Aoonnemenlspreis
vlertehährlich 1 Marr 50 Mf. indl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mart 50 Pf.
vro Quartal inel. Poſſauſihlag
150. Jahrgarg.
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerale
werdenangenommen in Darmſtadt
von der Expedition, Rheluſlr. Nr. 20.
m Beſſungen von Frledr. Blöher.
Holzſtraße Nr. 80, ſowie auswärn
von allen Annoneen=Expeditlonen.
Amtliches Organ
ſür die Belannlmachungen des Craſih. Areisamls, des Großh. Polizeiamts und ſümmlicher Behörden.
G
pD.
46 59.
Donnerstag den 24. März.
1097.
B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der
Sozialdemokratie ſind verboten worden:
1. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Gumbinnen vom 25. Febr. 1887 das im Verlag von A. Bunk
in Königsberg erſchienene, bei Hch. Thierbach Nachf. dortſelbſt gedruckte Flugblatt: „Wähler des Juſterburg=Gumbinner
Wahl=
kreiſes, beſonders Ihr Arbeiter, Handwerker, Kleinbürger und Landleute u. ſ. w."
2. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung, Abth. des Innern, zu Poſen vom 25. Februar 1887. a) das in polniſcher
und deutſcher Sprache gedruckte Flugblatt: „Odezwa do volsgiego Juduc. Verlag von K. Komernicki in Dresden, Druck
von Schönſeld u. Harniſch in Dresden; b) das polniſche Flugblatt, welches betitelt iſt: „Killkea slow do rohotnilehw
pols=
kiché und unterzeichnet: Jonefa Konstantego Janisnowsliego”
3. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Stade vom 24. Februar 1887 das in der Vereinsbuchdruckerei
Hottingen=Zürich gedruckte, „an die Wähler des 17. hannbveriſchen Wahlkreiſesju gerichtete Wahlſlugblatt, welches mit den
Worten:„Mitbürger! Wiederum bewirbt ſich die Socialdemokratie bei der Reichstagswahl um Cure Stimmen' beginnt und
mit den Worten: „Wählt einſtimmig Heinrich Baerer, Schuhmacher in Linden vor Hannover= ſchließt.
4. Laut Bekanntmachung der Polizeibehörde von Hamburg vom 27. Februar 1887 das Flugblatt: Au die Wähler des
3. Hamburgiſchen Wahlkreiſes' welches mit den Worten beginnt:„Mitbürger! Noch einmal ſollt Ihr zur Urne ſchreiten=
und ſchließt in Kiel= ohne Angabe des Druckers und Verlegers.
5. Laut Bekannimachung des Reichskanzlers vom 28. Februar 1887 wurde die fernere Verbreitung der in Wien
erſchei=
nenden periodiſchen Druckſchrift: „ Gleichheit. Socialdemokratiſches Wochenblatt” im Reichsgebiete unterſagt.
6. Laut Bekanntmachung des Lgl. Polizeipräſidenten zu Verlin vom 1. und 2. März 1887. a) das Flugblatt „An die
Wähler des III. Verliner Reichstagswahlkreiſesiu welches mit den Worten beginnt=„Milbürger! Arbeiter! Handwerker! Der
21. Februar hat Euren Sieg noch nicht endgiltig entſchieden: u. ſ. w. und mit den Worten ſchließt: „Ihm gebt am 2. März
Mann für Mann Eure Stimme;; — Verleger Peter Sauer, Verlin, Michaelkirchſtr. 4. b) Die nicht periodiſche Druckſchrift:
„Socialdemokrat. Vibliothek. XII. Chriſtenthum und Socialismus: Eine religiöſe Polemik zwiſchen Herrn Kaplan Hohoff
in Hüffe und dem Verfaſſer der Schrift: Die parlamentariſche Thäligkeit des Deutſchen Reichslages und der Landtage und
die Socialdemokratie. Separatabdruck aus dem „Volksſtaat= von 1873ſ74. Hottingen=Zürich. Verlag der
Voltsbuchhand=
lung. 1887.
7. Laut Vekanntmachung der Kgl. Regierung, Abth. des Innern, zu Schleswig vom 28. Februar und 2. März 1887.
a) Der Wahlaufruf mit der Ueberſchriſt: „ Ein letztes ernſtes Wort an die Wähler des 7. ſchleswig=holſteiniſchen Wahlkreiſes.
Arbeiter! Handwerker! Milbürger! welcher beginnt. „am Tage der Stichwahl trete ein Jeder= und ſchließt; „ W. Der
Weg=
fall der unterſten Klaſſenſteuerſitufe iſt kein Wahlhinderniß= Druck von Wörlein & Co., Nürnberg. b) Der Wahlauſruf:
„ An die Wähler des 6. ſchleswig=holſteiniſchen Wahlkreiſesſu beginnend: „Mitbürgerl Noch einmal ſollt Ihr zur Urne
ſchreiten” und mit den Schlußworten: „Wählt einſtimmig den Vertreter der Socialdemokralie Hermann Molkenbuhr in
Kelling=
huſen; ohne Angabe des Druckers. 0) Das Wahlſlugblatt: „ An die Reichstagswähler des 7. ſchleswig=holſteiniſchen
Wahl=
kreiſes! Mahnrufj” beginnend: „Wähler! Die Hauptwahlſchlacht iſt geſchlagen= und mit den Schlußworten: „und dies
kann nur der Kandidat der Arbeiterpartei Stephan Heinzel in Kiel' unterzeichnet: „Mehrere Wähler:. Druck von Wörlein
u. Co., Nürnberg.
8. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung, Abth. des Innern zu Düſſeldorf, vom 25. Februar 1887 das im Verlage
von Aug. Neumann zu Elberfeld erſchienene und von F. Verle daſelbſt gedruckte Flugblatt mit der Ueberſchriſt: „An die
Wähler Barmen=Elberfeld! In letzter Stunde=, und unterzeichnet: „Das Arbeiter=Wahlcomiten.
9. Laut Bekanntmachung des Stadtraths zu Gotha vom 28. Februar 1887 das von Wörlein u. Co. in Nürnberg
gedruckte und verlegte Flugblatt: „8ur Stichwahl Wähler in Stadt und Landſu unterſchrieben: „Das ſocial. Arbeiter=
Wahlcomite”
10. Laut Bekanntmachung des Polizeiamts zu Lübeck vom 28. Februar 1887 das mit der Ueberſchriſt; „An die
Wähler des Lübecker Wahltreiſes; verſehene, mit den Worten: „Wählerl Die erſte Wahlſchlacht in Deutſchland iſt
ge=
ſchlagen= beginnende Flugblatt, welches unterzeichnet iſt; „Das Arbeiter=Wahlcomitk. J. B. J. Kretſchmann. Druck von L.
Schmidt in Lübeck;
189
[ ← ][ ][ → ] Nr. 59
722
11. Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Königsberg vom 5. März 1887 das in Königsberg
in Oſtpreußen erſchienene Flugblatt, beginnend mit den Worten: „Lies und gieb's weiter! Reichstagswähler! Daß die
Ar=
beiterpartei vor einer Stichwahl Vieles über ſich ergehen laſſen muß u. ſ. w.: Verlag von A. Bunk, Druck von Hrch.
Thierbach Nachfolger.
12. Laut Bekanntmachung Großh. Kreisamts zu Büdingen vom 21. Februar 1887 das von Enz und Rudolph zu
Frankfurt a. M., neue Rothhofſtraße 16, gedruckte Wahlflugblatt, beginnend mit den Worten: „An die Wühler des
Wahl=
kreiſes Friedberg-Büdingen!" Unterzeichnet: „Das Arbeiter=Wahlcomite für den II. heſſiſchen Wahlkreis.”
13. Laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Oberbahern, Kammer des Innern zu München, vom 6. März
1887, die nichtperiodiſche Druckſchrift mit den Eingangsworten: „An die Reichstagswähler des Reichstagswahlkreiſes
Munchen II- unterzeichnet vom „Wahlcomite der Arbeiterpartei in München” gedruckt von M. Ernſt in München.
14. Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Wiesbaden vom 10. März 1887 die in der
Genoſſen=
ſchaftsbuchdruckerei Hottingen-Fürich gedruckte nichtperiodiſche Schrift: „Der rothe Teufel=.
15. Laut Bekaͤnntmachung der Herzogl. Polizei=Direction zu Braunſchweig vom 13. März 1887 die von demſelben
Tage datirte Rummer 11, ſowie das fernere Erſcheinen der periodiſchen Zeitſchrift: „Der Baugewerkſchafter; — Verlag
von H. Rieke in Braunſchweig. Druck von A. Vogel & Co. in Braunſchweig.
Darmſtadt, den 19. März 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
[2824
Kriegsgerichtliches Erkenntniß.
Durch kriegsgerichtliches unterm 17. März d. J3. beſtätigtes Erkenntniß vom
9. März d. J3. iſt der Unteroffigier Louis Reinhardt der 5. Compagnie 1. Gr.
Heſſiſchen Infanterie=CLeibgarde=RRegiments Nr. 115, geboren am 10. Februar 1860
in Hungen, Kreis Gießen, in contumaciam für fahnenflüchtig erklärt und in eine
Geldſtrafe von 200 Mk. verurtheilt worden.
Darmſtadt, den 19. März 1887.
(2825
Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.
Die Pfleggelder und
Unter=
ſtützungen für Waiſen
pro II. Semeſter 1886587 werden ſchon
vom 23. d. M. an ausbezahlt.
Darmſtadt, den 22. März 1887.
Großherzogliche Landes=Waiſenkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath. (2754
Bekanntmanhung.
Die im Herbſte 1887 leihfällig werdenden Domanial=Grundſtülcke in der
Ge=
markung Beſſungen und zwar:
Circa 50 Morgen Acker= und Grabland,
40 Morgen Wieſen,
werden
Montag den 28. d. Mts., Morgens 9 Uhr,
auf dem Gemeindehauſe zu Beſſungen auf eine weitere Beſtandzeit von 12 Jahren
öffentlich verpachtet.
Darmſtadt, den 22. März 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Hüter.
[282
Behanutmnchung.
Die diesjährige Prüfung der Religionsſchule der israelitiſchen
Re=
ligionsgemeinde findet nicht SSamstag den 26. März, ſondern Sonntag den
27. Marz, Vormittags von 9-12 Uhr, im Lokale der Knaben=Mittelſchule,
Fried=
richsſtraße Nr. 1. ſtatk.
Darmſtadt, den 21. März 1887.
(2800
Der Vorſtand der israel. Religionsgemeinde.
Frrimilligr Verſteigerung.
Camstag den 26. dieſes Monats, Nachmittags präcis von
2 Uhr ab,
verſteigert der Unterzeichnete offentlich meiſtbietend gegen gleich baare Zahlung in
Beſſungen, Wittmannſtraße Nr. 33, wegen Wegzug im Auftrag des
Eigen=
thümers:
diverſe Möbel und Haushaltungs=Gegenſtände, als:
Kleiderſchränke, 1 Schreibtiſch in Mahagoni für Damen, Waſchtiſch mit
Marmorplatte, 1 Theeſchrank in Mahagoni, 1 Rohrſopha, Kommoden,
Küchenſchrank mit Glasaufſatz; Gartenmöbel, als: Bank, Tiſche, Stühle,
Sitzkiſſen, Badewanne, Waſchbütten, Brodſchneidmaſchine, Blumenkaſten,
1 Wiener Kaffeemaſchine, Kartoffeln, Holz, Löpfe, Flaſchen,
Einmach=
gläſer u. ſ. w.
Engel, Gerichsvollzicher zu Darmſtadt.
Bekanntmachung.
Camstag den 26. März l. J.
Vor=
mittags 11 Uhr,
werden die vom 1. April 1887 bis den
31. März 1888 bei der Gemeinde
Beſ=
ſungen vorkommenden Reparaturarbeiten,
als: Maurer=, Zimmer=, Steinhauer=,
Dachdecker=,Weißbinder=, Schreiner=,
Gla=
ſer=, Schloſſer=, Spengler=, Pflaſter=,
Wagner= und Schmiede=Arbeiten, ſowie
die Eiſenwaarenlieſerung (ſogen.
Procent=
ſarbeiten) durch Submiſſion in Accord
vergeben.
Tarife und Bedingungen liegen zur
Einſichtnahme der Intereſſenten auf
un=
ſerem Bureau offen, woſelbſt auch die
Submiſſionsſormularien zu beziehen ſind.
Verſiegelte Offerten mit der Aufſchrift
der betreffenden Arbeiten ſind bis lzum
Termin einzureichen.
Beſſungen, den 19. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
(2745
Berth.
Bekanntmachung.
Montag den 28. Mürz l. Js.,
Vor=
mittags 10 Uhr,
werden auf dem Rathhauſe die in dem
Rechnungsjahre 1887 vom 1. April 1887
bis 1. April 1888 für Rechnung der
Ge=
meinde Beſſungen zu leiſtenden Fuhren,
als: Armen=, Kies=, Sand=, Schlamm=,
Kehricht=, Stein=, Taglohn= und ſonſtige
Fuhren; ferner die Lieferung von
Brenn=
bl, Stearinlichter, Zündhölzer u. ſ. w.,
ſ an die Wenigſtnehmenden verſteigert.
Beſſungen, den 21. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[2749
723
Bekanntmachung.
Montag den 28. März l. Js.,
Vor=
mittags 10¼ Uhr,
werden auf dem Rathhauſe für das
Rech=
nungsjahr 1887 bis 1888 die Fuhren
zum Abholen der Jauche aus den
Pri=
vathäuſern und deren Verbringung an
die Sammelgrube öffentlich an die
We=
nigſtnehmenden verſteigert.
Beſſungen, den 21. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[2750
Berth.
Bekanntmachung.
Montag den 28. Mürz l. Js.,
Vor=
mittags 11 Uhr,
ſoll für die Straßenbeleuchtung der
Ge=
meinde Beſſungen die Lieferung von 150
Centner prima Petroleum, 850 Stück
Lampen=Cylinder nach Muſter und den
nothigen Docht für das Etatsjahr 1887
bis 1888 durch Submiſſion auf dem
Rathhauſe vergeben werden.
Die Lieferungs=Bedingungen ſind auf
unſerem Büreau einzuſehen. Schriftliche
Offerten ſind verſchloſſen und gehörig
unterſchrieben bis zum Termin bei uns
einzureichen.
Beſſungen, den 21. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[2751
Bekanntmachung.
Samstag den 26. März l. J.,
Vor=
mittags 10¼ Uhr,
werden auf dem Rathhauſe das Anzünden,
Auslöſchen u. Inſtandhalten der
Straßen=
beleuchtung vom 1. April 1887 bis dahin/
1888 in drei Abtheilungen an die
We=
nigſtnehmenden verſteigert.
Beſſungen, den 19. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
2752
Bau= und Nutzholz=
Verſteigerung.
Freitag den 25. März d. J3. von
Vormittags 10 Uhr an,
werden in dem Gundernhäuſer
Gemeinde=
wald verſteigt:
37 Eichenſtämme = 179 Feſtmtr.,
53 Nadel= und 26 Lärchenſtämme von
10- 20 Mtr. Länge -5963 Fm.,
1104 Nadelderbſtangen - 52 Fſtmtr.,
1340 Nadelreisſtangen = 12 Fſtmtr.
Die Zuſammenkunft iſt am Abtrieb
in der Holzmacherei.
Gundernhauſen, den 17. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei
Gundernhauſen.
Schütz.
2651
Bekanntmachung.
Die geſtern abgehaltene
Holzver=
ſteigerung iſt genehmigt. Die
Abfuhr=
ſcheine koͤnnen am 30. d. Mts. beim
Rent=
amt Darmſtadt abgeholt werden.
Ueberweiſung des Holzes am erſten!
Nr. 59
Fahrtag, Freitag den 1. April d. J3.
Letzter Fahrtag Samstag den 30.
April d. Js.
Darmſtadt, den 22. März 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Hüter.
[2826
Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir bis auf Weiteres
unſer Vorſtandsmitglied, Herrn Emil Reis, mit den Functionen des Rechners
unſerer Gemeinde betraut haben und derſelbe allein befugt iſt, Namens der
Ge=
meinde Gelder in Empfang zu nehmen und rechtsgültig darüber zu quittiren.
Zahltage: Freitags von 1-3 Uhr auf unſerer Gemeindeſtube,
Friedrichs=
ſtraße Nr. 2.
Die per 1. April d. J. fälligen Coupons des Synagogebau=Anlehens unſerer
Gemeinde werden bei Herrn Ed. G. Gerſt dahier in den üblichen Geſchäftsſtunden
eingelöſt.
Darmſtadt, den 22. März 1887.
(2829
Der Vorſtand der israelitiſchen Religionsgemeinde.
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geſucht. Kiesſtraße 15.
[2840
190
[ ← ][ ][ → ] Nr. 59
726
Roidenreich von GiobolEoche Obiſtung.
Die ordentliche Generalverſammlung unſerer Stiftung findet Dienstag
den 29. März, Nachmittags 3 Uhr, im Hauſe der Präſidentin, Frau Dr. Anna
Merck, Rheinſtraße 43, ſtatt. Gegenſtand derſelben iſt der Rechenſchaftsbericht
und die Rechnung für das abgelaufene Jahr 1886. Alle Mitglieder und Freunde
der Stiftung werden hiermit freundlich eingeladen.
Für den Verwaltungsrath:
[2841
Sell.
Dr. med. Weyh, homöopathischer Arit,
halte meine Sprechſtunden
von 10-1 Uhr im Hauſe des Herrn Metzger Volz, Marktplatz,
2842
von 3-4 Uhr Beſſunger Ludwigsſtraße 84.
Aver=Schulo.
Die Prüfung der Schülerinnen wird am
25. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
ſtattfinden, wozu Freunde und Gönner der Schule höflich eingeladen ſind.
Anmeldungen für die Curſe des Sommerhalbjahres werden am 25. d. M.
Nachmittags 3-5 Uhr, entgegengenommen, ebenſo von dem 29. d. Mts. an:
Dienstags 10-12, Samstags 3-5 Uhr.
2787
Der Vorstand.
Wischo land hior,
per Stück 5 Pfg.,
100 Stück Mk. 4.80.
1 Und Iduuoutisl
per Pfund 1 Mk.
Hochfeinſte
täglich friſch.
G.ALTTA
Bleichſtraße. 1284.
Ein bis 2 Schüler,
des Gymnaſiums oder der Realſchule finden
bei gewiſſenhafter Beauſſichtigung gute
Penſion. Näheres Expedition. (2534
Pfennigſparkaſſe Darmſtadt.
Diejenigen Pfennig=Marken=Blätter, welche eine auf volle Mark abgerundete
Geſammteinlage während des lauſenden Quartals nachweiſen, ſind nebſt den
ſtädtiſchen Sparkaſſebüchern
Samstag den 26. d. Mts.
an die Herren Stations=Erheber zur Veranlaſſung der Ueberſchreibung abzuliefern.
Darmſtadt, den 23. März 1887.
Das Curatorium der Pfennigſparkaſſe. ſ2843
Goschälls-Jorlogug.
Hierdurch beehre ich mich die ergebene Mittheilung zu machen, daß wegen
Hausverkauf an ein gleiches Geſchäft genöthigt bin mein ſeitheriges Geſchäftslokal
wieder zu verlaſſen und befindet ſich daſſelbe nunmehr in meinem Hauſe
Obere Hügelstrasso B,
nächst der Carlsstrasse.
Für das ſeitherige Wohlwollen beſtens dankend, verbinde hiermit die höfliche
Bitte, mich mit geſchätzten Aufträgen auch in meinem neuen Lokale beehren zu
wollen und zeichne unter der Zuſicherung ſtreng reeller Bedienung
mit aller Hochachtung
2762
G GRAAU, BlEndIGkGLoI.
Grlechische Weino
eingeführt von Fykedr. Cark Oas,
Würzburg &a; Alnchon.
E5Nk unbedingte Bürgſchaft für Reinheit, Echtheit und directen
Bezug.
Niederlage in Darmſtadt nur bei
M.
W. Prussel,
Rheinſtraße.
1064
Adresshuch.
Vogen 3 von Happel bis v. Heſſe
liegt Donnerstag den 24. März offen.
Stadtkapelle.
Freitag, 26. März. abends 6 Uhr:
Paſ=
ſionsandacht. Herr Pfarrer Pfnor.
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag den 26. März.
Vorabendgottesdienſt um 6 Uhr — Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 7 Uhr -— Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag 26. März: Vorabend 5 Uhr 45 Min.
Morgens 8 1hr - Min.
Nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 7 Uhr 65 Min.
Wochengottesdienſt. Sonntag den 27. März an:
Morgens 6 Uhr 15 Min.
Nachm. 5 Uhr - Min.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 24. März.
8. Vorſtellung i. d. 8. Abonnementsabteilung
(Rote Karten gültig.)
Alleſſandro Stradella.
Oper in 8 Akten von Friedrich. M „
Flotow.
Anfang 7 Uhr. - Ende gegen halb 11 hr
Freitag, 25. März.
9. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsabteilung
GBlaue Karten gültig.)
Epidemiſch.
Schwank in 4Akten von Dr. J. B. v. Schweizer.
Hierauf:
Wiener Walzer.
Ballet in 8 Bildern von L. Frappart und
F. Gaul.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
R
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Beich. An Stelle des Generalmajors Derenthall, der
mit der Führung der neugebildeten 33. Diviſion beauftragt iſt, wurde
Generalmajor v. Schlieffen zum Kommandeur von Berlin ernannt.
Zur kirchenpolitiſchen Vorlage bemerkt die, Nat=Lib. Korreſp.”.
„Es ſind außerordentlich beſcheidene Hoffnungen, welche die
Regie=
rung auch an die neueſten weitgehenden Anerbietungen knüpft. Die
Befriedigung des Papſtes und der wohlgeſinnten Katholiken iſt bei
der durch die jüngſten Vorgänge konſtatierten geringen Macht des
erſteren und der Zurückhaltung der letzteren von mäßigem Wert und
die feindſelige Haltung des deutſchen Ultramontanismus wenig
ver=
lockend zu einem neuen „Friedensgeſetz”
Es beſtätigt ſich, daß Fürſt Hohenlohe in ſeiner Stellung als
Statthalter von Elſaß=Lothringen verbleibt. Dagegen ſoll der Poſten
des Staatsſekretärs nicht wieder beſetzt werden. Für den Fürſten
Hohenlohe wird daraus ein größeres Gebiet unmittelbarer amtlicher
Mühewaltung ſich ergeben, zugleich aber auch ſein perſönlicher Ein=
⁵⁄ fluß auf die Geſchäfte ein vermehrter werden.
In beiden Häuſern des preußiſchen Landtages wurde am
Mon=
tag eine ganze Reihe von Vorlagen meiſt geringfügigeren Inhalts
erledigt; am Mittwoch trat das Herrenhaus in die zweite Leſung
der kirchenpolitiſchen Vorlage ein.
Heſterreich=Angarn. Sämtliche größere ungariſchen Blätter
feierten den Geburtstag des deutſchen Kaiſers. Der „Peſter
Loyd=
betont, daß der Freudentag der deutſchen Kaiſerfamilie und des
deutſchen Volkes auch in Ungarn und von Ungarn in der herzlichſten
und teilnehmendſten Weiſe mitgefeiert werde. „Eghetertes; weiſt
9 darauf hin, daß das Leben des deutſchen Kaiſers das kräftigſte,
unerſchütterlichſte Unterpfand des Friedens ſei, deſſen Verlängerung
auf noch weitere Jahre nicht nur das deutſche Volk, ſondern jeder,
der ein Freund des Friedens und ein Feind des Krieges ſei, wünſche.
Der „Peſti Naplo= ſagt: Mit vertrauensvoller Zuverſicht blicken
wir zum deutſchen Thron auf, auf welchem wir den ruhmgekrönten
Greis ſein Vaterland und Volk ſegnend erblicken.
Franſreich. Miniſterpräſident Goblet hat nach einer
Unter=
redung mit dem nach Paris berufenen Präfekten der Rhonemündungen
den Erlaß des letzteren, wonach der Bürgermeiſter von Marſeille
und deſſen beide Beiſitzer, die ſich an der Kundgebung des Marſeiller
Gemeinderats zu Ehren der Kommune beteiligten, vorläufig ihrer
Stellen entſetzt ſind, beſtätigt. Der Marſeiller Gemeinderat wird
aufgelöſt werden.
Am 21. fand zur Vorfeier des Geburtstags Kaiſer Wilhelms
ein glänzender Empfang in der deutſchen Botſchaft ſtatt.
Sämt=
liche Miniſter, die Präſidenten des Senates und der Kammer, die
Spitzen aller Behörden, eine große Anzahl von Senatoren und
Deputierten der verſchiedenen Parteien, darunter v. Freyeinet,
Clemenceau, Andrieux, Leon Say, ſowie ſämtliche Mitglieder des
diplomatiſchen Corps und zahlreiche Mitglieder der deutſchen Kolonie
waren anweſend. Nach Mitternacht brachte im Speiſeſaale Graf
Münſter in ſchwungvoller Rede einen Toaſt auf den Kaiſer aus,
worauf alle anweſenden Deutſchen das: „Heil dir im Siegerkranze
anſtimmten.
Die Pariſer Blätter beſprechen das Geburtsfeſt des deutſchen
Kaiſers im Ganzen in freundlicher Weiſe. Die =Republ. françaiſe;
ſchreibt: „Kaiſer Wilhelm iſt der älteſte aller Souveräne der Welt.
Mit der Majeſtät des Alters verbindet er die Majeſtät des Ruhmes.
Die Welt iſt in Frieden, aber ein Zucken ſeiner Augenbrauen kann
ſie erbeben machen. Der Berliner Berichterſtatter des „
Figaro=
ſchreibt über den Fackelzug in Berlin vom 21. abends: „Es iſt
un=
möglich, den Eindruck wiederzugeben, den dieſe Kundgebung auf die
anweſenden Franzoſen machte. Man fühlte wahrhaft, daß Fürſt
und Volk in dieſem Lande eins ſind. Dabei war nichts künſtlich
vorbereitet, ſondern die wirkliche Geſinnung der ganzen Bevölkerung
kam zum Ausdruck. Für morgen werden noch wärmere
Kundge=
bungen erwartet; das ſcheint mir unmöglich.
In Frankreich hat der gemäßigte Republikanismus bei
ver=
ſchiedenen jüngſt ſtattgefundenen Erſatzwahlen unerwartete Erfolge
errungen und es ſcheint, daß dieſe Strömung noch weiter
Ober=
waſſer gewinnt. Bei der am Sonntag im Departement Pas de
Calais ſtattgehabten Nachwahl zur Kammer wurde ebenfalls ein
Anhänger der gemäßigt=republikaniſchen Richtung, Ribot, mit der
gewaltigen Mehrheit von 125 000 Stimmen gewählt, während der
ſozialiſtiſche Kandidat, Cazin, es nur auf 4000 Stimmen brachte.
Engtand. Faſt alle Londoner Morgenblätter vom 22. d. feiern
den Geburtstag des Kaiſers Wilhelm durch ſympathiſche Artikel
und drücken dabei ihre Befriedigung darüber aus, daß mit den
Feſt=
lichkeiten in Berlin eine in der politiſchen Lage eingetretene
Beſſe=
rung zuſammentreffe. Bei dem deutſchen Botſchafter Grafen Hatzfeld
fand ein Feſtbanket ſtatt.
Rußzkand. Das „Journal de St. Petersbourg' ſchließt ſich
voll und herzlich den Wünſchen an, welche die deutſche Nation
ihrem Kaiſer darbringt, ſowie den ehrfurchtsvollen Gratulationen,
welche dem Kaiſer von allen Seiten zugehen. Die ruſſiſche „
Peters=
burger Zeitung; widmet dem Kaiſer ſehr ſympathiſche Artikel,
worin die Verdienſte des Kaiſers um die Erhaltung des Friedens
und ſeiner Freundſchaft mit Rußland gedacht und dem kaiſerlichen
727
59
Ratgeber, Fürſten Bismarck, warme Anerkennung gezollt wird.
Auch die „Nowoſti” und die „Neue Zeitr erkennen die friedliche
Bedeutung der Feier an und äußern ſich ſympathiſch über die hohen
perſönlichen Eigenſchaften des Kaiſers.
Bukgarien. Ein Bevollmächtigter des Bankhauſes Baring
Brothers in London iſt am 21. in Sofia angekommen.
Der Regierung gehen fortwährend von den in faſt allen Städten
Bulgariens neugebildeten National=Komites Glückwunſchſchreiben
wegen ihres Verhaltens zu.
Türſei. Der 90. Geburtstag des deutſchen Kaiſers wurde in
Konſtantinopel mit ungewöhnlichem Glanze gefeiert. Die
Botſchaf=
ter fanden ſich auch in der Kirche ein. Der Sultan ſchickte den
Prinzen Selim zum deutſchen Botſchafter v. Radowitz, um ſeine
Glückwünſche für den Kaiſer zu überbringen.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. März.
Der „Reichsanzeiger' meldet: Berlin 22. März. „Am
heu=
tigen Tage hat hierſelbſt die feierliche Verlobung Sr. Königlichen
Hoheit des Prinzen Albert Wilhelm Heinrich von Preußen mit
Ihrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzeſſin Irene Luiſe Marie
Anna von Heſſen, Tochter Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs
Ludwig IV von Heſſen und bei Rhein und weiland ihrer
König=
lichen Hoheit der Großherzogin Alice von Heſſen und bei Rhein,
Prinzeſſin von Großbritannien und Irland, mit Bewilligung Sr.
Majeſtät des Kaiſers und Königs, ſowie unter Zuſtimmung Ihrer
Majeſtät der Kaiſerin und Königin, Ihrer Kaiſerlichen und
König=
lichen Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzeſſin und
Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Heſſen ſtattgefunden.
Dieſes frohe Ereignis wird auf Allerhöchſten Befehl hierdurch
zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Der Kaiſer hat unmittelbar nach der ihm dargebrachten
Gratulation der erſchienenen Fürſtlichkeiten denſelben die Verlobung
mitgeteilt und nahmen hierauf die Verlobten die Glückwünſche der
Allerhöchſten und Höchſten Herrſchaften entgegen.
Bei dem an Geburtstag Sr. Majeſtät des Kaiſers im
Darmſtädter Hof ſtattgehabten Feſteſſen brachte Herr
Staats=
miniſter Finger nachſtehenden Toaſt auf Seine Majeſtät aus:
M. H.l Wir feiern heute im Vereine mit ganz Deutſchland ein
ſeltenes, ein einziges Feſt, ein Feſt von Herzen kommend und die
Herzen ergreifend, hoch bedeutſam durch die erhabene Perſönlichkeit,
welcher es gilt, wie durch die wunderbare Thatſache, welche uns in
Feſtesfreude verſetzt.
Als wir vor einem Jahre hier verſammelt waren und die 90.
Wiederkehr des Geburtstags Sr. Majeſtät des Kaiſers feierten, da
hat wohl Mancher im Stillen die bange Frage gethan, wird es uns
vergönnt ſein, auch die Vollendung des 90. Lebensjahres unſeres
Kaiſers feſtlich zu begehen ? Und ſiehe da, heute feiern wir die
herz=
erfreuende, ſegensvolle Thatſache dieſer Vollendung; Gottes Gnade,
welche ſo ſichtbar über unſerem Kaiſer und in Ihm über unſerem
Volke waltet, hat Ihn heute über die Schwelle des 91. Lebensjahres
geführt und geſtattet uns die Bitte und die Hoffnung zugleich, daß
das Ziel Seines Lebens noch ferne hinausgeſetzt und daß uns noch
länger das unſchätzbare Glück Seines Regimentes beſchieden ſein möge.
M. H.l Wer begreift es nicht und wem tritt es nicht heute
ganz beſonders vor die Augen, was Perſon und Leben grade dieſes
Kaiſers für unſere Nation bedeutet? Iſt Er es doch, der berufen
und mit allen Eigenſchoften, welche dieſer Beruf erforderte,
ausge=
ſtattet war, um, als die Zeiten ſich erfüllt hatten, unſerem Volke die
lang entbehrte und lang erſehnte politiſche Einigung zu bringen; iſt
Er es doch, der in aufgedrungenem Kampfe als ein Held ſiegreich
dieſe Einigung erſtritten und unſerem Volke die ihm gebührende
Machtſtellung unter den Völkern der Erde wieder gegeben hat: iſt
Er es doch, der als ein Weiſer ſein großes Werk im Frieden
ausge=
baut und der Vollendung enlgegengeführt hat; iſt Er es doch, der
in den ſchwierigſten Lagen verſtanden hat, nicht blos Seinem Volke,
ſondern der Welt das koſtbare Gut des Friedens zu erhalten.
Auch in dem jetzt abgelaufenen Lebensjahre iſt es, wie wir wohl
hoffen dürfen, der unvergleichlichen Weisheit des Kaiſers, der
unab=
läſſigen, von der Nation mit tiefem Danke bogrüßten Fürſorge Seiner
Majeſtät um die Stärkung der Wehrkraft des Reiches, dem hohen
perſönlichen Anſehen, welches Kaiſer Wilhelm allüberall genießt,
ge=
lungen, trübe Wolken, welche den Frieden im Inneren, ganz beſonders
aber den äußeren Frieden bedrohten, zu zerſtreuen und freudeſtrahlend
darf Er, dürfen wir mit Ihm heute auf ein abermaliges Jahr
ſegens=
reichſten Waltens und Wirkens zurückſchauen.
Die Empfindungen aber, die angeſichts alles deſſen bei der
heutigen Feier ſich uns aufdrängen, laſſen Sie, m. H., uns
zuſammen=
faſſen in dem aus vollſtem Herzen kommenden Ruſe:
Unſer Kaiſer, Held und Friedensfürſt zugleich, Seine Majeſict
Kaiſer Wilhelm lebe hoch, hoch, hoch!
Im ferneren Verlauf des Feſtes ergriff noch Herr
Oberbürger=
meiſter Ohly das Wort und brachte folgenden Toaſt aus:
„M. H.l Seit es uns vergönnt iſt, die Geburtsfeſte des deutſchen
Kaiſers feiern zu können, ſind wir ſteis gewohnt geweſen, bei dieſer
Feier in einem zweiten Trinkſpruch auch Sr. Königl. Hoheit des
Nr. 59
728
Großherzogs zu gedenken. Wir waren dabei ſtets von der freudigen
Zuverſicht geleitet, daß Se. Königl. Hoheit der Großherzog bei aller
Hingabe an die Intereſſen des engeren Vaterlandes in
unerſchütter=
licher Treue zu Kaiſer und Reich ſtehen und gerade in der Sicherheit
und in dem Gedeihen des Reiches, deſſen feſte Grundlagen Seine
Königl. Hoheit auf blutigem Schlachtfeld haben miterkämpfen helfen,
die beſte Gewähr für den Beſtand und die Entwickelung des einzelnen
Bundesſtaates erblicken.
Auch heute, am 90. Geburtstag Sr. Majeſtät des Kaiſers, an
welchem Se. Königl. Hoheit perſönlich Seiner Majeſtät Ihre
Glück=
wünſche darbringen, folgen wir der erwähnten patriotiſchen Sitte,
heute aber mit beſonders freudig bewegtem Herzen, weil ſich an
dieſem hehren Feſttage ein neues Bündnis zwiſchen dem heſſiſchen
Fürſtenhaus und dem Hohenzollerngeſchlecht vollzogen hat. Es iſt
zwar kein politiſches Bündmis, ſondern nur das Bündnis zweier
jugendlicher Herzen, die ſich in Liebe zuſammengefunden haben;
gleich=
wohl aber begrüßen wir und begrüßt gewiß das ganze heſſiſche Volk
dieſes Bündnis mit aufrichtigem Jubel, nicht nur weil es Sr. Königl.
Hoheit unſerem geliebten Großherzog und dem ganzen Großh. Haus
gewiß zur höchſten Freude gereicht, ſondern auch deshalb, weil es
unſere Beziehungen zum deutſchen Kaiſerhaus noch inniger macht
und noch mehr befeſtigt. Ich brauche wohl kaum ausdrücklich
aus=
zuſprechen, daß ich rede von dem heute durch Se. Majeſtät den Kaiſer
verkündigten und ſanktionierten Verlöbnis Sr. Königl. Hoheit des
Prinzen Heinrich von Preußen und Ihrer Großh. Hoheit der Prinzeſſin
Irene von Heſſen, ein Verlöbnis, dem wir heute Gottes reichſten
Segen wünſchen.
So laſſen Sie uns denn alle Gefühle und Wünſche, welche uns
am heutigen Tage für Se. Königl. Hoheit den Großherzog, für das
ganze Großh. Haus und für das hohe Brautpaar bewegen,
zuſammen=
faſſen in den Ruf: Seine Königliche Hoheit der Großherzog lebe hoch!
Der 90. Geburtstag des Kaiſers iſt in unſerer Stadt in
wür=
diger Weiſe zum Abſchluß gekommen. Außer den offiziellen
Feſt=
eſſen der Bürgerſchaft im Darmſtädter Hof und des Offiziercorps
im Offizierkaſino fanden noch eine Reihe von anderen Vergnügungen
größerer und kleinerer Kreiſe ſtatt, in welchen man den Gefühlen
der Liebe und Verehrung für das greiſe Oberhaupt des Deutſchen
Reiches Ausdruck gab. Die wenigen regenfreien Stunden des
Nach=
mittags hatten zahlloſe Spaziergänger auf die Straßen gelockt; in
einer großen Anzahl von Erkern fanden ſich Bilder des Kaiſers und
andere der Bedeutung des Tages entſprechende Ausſtellungen. Die
Illumination der Kaſernen, der Poſt und einer Anzahl anderer
Ge=
bäude litt zwar unter dem Regen, verfehlte aber troßdem ihre
Wir=
kung nicht. Wir können nur mit dem Wunſche ſchließen, daß am
22. März 1888 eine freudige Feier des 91. Geburtstages ſtattfin=
den möchte.
- Von dem an Kaiſers Geburtstag im Offizierskaſino
ver=
ſammelten Offizierskorps wurde an Se. Königl. Hoheit den
Groß=
herzog ein Telegramm abgeſandt, das die Glückwünſche zur
Ver=
lobung Ihrer Großh. Hoheit der Prinzeſſin Jrene mit dem Prinzen
Heinrich darbrachte. Eine umgehend eingetroffene Erwiederung
wurde unter großem Jubel verleſen. - Aus gleichem Anlaß hatte die
Feſtvereinigung am Montag abend ehemaliger Corpsſtudenten des
R. S.C.V. an Se. Kgl. Hoh. ein Glückwunſch=Telegramm gerichtet,
auf das die Antwort Dienſtag vormittag eingetroffen war, die vor
den bei Formhals zum Frühſchoppen vereinigten Feſtteilnehmern
unter lebhafteſtem Beifall verleſen wurde.
— Militärdienſtnachricht. Weſterweller v. Anthoni,
General=
major, Generaladjutant Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs,
zum Generallieutenant befördert.
r. Schwurgerichtsverhandlungen. Zum Schluß dieſer Seſſion kam
geſtern die urſprünglich auf vorigen Montag anberaumt geweſene,
damals aber wegen Nichterſcheinens eines erkrankten, inzwiſchen
aber wieder geneſenen und zur geſtrigen Sitzung erſchienenen
Haupt=
zeugen verſchobene Anklage gegen den 4ljährigen, verheirateten,
früher ſchon vom Bezirksgerichte Darmſtadt wegen zweier
Unter=
ſchlagungen verurteilten Meßger und Schweinehändler Franz Knaup
aus Groß=Hauſen wegen Meineids zur Verhandlung. Die
Vertei=
digung führte in Vertretung des Herrn Juſtizrats Rechtsanwalt
Schenck Herr Gerichtsaſſeſſor Franz. Die von Herrn Dr. Rüſter
vertretene Staatsanwaltſchaft beſchuldigte den Angeklagten, der dies
übrigens in Abrede ſtellte, am 9. November 1886 vor dem Lorſcher
Amtsgericht zum Nachteil des Johann Wiedemann V. von
Bür=
ſtadt wiſſentlich einen falſchen Eid abgelegt, bezw. ein falſches
Zeug=
nis mit einem Eide bekräftigt zu haben (Verbrechen gegen 88 153
und 154 des Strafgeſetzbuchs). Zu dieſer Verhandlung waren 14
Zeugen geladen, deren Vernehmung längere Zeit beanſpruchte.
Nachdem die Geſchworenen die erſte Frage auf wiſſentlich falſche
Leiſtung des Eides verneint hatten, wurde der Angeklagte des
fahr=
läſſigen Meineids im Sinne des 8 163 des Strafgeſetzbuchs für
ſchuldig befunden und zu einer Gefängnisſtrafe von 9 Monaten
ver=
urteilt, wovon 2 Monate als durch die Unterſuchungshaft verbüßt
in Abrechnung kommen, und in die Koſten des Verfahrens verurteilt.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters. Sonntag, 27.
März. „Genoveva' (Große Oper v. Schumann), neu. — Dienstag
29. März: „Ein Sommernachtstraum.; — Donnerstag, 31. März:
„Der ſchwarze Domino=
— Herrn Siegmund Krauß iſt thatſächlich eine Klage des
Direk=
tors Pollini zugeſtellt worden und wird die Angelegenheit am
hieſigen Landgericht zur Verhandlung kommen. Nach allem, was
wir über den Sachverhalt vernehmen konnten, ſind die Anſprüche
Vollini's, welcher den jungen Sänger in wahrhaft zudringlicher
Weiſe verfolgt haben ſoll, ganz haltlos. Herr Krauß wird durch
Herrn Rechtsanwalt Oſann, Vollini durch Herrn Rechtsanwalt
Gallus vertreten.
Man ſchreibt uns aus London, 21. März. „Im hieſigen
Deutſchen Verein für Kunſt und Wiſſenſchaft wurde von
Herrn Hofſchauſpieler Edward durch den Vortrag „Der
Meiſter=
dieb' ein genußreicher Abend bereitet. Hält ſchon die reizende
Dich=
tung ſelbſt, welche hier noch wenig bekannt war, in ſteter
Span=
nung, ſo gebührt doch Herrn Edward hohe Anerkennung für ſeine
vortreffliche Vortragsweiſe, durch welche er ſeine Zuhörer während
nahezu 2 Stunden zu feſſeln wußte. Der wiederholte Beifall der
zahlreichen Verſammlung wird denn auch Herrn Edward bewieſen
haben, daß „Der Meiſterdieb' auch hier Freunde gefunden hat.
0 Wir hören, daß es ſich bei der in heutiger Sitzung der
Stadtverordneten vorkommenden Frage darum handelt, daß die
Stadt das Gelände zu einem Gymnaſiums=Neubau unentgeltlich
ab=
tritt. Auf dieſer Grundlage hofft dann die Regierung die
Zuſtim=
mung der Kammern für Aufwendung der Bauſumme zu erhalten.
Das in Betracht kommende der Stadt gehörige Grundſtück liegt an
der Lagerhausſtraße. Sollte dieſe Angelegenheit, wie es ja ſo
wün=
ſchenswert wäre, auf dieſem Wege zuſtande kommen, ſo würde
da=
mit auch die Notwendigkeit entſtehen, die Fabrikſtraße bis zur
Lager=
hausſtraße durchzuführen.
„ Kleine Mitteilungen. Am Dienstag abend gegen 9 Uhr
ent=
ſtand in der Wohnung einer Sängerin in der Mauerſtraße ein
Zimmerbrand, welcher durch die Unvorſichtigkeit des
Dienſtmäd=
chens, welches die brennende Petroleumlampe zu nahe einer
Fenſter=
gardine aufgeſtellt hatte, veranlaßt wurde. Die Gardine fing Feuer
und verbrannte nebſt einer Goldleiſte; ferner drei wertvolle
Oelge=
mälde, ein Nähtiſchchen und ſonſtige Sachen. Der Brand wurde
durch die Hausbewohner gelöſcht.
7) Arheilgen, 23. März. Kaiſers Geburtstag wurde vom
hieſigen Kriegerverein geſtern abend im Gaſthaus zum Löwen
ge=
feiert. wozu auch Nichtmitglieder eingeladen und zahlreich erſchienen
waren. Die Feier, ſo einfach ſie in Ausſicht genommen war, nahm
einen ebenſo gehobenen als gemütlichen Verlauf. Das erſte Hoch
galt natürlich Sr. Majeſtät dem Kaiſer Wilhelm, ausgebracht vom
Ehrenpräſidenten des Kriegervereins, Herrn Lehrer Weitzel. Es
olgte noch eine große Anzahl anderer Reden, von denen wir die
auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog und auf Ihre Majeſtät die
Kaiſerin beſonders erwähnen. Erſt in ſpäter Stunde trennte man
ſich mit dem Bewußtſein, ein ſehr ſchönes Feſt gefeiert zu haben.
Nicht unerwähnt ſoll bleiben, daß eine Kapelle hieſiger junger Leute
durch ihre ſchönen ernſten vaterländiſchen Weiſen den Abend ganz
beſonders verherrlichte, was von Seiten des Kriegervereins
wieder=
holt mit Dank anerkannt wurde.
88 Pfungſtadt, 23. März. Die Feier des 90. Geburtstags
Sr. Maſeſtät des Kaiſers im Saale des Gaſtwirts Zeh verlief
in glänzender Weiſe. Aus allen Schichten der Bevölkerung hatten
ſich wohl 500 Teilnehmer eingefunden. Die Kapelle Stützel und
die Geſangvereine Männerquartett, Harmonie und Sängerluſt
ver=
traten den muſikaliſchen Teil. Herr Pfarrer Zimmermann hielt die
Feſtrede. In feurigen Worten entrollte er ein Lebensbild des
er=
habenen Monarchen, welches alle Herzen in feſtliche Stimmung brachte,
und ſchloß mit dem Wunſche, daß es dem Kaiſer vergönnt ſein
möchte, noch länger die Geſchicke Deutſchlands zu leiten. Hierau
folgte der gemeinſchaftliche Geſang: „Heil Dir im Siegerkranz:
In ebenſo begeiſterten Worten brachte Herr Oberlehrer Hahn ein
Hoch auf Deutſchland aus, worauf das Lied: „Deutſchland,
Deutſch=
land über Alles ꝛc. geſungen wurde HHerr=Buchhalter Theis gedachte
der deutſchen Armee mit Hinweis auf die Jahre 1818 und 187071
in ſehr warmen Worten, worauf „Die Wacht am Rhein= folgte.
Bei wechſelnden Geſäugen wurden noch Toaſte ausgebracht auf Se
Königl. Hoheit den Großherzog. die Neuverlobten den Prinze=
Heinrich von Preußen und die Prinzeſſin Jrene von Heſſen,
Bis=
marck und Moltke. — Alle trennten ſich in der Ueberzeugung, den
Tag würdig begangen zu haben.
k. Dornberg, 22. März. Der Bahnbedienſtete, dem am
Sams=
tag auf hieſiger Station das eine Bein abgefahren wurde, iſ
während der Amputation im Spital in Darmſtadt geſtorben. Der
Unglückliche hinterläßt 5 Kinder.
J. Mainz, 22. März. Die Kaiſerfeier wurde hier geſterr
abend mit einer großen militäriſchen Serenade eingeleitet, die ſich
einer überaus regen Teilnahme ſeitens der ganzen Bevölkerung zu
erfreuen hatte. Die Maſſenwirkung der Muſik= und
Sängerchör=
vor dem Gouvernementsgebäude war eine wahrhaft großartige
Heute begann die Feier mit dem um 6 Uhr am Morgen ſtattge
habten Vortrag von Chorälen durch die verſchiedenen Militärkapeller
auf den öffentlichen Plätzen der Stadt, woran ſich um 7 Uhr
ein=
große Reveille von ſämtlichen Spielleuten. der Garniſon ſchloß
Um 9 Uhr folgte der Feſtgottesdienſt in der Peterskirche und un
11 Uhr in der Johanniskirche. Zur gleichen Zeit fand im
Gouver=
nement die Gratulationszeremonie durch die Vertreter der geiſtlicher
und weltlichen Behörden ſtatt. Die auf 12 Uhr anberaumte mili
täriſche Varade mußte leider wegen des ſchlochten Metters abgeſag
Nr.
werden, wie überhaupt der eingetretene Regen die allgemeine Feier
ſehr beeinträchtigte und ſowohl für die Dekorationen der Gebäude
als für die Beleuchtung am Abend ſehr ſtörend war. Aber deſſen
ungeachtet herrſchte allgemeine Feſtſtimmung und bewegten ſich am
Abend Tauſende nach den einzelnen Beleuchtungspunkten, worunter
das Gouvernement, die Baſſenheimerhofkaſerne, das Militärkaſino,
die Schloßkaſerne, der Theaterplatz beſonders hervorleuchteten. Neben
den Feſtlichkeiten im Militärkaſino und in den Kaſernen bildete den
Mittelpunkt der Feier das Feſteſſen in der „Stadthalle', an welchem
nahezu 900 Perſonen aus allen Ständen und Stellungen teilnahmen.
An der Längstafel des rieſigen Saales, der mit mächtigen
Waffen=
pyramiden, Fahnen, Standarten, Trommeln und reichem Laubwerk
auf das herrlichſte dekoriert war, hatten unmittelbar vor einer wohl
getroffenen Büſte des Kaiſers die Spitzen der Behörden, Vertreter
der Geiſtlichkeit, darunter Biſchof Haffner, die Notablen von dem
Handelsſtand und faſt der größte Teil der Stadtverordneten Platz
genommen. Den offiziellen (und einzigen) Toaſt auf Se. Majeſtät
den Kaiſer brachte der Gouverneur von Mainz, Generallieutenant
v. Schlipppenbach, aus, der mit markiger Sprache das Leben und
Wirken des großen Monarchen ſchilderte. Ein mächtiges
brauſen=
des Hoch durchhallte nach dieſen von Herzen zu Herzen geſprochenen
Worten den mächtigen Saal, welcher feierliche Beiſallsjubel
unter=
miſcht wurde von dem Donner der Kanonenſalven, der von dem
jenſeitigen Ufer über den Rhein ertönte. Eine tiefergreifende
Stim=
mung bemächtigte ſich aller Feſtteilnehmer als die Kapelle in dieſem
Moment die Kaiſerhymne zu intonieren begann. Nach einem
Lieder=
vortrag durch den Männergeſangverein ſchloß der offizielle Teil
der Feier.
8t. Frankfurt, 23. März. Wie am Vorabend des Kaiſerlichen
Geburtsfeſtes waren auch geſtern Abend wieder viele Gebäude
glänzend illuminiert. Auch für Dekoration der Schaufenſter war
vieles gethan, ſo war namentlich bei den Hofchocoladefabrikanten
Gebr. Stollwerk eine rieſige Kaiſerbüſte in Chocolademaſſe
ausge=
ſtellt. Am Feſteſſen im Palmengarten nahmen 600 Verſonen teil.
Berlin, 22. März. Iſt die Dekoration am Denkmal des Ahnherrn
unſeres Kaiſers. auf welches ſeine Blicke zunächſt fielen, als das greiſe
Ge=
burtstagskind heute früh an das hiſtoriſche Eckfenſter trat, eine in
jeder Beziehung prachtvolle zu nennen, ſo ſpottet der
Blumen=
garten, in den die Zimmer des Monarchen umgewandelt waren,
geradezu jeder Beſchreibung. Zwiſchen hochſtämmigen mit Blüten
in allen Farbennüancen überſchütteten Azaleen, ſteht das Schönſte,
was gärtneriſche Kuuſt und Mühe aufgezogen, aufgebaut.
Blumen=
körbe groß und klein, Bouquets und Sträuße in allen Dimenſionen
erfüllen mit ihren Wohlgerüchen die Räume. Alle zeugen ſie von
der großen Liebe und Verehrung zu dem greiſen Kaiſer und bringen.
mit ihrem ſüßen Duft die Grüße der Spender dar. Da ſind
zu=
nächſt die Blumenſpenden von Mitgliedern des engeren
Familien=
kreiſes. Die Kronprinzeſſin von Schweden hat ſich mit einem
großen Bouquet aus roſa Roſen und weißem Flieder gemeldet; ihre
beiden kleinen Söhne, die Prinzen Guſtav und Wilhelm,
über=
reichten ihrem Urgroßvater bei der Gratulation um 12 Uhr jeder
einen kleinen Strauß aus weißem Flieder mit blauen Bändern.
Die Prinzeſſin Irene von Heſſen und die jüngſten Töchter
der kronprinzlichen Herrſchaften erſchienen mit Sträußen aus
Veilchen und Flieder. Prinzeſſin HeinrichXVIII. Reuß, geb.
Herzogin von Mecklenburg=Schwerin, hat einen allerliebſten Korb
überſandt, gefüllt mit herrlichen Marechal=Niel=Roſen und Veichen;
Prinzeſſin Heinrich X1X. Reuß ein Bouquet aus weißem Flieder
und roten Roſen. Ein wundervolles Maiblumen=Arrangement in
Binſengeflecht weiſt die Prinzeſſin Amalie von Fürſtenberg
als Spenderin auf. Ein großes Bouquet von tiefſchwarzbraunen
Roſen rührt von der Herzogin von Uieſt her. Von entzückender
Pracht iſt die Spende der Gemahlin des ruſſiſchen Botſchafters,
Gräfin Schuwalow. Dieſelbe beſteht aus einem Rieſenbouquet
von koſtbaren roſa Roſen mit Stielen von ie faſt 1 Meter Länge,
zuſammengehalten durch eine große Allasſchleife, welche die Farben
orange, ſchwarz, weiß zeigen. Ebenſo prachtvoll iſt das Geſchenk
der Gräfin Orlow, ein großer Korb in Form eines Schiffes, nur
mit Victoria=Veilchen gefüllt, während der Henkel mit großen gelben
Roſen beflochten und mit einem Atlasbande in vrange=ſchwarz=weißer
Farbe geziert iſt. Gräfin Fürſtenberg=Herdingen hat einen
rieſengroßen Korb mit duftenden Maiblumen und weißem Flieder
überſandt; Gräfin F. Hohenau einen geflochtenen Weidenkorb
voll hell leuchtender Roſen und gleiche Blumen in roſa am Henkel.
Im Auftrag des vaterländiſchen Frauenvereins hat Gräfin Solms=
Röſa ein Bouquet aus 91 Capitän=Chriſti=Roſen überreichen laſſen,
deren größte aus der Mitte hoch emporragt; umwunden iſt
das=
elbe mit einer weißen Atlasſchleife, in die große
Kornblumen=
bouquets hineingeſtickt ſind. Von der Gräfin Saurma=Jeliſch
geb. Gräfin Henckel v. Donnersmarck iſt ein großer runder Korb
aus Veilchen, Flieder und Roſen vorhanden. Herr von
Ohlen=
dorff=Hamburg, deſſen Gaben alljährlich mit zu den reichlichſten
gehören, hat ein großes Wappen aus weißen Blumen überſandt,
das auf zwei Füllhörnern aus Veilchen ruht; das Ganzeumſchließt
ein Rahmen aus Marechal=Niel=Roſen und Flieder. Vom Corps
de Ballet iſt ein Siegeswagen aus goldenem Geflecht abgegeben,
gefüllt mit verſchiedenfarbigen Roſen; ein großes W. aus
Vergiß=
meinnicht überragt denſelben, während Veilchentuffs die Pferde er=
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ſetzen. Für die Firma S. Singer in Reims haben deren hieſige
Vertreter einen Korb mit 12 Flaſchen Champagner überreicht, auf
deren Etiketten die Zahl 90 mit der Kaiſerkrone in Gold prangt.
Der Korb iſt wundervoll mit allerhand Blumen und Schleifen
dekoriert. — Das Geſchenk der Kaiſerin beſteht in einer netzartig
geknüpften Schärpe, wie ſie Friedrich der Große getragen hat,
und einer in Erz gegoſſenen koſtbaren Vaſe. Die
Kronprin=
zeſſin bat für den Kaiſer das lebensgroße Porträt des älteſten
Sohnes des Prinzen Wilhelmgemalt.
N. N.
Verlin, 22. März. Heute nachmittag fand zu Ehren des Tages
Familientafel im kronprinzlichen Palais ſtatt, woran der
Kaiſer, die Kaiſerin und die fremden Fürſtlichkeiten teilnahmen.
Das Kaiſerpaar wurde auf der Hinfahrt in geſchloſſenem Wagen
von der zu vielen Tauſenden vor dem Palais harrenden Volksmenge
mit begeiſterten ununterbrochenen Hochs und Hurrahs jubelnd
be=
grüßt. Abends wohnte der Kaiſer und die Kaiſerin der Soiree im
weißen Saale des Schloſſes bei. — Der Kaiſer kehrte nachts 11½ Uhr
von der Soiree zurück.
Verlin, 22. März. Zum Gedächtnis an den heutigen Tag
pflanzte der Kronprinz, von der ganzen Familie und ſeinen Gäſten
umgeben, im Garten des Prinzeſſinnenpalais einen Kaſtauienbaum.
Berlin, 22. März. Der von dem Magiſtrat veranſtaltete
feier=
liche Zug zum Hauptfeſtaottesdienſt in der Niokolaikirche
ſetzte ſich um 12½ Uhr vom Rathauſe aus in Bewegung. Voran
ſchritten Marſchälle und die Nuntien mit dem großen Stadtbanner,
dann folgte die geſamte evangeliſche Geiſtlichkeit, Vertreter der Civil=
und Militärbehörden, der wiſſenſchaftlichen und künſtleriſchen Inſtitute,
der Kaufmannſchaft, die Direktoren der Gymnaſien, die Ehrenbürger
und Stadtälteſten, der Magiſtrat, die Stadtverordneten, die
Bezirks=
vorſteher, unbeſoldete Kommunalbeamte, die Rektoren und Lehrer
der Gemeindeſchulen, ſowie alle übrigen Kommunalbeamten,
zuſam=
men über zweitauſend Perſonen. Im Zuge befanden ſich mehrere
Muſikeorps, welche feierliche Märſche und Choräle blieſen. Die
Geiſtlichen und der Magiſtrat befanden ſich in Amtstracht. Beim
ſEintritt in die Kirche begann das Orgelſpiel, daran ſchloß ſich der
Geſang des Salvum fac regem und des Ambroſianiſchen Lobgeſanges.
Die Feſtpredigt hielt Probſt Brückner. — Mittags wurden auf dem
Königsplaße zur Feier des Tages 101 Salutſchüſſe gelöſt. Um 1 Uhr
begaben ſich der Reichskanzler und Feldmarſchall Moltke zur
Gratu=
lation zum Kaiſer. Dieſelben wurden auf dem Hin= und Herwege
von den Volksmaſſen mit ſtürmiſchen Ovationen begrüßt.
Verlin, 22. März. Im Feſtſaale des Nathauſes fand am
nach=
mittage ein Feſtdiner ſtatt, wobei Oberbürgermeiſter von
Forken=
beck den Toaſt auf den Kaiſer, Stadtverordnetenvorſteher Stryk auf
die Kaiſerin ausbrachte.
Verlin, 22. März. Der Kommers welcher dem Fackelzug
geſtern abend folgte, fand unter Teilnahme von etwa 2000 Verſonen
ſtatt; anweſend waren u. a. die Rektoren der Hochſchulen,
zahl=
reiche Docenten und mehrere Miniſterialdirektoren. Studioſus
Münch brachte hier das Hoch auf den Kaiſer aus und teilte mit,
der Kaiſer habe ihn beauftragt, der Studentenſchaft für den
Fackel=
zug den allerhöchſten Dank und den Dank des ganzen königlichen
Hauſes auszuſprechen. Nach dem enthuſiaſtiſch aufgenommenen
Hoch ſtimmte die Verſammlung den Geſang „Heil dir im
Sieger=
kranz' an. Univerſitätsrektor Vahlen brachte das zweite Hoch auf
die Univerſität aus. Der Kommers verlief glänzend.
Die Univerſität beging des Kaiſers Geburtstag durch einen
Feſtakt in der Aula, welchem die Miniſter Bötticher, Puttkamer,
Goßler, Scholz, die Räte der Miniſterien, alle Profeſſoren,
Docen=
ten und zahlreiche Zuhörer aus anderen Kreiſen beiwohnten. Die
Feſtrede hielt Proſ. Dr. v. Treitſchke, welcher aus der Geſchichte
nachwies, daß eine ſtarke Monarchie und ein monarchiſches Heer
zum Schutze Preußens und Deutſchlands notwendig ſei, und den
Kaiſer als Friedeusfürſten und Mehrer des Reichs feierte.
Der Verband deutſcher Architekten= und Jugenieur=Vereine,
welcher etwa 7000 Mitglieder in allen Staaten des deutſchen Reiches
zühlt und die Vereine aller größeren Städte umſchliett, hat zum
Geburtstag Sr. Majeſtüt des Kaiſers einen Feſtgruß dargebracht,
welcher, in ſeiner Geſtaltung und Bedeutung den Boden der
Bau=
kunſt nicht verlaſſend, die nationale Begeiſterung und die treue
An=
hänglichkeit an den ehrwürdigen Führer Deutſchlands zum kernigen
Ausdruck bringt und dabei in ſeinem reichen Schmucke eine anmutige
Geburtstagsgabe bildet. Es iſt ein Feſtbau, der in kleinem
Maß=
ſtabe für den Geburtstagstiſch ebenſo entworfen iſt, wie im großen
die Straßen und Thore der Städte mit Ehrenportalen und
Bild=
werken geſchmückt werden. Aus echten Baumaterialien aufgeführt,
mit Wappen, Sprüchen, Fahnen und Blumengewinden überzogen,
bildet er in ſeiner Geſamtheit einen reichen Tafelaufſatz von etwa
einem halben Meter quadratiſcher Grundfläche und faſt 2 Meter
Höhe. Der eigentliche Bau, aus Eichenholz gezimmert, erhebt ſich
turmartig als ſchützender Baldachin über einer aus Eichenholz
ge=
ſchnitzten und vergoldeten Germania. In ſeinem vielgeſtaltigen und
feſten Gefüge mit Turmerkern und Giebeln, mit kupfernem Knauf,
welchen der Reichsadler in heraldiſcher Schmiedearbeit krönt, iſt er
ein Symbol des neu aufgebauten deutſchen Reiches. Die Werkleute
haben denſelben für die Richtfeier geſchmückt mit den ſämtlichen
in reichen Farben und Vergoldung aus Leder gepunzten Wappen=
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Nr.
730
ſchildern der deutſchen Staaten. Die vier Königreiche ſind vertreten
durch ihre unter vier Eckfialen auf entſprechenden Auskratzungen
vortretenden ſchildhaltenden Wappentiere, vorne Bayern und Preußen,
hinten Sachſen und Württemberg. Handwerksgeſellen umſtehen im
Schurzfell und mit dem Handwerksgerät den Bau, unten an den
vier Ecken des Sockels der Maurer, Zimmermann, Steinmetz und
Schloſſer, oben am Turmknauf, aus den mit deutſchen Fahnen
ge=
ſchmückten Erkern hervortretend, der Parlier, welcher am Kaiſerſtiel
ſich haltend, die Mütze ſchwenkt und den Richtſpruch ausbringt.
An den vier Hauptgiebeln der Turmvierung verherrlichen Verſe
aus Geibels Heroldsrufen den wohlgelungenen Neubau des Reiches.
Unten auf den Stufen vor der Germania huldigen die deutſchen
Baumeiſter dem Baumeiſter des deutſchen Reiches in folgender
Widmung, welche durch einen Werkmann gehalten wird:
Sr. Majeſtät dem Kaiſer Wilhelm,
Dem erhabenen Baumeiſter des deutſchen Reiches
bringen ehrfurchtsvolle Glückwünſche
zum 22. März 1887
die im Verbande der Architekten= und Ingenieur=Vereine vereinigten
deutſchen Baumeiſter.
Alles figürliche iſt ebenſo wie das Gerüſt ſelbſt aus Eichenholz
und bis auf die vergoldete Germania in Naturfarbe gehalten, von
welcher der Flaggen= und Wappenſchmuck und die reichliche
Um=
hüllung mit Blumen ſich wirkſam abheben.
Eine beſondere Bedeutung giebt der Symbolik dieſer Gabe der
Umſtand, daß der Fürſt Reichskanzler das Eichenholz aus ſeinem
uralten Sachſenwalde beigeſteuert hat. Demgemäß lautet eine in
das Geſpärre der Hinterſeite eingeſtemmte Werkmannsinſchrift:
Verbandsvorſtand hat mich erdacht,
Und Meiſter Denoth mich gemacht.
Fürſt Bismarck gab das Holz dazu
Vom Sachſenwald aus Friedrichsruh.
Von den Verkiner Kaiſerkagen.
Driginal=Bericht).
Nachdruck verboten.
II.
Berlin, 22. März.
Welch ein Tagl Wie voll iſt das Herz Derjenigen, die ihn
miterlebt, gerade hier miterlebt, in der feſtfreudigen Kaiſerſtadt, wo
ein Jeglicher das innige, erhebende Gefühl hatte, daß er mit dem
Gefeierten in demſelben Weichbilde weile, wo Tauſende und
Aber=
tauſende heute ſein freundliches Antlitz ſchauen konnten! Welch ein
Tag, voll des reinen, ungetrübten Genuſſes, voll ſchönſter
harmo=
niſcher Stimmung, voll unvergeßlichſter Erinnerung!
Kaiſerwetter wars, welches heute früh über Berlin ſtrahlte,
blau ſpannte ſich der Himmel aus und die frühlingswarme
März=
ſonne lachte auf die geſchmückte Reſidenz herab. Und geſchmückt
hatte ſie ſich, mehr wie je zuvor, mehr ſogar wie an dem Tage der
ſiegreichen Heimkehr aus Frankreichs Gefilden. Da war wohl kaum
ein Haus, von welchem nicht Fahnen oder Banner herabwehten, da
war kein Schaufenſter, welches nicht irgendwie Bezug auf den ſelten
ſchönen Tag genommen hättel Aber der ſchönſte Schmuck und die
ſchöͤnſte Zier, das war doch die allgemeine begeiſterte und begeiſternde
Stimmung, welche ſich überall bemerkbar machte und welche ein
ſympathiſches Band um dieſe unzähligen Menſchenmengen ſchlang.
Das war ein Gewoge von früh an auf Straßen und Plätzen!
Immer neue Menſchenmaſſen ſtrömten die Bahnhöfe aus und die
Berliner betrachteten ſelbſtredend dieſen Tag als ihren beſonderen
Feiertag, die Geſchäfte ruhten, mit Ausnahme der „patriotiſchen
Artikel: Büreaus und Comptoirs waren zumeiſt geſchloſſen, alles
weltſtädtiſche Leben und Treiben konzentrierte ſich außerhalb der
ſteinernen Häuſermaſſen. Endloſe Kinderzüge, voran ſchmetternde
Muſik, zogen die Straßen entlang, den Kirchen zu wo ein
Feſt=
gottesdienſt für die Schulen abgehalten wurde, das Militär erſchien
in erſter Garnitur, noch militäriſcher wie ſonſt ſah die Bevölkerung
aus durch die Unmenge der Reſerve= und Landwehr=Offiziere; der
Nachfrage nach Kornblumen konnte kaum genügt werden, Jeder
und Jede wollte die „Blume des Kaiſers; im Knopfloch tragen,
und ſelbſt die Pferdebahn=Waggons, die Omnibuſſe, die
Perſonen=
wagen der Packetfahrt=Geſellſchaft waren mit ſchmucken Guirlanden
und buntwimpeligen Fahnen und Fähnchen bekränzt.
Die Menſchenſtröme zogen natürlich wieder der Gegend der
Linden zu. Um 10 Uhr vormittags war ſelbſt die Fuhrwerks=
Paſſage nur ſchwer möglich noch, die Menſchenmauern am
Straßen=
ſaum entlang waren bereits feſtgefügt, ein durch= oder
vorwärts=
kommen war undenkbar, und doch wollten noch viele Tauſende
etwas ſehen und drängten immer mehr nach, immer von neuem
nach, bis ſie doch noch ein freies Plätzchen erhaſchten und den
leben=
den Wall noch mehr befeſtigten. Heute hätte ſich unter den Linden
das Sprichwort bewahrheiten laſſen, daß kein Apfel mehr zur Erde
gelangen könne; war es den Schutzleuten doch nur mit Aufbietung aller=
Macht möglich, die Fahrſtraßen frei zu erhalten, und mußten des
halb oft genug die Pferde der Schutzleute recht nahe Bekanutſchaft
mit den Neugierigen und Vorwitzigen machen.
Mit großer Pünktlichkeit bewegte ſich der ſtudentiſche Zugetwas
vor 11 Uhr die Linden herunter, Wagen auf Wagen, eine ſchier
un=
endliche Kette bildend, buntfarbig genug mit den mannigfaltigen
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Bannern und Fahnen, mit den einzelnen koſtümierten berittenen
Muſikeorps, mit den Muſenſöhnen in vollſtem Wichs. Wie blitzten
die Schläger in den Sonnenſtrahlen, wie brauſten jubelnd die
Hurrahs zu dem kaiſerlichen Palais hinüber, und dieſes Jubeln,
welch überwältigendes Echo fand es in dem ſchwarzen
Menſchen=
meer, wie wurden die Hüte geſchwenkt, wie flatterten grüßend die
Tücher, als der Kaiſer an das Fenſter trat und ſich zu der
brauſen=
den, wogenden Menge lächelnd und winkend verneigte. Und wie
2ft wiederholte ſich im Laufe der nächſten Stunden dieſes einzige
Schauſpiel und rührte jeden, der es mitgeſehen und miterlebt,
immer von neuem auf das tiefſte. Und viele konnten es ſehen,
denn der kaiſerliche Herr beſchränkte ſich heute nicht auf das
be=
kannte hiſtoriſche Fenſter, er erſchien an verſchiedenen Seiten, auch
im erſten Stock, damit ihn auch die auf dem Opernhausplatze
Stehenden erblicken könnten, und hier, als wieder brauſend und
donnernd die Hochrufe emporſchallten, trat die Großherzogin von
Baden an die Seite ihres Vaters und küßte ihn, überwältigt von
dem Anblick, auf das herzlichſte.
Kaum nachdem die letzten Wagen des Studentenaufzugs
vor=
über waren, nahten die erſten Karoſſen der Fürſtlichkeiten, welche
zur kaiſerlichen Gratulationscour fuhren. Da entwickelte ſich denn
wieder der alte ſtolze königliche Pomp; von ſechs feurigen, koſtbar
aufgezäumten Roſſen gezogen, von gold=und ſilberſtarrenden
Spitzen=
reitern geleitet, nahten die Gala=Cquipagen, auf dem hohen Bock
die Kutſcher mit den gepuderten Allonge=Verrücken, auf dem
Tritt=
brett die Jäger in blendenden Livreen. Jubelnd drangen die
Men=
ſchenmengen zu den einzelnen Wagen heran und begrüßten ſtürmiſch
die Inſaſſen, ja der Andrang war oft ſo groß, daß die Equipagen
minutenlang halten mußten. Welch ein bezaubernder Anblick aber
dieſes unüberſehbare Meer von Köpfen und Schultern und
da=
zwiſchen, wie kleine Inſeln, die prunkvollen, blendenden Equipagen,
dazu das Hurrah= und Hochrufen, das Hüteſchwenken, das zeitweiſe
Hin= und Herwogen, die Scharen berittener Schutzleute, welche
ver=
gebens Ordnung zu ſchaffen verſuchten, und als Abſchluß des
gran=
dioſen Bildes die mächtigen, herrlich dekorierten Fronten des
Aka=
demiegebäudes und der Univerſität.
Auch am Nachmittage war auf den frequentierten Straßen ein
Vorwärtskommen ſchwer möglich und ſelbſt die leichten Regenſchauer
vermochten nicht die Maſſen auseinanderzutreiben. Als es dem
Abend näher ging, als die Dunkelheit hereindrang, nahm die
Völker=
wanderung wieder zu und erreichte zwiſchen der ſiebenten und achten
Stunde ungeahnte Dimenſionen. „Wer zählt die Völker, kennt die
Namen —— eine größere Fülle war undenkbar und an einzelnen
Stellen war es wahrhaft lebensgefährlich zu paſſieren. Berlin
ſtrahlte allerdings im ſeltenſten Flammenglanze und wenn auch
hier und da die Wirkung etwas durch die feuchte Witterung
beein=
trächtigt wurde, ſo war doch der Geſamteindruck ein großartiger.
Selbſt in den entlegenſten Straßen war kein Fenſter ohne Lichter=
Reihen, und nun erſt in den Hauptteilen der Stadt! Ganze Façaden
waren mit bunten Lampions, mit gewaltigen Kaiſerkronen, mit dem
Namenszuge des Monarchen bekleidet, aus friſchen Guirlanden
lugten zierliche elektriſche Flämmchen, das Geburtsjahr und das
90. Lebensjahr des Kaiſers bildend, mächtige Pechfackeln lohten an
den öffentlichen Gärten auf, von den Thürmen der Kirchen
ſchim=
merte elektriſches Licht herab und übergoß die angrenzenden Straßen
mit Tageshelle, das Rathaus wurde von bengaliſchem Licht
über=
glüt und auch das obere Plateau des Brandenburger Thores
er=
glänzte in rotem Flammenſchein, wie auch die einzelnen Denkmäler
von Fammenguirlanden umgeben waren. Es iſt unmöglich, eine
eingehende Schilderung zu geben, es war zu viel des Schönen und
Unbeſchreibbaren,
Nun iſt er bald vorbei, dieſer Feſtestag, aber wenn er auch
da=
hingegangen ſein wird, die feſtliche Stimmung wird noch lange
bleiben und für immer das Gefühl des Glückes, dieſen einzigen
Tag miterlebt zu haben!
Paul Lindenberg.
Odes=Axzeige.
3
Statt jeder beſonderen Anzeige Verwandten,
Be=
kannten und Freunden die traurige Mittheilung, daß
heute Vormittag unſer theurer Sohn und Bruder
Alexander Schiſer
nach langem, ſchwerem Leiden ſanft dem Herrn
ent=
ſchlafen iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
Frau Friſeur W. Schäter Nwe.
nebſt Kinder.
Darmſtadt, am 22. März 1887.
Die Beerdigung findet Donnerstag den 24. März,
Nach=
mittags 4 Uhr, vom Sterbehauſe aus, Wieſenſtr. 4, ſtatt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.- Verantwortlich für die Redaction: Cart Wittich,