Darmstädter Tagblatt 1887


18. August 1887

[  ][ ]

Vlerzeljährlich 1 Mark 50 Pf. indk.
Bripgerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pw Quartal inc. Poſtaufſchlag

Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

werdemangenommen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.
Donnerstag den 18. Auguſt.
N 160.
1887.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Schießübungen auf dem Artillerie=Schießplatz bei Griesheim.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß auf dem Artillerie=Schießplatz bei Griesheim ſeitens des Branden=
burgiſchen
Fuß=Artillerie=Regiments Nr. 3 (General=Feldzeugmeiſter) am 20., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 29., 30., 31.
Auguſt und 1., 2., 3., 5., 6., 7., 9. 10., 13. und 14. September l. Js. Schießübungen und zwar Vormittags von 7 Uhr
an bis circa 1 Uhr Mittags abgehalten werden.
Außerdem findet Freitag den 26. Auguſt l. 33. ein Nachtſchießen von Abends 6½ bis circa 10 Uhr ſtatt.
Darmſtadt, am 6. Auguſt 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Zeller.
[7686

ekanntmuchung.

Betreffend: Die Abfuhr von Hauskehricht durch die ſtädtiſche
Straßenreinigungs=Anſtalt.

Seit die Straßenreinigungs=Anſtalt den in Gefäßen an die Hausthüren ge=
ſtellten
Hauskehricht abfährt, hat ſich die Menge desſelben gegen früher in erheb=
lichem
Grade vermehrt. Wir ſind dadurch genöthigt, ſtrenge darauf zu halten, daß
Gegenſtände, welche nicht unter den Begriff Hauskehricht; fallen, wie z. B. Ge=
werbe
= und Gartenabfälle, Bauſchutt ꝛc., nicht abgefahren werden, und daß Ge=
miſche
von ſolchen Gegenſtänden mit Hauskehricht ebenfalls von der Abfuhr aus=
geſchloſſen
ſind. - Zum Anſammeln des Hauskehrichts werden in manchen Hof=
raithen
Gefäße benutzt, welche zu dieſem Zwecke durchaus untauglich erſcheinen,
indem ſie entweder undicht, unhandlich oder nicht transportfähig ſind. Es iſt des=
halb
ein Normalkaſten angefertigt worden, welcher für die Aufbewahrung und den
Transport des Kehrichts am beſten geeignet iſt. Kaſten dieſer Art aus verzinktem
Eiſenblech können auf unſerem Tiefbauamt beſichtigt, auch durch dasſelbe zum Preiſe
von 4 Mk. 50 Pfg. bezogen werden.
Vom 1. Januar 1888 ab wird nur in ſolchen Kaſten bereit ſtehender Haus=
kehricht
abgefahren. Geſäße anderer Dimenſionen und Art werden nicht entleert.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohlh.
ſ7893

Bekanntmahung.
Geſuche um Abgabe von Fichten=Reiſern und Ginſtern wolle man unter An=
gabe
der gewünſchten Anzahl Gebunde
bis zum 20. d. Mts.
bei uns (Heidelbergerſtraße 1) einreichen.
Darmſtadt, den 4. Auguſt 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
[7512
Hüter.

Großherzogliches
Landes=Hospital.
Als Bedarf vom 1. Oktober 1887
bis Ende März 1888 ſollen auf dem
Submiſſionswege zur Anlieferung ver=
geben
werden.
1) 16000 Kilo Kornmehl,
2) 8000 Kernmehl,
3) 9000 Schwingmehl
4) 7000 Kornſtroh,
5) 500 Gerſtenſtroh,
6) 1800
Hafer,
7) 4000 Centner Steinkohlen,
Ruhrer Fettſchrot L. Qua=
lität
und
8) 200 Centner Coaks I. Qua=
lität
.
Die Lieferungs=Bedingungen ꝛc. liegen
ſauf dem Büreau des Unterzeichneten offen.
Offerten ſind verſchloſſen und verſehen
mit der Aufſchrift Submiſſion zu der
am 15. Auguſt 1887 ausgeſchriebenen
Lieferung
bis zum 29. d. Mts., Vormittags
10 Uhr,
entweder per Poſt zu ſenden oder in den
Submiſſionskaſten zu legen.
Waarenmuſter von Ord. Nr. 1, 2, 3
und 6 ſind getrennt von der Submiſſions=
Offerte zu verpacken und beſonders zu
adreſſiren.
530

[ ][  ][ ]

2006
In den Offerten ſind die Bedingungen
ausdrücklich anzuerkennen.
Hofheim, am 15. Auguſt 1887.
Großherzogliche Direction des
Landes=Hoſpitals.
J. A.:
[7893
Stroh, Großh. Hausverwalter.

Aechten alten
Hordhäuser,
per Liter 50 Pfg. empfiehlt
[7852
Ferd. Hok an der Inſel.
Negen Umzugs brauchbare Bücher in
O verſch. Spr., namentl. engl. u. frz.,
darunter Lehrmittel für Lehrer u. Schüler,
ſehr billig abzug. Soderſtr. 64, 1 Tr.,
zwiſchen 12-2 und 4-6 Uhr. (7894
Ein guterhalt. Ladentisch
nebſt Realen zu verkaufen. Dieburger=
ſtraße
5.
(7895

6888) Orangerieſtraße Nr. 2 der
2. Stock, 4 Zimmer mit Zubehör, als=
bald
zu beziehen.
6975) Waldſtr. 50 Hinterbau eine
Wohnung: 4 Zimmer, Küche nebſt Zuge=
hör
an eine kinderloſe Familie pr. 1. Okt.
zu verm. Näheres bei Frau Wüſt.
7198) Niederramſtädterſtr. 26 iſt
im Vorderhaus u. Gartenhaus je eine Woh=
nung
zu verm. Näh. im Vorderh. part.
7199) Kiesſtraße 95 eine freundliche
Manſarde=Wohnung, 3 Zimmer, Küche,
Waſſerltg. und allem Zubehör alsbald an
ruhige Familie zu vermiethen.
7287)
Müllerſtraße 10, 2. Stock,
eine Wohnung, 3 Zimmer, Küche mit
allem Zubehör, neu hergerichtet, zu ver=
miethen
und ſofort beziehbar.
7554) Wienerſtr. 57 wegen Abreiſe
eine ſchöne Parterre=Wohnung, 4 Zimmer
nebſt Zubehör und Bleichplatz per 1. Okt.
event. auch früher zu beziehen.
7658) Promenadeſtr. 51. 3. Stock,
Wohnung von 7 Zimmern auf 1. Oktbr.
7695) Wienerſtraße 58. 3. Stock,
eine ſchöne Wohnung, 5 Zimmer mit Zu=
behör
und Gartenantheil, an eine ruhige
Familie. Näheres im 2. Stock.

Läden, Hagazine sto.
6976) 12 Rheinſtraße 12
Laden nebſt Wohnung zu vermiethen.

E

6516) Eliſabethenſtraße 23, II. Stock,
2 oder 3 große ſchön möbl. Zimmer ſo=
fort
zu vermiethen.

Nr. 160
Lieferung von Aniformsſtüchken.
Betreffend: Uuiformirung des Octroi=Aufſichtsperſonales.
Für das Octroi=Aufſichtsperſonal ſind 30 Uniformen, beſtehend in je einem
Interimspaletot, einer Hoſe und einer Dienſtmütze nach Militärmuſter zu liefern.
Die Lieferungs=Bedingungen nebſt Stoffmuſter liegen auf unſerem Büreau,
Stadthaus Zimmer Nr. 13, zur Einſicht offen.
Offerten mit Tuchproben wolle man bis
Mittwoch den 24. l. Mts., Vormittags 1 Uhr,
verſiegelt und mit der Aufſchrift Uniformlieſerung: verſehen bei uns einreichen.
Darmſtadt, den 10. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[7862

Aufforderung der Pfandſchuldner
und
Pfänder=Verſteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den Monaten
Oktober 1886 bis einſchließlich März 1887 fällig waren, werden hierdurch
aufgefordert, ſolche bis zum 10. September d. J3. einzulöſen oder die Pfandſcheine
verlängern zu laſſen, widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 17. Oktober d. Js., Nachmittags 2½ Uhr,
verſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß fällige Pfänder, welche
weder ausgelöſt noch verlängert worden ſind, vor dem Verſteigerungs=Termin um=
verſetzt
ſein müſſen, indem während der Verſteigerungstage die Umverſetzung nicht
mehr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 12. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(7896
Aerkteigerung
im Auctionssaal, Darmstadt, Gartenstr. 18,
Freitag den 19. Auguſt, Vormittags 9½, Uhr.
- Ganz neue Möbel: 2 Spiegelſchränke mit Eryſtallglas (1 mit Muſchel=
Aufſatz), 1 goldener Pfeilerſpiegel mit goldenem Conſol und weißer Mar=
morplatte
, 1 Trumeauſpiegel mit Muſchelaufſatz, 1 feiner nußbaum polirter
Sekretär mit eingelegten Schubladen, 2 nußbaum polirte Waſchtiſche mit
grauer Marmorplatte, Nachtſchränkchen desgl., ſowie nußbaum polirte und
5.
lackirte, 1 nußbaum polirter ovaler Sophatiſch, 1 nußbaum polirter zwei=

thüriger Kleiderſchrank, 1 Nähtiſchchen, nußbaum polirte und lackirte Kom=
2
mode, neue Regulators (unter Garantie) und andere Uhren, polirte Kleider=
ſtänder
, Ausziehtiſch mit Ledertuch, Handtuchhalter, 8 Dtzd. feine Stühle,
als: ächte nußbaumene Rohrſtühle, Wiener Rohrſtühle, nußbaum polirte
5
Stühle, Strohſtühle ꝛc., ſchwarze Steh=Etagere, 1 Divan, 2 Sopha's, ge=
ſchnitzte
Blumentiſche und Klappſeſſel mit Safianlederpolſter, 4 ovale Gold=
ſpiegel
und rundeckige Spiegel, 2 nußbaum polirte franz. Bettſtellen (ſchwere
Mainzer Façon), 2 nußbaum polirte franz. Bettſtellen mit Muſchelaufſatz
S und Sprungfeder=Matratzen, 2 franz. lackirte Ringbeiſtellen desgl., 8 Ober=
betten
, 16 Kiſſen, 8 Unterbetten, Roßhaar=, Woll=, Seegras=Matratzen,
9 Strohſäcke, lackirte Bettſtellen, Waſchkommode, Waſchſchränkchen, Weißzeug=
ſchränkchen
, Kleiderſchränke, Küchenſchränke, Küchenſtülhle, Trittſtühle, 1 Eis=
ſchrank
, 1 Doppeltpult, feine Oeldruckbilder mit Goldrahmen und colorirte
Stahlſtiche.
Gebrauchte Möbel: 1 runder Klapptiſch, 1 Waſchtiſch, 1 Spiegel,
1 Nachtſtuhl, 5 Nähmaſchinen, darunter 1 Schneider= und 1 Handmaſchine,
1 eiſerne Kinderbettſtelle, 1 eiſerner Herd, 1 feine geſpielte Violine,
1 Cello, 1 Tafelklavier, 1 Lüſter, eiſerne und kupferne Löpfe, 1 Noten=
pult
, 1 ital. Guitarre, diverſe Pfannen und 1 kleine Waage.
Ferner: Circa 1000 Meter Reſte verſchiedener Kleiderſtoffe und
Umhängtücher.
Der eiſerne Herd iſt Eliſabethenſtraße 37. im Hofe, alle anderen Gegenſtände
im Auctionsſaal anzuſehen.
[789]
Bocherl & Groſch, Mathildenplatz 9.

de=
in

6
Vi=

5

9
111

72
105)
452
918
9e8

[ ][  ][ ]

200

6978) Hochſtraße 15 mittl. Stock
ſchön möbl. freundl. Zimmer ſofort z. v.
7163) Ein kleines Zimmerchen mit
Penſion an einen braven jungen Mann.
Näheres in der Expedition.
7462) Promenadeſtr. 22 ein möbl.
Wohn= nebſt Schlafzimmer, parterre.
1464) Neckarſt. 11, nahe d. Drag=Kaſ.
ſind ſchön möbl. Parterrezimmer, paſſend
für 2-3 Herren.
7571) Soderſtraße 41 ein gut möbl.
Parterrezimmer ſofort zu vermiethen.
7790) Grafenſtr. 24 ein möblirtes
freundl. Zimmer zu vermiethen.
7791) Louiſenſtr. 28 ein möblirtes
Zimmer ſofort.
7873) Saalbauſtr. 17, 1 St. hoch.
ein elegant möbl. Zimmer ſofort zu verm.

LOOSD
der
G Darmſtädter Silberlotterie
1 Mark.
Ziehung 31. Auguſt,
ſowie
3Darmſtädter Pferdemarktlooſe
2 Mark,
2 ſind in der Exped. d. Bl. zu haben.
G0000000000000
() bis 3 unmöblirte Zimmer als Ge=
c
ſchäftslokal zu miethen geſucht.
Offerten unter M. A. an d. Exp. (7839
Fin Fräulein wünſcht Nachhülfeſtun=
E den im Engliſchen, Franzöſiſchen u.
ſonſtigen Schulfächern zu ertheilen.
ſ7826
Näheres Expedition.
Eine Wohnung
von 3 event. 4 Zimmern und Küche im
Preiſe bis M. 300 wird von kinderloſen
Leuten zum Oktober geſicht. Gefl. Off.
unter H. W. 300 beliebe man in der
Expedition d. Bl. niederzulegen. (7898
7899) In Folge beſonderer Verhält=
niſſe
wird jetzt noch aufs Land in ein
gutes Haus von Mitte Oktober auf vier
Wochen eine erfahrene, wohlempfohlene
Kindbettwärterin
oder ſonſt geeignete Perſönlichkeit bei hohem
Lohn geſucht. Perſönliche Vorſtellung er=
forderlich
.
Offerten bittet man unter M. J. D. 100
an die Expedition zu richten.
Ein halber Sperrſitz
abzugeben. Näheres Expedition. (7900
Ein halber Sperrſitz
abzugeben. Näheres Expedition. (7901
Beſucht 2 halbe Parket=Logenplätze
Orechts. Näh. Wendelſtadtſtr. 15. 3. St.

Nr. 166
In Grossh. Hoſ-Meierei Darmstadt werden
Frühruſen=Kurtoffeln
abgegeben und werden Beſtellungen daſelbſt entg=gengenommen.
Die Oberverwaltung der Großh. Hof=Meierei=Güter.
Dettweiler.
17830

Durmſtadt=Griesheimer
8
und
Darmſtadt-Eberſtädter Eiſenbahn.
Am 15. Auguſt d. Js. tritt zum Reglement und Tarifbeſtimmungen für
die Befoͤrderung von Perſonen, Reiſegepäck und Gütern der Nachtrag 1 in Kraft.
Derſelbe enthält Ergänzungen der Spezial=Beſtimmungen nebſt Tarif=Tabellen für
den Perſonen= und Güter=Verkehr.
Darmſtadt, im Auguſt 1887.
Betriebs-Verwaltung
der heſſiſchen Nebenbahnen
im Privatbetrieb.
(7902

Saalbam Darmstadt.
Donnerstag den 18. Auguſt:
Gedenktag der Schlacht und Sieg bei Gravelotte.
Grosses Militär-Concert.
ausgeführt von der
Kapelle des 1. Gr. Heſſ. Inf.=(Leibg.=RReg. Nr. 115
unter Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Wilh. G. Hilge.
und unter Mitwirkung der Sptelleute des Regiments.
Das Concert findet in Uniform ſtatt.
Program m.
Erſte Abtheilung: 1) Metzer Vorpoſten=Marſchu von Th. Adam. 2, Ouver=
tures
, componirt von König Friedrich dem Großen. 3) Sieges=Hymnei, componirt
von Sr. Kgl. Hoh. dem Prinzen Albrecht von Preußen. 4) Walzer; aus Der
Stabstrompeter! von G. Steffens.
Zweite Abtheilung: 5) Kaiſer Wilhelm Feſtmarſch von E. v. Lade.
6) Fantaſien aus Die Puritaner' (bei Gravelotte gefunden) von Lion Chie.
7) Fackeltanz Nr. 11 von G. Meyerbeer. 8) Große Fantaſie; aus Lohengrin
gewünſcht) von R. Wagner.
Dritte Abtheilung: Die deutſche Kuiſergarde, Parademarſch ( Armee=
marſch
Nr. 208) von Fr. W. Voigt, mit Horniſten, Trommler u. Pfeifer. 10) Er=
innerung
an die Jahre 1870-7I. Großes Schlacht=Potpourri von H. Saro, aus=
geführt
unter Mitwirkung ſämmtlicher Spielleute und einer Abtheilung Gardiſten
mit Gewehrfeuer und Salben.
Anfang präcis 8 Uhr.
Eintritt 50 Pfg.
[(7903

Gemeral-Versammlung
des
Darmſtädter Broſchkenbeſitzer Vereins
Freitag den 19. Auguſt 1887, Abends 8½ Uhr,
in der Reſtauration Schenck, Kiesſtraße.
Tagesordnung:
Jahres=Abſchluß.
Wahl des Vorſtandes.
Bericht des Präſidenten über den 3. Verbandstag deutſcher Fuhrunternehmer
zu Frankfurt a. M. am 6. Juni d. J3.
Beſprechung verſchiedener Angelegenheiten.
Bei der Wichtigkeit der Sache wird um zahlreiches Erſcheinen gebeten.
Der Vorstand
[7885

[ ][  ][ ]

2008

Nr. 160

S.
5
=.
D

G00S000O00000000000OO00000000000
Lieferung ganzer Einrichtungen sowie einzelne Möbel nach Leichnung und Angabe.

5
e

Cür ganne Ausstattungen und einnolnon Bodart
3
empfiehlt:
Büffets, Silber=, Gewehr=, Bibliothek=, Bücher=, Kleider=, Spiegel= und Etagsre=Schrünke, Verticows,
Cylinder=Büreaux, Herren= und Damenſchreibtiſche, Comptoir=Pulte, Pfeilerſchränke, Kommoden, Waſch=
2
ſchränke, Waſchkommoden, Nachtſchränke, gewöhnliche, halbfranz. und franz. Bettſtellen, eiſerne Bettſtellen,
C
Kinder=Bettſtellen, Auszug=, Sopha=, Zuleg=, Klapp=, Näh=, Spiel=, Rauch=, Blumen= und Nipptiſche.
ES
Toilette=, Oval=, Viereck= und Pfeilerſpiegel, Schaukel=, Klapp=, Rohr= und Stroh=Seſſel, Comptoir=
S
Speiſe=, Clavier= Fantaſie=, Rohr=, Stroh=, Fournier= und Kinderſtühle. Büchergeſtelle, Noten=Etagsres,
3
ſtumme Diener, Kleider= und Schirmſtänder, Kleider= und Garderobehalter, Handtuchhalter, Küchen= und
Speiſeſchränke, Brandkiſten, Schulbuch= und Schuhſchränke, Aurichte, Treppenſtühle, Waſſerbäuke, Bügel,
Schüſſel=, Topf= und Ablaufbretter.
Ottomans, Divans, Cauſeuſes, Kanapees, Chaiſelongues, Ruhebetten, Nachtſeſſel, Backenſeſſel, Polſter=
ſtühle
, Woll=Schlafdecken in großartiger Auswahl zu Fabrikpreiſen, üchte Kameelhaar=Decken, Sprung=,
Roßhaar=, Woll=, Seegras= und Strohmatratzen, Deckbetten, Kiſſen, Bettfedern, Flaumen, Eiderdaunen, G;
Jute, Damaſt=, Rips=, Peluche=, Fantaſie= und Seiden=Stoffe. Brüſſel=, Tapeſtry= und Holländer=Teppiche
labgepaßt und am Stück. Sopha= und Bett=Vorlagen aller Art.
Alle Tapezier=Artikel: Roßhaar, Wolle, Werg, Seegras ꝛc.

O6t0 Humkal. Höbelmaganin,
große Ochſengaſſe 23.

2.
[7904

Groses lager. - Billgsie Frelse.

Geschöfts-Verlegumg.
Meiner hochgeehrten Kundſchaft und werthem Publikum die ergebene Anzeige,
daß ſich mein Geſchäft von heute an in meinem Hauſe
18 Landwehrstrasse 13
befindet.
Hochachtungsvoll
Ochſen=, Kalbs= und
EEslaV 1g001, Hammelsmetzger.

Katholiſcher GeſellenYerein.
Sonntag den 21. Auguſt findet die
Einwelhung des desellenHospitiums
ſtatt. - Zutritt haben nur Jene, welche im Beſitze einer Feſtkarte ſind.
Die Liſte zur Theilnahme am Feſteſſen liegt im Hoſpitium Friedrichſtr. 30)
und beim Hausmeiſter des Katholikenvereins (Waldſtr. 33) offen.
Kinder unter 14 Jahren haben Abends beim Feſtbankett keinen Zutritt.
Der Vorstand. (851
Raſſee=Eſſenz in Doſen
von
42)
Pfeiſter & Dilller
2
in Horehheim bei Worms,
Heblch.
Gazu=ah ein hochfeines, ſehr ausgiebiges Kaffeezuſatzmittel, nach einem
neuen beſonderen Verfahren zubereitet, erhöht das Aroma des Bohnen=
Kaffee's und gibt dem Getränke eine ſehr hübſche Farbe. Man verlange ſolche in
den Colonialwaaren=Handlungen und achte beim Ankauf genau auf obige Firma.

AA

7906) Zwei Mädchen mit gut. Zeugn.
in allem bewandert, ſuchen ſofort Stelle.
Stellenbüreau Holſchuh, Holzſtraße 13.

7907) Gutes Dienſtperſonal kann
ich den geehrten Herrſchaften auf Michaeli
ſempfehlen. Röſe, Schützenſtr. 14 part.
7841) Perſekte Köchinnen ſowie fei=
nere
Hausmädchen mit guten Zeugniſſen
ſuchen Stellen.
Näheres durch Stellenbüreau Frau
Eliſe Bauer, Ludwigsplatz 3, 1. Stock.

Paata,

7630) Geſucht zu ſofortigem Ein=
tritt
für das Lager eines Kurzwaaren=
Engros=Geſchäftes zwei Mädchen aus
beſſerer Familie.
Näheres in der Exped. d. Bl.
7908) Ein anſtändiges Mädchen,
das gut kochen kann u. auch in allen an=
dern
Hausarbeiten erfahren iſt, wird zu
einer einzelnen Dame geſucht. Gute Zeug=
niſſe
erforderlich. Näheres Beckſtraße 8,
eine Treppe hoch.

7909) Mädchen vom Lande können
Stelle erhalten. Stellenbureau Korb,
Soderſtraße,60.

el. 6½ 59 ſ8905 85 99 h12l 122 12 82½ 25 8 49
51 ½ 60 79 81 83 92 101=
1 8½

6.
6174
729
767
89
90
112
22-N
129

29

405
510
605
740
812
835
920
olé
110

[ ][  ][ ]

Nr. 166

LEL vLp

2009

44.
752
920
36

416)
592)
016
ſo2

An die Bewohner von Darmſtadt und Beſſungen.
Ernſter als in vorderen Jahren nahen uns die Erinnerungstage einer großen Zeit. Feiern wir, wie ſeither, auch
diesmal am 2. September die ſo lange vergeblich erſehnte Einigung Deutſchlands zu einem großen ſtarken Friedensreich, ſo
durchzittert doch ſeit Monaten die Ungewißheit die Welt, ob es uns vergönnt ſei den Frieden dauernd zu genießen.
Doppelt fühlen wir uns in dieſer Zeitlage gedrängt zu Dank für die politiſche Neugeſtaltung, welche uns der Krieg
1870-71 brachte, und zu dem feſten Entſchluß, jeder (was auch kommen möge) an ſeinem Theil mitzuwirken zum Schutz
und zur dauernden Größe und Wohlfahrt unſeres theueren deutſchen Vaterlandes. In dieſem Sinn, mit unwandelbarer
Liebe zu Kaiſer und Reich, wollen wir unſere Nationalfeier auch diesmal begehen.
Unſer Programm ſchließt ſich im Weſentlichen dem vorjährigen an. Wir bitten freundlichſt um Beiträge zu den
Koſten des Feſtes. Zu dieſem Ende werden Einzeichnungsliſten in Umlauf geſetzt werden. Außerdem ſind die Herren Kauf=
mann
Berbenich, Ernſt=Ludwigsſtraße, und Kanzlei=Inſpektor Meyer, Mühlſtraße 6 oder Hauptſtaatskaſſe, zur Entgegen=
nahme
von Beiträgen bereit.
Darmſtadt, den 11. Auguſt 1887.
D e r Feſt=Au s ſ ch u ß:
Friedrich, Gymnaſiallehrer,
Ohly, Oberbürgermeiſter,
Meyer, Kanzlei=Inſpektor,
Schriftführer.
Vorſitzender.
Rechner.
[7910

8

7475) Für ein ſeineres Manufactur=
waarengeſchäft
in Darmſtadt wird eine in
der Branche bewanderte, tüchtige
VerEömterim
per 1. Oktober geſucht. Nur ſchriftl.
Offerten, welchen Photographie u. Zeug=
niſſe
beigefügt ſein müſſen, werden berück=
ſichtigt
und ſind bei der Expedition d. Bl.
abzugeben.

420l 7671) Ein in allen Arbeiten erfah= ſe820
G. renes und mit guten Zeugniſſen verſehenes 546⁷⁄ Dienſtmädchen wird Carlsſtraße Nr. 48 25 geſucht. 6
7846) Eine ältere Frau wünſcht ein Hapsl
2
⁄es
Mädchen von 16-17 Jahren zu ſich in
Dienſt zu nehmen. Näheres Mathilden= platz 6 parterre. 14₈⁄₈
il 5 8.l 7911) Ein junges Mädchen
zum Gängemachen geſucht. Ludwigsplatz Hioer. Nr. 10, 1. Stock.

Mehrere tüchtige
SCh r efm o r
per ſofort geſucht.
Polyt. Arbeits=Inſtitut.
1. Sohröder.
(Actiengeſellſchaft.) ſ7912
7847) Zwei Kiſtenſchreiner auf dau=
ernde
Arbeit geſucht in der Kiſtenfabrik von
G. Schött, Frankfurterſtraße 20.
7877) Ein tüchtiger, zuverläſſiger
Mann, welcher mit Pferden umzugehen
weiß und auch etwas Feldarbeit verſteht,
wird geſucht. Näheres Expedition.
Lehrig
kathol., wird zum baldigen Tintritt geſucht.
Gebr. Tloech,
Seifen=, Lichte= und Wagenfett=Fabrik,
Urmitz=Bahnhof.
[7635

täglich von 10 bis 1 und 3 bis 5 Uhr. Auswärts w. a. brieflich.
1
S.
Rheinſalm, Aal,
Hechte,
Turbot,
Cabliau,
Schellfiſche,
Aal in Gelbe.
Neue Rollmöpſe.
Neue ruſſiſche Sardinen.
Hebr. Nöſtnger.
Hoflieferanten.
[7913
Tüchtige Colportouro
ſauf neueſte Druckſchriften, Bilder, Spie=
gel
, Uhren ꝛc. ſucht
ſan Colportage=Buchhandlung.
v. BIIllb-, Fiſchmarkt 23. Worms.

Prakt. Arzt und Geburtshelfer, Spezialarzt für
W. Ueria0h. Frauen- und Geſchlechts=Piantheiten, Frank=
furt
a. M., Stiftsſtraße 22. - Sprechſtunden
6166

Friſch:Arbend. Holfmann's Schule.
Die Eröffnung der Helfmann'ſchen
Kleinkinderſchule, Stiftſtraße, findet Mon=
tag
den 22. Auguſt, Vormittags 7 Uhr,
ſtatt. Anmeldungen werden im Lokale
Seezungen, Karpfen. der Anſtalt durch die Lehrerin, Fräulein
Margaretha Feidner, entgegenge=
nommen
.
[2916
Einquartierung
wird angenommen Gr. Ochſeng. 21. (7917
7918) Kleine Wohnung für 240 M.
an eine ruhige Familie. Näh. Exped.
7919) Schwanenſtraße 29 eine kleine
freundliche Wohnung an eine einzelne ſo=
lide
Perſönlichkeit für 10 M. monatlich.

Weissstichereien
werden angenommen, ſowie auch Mädchen,
die ſie erlernen wollen, Louiſenſtr. 8. (7857

Jommorfrische.

S

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Woog, 17. Auguſt 1887.
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Lufttemperatur 14½0 R.
Waſſerwärme Vormittags 8 Uhr 150 R.
Woogspolizeiwache.
531

[ ][  ][ ]

2610
Nr. 160
Schubert=Verein.
Montag den 22. Auguſt 1887.
Vereums-Abend

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag den 20. Auguſt.
Vorabendgottesdienſt um 6 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr Min.
Predigt um 8 Uhr 45 Min.
Sabbathausgang um 7 Uhr 50 Min.

im Festsaale der Freimaurerloge,
unter gütiger Mitwirkung
mehrerer geſchätzter Mikglieder des Großh. Yoſtheaters
und der Zofmuſik.
Beginn der Vorträge: 8 Uhr.
Der Vorstand. (7921

Gottesdienſt in der Synagoge der
sr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 20. Aug.: Vorabend 6 Uhr 30 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min.
Nachm. 5 Uhr Min.
Sabbathausgang 7 Uhr 55 Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag 21. Aug. an:
Morgens 6 Uhr.
Min.
Nachm. 6 Uhr 30 Min.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer empfing am 16. vormittags den
Oberhofmarſchall Grafen Perponcher, den Chef des Militärkabinets
General v. Albedyll und den Chef der Admiralität General= Lieute=
nant
v. Caprivi zum Vortrag.
Die Kaiſerin iſt Dienstag abend mit der Herzogin von Mecklen=
burg
in Babelsberg eingetroffen.
DasBritiſh Medical Journal' ſchreibt: Die Geſundheit des
deutſchen Kronprinzen macht fortwährend die befriedigendſten Fort=
ſchritte
. Der Prinz hat ſich nach Braemar begeben wegen des be=
lebenden
Klimas, welches dort herrſcht. Seine Kaiſerliche Hoheit
iſt begleitet von Dr. T. Mark Hovell, während Dr. Morell Mackenzie
mindeſtens einmal die Woche ſich nach Schottland begeben wird,
Um den Geſundheitszuſtand des erlauchten Patienten zu unterſuchen.
Bei dieſer Gelegenheit wollen wir zugleich gewiſſe, etwas diplo=
matiſch
gehaltene Mitteilungen, welche ihren Weg in mehr als eine
Laien=Zeitung gefunden haben, daß der Kronprinz das Bad Cau=
terets
beſuchen wolle, dementieren. Dieſe Gerüchte ſind vollſtändig
aus der Luft gegriffen. Weder der Prinz ſelbſt, noch die Kaiſer=
liche
Familie, noch die ärztlichen Ratgeber des deutſchen Kron=
prinzen
haben je daran gedacht."
Die Nordd. Allg. 3tg. ſchreibt: Nach den aus Tirnowa hier
eingegangenen telegraphiſchen Nachrichten hat der Prinz Ferdinand
von Coburg am 14. d. M. den Eid auf die Verfaſſung geleiſtet und
demnächſt eine Proklamation an das bulgariſche Volk erlaſſen, in
der er ſich von Gottes Gnaden' nennt und zu ſeinem freien
Volke' ſpricht und anzeigt, daß er den Thron der hochberühmten
bulgariſchen Zaren' beſtiegen habe. Die Proklamation ſchließt mit
den Worten: Es lebe das freie und unabhängige Bulgarien!
Der Mächte und des Sultans geſchieht in jener Kundgebung keine
Erwähnung, und der ganze Zuſammenhang derſelben erweckt den
Anſchein, als ob ihr die Bedeutung einer Unabhängigkeitserklärung
Bulgariens beigemeſſen werden ſolle. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß ſchon die Reiſe des Prinzen Ferdinand von Coburg nach Bul=
garien
und die Uebernahme der Regierung durch ihn eine Ver=
letzung
des Art. 3 des Berliner Vertrages involviere, wonach die
Wahl des Fürſten erſt nach erfolgter Beſtätigung desſelben ſeitens
der Pforte und der Mächte perfekt wird. Sollten obige telegraphiſche
Nachrichten ſich in ihrem ganzen Umfange beſtätigen, ſo würde da=
mit
ein verſtärkter Bruch des beſtehenden Vertragsrechts konſtatiert
ſein, den die deutſche Politik nicht gutheißen könnte. Die That=
ſache
, daß dies der dritte Sommer iſt, in dem rechtswidrige Vor=
gänge
in Bulgarien die Ruhe und die Friedensausſichten, deren
Befeſtigung allen Großmächten am Herzen liegt, in Frage ſtellen,
kann dem bulgariſchen Volke und ſeinen Führern die Sympathieen
der Mächte, welche für die Erhaltung des Friedens thätig ſind,
unmöglich erwerben."
deſterreich=Angarn. Die N. Fr. Pr. bringt die wohl nur
auf Vermutungen begründete Nachricht, das ruſſiſche Kabinett habe
in ſeiner an die Pforte gerichteten Einſpruchsnote erklärt, es würde,
falls eine oder mehrere Mächte den Prinzen Ferdinand von Coburg
als Fürſten von Bulgarien anerkennen ſollten, den Berliner Vertrag
als nicht mehr beſtehend anſehen.
Jänemark. Die Prinzeſſin von Wales iſt mit zwei Töchtern
am 16. in Klampenborg eingetroffen und von der königlichen Fa=
milie
und dem Könige von Griechenland empfangen worden.
Engkand. Im Oberhauſe wird ſeitens der Regierung auf An=
frage
mitgeteilt, daß die Unterhandlungen behufs eines internatio=
nalen
Abkommens über die Verhinderung des Verkaufes von Spi=
rituoſen
, Waffen und Munition an die Eingeborenen der Inſeln
des weſtlichen Stillen Oceans aufgegeben werden mußten, da die
Vereinigten Staaten den Beitritt verweigerten.
Die für Dynamit gehaltene Maſſe, welche bei der in Cowes
verhafteten Franzöſin aufgefunden wurde, hat ſich bei der amtlichen
Unterſuchung als ein unſchädlicher Stoff herausgeſtellt.

Bekgien. Am Montag fand in Brügge, der Hauptſtadt Flan=
derns
, die feierliche Enthüllung des den flandriſchen Freiheits=
kämpfern
Breydel und de Koninck errichteten Denkmals im Beiſein
des Königs ſtatt. Breydel und de Koninck waren die Hauptführer
in der Erhebung der Flanderer gegen König Philipp IV den
Schönen von Frankreich, welcher 1297 einen großen Teil Flanderns
eroberte, dasſelbe aber durch ſeine Statthalter ſehr bedrückte. In
begeiſterter Rede pries König Leopold ſelbſt die Thaten der beiden
Freiheitshelden und mahnte zum Feſthalten an der von den tapferen
Flamländern errungenen Freiheit und Unabhängigkeit. Die ganze
Rede trug einen hochpolitiſchen Charakter und nahm ſichtlich Bezug
auf die drohende Weltlage, und in beredten Worten ermahnte der
König ſeine Zuhörer, ſich von den Ereigniſſen nicht überraſchen zu
laſſen, ſondern vor keinem Opfer zurückzuſchrecken, um die Rechte
des Vaterlandes zu erhalten. Gegenüber dieſen echt königlichen
Worten nimmt ſich die elende Haltung der belgiſchen Volksver=
tretung
in der hochwichtigen Frage der Armeeorganiſation um ſo
kläglicher aus.
Außkand. Es wird ein Geſetz veröffentlicht, wonach alle Bahn=
geſellſchaften
, für deren Reingewinne die Regierung aufkommt oder
welche der Regierung Gelder ſchulden, ihre Budgets dem Verkehrs=
miniſter
zur Beſtätigung vorlegen müſſen.
General Tſchernajeff, ehemals Gouverneur von Turkeſtan, wird
die Redaktion des Organs Katkoffs übernehmen.
Paul Deroulede hat nun auch in Niſchnei=Nowgorod mit einigen
ruſſiſchen Heißſpornen fraterniſiert. Auf einem von den Kaufleuten
veranſtalteten Banket wurden Toaſte aller Art ausgebracht, wobei
der Zar. die franzöſiſche Patriotenliga, die ruſſiſche Armee, das
Wohlgedeihen der ruſſiſchen Finanzen und des Handels;, der ge=
meinſame
Sieg der Ruſſen und Franzoſen, ſowie andere ſchöne
Dinge und fromme Wünſche der Panſlawiſten und franzöſiſchen
Chauviniſten in bunter Reihe auf einander folgten. Unter den
Feſtrednern befand ſich auch General Baranow, der Gouverneur
von Niſchnei=Nowgorod, der ſeinen Trinkſpruch auf den Zaren ſelt=
ſamerweiſe
demjenigen auf die Delegation der Patriotenliga folgen
ließ. Inzwiſchen dürfte General Baranow durch den offiziöſen
Artikel des Nord' belehrt worden ſein, daß es keineswegs den
Intentionen ſeiner Regierung entſpricht, wenn er den Zaren und
die chauviniſtiſch=radikalen Elemente in Frankreich in ſo innige Ver=
bindung
gebracht wiſſen wollte.
Das Journal' beſtätigt die ruſſiſche Proteſtnote gegen die
Wahl und die Ankunft des Prinzen von Coburg. Die volle Ver=
antwortlichkeit
für den flagranten Bruch des Rechtes der Mächte
und der Pforte falle nunmehr auf den Prinzen zurück, der die
Ratſchläge der Mächte mißachtet. Keine Macht könne die Gültig=
keit
der Wahl des Prinzen, noch die Legalität der Thronbeſteigung
zugeben. Keine werde dieſen offenen Bruch des Berliner Vertrages
billigen. Falls es den Mächten gefiele, ſolche Rechtsverletzungen
zuzulaſſen, ſo könne ſich doch Rußland nicht allein verpflichtet
halten, als Verteidiger deſſen aufzutreten, was von den Rechten
noch übrig geblieben. Seit der Prinz ſich den bulgariſchen Partei=
führern
ausgeliefert, ſei von verheißener Verſöhnung und Amneſtie
nicht mehr die Rede. Der Prinz könne die früheren Regenten
und Miniſter nicht hindern, das Werk des Haſſes und der Rache
fortzuſetzen.
Bulgarien. Prinz Ferdinand erließ an die Sobranje nach=
ſtehende
Proklamation:
Wir Ferdinand 1, durch Gottes Gnade und den Willen der
Nation Fürſt von Bulgarien, erklären, nachdem wir den feier=
lichen
Eid vor der großen Nationalverſammlung in der alten
Hauptſtadt Bulgariens geleiſtet, unſerem geliebten Volke, daß
wir die Zügel der Regierung in die Hand nehmen und die=
ſelbe
gemäß der Verfaſſung führen werden. Entſchloſſen,
alle Bemühungen für das Gedeihen, die Größe und den
Ruhm des Landes aufzuwenden, und bereit, ſeinem Glück

[ ][  ][ ]

u9
ſge
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4.

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72
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1ſe2]
112
44
48.
559
ſ7
40.

7E
K1

8309
6.

Nr.
unſer Leben zu weihen, halten wir es in dem Augenblicke,
da wir den Thron der glorreichen Könige Bulgariens be=
ſteigen
, für unſere geheiligte Pflicht, dem braven, mutvollen
Volke Bulgariens unſeren Dank auszuſprechen ſowohl für das
Vertrauen, welches es uns bezeugte, indem es uns zum Fürſten
wählte, als auch für die patriotiſche, weiſe Haltung während,
der ſchwierigen Zeit, die das Land durchzumachen hatte.
Die heroiſchen Bemühungen, welche das Volk gemacht hat,
um ſeine Rechte, ſeine Ehre und ſeine Intereſſen zu wahren,
haben ihm die Sympathieen der geſamten civiliſierten Welt
verſchafft und allen den Glauben an ſeine Lebenskraft, wie
die Gewißheit eingeflößt, daß das Volk in ſeiner Ent=
wickelung
einer glänzenderen, glücklicheren Zukunft würdig ſein
wird. Wir danken Euch Regenten und Miniſtern für die weiſe
Führung der Geſchäfte. Dank derſelben haben Sie es vermocht,
die Unabhängigkeit und Freiheit des Landes zu retten. Ueber=
zeugt
, daß das Volk und die tapfere Armee ſich um den Thron
ſcharen und uns unterſtützen werden bei allen Bemühungen für
das Glück des Vaterlandes, rufen wir den Segen Gottes herab
auf alle Handlungen und Entſchlüſſe, welche wir in Zukunft
faſſen werden. Es lebe Bulgarien, das frei iſt in der Ausübung
Ferdinand.
ſeiner Rechte!
Am 16. vormittags wurde in Tirnowa ein Tedeum abgehalten,
welchem Prinz Ferdinand und die Mitglieder der Sobranje bei=
wohnten
. Darauf wurde die Tagung der Sobranjegeſchloſſen. Der Prinz
ſprach folgende Worte: Ich danke Ihnen für Ihre patriotiſchen Be=
mühungen
für die unverſehrte Erhaltung der Kräfte des Landes.
Indem ich die Zügel der Regierung in die Hand nehme, erkläre ich
die Seſſion der Nationalverſammlung für geſchloſſen. Der Prinz
beſuchte in den letzten Tagen das Truppenlager bei der Stadt und
wurde dort enthuſiaſtiſch begrüßt. Die Kommandeure aller Gar=
niſonen
verſicherten dem Prinzen perſönlich oder ſchriftlich ihre Er=
gebenheit
und Treue. Der Prinz trifft am Donnerstag in Phi=
lippopel
ein.
Der Fürſt vermeidet es übrigens, es mit den Battenbergern
zu verderben; er erklärte dem Major Popow, er werde die im
Lande vorhandene Achtung für den Fürſten Alexander, den er ſehr
ſchätze, hochhaften.

Aus Stadt= und Land.
Darmſtadt. 18. Auguſt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Kgl. Großbritanniſchen Geſchäftsträger Hon. Naſſau=Jocelyn, den
Oberſtkammerherrn v. Grolman, den Baron von Wambold aus
Birkenau, den Kirchenrat Buchold aus Oſſenheim, den Oberlehrer
Kübel aus Mainz, den Lehrer Künſtler aus Bingen, den Herrn
u Worret aus Worms: zum Vortrag den Geheimen Staatsrat Knorr
. v. Roſenroth, den Geheimen Staatsrat Hallwachs, den Geheimerat
v. Werner, den Hoftheater=Direktor Wünzer.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem katholiſchen
bel Pfarrer Peter Paul Pfeiffer zu Undenheim, im Dekanate Gau=
Bickelheim, das Ritterkreuz 1. Klaſſe des Verdienſt=Ordens Philipps
des Großmütigen verliehen.
Stadtverordneten=Verſammlung. Donnerstag, den 18. Auguſt,
oll nachmittags 3 Uhr. Tagesordnung: 1) Mitteilungen; 2) Bauplan
weſtlich der Main=Neckarbahn; 3) Geſuch um Regulierung der
b1.
Landwehrſtraße und Abtretung eines ſtädtiſchen Geländeſtückes:
14
4) Kanaliſierung, Pflaſterung und Trottoirherſtellung der Hochſtraße
* ſüdlich der Heinrichsſtraße; 5) Vergebung von Arbeiten für den
.2.
1 Umbau der Ballonſchule; 6) Vergebung der Lieferung von Weiß=
⁄i zeug ꝛc. für Armen=und Pfründnerhaus; 7) Anſchaffung von Mobiliar
ꝛc. für die ſeitherigen Pfründnerräume des Hoſpitals: 8) Vergebung
5) der Pflaſterarbeiten bei Straßen=, Neu= und Umpflaſterung; 9) Er=
ſ
3) neuerung des Geländers an der Treppe und der Rampe in der
Louiſenſtraße; 10) Geſchäftsgang bei Rückzahlung verloſter ſtädtiſcher
⁄r Obligationen.
15
Einweihung der Helfmann=Schule. In den freundlichen, feſt=
5ilen lich geſchmückten Räumen der neu errichteten Helfmann'ſchen Klein=
Ziſs kinderſchule in der Stiftſtraße wurde geſtern vormittag der Ein=
weihungsakt
unter reger Theilnahme von Freunden der Anſtalt
.

8 begangen. Se. Königl. Hoheit der Großherzog hatten geruht
der Feier beizuwohnen, ebenſo Frau Oberſthofmeiſterin du Thil

Excellenz. ferner waren Vertreter der oberſten Kirchenbehörde und
Geiſtlichkeit, Herr Oberbürgermeiſter Ohlh, Vorſtände verwandter
Vereine, ſowie zahlreiche Mitglieder des Frauenvereins der Klein=
1
kinderſchule und des Vorſtandes anweſend.
Geſang der Kinder eröffnete die Feier, worauf Herr Stadt=
pfarrer
Ritſert nachſtehende Weiherede hielt:
Es iſt eine recht freudige Veranlaſſung, die uns heute in
dieſem neuen, ſchmucken Hauſe zuſammengeführt hat. Gilt es doch
6 die Einweihung einer Anſtalt, die, neben der ſeit mehr als 50 Jahren
bbeſtehenden Kleinkinderſchule, den Kindern unſerer Stadt aus den
.onKreiſen der arbeitenden Klaſſe eine neue Stätte bietet, wo ſie unter
nug ſ Ureuer Obhut und Pflege eine Reihe von Stunden des Tages zu=
ſe
9
bbringen, in welchen es den Eltern und insbeſondere den Müttern
micht möglich iſt, die Kleinen zu beaufſichtigen.

160
2011
Darum ſind wir heute von herzlichem Danke erfüllt, zunächſt
gegen den Vater im Himmel, der die Herzen der Menſchen lenket
wie die Waſſerbäche und der es dem edlen Stifter der Anſtalt,
Herrn Johann Adam Helfmann, in das Herz gegeben in ſo hoch=
herziger
und anerkennenswerter Weiſe für die Kinder unſerer lieben
Vaterſtadt zu ſorgen und der durch manche andere Stiftung den
Beweis geliefert hat, daß er von den Gütern, mit denen ihn der
Herr geſegnet hat, auch noch über ſeinen Tod hinaus einen ſolchen
Gebrauch zu machen wußte, daß man von ihm mit Recht ſagen
darf: das Andenken des Gerechten bleibet in Segen. Gewiß auch
wir und alle, die nach uns kommen, werden das Gedächtmis des
hochherzigen Stifters dieſer Anſtalt in dankbarem Gedenken be=
wahren
.
Kleinkinderbewahranſtalten, Kleinkinderſchulen ſind erſt Er=
rungenſchaften
der neueren Zeit, aber der Segen derſelben iſt ein
ſo allgemein anerkannter, daß bald das kleinſte Dörfchen derſelben
nicht mehr entbehrt und zwar iſt es nicht nur der materielle Vor=
teil
, welchen dieſelben den Eltern bieten, ſondern in ebenſo hohem
und vielleicht noch höherem Maße der erziehliche und geiſtig anregende
Einfluß, der auf die Seelen der Kleinen ausgeübt wird, der dieſe
Anſtalten immer mehr empfiehlt. Gewiß iſt es für die auf ihrer
Hände Arbeit angewieſenen Eltern von großer Wichtigkeit, daß ſie
unbeſorgt um das leibliche und geiſtige Wohl ihrer Kinder der
Thätigkeit ihres Berufes obliegen können, indem ſie dieſelben wohl
behütet in treuer Pflege wiſſen, aber für die Kleinen ſelbſt iſt die
frühe Gewöhnung an Reinlichkeit und Ordnung, an Gehorſam und
Aufmerkſamkeit von großer Wichtigkeit, um ſo mehr als die Kinder
ſchon frühe, ſo weit es für ihr Verſtändnis möglich iſt, zu dem
hingeführt werden, der als der beſte Kinderfreund geboten hat:
Laſſet die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn
ſolcher iſt das Himmelreich. So wollen wir denn, ſo weit es an
uns liegt, darnach ſtreben, daß dies Haus ſei und bleibe eine Stätte
echter Humanität und Religioſität; dann wird es ſein und bleiben
eine Stätte des reichſten Segens.
So möge denn der allgütige Gott unſere Anſtalt in ſeinen
Schutz nehmen, er möge ſegnen alle, die darin aus= und eingehen,
Pflegerinnen und Kinder im rechten Sinne und Geiſt leiten, damit
ſchon frühe in den Herzen die Grundlage einer richtigen Erziehung
gelegt und dadurch das wahre Wohl recht vieler gefördert werde.
Das walte Gott!
Hierauf ergriff der Präſident der Anſtalt, Herr F. Wittich,
das Wort wie folgt:
Geſtatten Sie mir, hochverehrte Verſammlung. Sie Namer3
des Vorſtandes unſeres Vereins herzlichſt zu begrüßen und Ihnen
für Ihr gütiges Erſcheinen aufrichtigen Dank zu ſagen. Wenn wir
uns heute in der erfreulichen Lage befinden, der ſtattlichen Reihe
der bereits hier beſtehenden Wohlthätigkeits=Anſtalten, eine weitere
hinzuzufügen, und die zweite Kleinkinderſchule eröffnen und ihrer
Wirkſamkeit übergeben zu können, ſo danken wir dieſes, wie Ihnen
ja nicht unbekannt, der hochherzigen Stiftung des vor drei Jahren
verſtorbenen Rentners, Herrn Johann Adam Helfmann. Der edle
Stifter hat ſich dadurch für alle Zeiten ein dankbares Andenken in
den Herzen der Bewohner Darmſtadts geſichert.
Nach den Verfügungen des Herrn Helfmann ſollte der Platz
für die neue Anſtalt in dem Oſtviertel etwa zwiſchen Blumen= und
Nieder=Ramſtädterſtraße gewählt werden. Es war nun unſere
Aufgabe ein durch ſeine Lage, ſeine Größe und hauptſächlich einen
nicht zu theuren Preis, geeignetes Terrain ausfindig zu machen.
Wir glauben, daß uns dies an der Stelle, wo wir uns befinden,
gelungen iſt. - Die Ausführung des mit Berückſichtigung aller
Erforderniſſe und Erfahrungen der Neuzeit entworfenen Bauplanes
wurde Herrn Bauunternehmer Riedlinger jun. anvertraut. Mit
welcher Sorgfalt und Tüchtigkeit Herr Riedlinger die ihm geſtellte
Aufgabe gelöſt hat, davon werden die verehrten Anweſenden ſich
überzeugen können bei einem demnächſtigen Rundgange durch die
Räume der Anſtalt. Wir ſind erfreut und fühlen uns gedrungen
an dieſer Stelle Herrn Riedlinger herzlichen Dank zu ſagen für
ſeine Hingabe an unſere Intereſſen.
Bezüglich des Betriebs unſerer neuen Schule beabſichtigen wir
einige Aenderungen eintreten zu laſſen gegenüber der bisherigen
Praxis in der älteren Anſtalt. In Letzterer werden bekanntlich die
Kinder den ganzen Tag verpflegt und unterrichtet und erhalten
Mittags eine kräftige Cupve mit Brod, wofür ſie 6 Pfennige zu
entrichten haben. In der Herſmanuz=Schule ſoll nun der Verſuch
gemacht werden, ob nicht zahlreichen Familien, wo Laufdienſt oder
ſonſtige Abhaltungen vorhanden ſind, damit gedient iſt, daß ihre
Kinder Vor= oder Nachmittags in Bewahrunggenommen und unter=
wieſen
werden, während ſie zwiſchen 12 und 12 Uhr zu Hauſe den
Mittagstiſch der Eltern teilen. Es würde dadurch ermöglicht, das
Pflegegeld für den jedesmaligen Beſuch der Anſtalt auf 2 Pfennige
herabzuſetzen, wogegen den Kindern ein Stück Brod verabreicht
wird. Die Erfahrung wird uns darüber belehren, ob wir mit dieſer
Aenderung einem Bedürfniſſeentgegenkommen. Was unſerepekuniären
Mittel betrifft, ſo haben dieſelben durch den Bau ſelbſtverſtändlich
eine weſentliche Schmälerung erlitten. Wenn uns trotzdem ein nicht
unbeträchtliches Betriebskapital übrig bleibt, ſo iſt aber doch deſſen
Erträgnis, namentlich im Hinblick auf den ſo ſehr herabgegangenen

[ ][  ]

Nr.
2012
Zinsjuß, nicht entfernt ausreichend, um die Lehr=,Beaufſichtigungs.
und immerhin auch teilweiſe Verpflegungskoſten der Kinder, zu
denen ſie za nur einen minimalen Beitrag leiſten, aus eigenen
Mitteln beſtreiten zu können.
Wie für die alte Anſtalt bleiben wir denn auch für dieſe Neu=
ſchöpfung
darauf angewieſen, um die uns bisher in ſo reichem
Maße bethätigten Sympathien unſerer Mitbürger auch ferner bitten
zu müſſen. Die zahlreiche Beteiligung bei unſerer kleinen Eröff=
nungsfeier
, ſowie ganz insbeſondere die huldvolle Anweſenheit Sr.
Königlichen Hoheit des Großherzogs in unſerer Mitte geſtattet uns,
einen günſtigen Schluß zu ziehen auf die Fortdauer dieſes Wohl=
wollens
. Wir hoffen umſomehr, uns dasſelbe erhalten zu ſehen,
als die Sorge für die Kinder der unbemittelten Klaſſen mit am
direkteſten zur Erleichterung ihrer Lage beiträgt, inſofern, als ſie
ihnen die Möglichkeit gewährt, unbehindert ihrem Erwerbe nach=
gehen
zu können. - Wir unſererſeits werden ſtets nach Kräften
bemüht bleiben, uns der Sympathien für unſere Anſtalt würdig zu
erweiſen.
Indem wir noch erwähnen, daß der definitive Betrieb der
Helfmanns=Schule Montag den 22. d. M. beginnen ſoll, ſchließen
wir dieſen kleinen Rückblick bei der Eröffnung unſerer Helfmanns=
Schule mit dem aufrichtigen Wunſche, daß dieſelbe recht Vielen eine
Helferin werden und unter Gottes Beiſtand eine reichgeſegnete
Wirkſamkeit entfalten möge.
Herr Oberbürgermeiſter Ohly erwiderte in warmen Worten,
indem er den Beſtrebungen der Kleinkinderſchulen vollſte Anerken=
nung
zollte, den humanitären Einfluß, welchen dieſelben auszuüben
berufen ſeien, hervorhob und ſchließlich in ehrendſter Weiſe das
Andenken des verklärten Stifters der neuen Anſtalt, Herrn Helf=
mann
, feierte.
Wiederholter Geſang der Kinder beſchloß die einfache aber
würdige und erhebende Feier, worauf noch eine eingehende Be=
ſichtigung
der ſämtlichen Anſtaltsräume von den Anweſenden vor=
genommen
wurde.
Dem Vernehmen nach hat am letzten Montag mittag in
Groß=Zimmern eine Beſprechung der Ortsvorſtände von Groß=Zimmern,
Gundernhauſen und Roßdorf ſtattgefunden in Angelegenheit der
Erbauung einer Nebenbahn Darmſtadt=Groß=Himmern.
Hoffentlich iſt bei dieſer Beſprechung, an welcher auch Herr Ober=
bürgermeiſter
Ohly teilgenommen hat, eine Verſtändigung über die
noch vorliegenden Schwierigkeiten erfolgt, ſo daß demnächſt einmal
zur Ausführung des fraglichen, für alle Interenenten ſo wichtigen
Projektes geſchritten werden kann.
Heute abend findet aus Anlaß der Gedächtnisſeier des Jahres=
tages
der Schlacht bei Gravelotte Großes Militär=Konzert der
Kapelle des Leibgarde=Regiments Nr. 115 im Saalbau ſtatt. Bei
dem zur Ausführung kommenden großen Schlacht=Potpourri von
Saro werden außer der ganzen Kapelle, auch ſämtliche Trommler,
Pfeifer und Horniſten des Regiments mitwirken, ſowie eine Ab=
teilung
Gardiſten das Bild einer Schlacht durch Gewehrfeuer und
Salven ꝛc. vervollſtändigen.
Dem Verein Gutenberg dahier wurde von dem Komite
zur H0jährigen Jubelfeier des Gutenberg=Denkmals in Mainz ein
Exemplar der Feſtſchrift Gedenkblätter für die Gutenbergfeier= als
Erinnerungsgabe zugeſandt.
Immobilien=Verkauf. Der dreiſtöckige Neubau, Hoffmann=
ſtraße
7, Bauunternehmer L. E. Böttinger gehörig, ging in Be=
ſitz
des Herrn Rentner Jean Kühn über. Der Verkauf wurde
durch den Agenten Friedr. Maringer abgeſchloſſen.
Kleine Mitteilungen. Verhaftet wurde ein ſchon oft be=
ſtrafter
15jähriger Burſche, welcher einem Hauſierer, mit welchem
er in einer hieſigen Herberge in einem Zimmer ſchlief, deſſen Anker=
Uhr entwendete. Die Uhr will der Burſche im Herrngarten in das
Gebüſch geworfen haben.
Ein Maſchienarbeiter geriet in einer
hieſigen Dampf=Schreinerei beim Abrunden eines Stückes Holz
durch Abrutſchen des Holzes mit der Hand an das Fraismeſſer,
wodurch das vordere Glied des Mittelfingers faſt abgeriſſen wurde.
Für Hausfrauen beachtenswert. Mit Beginn der längeren
Abende tritt die Petroleumlampe, die in den meiſten Haushaltungen
während der Sommermonate außer Gebrauch geſetzt wird. wieder
in Aktivität. In Veranlaſſung des Umſtandes nun, daß die meiſten
Vetroleumexploſionen bei der Wiederbenutzung längere Zeit außer
Gebrauch geſetzter Lampen entſtehen, iſt an die Hausfrauen die
Mahnung zu richten, vor der Wiederbenutzung der Lampen. das
in denſelben befindliche Petroleum wegzugießen, auch den alten,
inzwiſchen filzig und dadurch zum Brennen untauglich gewordenen
Docht durch neuen zu erſetzen. Durch das monatelange Stehen
erzeugt ſich nämlich in dem Oelbaſſin Petroleum=Naphta, welches
viel leichter entzündlich iſt als Petroleum, denn während Petroleum
etwa bei 52 Grad Hitze explodiert, explodiert Naphta ſchon bei
kaum 30 Grad.
4 Mainz, 16. Auguſt. Mit dem heutigen Tag haben die hier
ſtattgehabten Belagerungs= und Feſtungsmanöver ihr Ende
erreicht. Das letzte Manöver galt einem Angriff auf das Fort
Hardenberg, nach deſſen Beendigung durch den Chef des Genie= und

160
Pioniercorps. General von Stiehle, eine Inſpizierung der Truppen
ſtattfand. An der Letzteren nahmen auch Se. Königl. Hoheit der
Großherzog, ſowie Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog.
der Fürſt Alexander und verſchiedene höhere Offiziere teil. Die
zum Schluß ſtattgehabte Parade der Pioniere wurde von Sr. Kgl.
Hoheit dem Großherzog abgenommen und von Oberſtlieutenant
v. Pagenſtecher kommandiert.
Die Schwurgerichtsverhandlungen der Provinz Rhein=
heſſen
für das II. Quartal nehmen den 12. September unter dem
Vorſitz des Landgerichtsrats Dr. Bockenheimer ihren Anfang.
Mainz. 17. Auguſt. Ein an den hieſigen Feſtungsmanöver
teilnehmender auswärtiger Offizier wurde geſtern nach Schluß der
Uebungen von einem bedauerlichen Unfall betroffen. Der
in Koblenz garniſonierende Pionierhauptmann Ullrich wollte am
abend mit einem Wagen zu ſeiner in Wiesbaden weilenden Familie
fahren; in Kaſtel kam der Wagen beim Biegen um eine Straßen=
ecke
mit einem anderen Fuhrwerk ins Gedränge, weshalb Haupt=
mann
Ullrich vom Wagen ſprang, um eine Karambolage zu ver=
meiden
. Beim Herabſpringen blieb der Hauptmann aber in einer
Radſpeiche hängen und wurde von dem weiterfahrenden Wagen noch
eine ziemliche Strecke fortgeſchleift. wodurch er ſich neben mehreren
unbedeutenderen Verletzungen einen doppelten Beinbruch zuzog.
Unter Zuſammenlauf der halben Bevölkerung von Kaſtel wurde
Hauptmann Ullrich in den Anker verbracht, wo ihm der erſte
Verband angelegt wurde.
J. Worms. 16. Auguſt. Gegen einen geachteten hieſigen Be=
wohner
iſt ſeitens der Staatsanwaltſchaft Anklage auf Majeſtäts=
beleidigung
erhoben worden. Der Angeſchuldigte hat am ver=
floſſenen
Kaiſersgeburtstag bei einer Wirtshausunterhaltung eine
unüberlegte Aeußerung gethan, die ein mitanweſender Gaſt für eine
Majeſtätsbeleidigung hielt und Anzeige erſtattete.
Frankfurt, 16. Auguſt. Die von etwa 400 Mitgliedern aus
allen Teilen Deutſchlands beſuchte konſtituirende Verſammlung des
Evangeliſchen Bundes beſchloß, nach einſtimmiger Annahme
des Bundesſtatuts, an den Kaiſer folgendes Telegramm zu ſenden:
Ew. Kaiſerlichen und Königlichen Majeſtät bringt der Evange=
liſche
Bund zur Wahrung der deutſchen proteſtantiſchen Intereſſen,
der bereits 10000 Mitglieder in allen Teilen Deutſchlands zählt,
auf ſeiner erſten Generalverſammlung in Frankfurt a. M. in tiefſter
Ehrfurcht ſeine allerunterthänigſte Huldigung dar. Möge es dem
Bunde in ſeinem Streben, die Glieder der evangeliſchen Kirchen
Deutſchlands in ihrem Glauben zu feſtigen und zu einigen. durch
Gottes Gnade vergönnt ſein, unter Ew. Majeſtät glorreichem Seepter,
unſerm teuern Vaterlande zu dienen und ihm die Segnungen der
Reformation zu erhalten und zu mehren.
8t. Frankfurt, 16. Auguſt. Vor einem geladenen Publikum und
der Preſſe produzierte ſich heute Abend im großen Fahrſaale des
Kleyer'ſchen Velociped=Etabliſſements in der Gutleutſtraße Herr
N. E. Kaufmann aus New=York. Der Genannte, bekanntlich
erſter Kunſtfahrer der Welt, manöverierte auf dem Bycicle mit
ſtaunenswerter Sicherheit und Eleganz und führte die ſchwierigſten
Kunſt= und Bravourſtücke geradezu ſpielend aus. Da Herr Kauf=
mann
auch bei den Feſt= und Wettfahrten gelegentlich des Rad=
fahrer
=Bundestages nächſte Woche hier mitwirken wird, ſo iſt jeden=
falls
ein neuer Anziehungspunkt zu dieſen Feſtlichkeiten geboten.
St. Frankfurt, 17. Auguſt. Hagenbecks Amerikaniſcher Rieſen=
Cirkus trifft nächſten Dienstag, den 22. d. M., hier ein und giebt
abends bereits die erſte Vorſtellung. Die Geſellſchaft zählt 120
Artiſten, ca. 70 Pferde und 12 Elephanten. Unter den Künſtlern
befinden ſich mehrere Stars von europäiſchem Rufe.
Biebrich, 16. Auguſt. Nach verſchiedenen gleichlautenden
Mitteilungen ſoll in den herzoglichen Gärten wieder die Reblaus
konſtatiert worden ſein, und zwar an Reben, die vor etwa 12 Jahren
von Cannſtadt bezogen wurden. Am Sonntag morgen lagen
über Rhein und Moſel die erſten Herbſtnebel.
Metz, 16. Auguſt. Der geſtern hier verhaftete Lyeealprofeſſor
Jenot aus Nancy iſt heute Mittag aus der Haft entlaſſen worden.
Baſel, 16. Auguſt. Ueber den Unfall auf dem Falkniß wird
weiter gemeldet: Die Beſteigung des Falkniß wurde von vier jungen
Männern und einem Mädchen unternommen, ſämtlich Schweizer.
Bei dem Abſtieg glitt das nach Edelweiß ſuchende Mädchen EEliſe
Hepp aus Chur) aus, ließ das Rettungsſeil fahren und ſtürzte in
den Abgrund. Ein junger Mann, Ranwalder, und Pankratius
Borner ſtürzten bei dem Verſuch, das Mädchen zu retten, ihr nach.
Im Stürzen riefen ſie noch den Begleitern zu, dieſelben ſollten in
Mayenfeld Hilfe holen. Die Hilfe kam indes vergeblich. Alle drei
wurden tot aufgefunden.
London, 16. Auguſt. Dem Bureau Reuter wird aus Simla
unter dem 15. d. gemeldet: Aerztlichen Berichten zufolge ſind in
den Nordweſtprovinzen Indiens im Juni und Juli 10000 Perſonen
an der Cholera geſtorben, alſo 1 pCt. der Einwohner.
Paris, 16. Aug. In Bordeaux und Umgebung wütete geſtern
ein Chklon, Felder und Weinberge zerſtörend. Durch Sturm
wurden zwei Bahnzüge mit Ausflüglern nach Arcachon gegenein=
ander
geſtoßen, 17 Reiſende ſind verletzt.

Druck und Berla: L. E. Witticiſiche Hofbusdruserei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Witich.