151. Jahrgang.
Abonnemenlspreis
vlerteljährlich 1 Mart 50 Pf. indl
Gringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mart 5o Pf.
pro Quartal incl. Poſlauſichlag.
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. R V.
in Beſſungen von Friede. Blher.
Holzſtraße Nr. 12. wwie auzwiw
von allen Annoncen=Expeditionen.
J.
Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Areicamts. des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
4 16.
Dienstag den 24. Januar.
1888.
B e k a n n t m a ch u n g.
Bezugnehmend auf die nachſtehend abgedruckte Bekanntmachung des 1. Directors des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins
Bensheim bringe ich hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß nach Beſchluß der Generalverſammlung des landwirthſchaftlichen
Bezirksvereins Darmſtadt für junge Leute aus dem Kreiſe Darmſtadt, welche den Curſus für Obſtbaumwärter in der
Obſt=
baumſchule des Herrn Th. Jäger in Bensheim beſuchen und die dort erworbenen Kenntniſſe in dem Kreiſe Darmſtadt als
Obſtbaumwärter verwerthen wollen, Unterſtültzungsbeiträge bewilligt werden können.
Etwaige Bewerber werden aufgefordert, ihre auf Zuwendung dieſer Unterſtützung gerichteten ſchriftlichen Geſuche unter
Anſchluß von Zeugniſſen längſtens bis zum 20. Februar l. J3. an den Unterzeichneten zu richten.
Die Herren Bürgermeiſter und Lehrer des Kreiſes werden gebeten, der gegenwärtigen Bekanntmachung thunlichſte
Ver=
breitung zu verſchaffen.
Darmſtadt, den 21. Januar 1888.
Der I. Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt.
Dr. v. Wedekind.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Lehrkurſus für Obſtbaumwärter bei Baumſchulenbeſitzer Th. Jäger zu Bensheim a. d. B.
Zur Heranbildung von tüchtigen Obſtbaumwärtern wird im Laufe des Frühjahrs 1888 wiederum ein Lehrkurſus zur
Ertheilung von theoretiſchem und praktiſchem Unterricht im Obſt= und Weinbau, ſowie den verwandten Wiſſenſchaften
er=
öffnet werden.
Die Theilnehmer haben ſich die erforderlichen Bücher und Geräthſchaften auf eigene Koſten anzuſchaffen, was mit
unge=
gefähr 16 Mark geſchehen kann. Ebenſo haben dieſelben für Logis und Koſt ſelbſt Sorge zu tragen. Herr Jäger wird in
dieſer Beziehung zur Auskunftsertheilung bereit ſein.
Der Unterricht wird unentgeltlich ertheilt. Der Frühjahrscurſus beginnt mit dem 5. März und endet mit dem
5. Mai l. 33. Der Sommer=Curſus beginnt mit dem 13. Auguſt und endet mit dem 1. September l. Js.
Der Unterricht umfaßt: 1) Obſtbau: in wöchentlich 6 Stunden. a. Obſtbaumzucht, b. Obſtbaumpflege, C. Baum= und
Rebſchnitt, d. Pomologie, e. Obſtbenutzung, übrige Zeit. 1. Praktiſche Uebungen: Lehrer Jäger.
2) Hülſswiſſenſchaften in wöchentlich 5 Stunden. a. Lehre vom Bau und den Lebensverrichtungen der Pflanze, b.
Bo=
denkunde, c. Düngerlehre: Lehrer Seibert.
Den Schülern, welche es wünſchen, können nach ſtattgehabter Schlußprüſung Stellungen als Gärtner oder
Obſtbaum=
wärter durch Herrn Jäger vermittelt werden.
Es werden hiernach diejenigen, welche an beſagtem Unterricht Theil zu nehmen wünſchen, hiermit aufgefordert, ſich
baldthunlichſt bei demſelben mündlich oder ſchriftlich anzumelden. Wegen einer zu gewährenden pecuniären Unterſtützung ſind
die betreffenden Geſuche bei den landwirthſchaftlichen Bezirksvereinen reſp. deren Vorſtänden oder den Gemeindevorſtänden der
betreffenden Wohnorte einzureichen und werden dieſe hiermit freundlichſt gebeten, dieſer ſo wichtigen Angelegenheit ihre volle
Aufmerkſamkeit zuzuwenden.
Bensheim, den 11. Januar 1888.
Der 1. Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Bensheim.
[266
Dr. Ufinger.
Bekanntmachung.
Durch Urtheil des Schöffengerichts bei
Großherzoglichem Amtsgericht Darmſtadt I.
vom 10. Januar 1888 iſt gegen Georg
Meyer von Hahn, Milchfahrer bei der
Dampfmolkerei in Darmſtadt, wegen fahr=
läſſigen Verkaufs gewäſſerter Milch eine
Geldſtrafe von fünfzehn Mark
ausge=
ſprochen worden.
Darmſtadt, den 18. Januar 1888.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[767
Arnold.
Bekanntmachung.
Die Anlieferung von 500 Kilo
Theerſtrick beſter Qualität ſoll im
Wege der öffentlichen Submiſſion vergeben
werden.
Offerten mit Muſter ſind bis
26
184
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Nr. 16
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[730
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(517
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Genau nach Vorſchrift des hieſigen Tiefbauamts.
Den gehrten Bewohnern Darmſtadts und Beſſungens die ergebene Mittheilung,
daß ich in meiner Fabrik die Einrichtung zur Anfertigung von Hauskehrichtkaſten
getroffen habe und liefere dieſelben zu bedeutend ermäßigten Preiſen.
Zugleich mache ich die Herren Schloſſermeiſter ſowie Eiſenhändler auf meine
Einrichtung zum Verzinken aufmerkſam und halte mich auch in dieſem Fach beſtens
Hochachtungsvoll
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Gebrauch ſtets friſch herzuſtellen.
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[773
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Verdauung leiden. Bei soinem grossen Nährwerthe und kleinen Volumen
vorzüglich für Reisende, Jouristen, läger ete.
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112
24
458
550
747
1101
S
„
52
736
102
12-
406
C0,
809
950
1104
5
70)
90
121
44
102
4.
55
74⁷
905
1221
50
5
86
104
227.
950
v4
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[774
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Kohlen=
lager lauch ſämmtliches Inventar) zu
ver=
kaufen. - Alles Nähere durch J.
Liegen-
hain, Sandſtraße Nr. 8.
(682
Hr. C. Retter in Mün=
Gutachteu. chen übergab mir ein
„Oaarwaſſer” mit dem Geſuche, dasſelbe
zu prüfen und gutachtlich darüber zu
be=
richten. Die angeſtellte Analyſe ergab
durchaus keine den Haaren nachtheilige
Materien; ihre Beſtandtheile ſind vielmehr
olcher Art, daß v. d. Gebrauche des
Mit=
tels eher ein wohlthätiger Einfluß auf
das Wachsthum der Haare zu erwarten
iſt u. ſteht daher ihrer Anwendung keinerlei
Bedenken entgegen.
München, 7. IX. 67. (L. 8.)
Dr. G. C. Wittſtein.
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federn und Flaumen halte dem
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8 und Umgebung beſtens empfohlen.
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C länger als von Morgens bis Abends
F entbehrt zu werden.
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4₈
414
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[12489
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(776
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Orangen=Eſſenz,
Maiwein=Eſſenz,
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Suppen und dergl. recht kräftig
und wohlſchmeckend zu machen.
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(777
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Hofbäcker, Bleichſtr. 13.
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(778
185
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10161) Wendelſtadtſtr. 39, 2. St.,
5 Zimmer mit allen Bequemlichk. ſofort.
10) Rheinſtr. 8 zwei Wohnungen im
Hinterbau. Zu erfragen im Vorderhaus
bei H. Maurer.
12) Steinſtraße 8 die Beletage mit
5 ſchönen Zimmern und allem Zubehör
vom 1. April ab zu verm.
189) Ecke der Wald= und
Neckar=
ſtraße Nr. 10 die Beletage mit Balkon,
7 Zimmer, bis April beziehbar.
Einzu=
ehen von 2-4 Uhr Nachmittags.
202) Neckarſtraße 24 der 1. und
3. Stock, je 6 Zimmer, Küche nebſt allem
Zubehör, per 1. April d. J. zu vermiethen.
Näheres im Laden.
320) Soderſtraße 79 im 1. Stock
fünf Zimmer mit allem Zubehör; daſelbſt
ein hübſch möblirtes Zimmer.
360) Niederramſtädterſtraße 32
iſt der zweite Stock (Beletage) meines
neu erbauten Hauſes, enhaltend 5
Zim=
mern, Küche mit allem Zubehör, wenn
gewünſcht Badezimmer, ſogleich oder bis
1. April zu vermiethen. Nachzufragen
Parterre.
396) Soderſtraße 84 iſt die
Man=
ſarde mit allen Bequemlichkeiten an eine
ruhige Familie zu vermiethen und März
zu beziehen.
457) Eliſabethenſtr. 37 Vorderh.
Manſardenwohnung für 1 0d. 2 Perſoen.
524) Kahlertſtraße 3, nächſte Nähe
des Herrngartens, elegante Wohnung
GBeletage mit Balkon), 6 Zimmer nebſt
allen Bequemlichkeiten, bald beziehbar.
Daſelbſt kleine Manſarde. Näh. part.
655) Beſſ. Forſtmeiſterplatz 5 eine
kleine Wohnung an eine alleinſtehende
Perſon oder kleine Familie zu vermiethen.
779) Beſſ. Carlsſtr. 3 fünf Zimmer,
nebſt allem Zubehör, abgeſchloſſ. Vorpl.,
Waſſerltg., Bleichplatz. Nach Wunſch kann
auch ein Theil der Manſarde beigegeben
werden. Näheres 2. Stock.
780) Bleichſtr. 38 Beletage: 5
Zim=
mer, Cabinet und allen Bequemlichkeiten,
Mitte Mar an eine ruhige Familie.
Lä60n, Haganne 6l0.
582) Eliſabethenſtr. 10 helle
Lagerräume per Anfang April.
Laden und Wohnung
in meinem Eckhauſe, Obergaſſe 1,
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über der Infant.=Kaſerne, zu vermiethen.
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186
Nr. 16
4
9765) Ballonplatz 3 ein fein möbl.
Zimmer ſofort zu verm.
13537) Friedrichſtr. 18. zwei gut möbl.
Zimmer, einzeln oder zuſammen.
13541) Louiſenſtraße 8., erſte Etage,
zwei ineinanderg. möbl. Zim. ſof. zu verm.
459) Saalbauſtraße 41 parterre ein
möblirtes Zimmer.
462) Saalbanſtr. 37 möbl. Zimmer.
465) Eliſabethenſtr. 40, L., Neubau,
ein großes, eleg. möbl. Zimmer ſofort.
526) Beſſ. Carlsſtr. 16 ein ſchön
möbl. Zimmer, auf Wunſch mit Penſion.
527) Marienplatz 11 zwei möblirte
Zimmer mit ſep. Eingang zu verm.
720) Caſinoſtraße 11 ein nett möbl.
Zimmer ſofort zu vermiethen.
723) Mathildenplatz 3, 2 Stiegen
hoch, ein möbl. Zimmer.
782) Waldſtr. 11 im Seitenb. zwei
möblirte Zimmer ſofort.
783) Ecke d. Hoffmanns. u.
Kies=
ſtraße 46 parterre ein möbl. Zimmer.
E
Zum Beſten
des
Eliſabethenſtiftes u. des barmherzigen Schweſternhauſes.
Samstag den 28. Januar 1888, Abends 8 Uhr, im großen Saal
zur Franbe.
Vorlesung des Herrn Hofſchauſpieler Hugo Edward.
Recitation von:
40
Der Meurrdieh.
Epiſche Dichtung in 6 Abtheilungen von Arthur Fitger.
3. Das Roß.
1. Die Heimkehr.
5. Der König.
4. Das Kleinod.
2. Die Anklage.
6. Der Bruder.
Eintrittspreiſe: Rummer. Platz M. 250, Saalbillet M. 150, Gallerie 1 M.
Billets ſind von heute ab in der Klingelhöffer'ſchen Hofbuchhandlung,
Rheinſtraße 15, ſowie bei Herrn Verwalter Ruppel, Grafenſtraße 35. zu haben.
Mochſeinsten
Winter Rhoinsalm
per Pfund M. 2.90,
feinſte Oſtender Turbots
M. 1.40,
feinſte Oſtender Seezungen
M. 1. 40,
feinſten Haff=Zander
M.
70
fetten Cabliau im Schnitt
M. -. 50,
Egmonder Schellfiſche
M. — 30,
Jüttländer Schellfiſche
M. - 25.
Lebende Rheinhechte
M. -. 90,
friſche Eishechte
M. -. 70.
Karpfen
Backſiſche
M. - 85.
M. - 35,
Grüne Häringe
M. —. 18,
Gewäſſerte Stockfiſche
M. - 25.
Phikipp
Deber,
Carlsſtraße 24.
[784
Ein goräumigor Laden
in lebhafter Geſchäftslage Darmſtadts
wird für längere Jahre zu miethen
ge=
ſucht. — Offerten unter V. 2260 bef.
Rudolf Moſſe, Frankfurt a. M. (785
Sch
ſutt kann abgeladen werden Beſſ.
2 Wilhelmſtraße, Neubau.
(502
Einladung
zur
Gonoral-Vorsammlung des Hunstvoreins
für das Großherzogthum Heſſen
auf Camstag den A. Februar 1888.
Nachmittags 3 Uhr,
zu Darmſtadt im Baalbau (Damenſalon).
Die Mitglieder des Vereins werden gebeten, in der Verſammlung recht
zahl=
reich zu erſcheinen. Etwa beabſichtigte Anträze müſſen dem unterzeichneten
Vor=
ſitzenden des Verwaltungsrathes 14 Tage vorher, alſo bis zum 28. Januar,
ſchrift=
lich mitgetheilt werden, wenn dieſelben in der berufenen Verſammlung
Berückſich=
tigung finden ſollen.
Hah n,
Vorſitzender des Verwaltungsraths.
ſ786
Für Damem.
Die ergebene Anzeige, daß vom 15. Februar an in meiner neuen Woh
nung Ecke Ludwigsſtraße und Ludwigsplatz (Haus Rittershaus) Eingang
Ernſt=Ludwigsſtraße, mein beſtgeleitetes Lehrinſtitut für Damenconfection
durch eine Weinanähschule erweitert wird.
Abth. 1: Curſe im Kleidermachen perfect und ſicher nach leichtfaßlicher
und beſtbewährter Pariſer Methode. — Damen mit Vorkenntniſſen können das
Schnittzeichnen, Zuſchneiden und Zurichten in ¼ Monat erlernen.
Abth. 1I1: Zuſchneiden der Weißwäſche, Hand= und Maſchinennähen, Flicken
und Sticken. — Große helle Arbeitsräume, Privatlehrzimmer für Frauen
und ältere Damen. Mäßiges Honorar. Für Schülerinnen unentgeltl. franz.
Converſations. Unterricht. Uebernahme zur Anfertigung von Damenconfection.
Herren= und Damenwäſche.
Frau M. Wohny, priv. Confectionslehrerin (Kirchſtr. 5.bis 3. 15. Febr.)
Jolapllkaklub.
HORatsversammlumg.
Dienstag, 31. Januar, Abends 8 Uhr,
im Gartenſaal des „Darmſtädter Hofesu.
Anterricht ebendaſelbſt C-9 Uhr Abends:
Mittwochs für die Herren.
Samstags für die Damen.
(787
Weginn: 25. Januar.
Der Vorstand.
Nr. 16
187
vie
16
7½uGuSto udtuzuAzon
Berlin
Copartelische
bringen:
Gleichzeitig zwel üusserst
Spannende Romane:
1. Untor schuarzom Vordacht
2.
von Ewald August König (im 3.
4.
Beiblatt „Der Hausfreunde).
5.
2. Kunst und Liebe von Heinrich 6.
Eöhler (im Hauptblath.
7.
Schnelle und ausführliche
po-
litische Berichterstattung.
Wiedergabe interessanter
Hei-
nungsäusserungen der Partei.
blätter aller Richtungen.
Ausführlicher Handelstheil.-
Vollständigstes Coursblatt.
Lotterielisten.-
Leitung.
8 Beiblätter gratis:
1. 7Der Hausfreunde, illustr. Familien.
blatt v. 16 Drucks. wöchentlich.
„Hlustrirte Modenzeitungé monatl.
„Aumoristisches Echo Wöchentl.
„Verloosungsblatt- wöchentlich.
„Landwirthsch. Reitungi 14tagig.
„Leitung für Hausfrauen” do.
„ Prod.u. Waaren Marktber.” wohtl.
Personalveränderungen in der
Armee u. in der Civilverwaltung
vollständig. - Interessante lo-
Eale, Theater- und
Gerichts-
nachrichten. - Gute
Feuille-
tons. - Eingehendste
Nach-
richten über Musik, Kunst und
Wissenschaft.
Ieilung indlusio dor 7 bellätter
für Februur und März
Engammen M. 2. 34 bel allen Deutschen Postanatalten.
Probenummern gratis und franco.
(788
Generalversammlung
des
Banhandwerkervereins Darmstadt und
Bossungon
Mittwoch den 25. Januar, Abends 8 Uhr,
im Lokale des Herrn Heß, Bierbrauerei, Kirchſtraße.
Ta ge sor dnu n g:
1) Berichterſtattung,
2) Rechnungsablage,
3) Wahl des Vorſtandes,
4) Verſchiedenes.
Der Vorstand.
(789
Einem verehrlichen Publikum der Stadt Darmſtadt geſtatte ich mir die
er=
gebene Mittheilung zu machen, daß ich ſeit dem 1. Januar d. J. unter der Firma
Pritz Beck
an hieſigem Platze ein Geſchäft als Maurermeiſter und Bauunternehmer auf
alleinige Rechnung betreibe.
Meine mehrjährige Thätigkeit bei der Firma Harres am Barth, die mich mit
allen hieſigen Verhältniſſen vertraut gemacht, ſowie tüchtige Fachkenntniß und genügende
Mittel ſetzen mich in den Stand allen geſchäftlichen Anſprüchen vollſtändig gerecht
zu werden und empfehle ich mein Unternehmen einem gütigen Wohlwollen der
Einwohnerſchaft Darmſtadts.
Hochachtungsvollſt
Fritz Beck,
611
Heinrichſtraße 43.
366) Eine Hodistin
ſucht Stelle als zweite Arbeiterin in einem
feineren Putzgeſchäft. Zeugniß ſteht zu
Dienſten. Offerten erbittet man gefl.
unter Chiffre M. K. in der Erped. d.
Bl. abgeben zu wollen.
Vorstandeposten
ucht eine Directrice, welche lange Jahre
in einer Fabrik mit Frauenarbeit thätig
war. Offerten u. N. A. erbeten. (790
791) Ein zuverläſſiges
Frauenzim=
mer wünſcht Monatdienſt. Ecke d.
Wie=
ſen= und Gartenſtr. 16, 1 St. hoch.
792) Ein kräftiger Mann, welcher b.
Militär als Lazarethgehülfe ausgebildet
wurde, empfiehlt ſich als Krankenpfleger.
Zu erfragen Expedition.
Ladnerin-Gesuch.
Tüchtige Verkäuferin in der
Kurz=
waarenbranche geſucht. Offerten C. F.
Post. rest. Mannheim.
[793
752) Ein Lehrmädchen in ein
Weiß=
waarengeſchäft geſucht. Näheres in der
Expedition d. Bl.
00000000000000
H
Ich wohne
1
jetzt
8 Fteinſtraße 32.
e xe hGut G.
Aus einem der von mir verwalteten
Fonds iſt per 1. April d. J. ein Kapital
von
15000 bis 20000 A.
auf 1. Hypothek zu 4pCt. Zinſen
aus=
zuleihen.
Gerhard,
Ober=Conſiſtorial=Buchhalter,
Grafenſtraße 25. (530
(Eine kl. freundl. Wohnung von 2 ge=
E räumigen Zimmern mit Cabinet, mögl.
abgeſchloſſenem Vorplatz, Küche u. ſonſt.
Zubehör v. einer kl. ruhigen Familie
ge=
ſucht. Offerten unt. B. 77 an d. Exped.
[762
d. Bl. erbeten.
Nr. 16
Conoert-Anzeige.
Das vierte Concert zum Beſten des Wittwen= und
Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik
findet Montag den 30. Januar, im Saalbau ſtatt.
Anfang 7 Uhr.
Frogramm; Sinfonie D.dur von J. Brahms; Hirtenmelodie
aus Entr’Act aus „Roſamunder von Fr. Schubert; Zwei ſymphoniſche
Sütze: a) Fahrt zum Hades, h) Elyſium von W. de Haan; Ouverture
zu „Egmont: von L. van Beethoven.
Soliſt: Herr Felix Mancio, Herzogl. Sächſiſcher Kammerſänger.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren
Klingel=
höffer und Bergſträßer, ſowie in den Muſikalienhandlungen der Herren
Thies und Bölling zu haben.
Zur Hauptprobe, welche am Concerttage morgens ſtattfindet, ſind
Karten 1 Mark nur im Saalbau zu haben.
Darmſtadt, im Januar 1888.
[794
Der Vorstand.
Thoator des Carnoval Aug. Joroins
Darmstadt.
Mittwoch, den 25. Januar 1888, im Saalbau:
Wiederhoſung des preisgekrönten Concurrenzſtückes:
66
vLSAUATAMSTaUda.
Hocalposse in 4 Acten und Darmstädter Mundart,
von Dr. G. Büchner.
Preise der Tlätze:
Beſonderer Sperrſitz M. 3.-.,
Sperrſitz M. 2.-
Saal, Eſtraden und Logen M. 1.
Vorſaal M. -. 50.
Billetverkauf bei den Herren D. Fair & Söhne, G. L. Kriegk, Rheinſtraße,
W. Kaminsky, Marktpaſſage, L. Damm, Ludwigsplatz.
Abends an der Kaſſe tritt ein Aufſchlag von 20 Pfg. per Billet ein.
Anfang der Vorſtellung 8 Uhr. Ende gegen 10 Uhr.
Kaſſeeröffuung 7 Uhr.
W Der Reinertrag iſt zum Beſten der zu errichtenden Anſtalt für verwahrloſte
Kinder beſtimmt.
[795
Raohbüliestunden
Für ein Opecialgeschäft
werden ertheilt gegen mäßiges Honorar. in der Ernſt=Ludwigs= oder in
Wor ſagt die Expedition.
[229
der Ludwigsſtraße
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Ein tüchtiger Nähmaſchinen Repara OIR TAAOM
teur übernimmt als Nebenbeſchäftigung von ca. 1000 M. geſucht.
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[797
und außer dem Hauſe. Garantie auf
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und reelle Bedingung wird zugeſichert. von einem Privatmann in Darmſtadt ſof.
Abzugeben oder zu erfragen beiſgeſucht. Off. u. F. F. an die Exp. erb.
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(C
Wohnung von 4 Zimmern ꝛc. nebſt
Gartenantheil in Beſſungen v. Darmſtadt
v. einer kl. ruhigen Familie. Offerten
mit Preisangabe unter L. V. an die
Expedition d. Bl.
[802
Agemtem
f. cour. conſ. Art. geſ. C. G. 83 poſtl.
Frankfurt a. M.
[803
Von mehreren jungen Leuten wird
franzöſ. a; engl. Unterricht
geſucht. Gefl. Offerten unter K. K. 100
an die Exped. d. Bl.
(635
(Fin gebildete Dame aus Frankreich
C. wünſcht Unterricht in franzöſiſcher
Converſation zu erteilen. Näheres in der
Expedition d. Bl.
(804
8
Aumat. zultüur.
Gut. Logis mit gedieg. reichl. Koſt pr.
Tag Mk. 2½. Geſund. Luft. Gebirg und
Wald. Adr. B½ postl., Heppenheim.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 24. Januar.
7. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Zum erſten Male:
Ein Erfolg.
Luſtſpiel in 4 Akten von Paul Lindau.
Perſonen:
von Harden. Geheimer
Mini=
ſterialrat
Herr Werner.
Joſephine, ſeine Frau zweiter
Ehe
Frl. Ethel.
Hermine Droſſen, geborene
von Harden
Frl. Schütky.
Eva, deren Tochter
Frau Kläger.
Dr. Klaus
Herr Edward.
Gertrude, ſeine Frau.
Frl. Cramer.
Baron Fabro
Herr Hacker.
Fritz Marlow, Journaliſt Herr Steude.
Dr. Schallmeyer, Redakteur Herr Mickler.
Felix Schandauer, Reporter Herr Wagner.
Fallbein, Theater=Regiſſeur Herr Knispel.
Sabine, Frau Droſſens alte
Dienerin
Frl. Bernhard.
(n der Nähe der Bahn hat ſich eine
2 ſchwarze Katze verlauſen; gefällige
Mitteilung wolle man a. d. Exp. ſenden.
Erſter
Zweiter
Oritter
Vierter
Herr
Fünfter
Sechſter
Ziebenter
Eine Dame
Ein Logenſchließer
Diener bei Harden
Diener bei Klaus
Herr Schmidt.
Herr Hartig.
Herr Müller.
Herr Sachs.
Herr Schimmer.
Herr Klotz.
Herr Fiſcher.
Frl. Beck.
Herr Leib.
Hr. Fleiſchmann.
Herr Kuorzer.
Ort der Handlung: Die Hauptſtadt. - Zeit
der Handlung: Die Gegenwart.
Anfang 7 Uhr. Ende nach 110 Uhr.
Nr.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Beich. S. M. der Kaiſer nahm am 21. vormittags
den Vortrag des Generallieutenants von Albedyll entgegen und
machte um 1 Uhr eine Spazierfahrt. Um 2¾ Uhr fand bei den
Majeſtäten der Empfang des Kronprinzen von Griechenland ſtatt,
um 3, Uhr der Empfang des ſpaniſchen Botſchafters durch den
Kaiſer im Beiſein des Staatsſekretärs Grafen Herbert Bismarck.
Der ſpaniſche Botſchafter wurde um 4 Uhr von der Kaiſerin
em=
pfangen.
Der Kaiſer und die Kaiſerin fuhren am Sonntag zum
Ordens=
feſte, wo ſie jedoch nur kurze Zeit verweilten.
Prinz Wilhelm ſtattete am Samstag dem Profeſſor Bergmann
einen halbſtündigen Beſuch ab.
In Bezug auf die vom Fürſten Bismarck gelegentlich eines in
Friedrichsruh am Dienstag ſtattgehabien Diners, an welchem der
preußiſche Geſandte Herr v. Kuſſerowund die Herren Albertus und
Heinrich v. Ohlendorff teilgenommen haben, gemachten Aeußerungen
erfährt die „Hamb. Börſenhallel von zuverläſſigſter Seite, daß ſich
der Fürſt in eminent friedlichem Sinne ausgeſprochen hat.
Fürſtbiſchof Dr. Kopp, welcher bekanntlich den Kronprinzen in
San Remo beſuchte, iſt von der Kaiſerin telegraphiſch erſucht
wor=
den, ihr alsbald nach ſeiner Ankunft in Berlin perſönliche
Mittei=
lungen über das Befinden des Kronprinzen zu machen.
Das Reichstags=Plenum nahm am Freitag ſeine Verhandlungen
mit der Etatsberatung wieder auf. Vom Etat war indeſſen nur
wenig oder eigentlich gar nicht die Rede, vielmehr drehte ſich die
Debatte zumeiſt um die von dem nationalliberalen Abgeordneten
Tr. Miquel angeregte Wohnungsfrage. Der Frankfurter
Bürger=
meiſter gilt als eine Autorität auf dieſem Gebiete und ſeine
Aus=
führungen fanden denn auch die ungeteilteſte Aufmerkſamkeit des
Hauſes. Herr Dr. Miquel ſchlug ein Reichsgeſetz zur Regelung
der Wohnungsfrage vor und führte an der Hand reicher
Erfah=
rungen, die er über die Wohnungsverhältniſſe in den Städten wie
auf dem Lande geſammelt, eine Reihe von Maßregeln zur Linderung
der Wohnungsnot auf, bei denen die Mitwirkung der geſetzgebenden
Faktoren eine Hauptrolle ſpielt. Eine Wiederlegung der
Miquel=
ſchen Vorſchläge, die vorläufig indeſſen eben nur als eine Anregung,
der Wohnungsfrage ernſtlich näher zu treten, betrachtet werden
können, erfolgte durch den freiſinnigen Abgeordneten Schrader,
welcher ausführte, daß durch geſezgeberiſche Maßregeln allein ſich
dieſe Frage nicht löſen laſſe. Im Uebrigen wurde die Sitzung durch
Erörterungen über die Frage der Fabrikinſpektoren und
Schieds=
gerichte ausgefüllt. Am Schluſſe der Verhandlungen teilte
Präſi=
dent v. Wedell=Piesdorf mit, daß das Sozialiſtengeſetz gegen Ende
der jetzigen Woche auf die Tagesordnung geſetzt werden ſolle.
In ſeiner Samstagsſitzung genehmigte der Reichstag zunächſt
die Vorlage, betr. die Einführung der Reichsgewerbeordnung in
Elſaß=Lothringen, in zweiter Leſung mit einem Zuſatzantrage des
elſäſſiſchen Abgeordneten v. Dietrich, wonach die Beſtimmungen über
Dampfkeſſel=Anlagen der landesgeſetzlichen Regelung vorbehalten
bleiben. Die alsdann fortgeſetzte Etatsberatung förderte nichts
Weſentliches zu Tage und wurden eine Reihe weiterer Poſitionen
des Etats des Reichsamts des Innern unverändert genehmigt;
Staatsſekrelär v. Bötticher erklärte im Laufe der Debatte, daß ein
neuer Patentgeſetz=Entwurf bereits ausgearbeitet ſei.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus wurde am Freitag durch die
Generaldebalte über den Etat in Anſpruch genommen, welche all
ſeitig die Anerkennung der in den preußiſchen Finanzen eingetretenen
Beſſerung brachte. Trotzdem fehlte es nicht an verſchiedenen
Aus=
ſtellungen und Bedenken, wobei es am Freitag namentlich der Redner
der Freiſinnigen, Abg. Rickert, nicht an ſcharfen Angriffen auf die
Finanzwirtſchaft in Preußen fehlen ließ. Dagegen ſprach ſich
Herr Rickert Namens ſeiner politiſchen Freunde im Allgemeinen
ſympathiſch bezüglich der vorgeſchlagenen Erleichterung der
Volks=
ſchullaſten und der Beſeitigung der Relictenbeiträge der
unmittel=
baren Staatsbeamten aus, mit welchen Vorſchlägen ſich auch die
Sprecher der übrigen Parteien mehr oder weniger einverſtanden
erklärten. Mehrfach wurde in der Debatte auch der Wunſch nach
einer endlichen Reform der direkten Steuern für Preußen wieder laut.
Am Samstag führte das Abgeordnetenhaus die allgemeine
Etatsdebatte zu Ende und überwies an deren Schluß, wie üblich,
eine Reihe von Etatsteilen an die Budgetkommiſſion. Beſondere
Zwiſchenfälle zeitigte auch die Sonnabendſitzung nicht: die
Verhand=
lungen verliefen ſehr glatt und ruhig und brachten im Weſentlichen
eine längere Entgegnung des Finanzminiſters auf die Ausſtellungen,
welche ſein Finanzexpoſe von verſchiedenen Seiten, namentlich aber
vom Abgeordneten Rickert, erfahren hatte. Regierungsſeilig griff
außerdem noch der Eiſenbahnminiſter Dr. Maybach in die Debatte
ein, um die ſpeziellen Forderungen des Eiſenbahnetats näher zu
begründen.
Heſterreich=Angarn. Die amtliche „Wiener Zeitung= meldet die
Ernennung des bisherigen öſterreichiſchen Geſandten in Madrid,
Grafen Dubsky, zum Botſchafter daſelbſt.
Kriegsminiſter Graf Bylandt=Rheydt unterzog ſich einer
gefähr=
lichen Operation. Das Befinden des Miniſters iſt
beſorgnis=
erregend.
16
189
Die Meldung der =Times: aus Sofia von der Abberufung des
Verſonals des öſterreichiſchen General=Konſulats iſt unrichtig und
wahrſcheinlich darauf zurückzuführen, daß der General Konſul Burian
einen ihm von ſeiner Regierung bewilligten dreimonatlichen Urlaub
in den letzten Tagen angetreten hat.
Jranſtreich. Der Miniſter des Aeußern, Flourens, empfing
am 21. ds. den italieniſchen Botſchafter, Grafen Menabrea. Der
Zwiſchenfall von Florenz wird als beigelegt betrachtet. Der Richter
Toſini wird eine Stellung erhalten, worin er mit dem franzöſiſchen
Konſul nicht mehr in Berührung kommen kann. Die Erbſchaft
Huſſein's wird nach den Beſtimmungen der italieniſch=tuneſiſchen
Konvention von 1868, die von Frankreich niemals beſtritten wurde,
geregelt, da der franzöſiſch=tuneſiſche Vertrag alle früheren
inter=
nationalen Abkommen und Verträge anerkannte. Der franzöſiſche
Konſul in Florenz erhält keinen Tadel.
Der Miniſterrat hat den Antrag Leſſeps, der Panamageſellſchaft
die Ausgabe von Lospapieren zu geſtatten, einſtimmig abgelehnt.
Der Senat bewilligte dem Antrag Macé betr. Einübung der
franzöſiſchen Jugend zum Kriegsdienſt die Dringlichkeit.
Die Jnitiativ=Kommiſſion des Abgeordnetenhauſes verwarf mit
13 gegen 3 Stimmen den Amneſtie=Antrag des Abg. Basly, zog
aber den Antrag des monarchiſtiſchen Abgeordneten Gaudin de
Villaine in Betracht, welcher die Miniſter des Krieges und der
Marine außerhalb der Solidarität mit den übrigen
Kabinetsmit=
gliedern ſtellt.
Graf Leſſeps beſtätigt in einem Schreiben an die Aktionäre des
Panamakanals die Weigerung der Regierung, bei der Kammer die
Ermächtigung zur Ausgabe von Lospapieren zu beantragen. Leſſeps
erklärt ſich für verpflichtet, eine Indifferenz nicht gutheißen zu
können, deren Folgen das Panama=Unternehmen kurz vor der
Vol=
lendung Ausländern überliefern könnten, und erſucht die Aktionäre,
eine Petition an die Kammern zu unterzeichnen, um die verlangte
Ermächtigung zu erhalten. Er wünſcht eine öffentliche Debatte der
Angelegenheit, wobei die wirkliche Lage des Unternehmens dargelegt
werden würde, und erklärt, der Panamakanal werde vollendet
werden, wie der Suezkanai.
England. Der parnellitiſche Parlamentsderutierte für
Monaa=
han, Patrill O Brien, wurde am 20. wegen Haltenz einer auf=
50.
rühreriſchen Rede verhaftet, jedoch Tags darauf wieder entiäj-
Belgien. Das Syndikat der Lütticher Waffen=Fabrikanten hat
die bulgariſche Regierung verſtändigt, daß politiſche Gründe die
Lieferung der beſtellten 30000 Berdangewehre unmöglich machen.
Der Brüſſeler „Nordr vom 21. ſagt, daß trotz einer gewiſſen
peſſimiſtiſchen Strömung, welche beſonders in Wien zu herrſchen
ſcheine, die Friedenszuverſicht in Exropa wachſe. Was Rußland
betreffe, ſo habe es offiziös und offiziell kundgegeben, daß es weder
jetzt noch in nächſter Zukunft den Frieden zu ſtören gedenke.
Gegen=
über der Betheuerung des Kaiſers Alexander III., daß er die feſte
Friedenszuverſicht hege, kämen peſſimiſtiſche Zeitungsartikel und die
Erfindungen über angebliche ruſſiſche Truppenkonzentrationen gar
nicht ins Gewicht. Rußland wolle, obwohl ſein Blut und ſein
Geld die Exiſtenz Bulgariens geſchaffen haben, in dieſem Lande
keine Ausnahmsſtellung, ſondern lediglich die Wiederherſtellung des
Berliner Vertrages und das Aufhören eines Zuſtandes, welcher dem
Berliner Vertrag widerſpricht. So lange die Mächte dieſen
berech=
tigten Wünſchen nicht entſprächen, liege in Bulgarien allerdings
der Keim künftiger Verwicklungen, weil man eben die dortigen
Vorgänge nicht vorherſehen könne.
Rußland. In dem Verleumdungsprozeſſe des Oberſtlieutenants
von Villaume, des deutſchen Militärbevollmächtigten, gegen die
„ Nowoie Wremja” wurde am 20. d. der Redakteur dieſer Zeitung,
Feodoroff, für ſchuldig befunden und in erſter Inſtanz endgültig zu
150 Rubel Geldſtrafe, ſowie zu ſechs Wochen Arreſt auf der
Haupt=
wache verurteilt. Die „Nowoie Wremja” hatte vor Jahresfriſt
einen Schmähartikel gegen Herrn v. Villaume veröffentlicht, in
welchem demſelben der niederträchtige Vorwurf gemacht wurde, er
habe während ſeiner Stellung als Militärattachs in Paris als
Spion der deutſchen Regierung fungiert und ſei nur deshalb nach
Petersburg verſetzt worden, weil ſeine Pariſer Stellung unhaltbar
geworden ſei, in Petersburg aber betreibe er die Spionage weiter.
Für dieſe ſchwere Verleumdung iſt das Herrn Feodoroff
verur=
teilende Erkenntnis immerhin noch mild genug ausgefallen.
Lord und Lady Churchill ſind am Samstag von Petersburg
abgereiſt und werden, wie verlautet, vor ihrer Rückkehr nach Eng.
land einige Tage in Berlin und Paris verweilen.
Türkei. Die türkiſche Heeresverwaltung hat eine neue
Ver=
ſtärkung der erſt jüngſt verſtärkten und ausgebauten
Befeſtigungs=
werke von Erzerum, ſowie eine Verſtärkung der Garniſon
ange=
ordnet.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Oberſtlieutenant v. Scheel, beauftragt mit der Führung des
Hannover'ſchen Füſilier=Regiments Nr. 73. zum Vortrag den
Staats=
miniſter Finger, den Geheimerat Dr. Becker.
28
[ ← ][ ][ → ]190
Nr. 16
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 17. Januar
den Ober=Rechnungsprobator 2. Klaſſe bei der II. Abteilung der
Juſtiſikatur der Ober=Rechnungskammer Georg Wilhelm Moter
zum Ober=Rechnungsprobator I. Kl. bei der genannten Juſtiſikatur=
Abteilung ernannt, am 18. Januar l. J. den Kalkulator I. Kl. bei
der Hauptſtaatskaſſe Adolf Kalbfleiſch zum Buchhalter bei dieſer
Kaſſe, den Reviſor II. Kl. bei der Main=Neckar=Bahn Karl Gambs
zum Reviſor I. Kl., den Revidenten Heinrich Weber bei der
Main=Neckar=Bahn zum Reviſor II. Kl. und den Finanzaſpiranten
Georg Leiſer bei der Main=Neckar=Bahn zum Revidenten bei der
Main=Neckar=Bahn ernannt.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 4enthält: Bekanntmachung,
die Verordnung über die Prüfungen der Aſpiranten des Gymnaſial=
und Realſchul=Lehramts betr.
Gelegentlich des am Sonutag in Berlin begangenen
Krö=
nungs= und Ordensfeſtes haben u. a. erhalten: Den roten Adlerorden
2. Kl. mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe: von Wulffen,
Generalmajor und Kommandeur der 49. Infanterie=Brigade
II. Grohh. Heſſh; den roten Adlerorden 3. Kl. mit der Schleife
und Schwertern am Ringe: Johannes, Oberſt und Kommandeur
des 4. Großh. Heſſ. Inf.=Regts Nr. 118. den roten Adlerorden
3. Kl. mit der Schleife: Hagemann, Oberpoſtdirektor in Darm.
ſtadt; den roten Adlerorden 4. Kl.: v. Merckel, Major im 1. Großh.
Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 115. Plaz, Winkelmann, Poſträte zu
Darmſtadt; den Königl. Kronenorden 2. Kl.: Baron v. Collas,
Oberſt und Kommandeur des 2. Großherzoglich Heſſiſchen
Infan=
terie=Regiments Nr. 116, von Colomb, Oberſt la guite
des Könias=Huſaren=Regts. Nr. 7 und Kommandeur der Großh.
Heſſ. C25.) Kavallerie=Brigade, von Dresky, Oberſt la suite
des 2. Großh. Heſſ. Drag.=Regts. Nr. 24 und Kommandeur der
22. Kavallerie=Brigade; den Königl. Kronenorden 3. Kl.: v.
Phi=
lippsborn, Major im Generalſtabe der Großh. Heſſ. (25.)
Divi=
ſion; den Königlichen Kronenorden 4. Kl.: Seibert,
Werkſtätten=
vorſteher - im Bezirk der Eiſenbahn=Direktion Hannover - zu
Gießen; das Allgemeine Ehrenzeichen: Appel Bezirksfeldwebel
im 1. Bataillon (Darmſtadt D 1. Großh. Heſſ. Landwehr=Reats.
Nr. 115. Engel, Muſikdirektor und Stabstrompeter im 1. Großh.
Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 23, Gröninger, Sergeant und Hautboiſt
im 2. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 116, Metzner, Feldwebel im
4. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 118,. Rödel, Sergeant im 2. Großh.
Heſſ. Inf=Regt. Nr. 116, Seppelt, Wachtmeiſter im 2. Großh.
Heſſ. Drag=Regt. Nr. 24.
Militärdienſtuachrichten. v. Alvensleben, Oberſt und
Kom=
mandeur des 2. Großh. Heſſ. Drag=Regts. Nr. 24, mit Penſion zur
Dispoſition geſtellt; v. Voigt, Major und etatsmäßiger
Stabs=
offizier vom 1. Bad. Leib=Drag.=Regt. Nr. 20, mit der Führung des
2. Großh. Draa.=Regts. Nr. 24, unter Stellung la guite desſelben,
beauftragt; v. Scheel, Oberſtlieutenant vom 1. Großh. Heſſ. Inf.=
Regt. Nr. 115, mit der Führung des Hannov. Füſilier=Regts. Nr. 73
unter Stellung la suite desſelben, beauftragt; v. Pfuhlſtein,
Major vom 3. Garde=Regt. zu Fuß, unter Beförderung zum
Oberſt=
lieutenant als etatsmäßiger Stabsoffizier in das l. Großh. Heſſ.
Inf.=Regt. Nr. 115 verſetzt: Bichmann, Sekondelieutenant vom
4. Großh. Heſſ. Iuf.=Regt. Nr. 118, in das Oſtpreuß. Füſilier=Rat.
Nr. 33 verſetzt; Quedenfeld, Portepeefähnrich vom 3. Großh.
Heſſ. Inf. Reat. Nr. 117, Johanßen, Vortepeefähnrich vom 1.
Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 23; Hammacher, Frhr. Schenck
zu Schweinsberg, Portepeefähnrichs vom 2. Großh. Heſſ. Drag.=
Regt. Nr. 24 - zu Sekondelieutenants befoͤrdert; v. Heraet,
Se=
kondelieutenant vom 2. Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 24, unter
Verleihung des Charakters als Premierlieutenant, der Abſchied
bewilligt, Haneſſe, Major z. D., Bezirkskommandeur des 2. Bat.
Worms) 4. Großh. Heſſ. Landwehr=Regts. Nr. 118. von der
Stel=
lung als Bezirkskommandeur entbunden: v. Gerhard, Major
z. D., zuletzt im Inf.=Regt. Nr. 99, zum Bezirkskommandeur des
2. Bats. (Worms) 4. Großh. Heſſ. Landwehr=Reats. Nr. 118 ernannt.
Am 20. Januar wurde der Gerichtsaſſeſſor Karl Römheld
in Büdingen zur Rechtsanwaltſchaft bei dem Amtsgericht Büdingen,
und der Gerichtsaſſeſior Hermann Kampf in Oſthofen zur
Rechts=
anwaltſchaft bei dem Amtsgericht Oſthofen zugelaſſen.
An demſelben Tage wurde der Wagenwärter bei der Main=
Neckar=Bahn Heinrich Stößer und am gleichen Tage der
Bahn=
wärter bei dieſer Bahn Adam Schupp - beide wegen geſchwächter
Geſundheit und mit Wirkung vom 1. Februar l. J. an - in den
Ruheſtand verſetzt.
Heerdbuchgeſellſchaft für das Großherzogtum Heſſen. Am
Sonn=
tag, den 15. Januar, fand hier unter lebhafter Beteiligung der
Jutereſſenten im Beiſein des Herrn Geheimerat Dr. Jaup die
erſte Generalverſammlung der Heerdbuchgeſellſchaft für das
Groß=
herzogtum Heſſen ſtatt. Die Konſtituierung der Geſellſchaft erfolgte
nach ſtattgehabter Beratung des Grundgeſetzes- dieſelbe zählt heute
bereits nahe an 100 Mitglieder, worunter vier Zuchtgenoſſenſchaften.
Bei der ſtattgehabten Vorſtandswahl wurden l. „8. f. d. l. V.
gewählt: Zum Präſidenten: Herr Aug. Beilſtein, Gräfl.
Laubach=
ſcher Verwalter, Oberſeener Hof bei Freienſeen. Zu
Geſchäfts=
führern: Die Herren Oberverwalter Dettweiler und Landwirt=
ſchaftslehrer Stimmel, beide in Darmſtadt. Zu Beiſitzern: Die
Herren Clauter=Monzernheim und Karl Hahn=Wenings. Herr
Geheimerat Dr. Jaup wurde zum Ehrenmitglied erwählt. (D. 3.)
In der letzten Verſammlung des Lokalgewerbvereins, welche
am 20. d. M. in der Textor'ſchen Reſtauration ſtattfand, hielt Herr
Aichinſpektions=Aſſiſtent Rumpf den angekündigten Vortrag über
die „Konkurrenz=Ausſtellung deutſcher Kunſtſchmiedearbeiten in
Karls=
ruhe.: Einleitend behandelte der Vortragende die Vorgeſchichte der
Ausſtellung und teilte mit, daß auch im Privatbeſitz befindliche
Schmiedearbeiten, jedoch außer Konkurrenz, zur Anſchauung gebracht
waren. Die nach manchen Richtungen hin intereſſante und lehrreiche
Ausſtellung umfaßte über 400 Ausſtellungsobiekte, worunter ſchwere
Schmiedeſtücke und ſolche eleganteſter und zierlichſter Arbeit. Die
Kunſtſchmiederei iſt ſehr alt, in der letzten Zeit hauptſächlich aber
emporgeblüht, ſeitdem man durch Vergoldung, durch Aetzen ꝛc. es
verſteht, größere Effekte zu erzielen. Auf der Karlsruher
Aus=
ſtellung ſind von den konkurrierenden Ausſtellungsobiekten eine
An=
zahl von der hieſigen Centralſtelle für die Gewerbe angekauft und
in der Techniſchen Muſterſammlung des Landesgewerbvereins
auf=
geſtellt worden. Von dieſen waren die kleineren Gegenſtände während
des Vortrags zur Anſchauung gebracht worden. Herr Rumpf
be=
ſprach nun die einzelnen Abteilungen der Ausſtellung und konſtatierte,
daß dieſelbe recht bedeutende Fortſchritte auf dieſem Gebiete des
Kunſthandwerks aufzuweiſen hatte, freilich ſeien die Preiſe für die
einzelnen Arbeiten ſehr erhehliche geweſen. Für Fachleute ſei die
Ausſtellung jedenfalls von hervorragender Bedeutung und geradeſo
ſür das geſamte Kunſthandwerk, und wenn auch Darmſtadt auf der
Ausſtellung nicht vertreten geweſen ſei, ſo ſei daraus keineswegs zu
ſchließen, daß unſere hieſigen Meiſter keine Erfahrung in der
Kunſt=
ſchmiederei beſäßen. Von älteren Arbeiten ſei nur das Vortal am
Beſſunger Herrngarten zu erwähnen, und noch vor 20 Jahren ſei
von modernen Schmiedearbeiten wenig in unſerer Stadt zu ſehen
geweſen. Mit Beginn der Bauthätigkeit anfangs der 7oer Jahre
habe man den Kunſtſchmiedearbeiten mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt
und werden von dem Redner eine größere Anzahl beſſerer Arbeiten
an öffentlichen und an Privatbauten und ebenſo die Verfertiger
derſelben namhaft gemacht. Zum Schluſſe ſeiner intereſſanten
Aus=
führungen ſprach Herr Rumpf den Wunſch aus, daß es
maßgeben=
den Kreiſen gelingen möge, demnächſt auch hier eine ähnliche
Aus=
ſtellung zu Stande zu bringen, bei welcher das heſſiſche
Kunſthand=
werk erfolgreich in Konkurrenz treten könne. - Herr Bergrat
Tecklenburg votierte dem Redner den Dank der Verſammlung und
erläuterte ſodann Herr Hamm den von ihm zur Anſicht geſtellten
Dampf=Oelreinigungsapparat, während Herr Spenglermeiſter Rockel
die Paquelin'ſche Löthl ampe, welche, mit Benzin gefüllt, in allen
Lagen verwendbar ſei und außerdem noch andere Vorteile
gegen=
über den ſeither gebräucklichen Löthlampen beſitzen ſoll, erklärte.
Das ſeitens des Herrn Techniker Neumann, des Leiters der
hieſigen Handwerkerſchule, in Ausſicht geſtellte Referat über die
letztere, brachte einen geſchichtlichen Rückblick, über die 1837 mit
20 Schülern eröffnete Anſtalt. Die Schule zerfällt in eine Sonntags=
und in eine Abendſchule und iſt die durchſchnittliche Schülerzahl
200— 220. Die jährlichen Einnahmen und Ausgaben ſchwanken
zwiſchen 5000 und 5500 M. Die Stadt Darmſtadt, welche auch die
Schullokale ſtellt, leiſtet einen Zuſchuß zur Handwerkerſchule, welche
ſeit Einführung der obligatoriſchen Fortbildungsſchule derart
zu=
genommen hat, daß jährlich 60-80 Anmeldungen unberückſichtigt
bleiben müſſen, ein Zuſtand, dem nach Anſicht des Referenten durch
Vermehrung der Schulklaſſen abgeholfen werden könne, und gelinge
es hoffentlich bald weitere Mittel und Lokale zu beſchaffen.
In einer ſich anſchließenden kurzen Debatte wurde erwähnt,
daß die vorbereitenden Arbeiten für Erbauung eines
Gewerbvereins=
hauſes nunmehr ſoweit gediehen ſeien, daß der
Stadtverordneten=
verſammlung ein Geſuch um Subventionierung des Unternehmens
unterbreitet werden könne. In der dieswöchentlichen Verſammlung
wird wahrſcheinlich Herr Profeſſor Linke über die vorjährige
Aus=
ſtellung von Lehrlingsarbeiten einen Vortrag halten.
B. Geiſtliches Konzert. Ein Orgelkonzert gehört zu den Dingen,
welchen im Muſikleben der Gegenwart nur wenig Raum gegönnt
iſt, und die Veranſtaltung eines ſolchen iſt in der Regel von
ge=
ringem äußeren Erfolge begleitet. Umſomehr iſt es Pflicht und
Aufaabe der Preſſe, ſolchen Unternehmungen, welche vom künſtleriſch
idealen Geſichtspunkt aus dankenswerte genannt werden müſſen,
ihre Unterſtützung zuzuwenden. Herr Hugo Bartels aus
Dort=
mund, der Sonntag Abend in der Stadtkirche konzertierte, iſt ein
wirklicher Künſtler, der ſein Inſtrument auf einfache und edle
Weiſe zu behandeln verſteht. Die eherne Kraft, welche der
Vor=
trag einer Bachſchen Fuge erheiſcht, ſteht ihm ebenſo zu Gebot wie
die innige Ausdrucksweiſe, in der ein Mendelsſohnſches Andante
gehalten werden muß. Die Zuſammenſtellung des Programms, in
welchem Bachſche Kompoſitionen die Eckpfeiler bildeten, bekundete
guten Geſchmack, wie auch die eigenen Variationen über das Thema:
In allen meinen Thaten. vom richtigen Verſtändnis des
kirchlichen Stils Zeuanis ablegten.
Frau Aurely Schindler aus Koblenz. welche den Herrn
Konzertgeber in liebenswürdigſter Weiſe unterſtützte, hielt ihre Ge=
Nr. 16
131
ſangsvorträge ganz im Geiſte des Stoffgebiets, in dem ſie ſich
be=
wegte. Nicht der leiſeſte Zug von Prätention machte ſich
bermerk=
bar in ihrem Geſange, der mit großer Feinfühligkeit das innere
Leben des Textes herauskehrte und dem man deshalb auch mit den
Gefühlen echter Andacht lauſchen konnte. Die ſonore, ziemlich
aus=
gealichene Stimme der Dame füllte den großen Raum mit
Leichtia=
keit. Tiefergreifend war der Vortrag des Beethovenſchen
Buß=
liedes „An Dir allein hab ich geſündigt und übel vor Dir gethan.
Ein herrliches Piano entwickelte die Sängerin in Schuberts „
All=
macht: bei der Stelle; „Du hörſt ſie in des grünenden Waldes
Geſäuſel, ſiehſt ſie in wogender Saaten Gold, in lieblicher Blumen
glühendem Schmelz. Die Stimmung des ſeeligen Entzückens,
welche die Bachſche Pfingſtkantate durchzieht, brachte der Vortrag
von Frau Schindler gleichfalls zu erſchöpfendem Ausdruck.
Wir hätten dem Konzert von ganzem Herzen einen regeren
Zuſpruch gewünſcht.
th. Die erſte karnevaliſtiſche Verauſtaltung, welche der
Karne=
val=Zugverein am Sonntag abend in den Räumen des
Saal=
baus arrangiert hatte, war außerordentlich zahlreich beſucht und
lieferte den Beweis, daß das karnevaliſtiſche Leben unſerer Stadt
im Zunehmen begriffen und daß eine Vereinigung der Karneval=
Geſellſchaft mit dem Karneval=Zugverein ſchon mit Rückſicht auf die
räumlichen Verhältniſſe nicht gut durchführbar iſt. Der Verlauf
des Abends, welcher unter der Leitung des Herrn M. Anſpach ebenſo
intereſſante wie gelungene Vorträge und Aufführungen brachte, darf
für alle Teilnehmer als höchſt befriedigend bezeichnet werden. Wenn
wir, auch von vornherein bei der poetiſchen Anſprache des
Präſidenten und beim Verleſen des vortrefflich ausgearbeiteten
Protokolls durch den Vereinsſekretär Herrn Rothermel die richtige
Karnevalſtimmung vermißten, wie man ſie in Mainz zu finden
ge=
wohnt iſt, ſo ſteigerte ſich das Intereſſe doch mit jeder Nummer des
abwechſelungsreichen Programms. Außer humoriſtiſchen
Chorlie=
dern und den von Kapellmeiſter Hilge für dieſen Abend gut
ge=
wählten Muſikpiecen, brachte dasſelbe in raſcher Folge die äußerſt
intereſſanten und mit lokalen und privaten Anſpielungen aller Art
gewürzten Vorträge der Herren Geiſt, Supp und Haas ſowie
ver=
ſchiedene komiſche und muſikaliſche Aufführungen wie „der Sänger
auf dem Standesamt=, „das Liebchen im Schilderhaus;, wobei eine
Dame in vorzüglicher Weiſe mitwirkte, und „die Opernenthuſiaſtens.
Ebenſo trugen die vortrefflichen turneriſchen Leiſtungen zur
Be=
lebung des Abends bei, wenn wir auch der Anſicht ſind, daß
der=
artige Produktionen für karnevaliſtiſche Veranſtaltungen wenig
ge=
eignet ſind. Den Beſchluß des Ganzen bildete ein flotter Tanz,
welcher die tanzluſtige Jugend bis zur frühen Morgenſtunde
ver=
gnügt beiſammenhielt.
Der Akademiſche Verein begeht kommenden Samstag ſein
XVI. Stiftungs=Feſt. Zur Feier desſelben findet Samstag abend
im großen Sal der Reſtauration Hauſt ein Kommers ſtatt.
Sonn=
tag vormittag 10½ Uhr iſt Frühſchoppen und um 1 Uhr
Mittag=
eſſen daſelbſt. Nachmittags 3 Uhr findet dann noch ein „
Kater=
bummels nach Traiſa ſtatt.
8. Laut Annonce finden die Vorleſungen für die Mitglieder des
Volapükaklubs im Gartenſaale des Darmſtädter Hofes ſtatt,
Herren Mitwochs, Damen Samstags) und beginnen am 25. Januar.
Im nämlichen Lokale wird am 31. Januar die erſte Monats=
Verſammlung des Klubs abgehalten. Von Benützung der Saalbau=
Räume iſt aus verſchiedenen Gründen gänzlich Abſtand genommen
worden.
* Kleine Mitteilungen. Bei dem Glatteis am Samstag fiel
ein in der Schwanenſtraße wohnhafter Arbeiter vor ſeiner Wohnung.
zur Erde und erlitt einen Knöchelbruch.
Einem Milchhändler
wurde am Samstag vormittag an der Ecke der Kaſino= und
Fried=
richſtraße ein Faß mit Milch entwendet. — Am Sonntag morgen
wurde in der Kirchſtraße vor dem Haupt=Zollamts=Gebäude eine
71jährige Frau von einer Chaiſe überfahren, wodurch dieſelbe
einen Knöchelbruch des linken Fußes erlitt. Die Verletzte wurde
in das ſtädtiſche Hospital verbracht. - In einer hieſigen Herberge
ſind einem durchreiſenden Handwerksgeſellen von einem
Schlaf=
kollegen ſeine ſämtlichen Legitimationspaviere entwendet
worden; ebenſo wurde einem in der Herberge logierenden hieſigen
Steinhauer mittelſt Einbruch in deſſen Logierſtube ein Anzug
ge=
ſtohlen. - Freitag Nacht iſt in einem Keller in der Wienerſtraße
eingeſtiegen und daſelbſt eine Quantum Kartoffeln, ſowie noch
ſonſtige Sachen entwendet worden.
Verhaftet wurde am
Samstag ein Burſche, welcher verdächtig iſt, einem Knecht in der
Dieburgerſtraße aus deſſen Schlafkabinet ein Paar noch neue
Schaftenſtiefel entwendet zu haben, ſowie fünf Perſonen wegen
Landſtreicherei und Obdachloſigkeit.
k. Mainz, 20. Januar. In der geſtrigen Aktiv=Sitzung der
„Narrhalla; wurde das Programm zum Jubiläums=
Karne=
valszug deſinitiv feſtgeſtellt. Die Grundidee des Zuges ſtellt die
Huldiauug für den Prinzen Karneval dar. Die Huldigung zerfällt in
drei Abteilungen: 1) buldigende Mainzer; 2) fremde Völker,
ver=
gangener und zukünftiger Zeiten; 3) Prinzen=Gruppe mit Gefolge.
Der Zug ſoll durch eine jubelnde und allerlei Allotria treibende
Menge maskirten Volkes eingeleitet werden. Hierauf folgt die
ſtädtiſche Reinigungs=Anſtalt in unſchuldvolles Weiß gekleidet, der
ſich die Laternen=Anzünder anſchließen. Berittene Herolde, Fanſaren=
Bläſer, Turner, Muſik zu Pferde, Radfahrer=Klub, die Innungen,
ihre Jubiläums=Geſchenke für das Prinzenpaar mit ſich führend.
Die zweite Abteilung wird durch Herolde und Muſik eingeleitet,
dann folgen, von der Prinzeß=Garde geführt, die fremden Völker:
China und Japan, Italien, Muſik, Kamerun, Rußland, Bulgarien,
Türkei, letztere als Geſchenk einen Harem mitbringend. Die
ver=
gangene Zeit repräſentiert durch Gutenberg, Frauenlob, Druſus ꝛc.;
die zukünftige Zeit. . der üppigſten Fantaſie überlaſſen bleibend.
Herolde, Muſik. Deputationen fremder Städte wie Darmſtadt,
Bingen, Kaſtel u. ſ. w. Den Anfang der dritten Abteilung machen
Herolde und Muſik, denen ſich die Prinzen=Garde mit Generalität
anreiht. Hierauf folgt „Kleiner Rats, Comité, Herolde,
Blumen=
mädchen, Prinzengruppe auf einem von 8 Pferden gezogenen
herr=
lichen Wagen in Rokokoſtil. Den Schluß bilden gefeſſelte Philiſter
und ſonſtige Feinde des Narrentums, maskirte Völker ꝛc. - Die
Jdee fand begeiſterten Anklang und ſind die Meldungen zur
Beteiligung derart zahlreich, daß bereits 25 Gruppen geſichert
erſcheinen.
J. Mainz, 21. Jan. Jede neue Sitzung der „
Narrhalla=
führt ein arößeres Narrenvolk herbei und gerade ſo iſt es auch mit
dem dargebotenen karnevaliſtiſchen Stoffe. Thatſächlich ging geſtern
Abend in unſerer Stadthalle kein Apfel mehr zur Erdel Neben den
einheimiſchen Narren hatten die Nachbarſtädte wieder ein großes
Kontingent geſtellt. Insbeſondere war Darmſtadt ſtark vertreten,
indem es ſein ganzes Narren=Comité entſendet hatte, welches dem
Mainzer Narrenverein zu ſeiner Jubelfeier ein Gedenkblatt
über=
brachte. Witz und Humor wurde gerade nur ſo aus dem Aermel
geſchüttelt und es herrſchte eine Stimmung, wie ſie anderwärts
nicht gedacht werden kann. Ganz beſondere Erwähnung
ver=
dient ein Darmſtädter, Narr Heinrich Hohmann, welcher als
Philiſter von driwwer den Mainzer Narren gründlich den Text
las und die Berührungs=und Scheidungspunkte zwiſchen Darmſtadt
und Mainz mit köſtlichem Humor charakteriſierte. Gleich gelungen
waren die Vorträge eines „Koch; und eines „Kellner; die ihre
würzigen Speiſen dem Narrenvolk ſehr ſchmackhaft zu ſervieren
wußten. Neben dieſen Reduern brillierten wieder die bekannten
Karnevalskoryphäen mit Vorträgen und Liedern. Da in unſerer
närriſchen Zeit nirgendswo die Soldaten fehlen dürfen, wurden in
der Sitzung auch die Truppen des Prinzen Karneval in neuer
Uniform vorgeſtellt.
4. Mainz, 22. Januar. Geſtern ging das bekannte Bierhaus
„Zum Schierſtein' hier um die Summe von 150000 M. in den
Beſitz der Hildebrand'ſchen Brauerei in Pfungſtadt über.
Gießen, 22. Januar. Mit Rückſicht auf verſchiedene
Vor=
gänge, hat ſich das Kreisamt Gießen veranlaßt geſehen, ein Polizei=
Reglement gegen die Spinnſtuben zu erlaſſen. Nach demſelben
dürfen Spinnſtuben nur bis zur feſtgeſetzten Volizeiſtunde abgehalten
werden; das Abhalten von Tänzen mit Muſik in Spinnſtuben darf
nur mit Genehmigung des Kreisamtes ſtattfinden.
Gießen, 21. Januar. Der erſt ſeit kurzem von Darmſtadt
hier=
her verſetzte Landgerichtsrat v. Kreß iſt geſtern abend an den
Maſern reſp. deren Folgen geſtorben.
4 Vom Rhein, 22. Januar. Infolge verſpäteter
Benachrich=
tigung iſt am Samstag die Wormſer Schiffbrücke zum zweitenmal
von dem Neckareis mitfortgeriſſen worden. Drei Schiffe konnten
erſt bei Gernsheim gelandet werden. — Der Rhein iſt ganz eisfrei,
dagegen bringen Neckar und Main große Eismaſſen, die indeß bereits
ziemlich morſch ſind.
Worms, 22. Januar. Die hieſige Schiffbrücke iſt ſeit heute
nachmittag wieder dem Verkehr übergeben.
Wimpfen. Die Erſatzwahl für den verſtorbenen
Landtags=
abgeordneten Vörg findet am 8. Februar ſtatt.
Leipzig, 21. Januar. Die geſtrige Aufführung von Webers
hinterlaſſener Oper „Die drei Pintos' hatte im erſten und dritten
Akt großen Erfolg, der zweite iſt hübſch, aber dramatiſch
ſpan=
nungslos. Zum Schluſſe erſchien die Büſte Webers auf der Bühne,
zahlreiche Lorbeerkränze wurden am Sockel der Büſte unter
rau=
ſchendem Beifall niedergelegt. Mahler und Sängerinnen wurden
oft gerufen.
Verlin, 20. Januar. Die Karbolſäure hat neuerdings
wie=
der mehrere Opfer gefordert. Dazu bemerkt die „Pharm. 8tg..
„Wohl 90 Procent aller in der Häuslichkeit vorkommenden
Arznei=
verwechslungen mit tötlichem Ausgang entfallen auf jenes Gift.
Es iſt ſeinerzeit der Antrag abgelehnt worden, beſondere Gläſer für
äußerliche Arzneien in den Apotheken einzuführen, und in der That
ſpricht ja manches dagegen, allein nach Mitteln, die Karbolſäure in
der Haushaltung kenntlicher zu machen, ſollte doch geſucht werden.
Jedenfalls müßte dieſelbe niemals, auch wenn ärztlich vorgeſchrieben,
ohne warnenden roten Giftzettel in die Hände des Publikums
ge=
langen.
Paris, 23. Januar. Bei einer Anarchiſtenverſammlung in
Havre feuerte ein gewiſſer Lucas zwei Revolverſchüſſe auf Louiſe
Michel ab, deren einer hinter dem Ohr eindrang und anſcheinend
eine ſchwere Verwundung verurſachte. Lucas iſt verhaftet.
12
152
Nr.
Großherzogliches Hoſtheater.
Freitag, 20. Januar.
V. AI. Die Wiederholung des Wichert'ſchen Ein Schritt
vom Wege; mit der man ſich u. E. etwas zu ſehr beeilte, giebt
dem Referenten neue Geſichtspunkte ſo gut wie gar keine an die
Hand. Uuter den Figuren iſt auch nicht eine, welche der
Darſtel=
lungslunſt irgend welche beſonders intereſſante Seiten darbietet,
von ſchauſpieleriſchen Problemen ganz zu ſchweigen! Es ſind die
alten wohlbekannten Luſtſpieltypen, welche ſich während der vier
Akte vor unſeren Augen auf und ab bewegen: das junge Paar auf
der Hochzeitsreiſe, ein geſetzter Ehemann, eine mutwillige,
liebens=
würdige Frau, ein Prinz incoguito, das übliche Packſiſchchen, das
ſich bei ſeinem erſten Schritt in die Welt verlobt, ſodann eine
Anzahl Füllſiguren, welchen ein Name, ein Titel und eine lächerliche
Eigenſchaft ausreichende Eriſtenzberechtigung für die Luſtſpielbühne
giebt. Daß unſere Schauſpieler in Auffaſſung und Durchführung
vie vorgeſchriebenen Aufgaben zur Zuſriedenheit löſten, bedarf kaum
einer beſonderen Betonung.
Sonntag, 22. Januar.
Der heutige Thealerabend ſrug die Phyſioanomie des letzten
Sonntags:„ Barbier von Cevillau und „Diavolinar
Beau=
marchais geiſtreiche Iutriquenſtücke „Lo barhier do Sovilles und
„le maringe de Viguroé leben auf unſerer deutſchen Bühne nur
noch in zwei Meiſterwerken der Tonkunſt: Mozarts=Figaros
Hoch=
zeit; und Noſſini's=Barbier von Sevillar fort. Beide Meiſter
haben in dieſen Opern Muſter für alle Leiten hingeſtellt. Aber
während Mozart ſich vorzugsweiſe an das Gemüt wendet und den
Negungen menſchlichen Empfindens wärmeren Ausdruck zu geben weiß,
konnte ſich Roſſini vermögeſeiner der franzöſiſchen verwandten
Nationali=
lät in höherem Grade dem leichten Tone des Originals anſchließen.
Der Barbier, dieſes Produkt eines mühelos, ohne viel Reſlexion
ſchaffenden Genins, erfordert, damit alle ſeine Vorzüge im rechten
Lichte erſcheinen und damit die überaus geiſtvolle Situationsmalerei
der prikeluden Muſik nirgends im Widerſpruche zu den Vorgängen
auf der Bühne ſiehe, eine durch keinerlei Störungen getrübte
ge=
ſaugliche und gleichzeitig in jeder Hinſicht flotte ſchauſpieleriſche
Wedergabe. Die Kräfte unſerer Oper, welche uns in dieſer Saiſon
die Weiſen Roſſinis und den Humor Beaumarchais übermitteln,
ſind ſich deſſen voll und ganz bewußt. Daßz hier und da in den
Koloraturen der Männerſtimmen ein Töuchen verloren ging, kommt
auf Nechnung der großen Schwierigkeiten, denen deutſche Kehlen,
welche ſich nicht ganz beſonders mit italieniſcher Geſangskunſt
be=
ſaſſen, kaum gewachſen ſind.
Frl. Loiſinger leiſtete als Roſine auch heute recht
Anerken=
nenswertes, weunſchon ſie ſich mit den großen Schwierigkeiten ihrer
Partie nicht immer auf ganz vertrauten Fuß zu ſtellen vermochte.
Eine größere Doſis von Temperament käme ihrer Roſine, die
vor=
läuſig noch ein ganz deutſches Gepräge hat, gleichfalls ſehr zu
ſtatten. Nicht gefallen wollte es uns, daß Fr. Loiſinger abermals
den nichtsſagenden Arditiſchen Walzer als Einlage in der
Lektions=
ſcene wählte. Es iſt auf den deutſchen Bühnen leider bereits zur
Negel geworden, daß als Einlagen nur Muſikſtücke gewählt werden,
deren muſikaliſcher Wert möglichſt tieſeſteht (die Proch'ſchen
Varia=
tionen waren eine Leit lang an der Tagesordnung), und doch fehit
es nicht an guten, und, was hier die Hauptſache iſt, an dankbaren
und glänzenden Kompoſitionen. So hat, um nur ein Beiſpiel
an=
zuführen, W. Taubert einſt mehrere derartige Lieder für die Fanny
Lind komponiert, die wert wären, bei ſolchen Gelegenheiten
her=
vorgeſucht zu werden.
Das Vallet „Diavolina', welches einige nur zu billigende kleine
Kürzungen erfahren hatle, nahm einen ſehr alänzenden und flotten
Verlauf. an welchem die Damen Weiner, Ziegelbauer und
Swoboda in erſter Linie beteiligt waren. Erſtere wurde diesmal
durch einen Blumenſtrauß ausgezeichnet.
16
Litterariſches.
Die ſeit October v. J. in Stuttgart erſcheinende illuſtrirte
„Deutſche Adels=Chronik” (verlegt und redigirt von E.
Stoeck=
hardt, monatlich 2 Nummern, Preis halbjährlich 3 M.). von welcher
uns Nummer 1 bis 7 vorliegen, zunächſt für die Adels=Kreiſe
be=
ſtimmt, bietet durch die Vielſeitigkeit und Gediegenheit ihres Iuhaltes
für alle Gebildeten, namentlich auch Damen, des Jutereſſanten
genug. Ihre aparte, hochelegaute Ausſtattung, Portraits aus den
höchſten Kreiſen, wie auch litterariſche Beiträge aus denſelben,
intereſſante z. T. autoriſirte Artikel über und von deutſchen Höfen,
Viographien verdienter Adeliger u. ſ. w. kennzeichnen dieſe
Zeit=
ſchrift als eine vornehme, deren geringer Abonnementspreis in
keinem Verhältuis zu dem Gebotenen ſteht und die weiteſte
Ver=
breitung in den Kreiſen des Adels rechtfertigt.
Tageskalender.
Mittwoch, 2. Januar: Theater des Carneval=Zug Vereins im
Saal=
bau. — Generalverſammlung des Bauhandwerkervereins
Darm=
ſtadt und Beſſungen in der Brauerei Heß.
Codes=Arzeige.
(806
Unſere liebe, gute Schweſter und Schwägerin
Hauise Schaub,
iſt Sonntag, den 22. Januar 1888, Abends 7½ Uhr, nach
kurzer, aber ſchwerer Krankheit ſanft entſchlafen.
Freunden und Bekannten widmen wir dieſe traurige
An=
zeige ſtatt jeder beſonderen Mittheilung mit der Bitte um
ſtille Theiluahme. Blumenſpenden ſind, dem Willen der
Ver=
ſtorbenen entſprechend, dankend verbeten.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 25. Januar,
Nach=
mittags 3½ Uhr, ſtatt.
Die Hinterbliebenen.
Codes=Arrzeige.
(807
(Glatt jeder beſorderen Anzeige.)
Allen Freunden und Bekannten die traurige
Mit=
leilung. daß es dem Allmächtigen gefallen hat, unſer
liebes Töchterchen und Schweſterchen
HIESZbeth
nach längerem und ſchweren Leiden zu ſich zu nehmen.
Die trauernde Familie:
Goibig.
Die Beerdigung findet Dienstag, der 24. Januar,
Nachmittags 2 Uhr, vom Sterbehauſe Beſſ. Kirchſtraße 34
aus ſtatt.
gOdeS-Arrzeige.
(808
Allen Bekannten die ſchmerzliche Mittheilung, daß
unſer liebes Kind
Marti m
im Alter von 2 Jahren geſtern Abend 6½ Uhr vom
Herrn in die obere Heimath abgerufen wurde.
Darmſtadt, 22. Januar 1888.
Familie Rinnor.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 25. Januar,
Nach=
mittags 2 Uhr, von Ruthsſtraße 9 aus ſtatt.
Darrkſagitrrs.
(809
Für die vieken Beweiſe herzlicher Theilnahme, welche uns
bei dem Verluſte unſeres lieben, unvergeßlichen Vaters,
Groß=
vaters und Schwiegervaters
Wilhelm Meiss, Schuhmachermeiſter,
in ſo reichem Maße zu Theil wurde, ſowie für die reichen
Blumenſpende und ergreiſende Trauermuſik am Grabe, ſagen
wir hiermit unſern innigſten Dank.
Darmſtadt, 21. Januar 1888.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
1810
Darrkſagutrtg.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme bei dem
uns ſo ſchmerzlich betroffenen Verluſte unſeres ewig
unver=
geßlichen Töchterchens und Enkelchens
Sophie
ſowie für die überaus zahlreichen Blumenſpenden ſagen
hier=
mit unſern tiefgefuhlten Dank.
Darmſtadt, den 22. Januar 1888.
Die trauerude Familie Louig Heim.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.