurden jedoch
bis=
her, einſchließl. der Farkas'ſchen„Stiſtungen;, nur 241000 fl. gedeckt,
ſodaß noch 239000 fl. fehlen. vn Szegedin wurde ein Spengler
ausgeforſcht, der im Spätherbſt für die „ſchwarze Damer Telkeſh
ein Glücksrad ausgebeſſert hat, welches dem Farkas zu
Lottozieh=
ungsübungen mit dem kleinen Mädchen der Lelkeſy als „
Waiſen=
knaben; gedient haben ſoll.
Peſt, 31. Juli. Betreffs des Ernteſtandes teilt die „Ungar.
Poſt- mit: Die Unwetter der vorigen Woche verurſachten
bedeuten=
den Schaden. Die Weizenernte iſt qualitativ und quantitativ eine
ſchwache Mittelernte, ebenſo die Roggenernte. Der Ertrag der
Gerſte iſt ſchwach und qualitativ von niederer Gattung. Mais läßt
größtenteils eine gute Mittelernte erhoffen.
Toulon, 31. Juli. Durch die Exploſion einer Bombe in
einer Revolver=Kanone auf dem Artillerieſchulſchiff „Couronne' bei
Salins dHyeres wurden 5 Mann getötet, 17 verwundet, davon
3 ſchwer.
Chicago, 29. Juli. Coughlin, Beggs, Woodruff, Kunze und
OSullivan wurden heute vor Gericht geſtellt unter der Anklage,
an der Ermordung Dr. Cronins beteiligt geweſen zu ſein.
Sämtliche Angeklagte erklärten ſich für nichtſchuldig. Die weitere
Verhandlung wurde bis September vertagt.
- Schloß Meyerling. Die bauliche Umgeſtaltung des Schloſſes
Meyerling macht derartige Fortſchritte, daß ſchon Mitte Oktober
d. J. die Einweihung des neuen Kloſters Meyerling erfolgen dürfte
und zu dieſer Zeit auch die Nonnen ihren Einzug ins Kloſter werden
bewerkſtelligen können.
2106
Heſſiſche Dichter.
Nachdruck verboten.
E. H. Die Schriftſteller der Gegenwart ſind mit ihren
Pro=
dukten vorzugsweiſe auf die periodiſchen und täglichen Zeitſchriften
angewieſen. In den Feuilletons der großen politiſchen Journale
erſcheinen jahraus, jahrein die Romane unſerer erſten Größen. In
Revuen wie „Deutſche Rundſchau, „Deutſche Dichtunal ꝛc. kommen
jetzt auch ſchon Dramen zum Abdruck. Das beſte Mittel, ſchuell
bekannt zu werden, einen größeren Leſerkreis zu gewinnen, iſt, für
ein geleſenes Blatt zu ſchreiben, bez. von dieſem zur
Mitarbeiter=
ſchaft aufgefordert zu werden.
Langſam und mühſelia iſt der Weg zum Publikum in der
Form der Buchausgabe. Um dieſen betreten zu können, muß der
Schriftſteller über zwei Dinge verfügen. Er muß erſtens in der
glücklichen Lage ſein, dem Grundſatze Schopenhauers, nach welchem
poetiſche und wiſſenſchaftliche Arbeit niemals zur Erwerbsquelle
gemacht werden ſollten, huldigen zu dürfen, und er muß zweitens
die Ueberzeugung in ſich tragen, daß ſein Schaffen nicht blos dem
Tage und dem vergänglichen Tagesgeſchmack gehört, daß das, was
er bietet, vielleicht nur von Wenigen, von dieſen aber gründlich
geleſen, nicht wie der allwöchentlich erſcheinende„Mappeninhalt
durchflogen werde.
Wenn Wilhelm Walloth, obgleich er von Geburt ein
Darmſtä=ter iſt und auch in Darmſtadt lebt, doch in ſeiner
Vater=
ſtadt und ſeinem Lande weniger bekannt iſt als ein Wachenhuſen,
Wichert ꝛc., deren Namen man in allen deutſchen Zeitſchriften
be=
geanet, ſo iſt das in erſter Linie wohl dem Umſtande zuzuſchreiben,
daß er nicht für die Journale arbeitet. Die Deutſchen dürften im
Durchſchnitt litterariſch gebildeter ſein als die anderen Nationen,
aber Bücher kaufen iſt trotzdem nicht ihre ſtarke Seite. Selbſt die
dankenswerten überraſchend, billigen Ausgaben von Engelhorn,
Speemann ꝛc. erfreuen ſich nicht des erwarteten Zuſpruchs. Bis
zu einer Anſchaffung in Reklam verſteigt man ſich noch allenfalls.
Aber es gehört ſchon eine beſondere Teilnahme für die Litteratur
und ihre Vertreter dazu, um Romane zu kaufen, welche zum Preiſe von
6 Mk. ausgezeichnet ſind. Nichtsdeſtoweniger gelangt Walloth
all=
gemach in die Reihe der bekannten Naͤmen, wenn auch noch viel
fehlt, um ihn zu einem populären Dichter zu machen. Populär im
gewiſſen Wortverſtande wird er vielleicht nie werden, denn es
ge=
bricht ihm an der Gabe, den Stoff in ſpannende Nummern zu
zer=
legen, dem Senſationsbedürfnis Rechnung zu tragen und dabei
doch mit ſeiner diplomatiſchen Berechnung alles zu vermeiden, was
unangenehme, peinliche Vorſtellungen erwecken könnte. Aus dieſem
Grunde bleibt er mit ſeinen Arbeiten vorläufig auch beſſer den
„Familienblättern' fern und beſchränkt ſich auf einen kleinen
Leſer=
kreis. Wer heutzutage aber eine Brochüre über moderne
Roman=
ſchriftſtellerei verfaſſen wollte, dürfte dem Namen Walloth doch
nicht gut aus dem Wege gehen. Wie dieſer in der Darſtellung
wegkommen wird - das richtet ſich freilich ganz nach dem
Auf=
faſſungsvermögen und der Obiektivitätsfähigkeit des Kritikers. Daß
Walloth noch immer nicht ſein ihm gebührendes Leſepublikum
ge=
funden bat, ſteht feſt, ebenſo, daß für ihn der eigentliche Interpret
noch nicht erſchienen iſt. Die Kritik, ſofern ſie ſich überhaupt mit
Einem beſchäftigt, der nicht zu den Tagesgrößen gehört, hat ihn
im großen und ganzen einſeitig und oberflächlich behandelt.
Aller=
dings finden ſich unter ſeinen Beurteilern auch Leute wie Gerhardt
von Amyntor, G. Chriſtaller; letzterer ſchreibt über ihn u. a.:
„Wilhelm Walloth. obwohl noch ungeſtorben und unbegraben und
noch von keinem gelehrten Profeſſor geaicht, iſt dennoch ein
voll=
wichtiger Dichter, deſſen Werke nicht als bloßes Leſefutter, ſondern
als dauernde Kunſtwerke zu betrachten ſind. Aber den wahren
Entdecker hat Walloth doch noch nicht gefunden. Ein Georg
Brandes, der ſich mit genialem Tiefblick in jede Individualität
zu verſetzen weiß. das wäre für ihn der rechte Kritiker!
Von der jetzt bei einigen modernen Schriftſtellern beliebten
Methöde des Selbſterläuterns hat Walloth in dem richtigen
Ge=
fühle, daß der wirkliche Dichter ſein Schaffen und die Reſultate
desſelben nicht unter die Lupe der Reflexion legen kann, niemals
Gebrauch gemacht. Es würde die uns in dieſen kleinen Aufſätzen
geſtellte Aufgabe überſchreiten, wollten wir uns an dieſer Stelle
auf eine eingehende Analyſe dieſer Dichternatur einlaſſen, wir müſſen
uns damit begnügen, kurz und knapp die Bahnen zu fkizzieren, in
welchen Walloths Poeſie ſich bewegt. Dieſelbe bethätigt ſich auf
lyriſchem, epiſchem und dramatiſchem Felde, und es bleibe vorläufig
dahingeſtellt, wo ſie ihre beſten Erfolge erzielt. Solange der
Dramen=
dichter nicht Zutritt zur Bühne erlangt - und das iſt bei den
heutigen Verhältniſſen ein ſchwierig Ding - bleibt ſeine
Bedeu=
tung auf dieſem Gebiete trotz aller wohlmeinenden
Aufklärungs=
verſuche ſtark im Schatten. Wir erwähnten die Wallothſchen Dramen,
ſchon einmal in einer Theaterkritik. Guſtav Freytag hat über eins
derſelben, „Marino Falieri', zu dem Verfaſſer geäußert: „Es lege
Beugnis ab. von einem unzweifelhaft nicht gewöhnlichen Talent
heftigen Seelenbewegungen dramatiſchen Ausdruck zu geben. Dieſes
Talent geht u. E. nun auch Hand in Hand mit der Fäbigkeit einer
konſequenten Charakterdurchführung. Das Theatraliſche tritt
ent=
ſchieden zurück gegen das Charakteriſtiſche. Ueberall iſt die Hand=
Nr. 145
lung durch den Charakter geregelt und beſtimmt. Aus dieſem
Grunde, weil niemals äußerlich begründet, durch Zufälligkeiten
be=
ſiimmt, erſcheint der Konflikt auch ſtets ſehr ſtraff geſpannt,
die Kataſtrophe logiſch.
Es liegt in Walloth's ganzer Dichterart ein Zua zum
Charakteri=
ſliſchen, zum Plaſtiſchen. Dieſer iſt es. der ihn dann auch immer.
wieder zu großen Stoffen mit hiſtoriſchem Hintergrunde drängt,
namentlich zu ſolchen wie ſie in der römiſchen Kaiſerzeit angehäuft
liegen, in einer Zeit, die durch ihre bunte Fülle an Geſtalten und
Ereianiſſen und die Vermiſchung der damaligen Kulturelemente,
die dichteriſche Phantaſie aufs lebhafteſte reizen muß. In den
Romanen, die wie „Oktavia, „Paris, der Mime', „Der Gladiator
zur Zeit des Tiberius, Caligula, Domitian ſpielen, verfährt Walloth
weder nach Art von Ebers, noch in der von Eckſtein. Er hat ſeine
eigene Art, das Altertum dichteriſch aufleben zu laſſen, eine Art,
die ebenſo die Anachronismen wie das geſuchte Antikiſieren
ver=
meidet. Der hervorſtechendſte Zug dieſer Art iſt der, daß das
Sittenbild weniger durch allgemein gehaltene Schilderungen ſich
uns zeigt, ſondern daß wir es wirklich aus dem Gange des Romans
kennen lernen, die Handlungen der Perſonen vermitteln
uns iene Leit. Wiedieſe ſich in den Charakteren
reflek=
tiert, ſo wird ſie dem Leſer nahe gebrucht. In der Regel
begnügt unſer Schriftſteller ſich mit wenigen Verſonen und überläßt
die verwirrende Fülle der Geſtalten ſolchen Romanciers, welche den
bekannten Ausſpruch: Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen!
aar zu trivial auffaſſen. Dabei hat er den Vorteil, für ſeine
Verſonen genügenden Spielraum zur Entwickelung zu haben. Blaſſe
Farben, verſchwommene Umriſſe kommen nicht vor, ſelbſt da nicht,
wo die Natur des Stoffes ſolches entſchuldigen könnte. Sogenannte
einheitliche Charaktere vorzuführen iſt ja immer leichter, Walloth
fühlt ſich aber augenſcheinlich mehr zu ſchwankenden,
widerſpruchs=
vollen und dabei ſtark ſenſitioen Naturen hingezogen. In der
Zeichnung derartiger Jünglingscharaktere offenbart er eine
unleug=
bare Meiſterſchaft. Die Natur des Weibes wird ſodann von ihm
in ihrer ganzen Vielſeitigkeit erfaßt; für eine Lukrezia hat er die
geeigneten Farben zur Hand wie für eine Meſſalina. Seiner
Sicher=
heit in der Anlage der Charaktere tritt zur Seite die Kraft und
Anſchaulichkeit in der Situationsſchilderung. Es iſt kein
Nach=
einander, kein Haufen von Einzelnheiten, es iſt wahres, lebendiges
Geſtalten. Scenen, welche eine breite, große Pinſelführung
ver=
langen, geraten ihm gewöhnlich am beſten. Ein Beiſpiel aus der
„Oktavia mag dieſe Behauptung erhärten: „Schon begannen ſich
die grauen Steinſitze des Circus maximus zu beleben; die Thore
waren geöffnet, Kopf an Kopf drängte ſich die Volksmaſſe durch
die Hallen, flutete aus den Logenthüren in die ſchmalen Gaͤnge, die
Sitz von Sitz ſchieden, ſtürzte wie ein plötzlich entfeſſelter Katarakt
über die Stufen hinunter oder wuchs empor, wie die Woge eines
Stroms, die ein Thal auszuküllen droht. Bald war nichts mehr
zu ſehen vom Marmor des Gebäudes, überſchwemmt von Köpfen
war die ungeheure Wanne bis hinauf, wo die letzten Säulen der
äußerſten Umfaſſung das Blau des Himmels berührten. Köpfe,
nichts als brauſende, ſummende Köpfe, ein Wogen von Köpfen, ein
Berg von Köpfen, in deſſen gewaltigem Ring der weiße Sand der
Arena im Sonnenlichte brennt. Wie friedfertig liegt er da, der
weiße Sand, der ſich rot färben ſoll, wie hängen dieſe Tauſende
von Augen an dieſem Sand. Jetzt noch ſpielen die blendenden
Sonnenſtrahlen auf ſeinen Körnern, aber das römiſche Volk will
ihn rauchen ſehen von Blut; der Tod ſoll darüber hinſchreiten, wie
ein phöniziſcher Färber, wenn er die Purpurſchnecke auspreßt über
dem weißen Wollmantel, daß der dunkele Saft herniederträufe,
rote Pracht dem weißen Stoffe verleihend.: Worte, Bilder und
Gleichniſſe ſtrömen Walloth nur ſo zu, wenn es ſich um
Lokal=
ſchilderung oder gar um das Ausmünzen des
Stimmungs=
gehalts einer Situation handelt. Bei dieſer Kraft und
Sicherheit im Beherrſchen des Stoffs und der Ausdrucksmittel fällt
es dann doppelt auf, daß der Autor ſich hie und da kleine ſtiliſtiſche
Schnitzer, eigentümliche Provinzialismen wie z. B. die falſchen
Imperative: ſpreche, eſſe lſtatt: ſprich, iß) nicht übel nimmt.
Form=
fehler, die einem nörgelnden Kritiker, in welchem der Philologe den
Aeſthetiker überwiegt, gerade genügen, um das ganze abfällig zu
beurteilen.
Nach Form und Inhalt muß ſich bei Walloth überhaupt noch
manches klären und vervollkommnen, bevor ihm auf dem deutſchen
Parnaß die Stellung angewieſen werden kann, zu welcher ihn ſeine
Begabung entſchieden berechtigt. Glücklich in der Wahl der Stoffe,
die dem Altertum angehören, trifft er es im Auffinden und
Aus=
geſtalten moderner Sujets nicht immer ſo günſtig. Die Kunſt der
Behandlung problematiſcher Naturen verleugnet er zwar auch hier
nicht, hat ſogar in dem Roman „Der Dämon des Neidesr eine
äußerſt ſchwierige Aufgabe mit bewundernswertem Geſchick gelöſt,
aber er erzielt nicht die Geſchloſſenheit, Rundung und Konzentration
des Stoffs wie in den anderen Sachen. Am wohlthuendſten berührt
unter ſeinen Romanen „Seelenrätſel;, der am wenigſten gelungene
iſt „Aus der Praxis=
Ueber Walloth's Bedeutung als Lhriker noch einige Worte
das nächſte Mal.
(Fortſetzung folgt.)
Gdaa. oa miuch'ſche Hofbuchdruckerel.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.