Eu
LEvEEULO½
bbbe
Abonnement=
prei=
viertellährlich 1 Markt 50 Pf. ndl.
Beingerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
en=
eegengenömmen zu 1 Mark 50 Pf.
pw Quartal undk. Pofauſichlag
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Bellaͤge:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Inſerate
werdenangeniommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 28,
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ
fuͤr die Bekanukmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
N 180.
Donnerstag den 15. September.
490⁄.
B e k a n n t m a ch u n g.
Großherzogliches Miniſterium des Innern und der Juſiz hat dem Senate der Königlich Preußiſchen Academie der
Künſte zu Berlin die Erlaubniß ertheilt, die Looſe einer am 14. und 15. Oktober d. Js., in Verbindung mit der daſelbſt
ſtattfindenden großen academiſchen Kunſtausſtellung zu veranſtaltenden Verlooſung von ausgeſtellten Gemälden, Bildwerken,
Aquarellen, Kupferſtichen, Radirungen, ſowie von Photographien und Medaillen innerhalb des Großherzogthums zu
ver=
treiben. Es werden 150,000 Looſe 1 Mark ausgegeben.
Darmſtadt, den 10. September 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
8978
b. Marquard.
B e k a n n t m a ch u n g.
Die landwirthſchaftliche Winterſchule zu Darmſtadt betreffend.
Das dreiundzwanzigſte Schuljahr der landw. Winterſchule zu Darmſtadt 188788 beginnt Dienstag den 1.
No=
vember und ſchlietzt Ende März.
Aufnahmefähig ſind unbeſcholtene junge Leute, welche die Volksſchule durchlaufen haben. Die neuauſzunehmenden
Schüler treten der Regel nach in die untere Abtheilung ein, Ausnahmen von dieſer Regel ſind in das Ermeſſen des
Lehrer=
rathes geſtellt. Diejenigen Schüler, welche im Vorjahr die untere Abtheilung mit Erfolg beſucht haben, rücken laut ihres
Uebergangszeugniſſes heuer in die obere Abtheilung auf.
Die Schüler nehmen unter Controle des Schulvorſtandes Wohnung und Koſt in Privathäuſern der Stadt. Die
Penſionsverhältniſſe ſind die denkbar günſtigſten, indem bei ſehr mäßigen Preiſen jeder Bedürfnißſchattirung auf das Beſte
entſprochen werden kann.
Der Unterricht wird ertheilt in den Stunden von 8-12 Vormittags, 24 bezw. 7—9 Nachmittags. Sogenannten
Wanderſchülern gegenüber wird künftig im Intereſſe der Leiſtungsfähigkeit der Schule grundſätzlich in keiner Weiſe mehr
Ergend ein Zugeſtändniß gemacht.
Das Schulgeld bettagt für den Beſuch der Anſtalt im erſten Winterhalbjahr 45 Mk., im zweiten 30 Mk. und iſt je
lbeim Eintritt in die Anſtalt an die Kaſſe des landw. Vereins zu entrichten.
Neuanmeldungen ſind ſchriftlich oder mündlich an das Büreau des landw. Vereins — Darmſtadt, Paradeplatz 4 bis zum 25. Oktober zu richten.
Jede weitere Auskunft wird von obigem Büreau ertheilt, ſowie von dem Vorſtand der Schule, Großh. Landwirthſchaſts=
Rehrer K. Stimmel - Darmſtadt, Hügelſtraße Nr. 4.
Darmſtadt, den 3. September 1887.
Für den Aufſichtsrath.
Der Vorſitzeude:
Dr. Zeller, Großh. Regierungsrath.
[8979
ekanntmuchung.
Für den ſtädtiſchen Faſſelſtall ſoll ein Bulle und ein Eber angeſchafft
werden. Schriftliche Anerbieten wolle man, unter Angabe von Race, Alter und
Preis (bei Freilieferung in den Faſſelſtall) bis längſtens 20. d. Mts. an uns
gelangen laſſen.
Darmſtadt, den 10. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
Riedlinger, Beigeordneter.
[8980
Amerikaniſche u. gewöhnliche
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empfiehlt in großer Auswahl die
Eber=
ſtädter Eiſengießerei und Ofenfabrik
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[8052
billigſt ausgeführt.
594
2252
Nr.4180
Lagerplätze für den Straßenkehricht.
Es iſt beabſichtigt, einige mit guter Zufahrt verſehene Aecker in der Nähe der
Stadt zu pachten, um auf denſelhen den Straßenkehricht und andere Produkte der
Straßenreinigung zu Compoſt zu verarbeiten und dieſen ſpäter zu verkaufen.
Man würde auch bereit ſein, gegen angemeſſene Bezahlung den Kehricht ꝛc.,
welcher aus einzelnen Bezirken entfällt, auf fremde Aecker, welche nahe der Stadt
an Straßen und Wegen liegen, zu fahren. In dieſem Falle würde eine Vergütung
pro Fuhre von der ſtädtiſchen Verwaltung beanſprucht.
Schriftliche Angebote unter Bezeichnung der Größe, der Lage und der Parzellen=
Rummer, der zur Pachtung angebotenen Aecker, beziehungsweiſe der Lage der Aecker,
wenn der Kehricht zu kaufen gewünſcht wird, und der Preisangebote pro Fuhr=
Kehricht ꝛc. ſind bis zum
25. September d. J.
an unterzeichnete Großherzogliche Bürgermeiſterei zu richten.
Reflettiert wird auf folgende Lagen:
1) Nähe der Feldbergſtraße,
3) Nähe der Erbacherſtraße,
2) Nähe des Roßdörferwegs,
4) Nähe des Arheilgerfeldes.
Darmſtadt, den 8. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.=B.:
Riedlinger, Beigeordneter.
(8763
Bekanntmachung.
In Nr. 178 des Darmſtädter Tagblattes wird unterm 10. d. Mts. bekannt
gemacht, daß der Vertrags=Entwurfs, die Vereinigung der Gemeinde Beſſungen mil
der Stadt Darmſtadt betreffend, gur unentgeldlichen Abgabe an die hieſige
Ein=
wohnerſchaft auf dem Büreau der unterzeichneten Großh. Bürgermeiſterei, ſowie bei
den Kaufleuten A. Weinmann und Ph. Wolf aufgelegt ſei. Wir bringen
hier=
mit zur öffentlichen Kenntniß, daß die Anſchluß=Commiſſion, von der die erwähnte
Bekanntmachung ausgeht, zum Erlaſſe einer derartigen Bekanntmachung, ſowie zur
Abgabe des auf Gemeindekoſten gedruckten Vertragsentwurfs, in keiner Weiſe
be=
auftragt oder berechtigt iſt und daß den erwähnten Kaufleuten Weinmann und
Wolf unterſagt worden iſt, Exemplare des Vertrags, in deren Beſitz ſie ſich etwa
unrechtmäßiger Weiſe befinden, an dritte abzugeben.
Beſſungen, den 13. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(8981
Grummetgras=Verſteigerung.
Freitag den 16. September d. J., Nachmittags 2 Uhr,
wird auf der Neuwieſe das Grummetgras von 2 bis 3 Looſen, um 2½ Uhr
das=
ſenige von der Viehweide, beſtehend in 20 bis 25 Looſen und von der Nachtweide
in 5 bis 6 Looſen öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert. Zuſammenkunft für
die Steigerer des Graſes von der Neuwieſe auf der Backofenſchneiſe, von der
Vieh=
weide am Kirchenweg am Eingang des Waldes.
Beſſungen, am 12. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(8885
Fortſetzung der Verſteigerung
Beſſung. Wilhelmſtraße 15.
Donnerstag den 15. September, Nachmittags 3 Uhr,
mit Salonteppichen, Zimmerteppichen, Sopha's und Stühlen,
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3 8
8
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7281
151
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auf der Rennbahn am Forsthaus.
824
84¾
0-
1.14
243
249
45)
186
81
1
Sonntag den 18. Soptember 1887,
Hachmittags 3 Uhr.
I. Begrlsungs Rennen (lerren-
fahren)
Ehrenpreise.
II. Bröffnungsrennen Preis A. 600.
III. Vorsthaus-Handicap „ „1000.
Hontag den 19. September 1887,
Nachmittags 3 Uhr.
L. Louisa-Rennen Herrenfahren)
Ehrenpreise.
II. SandhofHandicap Preis M. 500.
4000.
III. Matador-Rennen „ „
„ „ 500. IV. Kurdenrenneh
V. Grosses Frankfurter
Handicap
VII. Frankſ. Jagdrennen
2 Ehrenpreise und „ „ 500.
„ „ 600.
„ 71000.
800.
E
G.
IV. Hürdenrennen
V. Trabreiten der Land.
wirthe
„ „ 150.
VI. Preis von Hiederrad „ 1200. VI. Trost=Handicap
„ „
VIL. Jagdrennen
Ehren-
preise und
700.
„ „
Preise der Flätze: Erste Tribüne M. 6, beide Tage M. 10,
zweite Tribune M. 150, beide Tage A. 2, Stehplatz 50 Pfe, Wagen
M. 6, beide Tage M. 10.
Die Lüge halten wie bei den sonstigen Rennen an der Station
Louisa und Hiederrad.
Das Directorium
des Voreins zur Hobung dor Pferdezucht
(9007
Trabrenn-Verein.)
Feiertagshalber
bleibt mein Geſchäft nächſten Montag den 19. und Dienstag/
den 20. September geschlossen.
J. Ermehfeld, Holzhandlung.
8
Nlerricht im DLamenſonetverI.
Ein neuer Kurſus beginnt im Damenſchneidern nach dem bewährten - in
der Induſtrieſchule des Alice=Frauen=Vereins eingeführten Büttner'ſchen Shſtem.
Anmeldungen werden täglich entgegen genommen Ballonplatz 11 parterre.
natna Euh.
Markt 4.
(8781
Voroin Kunstfreund.
Honatsversammlung der
Milglieder
Freitag den 16. September 1887.
Abends 8½ Uhr,
im oberen Saal der Reſtauration
„zur Poſt”
Tagesordnung: 1) Mittheilungen.
2) Berathung und Feſtſtellung des
Pro=
gramms für die Wintermonate.
Um zahlreiches Erſcheinen zu dieſer
Verſammlung ſind die Mitglieder des
Vereins freundlichſt gebeten.
(9012
Der Vorstand.
Freunde des Vereins ſind willkommen.
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8
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fort eintreten bei A. Rohler, Friedrich.
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Nationalfeier am 2. September.
An Beiträgen ſind weiter eingegangen: Rudolph Wittich 3 M. P. Knöß 1 M. Nic.
Beſt 1 M. Krick 1 M. v. Wittgenſtein 50 Pf. A. Hinkel, Witwe, 1 M. Franz Beſt
50 Pf. G. Hörbſt 1 M. Guſtav Schwan 1 M. H. Mayer 1 M. Dr. Weber 1 M. 50 Pf.
Dr. Rößler 1 M. v. Rotsmann. Hauptmann, 1 M. v. Rotsmann, Major, 1 M. Dr. Linß,
Superint., 1 M. Bähr 1 M. Eſſelborn 1 M. Albrecht Buſchbaum 1 M. Zimmermann
50 Pf. v. K. 50 Pf. v. Schaeffer 1 M. Leopold Sperb 1 M. Sim. Fulda 1 M. Zeller
1 M. Rüti 1 M. Blum 1 M. Elias Simon IV. 1 M. Greim2 M. Wilh. Schwab III.
M. J. Wagner 1 M. Ronge 50 Pf. Wagner, Prof., 1 M. C. F. Naumann 50 Pf.
B. Spaar 50 Pf. Ehrmann 50 Pf. Schüttler 1 M. W. Friedrich 1 M. Ph. Keller 1 M.
Sommer 10 Pf. Wiſotzky 1 M. Mahr 1 M. Hille 1 M. Baur, Miniſt.=Rat, 2 M.
Prof. Ph. Waibler 1 M. Georg Rauch 1 M. Chr. Schwinn 1 M. Carl Watzinger 1 M.
Großmann
M. Weidner 50 Pf. v. W. 1 M. G. Hebermehl 1 M. E. und V. 1 M.
Oppenheimer 50 Pf. Neu 50 Pf. J. Schatz 1 M. Bernh. M. Hachenburger 1 M. Geh.
R.=R. Frölich 1 M. Carl Arnheiter 50 Pf. B. Katzenſtein 50 Pf. Carl Till 1 M. Hch.
Kepler 50 Pf. Uniform= u. Mil.=Eff.=Fabr. Darmſtadt 2 M. Klein 50 Pf. Wilh. Pfeil 1 M.
N. N. 1 M. Rummel 1 M. Ga. Schuchmann 1 M. S. Amelung 50 Pf. L. Delp 50 Pf.
Eckhard 50 Pf
Ph. Poth 50 Pf. R. Deufel 50 Pf. Spengler 1 M. Molter 50 Pf.
G. Höppel 50 Pf. Hch. Coy 50 Pf. W. Dember 1 M. A. Sänger 1 M. Dr. Heidenreich
2 M. Eckſtorm
M. D. Fair u. Söhne 2 M. J. Stumpf 1 M. J. Müller 1 M.
Engel 50 Pf. Neuſchäffer 50 Pf. F. Diebold 1 M. Ludwig Alter 2 M. Ferd. Jordis
1 M. G. Jordis 1 M. K. Bauer 1 M. Melchior 50 Pf. Frey, Oberforſtrat, 1 M.
Rechel 50 Pf. Ungenannt 50 Pf. v. Ricou, Oberſtlt., 1 M. Dahlem 1 M. Friedrich
Maurer 3 M. Orb 50 Pf. v. Philippsborn 1 M. v. Starck 2 M. Fr. Ewald 1 M.
H. Störger 1 M. J. Schmidt 1 M. P. Ewald 2 M. G. A. Wolff 50 Pf. S.
Lauden=
heimer 1 M. Karl Völker 50 Pf. Ph. Schütz 1 M. G. Borger 1 M. Bünte 2 M.
W. Pöllot 1 M. Pahncke, Pfarrer, 2 M. Ungenannt 50 Pf. Eidmann 1 M. Weis 1 M.
Klingelhöffer 2 M. Laudenheimer 1 M. Pfeiffer 2 M. Orth 1 M. Keim, Hauptmann,
M. v. Herff 1 M. L. Wolff 50 Pf. Klipſtein 1 M. Demuth 50 Pf. Zuſammen
122 M. 60 Pf. Hierzu die bereits öffentlichten 746 M. 5 Pf. Zuſammen 868 M. 65 Pf.
Da nunmehr die Schlußliſte veröffentlicht werden ſoll, ſo wird gebeten, die etwa
noch vorhandenen geſammelten Beiträge dem unterzeichneten Rechner baldigſt einſenden
zu wollen.
Der Rechner:
Meyer, Kanzlei=Inſpector.
Als Lehrling
kann ein gebildeter junger Mann in ein
größeres Geſchäft eintreten. Offerten
unter J. L. 40 an die Exped. (9027
Mehrere Taglöhner
und Jungen
finden dauernde Beſchäftigung bei
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werden gegen monatl. Abzahlg. zu leihen
geſucht. Offert. mit Bedingung bittet man
ſchriftl. unter J. 27 in der Expedition
d. Bl. abzugeben.
[9028
wurde ein Armband, be=
VorI0roI ſtehend aus verſchiedenen
farbigen Köpfen in Medaillonform. Gegen
Belohnung in der Exped. abzugeb. (9029
Gottesdienſt in der Synagoge der
3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag. 17. Sept.: Vorabend 5 Uhr 40 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min.
Nachm. 5 Uhr - Min.
Sabbathausgang 7 Uhr 15 Min.
Sonntag, 18. Sept.: Morgens 4 Uhr 30 Min.
Nachm. 5 Uhr 55 Min.
Montag, 19. Septbr. Gausch Waschonoh:
Morgens 6 Uhr.
Nachm. 4 Uhr 30 Min.
Abends 6 Uhr 50 Min.
Dienstag, 20. Septbr.: Morgens 6 Uhr.
Nachm. 4 Uhr 80 Min.
Feſtesausgang 6 Uhr 45 Min.
Wochengottesdienſt. Von Mittwoch A. Sept. an.
Morgens 5 Uhr — Min.
Nachm. 5 Uhr 30 Min.
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Shnagoge).
Jeier des Allerhöchſten Geburtsſeſtes Heiner
Königl. Hoheit des Großßerzogs.
Samstag den 17. September.
Vorabendgottesdienſt um 6 Uhr — Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr — Min.
Predigt um 8 Uhr 45 Min.
Sabbathausgang um 7 Uhr — Min.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 15. September.
10=Vorſtellung i. d. 1. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Das Nachtlager in Granada.
Romantiſche Oper in 2 Abteilungen.
Muſik von Konradin Kreuzer.
Verſonen:
Gabriele
Frl. Jungk.
Bomez,
Herr Hofmüller.
Ein Jäger
Herr Feßler.
Ambroſio, ein alter Hirt . Herr Riechmann.
Herr Reichhardt.
Vasco.,) Hirten
Pedro.
Herr Bögel.
Graf Otto, ein deutſcher Ritter Herr Lana.
Anfang 7 Uhr. Ende gegen ¼10 Uhr.
Freitag. 16. September.
11. Vorſtellung in d. 1. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig).
Sumpacivagabundus.
oder:
Das küderliche Kleestatt.
Zauberpoſſe mit Geſang in 3 Akten von Reſtroh.
Muſik von A. Müller.
Anfang 1 Uhr. Ende 510 Uhr.
Sonntag. 18. September.
12. Vorſtellung in d. 1. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Die sicilianische Vesper.
Große Oper in 5 Akten mit Ballet, von Scribe
und Duveyrier, deutſch von Dräxler=Manfred.
Muſik von Verdi.
2258
Nr.
Politiſche Ueberſicht.
Zeutſches Reich. Die am 13. d. auf dem Krekower Felde bei
Stettin ſtattgehabte Kaiſerparade nahm den beſten Verlauf. Der
Kaiſer erſchten punkt 11 Uhr und nahm zwei Vorbeimärſche ab:
während des erſten Vorbeimarſches, der eine Stunde und
fünfund=
dreißig Minuten dauerte, ſtand der Kaiſer ohne Unterbrechung im
Wagen, während des zweiten ebenfalls ſehr lange; als die Königin=
Küraſſiere anrückten, ſtieg der Kaiſer aus dem Wagen und trat
grüßend an die Kaiſerin heran. Prinz Wilhelm führte das zweite,
Moltke das neunte Regiment. Der Kaiſer fuhr ſodann die Front
der Kriegervereine ab, die zehntauſend Mann hoch erſchienen war.
Gegen 14 Uhr erfolgte die Rückfahrt. Das Schauſpiel hatte
zahl=
loſe Zuſchauer herbeigezogen.
Se. Maj. der Kaiſer gab wegen eingetretenen Regenwetters die
Teilnahme an dem Feldmanöver am 14. d. auf. zu welchem Prinz
Wilhelm und Moltke hinausfuhren. Bei dem Paradediner am 13.
trank der Kaiſer auf das Wohl des zweiten Armeecorps. Die
Kaiſerin nahm nicht daran teil. Neben dem Kaiſer ſaß die
Prin=
zeſſin Wilhelm.
Der Reichskanzler Fürſt Bismarck reiſte am 13. nachmittags
5 Uhr von Berlin nach Friedrichsruh ab.
Wie die „Nordd. Allg. Z. erfährt, erwartet der Reichskanzler
von der Kiſſinger Kur einen guten Erfolg; vorderhand aber macht
ſich die ermattende Wirkung der Bäder geltend, ſodaß der Kanzler
genötigt geweſen iſt, die Einladungen zu den Feſtlichkeiten
abzu=
lehnen, welche in Königsberg und Stettin aus Anlaß der großen
Manöver von den Provinziallandtagen und ſtädtiſchen Verwaltungen
veranſtaltet worden ſind.
Der hervorragende Heerführer im deutſch=franzöſiſchen Kriege,
General Graf Werder, iſt auf ſeiner Beſitzung in Pommern
ge=
ſtorben.
Zu der von verſchiedenen Blättern gebrachten Mitteilung, daß
eine Erhöhung einzelner Offiziers=Gehälter beabſichtigt werde,
be=
merkt die „Nordd. Allg. 3tg., das Gerücht ſcheine bisher nur in
Reporterkombinationen ſeinen Urſprung zu haben.
Baherns Anteilnahme an dem Branntweinſteuergeſetz iſt in das
am Donnerstag der Kammer vorzulegende Budget ſchon eingeſtellt.
Der Geſetzentwurf über den Anſchluß Bayerns enthält nur einen
Artikel. Der Abſchluß des bayeriſchen Budgets wird als ſehr
gün=
ſtig bezeichnet. Es ſollen 10 Millionen Ueberſchuß aus den letzten
Jahren zur Verfügung ſtehen. Für die Bildung eines Fonds zum
Ankauf von Bildern ſind hieraus 400 000 M. ausgeworfen.
Wie der „Schleſ. 8tg. aus Zanzibar mitgeteilt wird, hat der
Vertreter der Deutſch=Oſtafrikaniſchen Geſellſchaft. Dr. Karl Peters,
mit dem Sultan von Zanzibar einen Vertrag vereinbart, nach
wel=
chem das Feſtland ſüdlich von Mombaſſa bis zum 10. Gr. ſdl. Br.
in den Beſitz jener Geſellſchaft übergeht.
Schweiz. Die Meldung des „Temps” daß die Schweiz bei
Frankreich wegen Unterhandlungen betreffs der Beſetzung Nord=
Savoyens im Kriegsfalle angefragt habe, wird von beſtunterrichteter
Seite für unbegründet erklärt.
Heſterreich=Angarn Der Miniſter des Aeußern, Graf Kalnoky,
wird in den nächſten Tagen den Reichskanzler Fürſten Bismarck in
Friedrichsruh beſuchen.
Der Statthalter von Elſaß=Lothringen, Fürſt Hohenlohe, iſt
am 13. d. früh von Wien mit ſeiner Gemahlin über Warſchau nach
ſeiner Beſitzung Werki bei Wilna abgereiſt.
Ein Brief der Wiener„Politiſchen Korreſpondenzu aus
Peters=
burg drückt das Befremden ruſſiſcher Regierungskreiſe aus, daß die
angebliche Kaiſerbegegnung faſt ausſchließlich politiſch aufgefaßt
werde, während doch die Verwandtſchaft und die perſönlichen
Be=
ziehungen ausreichenden Grund bieten. Es liege nichts vor, was
zur Aenderung der zwiſchen Deutſchland und Rußland beſtehenden
vollſtändig befriedigenden Beziehungen in irgend einem Sinne
An=
ſtoß geben könnte.
Die vor kurzem in Wien eingetroffene bulgariſche
Militär=
kommiſſion begab ſich nach Budapeſt behufs Ankaufs von Kavallerie=
und Artilleriepferden.
Der kroatiſche Agitator und Abgeordnete David Stareſevies
wurde zu ſechsjährigem ſchwerem Kerker und Verluſt des Doktor
titels, ſowie der Advokatur verurteilt.
Bei der am 13. d. ſtattgehabten Wahl der Prager
Handels=
kammer erſchienen die deutſchen Kammermitglieder nicht. Es
wur=
den die Kandidaten der ezechiſchen Partei gewählt.
Franſtreich. Der von General Breart erlaſſene Tagesbefehl
lautet im weſentlichen: „Die dem 17. Armeecorps anvertrauten
Operationen ſind beendigt. Ich war zufrieden mit dem Eifer und
dem guten Geiſte, den alle gezeigt haben, wie mit der eifrigen
patriotiſchen Haltung der Bevölkerungen, die uns ins Quartier
auf=
nahmen. Nützliche Erfahrungen wurden geſammelt. Jeder von
Euch kann ſich Rechenſchaft von den ſchwierigen Pflichten geben,
welche die Ueberleitung der einzelnen Truppenteile auf Kriegsfuß
und die Befriedigung ihrer Bedürfniſſe allen Rangklaſſen auferlegt.
180
Wir müſſen uns darin noch befeſtigen, um dem Vertrauen zu
ent=
ſprechen, das die Nation zu ihrer Armee hat.
Der Ausſchuß des Pariſer Gemeinderats unter Hovelaques und
Chaſſaings Leitung hat in ſeiner Samstagsſitzung eine Erklärung
aufgeſetzt und am Sonntag veröffentlicht, laut welcher der Plan
eines Kongreſſes der Vertreter aller Gemeinden Frankreichs,
un=
geachtet des Verbotes ſeitens der Regierung, aufrecht erhalten und
nur der auf den 22. September anberaumte Eröffnungstag auf ein
ſpäter zu beſtimmendes Datum feſtgeſetzt wird. Der Vorſtand
pricht die Hoffnung aus, „daß die Gemeinden ſich nicht abſchrecken
laſſen werden durch das Vorgehen eines Miniſteriums, welches ſein
Daſein nur vermittelſt der Unterſtützung der Feinde der Republik
friſtet. Die Regierung würde einen Verrat an der Republik
be=
gehen, wenn ſie ſich dem Zuſammentreten der über die öffentlichen
Freiheiten berutenden Abgeordneten der Gemeinden widerſetzen
wollte.
England. Unterſtaatsſekretär Ferguſſon erklärte am 13. im
Unterhauſe, Portugal habe die Teilnahme an der Zuckerkonferenz
abgelehnt, weil es kein Intereſſe an der Zuckerfrage habe. Der
Termin des Zuſammentritts der Konferenz könne erſt feſtgeſtellt
werden, wenn die hauptſächlich an der Frage intereſſierten Mächte
die Einladung beantwortet haben. Darauf wurde das Finanzgeſetz
nach längerer Debatte in dritter Leſung angenommen. Im Laufe
der Debatte beſchwerten ſich die Parnelliten, daß die politiſchen
Gefangenen in Irland unter dem neuen Ausnahmegeſetze wie
ge=
meine Verbrecher behandelt würden. Balfour erklärte, er begreife
nicht das Verlangen, daß man Leute, die zu Verbrechen aufreizen,
anders behandeln ſolle, als ſolche, die Verbrechen verüben.
Die Polizei in dem Dorfe Ballyponeen bei Mitchelstown wurde,
als ſie bei einer Schlägerei in Banom einſchreiten wollte, von einem
Volkshaufen angegriffen und in die Kaſerne gedrängt, von wo ſie
ſchoß. Es wurde aber niemand verwundet; vier Perſonen wurden
verhaftet.
Der Prozeß gegen OBrien wurde bis zum 23. September
vertagt. OBrien ſoll dann vor dem Gericht in Mitchelstown
er=
ſcheinen.
Riederkande. Die ſeitens franzöſiſcher Blätter ausgeſtreuten
Gerüchte von einer angeblich bedrohlichen Verſchlimmerung des
Geſundheitszuſtandes des Königs der Niederlande werden in
hollän=
diſchen Blättern entſchieden in Abrede geſtellt. König Wilhelm der
Niederlande dürfte, um alle Befürchtungen zu zerſtreuen, am 19. Sept.
die neue Kammer perſönlich eröffnen.
Dänemarkt. Der Kaiſer von Rußland nahm am 13. an dem
Ausflug der Königsfamilie nach Frederiksborg teil. Der Prinz
von Wales beabſichtigt am 21. an Bord der Pacht Osborne von
Kopenhagen abzureiſen, die Prinzeſſin von Wales wird ſpäter auf
dem Landwege nachfolgen.
Spanien. Die Nachricht, daß eine Schar Freibeuter von Key
Weſt aus nach Cuba abgegangen ſet, fand in Spanien wenig
Glauben und wurde von amtlicher Seite als unrichtig bezeichnet.
Jetzt veröffentlicht indeſſen der Times=Demokrat von New=Orleans
eine Depeſche aus Key Weſt, welche meldet, daß die Freibeuter am
8. d3. an der Nordküſte von Cuba unweit Matanzas, einer
Hafen=
ſtadt und Eiſenbahnſtation, gelandet ſeien und in einem
Zuſammen=
ſtoß 300 Mann ſpaniſcher Truppen beſiegt hätten. Nach dem
Kampfe, in dem drei Spanier getötet worden, ſei die
Freibeuter=
ſchar in das Innere vorgedrungen und erhalte auf ihrem Zuge
Verſtärkung durch Landſtreicher und allerlei Raubgeſindel.
Rußland. Das „Journal de St. Petersbourg; bemerkt zu den
Aeußerungen der Nordd. Allg. 8tg. über die Stellung Deutſchlands
zu Rußland in der bulgariſchen Frage: „Wir nehmen mit
Befriedi=
gung von dieſer freimütigen Erklärung Akt, welche ſicherlich nicht
allem an die Kölniſche Zeitung gerichtet iſt. Die Erklärung kann
zu gleicher Zeit auch als Antwort auf die Angriffe gewiſſer deutſcher
Blätter gegen die ruſſiſche Politik und gewiſſer ruſſiſcher Blätter
gegen die deutſche Politik dienen. Daraus, daß bei einer ſo wichtigen
Frage ſich zwei Mächte, deren Politik nicht von einem Tage zum
andern lebt, in ihren Urteilen und Handlungen begegnen, folgt
weder, daß die eine Macht der Hülfe der andern mißtrauen muß,
noch daß letztere ſich im Schlepptau der erſteren befindet. Was
würde aus dem Frieden in der Welt werden, wenn dieſes
Miß=
trauen das höchſte und alleinige Geſetz jeglicher Politik wäre?
In Petersburg zeigt man ſich ſehr befriedigt darüber, daß
Fürſt Bismarck das Schiedsrichteramt in der bulgariſchen Frage,
wie man es zu nennen beliebt, nicht annimmt. Die Nowoje Wremja
ſpricht die naive Anſicht aus, es ſei dies eine Folge der allgemeinen
Unzufriedenheit, die ſich in Rußland kundgab, als die Nachricht
über die deutſche Schiedsrichterſchaft auftauchte.
Wie der „Nordiſchen Telegraphen=Agenturs aus Merw auf
Grund neueſter und zuverläſſiger Informationen mitgeteilt wird
iſt Eyub Khan nicht auf das perſiſche Gebiet zrrückgedrängt worden,
ſondern befindet ſich, geſchützt von einer zahlreichen Anhängerſchaft,
anweit Herat.
Nr.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 15. September.
Die „D. 8tg.' berichtet aus Romrod, 13. Sept.: Se. Kgl.
Hoheit der Großherzog fuhren mit den Höchſten Herrſchaften
und Gefolge um 8 Uhr nach dem Manöverfeld. Auf der Chauſſee
von Angerod nach Ober=Gleen wurden die Pferde beſtiegen und
ſpäter auf den Stansberg bei Ober=Gleen geritten, welcher als
Hauptpoſition, ſo zu ſagen als Schlüſſel der Stellung des
Süd=
corps hetrachtet wurde; jedenfalls gewährte er den beſten
Ueber=
blick über das Gefecht, welches mit der Einnahme von Ober=Gleen
durch das Nordcorps und dem Rückzug des Südcorps in der
Rich=
tung Kirtorf endigte. Nach der Kritik kehrten die Allerhöchſten
Herrſchaften hierher zurück.
Se. Großh. Hoheit der Prinz Wilhelm waren heute
vormit=
tag nach Darmſtadt abgereiſt und im Laufe des Nachmittags reiſten
Se. Königl. Hoheit der Prinz Chriſtian von Schleswig=
Holſtein und Prinz Albert eben dahin zurück.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog, begleitet von Hauptmann
v. Schwartzkoppen, fuhren nach dem Mansver ebenfalls mit hierher.
Militärdienſtnachrichten. Frhr. v. Eſebeck, Prem.=Lieut. vom
1. Großh. Heſſ. Inf= (Leibgarde=) Regt. Nr. 115. unter Stellung
la suite des Regts., als Adjutant zur 55. Inf.=Brigade
komman=
diert. Graf v. Bredow, Prem.=Lieut. vom Garde=Jäger Bataillon,
in das 1. Großh. Heſſ= (Leibgarde=) Regiment Nr. 115 verſetzt.
* Am Montag, als am Geburtstag Sr. Königl. Hohert des
Großherzogs, eröffnete eine der älteſten hieſigen
Wohlthätig=
keitsanſtalten, die Privat=Mädchen=Arbeits=Anſtalt feierlich ihre
neuen Räumlichkeiten. Dieſelbe lehrt ihre Zöglinge, Kinder der
ärmeren Klaſſen, Handarbeit, insbeſondere Stricken, und gewährt
ihnen, entſprechend der gelieferten Arbeit, einen kleinen Verdienſt,
der zeitweilig ausgezahlt wird. Das ſeitherige Lokal, in einer
Miet=
wohnung, konnte nur etwa 70 Kinder faſſen und viele Anmeldungen
mußten zurückgewieſen werden. Ein Menſchenfreund, der nicht
ge=
nannt ſein will, ſchenkte 20000 M., um ein eigenes Haus zu kaufen
und die Anſtalt, neben Erweiterung ihrer Leiſtungsfähigkeit,
thun=
lichſt in ihrem Beſtand zu ſichern. Durch die neuen Räumlichkeiten
wird die Aufnahme von gegen 150 Kindern möglich ſein. Zugleich
hat derſelbe Geber weitere Mittel zur Verfügung geſtellt, um im
Garten eine Halle aufzuführen, wo die Kinder in der guten
Jahres=
zeit, die friſche Luft genießend, arbeiten können; desgleichen zur
Gründung eines Kochunterrichts für die älteren Kinder der
Anſtalt. Bezüglich des letzteren wird von der Erwägung
ausge=
gangen, daß eine ſchmack= und nahrhafte Koſt auch bei geringen
Mitteln herzuſtellen ſei, daß ſie in der Familie Geſundheit und
Behaglichkeit fördere und namentlich auch hindere, daß der
Haus=
vater im Wirtshaus und beim Schnaps Erſatz für das ſuche, was
ihm zu Hauſe nicht geboten wird. Die Kinder ſollen dieſe
Koch=
kunſt der Unbemittelten in praktiſcher Anwendung in der im
Anſtaltshaus hergerichteten Küche lernen.
Die Einweihung der neuen Räume, welche durch die Güte hieſiger
Gärtner freundlich geſchmückt waren, erfolgte unter Mitwirkung des
Pfarrers Dr. Flöring, der, in warmen Worten dem ungenannten
Wohlthäter dankend und die Kinder ermahnend, die Zwecke der
An=
ſtalt darlegte. Mögen ſeine guten Wünſche in Erfüllung gehen und
möge der Anſtalt insbeſondere die Gunſt unſerer Mitbürger nicht
blos dauernd erhalten werden, ſondern auch noch wachſen; denn
dieſer bedarf ſie trotz der reichen Stiftung, wenn ſie ihre Zwecke in
der Folge ganz erfüllen ſoll.
Die IV. Jahresverſammlung des Vereins gegen den Mißbrauch
geiſtiger Geträuke iſt Dienstag abend in unſerer Stadt unter dem
Vorſitz des Geh. Sanitätsrats Herrn Dr. Märklin (Cronberg)
zu=
ſammengetreten und hielt abends im Saalbau bereits eine Stzung
ab, in welcher Berichte entgegengenommen und die „Mittel und
Wege örtlicher Agitation' beſprochen wurden. Die Verſammlung
iſt ziemlich zahlreich beſucht, auch ein Vertreter des niederländiſchen
Vereins „Volksbond; Herr Dr. Snhder, iſt erſchienen.
Mittwoch vormittag haben die eigentlichen Verhandlungen im
feſtlich dekorierten Gartenſaale des Saalbaues ihren Anfang
ge=
nommen, nachdem man vorher einige durch das Eintreten des Herrn
W. Schwab geſäuberte und umgebaute Häuſer in der Altſtadt
be=
ſucht hatte.
Nach einem von dem Vorſitzenden, Herrn Märklin, gebotenen
Willkomm begrüßte Herr Oberbürgermeiſter Ohly die
Verſamm=
lung namens der Stadt und führte aus, daß man in Darmſtadt
ein volles Verſtändnis für die Beſtrebungen des Vereins beſitze,
Umſomehr, als die Organe der ſtädtiſchen Armenpflege davon zu
erzählen wüßten, welche ſchädliche Wirkungen durch die Alkoholveſt
in gewiſſe Kreiſe der Bevölkerung hineingetragen würden. Der
Verein dürfe ſich kräftiger Sympathien der hieſigen Bevölkerung
verſichert halten. Den heutigen Verhandlungen wünſche er den
beſten Erfolg. Namens der ſüdweſtdeutſchen Konferenz für innere
Miſſion ſprach Herr Hofprediger Grein freundliche Worte der
Be=
grüßung, indem er auch darauf hinwies, wie ſich die Intereſſen und
Ziele beider Vereine berühren und wie dieſelben mächtige
Bundes=
genoſſen in der Bekämpfung der Trunkſucht ſeien. Beiben Red=
180
2259
nern erwiderte der Vorſitzende unter dem Ausdruck lebhaften Dankes
für die dargebrachte Begrüßung, worauf man zur Erledigung
ge=
ſchäftlicher Angelegenheiten überging. Zunächſt wurden einige aus
dem Vorſtand ausſcheidende Mitglieder per Acclamation wieder=
und Herr Oberbürgermeiſter Ohly neugewählt.
Herr Lammers berichtete über den Stand des Vereins und
deſſen ſeitherige Thätigkeit, wobei er namentlich die Bemühungen
des Vereins in Bezug auf die Schankgeſetzgebung, die Frage der
Errichlung von Volkskaffeehäuſern, die Verdrängung des
Brannt=
weins in den Fabriken, die Errichtung von Trinkerheilanſtalten und
ſchließlich die litterariſche Thätigkeit des Vereins erwähnte.
Hier=
auf kam Herr Oberbürgermeiſter Miquel Frankfurt a. M.) darauf
zu ſprechen, daß der Verein gegen denMißbrauch geiſtiger Getränke
gerade in Süddeutſchland das geeignetſte Terrain für ein
erſpieß=
liches Wirken finde, da die Branntweinpeſt hier noch nicht ſo tief
eingeriſſen ſei, daß ſie nicht wirkſam und heilſam bekämpft werden
könne. Er empfiehlt auf Grund eigener Erfahrung die Errichtung
billiger und bequem zu erreichender Kaffehallen, mit denen man in
Frankfurt gute Erfahrungen gemacht habe.
Zur eigentlichen Tagesordnung übergehend, ergriff nunmehr
Herr Senatspräſident Dr. von Stöſſer aus Karlsruhe das Wort,
Um über die Frage der Beſtraſung von Trunkenheit, Entmündigung
und Zwangsheilung von Trinkern zu referieren und zum Schluſſe
ſeines umfangreichen Berichtes der Verſammlung die Annahme eines
Antrages zu empfehlen, welcher nach längerer Diskuſſion, an welcher
die Herren Rechtsanwalt Dr. Fuld (Mainz), Elm (Stuttgart), Ober=
Bürgermeiſter Miquel (Frankfurt a. M.) und Staatsminiſter Finger,
Excellenz teilnahmen, in folgender Faſſung acceptiert wurde. Die
Generalverſammlung des Vereins gegen den Mißbrauch geiſtiger
Getränke erklärt:
1) die Beſtrafung von nicht unverſchuldeter, öffentliches Aergerniß
erregender Trunkenheit, die Entmündigung und Zwangsheilung
von Trunkenbolden iſt geboten;
2) ſie beauftragt ihren Vorſtand und die Vorſtände der
Zweig=
vereine in dieſem Sinne das allgemeine Bewußtſein über die
nötige Aenderung der Geſetzgebung zu wecken und zu ſtärken,
ſowie Vorſtellung bei den geſetzgebenden Gewalten des Reiches
und der Einzelſtaaten einzureichen.
Herr Pfarrer Fuchs aus Beerfelden behandelte das Thema
„der Branntwein in den Verpflegungsſtationen für Wanderburſchen”
wobei er namentlich gegen die Unterbringung der
Verpflegungs=
ſtationen in Wirtshäuſern zu Felde zog und die Arbeiterkolomen,
in welchen die Verabreichung von Branntwein vollſtändig
ausge=
ſchloſſen ſei, als wirkſamſtes und vorzügliches Mittel gegen das
Vagantentum bezeichnete; er faßte ſeine Ausführungen in folgenden
Sätzen zuſammen, welche er der Verſammlung zur Annahme empfahl
und welche ohne Debatte einſtimmig gutgeheißen wurden:
Der Ausſchank von Branntwein in den Verpflegungsſtationen
iſt verboten.
2) Die Einrichtung von Verpflegungsſtationen in Wirtshäuſern
iſt verboten. Wohlbegründete Ausnahmen können durch den
Verbandsvorſtand bewilligt werden.
3) Womöglich ſind die Stationen in die Herbergen zur Heimat
zu verlegen, da dieſe keinen Branntwein dulden dürfen.
4) Der Vorſtand wird gebeten, dieſe Reſolutionen den Miniſterien
und den Vorſtänden der Arbeiterkolonien und den
Herbergs=
vereinen mitzuteilen.
Der dritte Gegenſtand der Tagesordnung war ein Referat des
Rechtsanwalts Herrn Dr. Fuld aus Mainz über den Zuſammenhang
der Trunkſucht mit Verbrechen der Unſittlichkeit. Er wies an der
Hand ſtatiſtiſchen Materials nach, daß der Alkoholismus in
urſäch=
lichem Zuſammenhang mit der zunehmenden Vermehrung der
ſoge=
nannten Roheitsverbrechen ſtehe und führte aus, daß die Beſtrafung
dieſer Verbrechen eine unzureichende ſei, obgleich das
Strafgeſetz=
buch vollſtändig ausreichende Strafen vorſehe. Während die
Straf=
rechtspflege in Frankreich und England in dieſer Beziehung als
muſtergiltig bezeichnet wird, bedauert der Redner, daß diejenige
Deutſchlands ſehr milde verfahre, daß ſie bei Verbrechen, welche
in der Trunkenheit begangen wurden. mildernde Umſtände annehme
und die Minimalſtrafe ausſpreche. Symptome eines Verbeſſerungs=
und Erläuterungsprozeſſes ſeien bereits vorhanden und hoffe er,
daß die Vereinsverhandlungen und Beſtrebungen eine energiſchere
Rechtſprechung im Gefolge haben würden. Zum Schluß empfahl
Referent die Annahme nachſtehender Reſolution: „Die
Generalver=
ſammlung des Vereins gegen den Mißbrauch geiſtiger Getränke
erachtet, daß zur Bekämpfung der Trinkſucht eine Verhängung
ſtrengerer Strafen gegenüber den Verbrechen der Körperverletzung
nötig iſt', zog dieſe jedoch infolge einiger in der Diskuſſion von
den Herren Miquel und Stößer geäußerten Bedenken zurück.
Der letzte Punkt der Tagesordnung: „Einfluß von Wohn= und
Ernährungsweiſe des Volks auf die Trunkſucht; erledigte ſich im
Gegenſatz zu den vorhergehenden Verhandlungen ſehr raſch. Herr
Lammers regte die Frage an, ob man nicht innerhalb des Vereins
eine Enquete anſtellen ſolle über die Wirkungen der Reinigung in
den Häuſern und die damit zu bewirkende Beſſerung des
Familien=
lebens. Man ſetzte einen Beſchluß aus, erwähnen wollen wir jedoch
596
Nr.
2260
noch die Bemerkung Miquels, welcher es als zweiſellos bezeichnete,
daß der Alkoholismus ein Ausfluß der ganzen ſocialen Krankheit
ſei. Die Lage der arbeitenden Klaſſen hätte ſich in den letzten
Jahrzehnten bedeutend verbeſſert, namentlich im Verhältnis weit
mehr als die Lage der Mittelklaſſen.
Hierauf ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung mit einigen
Worten des Dankes an die Referenten. Später folgte ein
gemein=
ſames Diner im Saalbau und war für Nachmittags 4½ Uhr ein
Ansflug per Straßenbahn in den Wald und auf die Ludwigshöhe
vorgeſehen.
Städtiſche Wohlthätigkeits= und Armenanſtalten im Auguſt d. J.
In dieſem Monat wurde, wie früher ſchon in d. Bl. berichtet, in
dem ehemals Stößel'ſchen Beſitztum an der Dieburgerſtraße
eine proviſoriſche Pfründnerabteilung errichtet und
dieſelbe am 11. mit 19 Pfründnern des Hoſpitals, ſowie dem nötigen
Haushaltungsperſonal, unter Leitung einer Diaconiſſin bezogen.
Im Hoſpital ſind nun nur noch 4 Pfründner untergebracht. — Die
Krankenabteilung des Hoſpitals verpfleate 242
Per=
ſonen, gegen 226 im nämlichen Monat des Vorjahrs. Davon waren
105 auf eigene Koſten, 29 als Mitglieder der
Dienſtbotenkranken=
anſtalt aufgenommen, weiter 83 hieſige und 25 fremde Armenkranke.
In dem Pfründnerhaus an der Frankfurterſtraße
blieb der Beſtand mit 23 Männern und 20 Frauen unverändert.
Im Armenhaus an der Pallaswieſenſtraße wurden
im Verlauf des Monats 3 Männer, 1 Frau und 1 Kind entlaſſen,
dagegen 4 Männer, 2 Frauen und 4 Kinder neu aufgenommen. Der
Inſaſſenbeſtand zu Ende des Monats belief ſich auf 26 Männer,
18 Frauen und 17 Kinder, zuſammen 61 Perſonen.
Immobilienverkauf. Verkauft wurde die von Sr. Großh.
Hoheit dem Prinzen Wilhelm ſeither bewohnte Villa nebſt
65000 Quadratſuß Garten an der Dieburgerſtraße Nr. 107, ſowie
die an der äußeren Ringſtraße Nr. 110 belegene Villa nebſt 60000
Quadratſuß Garten. Beide Verkäufe wurden durch Senſal W.
Glücklich in Frankfurt a. M. vermittelt.
D. Beſſungen. Freitag, den 16. September, nachmittags 5½ Uhr
wird eine öffentliche Gemeinderatsſitzung mit der Tagesordnung:
„Anſchluß von Beſſungen an Darmſtadt ſtattfinden.
Beſſungen, 14. Sept. Auf höhere Weiſung wurde den
Mit=
aliedern der Anſchluß=Kommiſſion, den Kaufleuten Weinmann und
Wolf, die Abgabe von Vertragsentwürfen an hieſige
Ein=
wohner, betr. die Vereinigungsfrage Beſſungens mit Darmſtadt,
unterſagt; es müſſen ſämtliche Entwürfe der Großh. Bürgermeiſterei
eingeliefert werden. (S. Inſerat.)
88 Pfungſtadt, 14. September. Die hieſige Kirchweihe
ver=
lief in der ruhigſten Weiſe, auch nicht die geringſte Störung ſoll
vorgekommen ſein, was für eine ſo große Gemeinde viel heißen
will, zumal in 10 Lokalen Tanzmuſik war.
Die Bezirks=Lehrervereine Eberſtadt=Pfungſtadt und
Zwingenberg werden nächſten Samstag, den 17. d. M. nachmittags
2 Uhr, zu Eberſtadt in der Brauerei „Zum Mühlthal; eine
ge=
meinſchaftliche Verſammlung abhalten.
Auf der Tagesordnung
ſtehen: Referate der Herren Zinnkann (Pfungſtadt) und Poth (
Als=
bach; erſterer wird über: „Göthe, als Pflanzenforſcher” ſprechen.
Frankfurt, 14. September. Am Sonntag machten mehrere junge
Frankfurter auf einem 250 Meter langen Floß eine
Vergnügungs=
tour von Rüdesheim nach Koblenz, um einmal das romantiſche
Rheinthal in aller Muße betrachten zu können. Die Fahrt dauerte
11 Stunden. Auf dem Floß wurde getafelt und tüchtig gebechert.
J Mainz, 13. Sept. In dem Hotel „zum Mainzer Hof= ſpielte
ſich heute morgen in den Stunden zwiſchen 5 und 1 Uhr eine
fürchterliche Szene ab. Ein in ſpäter Abendſtunde ohne Gepäck
angekommener Fremder, der ſich als ein Herr Möhler von
Frank=
furt in das Fremdenbuch eintrug, ſing gegen 4 Uhr morgens in
ſeinem in dem dritten Stock gelegenen Zimmer lautes Lärmen und
Schreien an, ſo daß alle übrigen Fremde aus dem Schlaf geſchreckt
wurden. Als der Wirt in das Zimmer des Fremden eilte, fand er
denſelben auf der Fenſterbank ſitzend und zwar die Füße nach der
Straße heraushängend. Sofort erkennend es mit einem
Geiſtes=
kranken zu thun zu haben, ſuchte der Wirt den Fremden mit
Zu=
reden zu beruhigen, was ihm auch ſoweit gelang, daß der
unheim=
liche Gaſt ſeinen gefährlichen Sitz am Fenſter aufgab. Kaum hatte
der Wirt das Zimmer verlaſſen um Hülfe zu holen, ſo eilte der
Fremde nach der Thür und verſchloß und verbarrikadierte dieſelbe
und nahm alsdann wieder den vorigen Sitz an dem Fenſter ein.
Befürchtend, daß der Gaſt ſich von der Höhe herabſtürzen könnte,
requirierte der Wirt die Feuerwehr, welche ſich mit hohen Leitern
vorſichtig den Fenſtern näherte. Da der Fremde aber den
Vor=
bereitungen zuſah, ſo ſuchte man zunächſt ein Fangnetz zu ſpannen.
Dieſes ſehend ſtieg der Gaſt aus dem Fenſter auf das Geſimſe und
ſtürzte ſich von hier herab. An den Beinen, Bruſt und Lopf ſchwer
verletzt, wurde der Fremde noch lebend aufgehoben, verſtarb aber
auf dem Transport in das Spital.
J. Mainz, 18. Sept. Zu der heute hier beginnenden
General=
verſammlungdes Geſamtvereins der deutſchen Geſchichts=
und Altertumsvereine brachten die Nachmittagszüge aus ganz
Deutſchland ſchon Teilnehmer in großer Zahl. Unter den erſten
auf der Präſenzliſte figurieren die illuſtren Namen von Schliemann,
180
Prof. Virchow und Prof. Dr. Oehlſchläger. Von dem Verein zur
Erforſchung der rheiniſchen Geſchichte und Altertümer in Mainz iſt
den Teilnehmern eine prachtvoll ausgeſtattete mit reichen
Illuſtra=
tionen und vielen Karten und Plänen verſehene Feſtſchrift gewidmet
worden, deren Inhalt einen reichen Schatz von der Geſchichte von
Mainz und deſſen nächſter Umgebung wiedergiebt. — Der heutige
Tag der Generalverſammlung iſt nur dem Empfang der auswärtigen
Teilnehmer und einer geſelligen Zuſammenkunft derſelben gewidmet.
Mainz, 13. September. Geſtern hielt Dr. Eurich von
Mann=
heim im hieſigen Gartenbauverein einen Vortrag über die
Reb=
lausgefahr, in welchem er ſeine wenig tröſtliche Ueberzeugung
ausſprach, daß die Reblaus nur mit dem letzten Rebſtock in Europa
ausſterben werde.
Offenbach, 13. September. Die Turngemeinde Darmſtadt
machte am verfloſſenen Sonntag einen Turngang nach Offenbach
zum Beſuche der hieſigen Turnaeſellſchaft. Von hier aus waren
denſelben eine größere Anzahl Turner entgegengegangen und
ge=
leiteten die Darmſtädter Freunde ins Vereinslokal „8um Storch',
woſelbſt ſie ſich durch ein kräftiges Mittageſſen ſtärkten. Um 3½
Uhr nachmittags nahm das Schauturnen in der Turnhalle,
Bahn=
hofſtraße hier, ſeinen Anfang, an welchem ſich die beſten Kräfte
unſerer Turngeſellſchaft, im ganzen etwa 60 Mann, beteiligten und
das den zahlreich erſchienenen Zuſchauern ein ſehr intereſſantes
Bild darbot. Nach Beendigung des Schauturnens vereinigten ſich
die Turner in dem Garten der Schloſſer'ſchen Liegenſchaft zu einem
friſchen Trunke, und um 6 Uhr begaben ſie ſich wieder ins
Vereins=
lokal, woſelbſt ſich bald ein heiteres Leben entwickelte. Herr
Turn=
wart Goldhorn begrüßte im namen der Turngeſellſchaft die
Darm=
ſtädter Turner und brachte ein dreifaches „Gut Heil' auf die Gäſte
aus, in welches die Verſammlung kräftig einſtimmte. Herr
Turn=
wart Leiſt von der „Turngemeinde Darmſtadt' ergriff hierauf das
Wort um für den freundlichen Empfang zu danken. Muſikvorträge
der Herren Bertuch wechſelten ab mit ernſte und komiſchen
Vor=
trägen der Mitglieder und nur zu ſchnell war die Zeit gekommen,
wo ſich die Darmſtädter und Hanauer Gäſte verabſchieden mußten,
um noch mit dem letzten Zuge ihre Heimat zu erreichen. Sie wurden
von den Offenbacher Turnern bis an die Bahn geleitet und ſchieden
mit dem Verſprechen derſelben, zu dem Abturnen der Turngemeinde
Darmſtadt, am 25. September, ſich dort einzufinden.
O. 8tg.
8t. Frankfurt, 14. September. Die Nennungen für die Trab=,
Hürden= und Jagdrennen, welche am 18. und 19. d. M. am
Forſthaus ſtattfinden, ſind ſehr befriedigend ausgefallen. Noch bei
keinem der bisher bei uns ſtattgefundenen Trabrennen war die
Be=
teiligung von auswärts eine gleich ſtarke und wir dürfen auf ſehr
intereſſante Kämpfe mit unſerem einheimiſchen Stall „
Mariahall=
geſpannt ſein. Bei dem Hürden= und Jagdrennen werden ſich ſtets
5 bis 6 Pferde am Start einfinden, auch werden ſich Frankfurter
Sportsmen an denſelben beteiligen.
Alzey, 13. September. Die alücklichen Gewinner des zweiten
Preiſes der am Donnerstag ſtattgehabten Ziehung der
Darm=
ſtädter Silberlotterie der Kriegerkameradſchaft Haſſia: eine
Tafelgarnitur in Silber, Wert 2700 M. ſind zwei Mitglieder
des hieſigen alten Soldaten=Vereins, welche das Los
zuſammen=
ſpielten.
Nürnberg, 13. September. Die 41. Hauptverſammlung
des Guſtav=Adolf=Vereins wurde heute nachmittag durch
feierliche Begrüßung der Verſammlung im großen Rathausſaale er
öffnet. Nach dem Vorſitzenden des Lokalkomites und dem
Vor=
ſitzenden des Ansbacher Hauptvereins, Konſiſtorialrat Burger,
er=
griff der Bürgermeiſter v. Stromer das Wort, um den Verein im
Namen der an evangeliſcher Erinnerung ſo reichen Stadt Nürnberg
willkommen zu heißen. Regierungsrat v. Götz aus Ansbach
über=
brachte dem Verein den Gruß der dortigen Regierung. Geh.
Kirchen=
rat Fricke erwiderte dieſe Grüße unter Hinweis auf die Bedeutung.
welche Nürnberg gerade von jeher für die Sache des Evangeliums
gehabt habe. Die Beteiligung aus der Nähe und Ferne iſt eine
überaus zahlreiche.
Straßburg, 13. September. Die Straßburger Voſt meldet, daß
der Unterſtaatsſekretär Back in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt
worden iſt ſodaß ihm nichts mehr im Wege ſteht, ſein Amt als
Bürgermeiſter von Straßburg zu behalten.
Weimar, 12. September. Ueber das erſte Auftreten des ſeit
kurzem dem Verbande unſeres Hoftheater angehörenden Tenoriſten
Hans Gießen leigentlich Karl Buff aus Gießen, Sohn des
Reichsgerichtsrats Buff in Leipzig) in der „Zauberflöte; ſchreibt
die „Weimarer Stg. „Vor allen gebührt Herrn Gießen, der den
„Tamino' als Antrittsrolle gab, für ſeinen wunderſchönen Geſang
das uneingeſchränkteſte Lob. Der junge Sänger iſt im Beſitz einer
herrlichen, vortrefflich geſchulten Tenorſtimme. Nicht nur die
jung=
friſche Stimme, die reine edle Tongebung, die leichtanſprechende,
klangſchöne Höhe und die warme Empfindung im Vortrag, ſondern
auch die Sicherheit, mit der er ſeine Aufgabe beherrſchte, war für
den Theaterbeſucher eine wahre Luſt und Freude. Herr Gießen
verſteht zu ſingen; zart und weich, aber auch voll und kräftig klang
die Stimme durch das Haus. „Dies Bildnis iſt bezaubernd ſchön
war von wunderſchöner Wirkung.
Nr. 180
2261
Verlin, 13. September. Mit dem Beſinden des frühern
Finanz=
miniſters und Oberbürgermeiſters Wirklichen Geheimen Rats
Hobrecht geht es. wenn auch langſam, beſſer und die Gefahr ſcheint
beſeitigt.
Hamburg, 13. September. Der Afrikaforſcher Dr. Holub iſt
am Sonntaa abend mit Gemahlin hier eingetroffen und reiſt am
15. nach Wien.
Kairo, 13. September. Der Nil iſt fortdauernd im Steigen
begriffen und beginnt auch bei Wadibalaf und Wadihalfa wieder
zu ſteigen.
Lima, 12. Sept. Durch eine Oynamitexploſion im
Zoll=
amte in Callao wurden ſechs Perſonen getötet und acht verwundet.
Großßerzogliches Hoftheater.
Dienstag, 13. September.
„Wohlthätige Frauen.
E. A. BArronge iſt im Vergleich zu den Moſer und
Schön=
than, welche zur Zeit das Luſtſpielrepertoire unſerer Bühnen
be=
herrſchen, ein wahres Labſal. Anſtatt der banalen Situationskomil
trifft man in Stücken wie „Mein Leopold=, „Haſemanns Töchter'
„Wohlthätige Frauenz doch auf wirklich höchſt achtbare
Ver=
ſuche einer volkstümlichen Charakteriſierung, und was die
Haupt=
ſache iſt, die Perſonen ſind bei 2 Arronge immer Menſchen von
Fleiſch und Blut, keine bloßen Theaterfiguren, welche zur
Erheite=
rung des Publikums alle möglichen und unmöglichen Wendungen
machen müſſen. 2 Arronge hat ſtets eine beſondere Vorliebe
be=
wieſen im Aufgreifen ſolcher Stoffe, welche unſer modernes
Geſell=
ſchaftsleben nach Seiten ſeiner Untugenden und Schwächen
charak=
teriſieren, und er iſt darin ſtets glücklich geweſen, mit Ausnahme
von „Haus Lonei, wo die ernſte Stimmung, welche er
hervorzu=
rufen bemüht iſt, ſeinem ganzen Naturell widerſtrebt. Was nun
die „Wohlthätigen Frauen; anlangt, die man an einigen Orten
ſogar der Ehre eines Verbots gewürdigt hat, ſo haben wir es hier
nicht eigentlich mit einem ſathriſchen Zeitgemälde zu thun, denn
zur bitteren Sathre hat L Arronge weder Kraft noch Luſt. Es
fällt ihm nicht ein, die Menſchen zu geißeln, er begnügt ſich damit
nie auszulachen, und in den „Wohlthätigen Frauen' wendet ſich
dieſes Lachen gegen eine Modethorheit, die eine ziemlich große
Aus=
dehnung angenommen hat und gegen welche zu eifern vom
Stand=
punkt einer wahren und echten Humanität wohl erlaubt iſt. Doch
werden die Gegenſätze nirgends ſo ſcharf zugeſpitzt, daß unſer
Ver=
ſtand ſich ernſthaft mit den Fragen befaſſen müßte: In wie weit
hat der Autor Recht, in welcher Hinſicht übertreibt er? Es kommt
2Arronge in erſter Linie darauf an, an verſchiedenen Proben zu
zeigen, welchen Einfluß eine übertriebene Vereinsthätigkeit, die ihren
letzten Grund in der Eitelkeit und Gefallſucht hat, auf das
Familien=
leben äußert. In der Durchführung dieſes Gedankens hat er nun
eine ſo gute Laune entfaltet und eine ſolche Mannigfaltigkeit in den
Situationen erreicht. daß ſich das Gefühl der Befriedigung mit
Notwendigkeit einſtellen muß.
Die heutige Aufführung. in der jeder auf ſeinem rechten Platz
ſtand, war in jeder Beziehung geeignet, die Hörer für die Vorgänge
auf der Bühne zu erwärmen und zu lebhaften Beifallsbezeugungen
anzuregen. Frl. Berl gab die Geheimrätin Praß äußerſt
glaub=
würdig; Frl. Cramer war eine ebenſo anmutige als gewandte
Ver=
treterin der Frau Möpſel, und das Geſpräch, das die beiden Damen,
im 1. Akt mit einander zu führen hatten, und aus welchem uns
der Geiſt gewiſſer Kreiſe nur zu wahrheitsgetreu entgegenblickt,
geſtaltete ſich zu einem allerliebſten Duett. Herr Edward als
Major v. Nordeck war in Haltung und Rede durchaus der wackere
Ofſizier, der das Herz allemal auf dem rechten Fleck hat, der der
Salonheuchelei keinerlei Zugeſtändniſſe macht, ohne deshalb doch je
den Cavalier bei Seite zu ſetzen. Der Möpſel des Herrn Werner
zeigte alle die Seiten, deren Entfaltung der Autor bei dieſer Figur
beanſprucht hat. Im 2. Akte wirkte Herrn Werners Spiel äußerſt
natürlich und liebenswürdig. Bei dieſer Gelegenheit müſſen wir
auch lobend der jungen Henriette Weber gedenken, welche den
Julius Möpſel ſehr friſch und natürlich gab. Als Hubert wußte
ſich auch Herr Sachs den Beifall des Publikums zu erwerben,
namentlich in der Scene, wo er dem kleinen Julius bei der
Ab=
ſaſſung des deutſchen Aufſatzes hilft. Als Emil v. Praß hatte ſich
Herr Hacker eine ganz famoſe Maske zugelegt und vermochte es
auch ſein ganzes Auftreten damit in Einklang zu bringen.
Der Vertragsentwurf der Beſſunger Vereinigungs=
Kommiſſion.
. Nachdem der vielbeſprochene Vertragsentwurf der
Beſſunger Vereinigungskommiſſion weiteren Kreiſen
zu=
gänglich gemacht worden iſt und jedenfalls auch in der heutigen
Sitzung der Darmſtädter Stadtverordnetenverſammlung die
ge=
bührende Beleuchtung finden wird, ſcheint es uns an der Zeit, die
Natur dieſes Aktenſtücks noch einmal genau zu kennzeichnen und
aus dem Vorwort und den Motiven wenigſtens die allerſonderbarſten
Merkwürdigkeiten hervorzuheben und in das rechte Licht zu ſtellen.
Während im Eingang des fraglichen Aktenſtücks behauptet wird,
man wolle die von dem Beſſunger Gemeinderat beſchloſſene
Ver=
inigung der Gemeinde Beſſungen mit der Stadt Darmſtadt fördern,
wird in direktem Widerſpruch damit in der betreffenden Arbeit
ſelbſt gegen die Verwaltung der Stadt Darmſtadt ein Ton
an=
geſchlagen und über die Verhältniſſe dieſer Stadt in einer Weiſe
geurteilt, daß jede Verſtändigung von vornherein ausgeſchloſſen
ſchien. Denn ſo viele Einſicht müßte man den Mitgliedern der
Beſſunger Kommiſſion doch zutrauen, daß die Vertretung der
Haupt=
ſtadt des Landes ſich nicht zuerſt dieſen Fußtritt verſetzen läßt und
dann in aller Gemütsruhe weiter über die Anſchlußfrage verhandelt.
Es dürfte angezeigt ſein, die Stellung der Stadt Darmſtadt
zu der Vereinigungsfrage zunächſt noch einmal zu präciſieren.
Nach=
dem ſich in Beſſungen ſelbſt, in Folge des immer mehr
fortgeſchrit=
tenen Ineinanderwachſens der verſchiedenen Grenzſtraßen, der raſchen
Zunahme der eigentlich ſtädtiſchen Bevölkerung Beſſungens und der
mancherlei Mißſtände, welche in der Verwaltung der Gemeinde
Beſſungen als einer Landgemeinde begründet waren, eine große
Partei für den Anſchluß an Darmſtadt gebildet hatte und dann
das Anſchlußprojekt in der Preſſe und der Oeffentlichkeit immer
und immer wieder erörtert wurde, ſtand man dem allem in
Darm=
ſtadt immer ſehr ruhig gegenüber. Wir glauben nicht irre zu gehen,
wenn wir die Anſicht der leitenden Kreiſe Darmſtadts dahin
zuſam=
menfaſſen, daß man ſich dort ſagte: Wenn die Beſſunger kommen
und den Anſchluß erbitten, ſo muß man dies betrachten wie ein
Naturgeſetz. welches ſich mit Notwendigkeit vollzieht.
Da für die
Stadt Darmſtadt dadurch große Aufgaben erwachſen werden, einzelnen
Stadtteilen aus der Vereinigung zweifellos auch Nachteile erwachſen
müſſen, ſo wollen wir die Verhältniſſe in Beſſungen ſich ruhig
ent=
wickeln laſſen und nicht etwa in irgend einer Weiſe fördernd in die
Anſchlußfrage eingreifen. Man muß den naturgemäßen Standpunkt
der Stadt Darmſtadt im Auge haben, daß bei dem Anſchluß
Beſ=
ſungen der bittende, der empfangende Teil ſei, um das Erſtaunen
zu begreifen, mit welchem man nunmehr die Arbeit der Beſſunger
Kommiſſion aufnimmt, in welcher das Verhältnis gerade umgekehrt
dargeſtellt wird.
Der Vertragsentwurf iſt ſchon vor einigen Tagen in d. Bl.
dahin gekennzeichnet worden, daß er ſich die größte Mühe gebe,
die Verhältniſſe Beſſungens in das denkbar günſtigſte Licht zu ſtellen
und zu dieſem Zwecke die Verkleinerung und Verdrehung aller
öffentlichen Verhältniſſe Darmſtadts nicht ſcheue. Was ſoll man
dazu ſagen, daß von Darmſtadt behauptet wird, es habe vor
unge=
jähr 50 Jahren hauptſächlich aus dem Hofe, den Beamten, dem
Militär und den dieſen dienenden Gewerbtreibenden beſtanden und
es möge jetzt noch im Allgemeinen das frühere
Verhält=
nis behalten haben? Hat man in Beſſungen keine Kenntnis
davon. daß in Darmſtadt ſich inzwiſchen eine lebhafte, bedeutende
Induſtrie entwickelt hat, daß es Sitz einer Hochſchule geworden iſt,
u. dgl. m., und daß der ganze Zuwachs Beſſungens von der
Karls=
ſtraße nordwärts nur auf Rechnung der Stadt Darmſtadt geſchrieben
werden kann?
Der ungeheuerlichſte Teil des Vorworts iſt wohl jener, in
welchem die Kommiſſion das Vermögen der beiden Gemeinden
zu=
ſammenſtellt und bei dem Vergleich zu der Anſicht kommt, daß
Varmſtadt jetzt bereits überſchuldet ſei, Beſſungen aber noch ein
Reinvermögen von 2600000 M. beſitze, daß Darmſtadt für
Aus=
führung verſchiedener Proiekte (Schlachthaus, elektriſche Station ꝛc.)
noch rieſige Summen bedürfe, für deren Aufnahme durch neue
An=
leihen es demnächſt an Unterpfändern fehlen werde, denn
Schul=
häuſer, Kirchen, Hoſpital ꝛc. bildeten doch kein verhhvothecierbares
Obiekt. Es werde alſo im Falle der Vereinigung Beſſungen mit
ſeinem 2½ Millionen Reinvermögen für Darmſtadt als
willkom=
mener Helfer anzuſehen ſeinl Die Finanzkünſtler der Beſſunger
Kommiſſion betrachten nur Wald und Feld, die einen
be=
ſtimmten Ertrag liefern, als, wirkliches Vermögen. Für
Darmſtadt laſſen ſie auch noch die zwei ſelbſtbetriebenen
indu=
ſtriellen Anlagen (Waſſerwerk und Gaswerk) gelten, knüpfen
aber an die Beträge, mit welchen beide Werke noch im
Schulden=
verzeichnis aufgeführt ſind (1572852 M. für das Waſſerwerk und
407970 M. für das Gaswerk) die Bemerkung, ob dieſe beiden
Anlagen heute wirklich noch dieſen Wert beſäßen, ſei
fraglichl Es iſt alſo in den Augen der Beſſunger Herren
frag=
lich, ob das ſtädtiſche Gaswerk, das im letzten Jahre einen
Rein=
gewinn von 135 000 M. zu 4' einer Kapitalanlage von 3875000 M.
entſprechend, abgeworfen hat, heute noch einen Wert von 407970 M.
beſitzt, d. i. etwa der neunte Teil vorgenannter Summel Wir
wol=
len es der Beſſunger Kommiſſion nicht allzuhoch anrechnen, daß ſie
in der Eile und da es wohl nicht recht in das Facit gepaßt haben
mochte, einige andere, auch eine Rente abwerfende Beſitzungen
Darm=
ſtadt's (die Lagerhäuſer z. B.) vergeſſen hat in die Berechnung
auf=
zunehmen. Aber die Stadt Darmſtadt hätte der Beſſunger
Kom=
miſſion auf Nachfrage gewiß gerne mitgeteilt, daß es bis heute noch
gar nicht nötig geweſen ſei, bei Aufnahme von Anleihen den
ſtädti=
ſchen Grnndbeſitz, rentablen oder unrentablen, hyvothekariſch zu
ver=
pfänden, ſondern daß der Stadt Darmſtadt die Anleihen, die ſie im
2262
Nr.
Intereſſe ihrer öffentlichen Einrichtungen aufzunehmen hatte, von
den Kapitaliſten in der Ueberzeugung der Kreditfähigkeit und
Kre=
ditwürdigkeit der Stadt immer ſehr gerne und zu den beſten
Be=
dingungen ohne hypothekariſche Unterpfänder dargebracht worden
ſind, was bei der notoriſch höchſt ſoliden Finanzwirtſchaft der
Stadt zweifellos auch für die Zukunft immer der Fall ſein wird.
Die Herren Finanzkünſtler der Beſſunger Kommiſſion hätten ſich vor
Bearbeitung ihres Berichts weiter von einem Sachverſtändigen
zu=
erſt darüber ſollen belehren laſſen, daß für die Kreditfähigkeit einer
Kommune deren Geſamtſteuerkraft, deren öffentliche Einrichtungen,
deren Finanzwirtſchaft ganz anders in Betracht kommt, als der
zu=
fällige Beſitz eines Waldes, an dem es der Stadt Darmſtadt, ja
auch nicht mangelt, der aber bei der Berechnung der Einkünfte
im=
mer erſt als geringſt rentierendes Beſitztum mitſpielt!
In dem Bericht der Beſſunger Kommiſſion wird dann geſagt,
daß Beſſungen ſeither zwar etwas höhere Kommunalſteuern
erhob, als Darmſtadt (es ſind im lnufenden Jahre 20%, daß ſich
dieſer Unterſchied aber mehr als aufhebe dadurch, daß bei der
Ver=
einigung das Gewerbſteuerkapital Beſſungen's ſich bedeutend
ver=
größern werde; es ſteige von 23587 M. auf 39451 M. (bei der
Ver=
einigung wird nämlich Beſſungen in die Gewerbſteuerklaſſe der Städte
eintreten, alle anderen Steuerveranlagungen bleiben unberührt). Wir
nehmen au, daß letztere Zahlen von der Beſſunger Kommiſſion
rich=
tig ermittelt ſind und wollen einmal mit denſelben rechnen.
Beſ=
ſungen erhebt im laufenden Jahre 91000 M. Kommunalſteuern, im
Verhältnis alſo 18200 M. mehr als Darmſtadt. Bei
Zugrund=
legung des Beſſunger Ausſchlagskoeffizienten von 24587 Pf. und
des Staatsſteuerkoeffizienten von 17 Pf. hätten alſo die Beſſunger
Gewerbtreibenden 3900 M. mehr an Kommunal= und 2700 M. mehr
an Staatsſteuern aufzubringen im Fall der Vereinigung, zuſammen
alſo 6600 M., das ſind aber noch lange nicht 18200 M., trotz der
obigen Behauptung der Kommiſſion! Und da wir doch einmal an
dem Ausſchlagskoefſizienten für die Kommunalſteuer ſind, der im
laufenden Jahr für Darmſtadt 20553 Pf., gegen 24587 Pf. für
Beſſungen, beträgt, ſo iſt dieſes ein Punkt, der jedenfalls auf
Darm=
ſtädter Seite ſchon ſehr gewürdigt worden iſt. Denn dort mußte
man ſich ſagen, wenn Beſſungen nun den Darmſtädter Steuerſatz
zahlt, ſo giebt dies gleich etwa 18000 M. Steuern aus Beſſungen
weniger, und da auch die Oktroieinnahme aus Beſſungen
verhältms=
mäßig viel geringer ausfallen werde (wir kommen unten darau
zurück, Beſſungen aber in der erſten Zeit ganz bedeutenden
Auf=
wand erheiſche, ſo werde man wohl bald nach der Vereinigung zu
der Erhöhung des Steuerſatzes, alſo in die Notwendigkeit kommen
die Darmſtädter Steuerzahler aus Anlaß der Vereinigung höher
belaſten zu müſſen, während Beſſungen niedrigere Steuern erhält.
Dieſes ſchwere Bedenken gegen die Vereinigung auf Darmſtädter
Seite hat man unterdrückt, weil man dort ſo vernünftig war, die
Naturnotwendigkeit der Vereinigung einzuſehen!
Auch in Bezug auf die von Beſſungen zu erhoffende
Oktroi=
einnahme ſtellt die Kommiſſion ein Rechenexempel auf, das ſich
on die Wirklichkeit gar nicht kehrt. Es wird geſagt „daß das ganze,
demnächſt von Beſſungen zu zahlende Oktror, welches auf brutto
60000-70000 M. im Verhältnis der BevölkerungZziffer ſogar über
71800 M. jährlich geſchätzt werden dürfe u. ſ. w.
Auf
Darm=
ſtädter Seite hat man das von Beſſunger Seite zu erwartende Oktroi
etwas niedriger geſchätzt, nämlich u. W. zu 40000 M. und glaubte
damit ein Uebriges gethan zu haben, da ein ganz ungemein
großer Teil deroktroipflichtigen Artikel, welche
Beſ=
ſungen verzehrt, ſchon in Darmſtadt gekauft wird,
Darmſtadt alſo den Oktroi dafür bereits in der Taſche hat. Man
denke nur an den einzigen Artikel Fleiſchl Nur in Bezug auf Kühe
und Rinder ſchlachtet Beſſungen einigermaßen im Verhältnis zu
Darmſtadt, während bei Ochſen, Kälbern, Hämmeln und Schweine
ein ganz gewaltiger Unterſchied beſteht. Das geniert aber die
Beſ=
ſunger Kommiſſion nicht. Sie brauchten Hahlen um die Vereinigung
als ungünſtig für Beſſungen und ungemein vorteilhaft für
Darm=
ſtadt hinzuſtellen und dieſe Zahlen müſſen herbeigeſchaſſt werden.
Unſer Stoff nicht, wohl aber der uns zugemeſſene Raum iſt
erſchöpft. Wir wollen deshalb die Betrachtung der Detailfragen
ſchließen und uns nur noch einige allgemeine Bemerkungen über
den Ton des Vorworts und der Vertragsmotive erlauben. Dort
wimmelt es geradezu von Mißtrauen gegen die ſtädtiſche
Verwal=
tung und wie von derſelben demnächſt Beſſungen vergewaltigt und
als Darmſtadt I. Klaſſe behandelt werden würde, weshalb die
umfaſſendſten vertraglichen Garantien zu verlangen ſeien u. dgl. m.
Und noch einige Worte über die Meinung, welche die Beſſunger
Kommiſſion im Vorworte ausſpricht, „daß Beſſungen bei geſondertem
Fortbeſtand und beſonders bei Erwerbung der Städteordnung alle
die Vorteile ſich zu verſchaffen in der Lage iſt, welche heute als
Vorzüge Darmſtadts geltend gemacht werden, und zwar in derſelben
Zeit, in welcher Darmſtadt dieſe Annehmlichkeiten zu bieten vermag,
ohne dadurch ſeinen Kredit zu erſchöpfen, ohne ſein Vermögen von
2½ Millionen vollſtändig aufzuzehren. Wir wiſſen heute noch
nicht beſtimmt, in welcher Weiſe die brennend gewordene Beſſunger
Frage aus der Welt geſchafft wird. Nach den neueſten Nachrichten
iſt es ja nicht unmöglich, daß dies durch einen Appell an die Beſ=
180
ſunger Wähler geſchieht. In dieſem Falle können die letzteren aus
den angeführten Worten ihrer dermaligen Vereinigungskommiſſion
recht heilſame Lehren ziehen, deren Erörterung zu gelegener Zeit
ſtattfinden ſoll.
Litterariſches.
Die Entſtehung der feſten foſſilen Brennſtoffe und einiger
ver=
wandten Gebilde. Von Oberforſtrat E. Braun. Zudenwichtigſten
Körpern unſerer Erde gehören unſtreitig die feſten foſſilen
Brenn=
ſtoffe: Anthracit, Steinkohle, Braunkohle und Torf. Wenn nun auch
die Bedeutung dieſer Stoffe als Brenn= und Leucht=Material
allge=
mein bekannt iſt, wenn man auch in weiteſten Kreiſen die daraus
für die Technik gewonnenen, höchſt wichtigen Stoffe — Anilin,
Carbolſäure, Naphtalin u. ſ. w. - zu ſchätzen weiß, ſo herrſchen
doch ſelbſt in gebildeten Kreiſen oft noch ſehr verworrene
Vorſtel=
lungen von der Entſtehung und Bildung der foſſilen Brennſtoffe.
Um zu einer haltbaren Erklärung der Entſtehung genannter Stoffe
zu gelangen, bringt die Zeitſchrift „Gäau für 1887oben bezeichneten
Aufſatz, worin der Verfaſſer, geſtützt auf ſeine ausgedehnte
Bekannt=
ſchaft mit den Reſultaten der Naturwiſſenſchaft und den einſchlägigen
Theorien der fachmänniſchen Autoritäten, die Verhältniſſe und
Be=
dingungen beſpricht, welche bei deren Bildung mitgewirkt haben.
Aus den „Aſtronomiſchen Betrachtungen; folgt mit Anlehnung an
die Falb'ſche Erdbebentheorie die Bildung von Niederungen und
Becken, deren zuſammengeſtrömte Binnenwaſſer durch das heiße
Erd=
innere in ſiedendem Zuſtande erhalten wurden. Alles organiſche
Leben aber hat von Urbeginn an, im Anſchluß an die Inkruſtation
und an die Erkaltung bis zur Vegetationsfähigkeit, auf den Polen
begonnen und ſich radial nach dem Acquator verbreitet; die
Stein=
kohlen ſind alſo in den einzelnen Zonen nicht allein örtlich, ſondern
auch zeitlich verſchieden entſtanden; wiederholte Senkungen
er=
zeugten die Wechſellager mit mineraliſchen Zwiſchenmitteln. Die
chemiſchen, phyſikaliſchen, meteorologiſchen, botaniſchen und
geologi=
ſchen Erwägungen (überall unter Anführung einſchlägiger Citate)
jühren den Verfaſſer auf folgende Grundbedingungen der Entſtehung
der feſten foſſilen Brennſtoffe:
1) Anthracit und Steinkohle: Kochprozeß mit nachfolgender
Mineral=
überlagerung während ſehr langer Zeit;
2) Torf entſteht nur unter Mitwirkung von Froſt, insbeſondere
Froſt unter Waſſer:
3) Braunkohle entſteht durch Mineralüberlagerung während ſehr
langer Zeit und in gewöhnlicher Erdtemperatur.
Die Lektüre dieſes Aufſatzes, beſonders noch mit Zuhilfenahme
des Schriftchens „Die Humusſäure in ihrer Beziehung der feſten
foſſilen Brennſtoffe ꝛc.. Von E. Braun, Oberforſtrat i. P. zu
Darmſtadt. Darmſtadt, G. Jonghaus, 1884, worin die in dem
Auf=
ſatze angeführten Citate faſt alle wörtlich abgedruckt ſind, wird jeden
gebildeten Leſer höchlich befriedigen.
Todrs-Anzeigr.
Geſtern Abend 8 Uhr entſchlief ſanſt nach langem,
ſchwerem Leiden unſer innigſt geliebter Gatte, Vater,
Schwiegervater und Großvater
Hofpoſamentier Ludwig Schmidt
im 72ſten Lebensjahre.
Um ſtille Theilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 14. September 1887.
Die Beerdigung findet Freitag den 16. September,
Vor=
mittags 9½ Uhr, vom Sterbehauſe aus, Ernſt=
Luzwigs=
ſtraße 15, ſtatt.
Darrkſagutrtg.
(031
Für die überaus herzliche Theilnahme bei der Beerdigung
unſeres lieben, guten Gatten, Vaters, Bruders, Schwagers
und Großvaters
Joh. Jacob AIt,
Ofenfabrikant,
ſagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten unſern
inuigſten Dank.
Beſſungen, den 14. September 1887.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruderei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.