Darmstädter Tagblatt 1889


17. Januar 1889

[  ][ ]

Abonnementsprei=

152. Jahrgang.

Inſerate

vernehährlich 1 Mark 50 Pl. uck
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark bo Pf.
pro Quartal inck Voſtaufſichlag.
.

Mit der Sonntags=Beilage:
2EUNlLrtp Uuttaitunhooturt.

werdenangenommen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärtk
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Donnerstag den 17. Januar.
1889.
12.

Bekanntmachung.
Um die Rechnung über Erbauung des ſtädtiſchen Electricitätswerks zum Ab=
ſchluß
bringen zu können, erſuchen wir alle Diejenigen, welche noch Forderungen
aus fraglichem Anlaß an die Stadt geltend zu machen haben, dies mittelſt Ein=
reichung
ihrer Rechnungen an die Betriebsleitung des Electricitätzwerks ( Schuchard=
ſtraße
Nr. 5) ſpäteſtens bis zum 25. l. Mts. zu thun. Die Regulirung ſpäterer
Forderungen würde nur unter Schwierigkeiten und mit Zeitverluſt erfolgen können.
Darmſtadt, den 14. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
1808
Ohly.
Das Programm des Reblaus=Curſus zu
Worms,
welcher von Montag den 28. Januar bis Samstag den 2. Februar 1889
in der von der Großh. Direction des Gymnaſiums und der Realſchule gütigſt zur
Verfügung geſtellten Aula des Gymnaſiums von dem Landwirthſchaftlichen Ver=
ein
der Provinz Rheinheſſen unter Leitung der Herren Landwirthſchaftslehrer Dern,
Schulrath Doſch und Gymnaſiallehrer Dr. Quentell von Worms abgehalten wer=
den
wird, iſt folgendes:
Montag Vorm.: Eröffung des Curſus durch den Präſidenten Herrn Möllinger.
Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Reblausfrage und über die
landläufigen Irrthümer (Doſch). Gemeinſchaftliches Mittageſſen.
Nachm.: Prattiſche Handhabung der Loupe und des Mitroskopes, ſowie Vor=
zeigung
mikroskopiſcher Präparate Dr. Quentell).
Dienstag Borm.: Vortrag über das Leben des Weinſtockes (Dern). - Erſte
Anleitung im Mikroskopiren Dr. Quentell).
Nachm.: Vorträge über die verſchiedenen Feinde des Weinſtockes und die dadurch
verurſachten Krankheiten (Dr. Quentell und Dern).
Mittwoch Vorm.: Mikroskopiſche Uebungen.
Nachm.: Vortrag über die Naturgeſchichte der Reblaus Dr. Quentelh.
Donnerstag Vorm.: Anfertigung mikroskopiſcher Präparate (Dr. Quentell).
Nachm.: 1. Vortrag: die geographiſche Verbreitung der Reblauskrankheit (Doſch.
2. Vortrag: Stand der Frage in Biebrich, Thüringen und Oeſterreich=
Ungarn (Dern).
Freitag Vorm.: Anfertigung von mikroskopiſchen Präparaten.
Nachm.: Die angewendeten Bekämpfungs= und Vernichtungsmaßregeln. Gefahr
der Verſchleppung der Krankheit (Doſch).
Samstag Vorm.: Mikroskopiſche Uebung. - Vortrag über Rebſorten und Re=
benveredelung
mit praktiſchen Demonſtrationen (Dern).
Nachm.: Anfertigung mitkroskopiſcher Präparate. - Vortrag über die beſtehenden
Geſetze, Aufgaben der Landesregierungen, der landwirthſchaftlichen Vereine,
der Sachverſtändigen und der Localcommiſſionen (Doſch). Austheilung von
Wurzelpräparaten.
- Schluß des Curſus durch den Präſidenten Herrn
Möllinger.
Die Unterrichtszeit dauert Vorm. von 9-12 Uhr, Nachm. von 2-5 Uhr; vor
den Hauptvorträgen Nachmittags, welche von 3½ 5 Uhr ſtattfinden, tritt eine
hhalbſtündige Pauſe eiu.-
Die Nachmittagsvorträge können auch von Nichtmit=
gliedern
des Reblauscurſus beſucht werden.
(609

Bau= und Nutzholz, ſowie
Brennholz=Verſteigerung.
Montag den 21. Januar, Vormittags
9 Uhr,
werden in dem Saale des vormaligen
Rathhauſes der ſeitherigen Gemeinde
Beſſungen die nachverzeichneten Holz=
ſortimente
aus verſchiedenen Diſtricten der
Beſſunger Tanne öffentlich verſteigert:
13 Kiefernſtämme von 14.54 Cbm. In=
halt
(bis 39 Ctm. Durchmeſſer),
145 Rm. Tannen=Scheiter,
457 Tannen=Knüppel,
676 Hundert Tannen=Wellen,
55 Rm. Tannen=Stöcke,
ſodann Dienstag den 22. Januar,
Vormittags 9 Uhr,
in demſelben Lokale aus den Diſtricten
Vorderwieſenſchlag, Ständige Weide und
Wüſtenberg; des ſeitherigen Beſſunger
Läubwaldes:

65 Rm. Buchen=Scheiter, 89 Eichen=Scheiter, 13 Erlen=Scheiter, worunter 7 in Rundſtücken, 84 Buchen=Knüppel, 110 Eichen=Knüppel, 166 Nadel=
19 Erlen= 1090 Hundert Buchen=Wellen, 1950 Eichen= 20, 40 Nadel= 250 Weichlaub=, 25 Rm. Buchen=Stöcke, 46 Eichen=

ferner Mittwoch den 23. Januar,
Vormittags 9 Uhr,
an Ort und Stelle aus den Diſtricten
Vorderwieſenſchlag, Wüſtenberg, Stän=
dige
Weide, Dachsberg ꝛc., des ſeitherigen
Beſſunger Laubwaldes:
200 Eichen=Stümme von 4961 Chm.
Inhalt, von 4-12 Met. Länge,
14-45 Emt. mittl. Durchmeſſer,
4 Nadelholzſtämme v. o73 Chm. In=
halt
, 10-15 Met. Länge, 12-14
Emt. mittl. Durchmeſſer,

[ ][  ][ ]

138
8 Eſchenſtamme von 111 Cbm. In=
halt
, 8-12 Met. Länge, 13-16
Emt. mittl. Durchmeſſer,
5 Erlen=Stämme von 1.½ Cbm. In=
halt
, 5-9 Met. Länge, 18-23
Emt. mittl. Durchmeſſer.
34 Eichen=Derbſtangen von 191 Chm.
Inhalt,
8 Eſchen=Derbſtangen von 0.43 Cbm.
Inhalt,
102 Nadelholz=Derbſtangen von 454
Chm. Inhalt.
Wegen näherer Auskunft wollen ſich
Steigliebhaber an die Forſtwarten Voll=
hardt
, Forſtmeiſterſtraße Nr. 12 und Lehr,
Kiesbergſtraße Nr. 11, wenden.
Zuſammenkunft am 23. Januar an
der Kreuzung des Kirchen= und Böllen=
fallthorwegs
am Eingang des Waldes.
Darmſtadt, den 11. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[497
Ohly.

Bekanntmachung.
Im Wege der Submiſſion ſoll ver=
geben
werden:
Die Neu= bezw. Umpflaſterung
1. der Wendelſtadtſtraße am 19. Januar,
2) Eliſabethen= und Stiftſtraße am
22. Januar,
3) Heinheimerſtraße und der Straße
vor dem Lagerhaus am 24.
Januar.
Die bezüglichen Offerten ſind an den
vorbenannten Tagen bis Vormittags 10
Uhr bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Bedingungen liegen auf dem Tiefbau=
amt
, Zimmer Nr. 26, zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 14. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
Riedlinger, Beigeordneter. (500
Bekanntmachung.
Durch Urtheil der Strafkammer des
Landgerichts Darmſtadt vom 23. No=
vember
1888 iſt gegen Margarethe,
Adam Nodenhäuſer I. Ehefrau, Milch=
händlerin
zu Ober=Ramſtadt, wegen Ver=
gehens
gegen das Nahrungsmittelgeſetz
Verkaufs abgerahmter Milch ohne Be=
zeichnung
als ſolche) eine Geldſtrafe von
40 Mk. ausgeſprochen worden.
Darmſtadt, 14. Januar 1889.
Großherzogliches Amtsgericht I.
Römheld.
6610
Sn der Infanterie=Kaſerne ſollen 30
a) herausgenommene, theilweis noch
brauchbare Fenſter
Dienstag den 22. d. Mtz., Nach=
mittags
3 Uhr,
gegen gleich baare Bezahlung an den
Meiſtbietenden verkauft werden, wozu
Kaufliebhaber eingeladen werden.
Großherzogl. Garniſon=Verwaltung
66111
Darmſtadt.

Nr. 12
Behnnntmuchung.
Betreffend: Vergebung von Waldarbeiten.

Das zum Schutze der Waldungen gegen die Kiefermaupen erforderliche Ent=
fernen
der rauhen Rinde auf 10 Etm. Breite an ſämmtlichen Stämmen von circa
144 Hektaren der Kiefernwaldungen der Stadt Darmſtadt und der ſeitherigen Ge=
meinde
Beſſungen ſoll in 12 Looſen auf dem Submiſſionswege an die Wenigſt=
nehmenden
vergeben werden.
Uebernahmsluſtige wollen ihre Angebote gehörig verſchloſſen, mit der Auf=
ſchriſt
Vertilgung der Kiefernraupe betr. verſehen bis längſtens
Samstag den 19. d. Mtß., Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einreichen.
Die Bedingungen liegen im Stadthaus, Rheinſtraße 18 (Ggimmer Nr. 13)
während der Büreauſtunden zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 11. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(406
Ohly.

ivsaz.

iDn

Mrettidztranih

Kathildenplatz
Hathildenplatz
OII
Landall,
I.
1
Ged
GEVIes Obols

Bosnische Zwelschen
in 4 verſchiedenen Sorten,
Thüringer Pſlaumon, Bamberger Imotschen,
Amorik. Dampfäpfel, Amorik. Aepfolschnituon,
Eirschon, Hirabellen, Pflrsiche,
Wamberger Brünellem,
Französisohe Brünellen, - Hal. Brünellon,
(Brignolles & Pistolles).
Htollienische Wirnen lgeſchält und ungeſchält,
Edel-Birnen

(deutſche und franzöſiſche).
Bosnische Katharinen-Pſlaumen.
EGemisehte Obstsortem
in 4 verſchiedenen vorzüglichen Qualitäten
empfiehlt in neuer friſcher Waare
(249
ROEIT TARAU, uaUhIGGIpla I.

Um mit meinem großen Lager von
Geſchäftsbüchern
etwas zu räumen, verkaufe während des Monats Januar ſämmtlichel
Bücher aus der Fabrik von Fried. Wilh. Ruhfus, welche durch kein=
anderes
Fabrikat übertroffen werden, mit 10 pCt. Rabatt.
Geringere Sorten, welche ſelbſt binden ließ, haben keinen Rabatt.
Emil Remter,
194
Ecke der Schul= und Kirchſtr.

Au verkauſen: 612
1 großer, guter Tiſch, ſehr geeignet für
Schneider oder zum Bügeln. 1 Schreib=
pult
um auf einen Tiſch zu ſtellen. 2
gute, geſteppte Strohſäcke. Morgens
anzuſehen. Dieburgerſtraße 72, 3. St.

Zu verkaufen

ein Pferd (geritten und gefahren) nebſt
ilberplattirtem Selettgeſchirr, ſowie ein
Breuk mit verſtellbaren Sitzen. - Zu
erfragen bei Fr. Gieſecke, Sattler. (61:

[ ][  ][ ]

Nr. 12

AI.
a

Ur.
i nack
1.44b.

lichel
kein

halt.h. aas
9E38
Ha8
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M4 El
pes
6e3
f.8
823

Vorzügliches
GIIOOON

1
Süße, große
4.17
ſi
m IEL. EValsGnGN,
th.
1951
per Pfd. 20, 25 und 30 Pf.
von
=
Hemiſchtes Hoſt,
7 hochfeine Sorken,
per Pfund 50 Pfo.
m) Amerikaniſche Dampf=Aepfel,
Ee
5 2i8
Apfelſpalten,
833
ursl Franzöſiſche und italieniſche
143
2 Vos
Edelbirnen,
64x
6) Mirabellen, Kochfeigen,
ſ48
w) Kirſchen, Bordeauxpflaumen.
endgen

Gr nTIE,

Bleichſtraße.

[250

Triſche

Schellfiſche
eingetroffen.
Ja606 konkI6h,
Hoflieferant.
(614
ſin Landauer, 1 Victoria= und vier
= Handwagen billig zu verkaufen.
Landwehrſtr. 40.
6514

Follandiſche und Belgoländer
O06

139

Donnerstag früh und Abends eintreſſend.
Durch großen Schellfiſchfang ſind die Preiſe in dieſer
Woche ſehr billig.

GI AAAN
Mathildenplatz I.

615

Zu Geſellſchaften und Feſteſſen
empfehle

ASAUUEAION
A.
Schloß Rheinberg. Geiſenheim, bekannte hochfeine Qualitäten, aus den edelſten
Weinen des Rheingaues und der Moſel, per Flaſche Mk. 2.50 bis Mk. 5. Bei
Entnahme vou 6 Flaſchen an Rabatt. - Ferner Gamitäis-Chumpogner
für Kranke in ½ ½ und ¹⁄₈ Fläſchchen.
Allein=Niederlage für Darmſtadt

EEIdr. 6Aa6ter,

Großh. Hoflieſerant.

(13292

Geſchäfts=Verlegung.

Werthen Geſchäftsfreunden und einem geehrten Publikum die ergebene Mit=
theilung
, daß ich meine Werkſtatt und Wohnung aus Magdalenſtraße Nr. 3 noch
Magdalenenſtraße Nr. 14 verlegt habe und empfehle ich mich auch ferner zur
prompten Lieferung aller in mein Fach einſchlagenden Arbeiten unter Zuſicherung
billigſter Bedienung.
Hochachtungsvoll
Harl Schmeider.
Schreinermeiſter.
(355

Laart,
Aechte
Lrndir d e hi
Mrain
4.
gertir,
a
41
Glyoerin-
4
5r³r
ETTD
Schnefelmilch-Zeiſe
aus der Kgl. Bayr. Hofparfümerle-Fabrik
.
L. H. Punderlich.
Prämiirt 1882. Seit 1863 mit gröostem
Erfolg eingeführt und entschieden eine
der beliebtesten und angenehmsten Loi-
lettenseifen
zur Erlangung eines schönen
sammetartigen weissen Teints, vorzbglich
zur Beinigung von Hautsohärfen, Aus
sohlägen, Nautjucken, Flechten, RopfgrInd,
Schuppon. Lu haben 85 - bei Herrn

2
2
1
S
466
5
2
255
S.
K
25
2
O
8

Schöne Grangon
per Stück 6 und 8 Pf.
empfiehlt
Carl Walzingor,
Wilhelminenſtraße I. (516

Sauerkraut,
grüne Bohnen,
Essig- é; Salsgurken,
Rothrüben,
mit 50 p0t.
Preiselbeeren zucker.
Mixed Piekles,
in 1. und 2.Pfund.
Mirabellen
Dosen,
Mirabellen-Gelée,
hochfein, per Pfund 50 Pfg.,
Lwetschen-Latwerge
per Pfund 25 Pfg,
Rhein. Aepfel-Gelée.
Garantie für Haltbarkeit und vor=
züglichem
Geſchmack.
45
Möh,
Geho
Bleichſtraße.
295

[ ][  ][ ]

140

Nr. 12

1
Agunonhe Saöhtod-Ahnndts uu Dihsn
Gegründet 1833. - Geſammtvermögen 59 Millionen Mark.
Anlage von Kapitalien auf ſofort beginnende lebenslängliche Leibrenten:
Jährliche Rento ans oiner Einlage von 1000 Hark.
Lebengalter beim Eintritt z. B.: 40 45 50 55 60 65 70 Jahre,
Betrag der Rente: Mk. 6410 6850 74. 8080 8930 10030 116.10,


mit Anſpruch auf die jährliche Dividende,
welche ſeit 25 Jahren 10 bis 25 vCt. der Rente betragen hat. Die Rente der 55jährigen Perſon erhöht ſich beiſpielsweiſe
bei 10 pCt. Dividende lgegenwärtiger Satz) von Mk. 80.80 auf 88.80.
Die Einlagen koͤnnen für jedes Lebensalter und auch mit Rückvergütung gemacht werden, in welch lezterem Falle ſich
die Rente etwas niedriger ſtellt. Zwei im Leben verbundene Perſonen können gegenſeitig einlegen.
Bei einer jährlichen Rente von wenigſtens Mk. 100 wird halbjährlicher Bezug geſtattet; die Renten=Coupons
lauten auf 31. Dezember (reſp. auch 30. Juni) und werden durch die Generalagentur in vollem Betrage ausgezahlt.
Das einzulegende Kapital wird auf Reichsbank=Giro=Conto der General=Agentur oder bei der Bank für Han=
del
und Induſtrie koſtenfrei eingezahlt, auch wird der Verkauf von Werthpapieren übernommen.
Anzahl der auf ſofortige Renten Verſicherten Ende 1887: 13,088. welche eine jährliche Rente von Mk. 1018 400 beziehen.
Wir machen auf obige Kapitalanlage (Tafel B) beſonders aufmerkſam, weil es bei dem geſunkenen Zinsfuß vielen
Perſonen, insbeſondere ſolchen, welche lediglich auf das Erträgniß ihrer Kapitalien angewieſen ſind, von Werth iſt, eine Ge=
legenheit
zu haben, ihr Einkommen weſentlich zu erhöhen, oder Erſatz für den niederen Zinsfuß zu erhalten.
Die Antragsſtellung, Statuten, Proſpekte ſowie alle nähere eingehende Auskunft durch die
11380
General=Agentur Darmſtadt: Wr. EEert, Ecke der Riedeſel= u. Saalbauſtr. 65.

GSTITLIII,
2 Ludwigsplath 2.
za4o
H.
GUUBUI GULb
leigne Brennung).
Naturell in Dampf geröſtete ſowie
candirte Sorten, 9 verſchiedene
Sorten ſtets friſch vorräthig.
Hochfeine kräftige Qualitäten
und Miſchungen.
Sehr billigo Proiso.
Auch die billigſten Sorten ſind von,
feinem, kräftigem Geſchmack.
Luntz Haſies
in allen Sorten auf Lager.

4
450
AG
OM
Chester,
Roquokort,
Brie,
National,
Camembert,
Gervais, Kronen,
Neufchateler,
Liptauer,
Hohenburger,
Emmenthaler Schweizor;
Edamer Takel,
Primn Limburgor,
Schweizer Träutor,
Parmesan und
Mainzer Kümmelküschen.

Vrische

Ural=Caviar,
prachtvolle Waare.
G. P. POTI.

Bleichſtraße.

Rohe Haſſes's
(616
in reicher Auswahl.
2 Hudwigeplatz 2.
Feine
Taſelſeigen,
per Pfund 35 Pfg.
H.
J. L.
617
Bleichſtraße.

Centrikugen-Butter,
Land-Butter,
Land-Eier
in hochfeiner Waare.
P. PoII.
H.
618
Bleichſtraße.

ſine große Singer=Nähmaſchine, ſaſt
E, neu, billig abzugeben. Garautie 2
(560
Jahre. Näheres Exped.

w Hausmacher=,
Woine Scter=,Schuitt=Hudoln
mit Kochrezepten für Suppe und Gemüs,
keine ſogen. Fabrik=Nudeln) bei (13049
C. Matzinger und M. Manck.
4.
Strümpfe und Socken werden ſehr
2 ſchön und gut geſtrickt (Handarbeit).
Nieder=Namſtädterſtr. 35, Manſ. (207

619

2
424¼b)
r
4t4i3 ₈⁄₈
pöD
42½
11
Ra¾,
AclAuuutiAAAttAAuAtrun
10959) Ludwigsſtraße 1 iſt eine
hübſche Wohnung, 6 Zimmer, Kabinet,
Küche, Vorrathskammer und dem nöthigen
Zubehör, ſofort oder ſpäter zu vermiethen.
Näheres daſelbſt.

5. A de irederanndier
ſtraße 32 Beletage, beſtehend aus fünf
Zimmern, Magdkammer, Badeſtube, zwei
Kellern, zum 1. April zu vermiethen.
Näheres parterre.
63) Obere Hügelftr. 30 der 1. St.
Saal und 5 Zimmer, 2 Zimmer in der
Manſarde, mit allen Bequemlichkeiten.
434) Eine Wohnung Beletage), vier
Zimmer, Speiſekammer, Cloſet und allem
Zugehör, bis 1. April zu vermiethen.
Näheres Carlsſtr. 10.
439) Schützenſtraße 8 mehrere Woh.
nungen, 3 Zimmer, Küche und Zubehör,
bis 1. Februar beziehbar.

21½½
424.
2

[ ][  ][ ]

524) Ludwigshöhſtr. 84 per 1. Apr.
eine Wohnung wegen Wegzug des ſeith.
Inhabers zu vermiethen. Hochparterre:
5 Zimmer nebſt allem Zubehör, neuher=
gerichtet
. Herrliche Ausſicht aufs Ried
und nach Rheinheſſen. Preis 320 M.
620) Rheinſtraße 41 im Seitenbau
ſebener Erde) eine Wohnung, beſtehend aus
Zimmer, Cabinet, Zimmer im Souterrain,
Küche, Keller ꝛc. vom 1. März l. J. an.
621) Roßdörferſtr. 8 eine Wohnung
3 Zimmer, Küche, alle Bequemlichkeiten,
bis 1. April. Näheres Nr. 10 i. Laden.
Criirrrieirrvieeeireeririr.ir. e.

HAAAN
⁵⁄
21r
4
44U, Unbrtzen fitenttid Hhss
Gürcaux-Röume
mit Zeichenſaal zu vermiethen.
Schützenſtraße 8.
[115

Eaisutg

12688) Hochſtr. 60 ein ſchönes Z.,
möbl. oder unmöbl.
14570) Louiſenſtraße 30, 2. Stoch
möblirtes Zimmer.
312) Mühlſtraße 28 eine Schlafſtelle.
457) Waldſtr. 11 möbl. Z. u. Cab.

ſomüse- und Prüchte-
Condok voh.
Pſſück-Arbson, Spargoln,
Prioss-Bohnen,
Hetver Mirabellon,
AnanasHrdbeeren
in 1= und 2 Pfund=Doſen,
Braunschneiger
Schneide=Bohnen.
Beſte Marken
Fabrikpreiſe
friſch eingetroffen.
SATUN
Wleichstrasse. 622
Bsamte, Laufiente, Privatiors
und Lahrer
finden durch Uebernahme der Vertretung
einer der vorzüglichſten Lebens= Ver=
ſicherungs
=Geſellſchaften angemeſſenen
Nebenverdienſt. Offerten unter U. 5024
an Rudolph Moſſe, Frankfurt a. M. (623

Nr. 12

Hin Mädchen wünſcht Beſchäftigung im
, Ausbeſſern. Obergaſſe 30. (624
625) Mehrere Mädchen, welche gut
bürgerl. kochen können u. Hausarb. verſt.
uchen Stelle. Gluske, Mühlſtr. 8 part.
626) Mädchen v. 18-19 J. mit gt.
Zgn. ſuchen ſof. St. Holſchuh, Holzſtr. 13.
627) Ein Mädchen ſucht unter be=
ſcheidenen
Anſprüchen Stelle, wobei es
nebenbei Zmal wöchentlich die Kochſchule
morgens von 8-12 beſuchen kann. Zu
erfr. bei Frau Hahn, Ernſt=Ludwigsſtr. 9.
531) Eine reinliche Frau ſucht Arbeit
im Waſchen u. Putzen. Graſenſtr. 31 Hib.
628) Ein gedienter Cavalleriſt El=
ſäſſer
) ſucht für ſofort Stelle als Kutſcher
oder Diener. Näheres bei Frau Hahn,
Ernſt=Ludwigsſtr. 9.
629) Ein Burſche von 24 J., welcher
mit Pferden umgehen kann, ſucht Stelle
als Hausburſche. Gluske, Mühlſtr. 8 p.

534) Geſucht ein Mädchen von 15
16 Jahren, welches zu Hauſe ſchlafen
kann, für leichte Hausarbeit. Zu erfragen
Hoffmannsſtr. 48 im 2. Stock.
GesmCht
zu zwei Damen nach der franz. Schweiz
eine Köchin, die etwas Hausarbeit über=
nimmt
. Nur ſolche mit langjährigen gu=
ten
Zeugniſſen wollen ſich melden Stifts=
ſtraße
48 parterre.
[538

589) Caſinoſtr. 8, 3. St., wird ſogl.
Aushülfe od. ein Dienſtmädchen geſucht,
das kochen kann u. alle Hausarb. übern.
Ordentliche Mädchen
auf ſaubere, dauernde Arbeit geſucht. (630
Aug. Rohlstadt & Cie.
631) Brave Mädchen erhalten ſtets
ſehr gute Stellen. Frank's Stellenbüreau,
Eliſabethenſtr. 9, 1 Treppe hoch.
632) Für leichte Hausarbeit und zur
Beaufſichtigung eines größeren Jungen
wird während des Tages ein reinliches,
jüngeres Mädchen geſucht. Wo? ſ. d. E.

Angchonder Commis
für ſofort geſucht. Offerten mit Zgn.,
Gehaltsanſprüchen unter H. L. 5 an
die Expedition d. Bl.
[633
Ein ſolider tücht. Buchbinder
mit guten Zeugniſſen als Zuſchneider ge=
ſucht
. - Frco.=Offerten unter A. M.
beſorgt die Exped. d. Bl.
(634
539) Ein gewandter, zuverläſſiger
Wiener
mit guten Zeugniſſen geſucht. Näheres bei
H. Schröder, Rheinſtr. 35.

Ein tüchtiger Schloſſer
635
zum Werkzeugmachen geſucht.
Aug. Kohlstadt & Cie.
patAnizii.rtir.rrrrrrr. nr eien.

Wohnungs=Veränderung und
Geſchäftsempfehlung.
Wegen Hausverkauf befindet ſich meine
Wohnung von heute an Marktplatz 7
im Gräfſchen Haus, letzter Seitenbau
rechts, parterre.
H. Döring. Herd= u. Ofenſetzer,
(636
Marktplatz 7.

feinſter Vorſchlag,
per Schoppen 36 Pfg.,
D1hMAA),
garantirt rein,
per Pfund 50 Pfo.
1
4
A= naAON
Bleichſtraße.

(637

1

Auſtern,
Rheinſalm,
Hummer,
Weſerſalm,
Aal,
Turbot,
Seezungen,
Hechte,
Zander,
Karpfen,
Breſem,
Cabliau,
per Pfund 40 bis
Gewäſſerten
60 Pfo.,
Labberdan u.
Schellfiſche,
per Pfund 25 bis Stockfiſche,
30 Pfg.
Süße
grüne Häringe. Bratbückinge.
ſloräuchorte Schollſische,
Eisler Bückinge & Sproten,
Neunangen.

G60L. noGIgoL,

Hoflieferanten.

[(638

wird übernommen gegen
Gespül gute Bezahlung.
Feldbergſtraße Nr. 5. (605
4
Heere ganze
lunyadi-Janos-Plaschen

[ ][  ][ ]

änuer=Geſangverein Darmſtadt=Beſſungen.

Nr. 12
General=Verſammlung.
Samstag den 26. d. M. Abends 8 Uhr, auf dem Chauſſeehaus.
Tagesordnung: 1) Verleſung der Sitzungsprotokolle. 2) Rechnungs=
ablage
. 3) Neuwahl des Vorſtandes.
Alle Mitglieder werden gebeten um Erſcheinung.
Der Vorstand.
(602

Cür bevorſtehende Bälle und Concerte
28 empfehle ich mich den geehrten Damen
zum Friſiren nach neueſter Art in u.
[92
außer dem Hauſe.
Frau Mor. Fey, Langgaſſe 53.

Dwei ältere Damen ſuchen bis Ende März
2) od. Anfang April eine Wohnung v.
4 Zimmern od. eine geräum. Manſarde.
Gefl. Off. a. d. Exp. u. E. B. 6639
pe.
PirI
G
Ettiris.-eris
4 Schutt=u. Kehrichtkauten werden
billigſt entleert. Feldbergſtr. 5.

Wa

ſine gangbare Wirtſchaft, wo viel
Wein verkauft wird, iſt bis 1. März,
auch früher, zu vermiethen Näheres
in der Exped. d. Blattes.
(599

razmrtturrAtrrriird
Freundliche Einladung 6
für alle Chriſten ohne Unter=
ſchied
der Confeſſion.
Religiöſer Vortrag.
über:
Die Errettung vor der großen.
Trübſal (Fortſ.
Freitag den 18. Januar, 8 Uhr ß6.
Abends im Saalban.
Der Eintritt iſt frei.
G. Räubner. (643

Wauerſtr. 8 werden noch einige Kun=
24 den angenommen im Bügeln. 1485
.

r.
pC.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag, den 19. Januar.
Vorabendgottesdienſt um 4 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabhathausgang um 5 Uhr 25 Min.
Gottesdienſt in der Shnagoge der
isr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 19. Januar. Vorabend 4Ulhr 10 Min.
Morgens 8 Uhr,
Min.
Nachm. 3 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 5 Uhr 25 Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag 20. Jan. ab:
Morgens 6 Uhr 45 Min.
Nachm. 4 Uhr - Min
ntDn
RAe
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 17. Januar.
11. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Die berühmte Frau.
Luſtſpiel in 3 Akten von Franz v. Schönthan
und Guſtav Kadelburg
Baron Römer=Saarſtein Herr Werner.
Agnes, ſeine Frau..
Frl. Ethel.

Herma, deren Töchter
Wally
Paula Hartwig

Frau Kläger.
Frl. Wehn.
Frl. Schütky,

Fin halber Sperrſitz oder I. Rang
G, Balkon geſucht. Zu erfragen in der
(606
Exped. d. Blattes.

Feſucht per April eine Wohnung
2 Zimmer, 1 Cabinet mit Zubehör.
Beſſunger Gegend bevorzugt. Gefl. Off
mit Preis unt. W. L. an d. Exp. (641

auf dem Woog.
Donnerstag Mittag bei günſtiger
Witterung:
COUTURI
von 2-5 Uhr,
wozu freundlichſt einladet
G
Entrée
J. Eundot. 4
20 Pf.

Verloren wurde am Sonntag den 13.
O d. ein ſilbernes Armband auf dem
Woog. Der redliche Finder wird gebeten,
dasſelbe gegen Belohnung Neckarſtraße 18
parterre abzugeben.
(642

Hchiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Radh, Zimmerſtraße Nr. 1.
Der Schnelldampfer Elbe', Kapitän Sander,
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am 2.
Januar von Bremen abgegangen, iſt am 12.
Jganuar wohlbehalten in New=York ange=
kommen
.

Ottilie Friedland, ihre Nichte Frl. v. Felden.
Graf Bela Valmay
Herr Sachs.
Ulrich von Traunſtein
Herr Steude.
Profeſſor Georg Ziegler Herr Göbel.
Fräul. Seemann
Frl. Bernhard.
Anton
Hr. Knörzer.
Betth, Stubenmädch. b. Oitilie Frl. Beck.
Anfang 1 Uhr. Ende gegen ¼10 Uhr.
Freitag. 18. Januar.
12. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung
GBlaue Karten gültig.)
Aida.
1 Rhadames. Herr Winkelmann a. G.
Sonntag, 20. Januar.
Abonnement suspendu.
Lohengrim.
1 Lohengrin, Herr Winkelmann a. G.

Politiſche Reberſicht.
Deulſches Reich. Die Swei=Markſtücke mit dem Bildnis
des Kaiſer Wilhelm I. und der Jahreszahl 1888. welche ſo=
eben
in Berlin zur Ausgabe gelangen, zeichnen ſich, namentlich
was den Vorträtkopf des Monarchen betrifft, durch vortreffliche,
tiefe Modellierung und durch ſcharfe Prägung aus, ſo daß die
neuen Stücke, namentlich diejenigen mit poliertem Untergrund, den
beſten Erzeugniſſen der königlichen Münze zugezählt werden können.
Ein Komite, an deſſen Spitze der Herzog von Ratibor und
Frhr. v. Wrangel ſtehen, bereitet eine ernſte Feier am Sterbetag
Kaiſer Wilhelms I. vor, welche überall im Reiche begangen werden
ſoll. Jeder Teilnehmer ſoll ein Andenken an den Kaiſer erhalten;
Zeichnungen für dieſe patriotiſche Kundgebung werden veranſtaltet
und die Liſten der Zeichner ſollen dem Kaiſer am 22. März über=
reicht
werden.
Auf der Tagesordnung der heutigen Bundesratsſitzung befindet
ſich die Vorlage, betreffend das gerichtliche Verfahren gegen Geffcken.
Die Veröffentlichung erfolgt auf Befehl des Kaiſers infolge Berichts
des Reichskanzlers vom 18. Januar. Die Vorlage enthält ferner
den Beſchluß des Gerichts, die Anklageſchrift nebſt Zeugenaus=
ſagen
. Die kolonialpolitiſche Vorlage ſteht noch nicht auf der Tages=
ordnung
der heutigen Bundesratsſtzung.
Der Reichstag ſetzte in ſeiner Sitzung vom 15. die zweite Be=
ratung
des Reichshaushalts bei dem Etat des Aeußern fort. Bei
den für das Generalkonſulat für Zanzibar geforderten 73000 M.
behauptete Abg. Richter, die oſtafrikaniſche Geſellſchaft trage an den
Unruhen i Oſtafrika einen großen Teil der Schuld; trotzdem die=
ſelbe
fil anziell ganz unfähig war, hat der Generalkonſul, ein Be=
amter
des deutſchen Reichs, den Vertrag derſelben mit dem Sultan

geſchloſſen, worin es ſich um Uebernahme von Hoheits= und Zoll=
rechten
über ein Gebiet von 75 deutſchen Meilen handelte. Diet
Berichte des Generalkonſulats machten auch überhaupt keinen guten
Eindruck. Man möge ſich über die Poſition erſt ſchlüſſig machen,
wenn die Frage des neuen Reichskommiſſars u. ſ. w. erledigt iſt
Fürſt Bismarck rechtfertigt die Höhe der Summe mit dem kurzen
Hinweis darauf, daß der Konſul notwendig einige Monate im
Jahre auf Urlaub gehen und während dieſer Zeit ein Erſatz für
denſelben zur Hand ſein müſſe; übrigens beabſichtige er nicht heute
auf die Kolomalpolitik einzugehen und werde hierüber bei Be=
ratung
der oſtafrikaniſchen Vorlage, welche ſofort an den Bundes=
rat
gelange, ſprechen.
Einige weitere Bemerkungen Richters über Branntweinhandel
und Sklaverei in Kamerun führten zu einer abermaligen Entgegnung
des Fürſten Bismarck, an deren Schluß er ſagte: Ich kann mir nicht
denken, daß der Abgeordnete ſympathiſieren ſollte mit der Aufhetzung/
aller Ausländer gegen das Deutſche Reich und gegen das Vaterland,
wie wir ſie in der Preſſe, die ſonſt ihn zu unterſtützen pflegt, in
der fortſchrittlichen und freiſinnigen Preſſe heutzutage nach allen
Seiten hin zu ſpüren haben, wo man nur irgend etwas ausfindig
machen kann, einen Stein in den Garten des Deutſchen Reiches zu
werfen, wo man jeden fremden Intriguanten oder Reichsfeind in
Schutz nimmt und jeden Vorwand benutzt, um dem eigenen Vater=
lande
Unannehmlichkeiten und Verwicklungen zu bereiten.
Der angeforderte Betrag für das Generalkonſulat in Sanſibar
wurde angenommen. Bei dem Verlaſſen des Reichstags wurde
dem Reichskanzler von dem vor dem Hauſe verſammelten Publikum
eine ſtürmiſche Ovation dargebracht.
Die maroktaniſche Geſandtſchaft wird Ende d. M. nach ihrer
Landung im Bremerhafen in Berlin eintreffen.

[ ][  ][ ]

Nr.
Die Sekundärhahnvorlage wird dem preußiſchen Landtag in
etwa 3 Wochen zugehen und über 100 Millionen fordern.
Heſterreich=Angarn. Die Wiederaufnahme der Verhandlungen
über den neuen Handelsvertrag zwiſchen Oeſterreich und Rumänien
ſoll demnächſt erfolgen.
Die Wiener Blätter ſprechen ſich ſehr anerkennend über den
friedlichen Charakter der preußiſchen Thronrede aus. Das Fremden=
blatt
; ſagt, Kaiſer Wilhelm ſei ein Friedensfürſt wie ſeine unver=
geſſenen
Vorfahren, er freue ſich wie dieſe, ſein Vaterland in
innerer Konſolidierung und wirtſchaftlichem Gedeihen fortſchreiten
zu ſehen. Die Thronrede beweiſe dies klar und unzweideutig. Dies
Vertrauen in die Zukunft werde ſich allen europäiſchen Völkern
mitteilen. Die Deutſche Zeitung= ſagt, der Ausdruck des kaiſer=
lichen
Vertrauens auf die Erhaltung des Friedens erfüllt die ſeit
Jahren bangenden Weltteile mit der ſorgenlöſenden Zuverſicht, daß
in der noch vor wenigen Monaten bedrohlichen allgemeinen Welt=
lage
eine Wendung zum Beſſern eingetreten ſei. Ganz ähnlich
ſprachen ſich die Preſſe;, die Neue freie Preſſe= und andere aus.
Rranſreich. Präſident Carnot hat ſich bei dem Beſuch in
den Ausſtellungsgebäuden überzeugt, daß die Bauarbeiten faſt be=
endigt
ſind und daß nur noch die innere Einrichtung fertig zu
ſtellen bleibt.
Miniſter Goblet hat in Bezug auf eine beabſichtigte Landung
des ſog. freien Koſaken Atchinow dem Gouverneur von Obock am
roten Meer ſofort den Befehl erteilt, ſich jeder bewaffneten Landung
zu widerſetzen.
In der Preſſe' berichten Laiſant und Le Heriſſe, die Zeugen=
Laurs, über ihre Unterredung mit Floquet und die Antwort Laurs.
Der letztere erklärte, Floquet habe ihm Genugthuung verweigert
und ihn aufgefordert, auf der Rednerbühne mit ihm zu kämpfen,
weil er wiſſe, daß die knechtiſche Mehrheit, die alle Schurkereien,
ihrer Führer billige, jede Erörterung unmöglich machen werde. Er
halte die Anklagen gegen Floquet über die Verwendung der geheimen
Geldbeſtände aufrecht und fordere den Miniſter auf, zu ſagen, wo=
her
das Geld käme, um täglich den Boulangiſten die abſcheulichſten
Verleumdungen entgegenzuſchleudern. Im übrigen ſtelle er feſt,
wie niedrig die Ehre und der Mut des Führers der Parlamentarier
anzuſchlagen ſeien.
Engkand. Das Parlament wird vorausſichtlich am 21. Februar
wieder zuſammentreten.
Faſt ſämtliche Londoner Blätter beſprechen die Thronrede des
Kaiſers Wilhelm II. und drücken ihre hohe Befriedigung über die
Friedensworte des Kaiſers aus.
Riederſande. Der amtliche Bericht vom 15. nachmittags ſagt:
Obgleich der König nur wenig Nahrung nimmt, haben die Kräfte
in den letzten 24 Schlummerſtunden nicht weiter abgenommen; das
Allgemeinbefinden iſt etwas weniger ungünſtig.
Itaſien. Nach einer Meldung der Agenzia Stefani' aus
Suakim ſetzte die ruſſiſche Miſſion unter Führung des freien Koſaken
Atchinow am 15. die Reiſe nach Obock fort, um von dort die
ruſſiſche Kolonie in Abeſſinien zu erreichen. Dieſelbe wurde auf
allen Stationen von den franzöſiſchen Konſuln amtlich begrüßt.
Das Reuter'ſche Büreau meldet über dieſen Vorgang: Ein öſter=
reichiſcher
Dampfer mit dem freien Koſaken Atchinow und einer
Anzahl anderer Koſaken an Bord hat am 14. ds. Jeddah paſſiert.
Ein italieniſches Kanonenboot folgte dem öſterreichiſchen Schiffe,
welches, wie man glaubt, nach einem Hafen des roten Meeres ſegelt.
Butgarken. Prinz Ferdinand ernannte den Fürſten Alexander
von Battenberg zum General la guite und immerwährenden
Inhaber des 1. Infanterie=Regiments und deſſen Bruder Franz
Joſef von Battenberg zum Major la suite des 1. Kavallerie=
Regiments.
Vereinigte 5taaten. Admiral Kimberly, Befehlshaber des
Geſchwaders der Vereinigten Staaten in der Südſee, erhielt Be=
fehl
, mit der Korvette Trenton: die ſich gegenwärtig zum Schutze
der amerikaniſchen Intereſſen in Panama befindet, nach Samo=
zu
gehen. Mehrere andere Schiffe werden nach Panama geſandt,
da man daſelbſt Unruhen befürchtet.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Januar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Generallieutenant Frhrn. Röder v. Diersburg, Kommandant der
Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt, den Oberſtlieutenant v. Voigt,
Rommandeur des 2. Großh. Dragoner=Regts. Nr. 24, den Sekond=
Lieutenant Prinzen zu Solms=Hohenſolms=Lich und den Zahlmeiſter
Rühne von demſelben Regiment, den Hauptmann Werner vom
Inf.=Regt. Nr. 138, Adjutant der 50. Infanterie=Brigade, den Re=
gierungsrat
Dr. Zeller und den Oberfinanzrat Fuhr, Mitglieder
des Landesverſicherungsamts, die Seminarlehrer Kempf aus Alzey
und Dr. Karg aus Friedberg, den Galerieinſpektor Hofmann, den
Kommerzienrat Lauteren aus Mainz, Königlich Belgiſcher Vice=
konſul
; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den Miniſterial=
präſidenten
Weber, den Ordenskanzler Oberſt z. D. v. Herff, den
Oberſtallmeiſter Frhrn. v. Nordeck zur Rabenau, den Vorſtand des

12
143
Großh. Kabinetts Miniſterialrat Rothe. den Major v. Verbandt,
Generalſtabsoffizier der 8. Armee=Inſpektion, den Hoftheaterdirektor
Wünzer.
Se. Hoheit Fürſt Alexander, Prinz von Battenberg, reiſen
heute nach Wien, um Sr. Majeſtät dem Kaiſer die öſterreichiſchen
Orden ſeines höchſtſeligen Vaters, weiland des Kaiſerlichen Generals
der Kavallerie, Prinzen Alexander von Heſſen, zu überbringen.
Zur Feier von Kaiſers Geburtstag findet am 27. ds. Mts.,
nachmittags 2 Uhr, ein Feſteſſen im Darmſtädter Hof ſtatt, zu dem be=
reits
zahlreiche Anmeldungen aus Beamten= und Bürgerkreiſen vor=
liegen
. Das Offiziercorps der Garniſon begeht den Allerhöchſten
Geburtstag durch ein Feſteſſen nachmittags 5 Uhr im Offiziers=
kaſino
.
In Ruheſtand wurde verſetzt: am 12. Januar der Ver=
walter
am Gefängniſſe zu Darmſtadt, Heinrich Schneider, auf
ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner langjährigen Dienſte.
Wir machen nochmals auf die Freitag abend im Ritſert'ſchen
Saale ſtattfindende geſellige Vereinigung zur Feier des Gedenktages
der Neubegründung des deutſchen Reichs aufmerkſam. Mitglieder
und Freunde der nationalliberalen Partei ſowie alle patriotiſch ge=
ſinnten
Männer ſind hierzu freundlichſt eingeladen.
Darmſtädter A. I. 8. C. Der wegen Ablebens Sr. Großh.
Hoheit des Prinzen Alexander verſchobene S. C.=Abend findet
nächſten Samstag, den 19. d. M., um 8 Uhr im großen Saale des
Ludwigsbahnhofshotels ſtatt. Alle Mitglieder des deutſchen Corps
des Köſener S. C.-Verbandes haben Zutritt zu dem Feſte. Die=
ſelben
erhalten außerdem, wenn ſie Namen, Stand, Wohnort,
Corps und Aktivitätszeit unter der Poſtadreſſe Darmſtädter
A. H. S. C. zur Liſte anmelden die perſönlichen Einladungen ein=
für
allemal gratis zugeſtellt. Die S. C.=Abende kehren etwa alle
Vierteljahre wieder und erfreuen ſich, namentlich auch bei den
älteren Herren des höheren Beamtenſtandes, immer größerer Be=
liebtheit
. Von den 200 Corpsſtudenten aus Darmſtadt und Um=
gegend
zählt faſt ein Drittel zu den regelmäßigen Beſuchern der
Feſte. Auch diesmal ſteht ein zahlreicher Beſuch alter und junger
Corpsburſchen aus Stadt und Land in Ausſicht. Bei dem bunten
Treiben ſo vieler Corpsſtudenten der verſchiedenſten Altersſtufen
und Berufszweige wird mancher ſich im Kreiſe ſeiner Corpsbrüder
beim Klange der alten Weiſen die Tage einer frohen Burſchenzeit
ins Gedächtnis zurückrufen.
Vereinigung für bürgerliche Beſtattuug. Wie wohlthuend es
für eine trauernde Familie iſt, bei eintretendem Sterbefalle Troſt
und Unterſtützung von Freunden und Bekannten zu finden, weiß
jeder, der ſich in ſolcher Lage ſchon befunden hat. Um den Hinter=
bliebenen
die Sorge für die zu Begräbniſſen notwendigen Ve=
ſtellungen
und Einrichtungen zu erleichtern, ſowie eine würdige
Beſtattung zu mäßigen Koſten zu ſichern, haben ſich die drei Kor=
porationen
: der Privatbeamtenverein, die hieſige Freimaurerloge
und der Bezirkslehrerverein vereinigt und mit Geſchäftsleuten
zweckentſprechende Verträge abgeſchloſſen. Außerdem glaubt
die Vereinigung namentlich die Einrichtung empfehlen zu
dürfen, ſtatt durch oft übertriebene Blumenſpenden, insbeſondere
aber da, wo ſolche ausdrücklich nicht gewünſcht werden, durch Stif=
tungskarten
zum Beſten wohlthätiger Anſtalten, welche den Hinter=
bliebenen
mit einer Beileidsbezeugung überreicht werden, das An=
denken
des dahingeſchiedenen Toten zu ehren. Bis jetzt ſind der=
artige
Karten in verſchiedener Ausſtattung hergeſtellt von dem
Verein zur Bekleidung armer Konfirmanden;, der Kleinkinder=
ſchule
zu Darmſtadt und Beſſungen, der Charitas, dem Lehrer=
waiſenſtift
= und der Anſtalt für verwahrloſte Kinder in Gräfen=
hauſen
: Etwa ſpäter noch zutretende Anſtalten werden ſ. 8. be=
kannt
gegeben.
Die Karten können von nachſtehenden Verkaufsſtellen zu dem
Preiſe von 50 Pf. bezogen werden: Mank=Ballonplatz, Wedel Nach=
folger
=Obergaſſe, Hammann=Kaſinoſtraße, Supp=Marktplatz, Kuhn=
Karlsſtraße, Rendant Henſing=Landwirtſchaftliche Genoſſenſchafts=
bank
=Eliſabethetenſtraße, Göttmann=Schulſtraße, Buchhalter Roth,
Expedition des Tagblatts=Rheinſtraße, Kaminsky=Marktpaſſage,
Weis u. Engenolf=Ludwigsſtraße, Baltz=Alexanderſtraße, Watzinger=
Wilhelminenſtraße. Weißmüller=Eliſabethenſtraße, Naumann= Wen=
delſtadtſtraße
, Müller=Schulſtraße, Thies=Muſikalienhandlung= Elju-
bethenſtraße
. Kleber=Mathildenplatz. H. Schmitt=Buchhandlurg=
Kirchſtraße, Marburg=Beſſunger Karlsſtraße, Nohl= Forſtmeiſier=
ſtraße
.
Das diesjährige Konzert zum Beſten der hieſigen Barmherzigen
Schweſtern wird etwa Mitte März abgehalten werden. Es iſt du=
durch
dem Publikum eine paſſende Gelegenheit geboten, mit der
Förderung des edlen und ſchönen zugleich das gute zu unterſtützen.
Indem das Komite den Intereſſenten dieſe vorläufige Mitteilung
macht, wird es nicht ermangeln, ſobald thunlich, ausführlicheres zu
veröffentlichen.
Ueber mutmaßliche Reſte einer römiſcheu Straße in Eberſtadt
wird der 7D.8tg. geſchrieben: Im vergangenen Sommer erhielt
ich von Herrn Wilhelm Hilß in Eberſtadt die Nachricht, daß
beim Graben eines Brunnens am Fuße des großen Sandhügels
am ſüdlichen Ende von Eberſtadt, und nicht weit von der Modau

[ ][  ]

Ar.
144
Uebei ſie von behauenem Eichenholz in 85 m Tiefe ſeien aufge=
funden
worden, welche man mit Beil und Meißel habe entfernen
müſſen, um den Brunnen vertiefen zu können. Das Holz war hart,
von ſchwarzbrauner Farbe und dreikantig bearbeitet. Die Stücke
ſollen in der Tiefe horizontal neben einander gelegen haben und
zwar ſo, daß je 2 derſelben mit der Spitze nach oben lagen, während
der zwiſchen den Spitzen befindliche Raum durch ein drittes Stück,
deſſen Spitze nach unten gerichtet war, gedeckt wurde. Denkt man
ſich viele dieſer Stücke neben einander gelegt, ſo mußten dieſelben
einen ſehr feſten Bohlenweg auf moorigem Boden bilden. In der
That bedienten ſich die Römer ſchon ähnlicher Anlagen beim Bau
der Straßen in feuchten Niederungen. Eige nähere Unterſuchung
der Fundſtelle konnte damals nicht ſtattfinden, da der Brunnen
bereits fertig geſtellt war; es konnte daher die Frage, ob wir es
hier wirklich mit einer römiſchen Straße zu thun haben, nicht
entſchieden werden, denn ein abgeſchliffener Sandſtein, der ſich auf
dem Lager vorgefunden hatte, gab keine Anhaltspunkte. Möglich
wäre es immerhin, daß von der römiſchen Hauptſtraße Gerns=
heim
=Dieburg, welche ſüdlich von Pfungſtadt und an Eberſtadt
vorüber nach dem kühlen Grunde ꝛc. zieht ein Seitenweg nach =
miſchen
Anſiedelungen z0g, welche in der Nähe von Eberſtadt, auf
dem rechten Ufer der Modau gelegen waren. Es iſt zwar bis jetzt
nur eine dieſer Anlagen, welche ſich am Mathildentempel be=
findet
und aus heizbaren Wohnräumen beſtand, zu unſerer Kennt=
nis
gelangt, doch weiſen römiſche Münzen, welche in und um Eber=
ſtadt
gefunden wurden, darauf hin, daß auch noch andere An=
ſiedelungen
daſelbſt mögen beſtanden haben. Iſt die Anlage eine
römiſche, ſo müßte ſte, da der Sandberg fröher auch den ganzen
Raum überdeckte, wo jetzt die Hofraithen ſtehen, ſeit römiſcher Heit
nicht nur jene 85 m, ſondern auch 4-5 m hoch mit Flugſand
überdeckt worden ſein.
Durch die Güte des Herrn Hilß gelangten die Fundſtücke in die
F. E.
Sammlung des hiſtoriſchen Vereins.
4 Mainz, 15. Januar. Wie die hier erſcheinenden= Schul=
blätter
! vernehmen, wird die Großh. Regierung ihre Anſicht über
die Eingabe des heſſiſchen Landeslehrerveins um Neu=
regelung
des Gehaltes der Volksſchullehrer in den kleineren Orten,
dem Finanzausſchuß in Kürze zukommen laſſen. Wie genanntes
Blatt weiter meldet, hat eine größere Anzahl Landtagsabgeordneter
ſich den Lehrern ihrer Wahlkreiſe gegenüber zu Gunſten der Ein=
gabe
ausgeſprochen.
Der neuernannte Gouverneur der hieſigen Feſtung, General=
lieutenant
von Reibnitz, hat mit dem heutigen Lag die Stellung
angetreten.
Heute weilte mit dem Oberbürgermeiſter Becker an der
Spitze eine Kommiſſion der ſtädtiſchen Verwaltung in Köln hier,
zu dem Zwecke unſere neuen Hafenanlagen einer Beſichtigung zu
unterziehen. Bekanntlich werden in Köln neue Hafenanlagen ge=
baut
, und ſollen die hieſigen Anlagen hierzu teilweiſe als Muſter
gelten.
Die Lohnbewegung. die im verfloſſenen Jahr in verſchie=
denen
hieſigen Baugewerben, bei Maurern, Zimmerleuten und Bau=
ſchreinern
, hervortrat, hat ſeit kurzem auch in das Tünchergewerbe
übergegriffen. Da Meiſter und Geſellen aus den Striken der an=
deren
Gewerbe indeß die Lehre gezogen haben, daß durch Arbeits=
einſtellungen
beide Teile geſchädigt werden, ſo hat man ſeither ver=
ſucht
auf gütlichem Wege eine Verſtändigung herbeizuführen, zu
welchem Behuf auf beiden Seiten Lohntarife entworfen worden ſind.
Frankfurt, 15. Januar. Der vor wenigen Tagen aus der Firma
Goll & Söhne in den Ruheſtand zurückgetretene Herr Auguſt
Andreae=Goll iſt heute im 73. Lebensjahre verſchieden. Herr
Andreae gehörte zu den angeſehenſten Bürgern unſerer Stadt.
Berlin, 15. Januar. Der Beſuch des Schahs von Perſien
wird Anfang Mai in Berlin erwartet. Der Schah wird hier
ungefähr acht Tage verweilen und ſich dann nach Paris begeben,
wo der Beſuch für Mitte Mai in Ausſicht genommen iſt. Der
Schah wird dem Kaiſer reiche Geſchenke überbringen.

Großherzogkiches Hoftheaker.
Dienstag. 15. Januar.
Nordiſche Heerfabrt.
B. H.Wer den Dichter will verſtehn, muß in Dichters Lande
gehn; iſt ein Ausſpruch, der auf keinen beſſer paßt als auf Ibſen
und deſſen eigenartige Schöpfungen. Mit den üblichen Schlag=
worten
kommt der Referent da nicht aus, dieſe Sachen verlangen
doch einen anderen Maßſtab als die gewöhnlichen, ſogenannten zug=
kräftigen
Stücke. Man bedient ſich bei Beurteilung von Dichtern
mit Vorliebe fertiger Ausdrücke wie: Realiſt-Jdealiſt-Optimiſt
Peſſimiſt - es iſt charakteriſtiſch. daß man Ibſen mit keiner
dieſer geſtempelten Redensarten in ein bekanntes Litteraturfach
preſſen kann. Auf Grund der Nordiſchen Heerfahrt: 3. B. könnte
man ihn ebenſogut einen Idealiſten wie einen Realiſten nennen,
und ob er in dieſem Drama der Weltfreude oder der Weltflucht
das Wort geredet, - das läßt ſich auch nicht ſo ohne weiteres ent=
Dmic und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

12
ſcheiden. Max Bernſtein hat hier bei uns einmal in einem Vor=
trag
geſagt: man thäte gut, mit dieſen Wörten auf ismus vorſichtig
umzugehen, da ſich ſchließlich jeder doch etwas anderes darunter
dächtel Es iſt nun immer ein Kennzeichen des Weltdichters' ge=
weſen
, daß man ihn nicht in eine feſtſtehende Rubrik zwängen konnte.
Ibſen teilt darin das gleiche Loos mit Shakeſpeare. Mag er ſich
nun verſenken in die problematiſche Vielgeſtaltigkeit unſerer modernen
Verhältniſſe oder in räumlich und zeitlich fern liegenden Begeben=
heiten
des Lebens wechſelvolles Spiel dramatiſch illuſtrieren, wird er ſich als Herzenskündiger und Wahrheitsapoſtel offen=
baren
. Auf dem Altare des ſchönen Scheins= opfert Ibſen nie=
mals
. Er könnte beim Publikum oft mehr erreichen, wenn er ſich
in ſeinen Dramen auf das verſtände, was man das Theatraliſche
heißt. Der Sinn für Bühnenblendwerk geht ihm vollſtändig ab.
Geibel und Hebbel haben die Wege gezeigt, auf welchen man den
im altdeutſchen Nibelungenliede und den Eddengeſängen enthaltenen
Stoff. dem heutigen Geſchlecht mundgerecht machen könne - Ibſen
hat ne nicht betreten. Er trägt ſeine Geſchichte von Hiördis und
Sigurd ſo einfach vor wie ein erfahrener Alter, der am Heerdfeuer
ſitzt und ſeine Mär anhebt mit der bekannten Einleitung: Es war
einmal. Wie die Thaten klar, ſo iſt die Sprache in der Nor=
diſchen
Heerfahrt kurz und kräftig. Geheimniſſe, über denen
man ſinnen und grübeln kann wie in dem Wagnerſchen Ring des
Nibelungen' giebt es hier nicht. Von Runen, von den Nornen,
vom Ritt nach Walhall iſt zwar auch in der=Nordiſchen Heerfahrt.
die Rede, aber dieſe Fäden ſchließen nicht zum Geſpinnſt des
Mythus; zuſammen, der bei Wagner Anfang und Ende aller
Handlung iſt und das Heldenloos zum Abglanz des Götterſchickſals
macht. Nach ſeinen eigenen Worten auf dem Boden der isländi=
chen
Familiengeſchichten ſtehend, die aus den altnordiſchen
Sitten= und Rechtszuſtänden heraus begriffen ſein wollen, hat Ibſen
in ſeiner Tragödie vieles bei Seite laſſen können, was mit dem
Hauptthema ldie Liebe der Hiördis zu Sigurd, ſobald dieſes im
nibelungiſchen oder wälſungiſchen Gewande auftritt, innig verbun=
den
erſcheint. Es fehlt in der Nordiſchen Heerfahrt: 3. B. ganz
jene Figur, die in den anderen Dramen als Hagen eine ſo inhalts=
ſchwere
Rolle ſpielt. Hiördis iſt ſich ſelbſt Dämon genug und be=
darf
zum Abdrücken des Todespfeils keines anderen Arms als des
ihrigen. Sie iſt die eigentliche Heldin des Dramas. Frl. Cramer
giebt dieſes eigenartige Weſen mit großer Leidenſchaft und dämo=
niſcher
Wildheit. Die Leiſtung der Künſtlerin iſt eine durchaus
einheitliche und man wird ihr das Prädikat vintereſſantr nicht ab=
ſprechen
können, aber ſie bringt uns nur die eine Seite des
Charakters zum Bewußtſein. Die Hiördis - das iſt mit klaren
Worten vom Dichter geſagt - iſt nicht blos das wilde, die Männer
zu Haß und Hader hetzende Weib, ſie hat auch erhabene und große
Büge l=Du erſchienſt mir immer als hochherzig= ſagt Sigurd an
einer Stelle zu ihr.) Aus der Art wie Frl. Cramer die Figur
auffaßt und durchführt läßt es ſich ſchwer begreifen, daß zwei
Männer wie Sigurd und Gunnar in gleich heftiger Liebe für dieſe
Frau entbrannt ſind, ja durch dieſe oft ſogar ins Zänkiſche fallende
Wildheit, die Frl. Cxamer ſofort bei dem erſten Auftritt mit
einer Energie, die dann einer Steigerung kaum fähig iſt, heraus=
kehrt
, wird der Geiſt des Ganzen niedergedrückt und getrübt.
Als mächtigſte Triebfeder der Handlung erſcheint ſomit ein ſtarrer,
unbeugſamer Egoismus. und doch iſt Hjördis der größten Ent=
ſagung
fähig (vgl. d. große Geſpräch mit Sigurd); die Stelle, in
welcher ſie das rein ſeeliſche Band zwiſchen ihr und Sigurd be=
tont
(wir zitierten ſie neulich wörtlich) hätte ſchon in Betonung und
Vortrag ruhiger und weihevoller gehalten werden können.
Die Waffenbrüder Gunnar und Sigurd ſind zwei Geſtalten,
welchen die Sympathie ſofort zufällt. Ueber dieſem Freundesbund,
troßzdem er ſeine Wurzeln in den rauhen, lediglich auf Kampf und
Beute bedachten Anſchauungen der Urzeit hat, iſt ein ſittlicher
Adel ausgebreitet, der ſich bis zum Ende bewährt. Merkwürdig
iſt, daß die Figur Gunnars gegen die Sigurds nicht zu kurz kommt,
ſie iſt vom Dichter mit derſelben Liebe gezeichnet wie letztere. Die
Herren Hacker und Edward ſpielten die beiden Helden mann=
haft
und edel. Für die an und für ſich doch recht liebenswürdige
Verſönlichkeit der Dagnh hätte Frl. v. Felden, obwohl ſie uns im.
großen und ganzen befriedigte, etwas mehr Ruhe und Haltung be=
ſitzen
können. Den alten Landsobmann Oernulf, in welchem die
ganze Kraft und Geſundheit altnordiſcher Reckenzeit lebt, ſtellte
Herr Dalmonico mit ebenſo viel Würde als Energie dar. Von
ergreifender Wirkung war die Stelle, wo der greiſe Held nach voll=
brachter
Beſtattung der Söhne dieſen die Totenklage dichtet, und
dann, durch die Kraft des eigenen Liedes aufgerichtet, zum Nacht=
mahl
ſchreitet.
Auf die Einſtudierung des Stückes hat die Regie offenbar große
Mühe und Sorgfalt gewendet, was um ſo mehr anzuerkennen iſt,
da man ſich von einem Ibſen'ſchen Drama vorläufig noch keine
Kaſſenerfolge verſprechen kann. Aber eine Hofbühne muß eben noch
andere Rückſichten als die auf den finanziellen Ertrag kennen und
wird hinter dem Beiſpiele, das z. B. das benachbarte Frankfurt
mit Werken von Ibſen, Voß u. a. giebl, nicht zurückbleiben wollen.
- Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.