Darmstädter Tagblatt 1888


16. März 1888

[  ][ ]

Abonnementspreis
vterteljährlich1 Mart i0 uf. inel
Beingerlohn. Auswärts werden von
aUlen Poſlämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vro Quertal incl. Poſiauſichlag.

151. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Iuſerale
verdenangenommen: inDarmß adi
von der Expedition Rheinſtr. Sc. A4,
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12, ſowle auswaͤrts
von allen Annyncen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Grohh. xreihnmls, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.
Freitag den 16. März.
46 54.

wus

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Unfallverhütungsvorſchriften der Fuhrwerksberufsgenoſſenſchaft.
Die nachſtehenden auf Grund des 8 78 des Unfallverſicherungsgeſetzes von der Fuhrwerksberufsgenoſſenſchaft erlaſſenen
Unſallverhütungsvorſchriſten bringen wir hiermit zur öͤffentlichen Kenntniß. Dieſe Vorſchriften haben Geſetzeskraft für die
Mitglieder der über das ganze deuiſche Reich ſich erſtreckenden Fuhrwerksberufsgenoſſenſchaft, ſowie für die in Dienſten der
Mitglieder ſtehenden Kutſcher und Arbeiter.
Mitglied der Fuhrwerksberufsgenoſſenſchaft ſind alle diejenigen, welche gewerbsmäßig Fuhrwerksbetrieb betreiben, ſo
3. B. die Lohnkutſcher und Frachtfuhrleute.
Es empfiehlt ſich. daß möͤglichſt alle Uebertretungen der gedachten Vorſchriften, welche durch Betriebsunlernehmer oder
Arbeiter begangen werden, dem Vorſtande der Genoſſenſchaft oder der betreffenden Ortspolizeibehörde angezeigt werden, nicht
allein im Hinblick auf die Herabminderung der in ſo großer Anzahl vorkommenden Unfälle, ſondern auch im Intereſſe der
Sicherheit des Verkehrs auf öffentlichen Straßen und Wegen. Die Mitwirkung des Publikums in dieſer Hinſicht erſcheint
höchſt wünſchenswerth.
Darmſtadt, den 8. März 1888.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
Unfallverhütungsvorſchriften der Fuhrwerks=Berufsgenoſſenſchaft.
I. Für die Betriebsunternehmer.
5 1. Zu Lenkern eines mit Pferden beſpannten Fuhr= Letzterer hat neben dem Hinterwagen herzugehen und den
werks dürſen nur des Fahrens kundige, nüchterne Leute im Transport zu überwachen. Um ein Schleudern der über den
Alter von über 15 Jahren verwendet werden.
Hinterwagen herausragenden Enden der Hölzer zu verhindern,
8 2. Sobald der Unternehmer erfährt oder ſieht, daß ſind dieſe mit einer ſtarken Kelte zuſammen zu ſchnüren.
der Kutſcher oder der Begleitmann betrunken iſt, hat er dem=
8 9. Die nach den Futterböden führenden Treppen
ſelben ſofort die Leitung bezw. Begleitung des Fuhrwerks ab= müſſen mit einem ſeſten Handgeländer verſehen ſein. Wo
zunehmen.
ſtatt der Treppen Leitern benutzt werden, müſſen dieſe in halber
8 3. Wagen, deren Ladung dem Kutſcher keinen ſicheren Manneshöhe in die Luke hineinragen und unten oder oben
Sitz bietet, müſſen einen beſonderen Sitz mit feſtem Trittbrett derart befeſtigt ſein, daß ein Rutſchen der Leiter unmoͤglich iſt.
und Rücken= ſowie Seitenlehnen haben.
8 10. Für die an Wagen u. ſ. w. in Gemäßheit vor=
8 4. Jeder Laſtwagen muß in bergigen Gegenden und ſtehender Beſtimmungen zu treffenden Aenderungen wird den
Städten mit einer wirkſamen, jederzeit gebrauchsſähigen Brems= Betriebsunternehmern eine Friſt von 6 Monaten, vom Tage
bezw. Hemmvorrichtung verſehen ſein.
der Bekanntmachung der genehmigten Vorſchriften in den
8 5. Mit nicht feſt aufliegenden Ladungen belaſtete Fuhr= Amtlichen Nachrichten des Reichs=Verſicherungsamts an,
werke müſſen derart beſchnürt ſein, daß ein theilweiſes Herun= gewährt.
terfallen der Ladung ausgeſchloſſen iſt.
3 11. In jedem Betriebe ſind an leicht ſichtbarer Stelle
5 6. Während der Nachtzeit, d. h. eine Stunde nach ſämmtliche Unfallverhütungsvorſchriften einſchließlich der Ge=
Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang muß nehmigungsurkunde des Reichs=Verſicherungsamts durch Plakat=
jedes
auf der Straße befindliche Fuhrwerk ausreichend be= anſchlag bekannt zu machen.
leuchtet ſein.
8 12. Strafbeſtimmung: Betriebsunternehmer, welche
8 7. Biſſige Zugthiere müſſen mit einem vollſtändig dieſen Vorſchriften zuwiderhandeln, werden von dem Genoſſen=
ſicheren
Maulkorbe verſehen ſein. Notoriſche Schläger dürſen ſchaftsvorſtande in Bezug auf ihre Betriebe in eine höhere
im gewerbsmäßigen Fuhrwerksbetriebe überhaupt nicht ver= Gefahrenklaſſe eingeſchätzt, oder, falls ſie ſich bereils in der
wendet werden.
höchſten Gefahrenklaſſe befinden, mit Zuſchlägen bis zum
8 8. Holz, welches länger als 9 Meter iſt, darf nur doppelten Betrage ihrer Beiträge herangezogen (oergl. 3 78.
auf Wagen verfahren werden, welche außer dem Fuhrmanne Abſ. 1, Ziſſer 1, des Unſallverſicherungsgeſetzes vom 6. Juli
von einem erwachſenen, kräftigen Arbeiter begleitet ſind. 1884).

106

[ ][  ][ ]

708

Nr. 54
II. Vorſchriften für die verſicherten Perſonen.

8 I. Das Schlafen eines Kutſchers, ſo lange das von
ihm gelenkte Gefährt noch in Bewegung iſt, wird verboten.
8 2. Das Auf= und Abſteigen der Führer auf bezw.
von einem in Bewegung befindlichen Wagen iſt ſtrenge ver=
boten
.
8 3. Das Sitzen auf dem Vordertheile des Wagens, ſo
daß die Beine in der Luft ſchweben oder auf die Deichſel
geſtellt werden, ebenſo das Sitzen auf der Deichſel iſt ver=
boten
.
8 4. Beim Baden und Schwemmen der Pferde an

dern es muß das Pferd allein oder an einer loſen Leine ins
Waſſer gebracht werden.
8 5. Das Schlafen der Kutſcher oder Begleiter im
Stande der Pferde oder unter der Krippe iſt verboten, ſobald
der betreffende Stand durch ein Pferd beſetzt iſt.
86. Wird ein mit der Leitung eines Fuhrwerks be=
trauter
Kutchſer bezw. Arbeiter betrunken angetroffen, ſo fällt
er in Strafe.
8 7. Verſicherte Perſonen, welche den Unfallverhütungs=
vorſchriften
zuwiderhandeln, werden mit Geldſtrafe bis zu
6 M., welche geſetzlich der betreffenden Krankenkaſſe zufällt,

Stellen, wo die Thiere ſchwimmen müſſen, darf der Kutſcher beſtraft Gergl. 8 78. Abſ. 4. Ziffer 2 und 8 80 des Unfall=
bezw
. Begleitmann in keinem Falle auf dem Pferde ſitzen, ſon= verſicherungsgeſetzes vom 6. Juli 1884.
Der Vorſtand der Fuhrwerks=Berufsgenoſſenſchaft.

gez. H. Scharfenberg.
Die vorſtehenden Unfallverhütungsvorſchriften der Fuhrwerks=Berufsgenoſſenſchaft werden gemäß 3 78. Abſatz 2 des
Unfallverſicherungsgeſetzes vom 6. Juli 1884 genehmigt.
Verlin, den 21. Dezember 1887.
Das Reichs=Verſicherungsamt.
gez. Bödiker.
W. Muß für die Kutſcher reſp. Arbeiter an leicht ſichtbarer Stelle angebracht werden.
12740
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Wildſchadens=Angelegenheiten.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß der Landwirth Ludwig Möſer dahier zum Taxator in Wild=
ſchadens
=Angelegenheiten für die Gemeinde und der Landwirth Johannes Schneider dahier zum Erſatzmann des Genannten
auf Grund des 8 2, des Reglements über das bei Wildſchadensklagen einzuhaltende Verfahren vom 14. Juli 1854 ernannt
worden ſind.
Darmſtadt, den 13. März 1888.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
12892

Bekanntmachung.
Im Genoſſenſchaftsregiſter wurde be=
züglich
der Darmſtädter Baugenoſſenſchaft,
eingetragene Genoſſenſchaft, folgender Ein=
trag
vollzogen:
Der Vorſtand beſteht dermalen auf
Grund der Wahl der außerordentlichen
Generalverſammlung vom 12. Februar,
1888 aus
Georg Ruſchkau, Vorſitzendem,
Jean Hofmann, Schriftführer,
Ernſt Walter, Rechner,
ſämmtlich zu Darmſtadt.
Darmſtadt, den 3. März 1888.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Dr. Berchelmann.
(2893

Bekanntmachung.
Im Geſellſchaftsregiſter wurde bezüg=
lich
der Saalbau=Actiengeſellſchaft folgen=
der
Eintrag vollzogen:
Aus dem Vorſtand ſind die Herren
Rentner Ganß, Finanzbeamter Henigſt,
Fabrikant Friedrich Hochſtätter und
Fabrikant W. Merck ausgeſchieden und
die Herren Auguſt Berbenich, Rentner
Ferdinand Jordis, Profeſſor Dr. E.
Kittler, Juwelier Karl Müller und
Kaufmann Karl Will eingetreten.
Darmſtadt, den 7. März 1888.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt!
Dr. Berchelmann. (3894

Bekanntmachung.
Die am 5. d. Mts. abgehaltene Holz=
verſteigerung
aus der ſtädtiſchen Tanne
iſt genehmigt. Bürgſcheine können auf
unſerem Büreau, Stadthaus, Rheinſtraße
Nr. 18, Zimmer Nr. 10 errichtet werden.
Erſter Abſuhrtag: Freitag den 16. d.
Mts.
Darmſtadt, den 14. März 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
Hickler, Beigeordneter. (2895
Bekanntmachung.
Die am 27., 28. und 29. v. Mts.
abgehaltene Holzverſteigerung aus dem
ſtädtiſchen Oberwald iſt genehmigt.
Bürgſcheine können auf unſerem Büreau,
Stadthaus, Rheinſtraße 18, Zimmer
Nr. 10, errichtet werden.
Erſter Abfuhrtag: Donnerstag den
15. d. Mts.
Darmſtadt, den 7. März 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
285)
Hickler, Beigeordneter.
Bekanntmachung.
Zur Verdingung von
3 Futterkaſten,
12 Futterſchwingen,
1 Pritſche 1-2 Mann,
1 Schemel ohne Lehne und
1 Leiter mit Sproſſen,

iſt ein Termin auf
Mittwoch den 28. Mürz er.,
Vormittags 10 Uhr,
im Geſchäftszimmer der unterzeichneten
Verwaltung Lagerſtraße 66 - an=
beraumt
.
Die Bedingungen und Proben köͤnnen
daſelbſt vorher eingeſehen werden.
Artillerie=Schießplatz bei Darmſtadt,
den 14. März 1888.
Großherzogliche Garniſon=
Verwaltung.
2896

Verſteigerung
von Muſik=Inſtrumenten.
Am Samſtag den 17. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr,
werden auf dem Hofe der Infanterie= Ka=
ſerne
in der Alexanderſtraße die durch die
Umſtimmung der Regimentsmuſik entbehr=
lich
gewordenen Inſtrumente, als da ſind:
Flöten, Clarinetten, Tuba, Oboe, Po=
ſaunen
, Tenorhorn, Trompeten ꝛc.
ſöffentlich meiſtbietend gegen baar ver=
ſteigert
.
(2506
Die Muſik=Commiſſion des Infan=
terie
=Leibgarde=Regiments Nr. 115.

Maggi's Bouillon-Extracte machen jeden
M anderen Zuſatz, als Waſſer, unnöthig.

in gebr. Kinderſitzwagen zu kaufen
geſucht. Wittmannſtr. 16, I. (2898

18 Ro ſ⁄t. ſe 6. 8= 10 149 o5 98 95. 2 24 12. 122 129 25. 510 605 740 812 ſ8835 92 101= 1190 1 92 110. ſlio lo [ ][  ][ ]

Nr. 54
Die am 1. April 1888 fälligen
Pfleggelder und Unterſtützungen für Waiſen,
werden bereits vom 22. d. Mts. an ausbezahlt.
Darmſtadt, den 16. März 1888.
Großherzogliche Landes=Waiſenkaſſe.
12899
Langsdorf, Rechnungsrath.

Aagduerpachtung.
Freitag den 23. März l. Js., Nachmittags 3 Uhr,
ſoll auf dem Rathhauſe dahier die der hieſigen Gemeinde zuſtehende, ſeither in
4 Abtheilungen verpachtet geweſene Wald= und Feldjagd in fünf Abtheilungen
unter den im Termin bekannt gemacht werdenden Bedingungen auf weitere ſechs
Jahre in Pacht gegeben werden.
Von der erſolgten Neueintheilung, beziehungsweiſe Abgrenzung der Jagd=
bezirke
kann auf unſerem Büreau Einſicht genommen werden.
Griesheim, den 14. März 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Griesheim.
Maſſing.
12900

Große
Banmaterialien=Yerſteigerung.
Samstag den 1. März 1888, Vormittags 10 Uhr,
rerden am Ende der Liebigſtraße, gegenüber der künſtlichen Eisbahn, zu
Darmſtadt:
200 eichene Pfoſten von 25 bis 4 Meter Länge, ſowie 200 tannene Pfoſten,
40 Balken von 79 Meter Länge, 20 Partien Latten, 20 Partien Verſchal=
bord
, eichene Kellerlager, 710 Meter lang, ſowie eine Anzahl Fenſter und
Thüren,
öͤffentlich an den Meiſtbietenden verſteigert.
Brennholz=Yerſteigerung.
Auf dbengenanntem Platze findet eine Verſteigerung von 40 Haufen Brenn=
holz
Samstag den 17. März, Vormittags 10 Uhr, ſtatt.
Rurl Strauß, Tarator.
Rechert-Grosch's
Mathildenplatz 9. Höbellager. Gartenſtraße 18.
Reichhaltige Auswahl in Möbeln aller Art zu billigen, feſten Preiſen.
Lieferung ganzer Ausstattungen!
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Einzelne Betttheile, Roßhaare, Woll= und Seegras=Matratzen, in nur
ſolider, eigener Arbeit!
Beſonders große Auswahl Spiegel aller Arten, aller Rahmen.
Langjährige Garantie für jede einzelne Lieferung.
Mathildenpl. 9. Wberhard Grosch, Gartenſtraße 18.
ſeither Rechert & Grosch.
[1749
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß unſere
Buſſen und Bürrauz
Freitag den 16. d. Mts.
geſchloſſen ſind.
Bank für Kandel & Industris.
Bank lür Süddentsohland.
5

Kulmbacher
ORCASROL,
prima Exportbier, empfiehlt
Wilhelm Sohulz. 5

feinſter Eſparſette, ganz
159
GOk, weiß. in Ausſehen u. Güte
das Beſte, aus der Bienenzüchterei von
J. Haag in Wonsheim i. Rheinh., per
Pfd. M. 1. - und in Gläſern M. 1.30,
I. - und 60 Pfg.
Californiſcher Honig, beinahe weiß, ga=
rantirt
rein, per Pfd. 70 Pfg.
Havannah=Honig, gelb, garantirt rein,
per Pfd. 60 Pfg.
Chskatian Sotzuinn,
Wilhelminenſtraße.
(2903
a.
H
Obslbäume
in jeder Form, ſchön gezogen, ächte Sor=
ten
, ſtark und billig. Korbreben,
Johannis= u. Stachelbeerbäumchen bei
C. Völker, Handelsgärtner,
untere Hügelſtr. 75. (2752

Glamize)

exéme, 110 Em. breit,
für Vorhänge,
in waſchbaren Qualitäten, glatt,
60 u. 90 Pfg. per Mtr., durch
brochen 90 Pf. u. M. 1.20p. M.
Wasdohſ Hiel,
Eustav Hicklers Hacbf. (754,

GEmüss. ud
Blumen-Samen
1. Qualität
(Cataloge gratis) empfiehlt
Gehnrich Hoaok,

Bessungen.

(2327

2816) Wilhelminenſtraße 8 obere:
Stock: 4 Zimmer, Küche, Bodenkammer,
Keller per 1. April beziehbar. Einzuſehen
Nachmittags von 3-5 Uhr.

[ ][  ][ ]

710

2156) Alexanderſtr. 18 ein Laden/
mit Wohnung per 1. Juli zu ver=
miethen
. Näheres bei C. Hochſtätter,
Eliſabethenſtraße 29.
nres

Großes möblirtes Zimmer
mit oder ohne Penſion Kiesſtraße 59,
mittl. Stock, ſofort zu vermiethen. (2157
2904) Grafenſtr. 2 ein fein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
2905) Waldſtr. 22, 2 Tr., Vorderh,
ein ſchön möbl. frdl. Zimmer ſofort bez.

2906) Tücht. Mädchen kann ich den
geehrten Herrſchafien empfehlen. Stellen=
büreau
Röſe, Schützenſtr. 14 part.

2907) Mädchen, die bürgerl. kochen,
ſowie andere brave Müdchen, ſuchen Stelle,
durch Frau Korb, Soderſtr. 60.
2908) Ein älteres, zuverläſſ. Mäd=
chen
, das bürgerlich kochen kann u. alle
häusl. Arbeit verſteht, ſucht auf Oſtern
Stelle. Schuſtergaſſe 3.

2909) Eine zuverläſſige und reinliche
Frau ſucht Laufdienſt für Vormittags.
Wo? ſagt die Exped.

2910) Ordentl. Jungen und Mäd=
chen
für leichte ſaubere u. lohnende Arbeit
geſucht.
A. Kohlſtadt & Cie. in Beſſungen.

2911) Ein junger, lediger Mann/
mit guten Zeugniſſen als Kutſcher ge=
Poſthalterei, Grafenſtr. 6.
ſucht.

2912) Offene Lehrſtelle.
Auf Oſtern oder ſpäter ſuche für meine
Eiſen= und Metallwaarenhandlung einen:
Lehrling. W. Hublitz, Kirchſtr. 18.
Durchaus ſolider Hausburſche,
welcher auch Gärtnerei verſtehl, für dau=
einde
Stellung ſofort geſ. Gute Zeugniſſe
unbedingt erforderlich.
(2913
Wehner & Fahr.
Tüchtige Steinhauer,
ſucht
A. Petri, Darmſtadt.
[2914
2915) Zur Aushülfe ſuche für 8 bis
14 Tage einen jungen, kräftigen
Burſchen.
Louig Toack, Ludwigsplatz.
2165)
LehrIing.
mit der nöthigen Schulbildung zum bal=
digen
Eintritt geſucht.

Nr. 53
Landesbaugewerkſchule.
Die Schülerarbeiten aus dem Unterrichtskurſus 1887-88 der Landesbau=
gewerkſchule
ſind zur Beſichtigung für Intereſſenten von Freitag den 16. bis Diens=
tag
den 20. März täglich von 11 bis 1 Uhr, in dem Lokal der Landesbaugewerk=
ſchule
- Hinterbau des Regierungsgebäudes Neckarſtraße 3 zu Darmſtadt - öffent=
lich
ausgeſtellt.
Darmſtadt, den 14. März 1888.
Großherzogliche Centralſtelle für die Gewerbe und den Landes=
Gewerbverein.
[2916
BBr. Hesse.
Eink.
Lroeot-ſEod Verzdtdho.

Trauergottendienſt
Kkk.
Seine Majeſtät den Höchſtſeligen Kaiſer
ARhelm

Samstag den 17. März, Abends 7 Uhr,
in der Stadtkapelle.
Die Gedächtnißrede hält: Herr Gymnaſiallehrer Hrümpert.
Die theilnehmenden Vereine ſammeln ſich im Hof der neuen Realſchule 6
Uhr präcis. Die Verbandszeichen ſind anzulegen.
Zu den Emporbühnen werden Karten unentgeltlich ausgegeben bei Conditor
Naumann, Schützenſtraße I, Wirth J. Hartmann, Beſſunger Heidelberger=
ſtraße
24, C. Wenzlau, Magdalenenſtraße 15.
Nach Eintritt der Bereine wird das Schiff der Kirche für Jedermann gebffnet.
Darmſtadt, den 15. März 1888.
(2917
Der Vorstand.

AkadeAlsener
Verein.
In Folge Ablebens Sr. Majeſtät des Kaiſers Wilhelm wurde, wie bereits
bekannt gegeben, die dramatiſch=muſikaliſche Aufführung und der darauffolgende Ball
zum Beſten unbemittelter Lehrerwittwen des Großherzogthums, veranſtaltet vom
Akademiſchen Verein, verſchoben. Dieſe Feſtlichkeit wird im kommenden Semeſter,
vorausſichtlich in Geſtalt eines Sommerfeſtes, abgehalten werden. Beſondere Ein=
ladungen
hierzu werden nicht mehr ergehen. Die Ballkarten behalten ihre Gültig=
keit
. Die bereits gelöſten Eintrittskarten zur Aufführung können bis zum Montag
Abend 119. d. M.) in der Hofbuchhandlung des Herrn Bergſträßer, Rheinſtraße,
gegen Rückerſtattung des Betrags zurückgegeben werden.
Darmſtadt, im März 1888.
12918
Das Ball-Comité.

Einem verehrlichen Publikum, ſowie meinen werthen Gönnern und Geſchäfts=
freunden
die ergebene Mittheilung, daß ich an hieſigem Platze Beſſunger Sand=
ſtraße
Nr. 25 ein
Weißbinder= und Lackirgeſchäft
errichtet habe. Es wird mein eifrigſies Beſtreben ſein, durch nur ſolide Arbeit,
prompte und reelle Bedienung, ſowie billigſt geſtellte Preiſe meine werthen Auf=
traggeber
auf das Beſte zufrieden zu ſtellen.
Einem geneigten Zuſpruch entgegen ſehend zeichnet
Beſſungen, im März 1888.
Hochachtungsvoll
Friedrich Müller.
Weißbindermeiſter.
[2919
2363) Als Lehrling ſuche einen
auf zweite gute Hypothek zu
alentirten Knaben. Louis Andreß, 1200 u1. leihen geſucht. - Offerten
C. Stumpf, Kirchſtraße 10. Uhrmacher, Lauteſchlägerſtr. 10.
unter M. C. an die Expedition. (2920

[ ][  ][ ]

194

14)

40)
60
800
960
110

900
17)
149

7

F0)
1

711
Nr. 54

Da ich in einigen Monaten mein Lokal verlaſſen muß, ſo verkaufe ich, um raſch zu räumen, be=
deutend
unterm Koſtenpreis und mache, beſonders für Conſirmanden, auf Cachemire, Kleider=
ſtoſſe
, Regenmäntel, Mantelets, Jaquettes und Sommer=Buckskins aufmerkſam.
[251
J. Asbmanu-Shmoh, Harkt 4.

Große Platnurn=
Bäume
ſucht
[2921
C. Völker, untere Hügelſtr. 75.
O00000000000
Monickendamer
gérh.

44 1tb

Pe
AAAhögy!

billigſt.
Fiſche Londeinr,
per Hundert Mk. 5.80.
Friſcher
Parisor Hopfsalat.

Carlsſtraße 24. (2922 S
O0000000

chemiſche und mikroskopiſche unterſuchungsanſtalt,
Waldſtraße 32, bleibt Freitag den 16. d. M.
weSChloSSOnh.
Der Vorſtand:
Dr. H. Mellor.
(2923

Frau empfiehlt ſich als Aushülfe
Nochen. Annaſtr. 10, Manſarde.

2924) Schätze des Erdreichs ſind nicht blos
Silber und Gold, ſondern auch jene, in Koch=
brunnen
zum Heile der Leidenden von der
Natur ſelbſt gemiſchten Mineralien, durch
deren Abdaͤmpfung unter offiziell ärztlicher
Aufſicht die bewährten Sodener Mineral=
Paſtillen (erhältlich in den Apotheken 85 Pf.
per Schachtel) gewonnen werden, und ſo aus=
gezeichnete
Wirkung bei Bronchial=und Kehl=
katarrhen
ausüben. Herr Rodies, Weißenburg
im Elſ. ſchreibt: Nachdem ich für meinen
chroniſchen Kehlkopfkatarrh ſo verſchiedene
Mittel gebraucht habe, jedoch denſelben nicht
losbringen konnte, ſo nahm ich die Zuflucht
zu den Sodener Paͤſtillen und konnte zu meinem
großen Erſtaunen konſtatieren, daß, trotzdem
ich noch ſehr wenig verbraucht habe, der
Schleim ſich ſehr leicht löſte und freiere Ath=
mung
eintrat; ich bin feſt überzeugt, wenn
ich dieſe Paſtillen fortbrauche, ich gänzlich
von meinem Leiden befreit werde. Ich kann/
dieſe vorzüglichen Paſtillen Jedermann em=
pfehlen
.

Kirchliche Anzeigen.
Stadtkirche:
Freitag. 16. März. 11 Uhr Vorm.:
Trauerandacht aus Anlaß der Bei=
ſetzung
weiland Seiner Majeſtät des
Kaiſers Wilhelm: Herr Superin=
tendent
Dr. Sell.

Martinskirche:
Freitag, 16. März, Mittags 12 Uhr:
Trauerandacht aus Anlaß der Bei=
ſetzung
des hochſeligen Kaiſers.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Shnagoge).
Samstag, 17. März. Abends 7 Uhr:
Findet zum Gedächtniſſe Seiner
Majeſtät des Höchſtſeligen Deutſchen
Kaiſers Wilhelm ein beſonderer
Trauergottesdienſt ſtatt.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 8. bis 14. März 1888).
Geborene: Am 3. März: Dem Schloſſer bei der Main=Neckar=
Bahn Karl Traub, T. Anna Barbara. Am 12.. Ein unehelicher
S. Wilhelm.
Zuſgesote: Der Schloſſer bei der Main=Neckar=Bahn Ludwig
Hubel und Mina Höller, T. des Oberfahnenſchmides i. P. Fried=
rich
Ludwig Zöller dahier. Der Bahnarbeiter Heinrich Gries und
Anna Louiſe Chriſtiane Geyer, T. des Maurers Ludwig Geyer
dahier. Der Kutſcher Philipp Wagner zu Heppenheim a. d. W.
und Anna Maria Jung, geb. Hummel, Witwe von Küfermeiſter
Jung dahier.
Geſtorbene: Am 7. März: Der Hofkutſcher i. P. Philipp Haun
67 J. 9 M. 28 T. alt. Am 11.: Die Anna Eliſabethe Roth. geb.
Wamſer, Witwe des Schneidermeiſters Heinrich Roth von Groß,
Zimmern, 14 J. 11 M. 28 T. alt.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer empfing am 14. vormittags
den Oberhofmarſchaͤll Grafen Perponcher und den Oberſtallmeiſter
Rauch und arbeitete ſpäter mit dem Geh. Rat v. Wilmowski.
Um 12¼ Uhr erteilte der Kaiſer dem Generallieutenant Miſchk=
Audienz.
Der Kaiſer befahl, durch die Ehrendienſte Thuenden allen ein=
treffenden
Fürſtlichkeiten mitzuteilen, daß ſie ſich= ohne auf ihn zu
warten, ſogleich bei der Kaiſerin=Mutter melden möchten.
Ueber das Befinden des Kaiſers Friedrich erhält die K. 3tg.
folgende zuverläſige Nachrichten. Man muß unterſcheiden zwiſchen
dem Allgemeinbefinden und der örtlichen Krankheit. Das Allgemein=
befinden
war in den letzten Tagen recht gut, der Kaiſer war frei
von Schmerzen, hatte eine ſtramme Haltung, ein leuchtendes Auge,
einen guten Appetit, er war von einer Arbeitsſamkeit und geiſtigen
Friſche, die erſtaunenswert ſind. Unermüdlich war er thätig, die
ſchwere Arbeit zu bewältigen, die ſeit der letzten Erkrankung und
dem Hinſcheiden ſeines Vaters auf ihm laſtete und noch dadurch

verdoppelt wurde, daß er alle ſeine Wünſche und Entſchließungen
ſchriftlich bekunden mußte. Die Aufregung dieſer letzten Tage, vor
allem die in die ſchmerzliche Trauer ſich miſchende große Freude,
welche ihn beſeelte, als er wieder deutſchen Boden 'betreten, die
deutſche Heimat bearüßen konnte, mögen das ihrige dazu beigetragen
haben, dieſes gute Allgemeinbefinden zu heben und zu fördern; zu=
gleich
mögen 'ſie auch die leichten Fiebererſcheinungen verurſacht
haben, welche ſich im Laufe des geſtrigen Nachmittags zeigten.
Anders ſieht es mit dem örtlichen Leiden aus. In dieſer Hinſicht
hat nunmehr auch Sir Morell Mackenzie ſich dazu entſchließen
müſſen, die Anſicht der hieſigen Aerzte, an welcher dieſelben ſeit dem
Mai v. J. feſtgehalten haben, als begründet anzuerkennen. Auch
Morell Mackenzie muß jetzt zugeben, daß dieſes Leiden bereits große
Fortſchritte gemacht hat und daß eine Heilung desſelben jetzt nicht
mehr möglich iſt. Die Krankheit bringt es mit ſich, daß von Zeit
zu Zeit eine ſcheinbare Ruhepauſe in der Entwicklung eintritt, und
eine ſolche Pauſe, deren Dauer freilich nicht vorausgeſagt werden
kann, liegt augenblicklich vor. Sie ermöglicht denn auch, daß zur
Zeit die Atmung ungehindert iſt, indeß muß die Canüle ſehr häufig
herausgenommen und gereinigt werden. Der fremde Beobachter
kann von dem Vorhandenſein derſelben nichts bemerken, die Kleidung
und, wenn der Kaiſer in Uniform iſt, das Band des Ordens pour
ſe mérite, bedecken ſie vollſtändig. Bewundernswert vor allem iſt
die außerordentliche Ruhe, Langmut und Geduld, mit welchem der
Kaiſer dieſes ſein ſchweres Leiden trägt. Nie wird er ungeduldig,
nie macht er Zeichen der Unzufriedenheit oder des Unmuts, wenn
von ſeiner Umgebung nicht ſofort ſeine durch Zeichen ausgedrückten
Wünſche verſtanden werden. Er hat, ohne mit der Wimper zu
zucken, im Kugelregen auf dem Schlachtfelde ausgehalten und ſich
ſtets als einen Helden ohne Furcht und Tadel bewährt, aber wie
r jetzt der heimtückiſchen, unausweichbaren Krankheit bei vollem
Bewußtſein der Gefahr, in der er ſich befindet, entgegenblickt, das
pottet jeder Beſchreibung. Er iſt ein Märthrer in des Wortes
vollſter Bedeutung.
Die Kaiſerin=Witwe begab ſich am 14. abends zum Beſuche des
Kaiſerpaares nach Charlottenburg.

[ ][  ][ ]

12
Der Reichsanzeiger' ſchreibt: E3 iſt mit Recht aufgefallen,
daß die kaiſerliche Unterſchrift unter den allerhöchſten Veröffent=
lichungen
in dem Ertrablatt des Deutſchen Reichsanzeigersu vom
12. d. M. mit der Biffer IIü verſehen worden iſt, da der Beiſatz
der Ziffer bei eigenen Namensunterſchriften außerhalb der monar=
chiſchen
Traditionen liegt. Es iſt dies Verſehen dadurch möglich
geworden, daß bei der von dem allerhöchſten eigenhändigen Original=
Erlaß genommenen Abſchrift für den Druckſatz von dem Abſchreiber
die Schlußſtriche hinter dem kaiſerlichen Namen, welche die Jnitialen
1 und R Imperator Rex) darſtellen, für die drei Striche einer
römiſchen Drei angeſehen worden ſind-
Von reaierenden Fürſtenhäuſern werden der Beiſetzung beiwoh=
nen
die Könige von Belgien, Sachſen, Rumänien, die Krönprinzen
von Oeſterreich, Griechenland, Italien, der Großfürſt=Thronfolger
von Rußland, die Großfürſten Nikolaus und Michael von Rußland,
der Prinz von Wales. die Prinzen Georg und Friedrich Auguſt
von Sachſen, die Prinzen Ludwig und Leopold von Bahern, der
herzog und der Erbgroßherzog von Heſſen, Herzog Albrecht, Prinz
Wilhelm, Prinz Nikblaus von Württemberg, der Großherzog und
der Erbaroßherzog von Mecklenburg=Streliz, die Prinzen Alexander,
Heinrich und Friedrich Karl von Heſſen, der Herzog von Coburg,
der Erbgroßherzog und der Prinz Hermann von Sachſen=Weimar,
die Prinzen Karl und Wilhelm von Baden, der Herzog und der
Erbprinz von Anhalt, der Herzog von Altenburg, der Herzog von
Meiningen beide Fürſten Reuß, beide FürſtenSchwarzburg, die volitik ſei keine Herausforderung gegen irgend eine Macht, ſondern
Prinzen Chriſtian und Julius von Schleswig=Holſtein.
Einer Mitteilung der Köln. 3tg.- aus Berlin vom 14. zu=
folge
, ließ das Befinden des Reichskanzlers zu wünſchen übrig.
Venen am Fuß ſind von neuem geſchwollen. Zu Bedenken gibt der
Zuſtand keinen Anlaß, doch iſt ſtrenge Vorſorge zu treffen. daß aus
deshalb den größten Teil des Tages liegend auf dem Sopha zu=
indeſſen
der Fürſt auf die Verwirklichung dieſes Gedankens ver=
zichten
müſſen. Ebenſo bleibt zu hoffen, daß dem Feldmarſchall
Graf Moltke ein gleiches ſtrenges Verbot ſeines Arztes auferlegt
gegen das Vaterland zurücktreten. Das deutſche Volk hat ein Recht
darauf, daß dieſe ſeine beiden getreueſten Eckharde nicht ohne die
ausſetzen.
Soweit bis jetzt feſtgeſtellt, wird kommenden Montag der
Reichstag eine feierliche Plenarſitzung abhalten. Ebenſo ſoll am gegeben. Die Ruſſiſche Reichsbank bleibt geſchloſſen.
Montag eine vereinigte Sitzung beider Häuſer des preußiſchen
Landtags ſtattfinden, in welcher die Eidesleiſtung auf die Ver=
faſſung
ſtattfinden ſoll.
S. C-Verbandes tiefe Corpstrauer angelegt, um ihrem Schmerz gereiſt.
über den herben Verluſt des Vaterlandes und der ganzen Welt
Ausdruck zu geben.
Schweiz. Der Bundesrat wird bei der kaiſerlichen Begräbnis= daraus auf eine Feſtigung des allgemeinen Friedens.
feier durch den ſchweizeriſchen Geſandten in Berlin, Oberſt Roth,
in außerordentlicher Sendung vertreten werden. Oberſt Roth hat
der Vorſtände der verſchiedenen Schweizer Vereine in Berlin die
ſchmerzliche Teilnahme der Schweizer Kolonie ausgedrückt.
Der Ständerat genehmigte gleich dem Nationalrat die Ver=
längerung
der Dienſtzeit der Offiziere im Auszug bis zum abge=
laufenen
34, der Landwehr bis zum abgelaufenen 48. Lebensjahre. nach Berlin abgereiſt.
Heſterreich=Angarn. Das Fremdenblatt kommt auf den
Depeſchenwechſel zwiſchen dem Reichskanzler Fürſten Bismarck und
und ſagt, Oeſterreich erkenne mit vollſten Vertrauen, wie Graf
Kalnoky dem Reichskanzler erklärt habe, in Kaiſer Friedrich, dem
erlauchten und würdigen Nachfolger des hohen Verblichenen, einen Halbmaſt hiſſen laſſe.
nicht minder warmen Freund des Kaiſers Franz Joſeph und der
Völker des öſterreichiſch=ungariſchen Reiches. Oeſterreich=Ungarn
ſehe Deutſchland nach wie vor an ſeiner Seite zum Schutze der
gemeinſamen von der Friedensliga feſtgehaltenen Ziele zur Wahrung
des Friedens dieſes Weltteils. Die Kraft und die naturgemäßen
Zwecke dieſes Bundes hätten das Wunder bewirkt, daß das Hin=
ſcheiden
eines der mächtigſten Monarchen wohl die ſchmerzlichſten
Gefühle überall erweckt und tiefe Trauer über viele Völker gebracht, kirche eine Trauerandacht ſtattfindet. Aus gleichem Anlaß
aber ſowohl die Sicherheit ſeines eigenen Staates als äuch die findet um 12 Uhr eine Trauerandacht in der Martinskirche ſtatt.
Ruhe Europas auf feſterer Grundlage hinterlaſſen habe als je ein
Reiches und einer neuen Ordnung in Europa zu werden. Deshalh
Grafen Kalnoky ein großer Triumph der modernen Staatskunſt, die dierenden und Hoſpitanten, ſowie die Docenten der Hochſchule ſtatt

Nr. 54
ihre 8iele und ihre Mittel den wahren und deshalb unverrückbaren
Bedürfniſſen der Völker anzupaſſen gewußt habe.
Im ungariſchen Unterhaus teilte am 14. d. der Präſident das
Dankſchreiben des Furſten Bismarck für die Kundgebung des Hauſes
anläßlich des Todes des Kaiſers Wilhelm mit.
Franſtreich. Die Kammer nahm am 14. mit 317 gegen 229
Stimmen den Antrag der Budget=Kommiſſion auf Aufhebüng der
Getränkeſteuer an. Letztere repräſentiert eine Einnahme von 160
Millionen, welche die Budget=Kommiſſion durch eine einheitliche
Alkoholſteuer und Beſeitigüng des Privilegiums ſteuerfreier Roh=
ſpiritus
=Fabrikation einzubringen hofft.
Das Journal offiziel; veröffentlicht einen Bericht des Kriegs=
miniſters
(worin beantragt wird. Boulanger in Nichtaktwität zu
ſetzen. Der Bericht hebt die der Disziplin widerſtreitende Urlaubs=
nahme
des Generals Boulanger hervor. Der Präſident genehmigte
den Antrag.
Engkand. Im Unterhauſe beantragte am 13. ds. Slagg eine
Großherzog von Oldenburg, der Herzog von Coimbra, der Groß= Reſolution, welche ſich gegen die indiſche Grenzpolitik der Regierung
ausſpricht. Der Unterſtaatsſekretär Gorſt hob die Notwendigkeit
hervor, die Grenzen Indiens ohne Rückſicht auf die Koſten zu
ſichern; die vorausſichtliche Wirkung der eingeſchlagenen Politik
werde ſein, daß jeder Verſuch einer Macht, in Indien einzudringen,
abgewendet werde; England unterhalte die herzlichſten Beziehungen
zwiſchen Indien und Afghaniſtan, ſowie mit China. Der Unter=
ſtaaisſekretär
des Aeußern, Ferguſſon, erklärte, die indiſche Grenz=
bezwecke
nur Verteidigungsmaßregeln gegen alle Eventualitäten.
Der Antrag Slagg wurde mit 122 gegen 72 Stimmen verworfen.
Die Nachricht von der Einnahme Süakims wird in Regierungs=
Die rheumatiſchen Schmerzen haben ihn wieder heimgeſucht und die kreiſen entſchieden beſtritten. Die Unterbrechung der telegraphiſchen
Verbindung mit Suakim läßt jedoch Zweifel offen.
Italien. Die Worte. welche Kaiſer Friedrich bei der Begeg=
der
Schwellung keine Venenentzündung entſtehe. Der Fürſt ſoll unng in San Pier d’Arena dem König Humbert zu deſſen Empfang
aufſchrieb, lauten nach italieniſchen Blättern: Als Zu den Vater
bringen; auch hat ſein Arzt ihm ſchon heute aufs ſtrengſte verboten verlorſt, kam ich zu Dir, um ſein Andenken zu ehren und Deiner
an der Leichenfeier teilzunehmen. Urſprünglich war die Abſicht, daß Thronbeſteigung beizuwohnen, ich nahm teil an Deinem und Deines
er und der Feldmarſchall Moltke die höchſten Reichs=Inſignien, die Volkes Leid und an Eurer Freude. Heute, wo ich vom Unglück
Kaiſerkrone und das Reichsſchwert, an der Bahre des großen niedergebeugt bin, kommſt Du zu mir. Ich danke Dir. Ich ſehe
Kaiſers tragen ſollten. Angeſichts dieſes ärztlichen Gebots wird darin einen neuen Beweis Deiner Freundſchaft, die, wenn Gott mir
beiſteht und mir Geneſung gibt, zwiſchen uns beiden, unſern Dyna=
ſtieen
und unſern Völkern ſich immer mehr befeſtigen wird.
Rutzkand. Der Regierungsanzeigeri meldet vom 14. d. Mts.:
werde. Der perſönliche Wunſch muß auch bei ihm vor der Pflicht Auf Befehl des Kaiſers haben Freitag vormittag in der lutheriſchen
Petrikirche zum Trauergottesdienſt für den Kaiſer Wilhelm zu er=
ſcheinen
: Die Hofſtaaten die Reichsratsmitglieder, die Miniſter,
dringendſte Notwendigkeit ihre Geſundheit einer ernſten Gefahr die Senatoren, die Hofchargen, die Staatsſekretäre, die General=
adjutanten
. Flügeladjutanten, Generale, Admirale und Stabsoffiziere.
In den kaiſerlichen Theatern wird Freitag keine Vorſtellung ge=
Am 13. ds. Mts. nachmittags ſind der Großfürſt Thronfolger
ſowie die Großfürſten Nikolaus und Michael mit ihrem Gefolge,
unter denen ſich der Generaladjutant Fürſt Schachowskoi, General=
Die Corps ſämmtlicher deutſchen Univerſitäten haben aus l major Baron Fredericks und die Flügeladjutanten Fürſt Obolensky
Anlaß des Hinſcheidens Kaiſer Wilhelms auf Anordnung des Köſener und Graf Benkendorf befinden, mit Sonderzug nach Berlin ab=
Sämtliche Petersburger Blätter heben den hervorragend fried=
lichen
Ton der Erlaſſe des Kaiſers Friedrich hervor und ſchließen
Die Börſenzeitüngs will wiſſen, der gegenwärtige günſtige
Stand der Politik ſolle der Finanzverwaltung Anregung dazu ge=
in
einem Schreiben an das Leutſche Auswärtige Amt auf Anregung geben haben, der Frage des Abſchluſſes eines deutſcheruſſiſchen Han=
delsvertrags
näher zu treten, um damit dem beide Staaten gleich=
mäßig
ſchädigenden wirtſchaftlichen Kriege ein Ende zu machen.
Eine Beſtätigüng dieſer Nachricht liegt nicht vor.
Aumänien. Der König und die Königin ſind am 13. abends
Vereinigte Staaten. Die Mitglieder des Stadtrats und die
Aldermen von New=York nahmen am 13. einen Beſchluß an, in
dem Grafen Kalnoky ſowie auf die Erlaſſe Kaiſer Friedrichs zurück ( welchem Deutſchland aufrichtiges Beileid an dem durch das Ableben
des Kaiſers Wilhelm erlittenen Verluſte ausgeſprochen und bean=
tragt
wird. daß der Mayor auf dem Rathauſe die Flagge auf

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 16. März.
Der Evangeliſche Kirchenvorſtand macht bekannt, daß heute=
Freitag, den 16. März. um 11 Uhr, aus Anlaß der Beiſetzung
weiland Seiner Majeſtät des Kaiſers Wilhelm in der Stadk=
Die Großh. techniſche Hochſchule veranſtaltet heute, Freitag,
Herrſcher, dem es vergönnt geweſen ſei, der Neubegründer eines als dem Beiſetzungstage des Höchſtſeligen Kaiſers Wilhelm, eine
akademiſche Feier, welche dem Andenken des erhabenen Entſchlafenen
bleibe der Depeſchenwechſel zwiſchen dem Fürſten Bismarck und dem gewidmet iſt. Die Feier findet für die jetzigen und ehemaligen Stu=

[ ][  ][ ]

4

10

Nr.
und zwar in der Aula des Großh. Realgymnaſiums; ſie beginnt
pünktlich um 12 Uhr mittags. Die Trauerrede wird Herr Prof.
Dr. O. Roquette lalten, den muſikaliſchen Teil der Feier leitet
Herr Hofmuſiker Petr, welcher dabei vom Inſtrumentalverein unter=
ſtützt
wird. An dieſem Tage iſt die Hochſchule geſchloſſen, gleichwie
auch am Sterbetage nach dem Bekanntwerden der Trauerkunde
ſofort die Vorträge und Uebungen offiziell ausaeſetzt wurden. Das
Lehrerkollegium der Hochſchule hat bereits am Dienstag. 13. März.
einen prachtvollen Kranz an das Königl. Hofmarſchallamt nach
Berlin abgeſendet, welcher an der Bahre des verewigten Kaiſers
Wilhelm niedergelegt iſt. Wie wir hören, beabſichtigen ferner die
ſämtlichen techniſchen Hochſchulen Deutſchlands eine gemeinſame
Beileids=Adreſſe an die Allerhöchſten Hinterbliebenen zu richten und
die Berliner techniſche Hochſchule mit der Ueberreichung derſelben
zu beauftragen
Der Verein Kunſtfreund= hat an die zweite Kammer der
Stände eine Petition gerichtet, der in Ausſicht ſtehenden Vorlage
Großh. Regierung, betreffs Erbauung eines neuen Muſeums in
Darmſtadt ihre Zuſtimmung geben zu wollen.
Herr Kommerzienrat Keller hat ſein Haus in der Heidel=
bergerſtraße
mit einer reichen Trauer=Dekoration ſchmücken
laſſen.
1 In der am Montag unter dem Vorſitz des Oberſchützen=
meiſters
Herrn Hickler ſtattgehabten Genaralverſammlung der hieſigen
priv. Schützengeſellſchaft wurde, nachdem die Anweſenden das An=
denken
an unſeren dahingeſchiedenen Kaiſer durch Erheben von den
Sitzen geehrt, der Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr vor=
getragen
, in dem eine erhebliche Zunahme an Mitgliedern und in
eder Hinſicht günſtige Vereinsverhältniſſe konſtatiert wurden. Trotz
der außerordentlich bedeutenden Inſtaͤndſetzungen und Verbeſſerungen,
die während des Jahres vorgenommen wurden, ſind die Finanzen
der Geſellſchaft befriedigende. Die proponierten neuen Statuten
mit Schießordnung wurden an eine Kommiſſion verwieſen. Freu=
dige
Zuſtimmung fand die Mitteilung, daß für eines der nächſten
Jahre die Abhaltung eines Schützenfeſtes (Mittelrheiniſcher
Schützenbund) in Darmſtadt in Ausſicht genommen ſei, nachdem
ſchon die Städte Worms, Offenbach, Mainz ꝛc. darin vorausgingen
und Ludwigshafen beſchloſſen das diesjährige Bundesfeſt in ſeinen
Mauern zu feiern. Der geſamte ſeitherige Vorſtand wurde wieder
gewählt, dazu Herr Bankbeamte Eſchborn. Die Verſammlung war
recht gut beſucht.
* Kleine Mitteilungen. Verhaftet wurde ein Frauenzimmer,
welches aus einer Wohnung in Beſſungen mehrere Kleidungsſtücke
entwendet hatte. Einer Weißwaaren=Verkäuferin iſt von dem
Ladentiſch eine goldene Broche geſtohlen worden. - Aus einem
Hauſe in der Friedrichſtraße iſt am Mittwoch abend ein eiſerner
Fußtritt vom Vorplatz geſtohlen worden.
4. Mainz, 14. März. In der heute nachmittag ſtattgehabten
Verwaltungsratsſitzung der Heſſiſchen Ludwigsbahn=
Geſellſchaft wurde beſchloſſen, die diesjährige Generalverſamm=
lung
den 18. April abzuhalten. Die Einnahmen der Geſellſchaft
haben ſich im abgelaufenen Februar wieder ſehr günſtig geſtellt.
Der Verſonenverkehr brachte in runder Summe M. 50000 und
der Güterverkehr M. 75000 mehr als im gleichen Monat des
Vorjahrs.
4 Mainz, 14. März. Infolge allgemeiner Anregung wird der
Tag der Beiſetzung des verſtorbenen Kaiſers, Freitag den
16. d. Mts., hier als vollſtändiger Trauertag gefeiert werden. Die
Beſitzer und Inhaber aller garößeren Geſchäfte und Fabriken haben
ſich verſtändigt ihre Etabliſſements geſchloſſen zu halten, ebenſo
werden die meiſten amtlichen Büreaus feiern. Auf Anordnung der
Bürgermeiſterei wird der Wochenmarkt am Freitag nicht abgehalten.
Die Vertreter von Mainz bei der Leichenfeier in Berlin, die
Beigeordneten Dr. Geyer und Reinach, ſind geſtern dorthin abgereiſt.
Dieſelben werden ind's nur an dem Leichenkondnkt teilnehmen, da
nach einer Mitteilung des Hofmarſchallamts die räumlichen Ver=
hältniſſe
des Dom in Berlin zur die Zulaſſung einer ſehr beſchränkten
Anzahl Vertreter geſtatten.
4. Mainz, 14. März. Seit heute nachmittag iſt ein Stillſtand
im Wachſen des Rheins eingetreten
Berlin, 14. März. Unter den Linden hat man heute bereits in
früher Morgenſtunde mit den Arbeiten zur Ausſchmückung begonnen.
Die Akademie hat dem Architektenverein den großen Parterreſaal
des Akademiegebäudes an der Ecke der Charlottenſtraße ausgeräumt.
Hier iſt ein großes Materialiendepot errichtet. Unausgeſetzt fahren
hier Wagen vor, beladen mit ſchwarzen Stoffen. Die Stoffe reprä=
ſentieren
allein einen Wert von 40000 M. Das Depot ſelbſt gleicht
einer großartigen Werkſtatt. Zahlreiche fleißige Hände ſind unaus=
geſetzt
mit Meſſen, Zuſchneiden, der Anfertigung von Schleifen
u. dgl. beſchäftiat. In 5 Kolonnen rückten heute früh 150 Arbeiter
der ſtädtiſchen Straßenreinigung an, um das ſchwere Werk der
Säuberung des Mittelweges der Linden von Schnee und Eis zu
beginnen. An verſchiedenen Stellen der Linden ſind hohe Koaks=
haufen
aufgeſchichtet, um Koaksöfen füllen zu können, welche zum
Aufthauen des Erdbodens behufs Ermöglichung der nötigen Erd=
arbeiten
dienen ſollen. Der auszuſchmückende Teil der Trauerſtraße

713
54
geht vom Dom bis zum Kreuzungspunkt der Siegesallee mit der
Charlottenburger Chauſſee. Insgeſamt haben 12 der bedeutendſten
Architekten=Firmen die Rieſenarbeit übernommen.
Beſonders würdig wird ſich das Brandenburger Thor aus=
nehmen
. Das ganze Thor wird ſchwarz verhängt und mit Palmen
u. dergl. geſchmückt werden. Auf dem Pariſer Platz werden acht
Tribünen erbaut. Jede Tribüne iſt 1880 Meter breit und 154
Meter tief.
Beſondere Vorbereitungen werden am Kreuzpunkt der Friedrich=
ſtraße
getroffen; hier wird ſich baldachinartig ein 17 Meter hoher
viereckiger, nach oben ſich verjüngender Aufbau erheben, der
mit einer Kaiſerbüſte gekrönt werden ſoll. Gegenüber dem Palais
wird das Denkmal Friedrichs des Großen der Stützpunkt für eine
Trauerdekoration bilden.
Die Ausſchmückung der Univerſität hat der kgl. Bauinſpektor
Klutmann übernommen, der bezüglich der gärtneriſchen Arrange=
ments
von Gärtnereibeſitzer Haak in Steglitz unterſtützt werden
wird. Ueber die Ausſchmückung des Akademiegebäudes wird erſt
heute abend Beſchluß gefaßt werden, da man ſie in Uebereinſtimm=
ung
mit der Geſamtdekoration der Linden bringen will. Auch be=
züglich
der Miniſterien ſtehen die Beſchlüſſe noch aus. An den
Vrivatgebäuden wird dagegen ſchon fleißig gearbeitet. Viele der
Häuſer werden im Erdgeſchoß vollſtändig ſchwarz verhängt, die
meiſten Balkons ſind bereits ſchwarz drapiert.
Köln, 14. März. Denkmalserrichtung. In geheimer Sitzung
bewilligte die Stadtverordnetenverſammlung einſtimmig einen Be=
trag
von 30000 M. für ein in Köln zu errichtendes Denkmal des
hochſeligen Kaiſers Wilhelm.
Neuwied, 15. März. Nach langem und ſchwerem Leiden iſt am
letzten Sonntag Mittag zu Heddesdorf bei Neuwied ein Mann im
70. Lebensjahre verſchieden, deſſen Wirken für das volkswirtſchaft=
liche
Leben, namentlich Süddeutſchlands. von weiltragender Bedeu=
tung
geworden iſt: Bürgermeiſter Reiffeiſen in Heddesdorf, der
Begründer einer beſonderen Art von Darlehenskaſſen, welche für
die Bedürfniſſe des kleineren und mittleren Landwirts geſchaffen
ſind
Danzig, 14. März. Durch Schneeverwehungen ſind die
Hauptbahnſtrecke Deutſch=Eylau=Oſterode, ferner die Nebenbahnen
Schneidemühl=Deutſch=Eylau, Neuſtettin=Stolp=Stolpmünde, ſowie
Rügenwalde=Elſenau, Exin=Jablonowo=Soldau, Thorn=Kornatowo,
Graudenz=Marienburg, Garnſee=Leſſen, Prauſt=Carthaus, Berent=
Hohenſtein, Güldenboden=Mohrungen, Allenſtein=Kobbelbude bezw.
Braunsberg und Allenſtein=Johannisburg bis auf weiteres geſperrt.
Metz, 14. März. In außerordentlicher Sitzung beſchloß der
Gemeinderat geſtern Abend eine Beileidsadreſſe an Kaiſer Friedrich
und Kaiſerin Auguſta, Entſendung des Bürgermeiſters und zweier
Gemeideräte zur Theilnahme an der Beiſetzungsfeier ſowie zur
Ueberreichung einer Adreſſe und Niederlegung eines Trauerkranzes
mit dem Stadtwappen.
Petersburg, 14. März. Die Abordnung der Moskauer deutſchen
Kolonie, welche beauftragt iſt, einen ſilbernen Lorbeerkranz auf den
Sarg des Kaiſers Wilhelm niederzulegen, iſt heute nach=
mittag
hier durchgekommen. Eine zweite Abordnung der Mos=
kauer
evangeliſch=lutheriſchen Kirche, welche ebenfalls beauftragt iſt,
einen ſilbernen Lorbeerkranz auf den Sarg des Kaiſers Wilhelm
niederzulegen, wird morgen hier eintreffen. Auch die hieſige
deutſche Kolonie entſendet morgen eine Abordnung mit einem
ſilbernen Lorbeerkranze. Die Mitglieder des hieſigen deutſchen
Theaters entſenden morgen ihren Oberregiſſeur nach Berlin; der=
ſelbe
iſt beauftragt, im Namen der Mitglieder des Theaters einen
Kranz niederzulegen.
Budapeſt, 13. März. In Sasvar iſt am Sonntag eine Brücke
eingeſtürzt, fünfzig Menſchen ſtürzten in den angeſchwollenen
Mlavafluß. Zwölf Perſonen, zumeiſt Frauen und Kinder, ſind um=
gekommen
. Die Nachrichten über Verwüſtungen durch Hochwaſſer
aus allen Gegenden des Landes lauten immer bedenklicher, viele
Orte ſind überſchwemmt. Der Bahnverkehr iſt in manchen Rich=
tungen
unterbrochen oder auf Wochenfriſt gänzlich eingeſtellt.

Volapük in Amerika. In gutem Glauben hatten wir in
Nr. 8 unſeres Blattes (vom 12. Januar ds. J3.) eine Mitteilung
abgedruckt, das Urteil über Volapük betreffend, welches ein Ausſchuß
der amerikaniſchen philologiſchen Geſellſchaft; in Philadelphia
abgegeben haben ſollte. Gen zꝛe C.lundigungen in Vhiladelphia
ſelbſt haben nun ergeben, daß jene Mitteilung der Berichtigung
bedarf. Die amerikaniſche philologiſche Geſellſchaft hat ſich
nicht mit der Weltſprachefrage beſchäftigt, erklärt ſich ſogar für
nicht zuſtändig, dieſe Frage zu beurteilen, worüber uns der Abdruck
eines Briefes des Sekretärs jener Geſellſchaft vom 26. Dez. v. J.
vorliegt. Es handelt ſich vielmehr um den Bericht einer aus drei
Mitgliedern zuſammengeſetzten Kommiſſion der philoſophiſchen
Geſellſchaft in Vhiladelphia, eines Vereins von rein lokaler Bedeu=
tung
. Dieſer Bericht wurde jedoch vom Geſamtverein nicht an=
genommen
, ſondern der Gegenſtand an die Kommiſſion zurückver=
wieſen
. Wie oberflächlich die Kommiſſion Volapük geprüft hatte,
geht daraus hervor, daß ſie meint, es ſei bei demſelben der Gebrauch

[ ][  ]

Nr.
714
von Aecenten nötig und es komme darin der deutſche Laut ch, ſowie
der engliſche Laut th vor, was mit Recht zu tadeln wäre, aber
bekanntlich nicht der Fall iſt. Von dieſen Irrtümern abgeſehen,
tadelt der luns vollſtändig vorliegende) Bericht nur, daß in An=
lehnung
an die lateiniſche und griechiſche Sprache die
Beugung der Haupt=und Zeitwörter und die Steigerung in Volapük
durch Endungen bewirkt wird. Aber hierüber kann man eben ver=
ſchiedener
Anſicht ſein und es ſind darüber die Gelehrten noch
nicht einig. Dagegen billigt der Bericht vollkommen das Fehlen des
Artikels und der Geſchlechtsendungen in Volapük, wie er überhaupt
die Notwendigkeit einer internationalen Handels=und Verkehrsſprache
durchaus anerkennt. Im Uebrigen iſt der Bericht ſachlich gehalten.
Aeußerungen, wie in unſerer früheren Mitteilung, z. B. daß
Volapük eine künſtliche, rohe Mache; ſei, kommen darin durchaus
nicht vor vielmehr wird geſagt: .. es iſt offenbar das Ergeb=
nis
gewiſſenhafter Gedankenarbeit und bekundet eine richtige Wür=
gung
der Zeitbedürfniſſe.
Wir haben bei dieſer Gelegenheit erfahren, daß die Verbreitung
des Volapük in Amerika außerordentliche Fortſchritte macht. Es
beſtehen bereits Vereine in San Francisco, Cleveland, Milwaukee,
Bay Cith (Mich.), Belleville (Ill.), San Joſé (Coſtarica), Joinville
(Braſilien), Buenos Ayres. Unterrichtskurſe werden auzerdem ab=
gehalten
in New=York, Vhiladelphia, New=Orleans, Topeka (Kanſas),
Mexico, San Juan (Vortorico), St. Pierre (Inſel Martinique,
u. ſ. w.
In einigen Handelsſchulen iſt Volapük als Unterrichtsgegenſtand
eingeführt worden und es hat u. a. die New=Yorker Zeitſchrift
The Office; eine ſtändige Rubrik für Volapük mit Unterrichts=
briefen
, Korreſpondenzen u. ſ. w.
Programm des Leichenbegängniſſes.
Berlin, 14. März.
Das Beiſetzungsreglement lautet nach der Köln. 8tg.-
1) Der Tag des feierlichen Leichenbegängniſſes iſt auf Freitag
den 16. März, mittags 12 Uhr, angeſetzt. 2) An dieſem Tage wird
vormittags zwiſchen 11 und 12 Uhr in drei Pauſen mit den Glocken
ſämtlicher Kirchen der Stadt geläutet, wozu die Domkirche das
Zeichen gibt. Wenn zuerſt geläutet wird, nehmen die dazu be=
ſtimmten
oberſten Hof=, Oberhof=, Vice=Oberhof= und Hofchargen
Stellung am Kopf= reſp. Fußende des Sarges. Gleichzeitig treten
der Oberſtkämmerer und die dazu berufenen Staatsminiſter zu beiden
Seiten des Sarges hinter die Tabourets, auf welchen die Inſignien
ruhen, und zwar: hinter das Tabouret mit der königlichen Krone
der Oberſtkämmerer Otto Graf Stolberg=Wernigerode; hinter das
Tabouret mit dem Reichsſcepter der Vicepräſident Miniſter v. Putt=
kamer
; hinter das Tabouret mit dem Reichsapfel Staatsminiſter
Maybach; hinter dasjenige mit dem Reichsſchwert Kriegsminiſter
Bronſart v. Schellendorf; hinter dasjenige mit dem Reichsinſiegel
Miniſter Dr. Friedberg; hinter dasſenige mit der Kette des
Schwarzen Adler=Ordens Miniſter Dr. Lucius; hinter das Tabouret
mit dem Kurhut Miniſter v. Bötticher; hinter das Tabouret mit
dem Kurſchwert die Miniſter v. Goßler und v. Scholz. Demnächſt
nimmt der Kommandeur des Gardecorps. v. Pape, ſeinen Platz mit
dem Reichsbanner am Kopfende des Sarges, die beiden ihm bezeich=
neten
General=Adjutanten v. Lehndorff und General=Lieutenant Fürſt
Radziwill ſtellen ſich rechts und links mit gezogenem Degen neben
ihn. Die General=Adjutanten, Generäle la suite und Flügel=
Adjutanten der in Gott ruhenden Majeſtät ordnen ſich auf den
unterſten Stufen der Eſtrade. Die anweſenden Deputationen der
preußiſchen Regimenter ſowie die der bayeriſchen, ſächſiſchen und
württembergiſchen Regimenter ordnen ſich ebenfalls am Fußende des
Sarges unten auf der Eſtrade. 3) Die bei dieſer Feier mit dienſt=
lichen
Funktionen betrauten Verſonen, nämlich die oberſten Hof=
Oberhof=, Vice=Oberhof= und Hofchargen, General=Adjutanten,
Generäle la suite, Flügeladjutanten, Staatsminiſter und die das
Reichspanier tragenden beziehungsweiſe begleitenden Generäle ver=
ſammeln
ſich vor 11 Uhr an der für die Allerhöchſte Leiche aufge=
ſchlagenen
Eſtrade. Die ſonſt eingeladenen Perſonen, der Reichs=
kanzler
, Generalfeldmarſchall v. Moltke, der Statthalter von Elſaß=
Lothringen, die hier anweſenden Ritter des Schwarzen Adler=Ordens,
die Chefs fürſtlicher Häuſer, die Generäle der Infanterie und Ka=
vallerie
, die Bundesratsbevollmächtigten, die Präſidenten des Reichs=
tags
und der Landtagshäuſer, der Präſident des Reichsgerichts, die
Wirklichen Geheimen Räte, die Vicepräſidenten der Reichstags=und
Landtagshäuſer, die Oberpräſidenten, die Generalmajors, die Räte
erſter Klaſſe, die Oberſten und die in Regiments= Kommandeurs=
ſtellung
befindlichen Offiziere, die Räte des Miniſteriums und des
königlichen Hauſes, die Kammerherren, die Deputationen der Reichs=
und Landesbehörden ſowie die Abordnungen ſonſt geladener Körper=
ſchaften
, die prinzlichen Hofſtaaten, die Kammerjunker treten durch
das Hauptportal des Domes ein und verſammeln ſich um 11¼ Uhr
im unteren Raum der Kirche. Ebendahin begeben ſich die Depu=
tationen
der Offiziercorps. Für das diplomatiſche Corps ſind auf
der Tribüne, der Königsloge gegenüber, Plätze reſerviert. 4) Die

54

Allerhöchſten und Höchſten Herrſchaften und die anweſenden höchſten
Leidtragenden nehmen in den vor dem Altar aufgeſtellten Seſſeln,
die Kaiſerin, die Königin von Rumänien, die Prinzeſſinnen und die
fremden fürſtlichen Damen in den Logen links vom Altar Platz.
Die Kaiſerin=Königin=Mutter wird bei dem Leichenbegängniſſe nicht
erſcheinen. Für die Abgeſandten der fremden Fürſten ſind im Schiff
der Kirche hinter den Allerhöchſten Herrſchaften Plätze reſerviert.
Hierauf beginnt der Gottesdienſt, welcher nach den Allerhöchſt eigen=
händigen
letztwilligen Verfügungen der in Gott ruhenden Majeſtät
von D. Kögel unter Aſſiſtenz der Domgeiſtlichkeit abgehalten wird.
5) Inzwiſchen haben die königlichen Stall= und Livréebedienten,
Hausofficianten, Caſtellane, Hofgärtner und Kammerdiener ſich im
großen Schloßhofe verſammelt und erwarten dort den königlichen
Leichenwagen. Auf dem Wege vom Marſtall bis zum Dom werden
die acht Pferde des Leichenwagens von acht Stalldienern geführt,
die Zipfel des Leichentuches und die Kordons des Baldachins von
je vier Lieutenants gehalten, der Baldachin ſelbſt wird von zwölf
Unteroffizieren getragen. Gegen Schluß des Gottesdienſtes fährt
der Leichenwagen vom Hauptportal des Schloſſes ab. 6) Während
der Geiſtliche den Segen über die ſterbliche Hülle der in Gott
ruhenden Majeſtät ſpricht, gibt die Infanterie die vorgeſchriebenen
drei Salven ab. Hierauf wird der Sargdurch die dazu beſtimmten
zwölf Oberſten von der Eſtrade abgehoben und unter dem Vortrtit der
königlichen Kammerherren, der die Reichsinſianien tragenden Staats=
miniſter
, der als Marſchälle fungierenden Hofchargen und in Be=
gleitung
der zur Bedeckung beſtimmten zwei Staabsoffiziere und
zwölf Hauptleute ſowie gefolgt von dem hinter dem Sarge gehenden,
das Reichspanier tragenden General v. Pape und den ihn begleitenden
Generaladjutanten v. Lehndorff und Anton Fürſt Radziwill bis zum
königlichen Leichenwagen getragen und auf denſelben gehoben. Die
acht Stabsoffiziere, welche die Pferde des Leichenwagens führen ſollen,
ergreifen deren Zügel, die vier Ritter des Schwarzen Adlerordens,
welche die Zipfel des über dem Leichenwagen liegenden Leichentuchs
halten, und die Generäle, welche den Baldachin und deſſen Kordons
über dem königlichen Sarge tragen ſollen, übernehmen ſolche von
den Perſonen, welche ſie bisher gehalten haben. Die Orgel fährt
mit der Muſik fort, während die Allerhöchſten und Höchſten Herr=
ſchaften
ihren Platz im feierlichen Leichenzuge einnehmen. Dieſer
ſetzt ſich ſodann unter dem Geläute aller Glocken in der in der An=
lage
angegebenen Ordnung über die Schloßbrücke, durch die Mittel=
promenade
Unter den Linden und durch das Brandenburgerthorbis
zur Siegesallee in Bewegung. Die Allerhöchſten und Höchſten Herr=
ſchaften
beſteigen an der Siegesallee die vom Dome dorthin beor=
derten
Wagen und folgen dem Allerhöchſten Leichenzuge nicht weiter.
Soweit Allerhöchſt= und Höchſtdieſelben der Feierlichkeit im Mauſo=
leum
beiwohnen, begeben ſie ſich auf andern Wegen dorthin. Die
Reichsinſignien werden an der Siegesallee von den dazu komman=
dierten
acht Offizieren den Inſignienträgern abgenommen, Beamten
des Krontreſors übergeben und von dieſen unter Bedeckung von
Gardes du Corps nach dem Schloſſe in Berlin zurückgebracht. Ebenſo
wird daſelbſt der Baldachin aufgehoben und gleichzeitig übernehmen
acht Lieutenants von den Leibregimentern der in Gott ruhenden
Majeſtät die Zügel der Pferde des Leichenwagens und vier Haupt=
leute
die Zipfel des Leichentuchs. 7) Der Kondukt der Allerhöchſten
Leiche, welche im Mauſoleum zu Charlottenburg feierlich beigeſetzt
werden ſoll, erfolgt von der Siegesallee bis dorthin in der Art,
daß nur das Regiment der Gardes du Corps die weitere Escorte
übernimmt, und daß die oberſten Hof= und Oberhofchargen in drei
königlichen Gala=Equipagen dem von dem General der Kavallerie
und Generaladjutanten Grafen v. d. Golz und dem Oberſtallmeiſter
v. Rauch kotoyirten, von der militäriſchen Suite der in Gott ruhen=
den
Majeſtät zu Pferde begleiteten Leichenwagen unmittelbar vor=
auffahren
. 8) Am Luiſenplatz in Charlottenburg angekommen, macht
der Leichenwagen einen kurzen Halt. Die oberſten Hof= und Ober=
hofchargen
verlaſſen die Equipagen, um dem Leichenwagen bis zum
Mauſoleum vorzutreten. Die Suite, welche zu Pferde zu begleiten
hatte, ſteigt ab und folgt nunmehr zu Fuß. Die Allerhöchſten und
Höchſten Herrſchaften, ſowie ſie ſich dorthin begegen haben, erwarten
die Ankunft des Leichenkondukts vor dem Mauſoleum, woſelbſt die
Beiſetzung nach beſonderen Befehlen Seiner Kaiſerlichen und König=
lichen
Majeſtät erfolgt. Am Mauſoleum iſt die Leibkompagnie des
1. Garderegiments zu Fuß aufgeſtellt. Sobald der Segen über die
Allerhöchſte Leiche geſprochen wird, gibt die Artillerie einen Trauer=
ſalut
von 101 Schuß ab.

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Darrkſagatrtg.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme bei de=
Beerdigung meiner lieben Frau, insbeſondere für die zahl
reichen Blumenſpenden, ſage ich auf dieſem Wege meine=
herzlichſten
Dank.
Karl Brückner.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.