Darmstädter Tagblatt 1889


05. April 1889

[  ][ ]

Abonnementspreis
dlerteljſährlich 1 Mark 50 Pf. u
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtem Beſtellungen end
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
vw Quartal unck. Poſaufſchlag

152. Jabrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

2AUſltetts Ruttt=ilUlhobthll.

Inſerate
werden angenommen:hDarnſtadd
von der Expedition Rheinſtr. Nr 23,
mBeſſungen von Friede Bllher,
Schießhausſtraße 12 ſowie anzwir
von allen Annoneen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 5. April.
1889.
Na 68.

Betreffend: Die regelmäßigen Ergänzungswahlen der Mitglieder des Gemeinderaths.
Darmſtadt, am 1. April 1889.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Diejenigen von Ihnen, welche unſerer Verfügung vom 13. v. Monats noch nicht nachgekommen und mit Einſendung
der Beſtandliſten im Rückſtande ſind, werden an die Erledigung dieſer Verfügung hiermit erinnert.
v. Marquard.
ſ3827
Darmſtadt, am 31. März 1889.
Das Großherzogliche Kreisgeſundheitsamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien und Schulvorſtände des Landbezirks Darmſtadt.
Bezüglich der Aufſtellung der in dieſen Tagen den Großherzoglichen Bürgermeiſtereien zugehenden Impfliſten für 1889
möchten wir auf folgende Punkte beſonders aufmerkſam machen:
I. Betreffs der Erſtimpfungs=Liſten:
Unter B) ſind in dieſelben alle im Jahr 1888 in der betreffenden Gemeinde geborenen Kinder einzutragen, welche nicht
in dem genannten Jahr auch wieder verſtorben ſind. Elwa im Lauf des Jahres 1889 verſtorbene ſind in die Liſte aufzu=
nehmen
, aber zugleich iſt ihr Todestag jedesmal in der letzten Spalte (die Bemerkungen Uberſchrieben iſt) zu notiren.
Beſonders zu beachten iſt auch, daß Ende des Jahres 1888 geborene, aber erſt in den erſten Tagen von 1889 auf dem
Standesamt eingetragene Kinder auch noch eingetragen werden müſſen.
Nach Eintragung all dieſer werden noch, unter der Ueberſchrift: G. Zugezogene; etwa auswärts geborene, aber unge=
impft
in die Gemeinde zugezogene Kinder eingezeichnet. Wenn keine ſolchen vorhanden ſind, ſo ſoll nach der genannten Ueber=
ſchrift
ausdrücklich bemerkt werden: Keinev.
II. Betreffend: Wiederimpfungs=Liſten.
Dieſe Liſten dürſen nicht nach dem Geburts=Regiſter aufgeſtellt. werden, ſondern nach dem Schul Regiſter. Bezüglich
der 1877 geborenen Kinder iſt es ganz einerlei, wo ſie geboren ſind. Sollten vor 1877 geborene aber noch impflichtige ſeit
Der vorigen Impfung zugezogen ſein, ſo werden dieſe, nach ſämmtlichen 1377 geborenen, unter der Ueberſchrift: 0) Zuge=
Zogenen Lingezeichnet und in der letzten Spalte wird bemerkt, woher ſie zugezogen ſind, - nur bei dieſen alſo.
III. Beiderlei Liſten erſuchen wir mit Datum und Einer Unterſchrift zu verſehen, und zwar von Seiten des Beamten,
der die Aufſtellung der Liſten beſorgt hat. GBei Wiederimpfungsliſten muß dies nicht immer der Vorſitzende des Schulvor=
ſſtands
ſein.) Wir erſuchen ferner, Datum und Unterſchriſt gleich unter den letzten Eintrag zu ſetzen, und nicht mehr als zwei
Zeilen dafür zu verwenden.
Beiderlei Liſten erſuchen wir, uns vor Schluß des Monats April noch (guſammen) einſenden zu wollen.
Dr. Spamer.
[3828

B e k a n n t m a ch u n g.
Das nachſtehende Local=Reglement wird hiermit in Erinnerung gebracht.
Darmſtadt, den 3. April 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(3829
Ohly.
Local=Reglement, betreffend die Vertilgung der Blutlaus.
Auf Grund des Arlikels 31 des Feldſtraſgeſetzes wird mit Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Ermächtigung
Großherzoglichen Miniſteriums des Innern vom 25. März 1879 zu Nr. M. d. J. 4032 hiermit für den Kreis Darmſtadt
angeordnet:
8 1. Die Beſitzer von Apfelbäumen, gleichviel ob dies Hochſtämme, niedere Formbäume oder veredelte und unveredelte
Bäumchen in der Baumſchule ſind, ſind verpflichtet, dieſelben, ſobald ſich die Blutlaus an ihnen zeigt, von letzterer gründlich
zu reinigen.
5 2. In jeder Gemeinde iſt eine Commiſſion aus einer den Umſtänden entſprechenden Anzahl von Sachverſtͤndigen

[ ][  ][ ]

914
Nr. 68
auf ein Jahr zu ernennen, welche die Aufgabe hat, zweimal im Jahr, das erſte Mal im Monat Mai, das zweite Mal im
Monat September, in Begleitung der Feldſchützen und Baumwärter die =Gemarkung zu begehen und unter Zuziehung der
betheiligten Grundbeſitzer die Apfelbäume auf die Blutlaus zu unterſuchen. Ebenſo ſind die Feldſchützen, bezw. Baumwärter
zu verpflichten, von Frühjahr bis Herbſt die Bäume der Gemarkung genau zu controliren, um in jedem Fall, wo ſie die
Blutlaus antreffon, ſofort dem Bürgermeiſter Anzeige davon zu machen.
8 3. Wird ein Beſitzer von Apfelbäumen zur Anzeige gebracht, daß an einem der letzteren Blutläuſe vorhanden ſind,
ſo wird er vom Bürgermeiſter aufgefordert, die Bäume binnen 6 Tage gründlich zu reinigen. Wird dieſer Aufforderung
nicht entſprochen, wovon ſich jedesmal die Commiſſion zu überzeugen hat, ſo tritt für jeden inficirten Baum eine Strafe von
1 Mark, für jedes Bäumchen in der Baumſchule eine ſolche von 10 Pfg. ein, wobei jedoch die Strafe für die Bäume ein
und desſelben Grundſtücks nicht über 20 Mark ſteigen darf. Die bezüglichen Bäume werden auf Koſten des Beſitzers
gereinigt.
5 4. Jedes Jahr im Monat November iſt über das Reſultat der von der erwählten Commiſion vorgenommenen Be=
ſichtigungen
von Seiten der Bürgermeiſterei Bericht an das Großherzogliche Kreisamt zu erſtatten.
5 5. Dieſes Reglement wird in jedem Jahr im Monat April in jeder Gemeinde ortsüblich oͤffentlich bekannt gemacht.
Darmſtadt, am 2. Mai 1879.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V. d. K.:
von Zangen, Kreis=Aſſeſſor.
[3830
B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Umpflaſterung der Eliſabethenſtraße wird dieſe Straße von der Neckar= bis Kaſerneſtraße für Fuhrwerke und
Reiter bis auf Weiteres polizeilich geſperrt.
Darmſtadt, den 2. April 1889.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
(3831

Bekanntmuchung.
In der in dem geſtrigen Blatt enthaltenen Bekanntmachung
über Schluß des alten und Beginn des neuen Schuljahres iſt in=
ſofern
ein Druckfehler enthalten, als darin als Schluß des laufen=
den
Schuljahres der 6. April bezeichnet iſt. Statt deſſen muß es
heißen: 17. April.
Darmſtadt, den 4. April 1889.
Der Schulvorſtand:
(3832
Ohlh.

rkanntmachung.

Diejenigen hieſigen und ſeitherigen Beſſunger Einwohner, welche Tauben
halten, wollen dieſelben wegen der Saatzeit vom 15. d. Mis. bis 15. Mai l. J.
bei Vermeidung einer Strafe von 2 Mark für jeden vorkommenden Uebertretungs=
fall
eingeſperrt halten.
Sollten Taubenbeſitzer nicht im Stande ſein, ihre Tauben bis zum Eintritt
des oben genannten Termins in den Schlag zu bringen, ſo wollen dieſelben da von
bei Vermeidung der Nichtbeachtung dieſes Umſtandes auf unſerem Büreau ( Rath=
haus
1. Stock, am Markt alsbald Anzeige machen.
Darmſtadt, den 3. April 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Als Feldpolizei=Behorde:
[3833
Ohly.

Flammholz Verfeigerung
im Gemeindewald zu Eberſtadt.
Die am 25. und 26. April l. Js. ſtattgehabte Stammholz=Verſteigerung im
hieſigen Gemeindewald iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können gegen Hinterlegung der Bürgſcheine auf der Groß=
herzeglichen
Bürgermeiſterei in Empfang genommen werden.
Erſter Abſuhrtag: Montag den 8. April.
Eberſtadt, am 2. April 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Müller.
(3834

Bekanntmachung.
Die kleinern Bauarbeiten, ſog. Unter=
haltungsarbeiten
zu Laſten der Stadt=
kaſſe
für 1889,90, beſtehend in Maurer=,
Steinhauer=
Zimmer=, Schreiner=
Schloſſer=, Glaſer=,Weißbinder=, Lackirer,
Spengler=, Häfner=, Tapezier= und Sei=
lerarbeit
, ſowi= Lieferung der Eiſenwaaren,
ſollen im Wege der Submiſſion vergeben
werden.
Offerten ſind bis
Mittwoch den 10. April l. 33.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Preistarife und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt, Zimmer Nr. 32,
zur Einſicht offen, bei welchem auch die
Formulare für die Offerten zu erheben
ſind.
Darmſtadt, am 3. April 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. (3835

Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag werden die
zum Nachlaß der Henriette Adelheid Dörr
dahier gehörigen Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Mtr.
II. 186 450 Grabgarten, Carls=
II. 187 162 Hofraithe
II. 188 462 Grabgartenſ ſtraße
Montag den 8. April d. Js.
Vormittags 11 Uhr,
ſauf dem Gemeindehus dahier oͤffentlich
meiſtbietend verſteigert.
Darmſtadt, den 3. April 1889.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt II.
GBeſſungen).
(3836
Weimar.

[ ][  ][ ]

N
Bekanntmachung.

In Vollziehung des Schuldentilgungsplans der Stadt Darmſtidt ſind nach=
ſtehende
ſtädtiſche Obligationen auf den Inhaber des 3½precentigen Anlehens
Lit. G. von 1888 zur Rückbezahlung auf den 1. Juli l. 3s. berufen worden,
nämlich:
Serie I. Nr. 298, 308, 425, 762 und 941 1000 Mk.,
II. 112, 176, 302, 501, 508, 549, 593 und 1272 500 Mk.,
1II.
51, 106, 261, 266 und 424 200 Mk.

Die Rückzahlung derſelben erfolgt bei unſerer Stadtkaſſe dahier und bei den
Niederlaſſungen der Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt, Berlin und
Frankfurt a. M. Die Verzinſung der gedachten Obligationen hört vom 1. Juli
1. Js. an auf.
Im Anſchluß hieran bringen wir unter Bezugnahmeg auf unſere Bekannt=
machung
vom 23. November 1888 wiederholt zur öffentlichen Kenntniß, daß außer/
w obigen Obligationen ausgelooſt und gekündigt ſind:
I. Rückzahlbar am 1. Juni 1889:
die Aprocentigen Obligationen.
Lit. V. Serie I. Nr. 219, 227, 465, 866, 907, 988 1000 Mk.
V. II. 239, 341, 437, 518, 532 500 Mk.
J. 7 III. 7 20, 270, 282, 307, 404, 500, 861, 867 200 Mk.
II. Rückzahlbar am 1. Juli 1889:
die 3½procentigen Obligationen.
Lit. A. Nr. 7. 110, 115. 135, 225, 340, 347 1000 fl. (714 M. 29 Pf.)
B. 32,62, 164, 197, 243, 321, 331, 340, 351 500 fl. 1857 M. 14 Pf.)
C. 55, 75, 78, 80, 96, 97, 98, 120, 155, 203. 222. 223, 249,
309, 312, 318, 435. 448 200 fl. (342 Mk. 86 Pf.)
Die 3½procentigen Gaswerks=Obligationen:
Lit. B. Nr. 43, 53, 54, 79. 14, 149, 171, 195. 276, 293, 305, 320, 40½
429. 436. 454 428 M. 57 Pf.
III. Rückzahlbar am 1. Oktober 1889:
die 4procentigen Gaswerks=Obligationen.
Lit. A. Nr. 592, 727, 744, 762, 1072, 1121, 1166. 1170, 1224 200 M.
Die Rückzahlung derſelben erfolgt bei unſerer Stadtkaſſe und unſerer Gas=
werkskaſſe
, für die Obligationen des Anlehens Lit V., außerdem bei den Nieder=
laſſungen
der Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt, Berlin und Frank=
rt
a. M., für die Gaswerks=Obligationen Lit. A. außer den genannten ſtädtiſchen
Kaſſen bei dem Bankhauſe Ferdinand Sander zu Darmſtadt und Frankfurt a. M.
Die Verzinſung der Obligationen hört mit den oben angegebenen Verfall=
terminen
auf.
Darmſtadt, den 26. März 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(3475
Ohly.
00P90
Grfkizzrungz-Anzrigk.
Die zum Nachlaß der Frau Lederfahrikant Diebold Wittwe dahier ge=
hörigen
Mobilien, als:
Silber, insbeſondere eine große Anzahl ſilberne Beſtecke, ferner ein Sopha
mit ſechs Stühlen und ein Seſſel, zwei Lederſorha, ein Schreibſekretär von
Eichenholz. eine Kommode, drei Kleiderſchränke, ein Weißzeugſchrank, ein
Speiſeſchrank, 18 Bände Schloſſer's Weltgeſchichte und 15 Bände Meyer's
Converſations=Lexikon, ſodann Weißzeug, ſechs Betten, zwei Kinderbetten und
Küchengeräthe von Blech, Kupfer und Holz, 4 Oleander in Kübeln, Bohnen=
ſtangen
, eine große Partie geſpaltenes Brennholz, Sandſtein=Deckplatten, fer=
ner
eine große Trockenhalle, ca. 30 Meter lang, 4¼ Meter breit und 4½
Meter hoch, von ſtarkem Kiefernholz, ohne Dachwerk, 22 ſtarke Balken,
Stückholz, ca. 700 Latten, Pappedach ꝛc., zum Abbruch ſollen nächſten
Montag den 8. April d. Js., Vormittags 9 Uhr,
ſir deren Wohnung, Mühlſtraße Nr. 117, an den Meiſtbietendenden verſteigert

Anerden.

Darmſtadt, den 3. April 1889.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Harres.

(3781a

Eie.

ſcin Hühnerhof von Schmiedeiſen und
Cs Drahtgeflecht, ca. 22 ⬜Mtr., billig
zu verkaufen. Näh. Carlsſtr. 36. (3837

Beſſunger Carlsſtraße 98 ſind
Frühroſen=Kartoffeln
[3838
zu verkaufen.

Die Niederlage

Ed. Pfannenschmidt,
Danzig,
befindet ſich nur bei
Call CAGII8OL,
Wilhelminenſtr. I1. (3649.
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Fiohten-ſerüstslangen,
Färchonstangen, Baumstangen,
Waschblöaks,
Rosenslähe und Bohnenstangen
empfiehlt billigſt
Loopold Bonhard,
Niederramſtädterſtr. 28. (3547

zz

Die
Flaschenbier.
Handlung

von

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Dieburgerstr. 9
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lichen Plaschenbiere al-
len
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und wohlschmeckenden
Bieren.
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Allen Stedtgegenden.
h.

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Hofſchloſſer - Eliſabethenſtr. 49.
Friedrichsdorfer Iwieback
täglich friſch.
A. Hisserich,
Eliſabethenſtr. 43. ſ3125
Ein Stück Feld
zu verpachten. Näheres Exped. (3840

[ ][  ][ ]

916

Nr. 68
Bennnntmuchung.
Im Intereſſe der ſtädtiſchen Anlagen und Promenaden, deren Herſtellung und
Bepflanzung begonnen hat, bringen wir die Beſtimmungen des Polizei=Reglements
vom 26. April 1878, betr. die Beaufſichtigung der Hunde, hiermit in Er=
innerung
.
Nach 8 1 des genannten Reglements iſt es unterſagt, Hunde in den ſtädtiſchen
Anlagen und den dazu gehörigen Fußalleen und Wegen frei - d. h. ohne daß ſie
an einer kurzen Leine oder dergleichen gehalten werden, - umherlaufen und die,
Gebüſche, Grasplätze und Beete in denſelben betreten zu laſſen.
Als ſolche Anlagen haben nach jenem Reglement und ſpäteren Zuſatzbeſtim=
mungen
zu gelten:
a) die eingezäunten Theile des Bahnhofsplatzes;
b) die Anlagen von dem früheren Rheinthore bis zur Cavallerie=Kaſerne, zwi=
ſchen
Bahnhofs= und Kaſerneſtraße;
c) die Anlage zwiſchen der Main=Neckar=Bahn und dem Exerzierplatz;
d) die eingegäunten Theile des Wilhelminenplatzes;
e) die Anlagen um die Stadtkapelle;
k) der Wilhelmsplatz lzwiſchen Alice=, Liebig= und Wendelſtadtſtraße;
8) die Anlagen auf dem Mathildenplatz.
Die Geldſtrafe beträgt bis zu 30 Mark. Auch ſollen die Hunde, welche nicht
an der Leine geführt werden, eingefangen und dem Waſenmeiſter überliefert werden,
wenn der Eigenthümer nicht zur Stelle iſt und den Hund in Gewahrſam
nehmen kann.
Wir haben Großherzogliches Polizeiamt erſucht eine ſtrenge Handhabung der
angeführten Beſtimmungen anzuordnen.
Darmſtadt, den 26. März 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(3480

Die diesjührige Prüſung in der
Zeligionsſchule
findet ſtatt: Sonntag den 7. April, Vormittags von 8 bis 11 Uhr, in dem
Lokale der Mittelſchule, Friedrichsſtraße Nr. 1

Der Vorstand
[384
der israelitiſchen Religionsgemeinde.

12
K4
Raungarn amp; Buokskin
ſind in großer Auswahl eingetroffen.
J. Lehmanm-Simom,
Kirchſtraße 5.
[3393

G
ASUAIRO AUAuTN

hochfeine Qualität, alter billiger Preis.
G. z. 1Ul, Hummuß.

dhö O UoshmnDunzoi,
ſparſam, rein, ärztlich empfohlen, zu haben bei den Herren: Wh.
Stemmer, H. W. Frassel, Fhil. Weber. W. Manck,
Gust. Handaul, Aug. Harburg. G. F. Prier.
Für Reinheit des Fabrikats garantirt die Marke von
(3483
P. Müller é; Söhno, Hannhehm.

Tußboden=
Glanz=Lack,
ſchnell trocknend, geruchlos und haltbar,
Oehler's Parketbodenwichse,
Stahlspühne & Stahlbürsten,
Spiritus & Schellack,
Leinölfirniss & Terpentinöl,
Asphalt., Bernstein-, Damar.
& Copallack, StrohhutLaok
braun und ſchwarz.
Alle trockenen Parben und
oelkarben,
Cölner Loim, Carbolineum,
Cyps & Cement,
Pinsel in großer Auswahl,
ſempfiehlt
Carl Watzinger.
Wilhelminenſtraße II. (3714
Friedrichsdorfer
L.WebaCh,
von Glemens Paull.
Aerztlich anerkannt.
Fur Magenleidende, Erſatz für Muttermilch,
ſowie zum Gebrauch bei Geſellſchaften ſtets
friſch zu haben. - Allein ücht bei L. Rem=
mert
Wwe. Bleichſtr. 45, Th. Stemmer,
Eliſabethenſtraße.
Frisches Kalbſleisch,

Vorderviertel, 9½ Pfund, franco
Nachn., M. 3.
(3650
G. de Beer, Emden.

[ ][  ][ ]

917

Nr. 68
Infolge Verkaufs des Woſahlo'ſchen Hauſes ſind wir genöthigt,
nſer Geſchäftslokal in Bälde zu verlaſſen.
Wir beabſichtigen nun einen
GEAAUUAb
unſeres großen reichſortirten Lagers in
allen Neuheiten diesjähriger Facons.
Strohhüten. Blumen, Federn, Bändern,
Spitxen, Agraffen, Allas-, Cachemir- und
Spitzenhüten für Mädchen und Knaben.
Um ſchnell zu räumen, geben wir ſämmtliche Artikel zu den
Hoſtenpreiſen.
[3842
Hochachtungsvoll
B. Hovor & Co.

G8 vsHEECM. RGAIIaaGhaDII
Habrik. Niederlage: Rheinstrasse 8.
empfiehlt zu Conſirmations-Geschenken:
900
Gonuatg-gonoadhGd
jeder Art,
in Gold, Silbor, Oxyd, Corallon, Granat ote. oto.
zu aussergewöhnlich billigen Preisen.
[3843
EAUtARAI
der
Kaiser Friodrich quolle zu Oſſenbach a. I.
empfiehlt
(3844
die ganze Flaſche zu 55 Pfennig
EADIO FEld,
Aunvuomo RGlwidu-
Co
Friſche Sendung ringetroſſen. s
HaAAndt--staurant.

Sterbekaſſe Verein Ruho=
Ordentliche Generalverſammlung
Sonntag den 14. April 1889, Nachmittags 3 Uhr,
in der Brauerei zur Harmonier (Herrn Heß) Kirchſtraße.
Es wird um zahlreiches Erſcheinen gebeten. Nichtmitglieder ſind höflichſt
fi ngeladen.
3846
Der Vorstand.

3847) Magdalenenſtr. 14 parterre,
direkt neben der Kaſerne, ein großes ſchön
möblirtes Zimmer ſofort zu verm.
3848) Mühlſtr. 28 eine Schlafſtelle.

3849) Ein braves Mädchen, das ſchon
gedient hat, ſucht Stelle auf Oſtern.
Arheilgerſtr. 54, 1. Stock.

3850) Mehrerej. Müdch. aus 9. Fam.
im Nähen u. Bügeln geübt, ſ. St. in kl.
beſſ. Haus, allein od. als Haus=u. Kinder=
mädchen
hier od. ausw. durch Frau Hart=
mann
, Markt= u. Rittergaße 3.
3851) Ein Hausburſche u. mehrere
Mädchen mit guten Zeugn. ſuchen Stelle
aufs Ziel. Frau Gluske, Mühlſtr. 8.

4

Ein Hausburſche,
der auch ſerviren kann, geſucht.
Zu erfragen in der Expedition. (3852

3459) Zwei tüchtige Arbeiter ſucht
Ph. Sachs, Schreinermſtr. Schießhausſtr.
Geſucht
werden noch Taglöhner, welche in Garten=
arbeit
tüchtig und Herdwegſtr. 97. (3766

3767) Tüchtige Weißbinder für nach
Homburg v. d. H. geſucht.
Näheres Ruthsſtraße 5.
Mehrere Fuhrknechte
geſucht. - Becks Stellenbüreau, Ma=
[3853
thildenplatz II.
3854) Tüchtigen Schloſſer ſucht ſo=
ort

Geiſt, Promenade 39.

Zimmerſpühne
zu verkaufen. Oberer grüner Weg.

Zwei halbe Plätze,
II. Rang Balkon, für die IX. Abonne=
ments
=Abtheilung abzugeben.
Von wem ? ſagt die Exped. (3751

Sohr schöner Hios
unentgeldlich abzugeben.
Heherei Hanauer-Hof.
Dieburgerſtraße 89. (3111
Garten=Arbeit
wird von einem durchaus zuverläſigen
Gärtner bei billiger Bedienung angenom=
men
. Zu erfragen in der Exp. (3855

Finige Arbeiter können Koſt u. Woh=
G nung erhalten.
B. Schmidt, kl. Bachgaſſe 3. (3856

[ ][  ][ ]

918

Nr. 68

Schwarz woll. Spitz

doppeltbreit,
zu dem außergewöhnlich billigen Preis von Mark 2 und Mark 225 per Meter, empfiehlt
RGEAOTA 1GICA h. MGkIOrS naGlgl.

WAAAI

Thrater und lebende Bilder
am Samstag den 6. April 1889.
Die im Bazar nicht abgeholten reſervirten Karten können Samstag Vormittag
zwiſchen 10 und 12 Uhr oder Abends an der Caſſe im Saalbau in Empfang ge=
nommen
werden. Daſelbſt werden auch die noch etwa übrig gebliebenen Karten
verkauft werden.
Das Comité. 3804
Carlsſtraße 104
Carlsſtraße 104
Carl Schacht,
parterre.
parterre.
Herrengarderobe-Maaßgeſchäft,
ſucht noch 6 tüchtige Rockarbeiter, aber nur ſolche, gegen höchſte
Lohnſätze.
[(3857
Die eine grosse Dampfmühle besitiende Doutsche-
[3858 D
Müller- und Müblenbauschule
au Dippoldiswalde i. S. eröffnet am 1. Mai neue Curse. Prospecte gratis.

Beutſcher und Geſterreichiſcher Alpenverein,
Section Darmſtadt.
Sonntag den 7. April 1889.
Frühsahrs-Auglug.
über Nieder=Ramſtadt und Frankenhauſen nach Neunkirchen
und Jugenheim.
Zuſammenkunſt: Vormittags 8 Uhr am Beſſunger Orangerie=Garten.
Betheiligung von Damen und Gäſten erwünſcht.
Der Sectionsvorstand. 3859
Kaiſer Friedrich=Quelle
zu Offenbach a. M.
Crystall-Tafel-Wasser
in ganzen und halben Flaſchen ins Haus geliefert, empfiehlt
A. Hert,

Weine, Bier=, Liqueur= und Waſſer=Verſaudtgeſchäft,
Ecke der Schwanen= und Gardiſtenſtraße.

14)

Ein Lohrmädchen
8
ſucht
Earl Rillershaus.
GAI
Wz.
alenca-Grangon,
vollſaftig und ſüß,
10 Stück 75 Pfg.
Bei Abnahme von 50 Stuck billiger.
H.
M.z-Polu,
Bleichſtraße.
[386¾

(3860

Co
*
Verlorem
23.
S
ein kleiner Knopf von Corallen, um=
geben
von kleinem Blätterkranz in Gold.
Gegen Belohnung abzugeben in der Exp.
Warmuug.
Ich warne hiermit Jedermann meinem
Sohn Philipp etwas zu leihen oder zu bor=
gen
, indem ich für nichts hafte. (3864
E. Heumann.
Ge ſ u ch1
eine freundl. Wohnung
von 3 Zimmern mit Zubehör für eine
einzelne Dame. - Offerten mit Preisan=
gabe
unter J. L. an die Exped. (3865
ſEin möbl. Zimmer mit ſep. Eing. bei
C= ruhiger Familie geſucht. Offerten mit
Preis unter L. k. 1889 a. d. Exp. (3866

4i.
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41)

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der Wormſer Lotterie iſt zu 10 Pfg. pro Exemplar in der
Expedition d. Blattes zu beziehen.

7-O.
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AUsNAdeprtlst
enAuſtrig

5706

[ ][  ][ ]

Nr. 66.

bE GAUUIN

[7464

im ſobrauch

Coborall m habon in Büchson
19
AuA. vv,RR0 RA.VO.

v. Schuberts

4

Verlag von J. J. Schreiber in Eßlingen bei Stuttgart.

Marturgeschie
bes Cierre,
4⁄₈

prachtvolle Frucht.
G. Lrzot6,

Bleichſtraße.

(3867

Kleider und Weißzeug
wird hübſch und ſolid angefertigt. Näh.
derſtraße 18 Manſarde.
[3394

[3868

W

Wainid

Unübertroffenes
ſarbiges Vilderwerk in 3 großen Folio=Prachtbänden
mit zuſammen 187 in feinem Farbendruck ausgeführten Großfoliotafeln mit
üher 2000 Rarbeubikdern
und 350 Seiten Gext.
Ein Buch für das Haus und die Jamiſie.
Reue Lieferungs=Ausgabe
in 90 Lieferungen 50 Pfg.
Alle 14 Tage erſcheint eine Lieferung. Jede Buchhandlung nimmt hierauf


händen, als auch die erſte Lieferung mit ausführlichem Proſpekte zur Anſicht vorzu=
legen
oder ins Haus zu ſenden.

Verlag von L. T. Schreiber in Eßlingen bei Stuttgarl.
[35

Erſolg

erzielt man nur, wenn die Annoncen zweckmäßig
abgefaßt und thpographiſch angemeſſen ausgeſtattet
ſind, ferner die richtige Wahl der geeigneten
Zeitungen getroffen wird. Um dies erreichen,
andurch Annoncen wende man ſich an die Annoncen=Expedition Ru=
9dolf Moſſe, Frankfurt a. M. Vertreter in Darmſtadt: Gg. Preil, Grafen=
Ihſiraße 39); von dieſer Firma werden die zur Erzielung eines Erfolges erforder=
Gölichen Auskünfte koſtenfrei ertheilt, ſowie Inſeraten=Entwürfe zur Anſicht gelieſert.
Verechnet werden lediglich die Original=Zeilenpreiſe der Zeitungen unter Bewilligung!
höchſter Rabatte bei größeren Aufträgen, ſo daß durch Benutzung dieſes Inſtitutes, 11. Vorſtellung i. d. 8. Abonnementsabteilung.
neben den ſonſtigen großen Lortheilen eine Erſparniß an Inſertionskoſten er=

Stiftungskarten.
Die von der Vereinigung für bürgerliche
eſtattung eingeführten Stiftungskarten zu
Gunſten hieſiger Wohlthätigkeits=Anſtalten,
welche bei Trauerfällen an Stelle von Blumen=
ſpenden
benutzt werden können (Preis 50 Pf.)
ſind zu haben bei den Herren: Wilh. Manck,
Ballonplatz.
J. Göttmann, Schulſtraße.
C. C. W. Kaminsky, Marktpaſſage. W.
Wedel Nachf., Obergaſſe. G. Baltz. Alexander=
ſtraße
. Weis &amp Egenolf, Ludwigſtraße. C.
Hammann, Caſinoſtr. C. Watzinger, Wil=
helminenſtraße
. C. C. Kleber, Mathilden=
platz
. A. J. Supp, Markt. V. Weismüller,
Eliſabethenſtraße. L. Kuhn, Karlsſtraße. L.
Säng, Schmitt'ſche Schulbuchhandlg., Kirch=
ſtraße
. Buchhalter Roth CL. C. Wittich'ſche
Hofbuchdruckerei). Rendant Henſing, Eliſa=
bethenſtraße
. C. F. Naumann, Liebigsplatz.
G. Thieß, Eliſabethenſtraße. D. Faiz &am Soͤhne.
H. Lautz. Rheinſtraße. L. B. Müller, Schul=
ſtraße
. A. Marburg und C. Nohl in Beſ=
ſungen
.
Hchiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Zimmerſtraße Nr. 1.
Der Schnelldampfer Trave', Kapitän Willi=
geros
vom Nordt. Lloyd in Bremen, welcher
am 20. März von Bremen abgegangen, iſt am
29. März wohlbehalten in New=York, der
Poſtdampfer Hermann, Kapitän Kohlmann,
vom Nordd. Loyd in Bremen, welcher am 13.
März von Bremen abgegangen, iſt am 27.
März wohlbehalten in Baltimore aͤngekommen.
fre.e.re. eer. Ge.

Graßherzogliches Hoftheater.
Freitag. 5. April.
10. Vorſtellung i. d. 8. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Der Bibliothekar.
Schwank in 4 Akten von G. v. Moſer.
Anfang 7 Uhr. Ende ¼10 Uhr.
Sonntag. 7. April.

GBlaue Karten gültig.)

richt wird.

[13549

Götterdämmerung.

[ ][  ][ ]

920
Nr.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I (Beſſungen)
vom 28. März bis 3. April 1889.
Geborene: Am 24. März: Eine unehel. T. Anna Bertha. Am
26.: Dem Schreiner Peter Serba, S. Peter Karl. Am 27.: Dem
Tapezier Georg Weil. L. Anna Katharina. Am 28.: Dem Weiß=
binder
Karl Creter, S. Friedrich. Dem Gärtner Heinrich Preher,
S. Konrad Heinrich. Am 30.: Dem Kartenmacher Georg Karl
Häfele, L. Margaretha Maria Frieda. Dem Schloſſer Karl Valen=
tin
Georg Schmitt, T. Helene Alexandrine. Am 31.: Dem Ritt=
meiſter
im 1. Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 23 Adalbert v. Roth=
kirch
und Panthen, T.
Aufgebole: Der Hutmacher Wilhelm Ludwig Gümbel und
Sophie Louiſe Becker, T. des Schloſſers Georg Kasper Becker hier.
Heſtorbene: Am 1. April: Die Witwe des Großh. Heſſ. Wirkl.
Geheimerats und Staatsminiſters Heinrich Freiherr von Gagern,
Barbara Freifrau von Gagern geb. Tillmann, 70 J. 8. M. 14 T.

Politiſche Ueberſicht.
Deuſſches Beich. Der Kaiſer hat für die Waſſerbeſchädigten
in Poſen und Umgegend 10000 M. angewieſen und dem Ober=
präſidenten
der Provinz Grafen v. Zedlitz=Trützſchler erklärt, daß
er den Verhandlungen über die Frage, wie dieſer ſo häufig wieder=
kehrenden
Gefahr entgegengetreten werden könne, das eingehendſte
Intereſſe zuwenden werde.
Kaiſerin Auguſta empfing am 2. den Reichskanzler Fürſten
Bismarck.
Kaiſerin Friedrich iſt mit den Prinzeſſinnen=Töchtern am 3.
abends in Berlin eingetroffen und vom Kaiſer auf dem Bahnhofe
empfangen worden.
Eine Kaiſerliche Kabinetsordre über die Kataſtrophe von Samoa
beklagt die Verluſte an Offizieren und Mannſchaften, die erſt im
Dezember bei Apia das Leben für Kaiſer und Reich eingeſetzt, aufs
tiefſte. Der Kaiſer erwartet, daß das Vertrauen zu einer gedeih=
lichen
Entwickelung der Marine gleichwohl unerſchüttert ſei. Das
Beiſpiel der Pflichttreue der Hingeſchiedenen möge der Marine vor=
anleuchten
, um ihre Aufgaben zum Heil und Ruhme des Vater=
landes
auch ferner zu erfüllen.
Dem General der Artillerie v. Voigts=Rhetz wurde der erbetene
Abſchied bewilligt.
Auf der Tagesordnung der Bundesratsſitzung vom 4. ſtand der
Antrag Preußens betreffend den Geſetzentwurf über Abänderung
von Beſtimmungen des Strafgeſetzbuches und des Preßgeſetzes.
Man glaubt indeß nicht, daß der Bundesrat dem Geſegzentwurf,
welcher das Solizialiſtengeſetz erſetzen ſoll, die Zuſtimmung erteilen
wird: im Gegenteil nimmt man nach der nunmehrigen Lage der
Sache an, daß noch weitere Beratungen erforderlich ſein werden,
ſo daß der Geſetzentwurf dem Reichstage keinesfalls mehr vor der
Oſterpauſe würde zugehen können.
Im Reichstag gedachte am 3. vor dem Eintritt in die Tages=
ordnung
, der Staatsſekretär der Marine in warmen Worten der
Kataſtrophe in Samoa. Da die Verunglückten im Dienſte ihr Leben
gelaſſen hätten, ſo ſei die Marineverwaltung verpflichtet, das Leid
der Hinterbliebenen zu mildern. Der Redner glaubt nicht, daß
durch das Ereignis die Sicherheit der Europäer in Apia irgendwie
bedroht ſei. Die amtlichen Meldungen des älteſten deutſchen Offi=
ziers
enthielten keine dahin gehende Aeußerung; auch würde das
engliſche Schiff nicht fortgegangen ſein, wenn die Lage bedrohlich
geweſen wäre. Die Verwaltung habe ferner die Pflicht, die er=
littenen
Einbußen an den Schiffen zu erſetzen, wozu bereits Vor=
kehrungen
getroffen ſeien. Da nach den vorliegenden Nachrichten
Amerika 3 Kreuzerſchiffe nach Samoa entſende, ſo könnten falſche
Folgerungen gezogen werden, als ob das Intereſſe der Reichsregie=
rung
in jenen Gegenden erlahme, wenn nicht ebenfalls deutſche
Schiffe in genügender Anzahl und Stärke dorthin gingen. Es ſeien
Anordnungen getroffen, daß das in kürzeſter Friſt geſchehen könne.
Bei der darauf folgenden Fortſetzung der Beratung der Alters=
und Invaliditätsverſicherung genehmigte das Haus unverändert die
88 7a, 7aa und 7b; 8 8 wird mit dem Zuſatz Schrader, nach
welchem die Rente nur mit Zuſtimmung des Verſicherten in Natu=
ralien
verabreicht werden kann, nach dem Antrage der Kommiſſion
angenommen.
Schweiz. Der Nationalrat genehmigte am 3. übereinſtimmend
mit dem Ständerat in namentlicher Abſtimmung mit 91 gegen 29
Stimmen die neue (dritte) Faſſung des Schuldenbeitreibungs= und
Konkursgeſetzes.
Heſterreich=Angarn. Der Kaiſer gaab bei dem Empfang des
ſerbiſchen Geſandten Petronjevitſch ſeinem Bedauern über die Thron=
entſagung
des Königs Milan Ausdruck und fügte hinzu, er werde
dem jungen Könige ſeine Sympathieen ebenſo zuwenden wie dem
Könige Milan. Der Kaiſer ſprach zugleich die Hoffnung aus, daß
die Regentſchaft die ihr geſtellten Aufgaben gut löſen werde, wozu
auch der Geſandte ſicher das ſeinige zur Erhaltung guter Bezieh=
ungen
zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und Serbien beitrüge.
Dem Neuen Wiener Tagblatt zufolge empfing der Kaiſer am
2. die preußiſche Militärabordnung, welche im Auftrage des Kaiſers

Wilhelm das Modell des neuen Infanteriegewehres überbrachte,
Die Mitalieder der Abordnung wurden zur Hoftafel geladen.
Am 3. hielten in Wien ſämtliche deutſch=böhmiſche Reichsrats=
abgeordneten
eine vorläufige Beſprechung. Demnächſt tritt in Pra=
der
Vollzugsausſchuß der deutſch=böhmiſchen Landtagsabgeordnete:
ſowie deutſchböhmiſchen Großgrundbeſitzer zuſammen.
Im ungariſchen Unterhauſe wurde am 3. das Wehrgeſetz im
Ganzen mit der Gajaryſchen Sprachenreſolution mit überwiegende:
Mehrheit angenommen und dem Oberhauſe überſandt.
Frankreich. Das Boulangiſtenblatt Preſſe, bringt einer
Artikel Laguerres, in welchem mitgeteilt wird, daß Boulanger au
das dringende Erſuchen ſeiner Freunde das Land verlaſſen habe,
da ſie davon benachrichtigt worden ſeien, daß die Bande, welche
jetzt die Gewalt in den Händen habe, entſchloſſen geweſen
Boulanger vor einen Ausnahmegerichtshof zu ſtellen und ihn nich=
lebend
wieder aus den Händen zu laſſen. Der Artikel ſchließt
Der General iſt abweſend. Wir werden den Kampf für die
Reviſion und die nationale Republik fortſetzen!
Boulanger hat aus Brüſſel vom 2. eine Proklamation erlaſſen
worin er ſagt, er würde ſich niemals der Jurisdiktion des Senats
unterwerfen, der aus Leuten beſtehe. die durch perſönliche Leiden=
ſchaften
verblendet ſeien. Er werde in Belgien abwarten, bis durck
allgemeine Wahlen die ehrliche freie Republik hergeſtellt ſei.
In einer Unterredung mit dem Berichterſtatter der K. 3.
äußerte Boulanger: Ich bin von Paris weggegangen, nachdem ick
ganz ſicher in Erfahrung gebracht hatte, daß man im Begriff ſtehe,
mich zu verhaften. Vor 14 Tagen wollten meine Freunde mich
bewegen, Frankreich zu verlaſſen, aber ich zögerte, da der eben ein
geleitete Prozeß gegen die Patriotenliga es mir zur Pflicht machte
in Paris meinen Freunden zur Seite zu bleiben. Dann aber hab=
ich
meinen Entſchluß geändert. Für mich ſtellte ſich die Frage ſo=
Sollte ich es dahin kommen laſſen, daß das Haupt der National=
partei
insgeheim beſeitigt, an Händen und Füßen gebunden würde!
Nein! Ich habe den dringenden Ratſchlägen nachgegeben und bin
abgereiſt. Von hier aus kann ich meine Partei leiten. Uebrigens,
werden wir nicht lange zu warten brauchen. Bald werden win
nach Frankreich zurückkehren, und dann werde ich denjenigen, welchch
mich verjagt haben, meinen Platz in Brüſſel anbieten.
Das Blatt Paris' ſagt: Die Flucht Boulangers wird ir
keinerlei Weiſe die Abſichten der Regierung hinſichtlich der boulangi.
ſtiſchen Verſchwörung ändern. Die Verfolgung der Angelegenheil
wird ihren Lauf nehmen und der Senat als oberſter Gerichtsho/
zuſammentreten. Gegen Boulanger und ſeine Mitſchuldigen liegen
niederſchmetternde Beweiſe der Schuld vor. Die Eſtafette' meldet
Der Reichsanwalt Bouchez iſt am Montag mit Boulanger zu
ſammengetroffen, um ihm mitzuteilen, daß in den beſchlagnahmter
Schriftſtücken zuverläſſige Beweiſe von ſeiner (Boulangers) Mit=
ſchuld
in der Angelegenheit Aubanel vorgefunden worden ſeien,
Der Miniſterrat, ſo meldet die Eſtafette; weiter, habe beſchloſſen,
ſofort, und zwar ohne vorherige Benachrichtigung des Parlaments
Boulanger wegen Verſuchs, Angehörige des Heeres zu Pflichtüber
tretungen zu verleiten, ſowie wegen verſuchter Anknüpſung geheimer
Beziehungen mit fremdländiſchen Mächten zu verhaften. Boulanger
durch ſeine Helfershelfer rechtzeitig benachrichtigt, verließ ſofor
Paris. Das boulangiſtiſche Blatt Gil Blas' bemerkt, die plötz
liche Abreiſe Boulangers habe einen ſehr üblen Eindruck auf ſein/
treuen Anhänger ausgeübt. Mot dOrdre= und =Lanterne: meinen
der brav' général; habe nur aus Furcht Reißaus genommen
Radical ſagt von Boulanger: Dieſer Seiltänzer iſt als Seil=
tänzer
gefallen! 41x Siecle; iſt der Anſicht, Boulanger hab=
der
jetzigen Regierung einen ſehr großen Dienſt geleiſtet.
Es geht in Paris das größte Erregung verurſachende Gerücht
General Gallifet, ein entſchiedener Gegner Boulangers, ſei ar
Stelle Freyeinets zum Kriegsminiſter ernannt worden.
England. Der Standard= ſchreibt: Die mit der Reiſe des=
Kaiſers Wilhelm nach England verknüpften Einzelnheiten ſin=
während
der Anweſenheit des Grafen Bismarck in London z-
vollen
Befriedigung aller Beteiligten geregelt worden. Vorläufs=
bleibt
die Abſicht, den Beſuch im Juni abzuſtatten, unverändert-
Jedenfalls wird derſelbe vor dem Beſuch der Souveräne in Berli
erfolgen, aber das Datum der Ankunft des Kaiſers in Englans
kann nicht genau angegeben werden und vor der Rückkehr de
Königin Victoria nach England dürfte es kaum feſtgeſetzt werder
Es iſt ſicher, daß der Beſuch kein privater ſein wird, ſondern da
der Kaiſer in ſeiner Eigenſchaft als deutſcher Kaiſer und Köni
von Preußen reiſen wird. Er wird von ſeinem Bruder, Prin,
Heinrich, obwohl weniger wahrſcheinlich von Fürſt Bismarck al=
von
deſſen Sohn, dem Staatsſekretär des Aeußern, begleitet ſei=
Graf Bismarck hat ſeine größte Befriedigung ausgedrückt über de
vollkommenen Erfolg ſeiner Konferenzen mit Lord Salisbury, ¾
welchen das vollſte Einvernehmen über die unter Erörterung be
findlichen Fragen erzielt wurde.
Die Times' giebt den Verluſt an Menſchenleben, welchen d
drei bei den Samoainſeln verloren gegangenen amerikaniſche
Priegsſchiffe erlitten, viel höher, als es urſprünglich geſchah, nän
lich auf 104 an.

[ ][  ][ ]

Riederſande. In der Plenarverſammlung der Generalſtaaten
vom 3. d. Mts. wurde in Uebereinſtimmung mit dem Berichte des
Staatsrates die Notwendigkeit der Einſetzung einer Regentſchaft
beſchloſſen, da es dem König unmöglich ſei, die Regierung weiter
zu führen. Sobald dieſer Beſchluß von dem Präſidenten der Ge=
neralſtaaten
veröffentlicht ſein wird, wird die Regentſchaft eingeſetzt.
Bis zur Ernennung eines Regenten wird nach der Verfaſſung der
Staatsrat mit der königlichen Gewalt bekleidet. Dieſer Beſchluß
wurde ſofort im Amtsblatt veröffentlicht.
Belgien. Die Regierung hat beſchloſſen, nicht ſofort irgend=
welche
Maßregeln wegen Boulangers zu ergreifen, iſt aber über=
eingekommen
, nicht zu geſtatten, daß das Land zum Mittelpunkt
politiſcher boulangiſtiſcher Wühlereien gemacht werde. Boulanger
wird überwacht.
Boulanger erklärte, daß er die belaiſche Gaſtfreundſchaft in
keiner Weiſe mißbrauchen und nur kurze Zeit in Brüſſel verweilen
werde. In der Begleitung Boulangers befinden ſich Rochefort,
Graf Dillon, Arene und Thiebaut.
Italien. Eine Meldung der =Agenzia Stefanier vom 3. aus
Maſſauah beſtätigt die Niederlage der Abeſſinier bei Metemeh.
Dieſelben ſollen Asmara vollſtändig geräumt haben. Weiteren
Nachrichten zufolge iſt der Negus von Abeſſiynien an den in dem
letzten Gefecht gegen die Derwiſche bei Metemeh erhaltenen Wunden
geſtorben.
Außzkand. Die Regierung beſchloß, gegen die ſtädtiſche Schul=
kommiſſion
in Riga, welche bei der Einführung der ruſſiſchen
Sprache in den Primärſchulen mehrfach Ungeſetzlichkeiten be=
gangen
haben ſoll, gerichtliche Unterſuchung einzuleiten.
Schweden=Yorwegen. Der König hat dem Großherzog von
Baden den höchſten Generalsrang in der ſchwediſchen Armee ver=
liehen
.
Aumänien. Infolge neuerlicher von dem Juſtizminiſter Vernesco
vorgeſchlagenen Ernennungen in dem Richterſtande erhoben ſich
Meinungsverſchiedenheiten in dem Schoße des Kabinetts. Am 3.
teilte Miniſter Roſetti der Kammer mit, daß das Kabinett ſeine
Entlaſſung gegeben hat. Die Sitzung wurde aufgehoben.
Wie aus Bukareſt gemeldet wird, herrſcht dort lebhafter Unwille
über die Sprache der Nowoie Wremja gegenüber Rumänien. Mi=
Ausnahme eines kleinen Kreiſes von Ruſſenfreunden ſei alle Welt
darüber eina, daß Rumänien ſich einen ſolchen Ton entſchieden
verbitten müſſe.
Vereinigte Staaten. Der Senat hat am 2. die Beratung des
Handelsvertrags mit Rußland bis zur nächſten Seſion vertagt.
Die Krieasſchiffe Jroquois; gegenwärtig in Mare Jsland,
und Venſacola' in Norfolk haben Befehl erhalten, ſich zum Ab=
gang
nach Samoa bereit zu halten.

Nr. 68

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 5. April.
Landtagsabgeordneter Schröder hat einen Antrag an die
II. Kammer der Stände gerichtet, dahingehend: Die Kammer
wolle beſchließen, in Verbindung mit der Erledigung der Neben=
bahn
=Vorlage vom 5. März 1889, Großh. Regierung zu erſuchen,
ſEinleitung zu treffen und unter den geſetzlichen Vorausſetzungen
Stellung des Geländes) Vorlage zu machen 1) für Erbauung
einer Nebenbahn von Darmſtadt bezw. Griesheim an den Rhein,
Oppenheim gegenüber, ſowie 2) um Weiterführung dieſer Bahn=
länie
auf dem linksrheiniſchen Ufer, ab Oppenheim=Nierſtein nach
ſrieſenheim=Undenheim, zur Einmündung an geeigneter Stelle in
die proiektierte Selzthalbahn Odernheim=Undenheim.
A. Bazar. Bis nach Mitternacht währte am Mittwoch das
luſtige Treiben des erſten Abends. Nach 8 Uhr konzentrierte ſich
das Leben hauptſächlich um die Büffets, die Bodega und die Bier=
ſchanken
. Es trifft ſich höchſt ſelten, daß Bewirtung und Bedienung
in ſo anmutigen und geſchickten Händen liegt wie dies bei einem
Bazar der Fall iſt. Doch die in ſtilvollen Koſtümen auf= und ab=
ſchwebenden
Damen wirken nicht nur als Schmuck, ſondern
ſorgen auch dafür, daß jedem das Seine wird und die Beſtellungen
ſo prompt und exakt ausgeführt werden als man nur wünſchen
kann.
Gegen 7 Uhr nahm das Zitherkonzert ſeinen Anfang.
Sämtliche Mitwirkende. vom Dirigenten an, trugen die kleidſame
Throlertracht und ſpielten vorzugsweiſe auch ſolche Lieder, welche
dem Charakter des Inſtruments entſprechen. Großen Beifall er=
rangen
u. a. die Sachen, in welchen das Ehlophon eine Stimme
hat, wie in den Kompoſitionen von Dietrich und Kahnt.
Donnerstag Vormittag nahm das Bazartreiben ſchon früh
ſeinen Anfang und ſetzte ſich fort in der bisherigen, an Abwechſelung
reichen Weiſe. Man kann ungefähr ſchon einen Ueberſchlag machen
von der glänzenden ſEinnahme, die erzielt worden iſt. An einer
Verkaufsbude ſollen 1000 M. eingegangen ſein; die Kartenſchlägerin
vertraute uns, daß ihre ſchwarzen Künſten ihr an dem einen
Abend bereits 131 M. zugeführt hätten. Die Verkaufsbuden und
Glücksſtände hatten ſich etwas gelichtet, aber es war doch noch

921

immer ſo viel da, daß der Handel ſeinen Fortgang noch gut auf
mehrere Stunden nehmen konnte.
Unter den Geſchenken, welche die hohen Herrſchaften geſtiftet,
fallen angenehm ins Auge mehrere von Prinz und Prinzeſſin
Ludwiggemalte Teller und Schalen. Das warme und ununter=
brochene
Intereſſe, welches der Großherzogliche Hof an dieſem
Bazar nimmt, erhöht die Stimmung um ein bedeutendes. Geſtern
abend ſoraten die Radfahrer für ein Extravergnügen und den
Schluß des Bazars ergeben die Theatervorſtellung, die Vorführung
von ſieben lebenden Bildern, die ſämtlich nach berühmten Meiſter=
werken
und von unſeren erſten hieſigen Malern geſtellt werden und
endlich die Bilderverloſung, zu der Herr Kröh und ſeine
Schule das meiſte geliefert hat. Unter dieſen Gaben befinden ſich
verſchiedene ſtimmungsvolle Landſchaften und Studienköpfe; unter
letzteren feſſelt ein in Paſtell ausgeführter Frauenkopf (von Kröh
ſelbſt) die Blicke aufs wohlthuendſte. Ein anmutiges Blumenſtück
von E. Dingeldein aus Gießen geſellt ſich zu der Sammlung
hieſiger Maler. Nach unſeren Begriffen hätte dieſelbe etwas ſtatt=
licher
ausfallen können, wenn alle Darmſtädter Künſtler ihren
Beitrag geſtellt, was man um ſo eher erwarten konnte, als der
Ertrag des Bazars zur Hälfte der zu errichtenden Kunſthalle
zugute kommen ſoll. Die Herren Kröh, Noack, Hofmann=
Zeitz, H. Müller und Frl. Groſch (die fünf letzteren thuen
ihr beſtes für das künſtleriſche Arrangement der lebenden Bilder)
vertreten allein die Darmſtädter Künſtlerſchaft.
4.
Mit Rückſicht darauf, daß anläßlich der durch die Schnee=
fälle
in den verfloſſenen Monaten Januar und Februar die Ludwigs=
bahn
mit unzähligen Reklamationen wegen nicht vollſtändiger Aus=
nutzung
der Eiſenbahnbillete angegangen worden iſt, hat zur ein=
heitlichen
Regelung ſolcher Reklamationen die Verwaltung ange=
ordnet
, daß Billete, welche ſeitens der Reiſenden dem dienſtthueuden
Stationsbeamten zur Beſtätigung einer nur teilweiſen Benutzung
vorgelegt werden, von dieſem durch zwei Querſtriche auf der Vorder,
ſeite zu entwerten und auf der Rückſeite mit entſprechendem Vermerk
zu verſehen ſind.
* Kleine Nachrichten. Einem Arbeiter wurden aus dem Neu=
bau
in der Kirchſtraße eine Anzahl Kleidungsſtücke ent=
wendet
. - Auf einem Steinhauerplatz fiel einem Geſellen ein
ſchwerer Stein auf den rechten Fuß, infolge deſſen der Mann
eine bedeutende Verletzung erlitt. Der ſeit etwa 10 Tagen nach
Unterſchlagung von 35 M. aus dem Armenhaus verſchwundene
19jährige Burſche iſt Mittwoch Nachmittag wieder hier ein=
getroffen
. An dem Neubau der Kunſthalle ſiel ein Tag=
löhner
aus Beſſungen vom Gerüſt und brach 2 Rippen.
Frankfurt, 1. April. Zu Schadenerſatz in Höhe von 200
Mark wurde geſtern eine hieſige Herrſchaft verurteilt, weil ſie
ihrem Dienſtmädchen, über das ſie wegen verſchiedener von
demſelben verübter Diebereien nach ſeinem Weggang vor Zeugen
geäußert: Gott ſei Dank, daß wir die Diebin los ſind 1 ein 8 eug=
nis
mit dem Prädikate treu wie Gold; ausgeſtellt hatte. Das
Mädchen war auf dieſes Zeugnis hin von einer auswärtigen Herr=
ſchaft
gemietet worden und hatte dort ſeine Diebereien fortgeſetzt.
Berlin, 3. April. Vom Kaiſer wird dem B. B.=C. folgende
ſehr hübſche Geſchichte berichtet, die wörtlich wahr ſein ſoll, die
wir aber doch mit aller Reſerve wiedergeben: Kaiſer Wilhelm begab
ſich jüngſt des Morgens um 6 Uhr in die Kaſerne eines Berliner
Regiments, in welcher auf dieſe Zeit Inſtruktionsſtunde angeſetzt
war. Der Kaiſer war pünktlich zur Stelle, der betreffende Offizier
aber nicht. Der Kaiſer wartete geduldig eine halbe Stunde lang.
Man kann ſich den Schrecken des Offiziers vorſtellen, der mit
ſolcher Verſpätung erſchien und den Kaiſer vorfand. Er meldete
das Geſchehene bei dem Oberſten und ſah nun nicht ohne einige
Beſorgnis den Dingen entgegen, die da kommen ſollten. Es kam
aber nichts, den ganzen Tag nichts, und das war bei der Schnellig=
keit
, mit welcher Militärbehörden derlei Dinge abmachen, nicht
gerade beruhigend. Auch am anderen Morgen erfolgte keinerlei
Andeutung, die auf das Geſchehene Bezug hat. In der Nachmittags=
ſtunde
aber wurde bei dem Offizier durch einen Boten des Hof=
marſchallamts
ein Packet abgegeben, ohne daß der Name des Ab=
ſenders
genannt wurde. Das Packet enthielt eine Weckuhr.
So wird die Geſchichte erzählt, ſo erzählen wir ſie wieder. Sie
iſt jedenfalls ſehr hübſch, und es wäre ſchade, wenn ſie nicht
wahr wäre.
Verlin, 3. April. Der Kaiſer hat dem Fürſten Bismarck zu
deſſen Geburtstag u. a. einen ſchönen, alten Kupferſtich geſchenkt,
der einen Vorfahren des Fürſten, einen Bruder ſeines Urgroßvaters,
des 1697 geborenen Dompropſtes Georg Friedrich v. Bismarck dar.
tellt. Ein prächtiger Eichenholzrahmen zeigt das alte Wappen
des Fürſten, das Kleeblatt mit den drei Eichenblättern. ſowie die
aiſerliche Widmung.
Rothenburg a. d. T. Das hiſtoriſche Feſtſpiel: Meiſtertrunk
wird kommenden Pfingſtmontag den 10. Juni und Kirchweihſonntag
den 23. Juni, jedesmal mit darauffolgendem Feſtzug und Feldlager,
zur Aufführung kommen. Wegen Beſtellung von Eintrittskarten,
Quartier oder ſonſtiger Anfragen wolle man ſich an den Vorſitzenden

des Hauptausſchuſſes wenden.

135

[ ][  ][ ]

922
Nr.
Hamburg, 2. April. Die kürzlich hier eingetroffene erſte Ernte
der weſtafrikaniſchen Cacaobäume berechtigt zu den ſchönſten
Erwartungen. Sachverſtändige halten die Bohnen gleichwertig mit
der Bahiabohne. Es ſind demnächſt größere Sendungen der Frucht
von den Plantagen der Kamerun=Land= und Plantagen=Geſellſchaft
Woermann, Thormählen u. Cie. zu erwarten, welche vor 3 Jahren
120 000 Cacaobäume angepflanzt hat, die der Afrika=Poſtr zufolge
außerordentlich gut gedeihen und zum Teil ſchon 10-12 Fuß hoch
aufgeſchoſſen ſind.
Petersburg, 3. April. Geſtern fand vor gänzlich ausverkauftem
Hauſe der Abſchluß der Nibelungen=Aufführungen ſtatt.
Am Schluſſe der Vorſtellung mußten die Künſtler wiederholt auf
der Bühne erſcheinen. Angelo Neumann ſprach, umgeben von
ſämtlichen Künſtlern, dem Publikum, der Kritik, ſämtlichen Sängern
und Sängerinnen aus dem ausgezeichneten Orcheſter des ruſſiſchen
Hoftheaters ſeinen Dank aus. Zum Schluſſe der Aufführung er=
hielten
ſämtliche Künſtler Geſchenke. Dem Direktor Neumann wurde
ein ſilberner Lorberkranz überreicht. Demſelben wurde auch das
aus 106 Mann beſtehende Orcheſter des Hoftheaters für die Dar=
ſtellung
eines Chklus am kaiſerlichen Theater in Moskau zur Ver=
fügung
geſtellt. Die Neumann'ſche Geſellſchaft begiebt ſich am
Donnerstag Abend von hier mittels Sonderzug nach Moskau, wo
die Aufführungen am 6. ds. beginnen ſollen. Die kaiſerliche Hof=
overnſängerin
in Wien, Antonie Schläger, iſt für Moskau für die
Darſtellung der Brunhilde in der Walküre; gewonnen worden,
Die Brunhilde im Siegfried= und in der Götterdämmerung'
wird Marie Rochelle ſingen.
Petersburg, 4. April. Bei der Zuteilung auf die Subſkription
der neueſten 4 proc. Conſols wird für die Zeichner größerer
Beträge ungefähr ein Procent der gezeichneten Summen entfallen.
London, 3. April. In einem Schreiben an Winton, datiert von
der Inſel Bunganeta vom 28. Auguſt v. J., ſchildert Stanley die
furchtbaren Hinderniſſe, mit welchen ſeine Expedition zu kämpfen
hatte. Dieſelbe brach am 28. Juni 1887, 389 Mann ſtark, von
Jambuha auf und ſchmolz auf einem 104tägigen Marſche durch
unwirtliche feindliche Länder auf 174 Mann zuſammen. Nach
vielen Kämpfen mit den Eingeborenen wurde am 24. November
der Albert Nyanzaſee erreicht, wo Stanley am 29. April 1888 mit
Emin und Caſati zuſammentraf. Auf dem Marſche litt die Truppe
entſetzlich von Hunger alle waren zu Skeletten abgemagert und die
meiſten ſo demoraliſiert daß ſie bei Gelegenheit Gewehre und
Munition für einige Maiskolben verkauften. Als Zuſpruch und
Drohungen nicht mehr halfen, mußte Stanley beiſpielshalber zwei
der ſchlimmſten Meuterer in aller Gegenwart hängen laſſen.
Stanley entwirft ſodann folgende Schilderung des Waldes welchen
er im Oktober 1887 durchzog: Man denke ſich dickes ſchottiſches
Buſchholz. von Regen träufelnd, bloßes Unterholz im undurch=
dringlichen
Schatten alter bis 180 Fuß hoher Bäume, überall
Dornen= und Brombeerſträuche; kleine Bäche, die ſich durch tiefes
Dickicht ſchlängeln, und zuweilen der tiefe Nebenfluß eines großen
Stromes; Wald und Dickicht in allen Stadien des Verfaulens und
des Wachstums; alte Bäume, ſtürzend oder überhangend: Ameiſen
und Inſekten aller Art, Größe und Farbe: über uns Affen und
Schimpanſen; ſeltſames Geräuſch von Vögeln und andern Tieren;
Krachen im Dickicht, wenn ein Trupp Elephanten vorbeiſtürzt;
Zwerge mit vergifteten Pfeilen, die ſich verbergen; ſtarke braune
Eingeborene mit ſchrecklich ſcharfen Speeren, wie Stämme ſtill=
ſtehend
; Regen jeden zweiten Tag. unreine Luft mit Fieber und
Ruhr; düſter bei Tage und faſt greifbare Dunkelheit Nachts, und
dann denken Sie ſich, daß dieſer Wald ſich in einer Entfernung
wie von Plymouth nach Peterhead ausdehnt, ſo haben Sie ungefähr
einen Begriff von den Mühſeligkeiten, welche wir vom 28. Juni
bis 5. Dezember 1887 und vom 1. Juni 1888 bis jetzt ausſtanden,
und die ich bis zum 10. Dezember 1888, da ich dem Congo Lebe=
wohl
zu ſagen hoffe, ausſtehen werde.

68
durch die deutſchen Landwirte jährlich 5 Millionen Zenter Thomas=
phosphatmehl
benutzt werden und die Nachfrage nach demſelben
ſich fortgeſetzt ſteigert, ſo darf vollſtändig unberückſichtigt bleiben,
was intereſſierte Gegner gegen das Thomasmehl vorbrachten. Die
Landwirte ſelbſt haben die Antwort darauf gegeben. - Heute
dürfen bezüglich des Thomasphosphatmehles die nachſtehenden
Sätze als unzeifelhaft richtig hingeſtellt werden: 1) Dasſelbe iſt
durch die Pflanzen vollſtändig und leicht aſſimilierbar. 2) Es wird
von den Pflanzen ſo raſch aufgenommen, daß es auch ſelbſt bei der
Anwendung im ſpäten Frühjahr noch genügende Wirkung zeigt.
3) Außer durch ſeinen Phosphorſäuregehalt wirkt es vorteilhaſt
durch ſeinen Kalkgehalt; was beſonders auf kalkarmen Böden von
Wichtigkeit iſt. 4) Irgend welche ſchädlich wirkenden Beſtandteile
enthält das Thomasphosphatmehl nicht. Neben dieſen für die
Landwirtſchaft ſehr wichtigen Vorzügen, bietet die Benutzung des
Thomasphosphatmehles aber auch noch den großen national= ökono=
miſchen
Vorteil, daß ſie den Betrag für die in 5 Millionen Zentner
enthaltenen, rund 75 Millionen Pfund Phosphorſäure, im Geld=
wert
von circa 75 Millionen Mark im Lande läßt; während das
gleiche Quantum Phosphorſäure in Guano mindeſtens doppelt ſo
viel, alſo circa 15 Millionen Mark koſten würde, die jährlich dem
Vaterlande entzogen, und um die das Ausland gekräftigt würde.
Herr Profeſſor Petermann hat ſich der Aufgabe unterzogen, durch
eine Reihe der exakteſten Verſuche feſtzuſtellen, nicht nur wie bas
Thomasphosphatmehl im Allgemeinen den Superphosphaten gegen=
über
wirkt, ſondern ſpeziell, wie es bei Sommerhalmfrucht in
gleicher Menge wie Superphosphat und zugleich mit dem Samen
in den Boden gebracht ſich verhält. - Ferner auch, in wieweit der
Kalkgehalt des Thomasphosphatmehles an der Wirkung beteiligt
iſt.
Mit zwei humusreichen Ackererden, phosphorſäurereichem
ſandigen Thonboden und phosphorſäurearmen Sandboden, wurden
je 6 Verſuche ſowohl mit Sommerweizen als mit Hafer doppelt
ausaeführt, zuſammen 48 Verſuche. Dieſelben eraaben folgendes:
1) Der Ertrag des phosphorſäurereichen ſandigen Thonbodens, mit
Stickſtoff und Kali gedüngt, ergab gegen ungedüngt bei beiden Ge=
treidearten
, inſolge ſeines großen natürlichen Gehaltes anaufnehm=
barer
Phosphorſäure über den dreifachen Ertrag; dagegen wurde
allein durch Salpeter und Kalidüngung der Ertrag des phosphor=
ſäurearmen
Sandbodens nur um ½- gehoben. 2) Eine Zugabe
von Kalk zu Stickſtoff und Kali erhöhte das Ergebnis auf beiden
Böden und für beide Früchte faſt um nichts, obwohl der eine Boden
nur mäßig kalkhaltig, der andere faſt kalkarm war. 3) Die Düng=
ung
mit Stickſtoff, Kali und Superphosphat erhöhte den Ertrag
auf dem ſandigen Thonboden auf mehr als das vierfache, auf dem
Sandboden auf das 5- 6fache gegen ungedüngt. 4) Die Düngung
mit Stickſtoff, Kali und mit Thomasphosphatmehl ſtatt des Super=
phosphates
aab beiden Bodenarten nahzu das gleiche Reſultat und
erklärt ſich dies ſehr leicht daraus, daß der große Humusgehalt der
Böden günſtig auf die Löslichkeit des Thomasphosphatmehles wirkte.
5) Um endlich feſtzuſtellen, ob dem freien Kalk des Thomasphos=
phatmehles
beſonders wirkſame Eigenſchaften zukommen, was viel=
fach
behauptet wird, wurde als Gegenprobe ein Verſuch mit Tho=
masphosphatmehl
angeſtellt, welchem der freie Kalk mittelſt Zucker=
löſung
entzogen worden war. Das Reſultat ergab, daß der in dem
Thomasphosphat zugeführte freie Kalk einen nennenswerten Ein=
fluß
nicht ausgeübt hat.
Reſumieren wir kurz die Ergebniſſe
dieſer eingehenden Verſuche, ſo ergiebt ſich, daß ſowohl die Super=
phosphat
= als die Thomasmehl=Phosphorſäure ſehr günſtig gewirkt
haben, nahezu wie 1: I. - Die vorſtehend aufgeführten exakten
Düngeverſuche, welche in gleicher Weiſe, mit gleicher Pflanzenzahl,
gleicher Erde und gleicher Menge derſelben, gleicher Düngermenge,
gleichartiger und gleichtiefer Vermiſchung der Dünger und Erde,
und unter gleichen Licht=, Wärme= und Waſſerverſorgungsverhält=
niſſen
durchgeführt wurde, bilden jedenfalls wieder ein weiteres
Glied in der großen Kette von Beweiſen für den hohen Düngewert
des Thomasphosphatmehles.

Thomasphosphat gleichwertig Superphosphat.
(Aus Nr. 10 des Deutſchen Landwirt=.)
In ſchneller und richtiger Würdigung und Benutzung der Ver=
ſuchsergebniſſe
ſeiner hervorragendſten und fleißigſten Agrikultur=
chemiker
, und der mittelſt zahlreicher Topf= und Felddüngungsver=
ſuche
auf den verſchiedenſten Bodenarten ermittelten Düngewirkung,
iſt der deutſche Landwirt überraſchend ſchnell und allgemein zur
Benutzung des Thomasphosphatmehles übergegangen. Und die
durchſchnittlich erzielten ſehr hohen Erträge bei geringer Geldaus=
gabe
haben überall die auf das Thomasmehl geſetzten Hoffnungen
ſogar in überraſchender Weiſe erfüllt; was die Wiſſenſchaft vorher=
geſehen
, iſt durch die Praxis voll erprobt. Wenn ſchon heute

Dankſagung.

Für die zahlreiche Betheiligung und die reichen Blumen=
ſpenden
bei der Beerdigung unſerer lieben Frau und An=
verwandten

Emilie Assmuth
ſprechen wir Allen unſeren innigſten Dank aus.
Reinheim und Beſſungen, 3. April 1889.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Carl Assmuth, Großh. Straßenmeiſter.

Hierzu eine Beilage: Die Kaiſer Friedrichs=Quelle in Offenbach betreffend.

Druck und Verlag: L. C. Wittichiſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittih.

[ ][  ][ ]

Beilage zum Darmſtädter Cageslatt=

Die

[ ][  ][ ]

Als den älteſten Philoſophen bezeichnen die Alten übereinſtimmend Thales von
Milet, einen Zeitgenoſſen des weiſen Solon und des ſprichwörtlich gewordenen Lyder=
Königs Kröſus. Er war der erſte, der eine vernunftgemäße Naturerklärung verſucht
hat. Die philoſophiſche Lehre, der er den Namen des Uranfängers der Philoſophie
verdankt, gipfelt in dem Satz: Das Beſte iſt das Waſſer. - Er meinte damit, daß
das Waſſer das Weſen aller Dinge ausmache, wohl auch, daß das Feuchte das Leben=
gebende
und Lebenerhaltende aller Dinge ſei; denn wo keine Feuchtigkeit, da kein
Pflanzenwuchs, da denn auch kein thieriſches Weſen, ſondern traurige Oede wie in den
weiten Sandwüſten von Aſten und Afrika.
Wenn wir nun auch heutzutage das Waſſer gerade nicht als das Beſte anzu=
ſehen
haben, ſo iſt es doch ſicher ein großes Gut. Als Eis ſinden wir dasſelbe jahraus,
jahrein an den Polen und im Hochgebirge, als Dampf füllt es die Luft und als
Flüſſigkeit das Weltmeer. In tauſend Armen eilt es von Berg zu Thal, und es iſt
eine magiſche Gewalt, die uns ans Ufer eines rauſchenden Baches bannt. Wir
ſehn, wie das Waſſer fließt, es fließt dahin wie das Leben, bald ruhig, bald raſch
und ſtürmiſch und wir fragen wohin?
Faſſen wir nur das rein Körperliche ins Auge, ſo können wir darauf antworten.
Das Waſſer ſtrebt vermöge ſeiner Schwere und der leichten Verſchiebbarkeit ſeiner
Theile der tiefſten Stelle, dem Meere zu. Auf dem Wege dahin aber oder dort ſelbſt
wird es durch die Wärme der Sonne in Dampf verwandelt, durch kältere Luftſchichten
wieder verdichtet und fällt als Schnee oder Regen zu Boden. Hier fließt es ober=
flächlich
ab, verdampft wieder oder dringt in den Boden u. ſ. f. bis ans Ende der Zeit.
Oder wir ruhen aus an kühler Quelle und ſehen, wie ſich der Boden am Grunde
hebt und ſenkt, wie das Waſſer hervorſprudelt, immer neu, immer friſch wie das junge
Leben am erſten Tagel Da quillt aus tiefer Bruſt die Frage hervor: Woher?
Faſſen wir nur den mechaniſchen Vorgang ins Auge, ſo bleibt uns die Wiſſen=
ſchaft
die Frage hierauf nicht ſchuldig.
Jahrhunderte lang iſt allerdings ſeit Ariſtoteles und Plinins an der Löſung dieſer
Frage gearbeitet worden bis in die neueſte Zeit. Wenn nun auch im Einzelnen noch
ſchroffe Meinungsverſchiedenheiten beſtehen, ſoviel ſteht wohl feſt, daß das Waſer
größtentheils als flüſſiges Waſſer in den Boden eindringt, anderntheils aber auch als
Waſſerdampf, der ſich dann in Berührung mit dem kälteren Geſtein verdichtet; ferner
daß der Boden in wechſelnden Tiefen überall vom Waſſer dem ſog. Grundwaſſer
durchfeuchtet iſt, welches aus Spalten und Klüften fließt und ſich ſammelt, daß es
ein ganzes Syſtem unterirdiſcher Waſſerläufe bildet; und ſchließlich, daß ſein Aus=
fluß
von vielen Faktoren abhängig iſt, nicht nur von ſeiner Schwere, nicht nur von
hydrodraſtiſchem Druck, ſondern weſentlich beeinflußt wird durch die Natur der Geſteine
und ihre Lagerung.
Die Beſchaffenheit des Waſſers iſt durchaus abhängig von den Geſteinen,
durch die es fließt, ſowie von der Tiefe, aus der es ſtammt. Mineralwaſſer iſt
mit Rückſicht darauf in nichts verſchieden von gewöhnlichem Waſſer als durch den
Mehrgehalt an gelöſten Mineralſtoffen oder die Temperatur.
Es wird ſich demgemäß empfehlen, zunächſt die Geſteine aus dem Gebiete unſerer
Quelle einer kurzen Betrachtung zu unterziehen.
Die Geſteine unſerer Gegend gehören der quartären, tertiären und primären For=
mation
an.

[ ][  ][ ]

42

Die quartären, Kies, Sand und Lehm, bedecken die übrigen und kommen für
unſeren Gegenſtand nicht in Betracht. Die für uns wichtigſten tertiären Geſteine ſind
der Kalk und der Thon.
Der Kalkſtein bildet die beiden Höhenzüge rechts und links des Maines bei
Bergen und Oberrad. Derſelbe iſt durchgängig von hellen Farben und reich an ter=
tiären
Verſteinerungen. Er iſt in mächtigen, urſprünglich horizontalen Schichten abge=
lagert
und von zahlreichen Klüften und Spalten durchzogen. Auf denſelben ſickert das
atmoſphäriſche Waſſer in die Liefe. Alles Waſſer aber enthält Kohlenſäure, ſelbſt
das Regenwaſſer, und vermöge derſelben iſt es befähigt, kohlenſauren Kalk, den Kalk=
tein
, zu löſen. Es enthält demnach alles aus Kalkſteinſchichten ſtammende Waſſer
kohlenſauren Kalk. Man nennt, wie durch Keſſelſteinbildungen genügend bekannt,
kalkhaltiges Waſſer hart im Gegenſatz zu dem weichen, wenig Kalk enthaltenden
kalkfreien Waſſer.
Der Thon, in ſeiner Maſſe dem Kalk ebenbürtig, iſt ein feinerdiges Verwitte=
rungsproduct
feldſpathaltiger Geſteine. Man findet ihn oft noch an ſeiner urſprüng=
lichen
Lagerſtätte, oft aber auch vom Waſſer weit fortgeſchwemmt. Er wirkt mit
Rückſicht auf den Bau der Erdkruſte ausgleichend, Spalten und Verwerfungen
ausfüllend, ſo auch hier.
Während nun der Kalk das Waſſer wie ein Sieb durchlaufen läßt - man
nennt ſolche Geſteine permeabel - iſt das beim Thon nicht der Fall, er iſt völlig
impermeabel. Er ſaugt Waſſer auf wie ein Schwamm, hält es aber feſt, läßt es nicht
durchdringen. In unſerem Falle verhindert er das Eindringen harten aus dem Kalk
ſtammenden Waſſers.
Von primären Sedimenten findet ſich bei uns das Rothliegende. Die hier=
hergehörigen
Geſteine: Sandſtein, Konglomerat, Melaphyr, ſowie in geringerem Maße
Hornſtein und kryſtalliniſcher Kalk, ſehr wechſelnd in der chemiſchen Zuſammenſetzung
und großentheils von bedeutender Härte, zeichnen ſich ſämmtlich aus durch zahlreiche
Klüfte und Spalten, auf welchen das Waſſer fließt und ſich ſammelt.
Die Wechſellagerung von permeablen Geſteinen wie Sand und Kalk mit im=
permeablen
wie Thon ſind nun die wahren Urſprungsſtellen vieler Quellen.
Betrachten wir nun die Lagerung der Geſteine. Sie ſind gewiß mit mir einver=
ſtanden
, wenn ich von wiſſenſchaftlich mehr oder weniger intereſſanten Einzelheiten
abſehe. Es ſei dieſes die Oberflächenkontour der Gegend von Vilbel über die Röder=
höfe
nach Offenbach in der Richtung auf Langen zu. Ich muß ſtark übertreiben,
denn im Vergleich zu den wirklichen Größenverhältniſſen der Erde ſind unſere Höhen=
züge
ganz völlig verſchwindend. Die primären Schichten ziehen ſich nun von Vilbel
bis zum Main, ſie treten im Main ſelbſt zu Tage. In nächſter Nähe aber fallen
dieſe Schichten faſt um 100 Meter in die Tiefe, um ſich allmählich wieder in der
Richtung nach Langen hervorzuheben. Ich muß auch hier zur Verdeutlichung der Dar=
ſtellung
wieder bedeutend übertreiben, etwa im Verhältniß von 100.1, und zeichne
daher die im Hinblick auf die wirklichen Größenverhältniſſe ſehr kleine Verwerfung ſtark
hyperboliſch auf. Die ſich ſolchergeſtalt markirende Vertiefung iſt nun ausgefüllt mit
Thon und dieſen überlagert der Kalk. Die darauf lagernden quartären Bildungen
übergehe ich.
Sie ſehen aus der rohen Zeichnung ſo viel, daß das mächtige Thonlager das
Eindringen kalkhaltigen Tagewaſſers verhindert. Der Thon ſcheidet das in ſeiner Be=
ſchaffenheit
wechſelnde Tagwaſſer von dem nahezu unveränderlichen weichen= Grundwaſſer
der Tiefe.
Ueber die Auffindung von Onellen kurſiren nun die abenteuerlichſten, glaub=
Jhaften undqunglaubhaften Geſchichten. Bald war es ein angeſchoſſener Eber oder ein
verwundeter Hirſch, bald auch ein verirrter Jäger oder Wanderer u. ſ. w., der die ge
heime Kraft verborgener Quellen verrieth.

[ ][  ][ ]

4

Nichts von alledem beiuns. Die nüchterne Ueberlegung, reichliches Speiſe=
waſſer
für den Betrieb von Dampfmaſchinen zu ſuchen, wurde Veranlaſſung zur
Auffindung. Doch auch die Praxis des Lebens hat ihre Poeſie; nur will ſie gefun=
den
ſein.
Seit vielen Jahrtauſenden hat kein Lichtſtrahl die in der Tieſe ruhenden
Maſſen beſchienen.
Während zur Secundärzeit das Rothliegende als eine Inſel aus dem Meere
hervorragte, wurde daſſelbe in der Tertiärzeit überfluthet und im Laufe der Zeit mit
mächtigen Ablagerungen von Thon und Kalk bedeckt.
Bis in dieſe Tiefen war bislang noch kein Arbeitsgeräuſch gedrungen. Nun
ſollte Knirſchen und Reißen und Brechen die tiefe Ruhe der Vorwelt ſtören.
Anfänglich war das Geſtein weich und die Bohrung ging mit Hilfe
eines Meiſelbohrers, der durch Dampfkraft in Rotation verſetzt wurde, verhältnißmäßig
leicht von Statten. Doch die waſſerfeindliche Schicht, der Thon, wollte kein Ende
nehmen. Wenn Jemand einen Brunnen gräbt und er geht 100 Fuß in die Tiefe, das
iſt ſchon recht tief etwa der Höhe unſeres Stadtkirchthurms gleichkommend - und
er findet kein Waſſer, ſo läßt er in der Regel wohl vom Bohren ab oder probirt es
wo anders. Nicht ſo hier. Eine andere Meinung war hier maßgebend.
Der Thon muß doch endlich einmal ein Ende nehmen und dann ſindet ſich anderes
Geſtein und dann auch Waſſer. Je tiefer die Bohrung, um ſo größer die Hoffnung,
die Sohle des Thonlagers und damit Waſſer zu erreichen, und um ſo eifriger wurden
die Arbeiten fortgeſetzt.
Wohl iſt eine derartige Tiefbohrung geeignet, eine fieberhafte Aufregung
hervorzurufen. Jeder Meter Tiefe, jeder Fuß, jeder Zoll bringt neue Hoffnung. Doch
die Bohrproben lieferten immer das gleiche Reſultat, Thon und wieder blauer
Thon. Enttäuſchung und wieder Enttäuſchung. Doch immer von Neuem wird
gearbeitet. Die waſſernichtdurchlaſſende Schicht muß doch einmal ein Ende
nehmen. Neue Hoffnung und neue Arbeit!
E3 iſt ein alter Aberglaube des Bergmanns, gute und böſe Geiſter, Zwerge
und Kobolde hauſten in der Tiefe der Felſen. Der Menſch hat eben alles außer ſeiner
Machtſpähre Liegende ſeit den älteſten Zeiten perſonificirt. Es iſt ſo natürlich, einer
übermächtigen Erſcheinung oder Kraftäußerung einen entſprechenden Urheber zuzudenken.
Ein guter Geiſt läßt den Glücklichen die reiche Erzader finden, ein böſer Kobold
aber leitet den Schlag des Hammers und der Spitzhacke hart vorbei an dem edlen
Metall und immer weiter in das taube Geſtein, aber das Glück bleibt aus und die
Arbeit iſt ohne Erfolg.
Welcher Unſtern konnte nicht auch über dieſer ja an und für ſich und in
wiſſenſchaftlichem Sinne höchſt wichtigen und intereſſanten - wie die elektriſche Eiſen=
bahn
- Bohrung obwalten? Ganz neue ungeahnte Complikationen in der Tektonik
der Erdrinde konnten den Waſſerzufluß hemmen. Wer weiß dagegen, welches Reſultat
die vor Jahren unternommene große Bohrung dieſſeits des Mains, woran noch die
Dampfkeſſelruine in den Mainwieſen erinnert, ergeben hätte, wäre nicht der
Verſuch aufgegeben worden, wäre man vielleicht noch tiefer gegangen ?
Doch die Zeitkam, wo die Thonſchicht in einer Tiefe von 100 Meter
durchſunken war, aber kein Waſſer ſprang hervor, ſondern harter feſter Fels hemmte
das Vordringen des Bohrers. Der Stein iſt ſtellenweiſe ſo hart daß er am Stahl
Funken gibt. Doch was heißt das 2 Sitzen die Funken im Stein? Nein, der Stein
iſt härter als Stahl, durch den heftigen Schlag werden Stückchen Stahl losgeriſſen und
durch die lebhafte Bewegung in glühende Funken verwandelt. So war denn ein einfacher
Bohrer von Stahl hier nicht mehr ausreichend. Es gibt nur 3 härtere Stoffe
als der genannte Fels, der Hornſtein: Topas, Korund und Diamant. Zu dem Dia=
manten
griff denn auch der Unternehmer, um auch dieſen Widerſtand zu brechen

[ ][  ][ ]

und ſetzte die Bohrung fort mit dem Diamantbohrer. Den weſentlichſten Theil deſſelben
bildet die Krone, ein ſtarkes Stahlrohr, am unteren Ende beſetzt mit 28 Diamanten.
Feſt an die Krone angeſchraubt war ein 20 Ctm. langes ebenſoweite3 Stahl=
rohr
zur Aufnahme der Bohrkerne, daſſelbe verjüngte ſich oben in ein ſchmäleres
Stahlrohr, woran mit der größeren Tiefe immer neue Röhren geſchraubt wurden.
Durch eine Dampfmaſchine wurde das Ganze in rotirende Bewegung geſetzt.
Infolge deſſen bohrte ſich Krone und Stahlrohr in die Tiefe bis zur Verjüng=
ung
und füllte ſich allmählich mit einer eylindriſchen Maſſe des durchſunkenen Ge=
ſteins
, dem ſogenannten Bohrkern, an.
Nach entſprechender Zeit wurde durch einen beſonderen Mechanismus der Bohrkern
abgeriſſen und dann der ganze Vohrer aus der Tiefe emporgewunden, ſeiner
Bohrkerne entledigt, von neuem herabgeſenkt und wieder in raſtloſe, wirbelnde Beweg=
ung
geſetzt, ſo daß der feſteſte Fels zu Staub zermahlen wurde, in dem Umkreis, wohin
die Diamanten trafen.
Man denke die Arbeit, den Aufwand an Kraft und Mitteln, die Zeit.
Drei Jahre lang hat die Bohrung, allerdings mit Unterbrechungen, gedauert.
Tage waren erforderlich, um den Bohrkern an's Licht zu fördern und den Apparat
wieder in Gang zu ſetzen. 12 Mal riß das Geſtänge, wodurch der Bohrer mit
der Dampfmaſchine in Verbindung geſetzt war. 4 Bohrkronen gingen zu Grunde.
Eine derartige Tiefbohrung iſt auch ohne alle Rückſicht auf Erfolg
einfach großartig und zeugt von dem kühnen, unternehmenden Geiſt, der in
unſerer Stadt waltet und deſſen Bethätigung den Namen Offenbach weit über die
Grenzen des Heſſenlandes in alle Welt getragen hat.
Es fand ſich nun auch endlich Waſſer, anfangs wenig, dann aber mehr
und in einer Tiefe von 275 Meter ergab ſich dann eine reichlich ſprudelnde Quelle.
Nicht genug, das Waſſer ſtieg im Rohr höher und höher und fließt nun gleichmäßig
und ruhig aus, ohne Anwendung irgend welcher Kraft.
Es ſteht zunächſt feſt, das der Boden, das Erdinnere überhaupt überall bis zu
einer gewiſſen Tiefe mit Waſſer durchtränkt iſt, ſo daß es die Arbeiten des Vergbaues
hemmt, ja dem Vordringen des Menſchen in die Tiefe eine Grenze ſetzt. In unſerem
Falle aber wird die Anſammlung von Waſſer durch das mächtige Thonlager verhindert.
Die Thonſchicht hält deswegen einen ungeheuren Druck des Waſſers aus ihrer Um=
gebung
aus. Nun ſie durchſtochen und der Sammlung des Waſſers im feſten Fels
Raum geſchafft war, hebt ſich daſſelbe durch hydroſtatiſchen Druck nach dem Geſetz
communicirender Röhren.
Es ſchien ſich anfangs alles zu vereinigen, um einen Mißerfolg
herbeizuführen. Nun iſt alles verwandelt. Was vorher ungünſtig ſchien, nun iſt es
ein glücklicher Umſtand. Das große Thonlager verhindert das Eindringen
harten Tagwaſſers, die große Tiefe ſichert einen gleichmäßigen Ausfluß und der
Fels veranlaßt die beſondere Beſchaffenheit des Waſſers.
Jede neue Entdeckung hat in ihrem Gefolge eine Zahl manchmal
ſtaunenswerther Konſequenzen.
Die Bohrproben aus der Tiefe intereſſiren zunächſt den Geologen und haben
werthvolle Reſultate über Lagerung und Ausdehnung der primären Schichten
unſerer Gegend geliefert. Ferner fand Baurath Teklenburg in Darmſtadt darin Reſte
eines Saurus, der erſte in unſerer Gegend in dieſen Schichten. Dr. Peterſen in
Frankfurt fand gelegentlich ſeiner chemiſchen Analyſe das ſeltene Lithiummetall in einer
Bohrprobe. Die Beobachtungen über Tiefe, Temperatur und chemiſche Zuſammen=
ſetzung
des Waſſers ſind in geologiſcher, phyſiologiſcher und balneologiſcher Hinſicht
von weſentlicher Bedeutung. An das Intereſſe des Gelehrten, des Arztes aber knüpft
ſich das Intereſſe des Kaufmanns und hieran ein bunter Reigen von Gedanken, Ent=
würfen
und Hoffnungen der Geſunden und Kranken. Die Quelle rinnt und

[ ][  ][ ]

6

rauſcht, aber verſchieden ſind die Intereſſen der Beſucher, ſo der Forſcher, ſo der
Geſchäftsmann, anders der Weltmann, anders der Alltagsmenſch und anders der Dichter.
Doch bleiben wir bei der Sache.
So iſt denn das Ziel erreicht und es gewährt hohe innere Befriedigung,
zu ſehen, daß angeſtrengter Fleiß und unerſchütterliche Beharrlichkeit in der Verfolgung
eines beſtimmt erkannten Zieles ſchließlich die Krone des Erfolges erringt.
Blicken wir zurück. Welche Tiefel
Wir wollen verſuchen, uns eine Vorſtellung davon zu machen. Was ſind 275 Mtr.
Tiefe. Der Dom in Frankfurt iſt etwas über 90 Meter hoch. Dreimal ließe ſich der
Frankfurter Dom in dieſe Höhe übereinander thürmen.
Unfern Offenbach iſt Waſſer in geringerer Tiefe zu haben. In dieſer Be=
ziehung
iſt von beſonderm Intereſſe der von Dr. Volger angelegte Brunnen in nächſter
Nähe der Röderhöfe.
Hier treten die waſſerführenden Schichten des Rothliegenden bis nahe an die
Oberfläche. Bedeutende Waſſermengen finden ſich hier ſchon in geringer Tiefe. Aber
das Waſſer iſt weſentlich verſchieden von unſerem, in gewiſſem Zuſammenhang mit
dem Bau der Schichten.
Die große Tiefe, aus der das Waſſer ſtammt, iſt in verſchiedener Beziehung von
Bedeutung. Einmal wird dadurch verhindert, daß Witterungsverhältniſſe einen Einfluß
auf die Zuſammenſetzung des Grundwaſſers in der Tiefe ausüben, ferner aber iſt ein
gleichmäßiger Ausfluß und ſchließlich der Wärmegrad der Quelle davon abhängig.
Von einer gewiſſen Tiefe an, einige Fuß unter der Erdoberfläche iſt die Wärme
nicht mehr abhängig von der Lufttemperatur und die Wärme ſteigt von hier in
gleichem Verhältniß mit der Tiefe und aller Wahrſcheinlichkeit gemäß bis ins Erdinnere.
Die Temperatur der Quellen iſt darnach abhängig von der Temperatur der Geſteine
des Erdinnern; in dieſem Sinne iſt die Wärme unſerer Quelle auch abhängig von der
bedeutenden Tiefe und iſt weſentlich höher als die mittlere Ortstemperatur. Sie beträgt
twas über 190 C., während die mittlere Ortstemperatur 90 C. beträgt.
Bezüglich der chemiſchen Zuſammenſetzung des Waſſers ſind bis jetzt 2 gut über=
einſtimmende
wiſſenſchaftliche Unterſuchungen, die der Herren Freſenius in Wiesbaden
und Peterſen in Frankfurt, bekannt geworden. Wir legen deren Reſultate unſeren
Betrachtungen zu Grunde.
Das Waſſer enthält in 1000 Gr., nahezu ein Liter, 43 Gr. fremde Be=
ſtandtheile
und, wenn wir abſehen von freier und halbgebundener Kohlenſäure, 3 Gr.
fremde Subſtanz, ein reichlicher Mittelwerth ähnlicher Rückſtände.
Dieſer Rückſtand iſt ein weißer ſalzartiger Körper. Doch was heißt ein
zweißes Salzi2 Ein ſehr relativer Begriff; denn es gibt tauſend verſchiedene:
giftige, indifferente, ſalzige, bittere, ſüße u. ſ. w.
Dieſe kleine, weiße Stoffmenge iſt für den Laien ein unlösbares Räthſel
und der Gelehrte bedarf wohl 8, wohl 14 Tage angeſtrengter Forſchungsarbeit, um
dieſes kleine Räthſel völlig zu löſen, ſo unbedeutend es ſcheint.
Der Rückſtand iſt kein einfaches Salz, ſondern ein ſehr complicirt zuſammenge=
ſetztes
Gemiſch einer ganzen Anzahl von Stoffen, an deſſen Zuſammenſetzung ſich 20
verſchiedene Elemente betheiligen.
Wir zählen 11 Metalloide (elektronegative Elemente): Sauerſtoff, Waſſerſtoff,
Stickſtoff, Schwefel, Phosphor, Bor, Silicium, Kohlenſtoff, Chlor, Brom und Jod,
ſowie 9 Metalle: Kalium, Natrium, Lithium, Calcium, Strontium, Magneſium,
Eiſen und Arſen.
Das ſeltene Lithium iſt dem Kalium und Natrium ähnlich. Es iſt von allen
Metallen das leichteſte und ſchwimmt auf dem Waſſer. Es beſitzt ein ſehr großes
Beſtreben, ſich mit dem Sauerſtoff der Luft zu vereinigen und bildet damit
Lithiumoryd oder Lithion, einen ſtark baſiſchen Körper wie Kali und Natron.

[ ][  ][ ]

Es wurde im Jahre 1817 von Arfendsan im Petalit, einem feldſpatähnlichen Mineral,
aufgefunden. Sein Name rührt her von litheios' ſteinern weil man glaubte,
daß es nur im Mineralreich vorkomme. Es dürfte ein vergebliches Bemühen ſein,
aus dem Wort Lithium' einen Schluß auf das Weſen des Metalls zu machen. Wie
hier, ſo in allen Fällen ſind Wort und Sache an ſich verſchieden.
Dieſe 20 Elemente bilden miteinander 19 verſchiedene Verbindungen, abgeſehen
von Spuren organiſcher Subſtanz.
1. Sauerſtoffverbindungen der elektronegativen Elemente, der Metalloide
(ſogen. Säuren): Salpeterſäure, Schwefelſäure, Phosphorſäure, Borſäure, Kieſelſäure,
Kohlenſäure und Arſenikſäure.
II. Metallverbindungen der Halogene Chlor, Brom und Jod.
III. Sauerſtoffverbindungen der Metalle (og. Baſen): Kali, Natron,
Lithion, Ammon, Kalk, Strontion, Baryt, Magneſia und Eiſenoxidul.
Dieſe Verbindungen erſter Ordnung ſind nun nicht ſämmtlich frei neben
einander vorhanden, ſondern großentheils in der verſchiedenſten Art zu komplicirteren
Verbindungen - zweiter Ordnung - vereinigt und es iſt eine Hauptaufgabe des
Chemikers, dieſe Art der Verbindung feſtzuſtellen.
Mit ausreichender Sicherheit ſind ſo 19 verfchiedene Verbindungeu ermittelt,
welche nebeneinander in dem Gemiſch enthalten ſind. Man erwäge die Aufgabe
des Chemikers, dieſe Stoffe ſämmtlich quantitativ bis zur 6. Decimalſtelle - dem
millionſten Theil eines Grammes - zu beſtimmen.
E3 iſt ſchwer, ſich nach Zahlenangaben eine richtige Vorſtellung von der Zuſam=
menſetzung
eines Körpers zu machen, zumal bei ſo kleiner Menge. Ich habe deshalb
die Angaben für 1000 Gr. Waſſer bezogen auf 100,000 Gr., etwas weniger als ein
Hectoliter, die verhältnißmäßigen Mengen der Beſtandtheile abgewogen und ſie hier in
Gläſern zuſammengeſtellt, geordnet nach abſoluten Mengen.
Eine ſtattliche Reihe verſchiedene weiße ſalzartige Stoffe in ſehr verſchiedener
Menge von 240 Gr. kohlenſaures Natron bis zu den verſchwindenden Spuren von
Strontion und Baryt.
Die Menge gibt nicht immer, wohl aber in unſerem ſpeciellen Falle auch einen
Maßſtab für die Wichtigkeit, für die Wirkung ab. Wir werden uns deshalb nur mit
den wichtigſten, in den größten Mengen vorhandenen Körpern befaſſen und von den
minimalen Beſtandtheilen, deren Wirkſamkeit auch nur eine angezweifelte und unter=
geordnete
iſt, abſehen. Dieſe Hauptbeſtandtheile ſind:
Doppeltkohlenſaures Natron (Natron biearbonicum),
Chlornatrium (Kochſalz),
Schwefelſaures Natron (Glauberſalz),
Kohlenſäure,
Schwefelſaures Kali,
Kieſelſäure,
Doppeltkohlenſaures Lithion.
Die wirkſamſten Beſtandtheile hiervon ſind das doppeltkohlenſaure
Natron, Chlornatrium, ſchwefelſaures Natrium und doppeltkohlenſaures Lithium. Unter
8-10 ähnlichen Quellen nimmt das Offenbacher Waſſer mit Rückſicht auf dieſe Be=
ſtandtheile
die zweite und nur bezüglich des Chlornatriums die dritte Stelle ein.
Anerkannt gute ähnliche Mineralwaſſer ſind die von Aßmannshauſen,
Em3, Salzbrunn, Weilbach u. a.
Wegen ihres großen Reichthums an Alkalien müſſen wir unſere Quelle den alka=
liſchen
Wäſſern zurechnen, ſie unterſcheidet ſich von anderen durch ihren beträchtlichen
Gehalt an Chlornatrium und ſchwefelſaurem Natron. Mit Rückſicht auf die Haupt=
beſtandtheile
hat ſie Freſenius Natron=Lithionquelle genannt und zwar gehört ſie zu
den reichſten derartigen Quellen.

[ ][  ]

E3 iſt eine intereſſante wiſſenſchaftliche Frage, woher kommen dieſe Stoffe?
Die Beantwortung dieſer Frage gibt eine in mancher Beziehung bedeutende Beleuchtung
der im Schoß der Erde vor ſich gehenden chemiſchen Prozeſſe, der Mineralbil=
dung
, ſowie einen genaueren Einblick in den ſtofflichen Kreislauf der Elemente
ab. Für viele Lokalitäten ſind dieſe Beziehungen ſo genau ſtudirt, daß man im All=
gemeinen
von der Natur der Felſen auf die aus ihnen quellenden Waſer und umge=
kehrt
ſchließen kann. So auch in unſerem Falle.
Der bedeutende Natrongehalt verdankt ſeine Herkunft dem in den verſchiedenen
Geſteinen des Rothliegenden häufig vorkommenden Feldſpat, namentlich auch dem Me=
laphyr
, darin iſt es als Silikat, an Kieſelſäure gebunden, enthalten und wird durch
Wechſelzerſetzung als Karbonat, an Kohlenſäure gebunden, abgeſchieden.
Das Chlornatrium, Kochſalz iſt in der Natur ungemein verbreitet und ge=
langt
durch einfache Auslaugung in die Quelle.
Das Lithium endlich iſt an und für ſich ſelten und wird nur in geringen
Mengen angetroffen, aber manche Glimmer enthalten daſſelbe in immerhin beachtens=
werther
Menge, ſo auch ein im Rothliegenden häufiger Glimmer, wie gelegentlich der
chemiſchen Analyſe Dr. Peterſen conſtatirte.
Eine eingehendere Würdigung dieſer Verhältniſſe dürfte mir Stoff zu
einem ſpäteren Vortrag geben. Laſſen wir uns für heute an dem, in damaliger Zeit
allerdings nicht bewieſenen, ſondern nur geahnten Satz des alten Plinius genügen:
Tales sunt aque, qualis terra, per quam fluunt!
Fragen wir nun nach der Heilwirkung unſeres Waſſers, ſo ergibt ſich dieſe
aus der phyſiologiſchen Wirkung ihrer Beſtandtheile.
Das kohlenſaure Natron neutraliſirt Säure, beſeitigt Magenſäure, übt
einen gelinden Reiz auf die Verdauungsorgane aus und iſt von Bedeutung für die
normale Beſchaffenheit des Blutes.
Das Chlornatrium iſt in allen thieriſchen Flüſſigkeiten, in allen Geweben
und Organen vorhanden und deshalb für den Lebensprozeß im Allgemeinen von hoher
Bedeutung. Es ſpielt eine weſentliche Rolle bei der Orydation der Eiweißkörper und
befordert Schleimbildung. Auch in mancher anderen Beziehung iſt es von Wichtigkeit.
Das ſchwefelſaure Natron (Glauberſalz) iſt wie das kohlenſaure Natron
von tiefeingreifender Bedeutung für den Stoffwechſel.
Das kohlenſaure Lithion, auf deſſen Wirkſamkeit man erſt in neueſter
Zeit aufmerkſam geworden iſt, iſt ausgezeichnet durch die Fähigkeit, gewiſſe ſtickſtoff=
haltige
ſteinhaltige Conkretionen des Organismus aufzulöſen.
Von weſentlicher Bedeutung iſt nun auch der Mangel reſp. geringe
Prozentſatz an kohlenſaurem Kalk, dem das Waſſer ſeine ausnehmend milde Beſchaffen=
heit
verdankt. Die heilkräftige Wirkung der Quelle ergibt ſich hieraus
von ſelbſt als unmittelbare Folge.
Es werden eben umfaſſende Specialunterſuchungen über die beſondere
Wirkung unſeres Waſſers angeſtellt und können wir mit Recht auf die Reſultate der=
ſelben
geſpannt ſein. Doch ſoviel läßt ſich wohl jetzt ſchon vorausſehen, daß unſere
Quelle bei katarrhaliſchen Affektionen, bei Verdauunugsſtörungen
und wohl auch bei gewiſſen andern inneren Leiden als ein neues wirkſames
Heilmittel in Betracht kommt.
Daß ſie ein geſundes und wegen ihres Kohlenſäuregehaltes angenehm ſchmecken=
des
Tafelwaſſer bietet, iſt männiglich bekannt.
Wünſchen wir, daß unſer edler Quell in gleichem Maße und in gleicher Kraft
bis in die fernſte Zukunft ſprudeln möge, zum Heil der Kranken, zur Labung der Ge=
ſunden
und zum Segen unſerer lieben Stadt Offenbach.

teh-a-kre.