Darmstädter Tagblatt 1887


13. Mai 1887

[  ][ ]

Aoonnementsprei=
Orſtetjährlich 1 Mark 50 Pf. mel.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſiämtern Beſtellungen ent=
egengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
dw Quartal inc. Poſtaufſchlag

150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Uuterhaltungsblatt.

Iuſerate
werdenangenommenz in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Blßer
Hohſtraße Nr. 86, ſowie auswäen
von allenr Annonen -Expedittangn.

Amtliches Organ
ſür die Bekanntmachungen des Grohh. Rreisamts. des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

Ns 93.

Freitag den 13. Mai.


B e k a n n t m a ch u n g.


Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe verbffentlicht folgende Bekanntmachungen:
Nach Zeitungs=Annonen werden Krankheiten jeder Art, insbeſondere Blaſen= Nieren= Geſchlechts=, Frauenkrankheiten,
Waſſerſucht, Gicht, Magen= und Kopfleiden u. ſ. w. u. ſ. w., ſelbſt in den verzweifeliſten Fällen, durch die Klinik des Direk=
tors
F. C. Bauer, Billa Margarethenthal in Binningen bei Baſel, gründlich geheilt.
Eine ſolche Klinik beſteht indeſſen in Binningen nicht; der angebliche Direktor F. C. Bauer, aus Miltenberg in Baiern
gebürtig, war früher Apothekergehilfe und ließ ſich dann als Kaufmann in Wertheim nieder, wo er mit Bierſchönen, fabri=
cirten
Weinen, Rheumatismusketten, Zahnhalsbändern und anderen Schwindelwaaren Handel trieb.
Weil er ſich Titel beilegte, welche ihn in den Augen des Publikums als Arzt erſcheinen ließen, wurde er einmal mit
60 Mark und ein anderes Mal mit 240 Mark Geldſtrafe belegt.
In den Entſcheidungsgründen des letzteren Urtheils iſt ſein Treiben mit Recht als eine Spekulation auf die Thorheit
und das Schamgefühl des Menſchen: dargeſtellt, indem die Leiden, deren Heilung er bewerkſtelligen zu können verſichert, we=
43
ſentlich ſolche ſind, die aus falſcher Scheu nicht gerne einem bekannten Arzte anvertraut zu werden pflegen.
Einer Perſönlichkeit, die ſich an Bauer wegen Magenleidens wendete, verſprach derſelbe, ohne ſich über die Natur des
Magenleidens irgend zu erkundigen, ſofortige Hilfe. Die überſandten Heilmittel beſtanden aus einem Pulver, das aus Rha=
barber
, Natriumbicarbonat, Calciumcarbonat und einem Eiſenſalz ſehr ſchlecht zuſammengemiſcht war, ferner aus einer Mixtur,
die ſich als die in die Pharmacopba aufgenommene Tinctura chinae composita erwies; die in jeder Apotheke um den hälf=
tigen
Preis erhältlichen Mittel koſten bei Bauer 17 Mk. 20 Pfg.
Wir warnen davor, dieſem Heilkünſtler Vertrauen zu ſchenken.
Sanjana=Heilmethode iſt der Name eines angeblich von einem Miquel Sanjana erfundenen Heilverfahrens, dem
durch eine in Egham in England beſtehende Geſellſchaft, Sanjana=Company;, allerwärts Eingang verſchafft werden ſoll.
Die Mittel dieſer Geſellſchaft werden gegen die verſchiedenſten Krankheitsarten in einer ſcheinbar wiſſenſchaftlich abgefaßten
Schrift als unſehlbaru empfohlen; um Vertrauen zu erwecken, wird mitgetheilt, daß die Sanjana=Heilmittel nur nach ge=
nauer
Diagnoſe und in Berückſichtigung des ſpeziellen Krankheitsfalles ſeitens des Direktoriums verordnet würden. Die Diagnoſe
wird aber lediglich auf Grund eines ſchablonenmäßigen, ganz unvollſtändigen und ungenügenden Fragebogens von dem in
Egham befindlichen Direktorium geſtellt, ſo daß natürlich von einer wiſſenſchaftlichen Behandlung keine Rede ſein kann.
Charakteriſtiſch iſt, daß ſämmtliche Conſultationen koſtenfreiu erfolgen, die Preiſe der Mittel aber unverhältnißmäßig
hoch ſind.
Wir ließen zwei Mittel der Sanjana=Companh, und zwar ſolche, gegen Schwüche des Rerbenſyſtems, ſpeziell der en=
tralen
Theile, Gehirn und Rückenmark, unterſuchen.
Die eine Flüſſigkeit war ein mit Chloroform parfümirter wäſſeriger Auszug von Faulbaumrinde, die andere eine mit
Bittermandelsl aromatſirte Löſung von Bromamorium und Bromnatrium. Beide Präparate ſind in den Apotheken zum
Preis von 1 Mark 80 Pfg. herzuſtellen, während die Sanjana=Companh ſich 6 Mark dafür bezahlen läßt, wobei noch zu
bemerken iſt, daß dieſelbe auf die Ueberſendung einer Flaſche nicht eingeht, ſondern ſofort die Abnahme von mindeſtens 5
Flaſchen zum Preis von 30 Mark verlangt.

Die angeprieſene unfehlbare Heilwirkung kommt beiden Mitteln nicht zu.
Wir warnen vor der Conſultation der Sanjana=Company und vor dem Gebrauch der von ihr gelieferten Mittel.

Darmſtadt, den 11. Mai 1887.



Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
(4696

Bekanntmachung.
In dem Konkurſe über das Vermögen
des Adam Ackermann II. aus Pfung=

ſtadt iſt durch Beſchluß vom Heutigen
das Verfahren Mangels Maſſe eingeſtellt
worden.

Darmſtadt, den 9. Mai 1887.
Großherzogliches Amtsgericht II.
Dr. Schneider.
(469:
320

[ ][  ][ ]

1214

Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung vom 15.
April 1887 wird nachſtehende Hofraithe
des Metzgermeiſters Heinrich Nold da=
hier
und zwar:
Flur. Nr. ⬜Meter,
II. 976½ 343 Hofraithe Wie=
nersſtraße
,
Freitag den 10. Juni 1887.
Vormittags 11 Uhr,
an den Meiſtbietenden verſteigert.
Darmſtadt, den 26. April 1887.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Harres.
[4216
Verkan,
ausrangirter Militär=Bekleidungs=
und Ausrüſtungsſtücke,
und zwar:
ungefähr 430 Stück Feld= und Schirm=
mützen
,
400 Waffenröcke,

25 Tuchhoſen,

13 Centner Reithoſentuch mit
Callicotfutter,
900 Stück Halsbinden,

5 Centner gewebte Unter=
hoſen
,
8 Drillichſtoffe Jacken,

Hoſen, Futterſäcke
u. ſ. w.),
11 Paar tuchene und 18 Paar

geſtrickte Handſchuhe,
11 Stück Sattelüberdecken,

60 Woylachs,
10 Mäntel,
80 Paar lange Reiterſtiefel,
kurze Stiefel,
250
250 Stück Satteluntergurte,
Centner Tuchkanten,

1.1 Tuchſchnitzel,
20 Kilogr. Drillichſchnitzel,
10
Meſſingſpähne,

3 altes Meſſing,

70 neuſilberne Helm=

beſchläge,
159 Stück Helmhauben,

3 Deeimalwaagen,
1 Nähmaſchine.
Bedingungen liegen auf dem Büreau,
Steinackerſtraße 14, offen, werden auch
nebſt Formularen zu Offerten gegen
Zahlung von 110 Pfg. dortſelbſt abge=

geben.


Gehörig verſchloſſene und mit Auf=
ſchrift
verſehene Offerten ſind
bis zum 20. d. Mts., Vormittags
8 Uhr,
ebendaſelbſt abzugeben.
Die Gegenſtände können täglich von
712 Uhr Vor= und 2-6 Uhr Nach=
mittags
durch den Regiments= Quartier=
meiſter
UUnteroffizier Schweitzer) vorge=
zeigt
werden.
Darmſtadt, der 11. Mai 1887. (4698
Dragoner=Regiment. Nr. 23.

Nr. 93
Bekanntmachung.
Mittwoch den 18. Mai, Morgens von 8 bis 10 Uhr,
u
wird das Schulgeld pro I. Quartal 1887 (. Quartal 1887788) für das Groß=
herzogliche
Realgymnaſium, der Realſchule und deren Vorſchule, in dem Realſchul=
gebäude
erhoben.
Darmſtadt, den 11. Mai 1887.
Die Stadtkaſſe:


Kriegk.
(469:

Verſteigerung

von

gebruuchten Baumnterialien
findet Dienstag den 17. Mai l. Js., Nachmittags 2½ Uhr,
im Hofe Rheinſtraße Nr. 25 ſtatt. Zur Verſteigerung kommen u. A.:
11 Zimmerthüren, ſoweit vorhanden mit Wandbekleidung, 8 Stück 105
Etm. br., 210 Ctm. hoch, 3 Stück 90 Etm. br., 210 Ctm. hoch, 3 Haus=
thüren
, 100 Etm. breit, 200 Etm. hoch, 1 Remiſethor mit Bändern
und Kloben, 275 Etm. hoch, 310 Ctm. breit, 1 Partie Fenſter, dar=
unter
11 zweiflügeliche, 95 Etm. breit, 150 Etm. hoch, 3 ebenſo, 95
Etm. breit, 160 Etm. hoch, 17 vierflügeliche, 100 Etm. breit, 200
Etm. hoch, verſchiedene Fenſterläden mit nicht verſtellbaren Jalouſien,
1 Reſervoir, 75 Ctm. tief, 80 Etm. breit, 1 faſt neue Treppe, 90
Etm. breit, 420 Ctm. lang, 2 andere gebrauchte Treppen ꝛc. ꝛc.
Bemerkt wird, daß ein großer Theil des Baumaterials gut erhalten iſt. Die
Gegenſtände koͤnnen täglich eingeſehen werden.
Eine nochmalige Bekanntmachung findet nicht ſtatt.

Engel, Genchtsvolliher zu Darmſtadt,

4.

p

18 Bullen 140 Pfd.
roin &ae gut Schmechenden JavaHaſſee.

ſo lange Vyrrath.
per Fſund 1 Mk. 10 Eſg.

25 Ballen volben Cantoshaſſee,



garantirt reinſchmeckend,
per Pfund 1.ME., ſo lange Vorrath.
L A11LD weOer,

l4686
Carlsſtraße 24.

Ceo

vo5

5
2
.
SS
SS.
C½S
T

GL

3
C.
2 *
55
O
2
½2
Dk

2
HD


.


=S
SeS
S
c0

G6
O2
L2

C*
O
5
6
S.
S
7
De

Moahet niadhig don ſedes Seschoh 5.

F. SOEIIECXEIs

7Oſ.
Lo RlLl alaLtoL-F

O. Reichs-Patent
Anerkannt einſachstes, bequemstes und billigstes System, Brieſe und
Rechnungen zu registrieren und aufzubewahren.
6 Apparate M 12.- f. Al. - weniger als 6 amerik. Registratoren
und dabei viel praktischer als diese).
Diese sowie alle anderen Soennecken'schen Fabrikate vorrätig bel=

ST

HEIIEIEH LAVIL, Darmstadt,

Rheinstrasse 12.
(4628

S
28
25
S
3
D
17
2
L.O.
D.
2¾

[ ][  ][ ]

Nr. 93

1215

Klee=Verſteigerung.:
Samstag den 14. Mai, Abends 6 Uhr,
werden Pankratiusſtraße vor dem Viadukt
10 Stückchen Klee
auf die Ernte 1887 öffentlich verſteigert.

Aioglor's
patent-Ahrfeder-Corget
mlt Aängenden Gurtederatangen
Eraatz fr Flachbeln)
1D. Rolehipaient vom N6. 9. 188l. D.

Elonanto Taille ohne beengenden Site.
und Wssto Haltharkelt sind dle anor-
kannten
Vorthelle derformvollendeten
Patent-Uhrfoder-Corsets, in Folge der
druenfreten olastschen Bewegiichken
der büngenden Uhrfedereinlagen.
Fur alle Formen u. Bodurfnisse gleich
vortheilhaft ist die Einrichtung zur
bequemen Entfernung der federelnlagen
bel der Näsche. wodurch Corgetu. Ein-
lage
lange srhalton worden können.
Alleinverkauf für Darmstadt und

Umgegend bei

[4448

Heinr. Moeser,
Ludwigsstrasse 12.
waTOTESOI¾
HaltoLeguminosen-Chocolade
per Pfd. M. 2u. -Mehl, per Pfd. M. 1.20
hergeſtellt von den alleinigen Fabrikanten
Starker & Pobuda,
Egl. Hofchocoladefabrik Stuttgart,
ſind das geeignetſte Frühſtück und gehalt,
reichſte Nahrungsmittel für Kinder.
ſtillende Frauen, Magenleidendeu. Blutarme,
Niederlagen in den meiſten Apotheken.
Conditoreien u. Colonialwaarenhandlungen.

549
8ad 5)
Kronthal LE-
e
= Taunus
Nicht zu verwechs. m.-Apollmaris-

41

ſeruarragenaster ſepräsentani
aller natürh. Lafemässer.

ois veſoquons im nonen;
opave fönoeano-.
duxch seinen unter alen
Sauerbrunnsn Röchsten
c40 koesatzstnadr e.
1o6 Lur 7000 Thoils)
Vestätigt n.durch Aneste enplohlen vor.
London, Eensington Nuseum-
pafls
, Académie derlédéeine
mönenen, ProkrBuhl-HEutrsfss,
ProLEb-Dannsraot. ProfBüchuer.
848k1, xok Hagenbach - EIOEl-
gER
6, ProfFürstner, etce.-

In frankreich autorisirt.

Nur höchste Auszeichnungen;
Génvg, Sronkr, Gſiüss El, monenkn.
Kurhaus-Stahlbrunnen Bäder
Directlon; Aususr ruienann.

Eronthaler
Awollinus-Massok.

Prämüirt
mit fünf goldenen Hedailen &a; Ehrendiplomen.
Anerkannt als das kohlenſäurereichſte,
Wohlschmeckendsto, orfrischondste und
billigsto
aller deutſchen Minerälwaſſer, beſonders
in Milch und Wein zu trinken ſehr zu em=
pfehlen
, iſt in
frischer Füllung
eingetroffen in ½ und ¹⁄ Krügen u. Flaſchen.
Brunnenschriſten gratis.

Haupt-Dépot:
Whilipp Weber,
Carlsſtraße 24.
4701

Morgen Ziehung.

Neimar-Lotterie
in 2 Serien.
.
Nächste Ashung-
Serite
vom 4.-17. Mai d. J.
Das Loos kostet für

jede

Vehorsendung .
dor Couinne
gännlich kostenlos
und
portofrei.

Looso

Mark

Bekannte
pünketlichste
Einhaltung
der Liehungs-
tormine
.
23

5

14346

8
fuͤr die erste Serie, 2 Mark audd
6 heide Serien, vergendet und goührt
9
es.
Wiederverkäufern höchsten Rabatt
ſe.
1
46 oer Vorstand der Ständligen Austellung in Welmar.
Loose sind auch zu haben bei:
L. F. Ohnaeler, Gönsral-Agöntur, G. L. Krlegk, Ph. Vogel,
Cigarren-Handlung, Joh. Ph. GSchneider, gr. Ochssngasse, Paul
Störger; Sölin, Carl Diehm & Co. D. Faix éSöhne, Ludw.
Gerschlauer, Fr. Jac. Schüfter, H. Röth Wwe.; Rössaörferstr. 12.
J. Rückerich, Fh. WIII, Buchhdg.; in Bessungen bei Ang. Marhurg;
Georg Roller in Gross-Aimmern Ph. Brand, Joh.Meller, Agontur-
Esschäfi in Lindonfels.
4
.
Buusverkauf.;
alent=Puhkücher,
Ein zweiſtöckiges großes Wohnhaus
ganz aus Holz gebaut, nebſt einem' großen
je nach Qualität,
Seitenbau, iſt aus freier Hand zum Ab=
24, 30 und 50 Pfg. pr. Stück. bruch zu verkaufen.
Meinrich HipPkahn
Philpp Neber
inStettbach,
Carlsſtraße 24. 14702½½ Stunde von Jugenheim a. B. entfernt.

[ ][  ][ ]

1216

Nr. 93

H. GIOV,
Jud. Hoyl Sohn Hachk.,
17 Holzſtraße 17,
empfiehlt
Cölner Cognao
in 3 verſchiedenen Qualitäten, ſowie
ächl Französ. Cognao.

Aechter Daubitz’scher
Kräuler=Magenbitte:
zu haben bei
M. Hergo,
Hud. HerlSohn Hachf.

ſämmtlicher
Luqueure
107
Lud. Heyl Sohn
W zu Originalpreiſen.
bei
A G190
Jud. Heyl Sohn Hachk.,
17 Holzſtraße 17.
Preislisten zu Diensten. (3374
HEoenVGaenst.
Herren jeden Standes, insbeſondere Ge=
ſchäftsreiſende
, überhaupt ſolche, welche
viel mit dem Publikum in Verkehr treten
und ſich für den Verkauf eines leicht ab=
zuſetzenden
Artikels intereſſiren, belieben
ihre Adreſſen sub M. 4881 an G. L.

CrEme-
AOMINE-00l
für Vorhänge,
110 Cmt. breit,
60 Pf. per Meter
empfiehlt in ſchöner Waare (4705
Rudolt GlOE,
G. Hickler's Nachf.
WGU uOuON
empfehle folgende wirkſame Mittel:
L. Andel's übers. Pulver,
Haphtalin,
Hottenpapier,
Campher,
Kottenpulver,
Dalmat. Insektenpulver.
varl Gatuungor,
Wilhelminenſtr. 11. (3620

CCxl.
Aanzengoe
Ggardte.
56
4. Odatiaenatt 2.
empfiehlt zu billigen Preiſen
Pe=
z
=auerbonquets ud
F
Lränzo,
ſowie alle anderen Arten von
Bindereien u. Blumenarrangements
in feinſter Ausführung.

Damen.
Inopf.

6.
lug
Stiofol=

Gpecialität!
Reiche Auswahl!
(4706
empfiehlt
Georg SChüssler,
Ludwigsſtraße 14.

Prima Spiritus,
Feinsten Sohellack,
Besten Leinölfruiss,
Alle tockenen Farben
und Oelfarben,
Laoke und Pinsel,
alle Sorten in großer Auswahl
und billigſt bei
Carl Watuigor,
Wilhelminenſtr. 11.(3117

Er.

E

4364) Caſerneſtraße 64 iſt der 3
Stock, 5 geſunde, freundliche Zimmer mit
allen Bequemlichkeiten zu vermiethen und
ſofort zu beziehen.

4416) Ludwigsplatz 10 ein ſchö=
nes
möblirtes Zimmer zu verm.
Giarenr

4707) Ein gebildetes Mädchen wünſcht
in einer hieſigen feinen Familie Aufnahme
zu finden, wo es ſich in der Haushaltun,
nützlich machen könnte. Auf Lohn wird
weniger geſehen, wie auf familiäre Be=
handlung
. Näheres Stellenbureau Korb
Soderſtraße 60.

Mehrere Mädchen
zum Chocolade-Einschlagen ge
ucht.
Gebr. Eichberg.
4808
Capellplatz.

4708) Zwei tüchtige Mädchen er.
halten ſofort gute Stellen. Näher. Frau
Holzſchuh, Holzſtraße 13.

Tüchtige Colporteure
auf Abzahlung von Bildern, Spiegeln,
Uhren und neueſten Druckſchriften ſucht
l. Brunner in Worms a. Rh., Fiſch=
markt
23, Kunſt= und Colportage= Buch=
handlung
, Abzahlungs=Geſchäft. (4498

Fine gebildete Dame Wittwe) erbietet
E= ſich leidenden Herren oder Damen
vorzuleſen gegen mäßiges Honorar.
Auch werden alle Arbeiten in Weißſticken,
Stilſtich und Straminarbeiten daſelbſt
raſch und billig verfertigt.
[4432
Roßdorferſtr. 32.

10.
I1.

[ ][  ][ ]

Nr. 93
Ditnger Verkauf.
Sonnabend den 14. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
wird eine größere Partie Pferde=Dünger (Mattenſtreu) in der Dra=
goner
=Kaſerne öffentlich meiſtbietend verſteigert.
[4710
2. Dragouer=Regiment Nr. 24.
Gemälde-Ausstellung und Verkauf
im Gartenſaale des Darmſtädter Hofss.
Freie Beſichtigung von Morgens 10 bis Abends 8 Uhr.
Por dinand Euppor, Haler aus Düseldorl.

1217

44
IION
ANN8
ERTAATATUAIA
Prima Reis-Stärke in vornüglichster qualität
und von garantirter Reinheit

ans der

StürkenPabril
Unions.

M. Riokn..; &a Co.
Hannöv. Münden.

zu allon 2wecken, besonders
zur Wüsche und für die
Küche gleich vortheilhaft zu
l
gsbrauchen.
Man vorlange ausdrücklich Union-Stärke: und achte auf obiges

In sämmtlichen gangbaren
Packungen in allen besseren
Kolonial-u. Materialwaaren.
Geschäften käuflich.

Fabrikzeichen: die Flagge.

EEIvOi
AihiII

HORIT LAIVLV.
Mathildenplatz 1

empfiehlt alle ins Colonialwaa=
renfach
einſchlagenden
Artikel, 14980
in nur beſten Qualitäten ſtets
zu den billigſten Preiſen.

HORII LAIVLV.
Mathildenplatz I.

Fin Spülmädchen für Reſtaurant
zum ſofortigen Antritt geſucht.
l4r13
Näheres Expedition d. Bl.

Lmfteurort Hümelbacherhof
bei Neckargemünd,
Rostauralion & Pension.
10 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, eigene Station der Lokalzüge, in un=
mittelbarer
Nähe der ſchönſten Laub= und Nadelholzwälder, mit prachtvoller Aus=
ſicht
auf den Neckar und ins Gebirge. Gute Küche, reine Weine, Kümelbacherhof=
und Münchener Bier. Penſionspreis 4 Mk.
Hochachtungsvoll
Gmlus Ebert,

früher Beſitzer des Gaſthofs zur Pfalz; in Neckargemünd.
Geſucht 2 bis 3 unmöblirte
Zimmer
L. C. WITTIOIL8GIE.
per Ende Juni in ruhigem beſſeren Hauſe
unnnn
von einem einzelnen Herrn, am liebſten
Untnann
mit Penſion.
.
Programme,
e.
Gefl. Offerten, möglichſt mit Preisan=
Pacate jeder Erösss,
gabe, unter G. H. an die Exped. (4711

Eine gebrauchte Faßwinde
wird zu kaufen geſucht.
Näheres in der Expedition. (4712

SSe
Giuchtbriefe
der Main=Neckar=Gahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahn, auf Wunſch mit Firma.
M. 7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbnchdruckere.

In der Nähe der Steinackerſtraße ein
1) größeres oder zwei kleinere Dach=
zimmer
zum Aufbewahren von Möbeln
geſucht. Offerten mit Preisangabe unter
H. L. beſorgt die Exped. d. Bl. 14653
4714) Auch in dieſem Jahre iſt der ſtändigen
Ausſtellung für Kunſt und Kunſtgewerbe in
Weimar in Hinſicht auf die gemeinnützigen
Zwecke, die dieſelbe verfolgt, von den hohen
Regierungen faſt ſämtlicher deutſchen Staaten
die Konzeſſion für eine Lotterie erteilt wor=
den
, und es iſt deren ſelbſtſtändige Ausfüh=
rung
von der Anſtalt wieder mit vielem Ge=
ſchick
in die Hand genommen worden, wie
ſchon die äußerſt vorteilhafte Einrichtung des
Planes zeigt. In zwei Serien kommen 10 000
Gewinne zur Verloſung, darunter in jeder
Serie ein Hauptgewinn i. W. von 50000 M.,
dagegen iſt der Preis mit 1 M. für jede Serie
ſ0o gering angeſetzt, daß die Teilnahme an der
Verloſung den weiteſten Kreiſen ermöglicht
iſt. Wie bei der vorjährigen Lotterie werden
auch jetzt wieder die Gewinne unter der Auf=
ſicht
eines Großh. Kommiſſars angeſchafft,
ſo daß die Intereſſen der Loskäufer auch
nach dieſer Seite hin völlig gewahrt ſind.
Dem Vernehmen nach hat ſich die Sympathie
des Publikums für Weimar=Looſe wiederum
ſo lebhaft gezeigt, daß der bis jetzt ſchon er=
zielte
ſehr umfangreiche Abſatz derſelben auch
in dieſem Jahre wieder die pünktlichſte Ein=
haltung
der feſtgeſetzten Ziehungstermine ſichert.

MttzxAaaauru-

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 13. Mai.
15. Vorſtellung i. d. 9. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Der Bibſiotheſar.
Schwank in 4 Akten von G. v. Moſer.
44 Gibſon Herr Sachs, vom Stadttheater
in Augsburg, a. G.
Anfang 1 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag, 15. Mai.
Zum erſten Male wiederholt:
Gasparone.
Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Genke.
Muſik von Millöcker.
44 Benozo. Herr Sachs, vom Stadttheater
in Augsburg, als Gaſt.
r. Den geehrten Abonnenten wird zu dieſer
Vorſtellung ein Vorkaufsrecht eingeräumt und
können dieſelben Billets Samstag. den
14. Mai, vormittags von 10-1 Uhr an
der Tageskaſſe im Großh. Hoftheater in Em=
pfang
nehmen.
321

[ ][  ][ ]

1218
Nr.
Evangeliſche Gemeinde zu Beſſungen
(vom 28. April bis 12. Mai.
Getaufte: Am 1. Mai: Dem Gärtner Wilhelm Schleckmann,
S. Friedrich Wilhelm, geb. den 11. April. Am 4.: Dem Schuh=
macher
Heinrich Dilich 11., T. Eliſe, geb. 18. April. Am 5. Eine unehel.
T. Marie, geb. 23. April. Am 8.: Dem Schmied Hüfner, S. Georg
Jakob, geb. 5. April. Dem Bahnarbeiter Wilhelm Döll, T. Katharine,
geb. 20. März. Dem SchriftſetzerWilhelm Spuck, S. Ludwig,
geb. 17. April. Am 10. Dem Holzſchnitter Georg Köhler, S. Valen=
tin
, geb. 5. April.
Getraute: Am 8. Mai: Maurer Ludwig Stein und Eva Maria
Württemberger aus Höchſt i. L
Beerdigte: Am 29. April: Franz Neuſchäfer, Poſtſekretär,
ſtarb den 26. April, alt 53 J. Am 1. Mai: Ludwig Geiger, Schrift=
ſetzer
, ſtarb den 28. April, alt 41 J. Am 2.. Katharina Dilich, geb.
Bauer, Ehefrau von Schuhmacher Heinrich Dilich 11., ſtarb d. 30. April
alt 19 J. Am 5. Mai: Katharina Geyer, geb. Lotter, Witwe von
Gärtner Johann Ludwig Geyer, ſtarb den 3. Mai, alt 77 J. Am
8. Mai: Ludwig Geyer, Todtengräber, ſtarb den 5. Mai, alt 84 J.
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 5. bis 11. Mai 1887.
Gesorene: Am 1. Mai: Dem Fabrikant Guſtav Hickler II., S.
Georg Guſtav Theophil Alexander. Am 2. Dem Ortsgerichts=
und Standesamtsdiener Georg Beck. T. Sophie Georgine Auguſte.
Dem Schloſſer Heinrich Gimbel, S. Adam. Am 3. Dem Kauf=
mann
Franz Heun, Zwillingsſöhne, Peter und Bernhard. Dem
Kunſt= und Handelsgärtner Johannes Röder, L. Margaretha
Katharina. Am 5.: Dem Großh. Oberrechnungsprobator Georg
Moter, T. Anna Eliſabeth. Am 6. Dem Schuhmacher Karl Schom=
burg
, S. Heinrich.
Prokkamiert als Vertodte: Der Buchhalter Johann Eduard
Laubis und Emma Aſal dahier.
Eheſchkießungen: Am 7. Mai: Der Feldwebel im Königl.
Preuß. Inf=Regt. Nr. 138 zu Straßburg, Johann Friedrich Fernau
mit Eliſabethe Raibold hier. Am 8. Mai: Der Gergeant in der
Großh. Heſſ. Train=Kompagnie Johannes Eberlein hier, mit Suſanna
Katharina Schaub zu Darmſtadt. Der Maurer Ludwig Stein,
dahier, mit Eva Maria Württemberzer aus Höchſt i. O.
Geſtorbene: Am 5. Mai: Der Todtengräber Ludwig Geyer II.
84 J. 3 M. 16 T. Am 4.: Der Lehrer i. P. Johannes Joſt, 81 J.
10 M. 26 T. Am 6.: Dem Kaufmann Franz Heun, Zwillingsſöhne,
Peter und Bernhard, 3 T. alt.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer beſichtigte am 11. die
Garde=Schützen, das Garde=Pionier=Bataillon ſowie das Kaiſer=
Alexander=Regiment, beriet nach der Rückkehr mit Wilmowski und
empfing den Feldmarſchall Moltke, den Fürſten Pleß und den zum
General ernannten Prinzen Albert von Altenburg. Die Abreiſe
der Kaiſerin nach Baden=Baden iſt nunmehr auf Samstag früh
feſtgeſetzt.
Der deutſche Kronprinz und ſeine Familie werden nächſten Mitt=
woch
oder Donnerstag aus Ems in Berlin zurückerwartet. Die
Trinkkur iſt dem Kronprinzen ganz vorzüglich bekommen und kann
man das Halsleiden ſchon jetzt als vollſtändig behoben betrachten.
Der Staatsſekretär Graf Bismarck=Schönhauſen iſt am 11.,
einer Einladung des Vicekönigs von Irland, Lord Londonderrh,
folgend, auf etwa 14 Tage zu ſeiner Erholung nach Irland gereiſt.
In ſeinen Dieaſtgeſchäften wird er während ſeines Urlaubs durch
den Unterſtaatsſekretär Grafen Berchem vertreten.
Auf der Tagesordnung der Bundesratsſitzung vom 12. ſteht der
Geſetzentwurf wegen Beſteuerung des Zuckers.
Im Reichstag wurde am 11. die zweite Leſung der Brannt=
weinſteuervorlage
fortgeſetzt. Der Finanzminiſter v. Scholz betonte
nochmals die Notwendigkeit des Geſetzes zur Beſtreitung der Mehr=
ausgaben
des Reichs und zur Entlaſtung der Einzelſtaaten und
wies die Behauptung Richters zurück, daß das Geſetz die nationale
Streitfrage heraufbeſchwöre und nur die Entſchädigung der Groß=
grundbeſitzer
im Auge habe. Es handle ſich nur darum, die Brenner
vor dem Untergang zu bewahren. Die Vorlage wurde ſchließlich
an eine Kommiſſion von 28 Mitgliedern verwieſen.
Im preußiſchen Abgeordnetenhauſe wurde am 11. die Vorlage
über die Kreisteilung in Poſen und Weſtpreußen in dritter Leſung
weſentlich nach den Beſchlüſſen zweiter Leſung genehmigt. Die
übrigen am 10. in zweiter Leſung erledigten Geſetzesvorlagen wur=
den
in dritter Leſung deſinitiv genehmigt. Auf der Tagesordnung
vom 12. ſteht: Antrag auf Reform der direkten Steuern.
Admiral Wickede iſt zur Dispoſition geſtellt worden.
Das Wolff'ſche Bureau- meldet: Bezüglich der Blättermeldung
von dem Bevorſtehea eines Geſetzes über die Sperrung der Ge=
treideeinfuhr
können wir aus zuverläſſiger Quelle verſichern, daß
die Regierung dieſem Gedanken vollſtändig fernſteht.
Der württembergiſchen Ständeverſammlung gingen Vorlagen,
betreffend Regelung der Beteiligung des Reiches und Württembergs

93
an dem zweigeleiſigen Ausbau der Eiſenbahn Crailsheim=Eppingen
im Intereſſe der Landesverteidigung zu, ſowie Herſtellung einer
Eiſenbahn Tuttlingen=Sigmaringen; drittens ein Geſetzentwurf,
betr. Vervollſtändigung des Eiſenbahnnetzes im Intereſſe der Ver=
teidigung
. Gefordert werden 12 Millionen Mark.
Die Feier der Grundſteinlegung zum Nord=Oſtſee=Kanal iſt
vom 6. Juni auf Donnerstag den 9. Juni ausgeſetzt worden. Laut
amtlicher Mitteilung werden an den Feſtlichkeiten teilnehmen der
Kaiſer, der Kronprinz, die Prinzen Wilhelm und Heinrich von
Preußen und der Reichskanzler Fürſt Bismarck.
Der langjährige Bürgermeiſter von Mühlhauſen i. E.,
Abg. Mieg=Köchlin, hat ſein Entlaſſungsgeſuch eingereicht. Dem
Vernehmen nach wird die Regierung das Amt des Bürgermeiſters
jetzt durch einen Beauftragten verwalten laſſen, der dann, wenn der
Reichstag das neue Gemeindegeſetz angenommen haben wird, vor=
ausſichtlich
zum Bürgermeiſter ernannt werden wird.
Hchweiz. In ſeiner Sitzung vom 10. beſchloß der Bundesrat,
an die italieniſche Regierung eine Einladung ergehen zu laſſen zu
Unterhandlungen über die Durchführung des Simplonbahnproiektes
reſp. die Durchſtechung des Simplon. Man erwartet von Italien
eine Subvention des Unternehmens.
Heſterreich=Angarn. Prinzregent Luitpold von Bayern wird
am Montag zu achttägigem Beſuch in Wien erwartet und wahr=
ſcheinlich
bei ſeiner Schweſter, Erzherzogin Adelgunde, wohnen.
Ungarn wird ſich ſtaatlich und amtlich an der Pariſer Aus=
ſtellung
nicht beteiligen.
An der Wiener Univerſität haben am 11. abermals große Kund=
gebungen
gegen Profeſſor Maaßen ſtattgefunden.
Frankreich. Iu der Sitzung des Budgetausſchuſſes vom 11.
erſchienen Goblet und der Finanzminiſter Dauphin. Nachdem der
Miniſterpräſident erklärt hatte, daß die Regierung gerne bereit ſei,
20 Millionen durch Abſtriche bei den Budgets für Marine und
öffentliche Arbeiten zu erſparen, daß aber die zuſtändigen Miniſter
dieſe Abſtriche bis jetzt nicht zugeſtanden hätten, drang Finanz=
miniſter
Dauphin auf die Notwendigkeit, mit dem Budget baldigſt
ins klare zu kommen. Nachdem die Miniſter ſich zurückgezogen,
nahm der Ausſchuß mit 25 gegen 5 Stimmen, während zwei Mit=
glieder
ſich der Abſtimmung enthielten, folgende Tagesordnung an:
Die Kammer geht, in Erwägung, daß die zum Budget von 1888
vorgeſchlagenen Erſparniſſe ungenügend ſind, zur Tagesordnung
über: Der Ausſchuß ernannte Pelletan zum Berichterſtatter, der
ſeinen Bericht am Montag dem Ausſchuſſe vorlegen wird. In den
Sprechräumen des Palais Bourbon machte dieſer Beſchluß Auf=
ſehen
; man befürchtet den Sturz des Kabinets Goblet.
Der deutſche Botſchafter hatte am 11. eine Beſprechung mit
dem Miniſter des Aeußern über Einzelheiten in Bezug auf die
Küſte von Zanzibar.
Engkand. Die in London tagende Konferenz der Vertreter der
engliſchen Kolonien ſoll in den nächſten Tagen geſchloſſen werden.
Es ſind ſchon ganz erſprießliche Reſultate erzielt worden, worunter
namentlich ein Plan zur Verteidigung von Auſtralien hervorzuheben
iſt. Allgemein wird hervorgehoben, daß die Verhandlungen der
Konferenz einen ganz unerwartet günſtigen Verlauf genommen und
bis jetzt keine der ſchwarzſeheriſchen Befürchtungen über Unverein=
barkeit
der Intereſſen von Mutterland und Kolonien gerechtfertigt
haben. Von der Konferenz iſt auch die Streitfrage bezüglich der
Neuen Hebriden erörtert und zur Verwaltung dieſer Inſelgruppen
ein gemeinſamer engliſch=franzöſiſcher Marineausſchuß vorgeſchlagen
worden.
Beſgien. Die Repräſentantenkammer hat am 10. d. den von
Dumont eingebrachten Geſetzentwurf über die Eingangszölle auf
Vieh und Fleiſch mit 69 gegen 54 Stimmen endgültig angenommen.
Fünf Mitglieder enthielten ſich der Abſtimmung.
Rußland. Die Reiſe des Zaren nach Nowotſcherkask ſoll am
15. d. erfolgen; es werden für dieſelbe die umfaſſendſten Sicher=
heitsmaßregeln
getroffen.
Von den 15 zum Tode verurteilten Nihiliſten werden wahr=
ſcheinlich
nur zwei oder drei. die am meiſten und direkt kompro=
mittierten
, hingerichtet werden.
Bulgarien. Aus Sofia wird der N. Fr. Pr.1 gemeldet, die
Kandidatur des Prinzen Wilhelm von Naſſau für den bulgariſchen
Thron werde von der Regierung lebhaft erwogen und angeblich auch
vom Fürſten Bismarck unterſtützt.
Mexiſto. Kammer und Senat beſchloſſen mit großer Majorität
eine Verfaſſungsänderung, welche die Wiederwahl des Präſidenten
und der Staatsgouverneure für zuläſſig erklärt.


Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 13. Mai.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Landgerichts=
rat
bei dem Landgericht der Provinz Starkenhurg Dr. Friedrich
Kritzler von der Stelle eines Mitgliedes und Vorſitzenden der
Civildiener=Wittwenkaſſe=Kommiſſion auf ſein Nachſuchen enthoben
und dieſe Stelle dem Oberamtsrichter bei dem Amtsgericht Darm=
ſtadt
1 Chriſtoph Arnold übertragen.

[ ][  ][ ]

Nr.
r. Zweite Kammer der Landſtände. Geſtern wurde die Beratung
über die die Bildung der öffentlichen Waſſergenoſſenſchaften' be=
treffenden
und ſpeziell das Verfahren bei derſelben regelnden Artikel
des Geſetzentwurfes, die Bäche und die nicht ſtändig fließenden
Gewäſſer' betr., fortgeſetzt durch die Beſprechung über den Art. 72.
welcher die Bildung einer öffentlichen Genoſſenſchaft von den An=
trägen
der berechtigten Grundeigentümer oder Verbände, ſowie der
im öffentlichen Intereſſe vorgehenden Verwaltungsbehörde des be=
treffenden
Bezirks abhängig macht. Nach kurzer Debatte erfolgte
die Annahme des Artikels in der von der Regierung gutgeheißenen
Ausſchußfaſſung und ohne Diskuſſion ebenſo die Annahme der Art.
73-83. Eine erheblichere Diskuſſion entſpann ſich über die, die
Förmlichkeiten der Abſtimmung betreffenden Art. 84-90, welche
endlich in der mit der Regierungsvorlage im Weſentlichen über=
einſtimmenden
Ausſchußfaſſung angenommen wurden, ebenſo die Art.
91-103, welche Ausführung der Anlage und ſtaatliche Aufſicht,
Ordnung über Benützung der Anlage, Vorſchriften für das Liqui=
dationsverfahren
und Strafbeſtimmungen betreffen. Darauf folgte
Annahme der die Sicherung des regelmäßigen Waſſerablaufs und
die Schutzmaßregeln gegen Ufexangriff und Ueberſchwemmung be=
handelnden
Art. 104-116, der die Laſten und Beſchränkungen des
Eigentums zum Zwecke der Inſtandhaltung der Bäche= beſtimmen=
den
Art. 117-121 (mit gleichzeitiger Annahme eines vom Abg.
v. Rabenau bei Art. 118 eingebrachten Amendements) und der die
allgemeinen Beſtimmugen über die Inſtandhaltung der Bäche ent=
haltenden
Art. 122-127. Ebenſo wurden teilweiſe in der unver=
änderten
Regierungsvorlage, teilweiſe in der vom Ausſchuß bean=
tragten
Faſſung ohne beſondere Debatte angenommen die Art. 128
bis 145 über die Regulierung der Bäche, die gallgemeine Be=
ſtimmungen'
enthaltenden Art. 146 und 14, ſowie die von der
Zuſtändigkeit der Behörden handelnden Art. 149-154 und der
Schlußartikel 155 (Vollzug des Geſetzes, Aufhebung älterer Be=
ſtimmungenJ
). Nachdem alsdann ein Antrag des Abg. Muth auf
zweite Leſung nach kurzer Diskuſſion abgelehnt worden war, wurde
das ganze Geſetz mit allen gegen 8 Stimmen angenommen und die
Sitzung kurz nach 1 Uhr geſchloſſen.
Die geſtrige Parade der geſamten Garniſon vor Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog bot ein glänzendes militäriſches Schau=
ſpiel
und war gegen alles Befürchten vom Wetter durchaus be=
günſtigt
. Um 9 Uhr bewegten ſich die verſchiedenen Truppenkörper
nach dem Exerzierplatz und nahmen daſelbſt Aufſtellung. In der
erſten Linie befanden ſich die Garde=Unteroffiziers=Kompagnie und
das Leibgarde=Regiment Nr. 115, in der zweiten Linie 2 Schwadronen
des 23., 3 Schwadronen des 24. Dragoner=Regiments, das Artillerie=
Regiment Nr. 25 (zum erſtenmale in der neuen Formation von 6
Fuß= und einer reitenden Batteris zuſammen 30 Geſchütze) ſowie
die Train=Kompagnie. Die Parade wurde kommandiert von dem
Diviſionär, Sr. Großh. Hoheit dem Prinzen Heinrich von Heſſen.
Punkt 10 Uhr erſchien Se. Königl. Hoheit der Großherzog mit
zahlreichem Gefolge, empfangen mit dreimaligem Hurrah der Truppen.
Nachdem ſämtliche Fronten abgeritten waren, begann der Vorbei=
marſch
, welcher in tadelloſer Weiſe vor ſich ging. Zum zweiten=
male
defilierten hierauf die Truppen in Kompagnie=, Schwadrons=
und Batterie=Front, die Kavallerie und Artillerie im Trab. Se.
Königl. Hoheit der Erbgroßherzog marſchierte in ſtrammer
Haltung in der Front der Leib=Kompagnie des 115. Regts. Das
24. Dragoner=Regiment wurde vorgeführt von Sr. Hoheit dem
Fürſten Alexander von Bulgarien, deſſen blühendes kräftiges
Ausſehen keinerlei Spuren der überſtandenen Krankheit entdecken
ließ. Die beiden Prinzen Ludwig und Franz Joſeph von Batten=
berg
befanden ſich im Gefolge des Großherzogs. Die Großh.
Prinzeſſinen wohnten der Parade in offenem Vierſpänner bei. Das
ſehr zahlreich anweſende Publikum konnte ſich wieder einmal die
Ueberzeugung verſchaffen, daß unſere Heſſiſche Diviſion ein würdiges
Glied der deutſchen Armee repräſentiert.
Herr Landtagsabgeordneter Heinzerling hat bei der zweiten
Kammer der Landſtände den Antrag geſtellt, die Großh. Regierung
Um Vorlage eines Geſetzentwurfes zu erſuchen, durch welchen der
Fall der Abtrennung eines Teils einer Gemeindegemarkung und deſſen
Vereinigung mit der Nachbargemeinde geregelt wird. Dem Vernehmen
nach= wird der Ausſchuß der zweiten Kammer in der Kürze über
dieſen Antrag Bericht erſtatten. Die längſt gewünſchte Vereinigung
von Beſſungen mit Darmſtadt nimmt keinen Fortgang und es iſt
nicht abzuſehen, wann dieſe zu Stande kommen wird. Die Be=
wohner
von Neubeſſungen müſſen daher dringend wünſchen, daß
das, von Herrn Heinzerling ins Auge gefaßte Geſetz baldigſt erlaſſen
werde und haben nun eine Bitte an die zweite Ständekammer
gerichtet dieſelbe möge den Heinzerling'ſchen Antrag zu ihrem
Beſchluſſe erhebenv. Sie hoffen, daß ihnen dadurch die Möglichkeit
gegeben werde, die für ſie höchſt unerſprießliche Verbindung mit
Beſſungen zu löſen und ſich der Stadt Darmſtadt anzuſchließen,
von der ihren berechtigten Bedürfniſſen beſſer Rechnung getragen
werden wird, wie von Beſſungen.
Die Alpenvereinsſektion Darmſtadt feiert am Sonntag, den
15. d. M. ihr Stiftungsfeſt auf dem Alsbacher Schloß und in
Heppenheim, laut ausgegebenem Programm, und verſprechen die
umfaſſenden Vorbereitungen einen glänzenden Verlauf, und die ein=

93
1219
laufenden Anmeldungen eine zahlreiche Beteiligung. Plätze zu
dem Eſſen können nur reſerviert werden, wenn rechtzeitig bei ge=
nannter
Stelle angemeldet. Freunde der Sektion ſind willkommen.
Immobilienverkauf. Das Haus des Herrn Glaſermeiſters
H. Schulz, Beſſunger Heidelberger Straße Nr. 49 ging durch
Vermittlung des Agenten C. Höflinger für 20500 M. in anderen
Beſitz über.
Mainz, 11. Mai, Unſer neuer Zoll= und Binnenhafen,
der nun glücklich vollendet iſt und dem Verkehr übergeben werden
ſoll, wird am Sonntag den 5. und Montag den 6. Juni d. J. feier=
lich
eröffnet werden. Die umfaſſendſten Vorbereitungen ſind im
Gange, um eine würdige Feſtlichkeit hiermit zu verbinden und iſt
dazu folgendes Programm in Ausſichtgenommen: Sonntag, 5. Juni,
ſindet zur Vorfeier in der Stadthalle vormittags 11 Uhr ein Konzert
ſtatt, an welchem auch verſchiedene Geſangvereine von hier mit=
wirken
werden. Abends 8 Uhr folgt darauf ein großes Abendfeſt
in der Neuen Anlage. Die Hauptfeier am Montag, 6. Juni, be=
ginnt
vormittags 9 Uhr mit dem Empfang der Gäſte im großen
Saal des Kaſino Hof zum Gutenberg; worauf ſich um 10 Uhr
der Feſtzug der Vereine, Gewerbe, Innungen, von der Stadthalle
aus nach dem Feſtplatz in Bewegung ſetzt. Um 10¼ Uhr werden
ſich dann die Gäſte zu Wagen ebendahin begeben und darauf 11 Uhr
die feierliche Eröffnung und Einweihung des Hafens
ſtattfinden. Daran ſoll ſich um 12 Uhr auf 2 Dampfern eine Feſt=
fahrt
der Gäſte auf dem Rheine längs der Stadt bis zur Eiſen=
bahnbrücke
ſchließen, verbunden mit dem Schauſpiel einer förmlichen
Rheinflottille. Um 3 Uhr nachmittags folgt dann in der Stadthalle
ein großes Feſt=Bankett, woran ſich von abends 8 Uhr an bei
freiem Eintritt für das Publikum ein Konzert ſchließen wird, das,
von dem ſtädtiſchen Orcheſter und einer Militärkapelle ausgeführt,
ſich ſowohl auf die Halle ſelbſt, wie auf deren Garten erſtrecken ſoll.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog nebſt Familie wird
dieſen Feſtlichkeiten beiwohnen. Daß unſere ganze Stadt feſtlich
geſchmückt ſein wird, iſt ſelbſtverſtändlich. Zur Feier des Tages
ſteht übrigens auch noch eine auf das Splendideſte ausgeſtattete,
zwei hiſtoriſche Darſtellungen enthaltende und mit Plänen und
Illuſtrationen verſehene Denkſchrift zu erwarten, welche pünktlich
erſcheinen wird.
Mainz. 12. Mai. Die hieſigen Schiffsrheder und Vertreter
der hier domizilierten Schifffahrtsgeſellſchaften waren geſtern Abend
verſammelt, um ſich über ihre Beteiligung bei der bevorſtehenden
Hafeneinweihung ſchlüſſig zu machen. Sämtliche Erſchienenen gaben
die Zuſage alle ihre an dem Feſttage disponiblen Fahrzeuge mit
reichem Flaggenſchmuck dem Feſtkomite zur Verfügung zu ſtellen.
J. Vom Rhein, 11. Mai. Geſtern fand durch eine Regierungs=
Kommiſſion und Vertreter der Waſſerbaubehörden eine Probefahrt
durch das neue Fahrwaſſer der großen Gieß' (zwiſchen Hatten=
heim
und Oeſtrich) ſtatt. Als eine für die Schiffahrt und Flößerei
wichtige Aenderung wurde das entſernen der Wahrſchau in der
großen Gieß; angeordnet und zwar wurde die Anordnung um
deswillen angeordnet, weil das neue Fahrwaſſer die bequeme Paſſage
von zwei Fahrzeugen geſtattet und hierdurch die Wahrſchau; nicht
nur uberflüſſig, ſondern unter Umſtänden auch ſtatt Unfälle zu ver=
hüten
, ſolche herbeizuführen geeignet geworden.
J. Vom Rhein, 11. Mai. Auf einem Kohlenwerk an der Moſel=
grenze
machte vorgeſtern ein Arbeiter wegen eines unbedeutenden
Konflikts mit ſeinem Vorgeſetzten auf eine ſchreckliche Art ſeinem
Leben ein Ende. In eine kleine Grube legte er eine Dynamit=
patrone
, verband damit eine kurze Zündſchnur und ſetzte ſich auf
die Grube. Die Wirkung nach erfolgter Exploſion war fürchterlich.
Die einzelnen Körperteile des Unglücklichen flogen in der Luft um=
her
und wurden in großem Kreiſe zerſtreut aufgefunden.
4 Ems, 12. Mar. Bur Ehre der Anweſenheit der kronprinz=
lichen
Familie hatte geſtern Abend die Kurverwaltung ein großes
Abendfeſt veranſtaltet, das, von dem herrlichſten Wetter begünſtigt,
äußerſt glänzenden Verlauf nahm. Den Mittelpunkt der Feier
bildete die bengaliſche Beleuchtung der Felſen auf dem rechtſeitigen
Lahnufer, zu welcher Veranſtaltung ſich der ſteile Berg mit ſeinen
zahlreichen Krümmungen trefflich eignet. Mit dem Glockenſchlag
9 Uhr ſtieg an der oberſten Spitze der Felſen die Signalrakete auf
und im Nu ſtand der ganze Berg mit ſeinen grünen Waldungen
von oben bis unten in maleriſch ſchönem roten und grünen Licht=
glanz
. Von der Ferne geſehen, glich der beleuchtete Berg einem
dicht mit bunten Kerzen verſehenen Wethnachtsbaum. Die hohen
Herrſchaften, die uns leider ſchon heute verließen, nahmen zu Fuß
Aufſtellung mitten unter dem Publikum auf der linken Lahnſeite
und waren ſichtlich überraſcht von der eigenartigen feenhaften Be=
leuchtung
, welche bis gegen 10 Uhr dauerte.

Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch. 11. Mai.
(3. Gaſtdarſtellung des Herrn Ludwig Barnah.)
Der Probepfeil.
B. M. Was über den Wert des Luſtſpiels, das vor einigen
Jahren mit Frln. Schütky und Herrn Werner in den beiden
Hauptrollen in Scene ging, zu ſagen wäre, iſt von uns gelegentlich

[ ][  ]

1220
Nr. 93

der erſten Aufführungen eingehend dargelegt worden. Seit dem
Erſcheinen des Probepfeil' hat ſich Blumenthal ernſtere Probleme
gewählt, die Handlung und Charaktere ſeiner Dramen bedeutend
vertieft und auch in der Kenntnis und Handhabung der Bühnen=
wirkung
entſchiedene Fortſchritte gemacht. Aber in Hinſicht auf
Knappheit der Form, Geſchloſſenheit und Einheit der Handlung
und die meiſt ſehr glückliche Motivierung der Situationen möchten
wir dem Probepfeil faſt den Vorzug vor dem Schwarzen
Schleier= und Tropfen Gift; einräumen. In den beiden letztren
Dramen iſt der Stoff bis zum vierten Akt ſozuſagen aufgebraucht
und der Autor muß zu allerhand Lückenbüßern ſeine Zuflucht neh=
men
, wogegen im =Probepfeil: die Spannung bis zum letzten
Augenblicke vorhält.
Die Rolle des Barons Leopold v. d. Egge, in welcher ſich
Ludwig Barnay dem Darmſtädter Publikum auf dem Gebiet des
Luſtſpiels vorführte, verſetzt unſere Phantaſie nicht in lebhaftere
Schwingungen und wendet ſich weniger an unſer Herz als an un=
ſeren
Verſtand und unſere Neugier. Der Vertreter der Probepfeil=
theorie
, deren Richtigkeit der Ausgang des Stücks vollauf beſtätigt,
muß ſich uns als ein Mann darſtellen, der trotz aller weltmänni=
ſchen
Blaſiertheit niemals die Gebote der Ehre außer Rückſicht läßt.
Ludwig Barnay's Auffaſſung hält die glückliche Mitte zwiſchen dem
ſkeptiſchen Salonlöwen und dem durch und durch vornehmen Edel=
manne
. Gegenüber dieſem Baron v. d. Egge verläßt uns keinen
Augenblick das Gefühl, dieſer Mann werde ſein Ziel erreichen ver=
möge
ſeines überlegenen Geiſtes und der richtigen Taxierung der
Gegenſpieler, ohne deshalb zu kleinlichen Mitteln greifen zu müſſen.
Blumenthal hat ſeinem Helden zwar ziemlich gute Karten gegeben,
aber es werden wenige Schauſpieler ſie mit ſo viel Geſchmack und
Sicherheit auszuſpielen wiſſen, wie gerade unſer Gaſt. Schon der
Maske des Künſtlers muß man volle Berechtigung zugeſtehen. Herr
Barnay erſchien als ein Mann, der ſich in der erſten Hälfte der
Vierziger befindet, alſo im Gegenſatz zu der Meinung, welche im
Baron v. d. Egge den üblichen guten alten Luſtſpielonkel zu ſehen
beliebt, hellblondes, ariſtokratiſch kurzgeſchnittenes Haar. hellblonder
Vollbart, Monocle, - alles zeigte das vornehme Mitalied der
höheren Geſellſchaftskreiſe. Haltung und Spiel ſtand vollkommen
im Einklang mit dem äußeren Habitus. In dem Ausdruck der
Blaſiertheit, die notwendig ein Menſch zur Schau tragen muß, der
ſeine Erfahrungen; mit drei Rittergütern bezahlt hat, ging Barnay
nur ſo weit, als es ſich in Uebereinſtimmung bringen ließ mit den
vielen anderen liebenswürdigen Hügen im Charakter des Barons.
Höchſt ſympathiſch mußte es uns berühren, daß er auch in ſeinen
Beziehungen zu Hortenſe niemals den geringſten Zweifel an der
echten Ritterlichkeit ſeiner Geſinnung aufkommen ließ, obſchon ihm
die Rolle ſtellenweiſe das Gegenteil zumutet. Selbſt in den uner=
quicklichſten
Momenten, wo Egge der Baronin gegenüber alle
Minen muß ſpringen laſſen, blieb Barnay noch immer gentleman-
liko
. Die Retouchierkunſt des Gaſtes zeigte ſich hier in ihrer gan=
zen
Bedeutung. Wie im Komödienſpiel gerade das Einfache und
Ungezwungene die größten Wirkungen erzielt, - davon gab uns
Barnay's heutige Leiſtung wiederum eine muſtergiltige Probe.
Dieſe Sicherheit des Auftretens, verbunden mit der Kunſt des Sich=
gehenlaſſens
, ohne doch jemals ſalopp zu werden, iſt wirklich be=
wundernswert
. Der lebhafte Beifall, den das dicht beſetzte Haus
dem letzten Gaſtſpiel Barnay's entgegenbrachte und der einen Lor=
beerkranz
als Begleiter hatte, iſt uns ein deutlicher Beweis dafür,
daß Barnay's Art und Weiſe auch bei uns zahlreiche Freunde und
aufrichtige Verehrer gefunden hat.
Frl. Cramers Auffaſſung der Hortenſe hat unſeren ganzen
Beifall. Sie bringt alle Pointen und läßt uns durch die Art ihres
Abgangs auch die beruhigende Gewißheit, daß ſich ihr ferneres
Leben ganz ſo geſtalten werde, wie es Baron v. d. Egge ihr bereits
als Skizze vorgelegt hat.
Die Ausſtellung der Neuerwerbungen für die Gemälde=
(Gallerie und das Kabinet der Kupferſtiche und
Handzeichnungen.
Den Beſuchern der Ausſtellung werden die im Laufe des letzten
Jahres, ſeit der Neubeſetzung der Inſpektorſtelle der Gallerie, des
Kabinets der Kupferſtiche und Handzeichnungen für dieſe Samm=
lungen
erworbenen Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, Kupfer=
ſtiche
und Radierungen vorgeführt.
Bei den ſo engbegrenzten Mitteln für Anſchaffungen und Weiter=
führungen
unſerer ſo vortrefflichen Kunſtſammlungen, die leider in
der ungünſtigen Aufſtellung in den gar ſo wenig geeigneten Räumen,
keineswegs nach Verdienſt gewürdigt ſind und werden können, iſt es
leider nicht möͤglich, bedeutende große Werke der Malerei moderner
Künſtler zu erweroen, die bei der heutigen Wertſchätzung nur zu
Preiſen zu bekommen ſind, die ein Jahresbudget. wie es uns zu=
gemeſſen
, weit überſchreiten würden, doch ſind immerhin einzelne
kleine intereſſante Erwerbungen, die unſerer Sammlung zur Zierde
gereichen, möglich geworden. Neben den 4 angekauften Oelbildern
zeigt unlere Ausſtellung deren noch 3 weitere, die durch Vermächt=

nis und Schenkung in unſere Sammlung gekommen ſind; ein Vor=
gang
. dem fleißige Nachahmung zu wünſchen wäre und der ander=
wärts
viel mehr ausgeübt wird, als dies leider bei uns der Fall,
ſiehe Frankfurt, Köln, Hamburg, Leipzig u. ſ. f. Das bedeutendſte
davon, Hof des Heidelberger Schloſſes, wurde der Gallerie durch
die Witwe des Künſtlers Frau Thereſe Kirchner, teſtamentariſch
zugewandt. Ein anderes Oelbild, Portrait von dem hier verſtorbenen
Maler Hartmann, ſchenkte Herr Architekt Eduard Harres der
Gallerie. und ein drittes intereſſantes Stück, Temperabild ein
kleiner Hausaltar, Madonna mit Kind, aus dem Ende des 14. Jahr=
hunderts
, norditalieniſche Schule, verdankt die Gallerie der Liebens=
würdigkeit
Sr. Erlaucht des Grafen Erbach=Fürſtenau.
Außer dieſen Oelbildern enthält die Ausſtellung eine Reihe
Handzeichnungen, Aquarellen und Stiche, die zu den vorzüglichſten
deſſen gehören, was auf dieſen Gebieten geſchaffen worden iſt
und die unſeren hochwertigen Sammlungen zur weiteren Zierde ge=
reichen
.
Beginnen wir mit der Wand rechts vom Eingang, der Süd=
wand
. Auf ihr finden wir ausſchließlich Werke des Grabſtichels
und der Radiernadel, und zwar das vorzüglichſte, was die neueſte
Kupferſtecherkunſt geleiſtet. Stiche nach alten Meiſtern geben J.
Raab und Doris Raab die Tochter des erſteren, eine Künſtlerin in
ihrem Fach, wie wohl kaum eine ſolche noch dageweſen von ihr
ſehen wir jenes köſtliche Bild von Rubens zweiter Gattin, Helene
Fourment mit Kind, jener ſchönen von ihm vergötterten Frau, die
er, der dreiundfünfzigjährige, als ſechszehnjährige heiratete und
nicht müde wurde, ſie immer und immer von neuem zu malen.
Original in. der Münchener Vinakothek mit ſeltener Meiſterſchaft
reproduziert, mit jener feinfühligen Empfindung für die leuchtende
klare Erſcheinung des Rubens'ſchen Kolorits geſtochen, die ſonſt im
Stich nicht häufig zu finden. Von J. Raab nach van Ohk die
ſchöne Henriette von England, Gemahlin Karls l., jenes leicht=
ſinnigen
, prunkſüchtigen Königs, der dies mit ſeinem Kopf zahlen
mußte. Ein weiteres Stück aus der engliſchen Geſchichte zeigt uns
der techniſch überaus vollendete und brillante Stich von Vogel
nach Viloth, Heinrich VIII. läßt ſeine Gemahlin Anna Bolein zum
Tode führen, ein Blatt, das uns den Stecher als einen Meiſter
erſten Ranges in ſeinem Fach zeigt.
Einen anderen hiſtoriſchen Stoff aus der Schweizer Geſchichte
zeigt uns der Stecher Merz nach Boshardt, Schultheiß Wengi in
Solothurn ſtellt ſich vor die ſchußbereite Kanoue, um deren Ab=
feuern
und damit weiteres Blutvergießen beim Bürgerkrieg zu
verhindern.
Den übrigen Teil der Wand nehmen der neueſten Zeit an=
gehörige
Porträtbildniſſe ein, meiſt nach den Originalen unſeres
geiſtreichen Modemalers F. Lenbach, der mit tiefſter, ſchärfſter
Charakteriſtik die eminenteſte maleriſche Erſcheinung verbindet, und
von deſſen Hand faſt alle die bedeutendſten, hervorragendſten Per=
ſönlichkeiten
unſerer Zeit dargeſtellt ſind, von denen wir einige von
dem pikanten Radiſten Hecht in Wien vervielfältigt ſehen darunter
verſchiedene jener verführeriſch ſchönen Frauenköpfe, wie ſolche bis=
weilen
der Meiſter ſchafft, deſſen geiſtvolles, überaus charakteriſtiſches
und ähnliches Selbſtporträt mit dem ſcharfen, durchdringenden Blick
wir an der Oſtwand ſehen.
Unter dem Bilde unſeres deutſchen Kaiſers ſehen wir dasjenige
des ſo genial beanlagten und ſo unglücklichem Schickſal unterliegen=
den
Bayernkönigs Ludwig II., dargeſtellt mit dem ſo hoch aus=
gebildeten
Majeſtätsbewußtſein, das ihn zuletzt alles übrige über=
ſehen
ließ.
Auf der angrenzenden Oſtwand finden wir neben dem Aller=
heiligen
=Bild von Albrecht Dürer, das derſelbe 1511 für die Stadt
Nürnberg malte und das ſich jetzt im Belvedere in Wien befindet,
eine Reihe vorzüglicher Handzeichnungen moderner Meiſter auf=
geſtellt
ſo die beiden großen mit ganz hervorragender Fertigkeit
geſchaffenenen Landſchaftsbilder von Kirchner, geſt. 1885 in München,
Caſtell San Pietra bei Roveredo und Bergamo, beides ganz vor=
zügliche
Leiſtungen, welche die großartige Schönheit des trans=
alpinen
Landes aufs charakteriſtiſchſte wiedergeben; ein drittes Blatt,
Lichtenberg. zeigt uns eine jener maleriſchen Throler Dorfanſichten
mit ihren Schneeſchrofen im Hintergrund, die immer das Entzücken
der Touriſten ſind und die hier mit überaus meiſterhafter charak=
teriſtiſcher
Wahrheit dargeſtellt iſt. Neben dieſer rechts und links
ſehen wir von dem 1886 in München verſtorbenen Tiermaler
Friedrich Voltz zwei Jdyllen, zwei hochkünſtleriſche köſtliche Zeich=
nungen
aus dem Tierleben, wie ſolche mit dieſer Feinheit in Beob=
achtung
von Landſchaft und Tieren, von Luft= und Lichtwirkung nur
ein Meiſter erſten Ranges darſtellen kann, zu denen denn auch der
verſtorbene Meiſter gehörte. Links davon zeigt ſich eine elegante,
junge, etwas leichtlebig, dabei aber friſch und liebenswürdig aus=
ſehende
Dame, die ſich eben zum Ausgang fertig macht; von emi=
nent
virtuoſer Geſchicklichkeit zeigt dieſes Blatt ſich als echtes Kind
der neueſten Münchener Schule, kokett und zierlich in Mache wie
Erſcheinung; H. Loſſow iſt der Meiſter dieſes ſchönen Blattes.
(Schluß folgt.)
L. H. Z.

Pruck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.- Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.