Abennement=
prei=
viertehſhrelich 1 Mark 50 Pf. md
Bringerlohn Auswärts werden von
Mden Poſtmtern Beſtelungen em-
Ryengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
zw Cnartal incl. Poſaufichlaz
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Inſerate
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23,
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12. ſowie gauswärtg
von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ
fuͤr die Bekannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Ne 186.
Freitag den 23. September.
4907.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir finden uns veranlaßt, die nachſtehenden Beſtimmungen mit dem Anfügen in Erinnerung zu bringen, daß die
Schutzmannſchaft angewieſen iſt, gegen Zuwiderhandelnde unverzüglich Anzeige zu erheben.
l. Polizeiſtrafgeſetz Art. 271: Hinſichtlich des Ausweichens der Fuhrwerke und Reiter ſind folgende Beſtimmungen
zu beachten:
1) alle Fuhrwerke, beſetzte oder leere Chaiſen, beladene oder leere Wagen, welche ſich auf öffentlichen Wegen begegnen,
müſſen, inſofern es die Beſchaffenheit und Breite der letzteren geſtatten, einander zeitig zur Hälfte rechts ausweichen,
d. h. rechts auf die Seite ſo weit einlenken, daß für das andere Fuhrwerk die Hälfte der Fahrbahn frei bleibt.
2) Geſtattet die Beſchaffenheit des Wegs das Ausweichen nicht, ſo muß derjenige Leiter eines Fuhrwerks, welcher den ihm
entgegenkommenden Wagen zuerſt bemerken kann, an einem ſchicklichen Orte ſo lange mit ſeinem Fuhrwerke halten, bis
das andere Fuhrwerk vorübergefahren iſt.
5) Bei dem Vorbeifahren nach einerlei Richtung, welches überhaupt nur dann, wenn der Weg das Ausweichen geſtattet,
zuläſſig iſt und nur mit der gehörigen Vorſicht geſchehen darf, muß der Leiter des zurückbleibenden Wagens auf die
rechte Seite ſo ausweichen und langſam fahren, daß das andere Fuhrwerk auf der anderen Seite vorbeifahren und auf
die Mitte der Fahrbahn gelangen kann. Das Vorbeifahren im Jagen und das Wettfahren iſt ganz unterſagt, und das
Vorbeiſahren von ſchwer geladenem Fuhrwerk nach einerlei Richtung nur im Schritt geſtattet.
Zuwiderhandlungen gegen die Vorſchriften dieſes Artikels werden mit 35 Kreuzer bis 5 Gulden beſtraft.
ll. Strafgeſetzbuch 3 366. Mit Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen wird beſtraft:
3) Wer auf öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen das Vorbeifahren Anderer muthwillig verhindert.
Wir empfehlen daher allen Leitern von Fuhrwerken zur Vermeidung von Strafen auf den Straßen ſtets rechts zu
fahren, wenn ein anderes durch die Verhältniſſe nicht nothwendig geboten erſcheint.
Darmſtadt, den 20. September 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
19333
Auforderung.
Der Knecht Chriſtoph Weber, geboren am 23. November 1849 zu
Ker=
bersdorf, Kreis Schlüchtern, Kanonier der 4. Batterie Feld=Artillerie=Regiments
Nr. 25, durch kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 15. Auguſt 1874 in contumaciam
für fahnenflüchtig erklärt und mit einer Geldſtrafe von 150 Mark belegt, wird
hiermit aufgefordert, ſich bei dem unterzeichneten Gericht zu ſtellen.
Zugleich werden alle Militär= und Eivilbehorden erſucht den ꝛc. Weber im
Betretungsfalle zu verhaften und hierher vorführen zu laſſen.
Darmſtadt, den 20. September 1887.
Großherzogliches Garniſon=Gericht.
(9334
Die Pfleggelder und Unterſtützungen für
Wanſen pro 1. Semeſter 188788
werden ſchon vom 22. d. M. an ausbezahlt.
Darmſtadt, den 20. September 1387.
Großherzogliche Landes=Waiſenkaſſe.
9174
Langsdorf, Rechnungsrath.
Bekanntmachung.
Die Erd= und Maurerarbeiten zur
Erbauung von Kanälen in der
Drei=
brunnen=, Teichhaus=, unteren Hügel=und
Wieſenſtraße, ſollen im Wege der
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werden.
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Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
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Be=
dingungen liegen auf dem Tiefbauamt,
Zimmer Nr. 28,. zur Einſicht offen, bei
welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 19. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 19335
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einfarbig und melirt, welche ſeither nur durch Umfärben in eine
dunklere Farbe von ihren verſchoſſenen und abgetragenen
Stellen befreit werden konnten, nunmehr durch ein neues
Ver-
fahren unzertrennt ſo aufgefärbt werden, daß die urſprüngliche
Farbe nicht nur erhalten bleibt, ſondern auch die abgetragenen und
verſchoſſenen Stellen gänzlich verſchwinden und dadurch das Anſehen
neuer Kleidungsſtücke erhalten.
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Pfennigſparkaſſe Darmſtadt.
Samstag den 24. d. Mts. iſt der letzte Termin dieſes Quartals, an
welchem Einlagen in die Pfennigſparkaſſe gemacht werden können. Die Einleger
werden daher erſucht, ihre während des Vierteljahrs eingelegten Beträge durch die
Einlage an dieſem Tage auf volle Mark abzurunden, da andernfalls ihre Einlagen/
nicht in die Sparkaſſebücher übertragen werden können.
Darmſtadt, den 21. September 1887.
Das Curatorium der Pfennigſparkaſſe. (834
Deutſcher und öſterreichiſcher Alpenverein.
Section Darmstadt.
Ausflug in den Jaunus.
Sonntag den 25. September.
Um 7 Uhr 23 Min. nach Frankfurt. Retourbillet 3. Klaſſe mit Zuſchlag.
Um 8 Uhr 20 Min. nach Oberurſel. Von da Gang auf den Feldberg. Frühſtück.
Ueber den Altkönig nach Cronberg. Daſelbſt um circa 4 Uhr Mittageſſen im
„Frankfurter Hofn.
Die Damen und Güſte ſind willommen.
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findet Stelle. — Derſelbe muß
unbedingt ſehr ſchöne
Handſchrift haben und, wenn
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bewandert ſein.
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Geſchäft, Eliſabethenſtraße, befindet ſich nicht mehr in dem
ſeither innegehabten Lokale, ſondern
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richt im Klavier zu ertheilen od. dieſelben
beim Ueben zu beauf. Näheres Exped.
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im Hoſt. und Hartenbau' betreffend, gütiger
Beachtung. Bei dem ſehr billigen Preiſe von
einer Mark vierteljährlich hat ſich das
Blatt in 1⁄ Jahren über 26 000 Abonnenten
erworben.
(555)
9362) Alken Bühnenkünſtlern, ſeien ſie als
Sänger oder Schauſpieler thätig, können nicht
dringend genug die Sodener Mineral=Paſtillen
empfohlen werden. Dieſelben bilden ein
an=
genehm zu nehmendes, leicht lösliches
Heil=
mittel, das nahezu abſolute Sicherheit gegen
die durch Erkältungen der Reſpirations=
Organe hervorgerufenen leidigen
Berufsſtör=
ungen gewährt. Vielfache Zuſchriften, darunter
auch eine der gefeierten Diva Marcella
Sembrich, beſtätigen den Wert der Sodener
Mineral=Paſtillen. Frau Sembrich ſchreibt:
„Ich kann nicht umhin, Sie von der
vorzüg=
lichen Wirkung der Sodener Mineral=Paſtillen
bei ſtimmlicher Indispoſition zu benachrichten.
Die Wirkung iſt überhaupt auf den geſamten
Organismus eine ganz vorzügliche, ſo daß ich
dieſelben jetzt ſtändig benutze und meinen
Kollegen aufs wärmſte empfehlen kann. gez.
Marcella=Sembrich=Stengel.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 23. September.
15. Vorſtellung in d. 1. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Des Reeres und der Kiebe Wellen.
Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Fr. Grillparzer.
Perſonen.
Hero
Frl. Cramer.
Der Oberprieſter, ihr Oheim Herr Dalmonico.
Leander
Herr Hacker.
Naukleros
Herr Edward.
Janthe
Frl. v. Felden.
Der Büter des Tempels
Herr Mickler.
Vater
Herr Knispel.
Hero's)
Mutter Frl. Schütky.
Diener
Herr Leib.
Die dekorative Ausſtattung (Turmgemach
im III. Akt ꝛc.) iſt von Hoftheatermaler
Schlegel
Anfang 7 Uhr. Ende ¼10 Uhr.
616
2340
Nr.
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 15. bis 21. September 1887).
Geborene: Am 11. September: Dem Taglöhner Andreas Koch,
S. Heinrich. Dem Schloſſer Philipp Darmſtädter, T. Maria. Am
15.: Dem Schreiner Karl Auguſt Große, T. Pauline Emilie. Am
16.: Dem Schuhmacher Wilhelm Zahrt, T. Anna Maria. Am 19.
Dem Zuſchneider Hermann Clemens Meyer, S. Richard Hermann
Clemens.
Broſlamierk als Verkoste: Der Fabrikant Erik Otto
Gill=
berg zu Stockholm und Thekla Caroline Lina Emilie Emma
Schuch=
hardt hier.
Eheſchtietzungen: Am 18. September: Der Fabrikarbeiter
Johann Georg Lraum, ein Witwer, mit Eliſabethe Rühl hier. Der
Schloſſer Wilhelm Neuroth zu Darmſtadt, mit Sophie Bönſel hier.
Geſtorbene: Am 14. September: Dem Maurer Ludwig Wolf IV.,
S. Friedrich, 15 J. 5 M. 16 T. Am 20.: Dem Zimmermann
Chriſtian Damm, L. Louiſe, 15 J. 2 M.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer wohnte am 20. der
Vor=
ſtellung im Opernhauſe an und nahm am 2. vormittags die
Vor=
träge des Hofmarſchalls v. PVerponcher u. a. entgegen. Nachmittags
3¼ Uhr beſuchte der Kaiſer die akademiſche Kunſtausſtellung; er
durchwanderte nahezu eine halbe Stunde die verſchiedenen Säle und
hielt ſich vor den hervorragendſten Kunſtwerken anerkennend auf.
Die zahlreich anweſenden Zuſchauer waren über die Rüſtigkeit und
Friſche des Kaiſers ebenſo erſtaunt wie erfreut.
Prinz und Prinzeſſin Wilhelm von Preußen ſind am 21. nach
Kiel abgereiſt, nachdem erſterer ſich vorher vom Kaiſer verabſchiedet
hatte.
In ländlicher Zurückgezogenheit feiert unſer leitender
Staats=
mann heute ſein 25jähriges Jubiläum als preußiſcher
Miniſter=
präſident. Was Fürſt Bismarck während dieſer ſeiner langen
miniſteriellen Thätigkeit, die ihn bald als den erſten aller lebenden
Staatsmänner, als den wahren Meiſter der diplomatiſchen Kunſt,
erſcheinen ließ, für Preußen und für Deutſchland gethan und
er=
reicht hat, getragen von dem unerſchütterlichen Vertrauen ſeines
kaiſerlichen Herrn, das lebt ja fort im Herzen aller Zeitgenoſſen
und braucht an dieſer Stelle wohl nicht nochmals beſonders
her=
vorgehoben zu werden. Dankbar blickt, das deutſche Volk am
heutigen Ehrentage des Fürſten Bismarck auf den Mitbegründer
ſeiner nationalen Einheit hin, der noch immer raſtlos bemüht iſt,
Deutſchland das Errungene nach Außen hin zu wahren und zugleich
noch fortgeſetzt an der inneren Kräftigung der Nation und der
Reichsinſtitutionen arbeitet. Die herzlichſten Glückwünſche ſeien ihm
daher zu ſeinem Miniſterjubiläum dargebracht - möge es dem
Fürſten Bismarck noch lange vergönnt ſein, in ungebrochener geiſtiger
und körperlicher Kraft ſeines verantwortungsreichen Amtes als
leitender Staatsmann des Reiches und Preußens zu walten!
Der Staatsſekretär v. Bötticher wird, wie die=Poſt' erfährt, Ende
der laufenden Woche die Kur in Karlsbad beenden und
wahrſchein=
lich alsdann zur Nachkur einen etwa vierzehntägigen Landaufenthalt
nehmen. Seiner Rückkehr zu den Geſchäften hierher ſieht man für
den 6. oder 8. Oktober entgegen.
Die nächſte Plenarſitzung des Bundesrats wird ſich dem Vernehmen
nach mit den Ausführungsbeſtimmungen zum
Branntweinſteuer=
geſetz und der Verlängerung des Belagerungszuſtandes in Berlin,
Potsdam, Hamburg und Altona befaſſen.
In der am 20. ſtattgehabten Ausſchußſitzung des baheriſchen
Landtags vermochten Liberale und Centrum eine Einigung über
die Adreſſe an den Prinz=Regenten nicht zu erzielen; die
Plenar=
ſitzung über dieſen Gegenſtand mußte daher verſchoben werden.
Der Anſchluß Bayerns an die
Reichsbranntweinſteuergemein=
ſchaft iſt am Mittwoch von der baheriſchen Abgeordnetenkammer
durch die mit 133 gegen 18 Stimmen erfolgte Annahme der bezüg
lichen Regierungsvorlage ſanktioniert worden. Da ſchon vorher der
Anſchluß Badens und Württembergs durch die bezüglichen Beſchlüſſe
der Stellvertretungen beider Länder ausgeſprochen war, ſo ſteht
alſo der Ausdehnung des Reichsbranntweinſteuergeſetzes auch auf
Süddeutſchland kein Hindernis mehr entgegen und wird dasſelbe
am kommenden erſten Oktober für das ganze Reich in Kraft treten.
Dem bayeriſchen Landtage iſt ein Geſetzentwurf, betr. den Ausbau
der ſtrategiſchen Verbindungen mit Württemberg, Baden und Heſſen,
ſowie ein auf den Bier=Malz=Aufſchlag bezüglicher Entwurf
zu=
gegangen.
Heſterreich=Angarn. Der Miniſter des Auswärtigen, Graf
Kalnoky, iſt von ſeinem Friedrichsruher Beſuch am Spätabend des
Dienstag wieder in Wien eingetroſſen, dem Vernehmen nach
hoch=
befriedigt von dem Reſultate ſeiner Beſprechung mit dem Fürſten
Bismarck. Faſt zu demſelben Zeitpunkte werden in Londonern
Blättern aus offiziöſer Wiener Quelle ſtammende Mitteilungen über
den Charakter der jüngſten Begegnung zwiſchen dem Fürſten
Bis=
marck und dem Grafen Kalnoky veröffentlicht, die zwar keine
be=
ſonderen Einzelheiten zu melden wiſſen, aus denen aber hervorgeht,
daß auch die heurige Zuſammenkunft beider Staatsmänner dem
Wunſche entſproſſen iſt, einen perſönlichen Meinungsaustauſch über
die ſchwebenden Fragen herbeizuführen. Den betreffenden
Mittei=
lungen zufolge hat Kalnoky in Friedrichsruhe die friedfertige
Ge=
ſinnung ſeines Souveräns vertreten, wonach Kaiſer Franz Joſef einem
vorwiegendenruſſiſchen Einfluſſe in Bulgarien nicht entgegen ſein würde,
unter der Vorausſetzung, daß Rußland den öſterreichiſchen Einfluß
in Serbien reſpektiere. Kalnokh habe den Wunſch des
öſterreichi=
ſchen Monarchen ausgedrückt, jene Beziehungen nicht zu trüben,
welche den Frieden erhalten und Komplikationen vermeiden. Die
Thronrede zur bevorſtehenden Eröffnung des ungariſchen
Reichs=
tags wird hoffentlich eine Beſtätigung des in dieſen Mitteilungen
Geſagten bringen.
Der ungariſche Miniſterpräſident Tisza verbreitete ſich in ſeiner
Wahlrede in Großwardein hauptſächlich über die Finanzen und
be=
tonte, die Finanzpläne zur Erhöhung der Einnahmen drehten ſich
beſonders um das Tabakmonopol und neue Beſteuerung des Spiritus.
Jrankreich. Der franzöſiſche Botſchafter Waddington, der in
der erſten Hälfte Oktober auf ſeinen Poſten in London
zurück=
kehrt, wird alsdann ſofort die Verhandlungen über den Suezkanal
mit Nachdruck wieder aufnehmen.
Der deutſche Botſchafter, Graf Münſter, wird am Donnerstag
den 22. von ſeiner Urlaubsreiſe in Paris zurückerwartet: der fran
zöſiſche Botſchafter am Berliner Hofe, Herr Herbette, beabſichtigt,
Ende dieſer Woche ſich wieder auf ſeinen Poſten zu begeben.
Der „Temps' bezeichnet die Verhaftung des jungen Schnäbele
als Zwiſchenfall ohne irgendwelche ernſtere Bedeutung, da dem
Verhafteten ſeine Jugend zur Entſchuldigung gereichen dürfte. Die
Regierung werde dabei höchſtens in offiziöſer Form intervenieren
können.
England. Eine Vroklamation der Regierung ordnet die
Unter=
drückung der Nationalliga in der Grafſchaft Clare und in gewiſſen
Bezirken der Grafſchaften Leitrim, Galway, Kerly, Cork und
Wex=
ford an.
Dänemark. Der Prinz von Wales iſt am 21. nachts von
Ko=
penhagen auf ſeiner Pacht „Osborne= abgereiſt und bereits in Kiel
eingetroffen.
Rutzkand. Die geplante Erhöhung der Steuern von
kommer=
ziellen und induſtriellen Unternehmungen wird mit dem 1. Januar
für die Dauer der neuen dreijährigen Steuerperiode eintreten.
Man rechnet auf eine Erhöhung der aus dieſer Steuerquelle
fließen=
den Staatseinnahmen um 64 pCt. Für den einzelnen Steuerträger
dürfte ſich die Steuererhöhung auf das Doppelte der bisherigen
Steuer belaufen, ohne jedoch mehr als 2.29 pCt. des Reingewinns
zu betragen, ſodaß ſie hinter der dreiprozentigen
Reingewinnbe=
ſteuerung der Aktiengeſellſchaften noch zurückbliebe.
Herbien. Die Königin von Serbien nimmt mit dem
Thron=
folger in Florenz dauernden Aufenthalt.
Fürſtei. Wie aus Konſtantinopel gemeldet wird, verzichtete der
Sultan behufs Zahlung der nächſten Rate von 300000 Pfund für
die Mauſergewehre für anderthalb Monate auf die Civilliſte, einen
Betrag von 90000 Pfund. Der Miniſterrat beſchloß, jedem
Staats=
beamten die Befolgung dieſes Beiſpiels zur Pflicht zu machen, der
Sultan verweigerte jedoch die Genehmigung dieſes Beſchluſſes. Die
Finanznot iſt infolge des Bruches mit der ottomaniſchen Bank um
ſo größer, als die türkiſchen Vertretungen im Auslande dringend
Beſoldungen verlangen.
Anläßlich der engliſch=franzöſiſchen Suezkanal=Vereinbarung
will die Pforte die Rechte des Sultans durch eine beſondere
Kund=
gebung wahren.
Nordameriſta. Die Bewegung unter den New=Yorker
Anar=
chiſten und Sozialiſten gegen die Hinrichtung der zum Tode
ver=
urteilten Chicagoer Anarchiſten hält an. Am Dienstag fand ein
großes anarchiſtiſches Proteſtmeeting ſtatt, auf welchem der bekannte
Agitator Moſt eine fulminante Rede hielt, in der er die
amerikani=
ſchen Arbeiter aufforderte, ſich zu bewaffnen; jeder Tropfen
Blute=
der ſoeben verurteilten Anarchiſten fordere ein Menſchenleben.
Vor=
anderen Rednern wurde zu einem Feldzuge gegen die Kapitaliſtenſſe,
aufgefordert. Bis jetzt ſcheint die Unionsregierung dem Unfuge
ſo=
noch freien Lauf laſſen zu wollen.
22.
Japan. In dem fernen oſtaſiatiſchen Inſelreiche Japan ſind ſo=
Miniſterveränderungen eingetreten, welche auch auf die Beziehungen
Japans zu den fremden Mächten zurückwirken dürften. Es heißt, dor
es würde hierdurch eine Partei der „ſchärferen Tonart” in Jedde
ans Ruder kommen, welche den Anſchluß der neuen
Handelsver=
träge Japans mit den Mächten erſchweren will, wenn Japan keine
beſonderen Zugeſtändniſſe gemacht werden.
5
Afriſka. Von Emin Paſcha ſind in Zanzibar indirekte Nach
richten eingelaufen, nach denen dieſer im gequatorialen Afrika ſeil ge
Jahren von der Außenwelt abgeſchnittene egyptiſche Gouverneur
europäiſcher Herkunft ſich völlig wohl befindet. Emin Paſcha hal 4
von dem Herannahen der zu ſeinem Entſatze aufgebrochenen
Expe=
dition Stanleys Kunde erhalten und gedenkt er entſprechende
Vor=
kehrungen zu treffen, damit die Expedition ihn nicht verfehlt. Das
kühne Unternehmen Stanleys verſpricht alſo einen vollſtändigen
Erfolg.
Darmſtadt. 23. September.
— Nachdem Se. Königl. Hoheit der Großherzog am Abend des
20. d. die ſämtlichen Biwaks der Großh. (25.) Diviſion beſucht, am
Donnerstag dem Manöver auf dem rochten Fuldaufer bis zum
h4e.
Schluß und mittags auf dem Bahnhof zu Fulda der Einſchiffung
2ines Teiles der Truppen beigewohnt hatten, ſind Allerhöchſtdieſelben
M.
Donnerstag nachmittag 5 Uhr 10 Minuten mit Sr. Hoheit dem
Fürſten Alexander, Prinzen von Battenberg, hierher zurückgekehrt
und am Bahnhof von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Chriſtian
von Schleswig=Holſtein empfangen worden.
Im Gefolge der Höchſten Herrſchaften befanden ſich
General=
lieutenant v. Weſterweller, Oberſtlieutenant Wernher und
Haupt=
mann v. Granch.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog ſind, von Hauptmann
v. Schwartzkoppen begleitet, bereits vorgeſtern aus dem Manöver
hierher zurückgekehrt, weil ſich Höchſtdieſelben beim Sprung von
einem Ravin den Fuß vertreten hatten.
Se. Königl Hoheit der Großherzog empfingen geſtern vormittag
„den Beſuch Ihrer Großh. Hoheiten der Prinzen Heinrich und
„4 Wilhelm.
D. 31g.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 12. September
Rdem Kreisrat Robert Hoffmann zu Alsfeld die Krone zum
Ritterkreuz 1. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
verliehen.
Se. Königl. Hoheit der Prinz Chriſtian von Schleswig=Holſtein
iſt geſtern vormittag von hier nach Ungarn abgereiſt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 12ten
Septemher dem Fürſtlich Iſenburg=Birſtein'ſchen Haushofmeiſter
Anton Bügel in Offenbach a. M. das Allgemeine Ehrenzeichen
ſmit der Inſchrift: „Für treue Dienſter verliehen.
Das Großh. Leibgarde=Regiment Nr. 115 iſt Mittwoch abend
s mittelſt 3 Extrazügen aus den Manövern zurückgekehrt.
Geſtern ſtand vor dem Schwurgericht der 47jährige Taglöhner
1¾
15⁄ Georg Laut von Werſau wegen Brandſtiftung. Laut iſt bereits
mehrfach wegen Diebſtahls, Diebſtahlsverſuchs und wegen
Brand=
ſtiftung vorbeſtraft, er wurde erſt am 8. Auguſt d. J. aus dem
Landeszuchthauſe zu Marienſchloß entlaſſen und iſt geſtändig, ſchon
am 24. Auguſt einen dem Landwirt Bernius in Reinheim gehörigen
Strohhaufen im Werte von circa 100 M. abſichtlich in Brand
ge=
ſetzt zu haben, um wieder ein Unterkommen zu finden. Dem
An=
trag des Verteidigers auf Zubilligung mildernder Umſtände wurde
ſeitens der Geſchworenen nicht ſtattgegeben und der Angeklagte zu
fünf Jahren Zuchthaus, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte
Glauf acht Jahre und in die Koſten des Verfahrens verurteilt.
Die Aepfelernte, welche in dieſem Jahre in hieſiger Gegend,
ſpärlich ausgefallen iſt, veranlaßt manche Aepfelweinproduzenten
ihren Bedarf ſelbſt aus weiter Ferne zu decken. So kam dieſer
40. Tage für J. Lumphoſe hier ein Doppelwaggon Aepfel aus Weſt=
Phalen an.
* Auf dem geſtrigen Wochenmarkt wurde einem Mädchen ein
Säckchen mit Kleidungsſtücken entwendet
88 Pfungſtadt, 21. Sept. Die am letzten Samstag im
Gaſt=
hauſe ,Zum Mühlthal in Eberſtadt abgehaltene Verſammlung
9der Bezirkslehrervereine Eberſtadt=Pfungſtadt und
Zwingenberg war von 37 Lehrern und 4 Lehrerinnen beſucht:
„ außerdem beehrten die Herren Redakteur Schmitt, Obmann Backes
von Darmſtadt, Oberlehrer Adam und Lehrer Weitzel von Arheilgen
die Verſammlung mit ihrem Beſuche. Der Obmann des Bezirks=
vereins Eberſtadt=Pfungſtadt, Herr Oberlehrer Hahn=Pfungſtadt,
wurde zum Vorſitzenden gewählt; er begrüßte die Verſammlung
und dankte für das zahlreiche Erſcheinen. Hierauf ſchritt man zur
Erledigung der Tagesordnung. Herr Schulverwalter Zinnkann=
Pfungſtadt hielt einen Vortrag über „Göthe als Pflanzenforſcher”
Der Referent entledigte ſich ſeiner Aufgabe in lichtvollen, klaren
Worten, welche die Anweſenden eine volle Stunde feſſelten, und
9 erntete reichen Dank für ſeine belehrende Arbeit. Der zweite
Gegen=
p) ſtand war ein Vortrag des Herrn Poth=Alsbach über den Begriff:
5) Bildung. nach pädagogiſchen Grundſätzen. Auch dieſem Redner
wurde der Dank der Verſammlung. Nachdem die Tagesordnung
für die nächſte Verſammlung feſtgeſtellt war, wurde die Sitzung
geſchloſſen und folgte gemütliches Zuſammenſein.
Heute morgen bekam ein Gerber in der Lederfabrik der Firma
. Auguſt Heß u. Cie. Krämpfe und ſiel in eine Farbengrube; wenn
nicht ſchnell Hilfe zur Hand geweſen wäre, ſo wäre er ſicherlich
ertrunken; er wurde in bewutztloſem Zuſtande zu ſeinen Eltern
F verbracht.
J. Mainz, 22. Sept. Zwiſchen 6 und 7 Uhr heute morgen
P brach auf bis jetzt unaufgeklärte Weiſe in den Lagerräumen der in
der Zanggaſſe, an der Grenze zwiſchen Alt= und Neuſtadt,
befind=
o lichen Papier= und Lumpenhandlung der Firma Simon Feuer aus.
2 Durch raſche Hülfe wurde das Feuer alsbald unterdrückt.
J. Mainz, 22. Sept. In einer nahezu vierſtündigen Sitzung
uä beſchäftigten ſich geſtern abend unſere Stadtverordneten mit der
Waſſerverſorgungsfrage von Mainz. Zu den verſchiedenen
186
2341
bereits ſeit längerer Zeit beſtehenden Proiekten, welche ſchon ein
recht erkleckliches Sümmchen für erfolgloſe Bohrverſuche verſchlungen
haben, war jüngſt noch ein neues Proiekt getreten, zwiſchen
Kelſter=
bach und Raunheim nach Waſſer Umſchau zu halten, zu welchen
Verſuchen eine Spezialkommiſſion von der
Stadtverordnetenver=
ſammlung einen Kredit von 9000 M. verlangte. Nach langen
Debatten wurde der diesbezügliche Antrag der Spezialkommiſſion
abgelehnt und derſelben zunächſt aufgegeben, in Gemeinſchaft mit
dem Bauausſchuß erſt Koſtenvoranſchläge auszuarbeiten, wie teuer
eine Waſſerleitung Kelſterbach=Mainz event. zu ſtehen komme.
Offenbach, 21. Sept. Die Eröffnung unſerer neuen
Main=
brücke für den öffentlichen Verkehr wird vorausſichtlich am 1. Oktober
ſtattfinden und bereits hat die Bauleitung für die damit verknüpfte
Feier die Lieferung von 1500 Metern Fichtenreisguirlanden
ausge=
ſchrieben.
Bingen, 21. September. Bei der in hieſiger Gemarkung
vor=
genommenen Unterſuchung der Weinberge durch die Reblaus=
Kommiſſion wurde nichts verdächtiges gefunden.
J. Vom Rhein, 22. Sept. Bahnbeamte, die geſtern abend mit
dem Kölner Zug fuhren, melden, daß gegen 8 Uhr in dem lieblichen
Rheinſtädtchen Bacharach ein heftiger Brand wütete.
Frankfurt, 21. Sept. Die Eröffnung des
Centralbahn=
hofes für den Perſonenverkehr iſt für den 15. Mai 1888 in
Aus=
ſicht genommen; wenigſtens ſollen alle Anſtrengungen gemacht werden,
Um die Betriebseröffnung für dieſen Termin zu ermöglichen. Der
Herr Eiſenbahnminiſter Maybach beabſichtigt, Anfangs Oktober
ſelbſt hierher zu kommen, um den Fortgang der Arbeiten in
Augen=
ſchein zu nehmen und einige noch ſchwebende Fragen zu entſcheiden.
Frankfurt, 22. Sept. Der Central=Ausſchuß des 9. deutſchen
Bundesſchießens iſt verklagt worden und zwar wegen geforderter
Entſchädigung für beſtellte aber nicht benutzte „Schützenquartiere”
Der auf 120000 M. laufende Ueberſchuß wurde vorläufig mit
Be=
ſchlag belegt.
Einer Meldung der „M. A. 8tg. zufolge wird demnächſt die
Telephon=Verbindung Brüſſel=Frankfurt eröffnet werden.
An der Aushängetafel des hieſigen Landgerichts hängen
gegen=
wärtig 12 Ausſchreiben, durch welche ebenſoviele durchgegangene
Ehemänner aufgefordert werden, zu ihren reſpektiven Frauen
zurückzukehren.
München, 21. Sept. Das Holbein'ſche Madonnenbild wird
vor ſeiner Ablieferung nach Darmſtadt noch wenige Tage in der
königl. alten Pinakothek ausgeſtellt werden. (S. den Artikel im
heutigen Tagblatt: „Ein künſtleriſches Ereignis.
Hamburg, A. Sept. Die „Hamburger
Bürgerzeitung=
welche in einer Auflage von 12000 Exemplaren erſcheint, wurde
auf Grund des Sozialiſtengeſetzes verboten. Sämtliche 7
Jahr=
gänge wurden beſchlagnahmt.
Berlin, 20. Sept. Die Gleichſtellung der übrigen deutſchen mit
den preußiſchen techniſchen Hochſchulen iſt für das Studium und
die demſelben folgenden Prüſungen des Staatsbaufachs durch
Mi=
niſterial=Erlaß ausgeſprochen worden, ſodaß auch denen, die in
München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Darmſtadt und
Braun=
ſchweig auf den techniſchen Hochſchulen ihre Vorbildung erhalten,
der Zugang zu den genannten Prüfungen geſtattet iſt. Eine ſolche
Gleichſtellung iſt längſt erwartet worden und ergänzt nur die für
die Univerſitäten beſtehenden Anordnungen, die überdies auch für
alle Gymnaſien des deutſchen Reichs ſchon lange in Geltung getreten
ſind.
Königsberg. 21. Sept. Die „K. H. 8. meldet: Der bisherige
Beſitzer des Schloßetabliſſements „Bellevue;, Herr Reſtaurateur
Kroll, hat daſſelbe für 180000 M. an die Pfungſtädter Brauerei
verkauft. Die Brauerei will in dem acquirierten Grundſtücke einen
großartigen Verkauf von Pfungſtädter Bier etablieren.
Lübeck, 20. Sept. Den Polizeibehörden ging geſtern die
tele=
graphiſche Meldung zu, daß in Labes, im Regierungsbezirk Stettin,
die Poſt=Stationskaſſe um etwa 50000 beſtohlen worden ſei.
Heute wurde gemeldet, daß die Poſtdiebe, namens Rasmuſſen und
Duncker, in dem benachbarten Oldesloe an der Lübeck=Hamburger
Bahn verhaftet worden ſeien.
Nom. Die letzten unter dem 20. ds. eingetroffenen Nachrichten
aus Meſſina über die Cholera lauten: Geſtern gab es 382 Fälle
mit 117 Todesfällen, faſt alle fulminant. Die Deroute iſt eine
all=
gemeine; man ſchätzt, daß in ganz Meſſina (die Stadt allein zählte
bei 80000 Einwohner) nur 30000 Menſchen zurückgeblieben ſind.
Auch der Stadtpräfekt iſt an der Cholera geſtorben.
Ein künſtleriſches Ereignis.
(Aus den „Münchener Neueſten NachrichtenJ.
Wir ſtehen hier unter dem Eindrucke einer jener ſeltenen
Auf=
regungen, welche das Herz des Kunſtfreundes ſtärker ſchlagen machen
und unſer ganzes Sinnen mit faſt elementarer Gewalt aus dem
Treiben des Alltagslebens in eine höhere Welt verſetzen: Hans
2342
Mr.
Holbein's d. J. größtes Meiſterwerk, von deſſen Schönheit
wir bisher nur eine mehr oder weniger unſichere Vorahnung hatten,
ſteht heute neu geboren vor uns, in dem vollen herrlichen Glanze
und in der Farbenpracht, die ihm der unſterbliche Meiſter vor
Jahr=
hunderten verliehen, ſo friſch und lebensvoll, als wäre eben erſt der
letzte Pinſelſtrich daran ausgeführt worden!
Dieſes überraſchende Ereignis hat eine lange Vor= und
Leidens=
geſchichte. Man wußte, daß Holbein in ſeinen jungen Jahren, noch
vor ſeiner Ueberſiedlung nach England, für den Baſeler
Bürger=
meiſter Meyer ein Familienbild gemalt hatte, in welchem dieſer
fromme Mann, wohl um den ſiegenden Tendenzen des
Proteſtantis=
mus gegenüber ſeine gut katholiſche Geſinnung zu bezeugen, ſich
und die Seinen in andächtiger Anbetung vor der heil. Junzfrau
mit dem Jeſuskindlein hatte darſtellen laſſen. Das Bild, das wohl
1526 gemalt wurde, blieb zunächſt faſt hundert Jahre lang in der
Familie des Beſtellers; 1606 erwarb es ein Baſeler Kunſtfreund
Um hundert Goldkronen und 1632 ging es in den Beſitz der Maler
Brüder Le Blond über, und zwar um eintauſend Imperials
einen Preis, der die damalige hohe Wertſchätzung des Bildes
be=
weiſt und uns die Gewißheit giebt, daß dasſelbe damals noch in
ſeiner urſprünglichen Pracht erhalten war. Nach verſchiedenen, nicht
durchweg aufgeklärten Irrfahrten kam es 1822 in den Beſitz des
preußiſchen Prinzen Wilhelm dann als Erbſtück an deſſen Tochter,
Gemahlin des Prinzen Karl von Heſſen, und ſomit in den Beſitz
des Großherzoglich heſſiſchen Hauſes.
Lange vorher aber war der „Darmſtädter Madonna” wie das
Bild nun genannt wurde, eine gefährliche Konkurrenz erwachſen: eine
gleiche Tarſtellung mit denſelben Figuren war von der Dresdener
Galerie 1744 erworben worden. Dieſes Bild ſtammte nachweislich
aus Holland und ſeine Exiſtenz ließ ſich bis zum Jahre 1690
zurück=
verfolgen. Welches von beiden Gemälden war das vächten? Dieſe
Frage beſchäftigte die Kunſigelehrten dermaßen, daß man faſt von
einem Holbein'ſchen Madonnen=Krieg ſprechen kann. Das hohe
An=
ſehen der Dresdener Galerie und die brillante, reine Erhaltung des
dortigen ſchönen Gemäldes ließen das Darmſtädter Bild lange Zeit
hindurch als minderwertig erſcheinen. Das letztere war offenbar
durch Uebermalungen und dicke Firnißüberzüge entſtellt, -
gleich=
wohl ſprachen die Zeichnung und gewiſſe Details dafür, daß man
eine Originalarbeit des Meiſters vor ſich habe; das Dresdener Bild
aber zeigte eine ſo feine Inkarnation, eine ſo edle Durchführung
aller Details daß man auch ihm die Aechtheit nicht abzuſprechen
wagte. Vielfach wurde die Anſicht geltend gemacht, daß man es
mit zwei üchten Bildern des Meiſters zu thun habe; hiergegen aber
ſprach der Umſtand, daß das Dresdener Bild in Allem, auch in den
Porträtfiguren, ſchlankere Verhältniſſe aufwies, und daß man doch
nicht annehmen konnte, ein ſo ernſthafter Meiſter, wie Holbein,
habe dieſelben Perſonen das eine Mal kurz und das andere Mal
hochgewachſen darſtellen wollen.
Der Streit war um ſo ſchwerer zu ſchlichten, als die räumliche
Entfernung der beiden Bilder eine direkte Vergleichung unmöglich
machte. Endlich im September 1871 gelang es dem löblichen Eifer
verdienſtvoller deutſcher Kunſtgelehrten, namentlich des verſtorbenen
Alfred Woltmann, eine Nebeneinanderſtellung der berühmten
Konkur=
renzwerke in Dresden zu ermöglichen; gleichzeitig wurden alle nur
verfügbaren Hilfsmaterialen, ſo die betreffenden Originalſkizzen und
Studien Holbein's. vorgeführt. Die mit außerordentlichem
Scharf=
ſinn geführte Unterſuchung (welche in Woltmanns „Holbein und
ſeine Zeit, II. Auflage, ausführlich dargeſtellt iſt) führte zu der
Ueberzeugung, daß das Darmſtädter Bild das Original, das
Dresdener Bild aber nur eine wenn auch äußerſt geſchickte und
künſtleriſch bedeutende ſpätere Nachbildung ſei. Man nahm an, daß
die Kopie wohl im 11. Jahrhundert und jedenfalls vor der
Ent=
ſtellung des Originals durch Uebermalung ꝛc. entſtanden ſei. Die
Wertſchätzung der Nachbildung faßt Dohme in den Satz zuſammen:
„Das Dresdener Bild, obwohl als Kopie erkannt, behält darum
doch einen hohen Wert für die Kunſtgeſchichte, ſo lange das
Darm=
ſtädter nicht von den ſtörenden Uebermalungen fremder Hand
be=
freit wird."
Mit der Siegespalme wanderte die; ächte: Madonna nach
Darmſtadt zurück und war ſeitdem noch mehr als vorher das Ziel
von Kunſtreiſen begeiſterter Holbeinfreunde. Man weiß, mit welcher
Pietät der koſtbare Schatz von der Großherzoglichen Familie geehrt
und behütet wurde; man weiß auch, mit welcher liebenswürdigen
Zuvorkommenheit die hohen Herrſchaften ihr Kleinod jedem
Ein=
dringling zeigen ließen und wie ſie ſich den mit ſolchen Beſuchen
verbundenen Unbequemlichkeiten - das Bild hing in den
Wohn=
räumen ihres Schloſſes - gern unterzogen. Aber es den Gefahren
einer „Neugeburt” auszuſetzen,
vestigia terrent!
- dazu konnte
man ſich in Darmſtadt lange nicht entſchließen. Endlich jetzt, volle
ſechzehn Jahre nach der Siegesausſtellung in Dresden, hat der
Großherzog mit ſchwerem Herzen wie ſich begreifen lätzt, ſeine
Zuſtimmung gegeben und, dem Rate ſeines Galerie=Inſpektors
Hoffmann=Zeitz folgend, das einzige Kunſtwerk unſerem berühmten
186
Reſtaurateur und Ehren=Konſervator Alois Hauſer anvertraut.
Vor acht Tagen kam das hohe Kleinod in unſerer alten Pinakothek
an, um - wie ein Phöniz aus der Aſche zu entſtehen.
Man ſchätzte ſchon bisher den Wert des Bildes auf weit über
eine Million. Aber was bedeuten ſelbſt Millionen, wenn es ſich
um eines der größten deutſchen Kunſtwerke - wenn es ſich um ein
Kleinod handelt, auf welches die ganze Menſchheit ſtolz zu ſein
Urſache hat? Noch niemals ſtand unſer tauſendfach erprobter
Meiſter Hauſer vor einer ſo verantwortungsvollen Aufgabe, und
wohl mag die ſonſt ſo ſichere Hand gezittert haben, als er daran
ging, das Wunderwerk von ſeinem häßlichen Schleier zu befreien.
Daß ihm dies gelungen - in ſo überraſchender Weiſe gelungen iſt,
ſichert ihm ſchon allein den lebhaften Dank aller Kunſtfreunde.
In der That iſt der Erfolg ein geradezu verblüffender. Wer
das Bild vor und nach der Wiedergeburt geſehen, der begreift kaum,
daß er dasſelbe Werk vor ſich hat. Zunächſt mußte ein trüber
Firniß, der abſichtlich mit Asphalt u. dergl. gemiſcht geweſen, um
dem Bilde ein „altes= Ausſehen zu geben, entfernt werden.
Ent=
faltete ſich ſchon hiernach eine ungeahnte Leuchtkraft und
Farben=
pracht an den Fleiſchtönen und Stoffen, ſo wurde das Maß der
Ueberraſchungen voll, als Meiſter Hauſer daran ging, die vielleicht
mehr als 100 Jahre alten Uebermalungen zu beſeitigen. Kein
einziges Antlitz des ſigurenreichen Bildes war ohne dieſe
abſcheu=
lichen Zuthaten geblieben; ja der ſuperkluge Nachmaler hatte ſogar
den Geſichtsausdruck faſt überall geändert und ſo z. B. der Madonna,
dem Chriſtkinde und den knieenden Frauen ein dem ganzen Ernſte
der Kompoſition fremdartiges Lächeln angepinſelt. Das Geſicht
der Gottesmutter, früher eine konventionelle Schönheit im Geſchmack
ſpäter italieniſcher Manieriſten, erſtrahlt jetzt in einer milden
hoheits=
vollen Keuſchheit, wie wir ſie reizender auf keinem anderen Bilde
der Holbeinzeit wiederfinden. Die ganze ſüßliche Mache iſt wie
durch Zauberſchlag verſchwunden. Mußte früher zugegeben werden,
daß das Dresdener Bild ſchönere Linien und Modulationen als
das Darmſtädter aufweiſe, ſo ſteht jetzt auch in dieſer Beziehung
das letztere als weit, weit überlegenes Meiſterwerk da. Hier hat
Holbein ſein ganzes gewaltiges Können niedergelegt; die frühere
Annahme, daß der Dresdener Kopiſt einen Holbein veredelt' habe,
iſt zerſtört - man weiß nun, daß die Schönheiten ſeines Werkes
nur ein ſchwacher Abglanz des Originales ſind.
Von wunderbarer Feinheit iſt namentlich die Bildung und
Inkarnation der Geſichter und der Hände, die Malerei der Kleider,
der Haare und des Pelzwerks, der abſchließenden Marmorniſche;
einzelne Details an den Kleidern, die Muſter des ſchwarzen Damaſts,
der Schmuck der Frauen, die Ausführung des orientaliſchen Teppichs
ꝛc. übertreffen an Natürlichkeit alles, was wir von den bedeutendſten
niederländiſchen Kleinmeiſtern kennen. Das ganze herrliche Werk
iſt ein wunderbares Gemiſch von ſolideſtem, kühlem Realismus
und von edelſtem Stil. Ein Wunderwerk für ſich iſt der prächtige,
früher gänzlich übermalt geweſene Kopf des Bürgermeiſters Meyer;
inniger, ehrlicher, frommer iſt noch kein deutſcher Männerkopf gemalt
worden. Dazu die unſägliche Feinheit bis auf jede einzelne Stoppel
des raſierten Bartesl Alles iſt ſo zart, ſo dezent, ſo genau bis ins
Kleinſte, und dabei doch ſo plaſtiſch, ſo ernſt, ſo großartig in der
Geſamtwirkung. Das iſt nicht mehr bloße Koloriſtik und
gewinnen=
der Effekt, - das iſt die Natur ſelber in ihrem künſtleriſch
ver=
klärten Liebreiz!
Als ein Triumph der „Wiedergeburt= muß es auch bezeichnet
werden, daß die Korrekturen, welche der Meiſter ſelbſt noch gemacht
hat, deutlich zum Vorſchein gekommen ſind. Für die
Spezialge=
ſchichte Holbein'ſcher Kunſt ſind hierdurch wertvolle Anhaltspunkte
gewonnen worden.
Aber das Ueberwältigende dieſes Kunſtwerkes iſt die Harmonie
ſeiner künſtleriſchen Qualitäten. Sehr ſchön drückt dies Ad.
Bayers=
dorfer in ſeiner 1872 über den „Holbein=Streit= erſchienenen Schrift
aus, - man möchte glauben, in der Vorahnung deſſen, was nun
durch die Hauſer'ſche Kunſt an den Tag gekommen iſt: „Die geiſtige
Individualität großer Künſtler drückt ſich in ihren Werken in einer
viel umfänglicheren Weiſe, in viel komplizierterer Gliederung aus,
als man gemeiniglich glaubt, als ſelbſt die kunſtgeſchichtliche Forſchung
bis vor kaum zwei Jahrzehnten zu beobachten und in ihren Analyſen
zu verwerten gelernt hatte. Wie in der Konzeption im Großen, ſo
ſpiegelt ſich auch in der techniſchen Behandlung im Kleinen und
Kleinſten die beſondere Natur des Künſtlers wieder und zeigt uns
unter dem Scheine der bloßen mechaniſchen Hantierung den
unbe=
wußten Zwang einer beſonderen, von einem intelligenten
Willens=
centrum ausgehenden Naturbetrachtung.
Neidlos und mit herzlichen Glückwünſchen ſehen wir das
herr=
liche Kuͤnſtwerk in die deutſche Schweſterſtadt zurückwandern, vollauf
beglückt durch das erhebende Bewußtſein, daß dem Ruhmeskranze
deutſcher Kunſt ein ſo köſtliches Blatt in friſchem Grün für nun
und alle Zeiten erhalten bleibt, beglückt auch darüber daß es uns
vergönnt war. das Hauptwerk unſeres größten deutſchen Malers
hier in Jſar=Athen zu neuem Leben erſtehen zu ſehen! G. Hirth.
Hierzu 2 Beilagen: „Winter=Fahrplan der Main=Neckarbahn” und „Praktiſcher Rathgeber im Obſt= und Gartenbauv.
Druck und Verlag: L C. Wittich'ſche Hofbuchdruckeret.- Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.
[ ← ][ ][ → ]Bie verpflanzen und verſtopfen wir junge Gemüſepftanzen?
Wir reißen ſie nicht, ſondern heben ſie vorſichtig mit einem
Hölzchen aus
ctwa ſo herausl
Dann drücken wvir die Pfluͤnzchen mit den
aber nicht ſol
Fingern jeſt!
und pflanzen ſie bis an
den Strich a, d. h. bis
an die Keimblätter.- S.
müſſen die Wurzeln in
die Erde kommen,
Oöſtbaum im Herbſt beßandeln?
Vie ſokten wir den
Srnndt
und legt um den Stamm
einen Papierſtreifen, den
man mit Raupenleim
beſtreicht.
Dann giebt man dem
Daum einen Kalkanſtrich
von oben nach unten
und kratzt damit alles Moos,
ſieht ein vernachläſſigter Apfelbaum Man kauſt
ſich eine Flechten ꝛc. von der Rinde ab, lockert
aus.
Baumſcharre, auch die Erde um den Stamm
Gaumſsheibe).
Im Herbſte pflanzt man den Gbſlbaum,
im October und November, damit durch die Schneeſchmelze im Frühjahr ſich Wurzeln und Erde
innig verbinden, während das Wachstum im Baume ruht. Im Herbſte ſchneidet man auch ſeine
Bäume zurück. Im Herbſte kämpfſt Du allein wirkſam gegen die Obſtmaden, deren Larven und
Puppen in der Rinde am Baum oder in der Erde um den Baum Winterſchlaf halten.
Im Winter macht mau ſeine Garten= und Bebauungspläne für das nächſte Frühjahr, überlegt
ſich 3. B., welche Gemüſe man am vorteilhafteſten baut, welche? wohin? wann? und in welcher
Reihenfolge ? und hiernach bearbeitet man das Land vor. Während die Natur ſchläft, ſoll der Meuſch
die Zeit zum Nachdenken über ſeine Kulturen benutzen - im Frühling und Sommer muß er raſtlos
mit der Natur arbeiten, muß er pflegen, ernten und verwerten.
In dem praktiſchen Ratgeber im Obſt=und Gartenbau” iſt denen, die Gartenbau
treiben oder treiben wollen, ein Freund entſtanden, der ihnen im gemütlichen Tone, in
Allen verſtändlicher Sprache erzählt, wie ſie es anfangen müſſen, vorwärts zu kommen
und aus ihrem Boden hohe, höhere und ſchließlich die höchſten Erträge zu erzielen.
Der praktiſche Ratgeber erſcheint wöchentlich. Im Sturmſchritt hat er ſich die Herzen der
deutſchen Gartenubautreibenden erobert: noch nicht zwei Jahre beſteht er und
10 über 26000 Abonnenten Oe
arbeiten und lernen mit ihm.
Zwiſchen den Leſern und der Redaktion beſteht dauernd der angenehmſte Verkehr: alle Anfragen,
die au die Redaktion gelangen, werden koſtenlos beautwortet.-
Juhalt und Sprache des Ratgebers ſind einfach und ſchlicht — alle großen deutſchen Meiſter
und Praktiker im Gartenbau arbeiten mit und kommt einmal eine Stelle in einem Aufſatze, die
ſchwieriger iſt zu verſtehen — flugs iſt unſer Künſtler da, um mit geübter Hand die Sache zu erklären.
Umſtehend haben wir zwei Beiſpiele aus dem Ratgeber gewählt, wie man durch das Bild lehren kann,
ohne viele Worte zu machen.
Der Abonuementspreis iſt bei ſorgfältigſter Redaktion und beſter künſtleriſcher Ausſtattung
ein ſehr geringer,
E der praktiſche Ratgeber koſtet vierteljährlich eine Mark.
In Dresden auf der internationalen Gartenbau=Ausſtellung wurde der Ratgeber mit dem
höchſten für Litteratur ausgeſetzten Preiſe, der großen ſilbernen Medaille, ausgezeichnet.
Probenummern ſenden wir gern gratis und franko.
Frankkurt a. d. Dder.
Trowitzſch a; Fohr,
Königl. Hofbuchdruckerei.
Hiermit beſtelle ich bei der Poſtanſtalt zu er. ren.
oder bei der Buchhandlung. n.
.e. in. n.
den praktiſchen Ratgeber im Obſt= und Gartenbau
pro IV. Quartal 1887, Preis viertelährlich 1 Mk., durch den Briefträger in das Haus beſtellt 115 Ml.
Mohnort
Name
Stand
preis 15 Kreuzer, mit Zuſitelung in das Haus 82 Krenzer, 2 in der Schweiz GVerfügung der Oberpoſtdireltion zu Vern Nr. 43
vom 4. März 1886) beträgt der Abonnementepreis 210 Fr. pro Vierteljahr.
Avis. „Der praktiſche Ratgeber im Obſt= und Gartenbau' iſt eingetragen in die Poſtzeitungsliſte unter Nr. 4540, - in
Bayern imer Abt. I1 Nr. 2176a., — in Oeſterreich=Ungarn Nummer 2074 und beträgt daſelbſt der vierteljährliche Pränuumerations=
Drus der Aonigl. Hoſouchor alerei Tromitich u. Coln in Franſunt . 2.