Ninnementsprei=
viertelphilih 1 Marl 50 Pf. hd.
Eigerlehn Auswüri werden von
allen Poſilmtern Beſtellungen ent=
Oengenommen zu 1 Mark 5o Pf.
ww Ouartel ud. Poſtaufſchlatz
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Puſltttltp zuntttgaethigvolhit.
Inſerate
vrdenangenommen:u Daemſtadt
von der Expeditton, Rheinſtr. Nr. 23,
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12. ſowie auzwärtz
von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ
fuͤr die Behannkmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Ne 221.
Freitag den 11. November.
1887.
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachung:
Nr. 1045l. Ein gewiſſer Bremicker, angeblich praktiſcher Arzt in Glarus, preiſt in den Zeitungen Heilmittl gegen
die verſchiedenartigſten Krankheiten in marktſchreieriſcher Weiſe an.
Ob Bremicker eine Prüfung als Arzt beſtanden hat, konnte nicht feſtgeſtellt werden, da die ärztliche Praxis im Kanton
Glarus frei gegeben iſt und eine Anfrage bei der Polizeibehörde in Glarus über die Qualiſikation des Bremicker erfolglos
blieb. Den Verkehr des hilfeſuchenden Publikums mit Bremicker vermittelt ein in Konſtanz wohnender Buchhändler Ludwig
Magg, welcher die „Konſtanz poſtlagernd: abgeſendeten Briefe beſorgt.
Bremicker verſchickt neben ſeinen Mitteln auch eine Broſchüre, in der er ſagt, daß ſeine Behandlung auf „ſtreng reeller
Baſisu beruhe und nach „ſtreng wiſſenſchaftlichen Grundſätzen= geſchehe. In welcher Weiſe ſich das bewahrheitet, zeigt
nach=
ſtehender Fall. Ein an Blaſenſtein leidender Patient wendete ſich an Bremicker, welcher demſelben Tropfen und Pulver
ſandte. Die Tropfen beſtanden aus verdünntem Weingeiſt mit einem ſehr geringen Zuſatz irgend eines Pflanzenauszugs,
während die ſchlecht verpackten Pulver außer Zucker keine chemiſch nachweiskaren Beſtandtheile enthielten. Dieſe beiden Mittel,
ungebührlich theuer, ſind vollſtändig werthlos; trotzdem verſpricht Bremicker beim Gebrauch der Mittel ein gutes Reſultat,
obgleich er als Arzt wiſſen mußte, daß Blaſenſtein operativ zu behandeln iſt.
Wir warnen das Publikum vor Conſultationen Bremickers und vor dem Gebrauch der von ihm verordneten
Ge=
heimmittel.
Darmſtadt, den 5. November 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
11484
B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. Otober 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen
der Sozialdemolratie ſind verboten worden:
11 Laut Bekanntmachung des Körigl. Polizei=Präſidenten zu Berlin vom 24. Oktober 1887 die Rummer 248 vom
23. Oktober 1887 der zu Verlin im Verlage von Max Bading erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift: „Verliner Volksblatt,
Organ für die Intereſſen der Arbeiter”
2. Laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern zu Ansbach, vom 28.
Ok=
tober 1887, nachſtehende Druckſchriften: a) „der Kampf gegen die beſtehende Ordnung= von Otto Spielberg, Fürich 1887,
Verlagsmagazin (J. Schabelitz; b) die Nummer 43 des in Fürth erſcheinenden Blattes „Deuiſcher Michel: vom 23.
Ok=
tober 1887.
3. Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Breslau vom 2. November 1887, die unterm
30. Oktober d. Js. herausgegebene Nummer 44 des zweiten Jahrgangs der im Verlage von Robert Conrad daſelbſt
er=
ſcheinenden „Breslauer Volksſtimme; — Organ für das werkthätige Volk in Schleſien und der Lauſitz - und gleichzeitig
das fernere Erſcheinen dieſer periodiſchen Druckſchrift.
4. Laut Bekanntmachung der Königl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Düſſeldorf. vom 2. November 1887 die
nichtperiodiſche Druckſchriſt: „Oeſterreichiſcher Arbeiter=Kalender für das Schaltjahr 1888½: herausgegeben von der Redaction
des „Vollsfreund” in Brünn und gedruckt von Groak und Ekler in Brünn.
5. Laut Bekanntmachung derſelben Behörde vom gleichen Datum das Flugblatt: „Die letzte Nacht. Zur Erinnneruug
an die Entlaſſung Auguſt Bebel's aus dem Landesgefängniß zu Zwickau am 14. Auguſt 18877, — Verfaſſer Ernſt Klaar,
Verleger Emil Lübke in Dresden, Druck von Schönfeld und Harniſch in Dresden.
Darmſtadt, den 9. November 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[1485
v. Grolman.
758
[ ← ][ ][ → ]2890
Nr. 221
Ankauf rinrz Laſſel.
Die Gemeinde Traiſa beabſichtigt einen Faſſel anzukaufen.
lönnen ſich unter Angabe der Farbe, Race, Alter, Preis u. ſ. w.,
Mis. bei unterzeichneter Stelle melden.
Traiſa, den 9. November 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Traiſa.
Walter.
Züchter ſolcher
bis zum 18. d.
Ulase
Beſtfedern und Flaumey,
rein, trocken und vollſtändig ſtaubfrei empfehlen
Nothuagel & Woiler,
Großherzogliche Hoflieferanten,
Marktplatz Hr. 2.
un. De Einſüllen der Federn und Flaumen lann zu jedier Tagehzelt und in Gegenvart den
ver=
ehrl. Abnehmer ſtättfinden; ferner werden Beſtellungen auf Decͤbetten, Plumeaux, Kiſſen ꝛe,
innerhalb 1 bis 2 Tagen auf das Sorgfältigſie ausgeführt.
Pfeiffer & Diſler's
Kaffee=Eſſenz
in Dosen.
Nur ücht, wenn jede Doſe die volle Firma träigt. Zu haben
in den Colonialwaarengeſchäften.
anerkannt
beſtes
und
aus=
giebigſtes
Kaffeezuſatz=
mittel.
10241
Volal-Ausverkaul.
Wegen Aufgabe meines Geſchäfts ſetze ich mein Lager in:
Strickgarnen in Wolle, Halbwolle und Baumwolle,
Strumplvaaren
„
„
Spitzey, Poluche, Bänder, Rüschen, Schürzen,
Seidenen Tüchern, Herrenkragen, Kansehetten,
Gravatten, Corsetten in allen Preislagen, ſowie
sämmtliche Kurzwaaren
dem Ausverkaufe unter Fabrikpreiſen aus.
lo286
LEma Rothermel, Schütnenstr. 6.
H. Stade E Beer.
Vormal-Unterhleider
Systsm Prok. Dr. Jäger mit darantiestempel fur rein Wolle.
Herren-Hemden, Jacken, Hosen,
Damen-Jacken, Hosen,
KinderHemden, Jacken nach Maass.
2 Flanell-Hemden, v
Baumwollen- und Vigogne=Unterkleider ete.
Billigste Hotto-Preise.
H. Stade C TUR.
[10941
6
Aecht
Chines. & osiind.
„7
LGuTN
188er Ernte.
empfiehlt in den bekannten
vorzüglichen Qualitäten
Carl Watuingor,
Thee= und Droguen=Handlung,
11 Wilhelminenſtr. I. (1014
Baron Liobig's
HaltoLeguminosen-Chocolade
per Pfd. M. 2u.-Aehl, per Pfd. M. 1.20
hergeſtellt von den alleinigen Fabrikanten
Starker & Pobuda,
Egl. Hofchocoladefabrik Stuttgart,
ſind das geeignetſte Frühſtück und
gehalt=
reichſte Nahrungsmittel für Kinder,
ſtillende Frauen, Magenleidende u. Blutarme.
Niederlagen in den meiſten Apotheken,
Conditoreien u. Colonialwaarenhandlungen.
Helgoländer
Engliſche
Hatives-Austern.
Oſtſee=Krabben,
Kieler Bückinge und Sprotten,
Flundern und Aale,
Lachsforellen, Bratbückinge,
Neunaugen, Delikateßhäringe
ſempfiehlt
Theodor Stommer,
Eliſabethenſtraße 14. 11148.
Reh-Bratem
von 70 Pfg. ab per- Ko.
von vorzüglichſter Qualität
[1139,
empfiehlt
AGIT. „ohrIeh,
gegenüber der kathol. Kirche.
Nr. 221
2891
il
148₈
139
he.
Loeflunds Diätetische Mittel.
Loeflunds echtes Malz=Extrakt iſt bei Huſten, Heiſerkeit, Katarrh, Aſthma, Bruſt= und Halsleiden ſeit 20 Jahren
bewährt, ebenſo ſind Loeflunds Malz=Extrakt=Bonbons als Huſtenbonbons ſehr beliebt. Das Malz=Extrakt mit Eiſen
wird bei Bleichſucht und Blutarmuth, das mit Kalk bei engliſcher Krankheit, das Malz=Extrakt mit Leberthran für
ſchwächliche Kinder empfohlen, die es gerne nehmen. - In allen Apotheken, wobei augdrücklich zu verlaagen: von Gd.
Loeflund in Stuttgart.
[10567
Die Producten=Verkaufoſtelle
lölld Hllohlſllohlb.
der
Grüne Ligier-Erbsen,
Vereinigten Heſiſchen Molkereien
Gelbe Victoria-Erbsen,
Louisenstrasse 42.
Ganze Gold-Erbsen,
empfiehlt
Erfurter Heller=Linsen,
Butter, Milch, Käse, Eier, Honig, Kartoffeln.
Vngar. Perl Bohnen,
Der Verkäufer:
empfiehlt in nur beſten, käferfreien
Landwirthschaftl. Consumvorein Ernsthofen,
11345 und gutkochenden Qualitäten zu
eingetragene Genoſſenſchaft.
billigen Preiſen
Große ſchwere Wetterauer Gänſe, ſowie,
G. F. Polb,
ſelbſt gemäſtete Gänſe
Bleichſtraße. 10802
empfiehlt zu den billigſten Preiſen
Neu eingetroffen:
H. Grimm,
Houlmain-Vorlauf
Wildpret= und Geflügel=Handlung,
Schulstrasse 16.
[11453
Bekanntmachung.
Die Liehung der
Ausstellungs-Lotterie
zm Berlim
W.fndet an A. und 22. Joranber 189½ M
durch die Beamten der Kgl. Preuss. General-Lotterie-
Mark
Direction statt.
3191 Gewinne Werth 90,000 M.
Loose Ml. (ll Loose für 10 fl.) auch gegon Briefmarkon, versendet
Carl Heintze, loose-ſonoral-Dobit,
Berlin W., Unter den Linden 3.
Leder Bestellung sind 10 Pfer. fur Porto und 10 Ptz. tur eine Ceninnliste
beizulegen.
[10760
Darmstädter dewerbehallevereins
(e. G.).
Erster Hauptgewinn j. W. v. 1000 Mark.
412 Gewinne im Geſammtwerth von 9800 Mk.
1 Loos nur 1 Mark.
General-Vertrieb der Loose H. Hilsdors.
Darmſtadt, Ernſt=Ludwigsſtraße 9.
col47
heis
von großem weißem Korn,
perPfund 15]
empfehle als ganz beſonders
billig.
Murtz Landan,
Mathildenplatz 1. U148s
J. Ph. Sohneider,
große Ochſengaſſe l,
empfiehlt:
Aechten Nordhäuser,
foinen Pkefkermünz,
rothen Kümmel u. Liqueure,
beſte Qualität.
[1489
Triſche
Zchellſche
empfiehlt.
Vilh. Wobor Hachf.,
[11447
Hoflieferant,
16 Eliſabethenſtraße 16.
2892
Nr. 221
für die Herren Bäckermeiſter!
Antn
Saarstickkohlen,
erſte Qualitäten der Gruben: Reden. von der Heydt und Louisenthal,
ſtets in großen Quantitäten auf Lager. Waggonladungen der genannten und aller Gruben
liefert raſch und billigſt
Ladavig Faduoo,
110292
Wendelſtadtſtraße 13.
BronnSpiritus,
90 93 pOt.,
per halb Liter 30 Pfg.
Mortz Landan,
Mathildenplatz 1. 11490,
Zahnpaſta
von
C. H. Oehmig-Weidlich,
Zeitz, Parfümerie=Fabrik.
Beſtes u. vollkommenſtes Mittel zur
Er=
friſchung u. Befeſtigung des Zahnfleiſches
und zur Erhaltung von weißen, ſchönen,
Zähnen!
Ein Verſuch mit dieſer Paſta läßt die
Vorzüglichkeit derſelben ſofort erkennen.
Zu haben bei Fr. Schaefer, Großh.
Hoflieferant, Ludwigsplatz 7.
[9654
Leſte Angariſche
6
owetſchen=
Marmelade
per Pfund 25 Pfg.
empfiehlt
foorg liobig Cohn,
28 Rheinſtraße 28. (1225
Feine
BanilleBruch.
Ghoralade
per Pfund 80 Pfg.
G. P. Poth,
Bleichſtraße. 11350
Cacogna,
leicht löslich.
1 Pfund -100 Tassen.
Cacao aus den beſten Cacaobohnen,
vermittelſt hydrauliſcher Preſſen ſcharf
entölt, garantirt rein, empfehle als
vor=
zügliches Nährmittel für Geſunde und
Kranke.
G.
OTH
1
Bleichſtraße.
(1491
Bronn-Spiritus,
per Schoppen 35 Pfo.
C. Hummlnn,
Caſinoſtraße 23. 11442
Ahueure
und
Mein=Eſſig
liefern in beſter Waare
dg. Sehoror &am Co.,
Dampf=Deſtillation und
Weineſſig=Fabrik
Langem
(Heſſen, Main=Reckar=Bahn.)
Zu haben in Delicateß= und
Colonialwaaren=Handlungen ꝛc. ꝛc.
Friſchgeſchofſene
Behe und Haſen
empfiehlt zu den billigſten Preiſen
Hoinrich Grimm,
Wildpret= und Geflügelhandlung,
Schulſtraße 16. (11444
Feinſte
Cosmetiquos-Stangonpomadon
l aus der kgl. bayer. Hofparfümeriefabrik
C. D. Wunderlich, präm. 1882, Nürnberg,
in blond, braun u. ſchwarz, zum Glätten,
Fixiren u. Dunkeln blonder, grauer, rother
und ſchwarzer Kopf= und Barthaare.
Sorfältigſt zubereitet, garantirt
un=
ſchädlich und nie dem Ranzigwerden un=,
terworfen, 35, 60 und 100 Pfg.,
Allein=Verkauf bei
09690
H. Scharmann,
Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2.
elbstgemästete Gänse, Hallen.
grosse Futen, Hal. &a deutsch=
D lahnen, üal. C frz. Capannon,
L2. Hasen
und frisches Rehwid
zu ſehr, billigen Preiſen empfiehlt, in
großer Auswahl
Amtom Göbel,
Kiesſtr. I1.
(11492
Ruhr Lohlen,
beſtes ſtückreiches Fettſchrot,
Stückkohlen, gew. Nußkohlen,
Anthracitkohlen für amerikan.
Füllöfen, Briquettes und Holz
zu den billigſten Preiſen unter
Zuſicherung reeller Bedienung.
Gl. Stammler.s
Nr. 221
2853
566
Ael
18.
⁄4⁄₈
Ja
hivan
2
W..
Pizal
50
in 19.
tinn)
42
F0
4 h
Mah.
Wegen vollſtändigen Umbaues und bedeutender Vergrösserung meines
Ladens werden
ſämmtliche Mäntel
meines ſehr großen Lagers zu bedeutend herabgesetzten Preisen
ausverhauft.
H. SGUUN
Ernst=Judwigsstrasse
1680,
D.
Damen- MäntelFabrik.
11493
Bayonner Schinken,
von 1¼ Pfund an, feine Räucherung,
zarte Salzung,
Juchsſchinken,
ehr zart
Große Auswahl
in feinen
Wurſt=A Fleiſchwaaren
im Ausſchnitt,
empfiehlt
ſhoodor Stommer,
Eliſabethenſtr. 14. 11494
Feinste
Speisekartoffeln.
Anderſen=Kartoffeln,
Achilles=
„
Aurora=
„
Frene=
„
Salat=
„
per 100 Kilo 7 Mk.,
rothe Mäuschen, per 100 Ko. 10 M.
in bekannter, ausgereifter, guter Qualität.
Beſtellungen bitte direkt an mich zu
richten oder in meinem Laden „
Markt=
platz 101 aufzugeben. woſelbſt auch
Pro=
ben verabfolgt werden.
Hahnmühle, b. Pfungſtadt. 11341
W. Aildebrand II.
Prima Rindſlolsoh
per Pfd. 45 und 50 Pfg.,
Lenden im Ausschnitt
per Pfund 1 M.
H. Tuchs,
Holzſtraße 20. (1451
Wichtig
für die Geſundheit
iſt ein trockener, warmer Fuß.
Hierfür empfehle
Cummi.Voborschuho
für Herren, Damen und Kinder,
ſowie Einlegsohlen aller Art.
Waſſerdichtes Lederfett.
Ferner alle Sorten
Füasohuhe & Stefel,
für Kinder von 50 Pf. an, für
Da=
men v. 90 Pf. an, für Herren von
M. 1. 20 an.
Gatteis-Schuhe.
Die beliebten Tuchſchuhe mit
holzgenagelten Tuchſohlen, ſehr gute
Waare, von 70 Pfg. bis M. 1.70.
Damen=Lederzugſtiefel 5 M. an,
Herren=Lederzugſtiefels „ „
Alle übrigen Schuhwaaren
kauft man am beſten und billigſten
bei
L. Reilmann,
Markt C. 11495
Friſche
Cohdlibsche,
Kieler Sprotten,
Ural=und Elb=Caviar,
ſoeben eingetroffen.
C. Hammann,
Caſinoſtraße 23. 111437
Große feiſte
Waldhaſen
empfiehlt billigſt (1496
Aerich Eohrieh,
Geflügel= und Wildpret=Handlung.
Von heute an verkaufe:
Prima oohsenfleisch
per ¼ Kilo 56 Pfg.,
Kalbſeisch
per ¼ Kilo 54 Pfg.
Lenden im Ausſchnitt.
. Fomly.
Bleichſtraße 40. (1497
Ein neuer Kleiderſchrank
und eine gebrauchte Nähmaſchine billig
abzugeben. Näheres Liebigſtraße Nr. 3
[1498
parterre.
759
2894
Lur hudwigshalle.
Oppenheimer & Pfälzer
vGGGIWoIsson
empfiehlt
11096
G. Neber.
Aechter medic. Tokayor
iſt das beſte und wirkſamſte
Stärkungs=
mittel für alle ſchwächl. Kinder, Frauen
und Reconvalescenten.
In ½ und ¼ Original=Flaſchen
ä M. 1.50 und 75 Pf. bei
[10394
Aug. Benz,
Gaſthaus „zum Löwen”
D1Uun-(Mrrbao,
35 Pfo. per Schoppen,
empfiehlt
G. P. Poth,
Bleichſtraße. (11421
Behrichtkastenl
ſEingetroffen ſind die vom ſtädt.
Tiefbauamt empfohlenen
Kehricht=
kaſten, und zu beziehen von
Toch & Staehely,
Schulſtraße 8. (1342
Ein guterhaltenes Schiedmayer'ſches
uarmonzhm
mit 14 Regiſtern iſt wegen Platzmangels
zu verkaufen.
WoL ſagt die Expedition.
UI159
Trische
Scheuſſche
heute eingetroffen. 11499
Paul Sörger Sohn.
Ital. Trauben u. Pariſer
Kopfſalat,
empfiehlt zu den billigſten Preiſen
J. Girnhard,
Eiſabethenſtraße 36. (11500
Nr. 221
LOOSD
der
Berliner Kunſt=Ausſtellung
ſowie der
Weihnachts=Verlooſung
hieſiger Gewerbehalle
1 Mark,
ſind in der Exped. d. Bl. zu haben.
Fine vollſtändige Einrichtung von vier
C Zimmern, incl. Teppichen u.
Vor=
hängen, und ſämmtliche Küchengeräthe,
alles noch ziemlich neu, ſind zu dem
billigen Preiſe von 1500 Mark ſofort
reihändig zu verkaufen. Näheres
Zeug=
hausſtraße 1 parterre.
(11501
L300n, Hagaze ao.
7296) Kirchſtr. 10 ein Laden mit
Wohnung per Oktober zu vermiethen.
Ein großer gewölbter Keller
ſofort zu vermiethen.
(9619
17. Holzſtraße 17.
W
10981) Nahe den Bahnhöfen ein fein
möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
Näheres i. d. Exped. d. Bl.
11201) Caſinoſtraße 11, eine Treppe,
ein nett möbl. Zimmer, den 1. Dezember
zu beziehen.
11360) Saalbauſtr. 17, 1 St. hoch,
ein fein möbl. Zimmer ſof. Preis 18 M.
Eiesstrasse 59 parterre
ein freundlich möblirtes Limmer per
sokort zu vermiethen, auf Wunsch mit
Pension.
Ebendaselbst kann ein unmöblirtes
Eimmer abgegeben werden. (11502
11300) Eine ordentliche Lauffrau ſucht
Beſchäftigung für die
Vormittagsſtun=
den. Langegaſſe 31.
ſraukeinſchneiden. Beſtellungen wer=
G. den aügenommen Kiesſtr. 12
Hinter=
haus und Feldbergſtraße 15, 1 Treppe.
Frau Fink. (11210
11503) Ein älteres Mädchen,
wel=
hes den ganzen Tag abkommen kann,
ucht Laufdienſt od. Waſchen und Putzen.
Zu erfr. Heinheimerſtr. 22, 2. St.
Luzaui
11504) Ein zuverläſſiger und
ſtadt=
kundiger Laufburſche, nicht unter 18 J.,
geſucht. Selbſtgeſchriebene Offerten mit
Angabe der bisherigen Thätigkeit unter
Chiffre A. B. 22 an die Exped.
11505) Ein Mädchen,
welches mit Kindern umzugehen
ver=
ſteht, ſchon in Stelle war, bügeln,
nähen und Handarbeit kann, wird
geſucht. Näheres Expedition.
Tüchtige Monteure u.
Maſchinenſchloſſer
geſucht.
Venuleth & Ellenborger,
Landwehrſtraße 75. (11506
Ein angehender Commis
mit ſchöner Handſchrift findet Stelle.
Solche aus der Manufactur=Branche
bevorzugt. Offerten mit Angabe der
Gehaltsanſprüche unt. A. B. 12 ſind
an die Exp. d. Bl. zu richten. (1379
aebelſuppe
mit Foderwoisson
Samstag den 12. November,
bei
E. Mehlbrech,
Bleichſtraße 27. (11506a
Vexloren
ein Etui, enthaltend 1 ſilbernes
Bettel=
armband, ſowie mehrere=Münzen, groß
und klein. Dem Wiederbringer eine
Be=
lohnung große Caplaneigaſſe Nr. 43 bei
Schuchmann.
[11507
Awol halbe Sperrsitne
(blau) nebeneinander werden abge=
I geben. Näheres Exped.111508
Fleiner Laden mit kleiner Wohnung
cc geſucht. — Offerten unter S. A.
poſtlagernd Darmſtadt erbeten. (11509
11510) Kegkkopf und Cunge vor Erſtran-
Kung zu bewahren iſt in rauher Jahreszeit
eine Pflicht aller derer, die ihre Geſundheit
zur Erfüllung der Berufsobliegenheiten
be=
dürfen. Durch Gebrauch der Hodener Mineraſ=
Baſtillen, die auch bei ſchon eingetretenem
Katarrh heilſam ſind, wird dieſer=Schutz=
er=
ielt. Man beachte folgendes Schreiben vom
März d. J. Sehr geehrter Herrl Da ich
wiederum an chroniſchem Kehlkopfkatarrh leide,
muß ich Sie um 4 Schachteln Hodener Mineraf-
Baſtiſten bitten, da ſich beim erſten Anfall
dieſer Krankheit ihre Paſtillen vorzüglich
aus=
gezeichnet haben, ſo daß ich auch nach einigen
Tagen gänzlich hergeſtellt war. Bei dieſer
rauhen Witterung bin ich weder von derſelben
Krankheit heimgeſucht, da ich mich ſehr viel
im Freien bewege, bitte wieder per Nachnahme
zu ſchicken. Mit aller Achtung Gorus, Dom
Cochanowitz. Die Paſtillen ſind in allen Apo.
theken 85 Pfg. per Schachtel zu haben.
uw8
lO
22
50
E.
Nr. 221
lnchoner Hofhräl Ausschanb
[11511
Rahnhof Restauramt.
Geſangverein Liedertafel.
Samstag den 12. November 1887, Abends 8 Uhr:
im Saale zur Traube.
Der Vorstand.
[1314
Bekanntmanung.
Der Reichskommiſſar für die internationale Jubiläums=Ausſtellung in
Mel=
bourne 1888-89 hat uns eine „Zuſammenſtellung der weſentlichen Beſtimmungen
des Programmsu dieſer Ausſtellung, eine „Klaſſification der ausgeſtellten
Gegen=
ſtände; ſowie „Anmeldebogen” überſandt. Wir bringen dies mit dem Anfügen zur
Kenntniß der Intereſſenten unſeres Bezirks, daß Abdrücke genannter Schriſtſtücke von
unſerem Sekretariat bezogen werden können.
Darmſtadt, den 8. November 1887.
[1b12
Großherzogliche Handelskammer.
Merck.
Dr. Kahlert.
Dr. Miehaelis:
46
ehieleranten l.
=Tz i käin'sh.
14)
Meöriksi
Stärkendes (tonisirendes) Nahrungs.
mittel Pür zodles 1lter.
Aueckmässig als Ersatz für Thee und kaffeo.
Lum wellicinischen Gehrauch bei katarhalischen Aſſectionen
der Verdanungsorgane, selbst hei Säuglingen zeilweise als
Ereatz für fhileh, besonders hei diarrhæischen Anständen mit
sicherer Wirkung anzuwenden.
Anerst in der unter Loitung des Herrn Prof. Dr. Sonator
Stohenden Poliklinik des fugusta-Nospitals zu Berlin mit
ansserordentlichem Erfolge angewandt.
(Siehe,Deutsche Modicinische Wochenschritt- Nr. 40. 1883)
500 Gr. Büchse, Verkauf Mk. 2.50
250
1.30
0.50
Probe Büchse
Wissenschatliche Abhandlungon über die Versuche und
Erfolge auf Franco-Anfrugen gratis.
Alle nige Fabrikanten:
1OT. SaIlvOreh
Köln a. Rh.
Vorräthig in allen Apothekeen.
D a s
Koßſengeſchäft von W. Hokmanm,
Darmſtadt, Grafenſtraße 18,
liefert ſtückreiche, wenig rußende
BuhrEohlem von großer Heitzkraft.
aus Zeche „ ver. Hamburg; ſowie Nußkohlen, Stückkohlen u. ächte Anthracit=
Kohlen und Briquettes.
[8107
2895
auf erſte Hypothek zu
100 Mf. 4½pCt. zu leihen
ge=
ſucht. — Offerten an die Expedition
unter F. W.
[11513
bis 3 kautionsfähige Züpfer, ſowie
C gangbare Wirthſchaften werden
an=
genommen. Wox. ſagt d. Exped. (11280
Ein Kaſtenofen,
faſt neu, billig abzugeben
Bruchwieſen=
ſtraße 8. Beſſungen.
(11514
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Oktober ſind eingegangen:
a. Legate: Nichts.
b. Geſchenke: Des Ludwig Kämmerer zu
Offenbach als Buße einer Beleidigungsklage,
eingeſandt durch Kreisamts=Gehülfe Köhler,
5 M.
c. Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus
27 M. 12 Pf. teilweiſe mit folgenden
In=
ſchriften: 1U) Geſtiftet von Ph. Büdinger 22 Pf.,
2) Ihr l. W. betet für mein Kind 50 Pf.;
3) Den a. W. 50 Pf. für Befreiung von einemi
großen Uebel ꝛc. S. O.; 4) Den Waiſen pro
Oktober 1887 2 M.: 5) Ihr l. W. bittet den
l. Gott, daß mein Wunſch in Erfüllung geht
Ed. A. 20 Pf.; 6) Für die a. W. das
Ver=
ſprochene 2 M. 20 Pf.; 7 50 Pf. für die a.
W. F. Sch.; 8) Für die Waiſen 50 Pf.; 9)
Den a. W. zum Dank, daß Gott geholfen hat
K. und ihre Kinder 10 Pf; 10) Ihr l. W.
danket d. l. Gott, daß er ꝛc. 30 Pf.; 11) Den
l. W. die verſprochenen 20 Pf.; 12) Ihr l. W.
bittet d. l. Gott, daß er meinen Wunſch
er=
füllen möge 40 Pf.; 13) Ihr l. W. bittet d.
l. Gott, daß mein Wunſch in Erfüllung gehe
H. 20 Pf.: 14) Ich danke d. l. Gott, daß er
meine Bitte erhöret hat 20 Pf.: 15) Den armen
Waiſen 10 M.
Darmſtadt, den 5. November 1887
Großherzogliche Landeswaiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrat.
pD
p.
Großherzagliches Hoftheater.
Freitag. 11. November.
13. Vorſtellung in d. 3. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Zopf und Hchwerk.
Hiſtoriſches Luſtſpiel in 5 Aufzügen von
Carl Gutzkow.
Perſonen:
Friedrich Wilhelm der Erſte Herr Werner.
Die Königin, ſeine Gemahlin Frl. Berl.
Prinzeſſin Wilhelmine, ihre
Tochter
Frl. v. Felden.
Der Erbprinz von Bahreuth Herr Hacker.
General von Grumbkow . Herr Mickler.
Graf Schwerin,
Herr. Müller!
Herr Schimmer.
Herr Knispel.
Herr Steude.
Frl. Schütky.
Frl. Bernhard.
Frau Kläger.
Graf Wartensleben
Graf Seckendorf, kaiſerliche:
Geſandter
Ritter Hotham,
großbritan=
niſcher Geſandter
Frau von Viereck
Frau von Holzendorf;
Fräul. von Sonnenfels
Eversmann, Kammerdiene:
des Königs
Herr Butterweck.
Kamke, Kammerdiener der
Königin.
Herr Leib.
Eckhof, ein Grenadier . Herr Göbel.
Ein Lakai des Königs
Herr Hartig.
Anfang 7 Uhr. Ende ¼10 Uhr.
Sonntag. 13. Nobember.
14. Vorſtellung i. d. 8. Abonnementsabteilung.
Blaue Karten gültig.)
Monart-Cyelus.
2. Abteilung. - 4. Vorſtellung.
Die Zauberſlöte.
Heroiſch=komiſche Oper in 4 Akten von Mozaͤrt.
2896
Nr. 221
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 3. bis 9. November 1887).
Gedorene: Am 29. Oktober: Dem Dachdeckermeiſter Johannes
Brückmann S. Jakob. Am 8. November: Dem Schuhmacher Rudolf
Sebaſtian Grün, S. Johann Auauſt Wilhelm. Am 2.. Dem Maurer
Adam Lotter, L. Louiſe. Am 4.: Eine uneheliche T. Margaretha Marie.
Am 5. Dem Schloſſer Georg Eberhardt, S. Georg Karl.
Aufgebote: Der Sergeant in der Großh. Train=Kompagnie
Anton Heinrich Korn dahier und Marie Anna Klebach zu Diez
a. d. L. T. des verſtorbenen Landjägers Johannes Klebach von da.
Der Bahnarbeiter Wilhelm Helfert und Henriette Louiſe Wolf, T.
des verſtorbenen Zimmermanns Friedrich Wolf II1. dahier.
Eheſchkietzungen: Am 6. November: Der Hilfsſchaffner bei der
Main=Neckar=Bahn Georg Heinrich Meier dahier, mit Anna
Eliſa=
bethe Emig von Gadern, T. des verſtorbenen Landwirts Johann
Emig III. von da. Der Bahnarbeiter Wilhelm Volk dahier, mit
Katharina Jung. L. des Schreiners Georg Jung zu Gronau.
Heſtorbene: Am 3. November: Der Schloſſermeiſter Ludwig
Pauli, 58 J. 7 M. 6 T.
Politiſche Ueberſicht.
Dentſches Reich. Das Befinden S. M. des Kaiſers iſt
fort=
während in erfreulicher, wenn auch langſamer Beſſerung begriffen;
am 9. nahm der Kaiſer die Vorträge Perponchers und Wilmowski's
entgegen.
Ueber das Beſinden des Kronprinzen liegen bis jetzt an
maß=
gebender Stelle neue thatſächliche Meldungen weder im guten noch
im ungünſtigen Sinne vor. Die Börſe war im Anfang ſehr
beun=
ruhigt, weil viele Beſucher beim Vorübergehen am kronprinzlichen
Palais wahrgenommen hatten, daß an vielen Fenſtern, die bisher
verhängt waren, die Vorhänge in die Höhe gezogen waren und daß
eine Reihe von Zimmern gelüftet und gereinigt wurden. Man
ſchloß bieraus, daß die Rückkehr des Kronprinzen bereits beſchloſſen
und eine Operation nicht länger aufzuſchieben ſei. Dieſer Schluß
iſt aber voreilig; die Lüftung und Inſtandſetzung der Zimmer iſt
nur angeordnet worden, um auf alle Fälle gerüſtet zu ſein. Mit
ſieberhafter Ungeduld erwartet man die Veröffentlichung des
Be=
fundes der gemeinſamen ärztlichen Unterſuchung. Ueber eine
Ope=
ration iſt bis jetzt noch nichts beſchloſſen; eine größere Operation
von Außen würde nicht in San Remo vorgenommen werden. Der
Kaiſer hat freilich den Wunſch ausgeſprochen, daß dieſe Operation,
falls ſie nicht zu umgehen ſein ſollte, in Berlin ſtattfinde,
voraus=
geſetzt, daß der Patient den Aufſchub und die Reiſe verträgt. Dieſe
Vorausſetzung kann aber als ſicher gelten, denn es handelt ſich nicht,
wie einzelne Blätter noch immer zu glauben ſcheinen, um eine
augenblickliche Gefahr, etwa infolge eines entzündlichen Vorganges,
denn das Allgemeinbefinden des Kronprinzen iſt nach zuverläſſigen
Nachrichten ein ganz gutes, was aber natürlich nicht ausſchließt,
daß der Charakter der jetzt entſtandenen Wucherung ein ſehr
bedenk=
licher und ernſter iſt. Profeſſor Bergmann iſt nach wie vor in
Berlin und weiß auch nichts davon, daß er nach San Remo
be=
rufen werden könnte. Dr. Schmidt aus Frankfurt a. M. verdankt
ſeine Berufung nicht dem Vorſchlage Mackenzies, ſondern dem
Ver=
trauen, das ihm von ſehr haher Stelle entgegengebracht wird.
Privattelegramme aus San Remo bezeichnen die Rückkehr des
Kronprinzen nach Berlin als wahrſcheinlich. Am Donnerstag
fan=
den dort weitere ärztliche Beratungen ſtatt.
Prinz Wilhelm iſt am Mittwoch mittag um 12 Uhr 45 Min.
in Genua eingetroffen, von wo er noch eine vierſtündige
Eiſenbahn=
fahrt nach San Remo zurückzulegen hatte, wo Dr. Krauſe bereits
eingetroffen iſt.
Ende dieſer Woche werden Prinz Heinrich und ſeine Schweſter,
die Erbprinzeſſin von Sachſen=Meiningen, aus Darmſtadt in Berlin
zurückerwartet.
Kaum mehr als zwei Wochen tkennen uns noch von dem
Zu=
ſammentritt des Reichstages und es erklärt ſich, wenn nun die
öffentliche Diskuſſion über das. was die neue Seſſion in ihrem
Schooße birgt, immer größere Kreiſe zieht. Obwohl das den
Reichs=
tag bei ſeiner Eröffnung erwartende Arbeitsmaterial noch kein
be=
onders reichliches ſein wird, da verſchiedene, in Vorbereitung
be=
ſindliche Vorlagen dem Hauſe erſt nach Neujahr zugehen werden,
ſo läßt ſich der Beratungsſtoff des Reichstages doch ſchon
einiger=
maßen überblicken. Es wären da, um nur die Hauptpunkte
hervor=
zuheben, zu erwähnen der Etat, der die Thätigkeit des Hauſes in
dem Seſſionsabſchnitte bis Weihnachten im Weſentlichen in Anſpruch
nehmen wird, dann die Getreidezollerhöhung, die Altersverſorgung
der Arbeiter, die Verlängerung der Legislaturperioden und des
Sozialiſtengeſetzes, die weitere Ausbildung unſeres Kolonialrechtes
und etwa noch die Erneuerung unſeres handelspolitiſchen
Verhält=
niſſes zu Oeſterreich=Ungarn. Von all dieſen Fragen nimmt zunächſt
die angekündigte weitere Erhöhung der Getreidezölle das meiſte
In=
tereſſe in Anſpruch, da verſichert wird, daß der Reichstag einen
bezüglichen Geſetzentwurf gleich bei ſeinem Zuſammentritt
vorfin=
ſinden werde.
Generalarzt Lauer, Leibarzt des Kaiſers, iſt ſeit einigen Tagen
nicht unerheblich an Lungenkatarrh erkrankt und bettlägerig, ſein
Zuſtand iſt aber in der Beſſerung begriffen. Der Kaiſer läßt ſich
täg=
lich teilnahmsvoll nach ſeinem Befinden erkundigen.
Der amerikaniſche Geſandte Pendleton iſt aus Urlaub nach
Berlin zurückgekehrt und hat die Geſchäfte der Geſandtſchaft wieder
übernommen.
Heſterreich=Angarn. Die Verhandlungen mit der Länderbank
wegen der bulgariſchen Anleihe dauern noch fort.
Schmeykal hielt am 8. im Prager deutſchen Verein eine
bedeut=
ſame Rede; unter dem Hinweiſe auf die Zerfahrenheit der Gegner
verlangte er, daß im deutſchen Lager mit den fraktionellen Neigungen
gebrochen werde.
Rrankreich. Die Nachrichten über die ungünſtige Wendung in
dem Beſinden des deutſchen Kronprinzen drängen auch in Paris
alles andere in den Hintergrund. Die Spezialiſten Pohet und
Fauvel ſprechen die Anſicht aus, daß eine unmittelbare Gefahr nicht
vorliege; aber beide ſind der Anſicht, daß den nach San Remo
be=
rufenen Aerzten nichts übrig bleiben werde, als die bereits im erſten
Stadium von deutſchen Aerzten empfohlene Tracheotomie (
Luft=
röhrenſchnitt) vorzunehmen. Beide ſagen übereinſtimmend, daß dieſe
Operation im vorliegenden Falle keine Lebensgefahr darbiete, meinen
jedoch, daß dieſelbe eine endgültige Heilung nicht verbürge.
Der Hofmarſchall des Fürſten Ferdinand von Bulgarien iſt in
Paris eingetroffen, um die Regierung um Ernennung eines
diplo=
matiſchen Agenten in Sofia zu erſuchen, und kam um eine Audienz
beim Miniſter des Auswärtigen Flourens ein.
Die Blätter betonen den Ernſt des Zwiſchenfalls in Betreff der
zurückdadierten Briefe Wilſons. Verſelbe veranlaßt heftige Angriffe
gegen das Miniſterium und Grevhy. Eine bezügliche Interpellation
der Oppoſition wird erwartet.
England. Alle engliſchen Blätter ſind voll von
Sympathie=
bezeugungen für den deutſchen Kronprinzen und von Telegrammen
über den beunruhigenden Eindruck, den die letzten Nachrichten über
ſeinen Zuſtand in Berlin, Wien und Paris hervorgerufen haben.
Die Stimmung im Publikum und an der Börſe iſt gedrückt, da
überall, wie dies gewöhnlich der Fall iſt, das Schlimmſte
voraus=
geſehen wird.
Der Lordmayorszug nach der Weſtminſter=Abtei am 9., welchem
diesmal weniger Zuſchauer als ſonſt anwohnten, iſt ohne
bemerkens=
werten Zwiſchenfall verlaufen.
Auf dem Lordmayorsbankett hielt Salisbury eine Rede, in
welcher er hervorhob, daß die Schwierigkeiten der Afghaniſchen
Grenzfrage beſeitigt ſeten. Eyub Kahn, welcher den Frieden von
Afghaniſtan bedrohen könnte, ergab ſich der indiſchen Regierung.
Bezüglich der allgemeinen europäiſchen Lage erklärte Salisbury, er
wiſſe nichts, das Anlaß zur Beunruhigung geben könnte, die
Herr=
ſcher und Miniſter aller großen Staaten hegen ausnahmslos jetzt
den ernſten Wunſch der Friedenserhaltung. Zukünftige Gefahr
könne nur aus etwaigen Ausbrüchen leidenſchaftlichen Gefühls großer
Bevölkerungsmaſſen entſtehen. Er gedenkt der Regelung des
Suez=
kanals und der Hebridenfrage, wodurch das Einvernehmen mit
Frankreich hergeſtellt ſei, ferner der ſympathiſchen Reden Crispis
und Kalnokys.
Belgien. Der Strike der Grubenarbeiter im Borinage ſoll
diesmal einen ausſchließlich wirtſchaftlichen Charakter tragen. Da
bedeutende Nachfragen um Kohlen vorliegen, und die Eiſeninduſtrie
einen lebhaften Aufſchwung nimmt, ſo benützen die Arbeiter die
günſtige Konſtellation, um höhere Löhne zu erzielen. Das
Charak=
teriſtiſche des jetzigen Strikes iſt der Umſtand, daß die Strikenden
von den früheren Chefs und den anarchiſtiſchen Aufwieglern nichts
wiſſen wollen und ſie ſogar mit Gewalt forttreiben. Trotzdem ſind
in den letzten Tagen mehrere Bataillone Truppen nach Mons und
Umgegend abgegangen. Uebrigens machte im belgiſchen Senate die
Regierung durch den Juſtizminiſter die Mitteilung, ſie werde ſich
demnächſt mit der Frage der Begnadigung der bei der letzten belgiſchen
Arbeiterbewegung Verurteilten beſchäftigen.
Italten. Das deutſche Schulgeſchwader, aus den Fregatten
„Stein', „Prinz Adalbert; „Moltke- und „Gneiſenau' beſtehend,
traf am Dienstag in dem Kriegshafen Spezzia ein, ein Ereignis,
welchem man bei den gegenwärtigen engen Beziehungen zwiſchen
Deutſchland und Italien wohl kaum eine gewiſſe Bedeutung
ab=
ſprechen kann.
Nach einem Telegramm aus Maſſauah hat General San
Mar=
zano am 9. bei der Uebernahme des Oberkommandos einen
Tages=
befehl an die Truppen und ein Manifeſt an die Kolonie erlaſſen.
Dänemark. Wie aus Kopenhagen vom 9. mitgeteilt wird, reiſt
der Kaiſer von Rußland mit ſeiner Familie am 15. oder 16.
No=
vember nach Berlin. Am Tage darauf begibt ſich die Prinzeſſin
von Wales mit ihren Kindern in Begleitung des Königs nach
Lübeck.
Rußzland. Aus Petersburg wird, allerdings nur gerüchtsweiſe,
der Rücktritt des Herrn v. Giers von der Leitung der auswärtigen
Angelegenheiten und deſſen Erſatz durch den gegenwärtigen
Bot=
ſchafter in Konſtantinopel, v. Nelidoff, gemeldet. Ferner ſoll
Wiſch=
negradski von der Leitung der Finanzen zurückzutreten beabſichtigen.
Nr. 221
Der Miniſterrat vom 9. beſchloß verſuchsweiſe die Einführung
des Branntweinmonopols im Gouvernement Perm.
Der „Graſhdanin: deſſen Herausgeber, Fürſt Meſchtſchersky,. erwerben. Erſtere hatte zu ihren Geſangsvorträgen auch ein
Lied=
mit dem kuſſiſchen Finanzminiſterium nahe Fühlung hat, will wiſſen, chen der Frau Deſirée Artst gewählt, was als ein Ausdruck
pietät=
daß dank den Bemühungen der Firma Rothſchild in Paris und voller Erinnerung an dieſe berühmte Geſangskünſtlerin, der Frl.
London ſeit dem Juli bis jetzt ruſſiſche Fonds im Werte von 300 Loiſinger ſo viel verdankt, gelten darf. Im Artoͤr'ſchen „Liebes=
Millionen Franes aus Deutſchland insbeſondere nach Frankreich frühling;, ſowie in der Havanaiſe von Viardot konnte die Dame
übergeführt worden ſeien.
Aus Riga wird der „Polit. Korr.: gemeldet: Ein Rundſchreiben hinſichtlich der Koloraturen, Triller und Verzierungen aller Art
ge=
des Gouverneurs ſchärft den Aemtern ein, der Gebrauch der deut= macht hat.
ſchen Sprache ſei ſelbſt bei Anſchluß einer ruſſiſchen Ueberſetzung
nicht geſtattet die Beſchlüſſe jener Gemeinden welche den ruſſiſi= verſchiedenen Konzerten gerechte Beachtung errang, gewinnt als
zierten Volksſchulen die ſeither für deutſche Schulen beſtimmte Bei= Violinſpieler immer größere Bedeutung. Seine heutigen Vorträge:
träge nicht ferner bewilligen wollten, wurden für ungültig erklärt Andante aus dem 5. Violinkonzert von Molique und Zigeuner=
Wie verlautet beabſichtigen die Geſandtſchaften wegen bielfacher weiſen von Saraſate, trugen durchaus den Stempel künſtleriſcher
Verletung des Briefaeheimniſſes Beſchwerde zu führen. In eineman Reife.
eine Petersburger Botſchaft adreſſierten Schreiben fand ſich
bei=
ſvielsweiſe die Kopie des Schreibens vor, welche durch eine fatale zerten des Muſikvereins bei dem kunſtliebenden Publikum als tüch=
Nachläſſigkeit beim Wiederzuſchließen mit eingelegt worden war. kige Geſangskraft hinlänglich beglaubigt iſt, erfreute uns leider nur
Vor einigen Tagen erhielt eine der Geſandtſchäften einen Brief aus durch den Vortraa der intereſſanten Schumann'ſchen Ballade
Bel=
dem Auslande, in welchen ſich neue ruſiſche Briefmarken verirrt ſazar= Herrn Hofmuſikus Wiedemann geſchmackvolles Harfenſpiel
hatten.
Infolge neuer Entdeckungen wurden in den letzten Tagen in
Petersburg zwei Offiziere und 3 Buchdrucker verhaftet; man fand 2. Teil des Programms füllten, hat ſich unſer erfahrener und
um=
bei dieſer Gelegenheit Dynamit und aufrühreriſche Aufrufe vor.
Vereinigte Staaten. In Chicago ſoll heute, Freitag, der letzte worben. Die Aufgabe war inſofern keine leichte, als die zumeiſt
ernſte Akt des daſelbſt ſeit Mäi vorigen Jahres ſpielenden anar= klaſſiſchen Stoffkreiſe, welchen man die Gruppen entnommen hatte,
chiſtiſchen Dramas in Scene gehen. Die Auffindung von Dynamit= eine durchaus feine, alle Einzelnheiten wohl abwägende Behandlung
bomben in der Zelle des Linag, der mit zu den zum Tode verur= exfordert. Eine nicht zu unterſchätzende Schwieriakeit lag auch
da=
teilten ſieben Chicagoer Anarchiſten gehört, konnte die Sympalhien rin, daß ſolche Seenen wie: Goethe und Lotte, Taſſo und die beiden
für die anarchiſtiſche Mordgeſellſchaft nicht erhöhen, ebenſowenig Leönoren ꝛc. in unſerer Vhantaſie im Anſchluß an Gemälde und
wie das Gerücht, die Geſinnungsgenoſſen der Verurteilten wollten Dichtung bereits eine ganz beſtimmte Geſtalt gewonnen haben, die
am Hinrichtungstungstage einen verzweifelten Schritt zu deren Be= wir gegen keine andere vertauſchen möchten. Herr Kranich hat es
freiung unternehmen. - Sowohl die franzöſiſchen Intranſigenten nun wirklich fertig gebracht, dieſes Erinnerungsbild nicht zu
ſchä=
als auch die Londoner Radikalen, hätten ſich ihre Schritte um Be= digen und doch das Auge durch gefällige Gruppierungen und richtige
gnadigung der Chicagoer Meuchler bei der herrſchenden Stimmung Verteilung von Licht und Schatten angenehm zu überraſchen. Die
ſvaren können. Inzwiſchen hat ſich die gerüchtweiſe aufgetauchte Mitwirkenden trugen durch ſtets paſſende Koſtüme das Jhrige zur
Meldung, einige der verurteilten Auarchiſten ſollten vom Gouver= Herſtellung eines harmoniſchen Geſamteindrucks bei.
neur von Illinois begnadigt werden, nicht beſtätigt.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 11. November.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben mittelſt
Aller=
höchſter Entſchließung vom 8. November 1887 in Gemäßheit der
Artikel 3 und 6 des Geſetzes vom 17. Juni 1874 die landſtändiſche
Geſchäftsordnung betreffend den Geheimerat von Werner zum
Landesherrlichen Kommiſſär für die erſte Kammer, ſowie den
Geheime=
rat Dr. Jaup und den Miniſterialrat Lotheißen zu Mitaliedern
der Landesherrlichen Einweiſungs=Kommiſſion für die zweite Kammer
ernannt.
5 Landesſynode. In der geſtrigen Sitzung genehmigte die
Synode die Lostrennung der Lvangeliſchen Konfeſſionsgemeinde
Leiſelheim von der Pfarrei Hochheim und Zuteilung zu der Pfarrei
Pfiffligheim, worauf ſie in die Beratung der Vorlage über die Wahl
der Dekane, ihrer Stellvertreter und der Mitglieder zur Landes=
und den Dekanatsſynoden eintrat. Faſt ohne jede Beanſtandung fand
das Geſetz die Annahme des Hauſes nach den vorgeſtern bereits
vorgetragenen Ausſchußanträgen. Auch die ſofort vorgenommene
zweite Leſung hatte das gleiche Reſultat. Da die Arbeiten für die
diesmalige Seſſion beendigt waren, vertagte ſich die Synode auf
unbeſtimmte Zeit.
E. Wir ſind es ſeit lange gewohnt, daß die zum Beſten der
Waiſeu alljährlich ſtattfindenden Abendunterhaltungen, Bazare, Könzerte,
Theateraufführungen ꝛc., einen vorwiegend künſtleriſchen Charakter
zur Schau tragen, und die Beteiligung des Publikums ſchon aus
dieſem Grunde eine äußerſt lebhafte und allgemeine iſt. Dies war
denn auch heute der Fall. wo ſchon das Programm eine Fülle von
Genüſſen für Ohr und Auge vorausſagte. Das umfangreiche
Kon=
zeriprögramm -wegen der vorgeſchritkenen Zeit erfolgte eine kleine
Abkürzung - enthielt in ſeinem inſtrumentalen und vokalen Teile
recht wertvolle Sachen, zu deren Ausführung ſich tüchtige
aus=
wärtige und heimiſche Kräfte vereinigten. Herr Arnold-wie
wir hören hat der Sänger mit ſeiner Ausbildung noch nicht
ab=
geſchloſſen - erfreute dürch den Vortrag des 103. Pſalms des
Rubinſteinſchen „E3 blinkt der Thau= und der Löweſchen Ballade
„Tom der Reimer, Sein metallreicher und ausgiebiger Bariton
macht ſich vorzugsweiſe in Kompoſitionen von getragenem Charakter
geltend; für die entſprechende Wiedergabe rein lyriſcher Stimmungs.
bilder muß ſich noch ein wenig mehr Innerlichkeit einſtellen, und
das iſt wohl nur eine Frage der Zeitl Herr Afferni, vom Raff=
Konſervatorium in Frankfurt, ſpielte nur eine Nummer, die Schuberl=
Liszt'ſche Wanderphantaſie, in welcher er aber doch reichlich
Gelegen=
heit fand, den Zuhörern eine recht aute Meinung von ſeinem
piani=
ſtiſchen Können beizubringen, das ſich in einem guten Anſchlag und
verſtändnisvollem Ausdruck charakteriſiert.
2897
Von den heimiſchen Künſtlern wußten ſich namentlich Frl.
Loiſinger und Herr Riller die Sympathien des Publikums zu
wiederum eine hübſche Probe geben von den Fortſchritten, die ſie
Herr Hofmuſiker Riller, der ſich ſchon vergangenen Winter in
Herr Prof. Städel, der durch ſeine Mitwirkung in den
Kon=
fand wie immer die entſprechende Würdigung.
Um das Arrangement der acht lebenden Bilder, die den
ſichtiger Herr Maſchinenmeiſter Kranich ein großes Verdienſt er=
Führten uns die Scenen und Geſtalten der drei erſten Tableaux:
1) Goethe und Lotte; 2 Taſſo und die beiden Leonoren; 3) Abſchied
aus Schillers Glocke, in das Reich unſerer klaſſiſchen Poeſie ſo
ver=
anſchaulichten uns 4) und 5) „Zitherſpieler= und „Die erſte
Studien=
reiſe; Scenen aus der traulichen Gebirgswelt, der Defregger eine
Reihe ſeiner wirkungsvollſten Motive entnimmt. Bild 6 „Hans
Sachs und Evchen” zeigte jenen Moment, in welchem Pogners
Töchterchen ſich bei dem klugen Meiſter Sachs Rat holt. Das
Arrangement war ganz ſo, wie wir es von der Bühne her kennen.
Kinkels Dichtung „Otto der Schütz= bietet auch eine Menge ſolcher
Scenen, die ſich ſchon im bloßen Gedanken zum Bilde fügen;
be=
ſonders gut eignet ſich wohl der Augenblick, als der Held nach dem
Meiſterſchuſſe am Hofe des Grafen von Cleve erſcheint. Dies war
das einzige Tableau, auf welchem mittelalterliche Rüſtungen, deren
Anblick dem Auge unwillkürlich die Welt der Romantik erſchließt,
Verwendung finden konnten. Ihren höchſt wirkungsvollen Abſchluß
fand die Bilderſerie in dem 8. figurenreichſten, aber ſehr
überſicht=
lich geordneten Tableau, welches den kulturgeſchichtlich und
literar=
hiſtoriſch denkwürdigen Moment fixierte, in welchem der jugendliche,
dazumal heimatloſe Friedrich Schiller am Hofe des Erbprinzen zu
Darmſtadt den 1. Akt ſeines „Don Carlos; vorlieſt. Es kam der
Lebenswahrheit des Bildes äußerordentlich zu ſtatten, daß eine
Schillermaske nicht erſt künſtlich zurecht geſtutzt werden mußte
ſon=
dern daß ſich die Aehnlichkeit in dem charakteriſtiſchen Kopfe des
hier lebenden Urenkels des Dichters wirklich vorfand.
Wie wir hören iſt Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog, der
den heſſiſchen Erbprinzen vorſtellte, bei der Anordnung des Ganzen
mit thätig geweſen, und jedenfalls haben die Ratſchläge des hohen
Herrn, die ſich auf umfaſſende Koſtümkunde ſtützen - wie man ſich
erzählt, ſoll der Erbgroßherzog auf dieſem Gebiete eine Autorität
ſein
gerade für dieſes Bild großen Vorteil gehabt.
Unſere ſtädtiſche Armenverwaltung hat in einer Streitſache
mit der Armendirektion in Berlin bei dem Bundesamt für
Heimat=
weſen ein obſiegendes Urteil erzielt, welches, wegen ſeiner prinzipiellen
Wichtigkeit für das Verhältnis der freien Hülfskaſſen zur
öffentlichen Armenpflege überhaupt, hier kurz mitgeteilt
wer=
den ſoll. Der Fall iſt folgender: Ein in der Stadt Darmſtadt
unterſtützungswohnſitzberechtigter Buchbindergehilfe meldete ſich wegen
ſchwerer Erkrankung zur Aufnahme in die kgl. Charite zu Berkin.
Trotzdem er dabei angab, daß er Mitglied der Centralkrankenkaſſe
der Buchbinder ſei, das ihm aus dieſer Kaſſe zuſtehende
Kranken=
geld alſo genügt hätte, die Koſten der Kür damit zu beſtreiten,
übernahm doch die Armendirektion in Berlin dieſe Koſten auf die
öffentliche Armenpflege und verlangte deren Erſatz von der
Unter=
ſtützungswohnſitzgemeinde Darmſtadt. Darmſtadt beſtritt mit
Rück=
icht auf das Vorgeſagte die Notwendigkeit armenrechtlicher Für
ſorge wurde aber beim Austrag der Sache auf dem Klagewege von
dem hieſigen Provinzialausſchutz nach Antrag der Armendirektion
Berlin zur Zahlung verurteilt. Der Provinzialausſchuß ſtützte ſich
760
2898
Nr.
dabei hauptſächlich auf 8 57 Abſ. 1 des
Arbeiterkrankenverſicherungs=
geſetzes, welches die geſetzliche Verpflichtung der Gemeinden und
Armenverbände zur Unterſtützung hülfsbedürftiger Perſonen
aus=
drücklich aufrecht erhalte. Auf von der Stadt Darmſtadt eingelegte
Berufung hob aber das Bundesamt das Urteil auf und wies Berlin
ab. Die angezogene Verpflichtung der Armenverbände habe immer
zur Vorausſetzung, daß Hilfsbedürftigkeit im armenrechtlichen Sinne
vorgelegen habe, was hier mit Recht beſtritten worden ſei. Wenn
dem betreffenden Buchbindergehülfen ein Anſpruch auf Gewährung
von Krankengeld gegen die Centralkrankenkaſſe der Buchbinder
zu=
geſtanden und dieſes Krankengeld zur Deckung der Koſten der
Krankenpflege in der Charité ausgereicht habe, wenn weiter die
Krankenkaſſe fähig und bereit zur Zahlung des Krankengeldes
ge=
weſen ſei, ſo lag eben keine Hülfsbedürftigkeit vor. Ueber alle dieſe
Punkte konnte ſich die klagende Armendirektion Berlin alsbald
ver=
läſſigen. Hatte ſie dieſe Thatſachen feſtgeſtellt, ſo konute ſie dann
jedes Eingreifen ihrerſeits ablehnen und es dem Kranken überlaſſen,
aus ſeinem Krankengeld die Kurkoſten ſelbſt zu beſtreiten.
Seit
Erlaß des Arbeiterkrankenverſicher ungsgeſetzes hat ſich das Bundes.
amt zum erſtenmale mit einem Gegenſtand dieſer Art beſchäftigt.
Das Urteil hat für die Armenverbände eine hohe prinzipielle
Be=
deutung, indem es dieſelben ermächtigt, unberechtigte
Unterſtützungs=
geſuche von Mitgliedern freier Hülfskaſſen in Krankheitsfällen
ab=
zuweiſen.
Heute abend 8 Uhr findet im großen Saale der Brauerei
Diſchinger (Textor) eine Verſammlung des Lokalgewerbvereins ſtatt,
auf welche wir hiermit beſonders aufmerkſam machen.
Ueber unſeren Landsmann Herrn Karl Fuchs aus Offenbach,
welcher in dem nächſten Hofmuſik=Konzert (14. November) mitwirken
wird, ſchreibt das „Elſäßer Journal' über ſeine Mitwirkung im
erſten Abonnements=Konzert des ſtädtiſchen Orcheſters: In Herrn
Fuchs lernten wir einen Celloſpieler von ſeltener Begabung und
vollendeter Technik kennen, welcher ſämtliche Schwierigkeiten ſeines
Inſtrumentes, mögen ſie heißen, wie ſie wollen, gleichſam ſpielend
beſiegt und ſeinen Saiten dabei ſtets einen ſchönen vollen Ton zu
entlocken weiß. Herr Fuchs ſpielte unter ſtets ſteigendem Beifalle
zuerſt ein ſehr ſchweres Konzerto in A-moll mit
Orcheſterbeglei=
tung, von Goltermann, ſodann „Nr. 2 aus den Stücken im
Volks=
ton- von R. Schumann, eine „Romanzel von Saint=Saens und
Am Springbrunnen' von Davidoff, eine reizende, charakteriſtiſche
Tonmalerei. Herr Fuchs darf nach den geſtrigen Proben ſeines
großen Talentes kühnlich an die Meiſter ſeines Inſtrumentes
her=
antreten.
4. Mainz, 9. November. Zu der Erweiterung des
hie=
ſigen Rochushoſpitals beſchloſſen unſere Stadtverordneten heute
abend den Ankauf eines angrenzenden Gebäudes zu dem Preiſe von
150000 M. Die Erweiterungsbauten ſind gleichfalls zu 150000 M.
taxiert.
4. Mainz, 9. November. Der hieſige demokratiſche Verein
hat ſich in ſeiner geſtrigen Generalverſummlung gegen eine weitere
Erhöhung der Kornzölle ausgeſprochen.
4. Vom Rhein, 9. November. Seit heute morgen iſt am Binger
Loch: die Fahrſtraße wiederum geſperrt. Das nämlich auf
einer Sandbank aufgefahreue Mannheimer Güterſchiff hat durch die
Strömung eine Wendung bekommen und iſt wieder gquer in das
Fahrwaſſer geraten. Mit der größten Vorſicht können Schiffe ſich
noch mühſam durchlavieren, während deſſen iſt der Floßverkehr
wieder vollſtändia geſperrt. Der Schaden für das Floßgeſchäft iſt
ein ganz unberechenbarer.
J. Mainz, 9. November. Von der Strafkammer des hieſigen
Landgerichts wurden heute 62 militärpflichtige Perſonen,
welche ohne Erlaubnis ausgewandert ſind, zu je 160 M. Geldſtrafe
eventuell 32 Tage Haft verurteilt.
Der 1887er hat vorgeſtern einem Mann von hier einen tollen
Streich geſpielt. Derſelbe hatte von dem „Neuen gründlich
ge=
koſtet und wurde auf dem Heimweg ſo vergnügt, daß er gleich dem
Mädchen aus der Fremde für jeden, der ihm begeanete, eine Gabe
bereit hatte und ſo allmählich alles, was er bei ſich trug, an den
Mann brachte. Als er damit zu Ende war und ſich vollſtändig
entblößt ſah, trat ein Umſchwung in der Weinlaune ein, er ging
aufs Polizeiamt und erzählte, daß er beraubt worden ſei. Dort
er=
kannte man aber bald ſeinen Zuſtand und empfing ihn gebührend.
Den anderen Tag ſtellten ſich bei der Polizer einige der nächtlich
beſchenkten Perſonen zur Zurückgabe der empfangenen Geſchenke ein.
Gießen, 9. November. Am geſtrigen Tage feierte Herr
Rechts=
anwalt Juſtizrat Diery ſein 50. Amtsjubiläum. An dieſem Tage
vor 50 Jahren wurde Herr Dierh als Gerichtsacceſſiſt vereidigt.
Von allen Seiten wurden dem Jubilar die herzlichſten Glückwünſche
dargebracht. Se. Königl. Hoheit der Großherzog verlieh ihm
das Ritterkreuz 1. Klaſſe des Verdienſt Ordens Philipps des
Groß=
mütigen. Se. Excellenz Staatsminiſter Finger ſandte ein
Glück=
wunſchſchreiben. Eine Deputation der heſſiſchen Anwaltskammer,
vertreten durch die Herren Rechtsanwälte Dr. Gutfleiſch und Baiſt,
überreichte eine Adreſſe, während die oberheſſiſchen Rechtsanwälte
durch die Herren Curtmann. Dr. Reatz und Dr. Roſenberg ihren
Glückwunſch darbrachten. Die Juriſten=Fakultät der Landes=Uni=
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verſität ernannte den Jubilar zum Ehrendoctor. Auch die
Stadt=
verordneten=Verſammlung, deren Mitglied Herr Diery lange Jahre
geweſen, ließ ihren Glückwunſch durch die Herren Beigeordneter
Keller und Stadtverordneter Homberger darbringen. Das
Land=
gericht, vertreten durch den Herrn Landgerichtspräſidenten Knorr
und die Staatsanwaltſchaft, vertreten durch den 1. Staatsanwalt
Herrn Jöckel, wie auch das Amtsgericht durch Herrn
Oberamts=
richter Langsdorff, übermittelten dem Jubilar zu ſeinem Ehrentag
die herzlichſten Glückwünſche. Möge demſelben noch recht lange ein
geſegneter Lebensabend beſchieden ſein.
G. A.
Gießen, 9. November. Die Quarta des Realghmnaſiums iſt wegen
zahlreicher Diphteritisfälle geſchloſſen worden.
Frankfurt, 10. November. Die Schwahn'ſchen
Konkurs=
gläubiger werden zwiſchen 2 und 3 Procent erhalten!
Frankfurt, 10. November. Der Kaſſierer der deutſchen
Vereins=
bank dahier, H. Weinbach, welcher allmählich 35 342 M.
verun=
treut hatte, iſt der Unterſchlagung in mindeſtens 30 Fällen für
ſchuldig erkannt und in eine Gefängnisſtrafe von 2 Jahren
verur=
teilt worden.
Die Stadtverordnetenverſammlung hat das Ausſchreiben einer
Bewerbung um Errichtung einer Centralſtelle für elektriſche
Be=
leuchtung genehmigt.
Köln, 9. November. Die kürzlich verſtorbene Baronin v.
Oppen=
heim hat ihrem Hausarzt die Summe von 60000 M. vermacht.
Wieu, 7. November. Geſtern fand in Preßburg die Trauung
der Gräfin Toeroek=Buska mit dem Direktor des Prager Theaters
Angelo=Neumann ſtatt.
Wien, 9. November. Die Hofoper mußte wegen ſchlechter
Aus=
führung der neuen elektriſchen Beleuchtung durch die hieſige
engliſche Geſellſchaft geſtern geſchloſſen werden. Der Zeitpunkt
der Wiedereröffnung iſt noch unbeſtimmt.
Senſation macht ein heute in der Klinik gehaltener Vortrag
des bekannten Laryngoſpiſten=Profeſſor Stoerk über die Krankheit
des deutſchen Kronprinzen. Stoerk beſchuldigt Mackenzie, daß
ſeine Behandlung eine falſche war, daß er trotz der Einrede der
deutſchen Autoritäten Sorgloſigkeit an den Tag legte und Fehler
machte, die gerade in Deutſchland, wenn es ſich auch nur um eine
Gewehrſchraube gehandelt hätte, nicht vorgekommen wären. Stoerk
ſprach ſeine Ueberzeugung dahin aus, daß das Reiſen von Ort zu
Ort der größte Fehler war und eine radikale Operation hätte längſt
vorgenommen werden müſſen, dann wäre Heilung bereits erfolgt.
Das Abreißen von Partikeln beſchleunigte die Wucherung.
Rom, 8. Novbr. In Livorno wurde geſtern ein Dynamit=
Attentat gegen das Gebäude der Volizeidirektion ausgeführt.
Ebenſo glücklicher wie wunderbarer Weiſe wurde niemand dabei
getötet. Es wurden viele Verhaftungen vorgenommen.
Rom, 9. November. Heute nacht gegen 2 Uhr wurde in Venedig
ein Erdſtoß verſpürt, der aber keinen Schaden anrichtete. Ebenſo
verſpürte man in Ferrara gegen 1½ Uhr ein wellenförmiges, ſieben
Sekunden andauerndes Erdbeben in der Richtung Nordoſt gegen
Südweſt.
Madrid, 9. November. Hillairand, welcher ein Attentat auf
Bazaine verübt hat. iſt zu achtjähriger Zwangsarbeit verurteilt
worden.
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TCodrs=Anzrige.
Glalt jeder beſonderen Arzeige.)
Freunden und Bekannten die ſchmerzliche Nachricht,
daß heute Vormittag unſer lieber Vater, Großvater und
Schwiegervater
Eonrad Gerhardl,
Großh. Kanzlei=Inſpector 1. P.,
nach kurzem, ſchwerem Leiden im 79. Lebensjahre
ver=
ſchieden iſt.
Darmſtadt, am 10. November 1887.
Namens
der trauernden Hinterbliebenen:
Gerhardt.
Ober=Conſiſtorial=Buchhalter.
Die Beerdigung findet ſtatt: Sonntag den 13. d. Mts.,
Mittags 3 Uhr, vom Portale des Friedhofs aus.
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Tageskalender.
Montag. 14. November: Generalverſammlung des evangeliſchen
Kirchenbauvereins im Saalbau.
Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruderei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.