152. Jahrgang.
Inſerate
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. u
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
vw Quartal inck. Poſtauſichlag.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 2.
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14 ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Pis 13.
Freitag den 18. Januar.
1889.
B e k a n n t m a ch u n g.
Das von der Königl. ſächſiſchen Kreishauptmannſchaft zu Dresden unter dem 1. Jovember 1888 erlaſſene Verbot der
Rummer 90 des 6. Jahrgangs der periodiſchen Druckſchrift: „Sächſiſches Wochenblatt. Organ für Politik und
Volkswirth=
ſchaft;, iſt durch Entſcheidung der Reichs=Commiſſion vom 28. Dezember 1888 unter Aufrechterhaltung des Verbots der
Rummern 81 und 83 des 6. Jahrgangs der genannten Zeitſchrift aufgehoben worden.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingeſährlichen Beſtrebungen der
Sozialdemokratie ſind verboten worden:
I. Laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Berlin vom 1. Januar 1889 das Flugblatt mit der
Aeberſchrift: „Arbeiter, Handwerker, Mitburger! Parteigenoſſen Berlins!' beginnend mit den Worten: „Es iſt eine alte
Sitte aller Parteien= und mit dem Schluß: „Es lebe die Zukunft! Hoch lebe die erlöſende, volkerbefreiende
Sozialdemo=
ratie lu ohne Angabe des Druckers und Verlegers.
2. Laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Verlin vom 15. November 1888: 1 das Flugblatt mit der
Ueberſchrift: An die Indifferenteniu beginnend mit den Worten: Arbeiter, ihr habt die Worte jenes Menſchen gehöͤrt= und mit
hem Schluß: „Zu den Waffenzu 11) Die Broſchüre; „An die Landarbeiter” beginnend mit den Worten: „Wer und was
ſind wir?= und mit dem Schluß: „E3 lebe die ſoziale Revolution, es lebe die Anarchiels, beide ohne Angabe des Druckers
und Verlegers.
3. Laut Bekanntmachung der Königl. Sächſiſchen Kreishauptmannſchaft zu Bautzen vom 5. Dezember 1888 die Druck=
Ghrift mit der Ueberſchrift; „Mitbürger!Wähler”” welche mit den Worten beginnt: „Seit wenigen Tagen iſt der
Reichs=
wgi und mit den Worten ſchließt: „Nieder mit den Kartellbrüdern! Hoch die Sozialdemokratiel= Verleger Reinhold Lucke,
Reugersdorf. Druck von Schönfeld und Harniſch, Dresden.
4. Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Magdeburg vom 5. Januar 1889 das Flugblatt mit
der Ueberſchrift; „An das arbeitende Bolk von Magdeburg und Umgegend=, Druck und Verlag: Hottingen-Fürich.
Darmſtadt, den 11. Januar 1889.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
(644
Aufforderung der Pfandſchuldner
und
Pfünder=Yerſteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den
Monaten April 1888 bis einſchließlich September 1888 fällig waren, werden
hierdurch aufgefordert, ſolche bis zum 10. März d. J3. einzulöſen oder die
Pfand=
ſch eine verlängern zu laſſen, widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 8. April d. Js., Nachmittags 2½ Uhr,
erſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß füllige Pfänder, welche
uder ausgelöſt noch verlängert worden ſind, vor dem Verſteigerung=Termine
um=
derſetzt ſein müſſen, indem während der Verſteigerungstage die Umverſetzung nicht
mhr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 16. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
645
Bekanntmachung.
Die Herſtellung von Asphalt=Trottoirs:
Loos 14 Promenade,
„ 15 Roßdörferſtraße,
ſoll im Wege der Submiſſion vergeben
werden.
Offerten ſind bis
Montag den 21. Januar l. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Tiefbauamt, Zimmer Nr. 26,
zur Einſicht offen, bei welchem auch die
Formulare für die Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 5. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.B.:
Riedlinger, Beigeordneter. (498
23
Nr. 13
Bie neuen baumwollenen Strick, Mäh. L. Hakelgarne,
gowie Unterrockgarne,
ſind in großen Sortimenten eingetroffen.
H. Stade &a Beer.
6591
W. Die Verkaufspreiſe ſind für das Zollpfund 500 Gramm rein Netto ausgerechnet.
Roſter, Sobulranzon,
alle Sattlerarbeiten,
[3996
vorräthig und äußerſt billig.
Ernst Bauernkeind,
Sattlermeiſter - Bleichſtraße 39.
Schelſiſche
friſch eingetroffen bei
Clomens Behle,
Markt.
(659
Fotsdamer Arahambrod,
Berliner & Westph. Grahambrod.
und Tumpernickel,
Vreiburger & Gradauer Bretzelm,
Friedrichsdorfer Awieback,
täglich friſch.
Theodor Stemmer,
Elisabethenstrasse 14.
(66]
Ein Lugel=Kaffeebrenner
ſwenig gebraucht) billig zu verkaufen.
G. Pauly, Mauerſtr. 22.
Ein ſ. ſchöner Dachshund,
4 Mt. alt, zu verkaufen untere
Hügel=
ſtraße 75.
6661
ſine rothe Plüſch=Garnitur (Cauſeuſe
C. u. 4 Seſſel), ſehr gut erhalten, billig
zu verkaufen Dieburgerſtr. 74, III. (662
8) Im Hauſe
Miederramſtädter=
ſtraße 32 Beletage, beſtehend aus fünf
Zimmern, Magdkammer, Badeſtube, zwei
Kellern, zum 1. April zu vermiethen.
Näheres parterre.
663) Gartenftr. 13 eine Wohnng
ebner Erde zu vermiethen.
664) Clappacherſtr. 42 eine freundl.
geſd. Wohnung, beſt. aus 1 8., 2 Cab.,
Küche, Keller, Holzſtall, Waſchk. u. allen
Bequemlichk., Ausſicht in d. Orangerieg.,
für 160 M. bis 1. Februar beziehbar.
Ndeuwald Club. Felion Jarmſadl.
Sonntag den 20. d. Mts.
findet ein Amoſlug der Section nach Höchst 1. O. ſtatt. Abmarſch präcis
8 Uhr von dem Kapellplatz über Ober=Ramſtadt - Groß=Bieberau - Brensbach
Hummetroth nach Höchſt i. O. Gemeinſchaftliches Mittageſſen bei Herrn
Gaſt=
wirth Olt.
Diejenigen, welche einen Theil der Tour fahren wollen ſab Darmſtadt 101
mit der Odenwaldbahn nach Reinheim), können ſich in Groß=Bieberau mit den von
hier Weggehenden vereinigen. Aufenthalt daſelbſt bis 12 Uhr in der Brauerei
Schönberger.
Wir bitten um recht zahlreiche Betheiligung.
(668
Der Sectionsvorſtand.
Zur Feier des Gedenktages der
Neube=
gründung des Deutſchen Reiches.
Freitag den 18. Januar 1889, Abends 8 Uhr:
Geſellige
Vereinigung
im Ritsertschen Caale zum Sehützenhof dahier,
mit,
Löd0n, Hagame 9e.
665) In einer der Hauptſtraßen
Darm=
ſtadts ein
geräumiger Laden mlt Comptoir
zu vermiethen. Näheres Expedition.
Aazauauazim
=DD
96
gGEGOHb
der Kapelle des 1. Großh. Heſſ. Garde=Dragoner=Regts.,
unter Leitung des Muſikdirectors Herrn O. Engel.
Unſere Mitglieder und Freunde, ſowie alle patriotiſch geſinnten
Männer ſind hierzu freundlichſt eingeladen.
Der Vorſtand des Vereins der nationalſiberaſen Partei=
6601
O. Wolfskehl.
Entsltes Maisproduet,
312) Mühlſtraße 28 eine Schlafſtelle.
Lu Puddings;
460) Carlsſtr. 59 im 2. Stock ein
MErdssu Fruchtpelaen;
ſchönes Zimmer, möblirt.
kengl.hofl. gandtorten, zur
666) Mühlftr. 31 einfach möblirtes
Zimmer, vollſtaͤndig ſeparat, für 10 M. Vordickung v. Suppen, Gaucen, Cacao vortreffich. In Colonial- u.
Einzuſehen zwiſchen 12-2 Uhr.
Drog-Handig. . u. ¼, Pfd. engl. 60 und 30 Pfg.
[1611]
Jurhohst
EN
Nr. 13
149
24
Eine Parte zar vige Soulasheosseiz”
30 und 00 Pfg. per Meter.
(557
H. Stade & Beor.
.
ſEin gebrauchter, eiſerner
Hassem-Schramta
zu kaufen geſucht. — Offerten mit Größenangabe und Preis unter
(669
G. Nr. 624 an die Expedition d. Bl. erbeten.
Seexungen,
Galm,
Hechte, Lander,
Karpfen, Cabllau,
Schelläsche.
10
AAS OUo”
Jur Hetzelsuppe
Samstag den 19. Januar
ladet freundlichſt ein
J. J. Airnhard,
Schießhaus.
6684
Latrine=
und Aſche=Abfuhr
beſtens empfohlen
(685
F.n- 4 A3aD.
Geffentliche Auforderung.
Diejenigen hieſigen Einwohner, welche noch nicht im Beſitze der von uns
ausgegebenen „Stenerzettel; ſein ſollten, werden höflichſt erſucht, ſolches
perſön=
lich oder in portofreien Briefen uns mittheilen zu wollen, widrigenfalls ſie die
daraus entſtehenden „Nachtheile' ſich ſelber zuzuſchreiben haben.
Bas Elſer-Comité des Darmstädter Carneval-
(67
Aug-Vereins.
GESUCA
ein guterhaltener, großerer
Resetofter.
Anerbieten mit Preis an die Expedition
unter G. R. 18 erbeten.
(686
rTDTTitaurn
p. .
geoooooooeooaooooooooeeoooo
672) Auf Oſtern ſucht ein ig. gebild.
Mädchen, das alle Hausarbeit verſteht, in
Handarbeiten, Bügeln und Nähen nicht
unerfahren iſt, Stellung als Hausmädchen
oder dgl. Gefl. Off. bitte in der Exped.
d. Bl. unter H. O. abzugeben.
673) Ein ordentl. Müdchen ſ. Lauſd.
Zu erfr. Langgaſſe 41 Htb. 2 Tr. h.
674) Ein reinl. Mädchen v. 23 J.
ſucht Laufdienſt. Fiſcher, Fl. Ochſeng. 6
Guuuunauuriimm
675) Ein angehender Buchhalter mit
guten Empfehlungen u. ſchöner Handſchrift
ſucht Beſchäftigung; ferner ſuchen Kellner,
Kellnerlehrlinge, Haus= und Fahrburſchen,
ſowie ein geprüfter Heizer, Stelle.
Beck's Stellenbüreau, Mathildenplatz 11.
676) Eine anſtänd. Frau (Wittwe), in
der feineren Haush. durchaus erf., ſucht
Stelle z. ſelbſtſt. Führg. d. Haush. reſp.
zur Erziehg. mutterloſer Kinder. Frank's
Stellenb., Eliſabethenſtr. 9, 1 Treppe.
Ralkki
677) Geſucht zu einer leidenden alten
Dame eine gebildete Pflegerin in
rei=
ſeren Jahren. Näheres Saalbauſtr. 67
678) Ein Portier geſucht; ein lediger
Invalide bevorzugt. - Becks
Stellen=
büreau, Mathildenplatz II.
679) Für unſer Putz=, Weiß=,
Ta=
piſſerie= und Kurzwaaren=Geſchäft ſuchen
wir eine tüchtige, mit den Branchen
ver=
traute
apLIns,
Voruaurarin.
Dieſelbe muß ſehr gut decoriren können.
R. Heyer E Co.,
obere Eliſabethenſtraße.
680) In die Großh. Anſtalt für
Blod=
ſinnige wird eine
K ö ch i n
geſucht, die gut bürgerlich kochen kann.
681) Lauffrau geſucht. Caſinoſtr. 2
im Laden.
682) Ein anſtändiger, junger Mann
aus achtbarer Familie wird für das
Comptoir eines hieſigen Geſchäfts als
Lehriing
gegen Vergütung geſucht. - Offerten
unter H. H. H. an die Exped. erbeten.
rr. Ge.
Angora=Kätzchen,
ein junges weißes, hat ſich Sonntag
Abend verlaufen. Abzugeben bei Metzger
Kaiſer, Caſinoſtr. 11.
(683
Tüobtige Colporleure
auf neueſte Zeilſchriften, Bilder, Spiegel,
Uhren ꝛc. gegen hohe Proviſion ſucht
J. Brunner, Abzahlungsgeſchäft,
Worms, Fiſchmarkt 23. (28
20
Photographie
HansSchramm,
9
Atolier I. Ranges,
6 Ballonplatz 6.
Ehrende Anerkennung von
8
3 Sr. Kgl. Hoh. dem
Groß=
herzog von Heſſen und Sr.
8 Maj. dem König von Bayern.
e000000oooogggegeeagagooood
Hine Dame wünſcht noch einige Stun=
E den im Klavierſpiel zu ertheilen.
Beſte Zeugniſſe ſtehen zur Seite. Näheres
bei Herrn Muſikalienhändler Schödler,
Eliſabethenſtraße.
(527
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 18. Januar.
12. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Zweite Gaſtdarſtellung des Herrn Winkelmann.
A 1 d a.
Große Oper mit Ballet in 4 Akten von Berdi.
Der König
Herr Bögel.
Amneris, jeine Tochter Frl. Finkelſtein.
Aida, aethiopiſche Sclavin. Frl. Roth.
Rhadames, Feldherr
Herr Riechmann.
Rhamphis. Oberprieſter:
Amonasro,König von Aethio=
Herr Feßler.
pien, Vater Alda's
Herr Reichhardt.
Ein Bote
Frl. Jungk.
Eine Prieſterin
⁄re Rhadgmes. Herr Winkelmann a. G.
Anfang 17 Uhr. Ende gegen ¼10 Uhr.
150
Nr. 13
Hüringer Kunstfärboroi und Ghomische Wäscheroi Königsoe,
Anerkanut vorzügliche Leiſtungen. — Neueſte Muſterkarte moderner Farben.- Prompte, völlig koſtenloſe Ver
mittelung (æ- ohne Portozuſchlag) E bei D. Miefer Wwe., Ernſt=Ludwigsſtraße. 939
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt IL (Beſſungen)
vom 10. bis 16. Januar 1889.
Hesorene: Am 6. Januar: Dem Schloſſer Friedrich Michael
Michel, T. Dorothea Roſine. Dem Schuhmacher Heinrich Konrad
Stein, T. Eliſabethe. Am 8.: Dem Maſchinenarbeiter Balthaſar
Ehrhardt, T. Katharina. Dem Maurer Joh. Georg Leonhard
Aßmuth, S. Heinrich Georg. Am 10.: Dem Handarbeiter
Dama=
ſius Maier, S. Heinrich Otto Sebaſtian. Am 11.: Dem
Schuh=
macher Heinrich Karl Schrickel, T. Katharina.
Auſgebote: Der Metzger Heinrich Joſevh Wiegand von
Herb=
ſtein, Kreis Lauterbach, und Eliſabethe Lehr, T. des
Werkſtätte=
arbeiters Daniel Lehr dahier. Der Kutſcher Johannes Mößer hier
und Katharina Schüßler, T. des Zimmermanns Jakob Schüßler I.
zu Effolderbach, Kreis Büdingen.
Eheſchkietzungen: Am 12. Januar: Der Weißbinder Heinrich
Ludwig Erbes mit Wilhelmine Fey. T. des verſt. Wirts Chriſtian
Fey hier.
Geſtorbene: Am 9. Januar: Die Witwe des Maurers Adam
Wittmann, Margaretha, geb. Wiemer, 41 J. 3 M. 29 T. alt. Dem
Straßenwärter Johann Philipp Emig, S. Ludwig, 10 M. 22 T. alt.
Dem Schloſſer Max Friedrich Hartuſch, L. Margaretha Maria,
1 J. 2 M. 5 T. alt. Am 15.: Louiſe Karoline Chriſtiane
Philip=
pine von Grolman, 72 J. 8 M. 12 T. alt. Dem Maurer Johann
Philipp Lotter, T. Suſanna, 10 T. alt. Am 16.: Dem Schloſſer
David Huhn, S. Georg, 1 J. 24 T. alt. Dem Glaſer Peter
Günther, S. Ernſt Joſeph, 12 T. alt.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer begab ſich am 16. mit dem Fürſten
und dem Erbprinzen von Bückeburg nach dem Forſtrevier Baum
bei Bückeburg zur Hirſchjagd.
Der Reichsanzeiger' publizierte am 16. folgendes:
„Auf Ihren Bericht vom 13. d. M. beauftrage Ich Sie, den
Bundesregierungen und dem „Reichsanzeiger” die amtlichen
Mit=
teilungen zu machen, welche erforderlich ſind, um den Regierungen
und den Reichsangehörigen ein eigenes Urteil über das Verhalten
der Reichsjuſtizverwaltung in der Unterſuchungsſache wider den
Profeſſor Geffcken zu ermöglichen. Zu dieſem Zwecke beſtimme
Ich. daß die Anklageſchrift gegen den Dr. Geffcken im „
Reichs=
anzeigers veröffentlicht und nebſt den Anlagen derſelben dem
Bundesrat behufs Verwertung im Sinne Ihres Berichtes
mit=
geteilt werde.
Berlin, den 13. Januar 1889.,
Wilhelm I. R.
von Bismarck.
An den Reichskanzler
In dem hier angezogenen Berichte weiſt, nach dem „F. Jr, der
Kanzler auf die Entſtellungen hin, welche ein Teil der Preſſe des
In= und des Auslandes in der Geffcken'ſchen Sache begangen,
wo=
durch das Bedürfnis entſtanden ſei, die Möglichkeit eines eigenen,
durch die reichsfeindliche Preſſe nicht gefülſchten Urteils beim Volke
zu ſchaffen. Aus der umfangreichen Anklageſchrift geht hervor, daß
Kaiſer Friedrich ſowohl Herrn von Stoſch wie Guſtav Freytag
gegenüber ausdrücklich erklärt hat, daß das Tagebuch nicht vor
einer langen Reihe von Jahren veröffentlicht werden könne, weil
zu viel Volitiſches darin ſei, daß Geffcken ſich zur
deutſchkonſer=
vativen Partei zählte, aber, wie aus ſeiner Korreſpondenz mit
Herrn v. Roggenbach hervorgeht, dem Reichskanzler auf allen
Ge=
bieten und perſönlich auf das feindlichſte gegenüberſteht. Die Briefe
Rogsenbachs an Gefſcken vom 24. Auguſt und 6. September v. J.
ergeben, daß der erſtere Geſſcken zu einer Denkſchrift für Kaiſer
Wilhelm II. angeregt hat. Roggenbach hat ſpäter Bedenken
ge=
habt, als ihm der Entwürf vorlag; er hat denſelben nach der
Ver=
haftung Geſſcken's dem Verteidiger desſelben übergeben. Die
Kon=
zepte zu dem Erlaß Kaiſer Friedrichs an den Reichskanzler bei der
Thronbeſteigung und der Aufruf An mein Volk haben ſich bei
Geffcken gefunden, welcher ſich als den Verfaſſer beider Aktenſtücke
bezeichnet. Auf Veranlaſſung des damaligen Kronprinzen hat Herr
v. Stoſch im Jahre 1885, als Kaiſer Wilhelm in Ems ſchwer
er=
krankte, dieſe Kundgebungen vorbereiten wollen und iſt zu dieſem
Zwecke mit Geffcken auf ſeinem Gnte in Oeſtrich a. Rh.
zuſammen=
getroffen, wo die Proklamation beſprochen wurde. Geffcken hat
dieſelbe verfaßt und v. Stoſch dieſelbe im Auauſt 1885 dem
Kron=
prinzen auf der Mainau überreicht. Der in der Geſſcken=
Roggen=
bach'ſchen Korreſpondenz wiederholt genannte beiderſeitige Bekannte
und Vertraute Morier iſt früher der engliſchen Botſchaft in Berlin
attachiert geweſen und jetzt Botſchafter in Petersburg.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus wählte am 16. das vor
jährige Präſidium v. Köller (Präſident). v. Heeremann ſerſter) urd
v. Benda (zweiter Vicepräſidenth wieder. Aus der hierauf von
Finanzminiſter gegebenen Ueberſicht zu dem Staatshaushaltsetalüun
iſt hervorzuheben, daß im laufenden Finanzjahre der Ueberſchu;
des Eiſenbahnetats 75 Millionen beträgt, wovon nicht nur 5
Millionen von der Eiſenbahnkapitalſchuld abgeſchrieben, ſonderl
auch effektive Schulden getilgt werden ſollen. Die Verwaltung der
direkten Steuern ergab einen Mehrüberſchuß von 2305000 M., di
der indirekten Steuern einen ſolchen von 6241000 M. die
Staat=
ſchuldenverwaltung 2 Millionen Erſparniſſe. Während angenommen
wurde, daß das läufende Finanzjahr einer Einnahme aus Anleihen
von gegen 40 Millionen bedürfen würde, ergab das Jahr, obſcho=
Anleihen gar nicht erforderlich waren und noch verſchiedene Aus
gaben gemacht wurden, einen disponiblen Ueberſchuß von 3.
Millionen. Für das neue Etatsjahr würde ſich die Finanzlage de
Staates, ſo weit ſich überſehen lätzt, um 62 Millionen verbeſſern.
Dasſelbe balanciert mit 1513894879 M. in Ausgaben und
Eir=
nahmen. Der aus vorigem Etatsjahre herrührende
Verwaltungs=
überſchuß von ca. 36 Millionen ſoll zur außerordentlichen
Schulder=
tilgung verwendet werden.
Der Herzog Ernſt von Coburg=Gotha wird ſich gegen Mithh.
Februar nach Nizza begehen.
Nach der Köln. 3tg.- reichte Juſtizminiſter v. Friedberg wege,
Alters und Kränklichkeit ſein Abſchiedsgeſuch ein.
Jrankreich. In dem am 15. Januar im Elyſee abgehaltene:
Miniſterrate teilte v. Freyeinet mit, daß er demnächſt die Vorlag
über Deklaſſierung der alten Feſtungen nach den Anträgen deiſ ft
höhern Kriegsrates in der Kammer niederzulegen beabſichtige. De=
Kriegsminiſter fügte hinzu, daß er ſich mit einer Vorlage betreff=
Linderung der militäriſchen Rayonlaſten für die Mittelpunkte de
verſchanzten Lager namentlich für Paris und Lyon, beſchäftig!
Lockroy Leilte eine Vorlage über Verwendung der vom Verkauf de
Kronkleinodien herrührenden Summe mit. Ein Teil des Ertragel
ſoll den gegenſeitigen Unterſtützungsvereinen zugewendet, ein anderel
zur Errichkung von Gewerbe= und Lehrlingsſchulen verwandt und
der Ueberreſt zum Wiederaufbau der Kunſtgewerbeſchule und zu,
Anlage einer Muſeumskaſſe gebraucht werden.
Riederlande. Das Beſinden des Königs war nach dem
am=
lichen Bericht am 16. verhältnismäßig günſtig. Der König bracht
längere Zeit außerhalb des Bettes zu.
Itatien. In dem jetzt in Mailand tagenden Friedenskongre
führen die ſozialdemokratiſchen italieniſchen Abgeordneten Pantan/
und Cipriani den Vorſitz, zu Ehrenpräſidenten wurden gewähl.
Anatole de la Forge, Liebknecht, „ſozialdemokratiſcher Reichstags
ntel
abgeordneter und Gegner des deütſchen Militarismus;, wie ſei=
Kollege Pantano ihn der Verſammlung vorſtellte, und Caffi. Bei
der am 13. erfolgten Eröffnung des Kongreſſes ſcheint unter de:
b4l
Friedensleuten eine recht kampfesmutige Stimmung geherrſcht¾
haben. Ein Herr Marzoni verlangte in ſeiner Eröffnungsanſprach,
die Vereinigung aller demokratiſchen Streitkräfte, um den Kamp.
gegen die bevorrechteten Klaſſen beginnen zu können: Cipriani
wa=
der Anſicht, man müſſe jeden niederhauen, der ſich dem Friede!
widerſetze, und wenn die Propaganda nicht genüge, müſſe man zu
Revolution übergehen; der =General: Cluſeret feierte Garibald:
weil er an dem Feldzuge gegen Deutſchland teilgenommen; di=
Tagesordnung fordert auf zum Streite für einen auf Freihei
Gleichheit und Gerechtigkeit gegründeten Frieden, und nach
Schlu=
der Sitzung prügelte man ſich auf der Straße mit der Volizei herun
Vereinigte Staaten. Präſident Cleveland übermittelte am 16
dem Kongreſſe eine Botſchaft über die Samoafrage, worin es heiß!
Deutſchland erkläre zwar, weder wünſche noch beabſichtige es.
di=
eingeborene ſamoaniſche Regierung zu ſtürzen oder die vertrags
mäßigen Rechte der Unionsſtaaten zu ignorieren, vielmehr lade e¼l=
die Unionsregierung fortgeſetzt ein, gemeinſchaftlich den Frieden un
die Ruhe der Inſeln herzuſtellen. Immerhin ſchienen die betreffers =a
den Vorſchläge Deutſchlands dazu angethan, zu einem Uebergewich=
der deutſchen Macht in Samoa zu führen, wie ſolches die Unionz
ſtaaten niemals beabſichtigt hätten. Solches ſei mit den frühere!
Vereinbarungen und Verſtändigungen unvereinbar. Die jüngſter”
Ereianiſſe in Samoa machten den Argwohn rege Deutſchlan!
begnüge ſich nicht mit einer neutralen Stellung. Der Präſider
fügte hinzu, ſeine Anſichten betreffs der in der Samoafrage einzu
ſchlagenden Politik ſeien in dem Schriftwechſel und den Dokumente:1y
ausgedrückt, welche dem Kongreſſe mitgeteilt worden ſeien. Di= ran
behufs eingehender Erörterung ſeitens der Legislatur erwähnter U,
Dokumente ſeien bis jetzt noch nicht veröffentlicht.
Darmſtadt, 18. Januar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 16. Januar
im Mitinhaber der Firma „Heß, Leisler und Fiedler' in Mainz,
iedrich Heinrich Karl Mettenheimer, den Charakter als
hmmerzienrat: verliehen.
Ihre Durchl. die Frau Prinzeſſin von Battenberg hat unter
im 14. Januar an den Großh. Staatsminiſter ein Schreiben
ge=
ſthtet, welches folgende hier wörtlich mitgeteilte Stellen enthält:
„In Ausführung eines letztwilligen Wunſches meines in Gott
uhenden Gemahls, weiland des Prinzen Alexander von Heſſen,
übergebe ich dem Lande, deſſen Namen er mit Stolz getragen,
und dem er in ſo unendlicher Liebe und Treue ergeben war, die
Cammlung heſſiſcher Münzen, die er ſeit ſeinem zehnten
Lebens=
ſchre mühſam und mit größtem Fleiße geſammelt, geordnet und
nit einem von ihm ſelbſt verfaßten Kataloge verſehen hat.
Ich bin überzeugt, daß unſer Heſſenland dieſe Gabe als
un=
bräußerliches Gut ſtets in Ehren halten wird, und freue mich,
daß es mir und meinen Kindern vergönnt iſt, durch dieſe
Schenk=
ung dem Lande zu beweiſen, wie dankbar wir ſind für die vielen
Leichen von Anhänglichkeit und Liebe, die uns von jeher in unſerer
ſoͤeſſiſchen Heimat erwieſen wurden.
Auf Antrag des Miniſteriums des Innern und der Juſtiz
hhn Se. Königl. Hoheit der Großherzog demſelben Allergnädigſt
b. Ermächtigung erteilt, die fragliche in ihrer Art einzige
Samm=
ug für den Staat als Landeseigentum anzunehmen und deren
kfſtellung in dem Muſeum dahier zu veranlaſen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſe hochherzige, von ſo
ſenen Worten begleitete Schenkung in dem ganzen Lande
dank=
nre Empfindungen gegen die Hohe Geberin und Hochderen Familie
hworrufen und von dem heſſiſchen Volke als ein treues, hochwertes
Amken an den in ſeiner dankbaren Erinnerung lebenden
hoch=
dn Prinzen aufgefaßt werden wird.
D. Z.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog ſind geſtern Vormit=
Uhr 30 Minuten in Begleitung des Oberſtallmeiſters Frhrn.
ſordeck zur Rabenau nach Berlin abgereiſt.
Se. Großh. Hoheit Prinz Wilhelm ſind geſtern Vormittag
luyr 5 Minuten ebendahin abgereiſt. Im Gefolge Sr. Großh.
uert befindet ſich der perſönliche Adjutant Oberſt v. Zangen.
- Se. Durchl. der Fürſt zu Pſenburg=Büdingen, Se.
uchl. der Fürſt zu Solms=Hohenſolms=Lich, Se. Erl. der
af zu Solms=Laubach und Se. Erl. der Graf zu
Erbach=
öbach ſind zur Teilnahme an den Großh. Hofjagden hier
einge=
wex und im Schloſſe abgeſtiegen. Die geſtrige Hofjagd fand im
uh Gerauer Park ſtatt.
. N Der Alice=Verein für Frauenbildung und Erwerb hat
be=
ſſſien, ſeinen Anſtalten eine Kochſchule, verbunden mit
m en=Reſtaurant, hinzuzufügen. Die Anſtalt ſoll am 4.
mnis Eriur im Hauſe Luiſenſtraße Nr. 40 eröffnet werden. Der
m UIrrwicht in der erſten Abteilung bezweckt, den Töchtern und
hler Frauen der höheren Stände eine ausreichende Belehrung
alle Zweige der bürgerlichen und feineren Küche zu geben.
TEEnterricht in der zweiten Abteilung ſtellt ſich die Aufgabe, die
her liche und feinere Küche zu berufsmäßiger
Verwen=
zu lehren. In der dritten Abteilung ſollen Mädchen, die in
ſtehen oder treten wollen, gwiſſe Vorkenntniſſe beſitzen und
n feineren Kochen vervollkommnen wollen, unterrichtet
mWiſles.
Faͤr die Verwertung der Speiſen iſt das Damenreſtaurant
dihn welchem Damen jeden Standes Gelegenheit geboten wird, an
eödn gemeinſchaftlichen, guten Mittagstiſch teilzunehmen. Zwei
mg häntige Zimmer ſind im Lokale der Kochſchule für dieſen Zweck
blAnders eingerichtet. Das Monatsabonnement beträgt 18 Mark,
hevrämz elte Benutzung des Mittagstiſches 70 Pfg. Außerdem ſtehen
dchi uvereiteten Speiſen, ſoweit dieſelben nicht für den Mittagstiſch
ibEſtmtt ſind, den Schülerinnen, ſowie auch Gönnern der Anſtalt
gæy Erſtattung der Koſten zur Verfügung. Auch übernimmt die
Küoſck ule Aufträge nach Verabredung einzelne Speiſen herzu=
Ur halten die Erweiterung, welche der Alice=Verein ſeiner
lſſe Vsreichen und durch eine Reihe von Jahren bewährten
Thätig=
ggeiſldurch dieſe neuen Einrichtungen geben will, für einen
außer=
ercketlich glücklichen Gedanken, der ebenſowohl das Gedeihen und
Waſert der Anſtalten, wie das Intereſſe des großen Publikums
imöuge hat, denn dieſe jüngſten Stiftungen werden endlich einem
ülhbaren Mangel abhelfen. Frankfurt a. M. erfreut ſich
cyſecit lange eines ſtark frequentierten Damenreſtaurants
ol dort ebenſalls in Verbindung mit einer Kochſchule ſteht.
E=
ſtüader Zeit, daß auch Darmſtadt, woſelbſt es genug einzelſtehende
r=Fuaan und Mädchen giebt, einer gleichen zweckmäßigen
Einrich=
uumtei lhaftig werde. Das neue Unternehmen wird jedenfalls in
ehe lhigen Bevölkerung den lebhafteſten Auklang finden. Es iſt
fſekt ver Preſſe, auf alle gemeinnützigen Inſtitutionen aufmerkſam
UUuchen, und wir kommen dieſer Pflicht vorläufig mit dieſem
und Hinweis nach, uns weitere Notizen noch für ſpäter, ſobald
iel aache im Gange ſein wird, aufſparend.
r. 13
151
In der am Dienstag abend ſtattgehabten
Innungsverſamm=
lung der Metzger wurde beſchloſſen, die Preiſe wie folat feſtzuſetzen:
Schweinefleiſch mit Beilage 60 Pf. ſſeither 54 Pf.). Schmalz, ganz
und ausgelaſſen, 70 Pf. (ſeither 64 reſp. 60 Pf.), Speck 1 M. (
ſeit=
her 80 Pf.).
80. Ein nicht häufig wiederkehrendes Ereianis hal ſich
voll=
zogen. Der Altrhein iſt mit einer feſten ſpiegelglatten Eisdecke bedeckt
und kann von Stockſtadt a. Rh. aus in ſeiner ganzen Länge
be=
fahren werden. Freunde des Eisſports finden hier einen wohl die
ausgedehnteſten Anſprüche befriedigenden Tummelplatz. Bei
an=
haltend günſtiger Witterung iſt ein gemeinſamer Ausflug nach
Stockſtadt für nächſten Sonntag geplant und erfolgt darüber
be=
ſondere Bekanntmachung.
* Kleine Mitteilungen. In das Provinzial=Arreſthaus
eingeliefert wurde ein hieſiger Steinhauer, welcher verfloſſenes
Jahr bei ſeinem Arbeitgeber verſchiedene Diebſtähle ausgeführt
hatte. - Zwei Metzgerlehrlinge gerieten in der Aliceſtraße in
Streitigkeiten, ſchlugen ſich gegenſeitig und biß der eine dem
anderen in den linken Oberarm. - In einer Eiſengießerei fiel
einem Taglöhner ein ſchweres Gußſtück auf die linke Hand,
wo=
durch einige Finger erheblich gequetſcht wurden.- In einem Laden
in der Ludwigsſtraße entwendete ein Frauenzimmer, während deren
Mutter daſelbſt Einkäufe beſorgte, eine engliſchlederne Hoſe. Der
Diebſtahl wurde von dem Ladeninhaber ſofort bemerkt und der
Diebin die Hoſe wieder abgenommen. Auch einem Händler auf
dem Markkplatz, bei dem die Frauenzimmer etwas kauften, entwendeten
dieſelben bei dieſer Gelegenheit Orangen. Die beiden wurden durch
die Polizei feſtgenommen und nach Feſtſtellung ihrer Perſonalien
wieder entlaſſen.
Arheilgen, 16. Januar. Bei der heute hier abgehaltenen
letzten diesjährigen großen Treibjagd, bei der 19 Schützen
an=
weſend waren, wurden 200 Haſen erlegt. Das Mittagsmahl
nahmen die Schützen im Gaſthaus „Zum deutſchen Haus' ein.-
Heute wurde im Beiſein des Lieferanten unſerer neuen
Brücken=
wage von dem hieſigen Ortsvorſtand der geeignete
Aufſtellungs=
platz für dieſelbe ausgeſucht.
Mainz, 17. Januar. Das Komite des Karnevalvereins
hat ſein Programm bis Ende Februar wie folgt feſtgeſetzt: Freitag
18. Sonntag 20. Januar, Sonntag 3. Februar karnevaliſtiſche
Konzerte mit Chorliedern, Freitag 25. Januar und Freitag 8. Febr.
Herrenſitzungen, Freitag 15. und Freitag 22. Februar Damenſitzungen,
Samstag 2. Februar großer Maskenball, Sonntag 17. Februar
mittags Fremdenſitzung für die Bewohner der Nachbarſtädte. Für
die letztere, welche von W. Jacoby präſidiert und in welcher auch
ſdie Eröffnungsſeene wieder aufgeführt wird, werden die
um=
faſſendſten Vorbereitungen getroffen.
4
Mainz, 16. Januar. In dem vergangene Woche vor der
hieſigen Strafkammer gegen die Eheleute Wittmann von hier
ver=
handelten großen Hehlerei=Prozeß wurde der Ehemann
Witt=
mann freigeſprochen, ſeine Frau erhielt wegen gewerbsmäßiger
Hehleret 1 Jahr Zuchthaus.
Der Sparkaſſerechner 8erban von Oppenheim hat das
Geſtändnis abgelegt, das Geld, welches nachträglich durch ſeine
Verwandte wieder in die Kaſſe gelegt worden iſt, unterſchlagen
zu haben.
J. Worms, 16. Januar. Bezüglich der Erbauung einer
ſtehenden Rheinbrücke bei Worms hat das Großherzogliche
Miniſterium der Handelskammer von Worms auf eine diesbezügliche
Eingabe mitgeteilt, daß die Regierung die Brückenfrage einer
ein=
gehenden Prüfung unterziehen und mehrere vollſtändige Projekte
über die verſchiedenen Möglichkeiten der Anlage hat ausarbeiten
laſſen.
8t. Frankfurt, 16. Jan. Profeſſor Meuniers Vorſtellung
geſtern abend fand ein ebenſo zahlreiches wie elegantes Publikum.
Die Experimente erwieſen ſich ſämtlich ſehr intereſſant und wurden
geſchickt ausgeführt. Sehr reichen Beifall fand u. a. die
Lieblings=
piece Richard Wagners -Das Aufblühen von 300 Roſen”
Frankfurt, 17. Januar. Wie verlautet, hat ein Wiesbadener
Sportsman unſerem Meiſterſkuller Achilles Wild 100000, der
Rudergeſellſchaft Germania 5000 M. vermacht.
Das der Firma Staudt u. Co. gehörige Kohlenlager im
links=
mainiſchen Hafen ſteht nunmehr ſeit bereits vier Wochen in Brand
und konnte bis jetzt nicht gelöſcht werden. Nur ein kleiner Teil
des Lagers wurde durch Abgrabungen und Anlegung von Gräben
gerettet. Außer dem Geruch der ſich entwickelnden Gaſe iſt an
Ort und Stelle wenig von dem Brand zu bemerken.
St. Frankfurt a. M., 17. Januar. (Jpernhaus.) Die
Operette „Der Zigeunerbaron von Strauß, welche die Wiener
Operettengeſellſchaft vor einigen Jahren hier mit großem Erfolg
gegeben, ging geſtern abend hier erſtmalig, mit einheimiſchen Kräften
beſetzt, in Scene. Die Aufführung war unter Leitung des Herrn
Kapellmeiſter Deſſoff eine vollendete und die Inſcenierung eine
äußerſt geſchmackvolle. Von Soliſten zeichneten ſich beſonders Frl.
Fiſcher, Frl. König, Herr Bräkl und Herr Grün aus. Das Haus
war bei aufgehobenem Abonnement faſt ausverkauft und ſpendete
das Publikum ſämtlichen Mitwirkenden nach den Aktſchlüſſen
wiederholten Beifall.
Nr. 13
152
Fulda, 16. Januar. Der große Brand in Hünfeld am
29. Oktober v. J. hat. wie nun amtlich ſeſtgeſtellt iſt, im ganzen
117 Wohnhäuſer mit 234 Nebengebäuden eingeäſchert. Des Obdachs
wurden dadurch beraubt 210 Familien mit 684 Köpfen.
Umge=
kommen dabei iſt als Feuerwehrmann der Schloſſer Fleck von hier.
796 500 M. beträgt die Summe, mit der die niedergebrannten
Häuſer verſichert waren; nicht verſichert hatten nur einige arme Leute.
Berlin, 17. Januar. Für die Sicherung der Schiffahrtauf
dem Rhein ſind im preußiſchen Staatsetat ziemlich bedeutende
Summen eingeſtellt. Zur Erweiterung des Hafens zu
Oberlahn=
ſtein werden 50000 M. gefordert, desgl. zur Anlage eines
Sicher=
heitshafens am rechten Rheinufer unterhalb der Loreley 260000
M. Zur Regulierung des Rheins von Mainz bis Bingen ſind
als 5. Rate 150000 M. eingeſtellt.
Hannover. Der Kr. 8ta. wird über die Entſendung von
Feldgeſchützen nach Oſtafrika noch weiter von hier mitgeteilt,
daß die von dem hieſigen Feld=Art.=Regt. Nr. 10 zur Verladung
in Wilhelmshaven abgegebenen zwölf 785 Etm.=Geſchütze mit der
zugehörigen Munition zür Armierung fortiſikatoriſcher Stützpunkte,
welche an den Hauptküſtenpunkten des deutſchen Schutzgebietes in
Oſtafrika errichtet werden ſollen, beſtimmt ſind. Dort werden ſie
von Mannſchaften der „Kolonialtruppe; bedient werden, welche
Hauptmann Wißmann anwirbt. Für die abgegebenen Geſchütze hat
die betreffende Abteilung ſolche neuerer Anfertigung aus dem
Artillerie=Depot zu Hannover als Erſatz empfangen.
Hamburg, 15. Januar. Im verfloſſenen Jahr weiſt die
Ham=
burger Reederei einen Zuwachs auf, wie in keinem frühern
Jahre des Jahrhunderts. Von 211 Dampfern mit 217594 Tons
am 1. Januar 1888 ſtieg ſie auf 231 mit 243 463 Tons am 1. Januar
1889. Die geſamte Hamburger Reederei belief ſich zu jenem
Termin auf 496 Schiffe mit 360 569 Tons, zu dieſem auf 507
Schiffe mit 392000 Tons. Ueberdies waren am Jahresſchluß noch
36 Dampfer mit 106 914 Tons für die hieſigen transatlantiſchen
Linien im Bau. Hiernach iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß
im gegenwärtigen Jahr die halbe Million Tons erheblich
über=
ſchritten werden wird. Dieſer gewaltige Aufſchwung wirft ein ſehr
erfreuliches Licht nicht nur auf die Lage der Schiffahrt und des
Handels am hieſigen Platze, ſondern auf die deutſchen
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe überhaupt.
— Ein energiſcher Ballordner. Als der Geſangverein Kirchlens
bei Bahreuth am 16. September v. J. einen Ball abhielt, fungierte
der Oekonom Ruppert als Tanzordner. Die Würde ſeines Amtes
dokumentierte eine Kuhglocke, mit welcher er das Leichen zum
Ausſetzen gab. Als nun einmal ein Tänzer dieſem Signal nicht
gehorchte, ſchlug ihm der ſchneidige Ballkommiſſär die Kuhglocke
derart an den Kopf, daß ſofort das Blut aus einer klaffenden
Wunde ſpritzte. Für dieſe energiſche Wahrung der Tanzordnung
erhielt Ruppert vom Schöffengericht 21 Tage Gefängnis.
Großherzogtiches Hoftheater.
Mittwoch 16. Januar.
„Tannhäuſer=
(Gaſtſpiel des Herrn Hermann Winkelmann vom K. K.
Hofoperntheater in Wien).
E. M. Den geſchätzten Sänger, der jetzt dahier ein auf drei
Abende berechnetes Gaſtſpiel abſolviert, zählten wir einſt zu den
unſerigen. Hermann Winkelmann iſt uns als Künſtler eine
wohlbekannte Perſönlichkeit. An die Jahre ſeiner ehemaligen
Wirk=
ſamkeit an unſerer Hofbühne ſchloſſen ſich u. a. die Tage von
Bay=
reuth und gaben ihm zu der geſanglichen Bedeutung auch die
ſchauſpieleriſche Routine, ohne welche ein „Meiſterſingers nach dem
Herzen R. Wagners nicht zu denken iſt. Die Erwartungen, welche
ſich an den erſten Tenor der Wiener Oper und einen Auserkorenen
des verewigten Tondichters mit Recht knüpfen ließen, wurden in
der Hauptſache ſchon nach den erſten geſungenen Sätzen glänzend
erfüllt. Muſterhaft iſt die wohlüberlegte Phraſierung, die jede Silbe
klarſtellende Ausſprache, die ſtets ſinngemäße Deklamation, der fein
nüancierte Vortrag, der vom gehauchten Pianiſſimo bis zum Forte,
das in der Verbindung mit Höhe das Orcheſter ſiegreich überſtrahlte,
einen weiten Spielraum hat, welcher die manigfaltigſten
Abſtuf=
ungen ermöglicht. Hinreißender Schwung herrſchte in dem Liede
an die Göttin der Liebe, das bei ſeiner Wiederholung einen
ge=
waltigen Zuſatz an Leidenſchaftlichkeit erfuhr. In der Beteiligung
am Sängerkriege wurde die Stimmung der einzelnen Geſänge und
ihr eigenartig kontraſtierender Inhalt - ſehnendes Verlangen,
Freude am ſinnlichen Genuß, Verachtung der Entbehrung und
be=
geiſterte Verzückung - ſo glücklich getroffen, daß ſelbſt der ſtrengſte
Kritiker nur unbedingtes Lob zu ſpenden vermag. Der
Gipfel=
punkt der ganzen Leiſtung war aber doch die große
Er=
zählung im 3. Akte, für, welche Herr Winkelmann ſich
die volle Kraftentfaltung, weiſe aufgeſpart, hatte. An das
Ohr des geſpannt lauſchenden Hörers ſchlugen Töne voll
männ=
licher Kraft, makelloſer Schönheit, vollendeter Bildung. Da war
bis zu den Schlußworten: „Heil'ge Eliſabeth, bitte für michl-
aaich nicht eine Phraſe, ein Ton, den wir anders gewünſcht hätten!
Laß der geſchätzte Gaſt bei allen Aktſchlüſſen ſtürmiſch gerufen
ud mit reichen Beifallsſpenden bedacht wurde, erſcheint nach dem
Geſagten ſelbſtverſtändlich. Frl. Roth (Eliſabeth) riß wieder
durch den Wohlklang und die Friſche ihrer Stimme, durch die
kraftvolle und künſtleriſche Verwendung derſelben, durch die Wärme
des Ausdrucks und die Vorzüge ihrer Deklamation zur
Bewunde=
rung hin. Herr Léon aus Mainz beſtätigte durch ſeine heutige
Leiſtung in der Hauptſache das von uns über ihn nach der Hans
Heiling=Darſtellung gefällte Urteil. Seine Geſangsweiſe iſt fein
und ausdrucksvoll; ſie ſprach ſowohl im Sängerkriege als in dem
Vortrage des Liedes vom Abendſtern an. Letzteres wurde von
Herrn Leon auch ſo geſungen wie Wagner es vorgeſchrieben hat,
nämlich ſitzend. Die Textausſprache iſt deutlich und ſchön
zu=
gleich; das Spiel natürlich und ungezwungen, ſprechend, aber
maßvoll.
Wir müſſen der heutigen Tannhäuſeraufführung in allen Stücken
das Prädikat muſterhaft einräumen und wollen auch nicht vergeſſen,
daß die erſten Scenen burch die ſich noch immer glanzvoll
bewähren=
den Stimmmittel der Frau Mayr=Olbrich (Venus) muſikaliſch
ſicher geſtellt ſind.
Litterariſches.
- Auf dem großen Gebiete der alljährlich erſcheinenden
gärt=
neriſchen Katalogslitteratur mutet uns als Unicum in ſeiner Art
der ſoeben erhaltene Generalkatalogh) des Herrn F. C. Heinemann
in Erfurt an. Die Eigentümlichkeit dieſer mit reichen und
kunſt=
vollen Illuſtrationen verſehenen Zuſammenſtellung aller Arten
Ge=
müſe=,Blumen=u. landwirtſchaftlichen Sämereien, Bäume, Sträucher,
Blumenzwiebeln, Knollen, Warm= und Kalthauspflanzen, beſteht
eben darin daß ſie durchaus den Bedürfniſſen der Privatkundſchaft
in erſter Reihe gerecht wird und allen unnützen Ballaſt vermieden
hat. Ein Compendium des Beſten und von allen Neuen nur des
wirklich Wertvollen für den Gartenfreund, das wäre wohl die
richtige Bezeichnung des brillant ausgeſtatteten und in ſeinen Spalten
ſo manchen guten Rat, ſo manche Belehrung enthaltenden ſtarken
Heftes. Die wohlbekannte Firma erfreut ſich ſeit ihrem langjährigen
Beſtehen eines weit verzweigten Kundenkreiſes im In= und
Aus=
lande. Allen denen, welche ſich dafür intereſſieren, wird der
Kata=
log auf Wunſch franco und gratis bereitwilligſt zugeſandt.
*) Ueber alle feineren Bindearbeiten in lebenden und
getrock=
neten Blumen iſt ein Spezialkatalog erſchienen; derſelbe
ent=
hält ferner: Cotillon=Touren in größter Auswahl, Blumentiſche
und Blumentopfſtänder neueſter Façon, Palmenſtänder,
Schmuck=
tiſche, mit und ohne Springbrunnen, Conſols für Blumen,
Topf=
träger, Goldfiſchgläſer, Rohr=Jardinieren, Vaſen ꝛc.
(687
Dankſagung.
Für die herzliche Theilnahme bei dem uns ſo ſchmerzlich
betroffenen Verluſt unſeres lieben guten Vaters, Großvaters,
Urgroßvaters und Schwiegervaters, des
Herrn Rentner Valentin Hebermehl
ſagen wir hiermit unſern innigſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen.
Guſtav Hebermehl,
Katharina Scheerer, geb. Hebermehl.
Darmſtadt, 16. Januar 1889.
8
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe der Theilnahme an dem
Hin=
ſcheiden unſeres guten Gatten und Vaters ſagen wir Allen
gerzlichen Dank.
Matharine Henkel Wwe.
und Familie.
Tageskalender.
Freitag. 18. Januar: Geſellige Vereinigung und Konzert der
national=
liberalen Partei im Schützenhof.
Religiöſer Vortrag von
G. Täubner im Saalbau.
Sonntag, 20. Januar: Generalverſammlung der neuen allgemeinen
Kranken= und Sterbekaſſe für Beſſungen im Fey'ſchen Saale.
Montag, 21. Januar: Konzert des königl. Kammerſängers Paul
Bulß aus Dresden im Saalbau.
Freitag. 25. Januar, abends 5 Uhr: Generalverſammlung des
Ver=
ſchönerungs=Vereins im Saalbau.
Deusk und Verlag: L. C. Wittick'ſche Hyfbuchdrn derei. - Nerantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.