Darmstädter Tagblatt 1889


25. Januar 1889

[  ][ ]

ETUUUULT½
CAAIONN

Abonnement=preis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. Md
Bringerlohn. Auzwürts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen end=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vw Quartal inck. Poſtaufſchlag
Jo.

152. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
wedenangenomment in Damſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23,
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14 ſowie auzwärt
von allen Annoncen=Expeditionen.
J.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 25. Januar.
m 18.

1839.

Betreffend: Statiſtik der Bewegung der Bevölkerung.
Darmſtadt, am 22. Januar 1889.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Diejenigen von Ihnen, welche die in rubricirtem Betreff zu führenden Regiſter pro 1888 noch nicht eingeſendet haben,
werden hierdurch an deren baldige Einſendung erinnert.
925
v. Marquard.

Auforderung der Pfandſchuldner
und
Pfünder=Yerſteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den
Monaten April 1888 bis einſchließlich September 1888 fällig waren, werden
hierdurch aufgefordert, ſolche bis zum 10. März d. Js. einzulöſen oder die Pfand=
ſcheine
verlängern zu laſſen, widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 8. April d. Js., Nachmittags 2½ Uhr,
verſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß fällige Pfünder, welche
weder ausgelöſt noch verlängert worden ſind, vor dem Verſteigerung=Termine um=
verſetzt
ſein müſſen, indem während der Verſteigerungstage die Umverſetzung nicht
mehr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 16. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(645
Ohly.

Freitag den 1. Februar d. J.,
für die Gruppe II., enthaltend die Looſe
3. 6, 7. 10 und 12 bis
Montag den 4. Februar d. J.,
für die Gruppe IV., enthaltend die Looſe
2, 9 und 13 bis
Donnerstag den 7. Febr. d. J.,
jedesmal Vormittags 10 Uhr, bei un=
terzeichneter
Stelle einzureichen.
Pläne und Bedingungen liegen auf dem
Tiefbauamt, Zimmer Nr. 24, zur Einſicht
ſoffen, woſelbſt auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Es werden nur Offerten auf ganze
Gruppen angenommen.
Darmſtadt, den 24. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. (927

Bekanntmachung.

Ein Kommunal= und Kirchenſteuer=Nachtrags=Hebregiſter für das
Jahr 1888189 liegt zur Einſicht eines jeden Intereſſenten vom 25. d. Mts. 8 Tage
ang auf unſerem Büreau (Stadthaus, Zimmer Nr. 11) offen.
Beſchwerden gegen die im Regiſter enthaltenen Anſätze müſſen binnen der
rſten vier Wochen nach Ablauf der Offenlegungsfriſt entweder ſchriftlich oder
nündlich zu Protokoll bei Großherzoglichem Kreisamt vorgebracht werden, ſpäter
orgebrachte Beſchwerden finden keine Berückſichtigung.
Darmſtadt, den 24. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(926
Ohly.

Bekanntmachung.
Die Erd= und Maurerarbeiten zur Er=
auung
von Thonrohrkanälen in hieſiger
3tadt ſollen in 4 Gruppen im Wege der
Zuhmiſſion vergeben werden.

Offerten
für die Gruppe 1., enthaltend die Looſe,
1, 8 u. 11 ſind bis
Dienstag den 29. Januar d. J.,
für die Gruppe I, enthaltend die Looſe
4 und 5 bis

Holzverſteigerung.
Donnerstag den 31. l. M., morgens
9iſ Uhr anfangend,
werden im Heſſiſchen Hofn zu Traiſa
aus den Diſtrikten Spieß und Gebrannter
Schlag verſteigert:
8 Eichenſtämme (meiſtens Wagnerholz)
2 Fm.,
2 Lürchenſtämme - 043 Fm.,
69 Lärchen=u. Fichtenſtangen - 273 Im.
Ferner:
Scheiter, Rm.: Buche 80, Eiche 44,
Nadelholz 2; Knüppel, Rm.: Buche 195,
Eiche 90, Nadelholz 36, Aspe 8; Reiſig
Wellen: Buche 6050 Eiche 1250, Nadel=
holz
ꝛc. 4850; Stöcke, Rm.: Buche 62,
Eiche 38, Nadelholz 14.
Nähere Auskunſt ertheilt der Großh.
33

[ ][  ][ ]

214

Forſtwart Hofmann zu Forſthaus Eiſern=
hand
.
Ober=Ramſtadt, am 22. Januar 1889.
Großherzogliche Oberförſterel
Nieder=Namſtadt.
Krauß.
[928

Preisolbooro

in 50 pCt. Colonialzucker
gekocht
per Pfund 40 Pfg.
Bei Abnahme von 10 Pfund
35 Pfg. per Pfd., in 1= und 2.
Pfunddoſen M. 1. - u. 55 Pfg.

Philipp Veber,

Carlsſtraße 24.

(929

Friſche
Schellfiſche
ſoeben eingetroffen.
Wilh. Woborlachſgr.

Eliſabethenſtraße 16. (691

Karl Hämmerling.
Darmſtadt, Neckarſtraße Nr. 1.
Stahldrahtbaumbürſten zum Abkratzen
der Raupen von Stämmen und Aeſten.
9 Nr. 1 für Hand=
gebrauch
das Stüd
M.2.40, gebogene
M. 2.50;
Nr. 2 zum Anbringen
an eine Holzſtange
das Stück M. 3.20.

Ferner empfehle
Parquetbodenbürſten, Faßbürſten u.
ſ. w. von Stahldraht, worin ich großes
Fabriklager unterhalte.
Auf Wunſch diene gerne mit feinſten
Referenzen.
(30017

enn

hsten

Dievos Loituiche Kak. Gognz. uod
Sohutzmittel het schon Tausenden bei
Muaten, Boiserkelt, Relz Im Rehl-
Lopf elc. sovohl Linderung at zuch
Küfe sebraoht und verdiont überaul zus
das Warmite ompfohlen zu verden.

In Pack 20 und 40 Pfg. zu haben
bei Carl Watzinger, Wilhelminen=
ſtraße
11.

Nr. 18

Jünd Verpuchtung.

Montag den 11. Februar l. Js., Vormittags um 1 Uhr,
ſoll auf dem Rathhaus zu Eberſtadt die hieſige Gemeindejagd von circa 3600
Morgen Feld und 3200 Morgen Wald in drei Abtheilungen auf eine Beſtandzeit
von ſechs Jahren unter den im Termin bekannt bedungenen Bedingungen öffentlich
verpachtet werden.
Es wird bemerkt, daß die Feld= und Waldjagd durch die Main=Neckar= Eiſen=
bahn
=Station bei Eberſtadt ſowohl als durch die Straßenbahn Anhalte vor der
Ludwigshöhe die Ausübung der Jagd den auswärtigen Jagdliebhabern alle An=
nehmlichkeiten
entſpricht.
Eberſtadt, den 22. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Müller.
1920

M.
tumm. und Grennhuly.
Verkteigerung.

Dienstag den 29. d. Mts., Vormittags 9 Uhr,
werden im Niederramſtädter Gemeindewald, Diſtrikt Steig und Gickelsberg,
verſteigert:
49 Kiefern=Stämme von 5242 Cbm. Inhalt, 6-14 Meter Lünge, 23-51 Gn.
mittlerer Durchmeſſer,
51 Eichen=Stämme von 1490 Chm. Inhalt, 5-12 Meter Lünge, 15- 41 Cn.
mittlerer Durchmeſſer.
3 Lürchen=Stämme von 247 Cbm. Inhalt, 8-10 Meter Lünge, 31-40 En.
mittlerer Durchmeſſer.
65 Rm. Buchen=Scheiter,
24 Rm. Buchen=Stöcke,
8 Eichen=
13 Eichen=
48 Kiefern=
124 Kiefern-
16 Buchen=Knüppel,
8.2 Hundert Buchen=Wellen,
8 Eichen=
39 Eichen=

22 Kiefern=
155 Kiefern=
Das Stammholz wird zuerſt verſteigert.
Zuſammenkunft auf dem Klosberg am Eingang des Waldes.
Nieder=Ramſtadt, den 21. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Nieder=Namſtadt.
Bender.
921

Friſche Auſtern.
Theodor Stemmer,

Eliſabethenſtraße 14.

Goilekke=Zerſen,

ekannte vorzügliche Qualitäten, als:
Glyeerin=Fettſeife, Beilchen=Seife, Reſeda=Seife, Roſen=Seife, Cocos=
Seife, Mandel=Seife, Windſor=Seife (brann und weiß), Patſchouly=
Seife, Sand=Seife, Moſchus=Seife, Says Glyeerin=Seife (flüſſig und
feſt). Sand=Seife, Bimſtein=Geife, Gall=Seife ꝛc., ferner alle medi=
einiſchen
Seifen in zuverläſſiger Qualität.

Friedr.
Schaeter
Großh. Hoflieferant.

[ ][  ][ ]

14)

215
Nr. 18
Die neuen baümwollenen Stnck-,Mäh- 8 Häkel ganne,
gowie Unterrockgarne,
ſnd in großen Sortimenten eingetroffen.
H. Stade &a Feer.
(691
VW. Die Verkaufspreiſe ſind für das Zollpfund 500 Gramm rein Netto ausgerechnet.

Eine Partie Finderschürzen,
noderne Façons, von 20 Pfg. an, ſo lange der Vorrath reicht.
R. Hoyar & vo, obere Hlisabethenstr.

GEU EU
Thoo
TGON

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Hochſeinen Blüthen-Pecco per ¼ Kilo M. b.-,
Ellkeinst Lapsing-Couchong 5.
Leinst Maisow-Souchong.
4.
ein Lapsing-Souchong
3.
ein Congou
250)
ein Maisow-Congou
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iſchung feinſter chineſ. und oſtindiſcher Sorten, per ¹ Pfd=Packet
M. 1. 25.
Sämmtliche Thee=Sorten ſind von mir direkt vom
ſndoner Thee=Markt bezogen und kann ich meinen Abnehmern
ir friſcheſte, allerfeinſte u. aromareichſte Waare garantiren.

Friedrichsdorfer
L.wIebaCh,
von Clemens Fauli.
Aerztlich anerkannt.
Fur Magenleidende, Erſatz für Muttermilch,
ſowie zum Gebrauch bei Geſellſchaften ſtets
friſch zu haben. - Allein ächt bei L. Rem=
mert
Wwe., Bleichſtr. 45. Th. Stemmer,
Eliſabethenſtr., Ph. Weber, Carlsſtr.
g3O
4½
Hoſtér, Sohzanzon,
alle Sattlerarbeiten,
[13996
vorräthig und äußerſt billig.
21
Erast Benernfeind,
Sattlermeiſter - Bleichſtraße 39.
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4 Mt. alt, zu verkaufen untere Hügel=
ſtraße
75.
(661

Welm,

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F. Mein, Lauteſchlägerſtr. 4.

8) Im Hauſe Niederramſtädter=
ſtraße
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Zimmern, Magdkammer, Badeſtube, zwei
Kellern, zum 1. April zu vermiethen.
Näheres parterre.

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312) Mühlſtraße 28 eine Schlafſtelle.
460) Carlsſtr. 59 im 2. Stock ein
ſchönes Zimmer, möblirt.
666) Mühlſtr. 31 einſach möblirtes
Zimmer, vollſtändig ſeparat, für 10 M.
Einzuſehen zwiſchen 12-2 Uhr.
934) Eliſabethenſtr. 28 im Hinter=
bau
ein möbl. Zimmer zu vermiethen.
935) Eoderſtr. 51, 2 Tr., großes
gut möbl. Zimmer. Bed. d. Dienſtm.

Bei Abnahme von 5 Pfund und darüber Rabatt.
4
Laglsohe Bisouits,
die beliebtesten Corten stets frisch.
Zur geneigten Abnahme beſtens empfohlen.

Emanua Fuld.

O
Eo
Eine Jnge Bame.
die mehrere Jahre in einer großen Er=
ziehungsanſtalt
als Lehrerin thätig war,
wünſcht Unterricht zu ertheilen, hauptſäch=
lich
in deutſcher, franzöſiſcher u. engliſcher
[936
Sprache und Literatur.
Nähere Auskunft ertheilt die Exped.

[ ][  ][ ]

216

Nr. 18

Jurhoheosslu-

Eine Partie 4 Knopf lange Kamngarn
Damen- & HädchenHandsokuhe 30 Pf.
G. Rade aE6SL3

Bank für Handel und Induſtrie.

Ausserordentliche GeneralVersammlung.
Wir beehren uns hiermit, unſere nach 88 32 und 36 der Statuten ſtimmberechtigten Herren=
Actionäre zu einer
Dienstag den 12. März er., Vormittags 11½ Uhr,
in unſerem Geſchäftslokale dahier ſtattfindenden außerordentlichen General=Verſammlung einzuladen.
Tagesordnung:
1) Beſchlußfaſſung über den Antrag des Auſſichtsraths und der Direction auf Erhöhung des Grundkapitals um nom.
20 Millionen Mark durch Ausgabe von 20,000 Stück Inhaberactien von Mk. 1000 nom., welche für das Jahr
1889 an der Hälfte des auf dieſes Jahr entfallenden und ſtatutenmäßig zur Vertheilung gelangenden Reingewinnes
ratirlich participiren ſollen.
2) Ermächtigung des Aufſichtsraths, die Modalitäten der Durchführung dieſer Kapitals=Erhöhung zu beſtimmen und
Feſtſetzung des Minimal=Emiſſionskurſes der neuen Actien.
3) Ermachtigung des Aufſichtsraths, die Bedingungen feſtzuſtellen, unter welchen die Inhaber von Guldenactien des bis=
herigen
Grundkapitals von fl. 35,000,000 zum Umtauſch der Guldenactien in auf den Inhaber lautende Actien von
je Mk. 1000 nom. berechtigt ſein ſollen.
4) Beſchlußfaſſung üker die durch die Beſchlüſſe sub 1, 2 und 3 erforderlich werdenden und hiermit im Zuſammen hang,
ſtehenden Ergänzungen und Aenderungen der Statuten, insbeſondere der 88 4, 7, 8, 9, 12, 23, 32 und 36.
5) Ergänzung des Aufſichtsraths gemäß 8 14 der Statuten.
Der Wortlaut der Anträge, ſowie der Aenderungen und Ergänzungen der Statuten ſteht vom
1. März cr. ab zur Verfügung der Herren Actionäre.
Darmſtadt, den 22. Januar 1889.
Die Directior.

8 32 (Auszug). In der Generalverſammlung perſönlich oder durch einen Bevollmächtigten an den Berathungen, be=
ziehungsweiſe
unter den Vorausſetzungen des 8 36 auch an den Beſchlüſſen Theil zu nehmen, ſind diejenigen Actionäre. be=
rechtigt
, welche am Tage der Generalverſammlung und während der Dauer derſelben eine oder mehrere Actien beſitzen, die
ſeit mindeſtens mindeſtens vier Wochen vor dieſem Tage ununterbrochen bei der Geſellſchaftskaſſe hinterlegt geweſen ſind.
8 36. Je zwanzig Actien geben eine Stimme, doch kann Niemand mehr als zwanzig Stimmen für ſeine eigenen Actien
und eben ſo viele als Vollmachträger führen, ſo daß eine Perſon nie mehr als vierzig Stimmen für ſeine eigenen und für

die von ihm vertretenen Actien in ſich vereinigen darf.

Der Reſidenz=Kalender
für das Jahr 1889
iſt erſchienen und zu 40 Pfg. pro Exemplar zu beziehen.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Looalgeverbverein
Darmstadt.

Mittwoch den 30. Januar l. J., Abends 8 Uhr: Gemeinschaſt.
liches Ahendessen. Couvert ohne Wein 1 Mk. 50 Pfg., im großen
Saale der Brauerei Ritſert.
Für Unterhaltung wird beſtens geſorgt ſein.
Alle, welche an dem Abendeſſen Theil nehmen wollen, werden gebeten, ſich
in der Reſtauration Ritſert zu melden.
Darmſtadt, den 23. Januar 1889.
Der Vorſtand des Localgewerbvereins.
Tecklenburg.
944

Tüchtiger Schloſſer
ſofort geſucht bei dauernder Arbeit.
Geiſt, Promenade 39.

1916

Fin lleiner Laden in beſter Geſchäfts= Herrm B. L. Trier, Ludwigsſtraße
2 lage zu miethen geſucht. Gefl. Offerten H zu richten.
unter B. C. an die Exped. d. Bl. 1882

Normser loose
zum Beſten des Theaterbaus
2 M. 10 Pf.
in der Expedition d. Bl. zu beziehen.
Hauptgewinne:
4 30000. 10000, 5000 ꝛc. Mk.
L

939) Einige Dienſtmädchen können
ofort Stelle erhalten durch das Stellen=
büreau
W. Steul, Mühlſtraße 28.

820) Eine elegante Wohnung
von 6-8 Zimmern, nicht zu weit
vom Mittelpunkt der Stadt entfernt
wird im Laufe der nächſten 6 Mo=
nate
zu miethen geſucht.
Schriftl. Offerten beliebe man an

[ ][  ][ ]

4
SUTSGASUUIA

Nr. 18

217

30 und 50 Pfg. per Meter.
[557
E. RAS U OL

Jorarl-Vorohn.
Samstag den 26. Januar 1889, Abends 8 Uhr:
34
-C. PolfElIIgSIeS1
in den
Röumen des Saalbaus,
verbunden mit der
Leier zu Mozarl's Geburtotag.
I. Abtheilung: CONCEET,
unter glliger Mitwirkung des Herrn Hofconcertmeiſter Otto Hohlfeld
und des Herrn Hofopernſänger Anton Däseler.
Direction: Herr Richard Senff.
Die Klavierbegleitung der Biolinvorträge hat Herr Alfred Hayn
gütigſt übernommen.
Programm: 1) a. Gott grüße Dich, Chor von Mücke; b. Arie
(Herr Däſeler) und Chor aus Die Zauberflöten von Mozart; C. Prolog
won Carl Schaffnit, geſpr. von H. Hohmann; 2) Arie von Verdi (Herr
Däſeler; 3) Sonate für Violine von Ruſt (Herr Hohlfeld;; 4)
3 Chöre: a. Grab und Mond von Schubert; b. Die Sternlein und
C. Schlummerlied von Ferd. Büchler; 5) a. Gruppe aus dem Tartarus
von Schubert; b. Des frommen Landsknechts Morgenlied von Lenz
Herr Däſeler;; 6) 2 Chöre von Mangold: a. Sountagsfrühe; b.
An die deutſchen Frauen; 7) 2 Stücke für Violine: a. Legende von
Winiawsky; b. Ungariſche Tänze von Brahms=Joachim (Herr Hohl=
eld
;; 8) 2 Chöre von Jul. Otto: a. Schloſſerlied; b. Tanzlied.

Eine ältere deutſche Lebens=
Verſicherungs= Geſellſchaft,
welche beabſichtigt, die Mili=
türdienſt
= u. Brautausſteuer=
Verſicherung in ausgedehnter
Weiſe einzuführen, ſucht Be=
amte
, inactive Offiziere, Kauf=
leute
oder andere Herren,
welche in den beſſeren Kreiſen
verkehren, als offizielle oder
ſtille
Mitarbeiker
unter ſehr günſtigen Be=
dingungen
zu gewinnen.
Offerten vermittelt unter
H. 4966 Rudolf Hosse,
Vorlin 8ll., Jeruſalemerſtraße
Nr. 4849.
13883

Reſtauration findet während des Concerts nicht ſtatt.
2. Abthoilung: BALL. im grosson Saal.
W. Ohne Vorzeigung der Mitglieds= oder Gaſtkarten iſt der
Eintritt nicht geſtattet.
Der Verkauf von Karten an Nichtmitglieder bleibt für dieſen Abend
ausgeſchloſſen.
(886
Der Vorstand.

2) Ein anſtändiges, ſolides Müd=
¼ (hier fremd) ſucht gleich Stelle als
smädchen oder in einen kl. Haushalt
dinh Frau Katzenbach, Alexanderſtr. 15.
39) Ein junger Mann, verh., mit
94tn Zeugn, der auch Caution ſtellen kann,
eine Stelle als Magazinier od. zum
ſieren oder dergl. Näheres Hein=
hlzerſtraße
23 Seitenbau.

A

Ein braves Mädchen
für häusliche Arbeiten geſucht. Beſſunger=
ſtraße
107.
[O41
Mehrere Jungen
als Lehrlinge oder Taglöhner in unſere
Gießerei geſucht.
942
Gebrüder Roeder.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 25. Januar.
15. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
T a r f f e.
Luſtſpiel in 5 Akten von Moliere.
Madame Pernelle.
Frl. Schütky.
Orgon, ihr Sohn
Hr. Dalmonico.
Elmire, ſeine zweite Frau. Frl. Ethel.
Louis.
ſeine Kinder, Herr Hacker.
Marianne.) erſter Ehe Frl. von Felden.
Cleant, Orgon'3 Schwager, Herr Mickler.
Valere
Herr Göbel.
Tartüffe
Herr Wagner.
Dorine, Kammermädchen
Frau Kläger.
Lohal
Herr Sachs.
Ein Volizei=Ofizier
Herr Knispel.
Hierauf:
Der zerbrochene Krug.
Luſtſpiel in 1 Akt von Heinrich von Kleiſt.

G

33) Eine reinliche Frau ſucht Lauf=
diemt
. Zu erſr. Landwehrſtraße 45.

Ein Heiner, guter Weinkeller
ſofort zu miethen geſucht. - Gefl. Off.
unter F. H. 100 an die Exped. (943.

Herr Mickler.
Herr Werner.
Herr Wagner.
Frl. Schütkh.
Frau Kläger.
Herr Leib.
Herr Sachs.
Frl. Berl.
Frl. Bernhard.
Frau Kilian.
Herr Schmidt.
Herr Hartig.
Anfang ½7 Uhr. Ende gegen ¼10 Uhr.
Sonntag, 27. Januar.
Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Undine.
Romantiſche Zauberoper mit Ballet in 4 Akten

Walter, Gerichtsrat.
Adam, Dorfrichter.
Licht, Schreiber,
Frau Marthe Rull
Eve, ihre Tochter
Beit Tümpel, ein Bauer
Ruprecht, ſein Sohn.
Frau Brigitte
Grete,) Mägde
Lieſe,
Der Büttel
Ein Bedienter

[ ][  ][ ]

218

Politiſche Ueberſicht.

Nr. 18

Deutſches Reich. Der Kaiſer hat für den verſtorbenen Admiral
Grafen Monts eine dreitägige Trauer der Marine=Offiziere an=
geordnet
.
Soweit verlautet, wird eine große Anzahl deutſcher Fürſten
zur Feier des Kaiſergeburtstages nach Berlin kommen; insbeſondere
ſind angemeldet der König von Sachſen, der Großherzog von Heſſen,
der Herzog von Sachſen=Altenburg, die Fürſten von Schwarzburg=
Rudolſtadt und Sondershauſen; auch der Großherzog von Baden,
der den italieniſchen Botſchafter Grafen Launay durch einen längeren
Beſuch auszeichnete, wird mit der Frau Großherzogin noch während
des Feſtes in Berlin bleiben.
Zur Feier des Geburtstags des Kaiſers werden die Miniſter
und Staatsſekretäre am nächſten Sonntag Feſteſſen geben, zu denen
ſie ihre vortragenden Räte um ſich verſammeln. Der Reichskanzler
wird wie in früheren Jahren alle am Berliner Hofe beglaubigten
Chefs der Botſchaften und Geſandtſchaften ſowie die vortragenden
Räte der Reichskanzlei und des Auswärtigen Amts an ſeiner Tafel
vereinigen. Der Miniſter v. Bötticher hat die Bundesratsbevoll=
mächtigten
zu ſich gebeten. Der Chef des Generalſtabs der Arme
Graf v. Walderſee wird bereits am Vorabend des Tages ein
größeres Feſtmahl geben, zu welchem die ſämtlichen Generäle und
Stabsoffiziere des Großen Generalſtabs und der Landesaufnahme
ſowie die zu dieſen Behörden befohlenen nichtpreußiſchen Offiziere
Einladungen erhalten haben.
Hauptmann v. Falckenhagen vom Großen Generalſtabe iſt von
ſeinem Kommando zur Botſchaft in Paris centbunden und zum
Militärgouverneur des Kronprinzen ernannt worden, der Prinz
wird am 6. Mai ſein ſiebentes Jahr vollenden.
Dem Reichstag iſt die Vorlage zur Bekämpfung des Sklaven=
handels
in Oſtafrika zugegangen. In der Sitzung vom 23. wurde
über den Antrag Hitze=Lieber, betreffend die Frauen= und Kinder=
arbeit
, verhandelt. Aba. Baumbach begründete den Antrag und
fragte, weshalb der Bundesrat den vom Reichstag beſchloſſenen,
hierauf bezüglichen Geſetzentwurf abgelehnt habe. Staatsminiſter
v. Bötticher erwiderte darauf, die Ablehnung ſei erfolgt, weil der
Bundesrat das Bedürfnis eines hierauf bezüglichen geſetzgeberiſchen
Vorgehens nicht anerkannt habe, und außerdem den vorgeſchlagenen
Weg nicht für gangbar halte. Der Bundesrat wolle die Arbeiter
in der Ausnützung ihrer Arbeitskraft nicht mehr beſchränken, als
die öffentliche Wohlfahrt erheiſche.
Die Reichstagskommiſſion für die Altersverſicherung hat das
Alter für den Rentenbezug ohne Nachweis der Erwerbsunfähigkeit
auf 65 anſtatt 70 Lebensjahre feſtgeſetzt.
Kontreadmiral Knorr wurde zum Viceadmiral, die Kapitäne
zur See Heusner und Schering, letzterer Direktor des Bildungs=
weſens
der Marine, zu Kontreadmiralen befördert.
Die Nachricht, daß von London und Waſhington Noten nach
Berlin gelangt, wonach England und Amerika ſich gegen den überwie=
genden
Einfluß Deutſchlands in Samoa und gegen Vorgehen deut=
ſcher
Agenten daſelbſt erklären, wird von der Nordd. Allg. 8tg.
dementiert. Verträge zwiſchen Deutſchland und Amerika wegen
der Unabhängigkeit und Neutralität Samoas exiſtieren nicht. Dies
werde jedoch Deutſchland nicht abhalten, die Rechte zu achten, welche
andere Staaten durch Verträge mit Samoa erworben haben.
Nach ſicherem Vernehmen behandeln Deutſchland und England
die Samoa=Angelegenheit in gutem Einverſtändnis. Entgegenge=
ſetzte
Angaben einiger engliſchen Blätter ſind nicht begründet
Der dieſer Tage in Chemnitz abgehaltene deutſch=freiſinnige
Parteitag für Sachſen hat beſchloſſen, bei den nächſten Reichstags=
wahlen
im erſten Wahlgange für einen Deutſchfreiſinnigen zu ſtim
men, bei einer Stichwahl niemals Stimmenthaltung zu üben, ſon=
dern
auf alle Fälle gegen das Kartell zu ſtimmen.
Schweiz. Nach amtlicher Mitteilung wurde der ſchweizeriſch=
italieniſche
Handelsvertrag am 23. in Rom unterzeichnet.
Engkand. Die von den Central News- verbreitete Meldung,
die engliſche und die amerikaniſche Regierung gingen in der Samoa=
Angelegenheit gemeinſam vor, wird vom Reuter'ſchen Büreau
als unbegründet bezeichnet. Die engliſche Regierung hat ſich bisher
der amerikaniſchen gegenüber hinſichtlich der jüngſten Ereigniſſe auf
Samoa nicht ausgeſprochen.
Rußkand. Der Gemütszuſtand der Kaiſerin wird als keines=
wegs
bedenklich bezeichnet; der Pariſer Nervenarzt Charcat wird
in Petersburg erwartet.
Das Journal de St. Vetersbourg' ſpricht, durch einen Artikel
der WienerMilitäriſchen Blätter; veranlaßt, ſeine Genugthuung
barüber aus, daß dort die Dinge jetzt entgegenkommender aufgefaßt
würden, als vor Jahren.
Ebenſo äußert das Blatt ſeine Befriedigung über den Bericht
des =Dailhtelegraph;, welcher den friedlichen Geſinnungen des
Kaiſers Gerechtigkeit widerfahren läßt. Wenn es gelänge, dieſe
Anſchauung in konſervativen Kreiſen mehr zur Geltung zu bringen,
ſo würde man ſich dazu beglückwünſchen können. Rußland bleibe
ſeinen Freundſchaften treu und ſei immer bereit, die volle Gegen=
ſeitigkeit
bei guten Beziehungen walten zu laſſen.

Butgarken. Die Shnode beharrt in ihrer Auflehnung gegen der
Fürſten Ferdinand. Nachdem die Synode aufgelöſt und die wider
ſpenſtigen Metropoliten auf Staatskoſten und unter Sicherheits
bedeckung in ihre Eparchien nach Tirnowa. Vratza und Varna be
fordert worden waren, beabſichtigen die Gemaßregelten von ihrer
Amtsſitzen aus das Anathema gegen den Prinzen und Stambulof
zu ſchleudern, ſowie auch den Prinzen und jeden bulgariſchen Geiſt
lichen, der mit ihm verkehrt, als Ketzer zu erklären.
Vereinigte Staaten. Der Senat hat am 23. mit 33 gegen l.
Stimmen die Tarifvorlage angenommen.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Januar.
ſ⬜ Stadtverordnetenverſammlung. Die geſtrige Sitzung wurde,
da Herr Oberbürgermeiſter Ohly mit der Viſitation der Mädchen=
Mittelſchule beſchäftigt iſt, von dem Beigeordneten Herrn Riedlinge=
präſidiert
. An Mitteilungen wurden verkündigt ein Geſuch des
Verſchönerungsvereins, betreffend die Uebernahme der Baum=
pflanzungen
in der Wilhelminenſtraße und an der katholiſchen Kirche
in die Obhut der Stadt. Eingelaufen iſt ferner ein Schreiben des
Verwaltungsrats der Sparkaſſe, welches die Ernennung einer be=
ſonderen
Kommiſſion für Verteilung der ehemaligen Spar= und
Leihkaſſe Beſſungen in Vorſchlag bringt. Auf Vorſchlag des Herrn
Mayer beſchließt man, die Zuſammenſetzung der genannten Kom=
miſſion
der ſtädtiſchen Finanzkommiſſion zu überlaſſen. Stadtv.
Bergſträßer zeigt an, daß er infolge von Geſchäftsüberhäufungen
ſeine Thätigkeit als Mitglied der Gasdeputation aufgeben müſſe.
Die Regierung verlangt behufs Vergrößerung des für den Gym=
naſialbau
im Blumenthalviertel vorgeſehenen Bauplatzes eine Ver=
längerung
der Front und infolge deſſen die Erwerbung eines 4 Met. breiten
Geländeſtreifens. Bau= und Finanzkommiſſion empfehlen, unterſtützt
von Herrn Wolfskehl, dieſem Verlangen ſtattzugeben. Die Verſamm=
lung
beſchließt demgemäß.
Landwirt Adam Hill in Crumſtadt hat ſich für die Erbauung
einer Lokalba hn von Darmſtadt nach Stockſtadt verwendet. Nach
einem Referate des Herrn Stadtv. Weber wurde ein Sachverſtändiger
über dieſes Proiekt gehört, welcher der Meinung iſt, daß die ge=
nannte
Bahn, welche vom Holzhof ausgehend über das Griesheimer
Eichwäldchen und an dem Hoſpital Hofheim vorüber nach dem Ufer
des Altrheins zum Stockſtädter Hafen geführt werden ſolle, keineswegs
rentabel ſein würde, da man auf Perſonenverkehr ſo gut wie gar
nicht rechnen könne und an Gütern werde man nur Kohlen für das
ſtädtiſche Waſſerwerk und einige techniſche Etabliſſements erhalten.
Bei einer Länge von 16 Em würde die Bahn einen Koſtenaufwand
von 600000 M. erfordern. Es wird daher empfohlen, auf dieſes
Projekt nicht näher einzugehen, vielmehr darauf hingewieſen, daß
man durch eine Fortſetzung der Eberſtadt=Pfungſtädterbahn eher
eine Rentabilität erzielen könne. Die Kommiſſion, welche ſich mit
der vorliegenden Frage beſchäftigt hatte, hat einen Vorſchlag des
Herrn Rückert acceptiert und, beantragt die Bewilligung von
1000 M. zum Zweck von Vorarbeiten über ein Bahnprojekt von
hier nach Gernsheim, von welchem man ſich im Intereſſe der Stadt
mancherlei Vorteile verſpricht. Die Verſammlung ſtellt den ver=
langten
Kredit zur Verfügung und ſoll auf Anregung des Stadtv.
Heß auch eine Linie von hier über Griesheim und Gernsheim nach M
Oppenheim bei den Vorarbeiten mitberückſichtigt werden.
Für die Verbeſſerung der Beleuchtung des Platzes vor dem
neuen Pfandhaus werden 550 M. bewilligt. Das Hoſpital Hof=
heim
beſitzt ein Bauplatzgelände zwiſchen Herdweg, verlängerter
Martins= und Wittmannsſtraße und beantragt das Miniſterium, daß¼
die Stadt das in das Straßengelände fallende Terrain nunmehr
erwerbe, womit man unter gewiſſen beſchränkenden Bedingungen ſel=
einverſtanden
iſt. Im Anſchluß hieran brachten die Herren Wolfs=
kehl
, Bernhardt und Bergſträßer den Antrag ein, den Bauplan
L
ſüdlich des Herdwegs einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Er
ging zunaͤchſt zur Vorberatung an die Bau=Kommiſſion. Ein Bau=
geſuch
für die Schießhausſtraße wurde unter gewiſſen Beſchränkungen
genehmigt. Schluß in nächſter Nummer.
Ueber die Thätigkeit des früheren Oberpoſtdirektors Herrn
Hagemann, ſo lange ihm die Leitung des Oberpoſtdirektionsbezirks
Darmſtadt unterſtand, ſchreibt die K. 8.: Die Geſtaltung unſerer
poſtaliſchen Verhältniſſe in den letzten neun Jahren - im April
1880 wurde Herr Hagemann hierher berufen - zeugt von den
rühmlichen Verdienſten, die er ſich um unſer Land erworben hat
und für die der Großherzog ihn mit dem Komthurkreuz des
Philippsordens ausgezeichnet hat. So iſt, um nur einiges anzu=
führen
, die Zahl der Poſt= und Telegraphen=Anſtalten in unſerem
Großherzogtum ſeit jener Zeit von 180 auf 250 vermehrt worden.
Die Einrichtung der Poſthilfsſtellen hat vielen kleinen Orten einen
Erſatz für eigentliche Poſtanſtalten gebracht: ſolcher Stellen ſollen
etwa 600 in unſerem Oberpoſtdirektionsbezirke geſchaffen ſein, eine
Zahl, wie ſie in keinem der übrigen, zum Teil viel größeren und
ſtärker bevölkerten Bezirke des Reiches erreicht wird. Auch nach
anderer Seite hin hat namentlich das flache Land der Anregun,
und Thätigkeit des Herrn Hagemann viel zu verdanken. Auch die

[ ][  ][ ]

kleinſten Dörfer haben jetzt täglich zweimalige Beſtellung an
Wochentagen und einmalige an Sonn= und Feſttagen. Natürlich
hat auch eine Vermehrung des Landbeſtellperſonals ſtattfinden
müſſen, die ohne ſtarke Belaſtung des Etats nicht abgegangen ſein
dürfte, wie anderſeits auch der Poſt= und Telegraphenverkehr im
ganzen Bereiche des Oberpoſtdirektionsbezirkes Darmſtadt laut dem
ſtatiſtiſchen Ausweiſe in den Handelskammer= und anderen Berichten
faſt allerorten bedeutend gewachſen iſt, ſo daß die beiſpiellos raſche
Vermehrung der Verkehrseinrichtungen nicht nur ihren Kulturzweck
All erfüllt, ſondern ſchließlich auch dem Poſtfiskus zum Vorteil ge=
ſæ
reicht hat.
In der heute Abend im Lokalgewerbverein ſtattfindenden Ver=
ſammlung
wird Herr Ingenieur Nau einen Vortrag halten über
Neuerung der Gasmotorenfabrik Deutz im Gasmotorenbau, inzbe=
ſondere
deren kleinſte Motoren von ¹⁄o Pferdekraft an und deren
größte Maſchinen von 100, 150 und 200 Pferdekräfte, ſowie über
Dowſongas und deſſen Verwendung zum Betrieb von Otto's neuem
5 Motor. Im Anſchluß hieran wird Herr Dr. Sonne einige Ver=
ſuche
machen. Herr Ingenieur Kürth wird Mitteilungen über die
JFabrikation und Verwendung des ſchmiedbaren Eiſenguſſes machen
and eine größere Sammlung von Qualitätsproben vorzeigen.
Der Konzert=Teil des am nächſten Samstag im Saalbau
ſtattfindenden Stiftungsfeſtes des Mozart=Vereins. deſſen Programm
an anderer Stelle veröffentlicht iſt, bietet den Beſuchern u. a. die
leider ſelten gewordene Gelegenheit unſeren trefflichen Violinvir=
luoſen
, Herrn Konzertmeiſter Otto Hohlfeld, nach langer Pauſe
wieder einmal als Soliſt auftreten zu ſehen und ſich an ſeinen vor=
züglichen
Leiſtungen zu erfreuen. Iſt dadurch dem Konzert zweifel=
los
ein beſonderer Anziehungspunkt geſchaffen, ſo dürfte nicht min=
der
die Mitwirkung des Herrn Hofopernſängers Anton Däſeler
ein hervorragendes Intereſſe in Anſpruch nehmen. Derſelbe iſt im
Beſitze einer außergewöhnlich tiefen und klangreichen Baßſtimme
al und weilt gegenwärtig zur letzten Vervollkommnung ſeiner Geſangs=
ſtudien
bei Profeſſor Stockhauſen in Frankfurt, während er im
letzten Jahre an der Dresdener Hofoper engagiert war. Inbezug
auf den äußeren Verlauf der ganzen Veranſtaltung ſei noch be=
merkt
, daß, entgegen der vorjährigen Einrichtung, die Reſtauration
während des Konzerts ausgeſchlonen bleibt und daß der Ball nach
Veendigung desſelben im großen Saale ſtattfindet.
K. A. V. Der am Sonntag den 3. Februar im Saalbau ſtatt=
findende
Damen= und Herren=Abend des Karneval=Zug=Vereins wird
aller Vorausſicht nach - den Beſuchern eben ſo große Ueber=
ngruſchungen
, wie humorvolle Stunden bereiten. An eingeſandten
Clhorliedern iſt jetzt ſchon ein ſolcher Ueberfluß vorhanden, daß
halein mit dem Abſingen der ganze Abend ausgefüllt werden könnte,
ö ſind deshalb einige für die nächſte Veranſtaltung zurückgelegt
worden. Auch zu der bevorſtehenden Sitzung haben, wie dies in
nderen! Karneval=Vereinen üblich iſt, die Haupt= und Neben=
harren
ihre Mitwirkung zugeſagt: eine Akrobaten=Geſellſchaft,
ſars Mitgliedern der Turngemeinde; beſtehend, wird durch ihre
ſKunſtleiſtungen die Welt in Erſtaunen verſetzen, diePrinzen=Garde:
oeydiren Erſatz=Geſchäft mit der Rekruten=Einkleidung kurz zuvor be=
ſendet
war, dürfte durch Abhaltung einer Inſtruktionsſtunde den

Nr. 18

219

gen.

llnterſchied zwiſchen der Prinzen=Garde und einem Garde=Prinzen,
ſovie noch manches andere Jedermann klar zu machen ſuchen, und
daß auch Nichts fehle, um dieſe Sitzung zu einer richtigen zu ge=
alten
, hat ein neuerdings vielgenannter Narr die Abfaſſung des
Protokolls vom Herren=Abend übernommen. Den Beſchluß eines
lechten karnevaliſtiſchen Damen=Abends bildet das übliche Tänzchen
es darf den verehrten Närrinnen aber nicht unangenehm ſein!'
Der Kriegerverein Darmſtadt hält zur Vorfeier des Geburts,
aas Sr. Mojeſtät des Kaiſers Wilhelm am Samstag den 26. Jan.,
ſ bends 8¼ Uhr, in den Räumen des Turnhauſes am Woogsplatz
ine Feſtverſammlung ab.
d. Dienstag Abend wurde in dem Gaſthauſe zur Sonne der
arnevaliſtiſche Verein Gaubloch: gegründet. Eine Anzahl be=
(08
eutender Kräfte hat ihre Mitwirkung zugeſagt und ſtehen wohl
166
inige recht humoriſtiſche Abende bevor. Auch die Beteiligung an
ent diesjährigen Karneval=Zug iſt beabſichtigt.
24
Kleine Mitteilungen. In das Hoſpital aufgenommen
242b
gn urde am Mittwoch mittag ein Arbeiter aus Arheilgen, welchem
Bo eun Aufladen eines Faſſes Petroleum durch ausgleiten desſelben
ie linke Hand bis auf die Knochen abgequetſcht wurde.- Die
G4 erfloſſene Woche von der Bayeriſchen Pfalz aus unter Gendarmerie=
begleitung
durch die Stadt eskortierte etwa 80 Köpfe ſtarke
O
igennerbande iſt an der Reichsgrenze von der öſierreichiſchen
ehörde nicht übernommen worden und kam auf dem Rücktransport
19)
m Mittwoch nachmittag wieder hier durch. Außerhalb Beſſungens
164
urde der Geſellſchaft Brod und Wurſt, Hafer und Heu für die
ſerde verabreicht und dann nach der Bergſtraße dirigiert. - Ein
en.. hurſche aus Beſſungen erhielt von einem Kolporteur eine Partie
eldruckbilder zum Verkauf und brachte ſolche auch in geraumer
eit unter. Das hierfür erlöſte Geld lieferte er indeſſen nicht ab,
ezhalb er wegen Unterſchlagung zur Anzeige gebracht wurde.
n der Nähe des Chauſſeehauſes wurden Ende verfloſſener Woche
vei Perſonen plötzlich ohne jede Veranlaſſung von fünf Unbe=

kannten überfallen und mit Stöcken ꝛc. übel zugerichtet. - Beim
Schmieden eines Meiſels ſprang derſelbe aus der Zange und dem
Arbeiter in das rechte Auge, wodurch derſelbe nicht unbedeutend
verletzt wurde.
Trotz aller Vorſicht machen Zeitungs=Expeditionen zuweilen
die unangenehme Erfahrung, daß gefülſchte Inſerate aufgegeben
werden, ohne daß die Annahmeſtelle in der Lage iſt, ſelbige auf
ihre Echtheit prüfen zu können, wenn nicht eine zufällige Kenrtnis
der Verhältniſſe vorhanden. Nach einer dieſer Tage erfolgten
gerichtlichen Entſcheidung iſt nun erkannt worden, daß ein Inſeraten=
Beſtellzettel als eine Urkunde im geſetzlichen Sinne zu be=
trachten
iſt. Wer alſo ein gefälſchtes Inſerat aufgiebt, macht ſich
einer Urkundenfälſchung ſchuldig. So wurde u. a. der Aufgeber
einer gefälſchten Anzeige, der ſich mit dieſer nur einen Scherz er=
lauben
wollte, trotz mildernder Umſtände wegen Urkundenfälſchung
zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
4. Mainz, 23. Januar. Zum vierten Mal in dieſem Winter
bringt der Main ſeit heute morgen wieder Treibeis und zwar in
ziemlichen Maſſen. Durch den Wiedereintritt größerer Kälte geht
der Waſſerſtand des Rheins und Mains noch fortgeſetzt zurück.
Der Rhein hat nur noch wenige Centimeter Waſſer mehr als im
Jahre 1857, wo bekanntlich der niederſte Waſſerſtand in der zweiten
Hälfte dieſes Jahrhunderts war. In Kaub beträat die Waſſerhöhe
kaum noch einen Meter. Im Main iſt der Waſſerſtand noch un=
günſtiger
, indem ſtellenweiſe keine 40 Centimeter Waſſer vorhanden
nnd, ſo daß ſelbſt leere Schiffe nicht fort können.
8t. Frankfurt, 24. Januar. Die Almenritter'ſche Circular=Poſt
hier hat nunmehr auch die Packetbeförderung eingeführt. Die=
ſelbe
übernimmt Packete bis 10 Kilo ſchwer zu mäßigen Taxen.
Am meiſten wird dies die Briefmarkenſammler freuen, da neue
Briefmarken hierfür ausgegeben wurden.
Gießen, 23. Januar. Die Errichtung einer Irrenklinik in
hieſiger Stadt betr. dürfte dem nächſten Landtag eine Vorlage
unterbreitet werden. Die Vorarbeiten für den Voranſchlag ſind
bereits im Gange. Vorige Woche waren Geh. Staatsrat v. Knorr
und Oberbaurat v. Weltzien in der Angelegenheit hier.
4. Aus Rheinheſſen, 23. Januar. Für Feldentwäſſerungen
durch Drainageunternehmungen wurden in der Provinz Rheinheſſen
in den Jahren von 1880-1888 nicht weniger als 275699 M. ver=
ausgabt
. Hiervon kamen auf den Kreis Bingen 9297 M. Alzey
26 520 M., Mainz 95753 M. und Oppenbeim 144129 M.
Wiesbaden, 23. Januar. Das hieſige Amtsgericht verfügte die
Aufhebung der von höherer Stelle angeordneten Ausweiſung des
Theater=Recenſenten des Wiesb. Tagbl.1 aus dem Theater.
J. Aus dem Rheingau, 28. Januar. Die in der Gemeinde
Kiedrich (bei Eltville) Dank den Bemühungen des Bergwerkbeſitzers
Reuß von Geiſenheim neu erſchloſſenen Salz= und Heilquellen
gehen nächſter Tage von der Gemeinde an ein Konſortium Kapita=
liſten
über. Das Konſortium wird alsdann ein Bade= und Kur=
etabliſſement
in Kiedrich errichten, von dem man ſich mit Rückſicht
auf die ſchöne Lage eine bedeutende Frequenz verſpricht.
Mannheim. Die Gründung eines Zweigvereins des
deutſchen evangeliſchen Bundes iſt nunmehr endgiltig er=
folgt
. In dem proviſoriſchen Komite befinden ſich ſehr hervor=
ragende
Verſönlichkeiten hieſiger Stadt, deren Namen einen guten
Klang beſitzen; ſo befinden ſich in dem Komits u. a. Prof. Matthhy,
Gymnaſialdirektor Hang, die Fabrikdirektoren Gerbel und Schrader,
Stadtpfarrer Ahles, Mechaniker Bouquet und dann vor allem Herr
Geh. Rat Lamey. Möchte der Verein recht bald eine zahlreich=
ſtattliche
Mitgliederzahl aufweiſen.
F. J.
Lahr, 23. Januar. Heute wurde Dekan Förderer in ſeinem
Arbeitszimmer von einem Handwerksburſchen erſtochen. Der
Mörder, welcher irrſinnig ſein ſoll, ſtellte ſich ſelbſt der Volizei.
Stuttgart. Allgemeiner deutſcher Verſicherungsvereins
Im Monat Dezember 1888 wurden 318 Schadenfälle durch Unfall
angemeldet. Von dieſen hatten 2 den ſofortigen Tod und 16 eine
gänzliche oder teilweiſe Invalidität der Verletzten zur Folge. Von
den Mitgliedern der Sterbekaſſe ſtarben in dieſem Monat 19. Neu
abgeſchloſſen wurden im Monat Dezember 1183 Verſicherungen über
6438 Perſonen. Alle vor dem 1. September 1888 eingetretenen
Schäden incl. der Todes= und Invaliditäts=Fälle ſind bis auf die
von 29 noch nicht geneſenen Perſonen vollſtändig reguliert.
München, 22. Januar. Sämtliche Morgenblätter berichten von
einer neu eingetretenen weſentlichen Beſſerung im Befinden des
Königs Otto. Das Schloß Fürſtenried wird neu möblirt und
erhält Luftheizung und einen Wintergarten. Der König nuier=
nimmt
häuſig Ausfahrten allein im Wagen, während der Arzt in
zigener Equipage nachfolgt. Der König trägt jetzt einen ſtarken
Vollbart.
Bayreuth, 23. Januar. Ueber die Feſtſpiel=Aufführungen,
welche nun doch nach den jüngſt gefaßten Beſchlüſſen in dieſem
Jahre beſtimmt ſtattfinden, wird folgendes geſchrieben: Während,
der Zeit vom 21. Juli bis 18. Auguſt werden Parſifal;, =Triſtan
und Jſolde, ſowie Meiſterſinger= zur Aufführung gelangen. Zur
Mitwirkung werden wiederum alle Sänger und Sängerinnen auf=
gefordert
werden, welche bereits in den früheren Feſtſpiel=Vor=

[ ][  ]

220
Nr.
ſtellu. gen mitwirkten. Die geplanten Bayreuther Vorſtellungen
des Tannhäuſer' ſind bis zum nächſten Jahre verſchoben worden.
Bemerkt ſei, daß die dekorativen und techniſchen Vorarbeiten zum
Tannhäuſer' unter Leitung des Maſchinenmeiſters des Darm=
ſtädter
Hoftheaters, des Herrn Kranich, bereits begonnen haben.
Vorausſichtlich wird, da der Prinz=Regent von Bayern das
Protektorat über die Bayreuther Feſtſpiele übernommen hat, in
dieſem Jahre das Münchener Hofopern=Orcheſter unter Leitung des
wieder völlig hergeſtellten Kapellmeiſters Leoy mitwirken. Der
letztere wird alsdann die Leitung des =Parſifalr, Herr Felix Mottl
die von Triſtan und Jſolder und Herr Hans Richter die der
Meiſterſinger: übernehmen.
Berliu, 23. Jan. Im Leibdienſt des Kaiſers ſind faſt alle deutſchen
Stämme vertreten. Es giebt dort neben geborenen Berlinern und
Märkern auch Pommern, Holſteiner, Niederſachſen, beſonders
Hannoveraner, mehrere Süddeutſche und verſchiedene Rheinländer.
Ausländer giebt es im Hofſtaate des Monarchen nicht mehr ſeit
auch die franzöſiſchen Küchenchefs durch deutſche erſetzt worden ſind.
Berlin, 21. Januar. Am vorigen Mittwoch abend ſtellte Pro=
feſſor
Virchow in der Mediziniſchen Geſellſchaft nach dem wiſſen=
ſchaftlichen
Vortrag einen herkuliſch gebauten Mann vor, den
er bereits in bezug auf ſeine anatomiſchen Merkwürdigkeiten unter=
ſucht
hatte. Der Mann, deſſen Name Weſtfalen iſt, gehört dem
Arbeiterſtande an. Bei einer Größe von über 6 preußiſche Fuß zeigt
ſein Körper eine geradezu ſtaunenerregende Fülle. Von dem Um=
fang
der einzelnen Organe kann man ſich einen annähernden Begrif.
machen, wenn man hört, daß Weſtfalen mit dem Zeigefinger ein
ſilbernes Fünfmarkſtück ganz verdecken und durch ſeinen Siegelring
bequem ein Thalerſtück durchwerfen kann. Die Weite des Kopfes
beträgt etwa 68em.
Aachen, 19. Januar. Den Beſitzern großer Hunde in Aachen
und Burtſcheid iſt durch eine geſtern bekanntgegebene und am
1. Februar in Kraft tretende Polizeiverordnung, welche für beide
Städte gilt, eine ſehr unliebſame Ueberraſchung bereitet worden.
Von genanntem Tage an müſſen nämlich ſämtliche Doggen, Neu=
fundländer
, Bernhardiner, Leonberger, ſowie alle dieſen an Größe
gleichkommende Hunde an einer Leine von höchſtens einem halben
Meter Länge geführt werden. Ferner iſt es verboten, Hunde dieſer
Art in öffentliche Wirtſchaften, einſchließlich Gartenwirtſchaften, mit=
zunehmen
. Doggen und Metzgerhunde müſſen auch an der Leine
geführt mit Maulkörben verſehen ſein. Infolge dieſer ſtrengen Ver=
ordnung
dürfte vielen das Halten großer Hunde verleidet werden.
Das Halten möglichſt großer Hunde iſt nachgerade zu einem gefähr=
lichen
Sport geworden und dürfte dieſe Verordnung auch ander=
wärts
Nachahmung finden.
Bremerhaven, 23. Januar. Der Norddeutſche Loyddampfer
Nürnberg; iſt heute nachmittag mit den für Apia beſtimmten
Erſatzmannſchaften abgegangen.
Litterariſches.
Eine Tanzſchriſt. Jedes gedachte oder geſprochene Gedicht
erhält erſt ſeine Dauer durch die Buchſtabenſchrift, jede gedachte,
geſungene oder auf einem Inſtrument geſpielte Melodie eine ſolche
durch die Notenſchrift. Ohne dieſe beiden ſcheinbar ſo kleinen und
einfachen Erfindungen wäre der ganze gewaltige Bau der Litteratur
und Muſik ſo, wie er jetzt vor unſeren Augen ſteht, undenkbar; ſie
haben, als dienende Präfte, der Entwickelung des menſchlichen Denkens
und Phantaſierens unſchätzbare Dienſte geleiſtet. Soll man nun
die verhältnismäßig geringeren Fortſchritte der Tanzkunſt der
Beſchränktheit menſchlichen und namentlich körperlichen Könnens
allein zuſchreiben? Oder darf man einen Teil dieſer Thatſache dem
Umſtand zur Laſt legen, daß die Tanzkunſt, zu deren Weſen ja wie
zu demjenigen der Poeſie und Muſik Bewegung - nur im
Gegenſatz zu dieſen beiden geiſtigeren Künſten in erſter Linie körper=
liche
Bewegung - gehört, bisher der ihre Bewegungen feſt=
bannenden
und dadurch verewigenden Zeichen entbehrt hat? Iſt
es doch keinem Zweifel unterworfen, daß im Kulturleben wie in
einzelnen Kulturerſcheinungen nur da, wo klarer Zuſammenhang
iſt, auch ſtetige Entwickelung geſucht werden darf. Und dieſer Zu=
ſammenhang
fehlte ſeither in der Tanzkunſt eben wegen des Mangels
überliefernder Beichen; was ſich von einem Geſchlecht zu dem an=
deren
rein gedächtnismäßig überlieferte, war doch nur Bruchſtück=
maſſe
, und die älteſten Ueberlieferungen gehen kaum zweihundert
Jahre zurück. Um ſo freudiger darf man es begrüßen, daß die ſo
einfach ſcheinende, aber bisher von niemand energiſch angefaßte Auf=
gabe
, ein Mittel zu finden, durch das man jeden Tanz ſchriftlich
feſtbannen könne, nunmehr durch einen Deutſchen, den ſeit nahezu
ſünfzig Jahren am Richelieu=Gymnaſium zu Odeſſa thätigen Tanz=
lehrer
Fr. Albert 8orn, gelöſt und im Anſchluß an ſeine treff=
liche
, planvoll aufgebaute -Grammatik der Tanzkunſt; CLeipzig. J.
J. Weber. 1888), in klarer und überzeugender Weiſe dargeſtellt
worden iſt. Horn geht bei dieſem Teil ſeiner Arbeit von dem gewiß
richtigen Gedanken aus, daß die Tanzſchrift ſo viel wie möglich
ein Bild der einzelnen Körperſtellungen und Bewegungen geben,

18
dieſelben gewiſſermaßen ſtenographiſch ausdrücken ſoll. Für die
Darſtellung der Körperſtellungen, zu welcher dem Bear=
beiter
überdies einige tüchtige, namentlich franzöſiſche Vorarbeiten,
vorlagen, war die Aufgabe eine verhältnismätzig einfache; galt es
doch hier in erſter Linie nur den vier, Arme und Beine darſtellen,
den, Strichen eine charakteriſtiſche Richtung zu geben. Viel ſchwie=
riger
war die Aufgabe, die Bewegungen im Raum durch
einfache Zeichen verſtändlich zu machen, und gerade dieſer Aufgabe
hat ſich Zorn mit einem in ſeiner Art genialen Geſchick entledigt.
Vorwärts=, Rückwärts=, Seitwärts=, Kreis= u. a. Bewegungen wer=
den
von ihm mit wenigen geraden, kreisförmigen, wellenförmigen
u. a. Linien ſo klar und ſicher bezeichnet, daß jeder, der ſich nur
kurze Zeit mit ſeinem Werke befaßt hat, ſehr bald die gebräuch=
licheren
Zeichen mit Leichtigkeit ableſen wird. Dadurch win
die Tanzſchrift, weit davon entfernt eine müßige Spielerei ¾
ſein, zur Bewahrerin und Erhalterin jeder von nun an aufgl
zeichneten Tanzkompoſition, die, früher dem unſicheren Gedächtniſ.
einzelner anvertraut, nunmehr ebenſo lang und ſicher wird über
liefert werden können wie jedes Gedicht, jede Kompoſition, jed
wiſſenſchaftliche Arbeit. Welchen Wert die Erfindung vor allen
für das Theater durch die Möglichkeit einer ſo zu ſagen buchſtäb
lichen Erhaltung größerer Balletkompoſitionen hat, wird jedey
Kenner ſofort einleuchten. Aber ihre Bedeutung geht weiter. Di
nach und nach anwachſende Fülle des aufgezeichneten Stoffes win
dem Späterlebenden eine immer wertvollere Quelle der wiſſer
ſchaftlichen Erkenntnis von der Entwickelung der ſchönen Tanzkun
wie der praktiſchen Anregung zu neuen auf dem erprobten Alte=
weiterbauenden
Verſuchen werden, und darum verdient die Erfindur,
Albert Zorns als eine auf ihrem Gebietepochemachende die Beachtum,
nicht nur der Nächſtbeteiligten, für die das Werk bald ein unentbeh=
liches
Hilfsmittel eigener Thätigkeit werden wird, ſondern all=
Preiſe, die für die Entwickelung menſchlichen Wiſſens und Könner=
Sinn und Verſtändnis haben.
F. B.

Statt jeder beſonderen Anzeige die traurige Mit=
theilung
von dem heute Morgen 9 Uhr nach Gottes
Willen ſo frühzeitigen Hinſcheiden unſeres heißgeliebten
Gatten, Sohnes und Schwiegerſohnes
Herrn Friedrioh Benuighof,
Apotheker,
nach 10tägiger ſchwerek Krankheit im Alter von 30 Jahren
10 Monaten.
Mannheim, Darmſtadt, Scheinfeld,
am 23. Januar 1889.
(045
Hathilde Bonnigbof,
geb. Garels,
Dr. Bennighof und Frau,
Notar Careis und Frau.
Beerdigung: Samstag, 26. Januar, Nachmittags 3 Uhr,
in Darmſtadt von der Friedhofshalle aus.

0946
ESULT-AnzE1k.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Verwandten, Freunden und Bekannten widmen wir
hierdorch die ſchmerzliche Nachricht, daß unſer einziges,
liebes Kind
Brust,
heute Mittag im Alter von 15 Monaten nach kurzem
Krankſein ſanft verſchieden iſt.
Die tiefbetrübten Eltern.
Max Sander und Fraul,
geb. Brunner.
Darmſtadt, 24. Januar 1889.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.