Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. mcl.
Bringerlohn. Auzwärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
degengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inel. Poſiaufſchlag.
151. TahrganJ.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Uuterhaltungsblatt.
Inſerate
verden angenommeni in Darnh2d
von der Epedition Rheinft. H. V.
in Beſſungen von Fried. Blkez.
Holzſtraße Nr. 12. ſovie auſwär
von allen Annoncen=Erpeditonen.
Jod.
Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Rreisamts. des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Freitag den 23. März.
1888.
Na 59.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Heſſiſche Bürger=Zeitung in Darmſtadt.
Auf Grund des 8 11 Abſatz 1 des Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 ſind die Nummern 68 und 69 vom Dienstag
den 20. und Mittwoch den 21. d. Mis. der im Druck und Verlag von Heinrich Müller dahier erſcheinenden „Heſſiſchen
Bürger=Zeitung: mit Rückſicht auf den Inhalt des „Darmſtadt, den 19. März 18881 überſchriebenen Artikels auf Seite 3
des Blattes Nr. 68 unter der Rubrik „Aus Nah und Fern', ſowie des Artitels mit der Ueberſchrift: „Eine zeitgemäße
Be=
trachtung; auf Seite 1 des Blattes Nr. 69 verboten worden.
Zugleich wurde auf Grund des 2. Abſatzes des 8 11 des eitirten Geſetzes das fernere Erſcheinen der „Heſſiſchen
Bürger=Zeitung! verboten
Darmſtadt, den 21. März 1888.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
In Vertretung:
l3236
Dr. Zeller, Regierungsrath.
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachung:
Unter der Ueberſchrift „ Chemiſch=techniſches Laboratorium= verſendet der bekannte Franz Bauer, vor deſſen Treiben
als Heilkünſtler wir bereits im Jahre 1886 das Publikum warnten, von Straßburg-Neudorf i. E. aus Circulare, in
welchen er ſeine „Spezialitäten: zur Wein= und Bierſabrikation anpreiſt. Zunächſt iſt zu bemerken, daß Bauer nach
An=
gabe der Polizeibehoͤrde in Straßburg ein „chemiſch=techniſches Laboratorium= nicht beſitzt.
Was nun die „Specialitäten” betriſit, ſo ließen wir zwei derſelben unterſuchen, ein Mittel zur Conſerbirung und ein
ſolches zur Geſchmackverbeſſerung des Weines (Sinoleum). Das erſte beſteht aus Kochſalz, Borſäure und Kaliumsulkat, das
zweite iſt eine Miſchung von Olivenöl und Holzkohlenpulver. Durch Anwendung des erſteren werden dem Wein Stoffe
zu=
geſetzt, die nicht in demſelben vorkommen dürfen, und welche geeignet ſind, die Geſundheit der Konſumenten zu ſchädigen.
Beide Präparate, deren Wirkung überhaupt fraglich iſt, ſind im Preiſe ſchwindelhaft hoch. (Das Kilo Sinoleum koſtet
bei Bauer 12 Mark, während es für 2 Mark herzuſtellen iſt.)
Franz Bauer iſt in folgender Weiſe bereits beſtraft:
1) vom Amtsgericht Wertheim mit einer Geldſtraſe von 240 Mk. wegen unbefugter Führung eines ärzlichen Titels und
Verkauf von Arzneimitteln;
2) vom Schöffengericht Wertheim mit einer Geldſtraje von 240 Mk. wegen der gleichen Uebertretung;
3) vom Landgericht Konſtanz mit einer Geldſtrafe von 200 Mt. wegen Beihilfe zum Vergehen gegen das
Nahrungs=
mittelgeſetz;
4) vom Landgericht Ansbach mit einer Gefängnißſtrafe von 14 Tagen wegen Beihülfe zu einem Vergehen gegen das
Nahrungsmittelgeſetz und zu einer Geldſtraſe von 180 Mk. wegen Beihilfe zur Uebertretung des Art. 7 des revidirten
baheriſchen Malzaufſchlaggeſetzes;
5) vom Polizeigericht des Kantons Baſel mit einer Haſtſtrafe von 2 Monaten wegen unbefugter Ausübung der ärztlichen
Praxis und unbefugten Arzneiverkaufs;
5) vom Landericht Mosbach mit einer Gejängnißſtraſe von 5 Wochen wegen Beihilfe zu einem Vergehen gegen das
Nahrungsmittelgeſetz.
Wir warnen das Publikum vor dem Gebrauch der Bauer'ſchen Spezialitäten und machen darauf aufmerkſam, daß die
Verwendung einzelner von Bauer vertriebener Mittel, wie ; B. des Mouſirpulvers und des Conſervirungsmittels für die
Betreffenden Verurtheilung wegen Bergehens gegen das Nahrungsmittelgeſetz nach ſich ziehen kann.
Darmſtadt, den 21. März 1888.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(3197
v. Grolman.
117
[ ← ][ ][ → ]786
Nr. 59
B e k a n n t m ch u n g.
Auf Grund der 81 und 6 bezw. 11 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. Ortober 1878 gegen die gemeingefährlichen
Beſtrebungen der Sozialdemokratie ſind verboten worden:
1) Laut Bekanntmachung Großh. Kreisamts zu Mainz vom 15. Febrvar 1888 der „Arbeiter=Wahl=Verein= und der
„ Unterſtützungsverein” zu Mainz.
2) Laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Praͤſidenten zu Verlin vom 21. Februar 1888 die nicht periodiſche
Druc=
ſchrift: „Sturmvögel. Revolutionäre Lieder und Gedichte: Geſammelt von Johann Moſt, Heft 1, New=York 1888.
3) Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Arnsberg vom 23. Februar 1888 die Rummer 7
CII. Jahrgang) vom 18. Februar 1888 der in London erſcheinenden periodiſchen Druckſchriſt: „Londoner Freie Preſſe.
Deutſches unabhängiges Organ für die Intereſſen der werkthätigen Klaſſen. Herausgegeben von der Londoner Verlags=
Genoſſenſchaft”
Darmſtadt, den 15. März 1888.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(3198
v. Grolman.
Bekanntmachung.
Betreffend: Die Vereinigung der Landgemeinde Beſſungen mit der
Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt, hier die Wahl
von 6 Mitgliedern zu Stadtverordneten.
Nach Anhörung des Gemeinderaths und im Einverſtändniß mit demſelben
wird die Wahl von 6 Stadtverordneten der Stadt Darmſtadt durch die
ſtimm=
ſähigen Einwohner der Gemeinde Beſſungen gemäß des Geſetzes vom 8. März 1888
am 3. April d. Js., Vormittags von 9 Uhr an,
ununter=
brochen bis Nachmittags 4 Uhr
ſtattfinden.
Die Wahl findet ſtatt im Rathhausſaale.
Die Stimmberechigten haben 6 Stadtverordnete, davon mindeſtens 2 aus den
höchſtbeſteuerten Drittheil der Wählbaren zu wählen.
Alle Stimmberechtigten werden daher eingeladen, an dem gedachten Termin
ſich perſönlich im Wahllokale einzufinden und ihre Stimmen abzugeben.
Zugleich wird darauf aufmerkſam gemacht, daß Diejenigen, welche mit der
Entrichtung der Communalſteuer zur Zeit der Wahl ſich länger als zwei Monate
im Rückſtaͤnde befinden, zur Abſtimmung nicht zugelaſſen werden und daß daher
alle diejenigen, welche mit dem fünften Ziel Dezemberziel) der Communalſteuer im
Rückſtande ſind, nur dann zur Abſtimmung zugelaſſen werden können, wenn ſie
einen ſolchen Rückſtand noch bis zur Wahl abführen, und daß ſolches geſchehen,
der Wahlcommiſſion durch Vorzeigung ihrer Steuerg uittung nachweiſen.
Beſſungen, am 23. März 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(3199
Brkanntmachung.
Dienstag den 27. März l. Js., Nachmittags 3 Uhr,
werden in dem Rathhaushof zu Beſſungen folgende Gegenſtände, als:
mehrere Centner Gußeſſen, 1 Dachfenſter, 1 Akazien= und 1 Kaſtanienſtamm,
mehrere Pfund Blei, 1 Parti verſchiedenes Holz. mehrere Sandſteinplatten
für Oeſen, 1 gut erhaltener Ofen (oval) u. a. m.
verſteigert.
Beſſungen, den 20. März 1888.
Oeffentliche Aufforderung.
Forderungen an den wegen
Geiſtes=
ſchwäche von uns unter Curatel geſtellten
Zahlmeiſter i. P. Wilhelm Hechler zu
Darmſtadt ſind bei Meidung der
Nicht=
berückſichtigung bei der
Vermögensord=
nung binnen 14 Tagen bei uns
anzu=
melden.
Darmſtadt, den 19. März 1888.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[3202
Beisler.
Friſche
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per Stück 6 Pfg.,
per 100 Stück 5 Mk. 70 Pfg.
Feinſte
Landbutter.
Bleichſtraße. (3203
in 9 prachtvollen Nüancen, per
Päckchen 5 und 10 Pf.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[3200
Bekanntmanhung.
Mittwoch den 28. März, Nachmittags 4 Uhr,
wird der gejammette Faſſeldung vom 1. Quartal 1888 in dem Faſſelhof zu
Beſſungen öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert.
Beſſungen, den 20. März 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[3201
Päckchen 10 Pf.
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Darmstadt und Bessungen.
Einladung.
Nüchſten Montag den 26. März. Abends 8 Uhr, findet unſere 24.
ordentliche Generalverſammlung im oberen Saale des Gaſthofs „Prinz
Carl=
ſtatt, zu der wir die Mitglieder, mit der Bitte um recht zahlreiches Erſcheinen,
hiermit ergebenſt einladen.
Der Vorstand.
Tagesordnung: 1) Geſchäftsbericht.
2) Rechnungsablage.
3) Erſatzwahl des Vorſtandes.
3205
4) Anträge und Wünſche.
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1. - und 60 Pfg.
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rantirt rein, per Pfd. 70 Pfg.
Havannah=Honig, gelb. garantirt rein,
per Pfd. 60 Pfg.
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Flecken in den Taillen der Kleider entſtehen
laſſen, hält für Darmſtadt und Umgegend
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M
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Proſpekte gratis.
[3130
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zu kauſen geſucht. Offerten unter Nr. 5
an die Expedition d. Bl.
[3219
29.
22
e2
19.)
1
Nr. 59
789
Da ich in einigen Monaten mein Lokal verlaſſen muß, ſo verkaufe ich, um raſch zu räumen,
be=
deutend unterm Koſtenpreis und mache, beſonders für Conſirmanden, auf Cachemire, Kleider=
(2518
ſtoſſe, Regenmäntel, Mantelets, Jaquettes und Sommer=Buckskins aufmerkſam.
J. Behmann-Simon, harht 4.
14
G6E EUAIEG
des reellen Werthes werden eine große
Partie reinwollene Wuckskin- und
4
Hammgarn-Reste
ſneueſte Muſterſachen) für Herren=, Knaben= und Confirmanden=
Anzüge und einzelne Hosou &é; Wasten abgegeben.
Hermamm Löb,
Ludwigsſtraße 7.
Ludwigsſtraße 7.
3222) Ein reinl. zuverl. Mädch. ſucht
Monatdienſt. Nüh. bei Frau Mattern.
3223) Eine Köchin, die Hausarbeit
übernimmt, u. andre Mädchen, die kochen
können, ſuchen Stelle. Korb, Soderſtr. 60.
3224) Eine Frau ſucht Beſchäftigung
im Waſchen u. Putzen. Löffelgaſſe 8.
Anter hohem Protektorat Hr. Großh. Hoheit des Prinzen
Alexander von Zeſſen u. b. Rh.
Ph. Sohmitksche Ahademie für Jonkunst,
Darmstadt, Eliſabethenſtraße 36.
Der Unterricht für das Sommer=Semeſter beginnt am
D. April.
Lehrfächer: Klavier, Violine, Violoncell, sämmtliche Blas-
Instrumente, Harmonie- & Compositions-Lehre.
Ausbildung für Kunstschüler und Dilettanten.
Proſpecte gratis in der Anſtalt und bei Herrn Thies.
Anmeldungen nimmt entgegen
Ph. Schmitt,
[3220
Grossh. Musikedirektor.
Heidenreich v. Sieboldsche Stiſtung
für
arme Wöchnerinnen in Darmſtadt und Beſſungen.
In der am 21. d. M. abgehaltenen 28ſten Generalverſammlung, welche die
Durchlauchtigſte Protektorin, Frau Prinzeſſin Julio von Gattonborg, mit Ihrem
Beſuche beehrte, wurde über die Wirkſamkeit der Stiftung im abgelaufenen Jahre
und über deren Vermögensverhältniſſe Bericht erſtattet.
Nach der von der Generalverſammlung genehmigten Rechnung betrug im
Jahre 1887: die ordentliche Einnahme an Kapitalzinſen 1106 M., an
Jahres=
beiträgen von 316 Mitgliedern 1464 M. zuſammen 2570 M.
Die außerordentliche Einnahme: an Kaſſevorrath 360 M., an Legater
und Geſchenken, nämlich von Herrn Oberpoſtmeiſter Pfaltz 50 M., von Herrn Adoll
Trier 20 M., zuſammen 430 M.
Summe der ordentlichen und außerordentlichen Einnahme: 3000 M.
Die Ausgaben betrugen: für Unterſtützungen an Wöchnerinnen in Darmſtadt
und Beſſungen 2586 M., an Verwaltungskoſten 129 M.
Summe der Ausgaben: 2715 M.
Es verbleibt ſonach Reſt: 285 M.
Das Kapitalvermögen beträgt: 27914 M.
Darmſtadt, den 21. März 1888.
Für den Vorſtand und den Verwaltungsrath:
A. Herck.
Dr. Sell.
(3221
3185) Ein beſſeres Mädchen, gewandt
in aller Handarbeit, Stickerei, ſowie bügeln,
ſucht unter beſcheidenen Anſprüchen Stelle.
Stellenb. Frau Neßling. Louiſenſir. 30.
3225) Ein junger Mann mit 9jähr.
Zeugniſſen verſehen, ſucht Stellung als
Auslaufer. Adreſſe zu richten an A. M.
in Eberſtadt bei Darmſtadt,
Pfungſtädter=
ſtraße 6.
3235) Ein Mädchen zur leichtern
Arbeit und zum Austragen geſucht.
Näheres Expedition.
2910) Ordentl. Jungen und
Mäd=
chen für leichte ſaubere u. lohnende Arbeit
geſucht.
A. Kohlſtadt &a Cie. in Beſſungen.
3226) Ein geſetztes, braves Mädchen,
welches kochen, nähen u. bügeln kann, auch
Liebe zu einem Kinde hat, in einen ganz
leinen Haushalt geſucht.
WoL ſagt die Expedition.
Ein zuverläſſiger Diener,
wird zum 1. April geſucht.
Frankfurter=
ſtraße Nr. 42.
[3189
Tüchtige Steinhauer
ſucht A. Petri, Darmſtadt. (2914
Ein braver Zapfjunge
zu ſofortigem Eintritt geſucht.
[3190
Philipp Müller „zur Schirnz.
3227) Ein ſolider, tüchtiger Schloſſer
oder Mechaniker als Werkzeugmacher
geſucht. Wo? ſagt die Exped.
3228) In meinem Geſchäſt iſt für
einen mit gründlichen Schulkenntniſſen
ver=
ſehenen jungen Mann aus hieſiger, guter
Familie eine 6
Lehrſtelle
fffen.
Rud. Hick,
Guſt. Hickler'8 Nachf.
790
3229) Eine reinliche Lauffrau für
ſofort geſucht, welche in der Nähe der
Waldſtraße wohnt. Zu erfragen
Wald=
ſtraße 49, 2. Stock.
Offene Lehrlingsſtelle
für einen jungen Mann mit guten Schul=
[3140
zeugniſſen.
HI. Stado & Boor.
3230) Ein braver Junge mit
beſon=
derem Zeichentalent kann in die Lehre
treten. Lithogr. Atelier Joſ. Grimm,
Markt 4.
2912) Offene Lehrſtelle.
Auf Oſtern oder ſpäter ſuche für meine
Eiſen= und Metallwaarenhandlung einen
Lehrling. W. Hublitz, Kirchſtr. 18.
Kr. 59
Die Nechnung des Armenhilfsvereins
oeſiunhen
vom 1. Dezember 1886 bis 1. Februar 1888 liegt von heute an 8 Tage lang
zur Einſicht der Intereſſenten auf dem Bürean der Großherzogl. Bürgermeiſterei
[3233
Beſſungen offen.
Der Vorſtand.
Dem L. umd I5. Feden Homats
beginnen Unterrichts=Curſe, als:
Abth. I. Weißwäſche: Schnittzeichnen, Zuſchneiden, Hand= und
Maſchinen=
nähen, Flicken und Stopfen. Der Unterricht wird durch eine geprüfte Lehrerin
ſpeziell für dieſe Fächer ertheilt.
Abth. II. Damen=Confection: Zuſchneiden und Anfertigen nach beſtbewährter
und leicht faßlicher Methode. Pariſer Schnitt. — Privateurs für Frauen. Große
helle Arbeitsräume.
[3128
Lehr=Inſtitut von Frau Bohny, Ecke Ludwigsſtr. HHaus Rittershaus).
3144) Mehrere Jungen finden für
dauernd Beſchäftigung bei gutem Lohn.
Gebrüder Roeder.
2363) Als Lehrling ſuche einen
talentirten Knaben. — Louis Andreß,
Uhrmacher, Lauteſchlägerſtr. 10.
2165)
Hehriing.
mit der nöthigen Schulbildung zum
bal=
digen Eintritt geſucht.
C. Stumpf, Kirchſtraße 10.
Große lebende
Spiegelkarpfem
per Pfund M. 1. 10.
Vorzügl. lebende Rheinkarpfen
per Pfund M. l.-.
Lebende Rheinhechte
per Pfd. M. 1 bis 1.10.
Vorzügliche friſche Karpfen
per Pfund 70 Pfg.
Hechte auf Eis
per Pfund 80 Pfg.
Mülben und Weißfiſche
billigſt.
Hebr. Röſtnger,
Hoflieferanten.
[3231
Werkzkührer
für eine Papierwaarenfabrik (
Specia=
lität: Duten und Beutel) Rheinlands
per 1. Mai bei 100 Mark monatlich
ge=
ucht. — Verheirathete und ſolche, welche
in Cartonagearbeit Kenntniß haben,
be=
vorzugt. — Offerten unter L. 6803
an Rudolf Moſſe, Cöln.
[3232
Lachhülfe während der Ferien ertheill
I1 ein Primaner. Näh. Exp. (3147
C
Für Eltern und Vormünder.
In jedem Jahre werden eine nicht geringe Anzahl Kindergärtnerinnen in
meiner Anſtalt ausgebildet, trotzdem kann die immer zunehmende Nachfrage nach
ſolchen bei weitem nicht befriedigt werden. Dieſes zur Kenntniß aller Eltern und
Vormünder, welche ihren Töchtern und Pflegebefohlenen durch Erlernung der
Kindergärtnerei zu einem geachteten und lohnenden Berufe verhelfen wollen.
TH.
Schulta,
[3181
Waldſtraße 24.
Schiſfsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 2.
Der Schnelldampfer, Aller,- Kapitän H. Chriſt=
L.0oS0
offers, vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher
des
am 7. März von Bremen abgegangen, iſt am
18. März wohlbehalten in New=York ange=
Darmſtädter Pferdemarktes.
kommen.
2 M.
ſind in der Exped. d. Bl. zu haben.
Htadtſtapelle.
En) Freitag, den 23. März. nachmittags um
H
pTTi
3 Uhr: Paſſionsandacht: Herr Pfarrer
S.
mit Comptoir auch kleiner
Dingeldey.
G1AG0D Wohnung ſofort od. 1.Juli
für ein Uhren= und Goldwaarengeſchäft,
n guter Geſchäftslage geſucht.
Offerten unter A. R. an die Exped.
Amzeigem
jeder Art für alle illuſtr. u. polit.
Zei=
tungen ꝛc. der Welt beſorgt prompt u.
unter bekannt coulant. Bedingungen die
Central=Annoncen=Expedition von G. L.
Daube & Co. in Darmstadt,
(406
Grafenſtraße 30.
3234) Wer zu Heiſerleit neigt und doch bei
rauhem Wetter auszugehen genötigt iſt,
ver=
ſäume nicht, während der Beweaung im Freien
eine der bewährten Sodener Miueral=Paſtillen
lin den Apotheken die Schachtel ä 85 Pf.
erhältlich) langſam im Munde zergehen zu
laſſen. Katarrhaliſchen Affektionen wird
da=
durch vorgebeugt. Aus Tübingen wurde uns
diesbezüglich geſchrieben: Seit einigen Wochen/
leide ich durch die unfreundliche Witterung
an anhaltender Heiſerkeit, und konnte dadurch
meinem Beruf nur ungenügend nachkommen.
Durch kurzen Gebrauch der Sodener Mineral=
Paſtillen bin ich jetzt wieder völlig disponiert
und kann ich dieſelben wegen ihrer überraſchend
guten Wirkung allen verehrl. Kollegen und
Kolleginnen nur auf das Wärmſte empfehlen.
Vh. Kigler, Mitglied des Stadttheaters in
Tübingen.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 23. März
6. Vorſtellung i. d. 8. Abonnementsabteilung.
Blaue Karten gültig.)
Hans Heiling.
Romantiſche Oper in 3 Akten von
Dr. H. Marſchner.
Anfang ½7 Uhr. Ende gegen 110 Uhr.
„ Um die Vorſtellungen des Goethe=
Chelus auf die blauen und roten
Abon=
nements=Karten gleichmäßiger verteilen zu
können, ſieht ſich die Großh. Hoftheater=
Direk=
tion veranlaßt, von dem im 8 5 des
Abon=
nements=Programms vorbehaltenen Rechte
„blaue oder rote Abonnements=Karten mehrere
Male auf einander folgen zu laſſen!, Gebrauch
zu machen. Zu der Oper „Hans Heiling
am 23. März ſind demgemäß blaue - und
zu dem Schauſpiel „Fauſt; am 24. März
rote Abonnements=Karten gültig.
Samstag, 24. März.
7. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Göthe-Cyelus.
2. Abteilung. - 3. Vorſtellung.
Faus t.
Dramatiſches Gedicht in 6 Abteilungen
von Goethe.
Anfang 6 Uhr. Ende nach 10 Uhr.
Letzte Vorſtellung vor Oſtern.
„3
22
503
16
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„
Nr.
Einladung zum Abonnement
auf das
Darmſtädter Tugblatt
[51. Jahrgang)
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis
Darmſtadt.
Das nunmehr mit ſeinem 151. Jahrgang begonnene Tagblat
bringt neben einer pokitiſchen Reberſicht reichhaftige Mittheikungen
von allgemeinem und lokalem Intereſſe aus Htadt und Cand;
der Theaterzettel des Großh. Hoftheaters wird der Regel nach
voll=
ſtändig veröffentlicht; Anterhattung wird ferner durch das damit
verbundene „lluſtrierte Anterhaltungsstatts mit Beiträgen
nam=
hafter Schriftſteller und jährlich an 250 vorzüglichen Illuſtrationen
geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie auch von allen
ſoliden Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 1.50 einſchl. Bringerlohn,
durch die Poſt bezogen M. 1.50 einſchl. Proviſion excl. Bringerlohn.
Abonnements köunen jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23,
ſowie auf allen Poſtanſtalten erfolgen.
Die in der näheren Umgebung Darmſtadts wohnenden Poſt=
Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage des Erſcheinen mit
dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.
Neuhinzutretende Abonnenten erhalten das Blatt bis zum 1. April
gratis verabfolgt.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer konferierte nach einer guten
Nacht am 21. vormittags längere Zeit mit Wilmowski und empfing
in Audienz den Reichskanzler Fürſten Bismarck, welcher vorher
Empfang bei dem Kronprinzen hatte.
Gegenüber ſo manchen bangen Erwartungen und übertriebenen
Befürchtungen bezüglich des Geſundheitszuſtandes Kaiſer Friedrichs
darf hervorgehoben werden, daß, abgeſehen von unerwarteten
Zwi=
ſchenfällen, ſo viel feſtſteht, daß die gute Körperconſtitution des
Kai=
ſers, dem tückiſchen Leiden einen zähen Widerſtand entgegenſtellt.
So wurde bis in die jüngſte Gegenwart von den Aerzten conſtatirt,
daß die Blutwärme und Pulsfrequenz des Kaiſers durchaus normal
ind, welche Beobachtung für ein gutes Zeichen gilt, daß ein raſcher
Kräfteverfall bei dem Monarchen nicht zu befürchten iſt. Der Kaiſer
konnte dementſprechend auch täglich einige Vorträge der Miniſter
oder Abteilungschefs entgegennehmen und auch jeden Tag noch
einige Stunden ſich allein den Regierungsarbeiten widmen. Auch
die ublichen Audienzen konnte der Kaiſer an Fürſten und Geſandte
ertheilen.
Kaiſer Friedrich hat befohlen, daß das neue Palais in Potsdam
unverzüglich inſtand geſetzt werde, auf daß er ſofort beim Eintritt
wärmerer Witterung mit ſeinem Hofhalte von Charlottenburg
dort=
hin überſiedeln könne.
Auf den Wunſch des Kaiſers behält der Oberſt=Kämmerer
Graf Otto zu Stolberg=Wernigerode die Führung der Geſchäfte im
Miniſterium des Königlichen Hauſes ſo lange, als ſeine
Privat=
angelegenheiten ihm dies geſtatten.
Bei der Kaiſerin Victoria findet im Schloß Charlottenburg
eine Trauercour ſtatt, wofür der Sonnabend in Ausſicht genom
men iſt.
Die Kaiſerin=Mutter empfing am 21. nachmittags den General
v. Werder vor deſſen Abreiſe nach Petersburg und erteilte dem
Nuntius Galimberti Audienz.
Großfürſt Michael von Rußland, welcher am 20. abends Berlin
verlaſſen hatte, um nach Rußland zurückzureiſen, iſt von Küſtrin
aus zurückgekehrt und am 21. früh wieder in Berlin eingetroffen,
da zur Zeit von dort aus durch Schneewehen die Eiſenbahn
unfahr=
bar geworden iſt. Ebenſo ſind eine Anzahl von Reichstags=
Abgeordneten, welche Berlin verlaſſen hatten, nach Berlin
zurück=
gekehrt, da ſie ihre Heimreiſe nicht vollenden konnten und nicht auf
der Strecke liegen bleiben wollten.
Eine Abordnung des kaiſerlich ruſſiſchen Infanterie=Regiments
Kaluga Nr. 5, beſtehend aus dem Oberſten und Kommandeur
v. Korobka, dem Hauptmann Frontinski und Lieutenant v. Brümmer,
iſt aus Simbirsk in Berlin eingetroffen, um bei der am 22. im
Mauſoleum zu Charlottenburg erfolgten endgültigen Uebertragung des
kaiſerlichen Sarges in die Gruft zugegen zu ſein. Auf Befehl des
Kaiſers Alexander II. war dieſe Abordnung in Petersburg
ver=
blieben, weil derſelbe den Wunſch hegte, daß ſie an dem feierlichen
Trauergottesdienſte teilnehmen ſollten, welcher am 16. März - am
Tage der Beiſetzung
in Petersburg ſtattfand.
Das Preußiſche Herrenhaus nahm am 21. den Geſetzentwurf
über die fünfjährige Legislaturperiode ohne Erörterung an.
Das Abgeordnetenhaus erledigte am 21. den Reſt des Etats in
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dritter Leſung und genehmigte darauf den Etat im ganzen, ſowie
das Etatsgeſetz. Der Finanzminiſter erklärte auf Befragen, daß
die zu einer Erleichterung der Volksſchullaſten beſtimmten 10 Mill.,
falls ein bezügliches Geſetz wider Verhoffen nicht zuſtande käme,
nicht anderweit verwendet, ſondern als erſpart angeſehen werden
würden. Die nächſte Sitzung wurde auf den 11. April anberaumt.
Der ſchleſiſche Provinzialausſchuß beſchloß, bei dem nächſten
Provinziallandtag die Bewilligung eines entſprechenden Beitrags
zu den Koſten für ein in Breslau zu errichtendes Reiterſtandbild
des hochſeligen Kaiſers Wilhelm zu beantragen.
Das baheriſche Abgeordnetenhaus genehmigte am 21. die
Vor=
lage wegen Zinszuſchuſſes für die Pfälziſchen Eiſenbahnen und
be=
willigte, den Anträgen des Ausſchuſſes gemäß. 532,000 M. für
Auf=
beſſerung der Gehälter der katholiſchen und 261300 M. für
Auf=
beſſerung der Gehälter der proteſtantiſchen Geiſtlichen ſowie 574500
M. für Vermehrung der Dienſtalterszulagen der Volksſchullehrer
und Lehrerinnen.
Schweiz. Der Nationalrat genehmigte am 21. die Uebertragung
der Strafgeſetzgebung an den Bund mit 79 gegen 54 Stimmen.
geſterreich=Angarn. Der Kaiſer begrüßte perſönlich den am
21. in Wien eingetroffenen König von Rumänien am Bahnhof und
fuhr mit ihm zur Hofburg, wo der König einige Tage ſein Gaſt
ſein wird. Die Königin von Rumänien wurde am 22. in Wien
er=
wartet.
Der ſerbiſche Miniſterpräſident General Gruitſch wurde am
20. ds., nach nittags. vom Kaiſer in längerer Audienz ſehr huldvoll
empfangen. Er ſetzte die Lage in Serbien auseinander und wurde
eingeladen, am 21. mit dem König von Rumänien an der Hoftafel
teilzunehmen.
Der ſerbiſche Miniſterpräſident ſtattete am 21. dem Miniſter
des Aeußern, Graf Kalnokh, einen Beſuch ab.
Der ruſſiſche Botſchafter Lobanow wird demnächſt in Urlaub
nach Petersburg abreiſen.
Trankreich. Nach einem Telegramm der Agence Havas aus
Dünkirchen iſt die Reiſe des Präſidenten Carnot auf den 25. bis 27.
März feſtaeſetzt. Derſelbe wird Dünkirchen, Lille, Maubeuge und
Brüſſel beſuchen. Das Canalgeſchwader wird ihn in Dünkirchen
aufſuchen.
Carnot hat von König Leopold eine Einladung erhalten ihn in
Brüſſel zu beſuchen.
Die an Elſaß=Lothringen gerichtete Kundgebung des Kaiſers
Friedrich hat in Paris einen ſehr niederſchlagenden Eindruck gemacht,
dem die chauviniſtiſchen Blätter auch offen Ausdruck geben.
Uner=
klärlicherweiſe hatte man nämlich hier geglaubt, Kaiſer Friedrich
werde der ſogenannten „Unterdrückung: der Elſaß=Lothringer ein
Ende machen, ja, hier und da war man nicht allzuweit von der
Annahme entfernt, es werde ſich in dem kaiſerlichen Erlaſſe eine
Andeutung finden, durch die einer ſpätern Abtretung der Reichslande
an Frankreich eine Thür offen gelaſſen würde. Die ſcharfe Betonung
der „unverjährbaren Rechte: Deutſchlands hat dieſen Träumereien
ein Ende gemacht.
Dem „X1X. Sieele' zufolge erklärte Boulanger, da er durch
keine militäriſchen Rückſichten mehr zurückgehalten ſei, werde er der
Wahlagitation ſeiner Freunde ſich anſchließen.
Wie die Blätter melden, tritt das Unterſuchungsgericht für die
Angeleganheit Boulanger erſt am Samstag oder Montag zuſammen.
Boulanger iſt von Clermont=Ferrand nicht nach Paris
zurückge=
kehrt.
Felix Pyat weigerte ſich, zu Gunſten Boulanger's ſeine
Kandi=
datur für Marſeille zurückzuziehen.
Aus Saumur wird berichtet: „Eine gewiſſe Anzahl von
ög=
lingen der Kavallerie=Schule von Saumur, junge Offiziere und
Unteroffiziere, fertigten eine Strohpuppe an, ſetzten ihr einen in der
Auslage eines Hutmachers der Place de la Bilange entführten
Generalshut auf und führten ſie in der Stadt herum, indem ſie
ſangen, auf Jagdhörnern blieſen, grobe Beleidigungen gegen den
General Boulanger ausſtießen und in mehreren Läden, die ſie
ſtürm=
ten, ſchweren Schaden anrichteten. Die Volizei war außerſtande,
dieſen Ausſchreitungen Einhalt zu thun. Faſt während der ganzen
Nacht von Donnerstag auf den Freitag wurde die Stadt von oben
bis unten gekehrt. Die Zöglinge wollten die Urheber dieſer
be=
dauernswerten Kundgebungen nicht angeben und ſind koſignirtt.
Dieſe Maßregel geuügt aber nicht den Bewohnern von Saumur,
welche eine ſtrenge Beſtrafung verlangen.
England. Die Königin empfing am 20. den in außerordentlicher
Sendung von Berlin eingetroffenen preußiſchen General v. Los,
welcher die Tronbeſteigung des Kaiſers Friedrich anzeigte.
Am 21. trat die Königin in Begleitung des Prinzen und der
Prinzeſſin von Battenberg und mit Gefolge die Reiſe nach Italien an.
Itaſien. Die Reibereien zwiſchen Italien und Frankreich haben
dadurch neue Nahrung erhalten, daß das italieniſche Armeeblatt
mit der Anklage hervorgetreten iſt, daß Frankreich einen Ueberfall
der italieniſchen Häfen, insbeſondere des Kriegshafens Spezzia
ge=
plant habe. Im kritiſchen Momente hätte aber die italieniſche
Re=
gierung Wind von dem Projekte der franzöſiſchen Marine bekommen
und eine gewaltige Verteidigung angeordnet. Daß man ſich vor
792
Nr. 59
zwei Monaten nichts Gutes von Seiten Frankreichs im Mittelmeer
verſehen habe, darauf deute auch die Anweſenheit der engliſchen
Vanzerflotte unter Admiral Hewett hin. Ebenſo laſſe ſich daraus
die damals ſo ſeltſam klingende Frage dieſes Admirals in Genua
erklären, wo Admiral Hewett erſtaunt gefragt habe, ob noch keine
Kriegserklärung vorläge.
Die Kammer genehmigte das Budget des Miniſteriums des
Aus=
wärtigen mit 178 gegen 137 Stimmen.
Zulgarien. Die Abreiſe der Prinzeſſin Clementine erfolgt am
Freitag den 23. Dieſelbe wird ſich zwei Tage in Peſt, ebenſo lauge
in Wien aufhalten und ſich dann von dort nach Paris begeben.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. März.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 21. März den
Amtsrichter bei dem Amtsgericht Wald=Michelbach Hermann
Sandmann zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Butzbach mit
Wirkung vom 2. April l. J., an demſelben Tage den Gerichtsaſſeſſor
Georg Grünewald aus Gießen zum Amtsrichter bei dem
Amts=
gericht Ulrichſtein mit Wirkung vom 1. April l. J. an, an
dem=
ſelben Tage den Gerichtsaſſeſſor Wilhelm Sander in Darmſtadt
zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Wald=Michelbach mit Wirkung
vom 2. April l. J., an demſelben Tage den Gerichtsſchreiber=
Aſpiranten Johannes Prinz zu Gießen zum Staatsanwaltsgehülfen
bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſen, mit Wirkung vom
1. April l. J., ernannt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog, Se. Königl. Hoheit der
Erbgroßherzog. Ihre Großh. Hoheiten die Prinzeſſinnen Irene und
Alix, die Prinzen Heinrich und Wilhelm, ſowie Se. Hoheit der Fürſt
Alexander wohnten geſtern vormittag dem Militärgottesdienſte bei,
welcher zur Feier des Gedächtniſſes weiland Sr. Majeſtät des
Kaiſers Wilhelm in der Stadtkirche ſtattfand.
D. 8ta.
Die Erſte Kammer der Stünde hält heute vormittag 9½ Uhr,
die Zweite Kammer um 10 Uhr eine Sitzung ab.
⬜) Verhandlungen der zweiten Kammer. Nach der Verkündigung
einiger, bereits durch die Preſſe bekannt gewordener Einläufe,
be=
faßte ſich die zweite Kammer in ihrer geſtrigen Sitzung mit der
Entgegennahme und Beſprechung von Interpellationen. Tiejenige
des Abg. Matthäi, bezüglich der Sicherheitsleiſtung durch die
Kreis=
rechner und der regelmäßigen Viſitation der Rechner, wurde durch
Geh. Staatsrat v. Knorr dahin beantwortet, daß die Beſtimmung
der Kaution Sache der Selbſtverwaltungsbehörden ſei, die
Viſi=
tationen hätten auf Anordnung der Kreisräte zu erfolgen und ſeien
die Kreisämter mit den erforderlichen Weiſungen verſehen, eine
be=
ſondere geſetzliche Regelung der Sache empfehle ſich nicht. An die
Beantwortung der Interpellation Jöckels über das Kreisamtsge
bäude zu Friedberg ſchloß ſich eine Beſprechung an, in der über die
Bauart und den Zuſtand von Staatsbauten, ferner über den Modus
der Arbeitsvergebungen ꝛc. Klage geführt wurde. — Die
Interpel=
lation des Abg. Arnold wegen Erbauung einer Staatsſtraße von
der Kreidacher Höhe über Siedelsbrunn und Oberabtſteinach nach
Unterabtſteinach. beantwortete Miniſterialpräſident Weber Exz.
da=
hin, daß die Verzögerung lediglich an den Kommunal= und
Selbſt=
verwaltungsorganen liege, bevor die Vorarbeiten durch dieſe Organe
erledigt ſeien, könne die Regierung, welche das Proiekt bereits
weſentlich gefördert habe, nichts weiter unternehmen. Auch an dieſe
Interpellation ſchloß ſich eine kurze Beſprechung an. — Die Wahl
der Kommiſſion zur Prüfung der Ergebniſſe der Aararenquete wurde
bis zur nächſten Sitzung vertagt. - Die betreffenden Referenten
erſtatteten ſodann mündlichen Bericht über die bezüglich des Budgets
beſtehenden Differenzen. Wohl nur mit Ausnahme bezüglich des
Gehalts für den Polizeirat in Gießen und der von
Miniſterial=
präſident Weber Exz. verteidigten Gehaltserhöhung der geprüften
Buchhaltungsgehülfen, welche diesmal bewilligt wurden, beharrte
die zweite Kammer entſprechend den Anträgen des Finanzausſchuſſes
auf ihren früheren Beſchlüſſen. Bei dem Titel „Gefängnis zu
Mainz; nahm Geh. Staatsrat Hallwachs Veranlaſſung mitzuteilen,
daß die ſ. 3. dem erſten Staatsanwalt in Mainz in den Mund
gelegte Aeußerung, „wer keine Religion beſitze, der ſei eigentlich
unter dem Viehl, von dem genannten Beamten nicht und auch nicht
in ähnlicher Form jemals gethan worden ſei. Der Alg. Jöſt mußte
zugeſtehen, daß ſeine Informationen nicht zutreffend waren und
er=
klärte nunmehr, der Verwalter des Mainzer Gefängniſſes habe die
obige Aeußerung ſeinem Gewährsmann gegenüber gebraucht, was
von dem Regierungstiſche bezweifelt und dem Abg. Jöſt größere
Vorſicht, auch aus der Mitte des Hauſes, anempfohlen wurde, bevor er
einem Beamten einen ſolch unbegründeten, groben Vorwurf mache.
Dem von der erſten Kammer, bezüglich Erlaß eines Geſetzes
betr. die Konſervierung von Bau= und Kunſtdenkmälern an die
Regierung gerichteten Erſuchen trat die zweite Kammer nach längerer
Debatte nicht bei.
Abg. Theobald erſtattete noch mündlichen Bericht über den
projektierten Anbau am Ständehaus. Das neu vorgelegte Projekt
hat die Billigung des Ausſchuſſes gefunden und empfiehlt derſelbe
- Immobilien=Verkauf. Das von Herrn Maurermeiſter Fried=
die angeforderte Bauſumme zu verwilligen. - Zum Schluß der
Sitzung wurden noch mehrere Anträge verkündigt.
Denkmäler für Käiſer Wilhelm ſind ferner noch für Stuttgart,
Elberfeld und Barmen in Ausſicht genommen.
Dienstag den 27. März. von vormittags 11 Uhr bis 8 Uhr
abends findet eine Ausſtellung der für den Bazar der „Geuoſſenſchaft
Deutſcher Bühnen=Augehöriger” freundlichſt dahier geſpendeten Gaben
im Foyer des Großh. Hoftheaters ſtatt. Das verehrliche Publikum
wird zum Beſuche höflichſt eingeladen.
E. Der 3. Kammermuſikabend des Herrn Kapellmeiſter
Wallen=
ſtein trug eine äußerſt feſſelnde Phyſiognomie. Herr Wallenſtein
hatte ſich eine Reihe höchſt umfaſſender pianiſtiſcher Aufgaben
ge=
ſtellt und löſte dieſelben mit der ihm zu Gebote ſtehenden
glänzen=
den Technik in meiſterhafter Weiſe. Aus dem reichen Repertoire
heben wir nur hervor die Mendelsſohn'ſchen Variationen, ein
dank=
bares und doch zugleich gehaltvolles Prunkſtück, den ſtimmungsvollen
Vortrag des reizenden Chopin'ſchen Berceuſe und die eherne Kraft,
mit welcher die Thalberg'ſche Phantaſie behandelt wurde.
Aus=
nahmsweiſe hatte die heutige Kammermuſikſoirée auch einen vokalen
Teil. Derſelbe war vertreten durch Frl. Krebs aus Frankfurt,
einer noch ſehr jungen Dame, die aber bereits über ein ſehr
acht=
bares Können verfügt. Ausgiebiges Stimmmaterial verbunden mit
guter Schule und verſtändnisvollem Vortrag, der ſich ſtellenweiſe
ſogar zum Charakter des Seelenvollen und Dramatiſchen ſteigert,
ſind die Eigenſchaften, welche die Sängerin, die nebenbei bemerkt
auch äußerlich eine ſympathiſche Erſcheinung iſt, an den Tag legte.
Frl. Krebs ſang Intermezzo und Frühlingsnacht von Schumann,
ferner „Aus meinen großen Schmerzen= und „Liebchen iſt dar von
Franz. und zum Schluſſe das Brahms'ſche „Von ewiger Liebe.
Jede Nummer wurde von den Hörern ſehr beifällig aufgenommen.
- Wie alljährlich, ſo hat auch dieſes Jahr die Firma Gebrüder
Eichberg in ihren Erkern ein größeres Oſter=Schauſtück und zwar
die in der diesjährigen Kappenfahrt vorgekommene Gruppe die
„Straßenkehrer Darmſtadts; darſtellend, zur Ausſtellung gelangen
laſſen.
rich Delp neu erbaute 2½ſtöckige Wohnhaus Müllerſtraße Nr. 27
wurde an Frau Michael Kühn Wittwe verkauft. Der Verkauf
wurde durch den Agenten Carl Schnabel abgeſchloſſen.
Stand der Darmſtädter Volksbank am 29. Februar 1888.
Aktiva: Kaſſebeſtand M. 8772. 22, Mobilien M. 1140.- Debitoren=
Conto M. 1222588. 85, Wechſel=Conto M. 130330 84, Effekten=
Conto M. 51716. 64, Verwaltungskoſten M. 3482.78. Haus= und
Immobilien=Conto M. 92 105. 23, Zinſen=Conto M. 1000. 94.
Paſſiva: Gewinn= und Verluſt=Conto M. 37481. 42,
Reſerve=
fond M. 72136. 52, Gewinn=Reſerve= und Delcredere=Conto
M. 25 136. 52, Stammanteile M. 555018. 14, Depoſiten, Sparkaſſe,
Giro=Creditoren ꝛc. M. 821364. 90. - Umſchlag im Februar
M. 819649. - Zahl der Mitalieder 793.
* Kleine Mitteilungen. Am Mittwoch Nachmittag wurde ein
Kellner verhaftet, welcher ſeinem Prinzipal aus einem
ver=
ſchloſſenen Schranke eine größere Anzahl Biermarken entwendet
hatte und ſolche zu ſeinem Nutzen verwertete. — Gegen einen
Tag=
löhner wurde Anzeige wegen Entwendung eines Rockes
erhoben. — Ein Unbekannter entlieh ſich bei einem hieſigen
Spezereiwarenhändler 1M. 60 Pf., um angeblich bei der
Bahn ein Fäßchen Putzpulver einzulöſen, und gab als Pfand ein=
Düte, angeblich 4 Pfund von dieſem Putzpulver enthaltend. Da
der Unbekannte ſpäter nicht wieder zur Nückzahlung des Geldes
erſchien, wurde die Düte einer näheren Unterſuchung unterzogen
und fand ſich, daß dieſelbe oben eine Lage Putzpulver und unten
gewöhnlichen Zinnſand enthielt.
Dienstag Nacht wurde in der
oberen Heinrichſtraße eine Bordwand zertrümmert. Als
Thäter wurden einige Realſchüler von der Schutzmannſchaft betroffen
und zur Anzeige gebracht.
L. Beſſungen, 22. März. Gemeinderatsſitzung Nachdem
wegen des Wahltermins für 6 Stadtverordnete Beſchwerde bei
Großh. Kreisamte erhoben worden war, mußte auf Verfügung des
letzteren der bereits durch das Tagblatt bekannt gegebene
Wahlter=
min inhibiert werden. Die von den Beſchwerdeführern angegebenen
Gründe, welche ſich ſpeziell darauf bezogen, daß der Wahltag nicht
auf ortsübliche Weiſe (durch die Schelle) bekannt gegeben, ferner
daß von dem ſeit Jahren geübten Modus, die Wahl ununterbrochen
abzuhalten, abgewichen worden war, wurden von der höheren
Ver=
waltungsbehörde als zuläſſig erkannt und infolge deſſen auf geſtern
eine als „dringend: bezeichnete Sitzung des Gemeinderats
anbe=
raumt. In derſelben wurde befürwortet, die Wahl am 4. April
ſtattfinden zu laſſen, ununterbrochen von vormittags 9 Uhr bis
nach=
mittags 4 Uhr. Der Vertreter des Fiskus ſchloß ſich dieſem
An=
trag an; es wurde aber beſchloſſen, die Wahl am 3. April von 9
bis 4 Uhr ununterbrochen abzuhalten. Siehe die heutige
Bekannt=
machung im Tagblatt.
Ferner wurde einſtimmig beſchloſſen, die Koſten für
Durch=
brechung der Fundamentmauern an Wohnhäuſern zur Einführung
der Waſſerleitung ebenfalls, wie die Stadt Darmſtadt dies gethan,
auf die Gemeindekaſſe zu übernehmen.
Nr. 59
193
Das in der Hermannſtraße gelegene gemeinheitliche Gelände
wird an H. Felſing zum Preiſe von 9 M. pro Quadratmeter
über=
laſſen, während das anzukaufende Straßengelände, wie ſeither
üblich, mit 70 Pf. pro Quadratmeter übernommen wird. - Zum
Schluß wird den vom Hauſe des Zimmermeiſters Stier in der
Holzſtraße nördlich gelegenen Grundbeſitzern bis zum
Martins=
pfade für abzutretendes, in die Holzſtraße fallendes Gelände 9 M.
pro Quadratklafter zugebilligt.
In der am 19. d. in der Reſtauration Hauſt ſtattgefundenen
Verſammlung von Einwohnern Beſſungens, wurde beſchloſſen als
Kan=
didaten der Stadtverordneten aufzuſtellen: die Herren Präſident
Dr. Goldmann Exz., Waſſerfabrikant Dr. N. Schäfer, Kaufmann
C. Nohl, Hofgarteninſpektor Rud. Noack, Maurermeiſter Jacob
Berth, Major i. V. F. Bellaire, außerdem noch Schreinermeiſter
Ga. Geyer.
Auch die untere Vereinigung hielt an demſelben
Abend in der Reſtauration Kropp eine Verſammlung ab, in welcher
eine Kommiſſion gewählt wurde, welche mit Vorſchlägen noch
her=
vortreten ſoll.
J. Mainz, 21. März. In heutiger Sitzung der hieſigen
Stadtverordneten gab Oberbürgermeiſter Dr. Oechsner von
einem Schreiben des Hofmarſchallamtes i Berlin Kenntnis, in
welchem in warmen Worten der Stadt Mainz für die aus Anlaß
des Ablebens Kaiſer Wilhelms überſandte Beileidsadreſſe der
Dank abgeſtattet wird. Im Anſchluß hieran hielt der
Oberbürger=
meiſter eine Anſprache, worin er Kaiſer Friedrich als Friedens=
und Freiheitsfürſt feierte und unter allſeitigem Beifall namens der
Stadt Mainz dem Wunſche Ausdruck verlieh, daß dem neuen
Monarchen zum Wohle der Völker und Fürſten eine recht baldige
Geneſuna und eine lange Regierungsdauer vergönnt ſein möchte.
1 Mainz, 21. März. Bei der diesjährigen
Generalver=
ſammlung der Heſſiſchen Ludwigsbahn ſind die Neuwahlen
von 4 Verwaltunasratsmitgliedern vorzunehmen. Nach dem Turnus
ſcheidet der Präſident des Verwaltungsrats Kommerzienrat Kempf
in Nürnberg und der Vizepräſident Kommerzienrat Werner hier,
ſowie Rechtsanwalt Dr. Falker aus und iſt ferner eine Erſatzwahl
für den verſtorbenen Geheimerat Düllberg in Berlin vorzunehmen.
Vorausgeſetzt, daß Kommerzienrat Kempf, der ſchon längere Zeit
leidend iſt und bereits ſeit Wochen an keinen Sitzungen mehr teil
nimmt, eine Wiederwahl nicht ablehnt, werden die ausſcheidenden
Mitglieder nach der ſeitherigen Praxis wohl wieder gewählt; für
den verſtorbenen Geh. Düllberg iſt von einer größeren Gruppe
Aktionäre Bankdirektor Hedderich, Direktionsmitglied der
Darm=
ſtädter Bank, in Ausſicht genommen, der früher als Sekretär bei
der Ludwigsbahn thätig war und welchen die Verwaltung ſeiner
Zeit nur ſehr ungern aus dem Verband der Geſellſchaft ſcheiden ſah.
Frankfurt, 22. März. Von hier ſollen über 450 größere
Blumen= und Kranzſpenden nach Berlin gegangen ſein, um
am Sarge des verſtorbenen Kaiſers niedergelegt zu werden.
Dieſer Tage ſind die Offerten auf Uebernahme der
Reſtau=
ration des Centralbahnhofs geöffnet worden. Das höchſte
Gebot, M. 45000, machte ein Göttinger, die anderen Gebote
be=
wegen ſich zwiſchen M. 3500 und M. 35000.
Frankfurt, 2. März. Ein dritter Silberdieb, welcher
rühere Silberdiebſtähle in der Uhland=, Jahnſtraße u. ſ. w. verübt
haben dürfte, iſt laut „ Fr. 8tg. geſtern hier verhaftet worden:
„ ebenſo glückte es der Kriminalpolizei eine Hehlerin dingfeſt zu
machen, bei welcher der Reſt der noch fehlenden, bei der Frau Dr.
33 Jekel geſtohlenen Silberſachen u. ſ. w. wieder gefunden wurde.-
Auch die noch vermißten Münzen ſind ſämtlich wieder beſchafft.
Viele ſilberne Leuchter im Werte von ca. 300 Mark, ebenſo viele
Kleider und Wäſche ſind wieder entdeckt. — Auch die kürzlich in der
Jahnſtraße im Werte von 600 Mark geſtohlene Wäſche iſt ausfindig
gemacht worden. Die Hehlerin iſt ein ca. 35 Jahre altes lediges
Frauenzimmer, Namens Hebermehl (ſogenannte Monatsfrau) aus
Grummſtadt, Albusgaſſe 33 II. ſeit einem Jahre wohnhaft. Ein
halberblindeter Bettler, Namens Link, war der Zuträger, oder auch
vielleicht der Dieb ſelbſt, was die Unterſuchung ergeben dürfte.
St. Frankfurt, 21. März. Im Mahlau'ſchen Adreßbuch=Verlag
hier erſchien ſoeben ein circa 200 Seiten umfaſſender Band „Die
Hausbeſitzer von Frankfurt a. M. und Bockenheim. Das Buch,
welches für Senſale, Bauhandwerker, Hypothekengeld=Geber ꝛc. ein
wahres Bedürfnis iſt, führt in alphabetiſcher Folge die Beſitzer der
9530 Häuſer Frankfurts und der 872 Häuſer Bockenheims auf und
iſt auch mit einem großen, ſehr überſichtlichen Stadtplan
aus=
geſtattet.
Stockholm, 21. März. Seit drei Tagen iſt infolge von
Verkehrs=
ſtörungen durch Schneefall keine ausländiſche Poſt angekommen.
Oporto, 21. März. Im Parket des Theaters brach mfolge
einer Gasexploſion während des letzten Aktes der Vorſtellung geſtern
abend Feuer aus. Das Theater iſt vollſtändig zerſtört. Bisher
Nach
ſind 10 Tote und zahlreiche Verwundete aufgefunden.
weiteren Mitteilungen aus Oporto ſtürzten ſich viele Zuſchauer, da
ſie das Freie nicht gewinnen konnten, aus den Fenſtern auf die
Straße. Mehrere Perſonen erſtickten, andere wurden bei dem
Aus=
gange erdrückt. Die Mehrzahl der Verunglückten waren Zuſchauer
aus den Logen des dritten Ranges und den Galerien. Ganze
Familien ſind umgekommen. Die Zahl der Toten wird nunmehr
auf 80 geſchätzt.
Im ganzen Norden und Nordoſten Deutſchlands haben in
den letzten Tagen ſtarke Schueeſtürme ſtattgefunden, wodurch der
Verkehr auf einer langen Reihe von Bahnen geſperrt wurde.
Königs=
berg war 3 Tage von jeder Verbindung abgeſchnitten, bei Dirſchau
liegt der Schnee meterhoch und hat jeder Verkehr aufgehört.
Ueber den ſchon mehrfach beſprochenen Schneeſturm, welcher
in New=York und Umgegend Ende voriger Woch wütete, bringen
die letzten amerikaniſchen Kabelnachaichten immer neue erſchütternde
Details. In der Hauptverkehrsſtraße der Stadt, dem Broadway,
lag der Schnee am Sonnabend ſechs bis zehn Fuß hoch.
Drei=
tauſend Arbeiter mit 1000 Pferden arbeiteten die ganze Nacht
hin=
durch, um eine Bahn durch die Mitte des Broadway's und nach den
Fähren hin feſtzuſtellen. Unter den Schneemaſſen fand man die
Leichen von Perſonen, die der Schneeſturm mitten in der Straße
überraſcht hatte, in aufrechter Stellung. Es waren am
Sonn=
abend in der Stadt ſelbſt 25 Perſonen als tot gemeldet, in und um
New=Jerſey, welches New=York bekanntlich gegenüber liegt, 24.
Die Friedhöfe waren zur Zeit des Abganges der Telegramme noch
unerreichbar; infolge deſſen liegen in der Stadt noch 500 Leichen,
die der Beeerdigung harren, im Friedhofe von Greenwood bei
New=York 100, mit denen es unmöglich iſt, die Gräber zu erreichen.
Zwiſchen New=York und Boſton war fünf Tage lang jeglicher
Ver=
kehr, auch der telegraphiſche, abgeſchnitten.
Großherzogliches Hofthealer.
Mittwoch, 21. März.
E. A. Der „Natur nachläſſig rohe Töne' ſind dem =
Taſſo=
genau ſo fremd wie der „Jphigemier. Es iſt, als ſollte für Goethe
die Scene fortan ein heiliger Bezirk bleiben, in welchem die Kunſt
des Dichters im Sinne des Prieſters waltet. Könnten die erſten
Goethe'ſchen Dramen füglich das Motto tragen: „Erlaubt iſt, was
gefällt, ſo gilt für „Iphigenie= und „Taſſob einzig der Wahlſpruch:
„Erlaubt iſt, was ſich zie mt."
Die heutige Aufführung trug im Weſentlichen das Gepräge wie
vor 2 Jahren, zumal ſich in der Beſetzung keine Aenderung
voll=
zogen hatte. Herr Hacker betont in ſeinem Taſſo mit Vorliebe die
Stellen, aus welchen die ſchwermütige, ſchwärmeriſche Natur des
unglücklichen Dichters ſpricht. Recht gut wiedergegeben ſind durch
den Künſtler auch ſolche Momente, welche die argwöhniſche,
ſelbſt=
quäleriſche Art Taſſo's zeigen. Das Schwelgen in ſelbſtgeſchaffenen
Schmerzen, die krankhafte Reizbarkeit, in der ſich der Goethe'ſche
Held ſo ſehr behagt, wird von Herrn Hacker mit feinem
pſycho=
logiſchen Verſtändnis gezeichnet. Scenen wie die, in der Taſſo dem
Herzog ſeinen Degen übergiebt, oder jene, wo er der Prinzeſſin den
Plan ſeiner Reiſe entwirft, ſind bis ins Detail hinein durchgearbeitet.
Vielleicht dürfte dagegen der Künſtler in einigen Scenen etwas
weniger an Leidenſchaft und Ungeſtüm zum Vorſchein kommen laſſen.
Selbſtverſtändlich meinen wir nicht die beiden Auftritte, welche die
einzigen dramatiſchen der Dichtung ſind, den, in welchem Taſſo das
Schwert gegen Antonio zieht, und die Schlußſcene, wo er in
ſinn=
loſer Selbſtvergeſſenheit die Prinzeſſin in die Arme preßt. In
bei=
den Scenen iſt natürlich Aufregung und Feuer nur am Platz.
Da=
gegen hätte der Monolog im 4. Akte, welcher anhebt mit „Ja, gehe
nur.. und endet mit „Und wiederhole nur: auch Sie, auch
Siel=
im Schlußſatze, für unſeren Geſchmack, eine mehr elegiſche als
pa=
thetiſche Färbung tragen dürfen.
Frl. Cramer bot uns als Prinzeſſin wiederum eine höchſt
ein=
heitliche und bedeutende Leiſtung, die allen Seiten dieſes
Frauen=
charakters gerecht wurde. Das Geſetz des ſchönen Maßes, welches
Empfinden und Handeln der edlen Fürſtin in allen ihren Beziehungen
beſtimmt, war auch der Leonore des Frl. Cramer vom erſten bis
zum letzten Akte unverkennbar aufgedrückt. Die feine, ſichere Art,
mit der ſich die Künſtlerin in den ſchwierigen Dialogen bewegte,
muß ihr unſere ganze Anerkennung eintragen. Jene Betrachtung
3. B., in der die Prinzeſſin Taſſo ihre Meinung über das, was ſie
unter, goldner Zeit verſteht, auseinanderſetzt, atmete in der
Wieder=
aabe durch Frl. Cramer den ganzen Duft und Zauber Goethe'ſcher
Poeſie.
Die kluge, geiſtreiche Sanvitale fand in Frl. Ethel eine tüchtige
Vertreterin; die beſtrickende Liebenswürdigkeit und Anmut, welche
dieſe Leonore namentlich in den Scenen herauszukehren hat, wo ihre
Rede= und Ueberredungskunſt einen Sieg erfechten will, ſtanden Frl.
Ethel ſehr gut zu Geſicht.
Der Antonio des Herrn Werner iſt ganz ſo wie ihn Goethe
gewollt hat. an Vornehmheit der Geſinnung den übrigen Perſonen
des Dramas ebenbürtig. Die Züge, welche auf den Charakter ein
vielleicht nicht ganz günſtiges Licht werfen könnten, weiß Herr
Werner geſchickt zu mildern und giebt ſolchen Reden, welche
allen=
ſalls Engherzigkeit und Scheelſucht verraten könnten, mehr das
An=
ſehen von Vorſicht und Zurückhaltung. Daß der Künſtler diesmal
eine jugendlichere Maske gewählt hatte, iſt entſchieden zu loben.
Für den kunſtliebenden und gerecht denkenden Alphons findet
Edward in allem den richtigen Lon.
118
794
Kleine Züge aus dem Leben Kaiſer Wilhelms.
(Original=Korreſpondenz.)
Nachdruck verboten.
Berlin, 20. März.
Die Erreaung, welche in vorher nie gewohntem Maße unſere
geſamte Bevölkerung erfaßt hatte, läßt allmälig noch, die
lang=
wallenden Trauerfahnen verſchwinden, die grellen Rufe der
Extra=
voller Wucht und drückender Schwere den unerſetzlichen Verluſt, den
ſtürmiſchem Drange dem greiſen kaiſerlichen Herrn unſere
Huldig=
ungen darbringen, ihm in inniaſter Weiſe zeigend, wie groß auch ehe er die prinzliche Kajüte betreten, hätte er ſeinen Primtabak
unſer Schmerz, wie tief auch unſere Sorge um ſeinen kranken,
ritter=
lichen Sohn! Und nun - weiß verhüllt ſind die Fenſter ſeiner
Zimmer, ſtatt der Frendenglocken ertönt dumpfer Trauerklang von derſelben Stelle und ſchob ihn auch ſogleich wieder in den Mund,
allen Kirchen, nicht mehr ſämmeln ſich dichtgedrängte Schaaren um
das Denkmal Friedrichs des Großen und nie mehr kann man mit
freundlich, mild hinter den Scheiben ſeines Arbeitsgemaches geſehen liſche Kapitän ſoll den Primtabak nicht eine Sekunde länger im
täglichen Lebenslauf des Monarchen beziehen. Zunächſt: wie ſieht
Dom verſiegelt. Mit peinlichſter Sorgfalt wurde darauf geſehen, charakteriſtiſche Antwort: „Dann will ich überhaupt nicht mehr
verändert oder anders geſtellt wurde, der Raum ſoll genau ſo er= meuge bearüßen darf
halten bleiben, wie er bei der letzten Anweſenheit des Kaiſers in
demſelben - an einem der erſten Märztage - war. Auch das l konnte von fremden Sprachen nur die franzöſiſche, dieſe war ihm
letzten Tagen benutzt reſp. angehabt. Der einzige Blumenſchmuck, valide= und als ihn einmal die beiden älteſten Söhne des Prinzen
welcher noch im Zimmer hängt iſt ein großer, mit Roſen durch= Wilhelm mit einigen engliſchen Worten bearüßten, äußerte er zu
zugängig gemacht werden, ähnlich wie in Sansſonci.
recht erhalten, daß in der Nacht vom Montag zum Dienstag
vom 5. zum 6. März - der Kaiſer, ohne den Diener zu rufen, faſt nie. von der ſich der Kaiſer gern kleine Scheibchen abſchüitt.
Du weißt ſchon - ſie habeni mmer gleich ſolche Sorgej”
des Kaiſers führte, als er ſeinen Namen unter das ihm vom Fürſten Zeit hinaus nicht wieder öffnen.
Bismarck vorgelegte Reichstags=Vertagungs=Dekret ſetzte, kurz
vor=
her hatte der Monarch noch zwei Briefe - irren wir nicht, an den
Prinzen von Wales und den König von Portugal - unterſchrieben.
Die Dienerſchaft hing an dem greiſen Herrſcher mit
ſchranken=
loſer Verehrung; ſo wenig er es leiden konnte, wenn ſich einer aus
ihren Reihen hervordrängke und ſich gefliſſentlich dienſteifrig zeigte,
ſo ſehr belohnte er treue, ausharrende Dienſte. Von jeglicher Reiſe
brachte er ſeiner nächſten dienſtthuenden Umgebung etwas mit. nie
verſäumte er, wenn er fern von Berlin war, ſeinen Leibdiener zu
fragen: „Haſt Du denn ſchon was für Deine Frau, für Deine
Kin=
der gekaüft?” und fuhr, wenn die Antwort verneinend lautete, fort:
Na, dann laß es nur, ich werde es beſorgen; und mit größter
Sicherheit konnte der Betreffende darauf rechnen, daß der Herrſcher
von ſeinem nächſten Ausgange verſchiedentliche
Erinnerungsgegen=
ſtände, wie Portemonnaies, Brochen, Anſichten ꝛc. mitbrachte; er
liebte es ſehr, wenn dieſelben den Ort des Aufenthaltes trugen,
Ems oder Wiesbaden oder Gaſtein ꝛc. Nie hörten die Diener von
ihm einen Beſehl, jede Forderung wurde mit einem Bitter
einge=
kleidet. — Vekannt iſt. wie ſehr der Kaiſer ſeine Kleidungsſtücke
ſchonte und wie ungerne er ſie ablegte, ungern nur bediente er ſich
neuer Sachen, ſeine Taſchentücher und ſeine Stiefel namentlich
mußten lange, ſehr lange aushalten und wieſen häufig mancherlei
Reparaturei auf. Das letzte Paar Stiefel wurde für den Monarchen
vor drei Jahren gefertigt, jo oft ſie der Diener brachte, ſo oft wies
ſie der Kaiſer zurück - zum erſten und - letzten Male legte man
ſie ihm nach ſeinem Tode an. Der weiße, breit gewundene und
lange Schlips, den der Kaiſer, wenn er im Bade weilte, trug, iſt
Nr. 59
durch und durch von der Vorſtecknadel zerlöchert und ſeine Facon
iſt eine uralte; jedesmal vor einer Badereiſe machte der Diener den
Kaiſer auf die Kravatte aufmerkſam und frug, ob er nicht eine
neue anſchaffen ſollte, jedesmal aber erwiderte der Herrſcher: „Nun,
dieſe eine Reiſe wird ſie wohl noch aushalten.
Witzige Bemerkungen machte der Kaiſer ſelten, eine gute
Anek=
dote aber vernahm er ſehr gern und lachte herzlich darüber, ſo als
blatt=Verkäufer ſind verhallt, das Leben geht nun wieder ſeinen in Hiel bei dem großen Feſtmahl gelegentlich der Nordoſtſee=
Kanal=
regelmäßigeren Gang. Der 105 März wird uns noch einmal mit Feierlichkeiten der Kaiſer den ihm nahe ſitzenden Prinzen Heinrich
frug. Uwie es denn eigentlich mit der Ehrlichkeit der Matroſen
wir erlitten, fühlbar machen, - wie hatten wir ſchon mit freudiger ſtände: und dieſer ihm daraufhin ſolgenden Scherz erzählte: „Er,
Hoſſnung dieſem Tage entgegengeſehen, wie wollten wir an ihm in der Prinz, hätte mit ſeinem Schiff in einem fremden Hafen gelegen
und ein engliſcher Kapitän hätte ihm ſeine Aufwartung gemacht:
aus dem Mund genommen und in die Nähe des Einganges
hin=
gelegt; als er die Kajüte wieder verlaſſen, fand er den Tabak an
zu einem Matroſen aber, der dicht dabei ſtand, ſaate er: Ihr ſeid
ja verdammt ehrliche Kerls, bei mir hätte ich den Tabak nicht mehr
leuchtenden Augen ſagen: „Hier wohnt unſer Kaiſerk - nein, jetzt vorgefunden, Ihr primt wohl nicht 2u Und der Matroſe darauf
heißt es wehmütig: „Hier wohnte er! Aber unauslöſchlich lebt ſein phleamatiſch:Geprimt hew ick em woll, Herr Kaptein, aberſt als
Bild in uns fort ſein Bild wie wir es noch vor wenigen Wochen eck Sei komen hörte, hebbe eck em glick wedder henelegt! Der eng=
und wie es fortleben wird im Gedächtnis der fernſten Geſchlechter. Mund behalten haben. Der Kaiſer lachte noch häufig in Erinie=
Wir jund in der Lage, zu dieſem Bilde einige kleine Züge aus l rung an dieſen Scherz. — Nach jener Kaiſer=Reiſe trak bekanntlich
beſter Quelle hinzuzufügen. einige Mitteilungen, aus der nächſten eine länger danernde Ermüdung des hohen Herrn ein, und dis
Umgebung des verewiaten Herrſchers ſtammend, welche ſich auf den Aerzte' ſchoben dies dem Umſtande zu, daß ſich der Monarch bei
der Rückkehr keine Ruhe gegönnt, ſondern immer wieder und
wie=
es in den von dem Kaiſer bewohnt geweſenen Gemächern aus? der die auf den Bahnhöfen harrenden Volksmaſſen, die Krieger=
Diejelben wurden noch in der Nacht der Ueberführung nach dem vereine ꝛc. begrüßt habe. Als man dies ihm ſagte, gab er die
daß im kaiſerlichen Arbeitszimmer auch nicht das geringſte Stückchen reiſen, wenn ich nicht mehr die auf mich ſo lange wartende Menſchel=
Die Sprachkenntniſſe des Kaiſers waren nicht umfangreiche, er
Schlaf= und Sterbezimmer ſieht faſt unverändert aus, das ſchmale allerdings eben ſo geläufig, wie die deutſche. Auf einer Hofjeſt=
Feldbett iſt mit einer grünſeidenen Steppdecke verhüllt, in einen lichkeit ſagte er einſt zu elner vornehmen engliſchen Dame; „Mit
Korb ſind alle jene Gegenſtände eingepackt, welche der Kaiſer in den mir muſſen Sie ſchon deutſch ſprechen. ich bin im Engliſchen
Ju=
flochtener Lorbeerkranz mit langer ſchwarz=weißer Schleife; er ſtammt ihnen: „Kinder, in Preußen ſprecht deutſch, Euer Urgroßvater kann
vom Fürſten Bismarck und war eine der erſten, wenn nicht die kein engliſch==— Kafee trank der Kaiſer niemals, ſtets Thee. Zum
allererſte Blumenſpende. die ſogleich nach dem eingetretenen Tode zweiten Frühſtück, um die zehnte Vormittagsſtuͤnde, wurde dem
im Palais anlangte. Der Fürſt muß den Kranz perſönlich beſtellt Kaiſer in einer mit ſeinem Monogramm verſehenen blau=emaillierten
haben, nachdem er am Morgen des Todestages das Valais ver= Taſſe ein beſonders ſtärkender Trank gereicht, deſſen
Zuſammen=
laſſen. — Man hoft allgemein, daß dieſe Räume des Palais, welche ſetzung wir hier mitteilen können: er beſtand aus drei Theelöffel
für einen modernen fürſtlichen Haushalt doch nicht mehr ausreichen, Tokayer (den der Monarch ſeit Jahren von der Kaiſerin von
Oeſter=
in ihrer gegenwärtigen Geſtalt früher oder ſpäter dem Publikum reich zum Geſchenk erhielt), drei Theelöffel Cognac, drei Theelöffel
Zucker und einem Eigelb, dieſe Miſchung wurde tüchtig geſchlagen.
Mit vollſter Beſtimmtheit können wir auch die Nachricht auf= Friſches Obſt und Süßigkeiten liebte der Kaiſer ungemein, ſie mußten
ſtets in ſeinem Bibliothekszimmer ſtehen, auch eine Sandtorte fehlte
ſein Lager verlaſſen hat, und daß ihn dann der Kammerdiener zu= Wenn geſagt wurde, daß der Kaiſer bei ſeinen üblichen Theeabenden nur
ſammengebrochen vorfand. Am nächſten Morgen ſtellten ſich Ohn= Militärs um ſich gejehen, ſo iſt dies falſch: ein ſehr häufiger Gaſt
machtsanfälle ein, wiederholt bemerkte der Kaiſer zu dem ihn war zum Beiſpiel der einſtige Erzieher des jetzigen Kaiſers, Prof.
pflegenden Diener: „Sage nur nichts den Aerzten von der Nacht, Ernſt Curtius, der oftmals noch abends durch einen Diener in das
Un= Palais geholt wurde. Jetzt ſind die Fenſter, die ſtets bis zur elften
bekannt dürfte ferner ſein, daß Generalarzt Dr. Leuthold die Hand Nachtſtunde erhellt geweſen. verhängt — ſie werden ſich auf lange
Lodes=Axzeige.
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Theilnehmenden Freunden und Bekannten die
ſchmerz=
liche Mittheilung, daß es Gott gefallen hat, unſern
lieben
rr.
Herrn 1u8116 bossler
im Alter von 68 Jahren nach kurzer, ſchwerer
Krank=
heit in Ahrweiler aus dieſem Leben abzuruſen.
Um ſtille Theilnahme bitten
die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Frankfurt a. M., Vordeaux.
den 21. März 1888.
Darmſtadt, Wieſen,
Die Beerdigung findet in Tarmſtadt am Samstag den
24. d. Mts., Nachmittags ½ Uhr von der Capelle des
Friedhofes aus ſtatt.
Hierzu eine Beilage, betr. Fußbodenanſtrich, von Friedrich Schäfer, Ludwigsplatz.
Qark und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.