Darmstädter Tagblatt 1886


02. Februar 1886

[  ][ ]

149.
Jahrgang.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtauiſichlag.

(Jrag= und Anzeigebkatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

L. 22.

Dieustag den 2. Februar.

1886.

Darmſtadt, am 27. Januar 1886.
Betreffend: Die Polizeiverordnung vom 9. Auguſt 1882 über das Fahren mit Hunden.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes mit Ausnahme von Darmſtadt und Beſſungen.
Wir beabſichtigen die nach 8 1 der rubricirten Polizeiverordnung von Ihnen auszuſtellenden Erlaubnißſcheine neu an=
ſertigen
zu laſſen.
Unter Bezugnahme auf unſer Ausſchreiben vom 8. Januar 1883 in rubricirtem Betreff ſehen wir daher Ihrer be=
richlichen
Anzeige entgegen, ob und wieviel Exemplare Sie etwa jährlich bedürfen.
v. Marquard.
(991

Benanntmnchung.
Die Lieferung von Gas=Inſtallations=Gegenſtünden, als:
a) Schmiedeiſerne Rohren und ſchmiedeiſerne Verbindungsſtüͤcke,
b) Verbindungsſtücke aus ſchmiedbarem Tiegeleiſen=Guß,
C) Gas=Bleiröhren,
d) Weichblei in Blöcken und
e) Meſſingene Inſtallations=Gegenſtände u. ſ. w.,
ſoll im Wege der Submiſſion vergeben werden. Offerten ſind bis
Samstag den 6. Februar l. J3., Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle, Stadthaus, Rheinſtraße 18, einzureichen.
Die Submiſſionsbedingungen liegen auf dem Gaswerk zur Einſicht offen;
dieſelben können, ehenſo wie die Lieferungs=Verzeichniſſe, welche Letztere gleichzeitig
ſals Formular für die Offerten dienen, daſelbſt erhoben werden.
Darmſtadt, am 26. Januar 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(875

Brknnutmuchung.
Im Laufe der nächſten Tage wird wegen ſtattfindender Spülung des Rohr=
netzes
die Abgabe von Waſſer aus dem Waſſerwerke ſtraßenweiſe auf kurze Zeit
unterbrochen. - Es empfiehlt ſich deshalb, einen angemeſſenen Vorrath von Waſſer
in Gefäßen zu halten und während der Unterbrechung den Verſchluß der
Hühne ſorgfältig zu überwachen.
Darmſtadt, den 26. Januar 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
909

II. Gemarkung Griesheim.

Edictalladung.
Nachverzeichnete, auf die beigefügten
Namen in den betreffenden Grundbüchern
eingetragenen Liegenſchaften:
I. Gemarkung Eich.
Chriſtoph Kraft zu Hahn:
Fl. 1 Nr. 132.

Peter Feldmann Fünfter:
Fl. 1 Nr. 172, 749; VI47;
AV1149 u. 1031; KVIIII; XXVI
Nr. 299; XXXVII98.
II. Gemarkung Hahn.
Chriſtoph Kraft Zweiter:

Fl. I Nr. 171, 256. 289. IVI43,
197; V25, 72, 118, 171, 213;
VI36, 138, 167.
IV. Gemarkung Pfungſtadt.
1. Chriſtoph Kraft, Johannes Sohn zu
Hahn:
Fl. X Nr. 67; XI30, 70;
2. Juſtus Rau zu Eich:
Fl. VIII Nr. 159.
ſollen veräußert werden, ohne daß das
Eigenthum bezw. die Bezahlung des Kauf=
preiſes
urkundlich nachgewieſen werden
kann.
Es ergeht daher die Aufforderung,
Eigenthums= oder ſonſtige dingliche An=
ſprüche
an die bezeichneten Immobilien
um ſo gewiſſer
binnen vier Wochen
bei dem unterzeichneten Gericht geltend zu
machen und zu begründen, als ſonſt die
vorliegenden Veräußerungs=Verträge be=
ſtätigt
werden und der ſEintrag der Er=
werbtitel
- nach Löſchung der beſtehenden
Beſchränkungen - in das Mutations=
Verzeichniß verfügt werden wird.
Darmſtadt, den 28. Januar 1886.
Großherzogl. Amtsgericht Darmſtadt II.
[992
v. Diemar.
Uſinger.

Bekanntmachung.
Montag den 8. Februar d. J., Vor=
mittags
9 Uhr,
werden auf freiwilligen Antrag im Hauſe
Weinbergſtraße 11 zu Beſſungen öf=
fentlich
gegen baare Zahlung verſteigert:
58

[ ][  ][ ]

240

2 Zugpferde nebſt mehreren Pferde=
geſchirren
, 1Wagen mit verſchiedenen
Leitern, 3 Pflüge, hierzu ein Vor=
derpflug
. 1 eiſerne Egge, 2 Pfuhl=
fäſſer
mit Geſtellen, mehrere Pferde=
decken
, eine Partie Heu, eine Kaute
Dung, ſowie verſchiedenes Arbeitsge=
ſchirr
und mehrere Borden; ferner:
Rohrſeſſel, 2 Stühle, verſchiedenes
Weißzeug, mehrere Lampen und
Porträts.
Beſſungen, den 26. Januar 1886.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Weimar.
[912

Prima Rindſteisch Ko. 56 Pf.,
Prima Ralbfleisch 50
Prima Hierentett 40
R. Kahn,
Schirmgaſſe 10. (688

Schul-Einte,
tiefſchwarz.
Kanzlei-Tinte,
tiefſchwarz,
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Ludwigsplatz 7. 11061

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49

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in Deutschland. Anerkannt von vor-
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Frostbouier, Finnen ste. In Darm-
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den Blüthen des Nägelchen= oder Flieder=
baumes
deſtillirt. Vorräthig Fl. M. 1.,
M. 1. 25 und M. 1.50 bei 6g. Liebig
Sohn, Rheinſtr., L. K. Burkhardt, Rheinſtr.,
E. Scharmann, Ludwigsplatz. (8198

N. 22
Holzverſteigerung.
Montag den 8. Februar l. Js., Vormittags 9½ Uhr,
ſollen auf dem hieſigen Rathhauſe aus dem Gemeindelaubwald und zwar aus den
Diſtrieten Steckertswieſenſchlag, Hintererlen und ſtändige Weide:
108 Rm. Buchen=Scheiter, 2 Rm. Birken=Scheiter, 69 Rm. Eichen=Scheiter,
149 Buchen=Knüppel, 4 Birken=Knüppel, 79 Eichen=Knüppel,
4 Erlen=Knüppel, 1360 Buchen=Wellen,
2400 Eichen=Wellen,
8 Buchen=Stöcke und 45 Rm. Eichen=Stöcke, und
Dienstag den 9. Februar, Vormittags 9½ Uhr,
an Ort und Stelle:
145 Stück Eichen=Stämme von 12 bis 26 Emt. Durchmeſſer und 4 bis 9
Meter Länge,
3 Stück Eſchenſtämme von 12 bis 17 Emt. Durchmeſſer und 7 bis 9
Meter Länge,
3 Stück Eſchen=, 8 Stück Eichen= ſowie 21 Stück Buchen=Derbſtangen,
öffentlich verſteigert werden.
Zuſammenkunft der Steigerer für das Stammholz iſt am Eingang des Wal=
des
alte Roßdörferſtraße in der Nähe des botaniſchen Gartens.
Forſtwart Lehr ertheilt auf Verlangen nähere Auskunft.
Beſſungen, den 1. Februar 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
ſ993

Konkurs=Ausverkauf.
Die großen Waaren=Beſtände der Leopold Kahn'ſchen Konkurs=
maſſe
, beſtehend aus: Weiß=, Wollen=, Mode=, Band=, Seiden=
waaren
, Blumen, Federn, Hauben, Hüten und ſonſtigen
Putz=Artikeln ꝛc., ſollen zu jedem annehmbaren Preiſe verkauft
werden. - Darmſtadt, den 11. Januar 1886.
Der Konkursverwalter.
WB. Für Wiederverkäufer nur Mittwoch und Samstag. (290

Rheiniſcher Trauben=Bruſt=Honig
ſeit 20 Jahren bereitet aus Traubenhonig lvege=
1
tabiliſchem oder Fruchthonig aus edelſten rheini=
ſchen
Weintrauben) und dreifach geläutertem
Rohrzucker iſt das reinſte, angenehmſte, beſt be=
währte
Haus= und Genußmittel für Erwachſene
wie Kinder bei Huſten, Heiſerkeit, Verſchlei=
L4.2iökEüir imienn
mung, Hals=, Bruſt= und Lungenleiden,
B SAzztnn l
4
CW8esenleh depoukrle Schohmatre- LIc Keuchhuſten ꝛc., und durch unzählige Atteſte
ſelbſt aus ärztlichen Kreiſen ausgezeichnet. Dieſes köſtliche, dabei nahrhafte
Traubenpräparat enthält keine Spur animaliſchen oder thieriſchen Honigs, was
zur Beruhigung aller Conſumenten hiermit ausdrücklich hervorgehoben wird.
Proſpekte mit Gebr.=Anw. und vielen Atteſten bei jeder Flaſche. Haupt=Depots:
Leipzig: Engel=Apotheke.
München;Maximilian=Apotheke; Stettin:
Königl. Hof= und Garniſon=Apotheke. Niederlage in Darmſtadt bei den Herren:
M. W. Praſſel, Rheinſtraße 14. Gg. Liebig Sohn, Großh. Hoflieferant,
Rheinſtraße 28. A. Fiſcher, große Ochſengaſſe 14, Emanuel Fuld, Kirchſtraße,
Friedr. Schäfer, Lroguen= und Chemikalienhandlung, Gg. Liebig & Co.,
Louiſenſtraße 10, Moriz Landau, Mathildenplatz 1. Bessungon: Auguſt
Marburg.
(10725

Amerkkanisches Wasohpulver
wird unentbehrlich in jeder Haushaltung ſchon nach einmaligem Gebrauch durch
ſeine große Erſparniß an Seife und Soda; es greift die Wüſche nicht an
und macht das Bleichen überflüſſig. Dieſe große Annehmlichkeit, verbunden
mit dem billigen Preis E15 Pfo. per Packet W wird es ſchnell zum Freunde
jeder Hausfrau machen.
2
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[ ][  ][ ]

A22
(995
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und Flanelle, wollene Flanell-Hemden, Oxford-
Hemden, Hormal- Hemden, Hosen und Jacken,
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[ ][  ][ ]

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mit vollſtändigem Zubehör nebſt Waſſer=
leitung
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Möbelfabrikanten Glückert, Bleichſtraße.
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Zimmer mit Küche, 1 Stiege hoch, nach
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der 3. Stock, enthaltend 5 Zimmer mit
allen Bequemlichkeiten ſofort zu beziehen.
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ſofort zu verm. Näh. im Laden daſelbſt.
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Stock, aus zuſ. 7 Piecen, Küche ꝛc. be=
ſtehend
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1005) Promenadeſtr. 76 Seitenbau
eine Wohnung, 2 Zimmer und Küche, an
2 Perſonen zu vermiethen.
1006) Obere Niederramſtädterſtr.7
erſter Stock: 3 heizbare Zimmer, 1 Magd=
ſtübchen
und Zugehör, gleich beziehbar,
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1007) Beſſungen. Eine Wohnung in
der Holzſtraße, beſtehend aus 3 Zimmern,
Küche, abgeſchloſſenem Vorplatz nebſt Zu=
gehör
, baldigſt beziehbar, zu vermiethen.
Näheres Nr. 34 daſelbſt.
1008) Bleichſtraße 24 iſt der untere
Stock, aus 3 Zimm., Cab. ꝛc. beſtehend,
zu vermiethen und Anf. Mai beziehbar.
Zu erfr. im Hinterbau.

1009) Beſſ. Heerdweg 19 eine Par
terrewohnung von 3 Zimmern nebſt Zu=
behör
bis 1. April zu vermiethen.
Mittags um 1 Uhr zu ſprechen.

85

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Faden verm. Schulſtr. 10. 10124
817) Heidelbergerſtr. 33 iſt Stallung
für 6 Pferde, Burſchenzimmer, Remiſe,
ſowie Heuboden per 1. April zu verm.
Näheres Riedeſelſtraße 35.

12650) Alexanderſtr. 16 ein möbl.
Zimmer ſofort zu vermiethen.
300) Schloßgaſſe 8 ein möblirtes
Zimmer und Kabinet ſofort zu vermiethen.
303) Ecke d. Soderſtr. u. d. Kapell=
platzes
5 im 1. Stock ein gut möblirtes
Zimmer mit Penſion zu vermiethen.
820) Wilhelminenſtr. 14 ein möbl.
Zimmer mit ſepar. Eingang zu verm.
821) Alexanderſtr. 16, 3. Stock, ein
möbl. Zimmer per 1. Februar.
955) Niederramſtädterſtr. 35 im
2. Stock ein möbl. Zimmer.

Montag den 8. Februar 1886, Abends 7 Uhr,

5=
43

über

Die Vorträge finden in der Aula der Realſchule um 5 Uhr ſtatt.

Mittwoch den 3. Februar.
Herr Dr. Arthur Hoffmann: Ueber Kuochenbrüche, Verrenkungen, Verſtauchungen
und Verbrennungen.
Die praktiſchen Uebungen finden
Samstag den 6. Februar um 5 Uhr
in dem Alice=Hoſpital ſtatt.
[1010
Das Contral-Comits
des Alice=Frauenvereins für Krankenpflege.

ſFleg. Fräcke zu verl. J. Wilhelm, ſin Herr kann Schlafſtelle erhalten.
2. Schneidermſtr., Rheinſtr. 1, I. St.
Näh. Fabrikſtr. 13 Beſſungen. (874

unter gütigſt übernommener Leitung des Großherzoglichen Hofkapellmeiſters Herrn
W. de Haau und unter gefälliger Mitwirkung der Frau Otto Wolfskekl,
der Großh. Hofſängerinnen Fräul. Jetka Einkelstein und Frl. Johanna
Hoisinger, des Großh. Hofjängers Herrn Buer, des Großh. Hofconcertmeiſters
Herrn Mohlfeld und der Großh. Kammermuſiker Herren Müller, Engel,
Becher und Neumann.
Eintrittskarten und zwar: Nummerirter Platz M. 3, Saal= oder Logenplatz
M. 2. Vorſaal=Billet M. 1 ſind zu haben in der Buchhandlung von A. Berg=
ſträßer
, in der Muſikalienhandlung von G. Thies, bei Herrn Kaufmann Horn,
Kirchſtraße 14, bei Herrn Hofſchneider Wiegand, Soderſtraße 19, und am Concert=
tage
Abends beim Eingang ins Local, woſelbſt auch Exemplare des nächſter Tage
erſcheinenden vollſtändigen Programms zur Verfügung gehalten werden.
[957

die erſte Hilfe bei Unglücksfällen in Verbindung mit

[ ][  ][ ]

R23
Bekanntmachung.
Durch den Königlich Preußiſchen Miniſter der öffentlichen Arbeiten iſt in
Frankfurt a. M. eine Auskunftsſielle der Königlich Preußiſchen Staatsbahnen
in der Neuen Börſe, im erſten Stock, Zimmer Nr. 49 - ſeit April v. Is. er=
richtet
, welche einheimiſchen und auswärtigen Verkehrsintereſſenten amtliche Mit=
theilungen
mündlich, ſchriftlich und telegraphiſch über alle Verkehrsverhältniſſe der
deutſchen Reichsbahnen und Preußiſchen Staatsbahnen, ſowie der Main=Neckarbahn
und ferner nach Möglichkeit über den Eiſenbahnverkehr Süddeutſchlands und des
Auslandes giebt. Die Auskunft erſtreckt ſich über Perſonen= und Gütertarife jeder
einzelnen Station, Fahrpläne, Routenanſchlüſſe, Rundreiſe= und Saiſon=Billets,
Zollabfertigungsverhältniſſe, Hafengeleiſe, Trajectanſtalten, über Betriebsreglement,
Güterklaſſiſikation, Artikel Spezialtariſe 1-3, Verzeichniſſe der ſperrigen Güter
(50% Frachtaufſchlag), der bedeckungsbedürſtigen Güter der Spezialtarife ꝛc.
Um einen recht umfaſſenden Gebrauch von den zuverläſſigen, prompten und
unentgeldlichen Informationen der gu. Auskunftsſtelle herbeizuführen, weiſen wir
auf deren Beſtehen mit dem Anfügen hin, daß ſie für den Verkehr dem Publikum
an Wochentagen von 9- 12¼ Uhr Vormittags und von 3-6 Uhr Nachmittags
geöffnet iſt.
Darmſtadt, den 27. Januar 1886.
6011
Großherzogliche Handelskammer.
Merck.
Dr. Kahlert.

Darmstädter
4.
W.
Harnevak-Heſellſchaft.
Sonntag den 7. Februar 1886:
1
L.R. Grosser Carnevalistischer
A-A.
Damen- und Herren-Abend
in den feſtlich decorirten Räumen des Saalbaues.
Anfang präcis Abends 7 Uhr 11 Minuten.
Sterne für Nichtmitglieder und zwar für Herren Mk. 150, für Damen/
75 Pfg., ſind bei den Herren D. Fair & Söhne und Inſpektor Belten im
Saalbau zu haben.
Abends an der Kaſſe für Herren Mk. 1.75, für Damen Mk. 1.
Die Mitglieder haben das Recht, je eine Dame frei einzuführen, und ſind
die Sterne dafür bei der Firma D. Faix & Söhne in Empfang zu nehmen.
WVorträge und Lieder ſind an das literariſche Comite zu Händen/
des Herrn H. Hohmann, Waldſtraße 21, einzuſenden.
Jetzt iſt St. Petrus ſelber,
Vom Narrenreich entzückt,
Und 3 reinſte Narrenwetter
Hat er zum Gruß geſchickt.
Ihr Narren ſtrömt zum Saalbau,
Und lacht Euch tüchtig aus,
Narrheit wärmt Leib und Seele
Und treibt den Schnupfen aus.
Das Comité.
1012

Städtiſche
Sparkaſſe.
Nach 8 7 f. kann niemand für ſich mehr als ein Einlagebüchlein beſitzen.
Es wird dies vielfach umgangen, um dadurch den höheren Zinsfuß zu genießen,
welcher für kleinere Einlagen beſteht. Indem wir hierauf hinweiſen, bemerken wir,
daß den Zuwiderhandelnden nur Zinſen ihres erſten Einlagebuchs, nicht aber ihrer
ſpäteren gut gethan werden. Dieſem Nachtheil können ſich ſolche, welche bereits
dermalen mehrere ſolche Büchlein beſitzen, nur dadurch entziehen, daß ſie längſtens
bis Ende Februar d. J8. die Beträge der ſpäteren Büchlein in das erſte über=
tragen
laſſen.
Darmſtadt, den 16. Januar 1886.
Der Verwaltungsrath der ſtädtiſchen Sparkaſſe.
621
Buchner.

972) Eine alleinſtehende Frau ſucht einen
Monatdienſt. Große Bachgaſſe 18.

1013) 2 Hausburſchen ſuchen Stelle
durch Frau Cohn, kleine Ochſengaſſe 9.

DrOr
Cassnerorim.
Eine junge Dame, welche noch in Stelle
iſt, wünſcht anderweitig Engagement als
Caſſiererin, prima Referenzen übermehr=
jährige
Thätigkeit und ſchöne Handſchrift.
Selbige würde auch eine Filiale ſelbſtſtän=
dig
leiten; eventuell kann Caution geſtellt
werden.
Offerten unter F. F. 430 befordern
Hauzenstein & Vogler, Frank=
furt
a. M.
[1014
WVI
897) In ein herrſchaftliches Haus
wird eine in der feinen Küche erfahrene
Köchin geſucht. Hoher Lohn und ange=
nehme
dauernde Stelle. Zu melden obere
Wilhelminenſtraße 37.
977)
Modes.
Eine tüchtige zweite Arbeiterin in
ein hieſiges feines Putzgeſchäft geſucht.
Zu erfragen in der Exped. d. Bl.
785) Mit der Nadel geübte
Müdchen und Frauen,
auch einige Schneider finden dauernde
und lohnende Beſchäftigung bei
H. Schuchard.

Eine Köchin
wird geſucht. Wo? ſagt die Exped. G0l5
Lehrling
mit guter Schulbildung wird per ſofort
geſucht. Selbſtgeſchriebene Offerten an
J. Nold, Kohlenhandlung.
[(1016
ratAratemin
.
C..
Bunitul-Grſuch.
Auf eine II. Hypothek von 10,000 M.
Prima=Object - 6000 bis 8000 Mk.
Kapital gegen gute Zinſen geſucht. Gefl.
Offerten unter L. 0. 30 an die Exped.
dieſes Blattes.
(965
Warnung.
Ich warne hiermit Jedermann Nieman=
den
auf meinen und meiner Frau Namen
etwas zu leihen oder zu borgen, indem ich
ür nichts hafte.
1017
Hf. Gteinbrecher.

von 30000 Mark
din Hapital auf ein Obiet von
zoppeltem Werth zu leihen geſucht.
Offert. Chiffre L. 2 a. d. Exped. d. Bl. (960

Vrbeiter können Koſt und Logis erh.
5 Magdalenenſtr. 9, Vorderh., 1 St. h.
59

[ ][  ][ ]

244

N 22
Handelsverein
für
Darmstadt und Bessungen.
Einladung zur Bereins=-Verſammlung.
Mittwoch den 3. Februar 1886, Abends 8 Uhr,
im Damonsalon des Saalbaues.
Tagesordnung:
Das Branntwein=Monopol.
Zu dieſer wichtigen Beſprechung erwarten wir einen recht lebhaften Beſuch
unſerer Vereinsmitglieder und laden hierzu auch Intereſſenten und Gäſte hiermit
ergebenſt ein.
[1018
Der Vorstand.

GOrtakrankenkaſſe
für Nahrungsmittel=Gewerbe Darmſtadts.
Hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß unſer ſeitheriger Diener Herr Adam
Löffler ſeiner Funktionen enthoben iſt und an denſelben keinerlei Beträge mehr zu
entrichten ſind.
Herr Leonh. Eitenmüller wurde für obige Stelle unſererſeits angenommen
und mit der ferneren Einkaffitung der Beiträge betraut.
Darmſtadt, den 1. Februar 1886.
[1019
Der Vorstand.

HansVerkauk.
In ſchöner Lage Beſſungens iſt ein:
zwei= und einhalbſtöckiges, gut gebautes
Wohnhaus mit ¼ Morgen großen Gar=
ten
für den Preis von 18.500 Mark zu
verkaufen. Näheres Exped.
[1020

ſFin Offizier wünſcht von der Mitte des
⁄₂ Februar ab eine ruhige, aus zwei bis
drei unmöbl. Zimmern u. womöglich einem
Burſchengelaß beſtehende Wohnung mit
ſeparatem Eingang in der Nähe der In=
fanterie
=Kaſerne oder Rheinſtr. zu miethen.
Off. unt. L. 99 an die Exped. (771

Bekanntmachung.
Die am 25. und 26. Januar l. J3.
ſ abgehaltene Holzverſteigerung in dem Ge=
meindetannenwald
(Diſtrict Köhlertanne
und Kaiſerſchlag) iſt genehmigt und kön=
nen
die Abfuhrſcheine bis Donnerstag den
4. Februar l. J. bei dem Gemeinde= Ein=
nehmer
, Wittmannsſtraße Nr. 6, in Em=
pfang
genommen werden.
Beſſungen, den 1. Februar 1886.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Beſſungen.
[1021
Berth.
ſine gebildete Dame erbietet ſich gegen
C= mäßiges Honorar Vorleſeſtunden
in Deutſch oder Franzöſiſch bei älteren
Herren oder Damen zu geben und iſt auch
gerne bereit bei Leidenden vorzuleſen.
Näheres Roßdörferſtr. 32, 3. St. (66
Fin igr. Mann ſucht Logis mit voller
Penſion. Näheres Rheinſtr. 12
im Friſeurgeſchäft.
[1022
l.
p.. e. ed.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag. 2. Februar.
10. Vorſtellung in d. 6. Abonnements=Abteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Zum erſten Male wiederholt:
Die Holdprobe.
Komödie in 5 Akten von Augier und Sandeau.
Perſonen:
Franz Wagner, Tonkünſtler Herr Hacker.
riederike.
Frl. Rau.
Spiegel
Herr Steube.
Freiherr von Berghauſen Herr Werner.
Gräfin von Schwarzenfeld Frl. Berl.
Dorothee
Frau Kläger.
Gottlieb, Notar
Herr Wagner.
Sturz. Schloßverwalter, Herr Knispel.
Ein Diener des Barons Herr Knörzer.
Ein Diener der Gräfin
Herr Göbel.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 2. Februar.
Deutſches Reich. Dem Bundesrat iſt eine Vorlage zugegangen,
betr. eine Abänderung des Münzgeſetzes dahin, daß auch Nickel=
münzen
im Werte von 20 Pfennigen geprägt werden ſollen.
Im Bundesrate iſt der Antrag auf Verlängerung der Geltungs=
dauer
des Socialiſtengeſetzes eingebracht. Aenderungen an dem
Geſetze werden, mit Ausnahme der Beſtimmung über die Geltungs=
dauer
, in dem Antrage nicht vorgeſchlagen.
Die Ausſchüſſe des Bundesrats haben am Samstag unter Vor=
ſitz
des Finanzminiſters Scholz und im Beiſein des baheriſchen
Fiananzminiſters Riedel die Beratung des Branntweinmonopols
begonnen. Die Motive erfahren eine Ergänzung durch Vorlegung
einer eingehenden Rentabilitätsberechnung. Auch der Miniſterial=
direktor
des württembergiſchen Finanzminiſteriums iſt bei den Be=
ratungen
anweſend.
Der Reichstag lehnte am 29. die Lommiſſionsberatung des An=
trags
Jungoreen, betr. die Gleichſtellung der däniſchen Sprache
vor den Schleswiger Gerichten, ab und beſchloß die zweite Leſung
im Plenum. Ferner erledigte der Reichstag eine Reihe von an die
Budgetkommiſſion zurückverwieſenen Etatstiteln nach den Kom=
miſſionsanträgen
, ebenſo das Etatsgeſetz und das Anleihegeſetz. Am
30. kam der Antrag Ackermann wegen Abänderung der Gewerbe=
ordnung
bezügl. des Befuͤhigungsnachweiſes und der Bevorrechtung
der Innungen zur Beratung. Der Antrag wurde nach dem Vor=
ſchlage
Ackermanns einer Kommiſſion von 21 Mitgliedern über=
wieſen
.
In der nächſten Sitzung-Mittwoch - beginnt die erſte Leſung
des Unfallverſicherungsgeſetzes für landwirtſchaftliche Arbeiter.
Der letzte Tag der Polendebatte im preußiſchen Abgeordneten=
hauſe
, der Sonnabend, hat noch ſehr lange und ſehr erregte Ver=
handlungen
gezeigt. In denſelben gab endlich auch die deutſch=
freiſinnige
Partei ihre Meinung bezügl. der Volenfrage ab. Die=
ſelbe
lätzt ſich nach den Ausführungen des Abg. Rickert dahin zu=
ſammenfaſſen
, daß die Partei der Regierung das Recht zu den
Ausweiſungen nicht abſpreche, aber ſie mißbillige die Art derſelben,
auch ſtünde die Partet poſitiven Maßregeln nicht prinzipiell gegen=

über, wohl aber müßten dieſelben erſt reiflich geprüft werden. In
letzterem Sinne iſt auch der vom Abgeordneten Richter Namens
ſeiner politiſchen Freunde geſtellte Eventualantrag zu der Volen=
reſolution
der regierungsfreundlichen Parteien gehalten. In die
Debatte griffen auch die Redner aller übrigen Parteien ein, auch
die Miniſter v. Puttkammer und Bronſart v. Schellendorf nahmen
wiederholt das Wort; dazwiſchen ſpielte eine lange Geſchäftsord=
nungsdebatte
bezüglich des von freiſinniger Seite geſtellten Antrags
hinein. Derſelbe befürwortet die Ueberweiſung des Antrags Achen=
bach
und der hierzu von Seiten der Volen und des Centrums ge=
ſtellten
Anträge an die Budgetkommiſſion; in namentlicher Abſtim=
mung
wurde er mit 234 gegen 158 Stimmen abgelehnt, worauf
das Centrum, die Freiſinnigen und die Volen unter Proteſterklär=
ung
den Saal verließen. Von den noch zurückbleibenden Parteien
wurde alsdann der Antrag Achenbach unter Ablehnung der übrigen
Anträge einſtimmig votiert.
Die Ausſöhnung des Herzogs von Coburg=Gotha mit dem
Herzog von Edinburgh kann jetzt als vollſtändig gelten, nachdem
erſterer, der ſonſt im Winter in Gotha reſidiert, am 28. d. in
Coburg eintraf, wo auch der Herzog von Edinburgh angekommen war.
Das Panzerſchiff Friedrich Karl wurde am 27. in Wilhelms=
haven
aus dem Dock geholt, nachdem die Nacht vorher noch bei
elektriſchem Licht gearbeitet worden war. Das Schiff wird vor=
ausſichtlich
am 1. Februar unter dem Befehl des Kapitäns Stem=
pel
nach dem Mittelmeer in Seegehen. Der Friedrich Karl= iſt
eins der älteſten Panzerſchiffe der deutſchen Marine und wurde auf
der Werft der Sociéts des forges et des chaudières de la Héditerranée
zu La Seyne bei Toulon in Frankreich am 16. Januar 1867 vom
Stapel gelaſſen; trotzdem aber iſt es ein vorzügliches Seeſchiff, welches
ſich für überſeeiſche Expeditionen ſehr gut eignet. Das Schiff hat
eine Waſſerverdrängung von 6007 Tonnen, eine Maſchine von 8500
indizierten Pferdekräften und eine Beſatzung von 531 Mann. Die
Armierung beſteht aus ſechszehn Aem Krupp'ſchen Geſchützen, die
in einer gedeckten Batterie ſtehen.
Oeſterreich. Wie die Polit. Korreſp.- meldet, ſollten die Ge
ſchwader und Schiffe der europäiſchen Mächte vom 29. Januar ab
in der Sudabucht vor Kreta eintreffen. Das britiſche Kabinett habe
ſeinerſeits die bezüglichen Weiſungen bereits ergehen laſſen und ſei

[ ][  ][ ]

4
2

.
von den Kabinetten verſtändigt worden, daß auch ſie die betreffenden
Ordres erteilt hätten. Die europäiſche Flotte werde ungefähr 20
Schiffe umfaſſen.
Frankreich. Die neuen Reſidenten für Tonking und Annam
ſind nun ernannt. Für erſteres iſt es Fregattenkapitän Vial, für
Annam der bisherige franzöſiſche Generalkonſul in Tientſin, Dillon.
Die Amneſtie=Kommiſſion verhandelte am 29. Januar über den
Amneſtieantrag unter Zuziehung des Miniſterpräſidenten Freyeinet
und des Juſtizminiſters Demole, welche ſich beide gegen den Antrag
ausſprachen und um deſſen Ablehnung baten. Die Regierung würde
es gegenwärtig als eine Unzuträglichkeit betrachten, wenn die ver=
kündeten
Begnadizungen den Charakter einer Amneſtie erhielten.
Der Miniſterpräſident Freyeinet fügte die Verſicherung hinzu, daß
er den Kreis der zu Begnadigenden ſo weit als nur möglich er=
weitern
werde, für die wegen der Ruheſtörungen in Montceau=les=
Mines Verurteilten würde die Begnadigung bereits erfolgt ſein,
wenn nicht inzwiſchen die Ruheſtörungen in Decazeville ſtattgefun=
den
hätten. Die Kommiſſion beauftragte ihren Berichterſtatter, ſich
gegen den Amneſtieantrag auszuſprechen.
Engkand. Die Königin betraute Gladſtone mit der Bildung
eines neuen Kabinetts. Zwiſchen Lord Hartington und Gladſtone
iſt ein Einverſtändnis erzielt und hat ſich letzterer am Montag zur
Königin nach Osborne begeben.
Der Herzog von Edinburgh iſt zum Oberbefehlshaber des eng=
liſchen
Mittelmeergeſchwaders ernannt worden an Stelle des Ad=
mirals
Lord John Hay, deſſen Amtstermin abläuft.
Rußkand. Im Petersburger =Regierungsanzeiger' ſind ſoeben
intereſſante Mitteilungen über die im vorigen Jahr entdeckten Ver=
ſuche
einer ſozial=revolutionären Propaganda unter den Arbeitern
im Weichſelgebiete veröffentlicht worden. In Volen exiſtierten förm=
liche
ſozial=revolutionäre Gemeinden (Gminy) unter der Arbeiter=
bevölkerung
, welche ſich beim Warſchauer Arbeiterſchutzkonſeil durch
Delegierte vertreten ließen. Ein beſonderes Gericht entſchied über
die Streitigkeiten zwiſchen den Arbeitern und den Arbeitgebern und
fällte ſogar Todesurteile. Als die Organiſation der Gminh' in=
folge
Verhaftung der Rädelsführer zerfiel, bildeten ſich neue revo=
lutionäre
Gruppen, die den Grund zu einer allgemeinen Ver=
einigung
des Arbeiterproletariats legen ſollten. In der That ent=
ſtand
ein Arbeiterkomite;, das mit der ſich Norodnaja Wolja
Volkswille) nennenden Revolutionspartei ſolidariſch war, zahlreiche
Mordthaten und Mordverſuche ausführen ließ und unter der Ober=
leitung
des Edelmanns Stantslaus Kunitzky ſtand. Als endlich die
Behörden aufmerkſam wurden, erfolgten zahlreiche Verhaftungen
und 29 der Hauptſchuldigen wurden dem Warſchauer Kriegsgericht
überwieſen. Letzteres verurteilte 6 Angeklagten zum Tode, die
übrigen zu langjähriger Zwangsarbeit. Zwei der erſteren begna=
digte
der Kaiſer zu 2jähriger Zwangsarbeit, die übrigen 4 ſind
am Donnerstag in Warſchau hingerichtet worden.
Hriechenland. Das Amtsblatt dementiert die Nachrichl von der
Geneigtheit des griechiſchen Kabinetts, ſich zu fügen und zu de=
miſſionieren
.
Herbien. Die Kollektivnote der Mächte iſt der Regierung am
31. Januar in Belgrad überreicht worden. Dieſelbe führt aus, daß
die Mächte, indem ſie die ablehnende Antwort auf die erſte Kollek=
tivnote
zur Kenntnis nehmen, übereingekommen ſind zu erklären,
daß ſie etwaige kriegeriſche Schritte, von wem immer, nicht gut=
heißen
, den Angegriffenen ſchützen und wie immer der Ausgang
ſei, territoriale Modiſikationen nicht geſtatten würden.
Der ſerbiſche Friedensbevollmächtigte Mijatovic iſt mit dem
ihm beigegebenen Sekretär Zankovics am 30. Januar nach Bukareſt
abgereiſt.
Fürſtel. Lord Salisbury teilte dem engliſchen Botſchafter in
Konſtantinopel Inſtruktionen mit, welche er dem Admiral Hay,
Befehlshaber des engliſchen Geſchwaders in den griechiſchen Ge=
wäſſern
gegeben und die von Lord Salisbury ſelbſt unterzeichnet
ſind. Der Hauptpunkt derſelben iſt der Befehl, nötigenfalls Gewalt
gegen die Griechen anzuwenden, gleichviel, wo dieſelben die Türkei
angreifen. Der engliſche Aviſo. Helicon- und ein öſterreichiſches
Schiff ſind in der Sudabucht, dem Verſammlungsort der europäiſchen
Flotte, eingetroffen. Das engliſche Geſchwader wurde am 30 Jan.
erwartet.
Hrient. Admiral Hay, der Befehlshaber der engliſchen Flotte
in den griechiſchen Gewäſſern, iſt von ſeiner Regierung inſtruiert
worden, nötigenfalls Gewalt gegen die Griechen anzuwenden, gleich=
viel
, auf welchem Punkte dieſelben die Türken angreifen ſollten.
Das griechiſche Geſchwader iſt in Begleitung von 12 Torpedobooten
am Freitag in Euripo eingelaufen. Alle Verteidigungsmaßregeln
ſind daſelbſt getroffen. Das öſterreichiſche Geſchwader dampfte am
Sonnabend vom Piräus nach Kreta ab.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. Februar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Sams=
tag
den Major Kluck, Kommandeur des heſſiſchen Train=Bataillons
Nr. 11, den Baron Dorth aus Neckar=Steinach, den Obereinnehmer

22
245
Welcker aus Worms, den Hofkapellmeiſter de Haan, den Afrika=
reiſenden
Einwald; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den
Geheimrat Dr. Becker.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Kreis=
ſchulinſpektor
bei der Kreisſchulkommiſſion Alzey Dr. K. Seeger
auf ſein Nachſuchen in den Ruheſtand verſetzt und demſelben das
Ritterkreuz 2. Klaſſe des Verdienſt=Ordens Philipps des Groß=
mütigen
verliehen.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Ober=
lehrer
an der evangel. Schule zu Lampertheim J. Kiſſinger zum
Kreisſchulinſpektor bei der Kreisſchulkommiſſion ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Amtmann
bei dem Kreisamt Dieburg Dr. Auguſt Dietz zum ſtändigen Re
ferenten der akademiſchen Adminiſtrations=Kommiſſion, unter Ver=
leihung
des Amtstitels: Univerſitäts=Amtmann' ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Herzog von Edinburg ſind,
begleitet von dem Major la suite Heyl, Samstag vormittag von
Koburg kommend, zu Beſuch Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
eingetroffen und Sonntag abend über Paris nach England zurück=
gereiſt
.
Se. Durchl. der Fürſt zu Solms=Hohenſolms=Lich
iſt Samstag vormittag nach Lich zurückgereiſt.
Kommenden Samstag wird im Großh. Palais am Louiſen=
platz
ein Hofkonzert ſtattfinden.
Ordensverleihungen. Se. Majeſtät der Kaiſer haben
dem Generalmajor von Wulffen, Kommandeur der 49. Inf=Brig.,
die Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen Komthurkreuzes
1. Kl. mit Schwertern des Herzoglich=Sachſen=Erneſtiniſchen Haus=
ordens
, ſowie dem Kaiſerlichen Geſandten in Kopenhagen, Legations=
rat
Stumm die Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen
Großkreuges des Großh. Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
erteilt.
Das Frankf. Intelligenz=Blatt- vom 31. Januar ſchreibt:
Wie es heißt: wird das heſſiſche Palais auf der 8eil dem=
nächſt
in die Hände eines Konſortiums übergehen, welches beabſich=
tigt
, an dieſer Stelle ein großes Vergnügungs=Etabliſſement
Thésire variété, Konzertſäle ꝛc.) zu errichten. Die Kaufsverhand=
lungen
ſind bereits abgeſchloſſen, wovon die Miether der Keller und
Hintergebäude vorgeſtern verſtändigt wurden.
Zu dem am 25. März vor Großh. Landgericht Darmſtadt an=
ſtehende
Termine ſind 50 Perſonen aus dem Großherzogtum vor=
geladen
, welche beſchuldigt werden, als Wehrpflichtige in der
Abſicht, ſich dem Eintritte in den Dienſt des ſtehenden Heeres oder
der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubnis das Bundesgebiet ver=
laſſen
zu haben.
4. Die von unſerem Landsmanne Anding ſeit kurzem in der
Großh. Gemäldegallerie ausgeſtellten Bilder verfehlten nicht,
eine recht große Anzahl hieſiger Bewohner zur Beſichtigung der
beiden Kunſtwerke in das Großh. Schloß zu führen. Die beiden
Bilder, dem Geſtade der Oſtſee entnommen, ſind in ihrer Kompo=
ſition
einfach gehalten: die ſtille, ruhige See, kleine ärmliche Hütten,
ein paar Bäume und Sträucher, etwas Seetang und ein paar
menſchliche Weſen - das iſt das ganze Sujet; aber über dem ganzen
ruht ein wohlthuender Hauch des Friedens und der freundliche
Sonnenſchein gibt ihm einen milden Glanz. Die Farbenbehand=
lung
iſt dem behandelten Gegenſtand entſprechend maßvoll und
ſchlicht, zeigt aber, daß der junge Künſtler es wohl verſteht, die
Natur mit klarem Auge zu ſchauen und das Angeſchaute wahr und
richtig darzuſtellen. Wir wünſchen und hoffen, daß der Künſtler
uns recht bald wieder mit einer Schöpfung ſeines ſchönen Talentes
erfreuen möge.
Der von dem Lokalgewerbverein für letzten Freitag an=
gekündigte
Vortrag des Afrikareiſenden Herrn Auguſt Ein=
wald
hatte den großen Saal der Diſchinger'ſchen Brauerei in der
Saalbauſtraße bis auf den letzten Platz zu füllen vermocht, ein Be=
weis
, welch lebendiges Intereſſe man zur Zeit im großen Publi=
kum
den überſeeiſchen Angelegenheiten entgegenbringt. Gegenſtand
des Vortrags war der ſüdöſtliche Teil Afrikas, das Land der
Boeren und Zulus. Von Pieter=Maritzburg, der bekannten
Boerenhauptſtadt aus, durchzog der Reiſende das Land der Boeren
und der Zulu's bis zur Hauptſtadt der letzteren, woſelbſt er bei
dem Könige, dem Sohne Cetewaho's, gaſtliche Aufnahme fand.
Sein Transportmittel war ein eigens für die Reiſe gebauter und
ausgerüſteter 20 Fuß langer Wagen, der von 18 Ochſen gezogen
wurde. Als Reſervebeſpannung dienten 6 weitere Ochſen, dann
wurden noch 2 Pferde und 4 Hunde mitgenommen. Auf gutes Aus=
ſehen
der Pferde war beſonderes Gewicht zu legen, da den Häupt=
lingen
der einzelnen Oörfer und Stämme gegenüber auf ein an=
ſtändiges
Auftreten alles ankommt. Die Begleitung beſtand noch
aus zwei Deutſchen, ſächſiſchen Zimmerleuten, welche aber die Ex
pedition unterwegs, ihrer Mühſeligkeit wegen, wieder verließen,
und 10 Zulu's. Herr Einwald bemerkte, daß bei der Ausrüſtung
die üblichen Conſerven zwar nicht gefehlt hätten, daß man aber,
was ja überhaupt ein längſt anerkannter Erfahrungsſatz bei Reiſen
in fremden Ländern ſei, im Allgemeinen gut thue, ſeine Lebens=
weiſe
derjenigen der Eingeborenen möglichſt anzupaſſen. Es mag

[ ][  ]

23

auf die Zuhörer, nach unſeren ſeitherigen Anſchauungen einiger=
maßen
befremdend gewirkt haben, daß der Vortragende durchaus
kein Lobredner der Boeren war, ſondern ſich im Verlauf ſeiner
Rede mehr und mehr als warmer Anwalt der Zulu's zeigte; die
Anerkennung, die er dieſem Volksſtamme zollte, wußte er in ganz
überzeugender Weiſe zu begründen. Er ſchilderte ſie als körperlich
wohlgebildet und auch geiſtig gut begabt; ihre Zahlenbegriffe gehen
bis zu 100 000. Bei ordentlicher Behandlung ſeien ſie gaſtfrei und
durchaus redlich. Herr Einwald hält das Zululand wegen ſeiner
durch ein günſtiges Klima unterſtützten Fruchtbarkeit für einen
äußerſt günſtigen Erwerb für Deutſchland,=hat auch dort ſchon von
einigen Häuptlingen Ländereien angekauft; beſonders intereſſant
war noch ſeine Warnung, die Eingeborenen an den Genuß geiſtiger
Getränke zu gewöhnen. Die Geneigtheit derſelben, ſich zu berauſchen,
ſei leider eben ſo groß, als die Wirkungen hiervon verderb=
lich
. Noch ſoll erwähnt ſein, daß der Reiſende auf ſeinem Zuge
durch das Boerenland auch mehrere deutſche blühende Kolonien
antraf; davon eine, Neu=Hannover, ziemlich weit im Innern, von
etwa 300 Familien bewohnt, welche zwei Kirchen und zwei Schulen
beſitzt. Reicher Beifall gab ſich am Schluſſe des Vortrags
kund und wurden dann die von Herrn Einwald ſelbſt aufgenom=
menen
Photographien, ſowie die mitgebrachten Schmuckſachen ꝛc.
mit vielem Intereſſe von den Anweſenden beſichtigt.
Das Schreger'ſche Haus in der oberen Rheinſtraße ging
für den Preis von 150000 M. in den Beſitz der Firma E. Merck
über.
Der Verſchönerungsverein für Darmſtadt und Beſſungen
beſchloß in ſeiner Generalverſammlung vom 30. v. M. einen Bei=
trag
von 500 Mark für den Ausſichtsturm auf der Knodener
Höhe zu bewilligen; ferner wurden die Koſten für eine neue Faſ=
ſung
des Albertbrünnchens ſowie für eine einreihige Allee auf der
Oſtſeite der Wilhelminenſtraße vom Seegerſchen Hauſe bis zum
Monumente bewilligt und die Anbringung verſchiedener Ruhebänke
ſowie die Verbeſſerung des Wegs in der Gegend der Klipſteinseiche
vorgeſehen. Im übrigen beabſichtigt der Verein gegenüber dem
Verhalten der Stadtverordneten bezüglich der projektierten Fontaine
auf dem Louiſenplatze ſich in Bezug auf innerhalb der Stadt vor=
zunehmende
Verſchönerungen vorerſt abwartend zu=verhalten.
Die erledigten zweiten Gerichtsvollzieherſtellen bei
den Amtsgerichten Oppenheim und Oſthofen werden vorerſt nicht
wieder beſetzt werden, da ein Gerichtsvollzieher bei jedem der ge=
nannten
Amtsbezirke genügend erſcheint.
Der als Teilnehmer am Fach'ſchen Raubmorde geſuchte
Metzgerburſche Wilhelm Oldendorf - der Name wurde bisher im=
mer
fälſchlich Ollendorf geſchrieben - iſt in Aſchaffenburg verhaf=
tet
worden und bereits hierher überführt worden. Er hat ſeine Teil=
nahme
an dem Raubmorde ſchon eingeſtanden. Der andere Ver=
haftete
dagegen, Traugott Ferdinand Kern aus Kittlitz, leugnet noch
immer, iſt aber nach den vorhandenen Indicien der Mitthäterſchaft
an dem Verbrechen vollſtändig überführt.
Fr. 9.)
Denjenigen, welche an der Schuld des wegen des an Polizeirath
Dr. Rumpff begangenen Mordes verurteilten Lieske noch einigen
Zweifel hegten, bringt die Moſt'ſche Freiheit: vom 16. Januar
1886 vollſte Beruhigung. Das erwähnte anarchiſtiſche Blatt ſchreibt:
Lieske ſei vor ſeiner Abreiſe aus Baſel mit einem Dolch, einem
Revolver mit Munition und 30 Franken Geld verſehen worden,
um den Mordplan an Rumpff zur Vollendung zu bringen, und nach
derſelben Korreſpondenz wäre Lieske urſprünglich dazu beſtimmt ge=
weſen
im November 1884 einen Spion, deſſen Freilaſſung auf dieſen
Zeitpunkt erwartet wurde, umzubringen. (Es iſt das der in der
Strafanſtalt zu Lieſtal wegen Verbreitung des Stellmacheraufrufs
verhaftet geweſene Spengler Weiß aus Dresden, den die Anarchi=
ſten
des Doppelſpiels bezichtigten.) Bekanntlich hat nun die Frei=
heit
! während des Prozeſſes gegen Lieske deſſen Unſchuld an der
Ermordung Rumpffs ſtets beteuert. Jetzt rühmt ſich dieſes Blatt
der, wie es ſchreibt, von Lieske mit kaltem Blut ausgeführten
That!
Der Monat Januar nahm mit heftigem Sturmwind, Kieſel,
Donner und Blitz Abſchied.
Wiesbaden, 31. Januar. Bezüglich des an dem Rentner
Chriſtian Schneider zu Biebrich=Mosbach begangenen Mordes er=
fahren
wir, daß nun auch ein dem Ermordeten gehöriger Revolver
ſamt Patronen und deſſen Uhr, welche beide Gegenſtände von Mall=
mann
in Darmſtadt verſetzt worden waren, der Lgl. Staatsanwalt=
ſchaft
hier übergeben worden ſind.
(Rh. K.)
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 20. Januar.
B. Bei der Beſprechung der Wiederholung des Blumenthal'ſchen
Ein Tropfen Gift ſoll uns heute nur die Darſtellung beſchäf=
tigen
, die, wir können es getroſt ſagen, zu den vorzüglichſten ge=
hört
, die vom Genre des Konverſationsſtücks an unſerer Bühne in
Scene gegangen ſind. Obenan ſteht Frl. Cramer mit ihrer Leiſtung
als Hertha, welche den Uebergang vom leichten Plauderton bis

zum hinreißenden Ausdruck ſeeliſcher Kämpfe meiſterlich zu ſinden
verſtand. Die minutiös ausgearbeitete Verdeutlichungskunſt intri=
guanter
Berechnung, die Herr Steude als Mettenborn zu Schau
trug, verdient Lob vielleicht aber hat ſich der Autor dieſen Lebe=
mann
doch etwas dämoniſcher gedacht. Von den übrigen Perſonen
des Stücks, die, obwohl mehr oder minder Nebenfiguren, doch für
die verſchiedenen Situationen höchſt wichtig ſind, treten die, welche
den heiteren Luſtſpielcharakter tragen, am deutlichſten hervor: der
Baron Brendel, der das Geheimnis erfunden hat, ſeinen Freunden
unentbehrlich zu werden, die ſchalkhafte Komteſſe Liddy, eine neue,
geſchickt modifizierte Auflage des bekannten Luſtſpielbackfiſches, und
der kleine Lieutenant Bruno der, wir wiſſen Herrn Blumenthal
für dieſe Aenderung Dank, nicht zur Gattung der Reif Reiflingens
gehört, ſondern mehr Individuum als Racentypus iſt. Die mit
genannten Rollen betrauten Künſtler: Herr Werner, Fr. Kläger
und Herr Hackerſpielten mit dem heiteren Sinn, den der Autor in dieſe
Figuren gelegt hat. Eine prächtige Type des verknöcherten Beam=
tentums
mit ſeinen Rückſichten nach oben und unten' ſtellte Herr
Knispel als Geheimrat Fabricius dar. Herr Dalmonico konnte
ſich in die Haltung, die die Geſtalt des Exminiſters von Vahlberg
erheiſcht, nur teilweiſe hineinfinden. Die untergeordnete Rolle des
Erwin ſpielte Herr Edward mit Anſtand und Ritterlichkeit.
Sonntag, den 31. Jan.
E Dankbar für jede Abwechſelung in unſerem Opernrepertoire
begrüßten wir die Neueinſtudierung des Meyerbeer'ſchen Nord=
ſterns
mit unverhohlener Freude, ſchon deshalb, weil die Zahl der
Luſtſpielopern, welche im großen Stil ausgeführt ſind, eine ſehr be
ſcheidene iſt. Die Vorzüge der Meyerbeer'ſchen Muſik erſcheinen im
Nordſtern; in ihrem vollen Glanze, ſobald es ſich um die muſika=
kaliſche
Illuſtration von Maſſenbewegungen handelt. Das zweite
Finale iſt daher der Höhepunkt der Oper und darf ſich, was Macht
und Energie des Ausdrucks anlanat, ſonſt dem erſten Teile des 4.
Aktes in den Hugenotten' an die Seite ſtellen. Weniger verſchwen=
deriſch
als in den großen tragiſchen Opern Meyerbeers ſind im
Nordſtern: die Solopartieen bedacht, wennſchon die beiden Haupt=
figuren
: der Czar und Katharina Skawronski als dramatiſche Per=
ſönlichkeiten
zu intereſſiren vermögen. Meyerbeer liebte es, ſeine
Opernſtoffe den großen, weltgeſchichtlichen Begebenheiten zu ent=
nehmen
oder dieſe doch wenigſteus den Hintergrund für die ſich ab=
ſpielenden
Vorgänge bilden zu laſſen. Auch im Nordſtern wird
ein Stück Hiſtorie, Wahrheit mit Dichtung verwebt, den Augen und
Ohren der Zuſchauer vorgeführt. Das Sujet: Peters des Großen
Werbung um die finnländiſche Bäuerin Katharina, iſt mit Geſchmack
und Abwechslung in Scene geſetzt. Die Geſtalt des Czaren Peter
zeigt ſich im Nordſterns nicht ſo idealiſch wie in Lortzings bekannter
Oper, ſondern iſt mit derb realiſtiſchen, der Wirklichkeit ziemlich
nahe kommenden Zügen entworfen. Daß eine ſolche unbändige,
wilde Natur ſich nur von einem Charakter zähmen läßt, der an
Willenskraft dem ſeinen ebenbürtig iſt, legen die Vorgänge der Hand=
lung
zur Genüge dar. Eigenartig, gar nicht nach der Opernſchab=
lone
gezeichnet, iſt die Figur der Katharina Skawronski; die Dar=
ſtellerin
derſelben muß aber ſo gut ſchauſpielern als ſingen. Daß
ſich im letzten Akt in das beſtimmt und kräftig fkizzierte Charakter=
gemälde
einige ſtark ſentimentale Züge drängen, hervorgerufen
durch den Wahnſinn Katharinas, iſt auf Rechnung des Kunſtge=
ſchmacks
zu ſetzen, wie er in den fünfziger Jahren herrſchte, wo man
von einer Oper nicht Einſeit in Stimmung und Charakteren, ſon=
dern
eine Muſterkarte aller möglichen Gefühle forderte. Meyerbeers
Kunſt hat ſich dem Geiſt der Zeit nur zu oft anbequemt.
Die paſſende, ſtets den theatraliſchen Effekt im Auge behaltende
Verwendung der Chöre, worin Meyerbeer in ſeiner Art muſter
ailtig daſteht, bringt das bewegte, buntfarbige Lagerleben zu beſter
Veranſchaulichung.
Die heutige Vorführung der Oper erwies ſich als eine in den
Hauptteilen abgerundete, die wichtigſten Stellen kamen zu unver=
kürzter
Geltung und die Vertreter des Czaren und der Katharina,
Herr Feßler und Frl. Roth, haben mit ihren Leiſtungen Anſpruch
auf uneingeſchränktes Lob. In Bezug auf die Ausſtattung und:
Komparſerie hatte die Direktion einen anerkennenswerten, vom
beſten Erfolg gekrönten Eifer entwickelt.

[1023
Donkjagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme und die
zahlreichen Blumenſpenden, welche unz bei dem ſo ſchmerz=
lichen
Verluſte unſerer unvergeßlichen Gattin, Mutter, Tochter,
Schwiegertochter, Schwägerin und Tante
Frau Caroline Weinroich
in ſo reichem Maße zu Theil wurden, ſagen wir Allen unſern
herzlichſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebeneu.

Bruck und Verlag: L. é. Witticb'éhs Hafhuch ppz-xerzi.
Verantwortlich für die Redactian: Cari Mdisdicn.