Darmstädter Tagblatt 1887


17. März 1887

[  ][ ]

Abonnementspreis
benegſährlich 1 Mart 20 P ndl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Voſlämtern Beſiebungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf
pro Quartal incl. Poſtaufichlag.

4
Lööſs:

150. Jahrgarg.
Mit der Sonntags=Beilage:
rtes Uuterhaltun

Inſerale
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärt
von allen Annoncen=Eppeditionen.

Amtliches Organ

für die Vehansslmachungen des Cyüh. Vreigamis. des Großh. Volizeiamts und ſümmtlicher Vehörden.
2
p e. el.
b6 54.
Donnerstag den 17. März.
uos.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Maßregeln zur Verhütung und Einſchränkung von Epidemien.
Nachſtehend bringen wir die 83 1-3 und 6 der im Darmſtädter Tagblatt vom 15. Februar 1883 abgedruckten Polizei=
Verordnung vom 6. desſelben Monats in obigem Betreff wiederholt zur allgemeinen Kenntniß.
Darmſtadt, den 15. März 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
2582
Polizei=Verordnung.
Betreffend: Maßregeln zur Verhütung und Einſchränkung von Epidemien.
Auf Grund der Art. 78 und 48. V, 1 des Geſetzes vom 12. Juni 1874, die innere Verwaltung und die Vertretung
der Kreiſe und der Provinzen betreffend, wird, nach Vernehmung des ärztlichen Kreisvereines für die Kreiſe Darmſtadt und
Groß=Gerau, unter Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern und der Juſtiz
vom 24. Januar 1883 lzu Nr. M. d. Js. 833) für den Kreis Darmſtadt verordnet:
Maſern und Keuchhuſten, ſobald dies von der Polizeiverwal=
8 1.
Zeder Arzt, ſowie Jeder, der die Behandlung eines tungsbehörde angeordnet und eine desfallſige öͤffentliche Be=
Kranken übernimmt, iſt verpflichtet von allen in ſeiner Praxis kanntmachung erlaſſen worden iſt.
8 3.
vorkommenden Fällen von:
Perſonen, die von einer der in 8 1 unter 1 bis 8 inel.
1. Pocken Glattern), ſowie Waſſerblattern bei Er= genannten Krantheiten befallen ſind, müſſen von den übrigen
wachſenen (Varicollae), 2. Flecktyphus, 3. Recurrenz= Bewohnern des Hauſes abgeſondert, beziehungsweiſe in einem
fieber, 4. aſiatiſcher Cholera, 5. Scharlach, 6. Diph= bejonderen Zimmer untergebracht werden. Dieſelbe Vor=
terie
, 7. Abdominalthphus, 8. epidemiſcher Ruhr, ſchriſt gilt unter den in 8 2 erwähnten Vorausſetzungen für
9. Wochenbettfieber und 10. Trichinenkrankheit
Perſonen, die an einer der dort aufgeführten Krankheiten leiden.
dem Kreisgeſundheitsamte Darmſtadt binnen 24 Stunden nach
8 6.
geſtellter Diagnoſe Anzeige zu machen.
Den Familien= oder Haushaltungsangehörigen von an
In gleicher Weiſe iſt jeder Haushaltungsvorſtand, ſo= einer der in 8 1 unter 1-8 incl. genannten Krankheiten
bald er vom Auſtreten einer der vorgenannten Krankheiten Leidenden iſt der Beſuch von Schulen oder ähnlichen Anſtalten
innerhalb ſeiner Haushaltung Kenntniß erlangt hat, ver= nur dann geſtattet, wenn ſie ſeit der Zeit des Ausbruchs der
pflichtet, innerhalb 24 Stunden der Ortspolizeibehorde hier= Krankheit und während der Dauer derſelben nicht in der Fa=
von
Anzeige zu erſtatten. Tritt eine der erwähnten Krank= milienwohnung gewohnt oder verkehrt haben.
heiten bei einer alleinſtehenden, zu keiner Haushaltung ge=
Dieſelbe Maßregel kann auf Antrag des Kreis= Geſund=
hörigen
Perſon auf, ſo liegt dieſe Verpflichtung dem Wohnungs= heitsamtes auf die Angehörigen von an Maſern und Keuch=
vermiether
beziehungsweiſe deſſen Stellvertreter ob.
huſten Erkrankten anwendbar erklärt werden.
8 2.
Die Wiederaufnahme des Schulbeſuchs iſt nur nach
Die gleichen Vorſchriften gelten bei Erkrankungen an Vorlegung eines ärztlichen Zeugniſſes geſtattet.

Betreffend: Maßregeln zur Verhütung und Einſchränkung von Epidemien.
Darmſtadt, am 15. März 1887.
Die Großherzogliche Kreis=Schul=Commiſſion Darmſtadt,

an die Schulvorſtände des Kreiſes und die Vorſtände von Privatſchulen.
Wir machen Sie auf die Beobachtung der in unſerem Ausſchreiben vom 24. März 1882 in obigem Betreff enthaltenen
Vorſchriften aufmerkſam und geben Ihnen auf, die Lehrer auf dieſelben beſonders hinzuweiſen.
v. Marquard.
2583
B e k a n n t m a ch u n g.
Dem Gefluͤgelzuchtverein zu Worms iſt die Erlaubniß zur Veranſtaltung einer Verlooſung in Verbindung mit der im
April l. Js. abzuhaltenden Geflügel=Ausſtellung ertheilt worden. Der Vertrieb der Looſe, 6000 Stück 30 Pfennige, iſt
geſtattet.
258

172

[ ][  ][ ]

Nr. 54
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möblirtes Zimmer mit Kabinet an
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bildeten
Familie. Näheres Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
3.
(2531

[ ][  ][ ]

656

Nr. 54



Zur Frier
des
neunziglährigen Geburtstages
Coinor Hajeotät des Haisors
Leſtliche Pereinigung
in den Räumen des Saalbauss,
Montaz den 21. d. Mts., Abends 8½ Uhr beginnend,
unter Mitwirkung des Mozartvereins und des Geſangvereins Liedertafel, ſowie
des Muſikcorps des Großh. Heſſ. 1. Inf=Regiments Nr. 115, unter Leitung des
Herrn Kapellmeiſters Hilge.
Eintrittskarten 50 Pfo. ſind zu haben im Saalbau bei Inſpektor
Velten, in den Buchhandlungen der Herren Bergſträßer und Thies, bei den
Herren D. Faiz & Söhne und W. Pfeil, ſowie Abends an der Kaſſe.
Das Programm wird durch die hieſigen Zeitungen bekannt gemacht und an
der Eingangsthür ausgegeben werden.
Wir zählen auf die patriotiſche Geſinnung der hieſigen Bevölkerung, indem
wir zu recht zahlreicher Betheiligung einladen.
Darmſtadt, den 15. März 1887.
Im Namen der ſtädtiſchen Feſt=Commiſſion:
Ohly, Oberbürgermeiſter.
(2601
Pfennigſparkaſſe Darmſtadt.
Samstag den 19. d. Mts. iſt der letzte Termin dieſes Quartals, an wel=
chem
Einlagen in die Pfennigſparkaſſe gemacht werden können. Die Einleger wer=
den
daher erſucht ihre während des Vierteljahrs eingelegten Beträge durch die Ein=
lage
an dieſem Tage auf volle Mark abzurunden, da andernfalls ihre Einlagen
nicht in die Sparkaſſebücher übertragen werden können.
Darmſtadt, den 16. März 1887.
Das Curatorium der Pfennigſparkaſſe. 2602

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Spoditions-=Geschäft,

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Speditionen jeder Art nach allen Richtungen des Continents und allen
überſeeiſchen Ländern.

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Näheres Expedition.
C2511

2605) Mädchen, welche kochen können,
ſowie kräftige Landmüdchen kann ich den
geehrten Herrſchaften empfehlen.
Stellenbureau Frau Neßling.
2509) Gutes Dienſtperſonal
kann ich den geehrien Herrſchaften auf
Oſtern empfehlen. Beck3 Stellenbureau,
Mathildenplatz 11.
2606) Ein tüchtiges Mädchen, wel=
ches
kochen kann, alle Hausarbeiten verſteht,
gute Zeugn. hat, ſucht Stelle. Zu erfrag.
bei Frau Zulauf, unt. Eliſabethenſtr. 64.

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Mädchen mit guten Zeugniſſen zu einem
kleinen Kinde und für Hausarbeit.
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Kleidermachen, Anmeſſen und Zuſchneiden
gründlich erlernen. Lindenhofſtraße I.
2607) Für eine kinderloſe Familie wird
auf Oſtern ein
fleißiges tüchtiges Mädchen
geſucht für alle Hausarbeit.
Wor ſagt die Expedition.
Ein beſſeres Hausmädchen,
geübt im Nähen, Bügeln und Serviren,
für Oſtern geſucht. Nur ſolche mit ſehr
guten Zeugniſſen wollen ſich melden.
Näheres in der Expedition.
2608
2609) Kräftiges Dienſtmüdchen mit
guten Zeugniſſen geſucht.
Alexanderſtraße 13 parterre.
GesuChb
ein gewandtes, reinliches Mädchen mit
guten Zeugniſſen für Hausarbett gegen
hohen Lohn auf Oſtern. Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
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des In= und Auslandes kann eine zuverlüſſige und ſachgemüße Erledigung
zuſichern und bin zu weiterer Auskunft gerne erbötig.
[374

2514) Ein geſittetes Mädchen, wel=
ches
ſelbſtſtändig gut kochen kann, wird zu
einer einzelnen Dame geſucht.
WoL ſagt die Expedition.

Höchhm.
Eine perfekte Köchin auf Oſtern ge=
ſucht
. Näheres Expedition.
[221

Für Gärtner u. Landwirthe.
Eine Wohnung nebſt Scheuer, Stallung
mit Zubehör, dabei etwa 6 Morgen Land,
wobei eine rentable Milchwirthſchaft be=
trieben
werden kann, iſt ſofort zu ver=
pachten
. Wor ſagt die Exped. (2603

27
2604) Für meine Buchbinderei ſuch=
ich
einen
tüchtigen Gehülfen
ſowie einen Lehrling.

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Rheinſtr. 12, Darmſtädter Hof.
an die Expedition d. Bl.
(2567

[ ][  ][ ]

657

2520) Geſetzte Müdchen, die kocher
koͤnnen und ſich in Reſtauration eignen
wollen ſich melden bei
Frau Hahn, Ernſt=Ludwigsſtr. 9.
Ein anſtändiges, reinliches
2610)
Laufmädchen
wird geſucht. Näheres Expedition.
2522) In einer Engros=Handlung iſt
Lehrſtelle
für einen mit guten Vorkenntniſſen
verſehenen jungen Mann zu beſetzen.
Näheres in der Exfediton.
Lehrlinge
für unſere Gießerei geſucht.
(2611
Sofortiger Verdienſt.
Gebrüder Rooder.

559

auf Oſtern offen für einen jg. Mann,
der die Berechtigung zum Einjähr. beſitzt.
L. W. Hüller,
Papierhandlung.
2015) Ein braver Junge kann in die
Lehre treten in der Handelsgärtnerei
von
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Nr. 54
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(261¾
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G welche auf dieſe Feier Bezug
H haben.
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H Buch= und Kunſthandlung, 6
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u
91
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(2575

gne

Eece.

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Expedition d. Bl.
(2535
(Hine kleine Familie ſucht eine Woh=
E= nung von 2 bis 3 Zimmern mit
Zubehör, am liebſten in der Beſſunger
Ludwigs=, Schul= oder Holzſtraße.
Zu erfragen in der Expedition. (2612
Dilettant.
Bratſche oder zweite Violine würde ſich
an einem beſſeren Streichquartett oder
Klavierduett betheiligen. Offerten unter
[2533
A. J. 75 an die Expedition.
2569) Ein Feilenhauer=Lehrling
gegen Lohn geſucht.
Hch. Sonnthal, Stiftsſtr. 49.

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Anbruch
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UéMAlé-Vevoshlbö6l

S
Borse-Parstots,
S.
F6
RTRRAANVIOoas.
. Kahlert aCöhne.

Adressbuch.
Der 2. und 3. Bogen von Beßler bis
Geyer liegt am 17. März offen.

(ſer ehemals Leißler'ſche Garten im
L Bangert iſt in verſchied. Parzellen
zu verpachten. Näh. Ringſtr. 110. 52274

Dickwurzeln
ſind zu verkaufen Hohlerweg 20. (2505

rsizr, ſtv ænrtarsſoiſ crrntſtrstiterdtrao;

Schiſfsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Radn, Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer=Rhein, Kapitän L. Jahns.
vom Nordd. Loyd in Bremen, welcher am
23. Februar von Bremen abgegangen war, iſt
am 11. März wohlbehalten in Baltimore an=
gekommen
.

Stadtkapelle.
Freitag, 18. März. abends 6 Uhr: Paſ=
ſions
andacht. Herr Pfarrer Pahncke.
rizzentrar myina.
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Shnagoge).
Samstag den 19. März.
Vorabendgottesdienſt um 5 Uhr 45 Min
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 6 Uhr 50 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
sr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag 19. März: Vorabend 5 Uhr 30 Min.
Morgens 8 Uhr.
Min.
Nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 6 Uhr 55 Min.
Wochengottesdienſt. Sonntag den 20. März an:
Morgens 6 Uhr 15 Min.
Nachm. 5 Uhr - Min.

Naes init rrirzen
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 17. März.
4. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsabteilung
Blaue Karten gültig.
Zum erſten Male wiederholt:
Holdſiſche
Luſiſpiel in 4 Akten von Franz v. Schönthan
und Guſtav Kadelburg.
Anfang 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Freitag, 18. März.
5. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsabteilung
(Rothe Karten gültig).
Der Hypochonder.
Luſtſpiel in 4 Akten von G. von Moſer.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Poliiſche eberſicht.
Deutſches Beich. S. M. der Kaiſer wird an ſeinem Geburts=
tage
von 85 Mitgliedern ſouveräner Häuſer, die preußiſchen Prinzen
mit einbegriffen, umgeben ſein. Das Gefolge der in Berlin eintreffen
den Fürſtlichkeiten dürfte 350 Perſonen zählen.
Die Kommiſſion des Herrenhauſes hat dem F. J. zufolge die
zweite Leſung der kirchenpolitiſchen Vorlage beendet; ſie nahm die
Anträge des Biſchofs Kopp an, wonach das Spenden von Sakra=
menten
und das Meſſeleſen überhaupt den Strafbeſtimmungen der
Maigeſetze nicht mehr unterliegen ſollen; eine Einſchränkung wurde
nur hinſichtlich einzelner Ordenskagetorien gemacht. Den mit Kor=
porationsrechten
verſehenen Orden, welche wieder zugelaſſen wer=
den
, wird das mit Beſchlag belegte Vermögen wieder ausgehändigt,
ferner wurde der Antrag, der die Zulaſſung weiblicher Orden, welche
höhere Töchterſchulen und Erziehungsanſtalten unterhalten, betrifft,
angenommen.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus genehmigte in ſeiner Sitzung
am Dienstag in dritter Leſung den Geſetzentwurf über das Ver=

fahren bei Verteilung der Immobiliarpreiſe nach rheiniſchem Recht.
Sodann wurde der Geſetzentwurf, betreffend die Herſtellung neuer
Sekundärbahnen und ſonſtige Bauausführungen auf Staatsbahnen,
ſowie der Geſetzentwurf über weiteren Erwerb von Privatbahnen
für den Staat nach unerheblicher Debatte in zweiter Leſung unver=
ändert
angenommen.
Der Staatsanzeiger für Württemberg; meldet: Der Kaiſer
richtete am Tag nach der Aunahme der Militärvorlage im Reichs=
tag
ein Telegramm an den König Karl nach Nizza, worin er der
ſo gut ausgefallenen Wahlen in Württemberg gedachte, welche mit=
geholſen
hätten, den Sieg herbeizuführen.
Der Vorſtand der bayeriſchen konſervativen Partei hat eine
Kundgebung erlaſſen, die als eine Losſagung der Konſervativen von
den Nationalliberalen für die bevorſtehenden Landtagswahlen auf
zufaſſen iſt.
Heſterreich=Angarn. Das Abgeordnetenhaus lehnte in nament=
licher
Abſtimmung den Minoritätenantrag Trojan betreffs des mehr=
ſprachigen
Banknotentertes mit 193 gegen 82 Stimmen ab und
nahm den diesbezüglichen Artikel unverändert an.
173

[ ][  ][ ]

658
Nr.
Zum kürzlichen Geburtstage des Zaren 10. März) ſind dem=
ſelben
u. a. auch ſehr herzlich gehaltene Glückwunſch=Telegramme
des Kaiſers Franz Joſeph und des Erzherzogs Albrecht übermittelt
worden. Das B. T. will dieſe Gratulationen gerade im gegen=
wärtigen
Augenblicke als einen Beweis angeſehen wiſſen, daß ernſte
Verwickelungen im Oriente nicht zu befürchten ſeien und gewiß kann
man nur wünſchen, daß das Berliner Blatt mit dieſer Auffaſſung
recht behalten möge. Indeſſen muß anderſeits auch berückſichtigt
werden, daß gegenſeitige Gratulationen unter gekrönten Häuptern
gerade an Geburts= und Namenstagen eine ſtrenge Forderung der
höfiſchen Etikette ſind und dieſe Forderung wird noch eingehalten,
ſelbſt wenn ſich die politiſchen Beziehungen zwiſchen den betreffenden
Staaten nicht mehr als ganz ungetrübt darſtellen.
Tranſtreich. Der Miniſter des Aeußern, Flourens, legte dem
Miniſterrate am 15. d. ein Cirkularſchreiben an die Mächte vor,
worin dieſelben zur Teilnahme an der für 1889 geplanten Welt=
Ausſtellung eingeladen werden. Es ſoll bei allen Staaten unter
der Hand bereits wegen ihrer Beteiligung angefragt worden ſein
und würden danach ſämtliche Staaten Amerikas und des äußerſten
Orients annehmen; wahrſcheinlich würden auch die meiſten euro=
päiſchen
Staaten vertreten ſein. Oeſterreich, Rußland und Deutſch=
land
würden, wenn ſie keinen Generalkommiſſar ernennen ſollten,
doch ihren Induſtriellen geſtatten, ſich zuſammenzuthun. In jedem
Falle würden ſich dieſelben an der Beſchickung der Abteilung für
Wiſſenſchaft, Litteratur und ſchöne Künſte beteiligen.
Die Erzählungen Leſſep's über die in Berlin allgemein herr=
ſchenden
durchaus friedlichen Geſinnungen machen in Paris den
günſtigſten Eindruck. Bei dem am 14. ſtattgehabten diplomatiſchen
Diner bei dem Kriegsminiſter Boulanger wurde die cordiale Unter=
haltung
des Kriegsminiſters mit dem Grafen Münſter ſehr bemerkt.
Nach wochenlangen Verhandlungen iſt endlich die Angelegenheit
der Getreidezollerhöhung in der franzöſiſchen Deputiertenkammer
zum Abſchluß gelangt. Am Montag nahm die Kammer mit 318
gegen 248 Stimmen die Zuſchlagstaxe auf Cerealien im ganzen an
und das Miniſterium Goblet hat ſomit wieder einmal eine parla=
mentariſche
Klippe glücklich umſchifft. Wie ſich das Kabinet in dieſer
Frage geeinigt hat - die radikalen Mitglieder waren bekanntlich
gegen jede weitere Erhöhung der Getreidezölle - entzieht ſich der
öffentlichen Kenntnisnahme, aber an lebhaften Auseinanderſetzungen
im Schooße des Miniſteriums wird es ſicher nicht gefehlt haben.
England. Das Unterhaus ſetzte die Verhandlungen über das
Budget des Kriegsminiſteriums fort. Der Kriegsminiſter Stanhope
hofft, bald in der Lage zu ſein, im Notfall ein völliges Armeecorps
in kürzeſter Friſt einſchiffen zu können; die Landesverteidigung habe
ſich gebeſſert, ſei aber noch ungenügend; die Wahl eines Repetier=
gewehrs
werde hoffentlich vor dem Ablauf weniger Wochen erfol=
gen
, das Heer müſſe dann ſchleunigſt damit bewaffnet werden, denn
England müſſe ein Gewehr haben, welches dasjemge jeder fremden
Armee übertreffe. Die Poſten in betreff der Mannſchaftszahl und
Löhnung wurden angenommen. Balfour ſprach ſich zuſtimmend
aus über den von Plunkett gegebenen Befehl, den Angriffen auf
die Polizei in Irland energiſch, im Notfalle mit Waffen, zu be=
gegnen
.

Rußkand. Der Regierungsanzeiger teilt mit, daß am 13. d.
11 Uhr vormittags auf der Newskiperſpektive drei Studenten der
Petersburger Unwverſität verhaftet wurden, bei welchen Sprengſtoffe
gefunden wurden. Die Verhafteten geſtanden ein, einer geheimen
verbrecheriſchen Verbindung anzugehören. Die Sprenggeſchoſſe
waren mit Dynamit geladen und mit Bleikugeln, die mit Strychnin
gefüllt waren.
Weitere Depeſchen melden, daß die verhafteten ſechs Studenten
in drei Gruppen der Straße entlang verteilt waren. Bei jeder
Gruppe wurde eine Bombe gefunden. Anzeichen größerer Verbrei=
tung
von Komplotts liegen bisher nicht vor. Das Kaiſerpaar iſt
am 15. vormittags nach Petersburg gekommen, hat an dem Rout
beim Großfürſten Wladimir teilgenommen und iſt abends nach
Gatſchina zurückgekehrt.
Einer Depeſche der K. Z. zufolge iſt die Aufregung über den
Anſchlag auf den Zaren in Petersburg ungeheuer groß. Es ſollen
48 Nihiliſten verhaftet worden ſein, darunter 9, welche Bomben
bei ſich trugen.
Die Times läßt ſich melden, daß die Verſchwörung auf den
Sturz des Abſolutismus und die Einführung einer Verfaſſung ge=
richtet
ſei. Die Verſchwörer ſeien keine Nihiliſten, ſondern hochge=
ſtellte
Großgrundbeſitzer; ihr Plan ſei nicht geweſen, den Zaren zu
ermorden, ſondern ihn zu zwingen, zwiſchen dem Erlaß einer Ver=
aſſung
und der Abdankung zu wählen.

Aufgarien. Wie verlautet, hätte Zankow der Pforte eine Denk=
ſchrift
überreicht, in welcher er erklärt, die Verhandlungen mit der
Pforte nicht fortſetzen zu wollen, er halte eine militäriſche Beſetzung
des Landes durch die Türkei für das einzige Mittel zur Herſtellung
der Ordnung in Bulgarien.

Rumänien. Der rumäniſche Unterrichtsminiſter Stourdza begleitet
das rumäniſche Königspaar nach Berlin zur Teilnahme an der
Feier des 90. Geburtstages des Kaiſers Wilhelm.

54
Caypken. Die Staatsſchulden=Kommiſſion nahm mit 5 gegen
1 Stimme den Antrag der Regierung zur Regelung der Rechnungen
von 1866 auf Grundlage des Dekretentwurfes über die Aufhebung
der Frohnden an. Der franzöſiſche Kommiſſar proteſtierte gegen
dieſe Entſcheidung als illegal, da der gedachte Dekretentwurf zurück=
gezogen
worden ſei.
Aus Gtadt und Land.
Darmſtadt. 17. März.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Profeſſor Becker von Düſſeldorf, den Fabrikanten Hamm von
Offenbach; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den Miniſterial=
präſidenten
Weber, den Geheimerat Dr. Becker, den Oberſtall=
meiſter
Frhrn. v. Nordeck zur Rabenau.
Zur Feier des 90. Geburtstags Sr. Maj. des Kaiſers
findet Montag abend in den Räumen des Saalbaus eine feſtliche
Vereinigung unter Mitwirkung des=Mozartvereins:, des Geſang=
vereins
Liedertafel ſowie der Muſikkapelle des 1. Großh. Heſſ.
Inf.=Regts. Nr. 115 ſtatt. Das Programm der Feier werden wir
ſpäter mitteilen.
- Ernannt wurde: am 12. März der Gerichtsvollzieheraſpirant
Jakob Broß aus Alsheim zum Gerichtsvollzieher mit dem Amts=
ſitze
zu Offenbach.
Militärdienſtnachricht. von Aſten, Sekondelieutenant von
den Pionieren des 2. Bats. 4. Großh. Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 118
zum Vremierlieutenant befördert.
Die Budgetkommiſſion des Reichstags hat die zur Bear=
beitung
eines Planes für eine Kavallerie=Kaſerne in Darmſtadt ge=
forderten
10000 M. geſtrichen, da dadurch die Fortnahme der Garni=
ſonen
von Butzbach und Babenhauſen und eine Ausgabe von mehr
als 2 Millionen veranlaßt werden würde. Da indeſſen die Kaſerne=
ments
in Babenhauſen baufällig ſind, wurden 6000 M. zur Bear=
beitung
des Entwurfs einer Kaſerne für drei Schwadronen in
Darmſtadt bewilligt; Butzbach wird hiernach ſeine Garniſon behalten,
Babenhauſen aber die ſeine verlieren. Vollſtändig geſtrichen wurden
380000 M. für eine Artillerie=Kaſerne in Mainz.
r. Schwurgerichtsverhandlungen. Wie ſchon in einem Teile der
geſtrigen Auflage erwähnt, ſchloß die vorgeſtrige Verhandlung Abends
126 Uhr mit der Verurteilung der angeklagten Margarethe Witzler
von Roßdorf zu einer Gefängnisſtraße von zwei Jahren, abzüglich
drei Monate erlittener Unterſuchungshaft, da die Geſchworenen die
Frage wegen vorſätzlicher Kindestötung verneint hatten und ſomit
nur eine fahrläſſige Handlung zur Beſtrafung kommen konnte.
Geſtern ſollte ſich Franz Knaup aus Groß=Hauſen wegen Mein=
eids
vor dem Gerichte verantworten.
Da indeſſen der Hauptzeuge
durch Krankheit am Erſcheinen verhindert war, mußte die Ver=
handlung
ausgeſetzt und neuer Termin auf Mittwoch den 23. März
vormittags 9 Uhr anberaumt werden; inzwiſchen ſoll der Erkrankte
protokollariſch vernommen werden.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters: Sonntag den
20. März: Tannhäuſerl. Dienstag, 22. März: Colbergl. Vor=
her
: Feſtſpiel/ von Roquette. Mittwoch, 23. März: Ab. suop. Lohen=
grin
: (Herr Krauß a. G.) Donnerstag, 24. März: Aleſſandro
Stradella
An Stelle des erkrankten Fräulein Schütky hat Fräulein
Ethel die Rolle derMathilde von Koßwitz' in dem heutigen Luſt=
ſpiel
Goldfiſche: übernommen.
.) Zum Beneſiz der Genoſſenſchaft deutſcher Bühnen=Angehöriger
wird am 23. März Wagners Lohengrin: mit Herrn Krauß in der
Titelrolle in Szene gehen. Das hieſge Publikum dürfte dem Gaſt=
ſpiele
ſeines Landsmannes mit begreiflichem Intereſſe entgegenſehen.
In der öffentlichen Sitzung der Großh. Handelskammer am
14. d. beſchloß dieſelbe ſich einer an das Großh. Miniſterium und
die Stände gerichteten Eingabe der Handelskammer Mainz gegen
den Geſetzentwurf die Beſteuerung der Weineinlagen bei Privaten
betr., anzuſchließen. - Herr Beck referierte ſodann über die Anlage
von Dampfſtraßenbahnen und beſprach die verſchiedenen auf den
Ausbau der Verbindung Darmſtadts mit den Nachbarortengerichteten
Proiekte. Man beſchloß zunächſt in einer Eingabe an das Mini=
ſterium
ſich dahin zu verwenden, daß auf keinen Fall die Genehmig=
ung
des Baues einer Linie Langen=Frankfurt erteilt werde, ehe der
Bau Linie Darmſtadt=Langen ſichergeſtellt ſei. Bezüglich der an=
deren
Linien und Projekte erſchien ein Eingreifen der Handels=
kammer
zur Zeit noch nicht angezeigt.- In der Frage der Gründ=
ung
eines Vereins gegen Fabrikdiebſtahl für die Plätze Darmſtadt,
Mainz. Frankfurt a. M., Höchſt, Offenbach und Hanau, beſchloß
die Handelskammer, unter Mitteilungodes geſammelten Materials,
an den Fabrikantenverein die Anfrage zu richten, welche Beteiligung
an einem ſolchem Verein zu erwarten ſei. - Hierauf wurde der
Voranſchlag der Kanzleikoſten für das Etatsjahr 188788 feſtgeſtellt.
Bank für Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank). Ueber
den 1886er Abſchluß dieſes Inſtituts gehen uns ſoeben folgende ap=
proximative
Ziffern zu: Am 31. Dezember 1886 waren vorhanden
an disponiblen Fonds M. 59655 000, die Kontokorrentdebitoren be
ziffern ſich auf Mark 70182000, wovon M. 4539 000 unbedeckt; in

[ ][  ][ ]

n9
l.

Ir.

53
47
62¾
545
720)
920
185
22
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5*
55
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Ol=
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15
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112
20
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50

24
118
45
155
43
43
57
559
514
24
8t
154

Nr.
Effekten, induſtriellen Beteiligungen und Finanzoperationen waren
abzüglich der auf Delkredere= und Spezialreſerve=Konto vorgeſehenen
Beträge M. 21 144000, in dauernden Beteiligungen bei Aktienge=
ſellſchaften
M. 4750000 in Kommanditen M. 8995000 veraulagt.
Dagegen liefen an Tratten M. 34629000, an Avalen M. 6508000;
die Depoſiten auf und beſtimmte Kündigungsfriſt, Kontokorrent=
Kreditoren beliefen ſich auf M. 52242000.- Der pro 1886 erzielte
Gewinn beziffert ſich auf M. 5133000 und zwar wurden verdient:
an Zinſen M. 2673000, Proviſionen M. 1257000, Effekten, Finanz
operationen, induſtrielle Unternehmungen, Aktienbeteiligungen bei
Banken und Valuten M. 1860000; die Kommanditen erbrachten
über die 4 pCt. Kapitalzinſen hinaus M. 296 000.,
N Kleine Mitteilungen. Ein Dienſtmädchen übergab im ver=
floſſenen
Jahre ihr Sparkaſſenbuch über 150 M. Einlage einem
hieſigen Schuhmacher zur Aufbewahrung. Wie nun das Mädchen
jetzt das Sparkaſſebuch zurückverlangt, machte der Schuhmacher erſt
allerlei Ausreden und geſtand dem Mädchen endlich zu, das Geld
bei der Sparkaſſe erhoben und für ſich verwendet zu haben. - Am
Dienstag nachmittag gegen 4 Uhr entſtand im Hauſe Rheinſtraße
Nr. 47 ein Kaminbrand, welcher durch einen ſofort requirierten
Kaminfeger alsbald wieder gelöſcht wurde. Schaden iſt an dem
Gebäude nicht entſtanden. Am Dienstag abend gegen 8 Uhr iſt
ein Schreiner aus Beſſungen in einem Hauſe auf dem Mathilden=
platz
, woſelbſt er beſchäftigt geweſen, infolge eines Schlaganfalls
plötzlich verſtorben. - In der Beſſunger Heerdwegſtraße fanden
Schutzleute Dienstag abend zwei ſinnlos betrunkene Individuen,
welche mittelſt Handkarren in das Haftlokal gebracht werden muß=
ten
. Am Mittwoch morgen gegen "6 Uhr machte ein in der
Lauteſchlägerſtraße wohnhafter Wagnermeiſter ſeinem Leben durch
Erhängen ein Ende. Als Motiv der That wird angegeben, der
Verſtorbene habe an Verfolgungswahn gelitten und ſoll ſich beſon=
ders
am Dienstag in einer hochgradigen Aufregung befunden haben.
Geſtern morgen fand ein Arbeiter aus Roßdorf in der unteren
Rheinſtraße einen 100=Markſchein, welchen ein Bürſchchen von
hier auf dem Wege nach der Bank verloren haben will.
2 Beſſungen, 15. März. Die auf Freitag, den 18. März, Nach=
mittags
5 Uhr, anberaumte Gemeinderatsſitzung hat folgende
Tagesordnung: Den Anſchluß von Beſſungen an Darmſtadt.
J. Mainz, 15. März. Die Mainzer demokratiſche Partei hielt
heute abend ihre jährliche Generalverſammlung ab, in welcher neben
der Erledigung des geſchäftlichen Teils, wie der Neuwahl des Vor=
ſtandes
und der Vorlage der Kaſſenabrechnung, auch die politiſchen
Tagesfragen und insbeſondere die Haltung des Abgeordneten für
den Wahlkreis Mainz=Oppenheim in der Militärfrage, und das
projektierte vielbeſprochene Weinbeſteuerungsgeſetz eingehend zur
Sprache kamen. Die Stimmenthaltung des Abg. Racke bei der
Septennatsvorlage wurde mit Rückſicht auf das vor der Wahl ab=
gegebene
Verſprechen allgemein mißbilligt, doch wurde in Anbe=
tracht
der Thatſache, daß bei dieſer Haltung Verhältniſſe mitbe=
ſtimmend
geweſen ſein können, über welche ſich noch kein endgültiges
Urteil abgeben läßt, davon Umgang genommen dieſer Mißbilligung
in einer förmlichen Reſolution Ausdruck zu geben und nur die Hoſf=
nung
ausgeſprochen, deß Herr Nacke in den anderen Punkten ſein
vor der Wahl der demokratiſchen Partei verpfändetes Wort korrekter
einlöſen möchte. Anknüpfend hieran wurde auch die jüngſt ge=
ſchehene
Gründung einer deutſchfreiſinnigen Partei erwähnt, wobei
mehrfach betont wurde, daß eine Verſchmelzung oder Vereinigung
der eben genannten Partei mit der demokratiſchen Partei aus tief=
greifenden
prinzipiellen Gründen unter keinen Umſtänden angänglich,
daß dagegen aber in vielen Punkten ein gemeinſames Handeln und
Kämpfen angezeigt erſcheine. Der Vorlage in Betreff der Wein=
beſteuerung
trat die Verſammlung einſtimmig entgegen und geneh=
migte
eine Reſolution, durch welche die Regierung erſucht werden
ſoll, im Hinblick auf die in keinem Verhältniſſe zu dem zu erwarten=
den
Erträgniß ſtehenden dem Weinhandel und der Produktion er=
wachſenden
Nachteile, von der Einführung der projektierten Steuer
Umgang zu nehmen.
J. Mainz. 16. März. In der am Montag begonnenen Schwur=
gerichtsſeſſion
für die Provinz Rheinheſſen ſind bereits zwei er=
wähnenswerte
Fälle zur Aburteilung gekommen. Die erſte Anklage
war gegen den 60jährigen Spezereihändler J. Claus aus Oſthofen
gerichtet, der des betrügeriſchen Bankerotts angeſchuldigt war. Der
bisher unbeſcholtene und geſtändige Angeklagte hat, nachdem ſeine
Zahlungseinſtellung eingetreten, um für ſich und ſeine Familie einen
kleinen Notanker zu haben, für 152 Mk. Waren beiſeite geſchafft.
Mit Rückſicht auf die Notlage und den geringen Wert erhält er die
Die 2. Anklage
geringſte zuläſſige Strafe, 3 Monate Gefängnis.
war gegen den Ackersmann Georg Wolf aus Stadecken gerichtet,
der aus gemeiner Rachſucht eine Scheune in Brand geſteckt hatte.
Das Urteil lautet auf 15 Monat Gefängnis.
4. Aus Rheinheſſen, 15. März. Die von dem landwirtſchaft=
lichen
Verein von Rheinheſſen gegen die Weinbeſteuerung in Cirku=
lation
geſetzte Petition an die zweite Kammer war am verfloſſenen
Sonntag bereits mit 1500 Unterſchriften verſehen.
4. Aus Rheinheſſen, 16. März.
Auf dem Wege nach Epperts=
heim
lbei Alzey) fand man geſtern morgen einen wohlgekleideten

54
659
Mann erfroren. - Die verfloſſene Nacht herrſchte mit die
größte Kälte im ganzen Winter. Der an der Brücke in Mainz
angebrachte Thermometer zeigte um 4 Uhr heute morgen 8 Grad
Kälte.
A. Frankfurt, 16. März. Im Neubau der Germania' am
Roßmarkt iſt der größte der Läden für 18000 Mark jährlich von
einem Manufakturwarengeſchäft gemietet worden. Im April ſoll
das Haus beziehbar ſein.- Der Umzug des Polizeipräſidiums
in den Neubau in der Neuen Zeil beginnt nächſte Woche und er=
fordert
14 Tage Zeit. Samstag abend hält der Ruderverein
Germania' einen Herrenabend mit gemeinſchaftlichem Nachteſſen im
zoologiſchen Garten ab; die Teilnehmerzahl wird jetzt ſchon auf
500 Perſonen geſchätzt.
Frankfurt, 16. März. In dem Landkreiſe Frankfurt lieferte die
Obſternte im Jahre 1886 nachſtehenden Ertrag: Aepfel 555 000 ke,
Birnen 17850 k8, Zwetſchen 86510 k8, Kirſchen 137400 ke, Wall=
nüſſe
7650 Eg und Tafeltrauben 60 150 kg.
Hamburg, 14. März. An Stelle des verſtorbenen Bürgermeiſters
Dr. Kirchenpauer hat der Senat heute den zweiten Bürgermeiſter
Dr. Versbach zum erſten und an deſſen Stelle den kaufmänniſchen
Senator Hayn zum zweiten Bürgermeiſter gewählt.
Auf dem Rigi. Am Sonntag (6. März) reiſten kleinere und
größere Gruppen Herren und Damen aus Luzern nach dem Rigikulm.
Der Ausblick droben war, wie man der Züricher Poſt= ſchreibt,
wunderbar ſchön und die Temperatur war ſo mild, daß einzelne
im Freien ſpeiſten. Als Beweis der warmen Witterung auf der
Königin der Berge dienten die vielen heimgebrachten Blumen=
ſträuße
; kein Mitglied dieſer Geſellſchaft kam ohne Blumenflor
zurück.-
Die Firma Heer, Marty, Frei und Haag in Biel hat dem
Bundesrat ein Geſuch eingereicht um Konzeſſionierung einer Eiſen=
bahn
Lauterbrunnen=Mürren.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 15. März.
E. Es iſt bezeichnend für die Bühne der Gegenwart, daß ſie
es unternimmt, dramatiſche Gebilde für ſich zu gewinnen, welche
ohne Rückſicht auf ſie, ja mit bewußter Vernachläſſigung ihrer Ge=
ſetze
und Forderungen geſchrieben wurden. Daß Manfred nicht
für die Bühne beſtimmt war, geht aus verſchiedenen Briefen Byrons
hervor: Sie mögen= ſchreibt er an Murray (Venedig, 15. Februar
1817) nentnehmen, daß ich gerade keine große Meinung von dieſem
Phantaſieſtück habe, aber ich habe es wenigſtens völlig unmöglich
gemacht, es auf die Bühne zu bringen, für welche ich ſeit meiner
Verhandlung mit Drurylane die größte Verachtung habe.
Und
in einem andern Briefe heißt es. Ich verfaßte es wirklich mit
einem Abſcheu vor der Bühne und mit der Abſicht, ſelbſt den Ge=
danken
daran unpraktikabel zu machen.
In dieſer Vorausſetzung ſollte ſich der Dichter gründlich geirrt
haben. Sobald die geiſtvolle Schumannſche Muſik zu dem Werke
geſchrieben war, wanderte es eng verknüpft mit der Künſtlererſchein=
ung
Ernſt Poſſarts in die Konzertſäle und fand dann aus dieſen
auch bald ſeinen Weg auf die Bühae. Der direkte Anteil, den
Goethe durch ſeinen Fauſt; auf die Entſtehung des Manfred,
ausgeübt zu haben memte, iſt in Wirklichkeit nicht ſo groß wie man
ehedem glaubte. Byron ſelbſt ſtellt den unmittelbaren Einfluß der
deutſchen Dichtung ziemlich beſtimmt in Abrede. In einem Geſpräch
mit Medwin äußerte er: Die Deutſchen, und ich glaube Goethe
ſelbſt, ſind der Meinung, ich habe mir mit dem Fauſt' große Frei=
heiten
genommen. Alles, was ich von dem Drama kenne, iſt aus
einer elenden franzöſiſchen Ueberſetzung, aus einer oder zwei gelegent=
lichen
Vorleſungen, die Lewis bei Deodati hielt, indem er einzelne
Teile engliſch übertrug. Nachdrücklich betont er, daß er ſeinen
Freund Shelley um nichts ſo ſehr beneide, als um die Fähigkeit,
das erſtaunliche Werk im Original leſen zu können. Immerhin
gehört der Manfred: dem nämlichen Ideenkreiſe wie Goethes
Fauſt; an, nur mit dem Unterſchiede, daß Byron aus ſeiner, der
Goetheſchen völlig entgegengeſetzten Natur, die Poeſie der Ver=
zweiflung
, die von keinem harmoniſchen Abſchluß etwas wiſſen will,
predigt. Byron war eben eine Fauſtnatur, die in Dichtung und
Leben den zweiten Teil nicht durchmachen ſollte. Der Manfred:
bezeichnet einen Wendepunkt in Byrons Exiſtenz. Er entſtand, als
der Dichter ſeiner Heimat für immer den Rücken gekehrt hatte und
iſt nicht denkbar ohne zwei Umſtände, die ſich damals in Byrons
Leben ereigneten: Die Bekanntſchaft mit Shelley und der Anblick
der Alpen. In Shelley trat ihm ein Denker und Dichter eitgegen,
der gleich ihm für die Freiheit gegenüber alten abgeſtorbenen An=
ſchauungen
eingetreten war, den ſeine Nation dafür wie Byron
ausgeſtoßen, der aber bereits die Gedanken, die ſich bei Byron noch
im Gährungsprozeß befanden, für ſeine Perſon zu einer einheitlichen
harmoniſchen Weltanſchauung geläutert hatte. Die grandioſe Alpen=
natur
gab dem Dichter die geeignete Folie für die Kämpfe in
Manfreds Seele, die in ihrer Schroffheit und Unzugänglichkeit den
Bergrieſen gleicht. Es war der Steinbach und die Jungfrau, die
mich den Manfred ſchreiben ließ; erklärte Byron ſelbſt. Das
Drama wurde im Februar 1817 in Venedig vollendet, der 3. Akt

[ ][  ]

Nr.
660
ſpäter in Rom nochmals umgearbeitet. Iſt Fauſt der Repräſentant
der Menſchheit, die da irrt, ſo lange ſie ſtrebt, ſo vertritt Man=
fred
den ſtarken unbeugſamen Manneswillen, der ſich vor keinem
Schickſal beugt, der mit Geiſtern keine Verträge ſchließt, ſondern
ihnen in ſrenger Abgeſchloſſenheit und Selbſtgenügſamkeit gegen=
über
ſteht.
Die Uebereinſtimmung und Verſchiedenheit beider Werke im
Einzelnen darzulegen und in dem Manfred: diejenigen Stellen
anzumerken, welche ihrem ideellen Gehalte nach eine Paralle an
Gedanken im GoetheſchenFauſt' finden, - iſt Sache der äſthetiſchen
Forſchung, nicht der Theaterkritik. Dieſe, wofern ſie ſich nicht aus=
ſchließlich
auf das durch die Bühnendarſtellung zum Ausdruck ge=
brachte
beſchränken will, kann allenfalls noch betonen, daß ein
weſentlicher Unterſchied zwiſchen den beiden Geſtalten ſchon daraus
erfolgt, daß Fauſt eine ganze Reihe von Entwicklungsſtadien durch=
läuft
, Manfred hingegen der Hauptſache nach in ſich ſertig und
abgeſchloſſen vor uns hintritt. Die Ruhe, welche nach der Be=
ſchwörung
der Aſtarte in ſeine Bruſt einzieht, kann nicht wohl als
eigentliche Wandlung; aufgefaßt werden. Fauſt verwickelt ſich erſt
im Laufe des Dramas in Schuld und Verbrechen, Manfred tritt
gleich als Schuldiger in dasſelbe ein. Das verleiht ihm von vorn=
herein
das Anſehen einer unveränderlichen antiken Maske und läßt
ihn der Kunſt des Darſtellers als einen ſo überaus ſpröden Stoff,
erſcheinen, deſſen Verarbeitung ſich faſt ſchwieriger geſtaltet als die
Wiedergabe des Fauſt, denn die Rolle des Manfredbietet bei weitem
nicht die Fülle von Abwechſelungen wie die Phaſen des Fauſtſchen
Erdenwandels, im Vergleich zu jener erſcheint ſie faſt eintönig.
Schon die Bezeichnung Rolle; will auf das Weſen des Manfred
der keine eigentliche Bühnenfigur iſt, kaum noch paſſen. Das Werk
iſt ſozuſagen ein einziger großer Monologl Der Dialog, ſoweit
ihm der Dichter überhaupt noch Raum läßt, beſitzt keinen vorwärts
drängenden dramatiſchen Charakter.
Herr Edward war zu dem Studium des Manfred durch ſeinen
Fauſt in gewiſſem Sinne vorbereitet, inſofern es auch hier der Ge=
danke
, die Reflexion iſt, welche alles beherrſcht, aber nicht etwa in
der Weiſe, daß er die Farben, welche er für den Fauſt auf der
Palette hatte, nun auch ſo ohne weiteres zur Herſtellung des Man=
fredbildes
hätte verwenden können. Bei dieſem hat die Arbeit des
nachſchaffenden Künſtlers doch ein weſentlich anderes Kolorit aufzu=
ſetzen
. Die Ekſtaſe, in die zuweilen Fauſt verfällt, ſein doch im
tieſſten Grunde noch immer lebensfreudiger Trotz, hat bei Manfred,
der ſtummen Qual und kalten Verzweiflung Platz gemacht. Die
Geiſter, welche er ruft, ſind ihm nicht überlegen wie der Erdgeiſt
dem Fauſt, er beherrſcht ſie und verhöhnt ſie ſogar. Fauſts ganze
Sehnſucht geht nach einem neuen Leben, Manfreds Streben kennt
als letztes Ziel nur die Vernichtung.
Der Darſteller des Manfred hat in allem, was er ſpricht, die
Grundſtimmung anklingen zu laſſen, aus der heraus Manfreds
Weſen begriffen werden muß. Der Strom der bald leidenſchaftlich,
bald wehmütig dahinflutenden Rede ſoll uns in all ſeinen Biegungen
an die tief verborgene Quelle, den Urſprung der Seelenqual Man=
freds
gemahnen. Wie ſchrecklich Manfred leidet, zeigt ſich ſchon
darin, daß er es nicht über ſich gewinnen kann, in deutlichen Worten
von der Urſache ſeines nagenden Grams zu reden; der Dichter
billigt dieſes Schweigen, indem er auch den übrigen Perſonen des
Stücks über den Gegenſtand nichts mehr als Andeutungen in den
Mund legt. Herr Edward gab ſich uns heute - man darf das
von einer weſentlich neuen Seite ſeiner Künſtler=
wohl
ſagen
ſchaft, inſofern der Manfred ihm Verkörperung von Eigen=
ſchaften
auferlegt, die ihm, wenigſtens in dieſer Geſtalt, doch bisher
ferner gelegen haben. Das Grübleriſche, Inſichgekehrte dieſer im
Gram und Welthaß verſenkten Natur brachte der Künſtler dem
Hörer mit überzeugendem Nachdruck zum Bewußtſein. Zu höchſter
Höhe ſchwang ſich ſeine Kraft bei der Beſchwörung der Aſtarte und
in der letzten Scene, als der dem Tod verfallene Manfred die
Dämonen von ſich ſcheucht und einſam ſtirbt wie er gelebt hat.
Als der Vorhang ſich über dieſem mächtigen Finale geſchloſſen,
lagerte Sekunden lang das feierliche Schweigen tiefer Ergriffenheit
über dem Hauſe und löſte ſich erſt allgemach in enthuſiaſtiſche Bei=
fallsſpenden
auf. Zum Schluß unſerer heutigen Beſprechung finde
noch Erwähnung, daß die Leitung unſerer Hofbühne alles gethan
hatte, um dem grandioſen Werk auch in Bezug auf die äußere
Ausſtattung das nötige Relief zu geben. Von den Vertretern der
Nebenrollen und von der Schumannſchen Muſik reden wir das
nächſtemal.

Vermiſchtes.
In der Aſfaire Bülow wird dem F. J. aus Berlin berichtet,
daß an dem Abend, an welchem Hans von Bülow das berüchtigte
Wort vom Circus Hülſen; ausgeſprochen, er einen Brief an Herrn
von Hülſen gerichtet hat, welcher von Beleidigungen gegen den
Kaiſer ſowie gegen den General=Intendanten wimmeln ſoll. Unter
anderem war ſchon die bloße Ueberſchrift eine gröbliche Inſulte,
denn ſie lautete; An den abzuſetzenden General=Intendanten! Herr

54
von Hülſen empfand zu gentlemanlike, um von dieſem Briefe dem
Kaiſer Kenntnis zu geben; er begnügte ſich vielmehr damit, den=
elben
dem geheimen Archiv des Hoftheaters einzuverleiben. Hier
fand ihn nun ſein Nachfolger und hielt es für ſeine Pflicht, dem
Kaiſer das Schriftſtück vorzulegen und gleichzeitig zu bitten, dem Ur=
heber
desſelben, welcher ſich in derart maßloſen Schmähungen des
Kaiſers und ſeines Inſtituts erging, den ferneren Zutritt zu dem=
ſelben
unmöglich zu machen. Die Erlaubnis dazu wurde dem
Grafen von Hochberg von Sr. Majeſtät erteilt und führte zu den
bereits bekannten Maßnahmen, die nun wohl eine andere Beurtei=
lung
erfahren müſſen.
Das Velociped gilt allgemein als ein aus der Draiſine ent=
ſtandenes
Kind unſeres Jahrhunderts. Im ſtädtiſchen Archiv zu
Nürnberg befindet ſich jedoch ein Velociped aus dem Jahre 1633
und in den 1703 erſchienenen Hiſtoriſchen Nachrichten von den
Nürnbergiſchen Mathematicis=Künſtlern; ſteht folgende Notiz:
Stephan Farflers aus Altdorf machte ſich auch ernſtlich mit drei
Rädern einen kleinen Wagen, auf dem er vermöge eines von ihm
künſtlich angeordneten und bewegten Räderwerkes ſich ſelbſten ohne
eines anderen Beyhülffe zur Kirche fuhr.
König Bell. In der letzten Sitzung des Verbandes Magde=
burg
der Reichsfechtſchule erzählte unter großer Heiterkeit der Vor=
ſitzende
, daß König Bell ſich mit den Orden der Reichsfechtſchule,
welche ihm von einem Deutſchen, dem Sohn eines Magdeburgers,
übergeben worden ſeien, bereits geſchmückt habe, natürlich ohne den
Zweck derſelben zu kennen, zum großen Ergötzen des Vice=Admirals
Knorr, welcher den König ſo geſchmückt angetroffen habe.

Roch einmal Winker.

Kurze Zeit nur hat der holde
Traum gewährt von Frühlings=
glück
,
Ach und ſchon iſt er zu Ende,
Und aufs Neue kehrt zurück
Aus dem Nord der alte Winter,
Den wir glaubten längſt entflohn,
Und ſchlägt wieder auf im Lande
Seinen eisumſtarrten Thron.
Grimmig ſchwingt er noch ſein
Scepter;
Und die hoffnungsvolle Flur
Schlägt auf s Neu in eis'ge Bande
Er, die ſehnende Natur.
Scheucht die holden Frühlings=
vöglein

Wieder fort mit rauher Hand,
Die zu frühe nach der alten
Trauten Heimat ſich gewand.

Aber magſt du drohn und
ſchnauben,
Einmal bricht doch deine Macht!
Einmal muß die Zeit doch kommen,
Wo der Frühling wieder lacht.
Wo die Saaten wieder grünen
Und die Lüfte milder wehn,
Wo die Lerchen wieder ſteigen
Jubelnd auf in Himmelshöhn.
Wo die Bäume wieder prangen
Zweig an Zweig in neuem Grün,
Wo die Quellen wieder rauſchen,
Und die Blumen wieder blühn,
Wo die Vöglein wiederkehren
Aus dem Süd zu uns zurück
Ja die Zeit muß einmal kom=
men
,
Wo wir athmen Frühlingsglück!

7
Ai ikriniavitidt. it. tiddir Diraiiridlatiri i vlöiri ititditdirintiried.
Witatanein

4.ra
Wir machen den Kameraden die
betrübende Mittheilung, baß unſer
4 langjähriges Mitglied

4.

5.
Diviſionsarzt i. P.,
durch den Tod aus uuſerer Mitte abgerufen
wurde.
Die Beerdigung findet Donnerstag den
17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, ſtatt.
Der Vorstand.
Sammlung am Friedhofsthor.
Ar.Vrirriaili i linld ierein Minr d Mliei. Diladte nidir rirun
.
Tageskalender.
Donnerstag. 17. März: Generalverſammlung der Darmſtädter
Volksbank in der Turnhalle (Woogsplatz).

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Bedoution: Carl Wittich.