Darmstädter Tagblatt 1887


10. Februar 1887

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mar z0 Pf. uck.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufichlag.

150. Jahrgang.

Zuſerak=

Mit der Sonntags=Beilage:
es Uuterhaltungsblatt.

verden angenrmen nDaenſtes
vn der Cpeitz Reinſtr. R. 23.
mBeſſungez zfuet Eyi.
Holzftraze R. R fute awinz
von alla Aunnta-Enpokzua

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Groſth. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

N8 29.

Donnerstag den 10. Februar.

1887.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Durchſchnittsmarktpreiſe.
Gemäß der Beſtimmung in Poſ. 6 Abſatz 5 der Inſtruction zur Ausführung des Geſetzes über die Naturalleiſtungen für
die bewaffnete Macht im Frieden (Reichsgeſetzblatt Nr. 25 von 1875) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für
den Monat Januar 1887 als Durchſchnittsmarktpreiſe für Hafer Mk. 13.50, für Heu Mk. 6, für Stroh Mk. 5. 100 Kilogramm ermittelt worden ſind.
Darmſtadt, den 5. Februar 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
[1296.


Betnnntmnchung.
Im Jahre 1835 wurde das Erbbegräbniß, Abth. L, Lit. F., Nr. 71 (älteſte
Friedhofsabtheilung) bei uns auf den Namen der Frau Hofkammerrath Gerſten
Wittwe eingeſchrieben. Die Beſitzerin ſtarb im November 1836 und iſt auf den
Platz beerdigt worden. Ein Ueberſchreibungsantrag von berechtigten Intereſſenten/
iſt bis jetzt bei uns nicht geſtellt und wird von einem angeblichen Anverwandten/
der Familie Gerſten der Platz von der Stadt zu erwerben gewünſcht.
Wir fordern alle diejenigen, welche glauben, berechtigte Erbanſprüche an frag=
liches
Erbbegräbniß zu haben= hiermit auf, ſolche bei uns (Büreau Rathhaus am
Markt, 1 St. hoch) innerhalb 4 Wochen vorzubringen, und zu begründen, widrigen=
falls
wir den Platz als herrenlos erachten und anderweit darüber verfügen werden.
Darmſtadt, den 8. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:

Hickler, Beigeordneter.
1297
Bau= u. Nutzholz, ſowie Brennholz;
Verſteigerung.
Montag, den 14. Februar 1885 Vormittags 9 Uhr werden in dem
oberen Lokal der Turngemeinde, Woogsplatz Nr. 5, die nachſtehenden Holz=
ſortimente
aus der ſtädtiſchen Tanne öffentlich verſteigert:
3 Kiefern=Stämme von 583 obm.,
1 Birken=Stamm von O64 obm.,
50 Kiefern=Derbſtangen von 1,13 obm.,
77 Naummeter Kiefern=Scheiter,
709
Knüppel,
9820 Kiefern=Wellen,
14 Raummeter Kiefern=Stocke.
Das Holz ſitzt zerſtreut in verſchiedenen Diſtrikten; wegen näherer Auskunft
wollen ſich Steigliebhaber an Forſtwart Ganßert, Pallaswieſenſtraße 24, wenden.
Darmſtadt, den 2. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V:
[11,
Hickler, Beigeordneter.

Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Schuhmachermeiſters Jgnatz
Händler in Darmſtadt iſt in Folge eines
von der Ehefrau des Gemeinſchuldners
gemachten Vorſchlags zu einem Zwangs=
vergleiche
Vergleichstermin auf
Freitag den 25. Februar 1887,
Vormittags 10 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgerichte l.
hierſelbſt, Hügelſtraße 3133, Zimmer 16,
anberaumt.
Darmſtadt, den 5. Februar 1887.
1298
Kümmel,
Gerichtsſchreiber des Großh. Amtsgerichts I.
Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag der Landwirth
Wilhelm Hirſch Wittwe dahier ſollen
nachſtehende Grundſtücke und zwar:

Flur. Nr. Mtr. 24 87 2269 Acker in der
Lache, 24 138 1350 Acker daſelbſt, 25 83 2500 Acker neben der
Löcherwieſe, 27 96 1426 Acker hinter der
Methwieſe, 28 279 769 Acker bei dem
Alandsbirn=
baum
, 28 279⁵⁄₁₀ 769 Acker daſelbſt, 28 280 1531 Acker daſelbſt, 29 183 1831 Acker bei der
Martinsmühle, [ ][  ][ ]

328

Flur. Nr. ⬜Meter. 40 210 937 Acker am Mol= 40 211 kenbrunnen,
1806 Acker daſelbſt, 40 212 1462 Acker daſelbſt, 40 213 1531 Acker daſelbſt, 40 214 1706 Acker daſelbſt, 40 226 1437 Acker daſelbſt, 40 227 1644 Acker daſelbſt, 40 228 1531 Acker daſelbſt, 42 16 1900 Acker, an der nächſten
Montag den Nachtweide,
14. Februar 1887,

Nachmittags 4 Uhr,
an den Meiſtbietenden verſteigert werden.
Die Verſteigerung geſchieht nur ein
Mal und ſoll bei annehmbarem Gebot
der unbedingte Zuſchlag ertheilt werden.
Darmſtadt, den 8. Februar 1887.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
[1299
Harres.
77nterzeichnetes Proviant=Amt kauft
11 Roggen und erſucht die Herren Pro=
dugenten
um Zufuhr.
Darmſtadt, im Februar 1887. 1215
Gr. Proviant=Amt.

Ennaaz

Wichtig für Jausfrauen.
Die Holländiſche
Maſkee-Erennerei
H. Disqué & Co. Hannheim,
empfiehlt ihre, unter der Marke
D
Elephanten=
141
Kaffer
wegen ihrer Güte und Billigkeit ſo be=
rühmten
, nach Dr. v. Liebig's Vorſchrift
gebrannte, hochfeine Qualitäts=Kaffees:
r. Java-Mischg. per Pfd. M. 120,
f. Westindisch, 1.40,
L. Heyado
1.60.
L. Bourhon
1.80.
extraf. Hocca
2.-
Durch vorzügliche neue Brennme=
thode

kräftiges feines Aroma.
große Erſparniß.
Nur ücht in Packeten mit Schutzmarke
Elephant verſehen von 1, ½ und
¹⁄. Pfund.
Niederlagen in Darmſtadt bei:
Ml. lägor, Paul Ensling, Moiss & Egenolf,
Ludw. Gerschlauer, Ph. Nuwerth,
H. Kellor, Promenadeſtr. 26, Hroh.
Rosslor, Wilhelminenſtraße, L. Stoin-
gässer
, gegenüber der Stadtkirche, I.
Limmormann, Soderſtraße 44, A. I.
Supp, Schuſtergaſſe 3, Ludwig Mesp.
gTinamin
ſarlsſtr. 47 iſt Seitengebäude mit
Glarton und Bauplatn
an der Straße zu verkaufen.
ſ792

Nr. 29
Brkanntmanhung.
Die Wahlen zum Reichstage betreffend.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die Wahlen zum Reichs=
tage
im ganzen Reiche auf
Montag den 21. Februar 1887
ſeſtgeſetz ſind, ſowie daß die Abſtimmung um 10 Uhr beginnt und um 6 Uhr
geſchloſſen wird.
Behufs Vornahme der Wahl iſt die Gemeinde Beſſungen in nachſtehend be=
zeichnete
3 Wahlbezirke eingetheilt.
Erſter Wahlbezirk mit dem Wahlokal im Rathhaus und den Straßen:
Anna=, Eichberg=, Eſchollbrücker= Heinrich=, Hermann=, Hoch=, Karls=, Martin=
Nieder=Ramſtädter= Roßdörfer=, Rückert=, Steinacker=, Wilhelm=, Wilhelminenſtraße
und Grüner Weg.
Zweiter Wahlbezirk mit dem Wahllokal im Mädchenſchulhauſe, Schul=
ſtraße
Nr. 7, und den Straßen: Bruchwieſen, Heidelberger=, Hofgarten= Holz=,
Hügel=, Kirch=, Klappacher, Seeſtraße, Stadt=Allee und Wittmannsſtraße.
Dritter Wahlbezirk mit dem Wahllokal im Kuabenſchulhauſe, Ludwigs=
ſtraße
Nr. 40, und den Straßen: Fabrik=, Forſtmeiſter=, Friedrich=, Herrngarten=,
Kirch=, Ludwigs=, Orangerie=, Sand=, Schul=, Weinberg= und Wingertſtraße.
Als Wahlvorſteher und Stellvertreter ſind beſtellt:
Erſter Wahlbezirk:
Wahlvorſteher: Bürgermeiſter Berth.
Stellvertreter: Friedrich Thomas.
Zweiter Wahlbezirk:
Wahlvorſteher: Beigeordneter Wittmann. Stellvertreter: Jacob Nohl.
Dritter Wahlbezirk:
Wahlvorſteher: Gemeinderath Adam Weinmann. Stellvertreter: Philipp Wolf III.
Gemeinderath.
Beſſungen, den 8. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[1301

Hulzuerſteigerung.
Montag den 14. Februar l. Js., Vormittags 9 Uhr,
werden auf dem Rathhauſe zu Beſſungen aus dem Gemeindelaubwald, Diſtrict
Dieterſchlag, Wüſteberg und Franzoſenberg:
118 Rm. Buchen=Scheiter, 16 Rm. Eichen=Scheiter, 20 Rm. Buchen=Knüppel,
11 Rm. Eichen=Knüppel, 670 Stück Buchen=Wellen, 480 Stück Eichen=Wellen,
8 Rm. Buchen=Stöcke, 10 Rm. Eichen=Stöcke;
und Dienstag den 15. Februar l. J., Vormittags 9 Uhr,
an Ort und Stelle:
13 Stück Eichenſtämme von 9,19 Feſtm. Inhalt und 14-76 Etm. Durch=
meſſer
, 7 Buchenſtämme von 9,25 Feſtm. Inhalt und 45-56 Ctm. Durch=
meſſer
unb 1823 Stück Fichten Derb= und Reisſtangen
verſteigert.
Zuſammenkunft der Steigerer an den Kreuzungen des Eiſenwegs und
Kirchenwegs.
Bemerkt wird hierbei, daß die Eichen= und Buchenſtämme zuerſt zum Aus=
gebot
kommen.
Das Stangenholz lagert in dem Diſtrict Franzoſenberg.
Beſſungen, den 7. Februar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[1254
Dorladung.
Nachdem gegen den Dispoſitions=Urlauber aus dem Bezirke des 2. Batail=
lons
(Wiesbaden) 1. Naſſ. L.=Regts. Nr. 87 Rudolf Friedrich Rademacher,
das förmliche kriegsgerichtliche Verfahren wegen Fahnenflucht in contumaciam ein=
geleitet
iſt, wird derſelbe hierdurch vorgeladen, ſich ſpäteſtens
am Mittwoch den 1. Juni 1887, Vormittags 10 Uhr,
im hieſigen Militärgerichtslokale (eue Infanterie=Kaſerne an der Gutleutſtraße da=
hier
) zu geſtellen, widrigenfalls er in contumaciam für fahnenflüchtig erklärt und
zu einer Geldſtrafe von 150 bis 3000 Mk. verurtheilt werden wird.
Frankfurt a. M., den 25. Januar 1887.
[(1300
Königliches Gericht der 21. Diviſion.

[ ][  ][ ]

Nr. 29
Holzverſteigerung.
Es werden verſteigert:
1) Mittwoch den 16. Februar d. J., von Vormittags 9 Uhr an, im Ger=
mann'ſchen
Saale zu Meſſel von der Abtriebsfläche in VI,. 43 Kleeneck:
Scheiter: 19 Rm. Buche I. Cl., 254 Rm. Buche II. Cl.; Knüppel: 79 Rm.
Buche, 68 Rm. Eiche; Reiſig: 2540 Wellen Buche; Stöcke: 104 Rm. Buche,
60 Rm. Eiche.
2) Donnerstag den 17. Februar d. J. von Vormittags 9 Uhr an, im Ge=
meindehauſe
zu Arheilgen das Dürrholz aus der Forſtwartei Kleeneck, ſowie
das Eichenſcheitholz von der Abtriebsfläche in VI, 43 Kleeneck, aus V, 24 Jagen
und V, 15 Waldaxttheil und zwar:
Scheiter: 47 Rm. Buche II. Cl., 81 Rm. Eiche I. Cl., 660 Rm. Eiche
II. Cl., 4 Rm. Erle; Knüppel: 6 Rm. Buche, 6 Rm. Birke, 66 Rm. Eiche,
9 Rm. Erle: Reiſig: 140 Wellen Buche, 530 Wellen Eiche, 90 Wll. Erle;
Stöcke: 9 Rm. Buche, 132 Rm. Eiche.
Ein großer Theil des Eichenſcheitholzes eignet ſich für Glaſer, Küfer ꝛc.
Wegen vorheriger Einſichtnahme wende man ſich an die betr. Forſtwarte.
Darmſtadt, 8. Februar 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
Eckſtorm.
(1302

HerſtrigerungzAnzrige.
Mittwoch den 16. Februar, Vormittags 9 Uhr,
werden auf freiwilliges Anſtehen der Wittwe des Landwirths Wilhelm Hirſch,
Gardiſtenſtraße 35, hier
2 ſchwere Zugpferde, 1 Kuh, 1 Rind, 2 zweiſpännige und 2 einſpännige
Wagen, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Häckſel= und 1 Dickwurzſchneidmaſchine, 1 neue
Heblade, 1 neue Windmühle, 1 Hobelbank, Pferdegeſchirre und =Decken, land=
wirthſchaftliche
Geräthe, ſowie Heu=, Stroh= und Futtervorräthe,
offentlich gegen baare Zahlung verſteigert.
- Scharmuaum, Amtsgerichts=Taxator.

Geſellſchaft Eintrachl.
Vergebung von Bauarbeiten.
Die Maurer=, Steinhauer=, Zimmer=, Schreiner=, Schloſſer= Glaſer=
und Weißbinder=Arbeiten, ſowie die Lieferung von Guß= und Walz=Eiſen, welche
bei der Einrichtung von Läden im Hauſe der Geſellſchaft Eintracht: vorkommen,
ſollen im Submiſſionswege vergeben werden.
Angebote ſind bis zum
15. Februar d. Js., Vormittags 10 Uhr,
im Geſellſchaftslokal, Eliſabethenſtraße 12, 1 Treppe hoch, abzugeben.
Die Pläne und Bedingungen liegen ebendaſelbſt am 11. und 12. d. Mts.
Vormittags von 11-12 Uhr und Nachmittags von 3-4 Uhr zur Einſicht offen,
auch können die Formulare für die Angebote in dieſer Zeit erhoben werden.
Darmſtadt, den 8. Februar 1887.
Der Präſident der Geſellſchaft Eintracht.
Petry.
[255

Friſche
g0uGUUSGIG,
Pariser Hopisalal,
rima Caviar,
riſche Sendung.
G. P. Woth,
Bleichſtraße. (304
Speiſeöl
in ganz vorzüglicher Qualität und
beſonders zum Kreppelbacken
geeignet verkaufen, um damit zu
räumen, zu bedeutend herab=
geſetztem
. Preiſe
08kGI Edanoh
[259
am Ludwigsplatz.
Prisch oingetroſſen:
Holländische Sohellfische,
Seezungen (Soles)
per Ko. M. 1.10,
Süsse Bralbückinge
10 Stück 70 Pf.
Kieler und Englische
Rohessbückinge.
Weinste
Holländische Sardellen
per Ko. M. 1.
Russische Sardinon, Rollmops,
Caviar,
Holländische Häringe,
marinirt u. naturell,
Sardines Thuile
(Amieux)
neuer Conſervirung,
in Doſen M. 1.- u. 65 Pfg.
empfiehlt
1305
Ehanuel Fuld.
Iniforms-Mantel
für Eivil=Staatsdiener, wenig getragen,
billig zu verkaufen.
Näheres in der Exped. d. Bl. (616
Fin gebrauchtes Sopha billig abzu=
geben
Grafenſtr. 41, Hinterb. (233

[ ][  ][ ]

331

Nr. 29

Edler & Trische,
Geschäftsbücher=Fabril, Buch- und Steindruckoroi.
Hegründet 1856.
Prämirt: Hannover, London, Emden, Wien, Utrecht, Greifswald
1879.
1859. 1862. 1869. 1873. 1876.
Wir beehren uns hierdurch anzuzeigen, daß wir dem Herrn
M. Reyer, Bapierhandlung in Darmſtadt,
eine Haupt=Niederlage unſerer Geſchäftsbücher, ſowie den Allein=
verkauf
für Darmſtadt und Beſſungen von heute ab übertragen haben.
Gedachte Firma iſt von uns in den Stand geſetzt, zu unſeren Fa=
brikpreiſen
abzugeben und nimmt Aufträge auf Bücher mit beſonderen Vor=
ſchriften
in bekannter vorzüglichſter Ausſtattung zu mäßigen Preiſen entgegen.
Hannover, den 1. Februar 1887.
Edler & Krische.

Im Anſchluß an vorſtehende Annonee der rühmlichſt bekannten Ge=
ſchäftsbücher
=Fabrik von Edler ≈ Kriſche in Hannover halte mich den
Herren Fabrikanten, Kaufleuten und Gewerbetreibenden jeglicher Art
zu gefl. Aufträgen auf Geſchäftsbücher ꝛc., beſtens empfohlen.
A. Meyer, Papierhandlung, Darmſtadt,
8 Ernſt=Ludwigsſtraße S.
(1306

L.

Die Sparkaſſe leiht Gelder auf erſte Hypotheke, gegen dop=
pelte
Sicherheit, zum billigſten Zinsfuße aus.
Der Verwaltungsrath.

Beſt.

91½

2

Dem geehrten Publikum die ergebene Nachricht, daß ich in dem Laden
30 große Ochſengaſſe 30
einen Eierhandel eröffnet habe. Es wird mein eifrigſtes Beſtreben ſein durch
gute und friſche Waare, bei billigem Preiſe meine geehrten Abnehmer zufrieden zu
ſtellen und bitte ich um geneigten Zuſpruch.
Darmſtadt, im Februar 1887.
Hochachtungsvoll

.
H. EöSO.

Lokalgewerbverein Darmſtadt.
Freitag den 11. Februar l. 33., Abends 8 Uhr: Versamm-
lung
der Mitglieder im großen Saale der Brauerei Diſchinger (extor)
in der Saalbauſtraße.
Tagesordnung: 1) Vortrag des Herrn Augenarztes Dr. F. W. Hoff=
mann
, über Verletzungen des Auges und hieran ſich ſchließende weitere Gefahren.
2) Mittheilungen des Herrn Profeſſors Brauer über Papierprüfung und Papier=
normalien
. 3) Beſprechung über die Prüfung der Bauhandwerker. 4) Beſtim=
mung
der im bevorſtehenden Sommer vorzunehmenden Ausflüge.
Eröffnung des Locals 7½ Uhr in welchem die neueren techniſchen Zeit=
ſchriften
aufliegen und der Fragekaſten aufgeſtellt iſt.
Darmſtadt, den 5. Februar 1887.
Der Vorſtand des Lokalgewerbvereins Darmſtadt.
Tecklenburg.
(1308

Auf Veranlaſſung des löblichen
Vorſtandes der Bäcker=Innung
hier haben wir den Detail=Verkauf
der renommirten

Sinnerschen

übernommen und empfehlen ſolche
ſtets friſch im Ausſchnitt.
Für die Herren Bäcker und
Conditoren geben pfundweiſe zu
den bekannten Engros=Preiſen ab.
Lo7
odl1 Doull a vol.,
3 obere Rheinſtr. 3.

14

12932) Alexanderſtraße 6 iſt die
Parterre=Wohnung zu vermiethen
und ſofort zu beziehen. L. Heißner.
159) Ludwigsſtraße 2 eine freund
liche Wohnung, 3 Zimmer, Küche nebſt
allem Zubehör, zum 1. April. zu verm.
Lchone Wohnung

von 5 Zimmern in beſter Lage wegen
plötzlicher Abreiſe des Miethers ſofort zu
beziehen. Preis 550 M.
Auskunft bei der Expedition. (1310
1311) Langgaſſe 27 eine Wohnung
zu vermiethen.
1312) Caſinoſtraße 30
ſchöne Manſardenwohnung lein gr. Zin=
mer
, 2 Cabinette) mit allem Zubehör an
ruhige Familie, am liebſten zwei Damen,
per ſofort zu vermiethen.
1313) Neue Kiesſtraße 40 iſt der
mittlere Stock, 4 Zimmer mit Magd=
kammer
und ſämmtl. Zubehör bis Anfang
Mai zu beziehen.
1314) Neckarſtraße 11 im Seitenbau
eine freundliche Wohnung, mittl. Stock,
beſtehend aus 4 Zimmern, Schrankzim=
mer
, Küche ꝛc. per 1. Mai zu vermiethen.

06
häden, Hagazins Glo.
620) Ein ſchöner Laden
mit oder ohne Wohnung, in beſter Lage,
Mitte der Stadt, zu vermiethen.
Zu erfragen in der Expedition d. Bl.

918) Friedrichſtraße 18. 1. Stock,
ein möblirtes Zimmer ſofort zu verm.
1228) Eliſabethenſtraße 58 zwei
ſchön möblirte Zimmer, l. Stock, mit
ſeparatem Eingang zu vermiethen.
1165) Mauerſtraße 10 ein möbl.
Wohn= u. Schlafgimmer per ſof. 3. verm.

[ ][  ][ ]

Nr. 29
Ausſtellung vn JLehrſingsarbeiken
aus dem Großherzogthum Heſſen.
In Verbindung mit der 50jährigen Jubelfeier des Landesgewerbvereins wird
im Monat Juli dieſes Jahres eine allgemeine Ausſtellung von Lehrlingsarbeiten
in Darmſtadt ſtattfinden. Zur Anregung und Förderung der Betheiligung an
dieſer Ausſtellung ſoll für Darmſtadt und Beſſungen ein die ſämmtlichen Ge=
werbe
umfaſſendes Lokalcomite gebildet werden, zu welchem Zwecke der zunächſt
vom hieſigen Lokalgewerbverein gewählte Ausſtellungsausſchuß die für die Sache
ſich intereſſirenden Gewerbtreibenden auf
Donnerstag den 10. Februar, Abends 8 Uhr,
in den großen Saal der Winter'ſchen Brauerei (extor) zu einer Verſamm=
lung
einladet.
Der Ausſtellungsausſchuß des Lokalgewerbvereins Darmſtadt.

F. Lincke, Vorſitzender.

[272

Darmdtädtor goconomen-Joroin.
Die endgiltigen Abmachungen zum
Carmevalzug.
ſollen nunmehr Donnerstag den 10. Februar, Abends 8 Uhr,
[1315
im goldenen Anker erledigt werden.

Pe=
111600 G80ond
la. Winter-Rheinsalm
im Schnitt per Pfd. M. 3,
Nesersalm
per Pfund M. 2.
Lachsforellen M. 1.80,
Turbot,
1. 40,
Seezungen
1. 40,
Zander 70 Pfg.,
Cabliau 70 Pf0
Schellfiſche 35 und 40 Pfg.
Auſtern, Hechte,
Hummer, Karpfen,
Aal,
Backſiſche,
Eishechte per Pfd. 80 Pfg.,
Cxevettes.
Grüne Häringe
per Pfund 20 Pf.
Gewäſſerte Stockſiſche
per Pfund 20 Pf.
Gewäſſerten Labberdan.
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Hebk. Aounger,
[316
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oder fehlerhafte Maſchinen (Singer) wer=
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[1202

1277) Eine reinliche Frau ſucht Lauf=
dienſt
. Holzſtraße 23.

1320) Eine Frau, im Wäſcheaus=
beſſern
und Stopfen geübt, hat noch Tage
frei. Näh. Frau Hahn, Ernſt=Ludwigſt. 9.

Un
C0
H
AAAllArAhhunth

4

1198) Ein braves Mädchen von
15 Jahren wird den Tag über zu einem
Kinde geſucht bei
Heinrich Noll, Handelsmann.
Obergaſſe 38. 2. St.
1321) Geſucht wird für einige Stun=
den
des Tages ein junges Müdchen, um
Ausgänge zu beſorgen.
Alice-Baxar, Wilhelminenſtr. 21.

1280) Für mein Ladengeſchäft ſuche
ein gewandtes, junges Mädchen zum
baldigen Eintritt.
J. A. Lehmann,
Hof=Conditor, Wiesbaden.

1281) Geſucht auf 15. Februar ein
Hädchen,
welches ſelbſtſtändig kocht und mit Haus=
arbeit
Beſcheid weiß.
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Gesucht für Paris
wird ein gewandter Burſche, der Erfah=
rung
im Hausdienſte hat.
Freie Hinreiſe und guter Lohn wird
gewährt. Nur mit guten Zeugniſſen Ver=
ſehene
wollen ihre Adreſſe in der Expe=
dition
d. Bl. abgeben unter der Chiffre
I. B.
[1239
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welcher 17 Jahre in einer höheren Lehr=
anſtalt
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88

[ ][  ][ ]

332

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wird ein möblirtes Zimmer zu miethen
geſucht. Offerten mit Preisangabe ſind
in der Expedition d. Bl. unter S. 10
niederzulegen.
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97
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als Cautions=Darlehen baldigſt geſucht.
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an die Expedition zu richten.
11294

Nr. 29.
1326) Schützenſtraße 6, erſter Stock,
Wohnung, heſtehend aus 3 großen Zimm.,
Küche, Waſſerleitg. . Zubehör, per Mai.
Schiffsnachrichten; mitgeteilk von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Aller;, Kapitän Hamel=
mann
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher
am 26. Januar von Bremen und am 28.
Januar von Southampton abgegangen war,
iſt am 6. Februar wohlbehalten in New=York
angekommen.

Fin Herr kann Koſt und Logis er=
halten
. Gr. Ochſeng. 5. Bh., 1 St.

1327) Unſeren Leſern bringen wir heute in
beſonderer Beilage den Abdruck eines intereſ=
janten
illuſtrierten Vrtikels aus der Illu=
ſtrierten
Zeitung. Derſelbe behandelt die
Herſtellung der Reisſtärke in der bedeutenden
Fabrik von E. Hoffmann u. Co. und enthält
einige geſchichtliche Notizen über den Anfang
des Wäſche=Stärkens.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag den 12. Februar.
Vorabendgottesdienſt um 5 Uhr Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 6 Uhr Min.

Gottesdienſt in der Synagoge der
sr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag 12. Febr.: Vorabend 4 Uhr 40 Min.
Min.
Morgens 8 Uhr
Nachmittags3 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 6 Uhr
Min.
Wochengottesdienſt: Sonntag den 13. Febr. an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr 15 Min.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 10. Februar.
13. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
Blaue Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Reiſ=Beiſſingen.
Schwank in 5 Akten von G. von Moſer.
Anſang 7 Uhr. Ende gegen 10 Uhr.

Freitag, 11. Februar.
14. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
Rothe Karten gültig.)
Glegfried.
Zweiter Tag aus der Trilogie Der Ring
des Nibelungen in 3 Aufzügen von R. Wagner.
Anfang 6 Uhr. Ende gegen halb 409 Uhr.

Volitiſche Reberſichi.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer empfing am 8. vormittags
den Polizeipräſidenten von Berlin, v. Richthofen, und arbeitete
ſpäter mit Albedyll, Chef des Militärkabinets. Nachmittags 3 Uhr
erſchien Fürſt von Pleß zum Vortrag.
Das Amtsblatt des Biſchofs von Limburg veröffentlicht einen
Erlaß des Biſchofs, der dem Klerus unterſagt ſich an der Wahl=
agitation
gegen das Septennat zu beteiligen. Es dürfe neuge=
wählten
Centrumsmitgliedern nicht erſchwert werden, den in Kardi=
nal
Jacobinis Schreiben ausgedrückten Wünſchen Rechnung zu
tragen.
Der Fürſt zu Iſenburg=Birſtein veröffentlicht in der Kreuz=
zeitung
eine Erklärung, worin er ſich anläßlich der Frage des
Septennats und der Reichstagswahlen zu der Centrumsfraktion in
direkten Widerſpruch ſtellt, und als Gründe angiebt, daß die Rechte
des Reichstags durch das Septennat in keiner Weiſe beeinträchtigt
würden, dagegen durch häufige Wiederkehr parlamentariſcher Ver=
handlungen
über derartige Fragen eine fortwährende politiſche Be=
unruhigung
erzeugt werde. Auch das Zuſammengehen des Centrums
mit der Fortſchrittspartei habe ihm ſtets großes Bedenken erregt.
Die dem preußiſchen Abgeordnetenhauſe am 8. zugegangene
Vorlage für die Sekundärbahnen fordert insgeſamt 71334000 M.:
davon kommen auf den Bau neuer Strecken 39343000 M., für
neue Betriebsmittel 8595000 M., für das zweite Geleiſe 866 900 M.
und für Bahnhofsbauten 14 727000 M.
Das Abgeordnetenhaus genehmigte am 8. unverändert den Etat
des Miniſteriums des Innern. Bezüglich der von dem Centrum
abermals angeregten Rheinbrohler Glockenangelegenheit erklärte
Miniſter v. Puttkamer, die genaueſte Unterſuchung aller Beſchwerde=
punkte
habe ergeben, daß die Angriffe gegen den Bürgermeiſter und
den Landrat durchaus unbegründet ſeien, er habe deshalb den
Bürgermeiſter angewieſen, bei weiteren Angriffen die Verleumd=
ungsklage
zu erheben.
Der Statthalter von Elſaß=Lothringen, Fürſt Hohenlohe, traf
am Montag nebſt Familie in Metz ein, wo er am Abend auf dem
Stadthauſe einen glänzenden Ball gab.
Heſterreich=Angarn. Miniſterpräſident Taaffe beantwortete am
8. im Abgeordnetenhauſe die Interpellation Knotz bezüglich der
Siſtirung der Kundgebungen gegen die Sprachverordnung und der
Zuſtimmung zum Austritt der deutſch=böhmiſchen Landtagsabgeord.
neten. Der Miniſter weiſt die Angriffe gegen die Rechtspflege in
Böhmen wegen Parteilichkeit zurück; die Behauptung, in Böhmen
herrſche Kabinetsjuſtiz, müſſe entſchieden zurückgewieſen werden, da
nie ein politiſcher Einfluß auf die Juſtiz geübt wurde. Bezüglich
der Siſtierungen ſeien keine beſtimmten Aufträge gegeben worden,
nur ſeien Behörden erinnert worden, Gemeinden und Vereinen
gegenüber das ſtaatliche Aufſichtsrecht auszuüben. Die Behörden
haben ſich hierbei ſtreng an das Geſetz gehalten.
Das Wiener Fremdenblatt ſchreibt: Die Intereſſen Italiens
und Europas verlangten bei dem herrſchenden Ruhebedürfnis, daß
der Verbitterung Nobilants nicht Rechnung getragen werde. Sein
Name und ſeine ſympathiſche gewichtige Perſönlichkeit habe ſeltene
Autorität in der politiſchen Welt. Gerade jetzt bedürfe Europa

eines weiſen Rates, Italien eines ganzen Mannes und Charakters.
Ein Wechſel wäre in dieſen ernſten Tagen ein Ereignis von ſo ge=
waltiger
Bedeutung, daß nur kurzſichtige Parteipolitik dafür agi=
tieren
könne.
Im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe iſt es neulich zu einer
von antiſemitiſcher Seite provozierten großen Skandalſcene ge=
kommen
. Es fielen dabei Schimpfworte, wie man ſie vielleicht in
einem gewöhnlichen Schanklokale hören kann, die ſich aber doch im
Abgeordnetenhauſe, gelinde geſagt, höchſt ſeltſam ausnehmen; es
fehlte nicht viel und die betreffenden Herren Volksvertreter hätten
ſich gegenſeitig mit Ohrfeigen traktiert. Der Skandal wird noch
ein gerichtliches Nachſpiel haben, welches alſo dem durch ſolche Vor=
gänge
arg kompromittierten Anſehen des öſterreichiſchen Parlamen=
tarismus
wieder aufhelfen ſoll eine Mandatsniederlegung der
betreffenden Abgeordneten wäre da wohl eher am Platze geweſen!
Der Zuſammentritt der öſterreichiſch=ungariſchen Delegationen
zu der angekündigten außerordentlichen Seſſion ſoll erſt im März
erfolgen. Weiter wird berichtet, daß die ſeitens der Kriegsverwal=
tung
an die Delegationen zu ſtellenden Kreditforderungen kaum die
Höhe von 30 Millionen Gulden erreichen dürften, in welchem Be=
trage
die für Nachanſchaffungen bereits verausgabte Summe mit
nbegriffen wäre.
Jrankreich. Der Miniſterrat beſchloß in der Kammer die Ver=
tagung
der Beratung des außerordentlichen Budgets für 1887, wenn
dieſelbe beantragt werden ſollte, zu bekämpfen.
In der Abgeordnetenkammer erfolgte am 8. die Annahme der
Artikel 10 und 11 ſowie die des Art. 12, der dem Kriegsminiſter
zur Vervollſtändigung des Militärmaterials eine Geſamtſumme von
105 Millionen von den außerordentlichen Hilfsquellen vom Jahre
1887 bewilligt. Es erfolgte ohne Beratung durch Zuruf die An=
nahme
des Art. 12, welcher einen Kredit von 171½ Millionen aus
den außerordentlichen Hilfsquellen von 1887 bewilligt, nämlich: 71
Millionen für Anfertigung neuer Gewehre, 15 Millionen für Ka=
ſernen
und Befeſtigungsarbeiten für den Krieg; im ganzen 86 Mil=
lionen
; ſodann 30½ Millionen Francs für das Marineminiſterium
und 54½ Millionen für öffentliche Arbeiten. Die Kredite für Krieg
und Marine wurden ohne Beratung, die für die öſſentlichen Arbei=
ten
nach kurzer Beratung bewilligt. Hierauf erfolgte die Annahme
der Geſamtheit des Art. 12 ſowie die der folgenden Artikel bis 50.
Sodann vertagte ſich das Haus bis Donnerstag.
Der Armee=Ausſchuß beriet am 8. über die Artikel 137bis 144,
welche ſich auf die Armeeverwaltung beziehen und behielt ſich die
Beſchlußfaſſung vor; derſelbe nahm Artikel 145 bis 147 über die
Organiſation der Territorial=Armee, ferner die Beſtimmungen über
die Cadres der aktiven Armee an.
Das Petit=Journal' ſchreibt: Die Mitglieder des Oberkriegs=
rats
ſind nach dem Sitz ihres Corps=Kommandos zurückgekehrt. Sie
ſollen erſt im Mai wieder nach Paris berufen werden. Der Befehl
wird an die an der Grenze liegenden Truppenkörper ergehen, keine
Uebung vorzunehmen, die zu einer falſchen Auslegung Anlaß geben
könnte. Man wird ſich ausſchließlich mit der raſchen Schulung der
Rekruten von 1885 beſchäftigen.
England. Im Fortgange der Adreßberatung im Unterhauſe
gelangte am Montag auch die iriſche Frage wieder zur Sprache.

[ ][  ][ ]

Parnell brachte ſein bereits angekündigtes Amendement zur Adreſſe
ein, welches den Bedürfniſſen entſprechende Reformen der Geſetze
und des Regierungsſyſtems in Irland verlangt und warnte er hier=
bei
vor den ernſten Folgen einer gewaltſamen Unterdrückung jeder
offenen Agilation. Parnell meinte, daß die Selbſtverwaltung Irlands
das einzige Mittel ſei, die Iren zufrieden zu ſtellen, während der
Ober=Staatsanwalt für Irland, Holmes, die Agitation der Land=
liga
als die Quelle der Unruhen in Irland bezeichnete und erklärte,
die Regierung werde ſeinerzeit ſchon geeignete Reformen vor=
ſchlagen
jetzt ſei es aber ihre Hauptaufgabe, die Union und Geſetz
und Ordnung aufrecht zu erhalten.
DieMorning Poſt= ſagt: Wenn es Frankreich wirklich mit
dem Frieden ernſt wäre, ſo würde Boulanger längſt nicht mehr
Kriegsminiſter ſein. Und wenn der Verſuch der Kammer, ſich ſeiner
zu entledigen, zu einem Aufſtande des Volkes und der Armee zu
ſeinen Gunſten führte, ſo würde das wiederum den Argwohn Deutſch=
lands
betreffs Frankr eichs Abſichten nur rechtfertigen.
Der Fackelzug durch die Hauptſtraßen des Weſtends am 8., wo=
mit
die Sozialiſten von London den Jahrestag der mit Ruheſtör=
ungen
und Plünderungen verbundenen vorjährigen Kundgebung au
Trafalgar Sauare zu feiern beabſichtigten, wurde von der Polize=
verboten
.
Belgien. In der Deputiertenkammer brachte Miniſterpräſident
Beernaert am 8. einen Geſetzentwurf ein, der die Bewilligung von
49 Millionen Franken - und zwar 29 Millionen für die verſchie=
denen
Miniſterien und 20 Millionen für das Kriegsminiſterium
verlangt für außergewöhnliche Ausgaben, damit die belgiſche Armee
mit den andern Heeren gleichen Schritt halten könne. Zunächſt
müſſe dem Allernotwendigſten Genüge geleiſtet werden. Die Artillerie
allein würde 100 Millionen erfordern. Vorläufig könne man nur
die Infanterie mit neuen Gewehren ausſtatten und die Feſtungs=
werke
um Lüttich und Namur ausdehnen. Für das laufende Jahr
ſolle nur ein Drittel der geforderten Summe zur Erhebung kom=
men
, die Finanzlage laſſe den Staatsſchatz die ſchwere Laſt ertragen
und die Regierung werde leicht die nötigen Mittel finden. Mehrere
Deputierte der Linken verlangten, daß dieſe Vorlage ſofort nach den
Budgets auf die Tagesordnung gebracht werde.
Itakien. Am 8. teilte Miniſterpräſident Depretis der Kammer
mit, das Miniſterium habe infolge der parlamentariſchen Lage ſeine
Entlaſſung gegeben. Der König habe ſich ſeine Entſchließungen
vorbehalten.
Vereinigte 3taaten. Vom Senate wurden am 8. zwei Bills
angenommen, wodurch der Regierung ein Kredit von zuſammen
21 Millionen behufs Unterſtützung der Stahlfabrikation für die
Zwecke der militäriſchen Ausrüſtung der Kriegsmarine und der
Küſtenverteidigung bewilligt wird.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 10. Februar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſtlieutenant v. Chappuis, beauftragt mit der Führung des 1.
Großh. Inf.=Regts. Nr. 115, die Sekondlieutenants der Reſerve von
demſelben Regiment HZahn, Fritz l., Fritz I., Dieffenbach, Kolb,
Nees, Welcker, Oſann, Braun, Otto, Würz, Greiner, Magel. Zim=
mermann
, Volz, den Sekondlieutenant der Landwehr Dieffenbach,
den Rittmeiſter Dambſch, Kommandeur der Großh. Train=Komp.,
die Sekondlieutenants der Reſerve Diehm und Fiſcher, den Zahl=
meiſter
Wichmann von derſelben Kompagnie; eine Deputation aus
Langen, beſtehend aus dem Bürgermeiſter Dröll und den Beigeord=
neten
Scherer und Steingötter; zum Vortrag den Staatsminiſter
Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber, den Generalmajor 1.s.
Mootz, den Geheimerat Dr. Becker.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Oberförſter
der Oberförſterei Lindenfels Forſtinſpektor Jakob Seeger auf ſein
Nachſuchen mit Rückſicht auf ſeine geſchwächte Geſundheit mit
Wirkung vom 1. April d. J. in den Ruheſtand verſetzt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Gerichts=
aſſeſſor
Georg Kolb in Worms die Stelle eines Hypothekenbe=
wahrers
bei dem Hypothekenamte Mainz übertragen.
Militärdienſtnachrichten. Die Aſſiſtenz=Aerzte 2. Klaſſe der
Reſerve Dr. Vogel vom 1. Bat. (Gießen) 2. Großh. Heſſ. Land=
wehr
=Regts. Nr. 116, Dr. Reiſinger vom 1. Bat. (Mainz) 4. Gr.
Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 118. Dr. Wiegand vom 1. Bat. ( Darm=
ſtadt
11) 3. Großh. Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 117. Dr. Haas vom
2. Bat. (Erbach 1. O.) 3. Großh. Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 117 Aſſiſtenz=Aerzten 1. Klaſſe der Reſerve; die Unterärzte der Re=
ſerve
Dr. Schönfeld vom 1. Bat. DDarmſtadt 1) 1. Großh. Heſſ.
Landw.=Regts. Nr. 115. Seitz vom 1. Bat. (Gießen) 2. Großh.
Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 116 - zu Aſſiſtenz=Aerzten 2. Klaſſe der
Rerſerve - befördert. Frhr. v. Zedlitz=Neukirch, Zahlmeiſter
von der Großh. Heſſ. Train=Kompagnie, durch Verfügung des
General=Kommandos zum Rhein. Dragoner=Regt. Nr. 5 verſetzt.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters: Sonntag,
13. Februar: Der Bettelſtudent. Dienstag, 15. Februar: Die
letzte Herer. Volksſtück in 3 Akten. Nach Schleichs gleichnamigen

29
383
Stück, frei bearbeitet von Carl Dalmonico ſneuſ. Donnerstag,
17. Februar:Maurer und Schloſſer=
In der letzten Verſammlung der Mitglieder des Lokalgewerb=
vereins
berührte der Vorſitzende, Herr Bergrat Tecklenburg, auch
die Frage des angeſtrebten Vereinshauſes. Nach den ſtattgehabten
Mitteilungen hat ſich der Verein wegen Ueberlaſſung des ehemals
Hufnagel'ſchen Hauſes in der Karlsſtraße, das durch den Neubau
der Mädchen=Mittelſchule frei geworden iſt, an die Stadtverordneten=
verſammlung
gewandt. Ueber dieſes Geſuch dürfte eine Entſchei=
dung
nun in Kürze erfolgen und wenn auch im gegenwärtigen
Stadium der Frage ſelbſtredend keinerlei Vorausſagen am Platze
und, ſo konnte der Vorſitzende doch die befriedigende Erklärung ab=
geben
, daß er bei einer Reihe von Mitgliedern des Stadtvorſtandes.
mit denen er über die Sache zu ſprechen Gelegenheit hatte, das
größte Wohlwollen für den Lokalgewerbverein gefunden, ſo daß die
Hoffnung gerechtfertigt erſcheint, es werde auch in der vorliegenden
wichtigen Frage den Intereſſen desſelben nach Möglichkeit Rechnung
getragen werden.
N Die Herausgabe des neuen Adreßbuchs pro 1887 für Darm=
ſtadt
=Beſſungen iſt für Anfang April feſtgeſetzt und ſind die Vor=
arbeiten
hierzu bereits im Gange,
Kleine Mitteilungen. Am Dienstag morgen wurde in einem
in der Niederramſtädterſtraße gelegenen Neubau eine Partie Klei=
dungsſtücke
und Stiefel aufgefunden. - Einem in der Kaplanei=
gaſſe
wohnhaften Hutmacher ſind ein Paar noch gute Zugſtiefel
aus der Wohnung entwendet worden. Der Thäter wurde ermittelt,
die Stiefel waren bereits an einen Trödler verkauft.
Wegen,
Bettelns und Obdachloſigkeit ſind ſechs Perſonen in das
Polizeigefängnis eingeliefert worden.
Immobilienverkauf. Das dreiſtöckige Haus Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
56 der Herren A. Haas Söhne, wurde an Herrn Auguſt
Büchler, Landwirt und Lohnkutſcher dahier, verkauft. Der Ab=
ſchluß
geſchah durch den Agenten Auguſt Werner, hier.
Kommenden Sonntag findet große Faſchingskneipe der Turn=
gemeinde
in ihrem Hauſe am kleinen Woogsplatze ſtatt. Da die
Faſchingsbeluſtigungen der Turngemeinde ſich allgemeiner Beliebt=
heit
erfreuen, iſt es zu bedauern, daß der Eintritt nur Mitgliedern
der Turngemeinde geſtattet iſt.
h. Beſſungen, 9. Februar. Für den kommenden Sonntag im
Hauſt'ſchen Saale ſtattfindenden Ball des Beſſunger älteren
Geſangvereins ſind ſeitens des aktiven Chors verſchiedene Ueber=
raſchungen
in Ausſicht genommen, die nicht verfehlen werden, den
Beſuchern desſelben, einen genußreichen Abend zu verſchaffen. Fremde
können durch Mitglieger eingeführt werden. Maskenkarten werden
durch den Vereinsſekretär, Herrn Duball, ausgeſtellt.
1 Arheilgen, 8. Februar. Hier finden eben zahlreiche Bälle
ſtatt. Am Samstag vor 14 Tagen hielt die freiwillige Feuerwehr
einen ſolchen ab; am Sonntag vor 8 Tagen der Geſangverein
Frohſinn;; am letzten Sonntag der Geſangverein Liederzweig=;
nächſten Samstag der Turnverein= und tags darauf der Geſang=
verein
Eintracht:. Ueberhaupt blüht hier das Vereinsweſen; man
kann ganz gewiß ein Dutzend Vereine zuſammenzählen, welche die
verſchiedenſten Zwecke verfolgen. - Am letzten Sonntag nachmit=
tag
fand hier im Saale Zum grünen Wald' eine Wählerver=
ſammlung
(die erſte) ſtatt, wozu ein ſozialdemokratiſches Komits
eingeladen hatte. Wirt Cramer aus Darmſtadt ſprach für den
ſozialdemokratiſchen Kandidaten Wirt Müller vor einer wenigzahl=
reichen
Verſammlung. Noch in dieſer Woche, wahrſcheinlich den
Freitag abend, findet eine Verſammlung der nationallibe=
ralen
Partei im Gaſthaus Zum Löwen ſtatt, wozu Herr Ulrich
aus Pfungſtadt und verſchiedene Herren aus Darmſtadt ihr Er=
ſcheinen
zugeſagt haben. Dieſe Verſammlung wird vorausſichtlich
ſtark beſucht werden, wie überhaupt die Ausſichten für Herrn Ulrich
diesmal hier günſtige ſind.
Bei der heute morgen ſtattgefundenen öffentlichen Verpach=
tung
der hieſigen Gemeindejagd wurde dieſelbe wieder, da
ſich keine Konkurrenten eingefunden hatten, an die ſeitherigen Pächter
leine Frankfurter Geſellſchaft) um 200 M. jährlich mehr, alſo für
2100 Mark Jahrespacht, auf weitere 6 Jahre von dem Ortsvorſtand
aus der Hand zugeſagt.
J. Mainz, 8. Februar. Herr Provinzialdirektor Küchler,
der Kandidat der nationalliberalen Partei für den Wahlkreis
Mainz=Oppenheim, wendet, ſich in einem Schreiben an die
Wähler des Wahlkreiſes, worin er die Gründe ent=
wickelt
, die ihn zu der Uebernahme einer Kandidatur veran
laßt haben. Ausſchlaggebend für meinen Entſchluß, ſagt Herr
Küchler in dem Schreiben war der hohe Ernſt der Lage und der
Gedanke, daß jede, auch die geringſte Kraft, wenn ſie berufen wird,
nicht zögern darf ſich dem Vaterlande bei folgenſchweren Entſcheid=
ungen
zur Verfügung zu ſtellen. Der Kernpunkt der ganzen Frage,
an welche bei der bevorſtehenden Wahl der Wähler geſtellt werde,
bilde das Septennat, für deſſen unbedingte Bewilligung einzutreten
Herr Küchler für die erſte Aufgabe der Vertreter des Reichs im
Reichstage hielt. Nach den beſtimmten Erklärungen unſerer
Heerführer und Staatsmänner, iſt nicht nur der Vermehrung der
Wehrkraft ſondern auch ihre Sicherſtellung auf die bisherige Zeit=

[ ][  ]

Nr.
334
dauer unerläßlich, um das kaum geeinigte Reich gegen drohende
Gefahren zu ſchützen und ihm die Segnungen des Friedens zu er=
halten
. Bei dieſer Sachlage dürfe, ſagt Herr Küchler weiter, die
Majorität des Reichstags nicht ein Beſchluß heraufbeſchwören, der
geeignet erſcheine, verhängnisvolle innere Zerwürfniſſe hervorzu=
rufen
, das Ausland im Vertrauen auf die deutſche Zwietracht zum
Angriff zu ermuntern und ſo den Frieden zu gefährden, deſſen Er=
haltung
gerade den Bewohnern unſerer Provinz am Herzen liegen
müſſe. In einem ſo bedeutungsvollen Augenblicke, in welchem es
ſich um das Wohl des Vaterlandes handle, müſſe die Pflicht gegen
dasſelbe jede Varteiſchablone zurückdrängen. Darum, ſagt Herr
Küchler zum Schluß, wende ich mich auch nicht an meine Partei=
genoſſen
allein, ſondern an alle Wähler des Wahlkreiſes, die das
Vaterland lieben und dieſe Liebe höher ſtellen, als ihr Parteipro=
gramm
. Meiner Perſon wegen begehre ich keine Stimme, ich be=
gehre
ſie lediglich der guten Sache wegen, die nicht nur mir, ſon
dern Jedem, der für des deutſchen Reiches Friede, Macht und
Größe ein Herz beſitzt, die Seele bewegt.
J. Mainz, 8. Februar. In den letzten Tagen haben in den um=
liegenden
Ortſchaften durch Gendarmen bei verſchiedenen Mitglie=
dern
der ſozialdemokratiſchen Partei Hausſuchungen nach ver=
botenen
Schriften ſtattgefunden. Den Wirten, bei welchen ſozial=
demokratiſche
Wahlverſammlungen abgehalten werden, wurde gleich=
zeitig
ſtrengſtens anbefohlen, auf das Schnellſte etwaige Verſamm=
lungen
zur Anzeige zu bringen.
L. Mainz, 9. Februar. Geſtern weilte General v. Werder
hier und inſpizierte die Truppen des 117. und 118. Regiments.
Hier und im Taunus war heute Vormittag heftiger Schneefall.
J. Vom Rhein, 8. Februar. Wie der,Cobl. G. A.1 aus Pfaffen
dorf mitteilt, wurde dorten durch die Schelle bekannt gemacht, daß
mehrere hundert Arbeiter zu Feſtungsarbeiten nach Metz geſucht
würden. Eine gleiche Nachricht wird von Bingerbrück gemeldet.
Mannheim, 9. Februar. Das Reichsgericht hat in der Ent=
ſcheidungs
=Affaire Köſter entgegen dem Urteil des Karlsruher
Oberlandesgerichts die Kinder dem Bankier Köſter zugeſprochen.
Verlin, 9. Februar. Der bekannte Gynäkolog der Berliner
Univerſität Karl Schröder, iſt geſtern im Alter von 49 Jahren
geſtorben. An demſelben Tage ſtarb der erſte Prediger an der
Neuen Kirche, Dr. Lisko.
Stettin, 8. Februar. Die geſtrige ſozialdemokratiſche Wahlver=
ſammlung
wurde polizeilich aufgelöſt. Als ſich die Menge wieder
ſetzte, requirierte die Polizei Militär. Beim Einſchreiten desſelben
ſind mehrere Perſonen verwundet worden; ein Mann ſoll den er=
haltenen
Verletzungen erlegen ſein. Das Verſammlungslokal wurde
durch Steinwürfe demoliert.
Halle a. d. S., 8. Febr. Geſtern wurden in Magdeburg ſämt=
liche
Führer der dortigen ſogialdemokratiſchen Partei,
darunter Heine=Halberſtadt, auf Weiſung des Polizeipräſidenten
verhaftet.
München, 8. Febr. Eine am Sonntag auf dem Marienplatze
bahier, ſeitens der Sozialdemokraten abgehaltenen Wahlverſamm=
lung
, welche polizeilich unterſagt worden war wurde von der
Gendarmerie und der Rathauswache auseinander geſprengt und
dabei eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen.
Paris, 7. Febr. Die Verſteigerung der Krondiamanten
iſt auf den 12. Mai feſtgeſetzt. Der Regent: der 12 Millionen
wert iſt, wird nicht verkauft werden und das Louvre=Muſeum erhält
die Uhr des Deys von Algier. Dagegen ſind die Kaiſerkrone und
das Schwert des Dauphin ſchon der Direktion des Münzamtes
zum Einſchmelzen übergeben worden. Es ſoll in der nächſten Zeil
im Pavillon de Flore eine Ausſtellung der zu verkaufenden Juwelen
ſtattfinden, unter denen man 51403 Brillanten, die 9910 Karat
wiegen, 21119 Roſetten von 471 Karat Gewicht und 2693 Perlen,
7084 Karat, hervorhebt.

Die Beſteuerung des Weins.
Der der zweiten Kammer der Stände zugegangene, mit Motiven
veröffentlichte Geſetzentwurf, die Beſteuerung des Weins betreffend,
welcher auf die Anregung der beiden Kammern der Stände ausge=
arbeitet
worden iſt, hat in der Hauptſache die Heranziehung der
Privaten zur Weinſteuer zum Zweck und ſchließt ſich im Uebrigen
an das Geſetz in gleichem Betreff vom 9. Dezember 1876 an.
Die im Intereſſe der Geſetzesvorlage mit großer Majorität ge=
faßten
Kammerbeſchlüſſe waren beſonders durch die eifrigen, auf
Aenderungen des Geſetzes gerichteten Beſtrebungen der Kleinver
käufer von Wein hervorgerufen worden und hatten die Frage der
Beſteuerung der Weineinlagen von Privaten an die Vorausſetzung
geknüpft, daß ſich ſolche ohne Wiedereinführung einer allgemeinen
Bezettelung bewirken laſſe. Durch den Entwurf werden dieſe
Fragen bejaht und die Mittel zur Löſung derſelben an die Hand
gegeben. Für die Steuerverpflichtung der Privaten iſt beſonders
geltend zu machen, daß durch dieſelbe der Wein mit Bier und
Branntwein ſteuerlich inſofern gleichgeſtellt wird, als es bei dieſen

29
beiden letzteren Getränken nach der gegenwärtigen Steuerveranlag=
ung
keinen Unterſchied begründet, ob dieſelben in den Schankſtätten,
oder in den Privatwohnungen konſumiert werden. Warum ſollte
dies alſo bei dem Wein, dem vornehmeren und teuereren Getränke,
nicht auch der Fall ſein ? Durch die Ausdehnung der Weinſteuer
auf den Verbrauch in den Haushaltungen verwandelt ſich dieſelbe
aus einer Schankſteuer in eine allgemeine Konſumſteuer, von welcher
nur aus beſonderen Gründen einzelne Ausnahmen zugelaſſen ſind.
Es wird alsdann der Wein, mag er nun in den Wirtſchaften ver=
abreicht
, oder in den Privathaushaltungen genoſſen werden, der
Beſteuerung unterliegen und der, zwar nicht haltbare, Einwand,
daß die Weinſteuer vorzugsweiſe von den weniger bemittelten Per=
ſonen
aufgebracht werde, wegfallen. Damit werden auch die Klagen
der Wirte über die Konkurrenz der Privaten, welche ſich namentlich
bei den Kommiſſionsverteilungen fühlbar mache, gegenſtandslos
werden.
Nach der früheren heſſiſchen Geſetzgebung unterlagen die Pri=
vaten
bereits der Verſteuerung, doch wurde die Abgabe infolge der
inzwiſchen eingetretenen Reformen wieder aufgehoben. Hierzu hatte
die mit derſelben verbunden geweſene läſtige allgemeine Bezettel
ungskontrole hauptſächlich den Anſtoß gegeben.
In Baden und Elſaß=Lothringen, woſelbſt übrigens dieſe Kon=
trole
noch fortbeſteht, ſind die Privaten für ihre Einlagen ſteuer=
pflichtig
. In Württemberg iſt der Hausverbrauch der Privaten,
dagegen auch der der Wirte ſteuerfrei. Es dürften mithin noch
andere, wie finanzielle Gründe für die Wiedereinführung der Wein=
ſteuer
von Privaten in Heſſen ſprechen. Daß dieſelbe unter beſon=
ders
erſchwerenden Umſtänden wieder in das Leben treten ſolle,
wird wohl Niemand behaupten wollen, der ſich die Mühe gegeben,
den Entwurf eingehend zu prüfen.
Die Gleichſtellung der Privaten mit den Wirten im Steuerſatze
iſt in demſelben inſofern bewirkt, als aus den beiden, für die letzteren
beſtehenden Sätzen von 5 bzw. 7 M. per Hektoliter der Durchſchnitts=
ſatz
mit 6 M. gezogen und dieſer der Steuerpflicht der erſteren zu
Grunde gelegt worden iſt.
Ferner iſt die frühere Beſtimmung, nach welcher ſich die Verſteue=
rung
ſo oft wiederholte, als der Wein von der einen Hand in die andere
überging, weggeblieben. Ebenſo iſt, dem Wunſche der Stände ent=
ſprechend
, die Bezettelungskontrole, welche früher das Getränke auf
Schritt und Tritt verfolgte und den Steuerpflichtigen läſtige und
zeitraubende Gänge verurſachte, ausgefallen und ſind an deren
Stelle ſich ergänzende Erklärungen der Verſender und Empfänger
getreten, mit welchen die Steuerentrichtung in der einfachſten Weiſe
durch Verwendung von Stempelmarken in Verbindung gebracht
wird. Durch die Steuerverpflichtung der Privaten wird nicht, wie
vielfach behauptet wird, die doppelte Beſteuerung des Weins ver=
ſchuldet
, indem die Steuer von den Privaten erſt da beginnt (bei
Bezügen von 20 Liter und mehr in Fäſſern und 18 Liter und mehr
in Flaſchen), wo ſie bei den Kleinverkäufern aufhört. Die erſterenicht,
wie beantragt, nach einem allgemeinen Satze zu veranlagen, ſondern,
wovon gleichfalls die Rede geweſen iſt, nach der Güte der Weine ab
zuſtufen, iſt aus vielen Gründen ganz unthunlich. Die Beſteuerung
der Privaten hat auch die Beſteuerung des Haustrunks der Wirte,
Weinhändler und Weinſpekulanten zur Folge. Die Weinprodnzenten
hat der Entwurf, wie dies auch in den übrigen Ländern mit Wein=
beſteuerung
der Fall iſt, von der Steuer freigegeben, inſofern die
ſelben keinen Kleinverkauf mit Wein betreiben. Die Weinhändler
haben gegenwärtig ſchon eine Steuer von dem Wein, den ſie in
Mengen von 40 Liter und mehr verkaufen, nicht zu entrichten und
treten nur bei Verkäufen unter dieſer Grenze in die Reihe der
ſteuerpflichtigen Kleinverkäuſer. Durch die Herabminderung dieſer
Grenze, ähnlich wie in Württemberg und Baden, von unter 40 Liter
auf unter 20 Liter (in Flaſchen unter 18 Liter) wird den Wein=
händlern
eine Begünſtigung zu Teil, welche ſich durch die infolge
der ſchlechten Ernten und hohen Weinpreiſe im Laufe der Zeit ver=
änderten
Verhältniſſe hinſichtlich der Weinbezüge rechtfertigen läßt.
Eine weitere Wohlthat beruht für dieſelben in der vorgeſchlagenen
Anordnung, daß auch die Bezüge aus anderen deutſchen Staaten,
und zwar ohne Einſchränkung der Menge, wieder für ſteuerpflichtig
erklärt werden, ſo daß alſo hierdurch die ſchon lange angefochtene
Konkurrenz der nichtheſſiſchen Weinhändler eingeenat wird. Die
Intereſſen der bei der Bewegung des Weins beteiligten Kreiſe
möchten ſonach in dem Entwurf ſteuerlich richtig gegenennander ab=
gewogen
worden ſein. Daß derſelbe zur Sicherung des Steuerauf=
kommens
hohe Strafen gegen Zuwiderhandlungen vorſieht, darf
bei dem Mangel wichtiger Kontrolen nicht befremden. Die Steuer=
verwaltung
dürfte den Straffällen in der erſten Zeit eine mildere
Beurteilung angedeihen laſſen, auch hat der Entwurf in den Motiven
zu Art. 13 in Bezug auf das Verfahren bei Entrichtung der Ab
gaben maucherlei Erleichterungen in Ausſicht geſtellt.
Die vorſtehenden Zeilen ſollen dazu dienen, unrichtigen An=
ſchauungen
, wie ſie der Vorlage gegenüber hervorgetreten ſind, zu
begegnen. Die demnächſtigen Kammerverhandlungen werden dazu
beitragen, die Verhältniſſe noch näher zu beleuchten.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.