150. Jahrgang.
Aonnemenlaprei=
Inſerate
Bertelſährlich 1 Mark 50 Pf. id.
Brngerlohn. Cuswärtz werden von
ellen Poſismtern Beſtellungen
ent=
gengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
vw CQuarial indk. Voſiauiſcblag
.
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluflrirtes Uukerhaltungsblat.
verbenengenommen: n Darmſtade
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
mn Beſſungen von Friedr. Bllßer.
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswän
von ellen Annoneen=Expeditione.
Amtliches Organ
für die Belanntmachungen des Großh. Breisamts. des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Freitag den 3. Juni.
Ne 106.
1887.
B e k a n n t m a ch u n g.
(Geſindeweſen.) Mit Rückſicht auf den bevorſtehenden Geſindedienſtwechſel erinnern wir daran, daß die nach 8 38
der Geſindeordnung vom 28. April 1877 in unſerem Hauptmeldebüreau - Amtsgeb äude, Hügelſtraße 3133, Zimmer Nr.
geführten Geſinderegiſter ſämmtliche den zur Zeit oder früher hier Bedienſteten ausgeſtellten Dienſtzeugniſſe ſowie die ſeit
Erlaß der Geſindeordnung gegen Dienſtboten ergangenen Strafurtheile enthalten und daſelbſt in den üblichen Büreauſtunden
von Dienſtherrſchaften eingeſehen werden können.
Auf Verlangen werden ſchriftliche Auszüge aus den Regiſtern ertheilt.
Es liegt um ſo mehr im Iutereſſe der Dienſtboten ſuchenden Herrſchaften, vor Eingang eines Vertragsverhältmniſſes
dieſe vorzugsweiſe zuverlüſſige Quelle für eine ſichere Nachricht über Eigenſchaften und Berhalten eines
Dienſt=
boten nicht unbenutzt zu laſſen, als erfahrungsgemäß die von Dienſtherrſchaften bei der Entlaſſung in die Dienſtbücher
einge=
tragenen Atteſte in leider allzu häufigen Füllen der Wirklichkeit nicht entſprechen und ſich in einem auffallenden
Wider=
ſpruch zu dem bei eintretendem Bedürfniſſe von der Polizeibehörde direkt erhobenen, in die Geſinderegiſter
aufgenommenen wahrheitsgemüßen Zeugniſſe bezw. Erläuterungen ertheilter Zeugniſſe, befinden.
Darmſtadt, den 23. Mar 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(5104
v. Grolman.
B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Bekannlmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Berlin vom 27. Mai 1887 iſt auf Grund des 8 12 des
Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Sozialdemokratie die Nr. 2 (Mai 1887)
der im Verlage von John Müller, 167 William Street, New=York, erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift: „ Internationale
Bibliothek;, enthaltend einen Aufſatz mit der Unterſchrift; „die Hölle von Blackwells Jsland=, nach 8 11 des gedachten
Geſetzes verboten worden.
Darmſtadt, den 1. Juni 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
65304
v. Grolman.
Fler und Grus Verſteigerung.
Die Oberverwaltung der Großh. Hofmeierei=G üter läßt verſteigern an Ort
Stelle loosweiſe:
Freitag den 3. Juni, Nachmittags 2 Uhr,
beginnend im Oberfeld die erſte Schur von circa 26 Morgen Klee.
Zuſammenkunft Station Roſenhöhe.
Denſelben Tag, Nachmittags 5½ Uhr, die diesjährige Crescenz von dem
Kle=
acker im Meiereipart in der Schwanenſtraße.
Ferner Samstag den 4. Juni, Nachmittags 2 Uhr,
circa 60 Morgen Gras, erſte Schur, auf der Pallaswieſe.
Die Oberverwaltung der Großherzoglichen Hofmeiereigüter.
6522⁷
Dettweiler.
Extrafeine
Jsländiſche
Malzes=Häringe,
prachtvolle fette Fiſche.
issab. Hartoſſoh
„
8.
2 Mlipp Heper.
Carlsſtraße 24. (5305
362
1376
Nr. 106
für die Vorſchule des Gymnaſiums wird nächſten Samstag den 4. und Mitt=
woch den 8. d. Mis., Nachmittags von 2 bis 4 Uhr, in dem Muſikſaal des Gym=
naſiums, Zimmer ebener Erde Nr. VII. im Nordbau, erhoben.
Darmſtadt, den 2. Juni 1887.
Großherzogliche Gymnaſialkaſſe.
[5306
Langsdorf, Rechnungsrath. Campher,
Haphlalin,
HoltenSpirilus und
Pulver,
Lechtes Dalmatiner
Inseklenpulver
(das beſte, welches es gibt)
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Ludwigsplatz 7. (5008 Heugras=Verſteigerungen.
Das Heugras wird verſteigert:
1) Mittwoch den 8. Juni, Vormittags 11 Uhr, auf dem Schuſterwörth
bei Oppenheim: von der Stadtwaldſpitze, der Schuſterwörth=und Karlswörth=
Wieſe - 3848 Hectare.
2) An demſelben Tag. Nachmittags 2 Uhr, zu Forſthaus Kuoblochsaue:
von dem Haderwörth, den Wieſenſtücken und Mähplatten des Schutzbezirks
Knoblochsaue = 65,68 Hectare.
3) Freitag den 10. Juni, Vormittags 11 Uhr, an der Wieſenwärter=
Wohnung des Plattenguts: von den Plattengutwieſen, dem Hahnenſand
und der Brommerslache = 130,81 Hectare.
4) Montag den 13. Juni, Vormittags 10 Uhr, bei Hoſpital Hofheim:
von der Kannegießerswieſe daſelbſt = 1073 Hectare.
5) An demſelben Tag. Nachmittags 1 Uhr, auf dem Gemeindehaus zu
Wolfskehlen: von der Hochſtatt und dem Steinacker bei Wolfskehlen
105 Hectare.
Dornberg, den 1. Juni 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Griesheim.
(5307
Joſeph. E
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ſüssigem Fn.
deſſen milde Süße das Arom,
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mit allen ankommenden und abgehenden Eiſenbahn= und Dampf=
ſtraßenbahn=Zügen, ſowie die beliebten Fahrpläuchen zum Ein=
legen in die Uhrdeckel ſind 10 reſp. 5 Pfg. in der Expedition
d. Bl. zu beziehen.
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mittelbarer Nähe der ſchönſten Laub= und Nadelholzwälder, mit prachtvoller Aus=
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Nr. 106
Die Verloosumg
zum Beſten des unter hohem Protectorate Ihrer Durchlaucht der
Frau Prinzeſſin Julie von Battenberg
ſtehenden
Frauenvereins derſustav.-Adolk.Stiſtung
findet Dienstag den 7. d. Mts. ſtatt.
Die Ausſtellung der Gegenſtände dauert Sonntag den 5., Montag den 6.,
von 9-12 Uhr und von 2-5 Uhr, Dienstag von 9-12 Uhr. Alle Freunde des
Vereins ſind zum Beſuche der Ausſtellung freundlichſt eingeladen. Die gewinnenden
Nummern werden Samstag den 11. im Tagblatt verzeichnet.
Der Vorstand
des Frauenvereins der Guſtav=Adolf=Stiftung.
Ausſtellungslocal: Frühere Hauptſtaatskaſſe, im Großh. Reſindenzſchloſſe,
(5312
Eingang von der Rheinſtraße links.
Blumenpflege in Arbeiterfamilion.
Die Abgabe von 3 ſchönen Blumenſtöcken Familie zum Preiſe von
zu=
ſammen 30 Pfg. erfolgt
Samstag den 4. Juni von Morgens 8 bis Abends 7 Uhr
in der Knabenarbeits=Anſtalt.
Eine Anzahl verſchiedenartiger Pflanzen, die auf ihre Brauchbarkeit geprobt
werden ſollen, wird unentgeltlich abgegeben.
Jede Familie, die in den letzten Jahren I. oder II. Preiſe erzielte, erhält,
ſoweit Vorrath reicht, eine dieſer Pflanzen, jedoch unter der Bedingung, daß ſie im
Herbſte mit ausgeſtellt wird, obwohl ſie bei der Prämiirung nicht in Betracht kommt.
Anmeldungen werden von heute bis zum Donnerstag Abend
entgegengenom=
men von den Herren Rentnern: Faix, Ganß, Rummel, Schilling. Stock,
G. Schwab: den Herren Gärtnern: Göbel, Henkel, Krick, Noack, Zaubitz;
[5252
den Herren Lehrern: Dickel, Göbel, G. Kopp, Otto.
Die Commiſſion für Blumenpflege.
Die vorzüglichen weißen und rothen Flaschenweine aus dem Keller der
Verreinigten Geſellſchaft,
welche auch an Nichtmitglieder abgegeben werden, bringe in hochgeneigte Erinnerung,
von 60 Pfg. bis zu M. 3.50 per Flaſche, desgl. Schaumweine, Champaguer,
Südweine und Spirituoſen, laut Preisverzeichniß der Geſellſchaft. Speiſen
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anch der Karte und auf Beſtellung über die Straße.
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überhaupt zweckenteprechend inseriren will,
resp. Inserate in augenfälligster Form in für don
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oder Reitschriſten zu erlassen wünscht, erhält stets objektiven Rath,
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stehen den verehrlichen Inserenten gratis und franco zu Diensten.
Gratis-Annahme der Offertbriefe, welche auf Wunsch tüglich
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den Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner accuraten, gediegenen Ausführung von keiner Konkurrenz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſtehe, befinden ſich ſtets in den
Muſterzimmern neue Modelle, die an Schönheit der Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders
auszeichnen; dieſelben werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.
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Mäd=
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4970) Ein reinl. Frauenzimmer ſucht
Laufdienſt. Pankratiusſtr. 11. Seitenb.
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Zimmermädchen waren, gute Zeugniſſe
be=
ſitzen, ſuchen Stelle. — Stellenbureau
Frau Neßling. Louiſenſtr. 30.
Eine tüchtige Köchin
ſucht Stelle in einem kleinen Haushalt.
Näheres in der Expedition. (5320
Deutſcher
und öſterreichiſcher Alpenverein.
Section Darmstadt.
huslug naeh Von Msbachor Sehlos.
Sonntag den 5. d. Mts., Mittags 12 Uhr 35 Min. mit Retourbillet
nach Bickenbach,. von da über Alsbach nach dem Alsbacher Schloß, wo die für das
Stiftungsfeſt vorbereitete, damals verſchobene
theatraliſche Zufführung
ſtattfindet. Geſangs=Vorträge ꝛc., Schloßwirthſchaft. Zurück nach Zwingenberg
um 8½ Uhr.
Freunde der Secion ſind willkommen.
6321
Der Sectionsvorstand.
5322) Ein reinl. Monatsmädchen
geſucht Mauerſtraße 8 Parterre.
ſlowandte Vorkäuferin
geſucht in ein Weißwaarengeſchäft.
Offerten unter N. V. nimmt die
Expe=
dition d. Bl. entgegen.
[512-
2 tüchtige Schreinergehülfen
können ſofort auf dauernde Beſchäftigung
gegen hohen Lohn eintreten bei
Johannes Beck,
Schreiner= und Glaſermeiſter, Griesheim
bei Darmſtadt.
[5323
5324) Ein ordentliches
Dienſtmäd=
ſchen wird geſucht. Beckſtraße 25.
Ein tüchtiger Kutſcher,
ledig, der gute Zeugniſſe aufzuweiſen hat,
findet angenehme Stellung in
(5325
Offenbach, Geleitsſtr. 66.
alls dem Auslande mit
nune Dame ehr wenigen Anſprüchen
wünſcht in einer gebildeten Familie, am
liebſten in einer der Städte des
Oden=
waldes, gegen monatlich ca. 40 Mark,
Vergütung aufgenommen zu werden.
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wöchentlich etwa 4 Stunden.
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dungen mit Hinweis auf die Befähigung
unter B. 734 bei der Exped. d. Bl.
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vorzuleſen gegen mäßiges Honorar.
Auch werden alle Arbeiten in Weißſticken,
Stilſtich und Straminarbeiten daſelbſt
raſch und billig verfertigt.
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Schlafzimmer, event. mit einem dritten
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angabe unter Chiffre A. L. 80 an die
Expedition dieſes Blattes bis zum 8.
ds. Mts.
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Ein Hemmarm, (5330
iſt am Mittwoch in Beſſungen verloren
worden. Abzugeb. bei Poſthalter Walther.
Dum 1. Septbr. wird e. frdl. Wohnung
) v. 4-5 Zimm. ¾. Preiſe v. 450-500
Mk. wenn mögl. i. d. Nähe d. Bahnhöfe zu
mieth. geſ. Off. unt. H. 0. a. d. Exp. (5088
wird billig ertheilt Luiſenſtr. 8. (5331
Eine Zeitungsträgerin verlor am Mittwoch
CAbend i. d. Rückertſtr. ihren Lohn v. 5 M.
Der Finder wollees Beſſ. Ludwigsſtr.49abg.
1380
Nr.
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 26. Mai bis 1. Juni 1887).
Geborene: Am 30. Mai: Dem Zimmermeiſter Ludwig
Sonn=
thal, S. Johann Wilhelm.
Eheſchrietzungen: Am 30. Mai: Der Bureaudiener Ludwig
Zinn von Albig, Kreis Alzey, mit Karoline Mendel, geb. Eckel
hier. Der Handarbeiter Johann Georg Plößer hier, mit Katharina
Hahn von Traiſa.
Geſtorbene: Am 29. Mai: Dem Maſchinenheizer Thomas
Bockard, S. Friedrich, 1 M. 24 T. Am 30.: Die Rentnerin Gräfin
Anna Eliſabetha Clementine Brunhilde Maria Unruh, geb. Freiin
von Leonhardi, 76 J. 3 M. 22 T. Eine unehel. T. Eliſabethe, 10 T.
Politiſche Reberſicht.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer nahm am 1. vormittags
militäriſche Meldungen und den Vortrag Wilmowski's entgegen,
empfing nachmittags den Geſandten aus Kopenhagen, Dr. Stumm,
und machte alsdann eine Spazierfahrt. Um 3½ Uhr erſchien
Mi=
niſter v. Puttkamer und um 4 Uhr Staatsſekretär Graf Bismarck
zum Vortrage.
Kaiſer Wilhelm hat ſich mittelſt Extrazuges am 2. Juni nad
Kiel begeben, um den Feſtlichkeiten, welche zur Eröffnung des Baues
des Nord=Oſtſeekanals veranſtaltet werden, beizuwohnen. Wie man
hört iſt der Aufenthalt des Kaiſers in Kiel nur auf einen Tug
be=
rechnet und dürfte der Kaiſer am 3. Juni abends wieder in Berlin
eintreffen.
Wie üblich, wohnte am 2. Pfingſttage die
ge=
ſamte kaiſerliche Familie, mit Ausnahme der in Baden=Baden
wei=
lenden Kaiſerin, dem Stiftungsfeſte des Lehr=Infanterie=Bataillons
in Potsdam bei. Um 12 Uhr fand Gottesdienſt ſtatt, welcher vom
Hofprediger Rogge abgehalten wurde. Nach demſelben ſchritt der
Kaiſer die Front des Lehrbataillons ab, hierauf folgte der
Parade=
marſch des Bataillons. Beim Speiſen der Mannſchaften unter den
Kolonnaden brachte der Kaiſer einen Toaſt auf die Armee aus, der
kommandierende General v. Pape das Hoch auf Se. Majeſtät. Der
Umſtand, daß auch der Kronprinz dem Stiftungsfeſte beiwohnte,
beſtärkt die Hoffnung, daß der erlauchte Herr von ſeinem Halsleiden
bald geneſen ſein wird.
Ueber parlamentariſche Angelegenheiten liegt nur der Bericht
der Petitions=Kommiſſion aus dem Reichstage vor. Derſelbe
be=
ſchäftigt ſich hauptſächlich mit denjenigen Vetitionen, welche die
Reviſion des Krankenverſicherungs=Geſetzes verlangen. Vom
Ver=
treter der Regierung in der Kommiſſion wurde bemerkt, daß unter
den in den vorliegenden Petitionen enthaltenen Anträgen keine ſeien,
welche nicht durch anderweitige Eingaben zur Kenntnis des
Bundes=
rates gelangt ſeien. Dieſelben würden daher ſelbſtverſtändlich, ſobald
es zu einer Reviſion des Krankenverſicherungsgeſetzes kommen werde,
ſämtlich einer eingehenden Erwägung unterzogen werden. Der
Re=
ferent gab dem Bedauern Ausdruck, daß auch für die nächſte Seſſion
noch keine Vorlage in ſicherer Ausſicht ſtände. Eine Reihe von
Unklarheiten und Streitfragen könnten nur durch eine geſetzliche
Reviſion beſeitigt werden, der eine Richter entſcheide ſo, der andere
anders. Ebenſo ſtänden Verwaltungsbehörden und Richter oft ſich
gegenüber. Vielfach beſtänden auch berechtigte materielle Klagen
gegen das Geſetz, die ſich leicht durch Abänderung desſelben heben
lieten. Die Kommiſſion beſchloß, die Petitionen dem Reichskanzler
als Material für die Reviſion des Krankenverſicherungsgeſetzes und
zur Erwägung zu überweiſen, ob aus denſelben nicht ein Grund
zur Beſchleunigung der Reviſion hergenommen werden dürfte.
Der Erlaß des preußiſchen Kultusminiſters, betr. die
Errich=
tung einer ärztlichen Standesvertretung, iſt jetzt erſchienen.
Heſterreich=Angarn. Die laufende Seſſion des öſterreichiſchen
Reichsrats hat ihr Ende erreicht. Nachdem das Abgeordnetenhaus
bereits am Freitag ſeine Thätigkeit abgeſchloſſen, iſt am Dienstag
auch das Herrenhaus gefolgt.
Franſtreich. Nach dem „Paris; wird eine Vertagung der
Kammern bis Mitte Juni ſtattfinden: das Kabinett werde die
Kammerferien benutzen zur Aufſtellung des neuen Budgetentwurfs.
Kriegsminiſter Ferron erließ eine Verordnung, daß bis zum
Schluß der Herbſtmanöver keine Beurlaubungen von längerer Dauer
zu bewilligen ſeien.
Für Mittwoch abend hatte die Polizei Vorſichtsmaßregeln
er=
griffen, um etwaigen weiteren Ruheſtbrungen energiſch entgegen zu
treten.
Der vom General Boulanger geſtern durch den Telegraphen
an die Generalkommandos der 19 Armeecorps erlaſſene Tagesbefehl
lautet wörtlich: Offiziere, Soldaten! Da das Kabinet, in welchem
ich einen Teil bildete, ſeinen Abſchied genommen, ſo hat der
Präſi=
dent der Republik anderen Händen das Vortefeuille für den Krieg
anvertraut. Indem ich das Kommando über die Armee verlaſſe,
liegt mir daran, allen denjenigen Dank zu ſagen, welche mich in
der patriotiſchen Aufgabe unterſtützten, unſere Verteidigungsmittel
auf die Höhe gegenüber allen Möglichkeiten zu bringen. Sie
wer=
den unter dem Befehle meines Nachfolgers ſein, was Sie unter
dem meinigen waren, treu Ihren Berufspflichten, deren Achtung in
unſeren Herzen alle Empfindungen beherrſchen ſoll. Ich werde der
106
erſte ſein, der Ihnen das Beiſpiel dieſer zweifachen Manneszucht,
der militäriſchen und republikaniſchen, gibt.
General Boulanger
Infolge der langen Kriſis und der unſinnigen Sprache der
radikalen Blätter hat Boulanger ſchon einen großen Teil ſeiner
Popularität eingebützt, und man könnte ſogar faſt ſagen, daß er in
acht Tagen vollſtändig vergeſſen ſein wird, zumal General Ferron,
ſein Nachfolger, für einen viel tüchtigeren General gilt als er und
mit großem Eifer aber ohne Lärm an der Kräftigung des
franzö=
ſiſchen Heeres arbeiten wird. Für Deutſchland iſt die Erſetzung
Boulangers durch Ferron alſo im Grunde kein Vorteil, und wenn
man nicht zu befürchten gehabt hätte, daß das leichtfertige Auf
treten Boulangers plötzlich zum Krieg hätte führen können, ſo
müßte man in Deutſchland beinahe bedauern, daß er nicht länger
an der Spitze der franzöſiſchen Heeresverwaltung geſtanden hat.
Die „Liberte; ſagt. „Wir behaupten, daß die rieſige Mehrheit
der Wahlmänner Frankreichs mehr als jemals einer gemäßigten
Volitik, einer konſervativen Republik zugethan iſt!
Die Aufräumungsarbeiten in der Komiſchen Oper wurden am
1. beendet. Nach dem „Temps” beträgt die amtlich ermittelte Zahl
der aufgefundenen Leichname 70, wovon 58 agnoſciert ſind.
Außer=
dem wurde eine große Menge menſchlicher Ueberreſte nach der
Morque übergeführt.
Belgien. In der Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde der
Antrag, 5000 Fres. für vorläufige Studien bezügl. des Bahnprojekts
Brüſſel=Mainz zu bewilligen, abgelehnt, nachdem Miniſter Bernaert
verſichert hatte, daß die deutſche Regierung die Konzeſſion verweigern
werde. - Hierauf trat die Kammer in die Beratung über die
außer=
ordentlichen Militärkredite ein. Finanzminiſter Bernaert ſprach für
den Plan einer Befeſtigung der Maas. Die Neutralität Belgiens
müſſe eine bewaffnete ſein, um einen Kriegführenden zu verhindern,
belgiſches Gebiet zu benutzen. Alle militäriſchen Größen
bezeich=
neten die Maaslinie als eine ſehr günſtige Durchzugslinie.
In der Nacht vom 31. Mar zum 1. Juni fanden in Brüſſel
und Gent ernſte Ruheſtörungen ſtatt. In Brüſſel griffen 300 feiernde
Arbeiter die Polizei an, feuerten Revolverſchüſſe auf dieſelbe ab
und verwundeten mehrere Poliziſten. In Gent überfielen Soldaten
ein ſozialiſtiſches Lokal und zerſtörten dasſelbe. Es entſtand ein
Handgemenge, welches mit zahlreichen Verwundungen endete.
Der Streik im Baſſin Seraing und an den beiden Maasufern
ſcheint nach einer Meldung aus Lüttich vom 1. d. M. beendigt zu
ſein. In allen Kohlengruben wurde die Arbeit wieder aufgenommen.
Dänemark. Der König und die Königin werden am 10. Juni
aus Wien in Kopenhagen zurückerwartet; der König reiſt alsdann
nach London. Den neueſten Meldungen zufolge ſah die Königin
ihre Tochter, die Herzogin von Cumberland, wegen des leidenden
Zuſtandes derſelben noch nicht.
Die Herzogin von Chartres iſt am 1. in Kopenhagen
einge=
troffen.
Italien. Bei der am 31. v. M. in der Abgeordnetenkammer
ſtattgehabten Verhandlung über das Militärbudget verteidigte der
frühere Kriegsminiſter Ricotti ſeine Verwaltung bezüglich der
äfri=
kaniſchen Politik. Depretis erklärte, die Regierung wünſche eine
eingehende Erörterung der hinſichtlich Afrikas zu treffenden beſon
deren Maßnahmen, welche von der Regierung in einigen Tagen in
der Kammer beantragt werden würden.
Autzkand. Den Moskauer zeitgenöſſiſchen Nachrichten wurde
als Cenſurſtrafe der Einzelverkauf, unterſagt.
Der „Deutſchen Petersb. 3tg. zufolge entſchied der Reichsrat
bezüglich des Steuerproiekts auf Auslandspäſſe mit großer
Majo=
rität, nur die bisherige Steuer der Halbjahrspäſſe von 5 auf 10
Rubel zu erhöhen. Derſelben Zeitung zufolge dauern die
Verhand=
lungen der engliſch=ruſſiſchen Grenzkommiſſion fort.
Rumänien. Die Natifikationen der Nachtragskonvention vom
1. März 1887 der deutſcherumäniſchen Handelskonvention wurden
am 1. ausgewechſelt.
Fürſtei. Sämtliche Großmächte, Rußland ausgenommen,
be=
antworteten die türkiſche Cirkularnote; in allen Antworten findet
ſich der Ausdruck der Geneigtheit, in einen diplomatiſchen
Ideen=
austauſch über die bulgariſche Frage einzutreten. Die Mächte geben
der Türkei in Beantwortung des Rundſchreibens den Rat, zunächſt
mit Rußland ein Einvernehmen über die bulgariſche Frage
herzu=
ſtellen.
Von unterrichteter Seite wird bekannt gegeben, der von der
griechiſchen Regierung bei den Großmächten unternommene Schritt
dieſelben zu bewegen, von der türkiſchen Regierung neue
Konzeſ=
ſionen für die Kretenſer zu erlangen, habe nirgends günſtige Auf
nahme gefunden. Die meiſten Kabinette erklärten in ihrer
Erwide=
rung, Griechenland habe kein Recht, ſich in innere Angelegenheiten
des türkiſchen Reiches zu miſchen.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 3. Juni.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Mittwoch
um 12 Uhr den Kaiſerlich Ruſſiſchen Geſandten und bevollmächtigten
Miniſter, Geheimerat Grafen v. Oſten=Sacken.
Nr.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem vortragenden
Rat bei der Abteilung für Bauweſen im Miniſterium der Finanzen,
Geheimen Oberfinanzrat Adolf Schulz, das Komthurkreuz 11. Klaſſe
des Verdienſt=Ordens Philipps des Großmütigen verliehen.
Ihre Kaiſerl. Hoheiten der Größfürſt Sergius und die
Groß=
fürſtin Eliſabeth von Rußland ſind geſtern vormittag zu einem Beſuch
der Königl. Familie nach Stuttgart abgereiſt. Die Herrſchaften
kehren im Laufe des heutigen Nachmittags hierher zurück.
Die erſte Kammer der Stände tritt am 7., 8. und 10. d. M.
zu drei Plenarſitzungen zuſammen.
Die zweite Kammer iſt geſtern vormittag zu kürzeren
Bera=
tungen zuſammengetreten. Nach der üblichen=Verkündigung neuer
Einläufe, welche größtenteils bereits bekannt wurden, folgte die
Beantwortung einer Reihe von Interpellationen, zunächſt derjenigen
des Abg. Weith über den Bau der Ulfabrücke bei Nauheim und
derjenigen des Abg. Muth über die Ablöſung der
Fiſchereiberech=
tigungen. Erſtere iſt durch die Erklärung der Regierung, daß die
Brücke ſeit Anfangs Mai wieder benützt werde, erledigt, zu letzterer
erklärt die Regierung, daß es nicht in ihrer Abſicht liege, eine
be=
zügliche Vorlage bei den Landſtänden einzubringen. Die
Inter=
pellation Kugler wegen der Langen=Sachſenhauſener Nebenbahn und
ihrer Abzweigungen gab zu längeren Erörterungen Veranlaſſung,
2 in welchen allſeitig die Beſchleunigung der fraglichen Angelegenheit
gewünſcht wurde. Die Regierung hatte hierzu erklärt, daß ihr ein
Vorproiekt von einem der Unternehmer noch nicht zugegangen,
ihrerſeits aber auch Erwägungen im Gange ſeien, ob die Bahn
3 nicht vom Staate zu erbauen ſei. Abg. Heinzerling trat für
gleich=
o zeitige Konzeſſionserteilung zur Fortſetzung der Linie bis
Darm=
ſtadt ein. Zur Interpellation der Abgeordneten Oſann und
9 und Ellenberger, wegen Heranziehung von größeren Gewerbs=
9 unternehmungen und Waldungen zu den Unterhaltungskoſten
der Kreisſtraßen gab die Regierung die Erklärung, daß ſie
auf Grund der ihr von den Kreisämtern gewordenen
Aeuße=
rungen dieſe Angelegenheit zur Zeit noch nicht für ſpruchreif halte,
Erkundigungen über die Erfahrungen anderer Staaten ſeien im
Gange.
Die Interpellation des ſozialdemokratiſchen Abg. Jöſt
wegen der eidlichen Ausſage des Kriminalſchutzmanns
Lämmers=
dorf zu Mainz „ein gewiſſer Karl Grimm zu Hottingen bei Zürich
ei der Verleger des „Sozialdemokrat: wurde Veranlaſſung zu ſehr
ſcharfen Auseinanderſetzungen der Abag. Racké und Jöſt. Die
Re=
gierung verwies den Abg. Jöſt in der Angelegenheit an den Mainzer
Staatsanwalt.
Erſter Gegenſtand der Beratung waren alsdann die diverſen
Ein=
gaben wegen Errichtung von Amtsgerichten in Bensheim und
Lampert=
heim. Nach mehrſtündiger, teilweiſe recht lebhafter Debatte beſchloß
man ein Erſuchen an die Regierung um Errichtung eines
Amts=
gerichtes in Bensheim unter der Bedingung, daß die Gemeinde die
erforderlichen Lokalitäten gegen entſprechende Miete ſtelle, verwarf
jedoch den Antrag des Ausſchuſſes, bezüglich Errichtung eines
Amts=
gerichtes in Lampertheim. Das Haus hat ſich auf unbeſtimmte
Zeit vertagt.
- Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 15, enthält:
1) Oeffentliche Anerkennung einer edlen That. 2) Bekanntmachung,
die Umlagen der israelitiſchen Religionsgemeinde Heidesheim für
1884187 betr. 3) Ueberſicht der von Großh. Miniſterium des Innern
und der Juſtiz für das Rechnungsjahr 188788 genehmigten
Um=
lagen zur Beſtreitung von Kommunalbedürfniſſen der israelitiſchen
Religionsgemeinden des Kreiſes Dieburg. 4) Ueberſicht der von
Großh. Miniſterium des Innern und der Juſtiz für das Jahr
188788 zur Beſtreitung der Kommunalbedürfniſſe in den
Gemein=
den des Kreiſes Groß=Gerau genehmiaten Umlagen. Desgl. in den
Gemeinden des Kreiſes Schotten. 6) Ordensverleihungen. 1)
Dienſt=
nachrichten. 8) Konkurrenzeröffnungen.
Geſtern morgen fand in der Hofkirche die Konfirmation von
etwa 40 evangeliſchen Koufirmanden der hieſigen und benachbarter
engliſcher Gemeinden durch Biſchof Wilkinſon ſtatt.
Die Eröffnung der Garniſon=Schwimmſchule wird
voraus=
ſichtlich anfangs nächſter Woche erfolgen. Preis für Schüler: 7M.,
für Freiſchwimmer: 4 M. Erwachſene als Freiſchwimmer werden
nicht angenommen. Der Unterricht wird bis ungefähr Mitte Auguſt
dauern. Anmeldungen nimmt der betr. Aufſichtsoffizier an den
Wochentagen zwiſchen 8 und 11 Uhr vormittags und 3 und 6 Uhr
nachmittags auf der Anſtalt entgegen. Als Aufſichtsoffiziere ſind
Premierlieutenant Pfannmüller vom 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115
und Sekondelieutenant Melior vom Großh. Feld=Art.=Regt. Nr. 25
kommandiert.
th. Die infolge ungünſtiger Witterung am 21. Mai verſchobene
geſellige Vereinigung der Mitglieder des Mozart=Vereins findet
un=
widerruflich Samstag abend 19 Uhr auf dem heiligen
Kreuz=
berg ſtatt. Bei dem zwangloſen Charakter dieſer Veranſtaltung
dürften allen Teilnehmern einige recht vergnügte Stunden in
Aus=
ſicht ſtehen und ſelbſt der tanzluſtigen Jugend Gelegenheit zu einem
Tanz mit Klavierbegleitung geboten ſein.
Herr Siegmund Krauß wird bei dem von der Stadt Mainz
gelegentlich der dortigen Hafeneinweihung am Sonntag morgen in
der Stadthalle abzuhaltenden Konzerte mitwirken.
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Von den dahier errichteten Ortskrankenkaſſen hat nunmehr
auch diejenige für Metallarbeiter am letzten Mittwoch ihre
diesjährige ordentliche Generalverſammlung abgehalten. Am
31. Mai 1886 ins Leben gerufen, hat ſis bis Ende 1886, alſo während
eines Zeitraums von 7 Monaten, 1900 M. erübrigt, welche
ver=
zinslich angelegt wurden. Das finanzielle Reſultat könnte alſs
kaum günſtiger ſein, auch über das Anwachſen der Mitgliederzahk
iſt Erfreuliches zu berichten. Die Kaſſe hat mit etwa 400
Mit=
gliedern begonnen und zählt jetzt ſchon über 500, was im
Weſent=
lichen dem Umſtande zuzuſchreiben iſt, daß die freien Hilfskaſſen in
Arbeiterkreiſen vielfach ihren Reiz verlieren und man ſich dagegen
mehr den auf Grund des Krankenverſicherungsgeſetzes organiſierten
Kaſſen züwendet. Dieſelbe Erfahrung kann man auch in den Kreiſen
der Arbeitgeber machen, troßzdem für letztere die Pflichk zur Zahlung
von Beiträgen wegfällt, wenn die Arbeiter den freien Hilfskaſſen
angehören. Die Generalverſammlung war leider, wie man dies
übrigens bei faſt allen derartigen Gelegenheiten wahrnimmt, nur
ſchlecht beſucht. Der Sinn für Selbſtverwaltung iſt eben bei unſerer
Bevölkerung noch nicht ſcharf ausgeprägt.
Als Pioniere des Fortſchritts bezeichnen wir heute die
Maſchinenfabrikanten Herren Gebr. Lutz, welche am dritten
Pfingſt=
feiertage eine Lokomotive mit angehängtem Break zur Beförderung
von Paſſagieren in die Faſanerie in Dienſt ſtellten und unter großer
Heiterkeit der ſehr zahlreich anweſenden Zuſchauer die Fahrt
bewerk=
ſtelligten. — Die Pferdebahn wird hoffentlich bald nachfolgen.-
Wie wir hören, dient dieſe Lokomotive als Laſtzugsmaſchine und
zugleich als Lokomobile zu Dreſchzwecken.
In der Gemeinde Viernheim iſt eine von auswärts
einge=
brachte Erkrankung an Blattern vorgekommen. Ein ſeit
mehre=
ren Jahren nach Paris verzogener Einwohner dieſes Ortes iſt,
nachdem er mit ſeiner Familie, beſtehend aus der Frau, einer
18jährigen Tochter und einem 15jährigen Sohne, am 13. Mai
abends von Paris abgereiſt war, am 15. in Viernheim
angekom=
men. Am 25. Mai wurden von dem niemals der Schutzpocken=
Impfung unterzogenen Sohne die erſten Beſchwerden geklagt, am
27. Mai war die Art der Erkrankung nach dem Ausbruch des
Ausſchlaas außer Zweifel. Der Kranke, deſſen Infektion
ſicher=
lich in Paris und wahrſchemlich im Verkehr mit einem dort
wohnhaften in gleicher Weiſe erkrankten Verwandten ſtatthatte, iſt
im Hoſpital zu Viernheim iſoliert und ſind die nötigen
Maß=
nahmen getroffen.
D. Z.
88 Pfungſtadt, 31. Mai. In Eich, bei Eſchollbrücken, fiel dieſer
Tage ein Ljähriges Mädchen in eine Regenbütte und ertrank.-Der
Lokal=Gewerbverein will dieſes Jahr einen Ausflug auf den
Niederwald machen: nächſten Donnerstag wird eine Verſammlung
im Vereinslokale abgehalten, in welcher der Tag des Auflugs
be=
ſtimmt wird.
Die Feiertage verliefen dahier in der ruhigſten Weiſe. Der
Markt am Donnerstag war von Verkäufern und Käufern ſchlecht
beſucht, ein Beweis dafür, daß es gut wäre, wenn die Märkte ganz
abgeſchafft würden.
Freitag mittag ertönte die Feuerglocke. Es brannte in dem
Hauſe des Wirts Draudt, in der Nähe der Firma A. Heß ∓ Cie.
Schnelle Hilfe beſchränkte den Brand auf ſeinen Herd.
Meſſel, 1. Juni. Heute nachmittag gegen 14 Uhr brach in der
unſerem Bahnhofs=Stationsgebäude ſchräg gegenüberliegenden großen
Oel= und Parafinfabrik ein ſehr heftiges Feuer aus, welches leicht
für die geſamten ausgedehnten Gebäude verderblich hätte werden
können, aber Dank der Windſtille und der ausgezeichneten
opfer=
bereiten Hilfeleiſtung unſerer Feuerwehr nur auf einen Bau
be=
ſchränkt blieb, der freilich vollſtändig in Aſche gelegt wurde, aber
auch ſchon bei Ausbruch des Brandes ſchlechterdings nicht mehr zu
retten war. Es konnte ſich deshalb lediglich darum handeln, die
übrigen Gebäude zu ſchützen, was bei der koloſſalen
Feuergefährlich=
keit des Materials und Fabrikats keine leichte Aufgabe war, die
aber nach einer Stunde heißen Kampfes mit dem wütenden
Ele=
mente alücklicher Weiſe gelöſt wurde. Der Schaden ſoll beträchtlich
ſein. Die Fabrik, welche erſt ſeit einigen Jahren erbaut und
ſeit=
dem bereits weſentlich vergrößert wurde, iſt bekanntlich ein
Frank=
furter Aktien=Unternehmen.
N. H. V.)
4 Mainz, 1. Juni. Nachdem geſtern die
Delegiertenverſamm=
lung und am Abend ein fröhlicher Kommers ſtattgefunden hatte,
verſammelten ſich heute Mitt.) um 11 Uhr die Mitglieder des
heſſiſchen Landes=Lehrervereins in außerordentlich großer
Zahl im ſtädtiſchen Akademieſaale zu der 18. Generalverſammlung
Neben den zahlreichen Lehrern und Lehrerinnen hatten ſich aus
In=
tereſſe für die Volksſchule die Mitglieder des ſtädtiſchen
Schulvor=
ſtandes, Vertreter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden, Lehrer
und Profeſſoren der höheren Lehranſtalten, einige
Landtagsabge=
ordnete und Stadtverordnete, ſowie ſonſtige zahlreiche Freunde des
Schulweſens in der Generalverſammlung eingefunden. Namens des
Vorſtandes des Lehrervereins erfolgte die Begrüßung durch Lehrer
Backes von Darmſtadt, der gleichzeitig in großen Zügen als Zweck
des Vereins die notwendige Solidarität des Lehrerſtandes ſchilderte.
Oberſchulrat Greim bewillkommnete die Verſammlung im Auftrag
der oberſten Schulbehörde und drückte ſeine Freude darüber aus,
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Nr. 106
in dem heſſiſchen Lehrerſtande einen ſo geſunden Sinn und friſchen
Geiſt zu finden. Bürgermeiſter Dr. Oechsner hieß die Teilnehmer
namens der Stadt Mainz in deren Mauern auf das herzlichſte
willkommen. Nach dieſen Begrüßungen wurden zunächſt der
Jahres=
bericht erſtattet und von dem Protokoll der vorausgegangenen
De=
legiertenverſammlung Kenntnis gegeben, worauf alsdann Lehrer
Schuhmacher von Worms zuvörderſt einen ſehr durchdachten
Vor=
ttag über das Thema. „Wie ſind die Menſchen auf den jetzigen
Standpunkt der Humanität gekommen und welchen Anteil hat die
Volksſchule daranz hielt, welchen Ausführungen ſich weiter ein
Vortrag über „die Methode des naturgeſchichtlichen Unterrichts nach
den neueſten Beſtrebungen von Lehrer Judith-Bürſtadt anreihte.
Nach Erledigung dieſer ernſten Fragen verſammelten ſich um 2 Uhr
die Teilnehmer zu einem gemeinſamen Mahl in der „Stadthalle”,
wo zwiſchen heiteren Muſikweiſen manches anregende Wort
geſpro=
chen und zwiſchen den einzelnen Teilnehmern das Band der
Berufs=
genoſſenſchaft inniger geknüpft wurde.
J. Mainz, 1. Jum. Unter großem Andrang des Publikums
hatte ſich heute die Strafkammer vom Morgen bis zum Abend mit
den Verhandlungen über die jüngſt erwähnten
Eiſenbahndieb=
ſtähle zu befaßen. Die 9 Angeklagten ſind ſämtlich frühere
Eiſen=
bahnbeamte, die beſchuldigt ſind in der Heit vom Jahre 1885 bis
jüngſter Tage auf den Strecken Mainz-Worms und Mannheim-
Goldſtein die Plomben an den Wagen gelöſt und darin befindliche
Waarenballen und Kiſten erbrochen und beraubt zu haben. Nach
geſchehenem Diebſtahl wurden größtenteils die beraubten Koli wieder
ſorgfältig zugepackt und auch die Plombe derart an den Wagen
be=
feſtigt, daß ſich von der Beraubung nicht leicht etwas von außen
wahrnehmen ließ. Die Anträge der Staatsanwaltſchaft, die in
allen Fällen ſchweren Diebſtahl annimmt, lautet gegen den
Ange=
ſchuldigten Geſſert auf 2½, Klein 1⁄, Friedrich 2¼ Diehl 1,
Hitter 1½ und Seitheimer 1 Jahr Zuchthaus, gegen Weyll und
Nickel je 6 Monate Gefängnis. Das Urteil wird in 8 Tagen
publiziert.
Mainz, 2. Juni. Nach einer Anzeige aus Mailand wurde der
hier wohnhafte Architekt Ludwig Becker für ſeinen Plan zur
Her=
ſtellung einer neuen ſtilgerechten Weſtfront am Mailänder Dom
durch Spruch des Schiedsgerichts mit dem erſten Preiſe
ausge=
zeichnet. Die Entwürfe des Herrn Becker, der bereits aus
vielen Konkurrenzen ſiegreich hervorging, waren vor einigen Monaten
vor Abgang nach Mailand im kurfürſtlichen Schloſſe dahier
aus=
geſtellt und erregten damals die Aufmerkſamkeit der
Kunſtverſtän=
digen im weiteren Umkreiſe.
Aus dem Rheingan. Bei der kürzlich ſtattgehabten
Weinver=
ſteigerung der Königl. Domänen zu Kloſter Eberbach wurde u. a.
für ein Halbſtück der bis jetzt noch nrgends erzielte Preis von
12000 Mark erlöſt. Das macht den Schoppen im Faß gerechnet
10 Mark; das iſt allerdings auch Kabinettwein!
Bingen, 1. Juni. Der ſo herrlich gelegene Rochusberg wird
jetzt ebenfalls einen Ausſichtsturm erhalten. Für dieſen Zweck hat
der unlängſt verſtorbene vormalige Bürgermeiſter Soherr 10000
Mark vermacht, und es ſind für den Fall eines Mehrbedarfs weitere
Zuſchüſſe ſeitens des Stadtvorſtandes und des
Verſchönerungs=
vereins Bingen in Ausſicht geſtellt. Der Turm ſoll in prächtiger
Lage zwiſchen der Kupphöhe des Rochusberges und Scarlachkopfes
aufgeſtellt werden, und einen herrlichen Aus= und Fernblick auf
Rhein, Rheingau, Nahethal und Pfalz. bis Donnersberg,
Huns=
rücken, Taunus u. ſ. w. gewähren. Die Anfertigung der Pläne
und die Bauausführung ſollen Baurat Louis und Stadtbaumeiſter
Doll von hier beſorgen.
8t. Frankfurt a. M., 2. Juni. Unſer ſtets rühriger Bichele=
Klub veranſtaltet nächſten Sonntag, unter Mitwirkung der
berühm=
teſten Profeſſionsfahrer der Welt, auf ſeiner Neubahn im Palmen=
Garten ein großes Velocipedfeſt, welches Wettfahren der
verſchie=
denſten Art, komiſche Veranſtaltungen ꝛc. bieten wird. Die
Anmel=
dungen zu den Wettfahrten laufen bereits ſehr zahlreich ein.
Bensheim, 2. Juni. Trotz des ſchlechten Wetters iſt der
Aus=
ſichtsturm auf der Knodner Höhe während der Pfingſtfeiertage
von 268 Perſonen beſtiegen worden; in allem von Mitte März bis
Ende Mai d. J3. von 917 Perſonen. Sonntag den 5. Juni iſt
Zehnpfennigtag.
Karlsruhe. Der Zuſammenſtoß auf der badiſchen Eiſenbahn
vom 28. v. Mts., bei welchem übrigens nur Material aber keine
Menſchen beſchädigt wurden, hatte leider noch ein ſchweres
Familien=
unglück zur Folge, indem der Maſchinenführer Lehlbach, ein
ſonſt ruhiger und nüchterner Mann, ſich in der Beſtürzung das
Leben nahm. Er verſchwand ſofort nach dem Eintritte des
Zu=
ſammenſtoßes. und jetzt kommt die Nachricht, daß Lehlbach im
Walde von Berghauſen als Leiche aufgefunden wurde. Er hatte
ſich durch einen Schuß ſelbſt entleibt. Der Unglückliche hinterläßt
Frau und Kinder in entſetzlichem Jammer.
Hamburg, 1. Juni. Der Schaden, den das geſtrige Feuer am
Hafen angerichtet hat, iſt noch nicht feſtgeſtellt, wird aber
jeden=
falls viele Millionen betragen. Verbrannt ſind 1000 Ballen Baum=
wolle, mehrere Güterſchuppen, Dampferſchuten und Waggons. Die
Verſicherungsverhältniſſe ſind faſt unentwirrbar.
8t. Bäder=Frequenz. Baden=Baden 11958. Ems 240l.
Hom=
burg 1060. Kiſſingen 1433. Kreuznach 520. Münſter a. St. 176.
Nauheim 756. Schlangenbad 79. Schwalbach 257. Soden i. T. 428.
Wiesbaden 29433.
Wien, 1. Juni. Am Dienstag abend, kurz nach 7 Uhr, wurde
in dem neuen noch nicht eröffneten Burgtheater ein Brand
ſignaliſiert. Die ſofort erſcheinenden Feuerwehren brauchten indeß
nicht mehr einzugreifen. Im Dachraum hatte ſich das proviſoriſche
Kabel für die elektriſche Beleuchtung durch ſchlechte
Jſolierungs=
umhüllungen entzündet. Es iſt erwieſen, daß keine ernſtere Gefahr
beſtand.
Der erſte Aſiſtent an der Billrothſchen Klinik in Wien, Dr.
Hacker, teilte den Hörern mit, daß ſich der Zuſtand des Profeſſors
Billroth in der letzten Zeit ſo gebeſſert habe, daß von einer
Lebensgefahr desſelben nicht mehr die Rede ſein kann, und daß
Profeſſor Billroth zuverſichtlich nach Ablauf eines ſechsmonatlichen
Urlaubs die Leitung ſeiner Klinik und ſeiner Vorleſungen wieder
werde übernehmen können. Mit ſtürmiſchen Hoch= und Proſitrufen
wurde dieſe Nachricht von Seiten der Studenten aufgenommen.
Paris, 1. Juni. Die Aufräumung der Trümmer der Komiſchen
Oper geht nur langſam vorwärts. Beſonders viele Mühe macht
das Hervorholen der Leichen, die oft ſo feſt eingezwängt ſind, daß
es eine Stunde und länger dauert, ehe man ſie herausbekommt.
Unter den geſtern aufgefundenen befanden ſich die des Wiener
Banquiers Deſſauer und ſeiner Frau. Sie lagen ganz dicht an
der Treppe des erſten Ranges und wären gerettet geweſen, wenn
ſie zwei Schritte weiter gegangen wären. Er hatte nicht 150000 Fr.
Wertpapiere bei ſich, ſondern nur einen Wechſel auf 5000 Fr. auf
den Credit Lyonnais, einige deutſche Bankſcheine und 1000 Fr. in
franzöſiſchem Gold. Seine junge Frau war ballmäßig gekleidet
und reich mit Diamanten geſchmückt. Beide waren ganz unverſehrt,
alſo erſtickt. Sie hielten ſich umſchlungen, als hätten ſie ſich ein
letztes Lebewohl ſagen wollen. Deſſauer hatte am Unglückstage.
einen ſeiner Pariſer Freunde Namens Weiß eingeladen, mit ihm
in die Opera Comique zu gehen; dieſer lehnte jedoch ab und ſuchte
auch Deſſauer zu überreden, lieber die Große Oper zu beſuchen.
„Sie haben;, ſagte er zu ihm, „das Opernhaus noch nicht geſehen
und werden vielleicht plötzlich abreiſen müſſen, ohne das ſchönſte
Pariſer Baudenkmal geſehen zu haben! Deſſauer entgegnete aber:
In der Großen Oper wird der =Prophet= gegeben, den kenne ich
ſchon zu gut;. — „ So gehen Sie in die Comedie Françaiſe.
„ Nein, ich möchte gern „Mignon; in Paris hören.; — Deſſauer
kaufte deshalb Karten für die Komiſche Oper und wurde vom
Ver=
hüngnis ereilt. Das Berliner Ehepaar Schefftel, das in der
Komiſchen Oper verbrannt iſt, hatte ſich erſt am Montag, wie faſt
alljührlich um dieſe Zeit, zu einer Vergnügungsreiſe nach der
fran=
zöſiſchen Hauptſtadt begeben. Das Elternpaar wird von drei
Kindern betrauert, einer Tochter von 15 Jahren und zwei jüngeren
Knaben. Schefftel war aus Breslau gebürtig; er war Privatmann,
4tand aber in engeren Beziehungen zu Finanz= und Börſenkreiſen.
Seine Identität wurde durch einen auf ſeiner Leiche gefundenen
Kreditbrief auf 10000 Fr. feſtgeſtellt. Von deutſchen Namen figurieren
auf der Totenliſte noch folgende: Frl. Fedora Goßmann,
Er=
zieherin in der Familie Knowler, Armandine Battmann, Frau
Marie Netter, Herr H. Wecker, Frau Gonnemann, Herr
Gaudemann.
London, 30. Mai. In der Kathedrale von Wincheſter
wurde kürzlich bei dem Aufbrechen einer Chormauer der bleierne
Sarg Richards, des zweiten Sohnes Wilhelm's des Eroberers,
welcher auf der Jagd von einem Hirſche getötet wurde, entdeckt.
Der Sarg iſt wohlerhalten, trotzdem er ſieben Jahrhunderte in dem
Gewölbe geſtanden hat. Die Inſchrift giebt an, daß er die
Ge=
beine Richards enthält, aber wegen der Worte,Bevin duxt nimmt
man an, daß er auch die Gebeine Carl Bevins, des Neffen Kanuts
enthält.
Litterariſches.
Deutſche Dichtung. Auch die beiden Mai=Hefte Heft3 und 4,
dieſer von Karl Emil Franzos im Verlage von Adolf Bonz &L Komp.
in Stuttgart herausgegebenen Halbmonatsſchrift zeichnen ſich durch
einen ebenſo reichhaltigen als gewählten Inhalt aus. Das erſte ein
Robert Franz=Heft, enthält neben einer reizenden Kompoſition
dieſes allverehrten Meiſters ſein Porträt, die autographiſche
Wie=
dergabe ſeines Erſtlingswerkes und eine Würdigung ſeines Wirkens
aus der Feder des Wiener Univerſitätsprofeſſors H. M. Schuſter.
Das zweite Heft bringt den Beginn eines neuen Luſtſpiels des mit
dem Schillerpreis gekrönten Dichters Franz Niſſel, daneben ſein
Vorträt, eine in ſeiner Handſchrift wiedergegebene höchſt intereſſante
Charakteriſtik der Schickſale ſeiner Werke, ſowie einen Eſſay über
ihn von Karl von Thaler. Gerne benützen wir die Gelegenheit,
dieſe ebenſo inhaltsreiche als billige Zeitſchrift C M. 50 Pf. pro
Halbjahr) der Gunſt des gebildeten deutſchen Hauſes auf das
wärmſte zu empfehlen.
Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.- Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.