Darmstädter Tagblatt 1888


17. Februar 1888

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mart 50 Pf. nel
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Pohlaufichlag
oo.

151. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
L=

Inſerate
verdenangnommen; in Dermſt adt
von der Expedition, Rheinſtr. xr. 23.
in Beſſungen von Fried=. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12. ſowie auswärz
von allen Annoncen=Expeditionen.
Ao-

Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Areigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 17. Februar.
Ne34.
1888.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Verlooſungen.
Großherzogliches Miniſterium des Innern und der Juſtiz hat dem Stadtvorſtand zu Alsfeld die Erlaubniß zur Ver=
anſtaltung
einer Verlooſung von Vieh und landwirthſchaftlichen Geräthen gelegentlich des am 23. Juli l. J3. daſelbſt ſtatt=
findenden
Zuchtviehmarktes und zum Vertriebe der Looſe (4000 Stück 1 Mk.) im Großherzogthum ertheilt.
Ferner iſt der Genoſſenſchaft deutſcher Bllhnenangehöriger in Berlin geſtattet worden, die Looſe einer im Anſchluß an
einen Bazar zum Beſten der Penſionsanſtalt für Bühnenangehörige zu veranſtaltenden Verlooſung von Gegenſtänden der bil=
denden
Kunſt und des Kunſtgewerbes, von literariſchen Erzeugniſſen ꝛc., innerhalb des Großherzogthums zu vertreiben. Bei
dieſer Verlooſung werden 300,000 Looſe 1 Mk. ausgegeben.
Darmſtadt, den 14. Februar 1888.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
[1620

Edictalladung.
Nachdem wider den Garde=Dragoner Guſtav Ahrent der 5. Eskadron
1. Großherzoglich Heſſiſchen Dragoner=Regiments (Garde=Dragoner=Regiments)
Nr. 23, geboren am 14. Dezember 1866 zu Fürſtenwalde, Regierungsbezirk Frank=
furt
a. d. O., der förmliche Deſertionsprozeß eröffnet worden iſt, wird derſelbe hier=
mit
aufgefordert, ſich ſofort bei ſeinem Truppentheil zu geſtellen, ſpäteſtens aber
in dem auf
Samstag den 9. Juni 1888. Vormittags 10 Uhr,
anberaumten Termin vor dem unterzeichneten Gericht zu erſcheinen, widrigenfalls
die wider ihn eingeleitete Unterſuchung geſchloſſen, er in contumaciam für fahnen=
flüchtig
erklärt und in eine Geldbuße von Einhundert und Fünfzig bis Dreitauſend
Mark verurtheilt werden wird.
[1621
Darmſtadt, den 11. Februar 1888.
Großherzogliches Gericht der Großh. Heſſiſchen (25.) Diviſion.

ekanntmachung.

Die Lieferung von 3 Stück Abfuhrwagen nach einem vorhandenen Muſter
für die ſtädtiſche Straßenreinigung zu Darmſtadt ſoll im Wege der Submiſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Montag den 27. Februar d. Js., Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Boranſchlag und Bedingungen liegen auf dem Tiefbauamt, Zimmer Nr. 26,
zur Einſicht offen, bei welchem auch die Formulare für die Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 16. Februar 1888.

Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.B.
(1622
Riedlinger, Beigeordneter.

Bau= und Nutzholz=, ſowie
Brennholz=Verſteigerung.
Montag den 27. d. Mts., Vormit=
tags
9 Uhr,
werden die nachverzeichneten Holzſortimente
aus den Diſtricten Rücksbrünnchen, Sau=
ſchwanz
, Stadtförſterslache und Weiden=
lache
des ſtädtiſchen Oberwaldes
in dem oberen Lokal der Turnge=
meinde
, Woogsplatz Nr. 5,
öffentlich verſteigert:
709 Rm. Buchen=Scheiter,
21 Eichen=
1 Linden=
190 Buchen=Knüppel,
ſodann Dienstag den 28. d. Mts.,
Vormittags 9 Uhr,
in demſelben Lokale:
15170 Hundert Buchen=Wellen,
11 Eichen=
Nadel=
2
Weichlaub=,
16

165 Rm. Buchen=Stöcke,
10 Eichen=
2 Linden
ſerner Mittwoch den 29. d. Mts.
Vormittags 10 Uhr,
an Ort und Stelle aus den Diſtricten
Nachtweide, Woogsberz, Rücksbrünnchen:
30 Eichen=Stämme von 30.92 Cbm.
Inhalt (bis zu 94 Em. Durchm.),

[ ][  ][ ]

412
3 Buchen=Stämme von 275 Chm.
Inhalt,
4 Eichen=Derbſtangen von 0.19 Chm.
Inhalt,
927 Fichten=Derbſtangen von 36,73 Cbm.
Inhalt,
720 Fichten=Reisſtangen von 420 Cbm.
Inhalt,
8 Rm Eichen=Nutzſcheiter.
Wegen näherer Auskunft wollen ſich
Steigliebhaber an Forſtwart Weber,
Darmſtädter Forſthaus, wenden.
Zuſammenkunft an den Hirſchköpfen.
Darmſtadt, den 13. Februar 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1623
Ohly.

EXT EüEEA5AA8
d der 9
108
16oßkt
per Schoppen 36 Pfg.
1585
habe in Zapf genommen.
H.
w Neber.
EOOu,
VON
RGA0ALTUAUO
aus C. D. Wunderlich's Kgl. Bayer.
Hofparfümeriefabrik, prämiirt 1882.
Einige Tropfen in die Ofenniſche geben
ein luftreinigendes, angenehmes und be=
lebendes
Zimmerparfum. Als Riech=
mittel
wirkt es belebend und ſtärkend, im
Waſchwaſſer als Toilettenmittel für
die Schönheit des Teints. Alleinverkauf
60 Pig. und 1 Mark bei Herrn Hof=
bürſtenfabrikant

H. Scharmann,
(1251
Ludwigsplatz 2.

Nr. 34
2
R1UNM UAT SLRNhAI-
Verketgrrung.
Montag den 20. Februar l. Js., Vormittags 9 Uhr
anfangend,
ſollen im Roßdörfer Gemeindewald=Diſtrict Mark:
174 Rm. Eichen=Stämme von 3-12 Meter Länge, 30-73 Emt mittlerer
Durchmeſſer, 193,09 Feſtmeter,
verſteigert werden. Ferner:
Dienstag den 21. Februar l. Js., Vormittags 9 Uhr
anfangend,
ſollen daſelbſt:
32 Rm. Buchen=, 2 Birken=, 372 Eichen=, 6 Erlen=Scheiter,
6
104
Knüppel,

2


Stöcke,

verſteigert werden.
Die Zuſammenkunft iſt an beiden Tagen, jedesmal auf der Kubig am Ein=
gang
des Waldes.
Roßdorf, den 11. Februar 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Roßdorf.
[1500
Müller.

Wilhelmſtraße 16
iſt der obere Stock, beſtehend aus
6 Zimmern, Küche mit Speiſekam=
mer
, Bodenraum, Keller, Burſchen=
zimmer
im Souterrain, Stallung
für 4 Pferde und Gartenantheil
vom 1. April an anderweitig zu
vermiethen. Zu erfragen bei der
Expedition d. Bl. oder bei B. L. H
Trier, Ludwigsſtraße 10. (13183ß6
C
1624) Kirchſtraße 10 eine Wohnung
von 4 Zimmern, Küche ꝛc., per Mai
zu vermiethen.

M

1140) Kaſerneſtr. 18,. 3. St., ein
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
1557) Frankfurterſtraße 7 iſt ein
freundlich möbl. Manſardezimmer zu ver=
miethen
und bis 1. März zu beziehen.

Prämiirt mit der Königlich Preussisehen Coidenen Staats-fedaille, sowie mit
den höchston Auszeichnungen auf allen Welt- und vielen anderen Ausstellungen.
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L. B. Müller, Darmstadt.
Alleinige Niederlage.
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Facturen, Circulaire, Brieſköpfe, Firmacouverts, Memoranden, Frachtbriefe, Avis-
und Adresskarten, Preiscourante, Packet- und Begleitadressen, Wechsel und
Cuiltunagsa, Verlobungs, Hochacits, Geburts- und Traueranzeigen, Visit, Tisch,
Tauz- und Menukarten.
Grosses Lager in Schul., Schreib., Leichen Mal- und Bureau-Artikeln,
Schreib, Post- und Packpupieren, Leder-, Holz- und Broncewaaren.

181

448
61
73
91
13
40.
63
948


Eses

Gevinne im ſes.-Verb von 250000 M.

und zwar:

12 Gew. 500 1

1 Gew. 50000 M 50 200) 1 25000 200 100 1 10000 320 50 1 5000 500 40 4000 600 30 2 8000 800 2 8 2000 1000 15 8 1000 1500 10

Hauptgewinne:
im Werthe von
50,000 Harkz

25,000 Harli

10,000 Hark

bietet die Letzte Lotterze der Stadt
D G C E I E O4

6 M

Ashung unmiderruflich zm 21. Februar 1. Jolgende Tago.
Loose hierzu H. 2.10, 10 Stück H. 20, versendet das General- Debi=
von
Horitz Heimerdinger in Wiesbaden u. Baden-Baden.
Für Porto und Gewinuliste sind 25 Pfennig beizufügen. Auch sind die
Loose zu haben in Darmstadt bei G. L. Mriegk, Rheinstrasse, und
L. F. Ohnacker, Ludwigsstrasse.
[1245

vo
742
110
2.
452
919

5.
S
8
74.
2⁄₈
46=
918
p.
96

4
12
4½
8
947
1 R.
Bie=

[ ][  ][ ]

Einen Poſten trübe gewordener

Nr. 34

413

GEmaev SauAGood
habe ich zum Aueverkauſ beſtimmt und gebe dieſelben während einiger Zeit
zu weſentlich reduzirten Preiſen ab.
M. FRIH, Bromenade 70. ¾
Hroßherzogliche Handelskammer.
Geßentliche Sitzung.

Montag den 20. Februar 1888, Abends 6 Uhr.
Verathungsgegenſtände:
1) Neue Einläufe.
2) Wahl einer Kommiſſion zur Durchſicht des Handelsregiſters.

[1625

Deutſcher Prinatbrumten=Yerein.
Zweigverein Darmſtadt.
Ordentliche General-Versammlung
Montag den 27. Februar, Abends halb 9 Uhr, in der Alten Poſi=
SSeparatzimmer Parterre).
Bezüglich Stellung von Anträgen verweiſen wir auf 86 unſerer Lokalſtatuten.
Der Vorstand. 1626
Burgerverein.
Eintracht.
Die Theiluehmer an den Aufführungen des Maskenballes
haben für
Sonntag den 19. Februar
den üblichen
2645bb0
vach Pfungſtadt

in die Lokalitäten des Herrn Aeh beſchloſſen und laden hierzu die
Vereinsmitglieder freundlichſt ein. Abfahrt mit Zug 3 Uhr 2 Min.
der Main=Neckar=Bahn.
[1627
. DsaDiaaslsr.
ihidiridtirtan
Erisch gebrannter
PAIP IBBER,
Rorn=Raſſee,
18036) Carfsſtraße 24.
1
per halb Kilo 25 Pfa.,
Colonialuaran., Delicatauen-,
Lesſiel- a; Hiqauai.
21
Eichel=Kaffee,
Kandug.
2.
per halb Kilo 35 Pfg. (1647
G yr. L m dtad.

ERanUsl EId.
gpEGl AhITIx:

Gebrannten
4
Aynl
leigene Brennerei),
beſonders beliebte anerkannte

per Pfund 150 Pfg.,
von vorzüglichem Aroma und
Geſchmack.
C. Schmenger,
Rheinſtraße 14. (1630

10l) p. el.
Lud. Ekoyl Sokan G.
G³⁄₈
o
. BEeke Saalban u. Elisabathenstr. " 1 empflehlt als Specialität: He feinst. Ingwerliqueur, Niederlagen: 1 fu. Hergo. Holastr. 13. M. w Peassel, Rheinstr. 16. ſech. Erlenbach. Ernst-Indwigstr. II. D FerduaguerUna-Rozadarkerstr 2. 1


ze2
C. Naumauus;
Kohlen= und Holzhandlung,
Comptoir: Carlsſtraße 45,
Lager: Heſſ. Ludwigs=Bahn, liefert:
1a. Ruhrer Fettſchrot, Stückkohlen,
Nußkohlen 1 und II, Schmiedekohlen,
Coaks, Anthracitkohlen, Briquettes,
Buchen=, Tannen= und Abfallholz.

Bies

Eine Kaute guter Miſt
zu verkaufen Forſtmeiſterſtr. 2.
[372

kann unentgeltlich abgefahren werden Ecke
der Kies= und Nieder=Ramſtädterſtraße.
Alle Reparaturen von Uhren
werden prompt und billig ausgeführt.
Jacob Roth, Uhrmacher.
Holzſtraße 22.
[162,
- aygi's Bouillon-Extracte enthalten
3 ul weder Fett noch Leim.

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ein Vermögen von 26000 Mk. verfügt,
wünſcht ſich mit ein. geb. hübſchen Dame
geſetzt. Alt. mit ein. Vermögen v. 8 bis
10000 M. zu verehelichen. Offerten und
Photogr. Beil. unter J. H. 36 an die
Exped. d. Bl. Streng Verſchw. Bild geht
gegebenen Falls retour.
[1632
1000 Mark
werden gegen dreifache Sicherheit auf 6
Jahre zu 5% Zinſen geſucht. Schriftl.
Offerten unter B. G. an die Expedition
d. Bl. erbeten.
[1633
Em Montag Abend wurde auf dem
4 Wege in das Theater oder in dem
24 Theater ein ſilbernes Armband
verloren und wird der redliche
Finder gebeten, dasſelbe in der Expedition
[1634
gegen Belohnung abzugeben.
Schutt kann abgeladen werden Beſſ.
(502
10 Wilhelmſtraße, Neubau.

[ ][  ][ ]

M.

HErUdſelllk
.
GCGOO
19
GEOG
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darunter eine complet fürstlich eingerichtete
Wohnung von 8 Fiécen,
zu deren gefl. Einſicht hochverehrliches Publikum ganz ergebenſt einlade.
Wiese 34 Timmer repräſentiren 8 vollſtändige Einrichtungen nebſt
Küche und Badezimmer und bewegen ſich im Preiſe von M. 400 bis M. 6500,
ſo daß ſie für den einfachſten bis zum feinſten Geſchmack arrangirt ſind.
Das Fabrikat der Möbel iſt im Verhältniß ſeiner Güte das denkbar billigſte,
beherrſcht gegeuwärtig den Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner accuraten, gediegenen
Ausführung von keiner Konkurrenz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſtehe,
befinden ſich ſtets in den Muſterzimmern neue Modelle, die an Schönheit der
Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders auszeichnen; dieſelben
werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.
L
24
IE 1A1UI,
Möbelfabrik.
Darmstad t,
Eliſabethenſtraße 34.
(1193

[ ][  ][ ]

5

1558) Zwei Fräulein, welche die höhere
Schule beſuchten, möchten gerne in ein
feineres Geſchäft. Schriftl. Anerbieten
an die Exped. unter A. L. H.

1635) Ein ält. Mädchen ſ. ſofort
Stelle. Näh. bei F. Holſchuh, Holzſtr. 13.
1636) Ein beſſeres Mädchen, in
allen häuslichen Arbeiten ſowie Kranken=
pflege
erfahren, ſucht Stelle.-
Frank's
Stellenbureau, Beſſ. Carlsſtr. 48.

1637) Ein tüchtiger, j. Kaufmann,
der einige Stdn. tagsüber zu ſeiner Ver=
fügung
hat, ſucht ſolche entſprechend aus=
zufüllen
. Off. unter L. L. an die Exp.

Ein älteres feineres Hausmädchen,
im Nähen, Bügeln und Serviren geübt,
mit guten langjährigen Zeugniſſen, unter
günſtigen Bedingungen für Oſtern geſucht.
Näheres Rheinſtraße 29, eine Treppe h.,
[1638
Nachmittags von 5-6 Uhr.
1639) Es werden zwei reinliche brave
Mädchen für die Matzenfabrik geſucht bei
L. Mainzer, Hofbäcker,
Bleichſtraße 13.
1640) Geſucht reinliche Monatsfrau
od. Mädchen für tägl. einige Stunden des
Morgens und gegen Abend. Kahlert=
ſtraße
7. 2. Stock.

1641) Nach Frankfurt zum 1. März
ein tüchtiges Dienſtmädchen
für ein junges Ehepaar mit einem Kinde.
Näheres Dieburgerſtraße 69.

Nr. 54
Ein jüngoror Buchdruckor
geſucht. Näheres Beſſ. Carlsſtr. 6. (1606

1566) 20- 30 ordentl. Jungen u.
Mädchen für leichte, ſaubere, lohnende
Arbeit geſucht.
Aug. Mohlstadt & Cie.
in Beſſungen.
1567) Für ein Comptoir wird ein
Lehrling
geſucht. Offerten an die Exped. d. Bl.
unter Chiffre R. Nr. 70.

Ordentlicher ſauberer Burſche
geſucht. Nur ſolche mit guten Zeugniſſen
wollen ſich melden bei
(1641a
Fr. Eichberg, Rheinſtraße 16.
bohrIugs-Stelle
für einen jungen Mann mit guten Schul=
zeugniſſen
unter günſtigen Bedingungen
in einem hieſigen Waarengeſchäfte.
WoL ſagt die Expedition.
[1379
1642) Ein ſtadtkundiger, zuverläſſiger
junger Mann kann ſofort als
Austruger
eintreten. Wilhelminenſtraße 21.

Pariſer
Kopſſalal,
prachtvolle Köpfe 16 Pfg.
E1G18T OPTOovGI.
Feinſt marinirte
gotsoo-Dolicatess-
Hd1ugo,
ſtückweiſe.
Westphülischen
DumperntGet,
in Pfund=Laibchen,
friſch eingetroffen.
F. Polh
EIe

Bleichſtraße.

[1643

Vexlorem

2

am Faſtnacht=Dienstag in Mitte d. Stadt
ein Bettelarmband. Abzugeben gegen
gute Belohnung in der Exped. d. Bl.

Ein ſehr gut gehendes Colonial=
M. waaren=Geſchäft, in beſter Lage
der Stadt, wegen Wegzug baldigſt
zu vermiethen.
Offerten mit Angabe der An=
zahlung
unter H. 12 poſtlagernd Darm=
[1645
ſtadt erbeten.

1646) Nicht ein Nadikalmittel für alle Krank=
heiten
, wohl aber ein unerreicht vortreffliches
Heil= und Hausmittel für alle, die von einem
Katarrh des Kehlkopfs, der Lungen, der
Bronchien befallen werden oder ſchon ſeit
längerer Zeit an quälendem Huſten leiden,
ſind die Sodener Mineral=Paſtillen. Aber auch
gegen Verdauungsſtörung, Stockung des Stuhl=
gangs
= und andere Magen= und Darmleiden
leiſten ſie die bewährteſten Dienſte und bieten
ſomit-die denkbar beſte Bereicherung einer
Hausapotheke. Alle Apotheken halten Ver=
kaufsſtellen
85 Pfg. die Schachtel.
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Januar ſind eingegangen:
a. Legate: 1) Der Karl Kraft II. Eheleute
von Trebur, eingezahlt durch Hrch. Friedrich
Kraft daſelbſt, 6 M. 86 Pf. 2) Des Peter
Kern zu Hergershauſen, eingezahlt durch die
Erben Simon Kern Kinder daſ., 8 M. 57Pf.
3) Des Adam Reinheimer v. Rüſſelsheim, ein=
gezahlt
durch Jacob Reinheimer II. in Biſchofs=
heim
, 8 M. 57 Pf.
b. Geſchenke: Nichts.
c. Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus
38 M. teilweiſe mit folgenden Inſchriften:
1) Aus Dankbarkeit 10 M. 2) O Gott, hilf
mir hinauf, Z. 2 M. 3) Das Verſprochene
D. B. H. 2 M. 4) Den a. W. pro Januar
2 M. 5) Den a. W. das Verſprochene Ch.
M. 1 M. 6) 1 M. für die a. W. weil ich
es verſprochen habe. 7) Den a. W. 1 M.
zum Dank für Gottes Hilfe am 19. Dezbr.
8) Den a. W. verſprochen am 23.. 88. 1 M.
K. R. S. 9) Ach Gott, verlaß mich nicht
50 Pf. 10) Den u. W. das Verſprochene 35 Pf.
J. H. 11) Den a. W. weil ꝛc. 10 Pf. 12)
Der l. Gott erfülle meinen Wunſch W. M.
50 Pf. 18) Den a. W. das Verſprochene
36 Pf. H. 14) Den a. W.4 M. 50 Pf. Ueber=
ſchuß
einer Chriſtbeſcheerung ꝛc. 15) Den l.
W. die verſprochenen 20 Pf. E. L.
Darmſtadt, den 6. Februar 1888.
Großherzogliche Landeswaiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrat.

pD
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 17. Februar.
6. Vorſtellung in d. 7. Abonnementsabteilung.
(Note Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Der Roſengarten.
Dramatiſches Märchen in 5 Akten von
Otto Roquette.
Perſonen:
Der Herzog von von Throl,
unter dem Namen Laurin Herr Edward.
Sigune
Frl. Cramer.
Wolfhart, Herzogev. Steyer Herr Dalmanico
Siegbert,
ihre Brüder, Herr Göbel.
Roffried, Markgraf v. Friaul Herr Mickler.
Lando, Knappe.
Herr Wagner.

Aspar,

Herr Knispel.
Berold.) Hirten.
Herr Hacker.
Uraias, Einſiedler
Herr Werner.
Gauda, Kräuterſammlerin. Frl. Berl.
Anfang ½7 Uhr. Ende ¼10 Uhr.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 9. bis 15. Februar 1888).
Geborene: Am 4. Februar: Dem Sackträger Georg Philipp
Traſer, T. Lina. Am 7.. Dem Schreiner Michael Roth, G. Georg
Ludwig. Am 10.: Dem Gartenarbeiter Wilhelm Geyer L. S.
Wilhelm.
Aufgebote: Der Sergeant und Oberfahnenſchmied Heinrich
Eifert, ein Witwer dahier, und Eva Katharina Hauck zu König,
L. des verſtorb. Schmiedmeiſters Johann Georg Hauck von da.
Der Gärtner Heinrich Preher dahier, und Dorothea Kölſch, L. des
Landwirts Johann Leonhard Kölſch zu Eberſtadt.
Eheſchtietzungen: Am 12. Februar: Der Schneider Michael
Coh, ein Witwer dahier, mit Margaretha Baumgard, geb. Klaus,
Witwe zu Darmſtadt.

Geſtorbene: Am 9. Februar: Dem Taglöhner Andreas Koch,
S. Heinrich, 4 M. 28 T. alt. Am 11.: Der Rentner Johann Paul
Guſtav Scharff, 83 J. 9 M. alt.

Politiſche Ueberſicht.
Deulſches Reich. S. M. der Kaiſer nahm am 16. vormittags
den Vortrag Wilmowski's entgegen und empfing nachmittags den
Militärbevollmächtigten für Paris Major v. Huene.
Der Reichsanzeiger! veröffentlich= folgendes Bulletin aus San
Remo vom 15. vormittags 10 Uhr 35 Min.: Der lokale und all=
gemeine
Zuſtand des Kronprinzen iſt derſelbe wie geſtern. Der
Schlaf war zuweilen durch Kopfſchmerzen unterbrochen. Der Kron=
prinz
verließ um die Mittagsſtunde das Bett und nahm feſte Nah=
rung
zu ſich.

[ ][  ][ ]

416
Nr. 34

Bei dem parlamentariſchen Diner am 14. beim Reichskanzler
Fürſten Bismarck ſprach derſelbe gelegentlich die Hoffnung auf Er=
haltung
des Friedens aus. Was die ruſſiſche Preſſe anbelange, ſo
verfüge die ruſſiſche Regierung nur über wenige Blätter, während
die übrigen ihre Richtung von Protektoren erhielten.
Der ruſſiſche Botſchafter Graf Paul Schuwalow, welcher be=
kanntlich
ſofort nach ſeiner Rückkehr nach Berlin eine Beſprechung
mit dem Staatsſekretär des Auswärtigen Grafen Herbert Bismarck
hatte, hat ſeitdem täglich Konferenzen mit demſelben gehabt.
Der Reichstag verwies am 15. den Antrag Lieber=Hitze, die
Sonntagsruhe der Arbeiter betr., an eine Kommiſſion von 21 Mit=
gliedern
.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus erledigte am 15. den Reſt
des Juſtizetats unverändert, ebenſo den Etat des Kriegsminiſteriums
und die Etats der beiden Häuſer des Landtags.
Dem Abgeordnetenhauſe iſt die ſchon angekündigte neue Eiſen=
bahn
=Vorlage zugegangen. Dieſelbe bringt den Bau von nicht
weniger als 19 neuen Eiſenbahnlinien in Vorſchlag, teils in den
öſtlichen Provinzen, teils aber auch in der Provinz Sachſen und in
Thüringen, ſowie auch in einigen weſtlichen Bezirken. Außerdem
ſollen die Betriebsmittel vermehrt, auf verſchiedenen Strecken
zweite reſp. dritte und vierte Geleiſe gelegt und eine Reihe von
Umbau= und Erweiterungsarbeiten in verſchiedenen Bahnhöfen, ſo=
wie
neue Geleisverbindungen ausgeführt werden. Im Ganzen ver=
langt
die Vorlage 111297550 M.
Die Nordd. Allg. 3tg. ſchreibt: Der Zuſtand chroniſcher
Krankheit, welchem nach der im geſtrigen Abendblatt mitgeteilten
Diagnoſe des Berliner Mitarbeiters der Vol. Korr. die inter=
nationale
europäiſche Entwickelung leider verfallen iſt, erfüllt Re=
gierungen
und Völker mit der Empfindung eines Unbehagens, das
mit bleierner Schwere auf den Gemütern laſtet, ohne daß ſich vor=
läufig
abſehen ließe, auf welche Weiſe, durch welche Mittel die ge=
wiß
allſeitig erwünſchte Normaliſierung der Lage bewerkſtelligt
werden könnte. Mit weiterem und freierem Blick ausgeſtattete
Volitiker ſehen vollkommen ein, daß eine Gewaltkur, auf deren Au=
wendung
eine gewiſſe, wohlbekannte Propaganda in Oſt und Weſt
hindrängt, vielleicht noch ſchlimmer ſein dürfte, als das zu be=
kämpfende
Uebel ſelbſt; indem ſie aber aus aller ihnen zu Gebote
ſtehenden Kraft auf die Verhinderung eines kataſtrophenartigen
Abſchluſſes der ſchwebenden Kriſe hinarbeiten, müſſen ſie gleichwohl
mit pflichtgemäßer Sorgfalt darüber wachen, daß die ihrer Pflege
anvertrauten vitalen Jutereſſen nicht unvorbereitet und in von vorn=
herein
kompromittierter Poſition irgend einem immerhin möglichen
frivolen Attentat zur Beute werden. In der unleugbar vorhandenen
unchriſtlichen Neigung zu Ueberfällen benachbarter Völkers einer=
ſeits
und der daraus erwachſenden Notwendigkeit zur Verſtärkung
der defenſiven Machtmittel andererſeits kulminiert eben die Logik
der zeitigen politiſchen Konſtellation. Das ſo geſchaffene Gleichge=
wicht
zwiſchen den umſtürzenden und den erhaltenden Tendenzen iſt
kein ſtabiles, was es ſeiner inneren Natur nach auch gar nicht ſein
kann, ſondern nur ein labiles, das nicht die geringfügigſte Aende=
rung
in der Gruppierung der ihm als Stütze dienenden Momente
verträgt, ſondern höchſtens durch behutſame Erleichterung von dem
vedrohlichen Druck auf eine geſunde Baſis hinüberzuleiten wäre.
Ob und in welcher Art hier die beſſernde Hand angelegt werden
kann, iſt die Frage, von deren Beantwortung die weitere Geſtaltung
der Lage abhängen dürſte.
Dem offiziöſen Brüſſeler Nord zufolge ſollen die Verhandlungen
wegen Bulgariens in Ausſicht ſtehen. Die Richtigkeit vorausgeſetzt,
müßte erſt Rußland aus ſeiner bisherigen Zurückhaltung hervor=
treten
und irgendwelche Eröffnungen machen wollen. Gerüchte
hatten das ſchon vor einiger Zeit mit der erwarteten und jetzt er=
folgten
Rückkehr des ruſſiſchen Botſchafters Schuwalow am Berliner
Hofe in Verbindung bringen wollen. Man wird alſo bald erkennen,
ob ein Gedankenaustauſch wegen Bulgariens, welchen officiöſe
Wiener Stimmen noch während der letzten Tage bezweifelten, nun=
mehr
wirklich in Zug kommen ſoll.
Ueber das Beſinden des Königs von Württemberg iſt am 15.
nachſtehendes Bulletin ausgegeben worden: Montag war eine leichte
Fieberſteigerung; Dienstag war der König unruhig infolge von
Huſtenanfällen. Die Mattigkeit des Königs hält an, ebenſo die
Appetitloſigkeit.
Die ſeit langer Zeit geplante Reviſion der württembergiſchen
Verfaſſung iſt in größere Nähe dadurch gerückt, daß der Kammer=
kommiſſion
beſtimmte Fragen zur Beantwortung zugegangen ſind.
Dieſe zielen dahin, ob zur Zeit die Reviſion in betreff der Zu=
ſammenſetzung
der Ständeverſammlung empfehlenswert, ob das
Zweikammerſyſtem beizubehalten, ob bei der Zuſammenſetzung der
Abgeordnetenkammer die Vorrechte der Geburt und des Amtes ꝛc.
fernerhin gültig ſein ſollen, ob ferner der Kammer ein anderes ent=
prechendes
Element an die Seite geſetzt werden und worin dieſes
Element beſtehen ſoll.
Landrichter Munzinger aus Straßburg, der mit der Vorunter=
ſuchung
bei den jüngſt wegen Landesverrat Verhafteten betraut iſt,
traf am 13. abends in Begleitung eines Sekretärs in Halle ein und
pernahm am 14. ausführlich die in der dortigen Strafanſtalt feſt=

geſetzten Landesverräter Cabannes, Klein und Grebert, welche mit
den neuerdings feſtgenommenen Elſäßern in Verbindung geſtanden
haben ſollen.
Heſterreich=Angarn. Es verlautet, der Kaiſer werde ſeinen
Aufenthalt in Peſt jetzt unterbrechen und am Mittwoch nach Wien
kommen. Man glaubt, es handle ſich um wichtige Angelegenheiten
der Orientpolitik.
Nach Schluß der Budgetdebatte am 15. reiſten der ungariſche
Miniſterpräſident Tiſza, Feiervary und der Verkehrsminiſter von
Peſt nach Wien zu einem Kronrat, der über die Einberufung der
Delegationen für Ende März entſcheiden ſoll.
Der öſterreichiſche Landesvertheidigungs=Miniſter ordnete die
Anlegung von Verzeichniſſen ſämtlicher Civilingenieure behufs
etwaiger Verwendung bei Kriegsbauten an.
Tranſtreich. Der Miniſter des Aeußern. Flourens, hielt am
15. ds. in Gap vor einer Wählerverſammlung eine Rede, worin er
ſagte, er werde vor keiner praktiſchen Reform zurückſchrecken, dauer=
hafte
Fortſchritte aber müßten mit Maß, Klugheit und Methode
ins Werk geſetzt werden; man müſſe daber der Lage Frankreichs in
ſeinem Verhältnis zum Auslande Rechnung tragen. Alle benach=
barten
Völker arbeiteten an einer mächtigen Konzentration ihrer
Streitkräfte, dies ſeien Beiſpiele, welche befolgt werden müßten.
Die erſte Reform ſei die militäriſche Organiſation. Flourens ſprach
ſich für den gleichen obligatoriſchen Dienſt aller und für die Ver=
ſtärkung
der Armee und Marine aus.
Lie Nachricht vom Rücktritt des Unterſtaatsſekretärs Faure
wird beſtätigt; als ſein Nachfolger wird Etienne genannt.
Die franzöſiſchen Blätter beklagen ſich lebhaft über die Rede
des Admirals Heweit in Genua, der ein baldiges Zuſammengehen
der engliſch=italieniſchen Flotte in Ausſicht ſtellte. Wenn Hewetts
Rede nicht offiziell richtiggeſtellt werde, ſei man gezwungen, an ein
engliſch=italieniſches Abkommen zu glauben.
Engkand. Baron de Worms, Mitglied des engliſchen Handels=
amtes
, iſt zum Staatsſekretär der Kolonien ernannt worden. Baron
de Worms weilte kürzlich in Berlin, wo er mit dem Fürſten Bis=
marck
in ſehr intimer Weiſe verkehrte.
Der Standard: betont mit einer auf amtliche Eingebung
deutenden Beſtimmtheit, daß Salisburys und ſelbſt Ferguſſons
Erklärungen einem Handinhandgehen Englands und des Dreibundes
keineswegs widerſprechen. Der engliſche Miniſter des Auswärtigen
habe nicht dieſelben Beſugniſſe wie Bismarck, Kalnoky und Crispi;
er könne nicht ſein Land durch Verträge im voraus binden, und
inſofern wäre Ferguſſons Antwort auf Laboucheres Anfrage durch=
aus
wahrheitsgemäß, als keinerlei Abmachungen von Salisbury
getroffen ſeien, welche dem Hauſe nicht vorgelegt worden. Von
förmlichen Verträgen iſt alſo nicht die Rede. Auf der andern
Seite aber enthalte Salisburhs Donnerstagsrede im Oberhauſe
das engliſche Gegenſtück eines feſtländiſchen Vertrages, nämlich eine
bündige Erklärung über Englands überkommene Haltung in der
Orient= und Mittelmeerfrage. Salisburh betonte darin, daß in
dieſer Haltung keine Aenderung eingetreten.
Der parnellitiſche Deputierte Pyne wurde am 15. wegen auf=
rühreriſcher
Reden zu dreimonatlichem Gefängniß verurteilt. Der=
ſelbe
legte Beruſung ein.
Itaſien. Die Perſeveranza' ſagt, die Antwort des engliſchen
Unterſtaatsſekretärs Ferguſſon laſſe den Beitritt Englands zum
Dreibund vermuten.
Das Gerücht von der bevorſtehenden Rückberufung der Truppen
aus Afrika oder eines Teiles derſelben wird offiziell dementiert.
Rußkand. Die Petersburger Zeitungen begrüßen den Beſuch
des ruſiſchen Botſchafters v. Mohrenheim bei Floquet als ein
Symptom, daß die ruſſiſche Diplomatie in neue Bahnen eingelenkt
ſei. Von einer Allianz abgeſehen, ſchreibt die Nowoie Wremja,
müſſe Rußland die Ausſicht mit Freude begrüßen, daß Frankreich
durch innere Konflikte nicht gehindert ſei, mit dem friedlichen
Rußland der Friedensliga entgegenzutreten und ſolcher=
geſtalt
den Frieden zu ſichern=
Aus Riga wird gemeldet, daß auf Beſchluß des ruſſiſchen
Senats gegen 59 Paſtoren in den Oſtſeeprovinzen der Strafprozeß
wegen Förderung des Rücktritts von der orthodoxen zur evangeli=
ſchen
Kirche eingeleitet werde.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Februar.
Bei der geſtern ſtattgehabten Ausloſung wurden nachſtehende
30 Herren als Geſchworene beſtimmt: Schwinn, J. W., Bürgermeiſter
in Hetzbach. Heil, Jakob, Oekonom in Habitzheim. Lehr, Hch.,
Stadtverordneter, Darmſtadt. Vollhardt, Friedrich IV., Landwirt
in Trebur. Dofflein, Rudolf, Kaufmann in Gernsheim. Kullmann,
Valentin IV., Landwirt in Griesheim. Hallwachs, Otto, Rechts=
anwalt
in Darmſtadt. Lotheißen, Friedrich, Major a. D. Darm=
ſtadt
. Hartmann Heinrich VL., Landwirt in Harthauſen. Erb,
Johannes II., Landwirt in Dudenhofen. Jacob, Fr. IL., Oekonom
in Groß=Bieberau. Berth, J. IL. Landwirt in Traiſa. Gold=
ſchmitt
, Abraham, Schuhhändler in Seligenſtadt. Heil, Philipp.

[ ][  ][ ]

Nr.
Fabrikant in Eberſtadt. Müller, Georg Ludwig, Rentner in Bens=
heim
. Geibel, Jakob, Bürgermeiſter in Nieder=Beerbach. Hiemenz,
Joh. G., Färber in Dieburg. Keller, Johannes I., Zimmermann
in Viernheim. Neubecker, Adam, Fabrikant in Offenbach. Glückert,
Jul., Möbelfabrikant in Darmſtadt. Meiſter, Johann, Landwirt
in Frohnhofen. Küchler, Jakob IV., Beigeordneter in Mörfelden.
Erbach=Erbach Graf Ernſt zu Erbach. Jacobi, Guſtav, Architekt
in Darmſtadt. Türk, Emanuel, Mehlhändler in Seligenſtadt.
Reinholz, Georg II., Landwirt in Roßdorf. Scior, Philipp, Land=
wirt
in Zell. Lutz, Adam I., in Nieder=Klingen. Erzgräber, Georg,
Gaſtwirt in Arheilgen. Bach, Friedrich Bernhard, Küfer und Wirt
in Sprendlingen.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters. Sonntag, 19.
Februar: Robert der Teufel= Dienstag, 21. Febr.: Antoinette,
Schauſpiel in 4 Akten von Norweg und Kraatz lneu). Donnerstag,
23. Febr.: Die Stumme von Portici. Freitag, 24. Febr. Der
Gwiſſenswurm
Die Tagesordnung für die heute abend ſtattfindende Ver=
ſammlung
des Lokalgewerbvereins umfaßt: 1) Vortrag des Herrn
7 Profeſſor Linke über die allgemeine Ausſtellung von Lehrlings=
arbeiten
und das Lehrlingsweſen überhaupt; 2) Beratung über die
im Sommer zu veranſtaltenden Ausflüge.
Montag, 20. Februar, abends 8 Uhr, wird in dem Turnſaal
der Victoriaſchule die Konſtituierung der vom Landes=Hülfsverein
vom roten Kreuz gebildeten Abteilung freiwilliger Krankenträger
erfolgen und der Unterricht beginnen. Die Erteilung des letzteren
haben die Herren Aſſiſtenzärzte Dr. Großer und Dr. Emmerling
übernommen.
Die Teilnehmer an den Aufführungen des Maskenballs der
Geſellſchaften Bürgerverein und Eintracht unternehmen nächſten Sonn=
tag
mit dem 3 Uhr=Zug einen Ausflug nach Pfungſtadt.
Immobilien=Verkauf. Das Haus Kiesſtraße -, Herrn Reſtau=
rateur
Engeltergehörig, ging durch Kauf in den Beſitz der Herren
Gebr. Wiener hier um den Preis von 75000 M. durch Vermitte=
lung
des Herrn Agenten F. Maringer käuflich über.
Kleine Mitteilungen. Einer Frau wurde am Dienstag nach=
mittag
, als ſie ſich in der Rheinſtraße das Vorbeipaſſieren der
Kavpenfahrt anſah, das Portemonnaie mit ca. 4 M. aus der
Manteltaſche entwendet. Aus dem Seitenbau einer Hofraithe in
der Kaupſtraße wurde eine Bettdecke geſtohlen.
*4 Arheilgen, 16. Februar. Herr Pfarrer Fuchs, deſſen An=
kunft
ſchon auf geſtern angeſagt war, iſt heute Morgen 8 Uhr mit
Familie hier eingetroffen. Er wurde im Pfarrhofe durch den
Gemeinde= Kirchen=u. Schulvorſtand, ſowie das Lehrerperſonal aufs
freundlichſte empfangen und durch eine Anſprache des Herrnz Ober=
lehrers
Adam und des Herrn Bürgermeiſters Frey willkommen
geheißen. Herr Pfarrer Fuchs dankte aufs herzlichſte für den
Empfang und ſprach die Hoffnung aus, daß es ihm wohl gelingen
werde, mit Segen die erſprießliche Thätigkeit ſeines Vorgängers
fortzuſetzen.
Mit dem 1. März wird Herr Lehrer A. Hofmann Arheilgen
verlaſſen, um die Hausvaterſtelle an der Anſtalt für verwahrloſte
Kinder in Gräfenhauſen anzutreten.
Mainz, 15. Februar. Der Landtagsabgeordnete Jöſt hal
heute die ihm in dem hieſigen Sozialiſtenprozeß von der Straf=
kammer
zuerkannte 6monatliche Gefängnisſtrafe in dem Mainzer
Vrovinzialarreſthaus angetreten. Den zuletzt in Haft gegangenen
Sozialiſten wurden bei ihrem Eintritt in das Gefängnis die Bärte
abraſiert. Letzterer Umſtand wird, wie wir hören, beim Zuſammen=
tritt
des Landtags von verſchiedenen Seiten in der Kammer zur
Sprache gebracht werden und zwar wird in Form einer Iterpel=
lation
Aufſchluß verlangt werden, warum man in Heſſen dem
politiſchen Gefangenen nicht die gleichen Erleichterungen gewährt
wie in Sachſen und Preußen.
Von den Thätern des am Samstag hier verübten Raub=
mordes
hat man noch nicht die geringſte Spur und fehlen bis
ſetzt noch alle und jede Anhaltspunkte für die Unterſuchung.
Da
die Thatſache, daß das Verbrechen am hellen Nachmittag inmitten
eines belebten Stadtviertels geſchehen iſt, dazu angethan die Sicher
heitszuſtände der Stadt in einem ſchlimmen Lichte erſcheinen zu
laſſen, wird in der hieſigen Preſſe die Ausſetzung einer hohen Be=
lohnung
für die Ermittelung des oder der Thäter befürwortet
Trotz der hohen Einnahmen, die mit dem Kappenverkauf, den
Konzerten und Maskenbällen erzielt worden, hat die Narrhallar,
wie man hört, ein nennenswertes Defizit. Der Zug hat hauptſäch
lich die rieſigen Einnahmen verſchlungen.
Hirſchhorn, 16. Febr. Bei der geſtern ſtattgehabten Wahl eines
Landtagsabgeordneten wurde Herr Auguſt Breimer aus Beerfelden
gewählt. Der Gegenkandidat war Herr Bürgermeiſter Küchler von
Worms.
Frankfurt, 16. Februar. Vor einigen Tagen entfernte ſich wäh=
rend
ſeiner Hochzeitsfeier ein junger Kaufmann von hier au
einige Augenblicke, blieb aber ſeitdem ſpurlos verſchwunden. Wi=
ſich
nun herausſtellt, hat der junge Ehemann ſeine Gattin mit deren
Mitgift im Betrage von 12000 Mark verlaſſen.
8t. Frankfurt, 16. Februar. Der geſtern erwähnte karnevaliſtiſche
Bürgerball bildet noch immer das Tagesgeſpräch und das nun

34
41*
durch Verkauf in den Zeitungskiosks dem weiteren Publikum zu=
gängliche
große Maskenball=Programm von Herrn Jean Drill
äußerſt wirkſam verfaßt, iſt ein allgemein geſuchter Artikel. Der
Erlös auch hiervon iſt für die Armen beſtimmt.
St. Geiſenheim, 16. Februar. Der bekannten Champagnerfirma
Gebr. Hoehl hier, Inhaber der Marke=Kaiſerblume, wurde von
Sr. Maj. dem König von Rumänien das Hoflieferanten=Prädikat
erteilt.
Bonn, 16. Febr. Die Bonner Fahnenfabrik (Hof= Fahnen=
fabrik
) iſt nun auch von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm
von Preußen durch Verleihung des Hoflieferantenprädikates aus=
gezeichnet
worden.
Köln, 16. Februar. Man beabſichtigt hierſelbſt, dem Reichs=
kanzler
Fürſten Bismarckaus Anlaß ſeiner jüngſten hochbedeutenden
im Reichstag gehaltenen Rede, als dem Ehrenbürger der Stadt
Köln, eine Silberplatte überreichen zu laſſen, in welche die Worte
eingegraben werden ſollen: Wir Deutſche fürchten Gott, ſonſt nie=
manden
.: Es werden gegenwärtig zur Erlangung des erforderlichen
Betrages Sammlungen veranſtaltet, welche bereits ein ſehr erfreu=
liches
Ergebnis haben.
Lübeck, 14. Februar. Morgen begeht in Rehorſt, einem kleinen
Dorfe beim Flecken Reinfeld in Holſtein, der alte Vater Dohſe
ſeinen 106. Geburtstag. Der Alte iſt am 15. Februar 1782 in
Ahrensbök im Fürſtentum Lübeck geboren, wurde danach däniſcher
Huſar und machte als ſolcher den Zug nach Rußland mit. Dohſe,
wohl der älteſte Mann im deutſchen Reich, erfreut ſich noch großer
körperlicher und geiſtiger Friſche. So macht er, wenn das Wetter
es geſtattet, den Weg von Rehorſt nach Reinfeld, der ungefähr
14Em beträgt, noch heute zu Fuß. Vor einigen Jahren war der
Alte einmal nach Berlin gefahren, wo er auch die Ehre hatte, dem
Kaiſer, der ihn reichlich beſchenkte, vorgeſtellt zu werden.
Aus Schleſien, 15. Februar. In Boberſtein, Kreis Hirſchberg,
im Rieſengebirge, werden Gemſen ausgeſetzt, die aus Südtirol
bezogen werden. Ein Bock und eine Geis ſind ſchon ausgeſetzt;
ein zweiter Bock und noch mehrere Geiſen ſollen nachfolgen. Man
darf auf die Entwicklung des Verſuchs geſpannt ſein.
Verlin, 15. Februar. Die National=Zeitung' erhält aus San
Remo folgende Mitteilung: Ueber die Operation, welche unter
den vorliegenden Verhältniſſen eine chirurgiſche Glanzleiſtung war,
ſowie über die Umſtände, wodurch ſie bedingt wurde, erfahre ich
authentiſch noch Folgendes: Die Athemnot hatte ſchon 14 Tage zu=
vor
begonnen und ſich täglich geſteigert. Sie erreichte am 4. Febr.
eine ſolche Höhe, daß ſeitdem keine Spaziergänge, ſondern nur noch
Ausfahrten möglich waren. Seit dem 7. Februar war ſie hoch=
gradig
, beſonders in den Nächten. Am 9. Februar früh wurde
Dr. Bramann berufen, das Conſilium erklärte die Tracheotomie für
baldigſt notwendig und es wurde an Profeſſor v. Bergmann tele=
graphirt
. Vormittags trat eine weitere Steigerung der Athemnot
ein. Um 3 Uhr mittags erklärten die Aerzte, daß man keinen
Augenblick mehr warten könne. Der Kronprinz hat dieſe Ankündi=
gung
mit ſtandhafteſter Ergebung aufgenommen. Halten Sie es
für notwendig, ſo bin ich ſofort bereit= ſagte er. Auch mit der
Anwendung des Chloroforms war, trotz Mackenzie's Widerſpruch,
der Kronprinz einverſtanden. Der Bart blieb unverſehrt. Dr.
Bramann machte einen Schnitt, der faſt fingerlang iſt, vom unteren
Ende des Kehlkopfes bis in die Nähe des Bruſtbeines. Nach
Stillung des Blutes und der Eröffnung der Luftröhre wurde ſofort
die ſilberne Kanüle eingeſchoben. Die Operation dauerte mit der
Narkoſe 20 Minuten. Der Blutverluſt war ſehr geringfügig, er
betrug etwa einen Kaffeelöffel voll. Als der Verband fertig war,
erwachte der hohe Pattent und dankte den Aerzten und dieſe wieder
dankten Dr. Bramann für die glückliche Ausführung. Der Kron=
prinz
hat das Chloroform gut vertragen und war ohne Schmerzen.
Die Athemnot war ſofort beſeitigt. Der Wundverlauf iſt, wie
bekannt, günſtig. Weiter bemerkt die ,National=Zeitung! zu obigen
authenliſchen Angaben: Ueber die Steigerung der Athemnot iſt noch
hinzuzufügen, daß nach unwiderſprochenen Angaben Mackenzie
ſchon zwei Tage vor der Operation nach London meldete, dieſelbe
werde baldigſt ſtattfinden müſſen. Profeſſor v. Bergmann aber
wurde erſt berufen, als er unmöglich zur rechten Zeit in San Remo
eintreffen konnte. Nur der Befehl des Kaiſers hat bewirkt, daß er
dennoch dort iſt.
Berlin, 16. Februar. Dem 2..1er Tageblatt zufolge ſpricht
ſich Mackenzies Bericht vom 12. Februar dahin aus, er habe von
Anfang an bis jetzt in konſequenter Form die Anſicht ausgeſprochen,
es ſei kein Beweis geliefert, daß das Leiden ein krebsartiges ſei.
Sowohl im Mai nach Virchow's mikroſkopiſcher Unterſuchung, wie
im Oktober und November, als ſich die Anzeichen für die Bösartig=
keit
des Leidens mehrten, hube Mackenzie in einem nach Berlin an
das Staatsarchiv geſandten Protokolle erklärt, es ſei trotzdem noch
kein Beweis für das Vorhandenſein des Krebſes erbracht. Auch in
dem im Januar von dem Kronprinzen ausgehuſteten Stückchen habe
Virchow nach ſorgfältigſter Unterſuchung nichts Carcinomatöſes ge=
funden
. Seit Beginn des Leidens waren die kliniſchen Erſcheinungen
ſtets vereinbar mit der Anſchauung, daß das Leiden kein krebsartiges
ſei, was die mikroſkopiſche Unterſuchung beſtätige.

[ ][  ]

418
Nr.
Sau Remo, 15. Februar. Der Kronprinz befindet ſich beſſer,
da die Kopfſchmerzen nachgelaſſen haben. Der Prinz von Wales
wird Montag hier erwartet. Mackenzie reiſt wahrſcheinlich am
Freitag ab.
Paris, 15. Februar. Heute morgen um 2 Uhr brach Feuer in
der Geflügel=Abteilung der Hauptmarkthallen aus. Man mußte
ſich darauf beſchränken, den Feuerherd durch Umzingelung an wei=
terer
Ausdehnung zu hindern und zu dieſem Zwecke die Unter=
kellerungen
und die die Glashallen bedeckenden Leinentücher mit
Waſſer, begießen. Nach großen Schwierigkeiten gelang dieſe
Beſchränkung; dabei wurde ein Feuerwehrlieutenant im Geſicht
verletzt, ein Feuerwehrmann ſchwebte in Erſtickungsgefahr. Man
ſchätzt das im Feuer zugrunde gegangene Geflügel auf hunderttauſend
Stück.
Bern, 15. Februar. Infolge eines Lawinenſturzes mußte
der morgens 9 Uhr 20 Minuten von Luzern abgegangene Schnell=
zug
im Kirchberg=Tunnel bei Waſen anderthalb Stunden anhalten.
Der Verkehr iſt ſonſt ungeſtört.

Eine heitere Epiſode aus dem Reichstag. In der Reichstags=
ſitzung
vom 10. kam der Geſetzentwurf betr. den Schutz der Vögel
zur 1. Leſung. Nachdem von verſchiedenen Seiten der Wunſch aus=
geſprochen
worden war, den Fang der Krammetsvögel etwas
einzuſchränken, äußerte Abg. Windthorſt, er halte es für ſehr
zweifelhaft, ob ſich ein Verbot des Maſſenfangs von Krammets=
vögeln
durchführen laſſe. Die vielen kleinen Leute, die ſich jetzt vom
Fang dieſer Vögel nährten, würden das Vorbot doch zu umgehen
wiſſen. Zudem begreife er nicht, warum man ſich einen guten
Braten entgehen laſſen ſolle. Er ſelbſt ſei ein großer Freund von
Krammetsvögeln (Heiterkeit), namentlich wenn ſie ſchmackhaft be=
reitet
ſeien. EErneute Heiterkeit. Er habe in ſeiner Jugend ſogar
ſelbſt Neſter ausgenommen. (Heiterkeit.)
Dr. Meyer (Halle): Die Bekenntniſſe des Herrn Windthorſt
riefen mir Goethes Wort in Erinnerung: Fiſche fangen und Vogel=
ſtellen
verdarben ſchon manchen Junggeſellen. (Heiterkeit.) Die
Mitteilungen aus ſeiner unverheirateten Zeit haben einigermaßen
das ideale Bild getrübt, das ich von ihm hatte (Heiterkeit), da ich
erfahren mußte, was er früher für Dinge getrieben hat. (Heiterkeit).
Ich kann den Troſt nur darin ſuchen, daß er ſich in ſeinem gegen=
wärtigen
Civilſtand auf derartige Dinge nicht einlaſſen wird. ( Er=
neute
Heiterkeit). Herr Windthorſt hat ſich auf die Volksſitte be=
rufen
; wenn dies Argument durchſchlagend wäre, dann müßten wir
uns auch mit Stillſchweigen darin ergeben, daß man gerade in den
romaniſchen Ländern die Vögel ausrottet. Da iſt das eben auch
Volksſitte, aber eine Volksſitte, die mit allen Mitteln bekämpft wer=
den
muß, weil ſie verderblich wirkt. Ich halte den Vogelſchutz für
eine ſehr wichtige Aufgabe auf dem Gebiete der Kultur und der
Humanität, und ich meine, daß man unter dem Geſichtspunkt der
Humanität nicht den Storch allein berückſichtigen ſoll. (Heiterkeit.)
Die kleine Vogelwelt iſt der natürliche Alliirte des Menſchen im
Kampfe gegen allerlei Schädlichkeiten. Sie hilft ihm Dinge ver=
richten
, die ſich mit allen polizeilichen Maßregeln nicht durchführen
laſſen. Eine reiche Vogelwelt iſt ein weit beſſerer Schutz gegen
Inſektenſchaden, als irgend eine Polizeiverordnung. Ich habe unter
dieſem Geſichtspunkte vor einer Reihe von Jahren meine erſte
Sünde für die Druckerpreſſe gerade in dieſer Angelegenheit begangen
und habe damals mit der Anführung eines der venetianiſchen Epi=
gramme
Goethes geſchloſſen. Sprich, wie werd ich die Sperlinge
los? - ſo ſagte der Gärtner - und die Raupen dazu, ferner das
Käfergeſchlecht, Maulwurf, Erdfloh, Wespe, die Würmer, das
Teufelsgezüchte?
Laß ſie nur alle, ſo frißt einer den andern auf.
Heiterkeit.) Mir iſt dieſer Goetheſche Vers immer als der Inbe=
griff
hoher Weisheit erſchienen, denn er ſchließt eigentlich alles das=
jenige
in ſich, was wir als Mancheſtertheorie verteidigen. (Heiterkeit.
Man ſoll die Dinge nur laufen laſſen, man ſoll der Natur die Zügel
ſchießen laſſen; dann geſchieht dasjenige, was dem Menſchen nützlich
iſt, ganz von ſelbſt. Mit dem Vogelſchutz ſiud wir bisher nicht zum
Abſchluß gekommen, weil ſich partikulariſtiſche Intereſſen dabei
geltend gemacht hatten, die auch in den vorliegenden Entwurf ein=
gedrungen
ſind, ich meine den Paſſus von den Krammetsvögeln. In
einenGeſetzentwurf, der ſich als Vogelſchutz bezeichnet, dieſe discretionäre
Gewalt den Krammetsvögeln gegenüber einführen, kommtmirungefähr
ſo vor, als wenn man in einem geordneten Rechtsſtaat ein Sozialiſten=
geſetz
einführt. Es wird ganz dieſelbe Unſicherheit der Rechts=
Verhältniſſe erzeugt. Denn was ein Krammetsvogel iſt, läßt ſich
nicht mit größerer Beſtimmtheit definieren, als was eine auf Um=
ſturz
gerichtete ſozialdemokratiſche Beſtrebung iſt. (Heiterkeit.)
Mit dieſem Paragrahen in der Hand können Sie jedem Vogel, auf
den Sie Appetit haben, ſagen: Du wirſt gegeſſen, denn du biſt ein
Krammetsvogel.: (Große Heiterkeit.) Der Krammetsvogel hat als=
dann
nicht das geringſte Rechtsmittel, ſich dagegen zu wehren.
Stürmiſche Heiterkeit.) Was heißt denn das in der üblichen Weiſe
des Krammetsvögelfanges? Das heißt, Schlingen machen, und in

34
den Schlingen dieſes Geſetzes haben ſich manche Vögel gefangen,
die entſchieden nicht zur Krammetsvogelpartei gehörten, ſondern zur
Singerpartei. (Große Heiterkeit.) Wir wollen alſo einen Rechts=
ſchutz
etablieren, und das iſt durchaus notwendig, um einen inter=
nationalen
Schutz zu erreichen. Wenn wir mit andern Staaten
verhandeln und ihnen ſagen: ſtellt doch euer thörichtes Vogelſtellen
ein, dann erwiedern ſie: wie könnt ihr das ſagen? Ihr fangt ja
ſelbſt die ſchönſten Singvögel, Meiſen, Droſſeln und Lerchen aller
Art, und redet euch dann damit heraus, es ſeien nur Krammets=
vögel
geweſen. (Heiterkeit.) Nein, m. H. wir müſſen mit gutem
Beiſpiel vorangehen, dann werden wir wirken. Darauf legen wir
ja in allen internationalen Beziehungen den höchſten Wert, zuerſt
mit gutem Beiſpiel voranzugehen, dann werden die andern ſchon
ſolgen. Ich täuſche mich gar nicht darüber, es iſt der Appetit am
Krammetsvogelbraten, der dieſen Paragraphen hineingebracht hat.
Herr Windthorſt ſagt, ja, warum ſollen wir uns denn einen Braten,
den wir haben können, entgehen laſſen? M. H., wie kann ein
deutſcher Parlamentarier das ſagen? (Große Heiterkeit.) Wie oft
mußten wir uns ſchon einen Braten entgehen laſſen! (Stürmiſche
Heiterkeit.) Ich denke da an unſern Diätenantrag. (Große Heiter=
keit
.) M. H., es ſind feudale Intereſſen, die zu gunſten des
Krammetsvogelfanges geltend gemacht werden, und ich erkläre mich
mit aller Entſchiedenheit für den Krammetsvogel und gegen den
Feudalismus. (Große Heiterkeit.)

Codes=Arrzeige.

(1647

Heute früh entſchlief ſanft nach langem, ſchwerem
Leiden unſere innigſt geliebte Mutter, Schweſter, Groß=
mutter
, Schwiegermutter und Schwägerin
Frau Susannz Wondra,
geb. Wobor,
im 53. Lebensjahre.
Darmſtadt, den 16. Februar 1888.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Godes=Arrzeige.

[1648

Heute früh 1 Uhr verſchied ſanſt nach kurzem
Krankenlager unſere liebe Schweſter, Schwägerin und
Tante
Fräulein Katharine Hast,
im 74. Lebensjahre.
Darmſtadt, 15. Februar 1888.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Samstag den 18. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr, auf dem hieſigen Friedhofe ſtatt.

Codes-Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Mittheilung).

52)

Geſtern Abend 7 Uhr entſchlief ſanft unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Charlotte Hramer.
Um ſtille Theilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 16. Februar 1888.
Die Beerdigung findet Samstag den 18. Februar, Nach=
mittags
3 Uhr, vom Sterbehauſe aus, Eliſabethenſtraße
Nr. 57, ſtatt.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.