Abonnemenlspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. inck.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerale
werdenangenommen: in Dermſtad
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößetz,
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auzwärts
von alleu Annoncen=Expeditionen.
d.
Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Rreigamts, des Großh. Polizeiamks und ſümmklicher Behörden.
66 15.
Freitag den 21. Januar.
1887.
Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die behufs der Neuwahl
eines Abgeordneten zum deutſchen Reichstag im Wahlkreis Darmſtadt-Groß=
Gerau für die Stadt Darmſtadt angefertigten Wählerliſten von
Montag den 24. Januar einſchließlich bis Montag den
31. Januar l. Js. einſchließlich,
in dem Stadthaus, Rheinſtraße 18. Zimmer Nr. 13, je Vormittags von 8 bis
12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr, zu Jedermanns Einſicht offen
gelegt ſind.
Einſprachen gegen die Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Liſten ſind
inner=
halb 8 Tagen nach Beginn der Auslegung bei Vermeidung des Ausſchluſſes damit,
bei uns vorzubringen.
Darmſtadt, den 20. Januar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(633
Ohly.
Grkunntmunany.
E.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß. daß die behufs der Wahl
eines Abgeordneten zum deutſchen Reichstag im Wahlkreis Darmſtadt-Groß=
Gerau für die Gemeinde Beſſungen angefertigten Wählerliſten von
Montag den 24. Januar l. Js., bis den 1. Februar l. Js.,
je Vormittags von 8-12 Uhr und Nachmittags von
2-5 Uhr,
auf unſerem Büreau zu Jedermanns Einſicht offen gelegt iſt.
Einſprachen gegen die Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Liſte ſind innerhalb
8 Tagen nach Beginn der Auslegung bei Vermeidung des Ausſchluſſes damit, bei
uns vorzubringen.
Beſſungen, den 20. Januar 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
(634
Berth.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen der Firma Schatz & Drexel
zu Darmſtadt iſt zur Abnahme der
Schlußrechnung des Verwalters und zur
Vorbringung von Einwendungen gegen das
Verzeichniß der bei der Schlußvertheilung
zu berückſichtigenden Forderungen
Schluß=
termin beſtimmt auf
Mittwoch den 16. Februar 1887,
Nachmittags 4 Uhr,
in das Amtszimmer 10.
(635
Großh. Amtsgericht Darmſtadt l.
Handschuhe in Glacé, Seide u. Bauuw.,
Strümpfe in allen Lichtfarben 30 Pf.,
4
(460
Blumen in großer Auswahl.
Sputzen - Volamts - Wüschem.
Rudolk Hok, qustav Hichler's Hachk.
Oeffentliche Aufforderung.
Die nachſtehend näher bezeichneten,
auf die beigefügten Namen im
Grund=
buch der Gemarkung Darmſtadt
einge=
tragenen Liegenſchaften ſind veräußert, es
können jedoch Eigenthumsurkunden reſp.
Quittungen über Zahlung des
Kaufſchil=
lings nicht beigebracht werden.
Demge=
mäß werden alle, welche Anſprüche an
dieſe Liegenſchaften zu haben vermeinen,
aufgefordert, ſolche binnen vier Wochen
bei dem unterzeichneten Gericht
anzu=
melden, als ſonſt die Verträge beſtätigt
und die betreffenden Liegenſchaften auf
die neuen Erwerber in das
Mutations=
verzeichniß eingetragen werden:
Wältz, Johannes II., zu Meſſel: Flur
56, Nr. 27,
Schäfer, Wilhelm, Fouragehändler zu
Darmſtadt: Flur V. Nr. 1401,
1405, 1503, 15 05, 15,08,
Wältz, Ludwig, zu Dietzenbach: Flur
56, Nr. 26.
Darmſtadt, den 17. Januar 1887.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
(636
Beisler.
Hegante Costüme:
Preciosa, Gretchen
ſind preiswürdig zu verkaufen oder zu
verleihen. Hohlerweg 9, 3. Etage. (560
41
Nr. 15.
ſustav Hicklor's Hachf.
Rudolf Mob
Putz= und Modewaaren=Geſchäft,
empfiehlt ſein großes Lager in
Brantkränzon vom billigſten bis zum feinſten Genre.
Braussohlstertül in erome und weiß.
[522
W
G
Gor GLfdrnz-Gulender z
W
für das Jahr 1883 iſt erſchienen und zu 40 Pfg. per Exemplar
in der Expedition d. Bl. zu beziehen.
GAhhntin
6)
Kontrolle. Dieſelben ſind mit orozem Nutzen anwendbar: bei allen Hroflſcheit GCar
AL
tarrhen des Nachens, des Kehlkopfs und der Lungen; ſie wirken in hohem Grade
751
B ſchleimlöſend, erleichtern hier=
und führen Heilung herbei. Neugerſt
wohl=
durch den oft vo qualvollen MaSken thatiz it ihr Einſtuß bei den verſchiedenen
Catarrhen Tuberkuloſer, bei chroniſchen Catarrhen des Magens und des Darms,
die von Verſtopfung begleitet ſind; bei habitueller Leibesverſtöpfung, Hämorrhoiden,
leichten Leberanſchwellungen und ähnlichen Unterleibsſtörungen, die ein auflöſendes
Ems uind ablürandes verſahnun enorderr. Sind lolche Ahſetigne mit Lungen=
Catarrhen verbunden, ſo iſt die Wirtung der Paſtillen eine beſonders vorzügliche.
Schutzm. Preis pro Schachtel 85 Pig. Vorräthig in den Apotheken.
General=Depot Ph. Herm. Fay, Frankfurt a. M.
Friſche
Parisor Hopfsalat,
Hioler Sprotten.
Ju. F. PaTAI.
631
Bleichſtrahe.
Brennholz.
Buchen=Eichen=,Tannen=Klötzchen,
Nußbaun, trocken und
kleinge=
ſchnitten, liefert billigſt
Leopold Beinhard,
Nieder=Namſtädterſtraße 28. (638
eingetroffen.
Hammann,
G.
(639
Caſinoſtraße 23.
Feinstes
franzöſ., ital. und deutſches
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Capaunon, Poularden.
Wolsche, Unten, Hahnen,
Laubon oto.,
treffen wöchentlich große Sendungen ein
und empfehle zu billigſten Preiſen.
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Wild=, Geflügel= und Delikateſſen=
(640
Handlung.
ir.
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Hofl., prämiirt in Nürnberg 1882. Rein
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zugleich ein feines das Wachsthum
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kendes u. haarfärbendes Haaröl, 70 Pf.
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erfolgreich eingeführt, bei
[641
E. Soharmann,
Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2.
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Cbbnes. E oslod.
AE5
AAON
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11 Wilhelminenſtr. 11. (642
Mchkig
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per 100 Kilogr. Mk. 21.
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per 100 Kilogr. Mk. 3.
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garantirt rein, 25'⁄₁ Prolein und Fett
enthaltend,
per 50 Kilogr. Mk. 4.35.
Bei ſämmtlichen Artikeln treten
bei Abnahme von Waggonladungen
Preisermäßigungen ein.
Emanusl Fuld
Warmstadt. (643
Geſpaltene
HI
OSO N
von vorzüglicher Kochart, ſo lange
Vorrath reicht,
per Pfund 12 Pfg.
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(603
Mathildenplatz 1.
1908.
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von ganz vorzuglichem Aroma,
per ½ Kilo M. 2.50,
bei 2½ Ko. per Ko. M. 2.30
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Emanusl Fuld,
Kirchſtraße I.
[42)
Große feiſte
WGGIOhOeN
ſind wieder in großer Sendung eingetroffen
(644
bei
Heinrich Röhrſoh.
gegenüber der kathol. Kirche.
Nr. 15
25) Dilliger
u. ſo gut als ganz feiner Vordeaux iſt
roth Sicil. Wein. 10 L., 10 u. 12½ M.
Brauerei Mitsch,
Nachnahme.
[12974
Heppenheim.
2 neue Nollwagen, 1 großer Stoß=
O karren, 1 leichter Handkarren und
1 neuer Landauer=Kaſten ſind billig
zu verkaufen bei
M. Petermann,
Wagnermeiſter,
Landwehrſtraße 40. (645
D)as Bewährteſte zu Einreibungen gegen
D gichtiſche und rheumatiſche Schmerzen
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verkauft um 1 Mark
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Speiſeöl
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per ½ Liter 36 Pfo.,
Feinſten
Kaiſerauozug Nr. 00
per ¼ Kilo 20 Pfg.,
Pressheſte
empfiehlt
Emanuel Fuld,
Kirchſtraße I. (419
Darmſtädter
Carnoval-Cosollschaft.
Gamstag den 22. Januar 1887,
in sämmtlichen Räumen des Caalbaues:
Lweiter grosser
Herren- und Damen-Abend.
Anfang Abends 8 Uhr 1 Minuten.
l- Die Hauptnarren haben zu dieſer Sitzung ihre
1)
freundliche Mitwirkung zugeſagt.
Sterne für Fremde Mk. 2.-; für Damen Mk. 1.-. für
Mit=
glieder des Zugvereins Mk. 150, ſind im Vorverkauf zu haben bei den
Herren D. Faiz & Söhne und Inſpector Velten. Abends an der Kaſſe wird
für jeden Stern 20 Pfg. mehr erhoben.
Mi- Jedes Mitglied hat das Recht eine Dame frei einzuführen und
ſind Abzeichen hierfür ſoweit ſolche noch nicht in Empfang genommen wurden,
gegen Abſtempelung des Mitglieds=Sterns vorher nur bei Herren D. Faiz &
Söhne in Empfang zu nehmen. Die Mitglieds=Damenſterue haben für alle
Sitzungen Gültigkeit.
Vorträge und Lieder zu dieſer Sitzung ſind einzureichen bei Herrn H.
Hohmann, Waldſtraße 21.
Manuſcripte für die Faſtnachts=Zeitung Nr. 2 ebendaſelbſt.
Nach Schluß der Sitzung:
WV.
1OMH-
Das Reſerviren von Plätze iſt nicht geſtattet.
Das ussser Comité.
(625
Kriegerverein Darmſtadt.
Samstag den 22. Januar 1887,
Anfang Abends 8 Uhr:
5.
voléGL M TAII
im Saale der Restauration Haust
(früher Harkwort),
wozu unſere Mitglieder nebſt Angehörige freundlichſt einladen.
(588
Der Vorstand.
(6
Saal des „Darmstädter Hofes.
Samstag den 22. Januar, Abends 6½ Uhr:
Brlter
Kamuermusik-Abond
von Martin Wallenstein, Großherzoglicher Kammervirtuos,
(646
unter Mitwirkung der Herren
Fritz Bassermann und Val. Miller.
Trio in Fedur, op. 6, von W. Bargiel. - Vantasleatück, op. 88, von
R. Schumann. - Trio in Gedur, op. 1 Nr. 2. von L. van Beethoven.
Der Flügel iſt aus dem Lager des Herrn Zimmermann.
Eintrittskarten: Sperrſitz 3 Mk., Saal 2 Mk., Vorſaal 1 Mk.,
ſind zu haben in der Hofbuchhandlung von Herrn Klingelhöffer, Rheinſtraße,
ſo=
wie bei Herrn Verwalter Ruppel, Grafenſtraße 35, und Abends an der Kaſſe.
Möbelſabrik,
Eliſabethenſtraße Darmstadt, Eliſabethenſtraße 34.
B4
Husterztmmerm.
189
daruuler eine complel Mrsllich eingeriohlste Wohuung von 8
zu deren gefl. Einſicht hochverehrliches Publikum ganz ergebenſt einlade.
Wiese 34 Dimmer repräſentiren 8 vollſtändige Einrichtungen nebſt Küche und Badezimmer
und bewegen ſich im Preiſe von Mkl. 400 bis Ml. 6500, ſo daß ſie für den einfachſten bis zum ſeinſten
Geſchmack arrangirt ſind.
Das Fabrikat der Möbel iſt im Verhältniß ſeiner Güte das denkbar billigſte, beherſcht gegenwärtig
den Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner accuraten, gediegenen Ausführung von keiner Konkurrenz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſtehe, befinden ſich ſtets in den
Muſterzimmern neue Modelle, die au Schönheit der Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders
auszeichnen; dieſelben werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.
Nereee).
O0cpeepL-ier,
Ne)e
3
Pocoeoeeeoeeeoeeorpoooereepeeerer.
Nr. 15
Samstag den 22. Januar:
Lwottor Vortrag,
von Fräulein EI1a Honsch, Dr. Phil.:
„Die ſatauiſche Schule in England.
Die Vorträge finden von jetzt in der Aula der Realſchule ſtatt.
Anfang prücis 5 Uhr.
Tageskarten Mk. 1, Schülerkarten 50 Pfg, an der Kaſſe. Der Eintritt
iſt nur gegen Vorzeigung der Karte geſtattet.
(647
Eim Haus
in ſchöner Lage Beſſungens, mit großem
Garten, preiswürdig zu verkaufen.
Näheres in der Expedition.
(297
Schueeglöckchen
von Bergmann & Co., Berlin 80. und
(648
Frankfurt a. M.
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Flacon Mk. 1, Mk. 125 und Mk. 1.50
bei E. Scharmann, Ludwigsplatz 2.
Volksbihliolhok.
Wilhelminenſtr. 3 (Heſſ. Haus).
Geöffnet an allen Wochentagen.
Abonnement 3 Mk., 2 Mk. halbjährlich
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Wohnung ſoſort zu vermiethen.
13331) Möbl. Zimmer zu verm.
6als Röppel, Grafenſtraße.
5o
Obe=
GGAIO
werden an allen Orten einkaſſirt.
J. C. Hess, Incaſſo=Geſchäft,
Darmſtadt, Schulſtraße 15. (27
Ein akademiſch gebildeter
Lehrer,
der ganz über ſeine Zeit verfügen kann,
ſucht Unterricht im Deutſchen,
Franzö=
ſiſchen und Engliſchen zu ertheilen.
Näheres Zimmerſtraße 5.
[3374
650) Ein braves Mädchen, welches
kochen kann und alle Arbeit verſteht, ſucht
ſofort Stelle durch Frau Katzenbach,
Alexanderſtraße 15.
ſHin im Kleidermachen und
Weißzeug=
nähen geübtes Müdchen nimmt nod
Kunden an. Näh. i. d. Exped. (651
652) Ein jüngeres Mädchen, das
zu Hauſe ſchlafen kann, für einen
kleine=
ren Haushalt geſucht.
Näheres in d. Exped. d. Bl.
Lehrling=Geſuch.
In ein feineres Delicateſſe=Geſchäft
wird ein junger Mann braver Eltern, mit
den nöthigen Schulkenntniſſen verſehen,
bei freier Station geſucht.
583
Näheres bei der Expedition.
nenriirrrtritreitvtarnriſtertrtirin
95
321) Für einen größeren Ort in 6.
14
44 6 der Nähe Darmſtadts wird ein
Mäd=
chen aus guter Familie in ein
größeres Manufacturwaaren=Geſchäft
als Lehrmädchen bei freier Station
bis
ch.
H geſucht. Offerten unter P. 100 be=
H ſorgt die Expedition.
Warmung.
Ich warne hierdurch Jedermann meinem
Bruder Martin weder auf meinen noch
auf dem Namen meiner Mutter etwas zu
leihen oder zu borgen, indem wir für
nichts haften.
Johs. Wenz, Spengler,
(630
Arheilgen.
Verlorem
ein ſchwarzer Pelz (Goa) am Dienstag
Abend in der oberen Hügelſtraße. Der
ehrliche Finder wird gebeten, denſelben
gegen gute Belohnung Wilhelminenſtr. 29
[631
parterre abzugeben.
Für die nächſten Abonnements iſt ein
ganz oder getheilt abzugeben.
Näheres in der Expedition.
(509
J39
9=
Ein mittelgroßes Haus,
in gutem Zuſtande, Rheinſtraße oder deren
Nähe, zu kaufen geſucht. Discretion
zu=
geſichert. Offerten mit Preisangabe unter
[653
G. G. an die Exped. d. Bl.
Ein drittel Sperrſitz abzugeben Lud=
E wigsſtraße Nr. 8.
(654
Annonren
jeder Art für alle illuſtr. u. polit.
Zei=
tungen ꝛc. der Welt beſorgt prompt u.
unter bekannt coulant. Bedingungen die
Central=Annoncen=Expedition von G. L.
Danbe & Co. in Darustudt,
[(327
Grafenſtraße 30.
Meine noch ganz neue
119
TE
4 zu jedem Geſchäft ſich eignend,
iſt per 1. April zu verkaufen.
H. Würth,
Rheinſtraße 2. (200,
Ein braves Mädchen
den Tag über geſucht Schulſtraße Nr. 6
im Laden.
(655
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Dezember ſind eingegangen:
9. Legate. 1) Des Adolf Langendort II. zu
Gräfenhauſen, zahlbar durch Peter
Langen=
dorf 1. daſ. 5 M. 2) Des Philipp Geier V.
zu Lampertheim, zahlbardurch Jacob Geier III.
Eheleute daſ. 25 M.
b. Geſchenke: Nichts.
c. Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus
35 M. 05 Pf., teilweiſe mit folgenden
In=
ſchriften: 1) Aus Dankbarkeit den Waiſen
am 12. September verſprochen 50 Pf. H. K.
W. 2) Ihr l. W. bittet Gott, d. allmächtigen,
gütigen Vater, daß ꝛc. 50 Pf. 3) Ihr l. W.
bittet d. l. Gott, daß er meine Eltern geſund
erhalte C. L. 10 Pf. 4) Für verloren
ge=
glaubtes Geld 20 Pf. 5) Den a. W. von
einem Waiſenknaben 5 M. 6) Den a. W.
Bittet Gott mit mir um Geſundheit und
Zu=
friedenheit 1 M. L. B. 7) Den a. W. das
Verſprochene 36 Pf. E. H. 8) Gebührenreſt
für einen Auszug aus dem Geburtsprotokoll ꝛc.
66 Pf. 9) Ihr l. W. betet für mich 1 M.
10) Für d. a. W. Geſtiftet von d. Klaſſe IIb.
H. des L.=G.=Gymnaſiums 50 Pf. 11)
Gefun=
den 11. 875 Pf. 12) Ihr l. W. betet zu
Gott, daß er mich ſchütze. J. S. 50 Pf. 13)
K. D. 1 M. 14) Den a. W. zum Dank, daß
Gott mein Kind wieder geſund werden ließ.
1 M. 15) Den l. W. 3 M. und bittet Gott
um mein ferneres Wohlergehen M. V. 16)
20 Pf. für d. l. W. aus Dankbarkeit gegen
Gott, daß ꝛc. 17) Ihr l. W. bittet d. l. Gott,
daß mein Wunſch in Erfüllung gehe. Eva
20 Pf. 18) Das Verſprochene. Den a. W.
1 M. 19) Zum Dank für die Erhaltung
unſeres Kindes. A. L. 5 M. 20 Pf. 20) Ihr
l. W. bittet für meinen geliebten greund, daß
21) Am 2. Januar vor der
er ꝛc. 40 Pf.
Stadtkirche 1 M. gefunden, dieſelbe den a. W.
geopfert (dem unfreiwilligen Verlierer zur
Beruhigung). G. A. R. 22) Für d. W. im
Spiele gewonnen 1 M. L. P. O.
Darmſtadt, den 10. Januar 1887.
Großherzogliche Landeswaiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrat.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 21. Januar.
2. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Her ſchwarze Hchleier.
Schauſpiel in 4 Akten von O. Blumenthal.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
Sonntag, 23. Januar.
3. Vorſtelluna i. d. 6. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Mignon.
Oper in 3 Akten von Thomas.
Hierauf - zum erſten Male:
Wiener Walzer.
Ballet in 3 Bildern von L. Frappart und
F. Gaul. Die Muſik zuſammengeſtellt von
Joſeph Bayer.
42
Nr.
gilt in den derzeit maßgebenden bulgariſchen Kreiſen als ein ſehr
glücklicher und von bulgariſcher Seite ſteht ſeiner Verwirklichung
kein Hindernis im Wege. Es unterliegt keinem Zweifel, baß die
bulgariſchen Regenten ihre Demiſſion zu geben bereit ſind, ſobald
ſie die Zuſicherung erhalten, daß die Austragung der bulgariſchen
Frage in nicht ferner Zeit im Wege einer europäiſchen Konferenz
erfolgt, und falls die derzeitige Sobranje anerkannt wird.
Türkei. Die Pforte beabſichtigt der „Times' zufolge an die
bulgariſche Regierung demnächſt eine Note zu richten, worin bemerkt
wird, die türkiſche Regierung müſſe im Hinblick auf den Berliner
Vertrag die bulgariſche Regierung als geſetzwidrig betrachten,
ver=
lange daher, die Regentſchaft möge ihr Amt in die Hände der
Großmächte niederlegen und es dieſen überlaſſen, für die Verwaltung
des Fürſtentums Bulgarien und der Provinz Oſtrumelien eine vor
läufige Regierung zu bilden.
Aes Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. Januar.
E. Der unter Leitung des Herrn Hofmuſiker Petr ſtehende
Inſtrumentalverein trat am Mittwoch den 19. Januar mit
einem kleinen, geſchmackvoll arrangierten Konzert in die
Oeffentlich=
keit. Am Eingang des Programms ſtand Haydn's Sinfonie in
C.dur, ein Tongebilde von ſehr einfacher Konſtruktion, aber gerade
deshalb vorzüglich paſſend für eine hauptſächlich aus Dillettanten
zuſammengeſetzte Kapelle. In dem Finale, genannt „Bärentanz”
kommt der liebenswürdige Humor Haydn's zu glänzendem
Durch=
bruch. Die weiteren Stücke für Orcheſter - Herr Petr iſt in dem
Arrangement von Klavier= und Violinkompoſitionen für Orcheſter
ſtets ſehr glücklich —Wiegenlied v. Petr und Chaconne v. Dürand,
wurden gleichfalls ſehr beiſallswürdig geſpielt. Herr Sturmfels
erfreute durch die Wiedergabe des Beriotſchen Violinkonzerts mit
Klavierbegleitung, in welchem er all die Vorzüge einer guten Schule,
noblen Vortrag, gefälliges und ſicheres Beherrſchen der Technik an
den Tag legte. Frl. Mathilde Koch aus Stuttgart hatte ſich des
vokalen Teils des Konzerts angenommen und zu ihrem Vortrag
drei Lieder gewählt, von denen ſie das Knebelſche „Der Kukuk
recht friſch und anſprechend ſang. Das Ries'ſche,Aus deinen Augen
fließen meine Lieder... war im Tempo zu langſam genommen.
r. Sicherem Vernehmen nach iſt das von uns ſeinerzeit als in
dieſen Tagen bevorſtehend bezeichnete Gaſtſpiel der Hofopernſängerin
Fräulein Roth an dem Straßburger Stadttheater wegen
Verhin=
derung des gleichzeitig dort auftreten ſollenden Pariſer Baritoniſten
verſchoben worden, und wird Fräulein Roth erſt im Laufe des
Monat März. vorausſichtlich an drei Abenden, in Straßburg
ga=
ſtieren, wo ſie von früherem Engagement her noch in beſtem
An=
denken aller Muſik= und Theaterfreunde ſteht.
J
Aus einem Hofe in der Riedeſelſtraße ſind Mittwoch nachts
eine Partie zum Trocknen aufgehängt geweſene Taſchentücher ent=
—
wendet worden.
Wegen Bettelns und Obdachloſigkeit wurden
6 Perſonen in das Polizeigefängnis eingeliefert.
Im Lokalgewerbverein wird heute abend Herr Direktor
Kleeberg aus Frankfurt einen Vortrag halten über die
Grund=
lagen und Tendenzen der Verſicherung gegen Vaſſerleitungsſchäden.
Außerdem ſteht die Neuwahl des Vorſtandes auf der Tagesordnung.
Am Dienstag Abend fand in der Brauerei von Textor eine
Verſammlung der konſervativen Vereinigung ſtatt, welcher das
Verhalten der Konſervativen bei den demnächſtigen Reichstagswahlen
als Gegenſtand der Beſprechung oblag. Die gefaßten Beſchlüſſe
ordnen ſich ſelbſtverſtändlich dem Programm unter, welches von
den vereinigten Vorſtänden der deutſchkonſervativen, der
freikonſer=
vativen (Reichs=) und der nationalliberalen Partei veröffentlicht
worden iſt. Demgemäß werden die Konſervativen des Wahlkreiſes
Darmſtadt-Groß=Gerau den ſeitherigen Abgeordneten, Herrn
Bier=
brauereibeſitzer Ulrich wieder wählen und deſſen Wahl auf das
energiſchſte zu unterſtützen beſtrebt ſein.
th In der vorgeſtrigen Generalverſammlung des Kriegervereins
wurde für den zurückgetretenen verdienſtvollen langjährigen
Präſi=
denten, Reallehrer Dr. Nies, Rechtsanwalt Dr. Reuling als
Nach=
folger, und Premierlieutenant a. D. Waldecker als Vizepräſident
gewählt. Der übrige Vorſtand ſetzt ſich nunmehr aus den Herren
Adler, Elbert, Felmer, Groß, Hartmann, Kreiſel, Naumann, Dick,
Wenzlau und Gerichtsvollzieher Engel zuſammen. Das
Vereins=
vermögen beſteht dermalen aus 1380 Mark 53 Pfg. und einem
Inventar im Wert von 2130 M. Für Unterſtützungen
hilfsbedürf=
tiger Kameraden wurden bis jetzt 1530 M. 50 Pf. verausgabt und
wollen wir hoffen, daß der Verein unter dem neuen Präſidium
ſich auch eines neuen Aufſchwungs erfreuen möge.
th. Der ſchöne Verlauf der erſten Sitzung der hieſigen
Car=
nevalgeſellſchaft berechtigt zu der Hoffnung, daß auch die morgen,
Samstag abend, präcis 8 Uhr 11 Minuten im Saalbau
ſtatt=
findende zweite Sitzung nicht nur ebenfalls zahlreich beſucht, ſondern
auch in humoriſtiſcher Beziehung ihren Vorgängerinnen in keiner
Weiſe nachſtehen wird. Sie viel wir in Erfahrung gebracht, ſind
für dieſen Abend ganz beſondere Ueberraſchungen in Ausſicht
ge=
nommen und dem Komite eine Anzahl Lieder, darunter auch einige
15
161
von Närrinnen, zur Verfügung geſtellt worden, welche auch dieſesmal
zur Erhöhung der Stimmung weſentlich beitragen werden. Nach
beendigtem Programm werden ſich wieder einige Tanznummern
anreihen, welche gewiß als willkommene Beigabe für die tanzluſtige
Jugend betrachtet werden dürfen.
¼. Mainz, 9. Januar. Hieſige Blätter wollen wiſſen, daß in
der hieſigen Garniſon allerlei Vorbereitungen getroffen würden, um
jeder kriegeriſchen Eventualität begegnen zu können. So würden
zur Zeit die Ambulancen revidiert, die Krankenwärter wacker geübt,
unbelegte Kaſernenräume bewohnbar gemacht und anderes mehr.
Gießen, 19. Januar. Wie von einer Reihe deutſcher
Univer=
ſitäten wurde der 18. Januar, der Geburtstag des Deutſchen=Reichs,
auch hier durch einen Feſt=Kommers gefeiert, wobei alle
Verbin=
dungen vertreten waren. An den Kaiſer, den Großherzog, den
Reichskanzler und den Grafen Moltke wurden Telegramme
ab=
geſandt.
Alzey, 20. Januar. In der geſtrigen Verſammlung von
Ver=
trauensmännern der nationalliberalen Partei wurde Herr Major
Max v. Heyl in Worms einſtimmig als Kandidat für den
Wahl=
kreis Alzey=Bingen für die demnächſtige Reichstagswahl aufgeſtellt.
8t. Frankfurt, 20. Januar. Die geſtrige General=Probe zu
Bizet's „Die Perlenfiſcher: verlief recht günſtig und ließ Einblick
in das recht melodiöſe Werk gewähren. Das ſchöne Walzermotiv
am Schluß des erſten Aktes dürfte beſonders Furore machen. Mehrere
ſchöne Duette kommen der Oper gleichfalls zu ſtatten und iſt ihr
die gleiche Zugkraft wie des Komponiſten „Carmen' zu wünſchen.
Nächſten Donnerstag den 27. d. veranſtaltet das Mitglied unſeres
Theaters, Herr G. A. Strohecker, bekanntlich ein Meiſter der
ein=
heimiſchen Mundart, eine humoriſtiſche Recitation in Frankfurter
Mundart, welche überaus unterhaltend zu werden verſpricht. Die
Recitation findet im kleinen Konzertſaal des Saalbaus ſtatt.
8t. Frankfurt, 19. Januar. Die Zeil wird in Kürze um
einen Laden bereichert, welcher der eleganteſte dieſer Straße zu
werden verſpricht. Die bekannten Chocoladefabrikanten B. Sprengel
und Co. in Hannover haben nämlich durch Immobilien=Senſal Heß
hier einen Laden im ehemaligen Darmſtädter Palais gemietet, welcher
ſoeben, ſeiner neuen Beſtimmung entſprechend, auf das Glänzendſte
eingerichtet wird.
t Vom Rhein, 19. Januar. Bezüglich des Brandes in
Aachen, bei welchem drei Menſchen um das Leben gekommen ſind,
erläßt die Bürgermeiſterei in Gemeinſchaft mit der Volizeidirektion
dorten eine Erklärung, in der es heißt, daß die amtliche
Unterſuch=
ung unzweifelhaft ergeben habe, daß der mitverbrannte Fabrikdirektor
Julius Bruß in der ausgeſprochenen Abſicht die zwei in den
Flam=
men umgekommenen Kinder zu retten, das brennende Haus betreten
und dort als das Opfer ſeiner Menſchenliebe, als ein Vorbild von
Mannesſinn und Menſchentugend den Heldentod in den Flammen
gefunden hat. Morgen nachmittag findet die feierliche Beerdigung
der drei verbrannten Perſonen ſtatt. Für die Frau und Kinder des
Direktor Bruß tritt die Stadt Aachen als Verſorgerin ein. - In
Niwern bei Ems fand man vorgeſtern morgen an dem Ufer der
Lahn die Leiche eines gut gekleideten Mannes im Alter von 50 bis
60 Jahren. Bei der Leiche fand man eine ſchwere goldene Uhr
mit Kette, ſowie ein wohlgefülltes Geldtäſchchen. Papiere und
Briefſchaften, die über die Perſon Aufſchluß hätten geben können,
ſind keine vorgefunden worden. In der Gegend des Herzens trug
die Leiche eine große Wunde, die auf einen Selbſtmordverſuch
ſchließen läßt.
Leipz1g. 16. Januar. Geſtern abend zu ſpäter Stunde trug
ſich hier eine etwas aufregende Scene zu. Es war von Mainz aus
die telegraphiſche Meldung hier eingelaufen, daß ein für die hieſige
Bodeſche Tierhandlung beſtimmter, 4 Centner ſchwerer Bär ſich
unterwegs aus ſeinem Käfig befreit habe und in dem betreffenden
Güterwagen umherlaufe. Da das Tier als beſonders bösartig
ge=
ſchildert wurde, ſo beſchloß man unter Zuſtimmung des Herrn Bode,
um allen Gefahren zu begegnen, Meiſter Petz zu erſchießen. Als
der betreffende Wagen mit dem unheimlichen Präſent ankam, ſuchte
Herr Bode, entſprechend bewaffnet, zunächſt durch einen Spalt ein
Stück Fleiſch in den Wagen zu bringen, in der Vorausſetzung, das
auf der Fahrt ausgehungerte Ungetüm werde ſich mit der Speiſe
zu ſchaffen machen. Dieſe Annahme erwies ſich als richtig und als
ſich nun das Tier auf das Fleiſch warf, feuerte Herr Bode zwei
wohlgezielte Schüſſe auf den Kopf des Bären ab, der nach wenigen
Augenblicken verſtarb. Im Wagen ſah es ſehr wild aus; denn
Meiſter Petz hatte ſich während ſeines Freiſeins mit einem großen
Stück Läuferteppich zu ſchaffen gemacht und dieſes arg zugerichtet.
Eine zahlreiche Menſchenmenge war Zeuge der ganzen Scene.
Amerika im Auge der Dichter.
E. Acht Tage nach ſeiner Landung in Amerika ſchrieb Lenau
in ſeinem erſten Briefe: „Der Amerikaner hat keinen Wein, keine
Nachtigall. Mag er bei einem Glaſe Cider ſeine Spottdroſſel
be=
horchen, mit ſeinen Dollars in der Taſche, ich ſetze mich lieber zum
Deutſchen und höre bei ſeinem Wein die liebe Nachtigall, wenn auch
die Taſche ärmer iſt. Bruder, dieſe Amerikaner ſind fürwahr
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ſtinkende Krämerſeelen. Tot für alles geiſtige Leben, mauſetot. Die
Nachtigall hat Recht, daß ſie bei dieſen Wichten nicht einkehrt.
Das ſcheint mir von ernſter, tiefer Bedeutung zu ſein, daß Amerika
keine Nachtigall hat. Es kommt mir vor wie ein poetiſcher Fluch.
Eine Niagaraſtimme gehört dazu, um dieſen Schuften zu predigen,
daß es noch höhere Güter gebe, als die im Münzhauſe geſchlagen
werden. Man darf dieſe Kerle nur im Wirtshauſe ſehen, um ſie
auf immer zu haſſen. Eine lange Tafel, auf beiden Seiten fünfzig
Stühle; Speiſen, meiſt Fleiſch, bedecken den ganzen Tiſch. Da er
ſchallt die Eßglocke, und hundert Amerikaner ſtürzen herein, keiner
ſieht den andern an, keiner ſpricht ein Wort, jeder ſtürzt auf eine
Schüſſel, frißt haſtig hinein, ſpringt dann auf, wirft den Stuhl hir
und eilt davon, Dollars zu verdienen. Ich bleibe noch einige Tage
hier, dann reiſ ich zum Niagara und dann, wenn ich gute Gelegen
heit finde, nach Haus. Das ſchrieb Lenau 1832 und ſchon ein
Jahr darauf kehrte er in die Heimat zurück. Nur wenige Jahre
ſpäter erſchienen die Schriften von Karl Poſtl, bekannter unter
dem Pſeudonym Charles Sealsfield, der in ſeinen „
transatlan=
tiſchen Reiſefkizzen; (834) und „Lebensbilder aus beiden
Hemi=
ſphären: (855-37) ein großartiges, überaus feſſelndes Bild von
den amerikauiſchen Zuſtänden entrollte. In den dreißiger und
vier=
ziger Jahren blickte man bei uns mit einem ganz beſonderen
In=
tereſſe auf Amerika, wo das raſche Emporblühen üppiger Städte
und der Reichtum der Bevölkerung das Staunen des Europäers
wachrufen mußte. Charles Sealsfield ſchrieb den Noman dieſes
ſeltſamen Landes, wozu ihn ſein kosmopolitiſcher Weltblick
entſchie=
den befähigte. Aber am größten iſt er unſeres Erachtens da, wo
er ſein glänzendes Kolorit, ſeine geniale Darſtellung der Natur
Amerikas zuwendet.
„Die Sonne ruhte bleich und kalt, wie zitternd vor Froſt, nur
noch auf dem Rande der Flußberge des Susquehannah, und ihre
matten Strahlen verbleichten in den endloſen Schneefeldern des
weſtlichen Flußgebietes, während die ungeheuren Bergesrücken, die
hehr und hoch ſich im Norden emporthürmen, mit ihren dunkeln
Fichtenwäldern und den wilden Loorbeergebüſchen im prachtvollſten
Kontraſte das Landſchaftsgemälde ſchattierten, dazwiſchen der
maje=
ſtätiſche Strom, der in nimmer ruhender Beweglichkeit ſeine
unge=
heuren Waſſermaſſen klar und heiter dem freundlichen Harrisburg
zuſendet. Um die unzähligen Klippen, die ſich aus dem meilenweiten
Vorphhrbette wie Ruinen römiſcher Triumphbögen erheben, hatte
der kalte Winter Kränze von Eis gelegt, die ihnen in der Ferne
das Anſehen von hunderten koloſſaler Büſten in van Dyks Manier
gaben, und die ſeltſamer Weiſe auch zu reden begannen. So wie
die Sonne die Bergesgipfel des Susquehannah erreicht, erhebt ſich
ein Gemurmel, und die Gewäſſer beginnen zu rauſchen und zu
reden mit den hundert und hundert Phramiden und Felſen, und
Klippen und Büſten in der murmelnden Wellenſprache, die die
Sage veranlaßte, daß die Häuptlinge des rieſigen Volkes der
Susquehannahs noch immer trauern und wehklagen über das
Ver=
ſchwinden ihres Volkes vor den mächtigen weißen Eindringlingen.
Dieſer letzte Satz erinnert am James Cooper, den Verherrlicher
des amerikaniſchen Waldlebens, deſſen Lederſtrumpferzählungen noch
heute eine Lieblingslektüre der Jugend ſind. Die Anſchauung,
welche den Cooper'ſchen Romanen zu Grunde liegt und welche die
Schickſale einzelner Indianerſtämme zu ganzen Sagenkreiſen
ver=
dichtet, findet noch ein ſchwaches Echo in dem Freytag'ſchen Drama
„Die Valentine;, wenn der Held ſich in ſeinem Gefängnis dahin
äußert, daß er, um allen Konflikten in der Heimat zu entgehen, zu
ſeinen dunklen Freunden jenſeits des Oceans in den Wigwam des
alten Häuptlings, dem er gleich einem Sohn gilt, zurückkehren wolle,
um beim Rauſchen des Urwalds ſeine Liebe und ſein Elend zu
vergeſſen
Seit Sealsfield hat ſich unſere Kenntnis amerikaniſcher
Zu=
ſtände und Verhältniſſe bedeutend erweitert und wir bedürfen nicht
mehr der Vermittlung des ethnographiſchen Romans, um uns mit
den Menſchen und Zuſtänden der Union bekannt zu machen. 1852
lenkte die amerikaniſche Schriftſtellerin Harriet Beecher=Stowe
durch ihren Roman „Onkel Tom's Hüttel, der die Runde durch
die Welt machte, die Aufmerkſamkeit auf das Leben der Sklaven
in Amerika. Man ſah jetzt die transatlandiſchen Verhältniſſe unter
einem ganz neuen Geſichtspunkt. Zwei Jahre darauf ſchrieb Wilh.
Hackländer, gleichſam als Seitenſtück zum Stowe'ſchen Buch
ſein Europäiſches Sklavenleben; und zeigte den guten Leuten,
daß ſie gar nicht in die Ferne zu ſchweifen brauchten, um ſich ihre
Nerven erſchüttern zu laſſen, denn das Böſe liege ja ganz nahe.
Als Satiriker erfaßt die ſocialen Verhältniſſe Amerikas Victorien
Sardou in ſeiner vieraktigen Komödie „Jankeeſtreichel. Die
Schilderung iſt vielleicht etwas karrikiert, aber deſto amuſanter. Da
machen wir die Bekanntſchaft eines Reiſepredigers, der ſeine Zu
hörer aufs eifrigſte vor dem Genuß des Grogs und Weins warnt,
ihnen hingegen mit vieler Wärme einen gewiſſen Vitterliqueur, ein
indianiſches Lebenselixir empfiehlt; — er hat nämlich die Agentur
für die Wiskyfabrik von Pipſon und Komp. Für einen jungen
franzöſiſchen Violinvirtuoſen macht man in folgender Weiſe
Ae=
klame: Frau Bellamy laus der Zeitung vorleſend): „Heute gibt
Nr. 15
Herr Francis Briot ſein erſtes Konzert - ſelbſtverſtändlich wird
das Haus geſtürmt werden von den Muſikfreunden und Neugierigen,
denn alle Welt brennt vor Verlangen, den berühmten
Geigenvir=
tuoſen zu hören und den Helden von Zellowſtone zu ſehen.
Francis (verduht) Pellowſtonel Frau B. (lieſt weiter: „
Jeder=
mann kennt ja ſei heldenmütiges Auftreten während des
ſchreck=
lichen Ueberfalls, den die Indianer auf die Karawane machten, mit
welcher Herr Briot vor zwei Jahren nach La Plata ging. Er war
es nämlich, der, von Wut ergriffen über die Grauſamkeit der
Wil=
den, dem Blutbade dadurch ein Ende machte, daß er mit ſeinem
Violinkaſten dem Häuptling den Kopf zerſchmetterte.. Francis:
Wie, ich hätte - „ Frau B. (fortfahrend) „ . In dem heißen
Kampfe hatte der junge Virtuos ſeinen Fidelbogen verloren; aber
aus denHaaren ſeiner blutigen Trophäe machte er ſich einen neuen..
Francis (proteſtierend) Aber - Frau B. ... „einen neuen, der
eine wunderbare Macht auf das Inſtrument ausübt. Dieſer Bogen
nämlich iſt es. mit dem er ſeinen berühmten „Skalp=Walzer;
aus=
führt, in deſſen Tönen man die ſterbende Rothaut ihren letzten
Seufzer aushauchen zu hören glaubt, während ihre Seele unter den
Strichen ihres eigenen Haares ſtöhnt.: Francis: O Paganini,
Paganini, was ſagſt du dazu
Von den nordamerikaniſchen Mädchen, die von früher Jugend
an das ganze Alphabet des Lebens kennen gelernt haben, gibt Sardou
in ſeiner Komödie einige recht intereſſante Proben. Da iſt eine
junge Dame, die über das Soll und Haben aller in ihren
Geſichts=
kreis tretenden Heiratskandidaten höchſt gewiſſenhaft Buch führt und
gewiß iſt, ſich bei der Wahl ihres Gatten nur von Vernunftgründen
leiten zu laſſen. Sara: Onkel, hältſt du mich für fähig, eine Heirat
aus Liebe zu ſchließen? — Samuel lgerührt ihre beiden Hände
ergreifend): Nein, mein Kind, nie, nie!
Eine junge Frau ſieht ihren Vater nach längerer Abweſenheit
wieder. Bella: Seit meiner Scheidung haben wir uns nicht
ge=
ſehen. — Samuel: Richtig! Und du biſt immer im Weſten
ge=
weſen? - Bellar Die ganze Zeit. Du weißt doch daß ich wie
der geheiratet habe. - Samuel: Nein, das weiß ich nicht.
Bella lgleichgiltig): Haſt du denn kein Telegramm erhalten?
Samuel: Nein. - Bella: Das iſt merkwürdig. Ich ſagte doch
meinem Manne, er ſolle dir telegraphieren.-Samuel: Na, wirds
vergeſſen haben, thut nichts, gratuliere!
Und in dieſer Art ſind faſt alle übrigen Scenen der Komödie
beſchaffen. Geſchäftl und immer wieder Geſchäftl Das iſt drüben
das Loſungswort. Man betrachtet das Land der Zukunft jetzt bei
uns mit recht nüchternen Blicken, jedoch gleich frei von einſeitiger
Verketzerung wie von einſeitiger Verhimmelung. Dieſchweren
poli=
tiſchen und geſellſchaftlichen Schäden, die im Lauf der Zeit in
Ame=
rika zu Tage getreten, können einen kaum in Verwunderung ſetzen,
wenn man die rapide, teilweiſe überhaſtete Entwicklung der
Be=
völkerung ins Auge faßt. Das Gemälde hat ſein Licht und ſeine
tiefen Schatten. Amerika iſt weder das Land einer idealen
Frei=
heit, als welches es einſt ſchwärmeriſche Dichterſehnſucht begrüßte,
noch das ungeheure Meer von Materialismus, als welches es die
Gegner zu verſchreien pflegen. Dieſe Erkenntnis beeinflußte auch
den Roman. Friedr. Gerſtäcker und Otto Ruppius lieferten
zwar keine Völkerpanoramen im Stile Sealsfields, aber friſche,
farbenreiche und wahre Bilder von Land und Leuten jenſeits des
Occans. Otto Ruppuus „Der Pedlar” (Hauſierer, Landkrämer),
ein Roman aus dem amerikauiſchen Leben (1859), giebt eine
über=
aus treue Charakteriſtik der ſozialen und wirtſchaftlichen Lage
Amerikas, wobei zugleich dem Gegenſatz zwiſchen Nord= und
Süd=
ſtaaten Rechnung getragen wird. Dies Büchelchen dürfte dem
Frem=
den ähnliche Dienſte leiſten wie Texas„Handbuch für Auswanderer.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme an dem
uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte unſeres unvergeßlichen
Gatten, Vaters, Schwiegervaters und Großvaters ſagen wir
hiermit unſern tiefgefühlteſten Dank.
Darmſtadt, den 20. Januar 1887.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Familie Nungeſſer.
Familie Hein.
Tageskalender.
Freitag, 21. Januar: Generalverſammlung des Lokalgewerbvereins
Darmſtadt in der Brauerei Diſchinger (Textor).
Samstag, 22. Januar: Konzert mit Tanz des Kriegervereins
Darm=
ſtadt in der Reſtauration Hauſt.-
Zweiter karnevaliſtiſcher
Herren= und Damen=Abend der Darmſtädter Karneval=Geſellſchaft
im Saalbau. - Zweiter Vortrag von Frl. Ella Menſch in der
Aula der Realſchule. — Dritter Kammermuſik=Abend von Martin
Wallenſtein im Darmſtädter Hof.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.