Abonnemenkspreis
vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Voſlauſichlag.
Lod.
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerale
werdenangenommen in Darnſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärh
von allen Annoncen=Expeditionen.
ed-
Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Vreigamks, des Großh. Polizeiamts und ſämmklicher Behörden.
Freitag den 25. März.
B 60.
1867.
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachungen:
Durch Zeitungs=Annoncen und vermittelſt einer Broſchüre preiſt die Firma Mansfeld=Büllner L Laſſen in
Kopen=
hagen unter dem Namen Brama=Taſel=Bitter, ein Heilmittel gegen die verſchiedenſten Erkrankungen der
Verdauungs=
organe, an.
Das Mittel iſt zwiſſenſchaftlich; empfohlen von den hinlänglich bekannten Helfershelfern des Geheimmittelſchwindels,
dem „Dr.: Johannes Müller in Berlin und dem „Dr.: Heß daſelbſt. Ferner findet ſich in der Broſchüre ein ſehr
empfehlendes Gutachten des „Kaiſerl. Königl. Oberarztes Dr. med." A. Groyen in Berlin und des ,Med.=Raths und
Kreis=
phyſikus Dr. Cohler in Gotha, welche beide medieiniſchen Autoritäten jedoch ausweiglich der Mittheilungen der betr.
Polizeibehörden weder exiſtiren, noch jemals exiſtirt haben.
Schon hieraus iſt zu entnehmen, daß mit der Anpreiſung und dem Verkauf des Brama=Taſel=Bitter nur die Täuſchung
und geldliche Ausbeutung des Publikums bezweckt wird.
Ein gewiſſer C. A. Morgenſtern, Amalienſtraße Nr. 21 in Dresden wohnhaft, empfiehlt ſich durch Zeitungsreklamen
und Broſchüren zur Heilung von verſchiedenen Erkrankungen, u. A. auch von Magenleiden. Wer ſich hierwegen an
Morgen=
ſtern wendet, erhält durch die Apotheke von Hoffmann in Deuben
1. ein Fläſchchen mit etwa 50 Gramm einer braunen Flüſſigkeit, die aus einem Gemiſch von weniger Rhabarber=
Tinktur und Baldriantinktur beſteht;
2. ein mit Nr. 1 bezeichnetes Schächtelchen mit 25 Gramm eines Gemiſches von 97%, Milchzucker und 3%
ſul=
phathaltigem Kochſalz;
3. ein mit Nr. 2 bezeichnetes Schächtelchen mit der gleichen Menge ganz des nämlichen Gemiſchs;
4. einen Zettel mit gedruckter Gebrauchsanweiſung. Danach muß das Pulver in Schachtel Nr. 1 zuerſt und dann
nach einer Pauſe das Pulver in Schachtel Nr. 2 genoſſen werden, obſchon der Inhalt beider Schachteln der
gleiche iſt.
Die Redizin, nach der Arzneitare 2 Mk. 30 Pfg. werth, koſtet 2 Mk. 65 Pfg.; für den Zettel mit der
Gebrauchs=
anweiſung läßt ſich Morgenſtern 8 Mk. bezahlen.
Wir warnen wiederholt vor dieſem Schwindel.
Darmſtadt, den 23. März 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
2852
rhanntmnchung.
Sonntag den 27. d. Mts., Nachmittags 3½ Uhr, wird in Ober=
Ramſtadt im Saale des Wirths Rodenhäuſer „zur Traube' eine
landwirthſchaft=
liche Beſprechung ſtattfinden, welche Herr Hofgärtner Noack von Beſſungen durch
einen Vortrag über die Behandlung erkrankter Obſtbäume und über den
Schutz der Obſtbäume gegen ſchädliche Inſekten einleiten wird.
Die Mitglieder und Freunde des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins ſind
ein=
geladen, an der Verſammlung Theil zu nehmen.
Die Herren Bürgermeiſter von Ober=Ramſtadt und Umgegend werden
er=
ſucht, Vorſtehendes alsbald und am 26. d. Mts. in ihren Gemeinden ortsüblich
bekannt zu machen.
Darmſtadt, am 17. März 1887.
Der I. Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt.
(2642
Dr. v. Wedekind, Amtmann.
Bekanntmachung.
Dienstag den 29. d. Mts.,
Vormit=
tags 10 Uhr,
ſollen in der hieſigen Garniſon=Bäckerei
ca. 500 Ctr. Roggenkleie, 52 ausrangirte
Kiſten, ſowie Fußmehl, Teigabfälle
Rog=
gen=und Haferfegekaff ꝛc., öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert werden.
Großherzogliches Proviant=Amt.
Bekanntmachung
Die im Lauſe des Jahres 1887-88
vorkommenden kleineren
Unterhaltungs=
arbeiten ſog. Prozentarbeiten, als:
Mau=
rer=, Zimmer=, Schreiner, Glaſer=, Weiß=
192
732
binder=, Spengler=, Seiler= und
Häfner=
arbeiten, ſowie die Eiſenlieferungen ſollen
im Wege der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Mittwoch den 6. April d. 3s.
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt, Zimmer 33, zur
Einſicht offen, bei welchem auch die
For=
mulare für die Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, den 23. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[2854
Ohly.
Faſſelvieh=
Verſteigerung.
Kommenden Montag den 28. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,
kommt auf hieſigem Gemeindehauſe ein
gemeinheitlicher zur ferneren Zucht
un=
tauglich gewordener Faſſeleber zur
Ver=
ſteigerung.
Weiterſtadt, am 23. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei
Weiterſtadt.
[2855
Schuchmann.
RR60
von L. T. Ronnsfeld, Frankfurt.
Hontem's Caad,
Stultgazter Chocolade
WAt
von G. A. Woiss,
Haffec=Assonn von Hosslor &a Co.. En-gros.
Strassburger Stearinkerzen
bei
fl. J. Hriogh,
Rheinſtraße I. (2329
9000000oood000 Doppelgarne
Nr. 60
Brbnnntmachung.
Die Bauarbeiten zur Vergrößerung des Damenbades im Woog, beſtehend in
Schloſſer= und grober Eiſenarbeit, in Zimmer, Dachdecker=, Schreiner und
Weiß=
binderarbeit, ſollen im Wege der Submiſſion vergeben werden. Bei allen Arbeiten
ſind die bezüglichen Materiallieferungen eingeſchloſſen, namentlich auch bei der
Schloſſerarbeit und Eiſenarbeit die Lieferung der eiſernen Pfähle und Träger.
Offerten ſind bis
Montag den 28. dieſes Monats, Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Zeichnung, Arbeitsbeſchreibung und Bedingungen liegen auf dem Stadtbauamt,
Zimmer Nr. 33, zur Einſicht offen, bei welchem auch die zormulare für die=Offerten
zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 21. März 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
274
4
gamuyotz-Grrurtgerung
zu Eberſtadt.
Montag den 28. und Dienstag den 29. März l. Js.,
jedes=
mal von Vormittags 9 Uhr an,
ſollen im hieſigen Gemeindewald, Diſtrict Klingsäckerntanne
600 Stück Kiefern=Bau= und Schuittholzſtämme von 30-55
Centimeter Stärke
verſteigert werden.
Die Zuſammenkunſt iſt an jedem Tage auf der Schlangenſchneiſe an dem
Eiſenbahn=Uebergang.
Gegen vorſchriſlsmäßige Bürgſcheine wird das Holz bis Ende Septenber
l. Js. ereditirt.
Eberſtadt, den 20. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Müller.
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Hierdurch beehre ich mich die ergebene Mittheilung zu machen, daß wegen
Hausverkauf an ein gleiches Geſchäft genöthigt bin mein ſeitheriges Geſchäftslokal
wieder zu verlaſſen und befindet ſich daſſelbe nunmehr in meinem Hauſe
14
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nächst der Carlsstrasse.
Für das ſeitherige Wohlwollen beſtens dankend, verbinde hiermit die höfliche
mich mit geſchätzten Aufträgen auch in meinem neuen Lokale beehren
Bitte,
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Pumpernickel,
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Bleichſtraße.
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Rheinſtraße 11. (2330
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genommen, gut und pünktlich beſorgt.
Die Stoffe können auf Wunſch dazu
geliefert werden.
(2860
25.
D. Welcker, Soderſtr.
2
2
733
[ ← ][ ][ → ]734
Nr. 60
4 9
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Bleichſtraße. (2835
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gut möblirtes Zimmer mit Kabinet
an einen ruhigen Herrn zu verm.
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für 2 Einjährig=Freiwillige, mit od. ohne
Penſion, zu verm. Näheres Expedition.
2866) Alexanderſtr. 14, parterre u.
ſepar. Eingang, ein auch 2 eleg. möblirte
Zimmer zu verm. Frau J. Nathan.
2867) Ein junges Mädchen, welches
nähen und bügeln kann, ſucht Stelle als
ſeineres Hausmädchen.
Näheres in der Expedition.
2868) Eine einzelne zuverläſſige
Per=
ſon ſucht Stelle als Laufmädchen oder
Waſchen und Putzen. — Näheres große
Ochſengaſſe 11, Hinterbau.
2707) Auf Oſtern wird eine perfecte
Köchin geſucht. Frankfurterſtraße 42.
2869) Braves Dienſtmädchen ſofort
geſucht. Wo? ſagt die Expedition.
2870) Den geehrten Herrſchaften kann
ich Mädchen vom Lande mit guten
Zeuguiſſen empfehlen.
Stellenbureau Morb,
Soderſtraße 6I.
2871) Ein braves Mädchen geſucht,
welches zu Hauſe ſchlafen kann.
Näheres Kiesſtraße 6.
Ordentliche Frauen
oder Mädchen
auf leichte und ſaübere Arbeit geſucht.
Arg. Rohlstadt & Cis.,
Beſſungen. (2872
2873) Ein gut empfohlenes Mädchen
zur Hausarbeit und Aufſicht von Kindern
auf Oſtern geſucht. Hügelſtr. 55. 2. St.
446
KadshCuGshoh.
Ein fleißiges, brabes Mädchen,
wel=
ches der beſſeren Küche ſelbſtſtändig
vor=
ſtehen kann u. Hausarbeit verrichtet, wird
bei hohem Lohn zu Oſtern für Auerbach
geſucht. Nur ſolche mit ausgezeichneten
Zeugniſſen wollen ſich melden. - Reiſe
Fran de Silva,
vergütet.
2873a) Billa Eichberg in Auerbach.
20-25 ordentliche u. fleißige
zungen
von 14-16 Jahren auf lohnende und
dauernde Accordarbeit ſuchen
Aug. Mohlstadt & Cie,
Beſſungen.
[2632
Ein Lehrling
mit guten Vorkenntniſſen gegen Vergütung
im zweiten Jahr geſucht.
Moch a; Stachely.,
Eiſen= und Metallwaarenhandlung,
Schulſtraße 8.
[775
Nr. 60
Fettvieh=Verſteigerung.
Kommenden Dienstag den 29. l. M., Vorm. 11½ Uhr,
kommen in Großh. Hofmeierei Darmſtadt
4 fette Kühe und 1 Maſtochſe
zur Verſteigerung.
Die Oberverwaltung der Großh. Hofmeiereigüter.
Dettweiler.
(2874
hngtituk der Loglischen
Fräulein.
Das neue Schuljahr beginnt in unſerem Inſtitute am 19. April.
Anmeldungen werden entgengenommen Waldſtraße 35.
Dir Yorkkeherin.
Samstag den 26. März,
in der Aula der Realſchule:
GEter Vortrag,
von Fräulein EI1a Honsch; Dr. Phil.:
„Der deutſche Roman der Gegenwart.”
Anfang präcis 5 Uhr.
Tageskarten Mk. 1, Schülerkarten 50 Pfg., an der Kaſſe.
Die geehrten Abonnenten werden im Intereſſe der Controle höflichſt
ge=
beten, ihre Karten vorzuzeigen.
[2876
GdhudGts-AGdiats Alv-
Hochfernes Münchener Haſvator
in Zapf.
E. LiemazL,
Hof=Reſtaurateur.
(2880
„
Wegen eingetretenem Trauer=
Trauerfall iſt mein Geſchäft
von Freitag Mittag bis
Mittwoch Abend den 30.
geschlossem. "
8
v. BruoGld,
ſin geſetztes Mädchen als Stütze der
C= Hausfrau geſucht. Zu erfragen bei
Frau Becker, Schulzengaſſe 2. (2882
Adressbuch.
Von Herzberger bis Jäger liegt
Frei=
tag den 25. März offen.
Holzhandlung.
Man sucht Host und Logis
in einer anſtändigen, vorzugsweiſe Lehrer=
Familie für einen jungen Mann (Gärtner).
Gefl. Offerten unter G. W. an die
Expedition d. Bl.
[2878
Eindernagen,
ſchön und gut erhalten, zu verkaufen.
Mathildenplatz 1, Hinterbau.
[2879
2881) Saalbauſtr. 17 (e. Stiege h.)
ein elegant möbl. Zimmer ſofort zu verm.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 25. März.
9. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsa ilung.
Blaue Karten gültig.)
ſpidemiſch.
Schwank in 4Akten von Dr. J. B. v. Schweizer.
Hierauf:
Wiener Waſzer.
Ballet in 3 Bildern von L. Frappart und
F. Gaul.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Jonntag, 27. März.
10. Vorſtellung i. d. 8. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Zum erſten Male:
Henoveva.
Oper in 4 Akten nach Tieck und Hebbel von
Robert Schumann.
193
736
Nr. 60
Einladung zum Abonnement
auf das
Darmſtädter Tugblatt
[150. Jahrgang.
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis
Darmſtadt.
Das nunmehr in ſeinen 150. Jahrgang eingetretene Tagblatt
bringt neben einer pokitiſchen Aeberſicht reichharkige Mittheikungen
von allgemeinem und ſokakem Intereſſe aus Htadt und Cand;
Anterhaktung wird ferner durch das damit verbundene „Ilkuſtrierte
Anterhaktungsskatte mit Beiträgen namhafter Schriftſteller und
jährlich an 250 vorzüglichen Illuſtrationen geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie auch von allen
ſoliden Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 1.50 einſchl. Bringerlohn,
durch die Poſt bezogen M. 1.50 einſchl. Proviſion excl. Bringerlohn.
Abonnements können jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23,
owie auf allen Poſtanſtalten erfolgen.
Die in der näheren Umgebung Darmſtadts wohnenden Poſt=
Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage des Erſcheinen mit
dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.
Neu hinzutretende Abonneuten erhalten das Blatt bis zum erſten
April gratis.
Evangeliſche Gemeinde zu Beſſungen.
Getauſte: Am 6. März: Dem Weißbinder Friedrich Müller,
T. Marie Kath. Sophie, geb. 17. Febr. Dem Handarbeiter Joh.
Simon Back, T. Anna Katharina, geb. 27. Febr. Am 20. Dem
Schloſſer Chriſtoph Jäger, S. Jakob, geb. 1. Febr. Ein unehel. S.
Karl Ludwig, geb. 13 März. Dem Landwirt Gg. Wolf, S.
Her=
mann, geb. 20. Febr.
Getraute: Am 13. März: Bahnarbeiter Gg. Martin Behrmann
und Kath. Eliſabeth Hering. Am 23.: Kaufmann Johann Martin
Röhrich zu Darmſtadt und Anna Emilie Berdux zu Beſſungen.
Beerdigte: Am 3. März: Bertha Sauermann, ledige L. des
verſt. Schloſſermeiſters Karl Sauermann zu Prenzlau, ſtarb den
28. Febr., alt 40 J. Am 8.: Michael Jacoby, Taglöhner, ſtarb den
5., alt 43 J. Am 9.: Karoline Fulſche, geb. Hengſtenberg, Ehefrau
des K. Preuß. Pfandmeiſters i. P. Friedr. Fulſche, ſtarb den 5., alt
58 J. Eod.: Bernhard Beck, Metalldreher, ein Witwer, ſtarb zu
Darmſtadt den 7., alt 46 J. Am 10.: Dillig, Margarethe, geb.
Sutheimer, Witwe von Schuhmachermeiſter Heinr. Dillig, ſtarb den
7., alt 72 J. Am 12.: Der ev. Pfarrer 1. P. Kirchenrat Gg. Friedr.
Dingeldey, ſtarb den 10., alt 84 J. Eod.: Schreinermeiſter
Maxi=
milian Geyer, ſtarb den 9., alt 51 J. Am 15.: Gg. Lind,
Studte=
render der Architektur auf der techuiſchen Hochſchule, ſtarb den 12.,
alt 21 J. Am 16.: Eliſabeth Huwel, geb. Schmidt, Witwe von
Bedienten Nicolaus Huwel, ſtarb den 13., alt 75 J. Am 13.:
Walter, Auguſt, S. von Schuhmachermeiſter Kourad Walter, ſtarb
den 10., alt 3 J. 4 M. Am 18.: Gottlieb Fey, Schreinermeiſter,
ſtarb den 15., alt 56 J.
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 17. bis 23. März 1887).
Geßorene: Am 13. März: Dem Maurer Heinrich Theis, T
Anna. Am 17.: Dem Taglöhner Konrad Seipel, T. Wilhelmine.
Broſtkamiert afs Verkoßte: Der Weißbinder Jakob Dillmann II.
hier und Anna Katharina Kehr von Ober=Ramſtadt.
Eheſchrietßzungen: Am 23.: Der Kaufmann Johann Martin
Röhrich mit Anna Emilie Berdux hier.
Geſtorbene: Am 18. März: Dem Fabrikarbeiter Karl Arnold,
S. Wilhelm, 14 T. alt.
Volitiſche Ueberſicht.
Zeulſches Beich. Der Kaiſer nahm Mittwoch vormittag mehrere
kurze Vorträge entgegen, arbeitete ſpäter mit dem Geheimen Rat
v. Wilmowski und machte darauf ſeiner Schweſter, der Großherzogin
von Mecklenburg, ſowie den Königinnen von Sachſen und von
Rumänien, der Großherzogin von Sachſen, der Großfürſtin Wladimir
und der Fürſtin Wied Beſuche. Um 5 Uhr fand Familiendiner im
kaiſerlichen Palais ſtatt, woran alle Fürſtlichkeiten teilnahmen. Am
abend beſuchte der Kaiſer die Oper. Der Kronprinz von Oeſterreich
und mehrere deutſche Fürſten ſind Mittwoch vormittag abgereiſt.
Der Kaiſer verlieh dem deutſchen Botſchafter in Wien, Prinzen,
Reuß. den ſchwarzen Adlerorden. — Prinz Wilhelm ſtattete am
Mittwoch dem Reichskanzler Fürſten Bismarck einen längeren
Be=
ſuch ab.
Der Geſamtvorſtand des Reichstages hat an den Kaiſer folgende
Glückwunſchadreſſe gerichtet:
Berlin, den 23. März 1887.
Allerdurchlauchtigſter, großmächtigſter Kaiſer und Königl
Aller=
gnädigſter Kaiſer, König und Herr! Ew. kaiſerlichen und königlichen
Majeſtät bringt der Reichstag in tiefſter Ehrfurcht am heutigen
Tage ſeine allerunterthänigſten Glückwünſche dar. Das deutſche
Volk iſt erfüllt von Dank gegen Gottes Gnade, die ihm gewährt
hat, den Tag zu ſehen, an welchem Eure Majeſtät das 90.
Lebens=
jahr vollenden. Lebhafter als an anderen Tagen empfindet heute
unſer deutſches Vaterland, was Eure Majeſtät für uns gethan haben.
Heißer denn je ſind die Segenswünſche, welche heute für Eure Majeſtät
aus den deutſchen Herzen emporſteigen. Der Reichstag iſt
hoch=
beglückt, daß ihm vergönnt iſt, am heutigen Tage das dankbare
deutſche Volk vertreten und den Ausdruck der Gefühle desſelben
an den Stufen des Thrones niederlegen zu dürfen. In tiefſter
Ehrfurcht verharrt - im Auftrage des Reichstages - Eurer
kaiſer=
lichen und königlichen Majeſtät allerunterthänigſt treugehorſamſter
Geſamtvorſtand des Reichstages.
Bei dem Diner beim Reichskanzler am 22. woran die
Bot=
ſchafter und Geſandten der fremden Mächte und die vortragenden
Räte des auswärtigen Amts teilnahmen, toaſtete der italieniſche
Botſchafter auf den Kaiſer, der Reichskanzler auf die fremden
Souveräne und Staatsoberhäupter und der öſterreichiſche Botſchafter
auf den Reichskanzler.
Bezüglich der allerhöchſten Gnadenbezeugungen aus Anlaß des
neunzigſten Geburtstages des Kaiſers verlautet zunächſt, daß
die=
jenigen preußiſchen Miniſter, welche noch nicht im Beſitz der
höch=
ſten Ordensklaſſen ſind, höhere Klaſſen erhalten haben. Ferner
wurde dem Staatsſekretär Grafen Herbert Bismarck der Stern
zum Roten Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub und den
General=
adjutanten Generallieutenants Fürſten Radziwill und Grafen
Lehn=
dorff der Rote Adlerorden 1. Klaſſe verliehen.
In ſeiner Sitzung am 23. genehmigte der Reichstag zunächſt
den Vertrag mit Cerbien, betr. den Muſterſchutz, in dritter Leſung.
Darauf wurden ohne Debatte in zweiter Leſung die noch übrigen
Teile des Juſtizetats, des Eiſenbahnetats, des Etats für Zölle und
Verbrauchsſteuern unverändert angenommen. Auf eine Anfrage des
Abg. Mayer (Jena), ob die Regierung in der Frage der Verzollung
der Petroleumfäſſer eine Aenderung eintreten laſſen werde, erklärte
Staatsſekretär Jakobi, daß ein Beſchluß des Bundesrates in dieſer
Richtung noch nicht vorliege. Abg. Diffené (Mannheim) befürwortete
die Aufhebung dieſes Zolles. Bei dem Etat der Zuckerſteuer
befür=
wortete Abg. v. Bennigſen lebhaft, die Vorteile des jepigen Syſtems
der Rohmaterialbeſteuerung zwar beizubehalten, daneben aber einen
erheblichen Teil des Produkts zu beſteuern. Bei der Poſition
„Stempeletat' kommt der Abg. Goldſchmidt auf frühere Aeußerungen
des Finanzminiſters Scholz über Defrauden des Handelsſtandes
zurück. Finanzminiſter Scholz erklärt, er habe lediglich die auf
Er=
fahrung beruhende Anſicht ausgeſprochen, daß der geringe Ertrag
der Steuer teilweiſe ſeinen Grund in Defrauden habe. Der Miniſter
führt Beiſpiele aus ſeiner Erfahrung an und fügt hinzu, er bedaure
lebhaft, daß er perſönlich habe dazu herhalten müſſen, als
Belei=
diger des Handelsſtandes verſchrieen zu werden, den er hoch achte
und ehre.
Der Fürſt von Hohenzollern hat dem Generalſtabsarzt der
Armee Dr. v. Lauer das Ehrenkreuz erſter Klaſſe ſeines Hausordens
mit einem ſehr freundlichen Handſchreiben überſandt, „in der
Hoff=
nung, daß des Doktors Kunſt ſich noch länger bewähren möge, das
theure Leben des Kaiſers ſeinem Volke zu erhalten.
Seit einigen Tagen gehen wieder Miniſterkriſis=Gerüchte um.
Der Finanzminiſter v. Scholz ſoll ſeine Entlaſſung eingereicht haben
und die Entſcheidung ſoll nach dem kaiſerlichen Geburtstag baldigſt
bevorſtehen. Die Gerüchte ſtammen, wie man dem „Hann. Kour."
aus Berlin mitteilt, aus beachtenswerter Quelle und ſind jedenfalls
ernſt zu nehmen, wenn auch eine unbedingte Bürgſchaft für ihre
Richtigkeit nicht übernommen werden kann.
Schweiz. Rumänien und die Niederlande erklärten dem ſchwei
zeriſchen Bundesrat ihre Zuſtimmung zur internationalen
Konven=
tion über techniſche Einheit im Eiſenbahnweſen.
Heſlerreich. Angarn. Die Kommiſſion des Herrenhauſes für
die Vorberatung des Bankſtatuts ſtellte einſtimmig die
Regie=
rungsvorlage bezüglich der Beſtimmung der Grenze, wo die
Ge=
winnteilung zwiſchen der Bank und dem Staate eintreten ſoll,
wieder her.
Franſtreich. Die „Liberte: widmet dem Geburtstage des Kaiſers
Wilhelm einen längeren Artikel, der mit Mut und
anerkennens=
werter Aufrichtigkeit die unbefangene Ueberzeugung ausſpricht: Man
kann ſagen, daß ganz Europa ohne Rückhalt die Bewunderung teilt,
welche der greiſe Kaiſer ſeinem Volke einflößt. Wir begreifen die
ungeheure Popularität, welche der Kaiſer Wilhelm in dem ganzen
Reiche, deſſen ruhmreiches Oberhaupt er iſt, genießt. Man muß
dem Kaiſer die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, daß die von
Deutſchland unter ſeiner Führung beſiegten Völker gegen ſeine
Ver=
ſon weder Erbitterung noch Haß, wie ſie gewöhnlich durch erlittene
Niederlagen erzeugt und durch Rachegelüſte genährt werden,
em=
pfinden. Man kann ſagen, daß er keine Feinde hat. Er iſt lebend
in die hehre Majeſtät der Geſchichte eingegangen. Seit er Frank=
Nr.
reich beſiegt, hat er entſchieden ſeine große Macht zu gunſten des
Friedens gebraucht. Möge er die Jahre, welche Gott ihm noch zu
dem bereits reichen Maß der erlebten ſchenken wird, auch
künftig=
hin zu dieſem edlen Zweck verwenden, wie er ſolches zu verſchiedenen
Malen verheißen hat.
Die Ankunft der Königin von England in Cannes wurde. zum
31. März amtlich angezeigt.
Oberſt Plazanet zeigte ſeinen Austritt aus der Armeekommiſſion
an, weil der Ton des zweiten Briefes des Vorſitzenden de Mahy.
an Boulanger der Würde der Kommiſſion zu wenig entſpreche.
De Mahy erklärte in der Kommiſſionsſitzung, daß der Brief
Bou=
langers eine offene lohale Erklärung geweſen wäre, auf die eine
offene höfliche Antwort gegeben werden mußte. Die Kommiſſion
billigte die Erklärung de Mahys, trotzdem beſtand Plazanet auf
ſeinem Austritt.
Die franzöſiſche Regierung muß in der Getreidezollfrage nun
doch noch eine Niederlage im Parlamente verzeichnen. Mit 267
gegen 263 Stimmen lehnte die Deputiertenkammer die Zuſchlagstaxe
auf Mais ab und wenngleich dieſe Mehrheit gegen die Regierung
nur eine äußerſt geringe iſt, ſo ändert dies doch an der Thatſache,
daß das Kabinet Goblet eine parlamentariſche Niederlage erlitten
hat, nichts. Ob der Vorfall ernſtere Folgen nach ſich ziehen wird,
bleibt abzuwarten, es iſt aber nicht unmöglich, daß
Miniſterpräſi=
dent Goblet dieſe Gelegenheit ergreift, um dem Präſidenten Grevh
das Entlaſſungsgeſuch des Kabinets einzureichen, denn daß in
dem=
ſelben tiefe Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen den radikalen und
den gemäßigteren Mitgliedern beſtehen, iſt ein offenes Geheimnis.
Je eher dieſen unhaltbaren Zuſtänden ein Ende gemacht wird, deſto
beſſer iſt es und ſoll Herr Freyeinet ſchon bereit ſein, ein neues
Kabinet zu bilden.
Engtand. Im Unterhauſe bekämpfte am Mittwoch in der
De=
batte anläßlich der Ankündigung der iriſchen Strafrechtsnovelle der
Oberſekretär Balfour den Unterantrag Morleys und fragte, woher
er, Morley, wiſſe, daß die Vorlage gegen ganz Irland gerichtet ſei
und ſich nicht auf einen Teil des Landes beſchränke; der
Preis=
rückgang um ein Sechſtel der ganzen Pacht rechtfertige nicht eine
ſoziale Revolution; indem die Oppoſition ſich zu Homerule bekenne,
geſtehe ſie ein, daß die Landakte von 1881 ein Fehlſchlag geweſen
ſei. Die Regierung werde ſo bald als möglich im Oberhauſe eine
Vorlage einbringen, welche bie Operationen der Landakte von 1881
leichter mache und den Pächtern eine billige Erleichterung gewähre,
aber die Löſung der iriſchen Bodenfrage ſei nur durch eine
Pacht=
gut=Ankaufsbill möglich, welche einzubringen die Regierung bereil
lei, ſobald die Oppoſition bereit ſei, dieſelbe aufzunehmen. Nach
ſiebenſtündiger Debatte wurde die Diskuſſion über die Dringlichkei
der Novelle auf Donnerstag vertagt.
Flakien. Die Nachricht, der deutſche Botſchafter v. Keudell
habe ſeine Entlaſſung eingereicht, beruht auf Erfindung. Herr
v. Keudell hat am 22. im Auftrage Sr. Majeſtät des Kaiſers
Wil=
helm dem Grafen Robilant den hohen Orden vom Schwarzen Adler
überreicht.
Spanien. Deu Cenat nahm mit 111 gegen 85 Stimmen den
Geſetzentwurf betreffs der Verpachtung der Tabakregie an.
Rußland. Die Deputation des Kaiſer Alexander Garde=
Gre=
nadier=Regiments iſt am 20. in Petersburg von Berlin eingetroffen
und hat ſich am 21. dem deutſchen Botſchafter, General v. Schweinitz.
dem Kriegsminiſter Wannowski und dem Chef des Generalſtabs
Generallieutenant Obrutſchew vorgeſtellt. Am 22. d. begab ſich die
Deputation nach Gatſchina. Anläßlich des Geburtstags des
deut=
ſchen Kaiſers iſt das geſamte Perſonal der deutſchen Botſchaft nach
Gatſchina zum Diner geladen. Mittwoch fand bei dem deutſchen
Botſchafter, General v. Schweinitz, ein Galadiner ſtatt, zu welchem
der Miniſter des Auswärtigen v. Giers, Geh. Rat Vlangali, Baron
Jomini, Geh. Rat Sinowjew, die Botſchafter und Geſandten
ge=
laden waren.
Bukgarien. Die Regenten und Miniſter begaben ſich am
22. ds. Mts. zu dem deutſchen General=Konſul, um demſelben
ihre Glückwünſche zum Geburtstag des Kaiſers Wilhelm
auszu=
ſprechen.
Die Zankowiſten erklärten dem türkiſchen Spezialkommiſſär
Riza Bey, eine Fortſetzung der Beſprechungen wegen Herbeiführung
einer Verſtändigung müſſe namentlich deshalb unterbleiben, weil es
im Lande keine Preßfreiheit gebe und verſchiedene Zankowiſten noch
in Haft ſeien.
Die bulgariſchr Regentſchaft trifft große militäriſche
Vorkeh=
rungen gegen etwaige äußere und innere Ueberraſchungen.
Die Stimmung unter den Bulgaren iſt nach wie vor ganz
ent=
ſchieden für den Fortbeſtand der bulgariſchen Union und namentlich
kommt dieſe Stimmung immer wieder in Rumelien zum
prägnan=
teſten Ausdruck, wo überhaupt die Regentſchaft ihre feſteſte Stütze
findet. Im Anſchluſſe an die am Sonntag in Philippopel
ſtattge=
habte Delegiertenverſammlung aus allen Teilen des Landes wurde
eine patriotiſche Verbindung errichtet, deren Zweck die energiſche
Bekämpfung der inneren wie äußeren Feinde Bulgariens iſt. Die
Verſammlung wählt: einen Ausſchuß von 24 Mitgliedern unter
dem Präſidium Dr. Tſchomakoffs und ſoll der Ausſchuß die Orga=
60
737
niſation des neuen Bundes ſchleunigſt in die Hand nehmen;
wahr=
ſcheinlich wird der Vorgang auch in Bulgarien Nachahmung finden.
Und angeſichts ſolcher bedeutungsvoller Demonſtration behauptet
die ruſſiſche Preſſe fortgeſetzt, daß das bulgariſche Volk unzufrieden
mit dem jetzigen Zuſtande der Dinge ſei.
Griechenkand. In der Kammer brachte Trikupis eine Vorlage
ein, betr. die Reorganiſation der Armee. Die Hauptpunkte ſind:
Verlängerung der aktiven Dienſtzeit, Beſtimmung der Altersgrenze
für den Rücktritt der Offiziere und Organiſation der Cadres für
die Territorialarmee und die Reſerve.
Türſtei. Die Gerüchte über eine bevorſtehende Miniſterkriſis
gründen ſich auf die Thatſache, daß gewiſſe zwiſchen dem Großvezir
und der Mehrheit der Kabinetsmitglieder herrſchende
Meinungs=
verſchiedenheiten in Betreff aktueller Fragen in jüngſter Zeit
aber=
mals zu ſchärferem Ausdrucke gekommen ſeien.
Coppten. „Reuter's Bureau' meldet: Die Regierung teilte der
Schuldenkaſſe mit, ſie halte eine weitere Erhebung der Coupon=
Steuer nicht für erforderlich und erſuchte die Kaſſe, den Coupon
voll auszuzahlen.
Darmſtadt, 25. März.
Ihre Hoheit die Erbprinzeſſin Eliſabeth von Auhalt iſt in
Begleitung der Hofdame Gräfin Bünau Mittwoch nachmittag 1 Uhr
30 Min. zu Beſuch Ihrer Großh. Hoheit der Prinzeſſin Victoria
hier eingetroffen und im Neuen Palais abgeſtiegen. Höchſtdieſelbe
reiſte geſtern nachmittag 2 Uhr 36 Min. nach Frankfurt zurück.
r. Zweite Kammer der Landſtände. Die geſtrige Sitzung wurde
kurz nach 110 Uhr durch den Vorſitzenden Abgeordneten Kugler
mit Mitteilungen eröffnet. Dieſelben betrafen Entſchuldigungen
ab=
weſender Mitglieder und namentlich die Benachrichtigung von der
erfolgten Verlobung Ihrer Großh. Hoheit der Prinzeſſin Jrene mit
Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen, worauf
das Büreau einſtimmig mit der Vorbereitung einer
Glückwunſch=
adreſſe betraut wurde, die infolge des freudigen Ereigniſſes von der
Kammer an Se. Königl. Hoheit den Großherzog abgehen ſoll. Es
folgten dann Mitteilungen über neue Einläufe, ſowie die
Bericht=
erſtattungen der verſchiedenen Ausſchüſſe, welche eine längere Zeit
in Anſpruch nahmen.
Bei der Beratung über die infolge der Ernennung des
Land=
tagsabgeordneten Karl Hechler zum Mitglied und Rat bei der
Großh. Brandverſicherungskommiſſion am 26. Januar 1887
ſtatt=
gehabte Neuwahl eines Landtagsabgeordneten für den
Wahlbezirk Darmſtadt=Groß=Gerau und die infolge der
Er=
nennung des Landtagsabgeordneten Haas zum Kreisrat in Offenbach
am 11. Oktober 1886 ſtattgehabte Neuwahl eines
Landtags=
abgeordneten für den Wahlbezirk Darmſtadt=Gernsheim=
Zwingenberg fand die erfolgte Wiederwahl der beiden Genannten
keinen Anſtand.
Darauf folgte die Wahl eines Mitgliedes des zweiten
und dann die Wahl eines Mitgliedes des vierten
Aus=
ſchuſſes, anſtelle des aus der Kammer ausgeſchieden geweſenen,
aber wieder zum Abgeordneten gewählten Kreisrats Haas, und
wurde dieſer durch Akklamation einſtimmig wieder zum Mitglied
beider Ausſchüſſe ernannt.
Zu der Vorlage des Großh. Miniſteriums der Finanzen, betr.
Vewilligung von 8400 M. zur Herſtellung der Vorrichtungen
für Reinigung und Desinfektion der Viehwagen nach den
Vorſchriften des Bundesrates und der damit in Verbindung zu
bringenden Erbauung von Waſchküchen auf den Stationen
der Oberheſſiſchen Bahnen, hatte der erſte Ausſchuß (
Bericht=
erſtatter Abg. Wolfskehl) die Verwilligung der angeforderten
Geldmittel zu Laſten der Ueberſchüſſe der laufenden Finanzperiode
beantragt. Die Kammer ſchloß ſich ohne weitere Diskuſſion dieſem
Antrage an und bewilligte einſtimmig die von der Regierung
ge=
forderten Mittel.
Weiter hatte der von demſelben Berichterſtatter vertretene erſte
Ausſchuß betreffs der von Großh. Miniſterium der Finanzen
ge=
machten Vorlage wegen Bewilligung der Mittel für die
Beſchaf=
fung einer Lokomotive für den Dienſt auf der
Ober=
heſſiſchen Bahn mit 2050 M. Ablehnung der den Ständen
angeſonnenen Bewilligung beantragt. Bei der Diskuſſion machte
Abg. Liſt auf mehrere Mißſtände im Fahrplan der Oberheſſiſchen
Bahnen aufmerkſam, worauf die beantragte Ablehnung angenommen
wurde.
Nachdem beide Kammern ein Geſuch des
Bauunterneh=
mers Franz Becker von Ludwigshöhe um Verwilligung eines
Erſatzes für bedeutende und unvorhergeſehene Verluſte, welche
der=
ſelbe bei Ausführung der übernommenen Arbeiten und der
Mate=
riallieferung am Bergrutſch zu Dienheim erlitten, durch ein
Erſu=
chen um eine dem Becker'ſchen Geſuche entſprechende Vorlage
be=
fürwortet haben, und die Großh. Regierung dieſem Erſuchen durch
eine demſelben entſprechende Vorlage nachgekommen iſt, beantragt
der erſte Ausſchuß (Berichterſtatter Abg. Schroeder) unter
Wah=
rung des Grundſatzes, daß nachträgliche Vergütungen bei, unter ganz
738
Nr. 60
beſtimmten Beſtimmungen und Vereinbarungen getroffenen
Ab=
machungen nicht, oder doch nur ganz ausnahmsweiſe zu bewilligen
ſind, zu oben genanntem Zweck der Großh. Regierung den Betrag
von 3000 Mark zu Laſten der Ueberſchüſſe der laufenden
Budget=
periode zur Verfügung zu ſtellen. Es erfolgte einſtimmig die
Zu=
ſtimmung zu dem Ausſchußantrag.
Die von dem erſten Ausſchuß beantragte und von den
Abgeord=
neten Hechler und Ellenberger noch beſonders befürwortete
Bewil=
ligung des von Großh. Miniſterium der Finanzen zur Anlage
einer Halteſtelle bei Wixhauſen zunächſt für
Perſonenbeför=
derung angeforderten Betrags von 25500 Mark zu Laſten des
Heſ=
ſiſchen Baukapitals der Main=Neckar=Bahn wurde einſtimmig
ge=
nehmigt und darauf dem im Anſchluß an einen desfallſigen Antrag
des Abg. Frhrn. v. Wedekind an die Berichterſtattung und
vorjäh=
rige Verhandlung darüber von Großh. Miniſterium der Finanzen
an die Stände, zunächſt an die 2. Kammer geſtellten und vom erſten
Ausſchuß (Berichterſtatter Abg. Schroeder) zur Annahme
empfoh=
lenen Anſinnen entſprochen, nach welchem ein Betrag von 23000
Mark für die Herſtellung einer Winterhalteſtelle für
Neckarfahrzeuge am Langenwörth oberhalb
Neckarſtei=
nach zu Laſten der Betriebsüberſchüſſe der laufenden Finanzperiode
verwendet werden ſoll.
Der von dem Abg. Wolfskehl erſtattete ausführliche Vericht
des erſten Ausſchuſſes über die Vorlage Großh. Miniſteriums der
Finanzen, die Nachweiſung der definitiven Ergebniſſe der
Staatsſchulden=Verwaltung während der Finanzperiode
1879180-188182 betr., beantragt - allerdings hervorhebend,
daß für eine beſſere Ueberſicht und einem ganz vollſtändigen Bild
aller Kategorien der Staatsſchuld auch die Staatsrenten=
Ablöſungs=
ſchuld und die Landeskulturrentenſchuld in der vorgelegten
Nach=
weiſung und Berechnung erwünſcht wären, dabei aber das
Ergeb=
nis der Staatsſchuldenverwaltung für den hier in Betracht
kom=
menden Zeitraum als ein günſtiges und befriedigendes bezeichnend
die Kammer wolle die Verwaltung der Staatsſchulden in der
Finanzperiode 187980-188182 für gerechtfertigt erklären und die
Ergebniſſe derſelben mit einem am 1. April 1882 vorhandenen
Paſ=
ſivſtande von 34531734 Mk. 19 Pf. gegenüber einem Aktivſtande
von 10971872 Mk. 10 Pf., demnach mit einem Ueberſchuſſe der
Paſſiven von 23559862 M. 9 Pf. als richtig anerkennen. Nachdem
Miniſterialpräſident Weber ſich mit der von dem Berichterſtatter
mehr als ſeine perſönliche Meinung dargeſtellten Zuſatzbemerkung
für die Zukunft einverſtanden erklärt hatte, wurde der
Ausſchuß=
antrag einſtimmig angenommen.
(Schluß folgt.)
Militärdienſtnachrichten. A. Stellenbeſetzung der neu zu
for=
mierenden höhern Kommando=Stäbe und Infanterie=Truppenteile.
Inf.=Regt. 136: Bayer bish. im Inf.=Regt. 115. Inf.=Regt. 137.
Hoffmann, bish. im Inf.=Regt. 115. Inſ.=Regt. 138: Hof, bish.
im Inf.=Regt. 116, v. Scheele, bish. im Inf.=Regt. 117, unt.
Ver=
leih. eines Patents v. 26. Sept. 1882, Mickel, bish. im Inf.=Regt.
115. Eberhardt, bish. im Inf.=Regt. 118, Raffel, bish. im Inf=
Regt. 118. v. Nauendorf, bish. im Inf.=Regt. 115, Hofmann l.,
bish. in demſ. Regt., Lindt, bish. im Iuf=Regt. 117, Simons II.,
bish. in demſ. Regt., Proffen, bish. im Inf.=Regt. 118, v. Arnim,
bish. im Inf.=Regt. 115. Wittich, bish. im Inf.=Regt. 117. v.
Die=
mar, bish. im Inf=Regt. 118. 4. Bataillon Inf.=Regt. 17. In
das Regt. verſetzt: Vogel, v. Inf.=Regt. 117,. unt. Verleih. eines
Patents v. 13. Aug. 1883.
B. Stellenbeſetzung aus Anlaß weiterer Neuformationen. Draudt,
Maj. u. Abt. Kmdr. v. Feld=Art.=Regt. 7, in das Feld=Art=Regt. 25
verſ. Schede, Maj. v. Feld=Art.=Regt. 11, 3. Abt.=Kmdr. ernannt.
Davidſohn, Oberſtlt. v. Feld=Art.=Regt. 15, als etatsm. Stabsoff.
in das Feld=Art.=Regt. 31 verſ. v. Mohl, Oberſtlt. v. Feld=Art.=
Regt. 25. 3. etatsmäß. Stabsoff. ern. v. Gizhcki, Maj. v. demſ.
Regt., als Abt=Kmdr. in das Feld=Art.=Regt. 10 verſ. Koch, S.=Lt.
v. Feld=Art.=Regt. 25. z. P.=Lt. bef. Gindler, P.=Lt. l. 8. desſ.
Regts., unt. Entb. von ſeinem Kmdo. als Adj. b. d. Art.=Schießſch.
u. unt. Bef. 3. Hptm. u. Battr.=Chef mit einem Patent unmittelbar
vor dem z. Hptm. u. Battr.=Chef bef. P. Lt. Guſe, v. Feld=Art.=
2 in das Feld=Art.=Regt. 25. Wagner, Hptm. v. Art.=Regt., 31¾.
Battr.-Chef ern. Schnittſpahn, P.=Lt. v. demſ. Regt., unt. Beſ.
3. Hptm. u. Battr.=Chef, in das Feld. Art.=Nt. 18 verſ. Mangold.
Maj. v. Inf.=Regt. 115, als Bats=Amdr. in das Inf.=Regt. 60 verſ.
Henrici Maj., aggregiert dem Inf=Regt. 115, in die 1.
Haupt=
mannsſtelle des Regt. einrangiert. v. Frankenberg=
Ludwigs=
dorff I. S.=Lt. vom Infanterie=Regiment 115, zum Prem=Lieut.
Bendemann, Maj. v. Inf.=Regt. 117, als Bat.=Kmdr. in das Inf.
Regt. 116 verſ. Sartorius, Maj., aggreg. dem Iuf.=Regt. 117.
in die erſte Hauptmannsſt. dieſes Regts. einrang. v. Erhardt,
Vr.=Lt. v. Inf=Regt. 116,. ¾. Hauptm. und Komp=Chef, Stumpff,
S.=Lt. v. Inf.=Reat. 116, z. Pr. Lt. Mierzinsky, Hauptm l. 8.
des Inf.=Regts. 43. unt. Entbe. v. d. Emdo. als Ad. b. d.
Gouver=
nement von Mainz, als Cp.=Chef in das J.=R. 90 verſ. Schott
Pr.=Lt. v. Inf.=Regt. 117, ¾. Hauptm. u. Komp.=Chef bef. Bauer,
S.=Lt. v. Inf=Regt. 115, unt. Bef. 3. Pr.=Lt. in das Inf.=Regt. 117
Cleve, Pr.=Lt. v. Inf. Regt. 115, zum Hauptmann u. Komp.=Chef,
Becker S.=Lt. von demſ. Regt., 3. Pr.=Lt. v. Wachter l., S.=Lt.
v. J. R. 118, ¾. Pr.=Lt. Fink, S=Lt.v. Inf.=R. 118, ¾. Pr. Lt. bef.
r Stadtverordneten=Verſammlung. In der geſtern nachmittag
ſtattgefundenen Sitzung teilte der Herr Oberbürgermeiſter Ohlh
mit, daß er wegen der ſtattgehabten Verlobung Ihrer Großh.
Hoheit der Prinzeſſin Irene mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen
Heinrich von Preußen Glückwunſchtelegramme an Se. Königl.
Hoheit den Großherzog und das hohe Brautpaar im Namen der
Stadt abgeſandt und weiter die dankende Antwort Sr. Königl.
Hoheit des Großherzogs erhalten habe. Auf Antrag des Herrn
Stadtv. Hochſtätter wurde alsdann zur Anſtellung von
Er=
hebungen betreffs des Aufenthalts der Königin Luiſe von Preußen
in hieſiger Stadt (783-1793) eine aus dem Antragſteller und den
Herren Bernhardt und Wolfskehl beſtehende Kommiſſion ernannt.
Darauf wurde ein Baugeſuch für Gelände jenſeits der
Beck=
ſtraße genehmigt und von Herrn Beigeordneter Riedlinger über die
Errichtung einer elektriſchen Centralſtation berichtet - ein
Gegen=
ſtand, der ſeit etwa zwei Monaten in ein neues Stadium getreten
iſt durch die befürwortete Einrichtung elektriſcher Beleuchtung im
Theater, die nach einem Vortrag des Herrn Profeſſor Dr. Kittler
vor Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog im Laufe des nächſten
Sommers dort inſtalliert werden ſoll, und zwar eventuell mit
An=
ſchluß an eine ſtädtiſche Centralſtation. Zu dieſem Zwecke ſoll eine
beſondere Kommiſſion, unter Zuziehung des. Herrn Profeſſor Dr.
Kittler, ernannt werden.
Herr Stadtverordneter Karp erbat ſich vorerſt Auskunft über
Uebernahme durch die Stadt oder Vergebung an eine Geſellſchaft,
Verhältniſſe der Gasfabrik, Rentabilität, Koſten für Private u. ſ. w.,
worauf Herr Bergſträßer dieſe Fragen durch den von Herrn Kittler
vor der Finanz= und Baukommiſſion neulich gehaltenen Vortrag
beantwortet erklärte und bemerkte, daß die Rentabilität nur bei
3000 Glühlampen, alſo nmr bei Beteiligung des Theaters erzielt
werden könne. Im Namen der Finanzkommiſſion ſchlug Herr Hauſer
die Herren Riedlinger, Bergſträßer, Bernhardt, Rückert und die
techniſchen Beamten der Stadt als Mitglieder der neuen Kommiſſion
vor, ein Vorſchlag der angenommen wurde, nachdem auf Antrag
des Herrn Rückert ſich noch Herr Wolfskehl zum Eintritt in die
Kommiſſion bereit erklärt hatte. Ein Gutachten über die Qualität
des hieſigen Gaſes, ausgeſtellt von den Herren Schiehle und Wagner
in Frankfurt a. M. wird den Stadtverordneten demnächſt zugehen.
In betreff des folgenden Punktes der Tagesordnung, ein
Orts=
ſtatut, die Konzeſſionierung von Schankwirtſchaften betr., berichtete
der Vorſitzende unter Vorlegung eines Entwurfs, wonach nur im
Bedürſnisfalle die Konzeſſion für Errichtung von Gaſtwirtſchaften
u. ſ. w. erteilt werden ſoll. Gegen die Annahme dieſes Statuts
ſprach Herr Schödler, indem er dasſelbe für eine Beſchränkung der
ſeither geübten und gewohnten Gewerbefreiheit erklärte und als
einen ſchweren Eingriff in das Privateigentum bezeichnete, dabei in
ſeinem und mehrerer anderer Stadtverordneter kamen die namentliche
Abſtimmung beantragend. Herr Schmeel erklärte ſich anderer Meinung
als der Vorredner und bezeichnete die Abhängigkeit der Konzeſſion
von dem Bedürfnis für gerechtfertigt, indeſſen war er doch nicht
mit dem Entwurf einverſtanden, der ſeiner Meinung nach auf die
entſtehenden Schädigungen billige Rückſicht nehmen müſſe, und
be=
antragte daher Zurückverweiſung an die Wirtſchaftskommiſſion,
wo=
rauf Herr Oberbürgermeiſter Ohly ſeinen Antrag zurückzog.
Ueber den notwendig gewordenen Neubau eines Gymnaſiums
und zur Orientierung über dieſe Frage, die noch dieſem Landtage
von der Regierung vorgelegt werden ſoll, berichtete der Vorſitzende
mit dem Bemerken, daß von der Regierung die unentgeltliche
Ab=
gabe des Bauplatzes als Bedingung geſtellt werde. Hierfür iſt der
Platz zwiſchen der Gasfabrik und dem Viehmarktplaße in Ausſicht
genommen und von der Behörde unter Bedingung der
Weiterfüh=
rung der Fabrikſtraße bis zur Landwehrſtraße gutgeheißen worden.
Auf den Antrag des Hrn. Stadtverordneten Bernhardt wurde die
Angelegenheit an die Bau= und Finanzkommiſſion verwieſen und
dann, nachdem noch die für die Straßenkehrer vorgelegte
Kopfbe=
deckung nach dem Vorſchlag der Kommiſſion verſuchsweiſe
ange=
nommen und einzelne periodiſch wiederkehrende Vergebungen und
Anſchaffungen genehmigt worden waren, in die geheime Sitzung
eingetreten.
Generalmajor 3. D. Graf Herzberg, früher Kommandeur der
49. Infanterie=Brigade in Darmſtadt, iſt am 23. ds. Mts. in Kaſſel
geſtorben.
Auch in der Victoria=Schule wurde der 90. Geburtstag
unſeres geliebten Kaiſers feſtlich begangen. Der Turnſaal
der Anſtalt war ſinnig geſchmückt und die Büſte des Kaiſers ſtand,
von friſchem Grün umgeben, im Vordergrunde. Nach einleitendem
Choral und Gebet entwickelte der Direktor der Anſtalt in klaren,
friſchen und warmen Worten die Hauptzüge des Charakterbildes
unſeres Heldenkaiſers, deſſen freundlich=mildes Antlitz, in
wohlge=
lungeren Zügen, auf die jugendliche Verſammlung herabſchaute, die
aufmerkſam der einfachen und treffenden Schilderung lauſchte. Nun
folgten abwechſelnd patriotiſche Geſänge und Gedichte, von
Schüler=
innen der Anſtalt begeiſtert vorgetragen, und zum Schluſſe derſelben
ſchmückte eine Schülerin der erſten Klaſſe, nach einer ſehr gut
vor=
getragenen poetiſchen Anſprache an den Kaiſer, deſſen Büſte mit
einem friſchen Blumenkranz. Hierauf brachte der Direktor ein
drei=
faches Hoch auf den Kaiſer aus, und ſchloß die erhebende Feier, die
Nr.
allen Teilnehmern von Herzen kam und zu Herzen ging, mit der
Abſingung der Nationalhymne.
1 In dem feſtlich geſchmückten Saale des Feierabendhauſes
wurde am Dienstag abend Kaiſers 90. Geburtstag in
wür=
diger Weiſe gefeiert. Nach Vortrag des Liedes „An das
Vater=
land von Kreutzer, durch den Sängerchor des Feierabend entrollte
Herr Reallehrer Th. Becker in durchdachter Rede ein herrliches
Bild von dem Leben und Wirken unſeres ſo hochverehrten
gottbe=
gnadeten Heldenkaiſers und feierte ihn als Fürſten, dem mit Recht
die Bezeichnung „des Großen' gebühre, wie auch als ein
leuchten=
des Vorbild in Gottesfurcht und Gottvertrauen. Betonend wie
unſer Kaiſer als Hort des Friedens insbeſondere auch die Förderung
des Wohles der arbeitenden Klaſſen ſich ſo außerordentlich
ange=
legen ſein laſſe und als die große Aufgabe ſeines Vebens betrachte,
wurde auf ein dem Heldenkaiſer ausgebrachtes herzliches Hoch, das
Lied „Heil dir im Siegerkranz” gemeinſam geſungen. Herr
Fabrikant Karl Hochſtätter machte nunmehr die Mitteilung, daß
als Ausdruck patriotiſcher Geſinnung zwei Vorſtandsmitglieder zum
heutigen Abend ein Fäßchen Bier geſpendet; ſagte Herrn Reallehrer
Becker für die gehaltene Rede den herzlichſten Dank, welchen die
Anweſenden durch Aufſtehen von ihren Sitzen bekundeten, und
ge=
dachte - anknüpfend an ein zur Feier des Geburtstages unſeres
Kaiſers vorgetragenes Gedicht - des feſten Bandes, das Fürſt
1 und Volk unauflösbar umſchlingt, der Liebe zu unſerem deutſchen
Vaterlande: welcher er mit dem Wunſche, daß ſich Fürſt und Volk
immer mehr der Segnungen des Friedens nach Innen und Außen
erfreuen möge, ein begeiſtert aufgenommenes Hoch ausbrachte. Nach
dem gemeinſam geſungenen Lied „Deutſchland über alles' ergriff
Herr Stadtverordneter Hein das Wort und brachte - darauf
hin=
weiſend, wie ſehr unſere deutſchen Fürſten mit dem Kaiſerhauſe
ver=
bunden ſind und nun aufs Neue wieder durch die Verlobung Ihrer
Großh. Hoheit der Prinzeſſin Irene mit Sr. Königl. Hoheit dem
Prinzen Heinrich von Prenßen Bande der Verwandtſchaft
ge=
knüpft worden ſeien, auf unſeren verehrten Landesfürſten Se. Königl.
Hoheit den Großherzog, ein dreifaches Hoch aus, welches
freu=
digen Wiederhall fand. Mit dem Abſingen der Lieder „Die Wacht
am Rhein' und „Auf ihr Brüder laßt uns wallen;, fand die ſchöne
Feier ihren Abſchluß.
8 Unter den vielen Feſtlichkeiten, welche zur Feier des
Geburts=
feſtes unſeres Kaiſers ſtattfanden, darf nachträglich die Schulfeier
des „Hofmänniſchen Mädcheninſtituts” als eine beſonders gelungene
bezeichnet werden. Nach dem Eingangslied ,Lobet den Herrn= Und
einer warmen Anſprache des Vorſtehers der Anſtalt, folgte ein für
dieſen Tag gedichtetes und von mehreren Schülerinnen aufgeführtes
Feſtſpiel, welches der Verehrung für den greiſen Heldenkaiſer
be=
geiſterten Ausdruck gab. Außerdem wechſelten programmgemäß
patriotiſche Vorträge und Lieder. Den anderen Teil des Feſtes
bildeten zwei dramatiſche Stücke mehr heiteren Inhalts, die flott
geſpielt wurden und reichen Beifall fanden. Ein Schlußwort,
aus=
klingend in ein enthuſiaſtiſch aufgenommenes Hoch auf den Kaiſer,
beendete die ſtimmungsvolle Feier, die Zeugnis ablegte, von dem
Geiſte, welcher in dieſen Räumen gepflegt wird.
Es wird uns mitgeteilt, daß die Abhaltung des auf den
26. März feſtgeſetzten Konzertes des Mozart=Vereins eingetretener
Hinderniſſe halber bis zum 18. nächſten Monats verſchoben
wer=
den mußte.
N Kleine Mitteilungen. Dienstag Nacht wurde aus einem
Hof=
raum in der Kiesſtraße eine größere Partie zum trocknen
aufge=
hängt geweſene Wäſche entwendet. — Einem Fuhrmann aus
Eber=
ſtadt wurde in der Schulſtraße von ſeinem Fuhrwerk eine noch neue
Peitſche geſtohlen. - Wegen Obdachloſigkeit ſind drei Perſonen in
das Polizeigefängnis eingeliefert worden.
* Arheilgen, 24. März. Dem geſtrigen Bericht über die
Ge=
burtstagsfeier unſeres Kaiſers im „Löwen' iſt noch
nachzu=
tragen, daß auch zur Erhöhung der Feſtſtimmung die gleichzeitige
Anmeldung von vier neuen Mitgliedern beitrug, welche ſeitens des
Kriegervereins mit herzlicher Freude entgegengenommen wurde. Es
ſind dies die Herren Bürgermeiſter Frey, Fabrikant Wilhelm Weber
und die beiden Brüder Lehrer Hofmann. Außerdem ſpendeten die
kürzlich neu eingetretenen zwei Mitglieder, Herr Dr. Völker und
und Herr Auguſt Benz, ſowie noch einige Freunde des
Krieger=
vereins für den ganzen Feſtabend „Freibier” ein vorzügliches
Ge=
bräu des Herrn Auguſt Benz im =Löwen' ſelbſt - alſo Löwenbräu.
Aber auch im Gaſthaus zum „Deutſchen Haus; das tagsüber
ge=
flaggt hatte, wurde Kaiſers Geburtstag in würdig freudiger Weiſe
gefeiert. Hier konzertierte unſere Feuerwehrkapelle und kam es zum
Schluſſe noch zu einem flotten Tänzchen. - In letzter Zeit fand
die Viſitation unſerer hieſigen neun Schulen ſtatt. Unſere liebe
Jugend freut ſich hauptſächlich beim heutigen Schluß derſelben über
die Wecke, die ihr auf Koſten der Gemeinde, wie herkömmlich bei
dieſer Gelegenheit, verabreicht werden.
k Nieder=Ramſtadt, 22. März. Die Feier von Kaiſers
Ge=
zurtstag verlief hier in ſchönſter Weiſe: Schulfeier, Kaiſer=Bretzeln,
Glockengeläute, Feſteſſen Fackelzug und Feuerwerk unter Beteiligung
aller Vereine und von Alt und Jung der Gemeinde! Der Bürger= dieſelben mit einem Strafmandat davon. - In der Nähe des
ehe=
meiſter, der Ortsgeiſtliche und der Vorſtand des Kriegervereins hielten
60
739
Anſprachen. „Dem kerndeutſchen Mann an der Spitze unſeres
Volks dem Väter des Vaterlandes, unſerem Kaiſer Wilhelm' galten
die Ehrenſalven und der freudige Zuruf des Volks.
Offenbach, 23. März. Die hier ſtattgehabte Feier des
Geburts=
tags Sr. Majeſtät des Kaiſers verlief unter allgemeinſter
Betei=
ligung in glänzender Weiſe. Im Verlaufe des Feſtes wurden
folgende Telegramme abgeſandt:
An Seine Majeſtät den Deutſchen Kaiſer, Berlin.
Eine auf dem Wilhelmsplatze der Stadt Offenbach am Main
heute gepflanzte Kaiſer Wilhelms=Eiche wird Jahrhunderte lang die
kommenden Geſchlechter unſerer Stadt erinnern an das Glück, das
heute dem deutſchen Volk widerfahren iſt. Die zur Feier des
neunzig=
jährigen Geburtstages Eurer Majeſtät vereinigten Bürger
Offen=
bachs bezeugen Eurer Majeſtät hierdurch die freudige Bewegung,
die unſere alle Zeit deutſch geſinnte Stadt beſeelt.
Major v. Schönfeld, Kreisrat Haas, Bürgermeiſter Brink.
An Seine Königl. Hoheit den Großherzog von Heſſen, Berlin.
Aus Anlaß der Kaiſerfeier verſammelte Feſtgenoſſen zu
Offen=
bach ſenden ehrfurchtsvollen Glückwunſch zu dem für unſer geliebtes
Fürſtenhaus und das ganze Heſſenland hocherfreulichen Exeignis der
Verlobung der Tochter unſeres Fürſtenhauſes. Heil und Segen dem
neuverlobten Paar.
Major v. Schönfeld Kreisrat Haas, Bürgermeiſter Brink.
Auf das letztere iſt alsbald nachſtehendes Telegramm
ein=
gegangen:
Kreisrat Haas, Offenbach.
Bitte herzlichen Dank an Unterzeichner und Feſtgenoſſen für
die Glückwünſche zur Verlobung ausſprechen zu wollen.
Ludwig.
4. Mainz, 23. März. In dem Kaſino zum =Gutenberg hier
fand geſterr abend eine heftige Gasexploſion ſtatt, durch welche
der Hausmeiſter mehrere erhebliche Verletzungen davon trug und
verſchiedene Räume ſamt deren Inhalt mehr oder minder ſtark
zertrümmert wurden. Eine ſchadhafte Stelle an der Hauptleitung
trug die Schuld an der Exploſion. - Als Nachfeier zu dem
Ge=
burtstag des deutſchen Kaiſers verſammelte ſich heute morgen eine
diſtinquirte Geſellſchaft, Damen und Herren zum „Frühſchöppen”
in der Stadthalle, wobei man ſich bei den Klängen einer
Militär=
kapelle nochmals in ungezwungenſter Weiſe der Feſtſtimmung
hin=
gab. - Im Namen der Stadt Mainz übermittelte geſtern
Bürger=
meiſter Dr. Oechsner dem deutſchen Kaiſer als auch Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog Gratulationstelegramme; an Se. Königl.
Hoheit den Großherzog wegen der Verlobung der Prinzeſſin Jrene.
Auf letzteres Telegramm kam noch am Abend folgende
Rückant=
wort an: „Freue mich, daß Mainz wie immer lebhaften Anteil
nimmt an dem Glücke meiner Familie. Ludwig.-— Auf dem hieſigen
Centralbahnhof wurde geſtern abend der Stationsverwalter beim
überſchreiten eines Geleiſes von einer Rangiermaſchine erfaßt,
und heftig bei Seite geſchleudert. Außer einer heftigen Erſchütterung
trug der Beamte keine Verletzung davon.
J. Worms, 23. März. Hier geht man eben mit dem Projekt
um ein Volkstheater zu bauen. Durch den Beifall, welchen die
Lutherſpiele ſeiner Zeit gefunden, ermutigt, hat der um das
Kunſt=
leben von Worms hochberdiente Fabrikant Friedrich Schön einen
Plan nebſt Koſtenvoranſchlag zu einem Volkstheater ausgearbeitet,
den er dieſer Tage einer größeren öffentlichen Verſammlung zur
Beſichtigung und Begutachtung unterbreitete. Dem Projekt liegt der
Gedanke zu Grunde, keine ſtändige Schauſpielertruppe zu halten,
ſondern nür von Zeit zu Zeit Volksſchauſpiele zu veranſtalten, bei
welchen Darſteller wie Zuſchauer der Kunſt eine innige und lebhafte
Teilnahme entgegenbringen. Nach den vorgelegten Plänen würde
das Theater etwä 1000 Sitzplätze enthalten und iſt die innere
Ein=
richtung derart gedacht, um im Bedarfsfall die Sitzplätze entfernen zu
können, wodurch ein Raum zur Aufnahme von 1500 Perſonen
ge=
ſchaffen wird. Das ganze Gebäude inel. Einrichtung würde nach den
Köſtenvoranſchlägen nur 350000 M. koſten. Zur Aufbringung dieſer
Summe iſt zunächſt an freiwillige Beiträge gedacht, doch wurde in
der Verſammlung unter Hinweis. daß das kleinere Speyer aus
ſtädtiſchen Mitteln einen Saalbau für 180000 M. errichtet, angedeutet,
daß ein Zuſchuß aus der Stadtkaſſe nicht ausgeſchloſſen, zumal
be=
abſichtigt, das ganze Unternehmen nach Aufbringung der Geldmittel
in die Hände der Stadt zu legen. In beregter Verſammlung
fan=
den Pläne und Projekte ungeteilten Beifall und wurde ein aus 50
Perſonen beſtehendes Komite gebildet, das die weiteren vorbereitenden
Schritte erwägen ſoll.
4 Aus Rheinheſſen, 23. März. Mit dem Bau des für
Rhein=
beſſen beſchloſſenen Siechenhauſes in Heidesheim wird erſt das nächſte
Jahr begonnen. Den Beſitzern des zum Bau benötigten Geländes
iſt eröffnet worden, daß ſie in dieſem Jahr die Felder noch benutzen
können.
4 Aus Rheinheſſen, 22. März. Die rohen Burſchen, welche
wegen am Wahltage in Alzey verübten Unfugs in Haft genommen
worden waren, ſind wieder auf freien Fuß geſetzt. Teilweiſe kommen
maligen Hildegardiskloſters in Bingen fand man am Samstag eine
194
740
Nr. 61
Urne mit verſchiedenen hiſtoriſch wertvollen Münzen aus dem 15.
und 16. Jahrhundert.
Potsdam, 2. März. Das hieſige Landgericht verwarf heute
die Verufung des Redakteurs Praetſch, welcher wegen Verbreitung
der Nachricht von der Erſchießung des Oberſten Villaume bei der
deutſchen Botſchaft in Petersburg zu ſechs Wochen Gefängnis
ver=
urteilt worden war, und beſtätiate das erſtinſtanzliche Urteil.
Breslau, 25. März. Die Maria=Magdalenenkirche brennt
in hellen Flammen. Der linke Kirchturm iſt eingeſtürzt. Eine
weitere Depeſche meldet: Es gelang das Feuer in der Maria=
Magdalenenkirche auf den einen Turm zu beſchränken. Die Gefahr
für den zweiten Turnt=und die innere Kirche ſcheint beſeitigt. Die
Feuerwehr iſt noch mit Löſchen beſchäftigt. Unglücksfälle ſind nicht
vorgekommen.
In Feutſch in Lothr. hat der Bürgermeiſter den dort
wohnen=
den Deutſchen erklärt, über die geſetzliche Polizeiſtunde abend3 10 Uhr
könne er ſeine Genehmigung zur Feier des
Geburtstags=
foſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers nicht erteilen.
Unglaub=
lich aber wahr! Ein höheren Orts eingereichtes Geſuch dürfte wohl
den Deutſchen die Erlaubnis gegeben haben hier wie allerorts den
Geburtstag des Kaiſers zu feiern.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 22. März.
F. Die zu Ehren des 9. Geburtstags Sr. Kaiſerlichen Majeſtät
veranſtaltete Feſtvorſtellung ward eingeleitet durch Beethovens
Quver=
türe „Zur Namensfeier” welche das Orcheſter unter Herrn Keiſers
Leitung ſchwungvoll ausführte. Hieran ſchloß ſich ein von Herrn
Prof. O. Noquette verfaßtes Feſtſpiel „Jugend und Alter=
Das Schlußtableau war in ſeinem ganzen Arrangement nicht
angethau, ſonderliche Begeiſterung zu wecken. Wir haben doch
au unſerer Bühne wirklich hinreichende Mittel, um derartiges
effekt=
voller und poeſiereicher zu geſtalten. Für die Kaiſerbüſte hätte als
ſtimmungsvoller Hintergrund ein Eichenwald da ſein können, auch
müßte die Gruppe, welche das Poſtament umſteht charakteriſtiſcher
und belebter ſein.
In die rechte Feſtſtimmung verſetzten uns erſt die Klänge der
Mationalhymne, welche überleiteten zu dem vaterländiſchen
Schau=
ſpiel „Kolberg; in welchem Paul Heyſes hiſtoriſche und
drama=
tiſche Art zu charakteriſieren ſich von einer uns tief ſympathiſchen
Seite zeigt. Die Geſtalten dieſer Holberger Bürger und Militärs
wurzeln in keinem phantaſtiſchen, abſtrakten Freiheitsbewußtſein,
keinen vomantiſchen Idealen, feſt in ſich gefügt ſtehen ſie da auf
ihrem heimiſchen Boden, aus welchem ſie die Bedingungen ihres
Daſeins ziehen, ſchauen ſo trotzig und doch wieder ſo herzlich drein,
daß, wer nur einen Tropfen ihres Blutes in ſich fühlt, für ſie und
in ihnen für die Art und den Beruf ſeines Volkes ſich in innigem
Verſtändnis erwärmen muß. Sobald dieſe Nettelbeck, Wüirges, das
tapfere Mädchen, die Roſe, erſcheinen, iſt es uns allemal, als wehe
ein friſcher, kräftiger Hauch von der Oſtſee zu uns herüber. Der
Gedanke des „Volkes in Waffen' verkörpert ſich in Heyſe's „Kolberg
in einfacher Wahrheit und Größe. Nichts ſteht in dieſer Dichtung
für ſich allein, jede Rede, jede That hat ihre Beziehung zum Ganzen,
wirkt weſentlich mit zur Entfaltung der einen Grundanſchaung,
als deren vornehmſter Repräſentant Gneiſenau anzuſehen iſt. Jede
Figur hat aber zugleich ihre eigene Bewegung, ihre Freiheit und
Selbſtändigkeit; jede ſtellt ſich in das ihr angemeſſene Verhältnis
zum Angelpunkt des Ganzen und faßt denſelben in individueller
Weiſe auf (Würges, der Rektor, Heinrich Blank ꝛc.). Durch dieſe
mannigſaltigen Farben und Brechungen des einen Lichtſtrahls tritt
der Iuhalt der Dichtung. obſchon dieſelbe auf den ſtrengen Bau
des Dramas Verzicht leiſtet, in einer hohen Lebendigkeit und
Voll=
ſtändigkeit zutage.
Die Auſführung, bei welcher alle Kräfte auf die ihnen zuſagenden
Poſten verteilt waren, ſtand von Anfang bis zu Ende auf der durch
den Geiſt der Dichtung und durch die Begeiſterung des Tages
ge=
botenen Höhe. Jeder war bei ſeiner Aufgabe mit Liebe und
Be=
geiſterung. Das übte natürlich eine rückwirkende Kraft auf die
Stimmung der Hörer, die durchweg den gleichen Wärmegrad hielt.
Das Schlußwort, welches der Dichter dem Major v. Gneiſenau in
den Mund legt und welches, ohne ein Weisſagen post evontum zu
bedeuten, auf eine glorreiche Zukunft des Vaterlandes hinzielt, wird
in den Herzen Aller ein lautes Echo gefunden haben.
Mittwoch, 23. März.
„Lohengrin” (Herr Siegmund Krauß a. G.)
L. Wie ſich das Darſtellungstalent des Schauſpielers in vielen
Stücken nach dem bemißt, was er in der Verkörperung
Shake=
ſpeare'ſcher und Schiller'ſcher Charaktere leiſtet, ſſobald wir die
Herven der deutſchen Schauſpielkunſt nennen, ſteigen zugleich auch
die klaſſiſchen Geſtalten vor uns auf, die ſie mit ernſtem
Künſtler=
ſinn im Geiſte der Dichtung nachzuſchaffen bemüht waren), ſo
bicten heute für das Können des dramatiſchen Sängers die
Waquerſchen Helden einen Maßſtab, den wir immer wieder
an=
legen müſſen, ſobald es ſich um die Beantwortung der Frage handelt:
Hat dieſer Künſtler die Eigenſchaften eines Heldentenors? Findet
ſich der „Lohengrin= und der „Tannhäuſer; nicht in ſeinem
Reper=
toire, ſo muß die Frage zum mindeſten mit Reſerve bejaht werden.
Aus dieſem Grunde kann der Sänger auch gar nicht früh geaug
mit dem Studium Wagner'ſcher Partien beginnen. Herr Siegmund
Krauß hat dies wohl begriffen, und indem er den Lohengrin als
Antrittsrolle wählte, von vornherein den Standpunkt bezeichnet, den
ihm gegenüber Publikum und Preſſe einzunehmen habe. Das Urteil,
das wir auf Grund der heutigen Vorſtellung über den Sänger
ab=
geben, der uns ſchon öfters im Konzertſaal als hochbedeutende
Kraft entgegengetreten, lautet, daß Herr Siegmund Krauß es ſchon
wagen darf, ſich mit dem Maßſtab des Lohengrin meſſen zu laſſen,
und daß ſeine heutige Leiſtung nicht verriet, daß er in dieſer Rolle
erſt zum zweitenmale vor einem Publikum ſtand. Faſt alle modernen
Heldentenöre, zumal wenn ſie ſich ſpeziell mit der Executierung
Waquer'ſcher Partien beſchäftigen, erhalten durch ihr dunkles
Stimmtimbre und durch die kräftige Anſprache der tiefen Töne einen
mehr baritonalen Anſtrich, zuweilen glaubt man ſogar nicht einen
wirklichen Naturtenor, ſondern einen künſtlich heraufgeſchraubten
Bariton zu hören. Herr Krauß beſitzt einen richtigen Tenor. Die
Tiefe iſt verhältnismäßig wenig durchdringend, die Höhe hingegen
klar, voll und ausdauernd. Der Klang der Stimme, mit Ausnahme
der Momente, in welchen er durch ein leichtes Tremolo
beeinträch=
tigt wird, angenehm und ſympathiſch berührend, ſelbſt bei großer
Anſtrengung nicht zum Schreien ausartend. Die äußere
Erſchein=
ung des Herrn Krauß ſteht im Einklange mit dem idealen Charakter
der Lohengrinſigur; auch ſein Spiel, obſchon noch unfrei, aber
nirgends unſchön oder ſalopp, verdirbt nichts. Für einen Sänger
von ſo geringer Bühnenerfahrung will es'ſchon viel heißen, Haltung
und Bewegungen überhaupt in der Gewalt zu haben. Der Beifall,
den Herr Siegmund Krauß errang und den diverſe Lorbeerkränze
begleiteten, war ein ganz außerordentlicher und wird dem geſchätzten
Sänger jedenfalls zur Ermutigung und Aufmunterung gereichen.
Beſondere Erwähnung verdienen bei der heutigen Vorſtellung
noch Fil. Finkelſtein als Ortrud und Herr Feßler (Telramund,
erſtere hat die Geſtalt der dämoniſchen Frieſin ſchon lange nicht mit
ſo viel Kraft und Leidenſchaft angehaucht wie ihr dies heute
ge=
lang. Die Elſa des Frl. Loiſinger war eine recht fleißige Leiſtung
und verdient als ſolche Anerkennung. Wir wollen aber Frl. Roth
in dieſer Partie auf keinen Fall dauernd vermiſſen und würden uns,
wie wir dies bei der nämlichen Gelegenheit auch'ſchon im Vorjahre
gethan, einer etwaigen definitiven Aenderung gegenüber, durchaus
ablehnend verhalten.
Litterariſches.
- Heinrich Heines ſämtliche Werke mit einer Biographie von
Jul. Reuper nebſt Einleitung, dem Porträt und dem Fakſimile
des Dichters beginnen ſoeben in der Verlagsbuchhandlung von Otto
Hendel in Halle a. S. in einer Ausgabe zu erſcheinen, welche in
Bezug auf gute Ausſtattung bei gleichzeitiger Billigkeit unübertroffen
iſt. Trotz deutlichem, guten Druck auf elegantem, ſtarken Papier
beträgt der Preis pro jede 100-120 Seiten ſtarke Lieferung nur
25 Pfa. Die Ausgabe wird 30 Lieferungen nicht überſchreiten.
Monatlich erſcheinen zwei Lieferungen; es iſt demnach auch dem
Minderbemittelten Gelegenheit geboten, ſich dieſe ſehr
empfehlens=
werte Ausgabe, welche jedem Salontiſch zur Zierde gereicht,
anzu=
ſchaffen. Auf Wunſch ſendet die Verlagsbuchhandlung die erſte
Lieferung zur Einſicht.
Godes=Arzeige.
10
Heute Vormittag 8 Uhr entſchlief ſanft in ihrem
22. Lebensjahre unſere gute Tochter und liebe Schweſter
Anna Heumann.
Um ſtille Theilnahme bitten
Julius Heumann, Rechtsanwalt,
Johanna Henmann, geb. Vietor,
Otto Heumann, Rechts=Candidat.
Darmſtadt, am 24. März 1887.
Die Beerdigung findet ſtatt Samstag den 26. März,
Nachmittags 4 Uhr.
Tageskalender.
Samstag. 26. März: Elfter Vortrag von Fräul. Ella Menſch in
der Aula der Realſchule.
Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.