Darmstädter Tagblatt 1887


13. Oktober 1887

[  ][ ]

Aonnement= prei=
vlertelrEhrllch
1 Marl 50 Pf. ind.
Bringerlohn. Auswärn werden von
ellen Poſtkmtern Beſtellungen en=
engenommen
zu 1 Mark 50 Pf
ww Quartal iuel. Poftauzſchlaz

150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Illuflrirtes Unterhaltungsblatt.

Zuſerate
wedenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12. ſowie auswärts
von allen Annonen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
fur die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Volizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Donnerstag den 13. Oktober.
Ns 200.
1887.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Durchſchnittsmarktpreiſe.
Gemäß der Beſtimmung in Poſ. 6 Abſatz 5 der Inſtruction zur Ausführung des Geſetzes über die Naturalleiſtuangen für
die bewaffnete Macht im Frieden (Reichsgeſetzblatt Nr. 25 von 1875) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für
den Monat September 1887 als Durchſchnittsmarktpreiſe für Hafer M. 12.-, für Heu Mk. 6, für Stroh Mk. 4.
per 100 Kilogramm ermittelt worden ſind.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
110230

Betanntmuchung.
Diejenigen hieſigen Einwohner, welche Tauben halten, wollen dieſelben wegen
der Saatzeit vom 10. d. Mts. bis 10. November l. J3. bei Vermeidung einer
Strafe von 2 Mk. für jeden vorkommenden Uebertretungsfall eingeſperrt halten.
Sollte ein Taubenbeſitzer nicht im Stande ſein, ſeine Tauben bis zum Ein=
tritt
des oben genannten Termins in den Schlag zu bringen, ſo muß er davon-
bei
Vermeidung der Nichtbeachtung dieſes Umſtandes - auf unſerm Büreau ( ath=
haus
am Markt, 1. Stock) alsbald Anzeige machen.
Darmſtadt, den 6. Oktober 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[10136

Bekanntmuchung.
Die Anlieferung von
25 Centner Kornſtroh, ſog. Langſtroh,
30
Maſchinenſtroh,

zur Einwinterung der Brunnen, ſowie
20 Centner Kornſtroh,
zur Einwinterung der Gasbehälter=Baſſins auf dem Gaswerk, ſoll auf dem Wege
der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Freitag den 14. Oktober d. Js., Vormittags 10 Uhr,
bei uns, Stadthaus, Rheinſtraße 18. einzureichen, woſelbſt auch die Bedingungen
auf Zimmer Nr. 13 zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, den 7. Oktober 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[10191
Ohly.

Bekanntmachung.
Die am 10. d. Mts. in der ſtädtiſchen
Tanne abgehaltene Kartoffel=Verſteigerung
iſt genehmigt und können die Akfuhr'/

ſcheine an der Stadtkaſſe in Enpfang ge=
nommen
werden.
Darmſtadt, den 11. Oktober 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1023]
Ohly.

Verſteigerungsanzeige.
Donnerstag den 13. Oktober 1887,
Nachmittags 4 Uhr,
wird die Kartoffelernte von einem Acker
auf der Hardt durch den Unterzeichneten
ſöffentlich meiſtbietend gegen gleich baare
Zahlung verſteigert.
Zuſammenkunft findet um 3 Uhr am
Landkrankenhauſe ſtatt.
Darmſtadt, den 10. Oktober 1887.
Engel
[10232
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Dr.
f. .
AuIL8
neueſter Ernte,
Sougon, Congo, Pecco
Pfund M. 2. 80 bis 6.-
CROCOLAUN
von Suchard und Wagner,
CaCa0 van Houten
und Wagner,
GOcOLADE.BonLols
von Suchard und Cie. frang.
ſempfiehlt zu allen Preiſen
[10233
Wilhelminen=
M. ATIU, ftraße 29.
Ein Porzellanoſen
ſehr billig zu verk. Wo? ſagt die Exped.
675

[ ][  ][ ]

2580

Nr. 200
Bekanntmachung.
Samstag den 15. Oktober, Vormittags 10 Uhr,
werden auf dem Rathhauſe zu Beſſungen im Gemeindekiefernwald Diſtrikt
Köhlertanne 36 Looſe Waldrodland zum Umroden nach den vorgeſchriebenen Be=
dingungen
öffentlich an die Wenigſtnehmenden in Akkord gegeben.
Beſſungen, den 8. Oktober 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[1018]
Berth.
Lorhweiden Verſteigerung.
Montag den 17. Oktober l. Js., Nachmittags 3 Uhr,
werden die diesjährigen Korbweiden auf der ſogenannten Blinnwieſe öffentlich an
die Meiſtbietenden verſteigert.
Zuſammenkunft der Steigerer iſt an Ort und Stelle zunächſt des Heuwegs.
Beſſungen, den 6. Oktober 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[10025

ehrere junge Edel=Hirſche
werden dieſe Woche zerlegt,
wovon ich vorzüglichen

Hirsohbraten

Bekanntmachung.

Die Anlieſerung von 25 Centner Gerſtenſtroh, ſowie 15 Centner Kornſtroh
ſſog. Langſtrohl, zur Einwinterung der Brunnen, ſoll auf dem Wege der Sub=
miſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Montag den 17. Oktober d. Js., Vormittags 1 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen, woſelbſt auch die Bedingungen zur Einſicht
offen liegen.
Beſſungen, den 6. Oktober 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
10026
Berth.
gae
E
Weinisseise.
karrirt, einfarbig, geſtreift
zu billigſten Preiſen.
GbSuUUhrU C. Pollmann,
Schuſtergaſſe 16.

GOSSG EESTGIAU
von
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Um ſchnell zu räumen, verkaufe die neueſten Façons
zu Fabrikpreiſen; vorjährige moderne Façons unter Fabrik=
preiſen
, ältere Façons zu halben Fabrikpreiſen.
Sammete, Peluche, Ränder, Federn ete.
zu bedeutend herabgeſetzten Preiſen.
Modellhüte erſtaunlich billig.
Hinder-Müte von 20 Pf. an.
[10032
Fantasie-Flügel von 20 Pf. an.
Garnirte Hinderhüte von 50 Pf. an.

Ludwigsſtraße
H. Lshmanh,
D.

im Ausſchnitt empfehle. (10235
Heir. Röhrich,
gegenüber der kathol. Kirche.

Frankfurter

I0ll) alul

Frima
ſlothaer Corvolat,
Trüſkol, Jobor- und
Jungenſurst,
friſch eingetroffen.
B
G.L. Polb,
Bleichſtraße.
Eioler Sprolten,
Goler und Englsohe
Bokige num Rohesson.
eingetcoffen.
Schellſsche
(lo23s
erwartend.
Emanuel Fuld.

ſ9993


Gemiſchte
Murmelade,
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Erdboer-Marmolade,
per halb Kilo 70 Pfg.
Jac0b Röhrſoh,
Hoflieferant.
Lebendfriſche
HonGuſsond,
jeden Tag eintreffend, empfiehlt
Theodor Stemmor,
Eliſabethenſtraße 14. 10238

[10237

[ ][  ][ ]

Nr. 200

Friſch geſchoſſene Haſen, Hirſch= u. Reh=
Braten, feinſt gemäſtete franz. Poularden,
ſowie ſelbſt
gemäſtete Gänſe, Enten,
Hahnen, Suppenhühner und Tauben,
empfiehlt in ſchonſter größter Auswahl zu dem billigſten Preiſe
H. Grimm,
Wildpret= und Geflügel=Handlung,
[10239
Schulstrasse 16.

2581

J. Sohvelzer,
Holz- und Kohlenhandlung,
Eliſabethenſtraße 35.
Ich offerire hiermit in la. Qualitäten
billigſt:
Gtückreiches Fettschrot,
Gewaschene Nusskohlen,
Anthraeitkohlen,
Stückkohlen,
Nuss-Schmiedekohlen,
Tannen- und Buchenholz.

D a s
Kohlengeſchäft von W. Hoſtmamm,
Darmſtadt, Grafenſtraße 18,
liefert ſtückreiche, wenig rußende
RuhrRohlen von großer Heitzkraft
aus Zeche ber. Hamburg=, ſowie Nußkohlen, Stückkohlen u. üchte Anthracit=
6810]
Kohlen und Briquettes.
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(Griech. und latein. Klaſſiker. - Wörterbücher - Atlanten u. ſ. w).
neu und antiquarisch.
00
empfiehlt
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Buch= und Kunſthandlung - Antiquariat,
Eliſabethenſtr. 4 lnächſt dem Ludwigsplatzl. (0240

Bfeiffer &am; Dillers
Kaſſee=aſſenz gaſeular=

anerkannt
beſtes
und aus=
giebigſtes
.
in Dosen.
mittel.
Nur ücht, wenn jede Doſe die volle Firma trägt. Zu haben
[10241
in den Colonialwaarengeſchäften.

1883

1888.

4EN

Kartoffelm.
Der Verſandt von Salat= und feinſten
und mittleren Sorten Kartoffeln, beſte
Qualitäten, hat begonnen, was ich meinen
Abnehmern hiermit ergebenſt anzeige.
Tobias Deisz.
Offtein, 6. Oober 188. 10l45
Fortwährend
Wurst,
und Fleisch
=il Ahuez-L-. zu haben.
Gut genährte Pferde werden ange=
kauft
in der Roßſchlächterei
[10244
Magdalenenſtraße 20.
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Zeitz, Parfümerie=Fabrik.
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friſchung
u. Befeſtigung des Zahnfleiſches
und zur Erhaltung von weißen, ſchönen
Zähnen.
Ein Verſuch mit dieſer Paſta läßt die
Vorzüglichkeit derſelben ſofort erkennen.
Zu haben bei Fr. Schaefer, Großh.
Hoflieferant, Ludwigsplatz 7.
(9654

1882

Hochfeines

(9547

1888.

neue diesjährige Ernte,
Mk. 2.50, Mk. 3. Mk. 3.50 und Mk. 4 per Pfund,
looſe, ſowie in allen Packungen, empfiehlt
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[10242
Mathildenplatz 1.

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Albert Rosenthal, Frankkurt a. M.
(10243

SATAUOA
G. P. Poth,
Ecke der Caſino= und Bleichſtraße.
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Buhrkohlon zu billigſten Preiſen
liefert fortwährend Ph. Wolf, Kohlen=
handlung
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1A. Stoarmieſtor,
Münzing.,
in allen Packungen ſowie loſe bei
H. V. Prassel.¾

[ ][  ][ ]

2582

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wie
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ranzen ꝛc., nach den Beſtimmungen aller
hieſ. Lehranſtalten, empfiehlt billigſt (10150
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per Pfd. 25 Pfg.
1l.
1 II. 606L a6nI.

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Zander,
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Friſche Bachforellen billigſt.
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Kieler Bückinge & Sprotten.
Aſtrachan= und Elb=Caviar.
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Hebk. Zonnger.
Hoflieferanten. 110249

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Dieburgerſtraße 45.
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eſſel
und ein do. Blumentiſch mit
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[10251

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Zimmern und allem Zubehör zu verm.

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miethen
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halber
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Neckarſtraße 18. 1. Etage.
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hoch, eine Wohnung, beſtehend aus 3
Zimmern, Küche und allen Bequemlichkeiten
iſt baldigſt zu beziehen.

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ſtraße
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10253) Magdalenenſtraße 21 eine
kleine Wohnung zu vermiethen.
10254) Schulzengaſſe 2 eine Part=
Wohnung auf 1. Novbr. zu vermiethen.
Näh. Beſſ. Schulſtr. 7 bei A. Heil.

4

Amiaataare.

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Parterrezimmer mit ſeparat. Eing. ſofort.
7163) Ein kleines Zimmerchen mit
Penſion an einen braven jungen Mann.
Näheres in der Expedition.
7464) Neckarft. 11, nahe d. Drag.=Kaſ.
ſind ſchön möbl. Parterrezimmer, paſſend
für 2-3 Herren.
8510) Soderſtraße 79 ein hübſch
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
9002) Verläng. Hochſtraße 18 ein
ſchönes Zimmer mit 1 od. 2 Kab., möbl.
9121) Marienplatz 10 ein fein möbl.
Zimmer mit Kabinet, nach dem Platz, da=
9252) Obergaſſe 4, nächſt d. Inf.=
Kaſerne, ein freundl. möbl. Zimmer.
9663) Waldſtraße 7. 1. Stock, eir
möbl. Zimmer mit ſeparatem Eingang.
9759) Blumenthalſtr. 47 zwei inein=
andergehende
Zimmer möbl. oder unmöbl.
an ein 1 oder 2 Herren zuſammen oder
getrennt zu vermiethen.
9858) Teichhausſtr. 8 ein gut möbl.
Zimmer zu vermiethen.
9860) Nieder=Ramſtädterſtraße 9,
Hinterb., ein kleines möbl. Zimmer, an
einen ſoliden Herrn oder anſtänd. Frauen=
zimmer
, zu vermiethen.
9907) Eliſabethenſtr. 40 im Neubau
ein ſchön möblirtes Zimmer zu verm.
10076) Grafenſtr. 31, 2 Treppen, ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
10078) Ecke der Soder= u. Stifts=
ſtraße
44, III. Stock, ein möbl. Zimmer
mit oder ohne Penſion.
10079) Nieder=Ramſtädterſtr. 1, erſter
Stock, ein hübſch möͤbl. Zim. ſof. z. verm.
10081) Mauerſtr. 14 ein gut möbl.
Zimmer.
10163) Hochſtr. 38 ein ſchön möbl.
Zimmer mit ſeparat. Eingang ſofort.
10164) Woogsplatz 3 iſt ein großes
gut möbl. Zimmer mit ſeparatem Ein=
gang
ſofort zu vermiethen.
10165) Wilhelminenplatz 17 zwei bis
drei möbl. ſchöne Zimmer ſofort zu verm.
10255) Neckarſtr. 9. 1. St., zwei
ineinandergehende Zimmer für 1 auch 2
Herren, auf Wunſch mit Penſion.
10256) Luiſenſtr. 28 Beletage gut=
möblirtes
Wohn= nebſt Schlafzimmer.
10257) Ludwigsplatz 3, 1. St., ein
möbl. Zimmer an einen anſtänd. Herrn.

5

[ ][  ][ ]

10258) Sandſtr. 10, Ecke der kath.
Kirche, 1-2 Zimmer, möblirt oder un=
möblirt
, zu vermiethen.
10259) Magdalenenſtraße 21 ein
möbl. Zimmer für 1 oder 2 Herren z. v.
E

10260) Mädchen, die ſich jed. Arbeit
unterziehen, ſuchen ſofort Stelle.
Frau Gluske, Mühlſtr. 8 part.
10261) Ein braves Mädchen ſuchl
Stelle in einen kl. Haushalt od. zu Kin=
dern
. Stellenbureau Frau E. Bau er,
Ludwigsplatz 3. 1. St.
10262) Eine reinl. junge Frau ſucht
Laufdienſt. Frau Reßling. Louiſenſtr. 30.
10263) Ein junger Mann, der ſeit=
her
eine kleine Landwirthſchaft betrieben
und nebenbei eine Spezial=Agentur über
Feuerverſicherung bekleidete, ſucht Stellung
irgend welcher Art. Zu erfragen Carls=
ſtraße
44 part.

Nr. 200

2583

10264) Zwei ordentliche Mädchen
von 20- 22 Jahren, mit guten Zeug=
niſſen
, ſuchen ſofort Stellen. Näher. bei
Frau Fiſcher, kleine Ochſengaſſe 6.

10265) Ein Mädchen ſucht Be=
ſchäftigung
für einige Stunden des Nach=
mittags
. Näheres in der Exped. d. Bl.
Eine perfekte Hodistin
empfiehlt ſich den geehrten Damen in u.
außer dem Hauſe. Näheres Waldſtr. 30
im Seitenbau, 2. Stock.
f10266
Perfekte Putzmacherin
nimmt noch Kunden an in und außer dem
Hauſe. Näheres Expedition.
(9966

uAuaag:

Fleißige Mädchen,
welche die Maſchinenſtrickerei erlernen
wollen, finden dauernde Beſchäftigung.
Strumpfwaarenfabrik,
Schloßgartenſtr. 65. (10109
10267) Brave Müdchen, die gut
kochen können, erhalten ſehr gute Stellen.
Stellenbureau Frau E. Bauer, Ludwigs=
platz
3, 1. Stock.
10268) Ein braves Dienſtmädchen
wird per ſofort geſucht. Frau Segebarth.
Friedrichſtr. 40, 1 Tr.
10269) Eine alleinſtehende Dame ſucht
ſofort ein ſolides Mädchen, das ſelbſt=
ſtändig
kochen, waſchen und bügeln kann;
etwas Nähen erwünſcht. Saalbauſtr. 72.
Mehrere Jungen
finden als Taglöhner dauernde Arbeit bei
Gebrüder Roeder,
Herdfabrik. (10225

Alice=Schule.

Beginn der Winterkurſe am 20. Oktober.
Anmeldungen: Dienstags von 10-12 und Samstags von
3-5 Uhr im Schulhauſe, Friedrichsſtraße 4.
10270
Der Vorstand.

Kaufmänniſcher Verein.
Samstag den 15. Oktober, Abends 8½ Uhr,
im Vrreinslokale:
VereimsaVersammluug.
Tagesordnung: 1) Bericht des Vorſtands über die Thätigkeit.
2) Referate.
3) Verſchiedenes.
Um zahlreiche Betheiligung bittet
Der Vorstand.
40211

HorArtuVarahn

6

(46. Vereinsjahr: 1887-88).
Montag den 17. Oktober, Abends präcis 8 Uhr:
WOVouh,
M Ulvou
4.
unter Leitung des Herrn Hofkapellmeiſters W. de Haan,
und unter gütiger Mitwirkung
des Herrn Hoffängers Hofmüller von hier und des Herrn Concertſängers
Adolf Müller von Frankfurt a. M., ſowie der Großherzogl. Hofmuſik.

Programm.
1) Rinaldo=, Cantate für Tenor=Solo, Männerchor
und Orcheſter
2) Arie aus Hans Heiling=
Geſungen von Herrn Adolf Muͤller.
3) Der Königſohn:, Ballade für Soli, Männerchor
und Orcheſter

von J. Brahms.
H. Marſchner.

W. de Haan

Ausnahmsweiſe werden für dieſes Concert Karten an Nichtmitglieder zu
dem Preiſe von 3 Mk. abgegeben. Zu haben in den Muſikalien=Handlungen
von M. Bölling und G9. Thies, ſowie Abends an der Kaſſe.
[10272

ſcin auch zwei Schüler der höheren
= Lehranſtalten finden
gute Pension
für ſofort Hölgesſtr. 4, 1 Stiege hoch.
Zu erfragen Niederramſtädterſtraße 1
parterre.
l9363
Meine Wohnung
befindet ſich von heute an
10177
Liebigstrasse sparterre.
R. Elasserl, Kleidermacherin.
Reiſegeſellſchaft für
England.
Eine junge Dame, welche vom 20ſten
d. M. ab nach London zu reiſen beab=
ſichtigt
, ſucht Reiſeanſchluß an Damen.
Näheres Georgſtr. 13, 2. Stock. (10273

Ein braver Knecht
kann ſofort eintreten.
Wo? ſagt die Expedition.
[0175
10224) Auf ein hieſiges Büreau wird
ein Lehrling mit Anfangsgehalt geſucht.
Offerten unter L. F. an die Exped.
Tüchtige Monteure
und
Maſchinenſchloſſer
ſuchen
[0174
Jonuloth & Ellonborgor.
Gute Lahrstelle
iſt für einen jungen, anſtändigen Mann
offen. Meldungen im Blumengeſchäft,
[10274
Rheinſtraße 3.
676

[ ][  ][ ]

2584

Nr. 200.

Die

(Altrenommirte)

Thüringer Juuslſärborei Hönigsee

Firma

Mehrfach
und CE e mISCAO UöSCROTOT (pämirt

iſt durch eine weitere weſentliche Vergrößerung ihres Etabliſſements ganz beſonders in den Stand geſetzt, bei
Ex- anerkannt vorzüglichen Leiſtungen M
im Umſärben und Reinigen müßige Preiſe zu ſtellen und raſch zu llefern.

Muſter der hochmodernen Farben dieſer Saiſon und Annahmeſtelle bei
Frau D. Kiefer Wittwe, Ernſt=Ludwigsſtraße.

(8971

10275) Zwei in feinerem hieſigem
Geſchäfte thätige, junge Mädchen
ſuchen in gebildeter Familie ein
möblirtes oder unmöblirtes
Zimmer.
Offerten nebſt Preisangabe beſorgt
die Expedition unter J. B.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 13. Oktober.
11. Vorſtellung in d. 2. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)

Zwei halbe Sperrſitzplätze,
nebeneinander, geſucht. Näh. Exp. 110276

(i
C=

in guterhaltenes Tafelklavier iſt für
80 M. zu verk. Näh. Exped. (0277

Soffmannsſtr. 2. nahe d. Schulen, erh.
⁶⁄) junge Schüler mit oder ohne gute
bürgerl. Koſt ſchöne billige Wohng. (0278

- rirrre.
Frsei.

5chiffsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Radvy, Eliſabethenſtraße 27.
Der Schnelldampfer,Eider'Kapitän Berdrow.
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am
I. Oktober von Bremen abgegangen war.
iſt am 10. Oktober wohlbehalten in New=York
angekommen.

Norma.
Oper in 3 Aufzügen von Bellini.
Perſonen:
Sever, römiſcher Proconſul
Herr Bär.
in Gallien
Oroviſt, Haupt der Druiden Herr Riechmann.
Norma, deſſen Tochter, eine
4
Seherin.
Adalgiſa, Dienende i. Tempel
Irmenſuls
Frl. Loiſinger.
Clotilde, Norma's Freundin Frl. Schütky.
Flavius, Sever's Begleiter Herr Reichhardt.
Scene: Gallien, der heilige Hain und Tempel
Irmenſuls.
v1 Norma. Frau Baumann=Triloff vor
Frankfurt a. M. a. G.
Anfang 17 Uhr. Ende gegen ¼10 Uhr.

Sonntag. 16. Oktober.
13. Vorſtellung in d. 2. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig).
Moxart-Cyelus.
1. Abteilung. - 1. Vorſtellung.
Neu einſtudiert:
Zdomeneus, König von Creta.
Heroiſche Oper in 3 Akten von Mozart.

ArrdigniieazirsA eteeae

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Shnagoge).
Samstag den 15. Oktober
Vorabendgottesdienſt um 5 Uhr
Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 5 Uhr 55 Min.

Freitag, 14. Oktober.
12. Vorſtellung i. d. 2. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Des Reeres und der Liebe Beſſen.
Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Fr. Grillparzer.
Anfang 7 Uhr. Ende 110 Uhr.

Gottesdienſt in der Shnagoge der
3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 15. Oktbr.: Vorabend 4 Uhr 45 Min.
Morgens 8 Uhr - Min.
Nachm. 4 Uhr,
Min.
Sabbathausgang 6 Uhr Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag, 16. Okt. an:
Morgens 6 Uhr 15 Min.
Nachm. 4 Uhr 30 Min.
W. Dienstag den 18. und Mittwoch den
19. Oktober:
Rausch Chandesch Harcheschwon.

Politiſche Reberſicht.

Deutſches Reich. Vom Kaiſer iſt, um das Andenken des ver=
ſtorbenen
früheren kommandierenden Generals des 5. Armeecorps,
Grafen v. Kirchbach, zu ehren, angeordnet worden, daß ſämtliche
Offiziere dieſes Armeecorps drei Tage lang Trauerflor an dem
linken Unterarm anzulegen haben.
Eine größere Anzahl türkiſcher Offiziere, welche zur Dienſt=
leiſtung
zur deutſchen Armee kommandiert und verſchiedenen Regi=
mentern
derſelben zugeteilt waren, ſind nunmehr wieder aus den=
ſelben
geſchieden und nach der Türkei zurückberufen worden. Da=
gegen
iſt eine Anzahl anderer türkiſcher Offiziere ſeit einiger Zeit
zur Ausbildung hierher geſandt worden; doch erlernen dieſelben in
einem Offizier=Vorbereitungs=Inſtitut erſt die deutſche Sprache.
Der preußiſche Kultusminiſter hat die Provinz=Regierungen
beauftragt, bei der Ruheſtandsverſetzung von Lehrern und Lehrerinnen
nur die zwingende Notwendigkeit prechen zu laſſen, weil ſonſt eine
übermäßige Belaſtung der Staatskaſſe und die Schwierigkeit der
Beſetzung frei werdender Stellen eintreten müßte.
Der Hochverratsprozeß gegen den Anarchiſten Neve vor dem
Reichsgericht zu Leipzig, hat, wie aus der Meldung des Telegraphen
ſchon bekannt, mit der Verurteilung des Angeklagten zu 15 Jahren
Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverluſt, Stellung unter Polizeiaufſicht
und Beſchränkung des Aufenthaltes geendigt. Da der Prozeß unter
Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand, ſo läßt ſich nur aus der
dem Urteil beigegebenen umfangreichen Begründung einigermaßen
ein Schluß auf den Gang der Verhandlungen und deren Ergebniſſe
ziehen und dieſe zeigen, daß mit Neve in der That ein gemein=
gefährlicher
Geſell der Gerechtigkeit in die Hände gefallen iſt. Neve
hat eine umfangreiche anarchiſtiſche Propaganda entfaltet und durch
die anarchiſtiſchen Druck= und Flugſchriften den gewaltſamen Um=
ſturz
der beſtehenden ſtaatlichen und ſozialen Verhältniſſe gepredigt,
außerdem bemühte er ſich beſonders die anarchiſtiſche Bewegung
in Oeſterreich in Fluß zu bringen. Der höchſte deutſche Gerichtshot
hat ſich nicht veranlaßt geſehen, dem Neve mildernde Umſtände zu=
zubilligen
, ſondern das größte Strafmaß zuerkannt, auf welches
ſich bei den Vergehen und Verbrechen des Angeklagten überhaupt
erkennen ließ. Für's erſte iſt Neve auf lange Jahre hinaus ſeiner
visherigen Thätigkeit entzogen und man kann nur Genugthuung

darüber empfinden, daß dieſes gefährliche Mitglied der radikalen
Umſturzpartei für Jahre unſchädlich gemacht worden iſt.
Heſterreich=Angarn. Im Abgeordnetenhauſe brachte der Abge=
ordnete
Polak eine Interpellation wegen der Zuckerſteuervorlage und
der Abgeordnete Rieger eine Interpellation an die Geſamtregierung
Der neugewählte
wegen des Erlaſſes über die Mittelſchulen ein. Abgeordnete und frühere Schauſpieler Graf Lazansky er=
ſchien
am 11. im Abgeordnetenhauſe in ezechiſcher Nationaltracht,
was ſehr peinlich berührte.
Die Militär=Zeitung meldet amtlich, daß der öſterreichiſchen
Waffenfabrik Auftrag zur Herſtellung verbeſſerter Manlicher=Gewehre;
von 8mm Kaliber gegeben worden iſt. Die Erzeugung von groß=
kalibrigen
Gewehren iſt beendigt.
Frankreich. Die=Agence Havas! veröffentlicht eine Mitteilung
der ruſſiſchen Botſchaft, worin die dem Großfürſten Nikolaus zuge=
ſchriebenen
Worte auf dem Schiffe Uruguay;, formell dementiert;
und als burleske und phantaſtiſche Erfindung bezeichnet werden.
Die Blätter bringen ein Schreiben Wilſon's, worin derſelbe;
ſeine Beziehungen zur Familie Limouſin darlegt. Es geht daraus,
hervor, daß Limouſn aus dem Loire=Departement ſtammt, welches
Wilſon in der Kammer vertritt. Wilſon habe ſich 1885 für Limouſin
mehrmals erfolglos verwendet. Nach der Verheiratung Limouſin's
im Jahre 1886 ſei deſſen Frau auf ihren Wunſch von ihm empfangen
worden, als er aber geſehen, daß dieſelbe die Gelegenheit benutzte
von allen möglichen Dingen zu ſprechen, brach er die Unterredung,
ab. Später empfing Wilſon ein Schreiben von Frau Limouſin,
worin dieſelbe auf ein Verleumdungskomplot gegen Wilſon anſpielt;
und ihn zu einem Beſuch aufforderte, worauf Wilſon gar nicht
antwortete. Dies ſeien alle auf ſein Verhältnis zu Limouſin be=
züglichen
Thatſachen.
Der Temps' meldet vom 11. d.: Heute nachmittag fand bei
General Andlau eine Hausſuchung ſtatt. Der General, welcher
geſtern abend abgereiſt war, beabſichtigte heute mittag zurückzukehren,
war aber bis 3 Uhr nachmittags noch nicht eingetroffen.
Außer dem baron prussien' ſollte den Enthüllungen der Jour=
nale
zufolge auch ein prince prussien' kompromittiert ſein, was
ſich nun dahin aufklärt, daß ein ſeit 1867 in Paris lebender Prinz von

Hanau, über deſſen Lebensweiſe und Privatverhältniſſe ſchon ſeit
langer Zeit =kein Zweifel beſteht, mit der Frau Limouſin in Ver=

[ ][  ][ ]

7

44

g2
G0

Nr=
bindung
=geſtanden haben ſoll. Die,France' beſchuldigt als Grund=
urſache
des Uebels die - deutſchen Bierwirtſchaften in Parisl,
durch welche harmloſe Offiziere in das Garn deutſcher Spione
gelockt würden!! Ueber die Intimität der Limouſin und des Generals
Thibaudin hat das Journal des Debats' folgendes in Erfahrung
gebracht: Bekanntlich deſertierte der General (Thibaudin) Comagny
als Gefangener der Deutſchen im Jahre 1870 und diente dann im
franzöſiſchen Heere unter dem Namen Thibaudin. Während des
Waffenſtillſtandes ſuchte er eine Zuflucht in Fontenay=ſous=Bois
bei einem gewiſſen Poulain und deſſen Frau, der ſpäteren Mme.
Limouſin. Nach dem Abſchluß des Friedens wurde der General
Thibaudin nach Algerien geſchickt und brach nun alle Beziehungen
mit der Familie Voulain ab. Aber als er Kriegsminiſter wurde,
erinnerte ſich die Witwe Poulain der geleiſteten Dienſte und beſuchte
ihn im Miniſterium, wo ſie ſich feſtzuſetzen und zahlreiche Be=
ziehungen
anzuknüpfen wußte.
Engkand. Die vom Gaulois; verbreiteten ungünſtigen Nach=
richten
über die Geſundheit Salisburys ſind gutem Vernehmen nach
völlia unbearündet.
Das Bureau Reuter' meldet aus Teheran: Von der aus 16
Perſonen beſtehenden Begleitung Ejub Khans, welche nach der Ver=
treibung
aus afghaniſchem Gebiete nach verſchiedenen Richtungen
geflohen war, wurden einige gefangen, während ſich andere den per=
ſiſchen
Behörden ſtellten; acht ſind bisher noch nicht entdeckt. Der
hier eingetroffene Bruder Ejub Khans, welcher ſich in der Beglei=
tung
befand, ſich jedoch von dieſer trennte, erklärte, Ejub Khan litte
an Waſſermangel, er glaube, Ejub ſei bereits in der Wüſte umge=
kommen
. Hier berrſcht die Anſicht, Ejub befände ſich noch in ſeinem
Verſteck auf perſiſchem Gebiet. Bisher iſt die Expedition Ejubs
vollſtändig mißlungen.
Wie in Holland, ſo regt ſich auch in England ein energiſcher
Widerſpruch gegen das Treiben der Sozialiſten. In Lavestoft bei
Norwich wollten am Sonntag mehrere ſozialiſtiſche Agitatoren An=
reden
an die Menge halten. Dieſe griff aber die ſozialiſtiſchen
Apoſtel mit Stöcken an und mißhandelte ſie in bedenklicher Weiſe.
Nur mit Mühe vermochte die Polizei die mißhandelten Sozialiſten
der Wut des Volkes zu entziehen.
Dänemark. Der 8ar gedenkt mit ſeiner Familie am Freitag
Kopenhagen nach etwa zehnwöchentlichem Aufenthalte nun ebenfalls
zu verlaſſen und hiermit wird die fürſtliche Familienidhlle von
Schloß Fredensborg für dieſes Jahr wiederum ihr Ende erreicht
haben. Am Montag fand ſich noch König Oscar von Schweden zu
einem kurzen Aufenthalte in Fredensborg ein und wurde ihm zu
Ehren am Dienstag eine Hofjagd bei Helſingör abgehalten, worauf
der König nach Schweden zurückkehrte.
Bukgarien. Die Wahlen zur Sobranje ergaben eine ſehr große
Majorität für die Regierung. Tie Zahl der Wähler war bedeutend
größer als bei früheren Wahlen. In Oſtrumelien nahmen auch die
Türken und Griechen an der Wahl Teil. In Hasköi gelang die
Bildung eines Wahlbüreaus nicht, ſo daß keine Wahl ſtattſand.
Die Ordnung wurde nicht geſtört. In Lootſcha verlief die Wahl
bis nachmittags 3 Uhr ruhig, dann warfen aber einige Wähler die
Wahlurne um und ſtreuten die abgegebenen Stimmzettel herum. In
Plewna und Rahowitza wurden die Wahlbureaus von den Zanko=
wiſten
angegriffen, weshalb militäriſche Hilfe requiriert wurde. Als
die Zankowiſten verſuchten, den Soldaten die Waffen zu entreißen,
ſchoffen letztere. wobei einige Perſonen getötet und verwundet wur=
den
. Der Unterpräfekt von Rahowitza und mehrere andere wurden
durch Steinwürfe verletzt. In Kutlowitza, einem der Hauptheerde
der Agitation gegen die Regierung, wo ſich kein Militär befand
begaben ſich die Wähler, anſtatt ein Wahlbureau zu bilden, von
dem=Popen geführt nach der Präfektur, wo ſie den Unterpräfekten
und die Gendarmen belagerten, ſowie Fenſter und Thüren zertrüm=
merten
. Um ſich den Ausgang zu erzwingen, ließ der Präfekt
feuern, wobei mehrere Perſonen verletzt und einige getötet wurden.
Eine herbeigerufene Truppenabteilung ſtellte die Ruhe wieder her.
Rord=Ameriſa. In New=York ſind die Sozialiſten und die
Anhänger des Arbeiterführers Henry George thatſächlich aneinander
geraten. Die Sozialiſten wollten ein Meeting auf Union Square
abhalten, wurden aber unterwegs von den Georgianer angegriffen,
infolge deſſen ſich zwiſchen beiden Parteien eine große Prügelei ent=
wickelte
. Schließlich trieben Poliziſten die Kämpfenden auseinander
und machten hierbei von ihren Knüppeln ausgiebigen Gebrauch, ſo
daß gegen 50 der Tumultuanten, teils zu den Socialiſten, teils zu
den Georgianer gehörig, Verletzungen erhielten.

Darm ſtadt. 13. Oktober.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſt v. Chappuis, Kommandeur des 1. Großh. Inf.=Regts. 115,
den Hauptmann v. Brieſen von demſelben Regiment, den Major
v. Schaumberg und den Sekondlieutenant Suermondt vom 2. Gr.
Drag.=Regt. (Leib=Drag=Regt.) Nr. 24, den Oberſtabsarzt 1. Klaſſe
Dr. Schäfer vom Großh. Feld=Artill.=Regt. Nr. 25 (Großh. Artill.=
Corps), den Hauptmann Zentgraf vom Inf.=Regt. Nr. 132, den
Hauptmann v. Lyncker vom Leib=Grenadier=Regt. Nr. 8, den Sekond=

200
2585
lieutenant Neidhardt vom 3. Garde=Regt. 3. F., den Sekondlieutenant
v. Diemar vom Inf.=Regt. Nr. 138, den Kreisarzt des Kreiſes
Bingen; Medizinalrat Dr. v. Heſſe, den Landrichter Weller von
hier, den Geheimen Kommerzienrat Feldheim, Konſul der Vereinig=
ten
Staaten von Mexico in Mainz, den Mitprediger Beyer von
Schotten, den Kreisbauaufſeher Wolf und den Lehrer Lorz von
Nidda; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den Miniſterial=
präſidenten
Weber, den Oberkonſiſtorialpräſidenten Dr. Goldmann,
den Geheimerat Dr. Becker.
Ordensverleihuug. Wie der D. R. A.- meldet, haben Se.
Majeſtät der Kaiſer allergnädigſt geruht, dem Pionier Hofmann
vom Pionier=Bataillon Nr. 16 die Erlaubnis zur Anlegung der
demſelben verliehenen Großherzoglich Heſſiſchen Rettungs=Medaille
zu erteilen.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 27, enthält: 1) Be=
kanntmachung
, den Holzpreistarif für die Großh. Domanialwald=
ungen
pro Forſtwirtſchaftsjahr 1887,88, Rechnungsjahr 1888 89
betr. 2) Ueberſicht über die Einvahmen und Ausgaben des Kirchen=
und Schulbau=Fonds für die Provinz Rheinheſſen für das Jahr
1883 84. 8) Ueberſicht über die Einnahmen und Ausgaben des
Kirchen= und Schulbau=Fonds für die Provinz Rheinheſſen für das
Jahr 1884,85. 4) Bekanntmachung, die Umlagen der israelitiſchen
Religionsgemeinde zu Heppenheim a. d. W. für 1887,88 betr.
5) Bekanntmachung, die für 1887 zur Beſtreitung der Bedürfniſſe
der israelitiſchen Religionsgemeinde Partenheim zu erhebende Um=
lage
betr. 6) Namensveränderung. 7) Aufgabe der Zulaſſung zur
Rechtsanwaltſchaft. 8) Dienſtnachrichten. 9) Konkurrenzeröffnungen.
- In mehreren öffentlichen Blättern hatte in letzter Zeit ein
Artikel Aufnahme gefunden, in welchem mitgeteilt wurde, der
evangeliſche Prediger Guyot in Mainz im Bunde mit ſeinem
Amtsbruder in Kaſtel habe durch das Großh. Oberkonſiſtorium
einen Erlaß des Miniſteriums des Innern, Abteilung für Schul=
angelegenheiten
, durchgeſetzt, wonach es hinfort verboten ſei,
in den Schulen des Kreiſes Mainz das Kreuz=
zeichen
zu machen und das Gegrüßet ſeiſt Du
Mariaz zu beten, da die wenigen anweſenden evangeliſchen
Kinder dadurch geärgert würden. Von amtlicher Seite
wird der D. Z. mitgeteilt, daß dieſe Angaben
vollſtändig unwahrſind.
Victoriaſchule. Geſtern wurden die Vorſchulklaſſen der Victoria=
ſchule
⬜IHa und b. 1X, X) in dem neu hergerichteten ſtädtiſchen
Schulhauſe, Waldſtraße 21, eröffnet. Zugleich fand in dem Schul=
gebäude
der Victoriaſchule die amtliche Einführung der neu ange=
ſtellten
Lehrkräfte durch Herrn Direktor Wulckow ſtatt. Es ſind
dies die Herren Dr. Bekker von der höheren Mädchenſchule in Gießen,
Herr Fuchs vom hieſigen Gymnaſium, Herr Ramge von der Real=
ſchule
in Groß=Umſtadt und Fräulein Watzinger von der Stadt=
ſchule
in Pfungſtadt. Der Direktor ſprach den Behörden ſeinen
Dank für dieſe neue bedeutſame Förderung der Anſtalt aus und
nachdem er ſeiner Hoffnung dahin Ausdruck gegeben hatte, daß die
neuen Lehrer zur Ehre und zum ferneren Gedeihen der Victoria=
ſchule
eifrig mitwirken würden, begrüßte er dieſelben auf das herz=
lichſte
. Frln. Watzinger iſt eine Schülerin des Darmſtädter Lehrer=
innenſemtnars
.
Immobilienverkauf. Das Haus des Herrn Kreisarzts Dr.
v. Heſſe, Steinſtraße 32, ging in den Beſitz des Herrn Dr. Maurer,
käuflich über.
Unter 62 Bewerbern wurde Herr Muſikdireltor Zerlett ein=
ſtimmig
als Dirigent des Wiesbadener Männergeſang=Vereins ge=
wählt
.
Geſtern morgen gegen 4 Uhr iſt in der Gegend von Gundern=
hauſen
Schnee gefallen.
J. Mainz, 11. Oktober. Nachdem die großen Unternehmungen
wie Hafenanlagen u. ſ. w. im Großen und Ganzen vollendet ſind,
ſteht unſere ſtädtiſche Verwaltung vor einem neuen koſtſpieligen
Vroiekt, zu deſſen Ausführung jetzt von vielen Seiten gedrängt wird.
Es iſt dies der Bau eines allgemeinen öffentlichen Schlachthauſes
mit Viehhof. Während kleinere Nachbarſtädte derartige Anlagen
bereits längſt gemacht, beſtehen in Mainz in dieſer Beziehung un=
vergleichliche
Verhältniſſe, indem faſt jeder Metzger ſein eigenes
Schlachthaus hat und darin, unbekümmert um die ſanitären Be=
läſtigungen
ſeiner Nachbarſchaft, ganz nach Belieben ſchalten und
walten kann. Die großen Mißſtände des heutigen Zuſtandes ſind
längſt anerkannt und ſchon zu verſchiedenen Malen hat man einen
Anrand zu deren Abſtellung gethan, aber immer iſt die Sache ins
Stocken geraten. Neuerdings ſind wieder Petitionen an die ſtädtiſche
Verwaltung gerichtet worden, in welchen zunächſt die Umwohner
der beſtehenden Schlachthäuſer um deren Beſeitigung bitten. Die
Bürgermeiſterei hat mündlichen Petenten die Zuſage gemacht, eine
früher gebildete Spezialkommiſſion in thunlichſter Kürze zuſammen=
zuberufen
und ihr Vorſchläge und teilweiſe gefertigte Projekte vor=
zulegen
.
München, 11. Okt. Die Holbein'ſche Madonna aus
Darmſtadt, der hohe Gaſt unſerer Pinakothek, hat ſchon heute
rüh Tauſende von Beſuchen empfangen. Das herrliche Bild Hol=
beins
iſt, umgeben von zwei Cypreſſen, im großen Rubens=Saal
ausgeſtellt, und man darf ſagen, daß trotz des gänzlich unpaſſen=

[ ][  ]

2586
Nr. 200

den ſtark vergoldeten Barockrahmens und trotz der Nachbarſchaft
der leuchtenden Rubensbilder der Holbein mit ſeinen leuchtenden
Farben unbeirrt bleibt.
Berlin, 11. Oktober. Marcella Sembrich hat am Montag
abend die Berliner Konzert=Saiſon in der Philharmonie eröffnet.
Ihr Erfolg übertraf alle früheren Triumphe. Die Sängerin, herr=
lich
bei Stimme, wurde enthuſiaſtiſch gefeiert und mit Blumenſträußen
überſchüttet. Das Haus war total ausverkauft.
New=York, 12. Oktober. Auf der Chicago atlantie Eiſenbahn
ſtieß unweit Northjudton (Indiana) ein Güterzug mit einem Expreß=
zug
zuſammen. Vier Perſonenwagen, darunter ein Schlafwagen,
wurden umgeſtüzt und gerieten in Brand; 17 Paſſagiere ſind tot,
25 mehr oder weniger ſchwer verletzt.
Suez, 11. Oktober. Der Kanaleingang iſt ſeit 8 Uhr morgens
durch das Auflaufen eines deutſchen Dampfers verſperrt.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 11. Oktober.
Die Welt, in der man ſich langweiltu.
E. M. Dieſes Pailleronſche Luſtſpiel bewegt ſich auf einer durch=
aus
geſunden Grundlage, und was ganz beſonders betont werden
muß in einer Sphäre, die den üblichen Stoffkreiſen der franzöſiſchen
Dramatiker inſoweit etwas ferner liegt, als ſich das Thema hier
nicht um die beliebten Eheſtandsintriguen dreht, ſondern um die
Schilderungen einer Welt, in der alles äußerlich höchſt ehrbar zu=
geht
, in der es ſich weder um kühne Finanzſpekulationen noch
piquante Liaiſons handelt, wo vielmehr alles darauf ankommt, den
Menſchen von Grundſatz und Solidität herauszukehren. Ja die
franzöſiſche Geſellſchaft, die man ſich gewöhnt hat im Anſchluß an
eine gewiſſe Roman= und Dramenlitteratur immer als den Tummel=
platz
aller möglichen Senſationsgeſchichten zu betrachten, ſie hat auch
ihre Kreiſe, welche einen vorzugsweiſe profeſſoralen Zuſchnitt haben
und die ſich ängſtlich von allen Elementen fern halten, die denſelben
beeinträchtigen könnten. Wer in dieſen Kreiſen wohlgelitten ſein
und Carriere machen will, muß ſeinen inneren und äußeren Menſchen
akademiſch zuſtutzen. Aus der erſten Scene, die uns ſofort in medias
res führt, empfangen wir aus dem Munde des Unterpräfekten Ray=
mond
eine launige Schilderung von dieſer Welt, in der man ſich
mit ſo viel Anſtand langweilt. Er giebt ſeiner jungen, lebensluſtigen
Frau, die nicht recht zu begreifen vermag, weshalb auch ſie eine Rolle
in dieſer unintereſſanten Welt' übernehmen ſoll, eine kleine Lektion
über die Art ihres Auftretens - denn die Looſung, welche von den
tonangebenden Perſönlichkeiten dieſer Geſellſchaft ausgeteilt wird,
erſtreckt ſich auch auf die Frauen. Die Langeweile', verſichert der
Unterpräfekt ſeiner Gattin, hat einen ſehr bedeutenden, einen unge=
heueren
Einfluß in Frankreich. Der Franzoſe hat vor der Lange=
weile
einen Abſcheu, der ſo groß iſt, daß er zur Verehrung wird."
Und Leute, die hieraus Vorteil zu ziehen verſtehen und gleichſam
ein Monopol auf die Langeweile nehmen, werden außerordentlich
reſpektiert. Gediegenheit, wiſſenſchaftliche Gründlichkeit, Ernſt der
Lebensanſchauung - das ſind die Schlagwörter, welche alle Augen=
blicke
fallen, und für welche namentlich die Gräfin Ceran eine große
Stärke zeigt. Dieſe Dame, die ſich aus Politikern, Akademikern,
Dichtern und Rednern einen kleinen Hofſtaat gebildet hat und von
ihrem Salon aus dieſe Welt zu beherrſchen trachtet, hat u. a. auch
das Kunſtſtück fertig gebracht, ihren Sohn Roger zu einem tadel=
loſen
Muſtermenſchen zu erziehen. Roger hat bis zu ſeinem 28. Jahre
noch keine einzige Thorheit begangen, ſein Sinn iſt einzig au
Studienreiſen und die Abfaſſung gelehrter Aufſätze in der Zeitſchrift
für Altertumswiſſenſchaft gerichtet. Der Umſtand, daß er in einem
derſelben einmal einige Verſe von Alfred de Muſſet citierte, flößt
ſeiner Mutter bereits Beſorgnis ein, denn ein Mann der ſtrengen
Wiſſenſchaft darf ſich derartige Phantaſtereien nicht zu ſchulden
kommen laſſen. Ich möchte nur wiſſen; meint Roger naiv.woran
man die gediegenen Bücher unzweifelhaft erkennt?- Das ſind die=
gibt
ihm mit guter Laune ſeine Tante, die Herzogin von Revide,
zur Antwort die nicht aufgeſchnitten werden.: Die Herzogin von
Reville, die geiſtreiche und lebensfriſche Franzöſin der alten Schule,
iſt die einzige, welche das Treiben ihrer Umgebung nicht mitmacht,
vielmehr ſtets mit Liebenswürdigkeit und richtigem Takte bemüht
iſt, die Thorheiten desſelben nach der Richtung des geſunden Ge=
fühls
und Menſchenverſtandes hin auszugleichen. Daß es in dieſer
plangweiligen Welt; auch nicht an Glücksrittern und Spekulanten
fehlt, iſt ſelbſtverſtändlich. Die Jagd nach Aemtern und Ehren=
poſten
iſt hier ſo lebhaft wie anderswo. Da iſt in erſter Linie der
trockene Gelehrte Saint Reault, der aus der Verühmtheit ſeines
Vaters für ſich das Recht einer Profeſſorſtelle ableitet. Ferner der
gewandte Bellac, der Modegelehrte und Damenprofeſſor, der den
Salon der Gräfin Ceran zu einer Art Hörſaal erweitert, und die
banalſten philoſophiſchen Redensarten ſeinem entzückten Auditorium
zum beſten giebt. Bellac gehört außerdem zu der Sorte von Leuten,
welche öffentlich Waſſer predigen und heimlich Wein trinken. Bei
ſeiner theatraliſch zur Schau getragenen Begeiſterung für die plato=
niſche
Liebe verfolgt er den Zweck, ſich das Herz der ſchönen, ge=
lehrten
Engländerin geneigt zu machen. Miß Luch Wattſon iſt
eine ſehr intereſſante Luſtſpielfigur und vom Dichter in beſtimmter

und zugleich feiner Zeichnung gehalten. In deutſchen Luſtſpielen
ſinken derartige Erſcheinungen gewöhnlich zur Karrikatur herab.
Von höchſt origineller Art iſt die Scene des philoſophiſchen Rendez=
vous
zwiſchen dem Profeſſor und der Miß, in welcher erſterer der
gelehrten Dame als Zeichen ſeiner Huldigung den Bürſtenabzug
ſeines neueſten Buches überreicht, welches, beiläufig bemerkt, den ſehr
viel verſprechenden Titel Vermiſchtes führt.
Eine Wiederholung des amuſanten Stücks wird uns Gelegen=
heit
zum Eingehen auf die Darſtellung geben. Für heute nur ſo
viel, daß dieſe in allen Teilen eine ſorgfältig vorbereitete war und
demzufolge auch reichlich die ihr gebührende Anerkennung fand.
Zur Vorbereitung auf Jdomeneo.
E. Jdomeneo iſt die erſte Schöpfung des Meiſters Mozart,
die von ihm ſelbſt ſo hoch gehalten wurde, daß er ſie ſtets ſeinen
beſten Werken beizählte. Der zweite Aufenthalt in Paris lag
hinter ihm, als er das Werk ſchuf, das ſeine Unſterblichkeit be=
gründen
ſollte. Faſt in keinem ſeiner ſpäteren Werke hat Mozart
eine ſolche ernſte Haltung, einen ſolchen Schwung, eine ſolche an
Gluck erinnernde Würde und Erhabenheit gezeigt, wie in dieſer
einen griechiſchen Stoff behandelnden Oper. Dieſelbe war im Herbſt
1780 vom Kurfürſten Karl Theodor von Bayern, deſſen Günſtling
Mozart'ſchon in Mannheim geweſen war, für ſein neues Opern=
haus
in München beſtellt worden, das eine ziemlich auserleſene Ge=
ſangstruppe
hatte und jetzt mit jener ausgezeichneten Inſtrumental=
kapelle
geſchmückt war, die Karl Theodor in Mannheim gebildet
und bei ſeiner Ueberſiedlung mit nach der neuen Reſidenz gezogen
hatte, in welcher Jdomeneo' (domeneo di Creta ossia Iia
e Hdamante) am 26. Januar 1781 die erſte Aufführung erlebte. Im
ganzen ſteht Mozart auch in dieſem Werke auf dem Boden der
altitalieniſchen Opera seria. Die Oper war in Italien dem dop=
pelten
Beſtreben entwachſen, gleich den Griechen, deren Himmel ſich
der geiſtvollen Renaiſſance wieder aufſchloß, einerſeits eine wirk=
liche
Rede in Tönen, wie ſie die damals verwickelte Vielſtimmig=
keit
der Kunſtmuſik nicht beſaß, und andererſeits ein Drama zu be=
itzen
, das die erhöhte Sprache hatte, welche der griechiſchen Tragödie
durch Herbeiziehung der muſikaliſchen Recitation zuteil geworden
war. Dies brachte das italieniſche muſikaliſche Drama im Laufe
der Zeit dahin, daß die Form der Arien, alſo der ſinnlich ſchönen
oder ausdrucksvollen Melodie', allmählich die Hauptſache wurde
und das Ganze daher Opera per musica, d. h. Stück für oder mit
Muſik wurde. Deshalb ward in der italieniſchen Oper ſchließlich
der ganze Text ſo hergerichtet, daß faſt alles zu einer einzelnen
Situation und Stimmungsäußerung und die Arie, alſo der Geſang
der einzelnen Sänger, die Hauptſache wurde. Da dieſe letzteren
zum Teil Sopraniſten waren, ſo war der Komponiſtſchließlich ganz
in ihre Hand gegeben und mußte alſo möglichſt ſchön für ihre Be=
ſonderheit
ſchreiben. Gegen dieſen Stand der Dinge kehren ſich die
Gluck'ſchen Reformen mit allem Nachdruck, und Mozart hat ſie ſich
im Jdomeneo' bereits in der Behandlung der Recitative zu Nutze
gemacht, während die in den Arien gemachten Zugeſtändniſſe an
die Geſangsvirtuoſität italieniſch ſind, und des Meiſters eigenes,
ſelbſtändiges Können in den großartigen Chören und noch mehr in
der für jene Zeit unerhört kühnen und durch feinſte Charakteriſtik
muſterhaften Inſtrumentierung zu Tage tritt. Sehr wahr bemerkt
der Mozartbiograph Aubicheff, daß man im Jdomeneo' ſehr wohl
unterſcheiden könne, wo Mozart noch von dem Formalismus der
Opera seria abhängig ſei, wo er Gluck und der franzöſiſchen Oper
nachſtrebe, und wo er ganz ſelbſtändig und frei nur ſeine eigene
Künſtlernatur darſtelle.
Gegenſtand des Werkes iſt das alte Jephta=Gelübde, nach der
Inſel Kreta verlegt, wohin ihr König Jdomeneo ſoeben von der
Verſtörung Trojas zurückkehrt. Auf der Reiſe gelobt er in einem
ſurchtbaren Sturme, dem zürnenden Neptun den erſten Menſchen
zu opfern, der ihm begegne. Es iſt ſein eigener Sohn Jdamante,
der zum Opfer beſtimmt wird. Verzweiflungsvoll will Jdomeneo
ihn in fremde Lande entſenden. Aber der erzürnte Neptun erregt
zur Vereitlung dieſes Plans einen noch fürchterlicheren Sturm und
läßt durch ein Seeungeheuer das Land verwüſten und die Menſchen
bedrängen. Das Volk ſtrömt darauf laut wehklagend zuſammen
und erfährt nun das verhängnisvolle Gelübde, das den geliebten
König bindet. Jdamante aber hat derweilen das Untier erlegt und
iſt ſogar, als er ſein Geſchick vernimmt, bereit, ſich als freiwilliges
Sühneopfer darzubieten. Da ſtürzt ſeine geliebte Illa ſich zwiſchen
ihn und den Vater: ſie will ſtatt ſeiner den Tod erleiden. Aber
indem ſie mit dieſem Entſchluſſe niederkniet, hört man ein großes
unterirdiſches Getöſe, die Statue des Neptun erſchüttert ſich, der
Prieſter, der die Todesweihe vornehmen ſoll, ſteht in Verzückung,
alles bleibt vor Furcht unbeweglich und eine tiefe, majeſtätiſche
Stimme verkündet als Willen der Götter: Jdomeneo ſoll dem
Throne entſagen, den dann der ſchwergeprüfte Jdamante nebſt
ſeiner geliebten Illa beſteigt.
Es ſind große und ernſte menſchliche Situationen, was hier
als Kern des Ganzen vorlag, und Mozart hat es verſtanden,
ihnen gerecht zu werden, indem er die Hauptſache erfaßte und
Nebendinge Nebendinge ſein ließ.

Krud und Verlag: L C. Wittich'ſche Hofbuchdruderei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.