Darmstädter Tagblatt 1886


03. September 1886

[  ][ ]

Andonnementspreis
diertelſäbrlich 1 Mark 50 Pf. ind
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämiern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vr Quartal inck. Voſtaufſchlag

Amtliches Organ
für die Belanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Rehörden.
Freitag den 3. September.
4 171.
1886.

B e k a n n t m a ch u n g.
Im Einverſtändniß mit dem hieſigen Ortsgeſundheitsrathe wird von der unterzeichneten Behörde dem Geheimmittel=
Unweſen nach dem Vorgange in anderen Städten eine erhöhte Aufmerkſamkeit gewidmet werden.
Demgemäß wird durch unſer chemiſches Unterſuchungsamt eine Unterſuchung aller neu auftauchenden und von bewährter
Hand noch nicht geprüfter Geheimmittel ſtattfinden und ſoll das Reſultat zum Schutze des Publikums gegebenen Falles be=
kannt
gemacht werden.
Ingleichen iſt mit den betreffenden Behörden anderer größerer Städte Verabredung wegen gegenſeitigen Austauſches von
Machrichten über gefundene Reſultate getroffen, über welche dann ebenfalls Publikation erfolgt.
Es dürſte im allgemeinen Intereſſe liegen, daß wir in dem Beſtreben, dem Geheimmittelunfug zu ſteuern, aus dem
Publikum heraus Unterſtützung finden und werden wir für jede diesbezügliche Miliheilung zu Dank verpflichtet ſein.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1886.

(Grag= und Anzeigebkatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werdenangenommen= unDarmnſiadn
von der Expedition Rheinſtr. Nr. 29.
mBeſſungen von Friedr. Blöher
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auſwärn
von allen Annomzen=Erpeditlonen

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
18664
Haas.
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath in Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachung:
Franz Otto in Berlin, früher Bildhauer, jetzt Baunſcheidtiſt, preiſt durch Zeitungs=Annoncen, Flugblätter und Bro=
ſchüren
ein von ihm erfundenenes Naturheilverfahren an, welches in allen möglichen Krankheiten (z. B. bei Rheumatismus,
Schlagfluß, Lähmung, Zahnweh, Kahlköpfigkeit, Bräune, Maſern, Rierenleiden, Wechſelfieber, Augenleiden u. ſ. w.) unfehl=
bare
Hilfe bringen ſoll.
Wer ſich an Otto wendet erhält:
1) ein baunſcheidtiges Inſtrument, d. h. einen Schnepper, vermittelſt deſſen dem Körzer eine Anzahl 6 Um. tüefer
Nadelſtiche zu appliciren ſind;
2) ein Flſchchen mit einer öligen Flülſſigkeit (=Lebensöly), welche auf der wunden Hautfläche trocken eingerieben
werden ſoll;
3) eine 19 Seiten umfaſſende, ganz unſinnige Broſchüre mit dem Titel Lehrbuch zu Franz Otto's Heilberfahrens.
In der Broſchüre iſt behauptet, daß ſich bei Anwendung des Schneppers und des Lebensöls die Krankheitsſtoffe an der
herwundeten Stelle aus dem Körper ausſcheiden; wenn ſich Fieber bei dem Verfahren einſielle, ſo ſei dies nur der Kampf,
hen das Heilmittel mit dem zu unterjochenden Krankheitsſtoff zu beſtehen haber.
Das Lebensbl= iſt ein Gemiſch von Baumol und Cotronöl, deſſen Preis nach der Arzneitaxe 65 Pfg. beträgt, während
hasſelbe bei Otto 3 Mk. koſtet. Der Schnepper, höchſtens 2 Mk. werth, köſtet 10 Mk.
Vor der Ottoſchen Heilmethode iſt um ſo mehr zu warnen, als dieſelbe gewiſſenloſer Weiſe auch gegen Krankheiten der
Kinder empfohlen wird.
Darmſtadt, am 31. Auguſt 1886.

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

18665

B e k a n n t m a ch u n g,
Der Verkauf gewäſſerter Milch hat trotz der allerſchärfſten Controlmaßregeln, wie ſie ſich in durchſchnittlich jährlich
0000 Vorprüſungen durch die Polizei=Executivbeamten ſowie in jährlich ca. 300 Probeunterſuchungen durch unſer chemiſches
Unterſuchungsamt darſtellen, und obgleich in den Jahren 1883. 1884 und 1885 wegen Milchverfälſchung Geldſtrafen im Ge=
ſmmtbetrage
von 5500 Mark erkannt worden ſind, eine namhafte Minderung bislang nicht erfahren.
Auf Grund diesbezüglich ſtattgehabter eingehender Ermittelungen iſt nun feſtgeſtellt worden, daß die Milch in den, auf
den in hieſiger Stadt verkehrenden Milchwagen verbleibenden größeren Gefäßen - Fäſſern, großen Kannen ꝛc. - zumeiſt
uch noch in normalem Zuſtande befindet, die gewäſſerte Milch dagegen faſt ohne Ausnahme in von den Milchleuten von Haus
ſzur Haus getragenen Haͤndkannen angetroffen wird.

546

[ ][  ][ ]

2096
K 171
Hieraus ergiebt ſich der Schluß, daß die Milchverwäſſerung innerhalb der Stadt, und, wie angenommen werden muß=
regelweiſe
in der Zeit der Beſorgung des Milchverkaufs, und zwar vielfach in den Wohnungen der Milchconſumenten ſelbſt,
vorgenommen wird. Durch allerlei Manipulationen und Täuſchungen, durch Verabredung mit Dienſtboten ꝛc., gelingt es
den Milchleuten, den Waſſerzuſatz auf erwähntem Wege heimlich zu bewerkſtelligen. Förderung findet dieſes ſtrafwürdige Ge=
bahren
einerſeits in dem Umſtande, daß, entgegen dem Gebrauche in anderen Städten, woſelbſt die Milch auf der Straße an
den Wagen abgeholt wird, das Publikum das Zutragen der Milch in das Haus verlangt, andererſeits in der von den Con=
ſumenten
ſtillſchweigend geduldeten üblen Gewohnheit der Milchleute, nicht vor die Wohnung ſämmtlicher Kunden vorzufahren,
ſondern die Wagen an irgend einer Straßenecke ſtehen zu laſſen und von da aus die Kunden eines größeren Bezirks mit den
Handkannen zu bedienen.
Dieſem Unfuge kann nur unter ſelbſthätiger Mitwirkung des betheiligten Publikums geſteuert werden. Wir richten:
deshalb an alle Intereſſenten die dringende Aufforderung, uns in der Bekämpfung der Milchverfälſchung kräftig zu unter=
ſtützen
, zu dieſem Behufe alle auffallenden Wahrnehmungen im Milchverkauf zu unſerer bezw. zur Kenntniß des nächſten
Polizeipoſtens zu bringen, ſowohl die Milchfahrer wie das eigene Dienſtbotenperſonal genau zu beaufſichtigen, namentlich aber
zu verlangen, daß der Milchmann am Hauſe vorfährt, oder, was die erwähnten Vorgänge in den Häuſern faſt unmöglich
machen würde, die Milch an dem Wagen abnehmen zu laſſen.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1886.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
(8582

Straßen=Aeinigung der Stadt
Durmſtadt.
Vom 1. Oktober d. J3. ab werden 40-50 Arbeiter für die bei der Straßen=
Reinigung nöthigen Verrichtungen durch die unterzeichnete Bürgermeiſterei in Dienſt
geſtellt. Man rechnet auf anſtellige, kräftige und fleißige Perſonen, welche die
ihnen übertragenen Dienſte gewiſſenhaft erfüllen.
Meldungen werden im Stadthauſe im Zimmer Nr. 13, Nachmittags 4-6
Uhr, entgegen genommen.
Darmſtadt, den 1. September 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
18666

Grummet=Periſteigerung
zu Büttelborn.
Samstag den 4. September, Nachm. 5 Uhr, (uſſenhütte).
45 Morgen=Looſe beſten Futters.
[8339
Müchler.

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Landes=Hoſpital.
Als Bedarf vom 1. Oktober 1886 bis
Ende März 1887 ſollen auf dem Sub=
miſſionswege
zur Anlieferung vergeben
werden:
1) 16000 Kilo Kornmehl,
2) 8000 Kernmehl,
3) 8000 Schwingmehl,
4) 7000 Kornſtroh,
5) 500 Gerſtenſtroh und
6) 1800 Haferſtroh.
Die Lieferungs=Bedingungen ꝛc. liegen
ſauf dem Büreau des Unterzeichneten offen.
Offerten ſind verſchloſſen und verſehen
mit der Aufſchrift Submiſſion zu der
am 30. Auguſt 1886 ausgeſchriebenen
Lieferung; bis zum
14. September l. J3., Vormittags
10 Uhr,
ſentweder per Poſt einzureichen oder in
den Submiſſionskaſten einzulegen.
Waarenmuſter von Ordn. Nr. 1, 2, 3
und 6 ſind getrennt von der Submiſſion
verpackt, beſonders zu adreſſiren.
In den Offerten ſind die Bedingungen
ſ ausdrücklich auzuerkeunen.
Hofheim, am 30. Auguſt 1886.
Großherzogliche Direction des
Landes=Hoſpitals:
J. A.:
B
Stroh, Großh, Hausverwalter. 3

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[ ][  ][ ]

56 171

2097

16

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5 3 1000 20,000 20 600 12,000 5 30 400 12,000 35 300 10500 9 50 200 10000 E90 150- 13500 100 4 120 12,000 100 4 100 10000 200 40= 800 4 20 16,000 1,000 3 0 10000 1200 2. 5 6,000 l25,000 Gey. - 50,000 28662 Nn.. W. v.300000 Il.

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[ ][  ][ ]

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welcher aus reilſter Raffinade als ein klarer, reinſchmeckender Syrup dargeſtellt wird und mit der in ſüßen
Früchten enthaltenen Zuckerart identiſch iſt.
Bei einer weit großeren und angenehmeren Süße (Fruchtfſüße) bietet der Fruchtzucker gegenüber der

Raffinade, die großen Vorzüge, daß ſeine Süße das Aroma der Früchte nid
und bei der leichten und diretten Verwendungsweiſe dieſes flüſſigen Zuckers, das:
vollſtändig wegfällt.
Für abſolute Reinheit der Waare wird= garantirt.
Der Verkauf erfolgt in Korbflaſchen (Origal=Verpackung mit Plombe 2. m.)
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5
35
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34
20
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und Unterlolvskrankhoſion ꝛr. C. ſitz geſucht. Näheres in der Expe=
[8660
Aut. Frot. Rieords, aum. dieä dition d. Bl.

1293

46es
855

prakt.n.Spoo.-Aratf.Naut-frauen-
Mr. Uödoh, zinatnar-ursinanurz. 3

[ ][  ][ ]

A1N
Im Kreiſe von Kameraden und Freunden des verſtorbenen
Mujors U. B. Kattreim,
ſaͤeſſen Namen ebenſo unvergeſſen in der Geſchichte der Heſſiſchen Diviſion, wie im
Gedächtniß ſeiner Bekannten bleiben wird, iſt der Gedanke angeregt worden, dem=
ſelben
auch ein äußeres Zeichen treuer Erinnerung auf ſeiner Grabſtätte auf=
Aurichten.
Zur Ausführung dieſer Anregung erſuchen die Unterzeichneten die ſich dafür
ſEntereſſirenden Beiträge an den Rechner der Großherzoglich Heſſiſchen militäriſchen
Fonds, Herrn Hauptmann a. D. H. Maurer, einſenden zu wollen.
Die bis jetzt eingegangenen Beträge haben bereits die Höhe von 950 Mark
ſereicht.
Darmſtadt, den 1. September 1886.
Dierh, Major a. D. v. Follenius, Major. Dr. Fuchs, Oberſtabsarzt a. D.
Gerlach, Oberſt z. D. Hofmann, Major a. D. Kröll, Major a. D. Laute=
ſchläger
, Hauptmann a. D. Lotheißen, Juſtizrath. Lotheißen, Major a. D.
46. Maurer, Hauptmann a. D. H. Maurer, Hauptmann a. D. Frhr. von
Rotsmann, Major a. D. Schneider, Major a. D. Schulz, Major a. D.
68674
Zernin, Hauptmann I. 8.

4

eine Stelle sucht oder zu vergeben hat,
Stwas kaufen oder vorkaufen will,
überhaupt zweckentaprechend iuseriren
4 winl, reop. Insorate in augenfülligster Form in für
den betreffenden Lweck
geeignelsten Leilungen
her Beitschriften zu erlassen wünscht, erhält nur objectiven Rath, ge-
ſüssenhafteste
und billigste Bedienung durch die ülteste im Jahre
5 gegründete
Annoncen-Expedition
Hassensteim & Vogler,

Leil 60,
Zell 60.
RREhrUL a. H.
he neuesten Zeitunga-Verzeichnisse, sovie Hosten-Anschlüge
gtehen den verehrlichen Inserenten gratis und franco zu Diensten.
ſrratis-Annahme der Oſſertbriefe, welche auf Wunsch täglich 2mal
an die Auftraggeber abgesandt werden.
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ſird gewarnt.
[8678

Abonnement und Insorato
für das Darmſtädter Tageblatt mit
illuſtrirter Sonntagsbeilage werden jeder=
zeit
angenommen und pünktlich beſorgt=
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mit braunen Pfötchen. Gute Belohnung
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derſtraße
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[8328

2699
14)

RAAlAAAtlnAl

8563) Geſucht wird auf Michaeli ein
kräſtiges Mädchen, welches nähen und
bügeln und die Hausarbeit gründlich ver=
ſteht
. Näheres Heinrichſtraße 52.
8614) Müdchen mit guten Zeugniſſen
können aufs Ziel ſehr gute Stelle ethal=
ten
. Vermiethbureau Frau Katzenbach,
Alexanderſtraße 15.
8680) Ein brabes, reinliches Müd=
chen
, das alle Hausarbeiten gtündlich ver=
ſteht
und gute Zeugniſſe beſitzt, wird auf=
Michaeli in kleine Familie gegen guten
Lohn geſucht.
Hoffmannsſtraße 18. 2. Stock.
8566) Eine ältere erfahrene
Hinderfram
oder älteres Mädchen mit guten Zeug=
niſſen
zu einem 8 Monate alten Keinde
geſucht. Hoher Gehalt und dauernde
Stellung. Zu erfrag. b. d. Exped. d. Bl.
8681) Ein Mädchen aus guter Fa=
milie
, welches eine kaufm. Lehre beſtanden,
eine hübſche Hand ſchreibt und gute Zeug=
niſſe
beſitzt, findet, zum Ausſuchen und
Aufnehmen von Commiſſionen, dauernde
Stellung in einem Engros=Kurzwaaren=
Geſchäft. Näheres in der Exped.

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findet Sonntag den 5. September
(8682
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Waſſerhöhe am Pegel: 346 Mtr.
Lufttemperatur 240 R.
Waſſerwärme Vorm.9 Uhr 190 R.
Woogpoſizeiwache.

[ ][  ][ ]

2100

N 10)
An Beiträgen zur Ralionakſeier am 2. Hepkember gingen ein: Dr. Goldmann, Exc.,
O.=C.=Präſident, 2 M. Hallwachs. Geh. Oberſteuerrat, 1 M. H. Keller 1 M. E. Harres
1 M. N. N. 2 M. Bdr. 1 M. N. R. 1 M. v. P. 1 M. H. K. 1 M. H. 1 M.
E. 1 M. Welcker, Geh.=Rat, 2 M. E. Dennenberger 1 M. N. N. 50 Pf. M. Vogel 1 M.
W. Lauer 1 M. Marburg 1 M. Viedert 1 M. G. Riedel 1 M. Str. 1 M. Mtz. 1 M.
Bickel 1 M. Dr. Zentgraf 1 M. Frhr. v. Schenck 2 M. Rud. Schaefer 1 M. Schenck,
Major. 2 M. Heß. Geh. Oberrechuungsrat, 2 M. Hahn, Rechnungsrat, 1 M. Michel,
Hauptſtaatskaſſedirektor, 2 M. Dr. Lauer, Finanz=Aſſeſſor, 2 M. Bonhard, Hauptſtaats=
kaſſe
=Buchhalter, 2 M. Böttinger, Hauptſtaatskaſſe=Buchhalter, 1 M. Gaß, Oberlehrer,
1 M. Zimmer, Lehrer, 1 M. Scheid, Lehrerin, 50 Pf. Glock, Lehrerin, 50 Pf. Fuhr,
Lehrerin, 50 Pf. Buchner, Geh. Juſtiz=Rat, 3 M. Becker, Landrichter, 2 M. Jordis 2 M.
A. Bernet 1 M. Wolfskehl, Kom.=Rat, 5 M. Kft. 1 M. Br. 50 Pf. Hechler, Sekretär,
1 M. Trautvetter 150 M. Bruel 2 M. Karl Fey 2 M. V. Ensling 2 M. Diefenbach
4 M. Siegmund Mah 1 M. H. Blumenthal 2 M. v. Eſebeck 1 M. Köhler 1 M. Georg
Möſer 2 M. Ferd. Jacobi 2 M. Heinrich Fehrer 2 M. C. A. Schmidt 1 M. Oberſt=
lieutenant
Barthel 2 M. H. Draudt 1 M. H., Eberſtadt, 1 M. Dr. Flöring. 2 M.
Dettweiler 2 M. Stamm 1 M. Fr. Herbert 2 M. Grünewald, R.=A., 2 M. Klingel=

Zwetſchen zum Einmachen ꝛc.
billigſt. Hohler Weg 9.
(8589

EAiAntanzrrtta

Str Eten

höffer 1 M. L. Frölich 1 M.
L. Heyl 1 M. Dr. Löb 1 M.
Kühnſt 1 M. Fr. Engau 1 M
v. Stwolinsky 1 M. Jacobi 1
Krick ſen. 1 M. Krug 1 M.

O. Faber 1 M. Muhl 1 M. Heumann, R.=A.,
Dr. Reis 1 M. Welter 1 M. Auguſt Jacob=
N. N. 1 M. L. Leuthner 1 M. Schleiermacher
M. C. Kißler 1 M. H. Schmitt 1 M. Fehr 1 M.
J. Ganß 1 M. Engelhardt 2 M. Guſtav Schwan

1 M.
2 M.
2 M.
J. F.
M.

v. R. 1 M. Krahne 1 M. C. Rothe 2 M. J. Diſchinger 5 M. A. Gärtler 1 M.
Dr. Rößler 1 M.
Albrecht Buſchbaum 1 M. Leopold Sperb 1 M. Leopold Müller
1 M. W. L. 2 M. v. St. 2 M. Bepler 2 M. v. Knorr 3 M. J. Wagner 1 M.
Greim 2 M. Maurer3 M. Buſch 1 M. Pöhlmann 1 M. Hiller 1 M. F. Emmerling
1 M. B. 1 M. Hauptmann Kuhlmann 1 M. Groſch 1 M. Reiß 1 M. v. R. 50 Pf.
Wilh. Mangold 150 M. Kerz 1 M. Krehler 1 M. Engiſch 2 M. Schulz 1 M. Loth=
eiſen
1 M. Wolf 1 M. Müller 1 M. Horſtmann 1 M. A. Rotberg 1 M. F. Schom=
bert
s M. L. Harres 2 M. Gallus 1 M. Maſſot 1 M. H. Bendheim 1. M. J. Leh=
mann
1 M. R.=A. Dr. Marx 1 M. Feidel 1 M. E. Cullmann 1 M. Eickemeyer, Forſt=
Aſſeſſor 3 M. L. Wolff 1 M. Haas 1 M. Dr. Quetſch 2 M. Walther 1 M. Dr. Birn=
baum
1 M. Steinhäuſer 1 M. Schneider, Kohlenhandlung, 1 M. L. S. Schmitthenner
1 M. Dr. Wedekind 3 M. Wedekind 1 M. Zuſammen 201 M.
Um weitere Beiträge zur Beſtreitung der Koſten wird höflichſt gebeten.
Darmſtadt, den 1. September 1886.
Der Rechner des Sedan=Komite's: Meyer, Kanzlei=Inſpektor.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 3. September.
2. Vorſtellung i. d. 1. Abonnementsabtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
Romeo und Julla.
Trauerſpiel in 5 Akten von Shakeſpeare.
Perſonen:
Escalus, Prinz von Verona Herr Mickler.
Graf Paris
Herr Klotz.
Montague, ) Partei=
Herr Knispel.
Capulet,
Häupter
Hr. Dalmonico
Romeo, Montague's Sohn. Herr Hacker.
Mercutio
Herr Steude.
Benvolio, Montague's Neffe Herr Wagner.
Tybald, Neffe Capulets Herr Edward.
Capulet's Oheim
Herr Krüger.
Bruder Lorenzo
Herr Werner.
Balthaſar, Romeo's Diener Herr Hartig.
Veter,
Capulet'3
Herr Hanſen.
Gregorio,
Diener
Herr Leib.
Abraham, Montague'3Diener Herr Bögel.
Ein Apotheker
Herr Butterwec.
Gräfin Capulet,
Frl. Berl.
Julia. Capuler's Tochter
Die Wärterin Julia's
Frau Eppert.
14 Julia . Frl. von Felden, als Debüt.
Anfang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag, 5. September.
3. Vorſtellung in d. 1. Abonnementsabtheilung.
GBlaue Karten gültig.)
Die Hugenotten.
Große Oper in 5 Akten von G. Meyerbeer

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 26. Auguſt bis 1. September 1886).
Geborene: Am 24. Auguſt: Dem Bürſtenmacher Karl Dreſte,
T. Katharina. Am 26.: Dem Tapezier Gg. Friedr. Wilh. Kiſtinger,
T. Martha Eliſabethe. Am 28.: Dem Kutſcher Philipp Jakob
Schiffel, T. Bertha Louiſe.
Proſlamiert als Verkobte: Der Kaufmann Franz Heun aus
Hallgarten mit Margaretha Suſanna Müller, geb. Freund Witwe.
Eheſchkießungen: Am 31. Auguſt: Der Gaſtwirt Johann
aus Alzey mit Eva Steffan von Framersheim, Kreis Alzey.
Geſtorbene: Am 28. Auguſt: Dem Poſtunterbeamten Philipp
Jakob Orth, T. Jakobine, 3 J. 2 M. 8 T. Der Großh. Ober=
ſtabsquartiermeiſter
i. P. Jakob Daniel Metzler, ein Witwer, 82 J.
5 M. 4 T.

Politiſche Ueberſicht.

Darmſtadt, 8. September.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer wohnte am 1. der Parade
des Gardecorps auf dem Tempelhofer Felde an. Bei der Rückkehr
von der Parade ſtürzte Kriegsminiſter Bronſart v. Schellendorff
mit dem Pferde und erlitt eine leichte Kontuſion am Bein.
Fürſt Bismarck wird mit dem am Freitag in Berlin eintreffen=
den
ruſſiſchen Miniſter v. Giers vorausſichtlich noch an demſelben
Tage eine Beſprechung haben. Giers wird einen zweitägigen Auf=
enthalt
in Berlin nehmen.
Der Staatsſekretär Graf Herbert Bismarck iſt am 1. d. M.
zur Uebernahme der Geſchäfte nach Berlin zurückgekehrt.
Dem Deutſchen Tageblatt zufolge wird die Deutſch=afrikaniſche
Plantagengeſellſchaft, welche begründet iſt, um in Deutſch=Oſtafrika
zur Ergänzung der von der Deutſch=afrikaniſchen Geſellſchaft be=
reits
durchgefuhrten Stationsanlegung wirtſchaftlich vorzugehen,
Mitte September ſich mit einem Kapital von einer Million Mark
endgültig bilden.
Heſſerreich=Augarn. Wie aus Wien vom 1. gemeldet wird
hat ſich Prinz Ludwig Battenberg nach Sinaia begeben und wird
vom König von Rumänien empfangen.
Feldzeugmeiſter Baron Philippovich, Landeskommandierender
in Böhmen ſoll beabſichtigen demnächſt zurückzutreten.
Frankreich. Miniſterpräſident Freyeinet wird wegen der euro=
päiſchen
Lage ſeinen Poſten in Paris vorerſt nicht verlaſſen.
Der franzöſiſche Botſchafter in Berlin und London, Baron
v. Courcel und Waddington ſind in Paris eingetroffen.
Die Korr. Havas= bringt folgende Mitteilung:Bis jetzt hat
noch kein offizieller Austauſch von Anſichten über die Ereigniſſe in
Bulgarien zwiſchen den Mächten, welche den Berliner Tractat unter=
zeichnel
haben, ſtattgefunden. Man darf getroſt annehmen, daß die

franzöſiſche Regierung nicht im geringſten Luſt hat, von ihrer bis=
herigen
Haltung abzuweichen; während ſie die Vorgänge aufmerk=
ſam
beobachtet, wird Frankreich keineswegs in die Intriguen ver=
wickelt
werden, welche auf der Balkan=Halbinſel der Reihe nach
angeſponnen und abgeſponnen werden.
Nach einer Meldung aus Rom nahm der Papſt die von Frank=
reich
vorgeſchlagene Transaktion bezüglich der diplomatiſchen Ver=
tretung
in China an.
Der Siecles veröffentlicht über die Repetiergewehre einen
Artikel des Oberſten Martin, welcher verſichert, daß in den fran=
zöſiſchen
Gewehrfabriken ſofort nach einem diesbezüglichen miniſte=
riellen
Erlaß die Fabrikation von monatlich hunderttauſend Repe=
tiergewehren
veranlaßt werden kann. Dieſes: Gewehr, zu einem
Kaliber von Sum, bei welchem ein perfeklioniertes Pulver und eine
vermittelſt einer Metallhülſe unzerdrückbare Kugel gebraucht werden,
ſei dem Mauſerſchen Repetiergewehr weit überlegen.
England. In der Fortſetzung der Adreßdebatte im Unterhauſe
wurde am 1. ein Amendement betr. die Lage der ſchottiſchen Klein=
bauern
mit 203 gegen 121 Stimmen abgelehnt. Der Sekretär
Schottlands, Balfour, erklärte, die Regierung beabſichtige keine be=
zügliche
Vorlage zu machen, die ſchottiſchen Kleinbauern litten nicht
ſowohl unter ſchlechten Bodengeſetzen, als weil ſie dem Rate von
Leuten folgten, die thatſächlich ihre Feinde ſeien.
Hicks=Beach erklärte aus Anlaß eines weiteren Amendements
betr. die Aufrechthaltung der Ordnung in Belfaſt, die Regierung
werde alles aufbieten die Ruhe daſelbſt zu erhalten. Die Regierung
müſſe den Bericht der Unterſuchungs=Kommiſſion abwarten, könne
aber erſt, nachdem ſie den Bericht in Erwägung gezogen, ihre An=
ſicht
über den Urſprung der Ruheſtörung abgeben.
Dem Bureau Reuter' in London wird aus Yokohama unter
dem 31. Auguſt gemeldet: Nachrichten aus Korea zufolge verlangte
der chineſiſche Geſandte infolge des Gerüchts, daß man verſuchen
würde, die Schutzherrſchaft Rußlands über Korea herzuſtellen, tele=
graphiſch
Truppen. Infolge deſſen trafen neun chineſiſche Kriegs=
ſchiffe
mit einer größeren Truppenabteilung ein. Zahlreiche als
Kaufleute verkleidete chineſiſche Coldaten ſind in Seoul eingerückt,
wo eine große Erregung herrſcht.
Außland. Die Neue Zeit' meldet, Fürſt Dolgoruckow werde
nicht nach Bulgarien xeiſen.
Die=Mosk. 8tg., das Organ Katkow's, wirft in einer Be=
ſprechung
der jüngſten Ereigniſſe in Bulgarien die Frage auf, ob
Rußland wirklich ſeine Freunde und Anhänger, die Urheber der
patriotiſchen Bewegung Bulgariens, deſſen beſte Männer, verlaſſen
werde. Man nenne ſie Ruſſenpartei, aber die Ruſſenpartei Bul=
gariens
ſei die rechte bulgariſche Nationalpartei. Das ganze bul=
gariſche
Volk müſſe eine Ruſſenpartei ſein. Habe nicht Rußland
Bulgarien geſchaffen, die bulgariſche Nationalität ins Leben geru=
fen
, nicht alle Anſtrengungen dahin gerichtet, Bulgarien vor Ränken

[ ][  ][ ]

55
311
10

N.
ſchützen, welche ſeiner Nationalität, Zukunft und Wohlfahrt
hen? Habe Rußland nicht alles für Bulgarien geopfert, ohne
ues ihm etwas zu fordern oder zu empfangen? Der Fürſt von
Algarien habe ſich den Feinden Rußlands (den Engländern) hin=
gueben
! Aber waren die Feinde Rußlands im Orient nicht ſtets
be Göſeſten Feinde der mit Rußland glaubens= und blutsverwandten
AEksſtämme, welche Rußland mit ſeinem Blute verteidigte und be=
ſuſe
, indem es hierbei dem unaufhaltbaren Drange ſeines Geſchickes
fgt. e. Ein durch ruſſiſches Blut geſchaffenes Bulgarien könne auch
m in Verbindung mit Rußland und unter deſſen Schutze beſtehen.
21 Fürſt von Bulgarien ſet ein Kandidat Rußlands geweſen und
ad ſeine Rechte wurden lediglich durch ſeine Pflichten gegenüber
h Kaiſer von Rußland bedingt. So hätten es alle verſtanden;
ſdrs konnte man die Beziehungen Bulgariens und ſeines Fürſten
5 Nußland nicht verſtehen. Nachdem der Fürſt Nußland verraten
Wein Werkzeug der Feinde Rußlands und ſelbſt Rußlands Feind
auorden, verlor er nicht alle Würde und ſämtliche Rechte in den
Agen der Bulgaren? Iſt er nicht als Uſurvator aufgetreten und
ſax Genoſſen als Verräter ihres Landes? Die Bulgaren waren
ſdur Fürſten zur Treue verpflichtet, nicht mit Uebergehung Ruß=
lads
, ſondern durch Rußland. Sie konnten ihm nur ſo weit treu
h als er dem Kaiſer von Rußland treu war. War es nicht
Picht jedes ehrlichen Bulgaren, ſich gegen die Verletzer jener wahr=
ufl
heiligen Bande aufzulehnen, welche Bulgarien mit Rußland
nknüpfen müſſen20)
Bukgarien. Fürſt Alexander iſt am 1. d. in Philippopel ange=
kenmen
, von der Bevölkerung enthuſiaſtiſch empfangen. Der Fürſt
ufl wahrſcheinlich Freitag abend in Sofia ein.
Aus Sofia wird unterm 31. Auguſt berichtet, daß die aufrühre=
ſihen
Truppen ſich bei Radomir verſchanzt haben und daß man
bellrchte, es könne zu einem Kampfe kommen.
Wie nachträglich bekannt wird, fand man bei dem verhafteten
Luew den Betrag von. 40000 Mark in ruſſiſchen Geldſorten vor.
Nach der Ankunft des Fürſten in Ruſtſchuk wurde auch das
Pryehen gegen die Revolutionäre verhandelt. Radoslawow ſprach
für die Hinrichtung derſelben, Natſchewitſch für milderes Vor=
gaert
aus. Der Fürſt ſoll ſich der Anſicht des letzteren zuneigen.
Aus Sofia eingetroffene Nachrichten vom 1. d. melden, Oberſt
Diſkurow, welcher mit ſechs Regimentern eingetroffen, habe Kara=
wloxv
, Zankow, Clement, Nikiforow und andere bei dem Staats=
frich
Beteiliate verhaftet. Der Fürſt hätte befohlen, Karawelow.
udlZankow freizulaſſen. Die übrigen ſeien in Haft zu behalten.
Adre Regimenter, welche am Staatsſtreich beteiligt, ſeien nach
ſſtendil zurückgeſchickt, die dortige Bevölkerung habe auf die Nach=
at
von deren Rückkehr alle Munitionsvorräte zerſtört.
Bumänien. Den augenblicklich in Bukareſt befindlichen bulga=
ühen
und polniſchen Flüchtlingen wurde bedeutet, ſie möchten ſich
hhel vorläufigen Aufenthalt wählen, wo ſie wollten, nur nicht in
be. Donaubezirken. Man begründet dieſe Maßregel mit der voll=
ſaſſig
neutralen Haltung Rumäniens gegenüber den in dem Ru=
nnien
befreundeten Bulgarien vorgekommenen Ereigniſſen. Nach
uStaatsſtreich ergoß ſich alsbald ein Strom bulgariſcher Flücht=
ze
über Rumänien; es waren die Anhänger des Fürſten. Die=
tlen
kehren jetzt heim, während ganze Züge von Zankowiſten ein=
Men).
Der bulgariſche Miniſter des Auswärtigen, Natſchewitſch, iſt
1. Auguſt abends in Bukareſt eingetroffen.
Griechenland. Nach amtlicher Ermittlung beträgt die Zahl der
ul hem Erdbeben Umgekommenen 166, die der Verwundeten 500.
R Schaden beläuft ſich auf mehrere Millionen.
Vereinigte Staaten. Am 31. Auguſt abends gegen 10 Uhr
urden im ganzen Küſtengebiet von Alabama bis New=York heftige
Gerſchütterungen wahrgenommen, am ſtärkſten in Waſhington,
Sannah, Richmond, Auguſta und Raleigh; in Auguſta wurden
zn verſchiedene Erdſtöße gezählt. In mehreren Städten verließ
G Bevölkerung die Häuſer und brachte die Nacht im Freien zu.
In einem Verluſt an Menſchenleben iſt bisher nichts gemeldet.
Eine Depeſche aus Charleſton meldet, daß die Straßen durch
ahl türzte Häuſer verſperrt ſind infolge eines Erdbebens. Zwi=
ſſihn
den Ruinen ſind mehrere Feuersbrünſte entſtanden. 60 Per=
ſmt
ſollen getötet ſein. Unter den Einwohnern herrſcht große
Fuk.

Einem geſtern ausgegebenen Extrablatt der Darmſtädter 3tg.
miomen wir folgendes:
Getersburg, 2. September. Der Regierungs=Anzeigern ver=
hullicht
ein Telegramm des Fürſten Alexander an deu
Kiſer von Nußlaud, welches letzterem am 18. Auguſt a. St.
4. Guguſt n. St.) durch Vermittlung des Leiters des ruſſiſchen Kon=
ſttz
in Ruſtſchuk zugegangen iſt, ſowie die Antwortdes Kaiſers,
uchz dieſer dem Fürſten telegraphiſch nach Philippopel erteilte.
Das Telegramm des Fürſten lautet:
Sire! Nachdem ich die Regierung meines Landes wieder über=
men
, wage ich es, Eurer Majeſtät meinen ehrerbietigſten Dank
ſazuſiprechen dafür, daß die Vertreter Eurer Majeſtät in Ruſtſchuk
ihre offizielle Gegenwart bei meinem Empfange der bulgariſchen

171
2101
Bevölkerung gezeigt haben, daß die Kaiſerliche Regierung den gegen
meine Perſon gerichteten revolutionären Akt nicht billigen kann. Gleich=
zeitig
bitte ich um die Erlaubnis Curer Majeſtät vollen Dank aus=
ſprechen
zu dürfen für die Entſendung des Generals Fürſteu Dulgoru.
kow als außerordentlichen Geſandten Curer Majeſtät. Indem ich die
legale Gewalt wieder in meine Häude nehme, iſt mein erſter Schritt,
Enrer Majeſtät auszuſprechen, daß ich die feſte Abſicht habe, jedes
mögliche Opfer zu bringen um die hochherzigen Intentionen Eurer
Majeſtät unterſtützen zu können, welche dahin gehen, Bulgarien aus der
ſchweren Kriſe herauszubringen, welche es gegenwärtig durchmacht. Ich
bitte Eure Majeſtät, den Fürſten Dolgorukow zu ermüchtigen, ſich
direkt baldmöglichſt mit mir zu verſtändigen und werde glücklich ſein,
Enrer Majeſtät deu ſicheren Beweis meiner unveränderlichen Ergebeu=
heit
gegen Ihre erhabene Perſon geben zu können. Das monarchiſche
Prinzip nötigte mich, den geſetzmäßigen Zuſtand in Bulgarien und
Rumelien wiederherzuſtellen. Da Rußland mir meine Krone gegeben,
bin ich bereit, dieſelbe in die Hände ſeines Souveräus zurückzugeben.
Die Autwort des Kaiſers lautet:
Ich habe das Telegramm Ew. Hoheit erhalten. Ich kann Ihre
Rückehr nach Bulgarien nicht gutheißen, da ich die verhängnisvollen
Kouſequenzen für das Land vorausſehe, das ſchon ſo geprüft iſt. Die
Miſſion Dolgornkows iſt unopportun geworden. Ich werde mich jeder
Einmiſchung in den traurigen Zuſtand der Dinge enthalteu, welchem
Bulgarien wieder überliefert iſt, ſolange Sie dort bleiben werden. Ew.
Hoheit werden zu würdigen wiſſen, was Sie zu thun haben. Ich be=
halte
mir vor, zu beurteilen, was mir das geheiligte Andenken meines
Vaters, das Jutereſſe Rußlands und der Frieden des Orients gebieten.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. September.
Zur Feier des Sedantages waren geſtern zahlreiche öffent=
liche
und Privatgebäude reich beflaggt; auch das Landesdenkmal
war reich mit Kränzen und Blumen geſchmückt. Die Schulen hatten
geſchloſſen und zogen Schüler und Schülerinnen unter Führung der
Lehrer ſchon früh morgens in den Wald. Die Beteiligung an dem
Feſtzuge und an der abends im Saalbau ſtattfindenden Feier ſcheint
eine außergewöhnlich zahlreiche zu werden.
Am 30. v. M. fand in Laubach die Vermählung des Prinzen
Heinrich XXV. von Reuß j. L. mit der Gräfin Eliſabeth zu
Solms=Laubach ſtatt.
Für das Jahr 1886 ſind in der Gemarkung Darmſtadt an
Tilgungsrenten von 559 Pflichtigen noch 1054 M. 66 Pf. zu
bezahlen.
Nach der ſoeben erſchienenen Zuſammenſtellung der Oktroi=
Einnahmen der Stadt Darmſtadt im Etatsjahr 1885-86
verbleibt nach Abzug der Verwaltungskoſten der Stadtkaſſe an
Oktroi die Summe von 329 858 M. 62 Pf. gegen 315512 M. 95 Pf.
im vorhergehenden Jahre. Hierzu kommen noch für Waggebühren
6357 M. 12 Pf. Die hauptſächlichſten Mehreinnahmen wurden
erzielt an eingeführtem und in der Stadt fabriziertem Bier mit
zuſammen 2785 M. 39 Pf., für 137 mehr eingeführte Kühe und
Rinder 1656 M. 33 Pf. (Ochſen wurden 50 Stück weniger einge=
führt
), an 850 mehr eingeführten Schweinen 3038 M. 1 Pf., an
587 mehr eingeführten Kälbern 898 M. 11 Pf. Für 88868 Ctr.
mehr eingeführte Steinkohlen ꝛc. wurden 5332 M. 12 Pf. mehr
erlöſt.
Die von dem Mozart=Vereine ergangene Aufforde=
rung
zum Eintritt in ſeine neu errichtete Chorgeſangſchule hat er=
freulicher
Weiſe einen ſehr günſtigen Boden gefunden und eine nam=
hafte
Anzahl von Anmeldungen zur Folge gehabt. Zweck dieſer
Zeilen iſt nun, alle diejenigen, welche derſelben noch beizutreten die
Abſicht haben, zu veranlaſſen, hiervon alsbald ſchriftlich oder per=
ſönlich
Herrn Muſikdirektor Zerlett, Liebigſtraße 15, Mitteilung zu
machen. Die erſte Unterrichtsſtunde findet Montag, den 6. Septbr.,
abends 81 Uhr, im Probelokal des Vereins ſtatt und iſt es dringend
wünſchenswert, daß an derſelben bereits ſämtliche Reſlektanten teil=
nehmen
, damit das durch einen event. ſpäteren Eintritt bedingte
Nachüben vermieden bleibt.
Die Sonderausſtellung von keramiſchen Erzeugniſſen
im Großherzoglichen Muſeum wird dem Publikum vom . d. M.
an zugänglich ſein. Wir machen auf die 170 Gegenſtände umfaſſende
Sammlung mexikaniſcher Altertümer, die hier zum erſtenmale öffent=
lich
ausgeſtellt iſt, beſonders aufmerkſam. Dieſelbe iſt Eigentum
des Herrn Rentier Becker in Beſſungen, welcher ſie in dankens=
werter
Zuvorkommenheit dem Muſeum anvertraut hat. Die den
einzelnen Sammlungen beigefügten Tabellen dienen zur allgemeinen
N. H. V.
Erläuterung.
Im Auguſt d. J. wurde bei der Stadtkaſſe das Oktroi
für folgendes Schlachtvieh entrichtet, wobei die eingeklammerten
Zahlen ſich auf den nämlichen Monat des Vorjahres beziehen: 209
[197) Ochſen, 119 (86) Kühe und Rinder, 1348 (307) Schweine,
743 (661) Kälber, 236 (187) Hämmel und Schaafe, 1(-) Ziege.
Pferde ſind nicht geſchlachtet worden, im Auguſt des vorigen Jahres
3 Stück.
2 Ein in einem thieſigen Geſchäft angeſtellter Gehülfe wurde

[ ][  ]

2102
wegen fortgeſetzten Diebſtahls - es ſollen gegen 2400 M. ſein
verhaftet. Am Dienstag Abend wurde ein Mann, der in der
Nähe des Schloſſes groben Unfug verübte, von einer Militär=
patrouille
feſtgenommen und an das Polizeirevier am Markt=
platz
abgeliefert, von wo der Mann wieder nich ſicherer Feſtſtel=
lung
ſeiner Perſönlichkeit entlaſſen wurde. Einem Kammmacher
aus Mannheim iſt am Dienstag Abend an den Bahnhöfen ſein
Portemonaie mit etwa 11 M. Inhalt aus der Rocktaſche entwendet
worden. - Mittwoch nachmittag war ein Eigjährig=Freiwilliger
des 117. Infanterie= Regiments beim Baden im Woog in große=
Gefahr des Ertrinkens. Ein Soldat eilte zu Hülfe, wurde
aber von dem Einjährigen ſo umklammert, daß beide untergingen
und ſicherlich ertrunken wären, wenn der Fährmann Georg Möſer
nicht rechtzeitig mit dem Nachen herangefahren und dieſelben ge=
rettet
hätte.
Mainz, 2. Sept. In der geſtrigen Stadtverordnetenſitzung
machte ein Mitglied die alarmierende Mitteilung, in dem früheren
Univerſitätsgebäude, das jetzt von 2 Kompagnien des 88. Infanterie=
Regiments als Kaſerne benutzt wird, ſei der Typhus ausgebrochen.
Die Bürgermeiſterei ſagt Unterſuchung der Entſtehungsgründe der
Epidemie zu. Ein Antrag der Theaterkommiſſion, die Cubvention
des Theaters durch koſtenloſe Ueberlaſſung des Hauſes um ca. 8000
Mark zu erhöhen, hat keine Ausſicht auf Annahme und wird zu=
rückgezogen
. Ein bei dem Hafenbau beſchäftigter Arbeiter ſtürzte
geſtern mit ſeinem Schubkarren in den Strom und blieb, vom
Schlage gerührt, ſofort tot. Eine falſche Weichenſtellung veran=
laßte
geſtern abend die Entgleiſung einiger Waagons in dem Cen=
tralbahnhof
. Verluſte ſind außer der Zerſtörung an Material nicht
zu beklagen.
Drais, 2. Septbr. Ein heute Nacht ausgebrochener Brand
zerſtörte ein Wohnhaus und verſchiedene Scheuern.
Frankfurt. Nach dem Int=Bl.- ſind am Sonntag morgen
2 junge Leute von hier, 22 und 23 Jahre alt, unter Mitnahme be=
deutender
Baarmittel, durchgegangen. Die beiden Flüchtlinge, gute
Freunde, die täglich miteinander verkehrten, haben ſich, wie ſie in
zurückgelaſſenen Briefen erklärten, nach Bulgarien begeben, um
dem Fürſten Alexander ihre Sympathien kundzugeben und ſich ihm
zur Verfügung zu ſtellen. Der Vater des einen reiſte dem Sohne
nach, konnte jedoch keine Spur von ihm entdecken. Geſtern morgen
langte ein Telegramm aus Tirnowa hier an, in welchem die jungen
Leute mitteilten, ſie hätten den Fürſten geſehen und reiſten ihm nach.
Amſterdam, 31. Auguſt. Ueber Erwarten günſtig ſind die
Reſultate beim Heben der Schätze. der vor langen Jahren mit einer
Ladung von Edelmetallen im Werte von 20 Millionen verſunkenen
Lutine: Zuerſt fand man nur ſpaniſche Matten, verſchiedenes
eiſernes Geſchirr und einen goldenen Fingerring, in den letzten Tagen
hat man einige Dutzend Goldſtücke aus dem Hinterſteven des Schiffes
zutage gefördert; an letzterm, wo aller Wahrſcheinlichkeit nach die
Gold= und Silberbarren geborgen ſind, hat man eine Boje befeſtigt.
Die Actien der von ter Meulen begründeten Lutinegeſellſchaft ſind
deshalb auch zu koloſſaler Höhe geſtiegen. - Mit dem Heben des
geſunkenen Panzerſchiffes Skorpion geht es ſehr langſam. Von den
aus Amſterdam entbotenen Centrifugalpumpen verſagte eine alsbald
den Dienſt und überdies befürchtet man, daß das Schiff, wenn es
über den Waſſerſpiegel kommt, ſich auf die Seite legen könnte. Wenn
das Auspumpen kein Reſultat ergeben ſollte, ſo muß das ganze
Dock leergepumpt werden, zu welchem Zweck die Errichtung eines
großen Dammes nötig ſein wird. Der Marineminiſter hat bereits
eine Kommiſſion ernannt, welche den Unfall unterſuchen muß; all=
gemein
iſt man aber darüber einig, daß es nur der Geiſtesgegen=
wart
des Kommandanten und dem Eifer der Beſatzung zu danken
iſt, daß das Schiff noch in das naſſe Dock gebracht wurde und nicht
außerhalb desſelben ſank, wo es rettungslos verloren geweſen wäre.

Vermiſchtes.
Darmſtädter Taxordnung. Nach der im Jahre 1623
für die damals etwa 7000 Einwohner zählende Stadt Darmſtadt
publizierten Neuen Taxordnung: erhielt ein ſtarker Fuhrknecht
16-18 Gulden, ein ſtarker Junger 10-12 Gulden, ein Bube=
6 Gulden, eine Köchin 8, eine Hausmagd 6 und ein Kinds= Mägd=
linz
4 Gulden jährlichen Lohn. In den weiteren Beſtimmungen
heißt es: Nachdem aber bei Ammen und Belohnung des Haus=
geſinds
vielerhand Parthirerey und heimliche Koplereien, auch Zu=
ſammenlaufen
des Geſindes Urſach zur Steigerung der Löhne geben,
ſo ſollen alle ſolche Practiken verbotten ſeyn und mit Geld oder
Thurnſtraffen die Ueberfahrer angeſehen werden. Und ſoll inskünf=
tig
weder Herrn oder Geſind zugelaſſen ſeyn, über dieſe Ordnung
mehrere Löhne zu machen oder zu nemmen, auch die anderes für=
nemmen
deßwegen geſtraft werden. Jedoch ſoll hierbei einem Jeden
ohnbenommen ſein, ein oder zwei Paar Schuhe nach Gelegenheit
dem geordneten Lohn noch zuzuſetzen.
Zuſchauerraum in deutſchen Theatern. Nach Entſchs
Theateralmanach faſſen die Theater in den Hauptſtädten folgende
Zuſchauerzahl: Berlin: Oper 2100, Luiſenſtadt 2000, Schauſpiel
1900, Walhalla 1900, Belle=Alliance 1600, Friedrich=Wilhelmſtadt

R 171
1500, Viktoria 1432. Wallner 1405 und Deutſches Theater 1000.
Köin 1700, Darmſtadt 1200, Dresden 1733, Frankfurt 1900, Ham=
burg
2000, Hannover 1800, Königsberg 1750, Leipzig 2000, Mann=
heim
2000, München 2500. - In Wien faßt das Opernhaus 2500,
Theater an der Wien 2000, Karltheater 1800, Hofburgtheater 1200.-
Die garößten Theater ſind Della Scala in Mailand für 7000, und
San Carlo in Neapel für 7500 Zuſchauer.
Aus einem öſterreichiſchen Gerichtsſaale. Ver=
teidiger
: Meine Herren Geſchworenen! Von Euch iſt zwar einer
dümmer als der andere, aber
- Präſident: Herr Juſtigrat,
ich werde höheren Orts Bericht erſtatten. Verteidiger. Meine
Herren Geſchworenen: Von Euch iſt zwar einer dümmer als der
andere, aber troßdem will ich einen Schnaps mit Euch trinken.
Mit dieſen Worten trat, wie Sie aus den Akten eines früheren
Prozeſſes erſehen werden, der Angeklagte im Jahre 1881 in die
Wirtsſtube der Frau Kniehuber.

Theater=Kurioſa.
Ein Schauſpieler der in der Rolle des Hamlet auftrat, nahm
bei der Stelle; Meine Schreibtafel! ich will es niederſchreiben,
daß man lächeln und immer lächeln und doch ein Schurke ſein kann=
eine
Lampe aus den Kouliſſen, ſtellte ſie neben ſich hin, und trug
dann die obige Bemerkung in ſein Taſchenbuch ein.
Eben derſelbe wiſchte in der Scene mit Ophelia, wo er ſie ins
Kloſter gehen heißt, bei den Worten: Gott hat Euch ein Geſicht
gegeben und Ihr verhunzt es mit ſeinem Schnupftuch der neben
ihm ſtehenden Schauſpielerin die Schminke ab, zeigte dann das rot
gewordene Tuch den Zuſchauern und ward applaudiert.
Ein anderer berühmter Schauſpieler hatte als Richard III.,
um die Gewiſſensbiſſe, von denen dieſer Tyrann gemartert wird,
in ſeinen Geſichtszügen recht zu verſinnlichen, Erbſen in ſeine
Stiefel gethan, die ihm, wenn er mit dem furchtbaren Tritt
des Deſpoten auftrat, Schmerzen verurſachten, bei denen er die
Lippen zuſammenbeißen und Augen und Wangen krampfhaft zu=
ſammenziehen
mußte. Bei der Nachricht von Richmonds Sieg riß
er ſich das falſche Haar aus, das er ſich hatte aufkleben laſſen und
ſtreute es um ſich her.
Als man einſt in Breslad an Schillers Todestag=Kabale und
Liebe; aufführte, hatte der Dekorateur über dem Sopha der Lady
Milford das Bilduis des Dichters aufgehängt.
Auf dem Wiedener Theater zu Wien ſah man in dem, jetzt
nicht mehr gekannten, Schaujpiele=Philippine Welſer von Schika=
neder
lnicht von Redwitz) die ſchöne Herzogin von Throl in der
Badewanne ſitzen, wo ihr die Adern geöffnet werden und ſie elendig=
lich
umkommen muß.
In der Berliner Theater=Zeitung vom Jahre 1779 leſen wir
folgende Notiz: Herr Legationsrat Goethe hat ein neues Trauer=
ſpiel
Iphigenie in Tauriss verfertigt, das in Weimar bei der Vor=
ſtellung
außerordentlich gefallen hat. Dieſes und dieMitſchuldigen!,
ein Luſtſpiel in 8 Akten, ſolle er durch den Druck bekannt machen.
Das letztere, welches gleichfalls mit Beifall aufgeführt worden, iſt
auch deshalb merkwürdig, weil es ganz in Verſen iſt, und die Verſe
haben eine Leichtigkeit, die mancher an den Verſen dieſes
Verfaſſers ſonſt vermißt haben will.
In Olmütz wurde 1819 die Saphor zum erſtenmale aufge=
führt
. Auf dem Theaterzettel hieß es: Sapho, die Göttin des
Geſangs= Phaon, eine junge Muſe aus Griechenland. Das Stück
hieß:Sapho's Heimkehr aus dem Olympi.
Als in Tölz an der Jſar, am Fuße des bayriſchen Gebirgs
die Stumme von Portici' aufgeführt wurde, ſtand auf dem Theater=
zettel
: Maſaniello, Verſchworener des Herzogs. Eine ſeltſame
Hof=Charge!
Das Kotzebue'ſche Schauſpiel=Menſchenhaß und Reue' konnte
bei ſeiner erſten Aufführung in Paris keinen rechten Erfolg er=
zielen
. Da verfiel man auf folgendes Auskunftsmittel. Zuerſt
ließ man bekannt machen, daß der ganze Saal auf 10 Vorſtellungen
gemietet wäre, und Jeder, der ein Billet zu holen kam, wurde auf
die elfte Vorſtellung vertröſtet. Unterdeſſen ergab man ſich darin,
keine Einnahme zu haben, und füllte den Saal mit Freibillets. Von
der elften Vorſtellung an riß ſich das Publikum um die Einlaß=
karten
. Doch beanügte man ſich mit dieſem Erfolg noch nicht. Um
den Effekt des Stücks zu erhöhen, placierte man Damen auf ver=
ſchiedene
Plätze, die an den rührendſten Stellen ohnmächtig werden
mußten, und ſie ſpielten ihre Rolle ſo gut, daß die anderen Damen
in der Empfindung nicht zurückbleiben wollten und während des
4. und 5. Aktes um die Wette in Ohnmacht fielen, ſo daß nach
wenigen Tagen die Adminiſtration nur eine Perſon nötig hatte.
welche das Leichen zu den Ohnmachten gab, und bald war auch
dieſe überflüſſig. Es gehörte zum guten Ton und wurde Mode,
daß einem im Théätre de la Nation übel wurde, ſo oft man, Menſchen=
haß
und Reue' gab, und deshalb ſah ſich der Regiſſeur genötigt,
folgendes auf den Zettel zu ſetzen: Die ſtarken Erſchütterungen,
welche das Stück auf das Nervenſyſtem hervorbringt, haben die
Adminiſtration veranlaßt, eine Apotheke in dem Foyer zu errichten,
wo die Damen Salze, Eſſig und alle nöthigen niederſchlagenden
Mittel bereit finden werden.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.