Darmstädter Tagblatt 1885


29. Oktober 1885

[  ][ ]

148.
ſhrgang.

14
pd vopbovssb a
1098

145.
3llhrgang.

Mbonnementspreis
biertenchrlich 1 Mark 50 Pf. indl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.

(rag= und Anzeigeblatt.)

Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswürts
von allen Annoncen=Eppeditionen.

Amtliches Orgau
für die Bekannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmklicher Behörden.
Donnerstag den 29. Oktober.
1385.
Ns 211,

B e k a n n t m a ch u n g.
Nach 8 10 der Abfuhrordnung für Beſſungen iſt die Verbringung von Grubeninhalt auf Grundſtücke innerhalb des
Ortsbezirks zu Düngungszwecken nur nach vorheriger Desinfection in der Zeit vom 1. November bis 31. März während
der Nachtzeit von 10 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens geſtattet, jedoch iſt 24 Stunden vorher dem Revier=Polizei= Com=
miſſariat
davon Anzeige zu machen und kann die Ausführung gegebenen Falls polizeilicherſeits unterſagt werden.
Wegen der Ausführung der Dingung ſind weitere beſondere Anordnungen vorbehalten worden, welche nunmehr in
Uebereinſtimmung mit den für Darmſtadt gültigen Beſtimmungen wie folgt getroffen worden.
1) Die oben erwähnte Anzeige bei dem Revier=Polizei=Commiſſariat hat unter Angabe der Stunde der Vornahme der
Düngung zu erfolgen.
2) Die Düngung iſt nur zuläſig, wenn das betreffende Grundſtück in unmittelbarer Verbindung mit der Hofraithe ſich
befindet, in welcher die betreffende Grube liegt. Eine Verbringung des Grubeninhalts über die Straße iſt nicht geſtattet.
3) Die Düngung darf nur erfolgen, wenn zur Zeit der Ausführung der Temperaturgrad kein höherer als 6 Grad
Reaumur iſt.
4) Die vorherige Desinfection der Grube hat mit Eiſenditriol ſtattzufinden. Bei Herſtellung der Desinfectionsmaſſe
ſind 8 Theile Waſſer und 1 Theil Eiſenvitriol zu verwenden. Das zerkleinerte Salz übergießt man mit der angegebenen
Menge heißen Waſſers und läßt die Maſſe unter öfterem Umrühren bis zur völligen Löſung ſtehen. Alsdann ſetzt man von
dieſer Löſung unter fortwährendem Umrühren dem Grubeninhalt ſo lange zu bis der ammoniakaliſche Geruch verſchwunden
iſt. Auf ein Hectoliter Fäcalmaſſe iſt ein halb Kilo Eiſenvitriol zu verwenden und es iſt darauf zu ſehen, daß nur, die
raſche Löſung garantirendes heißes Waſſer benutzt wird.
5) Der auf das betreffende Grundſtück gebrachte Dünger muß ſofort mit einer Lage trockener Erde bedeckt oder unter=
gegraben
werden.
6) Nichtbeachtung dieſer Vorſchriften, ſowie die Unterlaſſung rechtzeitiger Anzeige bei dem Aevier=Polizei=Commiſſariat
wird mit Geldſtrafe bis zu 50 Mark geahndet.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
[0512

Unſprüche an den Nachlaß der Rent=
I ner Georg Weppler's Eheleute zu
Darmſtadt ſind binnen einer Woche bei
uns anzumelden.
Großherzogliches Amtsgericht
Darmſtadt l. 10513
Bekanntmachung.
Im Genoſſenſchaftsregiſter wurde be=
züglich
der Darmſtädter Baugenoſſen=
ſchaft
, eingetragene Genoſſenſchaft, nach=
tehender
Eintrag vollzogen:
Der Vorſtand beſteht dermalen aus:
Franz Joſeph Binkert, Vorſitzender,
Jean Hofmann, Schriftführer,
Auguſt Wiener, Rechner.
Darmſtadt, den 22. Oktober 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[(10514
C. Küchler.
Bartha.

Die auf den 1. Juli d. J3. zur Rück=
T zahlung berufene 3½oige Obli=
gation
Lit. B. Nr. 302 über 560 fl. iſt
bis jetzt bei unſerer Stadtkaſſe noch nicht,
zur Zahlung präſentirt worden.
Wir fordern den Beſitzer dieſer Obli=
gation
auf, den Betrag gegen Abgabe
derſelben mit den nicht mehr fälligen
Zinscoupons baldigſt zu erheben, da die
Verzinſung mit dem 1. Juli d. Js. auf=
gehört
hat.
Darmſtadt, am 24. Oktober 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[10431
Bekanntmachung.
Samstag den 31. Oktober l. J3.,
Vormittags 11 Uhr,
ſoll das Holzfällen für das Jahr 1886ſ7
in dem Gemeinde=Tannen= wie im Laub=

wald auf dem Rathhauſe zu Beſſungen
nach den vorgeſchriebenen Bedingungen in
Akkord vergeben werden.
Beſſungen, den 26. Oktober 1885.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[10515
Nadelholzſamen=Verpachtung.
Samstag den 31. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr,
wird auf dem Gemeindehaus zu Beſſungen
die 1885ſ86er Nadelholzſamenernte aus
den Domanialwaldungen der Oberförſte=
reien
Beſſungen, Eberſtadt, Ernſt=
hofen
, Langen, Meſſel und Nieder=
Ramſtadt öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Darmſtadt, am 21. October 1885.
J. A.:
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
[10327
Preuſchen.

[ ][  ][ ]

2492
Bekanntmachung.
Montag den 2. November l. Js.,
Vormittags 1 Uhr,
ſoll die Lieferung des Strohs zum Ein=
wintern
der Brunnen
20 Centner Gerſten= und

10 Centner Kornſtroh
im Wege der Submiſſion vergeben
werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
während der Büreauſtunden bei uns zur
Einſicht offen.
Beſſungen, den 26. Oktober 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[10516
Berth.
Bekanntmachung.
Auf Antrag der Philipp Henkel
Eheleute wird die denſelben gehörige Hof=
raithe
nebſt Grabgarten, Ecke der Kirch=
und Hügelſtraße zu Beſſungen
1156 Meter haltend,
Montag den 2. November d. 3s.,
Vormittags 11 Uhr,
auf hieſigem Rathhaus öffentlich meiſt=
bietend
verſteigert.
Nach Lage und Ausdehnung eignet
ſich dieſelbe für ein größeres Geſchäft
und wird bereits ſeit Jahren Metzgerei
daſelbſt betrieben, auch iſt eine Theilung
derſelben in zwei Hofraithen leicht möglich.
Beſſungen, den 26. Oktober 1885.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
[10017
Weimar.

R 211

Bekanntmachung.
Dienstag den 3. November d. J3.,
Vormittags 9½ Uhr,
anfangend werden im Hauſe Kirchſtraße
Nr. 2u zu Beſſungen die zum Nachlaß
der Kreiswundarzt Dr. Seiferling Wwe.
gehörigen Mobilien, als:
Gold= und Silberſachen, 1 Schreib=
ſekretär
, 1 Sopha, 1 Seſſel, Tiſche;
und Stühle, 1 Nähtiſch, Spiegel und
Bilder, 1 Waſchtiſch, 1 Pfeilerſchrank,
1 Weißzeugſchrank, 1 Kleiderſchrank,
1 Küchenſchrank, 2 vollſtändige Bet=
ten
, Weißzeug, Kleider, Küchen= und
andere Geräthe
offentlich gegen baare Zahlung meiſtbie=
tend
verſteigert.
Beſſungen, den 27. Oetober 1885.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Weimar.
[10518

Ueberrheiner
Sohleuder-Honig
das feinſte was geliefert werden
kann, empfiehlt


gammaut,
Caſinoſtraße 23. (022,

Verſteigerung

von

Laub und Borhweiden.
Freitag den 30. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
wird das Laub von den Wegen und Schneiſen der Domanialwaldungen auf dem
Beſſunger Gemeindehauſe meiſtbietend verſteigert.
An dem nümlichen Tage des Vormittags 9½ Uhr, findet ebendaſelbſt
die Verwerthung der diesjährigen Korbweiden von der Pappel=Remiſe und
einem Grundſtücke an dem Böllenfallthor ſtatt.
Weitere Auskunft bezüglich des Laubes ertheilen auf Verlangen die Groß=
herzoglichen
Forſtwarte Nold zu Beſſungen, Schanz zu Böllenfallthor und Wolf
zu Beſſunger Forſthaus; bezüglich der Korbweiden von der Pappelremiſe der
Gemeinde=Forſtwarte Ganßert dahier und bezüglich derjenigen am Böllenfallthor
der Großh. Forſtwart Schanz.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Preuſchen.
(10305

Er.
7a

Theodor Sohütte
(rüher Bloch'sche Hof=Schönfürberei).
1GSv C (ostm Eratodbro.

24 Urnst-Audwigsstrasse 24.

cols

EURSLATAtUEh-RsGnalt-
Wilhelminenſtraße 21.
Im Alice=Bazar.
(Cylinder) können nach der neueſten Mode umgeändert und
Seidenhüte auf das Ausbügeln derſelben gewartet werden.
gewaſchen, gefärbt, nach jeder beliebigen neuen Form
Herren=Filzhüte veränder innerhalb 3 Tagen. Defekt gewordene
Nänder werden durch neue erſetzt.
werden nach den neueſten Formen umgebügelt in
Damenhute einem Tage.
Kinderhüte waſchen, färben, façouiren billigſt und in kürzeſter Zeit.
H. Ladts, Hutmacher
Wilhelminenſtr. 2, im Alice=Bazar. 10519
dch erlaube mir auf eine reiche Auswahl ſolid gearbeiteter Kinderachürzen,
H. Röche, -Mragen, -Lätzchen ete., da ich ſolche nicht mehr weiter
H führe und zum Selbſttoſtenpreis abgebe, aufmerkjam zu machen.
Gleichzeitig bringe ich mein Lager in Darenschürzen, Röchten,
wollenen Tüchern, Handschuhen, Sehmuchsachen, Spitnen
und Rüschen in Erinnerung.
Harte Daulh,
[10520
Louiſerſtraße 32.

11 J.
25= 519 H2 810 927 1015, 113 4 61 85 10. 5 4a. 8.
9½ 1015 1130 [ ][  ][ ]

Falllon
Ionoo
22]

2493

B 211
von Manl 4.50 an bis zu
den feinſten in neuen Sendungen
eingetroffen.
RudOIk WfGIT, GUStaT EICkIerS Dachigr.
[10521
6 Ludwigsplatz 6.

Große Sendungen
Rohwild
treffen jetzt täglich ein und gebe
ſolches bis zum Schluſſe der Jagd
pfundweiſe ab.
Rehalemer, per Pfund Mk. 1.30,
Rehkeule, 1.20,
Rehbug,
70,
1 45,
Rehragout,
ferner:
frisoh
gosohossene
[10522
KasGh,
von Mk. 2.30. per Stück,
gemäſtete Wetterauer Gäuſe,
franzöſiſche Capannen,
Poularden und Welſche,
ſowie junge
Rebhühner u. Schnepfen.
Heir. Köhrich,
gegenüber der kathol. Kirche.
Schellſiſche
eingetroffen.
CememsRehle
[10523
am Marktplatz.

friſche Sendung.
G. P. Polh,
(10524
Bleichſtraße.

Reins
ſtets billigſt


Beine
Hermannſtraße 5.

HarOhOh

lgroße Kaſtauien),
in geſunder, ſchöner Waare, per
Pfund 15 Pfg.,
kleine Kaſtanien,
per Pfund 12 Pfg.,
empfiehlt
1052s
Mortz Lundan,
Mathildenplatz I.

Vorzügliche Teint- und
Hedizinische Seilen,
Carbolsäureseilo gegen Anſteckung,
Salieyl,Boraz,Benzoe., Cämphor.
Fräuter. und Jodseifen,
ſämmtlich 35 Pfg. bei, 10004
H. Scharmanr,
Hofbürſtenfabrikant - Ludwigsplatz 2.
Auf bevorſtehende
Arheilger Kirchweihe
erlaube mir meinen geehrten Abnehmern
prima ausgelaſſenes
SACALeUt
zum Kuchenbacken.
1. Qualität 70 Pf.
II. Qualität 50 Pf. per Pfund
in empfehlende Erinnerung zu bringen.
Louis ſelst,
Ochſenmetzger, (10526
Darmſtadt- Mathildenplatz.

Hlatirlſohs hingalnassor,

Hanheimer Badesaln,
Amsor Catarrh-Paston
(1052
empfiehlt
Emanusl Fuld.

in Eispackung,
Prima Caviar
ſoeben eingetroffen.
G. P. POTII,
Bleichſtraße. (ob2s
Winler-Handschnhe.
Wasoh. & Wildlodor.
Aandsohuhe
Specialität. (0529
Gebr. Eckert,
Handſchuhfabrik,
Ludwigsstrasse.

Grogselaronen
10 Pfd. zu M. 1.60, im Centner M. 15.-
Emanuel Fidld.
10.
Lrveiatwurſ.
(ochte Cothaer)
[10308
friſch eingetroffen.
Hoinrich Hrlonbach,
11 Ernſt=Ludwigsſtraße II.

Blumenpapiere,
Blumenblätter,
Bouquetmanſchetten,
Wachsſchleifen
in großer Auswahl bei
62
J. Ph. Reinhardt,
Papierhandlung, (10439
Schloßgraben Nr. 7.
Zwei wenig gebrauchte
Ein Schöner grosser Saal mit Mobiliar,
flol4s
in der Alexanderſtraße, für Bureaux
Mantelöfen,
oder zur Ertheiluug von Schulunter-
richt
ſehr geeignet, alsbald zu verm. ſſowie Magdbett und Kinderwagen
Näheres bei der Expedition. (10338 preiswerth abzugeben. Steinſtr. 6.

[ ][  ][ ]

2494

Vollo
I500h
GmdO
4

N. 211
60, 65, 70 u. 75 Pfg.
in vorzüglicher Qualitäl
für Damen und
Mh.
190)
Mädchen. 10530
Wels, Gustav Hichlers Nachſgr.,

Profossor
Dr. Modl. G. Jägors
ächte Normalartikel
empfehlen ſich ganz beſonders zu
W-Weihnachtsgeſchenken.-

Es ſiteht feſt, daß dieſe ſehr prak=
tiſchen
Artikel für Herren, Damen und
Kinder, welche zugleic, von ſo hohem,
hygieniſchem Werth ſind, die Em=
pfänger
erfreuen und zugleich die Geber
ehren. Die ächten Normalartikel
ſind bekanntlich von vollendeter Schön=
heit
, nur allerbeſter Qualität und
außergewöhnlich preiswerth.
Umtauſch nach den Feiertagen ge=
ſtattet
.
Preisliſten, wiſſenſchaftliche Begrün=
dung
gratis!
W. doldene Hedaillen in London,
Budweis, Madrid, höchste Auszeichnung
diesj. Weltausstellung Antwerpen. --
General-Dopot: (0531
1
Abe. nVaU,
Ludwigsſtraße 18.

ſobal=Veränderung.
*
Von nun ab befindet ſich mein Colonialwaarengeſchäft on gros
E en détail in meinem Hauſe
16 Rheinſtraße 16

(früher Conditor Wichberg gehörig.
Ich verbinde mit dieſer Anzeige die ergebene Bitte, das mir
bisher geſchenkte Vertrauen auch in dem neuen Lokale zu bewahren
und werde ich mich wie ſeither beſtreben, durch aufmerkſamſte Be=
dienung
bei reeller Waare und möglichſt billigſten Preiſen meine
werthen Abnehmer in jeder Hinſicht zufrieden zu ſtellen.
Darmſtadt, im Oktober 1885.
Hochachtungsvoll

Frische
Schellfiſche
eingetroffen.
Jarob Rührich,
Hoflieferaut. (053=
Welſchkorn
empfiehlt
[10533

mal

9
UEREEGA-TTIOIIos
bei
C. Völher.
untere Hügelſtraße 75.
Heshſak
Rhoin-Salm
BARN
im Schnitt per Pfd. M. 2.-.
Lachsforellen, Schellfiſche 30 und
35 Pfo
Steinbutt, Cabliau so Pfg.,
Seezungen, Aale M. 1.50,
Schollenz. Backen Hechte 90 Pfg,
per Pfd. 30 Pf.
Dorſch per Pfund 25 Pf.

2 Mlapp -ever,
Carlsſtraße 24. (0534
2

4.
1.A SS-A IGOO

vorm. J. G. Jordis.

10376

1)
L
8209) Schloßgraben 15 der 1. Stock
ſofort zu vermiethen. Näheres bei R.=A.
Dr. Kleinſchmidt, Hügelſtraße 55.

9736) Roßdörferſtraße 12 iſt
die Beletage mit allem Zubehör ſo=
4 fort beziehbar.

un

5 61 8 11. 5
6 83 10 11 5 7a 112. 213 452 N 913 13948 5⁄₈
S⁄₈ 73= ſ. 112-
452 913 N. [2948

9965) Arheilgerſtraße 48 eine ſchöne
Parterre=Wohnung mit Waſſerltg. ſofort
oder ſpäter zu beziehen. Daſelbſt eine
hübſche Manſardewohnung mit Waſſer per
Monat 13 M. bis 1. Nov. zu beziehen.
10106) Carlsſtraße 16 ein unmö=
blirtes
Zimmer im Hinterhaus zu verm.

ls.
854
1289
N.
615
825
950
5 Nur
Wiebels!
S0
55 Nur a

[ ][  ][ ]

ft
zang
ige
dt.
vigs-

G.
26

516
835
102
110
245
L59.
559
740
1019
1067.

730
102.
122
10
5
89
11

5.
72)
20.
1023

Se.
47
2½
85
225
5¼
037

S
9
1½.
02

m.

10276) Grafenſtraße 35 Seitenbau
eine kleine Wohnung für eine einzelne
Perſon ſofort zu vermiethen.

R211

2495

10448) Hermannſtraße 2ſtöckiges
Haus mit Manſarde, enthaltend
10-12 Zimmer nebſt Garten, zum
Preis von M. 900 zu vermiethen.
Auf Wunſch werden auch die ein=
zelnen
Etagen vermiethet. Ueber=
nahme
ſofort, Nähere Auskunft
ertheilt Herr B. L. Trier, Lud=
wigſtraße
.

10449) Kahlertſtraße 7 eine ſchöne
Wohnung von 3 Zimmern, Küche, Boden=
kammer
ꝛc. nebſt Gartenantheil per erſten
Februar 1886 preiswürdig zu vermiethen.
Näheres Aliceſtr. 23 parterre links.
10535) Wilhelminenſtraße 8 zwei
Zimmer nebſt Alkoven ſof. zu vermiethen.
10536) Schloßgaſſe 23 ein Zimmer
und Küche zu vermiethen. Näh. 1 St. h.
10537) Beſſungen. Orangerieſtr. 1
eine ſchöne Wohnung an ruhige Familie.

rurie

mit Entreſolwohng. gl.
Hin Ladon veziehbar Kapellplatz 14

141
141

10199) Marienplatz 9 iſt ein möbl.
Zimmer au einen Herrn zu vermiethen.
10450) Martinſtraße 17 zwei ſein
möblirte, anſtoßende Zimmer, Hochpart.,
mit ſeparatem Eingang, ſofort zu verm.
10538) Waldſtraße 7 ein möblirtes
Manſardenzimmer ſofort zu beziehen.
Eliſabethenſtr. 35 kl. mbl. P3. billig.
H. G. J. Darmstadt.
Bf. wurde abgeſandt, jedoch nicht abge=
holt
und daher von mir zurückgenommen.
Beſtimmen Sie gefl. Zuſammentreffen d.
Rudolf Mosse, franlefurt a. M., unter
W. 6343.
[1053.
5Fin Student ertheilt Unterricht in den
= Sprachen und der Mathematik.
Offerten unter A. P. 1224 an die
Expedition d. Bl.
[10465
6
Wohnung geſucht.
Für eine ruhige Familie von 2 Per=
ſonen
auf 1. April 1886 in geſunder und
feiner Lage, 5-6 Zimmer und Zubehör
erforderlich. Offerten mit Angabe des
Miethpreiſes unter A. B. 368 an
Rudolf flosse, Wiesbaden. 10459
(Fine ſehr gute Violine iſt zu verkaufen.
C, Große Bachgaſſe 29.
[10540

16,

RGEATOU
(Dreiundvierzigſtes Jahr.)

im

Samstag den 31. Oktober 1885,
unler Leilung des Herrn Hofconcertmeiſter Willem de Haan
und unter gütiger Mitwirkung
des Fräulein Emilie Reinhardt und des Fräulein
Eli Weber von hier.
Anfang präcis 8 Uhr.

Programm.
Erſte Abtheilung.
1) Zwei Männerchöre mit Klavierbegleitung aus Prometheus: von C. J.
Brambach: a. Chor der Schnitter, b. Friede, Friede auf offenem, freiem Meerv.
2) Zwei Lieder für Sopran: a. O, wüßk ich doch den Weg zurück von J.
Brahms, b. Du rothe Ros' auf grüner Haid von H. Sommer, geſungen von
Fräulein Reinhardt. 3) Vineta für Männerchor von F. Abt. 4 Sonate
Cis-moll: a. Adagio sostenate, b. Allegretto, c. Presto agitato, von L. van
Beethoven, vorgetragen von Fräulein Weber. 5) Zwei Lieder für Männer=
Chor: a. Waſſerfahrt von F. Mendelsſohn, b. Sonnenaufgang von F. Hiller.
6) Drei Lieder für Sopran: a. Lied der Margarethe aus Scheffels Trompeter
von Säckingen! von W. Riedel, b. Es blinkt der Thau' von A. Rubinſtein,
ſc. Die Nachtigall von R. Volkmann, geſungen von Fräulein Reinhardt.
2
7) Drei Klavierſtücke: 2. Romanze von A. Rubinſtein, b. Paſtorale von D.
Scarlatti, c. Thema mit Variationen von L. Schubert, vorgetragen von Fräul.
Weber. 8) Schifferlied für Männerchor von W. Eckert.
Zweite Abtheilung.
9) Zwei Männerchore a. Im alten Faß zu Heidelberg von H. Marſch=
ner
, b. Verlaſſen bin i von Th. Koſchat. 10) Zwei Lieder für Bariton:
2. Der Deſerteur von A. Hackel, b. Wanderlied von R. Schumann, vorgetragen
von einem Vereinsmitglied. 11) Zwei Männerchöre: a. Müller, hab= Acht! von
H. Willemſen, b. Marſchiren von L. Brahms.
Karten für Nichtmitglieder ſind bei den Herren A. Bergſtrüßer, M. Böl=
ling
und G9. Thies, ſowie Abends an der Kaſſe Mk. 2 zu haben.
Der Vorstand. 110598
Verein
vUT SURRRTIRAUN.
Vortrag.
des Herrn General=Sekretär Dr. P. Wisliconus von Berlin über:
Deutſche Kolonien.
Donnerstag den 5. November, Abends 8 Uhr, im großen
Saale der Turngemeinde.
[10541
ſEintritt frei für Jedermann.

Preisgekrönt: Düsseldorf, Frankfurt, Madrid, Amsterdam, Antwerpen.
Vorzüglick für Korepondenz

eine aller elastischen Fek
lern bringt die Schriſtzig.
Grund. und Haarstricke)
1 Autswahi.
geschmeidig und glat=
Cortiment mit dazu
Kervor wie diese Vormal
dassenden Halter 50 Pf.
Federn.
Berlin 1 F. SornugcEuis vExLAGrnA½Leipisl

Ausführliche
Preisliste
unserer
Sämmtl. Pabrikate
kostenlrei.
[10542

661

[ ][  ][ ]

2496

108

10543) Stelle als Haushälterin ſucht
eine Beamtenwittwe. Näheres Frau
Mattern, Grafenſtraße 37.

10544) Tücht. Kinderfrau wird em=
pfohlen
d. Frau Mattern, Grafenſtr. 37.
10452) Eine reinl. Frau ſucht Lauf=
dienſt
. Waldſtr. 20, Hinterb., 2 St. h.
Buchhalter
mit ſchöner Handſchrift und beſtens em=
pfohlen
, ſucht Stellung.- Gefl. Offerten
unter Buchhalteru an die Exped. d. Bl.
[10320
erbeten.

14

M
4
SrAArARII

10545) Für ein gräfliches Haus in
Rennes (Bretagne) wird eine
6
K
GouVSUAA-GSIOUI.
Adreſſe: Kranichſteinerſtraße 17.
Zweitüchtige Mädchen
werden in ein bürgerliches Haus zu mie=
then
geſucht. Erſteres muß der Küche
bevorſtehen, das zweite in Hausarbeit
und Bügeln bewandert ſein. Nur brave
Mädchen wollen ſich melden und ſolche,
die gute Zeugniſſe aufzuweiſen haben.-
Näheres in der Expedition.
[10546
10547) Eine Lauffrau geſucht.
Lauteſchlägerſtraße 27.
10548) Ein Stubenmädchen außer
Stellung, welches im Nähen geübt, wird
zur Aushülfe geſucht. Näheres Exped.
10549) Mehrere junge Mädchen finden
dauernde Beſchäftigung.
Sohlager & Best.

Me. 211
10550) Brave Mädchen erhalten ſofort
ſehr gute Stellen hier und auswärts.
Stellenbureau Röſe, Eliſabethenſtr. 46.

10286) Geſucht wird zum baldigen
Eintritt ein gelernter
Diemer
mit guten Zeugniſſen. Rheinſtraße 43.

Holzolouope
Donnerstag den 29. Oktober
bei Verabreichung eines guten Glas Bair.
Biers, direkt vom Faß, wozu freundlichſt
einladet
D
N. EGigG
nzum Baieriſchen Hof
Ballonplatz 7. 10506
4
OLIW.GULUN.

Rheinſalm,
Turbot,
Seezungen,
Lachsforellen,
Cabltau,
Schellfiſche,

Aal,
Hechte,
Karpfen,
Mulben,
Bräſem,
Hummer.

T

odte Sechechte und Karpfen.
auf Eis per Pfund 70 Pfg.
Moules, Crevettes,
Caviar
(Elbe, Ural= und Aſtrachan).
GON
GOOL. ulALo-y
Hoflieferanten. 10551

Echte Teltower Rübchen
ſind eingetroffen.
[10552
Frau Loussler, Marktplatz.
prakt. u. Spcoiglarzt f. haut.,
00h frauenzuDiterleivshrankholton
W.hGhavilsnte-runkſ.a. M. Stinar.neis.
Lagict.rſ. iicorſe.nahwch ſ.

Kirchliche Nachricht.
Am Reformationsfeſt nächſten Sonntag den
November, wird das heil. Abendmahl in
der Stadtkirche und die Vorbereitung da=
zu
am Tage zuvor, Nachmittags 2 Uhr, da=
ſelbſt
gehalten werden.

Elftanatnien

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag den 31. Oktober.
Vorabendgottesdienſt um 4 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Predigt um 9 Uhr 15 Min.
Sabbathausgang um 5 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
i3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 31. Okt.: Vorabend 4 Uhr 20 Min.
Morgens 8 Uhr.
Nachmittags 4 Uhr.
Sabbathausgang 5 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt: Von Sonntag, 1. Nov. an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr - Min.
WB. Montag: Taanis Scheni.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 2. Oktober.
3. Vorſtellung in d. 3. Abonnementsabtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
Jigaro's Hochzeit.
Komiſche Oper in 4. Akten. Muſik von M.
A. Mozart.
Aufang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Freitag, 30. Oktober.
4. Vorſtellung in d. 3. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Zum erſten Male:
Das Volſti, wie es weint und kacht.
Volksſtück mit Geſang in 3 Akten und 10 Bildern.
Muſik von C. Conradi.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

[10553
Dankſagung.
Für die herzliche Theilnahme bei dem ſchweren Verluſte
unſerer unvergeßlichen Tochter
H.ouise
ſagen wir hierdurch unſeren innigſten Dank.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1885.
J. Weitzel und Frau.
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 20. Oktober.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer hat am Montag den
griechiſchen Geſandten Rhangabe in Gegenwart des Unterſtaatsſekre=
tärs
Herbert v. Bismarck empfangen. J. M. die Kaiſerin wird
heute Baden=Baden verlaſſen und ſich wie alljährlich auf einige Zeit
nach Koblenz begeben.
Der Chef der Reichskanzlei, Geh. Rat Rottenburg, hat ſich am
Dienſtag nach Friedrichsruh begeben.
Ein bedeutſamer Gedenktag für das deutſche Volk iſt in weiteren
Kreiſen desſelben anſcheinend ziemlich unbeachtet vorübergegangen.
Der 85. Geburtstag Moltkes. Am verfloſſenen Montag den 26.
Oktober waren 85 Jahre vergangen, ſeit der berühmte Schlachten=
denker
in dem mecklenburgiſchen Städtchen Parchim geboren wurde
und in Anbetracht deſſen, was der geniale Stratege ſeinem Herr=
ſcher
und ſeinem Volke in drei Feldzügen geleiſtet und das ihm für
immer die Anerkennung und Dankbarkeit der deutſchen Nation
ſichert, muß dieſer Tag mit zu den Gedenktagen Deutſchlands ge=
rechnet
werden. Der Lebenslauf Moltkes iſt zu bekannt, als daß

wir demſelben an dieſer Stelle nochmals in ſeinen Einzelheiten
folgen ſollten; mit Genugthuung aber ſei hervorgehoben, daß ſich
der große Feldmarſchall trotz raſtloſer geiſtiger Arbeit während
eines langen Lebens und trotz unglaublicher körperlicher Auſtrengungen
ſeine geiſtige Spannkraft und körperliche Rüſtigkeit gleich ſeinem
Kaiſerlichen Herrn bis in das höchſte Alter zu bewahren gewußt
hat. In größter Zurückgezogenheit hat Graf Moltke ſeinen Ehren=
tag
gefeiert und dies entſpricht nur der Beſcheidenheit und ſeltenen
Anſpruchsloſigkeit, welche dem großen Schweiger' eigen ſind, Eigen=
ſchaften
, die es ihm jedenfalls erwünſcht ſein ließen, daß ihm an
ſeinem 85. Geburtstag keine glänzenden Ovationen dargebracht
wurden. Möge uns der geniale Feldherr noch lange erhalten bleiben,
dem geſamten deutſchen Vaterlande zu Ruhm und Ehre!
Die Hoffnung auf eine direkte Verſtändigung zwiſchen Deutſch=
land
und Spanien in der Karolinenfrage muß nunmehr aufgegeben
werden, nachdem der Inhalt der ſpaniſchen Antwort auf die Note
des Fürſten Bismarck vom 1. Oktober bekannt geworden iſt. Die
ſpaniſche Antwort beſagt, kurzgefaßt Folgendes: Spanien halte die
deutſchen Anſprüche auf die Karolinen für nicht begründet; es wäre
denn, daß eine neue Konferenz analog der Congo=Akte Beſtimmungen
für ozeaniſche Gebiete träfe; ſolange das nicht geſchehen, halte
Spanien ſeine Anſprüche im Prinzip nach Maßgabe des bisherigen
internationalen Rechts aufrecht. Daß, wie Spanien wünſcht, wegen
der Karolinen=Inſeln eine neue internationale Konferenz zuſammen=
treten
ſolle, iſt nicht gut denkbar, es bleibt daher, da Spanien die
deutſchen Anſprüche nicht anerkennt, nur die päpſtliche Vermittlung
übrig. Einer römiſchen Korreſpondenz der Köln. Volkszeitung
zufolge iſt die vatikaniſche Note in der Karolinenfrage fertig geſtellt
und darf man unter den obwaltenden Umſtänden auf den Inhalt der
päpſtlichen Note mit Recht geſpannt ſein.
Der ſpaniſche General Salamanca iſt jetzt auf ſeinen Wunſch

[ ][  ][ ]

fl
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dt.
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546
11

2¼
18
45
155
243
243
[5
310
724
136
154

No.
aus der Liſte der Ritter des Roten Adler=Ordens geſtrichen worden.
Der deutſche Geſandte in Madrid, Graf Solms, hat den Auftrag
erhalten, dies dem edlen Degen' anzuzeigen. Der nächſtjährige
Etat für das Reichsheer iſt abgeſchloſſen und ſoll ſchon in nächſter
Woche dem Bundesrate zugeſtellt werden. Wie verſichert wird, ſoll
er nur eine geringe Erhöhung gegen das Vorjahr aufweiſen. Im
nächſtjährigen Etat des Reichsamts des Innern ſind 20000 M. zu
gunſten der Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft ausgeworfen.
Am 27. hatte eine Sitzung des preußiſchen Staatsminiſteriums
ſtatt.
In der bayeriſchen Kammer erklärte der Finanzminiſter auf
eine Anfrage Brandenburgs wegen des Geſetzentwurfs über den
oberſten Rechnungshof, die Regierung habe wichtigeres zu erledigen,
übrigens würde der Entwurf recht ernſte andere Fragen mitführen,
bezüglich deren es beſſer ſei, ſie nicht ins Haus zu tragen. So
lange er Finanzminiſter ſei, würden ſolche Fragen glücklich vermieden.
Die Sache hänge auch mit der Reichsgeſetzgebung zuſammen, und
endlich werde die Umwandlung des Rechnungshofes jedenfalls Mehr=
ausgaben
erfordern. Frankenburger und Schauß halten die Ur=
gierung
der Frage momentan für ungeeignet, wahren aber das Recht
der Nachfrage über die Sachlage nach zwei Jahren. Der Etat wird
ſchließlich genehmigt.
Der Miniſter Graf Görtz=Wrisberg, welcher am Dienſtag von
Kamenz reſp. Berlin nach Braunſchweig zurückkehrte, wurde am
Bahnhofe von einer nach Tauſenden zählenden Menſchenmenge er=
wartet
und mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Der Bürgermeiſter
Rittmeyer hielt eine Anſprache an den Miniſter, worin er demſelben
das Vertrauen der Bürgerſchaft bezeugt, das ihn alle Schmähungen
vergeſſen laſſen möge. Der Miniſter dankte in bewegten Worten
und betonte unter ſtürmiſchen Zuſtimmungsrufen der Verſammelten,
daß man keine günſtigere Wahl habe treffen können, als die des
Prinzen Albrecht. Man möge demſelben das nämliche Vertrauen
entgegenbringen, deſſen ſich der Regentſchaftsrat zu erfreuen gehabt.
Am 27. teilte der Oberbürgermeiſter Pockels den Stadtverordneten
mit, daß Prinz Albrecht ſeinen Einzug für den 2. oder 3. November
zugeſagt habe. Nachmittags, nach ſtattgehabter Sitzung der Vereins=
vorſtände
und Korporationen, wurde Näheres über die Empfangs=
feierlichkeiten
beſchloſſen. Der Feſtzug geht vom Bahnhofe aus.
Dort findet Empfang durch die Landesbehörden, auf dem Friedrich=
Wilhelmsplatz Empfang durch die ſtädtiſchen Behörden ſtatt. Spalier
bilden ſämtliche Geſangvereine, Kriegervereine, die Feuerwehren,
der Bürgerverein, die Handelskammer, die kaufmänniſchen Vereine,
die Innungen, die Schützen, die Schuljugend ꝛc.
Schweiz. Die Regierung von Japan hat ihren Beitritt zu dem
Vertrage vom 20. Mai 1875 über ein internationales Metermaß
angezeigt.
Frankreich. Der Miniſter des Auswärtigen erhielt am 26. die
amtliche Mitteilung von der Ernennung des Grafen Münſter zum
deutſchen Botſchafter in Paris. Graf Münſter wird am Samstag
zur Uebernahme ſeines neuen Poſtens in Paris eintreffen. - In
dieſen Tagen wird im Amtsblatte das Dekret zur Einberufung des
Parlaments auf den 10. November erſcheinen. Der Miniſterrat
im Elyſée beſchäftigte ſich am 27. d. M. mit der Finanzfrage.
Der in Parts eingetroffene franzöſiſche Botſchafter Waddington
kehrt Ende dieſer Woche nach London zurück.
Engkand. Der Marineminiſter, Lord Hamilton, erklärte am
Montag in einer politiſchen Verſammlung, die Regierung beabſich=
tige
binnen zwei Jahren die Kriegsmarine durch neun Panzerſchiffe
mit Deplacement von achtzigtauſend Tonnen zu verſtärken.
Den Dailh News: wird aus Simla gemeldet, daß die Trup=
pen
ſobald als möglich nach Rangun geſchickt werden ſollen, ohne
die Antwort auf das dem König Thibau geſandte Ultimatum abzu
warten. Admiral Richard begibt ſich von Sanſibar nach Rangun.
Die Schiffsbrigade hat 25=Pfünder mit ſich. Eine ſehr ſtarke Ar=
tilleriemacht
iſt ausgewählt worden.
Dänemark. Der Staatsrat erließ proviſoriſche Geſetze über die
Bildung einer militäriſch organiſierten, unter dem Kriegsminiſte=
rium
ſtehenden Gendarmerie, ſowie wegen der Bewilligung eine=
Staatszuſchuſſes an die Kommunen für außerordentliche Polizei=
ausgaben
.
Rußzkand. Die erſte Generalverſammlung des Reichsrates fin
det am 2. November neuen Stils ſtatt. In der Kriminalabtei=
lung
des Senats hat am Dienstag die Reviſion des Taganrog'ſchen
Zolldefraudations=Prozeſſes begonnen.
Butgarien. Fürſt Alexander reiſte am Montag nach Pilippopel.
Ein Telegramm des Wolff'ſchen Bureaus gibt als den Zweck der
Reiſe an, der Fürſt wolle die Orte Samakow, Köſtendil, Tru und
Jaribrod beſichtigen, und fügt hinzu, derſelbe werde in den nächſten
Tagen wieder nach Sofia zurückkehren. Der engliſche Generalkonſul
Lascelles begleitet den Fürſten und beſtätigt dadurch abermals, daß
England feſt entſchloſſen iſt, die Bulgaren politiſch zu unterſtützen.
Nach in Sofia von Konſtantinopel eingetroffenen Nachrichter.
beauftragte der Großvezier den bulgariſchen Vertreter amtlich ſeiner
Regierung mitzuteilen, daß die Türker die Serben benachrichtigt
habe, daß ſie einen ſerbiſchen Angriff auf Bulgarien als einen An=
griff
auf das türkiſche Reich betrachten würde. Hier erregt dieſe

2497
211
Nachricht begreiflicherweiſe große Freude und verſtärkt die ohnehin
der Pforte ſchon ſehr günſtige Stimmung.
Am 27. kamen wieder 2000 Mann von Oſtrumelien durch Sofia.
Die nach Serbien führenden Päſſe werden jetzt von über 1200
Mann gehalten. Karawelow bleibt in Serbien.
Braſikien. Die Kaiſerin erlitt durch einen Fall auf der Treppe
einen Armbruch. Ihr Zuſtand iſt ernſt aber nicht beſorgniserregend.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Oktober.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern
den Oberſtlieutenant v. Stockhauſen, Kommandeur des Huſaren=
Regiments Kaiſer Franz Joſeph von Oeſterreich, König von Ungarn,
Nr. 16, den Hauptmann v. Schwarzkoppen, militäriſchen Begleiter
Sr. Kal. Hoh. des Erbgroßherzogs, die Hauptleute und Kompagnie=
chefs
Tauſcher und Schröder und den Prem.=Lieut. Rudolph vom
3. Großh. Inf.=Reat. Nr. 117. den Premierlieutenant v. Wachter
vom 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115, Bezirksadjutant in Friedberg,
den Premierlieutenant Wagner, Bataillonsadjutant im 4. Großh.
Inf.=Regt. Nr. 118. den Premierlieutenant Scholl vom Feld=Artillerie=
Regt. Nr. 31 aus Metz, den Sekondlieutenant Becker vom 1. Großh.
Inf.=Regt. Nr. 115, den Finanzaſſeſſor Frhrn. Gedult v. Jungen=
feld
aus Harburg, den Hauptſteueramtsrendant Stein aus Bingen,
den Dekan Pauli aus Alsheim, die Pfarrer Deggau aus Langsdorf,
Huber aus Dietzenbach und Ohlh aus Ehringshauſen, die Land=
gerichtsräte
Berdells und Obenauer aus Mainz, den Fabrikarbeiter
Philipp Schneider aus Bickenbach; zum Vortrag den Hofceremonien=
meiſter
v. Werner.
Der bisherige deutſche Geſandte in Rio de Janeiro, Le
Maiſtre, iſt zum preußiſchen Geſandten am hieſigen Hofe ernannt
worden.
Militärdienſtnachrichten. Frhr. v. Stark I., Sekond=
lieutenant
vom 2. Großh. Drag.=Regt. 24, zum Premierlieutenant,
vorläuſig ohne Patent, Ritter v. Breithaupt, Unteroffizier vom
be=
4. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 118,. zum Portepeefähnrich
fördert, Becker, Sekondlieutenant la guite des 1. Großh. Heſſ
Inf=Regts. Nr. 115, in das Regiment wieder einrangiert: Frhr.
v. Schenk zu Schweinsberg=Rülfenrod, Unteroffizier vom
Großh. Heſſ. Feld=Art.=Regt. Nr. 25, zum Vortepeefähnrich beför=
dert
; Brentano, Oberſtlieutenant z. D., von der Stellung als
Bezirkskommandeur des 2. Bats. 5. Brandenb. Landw.=Regts. Nr. 48.
unter Erteilung der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 3. Gr
Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 117, entbunden.
Für die von der Architektur=Abteilung der Großh. techniſchen
Hochſchule für das Studienjahr 1885-86 geſtellte Preisaufgabe,
welche den Entwurf für Trinkhalle und Wandelbahn in einem Kur=
und Badeort verlangt, wurden zwei Bearbeitungen eingeliefert, von
welchen ſeitens der Beurteilungskommiſſion diejenige des ordent=
lichen
Studierenden Herrn Adam Paul aus Darmſtadt als preis=
würdig
bezeichnet iſt. Auf Grund dieſes Gutachtens hat die Ab=
teilungskonferenz
der Bauſchule beſchloſſen, den aus der Joh. Phil.
Diehl=Stiftung ausgeſetzten Preis Herrn Paul zuzuerkennen und zu
genehmigen, daß der eingelieferte Entwurf als Erſatz einer Prü=
fungsarbeit
im Entwerfen von Gebäuden gelte.
D. Z.
Repertoire=Entwurf des Großherzoglichen Hoftheaters.
Sonntag, 1. Nov. Lohengrin!. Dienstag, 3. Nov.: Die Räuber
lneu einſtud.). Donnerstag, 5. Nov. Normar. Freitag, 6. Nov.:
Ein Luſtſpiel' (neu einſtudiert,
Wie wir hören, ſind die Verhandlungen wegen Erwerb der
Inſel ſowie des Kalbfuß=Molter'ſchen Hauſes nunmehr
zum Abſchluß gediehen.
5 Nächſte Woche wird das Ortsgericht aus dem Khritz=
ſchen
Hauſe wieder in das Rathaus überſiedeln.
0) Nach einer uns gewordenen Mitteilung ſollen nunmehr
auch dem zweiten Bataillon des 115. Infanterie=Regiments eine
Anzahl Repetiergewehre zu Verſuchen überwieſen werden.
Das Rendezvous zu der von der Darmſtädter Schlepp=
meute
=Geſellſchaft veranſtalteten Hubertusjagd findet
am 3. November 1½ Uhr auf dem Infanterie=Exerzierplatz ſtatt.
Nach der Jagd iſt Diner im Militärkaſino.
Geſtern früh kurz nach 5 Uhr fand auf dem Main=Neckar=
Bahnhof in Frankfurt zwiſchen dem nach Berlin fahrenden Perſo=
nenzug
und einer Rangiermaſchine ein Zuſammenſtoß ſtatt.
Die beiden Lokomotiven ſind beſchädigt, ein weiterer Unfall iſt je
doch nicht zu beklagen.
Mainz, 27. Oktober. Am Sonntag mittag hat in einer hierzu
einberufenen und zahlreich beſuchten Verſammlung die Gründung
einer Wagner=Innung ſtattgefunden.
Der Zuſtand des verunglückten Lieutenant B., welcher dieſer
Tage bei der Schnitzeljagd auf dem großen Sande einen Sturz
erlitt und dabei ein Bein brach, hat durch das Hinzutreten des
Wundfiebers ꝛc. eine derartige Verſchlimmerung erfahren, daß die
Ueberführung des Patienten nach dem Hoſpital notwendig wurde.
Wiesbaden. Dem Vernehmen nach leidet Geheimerat Dr.
v. Langenbeck an einer Augenerkrankung, ſodaß in den nächſten
Tagen eine ernſte Operation vorgenommen werden muß.

[ ][  ]

2498
Berlin. Für die Hinterbliebenen der mit Sr. M. Korvette
Auguſta verunglückten Beſatzung ſind dem Komite bisher zuge=
gangen
: 4880045 M. von denen die Kaiſerin 1000 M. geſpendet
hat. Mit dem wärmſten Dank für dieſe Spenden verbindet das
Komité die Bitte um weitere Gaben. Wegen angemeſſener Ver=
teilung
der eingegangenen Spenden hat ſich das Komite bereits mit
der kaiſerlichen Admiralität in Verbindung geſetzt.
Aachen, 28. Oktober. Die königliche Regierung hat bezüglich
der hieſigen Schweinemetzger verfügt, daß diejenigen, welche der
Schweinemetzger=Innung nicht angehören, obwohl ſie zur Auf=
nahme
in dieſelbe fähig ſein würden, vom 1. November d. J. ab
Lehrlinge nicht mehr annehmen dürfen. Ende voriger Woche lie=
ßen
2 hieſige Einwohner in einer hieſigen Wirtſchaft vier Taglöh=
nern
ſoviel Branntwein verabreichen, als dieſe trinken mochten.
Infolge des übermäßigen Genuſſes ſind drei von den Trinkern ge=
ſtorben
. Gegen die Urheber wurde die Unterſuchung eingeleitet.
Wien, 26. Oktober. Unter rieſiger Teilnahme und mit großem
Vompe fand heute das Leichenbegängnis des Baron Hof=
mann
, General=Intendant der kaiſerlichen Hofbühnen, ſtatt. In
der Schottenkirche waren anweſend der Erzherzog Rainer, der Prinz
von Sachſen=Weimar, der Generaladjutant des Kaiſers, Popp, der
Oberſthofmeiſter des Kronprinzen, Bombelles, Prinz Hohenlohe mit
ſämtlichen oberſten Hofchargen, die gemeinſamen, diesſeitigen und
ungariſchen Miniſter, die Botſchafter Prinz Reuß und Paget, die
Geſandten Graf Bray und Conti, die Delegationspräſidenten Kar=
dinal
Hahnald und Graf Falkenhain, zahlreiche Herrenhausmit=
glieder
und Abgeordnete aller Parteien, Bürgermeiſter Uhl und die
geſamte wiſſenſchaftliche und Künſtlerwelt. Die Mitglieder beider
Hoftheater erſchienen in corpore in Trauer. Beim Hinaustragen
des Sarges aus der Kirche trugen die Direktoren und Regiſſeure
beider Hoftheater Windlichter. Auf der Loggia der Hofoper trug
der Chor derſelben beim Paſſieren des Trauerzugs ein Trauerlied
vor. In den Straßen brannten die Gasflammen. Am Grabe
ſprachen Wilbrandt, Jahn, Weilen und Baron Beſeeny. Eine Un=
zahl
von Kränzen, darunter einer von Hülſen, ſind geſpendet wor=
den
. Hofmann hinterläßt ein Vermögen von 400000 fl. Zu Uni=
verſalerben
ſind die beiden Kinder des Barons Karl Suttner ein=
geſetzt
. An Legaten ſind vermacht: 25000 fl. für die Geſellſchaft
der Muſikfreunde, 12000 fl. zum Bau einer Straße von Gomagio
nach Sulden (Tyrol) und 2000 fl. für die Armen Wiens. (. 3.)
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 27. Oktober.
Taſſol.
E. Was den eigentümlichen, in ſeiner Art unvergleichlichen
das warme weich ineinander
Reiz dieſes Werkes ausmacht
ſchmelzende Kolorit, der Hauch und Duft des klaſſiſchen Südens,
die Glanzlichter der feinen Reflexion, die über den ſanft gehobenen
Wellen des Dialogs hinblitzen: alle dieſe Vorzüge, welche uns bei
der Lektüre der Goethe'ſchen Dichtung entgegentreten, verblaſſen, ja
verflüchtigen ſich bei der Darſtellung auf der Bühne. Der theatra=
liſche
, ja auch der dramatiſche Wert des Taſſo' ſteht zu ſeiner
poetiſchen Bedeutung in einem höchſt untergeordneten Verhältniſſe.
Die großen Linien des dramatiſchen Umriſſes vermiſſen wir an
dieſer Dichtung mehr, als an irgend einer anderen Produktion
Goethes. Man findet den idealen Wert des Stückes darin, daß
hier das Schickſal eines Dichters unbeſchadet der Lokalzüge und
des Koſtüms als Schickſal des Dichters überhaupt gefaßt und
dargeſtellt iſt.: Aber wir ſtimmen der Anſicht des Literarhiſtorikers
Joſef Baher zu, wenn dieſer ſagt, daß eine einigermaßen gut er=
zählte
Biographie des hiſtoriſchen Taſſo einen weit bedeutenderen
tragiſchen Eindruck mache, als dieſes ſonſt ſo herrliche Schauſpiel
Goethes trotz ſeiner Gedankenfülle und ſeiner klaſſiſchen Vollendung.
Gerade jene Verallgemeinerung des Dichterſchickſals war eher dazu
angethan, die urſprüngliche Kraft des Sujets abzuſchwächen,
und aus dem Elemente der Handlung faſt ganz in jenes der
Neflexion hinüberzuziehen.: Dennoch hat bis jetzt nur Goethe's
Taſſo ſich die Bühne erſchloſſen und alle jene Trauerſpiele, welche
das Schickſal des hiſteriſchen Taſſo behandeln, heißen ihre Verfaſſer
nun Raupach, Zedlitz oder Ingemann, ſind nicht nur den
weltbedeutenden Brettern ferne geblieben. ſondern ſpielen auch in
der Weltpoeſie keine große Rolle. Wie der Schauſpieler den Charakter
des Taſſo zu geſtalten habe, dafür gibt der Text ſelbſt eine Fülle
von Andeutungen; der individuellen Auffaſſung iſt immerhin ein
ziemlich breiter Spielraum gegönnt. Es fragt ſich nun in erſter
Oinie: ſoll der Darſteller des Laſſo den Hauptaccent auf diejenigen
Eigenſchaften legen, welche Taſſo's Umgebung, der Fürſt, die San=
vitale
und vor allem Antonio dem Dichter zuerkennen, oder darf er
ſich bei ſeiner Aufgabe einzig von dem Bilde leiten laſſen, das Taſſo's
vigene Reden entwerfen. Schlägt der darſtellende Künſtler den erſten
Weg ein, ſo wird er dabei vor allem durch den Charakter des
zweiten Teils der Dichtung unterſtützt, der in der That ganz
neue, und, offen geſtanden, teilweiſe kleinliche Züge der Taſſonatur
enthüllt; der als Elegie verklingende Schluß würde dann auch an=

R211
nehmbarer: die von Goethe beabſichtigte Verſöhnung ſtellte ſich
glaubwürdiger dar, wenn man gegründeten Anlaß hätte, Taſſo's
Mißgeſchick als eine vorübergehende, peinvolle Nervenverſtim=
mung
zu empfinden, der notwendig in kurzer Zeit die Heilung
ſolgen muß. Einen ganz anderen Eindruck empfängt man aber,
ſobald Taſſo uns als ein von den Dämonen des Zweifels, des
Argwohns unabläſſig gefolterter Menſch entgegentritt, ſobald uns
nachdrücklich alle die Hirngeſpinſte zum Bewußtſein gebracht wer=
den
, in welche er ſich mit der Logik des Wahnſinns verfängt. Dann
können wir unmöglich an einen Ausgleich, an eine Wiederherſtel=
lung
des ſeeliſchen Gleichgewichts glauben, wir ſehen am Schluß
nur, daß Taſſo an den Elementen ſeines eigenen Weſens unerbittlich
zu Grunde gehen muß, nicht aber den Felſen, an welchen der Er=
trinkende
ſich anklammert. Zwiſchen den zwei für den Darſteller
beſchriebenen Auffaſſungen liegt wohl noch die dritte, welche beide
in Einklang zu ſetzen bemüht iſt und eine Verbindung herſtellt
zwiſchen dem Taſſo, wie Taſſo ſelbſt ſich ſchildert, und dem Taſſo,
den wir aus dem Munde der anderen kennen lernen. Wir glauben,
Herr Hacker hat dieſen Mittelweg verfolgt, ob mit Reflexion oder
nſtinktiv. das bleibt ſich in der Wirkung völlig gleich; es ſei nur
gleich geſagt, daß ſein Bemühen um die Verkörperung dieſer Dichter=
geſtalt
vom ſchönſten Erfolge gekrönt war. Die Züge, welche den
Menſchen ſchildern, vereinigten ſich mit denen, welche ihr Licht
auf die Dichtererſcheinung werfen, zu einem lebendigen und wahren
Geſamtbilde. Wenn an den Stellen, wo ſich Taſſo mit unheimlicher
Spitzfindigkeit in ein hoffnungsloſes Leid hineinarbeitet, bereits
etwas von dem düſteren, zerrütteten Gemütszuſtande des geſchicht=
lichen
Taſſo, der ein Opfer der Barbarei ſeines ehemaligen Wohl=
thäters
wurde, hineinſpielte, ſo gewann dadurch der Charakter an
porträtartiger Schärfe.
Nobel und graziös in Spiel und Erſcheinung war die Prinzeſſin
des Frl. Cramer; die feinen, ſinnigen Worte, welche der Dichter
dieſer Leonore in den Mund legt, erfuhren durch die Künſtlerin die
entſprechende Wiedergabe. Aber angenommen, Taſſo= gehörte nicht
zu den klaſſiſchen Werken, deren Bekanntſchaft wir ſchon auf den
Schulbänken machen, wir wüßten von dem Schluß nichts, wir ſäßen
im Theater und ließen den Inhalt des Drama's zum erſtenmale an
uns vorübergehen, - würden wir dann der Leonore des Frl. Cra=
mer
glauben, daß ſich in ihre Neigung zu Taſſo kein wärmeres die
Freundſchaft überſteigendes Gefühl miſchte, würden wir das ſchroffe
Hinweg als folgerichtig anerkennen? Von rechtswegen müßte jede
Darſtellerin der Prinzeſſin gleich von Anfang an ihr Spiel, den
Ton ihrer Rede ſo geſtalten, daß uns das Hinweg nicht über=
raſchend
käme. Die Leonore Sanvitale wurde von Frl. Ethel
mit der rechten Glätte und Gewandtheit gegeben; den Feinheiten
der Goetheſchen Sprache verhalf ſie zur richtigen Geltung, die Art
und Weiſe wie ſie den Dialog behandelte, - im Taſſor iſt der=
ſelbe
klar, leicht dahinfließend, niemals in Geſchwätzigkeit ausartend
zeugte von eingehendem Studium. Nach dem Geſpräch der San=
vitale
mit Antonio (3. Akt) wurde Frl. Ethel mit zwei Bouquets
bedacht. Die Aufgaben, welche den Vertreterinnen der beiden Leo=
noren
zufallen, ſind keine leichten; ſie haben faſt immer Sentenzen!
zu ſprechen; ſprechen ſie nicht, ſo haben ſie doch, ſo lange ſie auf der
Scene ſind, durch Spiel und Gebärde ihre Anteilnahme an den
Vorgängen kund zu geben und durch gemeſſene aber graziöſe Be=
wegungen
zu imponieren, lebhafte Geſtikulationen ſind unſtatthaft
kurz, mit einem Wort: hafür zu ſorgen, daß alles wohl ſich
zieme, was geſchieht.
Die Damen Cramer und Ethel
thaten hierin ihr Möglichſtes. Der Alphons des Herrn Edward
dürfte ungefähr die Erſcheinung ſein, welche Goethe im Auge hatte
als er die Umriſſe dieſes fürſtlichen Mäzens entwarf. Herrſcher=
würde
gepaart mit perſönlicher Liebenswürdigkeit, Verſtändnis für
Kunſt und Künſtler vereint mit dem Sinn für geſellſchaftliche For=
men
, daß ſind die Züge, welche bei der Darſtellung beachtet werden
müſſen. Großes Unrecht hat der Schauſpieler, welcher uns im
Alphons einen leicht verletzbaren Duodezthrannen vorführt, etwa
den liberalen Fürſten gar nach dem Modell des hiſtoriſchen Herzogs
von Ferrara meißelt, welcher die Grauſamkeit beſaß, Taſſo in eine
Tollhauszelle zu ſperren. Auf vortrefflichem Wege iſt der Künſtler,
welcher, wie Herr Edward, in der Zeichnung des Alphons weit
mehr den edlen, gerechten Menſchen als den wohlwollenden
Fürſten betont. Das wichtige Amt, welches in den Händen des
Antonio=Vertreters liegt, hat in Herrn Werner einen Bewahrer,
welcher den tiefſten Abſichten des Dichters nachzukommen weiß.
Obgleich nicht günſtig disponiert, führte Herr Werner ſeine Rolle
ſo durch, daß die bekannte Streitfrage - iſt Antonio ein hämiſcher
Geſelle, eine niedere Höflingsnatur oder ſteht er den übrigen Per=
ſonen
des Dramas an Seelenadel nicht nach, - ein für alle Male
zu Gunſten des zweiten Falls erledigt ſchien.
Tageskalender.
Donnerstag, 5. November: Vortrag von Herrn Dr. P. Wislicenus
im Verein für Volksbildung, im Saale der Turngemeinde.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel.
Verantwortlich fütr die Redaction: Carl Wittich.