Darmstädter Tagblatt 1889


28. Februar 1889

[  ][ ]

Abonnement=prei=

152. Jahrgang.

Inſerate

verteljährlich 1 Mark 50 Pf. ud.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
vegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
wQuartal inck. Poſtaufſchlag
A0.

Mit der Sonntags=Beilage:
2houneitltp zuirthiturhovtutt.

werden angenommen: iDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23,
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14. ſowie auswärte
von allen Annoncen=Expeditionen.
Aod-

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

42. Donnerstag den 28. Februar. 1889. Zu publiciren iſt aus dem Großherzoglichen Regierungsblatt Nr. 5:
Bekannntmachung, die Deutſche Wehr=Ordnung betreffend.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Das Erſatz=Geſchäft pro 1889. insbeſondere Anträge auf Zurückſtellung und bezw. Befreiung Militärpflichtiger
vom Militärdienſt auf Grund häuslicher Verhältniſſe ꝛc.

Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß diejenigen Angehörigen von Militärpflichtigen oder Militär=
eflichtige
ſelbſt, welche glauben, die nachſtehend abgedruckten Vergünſtigungen des 8 32 2 der Wehr=Ordnung in Anſpruch
ehmen zu können, ihre desfallſigen Anträge alsbald und ſpäteſtens bis zum Erſatz=Geſchäft im laufenden Jahr
bei den Großherzoglichen Bürgermeiſtereien vorzubringen haben und wird hierbet ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht,
haß Geſuche der rubr. Art, welche nach dem Erſatz=Geſchäft eingehen, keine Berückſichtigung mehr finden können, es ſei
denn, daß die Verhältniſſe, welche einen Antrag rechtfertigen, erſt nach dieſer Zeit eingetreten ſind.
Darmſtadt, den 15. Februar 1889.
Der Civil=Vorſitzende der Erſatz=Commiſſion Darmſtadt.
Dr. Melior.
Ubdruck.
ꝛc.
ꝛc.
2. Es dürfen vorläufig zurückgeſtellt werden:
a) die einzigen Ernährer hülfloſer Familien, erwerbsunfähiger Eltern, Großeltern oder Geſchwiſter;
b) der Sohn eines zur Arbeit und Aufſicht unfähigen Grundbeſitzers, Pächters und Gewerbtreibenden, wenn dieſer
Sohn deſſen einzige und unentbehrliche Stütze zur wirthſchaftlichen Erhaltung des Beſitzes, der Pachtung oder
des Gewerbes iſt;
c) der nächſtälteſte Bruder eines vor dem Feinde gebliebenen, oder an den erhaltenen Wunden geſtorbenen, oder in
Folge derſelben erwerbsunfähig gewordenen oder im Kriege an Krankheit geſtorbenen Soldaten, ſofern durch
die Zurückſtellung den Angehörigen des letzteren eine weſentliche Erleichterung gewährt werden kann;
4) Miltärpflichtige, welchen der Beſitz oder die Pachtung von Grundſtücken durch Erbſchaft oder Vermüchtniß zu=
gefallen
, ſofern ihr Lebensunterhalt auf deren Bewirthſchaftung angewieſen und die wirthſchaftliche Erhaltung
des Beſitzes oder der Pachtung auf andere Weiſe nicht zu ermöglichen iſt;
e) Inhaber von Fabriken und anderen gewerblichen Etabliſſements, in welchen mehrere Arbeiter beſchäftigt ſind, ſo=
fern
der Betrieb ihnen erſt innerhalb des dem Militärpflichtjahre vorangehenden Jahres durch Erbſchaft oder
Bermächtniß zugefallen und deren wirthſchaftliche Erhaltung auf andere Weiſe nicht möglich iſt. Auf Inhaber
von Handelshäuſern entſprechenden Umfangs findet dieſe Vorſchrift ſinngemäße Anwendung;
1) Militärpflichtige, welche in der Vorbereitung zu einem Lebensberufe oder in der Erlernüng einer Kunſt oder
eines Gewerbes begriffen ſind und durch eine Unterbrechung bedeutenden Nachtheil erleiden würden;
8) Militärpflichtige, welche ihren dauernden Aufenthalt im Auslande haben.
ꝛc.
ꝛc.
1797

Darmſtadt, den 15. Februar 1889.
Aetreffend: Das Erſatz=Geſchäft pro 1889, insbeſondere Anträge auf Zurückſiellung und bezw. Befreiung Militärpflichtiger
vom Mitärdienſt auf Grund häuslicher ꝛc. Verhältniſſe.
Der Civil-Vorſihzende der Großherzoglichen Erſatz-Commiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Indem ich Sie auf meine Bekanntmachung vom Heutigen in rubr. Betreff hinweiſe, beauftrage ich Sie zugleich, die
aufgenommenen Reklamationsprotokolle, gehörig vervollſtändigt und erläutert, ſtets alsbald hier vorzulegen. Sie wollen
auch, ſoweit thunlich, für die Verbreitung der Bekanntmachung in Ihren Gemeinden Sorge tragen und namentlich ſolche
Arute von den Ihnen aus eigener Erfahrung bekannt iſt, daß ihre Verhältniſſe einen Antrag rechtfertigen, möglichſt auf
eſelbe aufmerkſam machen.
[1798
Dr. Melior.

78

[ ][  ][ ]

532

Bekanntmachung.
Die Anfuhr von circa 1000 Raum=
meter
Knüppelholz und 1000 Stück Reis=
holzwellen
aus den ſtädtiſchen Waldungen
(Oberwald und Tanne) in das Holz=
magazin
, Pallaswieſenſtraße Nr. 28, ſoll
im Wege der Submiſſion vergeben werden.
Angebote ſind bis
Samstag den 2. März d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
gehörig verſchloſſen mit der Aufſchrifl
Holzanfuhr betr. verſehen, bei unter=
zeichneter
Stelle einzureichen.
Die Bedingungen liegen im Stadt=
haus
, Zimmer Nr. 13, während der
Büreauſtunden zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 22. Februar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[2108

Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Wilhelm
Pfaff des Dritten von Nieder=Ramſtadt
iſt heute am 26. Februar 1889, Vor=
mittags
11 Uhr, das Konkursverfahren
eröffnet und der Kaufmann Heinrich
Störger zu Darmſtadt zum Konkurs=
verwalter
ernannt worden.
Konkursforderungen ſind bis zum 19.
März 1889 bei dem Gerichte anzu=
melden
.
Es iſt zur Beſchlußfaſſung über die
Wahl eines anderen Verwalters ſowie
über die Beſtellung eines Gläubiger=
Ausſchuſſes und eintretenden Falls über
die in 8 120 der Konkursordnung be=
zeichneten
Gegenſtände - und zur Prü=
ung
der angemeldeten Forderungen auf
Mittwoch den 27. März 1889,
Vormittags 10 Uhr,
vor Großh. Amtsgerichte II. zu Darm=
ſtadt
, Neckarſtraße 3, Termin anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur Kon=
kursmaſſe
gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig
ſind, iſt aufgegeben, nichts an den Ge=
meinſchuldner
zu verabfolgen oder zu
leiſten, auch die Verpflichtung auferlegt,
von dem Beſitze der Sache und von den
Forderungen, für welche ſie aus der Sache
abgeſonderte Befriedigung in Anſpruch
nehmen, dem Konkursverwalter bis zum
12. März 1889 Anzeige zu machen.
Darmſtadt, 26. Februar 1889.
Schell,
Hülfsgerichtsſchreiber Großh. Amtsge=
richts
II.
(2201
Holzverſteigerung.
Mittwoch und Donnerstag den 6.
und 7. März d. J., von Vormittags
9 Uhr an,
werden im Gemeindehauſe zu Ar=
heilgen
aus Diſtrikt Lnderplatte ver=
ſteigert
:
486 Rm. Buchen= (. Kl.). 660 Rm.
Buchen= (II. Kl.), 5 Rm. Birken, 248
Rm. Eichen= und 4 Rm. Erlen=
Scheiter, 192 Rm. Buchen=, 43 Eichen=

Nr. 42
und 2 Rm. Erlen=Knüppel, 8020
Wellen Buchen= 60 Wellen Eichen=
und 60 Wellen Erlen=Reiſig, 361 Rm.
Buchen=, 46 Rm. Eichen= und 3 Rm.
Erlen=Stöcke.
Sammtliches Eichen=Scheitholz, das
ſich theilweiſe für Küfer ꝛc. eignet und
Nr. 1 bis 422, kommt am erſten Tage,
Nr. 423 bis 722 am zweiten Tage zum
Ausgebot.
Nähere Auskunft ertheilt Großh.
Förſter Küſter zu Kalkofen.
Darmſtadt, 27. Februar. 1889.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
Eckſtorm.
(2202

Crai.
M

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Vereins betrug Mk. 1.157,120. Entſchädigungen wurden ſeit der Gründung des
ſcereins ausbezahlt Mk. 3.104039 30 Pfg.
Der Unterzeichnete iſt zu jeder Auskunft, bereit.
Darmſtadt, im Februar 1889.
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der Küche. Näheres daſelbſt 1. Etage.

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Laden mit anſtoßender Wohnung.
2132) Niederramſtädterſtraße 5.
Beletage 2 hübſch möblirte Zimmer mt,
Penſion zu vermiethen.

2133) Kiesſtraße 41 ein möblirts
Zimmer vom 1. März ab zu vermiethe:
bei Frau Milani, mittl. Stock.

[ ][  ][ ]

535

2215) Ein Mädchen aus Oberheſſen
mit guten Zeugniſſen ſucht auf ſoſort
Stelle.
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Mathildenplatz 11.
2216) Eine perfekte Reſtaurations=
Köchin und ein beſſeres Mädchen für
häusliche Arbeit ſuchen Stelle. Frau
Schmitt, große Caplaneigaſſe Nr. 2.
2217) Es können 2 geſunde Schenk=
ummen
nachgewieſen werden bei Frau
Joh. Trietſch, Eberſtadt, Hügelſtr. 36.
2218) Ein reinliches Müdchen ſucht
Jaufdienſt Karlsſtraße 31, Hinterbau.
2232) Eine reinliche Frau ſucht
ofort Laufdienſt. Soderſtr. 48, Hinterbau.
2075) En zum einj. Dienſt berecht.
9. Kaufmann ſucht geſtützt auf gute
Zeugniſſe Stelle als Commis.
Gefl. Off. unter A. L. an die Exped

2219) Eine alleinſtehende unabhängige
Lauffrau geſucht. Beck's Stellenbüreau,
Mathildenplatz 11.

2177) Geſucht für leichte Hausarbeit
ſen nicht ganz unerfahrenes Mädchen,
velches zu Hauſe ſchlafen kann. Zu er=
ragen
Hoffmannsſtr. 48 im 2. Stock.

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der mehrere Jahre in einem Geſchäſt thätig,
ſucht Stellung. - Offerten unter P. S.
ſan die Expedition.
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(hlemes Fabrikgeſchäftes iſt der Poſten für
Eßlſchriftliche Arbeiten zu beſetzen.
Bewerber, welche eine ſchöne Hand=
ſchrift
haben und gute Zeugniſſe ihrer
ſnüheren Thätigkeit beibringen können,
nollen ſolche in Abſchrift mit Offerte an
4 Ae Expedinon d. Bl. unter F. T. E.
einreichen.
(2182
1408) In einem hieſigen Handlungs=
lr
. yhauſe iſt für einen mit der Berechtigung
Wßayr m Einjährig=Freiwilligen=Dienſte ver=
eenen
jungen Mann Lehrſtelle auf
Iſtern zu beſetzen. Reflektanten wollen
ihre Adreſſe bei der Expedition d. Bl.
uater J. R. 10 niederlegen.
E..
Ezanz
E.

Nr. 42
Samstag den 2. März:
Zumoriſtiſcher
Kappen
Aben
mit
Metzrlſunne

vozu höflichſt einladet
L. Dietz.

Bei vielen
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Kusstellungen prämlirt.
Vorräthig in allen Mineralwasser-Depots.
ATT0R &a WIIE
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Schlettſtadt.
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elbe
ſoll ſich in Haushaltung ſowie ſonſt.
weibl. Arbeiten ausbilden. - Gefl. Off.
unter L. G. an die Expedition. 12147

Mür eine junge anſtändige Dame
w wird Koſt und Wohnung zum
1. März geſucht.
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R. Heyer & Co.

Entlaufen
iſt eine braune Dachshündin, ohne
Marke am, Halsband. Dieſelbe, iſt
abzugeben Müllerſtraße Nr. 33. Vor
Ankauf wird hiermit gewarnt.
[2225

Nn der Nähe der Schule können jün=
G gere Schüler (am liebſten von 10
bss 14 Jahren/ vollſtändige Penſion
ſeſhalten. Zu erfrag. in der Exped. (1893

GCSTCA1
von einem ält. Herrn 2-3 unmöblirte
Zimmer mit Bedienung. - Offerten
unter 8. S. an die Exped.
[2226

cAlrbeter können guten bürgerlichen
Mittagstiſch zu 40 Pfg., Abend=
eſſen
zu 30 Pfg. erhalten. Näh. große
Ochengaſſe Nr. 9 im Laden.
[1759
) Theaterkarten (. Rang Balkon),
ſo' blau, ſind krankheitshalber ſofort für
a laufende Abonnement abzugeben. Zu
rſæigen Liebigſtraße 9, 2 Trepp. (2220

Ein beſſerer Kleiderſchrank
zu kauſen geſucht. Näheres Ballonplatz
Nr. 11 bei Hübner.
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Fin Matroſen=Anzug billig zu ver=
E leihen geſucht Marienplatz 11. (2228
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( billig zu verleihen Eliſabethenſtr. 64.
Fin Pflanzſtück oder guter Acker wird
in der Nähe des Beſſ. Friedhofs zu
pachten geſucht. Clappacherſtr. 42. (2096

Verſteigerung.

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10 Uhr,
werden im Zeughaushofe
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Stroh, 1 Drehbank, 25 Nageleiſen,
334 Bandgelenke und Werkzeuge für
den Huſſchmied ꝛc.,
öffentlich meiſtbietend gegen Baarjahlung
verkauft.
[2229
Artillerie=Depot Darmſtadt.

8
Froundliche Einladung 5
für alle Chriſten
8 ohne Uuterſchied der Confeſſion.
Religiösor Vortrag

006

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Johannes der Täufer und
ſein Zeugniß an Iſrael ein
Vorbild auf unſre Zeit
3 Freitag den 1. März. 8 Uhr
Abends, im Saalban.
4
Der Eintritt iſt frei.
G. Tänbner. (2230
ooooooooeoooooooooooooooooee
Schöne Herren=Maskenanzüge zu
2 verleihen. Grafenſtr. 19 Htb. (2231

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 28. Februar.
3. Vorſtellung in d. 1. Abonnementsabteilung.
Rothe Karten gültig.
Der Zigennerbaron.
Operette in 3 Akten von Strauß.
Saffi
Frl. Tobis vom Stadtheater in
Frankfurt a. M. als Gaſt.
Anfang ¼7 Uhr. Ende 10 Uhr.
Freitaa, 1. März.
4. Vorſtellung i. d. 7. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Deutſche Luſtſpiele aus 4 Jahrhunderten:
Das heiß Eiſen.
Von Hans Sachs.
Die ehrliche Bäckin.
Von Ahrer.
H a n s w u r ſt.
Von Prehauſer.
Zum erſtenmale:
Coeur=Dam e.
Luſtſpiel in 1 Akt von Max Bernſtein.
Anfang 7 Uhr. Ende nach 110 Uhr.

Gsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Synaaoge).
Samstag den 2. März.
Vorabendgottesdienſt um 5 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 6 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 2. März: Vorabend 5 Uhr 15 Min:
Morgens 8 Uhr - Min.
Nachm. 4 Uhr - Min.
Sabbathausgang 6 Uhr 30 Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag s. März ab.
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr 45 Min.
WB. Sonntag den 3. u. Montag den 4. März.
Ransch Chandesch Ador Scheni.

[ ][  ][ ]

536
N
Politiſche Ueberſicht.
Zentſches Reich. Ihre Majeſtäten der Kaiſer und die Kaiſerin
unternahmen am 25. morgens eine gemeinſame Schlittenfahrt durch
den Tiergarten. Nach der Rückkehr von derſelben nahm der
Monarch militäriſche Vorträge entgegen, arbeitete mit dem Chef
des Civilkabinetts und empfing ſpäter den Staatsſekretär des Reichs=
juſtizamts
v. Oehlſchläger.
Der Kaiſer hat die Ernennung des Herrn v. Puttkamer zum
Staatsſekretär der Reichslande vollzogen. Ferner hat der Kaiſer
den Grafen Herbert Bismarck zum Oberſtlieutenant, den Kultus=
miniſter
v. Goßler und den Grafen Wilhelm Bismarck zu Majoren
ernannt.
Der Kaiſer ſoll beabſichtigen einzelnen größeren Fabriketabliſſe=
ments
Beſuche abzuſtatten. In Arbeiterkreiſen begrüßt man dieſes
Vorhaben des Kaiſers beſonders dankbar, und es geht wie eine
freudige Bewegung durch die Arbeiterwelt, daß der Kaiſer ihre
Brodſtellen perſönlich inſpizieren wolle. Da dieſe Beſuche unan=
gemeldet
abgeſtattet werden ſollen, herrſcht natürlich auch in den
Kreiſen der Arbeitgeber eine erwartungsvolle Bewegung.
Dem Bundesrate iſt ein Antrag Hamburgs zugegangen, den
an letzterm Platze in großer Anzahl errichteten Ausfuhrmuſter=
lagern
, welche zur Hebung des deutſchen Ausfuhrgeſchäfts erheblich
beitragen, den zollfreien Bezua ausländiſcher zum Wiederausgang
in das Ausland beſtimmter Muſter zu ermöglichen. Bei dem dem=
nächſt
dem Bundesrat zugehenden Nachtragsetat, deſſen Geſamt=
erfordernis
ca. 22 Millionen beträgt, ſoll eine Trennung der Ober=
marinebehöreden
in Oberkommando und beſonderes Marineamt für
Verwaltung berückſichtigt ſein.
In der geſtrigen Sitzung des preußiſchen Abgeordnetenhauſes
begründete Windthorſt ſeinen Schulantrag und ſagte, er werde das
Schulaufſichtsgeſetz bekämpfen, ſo lange er athme. Er verlange die
Rechte der Kirche zurück, vor allem die Zurücknahme des Erlaſſes
von Falk.
Die Nordd. Alla. 9. bezeichnet die Mitteilungen der Kreuz=
8tg. und Frankf. 3tg.- über einen angeblichen Aufſtandsverſuch
der Softas in Konſtantinopel als unbegründet.
Der preußiſche Miniſter des Innern hat im Einverſtändnis mit
dem Kriegsminiſter die Regierungen bezw. Regierungspräſidenten
mittelſt Cirkularverfügung aufgefordert, die Polizei= und Gemeinde=
behörden
auf die Beſtimmungen der deutſchen Wehrordnung vom
22. November 1888 über die Prüfung der Militärverhältniſſe Aus=
wanderungsluſtiger
beſonders hinzuweiſen und ihnen die genaueſte
Beachtung derſelben zur Pflicht zu machen.
Der M. 3tg. zufolge ſind vom 11. Artillerie=Regiment zwölf
ältere Unteroffiziere auf ein Jahr beurlaubt, um an der Wißmann=
Expedition teilzunehmen.
Die, Braunſchw. Anzeigen/ veröffentlichen folgendes Telegramm
des Kaiſers an den Prinzregenten Albrecht: Mit Betrübnis habe
ich die Nachricht von dem Ableben des Staatsminiſters Grafen
Görtz=Wrisberg erhalten. Ich ſpreche Dir und dem braunſchweiai=
ſchen
Lande Meine herzlichſte Teilnahme an dem Verluſte dieſes
verdienten Mannes aus.
Heſterreich=Angarn. Im ungariſchen Abgeordnetenhauſe brachte
bei Beratung der 88 24 und 25 der Wehrvorlage Abg. Gajary
einen Antrag auf ausgedehntere Berückſichtigung der maghariſchen
Sprache bei den Offiziersprüfungen der Einjährig=Freiwilligen ein.
Der Landesverteidigungsminiſter erklärte ſich für ermächtigt, dieſen
Antrag anzunehmen, der Unterrichtsminiſter Czaky ſagte unter leb=
haftem
Beifall ziemlich bedeutende Vergünſtigungen für Einjährig=
Freiwillige ſowohl in ſprachlicher Beziehung, als für den Fall eines
zweiten Dienſtjahres zu.
Der Generalſtab unter Erzherzog Albrecht macht ſeine dies=
jährige
Uebungsreiſe anfangs Mai nach Galizien. An derſelben
nehmen 120 Perſonen, darunter mehr als 20 Generäle, teil. - Erz.
herzog Albrecht hat ſich am 26. zu längerem Curgebrauch nach Arco
begeben.
Die Wiener Volit. Corr.- bezeichnet die Nachricht, Bulgarien
würde demnächſt mit Zuſtimmung der öſterreichiſch=ungariſchen Re=
gierung
einen diplomatiſchen Agenten in Wien ernennen, als un=
richtig
; zweifellos beſtehe auch noch heute die Auffaſſung, daß die
öſterreichiſch=ungariſche Regierung Bulgarien als türkiſchem Vaſallen=
ſtaate
das Recht der diplomatiſchen Vertretung nicht zuerkennen
könne; der bulgariſchen Regierung bleibe es hierbei unbenommen,
Vertrauensmänner in vollkommen privater Eigenſchaft zur Wah=
rung
der bulgariſchen Intereſſen nach Wien oder in andere Städte
zu ſchicken.
Franktreich. In der Abgeordnetenkammer brachte der Radikale
Laffon den Antrag ein, mehrfache Kandidaturen zu verhindern und
jeden Abgeordneten vor Aufſtellung ſeiner Bewerbung zur Nieder=
legung
des Mandats zu verpflichten. Die Rechte und die Boulan=
giſten
verlangen die Dringlichkeit, weil dieſe wichtige Frage das
allgemeine Stimmrecht betreffe und keinen Aufſchub dulde. Die
Republikaner bekämpften die Dringlichkeit. Der Juſtizminiſter er=
klärte
, er laſſe es auf das Kammervotum ankommen. Die Rechte
zog die Dringlichkeitsforderung zurück. Der Antrag Laffon wurde
dem Bureau behufs Durchberatung in einer Kommiſſion überwieſen.

Der neu gewählten Budgetkommiſſion gehören 15 Mitglieder der
früheren Kommiſſion und ein neues Mitglied. Baron Soubeyran
Rechtel, an. Die Mitglieder ſind gewillt, das vorliegende Budget
anzunehmen und machen nur Vorbehalte, betreffend die Beſchaffung
der Mittel für das Extraordinarium.
Graf Douville=Maillefeu hat ſich für ſeine unbeſonnene That,
die am 14. Februar das Kabinet Floquet ſtürzte, eine freiwillige
Buße auferleat und ſeinen Wählern angezeigt, daß er ſich vom
parlamentariſchen Leben zurückziehe.
Die Deputiertenkammer beriet und genehmigte heute den Ent=
wurf
über die Sicherung der Freiheit und der Geheimhaltung der
Abſtimmung.
Der Deputierte Rondeleux beantragt einen Zuſatz zu dem Ge=
ſetze
über die Ausweiſung der Thronbewerber, wonach dieſes Ge=
ſetz
auf jeden Anwendung findet, dem nachgewieſen wird, daß er
durch ſeine Aeußerungen, ſeine Handlungen oder durch den Ge=
brauch
, den er von ſeinem Namen machen läßt, die Wiederherſtel.
lung der perſönlichen Gewalt erſtrebt. Die Entſcheidung fällt der
als Gerichtshof zuſammengetretene Senat. Der vom Staate für
ſchuldig Befundene geht des Rechts, Staatsämter und ein Wahl=
mandat
zu bekleiden, verluſtig und durch einen im Miniſterrat be=
ſchloſſenen
vräſidertſchaftlichen Erlaß kann ihm ſogar das Gebiet,
der franzöſiſchen Republik unterſagt werden.
Engkand. Die Kaiſerin Friedrich nebſt den Prinzeſſinnen=
Töchtern iſt Dienstag Abend nach Deutſchland abgereiſt. Die
Kaiſerin wurde von der Königin zum Bahnhofe geleitet, wo zur
Verabſchiedung die Prinzeſſin von Wales mit ihren Töchtern,
andere Mitglieder der Königsfamilie, ſowie der deutſche Bot=
ſchafter
und der ariechiſche Geſandte auweſend waren. Am 25. be=
ſuchte
Kaiſerin Friedrich in Begleitung der Königin das Atelier
des Bildhauers Boehm zur Beſichtigung der Statue Kaiſer Fried=
richs
. Am Samstag war Sir Morell Mackenzie von der Kaiſerin
in Windſor zur Abſchiedsaudienz befohlen.
Zu der am 26. ſtattgehabten Verhandlung der Parnell= Kom=
miſſion
war Pigott nicht erſchienen. Auf Antrag des Anwalts=
Parnells, Ruſſel, erließ der Präſident einen Verhaftungsbefehl und
vertagte die Sitzung auf eine Stunde; nach Wiederaufnahme der
Verhandlungen teilte Ruſſel mit, Pigott habe am Samstag Labou=
chere
aufgeſucht und das Geſtändnis unterzeichnet, daß die Parnell
und andern zugeſchriebenen Briefe gefälſcht ſeien.
Bekgien. Die infolge Boulanger's Wahl aufgeſchobene Rück
berufung des in Brüſſel weilenden Herzogs von Aumale nach
Frankreich ſoll in den nächſten Tagen erfolgen.
Riederlande. Nach Ausſage des Profeſſors Roſenſtein und der
Leibärzte hat ſich der Kräftezuſtand des Königs noch nicht wiede=
gehoben
. Der König verbringt die Nächte unruhig und nimm
wenig Nahrung zu ſich.
Itakien. Die Kammer ſetzte am 26. die Beratung der Finanz
maßnahmen fort. Die Anzahl der Tagesordnungen iſt auf 58 geſtiegen.
Rußkand. Ob das heilige Rußland, die orthodoxe Prieſter=
ſchaft
und die flawiſchen Wohlthätigkeitsvereine, den freien Koſaken
Aſchinow ebenſo burſchikos über Bord werfen werden, wie es die
ruſſiſche Regierung gethan, dürfte wohl bezweifelt werden, denn er
war ein Sendling der Kirche, ſtand an der Spitze eines =friedlichen!
Bekehrunaszuges und hatte das Geld der Panſlawiſten in der
Taſche. Was ihn aber in den Augen der ruſſiſchen Regierung her=
abſetzte
, waren vermutlich nicht ſeine Heldenthaten in Sagallo,
ſondern ſein vorhergehendes Verhalten in Port Said. Dort lebtel
der fromme Kavitän Aſchinow im beſten Gaſthof und ſpielte Rou=
lette
in den Spielhöhlen, von denen es in Port Said wimmel,
während ſeine Gefolgſchaft, Koſaken ſowohl wie Prieſter, ſchmutzig/
zerlumpt und betrunken in den Straßen herum liefen.
S.
waren ein Schandfleck für Rußland: ſo bemerkt der Kapitän des
Niſchnei=Nowgorod, eines zur Freiwilligenflotte gehörigen Kreuzers.
und weigerte ſich entſchieden, ſie an Bord zu nehmen. Beſagter=
Kapitän verfaßte über ſie an das Marine=Amt einen Bericht, der
jetzt in deſſen Blatte, dem Kronſtadter Boten, erſchienen iſt. Des
ruſſiſche Regierung wußte wohl von Anfang an, daß der Zug auz=
Strolchen und Schwindlern beſtehe.
Die Verluſte der Koſaken bei der Beſchießung von Sagallol
waren größer, als anfangs zugegeben worden. Unter den Toden
und Verwundeten befinden ſich auch Frauen und Kinder von Popenß
(Geiſtlichen). In Petersburg hat die Affaire in der Preſſe wie auh
in der Geſellſchaft einen äußerſt ungünſtigen Eindruck gemacht,
Die ruſſiſchen Angriffe richten ſich hauptſächlich gegen die augelel
blickliche franzöſiſche Regierung und die republikaniſche Wirtſchaſt=
Man hofft, die Angelegenheit werde in Frankreich dem monarch;
ſchen Prinzip zu Gute kommen.
Herbien. Der bulaariſche Bevollmächtigte Zwetkow kehrte an,
25. d. nach Sofia zurück; die Verhandlungen über den Handelsver
trag zwiſchen Serbien und Bulgarien ſind damit endgültig abge=
brochen
, ſämtliche Handelsverträge ſollen der Reihe nach gekündi
werden. Die ſerbiſche Regierung beabſichtigt die Einberufung eine
Enquete von Kaufleuten und Induſtriellen behufs Beratungen und
Feſtſtellung der Richtſchnur bei Abſchluß neuer Verträge.
Vereinigte Staaten. In ſachmänniſchen Kreiſen in Waſhingtu
wird übereinſtimmend die Anſicht ausgeſprochen, daß eine gericht

[ ][  ][ ]

Nr.
liche Verſolgung des bekannten Klein unmöglich iſt, da nach
nordamerikaniſcher Geſetzgebung nur diejenigen Verbrechen in den
Vereinigten Staaten verfolgt werden können, welche daſelbſt be=
gangen
worden ſind; auch etwanige Civilklegen der Hinterbliebenen
werden als ausſichtslos betrachtet, da hier nur auf Entſchädigung
erkannt wird, wenn Vermögen vorhanden iſt, und Klein vermögens=
los
ſein ſoll.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 28. Februar.
- Das Großh. Regierungsblatt Nr. 5 enthält: Bekanntmachung,
die deutſche Wehrordnung betr.
Nach dem R.A.. hat Se. Maj. der Kaiſer den Major
z. D. und Landwehr=Bezirks=Kommandeur Eduard von Hombergk
zu Bach in Darmſtadt und den Großh. Heſſ. Kammerjunker und
Amtmann Fritz von Hombergk zu Vach in Worms a. Rh. nach
Prüfung derſelben durch das Kapitel und auf Vorſchlag des Herren=
meiſters
. Prinzen Albrecht von Preußen, zu Ehrenrittern des
Johanniter=Ordens ernannt.
M. Die Verſammlung des Vereins evangel. Frauen und Jung=
frauen
zur Erbauung einer ev. Kirche, die geſtern Nachmittag im
Saalbau tagte und die ſich eines ſehr zahreichen Beſuchs zu er=
freuen
hatte, wurde von Herrn Superintendenten Dr. Sell zu=
mächſt
mit intereſſanten Mitteilungen allgemeiner Natur über die
Notwendigkeit des Baues einer neuen evang. Kirche eröffnet. Redner
knüpfte ſeine Darlegungen an die geſchichtliche Notiz, daß in den
zwanziger Jahren des vor. Jahrh. der Landgraf Ernſt Ludwig
bereits den Plan zur Erbauung einer neuen evang. Kirche gefaßt
hätte. Damals habe das evang. Darmſtadt etwa den 10. Teil der
Seelen gezählt und für die religiöſen Bedürfniſſe dieſer die Stadt=
kirche
, die Friedhofskapelle (die jetzige Stadtkapelle) und die Hof=
kirche
beſeſſen. Bis zum Jahre 1885 hat nun Darmſtadt, obgleich
die Gemeindezahl die Ziffer 34000 erreicht, nicht mehr Kirchen
2rhalten als bereits Landgraf Ernſt Ludwig für unzureichend erklärte.
Im Jahr 1879 beaann der Kirchenbauverein ſeine Thätigkeit
nit den beſcheidenſten Mitteln. Auf die Einwendungen, welche ihm
und ſeiner Wirkſamkeit entgegengehalten wurden, kam Herr Sell
auch zu ſprechen und betonte u. a. daß, wenn für die Zeit der
hohen Feſte, dieſe Zeiten des regelmäßigſten Kirchen=
beſuchs
, die Gotteshäuſer nicht ausreichten, ſie dann überhaupt
richt ausreichten. Die Mangelhaftigkeit des Kirchenbeſuchs liegt
nit zum Teil daran, daß man die Kirche nicht in der Nähe hat.
ſirchen pflegen regelmäßig dann leer zu werden, je größer der
räumliche Bezirk iſt, für welchen ſie da ſind. In eine ſich aus=
oreitende
Stadt, eine ihren Bezirk erweiternde Gemeinde gehört ein
Gotteshaus, das ſich in 10-15 Min. erreichen laſſe. An dem Beiſpiel
der Entſtehung der Martinskirche zeigte Redner, von welchen heil=
ſmmen
inneren und äußeren Folgen ſolche Neubauten begleitet ſeien.
l Kirchen ſind eben Mittelpunkte, ausſtrahlende Sonnen kirchlichen
ieſr7und religiöſen Lebens, bewußt und unbewußt. Dr. Sell erinnerte
ſoſalnP hierbei an den kurzen, aber vielſagenden Ausſpruch des Geſchichts=
es
leß ſchreibers Dahlmann, eines Achtundvierzigers: Keine Kirchen mehr
nn ſWbaben! Wer könnte doch in der Landſchaft den Kirchturm entbehren,
hu bün Ausſpruch, der mehr ſein will als eine maleriſche Phraſe. An
vie Kirche ſchließt ſich unmittelbar ein Syſtem des Pfarramtes
her.
nd eine eindringendere Seelenſorge, woraus eine Reihe großer
adlſ hnerer Vorteile für die neue Gemeinde erwachſe.
lebel
Hierauf nahm der Vorſitzende des Kirchenbauvereins das Wort
hünd entwarf eine Skizze von der bisherigen Thätigkeit dieſes
Vereins und der von ihm erreichten Ziele.
Drei Punkte traten in der Auseinanderſetzung hervor: 1) Be=
eßl
ſchaffung des Geldes. 2 Bauplatz, 3) Bauplan. Was Punkt 1
oßl anlangt, ſo ſind die vorhandenen 33000 M. für den Bauplatz ver=
oͤtg
asgabt und es gilt die Sammlung eines Kapitals, das groß ge=
nug
iſt, Um die Summe von 130000 M. (ſo viel ſoll der Rohbau
loſten) zu verzinſen und jährlich 500 M. abzuzahlen. Der Bau=
Matz iſt hinter dem ſog. Louvre. Mit dem Baumeiſter Herrn
Brof. v. Schmidt in München, der die Wiederherſtellung der
Oppenheimer Katharinenkirche leitet, iſt ein Vertrag abgeſchloſſen
worden, nach welchem die neue Kirche im gotiſchen Stile ausge=
Tihrt und auf 650 Sitzplätze, die im Bedarfsfalle um 500 vermehrt
werden können, berechnet ſein ſoll. Die Möglichkeit ſpäteren
Schmucks wird bei der Anlage ins Auge gefaßt.
Herr Superintendent Dr. Sell fkizzierte nun die Aufgabe des
neuen Frauenvereins, der 3. 8. 130 Mitglieder zählt und von wel=
aug

gen kein Jahresbeitrag, ſondern ein perſönliches Eintreten für die
Sache nach Maßgabe der Kraft und der Gelegenheit gefordert
weird; ſeine erſte Wirkſamkeit wird in dem Unternehmen einer
ofennigſammlung beſtehen. Nachdem der Vorſitzende dieſes klar

=grelegt und die Anlage, ſogen. Sonntagsbüchlein, die bereits zum
Witnehmen bereit lagen, erläutert, erfolgte Verleſung der Statuten
tflund die Wahl des Vorſtandes, der vorläufig aus 12 Damen beſteht.
Zum Vorſitzenden der Schwurgerichtsſitzungen für das erſte
Quartal 1889, welche am Montag den 18. März beginnen, iſt Herr
Cundgerichtsrat Dr. Zimmermann beſtimmt.

42
537
Der Vorſtand der land= und forſtwirtſchaftlichen Vernfsgenoſſen=
ſchaft
, welche ihren Sitz in Darmſtadt hat, beſteht aus folgenden
Perſonen: 1) dem Großh. Regierungsrat Nover in Darmſtadt
als Vorſitzender, 2) dem Großh. Geheimen Forſtrat Wilbrand
in Darmſtadt, als Stellvertreter des Vorſitzenden und Vorſtands=
mitglied
. 3) dem Großh. Oberförſter Klipſtein in Mönchbruch,
4) Gulsbeſitzer Johannes Lutz V. von Lenafeld. 5) Gutsbeſiger
Schlenke von Hardthof bei Gießen. 6) Gutsbeſitzer Anton
Schmitt II. von Bretzenheim. Als Stellvertreter der Vorſtands=
mitglieder
ſind beſtimmt: 1) Großh. Bürgermeiſter Wolz in
Seligenſtadt, 2) Gutsbeſitzer Johannes Stirohm von Offſtein.
Vertrauensmänner für den Kreis Darmſtadt ſind: Rentner A.
Leichtweiß zu Hahn und deſſen Stellvertreter Oberverwalter
Dettweiler in Darmſtadt.
Die Rolle des Prinzen Karneval hat Herr Kaufmann
Reimer übernommen, diejenige der Prinzeſſin Herr Kaufmann
Alter jun.
K. A. N. Die eigentlichen Karnevals=Feſtlichkeiten des Darm=
ſtädter
Karneval=Zug=Vereins werden heute Abend um halb 9 Uhr
mit dem großen Zapfenſtreich der Prinzen=Garde
zu Ehren Seiner Excellenz des kommandierenden Generals Edler
von der Plomb zu Zahnbrechhauſen eingeleitet. Seine Excellenz,
welche bekanntermaßen in der mittleren Wilhelminenſtraße wohnt,
wird hierauf die Garde zu einer dem närriſchen Miniſterium
auf dem Ernſt=Ludwigsplatz darzubringenden Serenade befeh=
ligen
, worauf - vorausſichtlich um 9 Uhr beginnend - das große
karnevaliſtiſche Konzert im Schützenhof ſtattfindet, deſſen
Beſuch Jedermann, gegen Erlegung von 40 Pf. an der Kaſſe,
freiſteht.
Die am Samstag Abend erfolgende feierliche Ein=
holung
J. J. N.N. H.H. des Prinzen und der Prinzeſſin
Karneval wird ſich jedenfalls zu einem pompöſen Aufzug ge=
ſtalten
, an welchen ſich eine Serenade vor dem Prinzlichen
Palais anſchließt.
Bevor wir über weitere Veronſtaltungen berichten, wollen wir
heute ſchon auf den, ſeit Beſtehen des Zug=Vereins ſo beifällig
aufgenommenen Allgemeinen Maskenball dieſes Vereins,
welcher wie immer am Faſtnacht=Dienstag ſtattfindet,
aufmerkſam machen. Feierliche Aufzüge, die dem Prinzlichen Paare
von den Vertretern fremder Nationen dargebrachten Huldigungeg,
gelungene Vorführungen und manch überraſchende Enthüllung
werden dieſem Balle auch das ächt karnevaliſtiſche äußere Ge=
präge
verleihen, das bis jetzt alle Veranſtaltungen des Zug=Vereins
ausgezeichnet hat. Eintrittspreiſe und Verkaufsſtellen werden die
Anzeigen enthalten.
- Zum karnevaliſtiſchen Abend der Liedertafel hatte ſich eine
chineſiſche Singgeſellſchaft angemeldet; da dieſelbe jedoch auf ihrem
Wege infolge des großen Schneegeſtöbers ſtecken geblieben iſt, ſo
wird der karnevaliſtiſche Abend erſt nach Aſchermittwoch ſtattfinden.
Es wird dies allen Mitgliedern um ſo angenehmer ſein, da ſich die
Feſtlichkeiten vor Faſtnacht zu ſehr häufen. Durch Zuſage zahl=
reicher
hieſiger Hauptnarren verſpricht der Abend ein äußerſt ge=
lungener
zu werden.
Der in weiteren Kreiſen bekannte Gutsbeſitzer Auguſt Berg=
ſträßer
in Nieder=Olm iſt am 26. d. nach kurzem Krankſein geſtorben.
Immobilien=Verkauf. Das Geſchäfts= und Wohnhaus der
Frau Kaufmann Friedrich Woſahlo Witwe, Ecke der Louiſen=
und Eliſabethenſtraße, ging durch Kauf in anderen Beſitz über.
Der Verkauf wurde durch den Immobilien=Agenten P. Thüringer
abgeſchloſſen.
* Kleine Mitteilungen. Einem Stadttaglöhner wurden am
Mittwoch Nachmittag aus einer Bretterhütte in der Lagerhaus=
ſtraße
ein Paar lange ſog. Waſſerſtiefel geſtohlen. Der
Dieb wurde verhaftet. - Weiter wurde ein Schuhmachergeſelle
verhaftet, welcher dahier bettelte und in deſſen Beſitz eine Anzahl
auf verſchiedene Namen lautende Legitimationspapiere
ſich vorfanden. - Am Samstag wurde einem Handelsmann aus
Arheilgen auf dem Marktplatz ein Korb mit 12 Pfund Butter
entwendet. Der Thäter wurde in Haft genommen.
8t. Frankfurt, 27. Februar. Nächſten Sonntag werden wir um
1 Uhr mittags einen Faſtnachtszug haben. Derſelbe wird einige
zwanzig Gruppen zählen und alle Hauptſtraßen durchziehen.- Für
den Faſtnachts=Bürgermaskenball im Zoologiſchen Garten zeigt ſich
täglich ſteigendes Intereſſe. Allabendlich finden Proben für die
damit verbundenen komiſchen Scenen und Aufzüge ſtatt.
München, 25. Februar. An der Meldung des Fränk. Kuriers=
von
einem nervöſen Leiden des Prinzen Rupprecht iſt zu=
verläſſiger
Erkundigungen zufolge kein wahres Wort. Der Prinz
vohnte vorgeſtern Abend der Theatervorſtellung, geſtern Mittag der
Parade mit gewohntem Intereſſe bei. Gar nichts läßt auf irgend
einen krankhaften Zuſtand des Prinzen ſchließen.
Verlin, 27. Febr. Ueber die jüngſt durch eine Reihe deutſcher
Blätter gegangene Mitteilung, daß Prinzeſſin Victoria von
Preußen ſich demnächſt mit dem Prinzen Oskar Carl von

[ ][  ]

552
Nr.
Schweden verloben werde, erfahren die -N. N.o aus Hofkreiſen,
daß von einem ſolchen Plane bisher noch nichts bekannt geworden
ſei. Richtig ſei allerdings, daß der genannte Prinz auf Einladung
des deutſchen Kaiſers im Frühjahr an den im Rheinlande ſtatt=
findenden
Kavallerie=Uebungen teilnehmen und ſpäter längere Zeit
am Berliner Hofe verweilen werde.
Berlin, 26. Februar. Die bulgariſche Regierung beabſichtigt,
7 Millionen Franken 6prozentiger Goldſchuldbriefe durch Ver=
mittlung
der Nationalbank auszugeben. Zwei deutſche Bank=
anſtalten
ſchienen geneigt, die Anleihe an der Berliner Börſe ein=
zuführen
. Durch amtliches Schreiben des preußiſchen Handels=
miniſters
iſt jedoch den Aelteſten der Berliner Kaufmannſchaft er=
öffnet
worden, daß der Handel in Schuldverſchreibungen einer vom
Reiche nicht anerkannten Regierung an der Berliner Börſe unzu=
läſſig
iſt; Zulaſſung der bulgariſchen Schuldtitel zur Kursnotierung
an der Börſe und Mitwirkung der vereidigten Makler bei ſolchen
Geſchäften iſt dadurch unterſagt.
Paris, 25. Februar. Die Seine, welche auf 655 Meter ge=
ſtiegen
war, iſt heute um ungefähr Etm. gefallen. Die niedern
Stadtteile von Paris ſtehen alle unter Waſſer; in Berey hat es in
mehreren Straßen eine Höhe von 70 Etm. erreicht. Die Umgegend
leidet ſtark. In Joinville iſt das Waſſer in faſt alle unteren Stock=
werke
der Häuſer eingedrungen und die Bewohner können nur mit
Nachen in ihre Wohnungen gelangen. Asnieres und viele andere
Ortſchaften ſind auch ſtark heimgeſucht. In Saint Denis fängt die
Lage an, ſehr gefährlich zu werden. Das Waſſer löſchte die Feuer
mehrerer Fabriken aus. Die Inſel Saint Quen ſteht faſt ganz
unter Waſſer. Heute morgen um 9 Uhr riſſen die Waſſer das
Holzgerüſt weg, welches zum Bau der Pariſer Brücke Arcole gedient
hatte. Die Strömung war dort ſo ſtark, daß 80 Ctm. tief in die
Erde eingetriebene Pfähle herausgeriſſen und Balken von 35 Etm.
zertrümmert wurden. Das ganze Gerüſt ſchwamm die Seine
hinab, zerſchellte am Pont Neuf und die Trümmer gingen dann die
Seine hinab, ohne glücklicherweiſe an den vielen Schiffen, Bade=
Anſtalten und der Ausſtellung auf dem Marsfelde Schaden anzu=
richten
. Mehrere Schiffe würden von ihren Ankerplätzen weg=
geriſſen
und gingen unter.

Eine neue Naturbutter. Unter dieſem Namen macht ein
neuerdings aus Kokosnüſſen bereitetes Produkt viel von ſich
reden. Die Kokospalme trägt von ihrem 8. bis 100. Jahre und
zwar zu allen Jahreszeiten Früchte Kokosnüſſe -, etwa 10 bis
30 Stuck an jedem Kolben, die vier= bis fünfmal jährlich geerntet
werden und die Größe eines Kinderkopfes erreichen. Der innere
Kern dieſer Nüſſe, anfangs faſt ganz aus flüſſigem ſüßen und milch=
artigem
Eiweitßz Kokosmilch
beſtehend, enthält nach der Reife
eine weiße, fleiſchige und nußartig ſchmeckende Maſſe, die Logenannte
Kopra oder Kopperah. Dieſelbe enthält 60-70 pCt. gett und 9
bis 10 pCt. Eiweiß. aus welchen das bekannte Rokosol bereitet
wird. Dieſes Oel hat eine ſchöne weiße Farbe, milden Geſchmack
und einen charakteriſtiſchen, nicht unangenehmen Geruch. Sehr bald
beginnt aber beim Kokosnußöl die Zerſetzung in freie Fettſäuren,
wodurch es zu Speiſezwecken ganz und gar unbrauchbar wird. Den
Fortſchritten der techniſchen Chemie ſoll es nunmehr - wie es in
einer Mitteilung der K. 3tg.- heißt - gelungen ſein, das äußerſt
wertvolle Fett verwendbar zu machen. Das neue Speiſefett, die
Kokosnußbutter, ſoll keinerlei Beimiſchung enthalten und in ſeiner
Zuſammenſetzung durch die Raffinationsmethode durchaus nicht
verändert ſein, nur die ranzigen Stoffe ſollen daraus entfernt ſein,
ſo daß es ſomit ein reines Naturprodukt iſt. Wörtlich heißt es:
Die Kokosnußbutter ſtellt ſich dar als eine weiße Maſſe, etwas
härter als Kuhbutter; ſie iſt ausſchließlich für die Zubereitung von
Speiſen beſtimmt, dagegen zum Aufſtreichen auf Brot ſchon ihrer
Härte wegen nicht geeignet. Nach den Analyſen von Freſenius und
anderen namhaften Chemikern beſteht die Kokosnugbutter aus:
Fett 99,979 Procent, Waſſer 0,020 Procent, Mineralſtoff Co0l Proc.,
gellt alſo ein vollſtändig neutrales Fett dar, frei von jeder Fett=
ſäure
und jeglichem ätheriſchen Oele, ſie läßt ſich deshalb in prak=
tiſcher
Beziehung als chemiſch rein bezeichnen. Der ſcharfe und
zum Huſten reizende Geruch, welcher ſich ſo oft in unſeren Küchen
bemerkbar macht, zeigt die Entwickelung freier Fettſäuren an, die
beſonders im Backwerk eingeſchloſſen, oft der Grund für die Schwer=
verdaulichkeit
oder richtiger die Schädlichkeit des Fettgebackenen
ſind. Bei der Kokosnußbutter iſt jedoch dieſer Uevelſtand voll=
ſtändig
beſeitigt und ſie empfiehlt ſich deshalb als das geſundeſte
Speiſefett."
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 26. Februar.,
(Leſſing=Cyelus.)
Vierter Abend.
E. M. Der Nathan' ſoll die Wiedervereinigung der Menſch=
heit
als Frucht ihrer religiöſen Erziehung und Reife in dem Um=
fange
einer Familie vergegenwärtigen, in welcher ſich geläuterte
Charaktere der drei monotheiſtiſchen Religionen nach langer Trennung
zuſammenfinden. Die Dichtung iſt alſo ein dramatiſches Gemälde

42
religiöſer Charaktere, in welchem nicht die Handlung, ſondern die
Idee die Hauptſache ausmacht. Wohl ſind dieſe Perſonen über
ihr Zeit= und Nationalkolorit hinausgehoben. Wie Nathan, wie
Saladin oder wie der Kloſterbruder hat wohl weder Jude, noch
Muſelmann. noch Chriſt zur Zeit der Kreuzzüge geredet. Leſſing
hat aber auch nicht als Hiſtoriograph eine beſtimmte Epoche drama=
tiſieren
wollen, er hat vielmehr auf einem neutralen Boden ( Jeru=
ſalem
kann als ſolcher angeſehen werden) Glieder verſchiedener
Religionen und Nationen zuſammengebracht, die ſich unbeſchadet
der Anhänglichkeit an ihr Vaterland und den Glauben ihrer Väter
zu einem Weltbürgerbewußtſein heraufgearbeitet haben, das
über gewiſſe Vorurteile und kleinlichen Racenhaß erhaben iſt. Daß
Leſſing hier mehr ein Zukunftsideal als die Wirklichkeit gezeichnet
hat, bedarf wohl keiner beſonderen Erwähnung. Der Nathan
enthält keine ſogenannten brillarten Rollen, weder auf vorteilhafte
Abgänge noch glänzende Aktſchlüſſe iſt in dieſem dramatiſchen Ge=
dicht
geſehen worden. Selbſt die Hauptgeſtalt, die mit der Grund=
idee
des Werkes aufs innigſte verbunden iſt, weiſt keinen der
üblichen Bühnentreffer auf. Es kommt alſo alles darauf an, daß
die Darſtellung des Dramas Künſtlern anvertraut iſt, die ſich auf -
Geltendmachung des Gedankengehalts, des innerlichen Lebens in
dieſen Dialogen verſtehen. Die heutige Aufführung ſtellte der Ein=
ſicht
und dem Können unſerer ſchauſpieleriſchen Kräfte in dieſer
Richtung das ehrenvollſte Zeugnis aus. Vom Nathan bis herab
zu den Mameluken war für jeden Poſten die geeignetſte Perſön=
lichkeit
ausgewählt worden. Was uns in der Darſtellung der
Titelrolle durch Herrn Werner am meiſten Anerkennung abnötigt,
das iſt das künſtleriſche Ebenmaß, das dieſe Leiſtung auszeichnet.
Nirgends wird auch nur der leiſeſte Verſuch unternommen, durch
geklügelte Nüancen billige und grobe Effekte zu erzielen. Heitere
Seelenruhe, das ſchöne Erbteil jedes wahrhaft Weiſen, iſt der
Grundton der Werner'ſchen Auffaſſung, jene freundliche, gewinnende
Ruhe des Gemüts, die aus der auf Vorurteilsloſigkeit beruhenden
geiſtigen Ueberlegenheit entſprinat. Herrn Hackers Tempelherr
verband gemäß der Abſicht des Dichters das ungeſtüme Feuer des
Jünglings mit der Beſonnenheit des Mannes in einer feſſelnden,
anziehenden Weiſe. Recha ſollte billig etwas von der Ruhe und
geiſtigen Klarheit ihres Pflegevaters an ſich tragen. In der Dar=
ſtellung
des Fräulein v. Felden trat dies aber nicht deutlich genug
hervor; ſie hielt die ganze Geſtalt in zu unbeſtimmten, ver=
ſchwimmenden
Umriſſen und kam aus einem gewiſſen weinerlichen
Tonfalle gar nicht heraus. In der erſten Begegnung mit dem
Templer überhaſtete Fräulein v. Felden das Sprechtempo der=
geſtalt
, daß die Scene um ein gut Teil ihrer Wirkung kam. Wir
ſind alſo nicht in der Lage, die heutige Leiſtung der jungen
Künſtlerin, deren ſchönem Talent wir ſonſt ſo gerne Gerechtigkeit
wiederfahren laſſen, in eine Linie mit ihrer Miß Sara Sampſon
oder Emilia zu ſtellen. Fräulein Schütkh gab ihre Daja etwas
zu ſehr im Stil der modernen Geſellſchafterin; die beſchränkte
Einfalt, mit der ehedem Frau Eppert dieſe Figur ausſtattete, gefiel
uns bei weitem beſſer. Fräulein Ethel, die früher eine ausge=
zeichnete
Recha gab, fand ſich auch jetzt vollkommen in den Charakter
der Sittah hinein. Unter den Händen des Herrn Wagner wurde
der Kloſterbruder Bonaſides zu einem ausgeprägten Charakter=
kopfe
. Den Patriarchen, der von manchen Schauſpielern ins
Komiſche gezogen wird, erfaßte Herr Mickler im Sinne eines
intoleranten, herrſchſüchtigen Kirchenfürſten. Die originelle Figur
des Allhafi fand an Herrn Dalmonico eine lebenswahre Re=
präſentation
. Mit Würde und edlem Anſtand ſpielte Herr Edward
den Sultan Saladin. Von dem Geſamteindruck, den die Auf=
führung
des Nathan' hinterließ. muß man ſich in hohem Grade
angeſprochen fühlen, wie denn überhaupt der ganze Leſſing=Cyklus
als eine Kraftprobe für die Befähigung unſeres Schauſpiel=
perſonals
im klaſſiſchen Drama angeſehen werden darf.
E
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten die
ſchmerzliche Nachricht, daß unſer innigſtgeliebter Gatte,
Vater, Bruder, Schwager und Onkel
Heinrich Stein,
Zimmermeiſter,
nach ſchwerem Leiden geſtern Abend ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 27. Februar 1889.
6 Die Beerdigung ſindet Freitag Nachmittag 3 Uhr vom
Sterbehauſe aus, Pankratiusſtraße 11, ſtatt.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.- Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.