Abonnementsprei=
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. mc.
Bringerlohn. Außwärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck. Poftaufichlag
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
rirtes Unterhaltungsblatt.
gaſerats
vendenengenahDmntied,
on detaum HAft Au.
Reſſungen rhuer uy
Holzfrexe R. Ai ai
mAahaintu.
A.
Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Breisamts, des Großh. Volizeiamts und ſüämmtlicher Behärden.
Dienstag den 15. Februar.
1887.
N 32.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Reichstagswahlen.
Nach zuverläſſigen Mittheilungen wird bei Wahlagitationen, insbeſondere auf dem Lande, die Meinung zu verbreiten
geſucht, daß der bei der Berathung der Militärvorlage häufig vorgekommene Ausdruck „Septennat die Einführung der
ſiebenjährigen Dienſizeit bedeuten ſolle. Wir warnen vor dieſer auf Täuſchung der Wähler gerichteten falſchen Vorſpiegelung
mit dem Anfügen, daß „unter Wiederannahme des Septennats” nur die weitere Feſtſetzung des, in Folge der unſicheren
Zeit=
umſtände erhöhten, Friedensbeſtandes der Armee für ſieben Jahre zu verſtehen iſt. Auch nach Annahme der Vorlage wird
die geſetzliche Dienſtzeit, wie bisher, drei Jahre betragen.
Darmſtadt, den 11. Februar 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
1l43]
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachungen:
G. Seifert, Fabrikant in 2 resden=Trachenberge, preiſt in gedruckten Reclamen eine „eigenartig präparirte
Schafwolle=
als augenblicklich wirkendes Mittel gegen Gicht an. Dieſes Mittel iſt mit ſalieylſaurem Natrium imprägnirte Watte und
gegen Gicht völlig wirkungslos.
Der Preis von 3 Mark für ein Packet derartiger Watte - es ſind noch nicht 10 Gramm obigen Salzes, welche
50 Pfg. koſten, darin enthalten - muß als ſchwindelhaft bezeichnet werden. Für Schwerleidende empfiehlt Seifert Decken
von demſelben Material, welche er zu 20 Mark das Stück verkauft.
Wir warnen vor dem Gebrauch dieſer nutzloſen Mittel.
In hieſiger Stadt wird eine von K. F. B. Bach, Auguſtaſtraße Nr. 5, unterzeichnete Reklame für Probſtrs Kräuter=
Thee unter dem Publikum vertheilt, worin Jedermann aufgefordert wird, den Thee in ſeiner Umgebung zu empfehlen, da
nichts weniger als Schwindel oder einträgliches Geldgeſchäft dabei obwalte, wie ſonſt oft bei Anpreiſung von Medikamenten,
ſondern nur rein uneigennützigſtes Streben.”
Der Thee ſoll gut ſein gegen Magenſchwäche, böſe Säſte, Blähungen, ſanguiniſche Natur, Verſtopfung, Schwindel,
Schlagfluß, Betäubung, Rheumatismus, Appetitmangel u. ſ. w.
Nach der vorgenommenen Unterſuchung beſteht der Thee aus Sennablättern, welche deſſen größten und wirkſamſten
Be=
ſtandtheil bilden, ferner aus Pfeffermünzblättern, Blüthen von blauen Kornblumen und aus Bitterſüßſpitzen. Der Thee iſt
alſo ein einfaches Abführmittel. Derſelbe wird für 1 Mk. 50 Pfg. die Büchſe verkauft, während die gleiche Quantität in
jeder Apotheke nach der Arzneitaxe um 70 Pfg. zu haben ſein würde.
Unter Umſtänden z. B. bei Verſtopfung, die von endzündlichen Zuſtänden des Unterleibs herrührt, kann der Thee
er=
heblichen Schaden anrichten.
Wir warnen daher wiederholt vor dem Gebrauch desſelben.
Darmſtadt, den 12. Februar 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[1438
v. Grolman.
Jagd=Verpachtung.
Freitag den 18. Februar d. J3.,
Vormittags 10 Uhr,
wird auf dem Rathhaus zu Braunshardt
die der Gemeinde daſelbſt zuſtehende Jagd
in der Gemarkung Braunshardt, ca. 1800
heſſ. Morgen enthaltend, auf weitere ſechs
Jahre verpachtet.
Braunshardt, den 12. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei
Braunshardt.
Schmidt.
[438a
Faſſel=Eber=
Verſteigerung
in Eberſtadt.
Mittwoch den 16. Februar l. 38.,
Vormittags um 11 Uhr,
97
368
ſoll ein zu weiterer Zucht unbrauchbar
gewordener gut gehaltener Faſſel=Eber
auf dem Rathhaus gegen baare Zahlung
verſteigert werden.
Eberſtadt, den 10. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
[1349
Müller.
Kommenden Mittwoch den 16.
I. M., Vorm. 11 Uhr,
kommen in Großherzogl. Hofmeierei
Darmſtadt
4 fette Kühe
zur Verſteigerung.
Die Oberverwaltung
Großherzogl. Hofmeiereigüter.
Dettweiler.
[1439
0
GGuHUy
dünnschaligy und süss,
10 Stück 65 Pfg.,
empfiehlt
I.
L BERMORgOk,
Rheinſtraße 14. 1440
Auf Veranlaſſung des löblichen
Vorſtandes der Bäcker=Junung
hier haben wir den Detail=Verkauf
der renommirten
ginnorschon
übernommen und empfehlen ſolche
ſtets friſch im Ausſchnitt.
Für die Herren Bäcker und
Conditoren geben pfundweiſe zu
den bekannten Engros=Preiſen ab.
3 obere Rheinſtr. 3.
Kmorr's
sämmiliche Suppen-Träuler,
darunter als Neuheit:
Langſchnittbohnen und
Suppengrün,
empfing in friſcher Sendung und
empfiehlt
Nr. 32
Fuſſelmurht in Lungen.
Zur Förderung der Rindviehzucht findet
Montag den 7. Mürz 1887, Vormittags 9 Uhr beginnend,
zu Langen auf dem Lutherplatz ein Faſſelmarkt ſtatt.
Indem wir das landwirthſchaftliche Publikum innerhalb und außerhalb des
Kreiſes zur Beſchickung des Marktes mit ſchönen Thierexemplaren, zum Beſuche
und zur Benutzung der günſtigſten Ankaufsgelegenheit hierdurch einladen, wird
be=
merkt, daß ſämmtliche vorgeführten Bullen von einer ſachverſtändigen Commiſſion,
beſtehend aus den Herren:
Bürgermeiſter Fecher zu Weiskirchen,
Poſthalter Hoffmann zu Seligenſtadt,
Bürgermeiſter Kratz zu Dudenhofen,
beſichtigt und nach ihrer Güte gewürdigt werden. Für die vorzüglichſten Thiere
werden Geldprämien zuerkannt, zu welchem Behufe von Seiten des
landwirth=
ſchaftlichen Bezirksoereins und der Stadt Langen je 100 Mk., zuſammen 200 Mk.,
bewilligt worden ſind.
Die Preiſe werden nur für wirklich preiswürdige Thiere, jedoch ohne
Rück=
ſicht darauf gewährt, ob der Bulle auf dem Markt verkauft wurde oder nicht,
ſo=
wie darauf, daß derſelbe von dem Eigenthümer und innerhalb des Kreiſes gezüchtet
wurde oder nicht.
Die Thiere müſſen längſtens um 9 Uhr auf dem Platze, an den Vorderbeinen
mit ſtarken Schlingen gefeſſelt und von zwei Mann geführt ſein. Im Gegentheile
iſt Wegweiſung zu gewärtigen. Von allen Verkäuſen bittet man dem auf dem
Platze anweſenden Bürgermeiſter Dröll Kenntniß zu geben. Für etwa gewünſchte
Protokollirung der abgeſchloſſenen Kaufgeſchäfte wird Sorge getragen.
Die Bürgermeiſtereien des Kreiſes werden hiermit veranlaßt, der vorſtehenden
Bekanntmachung in ihren Gemeinden thunlichſte Verbreitung zu verſchaffen, im
Falle vorhandenen Bedürfniſſes der Erneuerung oder Ergänzung des
Gemeinde=
bullen=Materials die Gelegenheit wahrzunehmen und zu dieſem Behufe alsbald die
erforderlichen Beſchlüſſe des Gemeinderaths herbeizuführen, ſowie überhaupt alles
Dasjenige zu thun, was zur Hebung und Belebung des Marktunternehmens
bei=
tragen kann.
Offenbach, den 2. Februar 1887.
Großherzogliches Kreisamt.
Haas.
[144]
Bokanntunchung.
Im Jahre 1835 wurde das Erbbegräbniß, Abth. 1, Lit. F., Nr. 71 (älteſte
Friedhofsabtheilung) bei uns auf den Namen der Frau Hofkammerrath Gerſten
Wittwe eingeſchrieben. Die Beſitzerin ſtarb im November 1836 und iſt auf den
Platz beerdigt worden. Ein Ueberſchreibungsantrag von berechtigten Intereſſenten/
iſt bis jetzt bei uns nicht geſtellt und wird von einem angeblichen Anverwandten
der Familie Gerſten der Platz von der Stadt zu erwerben gewünſcht.
Wir fordern alle diejenigen, welche glauben, berechtigte Erbanſprüche an
frag=
liches Erbbegräbniß zu haben, hiermit auf, ſolche bei uns (Büreau Rathhaus am
Markt, 1 St. hoch) innerhalb 4 Wochen vorzubringen, und zu begründen,
widrigen=
falls wir den Platz als herrenlos erachten und anderweit darüber verfügen werden.
Darmſtadt, den 8. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
Hickler, Beigeordneter.
1297
H.
.
16 Rheinſtraße 16. 651
ſHin Wurf blauer Ulmer Doggen,
L= 10 Wochen alt, zu verkaufen. (1372
Wilhelminenplatz 15. Wenner.
Brkunntmachung.
Das auf der älteſten Friedhofs=Abtheilung belegene Crbbegräbniß I. G. 54
wurde im Jahr 1835 von der nun inzwiſchen längſt verſtorbenen Gemeinderath
Wilhelm Ensling Wittwe erworben. Gaſtwirth Graß Ehefrau behauptet, ihr
Vater, Metzger Wilhelm Ensling, ſei Erbe des Platzes geworden, von welchem das
Grab nun auf ſie, alszeinzige hier wohnende Erbin ihres Vaters übergegangen ſei und
begehrt dementſprechende Ueberſchreibung des Platzes auf ihren Namen. Eine Urkunde
vermag nicht vorgelegt zu werden. Wir fordern alle diejenigen, welche glauben,
beſſere Rechte an fragliches Crbbegräbniß zu haben, hiermit auf, ſolche innerhalb
4 Wochen bei uns, Amtslokal Rathhaus am Markt 1 St. hoch, vorzubringen und
zu begründen, widrigenfalls wir mit etwa ſtillſchweigendem Ablauf dieſer Friſt dem
geſtellten Ueberſchreibungsantrag entſprechen werden.
Darmſtadt, den 8. J.bruar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
Hickler, Beigeordneter.
[1328
[ ← ][ ][ → ]369
Nr. 32
Auforderung der Pfandſchuldner
und
Pfünder=Yerſteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den
Monaten April bis inel. September 1886 fällig waren, werden hierdurch.
aufge=
fordert, ſolche bis zum 10. März d. Js. einzulöſen, oder die Pfandſcheine
pro=
longiren zu laſſen, widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 25. April d. Js., Nachmittags 2 Uhr,
verſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß fällige Pfänder, welche
weder ausgelöſt noch prolongirt worden ſind, vor dem Verſteigerungs=Termin
umverſetzt ſein müſſen, indem während der Verſteigerungstage die Umverſetzung
nicht mehr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 4. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1217
Ohly.
Lhanntmuchung.
Die Anfuhr des Holzes aus den ſtädtiſchen Waldungen in das Magazin im
Armenhaus, Pallaswieſenſtraße Nr. 28, ſoll im Wege der Submiſſion vergeben
werden. Angebote ſind bis
Freitag den 18. d. Mts., Vormittags 11 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle, Stadthaus, Rheinſtraße 18, verſchloſſen und gehörig
überſchrieben einzureichen. Die Bedingungen liegen auf unſerem Büreau, Zimmer
Nr. 23, zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 10. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(1350
Ohly.
Vergebung
von
Maurer=, Schloſſer= und Weißbinder=Arbeit, ſowie Eiſen=
Lieferung.
Die zur Herſtellung einer zweiten Sammelgrube für die Gruben=Entleerungs=
Anſtalt in der Gemeinde Beſſungen vorkommende Maurer=, Schloſſer= und
Weiß=
binderarbeit, ſowie die Eiſenlieferung, ſollen im Wege der Submiſſion vergeben
werden. Offerten ſind bis
Donnerstag den 17. Februar l. J3., Vormittags 10½ Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Zeichnung, Boranſchlag und Bedingungen liegen während der Blreauſtunden
bei uns offen.
Beſſungen, den 8. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[132
Berth.
Verkeigerungz-Anzigr.
Der Unterzeichnete verſteigert
Donnerstag den 17. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
im Ritſertſchen Saale (Schützenhof) zu Darmſtadt nachverzeichnete Gegenſtände
gegen Baarzahlung:
1 hochfeine Plüſch=Garnitur, 1 Divan mit Sockel, 1 dito zum Klappen, 2
Klappſopha's, 1 Kanapee mit Damaſt, 3 Kanapee, 2 complete Betten (frz
Bettſtellen, polirt), 3 dito (frz. Bettſtellen, lackirt), 6 dreitheilige Seegras=
Matratzen, einige Woll= und Feder=Matratzen.
Die Gegenſtände ſind vollſtändig neu, ſehr gut gearbeitet und können Mittwoch
den 14. d. Mts., Vormittags von 10-12 Uhr, im Verſteigerungs=Lokal eingeſehen
werden.
Darmſtadt, den 14. Februar 1887.
Hohemstehm, Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
8
Großherzogliches
Landes=Hoſpital.
Für das Rechnungsjahr 188788 ſollen
auf dem Submiſſionswege vergeben
werden:
A. Die Aulieferung von:
A. Als Bedarf bis Ende September
1887:
1) 16000 Kilo Kornmehl,
2) 8000 „ Kernmehl,
3) 9000 „ Schwingmehl,
4) 7000 „ Kornſtroh,
5) 1000 „ Gerſtenſtroh,
6) 1800 „ Hafer,
b. Als Bedarf bis Ende März
1888:
1. Verzehrungsgegenſtände:
7) 1800 Kilo friſche Butter,
8) 1800 Liter Mohnöl,
9) 3500 Kilo Kochſalz,
10) 1500 „ dorre weiße Bohnen,
11) 1500 „ geſpaltene Erbſen,
12) 1500 „ Linſen,
13) 100 „ gedorrte Zwetſchen,
14)
100 „ Aepfelſchnitzen,
15) 90000 Stück Eier,
16) 3500 Liter Weineſſig,
17) 400 Kilo geſchälte Gerſte,
18) 500 „ Grünekern,
19) 2500 „ kandirt geröſteten
indi=
ſchen Kaffee,
20) 150
Kaffee=Surrogat,
21) 800 Liler Hefe,
22) 40000 Stück Handkäſe,
23) 550 Kilo Limburger Rahm= und
Schweizerkäſe,
24) 800 „ Käsmatte,
25) 590 „ Fadennudeln,
26) 100 „ Gemüſenudeln,
27) 400 „ Reis,
28) 300 „ Sago,
29) 500 „ Spelzgries,
30) 300 Meliszucker in Broden,
31) 500
in Würfeln,
„
32) der Bedarf an Gewürzen, Chocolade,
Speiſeſenf, Rahm, Zwiebeln und
Thee.
II. Verbrauchsgegenſtände:
33) der Bedarf an Schreibmaterialien u.
Druckſachen,
„ Fenſter= u. Spiegel=
34) „
„
glas,
35)
„ Spiritus,
2
36) 15000 Stück Cigarren,
37) 350 Kilo ordinären Rauchtabak,
Gail Stern 44 Nr. 2,
38) 25 Canaſter Gail Nr. 0,
39) 35 „ Schnupftabak rape de
Naney Nr. 3.
40) den Bedarf an Zunder,
Tabaks=
pfeifen und Pfeiſentheilen,
Schnupf=
tabaksdoſen, Feuerſtählen u.
Feuer=
ſteinen,
41) die Anlieferung von Geräthen
und zwar: Porzellan, Steingut=,
Glas=, Blech= und Eiſengeräthe,
Körbe, Löffel, Rechen, Thürvorlagen,
Flaſchenſtopſen, Gabeln, Meſſer,
370
Leuchterſtöcke, Stühle und
Bett=
ſtellen;
der Bedarf an
Reinigungsgegen=
ſtänden und zwar:
42) Bürſten=, Beſen= und Kammwaaren,
Sand, Schuhwichſe und Putzſteine,
43) 400 Kilo Makulatur,
44) 1000 Stück Putzlumpen,
45) 300 Schwämme,
46) 40 Kilo Glycerinſeife,
47) 700 „ weiße Kernſeife,
48) 500 „ gelbe Kernſeife,
49) 1600 „ Schmierſeife,
50) 1000 „ Soda,
51) 300 „ Carbolſäure,
52) 200 „ Eiſenvitriol;
die Anlieferung der
Beleuchtungs=
materialien und zwar:
53) 80 Meter Lampendocht,
54) 40 Liter Nachtlichteröl,
55) 400 Kilo Stearin= und
Chaiſen=
lichter,
56) 4800 „ Petroleum,
57) 400 Päcke ſchwediſche Zündhölzer.
58) Der Bedarf an Farbwaaren,
Werk=
holz und ſonſtigen Materialien für
die Schreinerei,
59) den Bedarf an Särgen.
II. Die Lieferung der Fleiſch=Wurſt
und Fettwaaren.
IV. Die Lieferung der Milch.
B. Die Fertigung der:
1) Schuhmacher=Arbeiten,
2) Schneider=
„
3) Sattler=
„
4) Hemden,
5) Maurer=Arbeiten,
6) Pumpenmacher=Arbeiten,
7) Schloſſer=
„
8) Spengler=
„
9) Grobſchmiede= „
10) Kupferſchmiede= „
11) Wagner=
„
12) Küfer=
13) Buchbinder=
14) Korbwaaren=Reparäturen und
C. die Verwerthung
2. des Geſpüls und der Knochen,
b. einer Partie Bettſtroh und
C. einer noch gut erhaltenen
vierräde=
rigen Feuerſpritze nebſt Zubehör.
Die Muſter, Bedingungen ꝛc. liegen
auf dem Büreau des Unterzeichneten am
17., 18. und 19. d. M., Vormittags von
8 bis 12 und Nachmittags von 2 bis
6 Uhr offen.
Offerten ſind verſchloſſen und verſehen/
mit der Aufſchrift: „Submiſſion zu der
am 8. Februar l. J3. ausgeſchriebenen
Lieferung' bis zum
26. I. M., Vormittags 10 Uhr,
entweder per Poſt einzureichen oder in den
Submiſſionskaſten einzulegen.
Da, wo von den Submittenten
Waa=
renmuſter vorzulegen ſind, müſſen
dieſel=
ben getrennt von der Submiſſion verpackt
und beſonders adreſſirt werden. Ferner
dürfen den Waarenmuſtern weder Preiſe
Nr. 32
noch die Namen der Submittenten oder
deren Firmaſtempel ꝛc., vielmehr nur
Zeichen beigefügt werden und ſind dieſe
Zeichen in der Submiſſion zu
wieder=
holen.
In den Offerten ſind die Bedingungen
ausdrücklich anzuerkennen.
Hofheim, am 8. Februar 1887.
Großherzogliche Direktion des Landes=
Hoſpitals.
[1443
J. A.:
Stroh, Großh. Hausverwalter.
Das Hchulgeld pro l. Duartal 1887
für die Vorſchule des Gymnaſiums wird nächſten Mittwoch den 16. d. Mts.
Nachmittags von 2 bis 4 Uhr, in dem Muſikſaal des Gymnaſiums, Zimmer
ebener Erde Nr. VII., im Nordbau, erhoben.
Darmſtadt, den 10. Februar 1887.
Großherzogliche Gymnaſialkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.
1340
friſch eingetroffen.
Jumperuickel
G. Hrdalhiznony
Rudolf Hiok, ſustav Hicklor's Hachk.
Putz= und Modewaaren=Geſchäft,
empfiehlt ſein großes Lager in
Brautkränzon vom billigſten bis zum feinſten Geure.
Brautsohleierlul in erome und weiß.
(522
Eine gut aſſortirte Partie trübe gewordener
GGUwonh BlbAuiUh
verkaufe ich während einiger Tage zu weſentlich reducirten Preiſen
aus.
M. Wür Ch, Rheinſtr..
Büllüs
Bülllis
DUlke
41ON
verkauft
Wöh.WeverNachſe
Hoſlieferant,
Colonialwaaron & Dolicatesson,
Eliſabethenſtraße.
[445
Hrnst=Judwigs
strasse 3,
Ahoy,
Horms
am Woisson
Thurm.
empfiehlt in großer Auswahl und zu äußerſt billigen Preiſen
V66Uhodebo ſub Uuo Pöahhllyo= Olllſow.
PromenadeMämtel, Wegem Mömtel,
Vmhämge, ſowie Jaqmettes,
[1446
in geſtreiften, karrirten und glatten Tricots= und Tuchſtoffen.
grangeh,
prachtvolle füße Frucht,
bei 10 Stück 30 Pfg.
RAUGATIAOU,
feinſte Marke,
per Stück 12 und 15 Pfg.
G. P. z014,
Bleichſtraße. (367
O0L6Io,
blüthenweiß,
vorzüg=
liche Backart,
per Pfund 22 Pfa., bei 10 Pfd.
20 Pfg.
Kochmohl.
beſte Qualitäten, billiger.
G. P.
Wolh.
Bleichſtraße. U44r
Eine neue Peluchegarnitur, braun,
Causense a6Sessel,
mit beſten Polſtermaterialen und prim=
Peluche billig zu verkaufen.
1219
J. Böttinger, Mathildenplatz 7.
Geflügel,
geſchlachtet, geputzt, ein 10 Pfd=Poſtoſi
fette zarte Poularden, Poulets, Gänſe,
Brathändl M. 5.60, fette Enten,
Trut=
hähne (Puter) M. 6.25 franco gegen
Nachnahme. Anton Tohr,
Werſchetz (ngarn).
Friſchen
Waſſsiſleiher,
friſche Schwehzinger
Staugen=Spargeln.
Wilh. Wobor Nachf.,
Hoflieferant.
[1448
Feinston Roispudor 75 Pf.,
Feinsten Fettpuder 60 Pf. u. 1 M.
aus C. D. Wunderlichs
Hofparfümerie=
fabrik (prämiirt 1882) empfiehlt als
be=
liebteſte Mittel den Teint zart und weich
zu machen und vor dem Aufſpringen und
Riſſigwerden zu bewahren. Zu haben bei
Hofbürſteuf. E. Scharmann,
[165
Ludwigsplatz 2.
G. C. Hisgen's
Prima
Schwoineschmalt,
ſeinstes
Hponsoöl,
vorzüglich im Geſchmack, ſehr
fettreich, billigſt.
G. P. POIx,
Bleichſtraße. (1449
Meine
Folllug
vorzüglichſtes Material für
Fuß=
boden=Anſtrich
ſempfehlen M. 2.50 per Kilo:
A. Caſtritius, Mühlſtraße 20,
Emanuel Fuld, Kirchſtraße 1,
G. P. Poth, Bleichſtraße.
[7262
(neueſtes Syſtem)
für gebr. Botlfedern und Flaumen
empfehle mit dem Bemerken, daß ſelbige
durch dies Verfahren vollſtändig neu
be=
lebt und von allen falſchen Beſtandtheilen
befreit werden. - Gleichzeitig empfehle
für neue Hüllen Bettdrelle, Barchente
112301
und Federleinen.
1. Bötlungor, Mathildenplatz 7.
Friedrichsdorfer.
Awiebaek.,
von J. F. Pauli.
Aerztlich anerkannt.
Erſatz für Muttermilch, für Magenleidende,
ſowie zum Gebrauch bei Geſellſchaften ſtets
friſch zu haben. - Alleinverkauf im Laden
der L. Remmert Wwe., Bleichſtr. 45.
Zu verkaufen, (319
ein faſt noch neues vollſtändiges Bett,
franz. Bettſtelle, für 160Mk. Gr. Bachg. 20.
98
372
Nr. 83
Rolchslagswahl.
Candidatur Vörleh.
9
WöhleriVersammlung
vom IV. J. und VI. Bezirk
Engling's Brauerei.
Dienstag den 15. Februar, Abends 8½ Uhr.
Alle Freunde und Anhänger der Candidatur Ulrich ſind
ein=
geladen.
Der 4., 5. und 6. Wahlbezirk umfaßt den nordöſtlichen
Stadt=
theil, welcher begrenzt iſt durch die Kiesſtraße, Karlsſtraße,
Kirch=
ſtraße, Marktplatz, Schloßgraben, Alexanderſtraße und
Dieburger=
ſtraße.
Dio Bouirks-Comntés.
WV. Spezielle Einladungen durch Karten erfolgen zu dieſer
Be=
zirksverſammlung michl.
Wegen Umzug in mein neues Local Ernſt=Ludwigsſtraße 22
Ed-AUIUUAU
ſämmtlicher Waarenvorräthe zu und unter Einkaufspreiſen.
Mein Lager umfaßt: Damen-Mlelderstoſte,
Buchskins, Cuche, Regeumäntel- und Damen-
Mäntelstofte, Peluche, Hammet, Seidenstoſte,
wollene Shwals und Umschlagetücher, Flanelle,
Lama's, Augstattungs-Artikel, Vorhünge,
Tisch-
decken u. d. M.
P. WVerbemich,
289
17 Ludwigsſtraße 17.
Erbſen, Linſen,
Gerſte,
Bohnen,
Reis, Nudeln.
Mein Lager in allen Sorten und Preislagen
Erbsen per Pfund 12, 15, 16, 20, 30 Pfg.,
Linsen „
20, 25, 30 Pfo.
Bohnen „ „ 16, 18, 20 Pfg.,
Gerate „ „ 18. 20, 25, 30, 36 Pfa,
Reis,
„ 12, 16, 20, 30, 40 Pfg.,
„
Nudelm
26, 30, 36, 40, 70 Pfg.
„
iſt vollſtäͤndig neu aſſortirt und erlaube mir dasſelbe angelegentlichſt zu den
herab=
geſetzten Preiſen zu empfehlen.
Jekmmamm,
K.
[972
Beſſunger Carlsſtraße 8.
EEIUEOden
5)
31
AU
die patentirten
æuusrzzauzu raomuzzAAurauzA vonuicaoraoz,
heilen oder vermindern ile Tendheit, gleichviel ane velcher Vreache dieselbe heritamme.
Dis vemerkenz verthesten Hellungen eind erfolgt. Man vende Opfennig. um frano ehs
innatrirte-Werk von 8o Soiton zn ömpfangen, nelchesdio interegianten Beschroidunge
über die Voranche onthaelt, die zur Veilung der Tanbheit unternammen vorden
eind; man fndet darin auch Anerkennungsschreiben von Doctoren, Advocaten,
Verle-
gorn und anderen hervotragenden Perssalichkeiten, nelche dureh diese Troz.
molhéutehen goheilt vorden siod und dieselben angelegentlichet amplehla
Ran Fonds sleh an . F. Mlsadssan, 631 Cntor don Hndo, borla, Udier lagade üeter alling
697) Neckarſtraße 10
Beletage: 7 Zimmer, Salon nebſt
allen Bequemlichkeiten per 1. April
zu vermiethen.
1157) Herdwegſtraße 97 iſt die
Veletage mit 5 bis 6 Zimmern, allen
Bequemlichkeiten und Waſſerleitung zu
vermiethen.
1225) Carlsſtr. 41 (lneu) Parterre=
Wohnung: 4 Zimmer, 2 Entreſol ꝛc.,
nach den neueſten Anforderungen
einge=
richtet, zu vermiethen und bis 1. Mai
zu beziehen.
1226) Auf 15. Mai oder 1.
Jani fünf heizbare Zimmer des
2. Stocks, Martinftr. 13, nebſt
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eine freundliche Wohnung, mittl. Stock,
beſtehend aus 4 Zimmern,
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mer, Küche ꝛc. per 1. Mai zu vermiethen.
1393) Müllerſtraße 20 die
Parterre=
wohnung zu verm. Näheres 1. Stock.
1451) Rheinſtraße 28 im Seitenbau
parterre eine Wohnung, beſtehend aus
zwei Zimmern, Küche ꝛc. per 1. Mai.
1452) Taunusſtr. 4 iſt der mittlere
mit Balkon verſehene Stock, freie Ausſicht
auf den Taunus und die Rheinebene
bie=
tend, zum 1. Mai anderweit zu verm.
Waſſerleitg. im Hauſe. Näh. Taunusſtr. 1.
1453) Taunusſtraße 1 iſt auf dem
Seitenbau eine kleine Wohnung mit Küche
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anderweit zu vermiethen.
1294
b309D, Hagaa0 80,
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mit oder ohne Wohnung, in beſter Lage,
Mitte der Stadt, zu vermiethen.
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12545) Marienplatz 5 ein möblirtes
Zimmer mit Bedienung, ſofort beziehbar.
Zu erfr. daſ. parterre.
13329) Neckarſtraße 18 zwei ſchön
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
918) Friedrichſtraße 18. 1. Stock,
ein möblirtes Zimmer ſofort zu verm.
1165) Mauerſtraße 10 ein möbl.
Wohn= u. Schlafzimmer per ſof. 3. verm.
1228) Eliſabethenſtraße 58 zwei
ſchön möblirte Zimmer, l. Stock, mit
ſeparatem Eingang zu vermiethen.
1405) Niederramſtädterſtr. 3. nächſte
Nähe der Carlsſtr., ein möbl. Zimmer zu
15 M., ſowie eines zu 13 und zu 10 M.
ſogleich oder ſpäter.
373
n9
ur.
1454) Obere Hügelſtr. 30 Wohn=
und Schlafzimmer, möblirt.
1455) Roßdörferſtr. 33 ein großes,
ſchönes möbl. Zimmer mit allen
Bequem=
lichkeiten und ſorgfältiger Bedienung
ſo=
fort zu vermiethen.
1456) Rheinſtr. 28. 1. Stock, zwei
möblirte Zimmer mit ſeparatem Eingang
per 1. März zu vermiethen.
N 22
625
545
99)
135)
220
2-
Sr=
85.
55
550
780)
015
2)
2.
18
145)
355
49
343
67
360
3
24
186
164
Aſche und dergleichen Abfuhr
wird ſchnellſtens beſorgt per
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„
FolloL-=G8GhGLUI8.
Für das Großherzogthum Heſſen
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[1458
⁄₈
tüchtigor ſloissigorlauptagent,
der erfolgreich thätig ſein kann, geſucht.
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Rheinſtr. 17. 1459
1
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mer muß freies Licht nach der
Nord=
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GEtttaUunA-UIU-
Dienstag den 15. Februar, Abends 6 Uhr:
ſEintrittspreis 1 Mark.
Karten ſind an den bekannten Verkaufsſtellen zu haben. — Kinder im Coſtüm
haben freien Eintritt.
Der Vorstand. (1461
Darmſtädter
A=K.
L.
Rillwoch den 16. Fobruar
in sämmtlichen Räumen des Saalbaues.
M6
W höinlo gosbalge
60
Herren= und Damen=Sthung.
Anſang Abends S Thr 11 Minuten.
4
Die Hauptuarren haben zu dieſer Sitzung ihre freundliche
14
Mitwirkung zugeſagt. h
Sterne für Fremde Mk. 2.-, für Damen M. 1.-; für Mitglieder
des Zug=Vereins Mk. 1.50 ſind im Vorverkauf zu haben bei Herren D. Fair
u. Söhne und Inſpector Belten. — Abends an der Kaſſe wird für jeden Stern
20 Pfo. mehr erhoben.
W. Jedes Mitglied hat das Recht eine Dame frei einzuführen und
ſind Abzeichen hierfür, ſoweit ſolche noch nicht in Empfang genommen wurden,
gegen Abſtempelung des Mitglied=Sterns vorher nur bei Herren D. Fair &a Söhne
in Empfang zu nehmen.
Vorträge und Lieder zu dieſer Sitzung ſind einzureichen bei Herrn H.
Hohmann, Waldſtraße 21. — Manuſcripte für die Faſtnachts=Zeitung Nr. 4
ebendaſelbſt.
Nach Schluß der Sitzung:
Tauz.
[1433
Das 1sseer Comité
der Darmſtädter Carneval=Geſellſchaft.
Donnerstag den 17. Februar 1887, Abends 7 Uhr,
im
Saal des Darmstädter Hofes.
Humoriktiſchr Berttuattonrn
(im Frankfurter Dialekt,
gehalten von
G. A. Stroheefor
MMitglied des Frankfurter Stadttheaters).
E. Zum Vortrag gelangen humoriſtiſche Dichtungen von Fried rich und
Adolf Stoltze ꝛc. 4
Eintrittskarten: Sperrſitz 2 Mk., Saal 1 Mk., ſind zu haben in der
Hofbuchhandlung des Herrn Klingelhöffer, Rheinſtraße, bei Herrn Verwalter
Ruppel, Grafenſtraße 35, ſowie Abends an der Kaſſe.
[1462
374
Nr. 32
ie Neue relig. Reform von J. Ronge enthält in ihrer letzten Rummer
einen Wahlaufruf als Antwort auf das päpſtliche Schreiben und die
Reſolu=
tionen der Centrumspartei. Das neue deutſche Reich, heißt es im Aufruf,
T iſt eine höhere Schöpfung des fortſchreitenden Geiſtes und muß als ſolche
ge=
achtet und geſchätzt werden. Die Reichstagsabgeordneten haben nicht blos für
die Hebung der materiellen Intereſſen zu wirken, ſie ſind auch verpflichtet dem
Ge=
ſetze der geiſtigen und ſittlichen Entwicklung und der Kulturaufgabe des deutſchen
Volkes Rechnung zu tragen. Im Feuer des höhern relig. Bewußtſeins unſrer Zeit
muß das deutſche Volk ſein Siegfriedſchwert ſchmieden. Der Aufruf iſt im Buch=
[1463
handel und bei der Redaction zu beſtellen.
Hervorragendes populär naturwiſſenſchaftliches Sammelwerk.
Wiothek der gClamten Aſturmiſenſchſftel
unter Mitwirkung Hervorragender Jachmänner.
berausgegeben von Dr. Vfla Bammer.-Verlag von Oklo Weiſerk, Stuttgart
Erſcheint in Lieferungen 1 Mk. Iſt prachtvoll und reich illuſtriert.
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WSAAzTLTETrrert
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Darmſtadt, Grafenſtraße 18,
liefert ſtückreiche, wenig rußende
WuhrEohlem von großer Heizkraft
aus Zeche „ver. Hamburg;, ſowie Nußkohlen, Stückkohlen und echte
Anthracit=
kohlen und Briquettes.
[974
1464) Ein ordentl. Mädchen ſucht
Laufdienſt. Näh. Beſſ. Carlsſtr. 58.
1465) Für ein junges, häusl.
Mäd=
chen aus guter Familie wird Stelle
ge=
ſucht zu einem oder 2 Kindern. Gehalt
od. keinen nach Verabredung. - Warme
Empfehlung. Näheres Exped. d. Bl.
1466) Eine Frau ſucht Lauſdienſt.
Kiesſtraße 14 Vorderh. Manſarde.
1468) Tüchtige Mädchen können
ſofort gute Stelle erhalten. Eine Wittwe
ſucht als Haushälterin Stelle.
Schulzen=
gaſſe 2.
Becker.
1469) Tüchtige Landmädchen
er=
halten ſofort Stelle.
Frau Gluske, Friedrichſtr. 14½.
Lohrmidohen.
Ein jg. Mädchen aus achtbarer Familie
als Lehrmädchen für ein Kurz=, Woll=
und Strumpfwaarengeſchäft geſucht.
Näheres Hügelſtr. 3, 2. St. (1470
AAAhlhhs
1467) Ein zuverläſſiges Mädchen, das
die Hausarbeit gründlich verſteht, nähen
und bügeln kann, wird in einen kleinen
Haushalt per ſofort geſucht. Nur ſolche,
die gute Zeugniſſe haben, wollen ſich
melden. Näheres Expedition.
Eine perfekte
M4l
Modiſtin
ſuche für mein Putzgeſchäft.
H. Lehmann.
[427
Geſucht
ein Herrſchaftskutſcher gegen hohen Lohn.
Nur ſolche mit beſten Zeugniſſen werden
berückſichtigt. Ein ausgedienter Mann
er=
hält den Vorzug. Wo? ſagt die Exped.
(Fine zuverläſſige erfahrene Kinderfrau
E wird geſucht. Promenadeſtr. 52.11425
1471) Ein Lehrmädchen aus
guter Familie für ein Manufaktur=
und Weißwaarengeſchäft unter ſehr
günſtigen Bedingungen geſucht. Im
Schneidern bewanderte erhalten den
Vorzug. — Offerten unter D. 125
bef. die Exped. d. Bl.
Ein Lehrling
mit guten Vorkenntniſſen gegen Vergütung
im zweiten Jahr geſucht.
Moch &am; Stachely,
Eiſen= und Metallwaarenhandlung,
Schulſtraße 8.
[775
Odontine)
Zahnpaſta
aus der Kgl. Hof=Parfümeriefabrik
C. D. Wunderlich, prämiirt
Nürn=
berg, ſeit 1863 mit größtem Erfolg
ein=
geführt und allgemein beliebt zur raſchen
und angenehmſten Reinigung der Zähne u.
des Mundes. Sie macht die Zühne
glän=
zendweiß, entfernt den Weinſtein, ſowie
üblen Mund= und Tabakgeruch und
con=
ſervirt die Zähne bis ins ſpäteſte Alter.
50 Pfg. — Alleinverkauf bei
Fe.
E. Scharmann,
Hofbürſtenfabrikant, Ludwigsplatz 2.
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tion praktiſch eingeübter
Tochniker od. Schlossormoistor
für eine neu einzurichtende
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Unterricht im Weißſtichentz
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G Beſchäftigung bei
(133
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Keſſelſchmiede
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Frankfurter Hesselschmiede,
Frankkurt a. M. (1428
14)
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16 Rheinſtr. 16.
l. BaygLoge
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Platz abzugeben. Näheres Expedition.
(Prei faſt noch neue Damen=Masken=
L Anzüge ſehr preiswürdig zu ver=
[1475
leihen. Waldſtraße 2.
ſin eleganter Damen=Maskenanzug
⁄= ſehr billig zu verleihen.
Promenade 54.
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12,000-16009 Mark
auszuleihen. Näheres Expedition. (477
Fin Herr kann Koſt und Logis er=
S= halten. Gr. Ochſeng. 5. Bh., 1 St.
1478) Vorſorgliche Mütter, welche nicht gern
ihre Kinder huſten hören, verſehen ſich mit
einem Vorrat der trefflichen Sodener Mineral=
Paſtillen, die man langſam im Munde
zer=
gehen läßt. (Erhältlich in den Apotheken
85 Pf. per Schachtel).
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 15. Februar.
1. Vorſtellung i. d. 7. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Cumpacivagabundus.
oder:
Das küderkiche Kreesſatt.
Zauberpoſſe mit Geſang in 8Akten von Reſtroy.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Nr.
Politiſche Reberſicht.
Deutſches Reich. Das preußiſche Abgeordnetenhaus beſchäftigte
ſich am Sonnabend zunächſt mit dem Geſetzentwurf, betr. die
Ver=
ſtaatlichung weiterer Privatbahnen. Gegen die Vorlage wurde von
keiner Seite prinzipieller Widerſpruch erhoben, nur erklärte Abg.
v. Strombeck, daß er einige prinzipielle Bedenken gegen den
Ent=
wurf hege; die Vorlage ging ſchließlich an eine beſondere
Kommiſ=
ſion von 21 Mitgliedern. Alsdann folgte die Beratung über den
Entwurf, betr. den Bau weiterer Privatbahnen, wobei Miniſter
Maybach einen Ueberblick über die Entwickelung des
Staatsbahn=
ſyſtems in Preußen gab und bemerkte, daß das geſamte
Eiſenbahn=
netz in den letzten 6 Jahren um 33½ pCt. vermehrt worden ſei.
In der Debatte wurden ſelbſtverſtändlich zahlreiche Spezialwünſche
laut, wie dies bei der Natur der Vorlage auch erklärlich iſt;
ſelt=
ſamer Weiſe bezeichnete Abg. Imwalle die letztere als eine eminente
Friedensbürgſchaft, indem er meinte, daß die Regierung doch wohl
nicht mit einer Forderung von 40 Millionen Mark an das Land
herantreten würde, wenn ein Krieg in Sicht ſei. Der Miniſter der
öffentlichen Arbeiten, Maybach, konnte mit ſeinem Befremden über
dieſe Auffaſſung nicht zurückhalten und betonte er, daß zwar die
Vorlage ſelbſtverſtändlich die Erhaltung des Friedens zur
Voraus=
ſetzung habe, daß aber eine beſondere Friedensbürgſchaft in dem
Entwurfe nicht zu erblicken ſei. Die weitere Tagesordnung war
nicht von Belang und vertagte ſich ſchließlich das Haus bis
Mitt=
woch den 23. Februar. (Kultusetat).
Wie das „Deutſche Tageblatt= hört, wird eine größere Anzahl
der jüngeren Offiziere, welche die Offiziercorps der neu zu
formieren=
den vierten Bataillone bilden ſollen, ſchon jetzt zu den betreffenden
Regimentern, denen dieſe Bataillone zugeteilt werden, verſetzt. Man
nennt für das Gardecorps die Ziffer von 26 Lieutenants der
In=
fanterie, welche aus demſelben verſetzt werden ſollen.
Nach den „Verl. Pol. Nachr.” ſind vom 30. Januar bis 5. Febr.
im Ganzen 307 Wagenladungen Balken und Bretter über
reichs=
ländiſche Grenzſtationen nach Frankreich ausgeführt, davon 91 nach
Nancy. 66 nach Toul, 15 nach Lüneville, 11 nach Saint Die, 15
nach Commereh, 17 nach Verdun, 12 nach Belfort ꝛc. Weſtböhmiſche
Lieferanten haben gleichfalls große Lieferungsaufträge für Frank
reich erhalten, welche direkt an das Corpskommando nach Naney gehen.
Heſterreich=Angarn. Wie aus Peſt berichtet wird, iſt die
Ver=
vollſtändigung der Heeresrüſtung ſchon vollzogen. Die
Mehraus=
gaben des Kriegsminiſters betragen 30 Millionen. Der
Kriegs=
miniſter wird nicht blos hierfür, ſondern auch für etwaige weitere
Anſchaffungen Kredite und Deckung fordern. Die Geſamtforderung
dürfte wenig unter 60 Millionen betragen.
Die Rechte des öſterreichiſchen Reichsrats hat beſchloſſen, den
Sprachenantrag Schaarſchmidt nicht ſofort zurückzuweiſen, ſondern
einem neungliederigen Unterausſchuſſe des Sprachenausſchuſſes zu
überweiſen.
Der deutſche Klub hielt am Samstag mittag eine Sitzung, in
welchem der rechte Flügel desſelben den Antrag einbrachte, das
Verhältnis zum deutſch=öſterreichiſchen Klub enger zu knüpfen als
bisher. Nur wenige halten an der Hoffnung feſt, daß der linke
Flügel nachgeben werde. Andere wieder hoffen, daß nur ſechs bis
zehn ſteiriſche Abgeordnete ſich Steinwenders Austritt anſchließen
werden. Trotz des wohlverdienten Hohnes der Offiziöſen über die
politiſche Unfähigkeit der Deutſchen iſt bisher ſtatt der Einigung
die Streitſucht im Wachſen.
Der „Peſter Lloyd behauptet, das Gerücht, General Boulanger
habe ohne Wiſſen Flourens einen Brief an den Zaren ſchreiben
wollen, ſei authentiſch; nur die Energie Flourens, verhinderte die
Abſendung. Die Beſorgnis der deutſchen Regierung betreffs der
Haltung Boulangers ſei ſomit gerechtfertigt.
Die Wiener „Preſſe= ſchreibt: „Windthorſt hat noch andere
Geſchäfte zu beſorgen, als die, auf welche man in Rom das
Haupt=
augenmerk richtet. Er beanſprucht die Herrſchaft der Parlaments=
Majorität, um durch das Parlament jenes Werk zu zerſtören, welches
die deutſche Armee und die deutſchen Fürſten geſchaffen
haben-
das deutſche Reich. Er ſpielt alſo auch die Rolle Wallenſteins,
der das Heer für den Kaiſer warb und zuletzt ſo that, als ſei er
ſelbſt kriegführende Macht. Das iſt eine gefährliche Rolle, und wie
Warwick und Wallenſtein von der Hand derer das Verderben
em=
pfingen, die ihre Gebieter geweſen waren, die ihnen die Fahne
ge=
liehen hatten, ſo mag es auch geſchehen, daß man in Rom zur
Einſicht komme, Herr Windthorſt werde unbequem, er kombiniere
Aſpirationen und Geſchäfte, die nicht kombinierbar ſind, und dann
wird es Sache der Kurie ſein, dieſen höchſt unbequem gewordenen
Streiter unſchädlich zu machen. Vielleicht wird ſeine Rolle nicht
ſo kläglich ſein, wie die der Deutſchfreiſinnigen und ihres Führers
Eugen Richter. Wir begreifen aus der deutſchen Luſt am
Raiſon=
nieren und aus den liberalen Theoricen das Pathos, mit welchem
man heute jeden deutſchen Patrioten als Schleppenträger Bismarcks
hinſtellt. Wir begreifen den Stolz jedes guten Katholiken, mit
welchem er den Geboten der Kirche Gehorſam leiſtet. Aber nicht
Bismarck, nicht dem Papſt, ſondern Herrn Windthorſt die Schleppe
zu tragen, alle die reichsfeindlichen Lügen und Intriguen mitzu=
375
32
machen, um nur im Reichstage namens einer impotenten, heterogenen,
zerfahrenen Majorität den großen Jungen ſpielen zu können, dieſe
glorreiche Rolle hat Herr Eugen Richter ſich und ſeinen
Partei=
genoſſen vorbehalten. Daß dabei zu Tauſenden redliche Liberale
den Kopf verlieren und mit ihren Stimmen in andere Lager flüchten,
das kann niemand wundern. Die Freiſinnigen ſind es, welche, dank
Herrn Eugen Richter, die Koſten des bevorſtehenden Wahlkampfes
bezahlen werden.
Franſtreich. Die Abgeordnetenkammer führte die Beratung des
außerordentlichen Budgets zu Ende. Die Beratung des
Zucker=
geſetzes wurde bis zur Vorlage eines Geſetzentwurfs der Regierung
vertagt.
Wie aus Paris mitgeteilt wird, iſt dort der Beſchluß gefaßt
worden, die Verſtärkung der Truppen an der Grenze zu ſiſtieren,
jedoch nur bis 21. d. M. Auch ſoll das franzöſiſche
Staats=
miniſterium Herrn Boulanger verpflichtet haben, bis zu dem
ge=
nannten Zeitpunkt keine weiteren kriegeriſchen Maßregeln ohne die
Zuſtimmung ſeiner Kollegen vorzunehmen.
England. Das Unterhaus lehnte bei der Fortſetzung der
Adreß=
debatte das von Parnell eingebrachte Amendement betreffend die
Reformen der Geſetze und des Regierungsſyſtems in Irland mit
352 gegen 246 Stimmen ab.
Italien. Gutem Vernehmen nach hat der König am 13.
vor=
mittags Depretis beauftragt, im Einvernehmen mit dem Grafen
Robilant ein neues Kabinet zu bilden.
Belgien. Der Deputiertenkammer ſind die Motive zu der
außerordentlichen Kredit=Vorlage zugegangen. Aus der bezüglichen
Denkſchrift erhellt, daß u. a. für die Befeſtigungen an der Maas=
Linie 8 Millionen Franes für dieſes Jahr verlangt werden; im
Ganzen werden dieſelben 24 Millionen Franes koſten; für weitere
Befeſtigungsarbeiten ſind 3½ Millionen veranſchlagt. Zur
Be=
ſchaffung neuer Infanterie=Gewehre werden 15 Millionen Franes
verlangt, davon ein Drittel im laufenden Jahre, außerdem ſollen
20 Batterien neu ausgerüſtet werden; ſchließlich ſtellt die
Dink=
ſchrift noch fernere Kredite für Kaſernenbauten und Bekleidung der
Truppen in beſtimmte Ausſicht.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 15. Februar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Geheimerat Dr. Jaup und den Rektor der Knaben=Mittelſchule
zu Darmſtadt Dr. Schweisgut, ſowie den Beſuch Sr. Durchl.
des Fürſten zu Pſenburg=Birſtein und Sr. Erl. des Grafen
Eberhard zu Erbach=Erbach von Aſchaffenburg.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Reallehrer
Friedrich Kromm zu Michelſtadt auf ſein Nachſuchen unter
An=
erkennung ſeiner langjährigen treuen Dienſte, mit Wirkung vom
1. April d. J. an, in den Ruheſtand verſetzt.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 4 enthält: 1)
Bekannt=
machung, die Polizei=Ordnung für die Schiffahrt und Flößerei auf
dem Main unterhalb der alten Brücke zwiſchen Frankfurt und
Sachſenhauſen betr. 2) Bekanntmachung, die Beſetzung der
Sub=
altern= und Unterbeamtenſtellen bei den Staatsbehörden mit
Mili=
täranwärtern betr.
Der der zweiten Kammer der Stände zugegangene
Geſetz=
entwurf betr. die Gemeindeumlagen, beſtimmt u. a. das folgende:
Die direkten Gemeindeſteuern (Gemeindeumlagen) werden auf Grund
der für die indirekten Staatsſteuern gebildeten Steuerkapitalien und
nach Maßgabe der in dieſem Geſetz enthaltenen beſonderen
Be=
ſtimmungen ausgeſchlagen. Hiernach werden die Grund= und
Ge=
werbſteuerkapitalien am Ort der belegenen Sache beziehungsweiſe
des Gewerbebetriebs, die Kapitalrenten= und
Einkommenſteuer=
kapitalien am Wohnort des Steuerpflichtigen beſteuert.
Angehoͤrige anderer deutſcher Staaten oder Ausländer, welche
nach Artikel 1 Alinea 2c. und 3 b. des Geſetzes vom 8. Juli 1884,
die allgemeine Einkommenſteuer betreffend, einkommenſteuerpflichtig
ſind, werden an dem Ort oder den Orten, wo der Grundbeſitz liegt,
der Sitz des Gewerbebetriebs oder der Handelsanlage ſich befindet,
auch nach Maßgabe des ihnen aus dieſen Quellen fließenden
Ein=
kommens zur Gemeindebeſteuerung herangezogen.
Die Grund=, Gewerbe=und Kapitalrentenſteuerkapitalien kommen
in ihrem vollen Betrage, die Einkommenſteuerkapitalien nur zur
Hälfte ihres Betrages als Gemeindeſteuerkapital in Anſatz.
Die nach Artikel 35 des Geſetzes vom 8. Juli 1884, die
allge=
meine Einkommenſteuer betr., von der Staatsſteuer befreiten
Ein=
kommen unter 500 Mark bleiben wie bisher der Gemeindebeſteuerung
unterworfen. Es findet zu dieſem Behufe die Einſchätzung der
be=
treffenden Pflichtigen in nachſtehende Einkommens= und
Steuer=
klaſſen ſtatt:
Klaſſe.
Einkommen.
Steuerkapital.
L.
weniger als 300 M.
M.
B. 300 bis weniger als 400 „
10 „
C. 400
500
20 „
Die Einſchätzung' kann jedoch auch in die zunächſt niedrigere
Klaſſe erfolgen, wenn andere, auf die Leiſtungsfähigkeit des Steuer=
99
Nr.
376
pflichtigen ungünſtig einwirkeade Verhältniſſe zu beſonderer
Berück=
ſichtiguna Anlaß geben. Tritt dieſer Fall bei einem Steuerpflichtigen
der Klaſſe A ein, ſo kann er ganz freigegeben werden,
Auch dieſe Steuerkapitalien kommen wie die in Artikel 1
ge=
nannten Einkommenſteuerkapitalien nur mit der Hälfte ihres
Be=
trags in Anſatz.
Die Befreiungen, welche das Geſetz vom 8. Juli 1884, die
all=
gemeine Einkommenſteuer betreffend, in Artikel 6 beſtimmt, haben
auch in Bezug auf die Gemeindeſteuer, ſoweit dieſelbe auf dem
Ein=
kommen beruht, Geltung.
Wohnt ein Einkommenſteuerpflichtiger beziehungsweiſe ein
Ka=
pitalrentenſteuerpflichtiger abwechſelnd im Laufe des Jahres an
ver=
ſchiedenen Orten des Großherzogthums, ſo wird er mit ſeinem ganzen
in Betracht kommenden Einkommen= beziehungsweiſe
Kapitalrenten=
ſteuerkapital an ſeinem Hauptwohnort zugezogen. Ueber die Frage,
welches der Hauptwohnort iſt, entſcheidet im Falle der Reklamation
ſeitens des Steuerpflichtigen oder der beteiligten Gemeinden der
Provinzialausſchuß und, wenn die beteiligten Gemeinden
verſchie=
denen Provinzen angehören, nach Anhörung der betreffenden
Pro=
vinzialausſchüſſe das Miniſterium des Innern und der Juſtiz
ent=
gültig.
Die Beſtimmungen dieſes Geſetzes treten, ſoweit ſie ſich auf die
Erhebung der Gemeindeumlagen beziehen, mit dem 1. April 1888
in Wirkſamkeit.
Ein der zweiten Kammer der Stände zugegangener
Geſetz=
entwurf betr. die Heranziehung der im Großherzogtum
garniſonierenden, im Offiziersrang ſtehenden
Militär=
perſonen des aktiven Dienſtſtandes zu den Gemeindeumlagen betr.,
enthält u. a. folgende Beſtimmungen: Die im Großherzogtum
gar=
niſonierenden, im Offiziersrang ſtehenden Militärperſonen des aktiven
Dienſtſtandes dürfen 1) hinſichtlich ihres dienſtlichen Einkommens,
2) inſoweit ſie vor dem 1. April 1887 in den Eheſtand getreten ſind
und denjenigen Chargen angehören, welche bei Nachſuchung des
Heiratskonſenſes zur Führung des Nachweiſes eines beſtimmten
außerdienſtlichen Einkommens verpflichtet ſind, hinſichtlich des
vor=
ſchriftsmäßigen Satzes des letzteren zu den direkten Gemeindeſteuern
(Gemeindeumlagen) nicht herangezogen werden.
Dagegen unterliegen dieſelben im übrigen den Beſtimmungen
des Geſetzes vom 13. Mai 1885, die Gemeindeumlagen betreffend,
jedoch mit der Beſchränkung, daß der hiernach auf das
Kapital=
rentenſteuerkapital und der auf das halbe Einkommenſteuerkapital,
inſoweit das Einkommen nicht aus Grundbeſitz oder Gewerbebetrieb
fließt, entfallende Steuerbetrag den von dieſen Steuerkapitalien für
je das betreffende Jahr zu entrichtenden Staatsſteuerbetrag nicht
überſchreiten darf. Das Gemeindeſteuerkapital wird, ſoweit
erfor=
derlich, nach den für die Veranlagung der Staatsſteuern erlaſſenen
bezüglichen Vorſchriften beſonders gebildet. Die Erhebung und
Er=
ledigung von Reklamationen gegen die Bildung dieſes
Gemeinde=
ſteuerkapitals richtet ſich nach Artikel 5 des erwähnten Geſetzes. Die
Abgabepflicht bezüglich des Kapitalrentenſteuerkapitals ſowie
bezüg=
lich des Einkommenſteuerkapitals ruht während der Zugehörigkeit
zu einem in der Kriegsformation befindlichen Teile des Heeres
oder der Marine vom erſten desjenigen Monats ab, in welchem die
Zugehörigkeit begonnen hat, bis zum Ablauf des Monats, in
welchem ſie endet. Das Geſetz ſoll am 1. April 1887 in
Wirkſam=
keit treten.
Die Schwurgerichtsverhandlungen an Großh. Landgericht
Darm=
ſtadt pro l. Quartal 1887 nehmen, unter dem Vorſitz des Herrn
Landgerichtsrat Dr. Kritzler, am 14. März ihren Anfang.
Sonntag nachmittag fand im Saale des Hotel=Prinz Carl' eine
zahlreich beſuchte Wahlverſammlung der konſervativen Vereinigung, der
auch viele Vertrauensmänner aus den Landbezirken beiwohnten,
tatt. Die Verſammlung wurde durch den Vorſitzenden, Herrn
In=
ſtitutsvorſteher Stamm, mit begrüßenden Worten eingeleitet, worauf
Herr Geh. Oberkonſiſtorialrat Buchner einen eingehenden
Ueber=
blick gab, über das bisherige Zuſammenwirken der konſervativen mit
der nationalliberalen Partei zu gunſten der Reichstagskandidatur
Ulrich, und über das, was noch in der letzten Woche vor dem ſo
wichtigen Wahlakte zu geſchehen habe, um nicht allein den Erfolg
zu ſichern, ſondern um gleich im erſten Wahlgange einen ſolchen
Erfolg zu erzielen, daß eine Stichwahl ausgeſchloſſen werde. Von
verſchiedenen Vertrauensmännern der Landorte wurden hierauf
Be=
richte erſtattet, nach welchen die Stimmung der Landbevölkerung
eine durchweg der Kandidatur Ulrich günſtige iſt und eine
ein=
mütige Aktion der konſervativen und nationalliberalen Wähler
voll=
ſtändig ſicher ſei. - Herr Geh. Oberkonſiſtorialrat Buchner machte
ſodann aus der unlängſt von dem bekannten Nationalökonomen und
früheren öſterreichiſchen Finanzminiſter Dr. Schäffle veröffentlichten
Schrift, „Die Koſten des nächſten Krieges=, höchſt beherzigenswerte
Mitteilungen über die erdrückenden Laſten, welche dem im Kampfe
Unterliegenden beſchieden wären. Herr Hauptmann la suite Zernin
erteilte intereſſante authentiſche Aufſchlüſſe über die neue, durch
Kriegsminiſter Boulanger eingeführte franzöſiſche Militärorganiſation,
durch welche der franzöſiſchen Armee ein bedeutendes Uebergewicht
über die deutſchen Streitkräfte verſchafft ſei. — Es wurde beſchloſſen
die vorerwähnten Zahlen, welche ſo überzeugend für die Septennats=
32
bewilligung ſprechen, durch ein Fluablatt zur Kenntnis der Wähler
zu bringen. Nachdem noch Herr Amtsrichter Beisler die
Ver=
ſammlung durch den Vortrag einer von ihm verfaßten warmen
patriotiſchen Dichtung erfreut hatte, wurde die Sitzung geſchloſſen.
Das allgemeine Stimmrecht hat ſein Korrektiv nicht allein in
der Diätenloſigkeit unſerer Reichstagsabgeordneten, es muß
das=
ſelbe auch in der unermüdlichen Belehrung und Unterweiſung der
wahlberechtigten Bevölkerung über die wichtigſten Tagesfragen
finden. Dieſen Gedanken hat die hieſige nationalliberale
Partei richtig erfaßt und ſie führt ihn mit anerkennungswerter
Energie durch, um unſerem Wahlkreis in Herrn Ulrich in
Pfung=
ſtadt ſeine nationalgeſinnte Vertretung zu erhalten. An die
allge=
meine Wählerverſammlung im Ritſert'ſchen Saale und neben einer
intenſiven Agitation auf dem Lande, finden nun lokale
Verſamm=
lungen in den einzelnen Stadtteilen ſtatt, von welchen auch diejenige
am verfloſſenen Samstag im „Hanauer Hofl für die
Wahlberch=
tigten des l., II. und 1II. Wahlbezirks bei zahlreichſter Beteiligung
einen der guten Sache ſehr günſtigen Verlauf nahm. Herr Otto
Wolfskehl, der bewährte und unermüdliche Leiter der Agitation,
knüpfte an das Sprüchwort an: Heiter auch in ernſter Zeitl, welches
in der gegenwärtigen Karnevalsperiode in ſein Gegenteil umgekehrt
werden müſſe. Es ſei freudig zu begrüßen, daß dieſer Ernſt der
Zeit auch vollſtändig begriffen werde, denn trotz des Karnevals und
einer vielfachen Vergnügungen fänden ſich immer zahlreiche Männer
bereit, der Beſprechung der uns bewegenden, ſo wichtigen Fragen
einige Stunden zu widmen. Herr Wolfskehl ſowohl, wie die ſich
ihm anſchließenden Redner, Herren Reallehrer Nies, Dr. E. E.
Hoffmann und Grünewald, beleuchteten den Stand des
Wahl=
kampfes in unſerem Bezirk, der durch das Erſcheinen der „N. H. V.
auf dem Kampfplaßze in ein neues Stadium zu treten ſcheine. Man
müſſe immer noch mit der Möglichkeit rechnen, daß in der letzten
Stunde die deutſchfreiſinnige Partei doch noch einen
Wahl=
kandidaten aufſtelle, was den Kampf dann naturgemäß verſchärfen
werde. Auch der ſtillen, aber anſcheinend um ſo rührigeren
Thätig=
keit der Sozialdemokraten beſonders auf dem Lande, wurde
gedacht und bei aller Zuverſicht auf einen Sieg ſchon gleich im
erſten Wahlgang, fehlten doch nicht die begründeten Mahnungsrufe,
am entſcheidenden Wahltage nur keine Läſſigkeit walten zu laſſen,
nicht allein ſelbſt an der Wahlurne zu erſcheinen, ſondern auch zu
wirken, daß dies von Jedem geſchehel Der letzte Redner des Abends
war Herr Dr. Oſann. Dem Fürſten=Reichskanzler galten ſeine
Worte. Er ſieht in der Militärvorlage deſſen ſehnlichſten Wunſch
verkörpert, das geliebte Vaterland, das er in ſo hervorragender
Weiſe mitgeſchaffen, vor ſeinem hoffentlich noch weit entfernten
Ab=
gang von der Weltbühne, in ſeiner Macht und Größe dauernd ſicher
zu ſtellen. Die Militärvorlage könne doch nicht den Zweck haben,
einer augenblicklichen Gefahr vorzubeugen! Im Falle eines
plötz=
lichen Krieges müßten doch ganz andere Mittel ergriffen werden,
als diejenigen, welche in der fraglichen Vorlage enthalten ſeien.
Nein, dieſe bezwecke die dauernde Hebung der Wehrkraft
Deutſch=
lands und werde ihre rechten Wirkungen erſt nach einer Reihe von
Jahren äußern. Dadurch werde die Bewilligung auf drei Jahre
in das richtige Licht geſtellt! Ein begeiſtert aufgenommenes Hoch
auf Kaiſer und Reich ſchloß des Redners zündende Worte. Die
äußerſt belebte Verſammlung, welche um ½12 Uhr ihr Ende
er=
reicht hatte, wurde von Herrn Bäckermeiſter L. Lautz, der zum
Vorſitz berufen worden war, mit einigen warm empfundenen
patrio=
tiſchen Worten eröffnet und beſchloſſen.
Die „Deutſche Kriegerzeitung' bringt nachfolgenden Aufruf
zu patriotiſcher Pflichterfüllung:
Kameradenl Deutſche Waffenbrüder in Oſt und Weſt, Nord und
Süd des geeinigten deutſchen Reiches! Wir kennen keinen religiöſen
Hader und treiben in unſeren Krieger= und Kampfgenoſſen=Vereinen
keine Parteipolitik, fragen nicht, ob der Kamerad an unſerer Seite
Jude oder Chriſt, Katholik oder Proteſtant, ob er Konſervativer
oder Liberaler iſt. Aber wir traten und halten feſt zuſammen zu
dem Zwecke, Vaterlandsliebe zu pflegen, den monarchiſchen
Staats=
gedanken lebendig zu erhalten, dem Kaiſer und unſeren
Landes=
herren die alte Soldatentreue zu wahren und jederzeit zur Stelle
zu ſein, wenn ein innerer oder äußerer Feind es wagen wollte, Hand
anzulegen an dem großen deutſchen Einheitsbaue, für welchen wir
gekämpft und zum großen Teil gelitten und geblutet haben. Ein
ſolcher Augenblick iſt jetzt gekommen, und wir würden uns einer
unverzeihlichen Pflichtverletzung ſchuldig machen, wollten wir das
nicht erkennen und nicht darnach handeln. Furcht vor den
Ver=
wünſchungen derer, welchen unſere patriotiſchen Vereine ein Dorn
im Auge ſind und deren Kraft gern in Vergnügungen und
Schau=
gepränge lahm legen möchten, darf Niemanden unter uns lau und
ſeige machen, unſere Vorbilder in der Vaterlandsliebe ſind andere
Männer, die Sterne, zu denen wir gläubig, vertranensvoll und
opferfreudig aufſchauen, ſind unſere Führer auf dem Felde der Ehre,
ſind unſere Fürſten, ſind Kaiſer Wilhelm, Bismarck und Moltke.
Die Tage, in welchen wir ſtehen, ſind ernſt, und die Kriegsluſt
unſeres weſtlichen Nachbars kann nur im Zaum gehalten werden,
wenn er ſieht, daß wir uns beſſer rüſten. Kömmt es zu einem
Kriege, ſo haben wir unſere Haut zuerſt wieder zu Markte zu
Nr.
tragen oder unſere jüngeren Brüder oder, da geſunde Väter
meiſt auch geſunde Kinder zu haben pflegen, unſere Söhne, nicht
jene Herren Parteiführer, welche im Reichstage zumeiſt gegen die
neue Militärvorlage geſprochen, welche aber nicht die Ehre gehabt
haben, den Rock unſeres Kaiſers zu tragen, geſchweige denn Pulver
zu riechen. Und wo ein alter Soldat jenen Führern folgt, kann
nur, wofern die militäriſche Vergangenheit desſelben überhaupt
makellos iſt, der Grund ſein Unkenntnis und augenblickliche
Ver=
rrung. Jene heben und dieſe heilen zu dürfen, iſt aber unſere
patriotiſche Pflicht. Unſer ganzer kameradſchaftlicher
Zuſammen=
ſchluß, die große kampf= und opferreiche Arbeit, welche die
Organi=
ſation unſerer großen Kriegerverbände gekoſtet hat, wäre keinen
Pfifferling wert, unſere patriotiſchen Beſtrebungen wären leeres
Gewäſch, unſere Statuten mit der Loſung; „Mit Gott für Kaiſer
und Reichl für Fürſt und Vaterland” wären Flittergold und innere
Unwahrheit, wenn wir in ſolcher ernſten patriotiſchen Frage, wie
ſie jetzt vorliegt, nicht Farbe bekennen, nicht unſeren Patriotismus
bethätigen wollten. Schon einmal an dieſer Stelle forderten wir
die deutſchen Kameraden zu reichstreuen Wahlen auf, es war, als
Bubenhände das ehrwürdige Antlitz unſeres unausſprechlich
ge=
liebten Kaiſers bluten gemacht hatten, jetzt hat ihm, wie er ſelbſt
geſagt, das Herz geblutet ob der verneinenden Haltung der
Reichs=
tagsmehrheit, und da, denken wir, werden die alten Soldaten Arm
an Arm zuſammenſtehen, um auch dieſe Wunde heilen zu machen
und mitzuhelfen, daß unſerem Kaiſer Wilhelm zur Vollendung
ſeines neunzigſten Lebensjahres ſeine väterlich fürſorgenden Wünſche,
die dem Reiche, die dem deutſchen Volke, der Sicherheit der Nation
gelten, erfüllt werden. Und mit der Erfüllung dieſer Wünſche
treten wir für uns ſelbſt ein, für Weib und Kind und den
heimi=
chen Heerd.
Wohlan denn, deutſche Kameraden, wir wollen keine
Partei=
politik treiben, ſondern nur Vaterlandsliebe üben, wir wollen in der
neuen Reichstagswahl auch nicht nach konſervativen oder liberalen
Kandidaten fragen. wir wollen aber unſere Stimme am 21. d. M.
nur ſolchen vaterlandsliebenden und reichstreuen Männern geben,
welche ſich vorher verpflichtet haben, dem Wunſche des Kaiſers und
dem Urteile eines Moltke gemäß für das Septennat als Bürgſchaft
für die dauernde notwendige Wehrkrafterhöhung unſeres teuren
deutſchen Vaterlandes zu ſtimmen. Vorwärts denn für Kaiſer und
Reich in Treue feſt und im Sturme treul
Aus Sofia iſt in dieſen Tagen als Andenken für den Fürſten
Alexander ein prachtvolles Album eingetroffen mit den
photogra=
phiſchen Vorträts ſämtlicher Offiziere des Bulgariſchen 1. Infanterie=
Regiments, deſſen Chef Fürſt Alexander war. Der Einband iſt von
kirſchrotem Sammt mit reichem Gold= und Silber=Beſchlag; auf
dem Deckel der große Namenszug des Fürſten mit der Umſchrift:
„Bulgariens Held=, darunter „das Offiziers=Corps des Alexander
Regiments. 1886.
Zur Vermeidung von Irrthümern geben wir nochmals
be=
kannt, daß Herr Hofprediger Koch von Pfungſtadt den
angekündig=
ten Vortrag über „Bulgarien, Land und Leute; mit geſchichtlichen
Rückblicken nicht im Damenſaal - wie in einer Anzeige bemerkt
ſondern im Vorſaal des Saalbaus, Dienstag, den 15. d. M. abends
8¼ Uhr halten wird. Der Zutritt iſt unentgeldlich geſtattet, wie
die Vorträge der Alpenvereinsſektion Darmſtadt jederzeit Gäſten
zugängig ſind.
In der am letzten Freitag abgehaltenen Verſammlung der
Mitglieder des Lokalgewerbvereins, welche recht gut beſucht war,
ſprach zunächſt Herr Augenarzt Dr. Hoffmann über die
Ver=
letzungen des Auges und daran ſich ſchließende weitere
Gefahren. Die höchſt anregende, formvollendete Weiſe, in welcher
der Redner ſeinen Stoff behandelte, fand den lebhafteſten Beifall
der Anweſenden. In dem knappen Rahmen einer Stunde verſtand
es Herr Dr. Hoffmann, zunächſt ſowohl die Stellung des
Augen=
arztes dem hilfeſuchenden Publikum gegnüber, wie den Bau dieſes
hier zur Sprache gebrachten kunſtvollſten Teils des menſchlichen
Körpers, die demſelben durch Verletzungen drohenden Gefahren,
wobei die gewerbliche und induſtrielle Thätigkeit als weſentlicher
Faktor mit in Betracht kommt, und die Mittel, welche die
hochent=
wickelte Augenheilkunde zur Verhütung und Heilung der
Verletz=
ungen bietet, lebensvoll zu ſchildern. Der Vortragende kam zu
dem ſchließlichen Reſultat, daß nachweisbar mit fortſchreitender
Kultur die Verletzungen des Auges und die Erblindungen
des=
ſelben abnähmen, forderte von dem Staat weitgehende
Schutzmaß=
regeln für die den Augenverletzungen vorzugsweiſe ausgeſetzte
Arbeiter=
bevölkerung und ſprach ſchließlich den Wunſch aus, daß ſich die
Gemeinden ihrer Augenkranke etwas mehr annehmen möchten,
an=
ſtatt in dieſer Beziehung alles der Privatwohlthätigkeit zu
über=
laſſen. Hierauf erfreute Herr Profeſſor Brauer die Anweſenden
noch mit intereſſanten Mitteilungen über Papierprüfungen und
Papiernormalien, an der Hand der darüber von der preußiſchen
Regierung vor einigen Jahren erlaſſenen Beſtimmungen und mit
Hinweis auf die Thätigkeit der in Charlottenburg errichteten
amt=
lichen Papierprüfungsanſtalt. Herr Brauer iſt der Anſicht, daß die
übrigen deutſchen Staaten dieſem Vorgehen Preußens folgen ſollten,
was der Solidität und dem Rufe unſeres dermalen ſchon 83 Mill.
377
32
Mark betragenden Papierexports zu gut käme. Bei unſerer heſiſchen
Regierung habe die Direktion der techniſchen Hochſchule bereits einen
entſprechenden Antrag geſtellt.
Der Vorſitzende, Herr Bergrat
Tecklenburg, machte ſodann bekannt, daß heute die
Vereins=
abende für den laufenden Winter ihr Ende erreicht hätten.
Er rekapitulierte die 12 gehaltenen Vorträge, die ſo viel des Guten
und Anregenden geboten, gedachte in freundlichen Worten auch der
Preſſe und ihrer Vertreter, welche dieſe Vorträge auch den nicht
perſönlich Teilnehmenden zugänglich gemacht, und ſchloß mit dem
Wunſche, daß der nächſte Winter eine ähnliche erfreuliche Thätigkeit
des Vereins bringen möge. Was die Sommerausflüge
be=
trifft, ſo einigte man ſich mit dem Vorbehalt noch definitiver
Ab=
machungen und etwa wünſchenswerter Abänderungen zunächſt über
folgende: Erbach=Michelſtadt (mit Damen), Frankfurt a. M. (
Schlacht=
haus), Frankenthal, Wiesbaden und Nauheim, ſowie im Verein mit
dem Eberſtädter Verein, der einen Beſuch zugeſagt, eine
Einſicht=
nahme der hieſigen Aktienziegelei, woran ſich eine Beſichtigung des
Jagdſchloſſes Kranichſtein und des Jagdzeughauſes ſchließen ſoll.
Im Mathilden=Landkrankenhaus wurden im Monat Januar
l. J. 90 Kranke mit 2146 Pflegetagen ärztlich behandelt und verpflegt.
Heute, Dienstag, abends 6 Uhr, wird bei günſtigem Wetter
der Schlittſchuhklub ein drittes Eisfeſt veranſtalten, zu welchem
diesmal auch die Jugend Zutritt haben ſoll. Es würde ſehr
er=
wünſcht ſein, wenn die Kleinen in Koſtüm erſchienen und das Feſt
dadurch zu einem um ſo belebteren und glänzenderen geſtalten helfen
wollten. Sie haben freien Zutritt und würden unter der Leitung
und Aufſicht der Vorſtandsmitglieder an einem Jugendfeſt teilnehmen
können, das ihnen wohl ſelten geboten werden kann und gewiß
noch lange zu den angenehmſten Erinnerungen ihrer Jugendzeit
ge=
hören würde.
* Kleine Mitteilungen. Einem in der Rheinſtraße wohnhaften
Schuhmacher wurde das Firmenſchild ausgehängt und entwendet.
Wegen Ruheſtörung im Schlachthaus ſund acht Metzger zur
Anzeige gebracht worden.-Verhaftet wurde am Samstag morgen
ein anabelicher Uhrmacher aus Lüttich, welcher von dem Vorplatz
einer Wohnung in der Schulſtraße ein Paar Stiefeln entwendet
hat. Der Burſche befindet ſich im Beſitz von noch weiteren 2 Paar
Zugſtiefeln, die zweiffellos auch geſtohlen ſind. — Konfisziert
wurde ein am Sonntag abend von dem ſozialdemokratiſchen
Wahl=
komite dahier herausgegebenes Flugblatt bezüglich der
Reichstags=
wahl.
Ein am Sonntag hier verbreitetes ſozialdemokratiſches
Flug=
blatt, deſſen Inhalt wohl alles bis jetzt dageweſene übertrifft, iſt,
ſoweit man deſſen habhaft werden konnte, konfisziert, die Verbreiter
verhaftet worden. — Der Drucker des Flugblattes und Herausgeber
der ſozialdemokratiſchen„Darmſtädter freien Preſſe' iſt am Sonntag
geſtorben.
2 A. „
Am 28. Februar beabſichtigen Alfreo Grünfeld, K. K. öſte...
Hofpianiſt, und Heinrich Grünfeld, Cellovirtuoſe, in hieſiger Stadt
ein Konzert zu veranſtalten. Beide Künſtler erfreuen ſich eines
hervorragenden Rufes und ſieht man dem Konzert mit Intereſſe
entgegen.
C4V. Mit dem Herannahen der Faſchingstage wird es auch in
den verſchiedenen Kommiſſionen des Karneval=Zug=Vereins lebendig,
alle Hände ſind rege, um das Feſtprogramm vorzubereiten und
feſt=
zuſtellen. Wir behalten uns vor, hierüber in den nächſten Tagen
eingehend zu berichten. Heute wendet ſich der Karneval=Zugs=
Ver=
ein mit der dringlichen Bitte an alle Prinzipale,
Geſchäfts=
inhaber und Meiſter, zunächſt ihren bei dem Karnevalzug,
welcher bekanntlich am Faſtnachts=Dienstag ſtattfindet, aktiv
betheiligten jungen Leuten den nötigen Urlaub zu gewähren. Es
muß leider befürchtet werden, daß die Verweigerung dieſer Bitte
möglicherweiſe den ganzen Zug in Frage ſtellen kann - und das
werden die um das Intereſſe der Stadt beſorgten Mitbürger doch nicht
beabſichtigen. Ferner erſucht man jetzt ſchon alle Laden=
In=
haber während des Karneval=Zuges, etwa von 1 bis 5 Uhr
nach=
mittags, ihre Geſchäfte ſchließen und ſich und ihren
Angehöri=
gen im weiteſten Sinne des Wortes auch dieſes Extravergnügen
gönnen zu wollen.
Beſſungen, 14. Februar. Der Faſchingsball des Beſſunger
älteren Geſangvereins, welcher am Samstag abend im
Hauſt'ſchen Saale ſtattfand, zeichnete ſich durch eine große Anzahl
hübſcher Masken aus. Von Charaktermasken ſeten die „Brieftaube
und „Gärtnerins, welche durch die Pracht ihrer Koſtüme ſich
aus=
zeichneten, beſonders erwähnt. Das mit einer lebensgroßen Puppe
dargeſtellte Schauſtück der „fliegenden Miß Wanda auf
hochge=
ſpanntem Seil durch die ganze Länge des Saales erregte viel
Heiter=
keit; desgleichen die athletiſchen Künſte der „Miß Minnar. Die
Vorträge der „Fulder Muſikkapelle; in Geſang und Spiel trugen
mit dazu bei, allen Teilnehmern den genußreichen Abend zu einem
unvergeßlichen zu machen.
Arheilgen, 12. Februar. Unter Vorſitz des Herrn
Beigeord=
neten Benz fand geſtern abend im Gaſthaus zum Löwen dahier
eine ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung der
national=
liberalen Partei ſtatt, der auch eine große Anzahl Parteifreunde
aus dem benachbarten Wixhauſen anwohnte. Aus Darmſtadt
Nr.
378
waren u. A. die Herren Rechtsanwalt Dr. Oſann,
Landtagsbgeord=
neter Friedrich, Buchhändler Bergſträßer, Merck und Locher
er=
ſchienen. Herr Bergſträßer eröffnete die Verhandlungen mit einer
kurzen Anſprache und drückte ſein Bedauern darüber aus, daß der
Kandidat, Herr Brauereibeſitzer Ulrich, leider durch Krankheit
ver=
hindert ſei, zu erſcheinen. Dann entwickelte in einem längeren,
leicht=
faßlichen Vortrag Herr Rechtsanwalt Dr. Oſann die Wichtigkeit
der Wahlen im allgemeinen, von den Gemeindewahlen ausgehend
bis zu den Reichstagswahlen, welch letztere von ganz beſonderer
Wichtigkeit für das Volk ſeien, indem durch dieſelben dem letzteren
ſeine eigenen Geſchicke zum großen Teil in die Häude gelegt ſeien,
woraus aber auch zugleich für jeden die Pflicht erwachſe, durch
richtige Wahl ſeine Schuldiakeit zu thun; bei der bevorſtehenden
Wahl dürfte demnach eigentlich kein Mann fehlen, denn es handle
ſich um den Schutz des Vaterlandes, das in ſeiner jetzigen Geſtalt
mit ſchweren Opfern errungen und uns Wohlthaten von der größten
Bedeutung ſchon gebracht habe; er erinnere beiſpielsweiſe nur an
die Poſt, Maaße und Gewichte, Münzen u. dergl. Herr
Landtags=
abgeordneter Friedrich warnte die Wähler, ſich nicht durch
gegne=
riſche Zeitungsnachrichten, in betreff Monopole, Abſchaffung des
geheimen und direkten Wahlrechts ꝛc. beirren zu laſſen. Herr
Berg=
ſträßer beſprach eingehend die dem Reichstag vorgelegte und von
dieſem abgelehnte Militärvorlage. Die Notwendigkeit derſelben ſei
gar nicht anzufechten, nachdem dieſelbe von den größten Autoritäten
in ſolchen Dingen als unerläßlich bezeichnet worden ſei. Dazu
komme, daß der finanzielle Aufwand hierfür gegenüber den damit
zu erreichenden Vorteilen ein ſehr geringer ſei; namentlich wies der
Redner auf die koloſſalen Opfer hin, die Frankreich für ſeine
Militär=
macht im Augenblick bringe und ſchon gebracht habe, nur um uns
wieder Elſaß=Lothringen zu nehmen, das wir nicht hergeben könnten.
Herr Pfarrer Römheld von hier ermahnte die Anweſenden mit
ernſten Worten, diesmal alle am Wahltage für Herrn Ulrich zu
ſtimmen, da von dieſem bekannt ſei, daß er treu zu Kaiſer und
Reich ſtehe. Allen dieſen Vorträgen lauſchte die Verſammlung mit
der größten Aufmerkſamkeit und ſtimmte begeiſtert ein in die Hochs,
die ausgebracht wurden auf Kaiſer und Reich und den Kandidaten
Herrn Ulrich. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß Herr Rinner
aus Wixhauſen eine höchſt patriotiſche Anſprache hielt, welche die
ganze Verſammlung zur Begeiſterung hinriß. Zum Schluß dankte
Herr Beigeordneter Benz den auswärtigen Gäſten für ihr
Er=
ſcheinen und ihre belehrenden Vorträge und ſprach die Hoffnung
aus, daß dieſer Dank am Wahltage ſich gewiß bethätigen werde.
Die Darmſtädter Herrn ſprachen ſich vor ihrem Abſchied dahin aus,
daß ſie noch von keiner Wahlverſammlung befriedigter nach Hauſe
gegangen ſeten, als von dieſer. Nach dem Weggang der
Auswär=
tigen, beſchloſſen die Arheilger noch für nächſte Woche zwei
Ver=
ſammlungen (Dienstag und Samstag abend), um zu beſprechen,
auf welche Weiſe am erfolgreichſten am Wahltage für Herrn Ulrich
hier zu wirken ſei.
88 Pfungſtadt, 12. Februar. Geſtern abend verſuchten einige
Sozialdemokraten aus Darmſtadt und Pfungſtadt eine
Verſamm=
lung in Hahn abzuhalten. Mittags ſchon wurden Plakate an allen
Ecken des Dorfes angeſchlagen, allein ſämtliche Wirte verweigerten
ihre Säle, und ſo nahmen ſie Einkehr in der Wirtsſtube des
Gaſt=
wirts Frick. Einer der Herren verſuchte eine Auſprache zu halten,
allein der geſunde Sinn der Hahner ſiegte, aus der Mitte rief
einer: Es lebe der Kaiſer, Bismarck, Moltke und das ganze deutſche
Vaterland! Es entſtand ein nicht endenwollender Jubel, und die
Sozialdemokraten mußten das Lokal verlaſſen. Auch am hieſigen
Plaße fällt es ihnen ſchwer ein Lokal zu erhalten. Einem Wirte
boten ſie 30 Mk. Miete, jedoch ohne Erfolg.
4 Pfungſtadt, 11. Februar. Der Vortrag des Herrn Oberlehrer
Hahn, letzten Donnerstag abend, im Lokal des Gewerbeverein über:
„Königin Luiſe, Mutter unſeres erhabenen Kaiſers war ſehr
zahl=
reich - auch von Damen - beſucht. Redner verſtand es, all die
ächtweiblichen Tugenden dieſer edlen Fürſtin in zu Herzen gehender
Weiſe ſeinen Zuhöhrern vorzutragen. Von allen Anweſenden
be=
ſonders tief empfunden ward die ergreifende Schilderung der innigen
Liebe Luiſens zu ihrem königlichen Gemahl, ihren Kindern und der
ſteten Fürſorge um die Not der Armen und Leidenden, ſowie die
mit heroiſchem Mute in wahrhaft chriſtlicher Demut ertragenen
Leiden und bitteren Kränkungen, welche ihr unter der drückenden
Gewaltherrſchaft Napoleons l. fortwährend zugefügt wurden. Wie
aber dieſe Schmach durch ihren Sohn, unſeren Kaiſer, geſühnt, darf
ein Deutſcher nie vergeſſen. Darum hier nochmals herzlichen Dank
dem geehrten Redner für ſeinen auregenden Vortrag, den er zu
keiner gelegeneren Zeit, als der jetzigen, wo in den nächſten Tagen
das ganze deutſche Volk bekennen ſoll, ob es noch feſt ſteht in Liebe
und Dankbarkeit zu dem erhabenen Sohne der in Trauer um
das Vaterland verſtorbenen unvergeßlichen Mutter.
Mainz, 13. Februar. Nach dem
Verwaltungsrechenſchafts=
bericht der Bürgermeiſterei betrugen die Schulden der Stadt
zum Schluß des vorigen Rechnungsjahrs 9829 362 M. und das
Vermögen 15527702 M. Von der Stadterweiterung her beſitzt
die Stadt noch für 5640180 M. unverkaufte Bauplätze.
Mainz, 14. Februar. Seit einigen Tagen zirkuliert bei den
Be=
wohnern des Boulevard eine Liſte zur Sammlung von
Namens=
unterſchriften für Einführung der elektriſchen Beleuchtung.
Wie bekannt, geht die ſtädtiſche Behörde damit um, die Neuſtadt
teilweiſe mit elektriſchemLicht zu verſehen; wenn nun die genügende
Anzahl von Privaten für das Projekt gefunden, dann würde die
Stadt dem Vorhaben näher treten.
Verlin, 12. Februar. Heute morgen 6 Uhr brach im Hotel
Kontinental, dem prachtvollſten, im Stile der modernen
Re=
naiſſance erbauten, erſt am 20. Februar v. J. eröffneten Gaſthofe.
Feuer aus, welches ſich jedoch auf die Zerſtörung des Dachſtuhls
und einigen Zimmern des 4. Stocks beſchränkte. Der Betrieb des
Hotels bleibt in vollem Gange.
New=York, 12. Februar. Der Streik der Kohlen= und
Fracht=
verlader bei den Eiſenbahnen und Schiffen iſt beendet.
Zu der Wahlzeit: Warum der Schwindel ſo frank und frei,
Und die Leute ſo leicht zu betrügen?
Sie nehmen die Wahrheit wie Arzenei
Und freſſen mit Löffeln die Lügen.
Flieg. Blätter.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 11. Februar.
E. Den gewaltigen Eindruck, den die Tonſprache des
Wagner=
ſchen „Siegfried; auf Geiſt und Gemüt gebildeter Hörer ausübt,
kann jede Wiederholung nur befeſtigen und verſtärken. Die Zahl
Derer, welche ſich bei einem ernſten Werke die dankbare Mühe
nehmen, ſich einzuleben in das Weben und Weſen des Komponiſten,
iſt ja glücklicherweiſe noch nicht ausgeſtorben. Wir wollen gar nicht
in Abrede ſtellen, daß eine gewiſſe geiſtige Elaſticität dazu gehört,
namentlich beim Siegfried; um dieſer weit ausgedehnten
Orcheſter=
malerei, dieſen kleinen, geiſtreichen, ſich einander ablöſenden
auf=
tauchenden und wieder verſchwindenden Motiven zu folgen. Aber
ſedes Werk, das nicht blos auf gewöhnliche Unterhaltung abzielt,
ſtellt ähnliche Anforderungen, Beethoven's Neunte Sinfonie und
Schumanns geiſtreiche Fauſtmuſik ganz ebenſo wie Wagners
Nibe=
lungen=Tetralogie. Daß es zum Verſtändnis der letzteren eines
Kommentars und weitläufiger Erklärungen bedarf, können wir nicht
finden, Geſang, Muſik und dekorative Ausſtattung ergänzen ſich
hier allemal aufs trefflichſte. Der Zuhörer, wenn er auch auf die
ſofort ins Gehör fallende Melodie (dem großen Publikum gilt nur
dieſe als die Melodie ſchlechthin) nur ausnahmsweiſe ſtößt, befindet
ſich fortdauernd unter dem Banne einer ungemein farbenreichen,
charakteriſtiſchen Muſik und namentlich entwickelt das Orcheſter
eine Beredſamkeit, wie wir ſie in keinem anderen Werke des gerade
nach dieſer Richtung hin Großartiges ſchaffenden Meiſters bisher
vernommen haben. Wie zauberiſch wirkte allein die muſikaliſche
Schilderung des Waldlebens, an deren Ausführung namentlich die
Holz= und Blechbläſer großen Anteil haben.
Daß die Scene zwiſchen Wotan und Erda zu Anfang des
3. Aktes hergeſtellt iſt, hat, abgeſehen von ihrer muſikaliſchen
Schön=
heit, für den Fortgang des Dramas dieſe Bedeutung, daß wir der
Wandlung inne werden, welche ſich in Wotans Geiſt vollzieht,
und welche darin beſteht, daß der Gott, weicher in der „
Walküre=
nur mit Reſignation die Weltherrſchaft fahren läßt (ogl. „So
nimm meinen Segen, Nibelungenſohn, was tief mich ekelt, dir geb
ichs zum Naube') ſich aun, nachdem er die Erda
vernommen-
dieſe Geſtalt perſonifiziert das Weltwiſſen - willig und freudig
dem Schickſalsſpruche beugt, der ihm das Scepter aus den Händen
nimmt. Doch nicht dem Nibelungenſohn, dem tückiſchen Alberich,
ſondern dem hehren Wälſungenſproß räumt Wotan das Feld. „Dem
ewig Jungen weicht nun in Wonne der Gottlr Nachdem Wotans
Speer an Siegfrieds Notung in Trümmer gegangen, ſcheidet Wotan
aus der Tetralogie aus.
Die Erdaſcene war von Frl. Finkelſtein und Herrn Feßler
mit eingehendem Verſtändnis und größter Sorgfalt ausgearbeitet
worden.
Die Aufführung des „Siegfried; hätte ſich doch wohl beſſer
für den Sonntag (3. Februar, als dem Lodestage Wagners,
ge=
ſchickt. Vermutlich ließ das die ordnungsmäßige Verteilung der
roten und blauen Karten nicht zu. Immerhin bleibt es zu bedauern,
daß ein ſolch äußerer Grund den Charakter unſeres Repertoires
teilweiſe beſtimmt.
Tageskalender.
Dienstag, 15. Februar: Monatsverſammlung mit Vortrag des
deutſchen und öſterreichiſchen Alpenvereins, Sektion Darmſtadt
im Saalbau. - Großes Eisfeſt des Schlittſchuh=Klubs.
Mittwoch, 16. Februar: General=Verſammlung der
Steinkohlen=
bezugs=Geſellſchaft Friede in der Brauerei Heß. — Letzte Herren=
und Damen=Sitzung der Darmſtädter Karneval=Geſellſchaft im
Saalbau.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.