Darmstädter Tagblatt 1887


06. September 1887

[  ][ ]

Abonnement= prei=
vlertelkährlich
1 Mark 50 Pf. nc.
Bringerlohn. Auswärt werden von
allen Poſtkmtern Beſtellungen ent=
eyengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
ww Quartal incl. Poſaufſchlag.

150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
verdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12. ſowie auswärts
von allen Annoneen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

Ne 173.

Dienstag den 6. September.

1887.

Darmſtadt, am 1. September 1887.
Betreffend: Die Wiederbeſetzung des erledigten Rentamts Darmſtadt.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Wir benachrichtigen Sie, daß der zum Rentamtmann des Rentamts Darmſtadt ernannte Großh. Rentamtmann Siebert
ſeinen Dienſt angetreten hat.
In Vertretung:
18583
Dr. Zeller.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Invalidenbücher behufs Abſtempelung in den Revieren bis zum 27. l. M.
abgegeben, ſowie am 1. k. Mts. daſelbſt wieder abgeholt werden können und wird hierbei wiederholt an die genaue Abän=
derung
des Quittungsſchemas durch die Invaliden ſelbſt und die Beifügung der Unterſchrift erinnert.
Darmſtadt, den 1. September 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(8584
v. Grolman.

Ueberſicht
der Durchſchuittspreiſe von ſolgenden Früchten
vom 15. bis 31. Auguſt 1887.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 18.50 bis M. 19. - Korn
per Sack 100 Kilo M. 13 bis M. 13.50. - Gerſte
per Sack 100 Kilo M. 14 bis M. 15. - Hafer per
Sack 100 Kilo M. 6.75.
Darmſtadt, den 1. September 1887.
Großherzogliches Polizeiamt.

Ueberſicht
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 15. bis 31. Auguſt 1887.
Butter per ¼ Kilo M. 1.20, desgl. in Partien M. 1.10.
Eier per Stück 6 Pfg., desgl. per 25 Stück M. 1. 45.
Kartoffeln per 100 Kilo M. 8.-, desgl. per 25 Kilo
M. 2.20. Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.-
Heu per
50 Kilo M. 2.70.
Darmſtadt, den 1. September 1887.
(8585
Großherzogliches Polizeiamt.

Bekanntmachung.
Durch Urtheile des Schöffengerichts
Darmſtadt I. vom 16. Auguſt 1887
wurden wegen fahrläſſigen Verkaufs ge=
fälſchter
Milch gegen die Nachgenannten
die beibemerkten Strafen ausgeſprochen:
1) Heinrich Seibert, Milchhändler
von Georgenhauſen, welcher die
Milch angeblich von Oekonom Heil
zu Georgenhauſen bezieht, 20 Mk.;
2) Marie Hörr, Milchhändlerin zu
Darmſtadt, welche die Milch an=
geblich
von Ludwig Schönberger,
in Groß=Bieberau bezieht, 30 Mk.
Darmſtadt, den 29. Auguſt 1887.
Großherzogliches Amtsgericht I.
Beisler.
i8586

Bekanntmachung.
Die Lieferung von 7 Stück Abfuhr=
wagen
nach einem vorhandenen Muſter
für die ſtädtiſche Straßenreinigung zu
Darmſtadt ſoll im Wege der Submiſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Dienstag den 6. September,
Vormittags 11 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
ſauf dem Tiefbauamt, Zimmer Nr. 26,
zur Einſicht offen, bei welchem auch die
Formulare für die Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 1. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(8452
Ohly.

Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung vom 17.
Auguſt 1887 wird nachſtehende Hofraithe
des Johannes Neuroth zu Darmſtadt
und zwar:
Flur. Nr. ⬜Meter.
II. 148
5 ½ Seitenbäuchen
rleine Bachgaſſe,
II. 149 54 Hofraithe daſelbſt,
Dienstag den 18. Oktober 1887,
Vormittags 11 Uhr,
an den Meiſtbietenden verſteigert.
Darmſtadt, den 22. Auguſt 1887.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
(8587
Harres.
Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Julius

[ ][  ][ ]

2154
Schönenberg, Kaufmann in Groß=Gerau,
wird, da der Gemeinſchuldner die Eröff=
nung
des Konkursverfahrens beantragt,
auch ſeine Ueberſchuldung glaubhaft ge=
macht
hat, heute am 2. September 1887,
Nachmittags 4 Uhr, das Konkursverfahren
eröffnet.
Der Herr Rechtsanwalt Dr. Wenck
in Darmſtadt wird zum Konkursverwalter
ernannt.
Konkursforderungen, ſind bis zum
24. September 1887 bei dem Gerichte
anzumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über
die Wahl eines anderen Verwalters, ſo=
wie
über die Beſtellung eines Gläubiger=
ausſchuſſes
und eintretenden Falls über
die in 8 120 der Konkursordnung be=
zeichneten
Gegenſtände - auf
Donnerstag den 29. September 1887,
Vormittags 8¾, Uhr,
und zur Prüfung der angemeldeten
Forderungen auf
Montag den 3. Oktober 1887,
Vormittags 8¾. Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin
anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur Kon=
kursmaſſe
gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig
ſind, wird aufgegeben, nichts an den Ge=
meinſchuldner
zu verabfolgen oder zu
leiſten, auch die Verpflichtung auferlegt,
von dem Beſitze der Sache und von den
Forderungen, für welche ſie aus der Sache/
abgeſonderte Befrildigung, in Anſpruch
nehmen, dem Konkursverwalter bis zum
24. September 1887 Anzeige zu machen.
Großherzogliches Amtsgericht zu Groß=
Gerau.
gez) Dr. Meiſel.
Veroffentlicht gemäß 8 103 Konkurs=
Ordnung.
(8588
Meier, Gerichtsſchreiber=Aſpirant.
Fettvieh=Verſteigerung.
Kommenden Dienstag den 6. Septbr.
I. J., Vormittags 11½ Uhr,
werden in Großh. Hofmeierei Darmſtadt
(8576
3 fette Kühe verſteigert.
Oberverwalter Dettweiler.

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Nr. 173

rkanntmuchung.

Betreffend: Die Abfuhr von Hauskehricht durch die ſtädtiſche
Straßenreinigungs=Anſtalt.
Seit die Straßenreinigungs=Anſtalt den in Gefäßen an die Hausthüren ge=
ſtellten
Hauskehricht abfährt, hat ſich die Menge desſelben gegen früher in erheb=
lichem
Grade vermehrt. Wir ſind dadurch genöthigt, ſtrenge darauf zu halten, daß
Gegenſtände, welche nicht unter den Begriff Hauskehricht; fallen, wie z. B. Ge=
werbe
= und Gartenabfälle, Bauſchutt ꝛc., nicht abgefahren werden, und daß Ge=
miſche
von ſolchen Gegenſtänden mit Hauskehricht ebenfalls von der Abfuhr aus=
geſchloſſen
ſind. - Zum Anſammeln des Hauskehrichts werden in manchen Hof=
raithen
Gefäße benutzt, welche zu dieſem Zwecke durchaus untauglich erſcheinen,
indem ſie entweder undicht, unhandlich oder nicht transportfähig ſind. Es iſt des=
halb
ein Normalkaſten angefertigt worden, welcher für die Aufbewahrung und den
Transport des Kehrichts am beſten geeignet iſt. Kaſten dieſer Art aus verzinktem
Eiſenblech können auf unſerem Tiefbauamt beſichtigt, auch durch dasſelbe zum Preiſe
von 4 Mk. 50 Pfg. bezogen werden.
Vom 1. Januar 1888 ab wird nur in ſolchen Kaſten bereit ſtehender Haus=
kehricht
abgefahren. Gefäße anderer Dimenſionen und Art werden nicht entleert.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(7893

Bekanntmachung.
Das Hebregiſter über die für das Jahr 1887 zur Erhebung kommenden Til=
gungsrenten
iſt drei Tag lang auf unſerem Büreau, Stadthaus, Zimmer Nr. I1,
offen gelegt.
Darmſtadt, den 5. September 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(8589
PferdrVerſteigerung.

Donnerstag den 8. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
ollen im Großherzoglichen Hofmarſtalle dahier einige zur Zucht nicht mehr ver=
wendbare
Langeſtütsbeſchäler verſteigert werden.
Darmſtadt, den 1. September 1887.
Großherzogliche Landesgeſtüts=Direction.
Freiherr von Trotha.
(8454

Grummet Yerkeigerung.
Donnerstag den 8. September l. Js., Vormittags 10 Uhr,
ſoll in dem Hofgarten Beſſungen l. und um 11 Uhr in dem Hofgarten Beſ=
ſungen
ll. die diesjährige Grummet=Ernte meiſtbietend öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 5. September 1887.
Großherzogliches Hofmarſchall=Amt.
J. A.:
Rolshauſen, Kanzleiſekretär.
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möblirtes Zimmer zu vermiethen.
8512) Ludwigsplatz 3 im 1. Stock
ein möblirtes Zimmer an einen anſtän=
digen
Herrn ſofort zu vermiethen.
8514) Waldſtr. 11 2 gut möbl. Z.
8608) Kiesſtraße 69 ſind 2 möbl.
Zimmer zu vermiethen, ein großes und
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Penſion.

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ſuchen
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Familie geſucht.
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(8609

106

18.
29
46
50
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888

&Em.

92

[ ][  ][ ]

Nr. 173
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ſeſmstem Aal, gerüuchert,
Micler Speclbüchinge
bringe in empfehlende Erinnerung.
WILL. wever Lacutsk.,

Hoflieferant,
16 Eisabethenstrasse 16.

(8610

Geſchäfts=Verlegung.
Meine bisher Wilhelminenſtraße 13 befindlichen Geſchäftsloka=
litäten
habe nunmehr nach der
uberen Eliſabethenſtraße 12,
mittlerer Laden des Geſellſchaftshauſes =Eintracht verlegt.
Philipp Jungmann,
Tapeten=, Linoleum= und Wachstuch=Lager.
ſeschäfts-Verlegung.
Mein Lager in
Original-Singer-Nühmaschinen
befindet ſich ſeit 1. September a. C.
5 Schützenſtraße 5.
G. Heidlinger, Hoſſioforant, DIRISTIVI3
bosGnatts-Hroſtnung und EmpiGnlung.
Einem geehrten Publikum beehre ich mich hierdurch höflichſt anzuzeigen, daß
ich Elisabethenstrasse 66 eine
Milch=, Butter=, Käſe=, Gier=, Kartoffel= &amp Flaſchenbier=
Handlung
erichtet habe und halte mich bei Bedarf, insbeſondere der werthen Nachbarſchaft,
beſtens empfohlen.
Achtungsvoll
Jacob Sohäter, Eliſabethenſtr. 66.

e3
43
zun.)

630

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De Grafenſtr. 171. neben der Fiſch=
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Entgrätete Delicateſſe-
Häringe
in Senf=, Wein=, Mixed Pieles=,
Tomaten=Sauce.
Neue Rollmöpse,
Russ. Sardinen,
Neue Sardinen Thuile,
Helgoländer Fronen-
hummer
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Phillipp Weber,
Carlsſtraße 24. (8614

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[ ][  ][ ]

2158

E

8617) Einige beſſere Hausmädchen,
die perfekt nähen können, ſuchen Stellen,
ſowie ein ält. Mädchen für leichte Arbeit
oder zu Kindern. - Stellenbureau Frau
E. Bauer, Ludwigsplatz 3, 1. Stock.
8618) Ein geprüfter Heizer
ſucht ſofort Stelle.
Näheres iu der Exped. d. Bl.
8619) 2 brave Mädchen
vom Lande, welche bürgerlich kochen kön=
nen
, ſuchen Stelle auf Michaeli durch Frau
Zulauf, untere Eliſabethenſtraße 64.

8620) Ein Dienſtmädchen wird ge=
ſucht
. Näheres Mathildenplatz 6 part.
8621) Geſucht auf Michaeli ein bra=
ves
, in häuslichen Arbeiten erfahxenes
Müädchen, welches ſchon gedient hat.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
Geſunde Schenkamme
kann nachgewieſen werden bei Frau Trietſch,
Hügelſtraße 36 in Eberſtadt.
(8622
Gesmcht.
Ein Müdchen, welches in der Küche
und Hausarbeit tüchtig, aufs Ziel ge=
ſucht
. Näheres Expedition.
18623
8624) Ein einfaches Mädchen, wel=
ches
ſelbſtſtändig kocht ſowie die Haus=
arbeit
übernimmt, wird zu zwei Damen
geſucht. Zu erfr. Schützenſtr. 16, 2. St.
8625) Ein gut empfohlenes Haus=
mädchen
, das im Waſchen, Bügeln und
Nähen erfahren iſt, wird zu Michaeli ge=
ſucht
. Liebigſtr. 9, 1. Stock.
8626) Ein geſittetes freundliches Müd=
chen
findet bei einem älteren Ehepaar ohne
Kinder guten Dienſt für Küche und alle
Hausarbeit. Wilhelmsſtr. 10. Beletage.
8627) Mädchen für alle Arbeit kön=
nen
Stelle erhalten. Stellenbureau Korb,
Soderſtraße 60.
8417) Geſucht eine Köchin für die
feinere Küche, ſolid, anſtändig; mehrjähr.
Zeugniſſe erforderlich. Näh. in der Exp.
8548) Brave Mädchen mit guten
Zeugn. erhalten Stelle. Stellenbureau
Frau E. Bauer, Ludwigspl. 3, 1. St.
8549) Geſucht wird eine
perſekte Röchin
mit guten Zeugniſſen. Näheres Exped.

8588) Eine tüchtige Köchin
mit guten Zeugniſſen, die auch Hausarbeit
übernehmen muß, nach auswärts geſucht.
Lohn 200 M. Näheres Expedition.

Nr. 173
Nationalfeier am 2. September.
An Beiträgen ſind weiter eingegangen: Chr. Fink 1 M. H. Gaule 3 M. H. Ruths,
Zimmermeiſter, 1 M. K. Ruths, Forſtaſſeſſor, 1 M. A. Offenbächer 1 M. L. Nick, Miniſt.
Kanzliſt, 1 M. K. 1 M. Görtzhein 1 M. W. Schwab sen. 5 M. H. L. Schlapp, Lehrer
i. V. 1 M. Grein, Hofprediger, 1 M. Hechler, Rat, 1 M. Von Beamten Großh. Ober=
rechnungskammer
=Juſtiſikatur 14 M. 10 Pf. Schulz, L.=G.=Rat, 1 M. Karl Schulz 50 Pf.
Maurer, O.L.G.Rat, 2 M. G. Roth 50 Pf. Augſt, Kammerrat, 1 M. Von Beamten
der Fabrik E. Merck 12 M. Dr. v. Knorr, Geh. Staatsrat, 2 M. Hagemann 2 M. Winkel=
mann
1 M. Jungmann 1 M. Scherge 50 M. Kriſchen 50 Pf. Dornbuſch 50 Pf. Ehlers
50 Pf. Heberer 50 Pf. Hofmann 50 Pf. Altvater 50 Pf. Weberſtedt 1 M. Colin 50 Pf.
Scheer 50 Pf. Riedel 50 Pf. Biſchoff 50 Pf. Freytag 50 Pf. Frey 50 Pf. Müller
50 Pf. Brüggenwerth 50 Pf. Kuß 1 M. Firchow 50 Pf. Kehrer 50 Pf. Meyer 1 M.
Börner 1 M. Roſenhagen 1 M. Hieronimus 50 Pf. Wilhelm Rau 3 M. C. Weiden=
bnſch
50 Pf. Dr. Schäfer 1 M. Gerſchlauer 50 Pf. Schlager und Beſt 1 M. Stefan
Wehner 1 M. Beck und Roſenbaum 2 M. F. L. 1 M. Auguſt Schicktanz 1 M. Frau
F. A. Müller 1 M. G. A. Stein 10 M. D. Ewald 1 M. Stade und Beer 2 M. Ph.
Wondra 2 M. Karl Schimmer 50 Pf. A. Saenger 1 M. Koch und Staehely 1 M. C.
Wolff 1 M. L. B. Müller 1 M. H. Grimm 50 Pf. A. Keil 50 Pf. Ph. Kahlert 2 M.
C. Boſſelmann 2 M. R. Nick 1 M. C. F. Erb 1 M. Gebr. Eichberg 1 M. Thiermann,
Konditor, 50 Pf. J. B. Schad 1 M. K. H. Jochheim 2 M. Joh. Waiz1 M. H. Henkel
M. Eckſtein 1 M. H. Eſchborn und Cie. 2 M. C. Will 1 M. F. Lingelbach 2 M.
W. Görs 50 Pf. E. Homberger 50 Pf. J. Rathgeber 50 Pf. Diefenbach=Römer 3 M.
L. F. Ohnacker 1 M. Emanuel Fuld
M. Guſtav Hipp 2 M. J. C. Schmidt 1 M.
Joh. Ph. Schneider 1 M. Jean Chriſt 50 Pf. Adam Bernet 1 M. F. Dinkelmann 1 M.
Louis Zimmer 50 Pf. Lind, R.=A., 1 M. Zuſammen 134 M. 60 Pf. Hierzu die bereits
veröffentlichten M. 321,70. Zuſammen 456 M. 30 Pf.
Um weitere Beiträge bittet
Der Rechner:
Meyer, Kanzlei=Inſpector.
Berichtigung: In der vorhergehenden Liſte muß es heißen: ſtatt Rathgeber 1 M.
Nothnagel und Weiler 1 M.

8552) Geſucht eine perfekte Köchin
fürs Ausland gegen hohen Lohn.
Zu erfragen bei der Expedition.
8554) Geſucht ein braves, anſtändiges
Müdchen, das gut bürgerlich kochen kann,
und die Hausarbeit verſteht.
Wilhelmſtraße 20.
Tüchtige Schloſſer
[8555
geſucht. Arheilgerſtraße 7.
Mräſtige Haglöhner und
Jungschmiede
geſucht Landwehrſtraße 61.
[8444
8629) Ein ſolider Burſche
als Auslaufer geſucht. Näheres Exped.

8026) Einen Lehrling ſucht
L. Buchhammer, Maler und Lackierer,
Schloßgartenſtraße 1I.
5067) Für das Comptoir eines hie=
ſigen
Fabrik= und Engros.=Geſchäfts
wird ein junger Mann mit guter Schul=
bildung
, aus achtbarer Familie, in die
Lehre geſucht.
Schriftliche Offerten unter C. L. 30
poſtlagernd erbeten.
7848) Einen Lehrling ſucht gegen Lohn
L. Koch, Schloſſer, Dieburgerſtr. 5.

Die electrotechniſche Fabril
Griesheim. Weg 25 ſucht für ſogleich

8025) Einen braven Jungen ſucht
J. Petri, Spenglermeiſter, Luiſenſtr. 6.

Dr. mod. Arthur Hoffmann,
Hügelſtraße 4,
hat ſeine Praxis wieder über=
nommen
.
[8426

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 6. September.
4. Vorſtellung in d. 1. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig).
Neu einſtudiert:
Der Aſpenkönig und der Renſchenſeind.
Romantiſch=komiſchesOriginal=Zaubermärchen
mit Geſang in 3 Aufzügen von Ferd. Raimund.
Perſonen:
Aſtragalus, der Alpenkönig Herr Mickler.
Linarus, ) Alpengeiſter: Herr Wagner.
Alpanor,
Herr Klotz.
Hr. v. Rappelkopf, Gutsbeſ. Herr Dalmonico.
Sophie, ſeine Frau vierterEhe Frl. Berl.
Malchen, ſ. Tochter dritt. Ehe Frl. v. Felden.
Hr. v. Silberkern, Sophiens
Bruder
Herr Knispel
Auguſt Dorn,e. junger Maler Herr Hacker.
Lieschen, Malchens Kammer=
mädchen

Frau Kläger.
Habakuk, Bedienter bei
Rappelkop.
Herr Sachs.
Chriſtian Glühwurm, ein

Kohlenbrenner
Marthe, ſein Weib
Salchen,
Hänschen,
Chriſtoph.
Andres.
Franzel, ein, Holzhauen

ihre Kinde=

Herr Bögel.
Frl. Schütky.
Frl. Jungk.
Marie Röder.
Kathinka Röder.
Frl. Wehn.

Ein kleines Kind
wird in Pflege genommen. Zu erfragen
in der Expedition.
[8341

Salchen's Bräutigam. Herr Göbel.
Chriſtian's Großmutter. Frau Hartig.
Sebaſtian, Kutſcher)
Herr Leib.
Sabine, Köchin
Frau Kilian.
(beide in Rappelkbopfs Dienſten=
Victorinen's Geſtalt,
Frl. Ethel.
Walburga's Geſtalt

Frl. Büdinger.
Emerentia's Geſtalt
Frl. Bernhard.
(Rappelkopf's drei verſtorbene Weiber).
Anfang 7 Uhr. Ende nach 110 Uhr.

[ ][  ][ ]

408
74
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Nr. 173

2159

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Beich. S. M. der Kaiſer, welcher am 2. infolge eines
Falles während des Umgangs nach dem Paradediner eine Quetſch=
ung
der linken Hüfte und des Ellenbogens erlitten hatte, hernach
aber die Unterhaltung mit den Gäſten im Umhergehen noch längere
Zeit fortſetzte, hatte am 3. noch an den Folgen des Ausgleitens zu
leiden. Trotzdem nahm der Kaiſer am 3. vormittags eine Reihe
militäriſcher Meldungen entgegen, empfing darauf den Feldmarſchall
Grafen Moltke, ſpäter den Kriegsminiſter und General Albedyll
und machte um 2½ Uhr eine Spazierfahrt. Nachmittags empfing
der Kaiſer den Miniſter v. Puttkamer und den Grafen Stolberg.
Die Reiſe nach Königsberg hat der Kaiſer aufgegeben und den
Prinzen Albrecht mit ſeiner Vertretung beauftragt. Der Kaiſer
und die Kaiſerin beabſichtigten am Montag wieder in Babelsberg
ihren Aufenthalt zu nehmen und dort eine Woche zu verweilen.
Der deutſche Kronprinz wird auf ſeiner Reiſe von England
nach Tyrol wahrſcheinlich erſt am 5. von München nach Toblach
abreiſen.
Am 4. wurde Prinz Albrecht vom Kaiſer und der Kaiſerin
empfangen.
Das Marineverordnungsblatt veröffentlicht eine Kabinettsordre
des Kaiſers, wonach vom 1. Oktober ab bei jeder Marineſtation
eine Torpedo=Ateilung zu bilden iſt, welche das für die Bedienung
der Torpedowaffe beſtimmte Verſonal auszubilden hat. Die Stärke
der beiden Torpedo=Abteilungen iſt, ungerechnet die Offiziere, auf
389 Mann feſtgeſetzt.
Die=Berliner Pol. Nachr. vernehmen, daß die von verſchiedenen
Blättern bezweifelte Meldung der Poſt; wonach die Frage der
Beſteuerung ausländiſcher Werte in Regierungskreiſen erwogen
werde, auf thatſächlicher Unterlage beruhe.
Eine Depeſche des Hamb. Korreſp.; aus Berlin beſtätigt, trotz
des Dementis der Köln. 8tg. die Nachricht, daß vor der Abreiſe
des Zaren nach Dänemark ein Attentat auf denſelben ſtattgefunden
habe. Der Zar erhielt einen Prellſchuß, der eine Quetſchung des
linken Armes verurſachte. Trotzdem keine Blutung ſtattfand, iſt die
Verwundung doch ſchmerzvoll.
Der Vorſtand des Vereins der Spiritus=Fabrikanten Deutſch=
lands
, die Herren Kiepert, Tiedemann und Neuhaus, teilen mit,
daß mit dem 1. September durch Erklärung des Bankkonſortiums
die Gründung der Geſellſchaft für Spiritusverwertung als geſcheitert
zu erachten ſei. Die in ungenügender Zahl eingeſnadten, mit er=
ſchwerenden
Bedingungen belaſteten Verträge gäben dem Konſortium
nicht die genügende Sicherheit zum Abſchluß des Geſchäfts.
Der württembergiſche Landtag iſt zum 13. September zur Be=
ratung
der Branntweinſteuervorlage einberufen worden.
Die Bezirkstage für Elſaß=Lothringen ſind auf den 21. Novbr.
einberufen. Dieſelben haben u. a. die Neuwahl von Mitgliedern
zum Landesausſchuß vorzunehmen.
Die Katholikenverſammlung in Trier iſt nun vorüber und aus
den nun vollſtändig vorliegenden Berichten über den Verlauf des
Katholikentages läßt ſich erſehen, daß auf demſelben denn doch ein
ziemlich kampfbereiter Ton vorgeklungen hat. Dies geht aus den
verſchiedenen Anſprachen und Reden genügſam hervor, deren Mittel=
punkt
eine hochpolitiſche Rede des Centrumsführers Windthorſt
vildete. Herr Dr. Windthorſt bezeichnete in derſelben die kirchen=
politiſche
Lage als einen Waffenſtillſtand mit Demarcationslinie,
der Friede ſelber ſei noch nicht da. Windthorſt forderte die Be=
ſeitigung
des Schulaufſichtsgeſetzes und die Rückgabe des Religions=
unterrichts
an die katholiſche Kirche, und kündigte er nach dieſer
Richtung hin Anträge im preußiſchen Landtage an. Da der Cen=
trumsführer
außerdem auch Beſeitigung der Anzeigepflicht verlangte
und im Uebrigen auf der Verſammlung die Rückkehr auch der
Jeſuiten nach Deutſchland und Aehnliches gefordert wurde, ſo ſcheint
mit dem Trierer Katholikentag ein neuer Kampf auf kirchenpoli=
tiſchem
Gebiete eingeleitet zu ſein. Erheblich von dem Tone der
Trierer Verſammlung ſticht die Sprache des Hirtenbriefes der
preußiſchen Biſchöfe ab, den dieſelben auf der Fuldaer Biſchofs=
konferenz
anläßlich des bevorſtehenden Papſtjubiläums beſchloſſen
und der in ſeinem Wortlaut jetzt veröffentlicht worden iſt; der
Hirtenbrief iſt von einem friedlichen, verſöhnenden Geiſte durchweht
545960, und läßt er hierdurch die auf dem Trierer Katholikentage herrſchende
2 Kampfesſtimmung nur um ſo ſchärfer hervortreten.
Heſterreich=Angarn. Der Beſuch, welchen Graf Kalnoky dem
Fürſten Bismarck abzuſtatten beabſichtigt, dürfte ſich einige Wochen
verzögern, weil Kalnoky zuvor den Kaiſer zu den Manövern in
Siebenbürgen begleiten will. Die Zeit des Beſuches iſt auch jetzt
noch unbeſtimmt; derſelbe dürfte aber nach bisheriger Abſicht nicht
in Kiſſingen erfolgen, ſondern wahrſcheinlich in Friedrichsruh.
Rrankreich. Gegenwärtig ſind die franzöſiſchen Botſchafter zu
Berlin, Petersburg, Wien, Konſtantinopel, Kopenhagen und Brüſſel
auf Urlaub in Paris eingetroffen. Der Botſchafter in London,
Waddington, hält ſich ohnehin faſt mehr in Paris als in Lon=
don
auf.
Die Republique Frangaiſe' meldet: Die Unterſuchung in Sa=
chen
des Figaro= iſt geſchloſſen; das Pariſer Gericht hat dem

Kriegsminiſter mitgeteilt, daß es genötigt ſei, denFigaro' zugleich
mit den Schuldigen zu verfolgen: Art. 31 des Geſetzes über das
Spionenweſen ſei in dieſer Sache vollſtändig anwendbar. Das
gegen die Deutſchen gerichtete Spionirgeſetz wird ſomit zum erſten
Male gegen ein franzöſiſches Blatt angewendet.
Engkand. Die königliche PachtVictoria und Albert, welche
infolge ſtürmiſcher Witterung bei der Inſel Wight zurückgehalten
worden war kam erſt am 1. abends mit der deutſchen Kronprin=
zeſſin
nebſt Töchtern in Sheerneß an und ging am 2. nach Port
Victoria, um den Kronprinzen aufzunehmen, worauf die Abreiſe
nach Vliſſingen erfolgte. Am 3. begab ſich der Kronprinz nach Port
Victoria, um die Rückreiſe nach Deutſchland anzutreten.
Im Unterhauſe erklärte Smith, in letztem Vertrage mit China
ſei verſehentlich das Wort England anſtatt des Wortes Groß=
britannien'
gebraucht. Die Korreſpondenz wegen des Vertrages
ſei telegraphiſch geführt worden. Der Kürze halber habe man das
Wort England; angewandt: bei Ausarbeitung des Vertrags ſei
überſehen worden, die umfaſſendere Bezeichnung Großbritannien
anzuwenden. Eine Aenderung beabſichtige die Regierung nicht, da
ſolche ohne vorherige Kündigung des Vertrages nicht möglich und
letzterer allſeitig vorteilhaft ſei.
Am 3. antwortete Unterſtaatsſekretär Ferguſſon auf eine des=
fallſige
Anfrage, es ſei im gegenwärtigen Augenblick nicht zweck=
mäßig
, irgend welche Anſicht über eine Miſſion des Generals
Ernroth in Bulgarien auszuſprechen.
Aus Bombey eingetroffenen Meldungen vom 3. d. M. zufolge
hätte am 6. Auguſt bei Killat Katambator in der Nähe von Zul=
ſikar
zwiſchen ruſſiſchen Soldaten und Soldaten aus Herat ein
thätlicher Zuſammenſtoß ſtattgefunden.
Betgien. Der Brüſſeler Nord' ſchreibt, materielle Schwie=
rigkeiten
verlängerten die Dauer der Unterhandlungen bezüglich
Bulgariens. Es ſei nicht die Rede davon, einen ruſſiſchen General
nach Sofia zu entſenden. Das könnte erſt an dem Tage geſchehen,
wo es der Türkei gelungen wäre, eine geſetzmäßige Lage der Dinge
gegenüber den Verletzungen des Verliner Vertrages zur Geltung
zu bringen.
Bulgarien. Einer Meldung der =Agentur Havas' vom 3. d.
zufolge herrſchte in dem am 2. in Sofia unter dem Vorſitze des
Prinzen Ferdinand ſtattgehabten Miniſterrate die Anſchauung vor,
die Miſſion Ernroths dürfe bulgariſcherſeits nicht zugelaſſen wer=
den
, ſelbſt wenn die Mächte die Miſſion billigten.
In dem am 4. d. abgehaltenen Miniſterrate iſt, wie verlautet,
beſchloſſen worden, die Wahlen zur Sobranje auf den 9. Oktober
anzuberaumen und den Belagerungszuſtand am 8. September auf=
zuheben
.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 6. September.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Hauptmann der Landwehr v. Rotberg, Dirigent des Königlich
Preußiſchen Hauptſteueramts Lippſtadt, den Oberamtsrichter Dr.
Scriba von Herbſtein; zum Vortrag den Miniſterialpräſidenten
Weber, den Geheimerat Dr. Becker, den Profeſſor Kittler.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den proviſoriſchen
Gymnaſiallehrer Dr. Julius Jäger in Büdingen zum Lehrer an
dem Gymnaſium daſelbſt ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben aus Anlaß des
150jährigen Jubiläums der Großherzogs Leib=Kompagnie des 1.
Großh. Infanterie= (Leibgarde=) Regiments Nr. 115 in dieſer Kom=
pagnie
: dem Premierlieutenant Morneweg das Ritterkreuz 2. Kl.
dem Feldwebel Dubberke, dem Vizefeldwebel Vogel und dem
Hautboiſt Sergeant Kaiſer das Silberne Kreuz des Verdienſtordens
Philipps des Großmütigen auf den 1. d. M. Allergnädigſt verliehen.
Ueber die Anweſenheit Sr. Känigl. Hoheit des Großherzogs
in Oberheſſen erfährt die D. 8tg. noch folgendes Nähere. Se.
Königl. Hoheit wurden bei der Ankunft in Groß=Buſeck an einer
am Dorfeingang errichteten Ehrenpforte von dem Bürgermeiſter em=
pfangen
und mit einer Anſprache begrüßt, auf welche Se. Königl.
Hoheit erwiderten, indem Höchſtderſelbe Seiner Freude über den
herzlichen Empfang Ausdruck gab. Zum Empfang waren der Orts=
vorſtand
, der Kirchenvorſtand, der Schulvorſtand, der Vorſtand der
israelitiſchen Gemeinde, die vier Schulklaſſen mit ihren Lehrern, der
israelitiſche Lehrer, der Krieh. ro.r. in und der Geſangverein mit
ihren Fahnen zugegen. Von der Ehrenpforte bis zum Eingang
in den Freiherrlich von Rabenau'ſchen Schloßgarten bildeten die
Schulkinder Spalier. An letzterem Eingang hatte der Kriegerver=
ein
einen Doppelpoſten aufgeſtellt.
Auch beim Paſſieren des Dorfes Beuern, auf der Fahrt von
Groß=Buſeck nach Londorf, hatte die Gemeinde Sr. Königl. Hoheit
einen Empfang bereitet, an welchem ſich ebenfalls die vorſtehend
genannten Vorſtände und Vereine beteiligten. Es fand eine Be=
grüßung
durch den Bürgermeiſter und durch den Pfarrer Vogel ſtatt,
auf welche Se. Königl. Hoheit dankend erwiderten.
In Londorf empfingen die verſchiedenen Vorſtände Se. Königl.
Hoheit und geleiteten Allerhöchſtdenſelben nach dem auf der Wieſe

[ ][  ][ ]

2180
Nr.
hergerichteten Feſtplatze. Hier ſtand die Großherzogs Leibkompagnie
des 1. Großh. Inſanterie=(Leibgarde=RRegts. Nr. 115, auf dem rechten
Flügel derſelben das ganze Offiziercorps des Regiments, Se. Königl.
Hoheit der Erbgroßherzog auf dem rechten Flügel des 1. Zuges.
Sr. Königl. Hoheit der Großherzog hielten eine Anſprache an die
Kompagnie, in welcher Höchſtderſelbe anf die Bedeutung des Tages.
an welchem die Kompagnie als ſolche vor 150 Jahren errichtet
worden, hinwies und Seine Freude ausdrückten, das Feſt mit der
Kompagnie zu feiern. Sodann übergaben Se. Königl. Hoheit höchſt=
ſelbſt
die Dekorationen an die oben näher bezeichneten Angehörigen
der Kompagnie.
Um 8 Uhr begaben Sich Se. Königl. Hoheit zu Wagen über
Allendorf a. d. L. und Mainzlar nach Gießen zurück.
Am 2. September fuhren Se. Königl. Hoheit der Großherzog
um 8 Uhr 3 Minuten vormittags von Gießen nach Hungen. Am
Bahnhof daſelbſt war ein großer Teil der Einwohnerſchaft zur
feſtlichen Begrüßung verſammelt, die Schuljugend, der Kriegerverein
und an der Spitze die Gemeindevertretung der Stadt Hungen. Nach=
dem
der Bürgermeiſter Se. Königl. Hoheit in einer kurzer Rede
begrüßt hatte, brachte der Präſident des dortigen Kriegervereins
Major Becker ein von allen Anweſenden begeiſtert aufgenommenes
Hoch aus. Se. Königl. Hoheit begaben ſich alsbald zu Pferde und
es ſchloſſen ſich Allerhöchſtdemſelben Se. Hoheit der Fürſt Alexan=
der
, Prinz von Battenberg, Se. Durchl. der Fürſt zu Solms=Lich
und der Erbprinz zu Solms=Lich an. Nachdem man die feſtlich
geſchmückte Stadt paſſiert hatte, begab man ſich im Trabe nach dem
eine halbe Stunde weſtlich in der Richtung nach Bettenhauſen ge=
legenen
Uebungsplatz, auf welchem die 25. Kavallerie=Brigade Parade=
aufſtellung
genommen und dann zum Exerzieren überging. Die
Uebungen währten zwei Stunden; zum Schluſſe wurden Attaquen
auf Kavallerie, Artillerie und Infanterie, welche durch kleine Ab=
teilungen
markiert waren, ausgeführt. Um 12 Uhr kam man von
der Uebung zurück und geruhten Se. Königl. Hoheit einer Einlad=
ung
der Offiziere der Brigade folgend, im Gaſthof Zur Traube=
mit
Sr. Hoheit dem Fürſten Alexander, Sr. Durchl. dem Fürſten
zu Solms=Lich und den ſämtlichen Offizieren das Frühſtück zu
nehmen. Um 1 Uhr geleiteten die beiden Herren Se. Königl. Hoheit
den Großherzog zur Bahn; die Kommandeure der Brigade und
Regimenter hatten ſich auch dorthin begeben. Bei der Abfahrt des
Zuges wurde Sr. Königl. Hoheit von Seiten der zahlreich anweſen=
den
Bevölkerung eine nochmalige Ovation durch dreimaligen Hurrah=
ruf
dargebracht.
- Se. Königl. Hoheit der Prinz von Wales trafen Freitag nach=
mittag
5 Uhr 10 Min. von Homburg kommend, zu Beſuch Sr.
Königl. Hoheit des Großherzogs, Höchſtwelcher zur ſelben Stunde
aus Oberheſſen zurückkehrte, hier ein. Zur Begrüßung des hohen
Beſuchs kamen um 4 Uhr 25 Min. Ihre Großh. Hoheit die Prin=
zeſſin
Victoria, Prinzeſſin Ludwig von Battenberg, und Se.
Großh. Hoheit Prinz Alexander von Jugenheim hier an. Ihre
Großh. Hoheit die Prinzeſſin Victoria beſuchten darauf im Laufe
des Nachmittags mit dem Prinzen von Wales das Mauſeloum auf
der Roſenhöhe. Ihre Großh. Hoheit Prinzeſſin Victoria blieben
im Schloſſe zur Nacht, während Se. Großh. Hoheit Prinz Alexan=
der
abends nach Ingenheim zurückkehrten. Der Prinz von Wales
kehrte um 9 Uhr 40 Min. nach Homburg zurück, von Sr. Königl.
Hoheit zum Bahnhof geleitet, Allerhöchſtwelcher dann daſelbſt Se.
Königl. Hoheit den Prinzen Chriſtian von Schleswig= Hol=
ſtein
empfingen, welcher 9 Uhr 47 Minuten mit den Prinzeſſinnen
Victoria und Luiſe nebſt dem Prinzen Albert zu Beſuch der
Großh. Familie aus England hier eintraf. Einer Einladung des
Prinzen von Wales folgend, begaben ſich die Hohen Herrſchaften
Samstag vormittag 11 Uhr 5 Minuten nach Homburg. von wo die
Prinzen Chriſtian und Albert von Schleswig=Holſtein am abend
hierher zurückkehrten.
D. 3tg.
- Se. Großh. Hoheit Prinz Wilhelm ſind Sonntag abend von
einer längeren Reiſe hierher zurückgekehrt.
Der bisherige Königl. Preußiſche außerordentliche Geſandte,
Geheime Legationsrat Le Maiſtre, hatte die Ehre, am Freitag um
6. Uhr Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog ſein Abberuſungsſchreiben
in Audienz zu überreichen und darauf zur Tafel gezogen zu werden,
an welcher noch der Königl. Preußiſche interimiſtiſche Geſchäfts=
träger
v. Kleiſt, Miniſterialpräſident Weber und die Großh. Hof=
ſtaaten
teilnahmen.
Ordensverleihungen. Wie der R.=A.= berichtet, haben Se.
Majeſtät der Kaiſer den nachbenannten Perſonen die Erlaubnis zur
Annahme der ihnen verliehenen Orden erteilt und zwar: der Krone
zum Ritterkreuz 1. Kl. des Großh. heſſiſchen Verdienſt=Ordens
Philipps des Großmütigen: dem Major Mangold im 7. Brandenb.
Inf.=Regt. Nr. 60 des Ritterkreuzes 1. Kl. desſelben Ordens: dem
Major von Heyden im Inf.=Regt. Nr. 138, den Hauptleuten von
Scheele, Mickel und Eberhardt in demſelben Regt., und dem
Gerichts=Aſſeſſor a. T. Dr. jur. Julius Moritz Oskar Borchardt
zu Berlin; des Ritterkreuzes 2. Kl. desſelben Ordens: dem Pr.=Lt.
Hoffmann im Inf.=Regt. Nr. 137 und dem Pr.=Lt. Raffel im
Inf.=Regt. Nr. 138.
Militärdienſtnachricht. v. Wissmann, Generalmajor und
Kommandeur der 1. Garde=Infanterie=Brigade und behufs Ver=

173
tretung des manquirenden Kommandeurs der Großh. Heſſ. (25.)
Diviſion nach Darmſtadt kommandiert, unter gleichzeitiger Ent=
bindung
von der ihm übertragenen Wahrnehmung der Geſchäfte
der Kommandantur in Votsdam, mit der Führung der Großh. Heſſ.
(25.) Diviſion beauftragt.
Ernannt wurde: der Amtsgerichtsdiener bei dem Amtsgericht
Oppenheim Heinrich Nahraang zum Kanzleidiener bei dem Land=
gericht
der Provinz Oberheſſen. Der Werkmeiſter am Gefängnis
in Darmſtadt, Philipp Jakob Engelhardt, wurde unter Aner=
kennung
ſeiner langjährigen treuen Dienſte in den Ruheſtand verſetzt.
Wir hören, daß der ſog. Waldrundgang unſerer Stadtverord=
neten
am Samſtag nachmittag, deſſen Hauptteil ein feſtliches Mahl
auf dem Karlshof bildete, einen äußerſt gelungenen Verlauf genom=
men
hat. Der ergangenen Einladung hatten die Beamten des:
Großh. Kreisamts, der Forſtbehörden u. ſ. w. freundliche Folge
geleiſtet. Beim Mahle brachte Herr Oberbürgermeiſter Ohly den
erſten Toaſt auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog aus, welchem
ſich noch eine Reihe von Reden ernſten und heiteren Inhalts an=
ſchloſſen
. Zu der äußerſt animierten Stimmung trug nicht wenig
die vorzügliche Bewirtung bei. Erſt nach 10 Uhr verließ man das
gaſtliche Haus, um dann noch im Hanauer Hof ſich an einem guten
Glas Bier zu erfriſchen.
th. Die diesjährige Sedanfeier, welche in früher Morgenſtunde
durch Choralmuſik vom Kirchturm eingeleitet war, verlief auch hier
in feſtlichſter Weiſe. Die unteren Schulklaſſen uuternahmen am
Vormittag in Begleitung ihrer Lehrer Ausflüge in die nächſte Um=
gebung
, welche leider durch ſtarke Gewitterregen geſtört wurden,
während in den oberen Klaſſen der Bedeutung des Tages durch
einen Feſtaktus Ausdruck verliehen wurde. Am Nachmittag fand
vor dem feſtlich geſchmückten Landes=Denkmal Militär=Muſik ſtatt,
welche eine große Menſchenmenge angezogen hatte, während ſich am
Abend ein ſtattlicher Lampionszug unter Vorantritt der Feuerwehr
und zweier Muſikkapellen vom Woogsplatz. nach dem Landes= Denk=
mal
in Bewegung ſetzte. Der Vice=Prändent des Kriegervereins,
Herr Premier=Lieutenant a. D. Waldecker brachte daſelbſt in be=
geiſternden
Worten ein Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer aus,
welches lebhaften Widerhall fand und von drer Kanonenſchlägen be=
gleitet
wurde. Nach Abſingen des Liedes Deutſchland, Deutſchland
über Alles und Abbrennen eines durch Feuerwerker Tapper vor=
trefflich
arrangierten Feuerwerks, welches leider durch die feuchte
Witterung etwas beeinträchtigt wurde, ſetzte ſich der Zug nach dem
im hellſten Lichterglanze ſtrahlenden Saalbaugarten in Bewegung,
von wo aus ſich der größere Teil in die inneren Räume begab,
während einzelne Korporationen in ihren Vereinslokalen die Feier
fortſetzten. Herr Ober=Bürgermeiſter Ohly, als Präſident des Sedan=
Komité's, eröffnete den Reigen der offiziellen Toaſte und feierte in
zündenden Worten unſeren oberſten Kriegsherrn Se. Majeſtät den
Kaiſer. Herr Gymnaniallehrer Friedrich toaſtierte auf den Kron=
prinzen
, Ober=Konſiſtorialrat Buchner auf Se. Königliche Hoheit
den Großherzog, Stadtverordneter Bergſträßer auf die deutſche
Armee, Reallehrer Th. Becker auf Fürſt Bismarck und Goldarbeiter
Leonhard auf Feldmarſchall Moltke, während inzwiſchen die ver=
bündeten
Geſangvereine drei hübſche Chöre Die Ehre Gottes' von
Beethoven, An das Vaterland: von Kreuzer, und Kriegers Gebet
von Lachner gemeinſam unter Leitung der Herren Reichardt und
Reitz zu Gehör brachten. Die Kapelle des Feld=Artillerie=Regts.
Nr. 25 hatte den inſtrumentalen Teil des abwechſelungsreichen Pro=
gramms
übernommen und entledigte ſich deſſen durch den Ludwigs=
marſch
von E. v. Buri, der Lohengrinfantaſie von Wagner, Triumph=
zug
aus Alda von Verdi und dem ſchönen Finale aus Rienzi=
von
Wagner in lobenswerter Weiſe. Erſt in vorgerückter Stunde
hatte die durch keinen Mißton geſtörte Nationalfeier ihr Ende er=
reicht
.
K. Heute gelangt in unſerem Hoftheater das ſeit mehr als dreißig
Jahren nicht mehr gegebene romantiſche Märchen Der Alpenkönig
und der Menſchenfeind: von Reimund - neu einſtudiert
zur
Darſtellung. Dasſelbe zählt neben dem Verſchwender' zu dem
beſten, was der gemüth= und humorvolle öſterreichiſche Volksdichter
geſchaffen hat und dürfte das Publikum der Wiederaufnahme des
vortrefflichen Stückes gewiß mit Intereſſe entgegenſehen. Herr
Sachs, unſer neuengagierter jugendlicher Komiker wird an dieſem
Abend die Rolle des Habakuk' ſpielen.
- Auf perſönlich eingezogene Erkundigung an Ort und Stelle
erfuhren wir, daß in dem Befinden des Frl. Roth eine entſchiedene
Beſſerung eingetreten iſt. Die Lähmungserſcheinungen ſind bis auf
eine leichte Derivation des linken Augenliedes geſchwunden. Nur
ein intenſiver Kopfſchmerz iſt zurückgeblieben, doch hofft der Arzt
auch dieſen beſeitigen zu können, ſo daß die geſchätzte Sängerin in
etwa 4 Wochen hergeſtellt ſein wird.
M.
Die Jahresverſammlung des deutſchen Vereins zegen den Miß=
brauch
geiſtiger Getränke findet Dienstag, den 13. und Mittwoch, den
14. Sept. in unſerer Stadt ſtatt. An erſterem Tage wird: 10 Uhr
vormittags eine Vorſtands=Sitzung und ſpäter eine Sitzung der
Litterariſchen Kommiſſion im Darmſtädter Hof abgehalten werden;
5 Uhr nachmittags eine geſchloſſene Mitglieder=Verſammlung im
Damen=Salon des Saalbaus folgen, welche, wie ſchon voriges Jahr
in Hamburg, die Mittel und Wege örtlicher Agitation beſpricht.

[ ][  ][ ]

Für den 14. September iſt nachſtehender Plan aufgeſtellt: 8½ Uhr
vormittags Beſichtigung der durch Eintreten der Herren W. Schwab
und Genoſſen geſäuberten und umgebauten Häuſer für arme Familien,
10 Uhr vormittags öffentliche Verſammlung im großen Wirtſchafts=
ſaal
des Saalbaus an der Gartenſeite. 2½ Uhr nachmittags ge=
meinſames
Mittagmahl. 4¼ Uhr Straßenbahn=Fahrt in den Wald
nach der Ludwigshöhe. Die Tagesordnung der öffentlichen Ver=
ſammlung
lautet: 1) Beſtrafung von Trunkenheit, Entmündigung
und Zwangsheilung von Trinkern, eingeleitet durch Herrn Senats=
Präſidenten Dr. v. Stoeſſer, Vorſitzenden des Badiſchen Landes=
vereins
aus Karlsruhe. 2) Der Branntwein in den Verpflegſtationen
für Wanderburſchen, Berichterſtatter Herr Pfarrer Fuchs aus Beer=
elden
i. O. 3) Zuſammenhang der Trunkſucht mit Verbrechen und
Unſittlichkeit, Berichterſtatter Herr Rechtsanwalt Dr. Fuld aus
Mainz. 4) Einfluß von Wohn= und Ernährungsweiſe des Volks
auf die Trunkſucht, in Verhinderung des urſprünglichen Bericht=
erſtatters
vorläufig eingeleitet durch den Vereins=Geſchäftsführer
Herrn A. Lammers.
Odenwaldklub, Sektion Darmſtadt. Von Seiten des Vorſtandes
werden wir um die Mitteilung erſucht, daß die Nichtmitglieder
des Odenwaldklubs, welche zur Erhaltung der Ruine Roden=
ſtein
und zur Errichtung der Gedenktafel für Scheffel Beiträge ge=
geben
haben, zu der am nächſten Sonntag (11. Sept.) auf der Rurne
Rodenſtein ſtattfindenden Enthüllungsfeier Eintrittskarten und Pro=
gramme
bis Freitag, den 9. Sept. Mittags 12 Uhr auf dem Büreau
der hieſigen Volksbank erhalten können.
4 * Wir haben in letzter Zeit wiederholt die Gelegenheit wahr=
genommen
, hieſigen Geſchäftsleuten, die durch Erweiterung reſp.
Neubau ihre Geſchäfte auch nach Außen hin entſprechend geſtalteten,
unſere Anerkennung auszuſprechen. Auch heute ſind wir wieder in
der angenehmen Lage einer Firma zu gedenken, die durch Umbau in
ihrem neuerworbenen Hauſe Läden hergeſtellt hat, die wohl einen
Hauptanziehungspunkt für die Bewohner unſerer Stadt und hoffen
wir auch aus der Umgebung bilden werden. Wir meinen die Firma
Karl Rittershaus. Was von dieſer und auch von anderen Ge=
ſchäften
dieſer Branche geleiſtet wird, kann getroſt in Vergleich ge=
ſtellt
werden mit dem, was dem Publikum in weit größeren Städten
wie Darmſtadt geboten wird. Das Aufblühen gerade derartiger
Geſchäfte an hieſigem Platze wird gewiß auch diejenigen Einwohner
unſerer Stadt, die, es werden wohl nur noch wenige ſein, ſeither
in Frankfurt Luxuseinkäufe machten, veranlaſſen, hinfort hier zu
kaufen. Das Streben unſerer Geſchäftsleute in allen Branchen zu
bieten. was nur verlangt werden kann, verdient die größte Auf=
munterung
und wir dürfen gewiß die Erwartung ausſprechen, daß
das Publikum gerne unſerem Zurufe Kauft am Platze- folgen wird.
N Kleine Nachrichten. Am Samstag nachmittag wurde der
Taglöhner Leonhard Koch zu Beſſungen in einer an der Eberſtädter
Tanne befindlichen Sandgrube verſchüttet und fand hierdurch
ſeinen Tod.
An einem Neubau in der Roßdörferſtraße wurden
einige Fenſterſcheiben eingeworfen. - Aus einem unver=
ſchloſſenen
Holzſtall in der Beſſ. Wilhelmſtraße wurde eine Partie
Kleider entwendet. In einem Hauſe in der Waldſtraße
wurde vor einigen Nächten ein Einbruchsverſuch unternommen,
indem einige Gitterſtäbe vor einem Fenſter losgemeiſelt wurden.
Wahrſcheinlich wurde der Thäter durch irgend einen Umſtand ver=
anlaßt
von dem Einbruch abzuſtehen.
Aus einem in der Land=
wehrſtraße
gelegenen Garten iſt Samstag Nacht Obſt entwendet
worden. - Verhaftet wurden am Sonntag abend in der Er=
bacherſtraße
3 Taglöhner, welche in angetrunkenem Zuſtande Ruhe=
ſtörung
verurſachten und den Anordnungen der Polizei Widerſtand
entgegenſetzten.
Nicht allein die Winzer, ſondern auch manche Gartenbeſitzer
machen in dieſem Jahre ob der reichen Traubenernte freundliche
Geſichter. So befindet ſich beiſpielsweiſe an den Rebenanlagen
des Gärtner Andreas in der Frankfurterſtraße Nr. 35 eine ſolche
Fülle geſunder, gut entwickelter Trauben, wie man ſie in einem Haus=
garten
nicht wohl wieder antreffen dürfte. Der Beſitzer iſt gerne
bereit Intereſſenten ſeine Rebenanlagen zu zeigen.
Rudolf Falb ſtellt als die nächſten kritiſchen Tage in
Ausſicht den 17. September, den 2. und 16. Oktober; beſonders am
letztgenannten Tage ſoll es nach der Prophezeiung dieſes Gelehrten
zu ſtarken Erderſchütterungen kommen. Einen neuen Beweis für
die Richtigkeit der ſonſt ſehr wackelnden Falb'ſchen Theorie ſoll das
heftige Erdbeben ſein, welches am 22. Auguſt in Werny ſtattfand.
L. Beſſungen, 5. Sept. Unſer Bürgermeiſter ſcheint ſich nicht
entſchließen zu können, dem Antrag der Anſchluß=Kommiſſion
vom 1. I. M. auf Anberaumung einer Sitzung mit der Tagesord=
nung
: Anſchluß von Beſſungen an Darmſtadt; nachzukommen.
Wir bemerken, daß nach Art. 39 der Landgemeindeordnung die Zu=
ſammenberufung
des Gemeinderats erfolgen muß, ſobald es von
einem Vierteil der Mitglieder verlangt wird. Unterſchrieben iſt
vorerwähnter Antrag von 6 Gemeinderatsmitgliedern, alſo von mehr
als einem Vierteil des aus 15 Mitgliedern beſtehenden Beſſunger
Gemeinderats.
0 Der Bericht der Kommiſſion des Beſſunger Gemeinde=
rats
in der Vereinigungsfrage iſt erſtattet und im Druck erſchienen.

2161
Derſelbe ſpricht ſich, wie ja nach den Erfahrungen der letzten Wochen
nicht anders zu erwarten war, für die Vereinigung mit Wirkung
vom 1. April 1888 aus.
* Arheilgen, 5. September. Unter den hieſigen kleineren Kin=
dern
herrſcht ſeit einiger Zeit die Brechruhr ſodaß unſer uner=
müdlicher
Arzt von morgens früh bis ſpät in die Nacht hinein be=
ſchäftigt
iſt, mit wahrer Aufopferung in der Krankenpflege unter=
ſtützt
durch unſere Gemeinde=Diakoniſſin, die Schweſter Eliſabeth.
Der hieſigen Bürgermeiſterei iſt von der unternehmenden
Firma auf Anfragen die Nachricht zugekommen, daß, ſobald hierzu
die Genehmigung Großh. Miniſteriums eingetroffen ſei, mit dem
Bau der Straßenbahn Darmſtadt-Arheilgen begonnen
werde.
Geſtern nachmittag und am Abend fand auf Anregen des
Kriegervereins eine Nachfeier des Sedanfeſtes im Löwengarten
ſtatt, welche den ſchönſten Verlauf nahm; der Garten war am
Abend recht hübſch illuminiert. Hochs auf Seine Majeſtät den
Kaiſer, auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog, ſowie auf den
Grafen Moltke wechſelten mit Geſangsvorträgen des Geſangvereins
Frohſinn und den hübſchen Weiſen einer Muſikkapelle ab; auch
wurde von einem Mitglied des Kriegervereins recht gut deklamiert.
Dem Vernehmen nach beabſichtigen unſere ſämtlichen 9 Schul=
klaſſen
Großherzogs Geburtstag durch einen gemeinſchaftlichen Aus=
flug
an die Ludwigsbuche feſtlich zu begehen. Dortſelbſt erfolgt
eine angemeſſene Anſprache, Vorträge von Gedichten und Spiele;
alsdann Einkehr auf dem Arheilger Mühlchen.
Eberſtadt, 2. September. Um eine würdige Feier des Sedan=
tages
jährlich begehen zu können, wurde ſ. 8. ein ſtändiges Komits
gewählt, welches die vorbereitenden Arbeiten, die Aufſtellung des
Feſtprogramms ꝛc. beſorgen ſollte. Trotz dieſer in Zeiten getroffenen
Fürſorge war diesmal von einem Komite nichts zu hören. Hat ſich
dasſelbe inzwiſchen vielleicht aufgelöſt und ſein Mandat in aller
Stille niedergelegt? Wenn dem ſo wäre, dann hätte man rechtzeitig
andere Verſonen auf dieſen Ehrenpoſten ſtellen ſollen.
So kam
es, daß, außer einer kleinen Schulfeier und einer ſchwachen Deko=
ration
einiger Gemeindehäuſer, nichts geſchah. was an jenen 2ten
September 1870, den unvergleichlichen und erhabenſten Ehrentag
in unſerer ganzen vaterländiſchen Geſchichte, hätte beſonders er=
innern
können. Hoffen wir, daß Eberſtadt im nächſten Jahre das
Sedanfeſt in erhebenderer Weiſe feiert.
8
8 Pfungſtadt, 2. Sept. Die Schulfeier am Sedanstagel,
begünſtigt vom herrlichſten Wetter, war eine nach allen Richtungen
gelungene. Die Straßen, durch welche ſich der Zug bewegte, waren
reich beflaggt. Die Knaben waren mit Fahnen, die Mädchen mit
Schleifen und Blumenſträußen geſchmückt. Punkt 9 Uhr begann
der Zug, unter Vorantritt der Kapelle Stützel, welchem ſich der
Stadt=, Kirchen= und Schulvorſtand, ſowie der Vorſtand des Krieger=
vereins
und andere nationalgeſinnte Freunde angeſchloſſen hatten.
Auf dem Feſtplatze, im Hofe des neuen Schulhauſes, wurde als
Geſamtchor: Lobet den Herren' geſungen, hierauf hielt Herr Schul=
verwalter
Thomas die Feſtrede, welche, getragen von patriotiſchem
Geiſte, auf alle Zuhörer einen tiefen Eindruck machte, ſehr ent=
ſprechend
wirkten auch die eingeflochtenen Deklamationen der erſten
Knaben= und Mädchenklaſſen. Redner ſchloß mit einem Hoch auf
Kaiſer und Reich, welchem das Lied: Deutſchland, Deutſchland
über alless folgte. Ein Toaſt auf den Führer der heſſiſchen Diviſion
Se. Königl. Hoheit den Großherzog, ausgebracht von Herrn Lehrer
Heil, fand lebhaften Anklang. Nachdem noch verſchiedene Lieder
geſungen, erhielten die Kinder Bretzeln. - Hierauf folgte der Früh=
ſchoppen
im Hauſe Zeh, welcher ſehr animiert verlief. Wir er=
wähnen
noch, daß ein Telegramm an den Fürſten Bismarck nach
Kiſſingen ging, und der Reichstagsabgeordnete Herr Ulrich der
Pfungſtädter Schuljugend eine Fahne ſtiftete, wofür Herr Oberlehrer
Hahn in den herzlichſten Worten dankte.
J. Mainz, 4. Sept. Die jüngſt hier ſtattgehabte Generalver=
ſammlung
der ehrſamen Wagnerzunft, hat, wie das M. T.u mit=
teilt
, Anlaß zu einem komiſchen Quiproguo gegeben. Sicherlich
war der Verlauf der Verſammlung ein ſehr hormoniſcher geweſen,
allein daß auf dem Wege von hier nach Leipzig aus unſeren ehr=
ſamen
Handwerksmeiſtern lauter enragierte Muſikfreunde werden
würden, das hätte ſich wohl kein Teilnehmer träumen laſſen. Und
doch berichtet die jüngſte Nummer der Leipziger Ill. 8tg. unter
Muſik und Theater, daß an jenen Tagen hier eine Generalver=
ſammlung
der Wagner=Vereine ſtattgefunden habe.
J. Mainz, 4. Sept. Nach Mitteilung des M. J. hat die
heſſiſche Staatsregierung unter dem 25. Aug. den verlangten Dispens
wegen der geſetzlich vorgeſchriebenen Vorbildung der Geiſtlichen
erteilt und ſind infolge hiervon nachgenannte Kapläne zu Pfarr=
verwaltern
in den angegebenen Pfarreien ernannt worden: Kaplan
Platz zum Pfarrverwalter zu Bodenheim, Herrmann zu Bechtheim,
Schaider zu Bürgel, Haas zu Budenheim, Wehrheim zu Dietersheim,
Keller zu Mosbach, Günther zu Nieder=Mörlen, Kohl zu Neckar=
Steinach, Friedrich zu Vilbel und Dr. Schieler in Weiskirchen.
Nach dem M. J. ſnd noch die Pfarreien: Arnsheim, Genſingen,
Ober=Hilbersheim, Spiesheim, Groß=Zimmern und Hofheim in
57½

Nr. 173

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Nr.
2163
Starkenburg unbeſetzt und werden von benachbarten Prieſtern ex
currendo verſehen.
J. Aus Rheinheſſen, 4. Sept. Die von der heſſiſchen Regierung
zur Unterſuchung der Weinberge nach der Reblaus be=
rufenen
Sachverſtändigen haben bis jetzt noch nicht das geringſte
verdächtige in den rheinheſſiſchen Weinbezirken gefunden und konnte
man ſich im allgemeinen von dem trefflichen Stand der diesſeitigen
Weinberge überzeugen. Bemerkenswert iſt, daß die Kommiſſion
konſtatiert hat, daß an drei Stellen Reben aus den herzoglichen
Gärten in Biebrich angepflanzt worden ſind, welche Reben ſich bei
der ſorgfältigſten Unterſuchung als vollſtändig geſund gezeigt haben.
Frankfurt, 4. Sept. Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten hat
den im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben ein=
ſchätzbaren
Reinertrag der Main=Neckar=Bahn für das Jahr
1886, ausſchließlich des Anteils des preußiſchen Staats, für die an
der gemeinſchaftlichen Betriebsführung beteiligten beiden anderen
Staaten feſtgeſtellt, nämlich den Anteil Badens auf 390747 M.,
G. A.
denjenigen des Großherzogtums Heſſen auf 914627 M.
Magdeburg, 3. September. Die Neuſtädter Aktienbrauerei,
eine der größten Brauereien Deutſchlands, iſt nie dergebrannt.
Straßburg, 3. September. Die hieſige Bürgermeiſterfrage
iſt endgültig entſchieden. Back bleibt und gibt ſeinen Poſten als
Unterſtaatsſekretär auf.

großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 2. September.
E. A. Zur Feier des Sedantages erfolgte die Aufführung des
Heyſe'ſchen Colbergr, welchem die unter Leitung des Herrn
Keiſer prompt ausgeführte Weber'ſche Jubelouvertüre voranging.
Ueber die ideelle und dramatiſche Beſchaffenheit dieſes Stücks, das
heute in kurzer Zeit zum viertenmale auf den Brettern unſerer
Hofbühne erſchien, haben wir uns bei jedemmale ſo eingehend ge=
äußert
, daß die Gewinnung neuer Geſichtspunkte ausgeſchloſſen iſt.
Was uns an dem Werke immer wieder erfreut und wohlthuend
berührt, iſt die friſche Lokalfarbe, welche den lebenskräftigen Unter=
grund
des Ganzen bildet, die ſtrammen, in feſten Umriſſen gezeich=
neten
Figuren, und die kräftige, jedem inhaltsleeren Pathos abholde
Ausdrucksweiſe. Daß der dramatiſche Puls dagegen ſchwach iſt,
und das Stück, vom rein theatraliſchen Geſichtspunkt aufgefaßt, am
Ende nur wenig bedeutet, wird wohl Niemand in Abrede ſtellen
wollen. Aus dieſem Grunde ſind wir der Meinung, daß Colberg
ſchon um das Intereſſe daran, das im Publikum noch ziemlich rege
iſt, nicht auf den Gefrierpunkt ſinken zu laſſen, vorläufig vom Re=
pertoire
abgeſetzt werde.
Für die Stimmung, aus welcher heraus
es begriffen werden will, finden ſich die Hörer nicht immer vor=
bereitet
. Auch wäre es erfreulich und wir würden es mit großem
Danke begrüßen, wenn unſere Bühnenleitung ſich dazu verſtehen
wollte, uns Paul Heyſe, der zur Heit im Zenith ſeines Schaffens
ſteht, auch einmal in einer ſeiner reiferen dramatiſchen Schöpfungen
vorzuführen. Denn es iſt wirklich zu bedauern, daß der Dichter,
welcher im Laufe der letzten Jahre ſo wertvolle Sachen geſchrieben
wie Don Juans Ende= Die Hochzeit auf dem Aventin', Ge=
trennte
Welten ꝛc. auf unſerer Bühne ausſchließlich als der Ver=
faſſer
von Colberg; und Hans Lange: leben ſoll.
In der heutigen Colberg=Vorſtellung, die friſch und flott verlief,
waren es namentlich Frl. Cramer (Roſe Blank) und die Herren
Dalmonico NNettelbech und Edward (Major v. Gneiſenau), die
ſich den Geiſt ihrer Rollen vollſtändig zu eigen gemacht hatten.
Sonntag, 4. September.
Roſſini, der ſich uns im=Barbier von Sevilla' als der Ton=
dichter
der ſprudelnden Heiterkeit und Lebensluſt zeigt, arbeitet im
Tellu im Sinne einer ernſteren Kunſtrichtung und zwar mit
Mitteln, welche ſich von dem üblichen italieniſchen Opernſchema
ziemlich fern halten. Für nicht wenige unter den Recitativen iſt die
ernſte Würde der Gluckſchen Deklamation das Vorbild geweſen, und
aus den paſtoralen Chören des 1. Aktes klingt etwas Hahdnſches
und Mozartſches. Nächſt der Kraft und Fülle urſprünglicher Er=
nndung
verdankt Roſſini's =Tell' ſeine Bedeutung vor allem dem
Umſtand, daß die muſikaliſchen Ausdrucksweiſen der Italiener,
Deutſchen, Franzoſen, alſo derjenigen Völker, welche auf dem Ge=
biete
der Oper ſchöpferiſch aufgetreten ſind, hier bis zu einem ge=
wiſſen
Grade harmoniſch ſich ergänzend mit einander verſchmolzen
ſind. Der Anteil, welchen Deutſchland an der Oper Tell' hat,
ſtellt ſich auch noch inſofern ziemlich bedeutend dar, als einer unſerer
größten Dichter zu dem Textbuch der Herren Jouy und Bis den
Stoff leihen mußte. Doch eine gar zu deutliche Erinnerung an die
gewaltige Schillerſche Dichtung kann uns den Geſchmack an den
ſceniſchen Vorgängen der Oper nur verleiden, denn von dem wirk=
lichen
Geiſte iſt wenig in das Libretto übergangen. Aber auch die
Muſik zeigt ſich nicht durchweg auf der Höhe ihrer Aufgabe, und
der Zuſammenhang mit dem italieniſchen Opernweſen iſt im Prinzip
keineswegs aufgegeben. Wir wollen gar nicht davon reden, daß die
Figur des Helden eine Umbildung erfahren hat, die durchaus nicht

vorteilhaft genannt werden kann, daß Arnold Melchthal zu einem
Rudenz wurde, nur noch mit dem Unterſchiede, daß alles kräftige,
männliche in ſüßliche Sentimentalität zerſchmilzt, und daß die
mutige Berta ſich in die Theaterprinzeſſin Mathilde verwandelt.
dies alles wollen wir gar nicht mehr ſchwer nehmen, ſondern ledig=
lich
betonen, daß auch die Muſik, trotz ihrer grandioſen Anlage im
Ganzen, den dramatiſchen Accent nicht immer da hat, wo er der
Situation nach von rechtswegen hingehört, daß ſie ſich gar oft in
Beiwerk verliert und gegen den Schluß zu entſchieden abfällt.
In der heutigen Aufführung hatte nicht alles den gleichen An=
ſpruch
auf unſere Teilnahme. Einzelnes entbehrte noch der nötigen
Rundung und Akkurateſſe. So haben wir z. B. das berühmte
Terzett im 2. Akte ſchon mit weit mehr Nachdruck vortragen hören.
Rückhaltloſes Lob verdient jedoch in erſter Linie der Träger der
Titelrolle, Herr Feßler, welcher dieſelbe ſowohl muſikaliſch als
ſchauſpieleriſch mit Kraft und Energie durchführte und an den
Hauptſtellen verdienten Beifall erntete. Herr Bär gehört nicht zu
den Tenoriſten vom Schlage Mierzwinskis., welche den Arnold
überreich mit Treffern verſehen und z. B. in der Auftrittsarie des
letzten Aktes zwei hohe C mit Leichtigkeit ins Publikum ſchmettern,
doch beherrſcht er die Partie vollkommen und braucht auch noch
nicht zu geizen mit den Tönen, welche über das eingeſtrichene 4
hinausgehen. Die Anwendung des Falſetts in dem Duett mit
Mathilde geſchah indeß nicht ganz zwanglos. Als den Höhepunkt
der Leiſtung bezeichnen wir die große Arie im 4. Akt. Frl. Jungk
wirkte als Gemmy ſehr lobenswert. Die Stimme drang in dem
großen Finale des 1. Aktes ſiegreich durch, und das Spiel zeigte
ſelbſtändiges Leben. In der korrekten und geſchmackvollen Aus=
führung
der Mathildenpartie erwies ſich Frau Mahr=Olbrich
auch heute als eine bewährte Stütze des Opernrepertoires. Als
Walter Fürſt füllte Herr Riechmann, der zu einem individuellen
Vorgehen allerdings keinen Anlaß fand, ſeinen Platz befriedigend
aus. Mit der kleinen Partie des Leuthold - früher ſang ſie Herr
Mayr - kam Herr Klotz gut zurecht.

(863)
Darrkſagutrig.
Für die herzliche Theilnahme an dem uns ſo unerwartet
betroffenen, ſchweren Verluſte unſeres lieben Töchterchens
Emmy Franziska Steitz,
für die zahlreichen Blumenſpenden und die Begleitung zu ihrer
letzten Ruheſtätte unſern innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.


S
Darrkſcgitrrg.
Für die uns bewieſene herzliche Theilnahme beim Tode
unſeres lieben Vaters, Schwiegervaters und Großvaters, des
Schuldieners
Wilhelm Schlerk.,
insbeſondere von Seiten des verehrlichen Lehrerperſonals und
der Schülerinnen der Mädchen=Mittelſchule, namentlich aber
für die erbauliche und troſtreiche Grabrede des Herrn Pfarrer
Ritſert, ſagen wir hiermit unſeren wärmſten Dank.
Darmſtadt, den 3. September 1887.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Druc und Berlag: L. C. Wittich'ſche Hofbusdruderei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.