dertrehſährlich 1 Mark 50 Pl. u.
Bringerlohn Auswärz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungn ew.
eegengenommen zn 1 Mark 50 Pf.
wQuartal fuck. Poſtaufichlag
.
Mit der Sonntags=Beilage:
PEuſtttitp adtrgattunhovtult.
verden angenommen: inDarmſtedt
von der Expedition, Rheinſtr. Ne 23.
mBeſſungen von Friedr. Büößez
Schießhauzſtraße 14 ſowie auzwärz
von allen Uunonem=Erpeditionen.
Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
14 101.
Freitag den 24. Mai.
1889.
Betreffend: Den Abverdienſt uneinbringlicher Feldſtrafen.
Darmſtadt, am 21. Mai 1889.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Diejenigen von Ihnen, welche mit dem Nachweiſe über den Abverdienſt der im Executivverſahren als uneinbringlich
erkannten Feldſtrafen im Rückſtande ſich befinden, werden hiermit an baldige Vorlage erinnert.
v. Marquard.
(6049
B e k a n n t m a ch u n g.
Beireffend: Schießlbungen auf dem Artillerie=Schießplatze bei Griesheim.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß. daß am 27. bis 31. d. Mts., am 3. bis 8., 11. bis 1b., 17., 18.,
19. 21. und 22., 24. bis 27. Juni einſchließlich, Unterrichts= bezw. Prüfungs=Schießen auf dem Artillerie=Schießplatz bei
Griesheim abgehalten werden wird.
Darmſtadt, den 21. Mai 1889.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
16050
B e k a n n t m a ch u n =
Wegen Vornahme von Kanaliſationsarbeiten wird die Bahnhofſtraße bis auf Weiteres für Fuhrwerke und Reiter
geſperrt.
Darmſtadt, den 22. Mai 1889.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
(6051
Bekanntmachung.
Arigsgrrichtliches Erkenntniß.
Die Heugras=Verſteigerung auf der
Durch kriegsgerichtliches unterm 14. Mai d. 33. beſtätigtes Erkenntniß vom ſtädtiſchen Pallaswieſe findet
1. Mai d. 3s. iſt der Gardiſt Paul Fries vom I. Großh. Heſſ. Inſanterie= Montag den 27. Mai l. Js., von
(Leibgarde=RRegiment Nr. 115. geboren am 23. April 1866 in Guben, Kreis
Nachmittags 2 Uhr ab,
Guben, in contumaciam für fahnenflüchtig erklärt und in eine Geldſtrafe von an Ort und Stelle ſtatt.
zweihundert Mark verurtheilt worden.
Darmſtadt, den 17. Mai 1889.
Darmſtadt, den 16. Mai 1889.
ſ6052 Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.
Behunntmuchung.
Betreffend: Die öffentliche Impfung des Jahres 1889.
Die Fortſetzung der diesjährigen öffentlichen Impfung für die nach 8 1. Umbau im alten Pfründnerhaus an der
Ziffer 1. ſowie 8 2 öder 3 des Reichsimpfgeſetzes Pflichtigen für die hieſige Stadt Frankfurterſtraße ſoll im Wege der
Sub=
findet nächſten
miſſion vergeben werden.
Dienstag den 28. Mai, Nachmittags 5 Uhr und die folgenden Dienstage, Offeten ſind bis
ſo lange das Bedürfniß dauert, im Schulhauſe in der Rundethurmſtraße ſtatt,
Montag den 27. Mai l. J3.,
was wir unter Bezugnahme auf unſere Bekanntmachung vom 16. Ifd. Mts. hier=
Vörmittags 10 Uhr,
mit zur allgemeinen Kenntniß bringen.
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 30. April 1889.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
auf dem Stadtbauamt, Zimmer Nr. 32.
(5076 zur Einſicht offen, bei welchem auch die
Ohly.
208
Ohly.
(5952
Bekanntmachung.
Die Maurerarbeit bei dem Küchen=
1440
Formulare für die Offerten zu erheben
ſind.
Darmſtadt, am 20. Mai 1889.
Großherzogliche Bülrgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O. B.:
Riedliuger, Beigeordueter. 16009
Bekanntmachung.
Die Lieferung von 3 Aufzügen für
den Erweiterungsbau des Pfründnerhauſes
an der Frankfurterſtraße ſoll im Wege
der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Dienstag den 28. Mai d. 3s.,
Vermittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Bedingungen liegen auf dem
Stadt=
bauamt, Zimmer Nr. 32, zur Einſicht
offen.
Darmſtadt, am 17. Mai 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 6901,
Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag werden die
zum Nachlaß des Rentners Johann
Martin Böttinger dahier gehörigen/
Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Mtr.
II. 144 1553 Acker am
Herd=
weg füdlich,
II. 145 1593 Acker daſelbſt
Mittwoch den 29. Mai d. 3s.,
Vormittags 11 Uhr,
in dem Ortsgerichtslokal GBeſſungerſtraße
Nr. 48) dahier wiederholt öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert.
Darmſtadt, 22. Mai 1889.
Großherzogl. Ortsgericht Darmſtadt II.
(Beſſungen).
(5760
Weimar.
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
den Philipp Keil Eheleute dahier
ge=
hörigen Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Met.
I. 343¾₁₀ 319 Grabgarten, das
Wingertsfeld
(Weinbergſtraße),
I. 352¾ 63 Acker daſelbſt,
I. 353¾ 62 Acker daſelbſt,
(mit darauf erbauter Hofraithe),
Mittwoch den 29. Mai d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,
Nr. 48) dahier öffentlich meiſtbietend
ver=
ſteigert.
Darmſtadt, den 22. Mai 1889.
GBeſſungen).
6641
Weimar.
Nr. 101
Bekanntmachung.
Den Ausſchlag der direkten Steuern für das Rechnungsjahr 1889-90 betreffend.
Die geſetzliche Rellamationsfriſt iſt mit Genehmigung Großherzoglichen
Mini=
ſteriums der Finanzen bis Ende Juni d. Js. verlängert worden.
Darmſtadt, 22. Mai 1889.
Großherzogliches Steuercommiſſariat Darmſtadt.
Rau.
(6053
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Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I. verlegt habe. - Für das mie ſeither geſchenkte Vertrauen Dank ſagend, bitte ig
dasſelbe auch fernerhin meinem Geſchäfte zu Theil werden zu laſſen. — Nach wil
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fernere Wohlwollen meiner geehrten Auftraggeber mir zu erwerben und zu erhalten
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Vor und nach den Mahlzeiten, auch Abends nach Genuß von Bier, iſt
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Behle am Markt, J. V. Haenzel, Rheinstr. 37. Carl Löhr, Promenadestr. 27.
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Ecke der Carls- und Kiesstrasse, C. Schmonger, Rheinstrasse 14,
lacoby Uwo., Rossdörferstrasse 14; in Bessungon bei Aug. Marburg, Garls=
Strasse 54, kr. Rost, Carlsstrasse 5, A. Meinmann, Carlsstr. 8; in
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heim bei lac. Keller; in Eborstadt bei Foist Simon; in Gross-Zimmorn
bei lust. Hottes W.; in Ober-Ramstadt bei Ph. lacoby; in Pfungstadt
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Nr. 101
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Das Neueſte und Beſte in Kochapparaten bei
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ſtändig gefahr= und geruchloſem Brennen, kein ſchwarzwerden
der Töpfe zulaſſend und größte Heizkraft erzeugend, ſind
in deutſchen und belgiſchen Fabrikaten eingetroffen.
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friſch eingetroffen.
Moris Landout,
Mathildenplatz 1.
(6659
4)
p
ſums,
haupt=Verſammlung.
HaACarn.
Montag den 27. Mai 1889, Abends: A. Zuntz Wye. Eonn,
Hle.
9 Uhr,
S4
im Restaurant Rummel
an der Tanne.
c4
2) Rechnungs=Ablage. - 3) Wahl einer Rech=
H5e
nungs=Prüſungs=Commiſſion. - 3) Antrag des
Comites auf Ernennung von Ehrenmitgliedern. - 4) Verſchiedene andere Anträge. T ä gli ch friſch geſchlachtete,
5) Mittheilungen und Beſprechungen über etwaige Beranſtaltungen des Vereins
im Sommer 1889.
Vor und nach der Haupt=Verſammlung:
CONTCEUT der värrischen KurLapelle.
Unſere Mitglieder werden um recht, zahlreiches Erſcheinen gebeten.
Freunde unſeres Vereins und der von uns vertretenen Sache konnen
ein=
geführt werden.
(6060
Das Eiſer-Comité.
lor' s Cocosnuss-Bullor
ſparſam, rein, ärztlich empfohlen, zu haben bei den Herren: Wh. empfiehl
Stemmer, H. W. Prassel, Fhil. Weber. W. Manck.
Gust. Landau, Aug. Harburg. G. F. Prier, G. F.
Poth. W. Müller, Hoffmannstraße, F. Pröscher. Kirch=) Wildpret= u. Geflüigelhandlung,
ſtraße, F. Ebert, Fuhrmannsſtraße, C. Möser, Rittergaſſe,
A. Weinmann. Carlsſtraße.
Für Reinheit des Fabrikats garantirt die Marke von 3483
P. Hüler & Shne, Hannheim.
„.
E
Gute Kartoffeln
ine faſt neue Zither zu verkaufen.-
(6061 zu verkaufen. Ruthsſtraße 9. 6062
Wos ſagt die Exped.
H. Geimm,
Schulſtraße I6. - 5425
Sehr ſchönes Wieſenhen und
Kar=
toffeln billigſt bei Ch. Rückert,
verlängerte Schwanenſtraße.
(6064
1½ Viertel ewiger Klee,
an der Frankfurterſtraße, zu verkaufen.
Näheres Hohlerweg 27. Himmler Wwe.
„
8
Ayerkanmt ve
Wiener Mschung
(eigner Brennerei).
Cand. Kaffee:
P. L. Bammann
J. Horm. Lindhéim, Frankfurt,
empfiehlt
Lagesordnung: 1) Verichterſtalung. - C. Schmemger,
(6063
Rheinſtraße 14.
ſelbſtgemäſtete
Gänse, Futen, Hahnen,
Suppenhäénor und
Tauben, sonie französ.
Fonlarden
und friſchgeſchoſſenes
Rehwild
1443
Nr. 101
Bekanntmachung.
Samstag den 25. Mai l. J., Vormittags 9 Uhr anfangend,
werden im Verſteigerungslokale „Schloßgraben 3½ — theils zwangsweiſe, theile
auf freiwilliges Anſtehen - gegen Baarzahlung verſteigert:
1 neue complete Schießbude nebſt Zubehör,
als: 10 Gewehre, 33 Figurſcheiben, 20 Lampen, 4 Koffer, 2 Stell=Leitern,
1 Dachtuch, 1 Perlenſlickerei ꝛc. ꝛc., ſowie
1 Wohnwagen nebſt Zubehör,
jerner
1 faſt noch neue rothe Plüſch=Garnitur, 1 Spiegelſchrank,
1 ſchw. Damaſt=Kanapee, 1 Schreibſekretär, 1 Zuglampe, 1 zweithürigen
Kleiderſchrank, ſowie Frühjahrsſtoffe zu Anzügen, Hoſen, Paletots ꝛc. und
1 Partie Kurzwaaren.
Darmſtadt, den 23. Mar 1889.
Dieter, Großh. Gerichtsvollzieher.
T8TL.
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Horis Landaut,
(6066
Mathildenplatz 1.
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wird durch Sommerſproſſen beeinträchtigt.
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Schweſelmilch), ächt von Jünger &
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raſchend alle Haut=Unreinheiten und macht
ber täglichem Gebrauch die Haut zart,
weiß und ſammetartig.
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vorzüglicher Qualitäten im Ausſchank,
Flaſchen und Gebinden empfiehlt, (912
Georg.
Veber,
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ſine friſchmelkende Ziege zu verkau=
C. fen. Daſelbſt friſche Ziegenmilch
zur Cur. Arheilgerſtr. 68.
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Hunde werden zu jeder Tageszeit
geſchoren, ohne geſchnitten oder gequält
zu werden.
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E. Sadller, Schulzengaſſe 16.
5925) Caſinoſtraße 16 ein kleiner
Laden für Obſt, Gemüſe und
Flaſchen=
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Auguſt Nold.
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5768) Soderſtr. 52 ein gutmöblirtes
Zimmer mit oder ohne Cabinet billigſt.
6069) Mühlſtraße 28 ein Zimmer
für einen Herrn oder Mädchen bei Steul.
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Von einem jungen Mann wird
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geſucht. Offerten unter M. S. 89 an
die Expedition d. Bl.
(6072
Jädchen können das Bügeln erlernen.
21 Beſſ. Kiesbergſtr. 7.
(6073
6074) Eine Frau ſ. Laufdienſt. Kl.
Bachgaſſe 2. Hinterhaus, 2 Trepp. hoch.
Ein braver junger Mann
wünſcht Stelle als Hausburſche eder
anderweitige Beſchäftigung.
Näheres in der Expedition. (6075
6076) Ein Mädchen wird zur
Be=
aufſichtigung eines Kindes geſucht. Näh.
ſiesſtraße 66 im Laden.
6077) Eine in der Haushaltung
er=
fahrene Frau, welche zu Hauſe ſchlafen.
kann, wird ſür einige Wochen geſucht.
Näheres in der Exped. d. Bl.
Ein angehonder Commis,
tüchtiger Verkäufer, ſowie ein Lehrling
finden in meinem Manufakturwaaren=
Geſchäft Stellung.
M. J. Heyer,
Ludwigsſtraße 12. (6078
Drei tüchtige Anſchläger
ſofort geſucht.
J. Weichſel, Schreinermeiſter,
Roßdorferſtraße 11. (6079
Wer hat Kanarienweibchen
abzugeben? Adreſſe erbeten an
die Expedition.
(6080
Woog, 22. Mai 1889.
Waſſerhöhe am Pegel 3.90 m.
Lufttemperatur 180 R.
Waſſerwärme Vorm. 8 Uhr 160 R.
Woogpolizeiwache.
Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Zimmerſtraße Nr. I.
Der Schnelldampfer „Ems; Kapitän Th.
Jüngſt vom Nordt. Aohd in Bremen, welcher
am 11. Mai von Bremen abgegangen, iſt am
20. Mar wohlbehalten in New=York
ange=
kommen.
Stiftungskarten.
Dem verehrl. Publikum werden die von
der Vereinigung für bürgerliche Beſtattung
eingeführten Stiftragskarten zu Gunſten hieſiger
Wohlthätigkeits=Anſtalten, welche bei
Trauer=
fällen an Stelle von Blumenſpenden gegeben
werden können (Preis 50 Pf.), zur Benutzung
empfohlen. Dieſelben ſind zu haben bei den
Herren: Wilhelm Manck. Ballonplatz. J.
Göttmann, Schulſtraße. C. aE. W. Kaminsky,
Marktpaſſage. W. Wedel Nachfolger,
Ober=
gaſſe. G. Baltz, Alexanderſtraße. Weis &Em;
Egenolf, Ludwigſtr. C. Hammann,
Caſino=
ſtraße. C. Watzinger, Wilhelminenſtraße.
C. C. Kleber, Mathildenplatz. A. J. Supp,
Markt. V. Weismüller, Eliſabethenſtraße.
L. Kuhn, Karlsſtraße. L. Säng, Schmitt'ſche
Schulbuchhandlg., Kirchſtraße. Buchhalter
Roth CL. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei).
Rendant Henſing. Eliſabethenſtraße. C. F.
Naumann, Liebigsplatz. G. Thieß.
Eliſa=
bethenſtraße. D. Fair & Söhne. H. Lautz,
Rheinſtraße. L. B. Müller, Schulſtraße. A.
Marburg und C. Nohl in Beſſungen.
1444
Nr.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I (Beſſungen)
vom 9. bis 22. Mai 1889.
Geborene: Am 9. Mai: Dem Maler Ernſt Friedland. T.
Johanna Barbara. Am 11.: Ein unehel. S. Ernſt. Am 17.: Dem
Sergeant im 2. Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 24 Franz Dietz, T.
Sophie.
Auſgebote: Der Schuhmachermeiſter Georg Philipp Haas,
Witwer, und Johanna Louiſe Sophie Schmidt, T. des
Weißbin=
ders Martin Theodor Schmidt dahier. Der Sergeant im Großh.
Heſſ. Feld=Art.=Regt. Nr. 25 Georg Seng, und Louiſe Darmſtädter,
T. des Weißbinders Martin Darmſtädter dahier.
Eheſchtietzungen: Der Weißbindermeiſter Wilhelm Erbes, Wiw.,
mit Louiſe Volz. T. des Lade= und Bodenmeiſters bei der Main=
Neckarbahn Wilhelm Volz dahier.
Geſtorbene: Am 7. Mai: Der Bahnwärter i. V. Johannes
Hartmann, 63 J. 7 M. 20 T. alt.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Beich. Die Parade der Berliner und Spandauer
Garniſon am 22. verlief aufs glänzendſte. Der Kaiſer kommandierte
die Parade ſelbſt, ritt dem einige Minuten ſpäter auf dem
Parade=
felde eintreffenden König Humbert entgegen, geleitete ihn dann die
Front der Truppen entlang und führte die letzteren darauf zweimal
im Parademarſch vor dem Könige vorüber. Der Kaiſer trug die
große Generalsuniform mit dem Bande des Annunciatenordens,
König Humbert die preußiſche Huſarenuniform mit dem Bande des
Schwarzen Adlerordens. Die Kaiſerin ritt zur Rechten König
Humberts, auf welche die Erbprinzeſſin von Meinigen mit glänzen
dem Gefolge zu Pferde, der deutſche Kronprinz. Prinz Eitel Fritz
und der Miniſterpräſident Crispi zu Wagen folgten. Die
Muſik=
corps der Regimenter ſpielten, als der König die Front der in zwei
Treffen aufgeſtellten Truppen abritt. den italieniſchen Königsmarſch.
Die Parade ſchloß gegen 11 Uhr. König Humbert beaab ſich vom
Paradefelde mit dem Kronprinzen zu hder Waffenfabrik von Löwe,
während der Kaiſer an der Spitze der Fahnenkompagnie in die
Stadt zurückkehrte. Die Majeſtäten wurden auf der Hin= und
Rückfahrt von den Volksmaſſen unabläſſig durch ſtürmiſche Zurufe,
Tücher= und Hüteſchwenken bearüßt.
Am Mittwoch nachmittag 4½ Uhr beſuchte der König von Italien
den Fürſten Bismarck. In der Begleitung Seiner Majeſtät befand
ſich der kommandierende General des 15. Armeecorps, General
v. Heuduck. Von der Wohnung des Reichskanzlers beaab ſich Könia
Humbert in das Palais des Prinzen Albrecht. Um '5 Uhr. noch
während der Anweſenheit des Königs daſelbſt, fuhr auch
Miniſter=
präſident Crispi vor der Wohnung des Reichskanzlers vor.
Bei der Abendfeſtafel am 22. brachte der Kaiſer einen
Toaſ=
auf den König Humbert aus, indem er demſelben den herzlichſten
Dank für den durch den hohen Beſuch gegebenen Beweis ſeiner
Freundſchaft ausſprach. In gleichem Sinne ſind meine Truppen
von dankbarem Stolz erfüllt, daß es ihnen vergönnt geweſen iſt,
vor den Augen Curer Majeſtät mit Ehren zu beſtehen. Voll
freu=
diger Erinnerung an die herrliche Heerſchau in Rom erhebe ich das
Glas und trinke auf das Wohl des Königs und der Königin, der
braven italieniſchen Truppen, ſowie auf die unwandelbare
Freund=
ſchaft mit dem Hauſe Savohen, deſſen Deviſe; Sempre avanti
Savoyal zur Einigung des Königreichs Italien geführt hat. König
Umberto lebe hoch1 Der König erwiderte, indem er in italieniſcher
Sprache mit innigſter Rührung für den Ausdruck der dargebrachten
Gefühle dankte: „Die Reiſe nach Berlin iſt mir eine hehre und
dankbare Pflicht geweſen, ich bin ſicher, für die Worte, die ich von
dieſer Hofburg aus ſpreche, die Seele Italiens mit mir zu haben.
Deutſchland und Italien ſind nach Herſtellung ihrer Einheit ein
Vſand des Friedens für Europa. Meine Soldaten, deren Euer
Majeſtät ſo ehrenvoll gedacht, und Ihr Heer, wovon ich ſo glänzende
Abteilungen bewundern konnte, werden ihre große Aufaabe zu
er=
füllen wiſſen. Ich trinke auf das Wohl des Kaiſers, der Kaiſerin
und der geſamten Familie. Ich trinke zu Ehren des glorreichen
deutſchen Heeres und auf das Gedeihen des deutſchen Reiches.
Der Präſident der italieniſchen Deputiertenkammer, Biancheri,
ſandte an den Miniſterpräſidenten Crispi ein Telegramm über die
Sitzung der italieniſchen Deputiertenkammer vom 21. mit dem
Er=
ſuchen, von den Gefühlen der Freude über den dem Könige und
dem Kronprinzen in Deutſchland, ſpeziell in Berlin bereiteten
herz=
lichen Empfang dem Kaiſer, dem König und dem Kronprinzen von
Italien, den Prinzen des kaiſerlichen Hauſes. dem deutſchen Volke
und der Stadt Berlin Kenntnis zu geben. Von dem Telegramm
ſtellte Crispi dem Berliner Auswärtigen Amte eine Abſchrift zu.
Nach der =B. B. 8tg. ſind bei der Audienz. welche der
gegen=
wärtig in Berlin weilende Statthalter von Elſaß=Lothringen, Fürſt
Hohenlohe, jüngſt beim Kaiſer hatte, die Einzelnheiten des
bevor=
ſtehenden Kaiſerbeſuchs im Reichslande Gegenſtand der
Beſprech=
ung geweſen.
Ein Erlaß des Prinzregenten von Braunſchweig ſpricht den
Bewohnern der Reſidenz und des Landes den Dank und
Anerken=
nung aus für den dem Kaiſer bereiteten glänzenden und feſtlichen
Empfang, ſowie für die muſterhafte Haltung der Bevölkerung.
101
Die türkiſche Geſandtſchaft mit Ali Nizami Paſcha hat am
21. Berlin verlaſſen.
Das Gartenfeſt, welches am 21. abends in dem prachtvollen
Garten des Herrenhauſes ſtattfand, geſtaltete ſich zu einer
zwana=
loſen Zuſammenkunft der Mitglieder des Reichstags und des
Bun=
dssrats, ſowie höherer Beamten der einzelnen Miniſterien und der
Reichsämter.
Die B. B. 8.u teilt nachträglich ein Scherzwort des
Reichs=
kanzlers bei dem Frühſchoppen am Montag mit. Fürſt Bismarck
beglückwünſchte bekanntlich Dr. Hammacher, worauf dieſer
ent=
gegnete, er ſei gewiſſermaßen durch Zufall in die Streikbewegung
hineingekommen und habe ſein möglichſtes gethan. Lachend
erwi=
derte der Reichskanzler: „Ich bin auch nur durch Zufall
Reichs=
kanzler geworden und habe dann auch mein möglichſtes gethan.
In der nächſten Bundesratsſitzung ſoll die Frage betreffs
Uebernahme der Landesverwaltung von Neu=Guinea zur Beratung
geſtellt werden.
Der Reichstag nahm am 22. in dritter Leſung die 88 9-12,
ebenſo die 88 14,. 15 und 15a der Invaliditäts= und
Altersver=
ſicherung mit der Aenderung an, daß an Stelle der
Aufſichts=
behörde das Reichsverſicherungsamt tritt, ferner wurden die 88 13
bis 16 durchberaten, letzterer mit der Ablehnung des Antrags
Brand, denſelben zu ſtreichen, angenommen, ebenſo die 88 7, (2,
7aa, ferner die 88 13. 13a, 16a und 17 nach längerer Debatte mit
den von Buhl vorgeſchlagenen Aenderungen, und ſchließlich ohne
Debatte die 88 18. 18a mit den Anträgen Buhl und Veiel. Auch
8 16 (Lohnklaſſen) wurde mit einigen von Dr. Buhl beantragten
Abänderungen angenommen.
Dem Vernehmen nach iſt noch ein kleiner Nachtragsetat im
Reichstage zu erwarten. Derſelbe bezieht ſich auf die Uebernahme
der Landesverwaltung von der Neu=Guinea=Kompagnie auf das
Reich. Koſten werden nicht verurſacht, da die Kompagnie die
Be=
ſoldung auch ferner übernimmt. Von einer
Nachtragsforderun=
für die Koſten der oſtafrikaniſchen Expedition iſt nichts bekannt.
Die „Nordd. Allg. 3tg. bemerkt, daß die Vorausſetzung, ein
von dem „Deutſchen Tageblatt' gebrachter, gegen den
Reichstags=
vräſidenten wegen der Vorgänge in der Samstagsſitzung gerichteter
Artikel ſei inſpiriert, jeder Begründung entbehre. Der
Reichs=
kanzler ſelbſt habe Veranlaſſung genommen, bei der erſten
Be=
gegnung mit dem Präſidenten des Reichstags nach jener Sitzune
demſelben ſein Bedauern darüber auszuſprechen, daß er gegenüber
den bekannten Zwiſchenrufen in der Samstagsſitzung dem Präſidium
in der Ausübung ſeiner Disziplinargewalt vorgegriffen hätte.
Geſtern hat übrigens der Vorſtand des Reichstags beſchloſſen, das
„Deutſche Tageblatt; vom Leſezimmer und ſeinen Berichterſtatter
von der Journaliſtentribüne auszuſchließen.
Oeſterreich=Angarn. Der Handelsminiſter richtete an den
Vor=
ſtand der Wiener Fruchtbörſe einen Erlaß, worin er betonte, daß
er auf die Abhaltung des internationalen Saatenmarktes großen
Wert leae und erwarte, daß ſich der Vorſtand angelegen ſein laſſen
werde, Wien dieſe bewährte Inſtitution zu erhalten und eine
zahl=
reiche Beteiligung zu erzielen.
Das Wiener „Fremdenblatt” ſagt, die Reiſe König Humberts
nach Berlin und der Beitritt Italiens zum deutſch=öſterreichiſchen
Bunde bedeute für die Kaiſermächte eine große Stärkung der
Kraft=
mittel und eine Verbürgung der Ziele des Bundes, für Italien
die Abwehr aller gegen die geltende Ordnung gemachten Aſpirationen
und die Befeſtigung ſeiner Stellung in Europa. In den dem
Könige dargebrachten Huldigungen werde das italieniſche Voll
einen Maßſtab des Wertes finden, den die Völker auf die
Freund=
ſchaft Italiens legen. Die in Oeſterreich=Ungarn und Deutſchland
zeitweilig auftretenden Strömungen gegen Italien berechtigten zu
keinerlei Zweifel an der Lauterkeit und Stärke des Bundes. Die
Politik der Mächte, welche an ihren ſtaatlichen Intereſſen wurzele,
räume anderweitigen Rückſichten keinerlei Einfluß ein.
Franſtreich. Die Behauptung, daß Gäſte königlichen Blutes
die Weltausſtellung nicht beſuchen würden, erweiſt ſich natürlich
als eine böswillige monarchiſtiſche Erfindung: außer dem Schah.
von Perſien haben auch König Kalakaua, Beherrſcher der Sandwich.
inſeln. und Dinah Salifu, König von Nalu am Senegal, ihren
Beſuch angekündigt.
England. Der „Standard: widmet der Ankunft des Königs
Humbert in Berlin einen Leitartikel, in welchem er auf die
unge=
wöhnliche Begeiſterung hinweiſt, mit der der König auf deutſchem
Boden empfangen worden ſei. Dieſe neue Beſtätigung des
Drei=
bundes werde mit Genugthuung begrüßt von dem engliſchen Volke,
das darin die beſte Friedensgewähr erblicke, ſowie die beſte
Bürg=
ſchaft dafür, daß die fundamentalen Intereſſen Europas unverſehrt
aus jeder Feuerprobe hervorgehen würden.
Itakien. Die Königin, welche am 21. nachmittags von Rom
abgereiſt iſt, traf abends in Neapel ein, von wo ſie nach
Capodi=
monte weiterreiſen wird.
In der Kammer erklärte am 22. Unterſtaatsſekretär Fortis auf
eine Interpellation, betr. die Unruhen im Obermailändiſchen
Be=
zirk, die Regierung habe Vorkehrungen getroffen, um weitere
Un=
ruhen zu verhindern, event. zu unterdrücken. Es ſei zu erwarten,
daß die Unruhen ſich nicht wiederholten, die Regierung ſei bemüht,
Nr.
ein Einberſtändnis zwiſchen den Bauern und den Grundeigentümern
herbeizuführen.
Die begeiſterten Berichte der Blätter rühmen einſtimmig den
glänzenden und überaus herzlichen Empfang, der von Kaiſer
Wil=
helm und der Berliner Bevölkerung dem König Humbert bereitet
wurde. Der Feſtzeuge der „Tribuna” ſagt: Der Straßenſchmuck
Berlins verhielt ſich zum Schmucke der via nazionale beim Beſuch
des Kaiſers Wilhelm in Rom wie die Praut eines Königsſchloſſes
zum Flitter einer Theaterdekoration. Auch die zuvorkommende
Be=
handlung der italieniſchen Preſſe durch die Berliner Behörden findet
allgemeine Anerkennung. Die Meldung der diesſeitigen
Bericht=
erſtatter, daß ſeit Kaiſer Wilhelms Siegeseinzug Berlin keinen
ſolchen Empfang geſehen hat, erregt in weiteſten Kreiſen wärmſte
Befriedigung.
Rutzland. Aus St. Petersburg wird Londoner Blättern,
wel=
chen die Verantwortung für vie Richtigkeit überlaſſen bleiben muß,
indirekt über Eydtkuhnen gemeldet: „Die Verſchwörung gegen den
Zaren und die Regierung, welche kürzlich entdeckt wurde, erweiſt
ſich als verbreiteter, als anfänglich geglaubt wurde. Verhaftungen
werden fortgeſetzt vorgenommen und Hunderte von Perſonen ſind
bereits interniert. Die veunruhigendſte Thatſache im
Zuſammen=
hange mit dem Komplott iſt, daß die Regimenter in Moskau,
Elizabetgrad und Warſchau, kompromittiert ſind, obwohl noch nicht
völlig bekannt iſt, bis zu welchem Grade. Einige Offiziere dieſer
Regimenter ſind bereits verhaftet worden und drei, gegen welche die
Schuldbeweiſe von der ſtärkſten Art ſind, haben Selbſtmord verübt,
Um ſich der Verhaftung zu entziehen. In Warſchau wurde eine
Sprengbombe tötlichſter Art entdeckt und es unterliegt nur wenigem
Zweifel, daß ſie dazu beſtimmt war, gegen den Zaren in
Anwen=
dung gebracht zu werden. Die Entdeckung hat die Kaiſerin ſehr
angegriffen und es heißt, daß ihre Geſundheit darunter ſchwer
leidet.
Bulgarien. Da die Zahl der ausgewanderten und nun aus
Rußland zurückkommenden Offiziere ſtändig wächſt, hat die
Regie=
rung Maßnahmen getroffen, daß diejenigen, welche in Sofia keine
Beſchäftigung haben, in ihre Heimatsgemeinden abreiſen und die
Zuzügler beſſarabiſchen Urſprungs das Land verlaſſen.
Vereinigte Staaten. Mit dem Dampfer „Rockton” traf am 22.
in New=York ein Brief Mataafa's an den Admiral Kimberley ein,
worin er auf die ihm von den Amerikanern bezeugten guten
Ge=
ſinnungen anſpielt. Er wünſcht. daß der Krieg, welcher wirklich
beendet ſei, auch formell als beendet anerkannt werde. Mataafa
wünſcht ferner das amerikaniſche Protektorat hergeſtellt zu ſehen,
iſt aber gegen das Tripelſyſtem. Kimberley riet Mataafa, das
Reſultat der Berliner Konferenz abzuwarten.
E,
12)
UEt¾
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. Mai.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 18. d. M.
den Gradiermeiſter Ludwig Schwindt zu Theodorshalle auf ſein
Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Juni d. J. in den Ruheſtand
verſept.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog, ſowie Ihre Großh.
Hoheiten die Prinzen Heinrich und Wilhelm ſind Mittwoch
nach=
mittag 4 Uhr 9 Deinuten von München hierher zurückgekehrt. Im
Geſolge der Allerhöchſten Herrſchaften befanden ſich
General=
lieutenant z. D. v. Weſterweller, Flügeladjutant Hauptmann Frhr.
Röder v. Diersburg, ſowie die perſönlichen Adjutanten Oberſt
v. Hangen und Rittmeiſter Frhr. Schenk zu Schweinsberg.
Der Großh. Hofhalt wird von morgen ab für einige Zeit
nach Mainz verlegt werden.
- Verhaud ungen der Zweiten Kammer. Eingegangen iſt eine
Vorlage, welche die Bewilligung von 45000 M. für den
Geleiſean=
ſchluß des Fabrikviertels an die Main=Neckarbahn anſinnt. Zur
Vorlage auf Uebernahme des Laubacher Gymnaſiums auf den Staat
gab es zweiſtundenlange Debatten, in denen es ſich hauptſächlich um
die Bedürfnisfrage eines Gymnaſiums in Laubach überhaupt drehte,
die von vielen Rednern ſtark angezweifelt wurde, es gelang indes
den Vertretern der Regierung (Staatsminiſter Finger und Geheimer
Staatsrat von Knorr) die Verſammlung, wenn auch mit nur
knap=
per Majoritat, von der Zweckmäßigkeit der Verſtaatlichung der
ge=
nannten Anſtalt zu überzeugen. Hauptſächlichſte Gegner der Vor
lage waren Graf Oriola, Vogt und Weſternacher.
Nach längerer Debatte wurde ſodann den Ausſchußanträgen
zum Antrag Kugler, betr. die ſtaatliche Zinsgarantie für die Aktien
geſellſchaft Mainkette in Mainz zugeſtimmt, wonach erſtens die
Großh. Regierung erſucht wird, mit Hinweis auf den Staatsvertrag
vom 1. Februar 1883 die preußiſche Regierung zu veranlaſſen, daß
die vorgeſehene Ergänzung der Kanaliſierungsanlage, bezw. die
Her=
richtung der projektierten großen Schleuſenbaſſins auf der Mainſtreck,
Frankfurt-Mainz baldigſt vorgenommen wird, zweitens im Verein,
mit den Regierungen von Preußen und Baden bei der bahriſchen
Regierung ſich dahin nachdrücklich zu verwenden, daß in Betreff der
Beſtimmung des Abſatzes 2 des Artikels 6 des Schlußprotokolls des
genannten Staatsvertrags von 1883 von Seiten Bayerns die Kon=
101
1445
zeſſion zum Betrieb der Tauerei mainaufwärts bis Würzburg bald
erteilt werde, drittens mit thunlicher Beſchleunigung für die
Aus=
führung der Regulierungsarbeiten am Main bei Fechenheim, Klein=
Auheim, Dörnigheim und Groß Steinheim Sorge getragen werde.
Eine Reihe kleinerer Gegenſtände, welche Erledigung fanden,
boten kein ſonderliches Intereſſe. Gelegentlich der Beſchlußfaſſung
über den Antrag Oriola und Genoſſen führte der Genannte an
Handen ſeiner Erfahrung als Mitglied des Friedberger
Kreisaus=
ſchuſſes die unhaltbaren Zuſtände des Wegbaugeſetzes vom 27. April
1881 in draſtiſcher Weiſe vor, deſſen Reviſion er dringend
befür=
wortete. Mit Rückſicht auf die vorliegende zuſagende Antwort der
Regierung wurde der Antrag Oriola für erledigt erklärt.
Die Großh. Regierung hat an die Stände, zunächſt an die
zweite Kammer, das Erſuchen gerichtet ihre Zuſtimmung dazu zu
geben, daß die aus den Rechnungen der Blödſinnigen=Anſtalt
Alice=
ſtift vorhandenen Ueberſchüſſe bis zum Betrag von 23000 M. zur
Herſtellung verſchiedener Nebengebäude ꝛc. Verwendung finden
können.
Ernannt wurden am 17. Mai: der Gerichtsſchreiber=Aſpirant
Peter Julius Weitzel in Alsfeld zum Hilfsgerichtsſchreiber bei
dem Amtsgerichte Alsfeld; der Gerichtsſchreiber=Aſpirant Albinus
Blößer in Seligenſtadt zum Hilfsgerichtsſchreiber bei dem
Amts=
gerichte Seligenſtadt; der Finanzacceſſiſt Georg Müller in
Leng=
feld zum Steueraſſeſſork
2 Stadtverordnetenverſammlung. Vorläufiger Bericht.)
Einge=
gangen iſt ein Antrag des Herrn H. Müller, betreffend rückſtändige
Trottoirherſtellungen in mehreren Straßen. Zur Beratung der
Schienengeleiſeanlagen im Fabrikviertel wird ein umfangreicher
Bericht der Verkehrskommiſſion als Antwort auf die jüngſte
Auf=
lage des Kreisamtes verleſen und mitgeteilt, daß ein Bericht des
Großh. Oberbürgermeiſters den Mitgliedern der Verſammlung
zu=
gänglich ſei.
Die Bürgermeiſterei erhält den Auftrag die Feldbereinigung
der Gemarkung Darmſtadt bei der Landeskommiſſion in Antrag
zu bringen. Herr Rückert referierte ſodann über den jetzigen Stand
der projektierten Bahnverbindung nach Gernsheim; es überraſchte
allgemein die Mitteilung über die Haltung des Bürgermeiſters von
Gernsheim, welcher trotz vorheriger entgegenſtehender Zuſicherungen
ſich einem Beſchluß wegen Erbauung einer Linie von Pfungſtadt
über Eſchollbrücken nach Gernsheim angeſchloſſen hatte. Die
Kom=
miſſion ſchlägt vor, die Gernsheimer Linie nun vorerſt nicht weiter
zu verfolgen, dagegen die für die Vorarbeiten derſelben bewilligten
Mittel für das Projekt einer Linie Darmſtadt=Oppenheim zu
ver=
wenden. Die Verſammlung beſchloß demgemäß und erhöhte den
Kredit gleichzeitig auf 1600 M.
Der „Reichsanzeigers veröffentlicht die Ernennung des
bis=
herigen Pfarrers am Diakoniſſenhauſe Eliſabethenſtift zu Darmſtadt,
Ludwig Werner, zum General=Superintendenten für die lutheriſche
Kirchengemeinſchaft des Konſiſtorialbezirks Kaſſel und zum Mitglied
des Konſiſtoriums zu Kaſſel.
Die am Dienstag wegen der Feldbereinigung der Scheftheimer
Wieſen und Regulierung des Ruthſenbachs auf Grund des Art. 16
des Geſetzes vom 28. September 1886 anberaumte Verſammlung
der Beſitzer nahm der „D. 3tg.- zufolge einen ſehr guten
Ver=
lauf. Herrn Regierungsrat Nover war es durch ſeine ſachlichen
und gewandten Auseinanderſetzungen von Anfang an gelungen,
die Aufmerkſamkeit der Beſitzer für die Sache in vollem Maße
zu gewinnen. In verſtändnisvoller Weiſe diskutierten alsdann
die Beſitzer alle Fragen und kamen dem Unternehmen mit einer
ſolchen Sympathie entgegen, daß faſt alle Beſchlüſſe einſtimmig
ge=
faßt wurden.
it. Herr Prediger Schrenk von Marburg, der vor einem Jahre
ſchon einmal religiöſe Vorträge in unſerer Stadt hielt, iſt wieder
für 14 Tage hierher gekommen, um in derſelben Weiſe wie im
vorigen Jahre zu arbeiten. Wenn voriges Jahr in den erſten
Tagen ſeine Vorträge nur ſchwach=oeſucht waren, ſo trifft dies
diesmal nicht zu, denn ſchon bei dem erſten Vortrag am Montag
abend war der große Saal des Darmſtädter Hofes faſt vollſtändig
gefüllt und es ſteht beſtimmt zu erwarten, daß immer mehr Leute
kommen werden, um die Vorträge anzuhören. Wie viel dieſe
reli=
giöſen Vorträge des Herrn Schrenk voriges Jahr gewirkt haben
bedarf keiner Erörterung und deshalb, ohne weiter auf die
Er=
ſolge des Herrn einzugehen, wollen, wir uns darauf
be=
ſchränken, unſere evangeliſchen Mitbürger zu ſeinen Vorträgen
einzuladen. Dieſelben finden ſtatt im großen Saale des
Darm=
ſtädter Hofes jeden Tag Vormittags von 9-10 Uhr und Abends
von 8-9 Uhr.
Unter den Architekten, die in Berlin für den Einzug des
Königs von Italien die via triumphalis in ſo überaus
geſchmack=
voller Weiſe dekoriert haben, befinden ſich auch zwei geborene
Darmſtädter, die Herren Meſſel und Doflein. Denſelben war ſpeziell
die Ausſchmückung des Potsdamer Plazes=übertragenzworden.
Bei einem kürzlich in Pforzheim zum Beſten des
Kinder=
ſpitals Siloah ſtattgehabten Konzert wirkte u. a. Herr Hofmuſiker
F. Mehmel von hier mit. Die dortigen Blätter ſprechen ſich ſehr
anerkennend über die Kunſtleiſtungen des genannten Herrn aus; ſo
1446
ſchreibt der „Pf. A.1: Herr Mehmel beherrſcht ſeine Violine nicht
nur techniſch in ſeltenem Grade, er ſpielt auch mit viel Gefühl und
ſeelenvollem Verſtändnis, ſo daß ſein Vortrag alsbald die Zuhörer
feſſelte.
Im Saalbau wird heute, morgen und Sonntag das Tivoli=
Theater=Euſemble von Stuttgart 8 Konzerte veranſtalten. Dem
Enſemble gehören an die Tyroler Sänger=Geſellſchaft Victor Rainer
aus Achenſee, den Schnellzeichner Clown Mr. Richards und die
Wiener Piſton=Virtuoſin Frl. R. Donhoffer. Letztere iſt bis jetzt
die einzige Dame, die dieſes ſchwierige Inſtrument meiſterhaft
ſpielt. Intereſſant dürfte auch die Vorführung dreſſierter Gänſe
ſein, deren Produktionen auswärtigen Blättern zufolge ſehr drollig
nnd. Bei günſtigem Wetter finden die Vorſtellungen in dem
präch=
tigen Saalbaugarten, andernfalls im Saale ſtatt.
Frankfurt, 23. Mai. Als der Sonderzug der Kaiſerin von
Oeſterreich, von Wiesbaden kommend, geſtern nachmittag auf
der Verbindungsbahn nach dem hieſigen Oſtbahnhof übergeführt
werden ſollte, entgleiſten die hinterſten Wagen. Gereits geſtern in
dem größeren Teile der Auflage des Tagblatts mitgeteilt.) Da das
Halteſignal nicht gehört wurde, ſtürzten drei Wagen um, in denen
nch Geſolge und Dienerſchaft befand, doch konnte der Zug, da der
Zugführer durch einen mit dem Helm winkenden Schutzmann
auf=
merkſam gemacht wurde, raſch zum Stehen gebracht werden. Der
Wagen der Kaiſerin blieb in dem Geleiſe Glücklicherweiſe hat weder
die Kaiſerin noch irgend jemand von deren Gefolge eine Verletzung
davon getragen, nur ein Lakai ward leicht an der Hand beſchädigt.
Nach einſtündigem Aufenthalt konnte der kaiſerliche Extrazug
weiterfahren.
J. Oppenheim, 22. Mai. Der Gemeinderat hat in ſeiner
geſtrigen Sitzung ſieben hervorragenden Verſönlichkeiten das
Ehren=
bürgerrecht erteilt, als Zeichen des Dankes und der
Anerken=
nung für die Verdienſte, welche die betreffenden Herren für die
Wiederherſtellung der Katharinenkirche ſich erworben.
Zwickau, 21. Mai. In der heute in dem Gebäude der
Kreis=
hauptmannſchaft ahgehaltenen Sitzung der Vertreter der
Berg=
arbeiter nahmen dieſe den Vorſchlag der Werkvertreter:
Zehn=
ſtündige Arbeit, 10 pCt. Lohnzuſchlag und Erfüllung der üorigen
Forderungen der Arbeiter an. Abends fand eine öffentliche
Ver=
ſammluna der Bergarbeiter ſtatt, welche einſtimmig den 10
pro=
centigen Lohnzuſchlag ablehnten und alle Vermittelungsvorſchläge
zurückwieſen. Als hierauf das Zentralkomits der Arbeiter
demiſſio=
nierte, wurde die Wahl eines neuen Komites vorgenommen. Der
Vorſchlag. bis zu anderweitigen Verhandlungen der
Bergwerks=
beſitzer die Arbeit fortzuſetzen, wurde einſtimmig abgelehnt, der
Streik erklärt und thatſächlich ſchon abends um 6 Uhr begonnen,
da auf allen Werken mit Ausnahme der Arnim'ſchen die
Nacht=
chicht gar nicht, oder nur von wenigen Arbeitern aufgenommen
wurde.
Dortmund, 21. Mai. Die .Rhein=Weſtf. 3tg.” meldet, die
Zahl der Arbeitenden beträgt heute 73995, die Wagengeſtellung im
Kohlenrevier 4688 Doppelwägen; fur morgen ſind 5850 leere Wagen
verlangt. Im Dortmunder Revier mit 26 Zechen, befinden ſich nur
noch einige ſtreikende, ſo die Gruben„Boruſſia=, „Vereinigte
Mi=
niſter Steinl, „Hardenberg;„Weſtfalia;, „Zollverein! „Germania”,
„Tremoni!. In Folge Mipverſtehens des Bochumer Beſchluſſes
vom 19. Mai fordern die Bergleute eine 8ſtündige Schicht
ein=
ſchließlich der Ein= und Ausfahrt, ſowie Lohnerhöhung. Zur
Auf=
klärung der Leute wurde von dem Bergmann Bunte eine
Ver=
ſammlung der Belegſchaften des Dortmunder Reviers einberufen.
Gelſenkirchen, 22. Mar. Eine Verſammlung von Bergleuten
des Gelſenkirchener Kreiſes, welche ſich über Maßregelung beklagten,
hat einſtimmig beſchloſſen, weiter zu ſtreiken, bis die vereinbarten
Abmachungen ſeitens der Zechen bewilligt werden.
Münſter, 22. Mai. Der ſchon erteilte Befehl zum Abmarſch
des Militaͤrs aus dem Kohlengebiet iſt wieder aufgehoben worden,
weil man neue Unruhen befürchtet.
Wattenſcheid, 2. Mai. Heute morgen ſind nach 14tägiger
Ruhe die Belegſchaften der umliegenden Hechen Holland, Centrum
und Fröhliche Morgenſonne wieder angefahren. Es ſind indeſſen
viele Lücken in den Reihen derſelben, denn eine ganze Anzahl von
fremden Arbeitern hat die Streikzeit zu einer Reiſe in die Heimat
benutzt. von wo ſich dieſelben erſt nach und nach wieder einfinden
werden.
Breslau, 22. Mai. Wie die Bresl. 8ta.- meldet, haben in
Reichenbach heute ſämtliche Arbeiter der Fleiſcher'ſchen Weberei
die Arbeit eingeſtellt.
Hirſchberg i. Schl., 22. Mai. Das Anerbieten der
Gruben=
behörde, 10pCt. Lohnerhöhung und Bewilliaung der Nebenforderung,
iſt angenommen worden. Heute ſind die Bergleute des
Ausſtands=
gebiets faſt vollzählig angefahren. Etwa 60 der ärgſten
Ruhe=
ſtörer ſind verhaftet und ſehen der Verurteilung wegen
Landfriedens=
bruchs entgegen.
Nr. 101
Saarbrücken, 22. Mai. Für heute wurde nach einer Meldunig
aus Saarbrücken die Arbeitseinſtellung ſämtlicher
Berg=
leute im Saargebiet befürchtet. Sämtliche Kohlenzüge daſelbſt
ſind ſeit heute Morgen angehalten worden.
Berlin, 21. Mai. Der B. B.C. berichtet: In welchem
Maße die Begehrlichkeit in Arbeiterkreiſen zunimmt, beweiſt eine
aufſtandartige Bewegung, welche geſtern Nachmittag in einigen
Brauereien hier ſtattgefunden hat. Die eben erſt in friedlicher
Weiſe erzielten Aufbeſſerungen genügen den Brauern bereits, nicht
mehr, und unter Hinweis auf den ſtarken Schutz, den ſie für ihre
Beſtrebungen erhoffen, gehen ſie bereits an einzelnen Stellen zu
Thätlichkeiten über. Es iſt bemerkenswert, daß gerade bei dem
Böhmiſchen Brauhaus, deſſen Leiter ſeit langer Heit große
Auf=
wendungen für das Wohl ſeiner Leute gemacht hat, der Aufruhr
geſtern eine beſondere Schärfe angenommen hat. Die Verwaltung
des Münchener Brauhauſes mußte polizeilichen Schutz in Anſpruch
nehmen.
Leipzig, 21. Mai. Der Erbgroßherzog von Heſſen iſt
geſtern als Student der Rechte und Kameralwiſſenſchaften an hieſiger
Univerſität immatrikuliert worden.
Leipzig, 22. Mia. Heute verſchied dahier der Univerſitätsprofeſſor
Geh. Kirchenrat G. Baur am Herzſchlag.
Hamburg, 22. Mai. Die Bürgerſchaft verlieh Johannes
Brahms das Ehrenbürgerrecht.
Lüttich, 22. Mai. In Marihaye und Seraing beträgt die Zahl
der Streikenden jetzt über 100.
London, 22. Mai. Bei der Kolliſion des „German Emperor=
und des „Veresford= ſind nur ſechs Perſonen ertrunken. Der
Beresford: iſt mit den Ueberlebenden nachmittags in Gravesend
angekommen. Wie der Kapitän des „Veresford' konſtatiert, ſand
die Kolliſion 3 Uhr 30 Min. früh bei Goodwin Sands im dichten
Nebel ſtatt.
— Ein Kunſidenkmal des Mittelalters. Das=Schaffhauſer
Tage=
blatt' teilt mit, daß das alte Kloſter in Stein a. Rh., berühmt als
Beiſpiel eines faſt unberührt erhaltenen, künſtleriſch ausgeſtatteten:
Abtſitzes aus dem ſpäteren Mittelalter, nach längerer
Unterbrechung=
den Beſuchern von nah und fern wieder geöffnet iſt. Schüler vom
Kunſtſchulen, die eine Ausweiskarte mitbringen, und
Kunſthand=
werker, die ſich als Mitglieder einer bezüglichen Genoſſenſchaftl,
ausweiſen, haben während der Sommerzeit freien Eintritt zum
Studieren und Zeichnen. Das Kloſter, ſowie die übrigen
Denk=
mäler alter Zeit in Stein, die bemalten Häuſer, die ſtädtiſche
Sammlung von Glasgemälden und Waffen, das Schloß
Hohen=
klingen mit ſeiner herrlichen Ausſicht bieten dem Kunſt= und
Natur=
freund eine Geſamtheit von Genüſſen, wie ſie bei uns in dieſer
Fülle wohl an keinem zweiten Orte gleicher Größe vereinigt ſind.-
Ein chineſiſches Feſteſſen im Tſungli=Pamen. Zur Feier des
Regierungsantrittes des Kaiſers von China wurde auf
Veranlaſ=
ſung der Kaiſerin=Witwe den Vertretern der fremden Mächte i4)
Veking am 1. März ein Feſteſſen gegeben, welches dem „Oſtaſ. A.
zufolge ſehr glänzend ausgefallen ſein ſoll. Jeder Gaſt erhielt
eir=
kaiſerliches Geſchenk, beſtehend in einem „Ju=huis, d. h. einem aus
hartem Holz gefertigten Scepter, kunſtvoll geſchnitzt und mit einen
großen Stück Jaspis eingelegt. Außerdem vier Rollen ſchwerer
Brocat und eine Art Tabaks=Neceſaire, aus geſtickter Seite ge
fertigt. Die Speiſen waren von den berühmteſten Köchen Pekings
zubereitet; das Menu lautete wie folgt: Vogelneſter=Supve.
Europäiſch gebackenes Brod.- Gebratene Enten.
Grüne Erbſer,
in Eſſig.
Geſchmorte Aepfel. - Hühnerbrühe mit Haifiſchfloſſem
— Windbeutel.
Hammelbraten. - Friſche Gurken. - Geſtobt=
Birnen. — Kleine gelbe Kuchen. - Fiſche in Gelee. — Schinken i2
Honig geſchmort.
Brunnenkreſſe in Eſſig gelegt. - Holzapfel;
Gelée. - Bambusſproſſen. - Bataten.
Geröſtetes Spanferkel
Grüne Bohnen in Eſſig.-
Eierrahm mit Mandeln.- Ge
trocknete Früchte.
Zuckerwerk. — Mongoliſcher Käſe laus Schafs
milch bereitet). Dazu gab es folgende Weine: Weine von Schac
hing Fu. — Chuang=Yuean=hung.
Binchen=lu (weißer Wein mi
Arteniſia deſtilliert).
Wei=kwei=lu (Roſentau, weiß, ſtark nad
Roſen riechend).
Fuchia=Pi (brauner Wein, fünfmal mit Oran
genſchalen deſtilliert, ſehr dem Curaçao ähnlich).:
Litterariſches.
— Neue Poetiſche Blätter, Zeitſchrift für Dichtkunſt und litte
rariſche Unterhaltung, Nr. 10 enthalten: Gedichte von Oskar Linke
Heinrich von Reder, Joh. Alboth, Albert Weiß, Heinrich Stol
Charles Mickerts, Engelbert Albrecht.
„Heinrich Ritter vo
Rederr ein deutſches Dichterleben von Ernſt Kreowski. - Bücher
beſprechungen: =Vilagos', hiſtoriſches Trauerſpiel von C. Binder
Kriegelſtein (beſprochen von C. Goldſtein).
Berichte und kleirr,
Mitteilungen. - „Die Braut des Czikos1 ein Liebesleben aus de
Pußta (Schluß) von Ernſt Kreowski. — Aus unſerem Bettelkaſte!
v Hierzu eine Beilage für Nichtpoſtabonnenten von „Kaufmann Chriſtian Schwinn, hier.”
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. — Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.