148.
Zahrgaulg.
Abonnementspreis
viertelährlich 1 Mark 50 Pf. ind.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 5o Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.
(rag= und Anzeigebſatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Uuterhaltungsblatt.
Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ
für die Vehannkmachungen des Großh. Kreisamks, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
F5 207.
Freiteg den 23. Oktober.
1385.
Zu publiciren iſt aus dem Großherzoglichen Regierungsblatt Nr. 28.
Bekanntmachung, die Ausführung des 8 5 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes betreffend.
B e k a n n t n a ch u n g.
Betreffend: Die Ausführung des 8 5 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes.
Der 8 5, Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes ſchreibt vor:
„Von Beginn der fünften Woche nach Eintritt des Unfalls bis zum Ablauf der dreizehnten Woche iſt das
Kranken=
geld, welches den durch einen Betriebsunfall verletzten Perſonen auf Grund des Krankenverſicherungsgeſetzes gewährt
wird, auf mindeſtens zwei Drittel des bei der Berechnung desſelben zu Grunde gelegten Arbeitslohnes zu bemeſſen.
Die Diſſerenz zwiſchen dieſen zwei Dritteln und dem geſetzlich oder ſtatutengemäß zu gewährenden niedrigeren
Kranken=
gelde iſt der betheiligten Krankenkaſſe (Gemeinde=Krankenderſicherung) von dem Unternehner desjenigen Betriebes zu
erſtatten, in welchem der Unfall ſich ereignet hat. Die zur Ausführung dieſer Beſtimmung erforderlichen Vorſchriften
erläßt das Reichs=Verſicherungs=Amt!.
Auf Grund dieſer Beſtimmungen hat das Reichs=Verſicherungs=Amt die nachſtehend abgedruckte Bekanntmachung
er=
laſſen, welche wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen.
Darmſtadt, den 19. Oktober 1885.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
[10298
v. Marquard.
Bekanntmachung,
betreffend den von der Krankenkaſſe in der Zeit von der fünften bis
zur dreizehuten Woche nach dem Unfall zu leiſtenden, Seitens
des Betriebsunternehmers zu erſtattenden Mehrbetrag an
Kranken=
geld (8 5 Abſaß 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes).
Vom 30. September 1885.
Auf Grund des 85 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes
erläßt das Reichs=Verſicherungsamt die nachſtehenden
Ausführungs=
vorſchriften:
8 1. Als Krankenkaſſen im Sinne des 85 Abſatz 9 des
Un=
fallverſicherungsgeſetzes gelten: Die Gemeindekrankenverſicherung,
die Orts= Betriebs= (Fabrik=), Innungs=, Baukrankenkaſſen, die
Knappſchaftskaſſen, ſowie die auf Grund des Geſetzes vom 7. April
1876 (Reichs=Geſetzblatt S. 125) errichteten eingeſchriebenen
Hulfs=
kaſſen und die auf Grund landesrechtlicher Vorſchriften errichteten
Hülfskaſſen, ſofern die Mitglieder dieſer Hülfskaſſen gemäß 8 75
des Krankenverſicherungsgeſetzes von der Verpflichtung, einer der
vorgenannten Kaſſen beizutreten, befreit ſind.
8 2. Der im 85 Abſatz 9 cit. vorgeſehene Mehrbetrag an
Krankengeld iſt vom Beginn der fünften Woche (dem 29. Tagel nach
Eintritt des Unfalls an bis zum Ablauf der dreizehnten Woche für
jeden Tag zu gewähren, für welchen ein Anſpruch auf Krankengeld
geſetzlich oder ſtatutengemäß beſteht. Der Tag des Unfalls iſt bei
der Berechnung des Zeitablaufs nicht mit zu zählen.
Der Mehrbetrag iſt nur dann zu gewähren, wenn der Verletzte
geſetzlich oder ſtatutengemäß gegen Unfall verſichert und der Unfall
beim Betriebe eingetreten iſt.88 1 und 2 des
Unfallverſicherungs=
geſetzes.)
8 3. Iſt der Verletzte in einem Krankenhauſe untergebracht,
und hat derſelbe Angehörige, deren Unterhalt er bisher aus ſeinem
Arbeiksverdienſt beſtritten hat ſogl. 37 Abſatz 2 des
Krankenver=
ſicherungsgeſetzes), ſo iſt demſelben ein Mehrbetrag auf Grund des
85 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes inſoweit zu leiſten, als
das neben der freien Cur und Verpflegung gewährte Krankengeld
ein Drittel des bei der Berechnung desſelben zu Grunde gelegten
Arbeitslohnes nicht erreicht."
Hat dagegen der in einem Krankenhauſe untergebrachte Verletzte
ſolche Angehörige nicht, ſo iſt demſelben ein Mehrbetrag auf Grund
des 8 5 Abſatz 9 a. a. O. nur inſoweit zu leiſten, als ihm nach
8 21 Ziffer 3 des Krankenverſicherungsgeſetzes ſtatutengemäß ein
Anſpruch auf Krankengeld zuſteht, und dieſes den Betrag von einem
Sechſtel des bei der Berechnung desſelben zu Grunde gelegten
Ar=
beitslohnes nicht erreicht.:
8 4. Hülfskaſſen, welche an Stelle freier ärztlicher Behandlung
und freier Arznei ein erhöhtes Krankengeld gewähren (8 75 letzter
Satz des Krankenverſicherungsgeſetzes), haben dem verletzten
Kaſſen=
mitgliede für die im 82 angegebene Zeit als Mehrbetrag auf Grund
des 85 Abſatz 9 cit. ſo viel zu gewähren, als zur Erreichung von
Anmerkung ) Nach 5 7 Abſatz 2 des Krankenverſicherungsgeſetzes iſt
neben der freien Cur und Verpflegung die Hälfte des in 5 6 daſelbſt
feſt=
geſetzten Krankengeldes zu leiſten. Wird das nach 5 6 eit. zu gewährende
Krankengeld gemäß 8 5 Abſ. 9 cit. auf zwei Drittel des Arbeitslohns
er=
höht, ſo erhöht ſich entſprechend das nach 87 Abſatz 2 zu gewährende
Krankengeld auf die Hälfte von zwei Dritteln, d. i. auf ein Drittel des
Arbeitslohns.
2) Nach 5 21 Ziſſer 3 des Krankenverſicherungsgeſetzes kann neben freier
Cur und Verpflegung in einem Krankenhauſe ein Kkankengeld bis zu einem
Achtel des durchſchnittlichen Tagelohns auch Solchen bewilligt werden, welche
nicht den Unterhalt von Angehörigen aus ihrem Lohne beſtritten haben.
Hiernach verhält ſich das dem alleinſtehenden Verletzten höchſtens zu
gewäh=
rende Krankengeld zu dem Krankengeld, welches beim Vorhandenſein von
Angehörigen gemäß 8 7 Abſatz 2 des Krankenverſicherungsgeſetzes zu
gewäh=
ren iſt, wie 1 zu 2. Wird nun das letztere Krankengeld gemäß der
vor=
ſtehenden Anmerkung von ½ auf ¼ des Arbeitslohns erhöht, ſo erhöht ſich
im gleichen Verhältniß das dem alleinſtehenden Verletzten zu gewährende
Krankengeld von ⁄₈ auf '6 des Arbeitslohns.
646
[ ← ][ ][ → ] 1) Betrieb, in welchem ſichſder Unfall ereignet hat;
Name des Unternehmers
(Firma); genaue Orts=
angabe levent. Straße
und Hausnummer): 2) Vor=u. Zuname des ver=
letzten Kaſſenmitglieds:
Wohnort, Wohnung: 3) Datum des Unfalls:
1) Da nach 8 5 Abſ. 9 cit. das Krankengeld von ½ auf 35, alſo um
v6 zu erhöhen iſt, ſo erhöht ſich der im 6 75 letzter Satz des
Krankenver=
ſicherungsgeſetzes beſtimmte Mindeſtbetrag von ¼, wovon 1 die Stelle freier
Cur vertritt, um '6, mithin auf U.
2436
N 207
elf Zwölfteln des bei der Berechnung des Krankengeldes zu Grunde
gelegten Arbeitslohnes erforderlich iſt."
8 5. Beträgt, abgeſehen von dem Falle des 84, das geſetzliche
oder ſtatutenmäßige Krankengeld welches der Verletzte aus einer
Krankenkaſſe allein oder aus mehreren Krankenkaſſen zuſammen zu
beanſpruchen hat, bereits zwei Drittel des bei der Berechnung
des=
ſelben zu Grunde gelegten Arbeitslohnes oder mehr, ſo ſteht dem
Verletzten aus 8 5 Abſatz 9 cit. ein Anſpruch auf einen
Mehrbe=
trag nicht zu. Ebenſowenig hat in dieſem Falle die Krankenkaſſe
auf Grund dieſer Beſtimmung einen Anſpruch auf Erſtattung gegen
den Betriebsunternehmer.
86. Beſtehen Bedenken gegen den Anſpruch des Verletzten auf
den in 85 Abſatz 9 eit. vorgeſehenen Mehrbetrag, ſo hat die
Ver=
waltung der Krankenkaſſe dem Unternehmer desjenigen Betriebes,
in welchem ſich der Unfall ereignet hat, von dem Anſpruche
Mit=
theilung zu machen und deſſen Erklärung hierüber einzuholen.
Können hierdurch die Bedenken nicht beſeitigt werden, ſo hat die
Verwaltung auch die Orts=Polizeibehörde ſowie die Organe der
be=
theiligten Berufsgenoſſenſchaft um eine Aeußerung zu erſuchen und
nach dem Ergebniſſe, vorbehaltlich der Entſcheidung der für
Strei=
tigkeiten dieſer Art zuſtändigen Behörde (85 Abſatz 11 a. a. O.),
über den Anſpruch nach beſtem Ermeſſen zu beſchließen.
8 1. Die Auszahlung des Mehrbetrages Seitens der
Kranken=
kaſſe hat in der gleichen Weiſe und an denſelben Zahlterminen zu
erfolgen, welche für das geſetzlich oder ſtatutengemäß zu gewährende
Krankengeld bei der Kaſſe eingeführt ſind.
8 8. Die der Krankenkaſſe in Befolgung des 8 5 Abſatz 9 eit.
erwachſene Mehrausgabe an Krankengeld iſt ungeſäumt nach der
Wiederherſtellung des verletzten Kaſſenmitgliedes, nach dem etwa
erfolgten Ableben desſelben, beziehungsweiſe nach Ablauf der
drei=
zehnten Woche nach Eintritt des Unfalls bei dem Unternehmer
des=
jenigen Betriebes, in welchem der Unfall ſich ereignet hat, zur
Er=
ſtattung zu liquidiren.
8 9. Der Liquidation iſt das nachſtehende Formular zu Grunde
zu legen.
8 10. Bei Betriebs= (Fabrik=) Krankenkaſſen und bei
Knapp=
ſchaftskaſſen kann abweichend von den Beſtimmungen in 888 und 9
die Liguidation nach freier Vereinbarung zwiſchen den Betriebs= wird die
unternehmern und den Kaſſenverwaltungen auch in beſtimmten vorſtandes vom
Zwiſchenräumen und für mehrere Kaſſenmitglieder gemeinſchaftlich Kaſſe zu Händen des Herrn
erfolgen.
Verlin, den 30. September 1885.
Das Reichs=Verſicherungsamt.
Bödiker.
Liquidation
auf Grund,
des 8 5 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſehes vom 6. Juli 1884.
Krankenkaſſe (Name, Art, Sitzh: .
.
Aufſichtsbehörde (ame, Sitz): .rt.
5
ſa. der Wiederaufnahme zu a: der Arbeit, oder hb. des erſolgten Ab= zu b. lebens, oder c. des Ablaufs der drei= zu e: zehnten Woche nach Eintritt des Unfalles. 5) Anzahl der Tage, für welche dem Verletzten vom Beginn der
fünften Woche nach Eintritt des Unfalles bis zur
Wiederher=
ſtellung (bis zum etwa erfolgten Ableben, beziehungsweiſe bis
zum Ablauf der dreizehnten Woche) Krankengeld gezahlt
wor=
den iſt:
2. der Berechnung des Krankengeldes zu Grunde
gelegten täglichen Arbeitslohnes
eſl...9.
b. geſetzlichen) (ſtatutenmäßigen) Krau=
6) Betrag des
kengeldes für den Tag
. .9.
c. auf Grund 8 5 Abſatz 9 des
Unfall=
verſicherungsgeſetzes für den Tag
ge=
währten Krankengeldes
J. 9
7) Berechnung. — Das verletzte Kaſſenmitglied hat vom Beginn
der fünften Woche ſeit Eintritt des Unfalles an Krankengeld
insgeſammt empfangen:
und zwar für .. Tage (vergl. Ziffer 5) ...4.
J. (vergl. Ziffer 60, zuſammen
.dll..3.
Dem Kaſſenmitgliede ſtand für die gleiche Zeit
ſgeſetzlich) (ſtatutenmäßig) zu und zwar für .. Tage
vergl. Ziffer 5) .. ell. J. lvergl. Ziffer 6b,
zuſalnmen - A. 3
Mehrauslage, welche der Kaſſe vom
Betriebsunter=
nehmer zu erſtatten iſt
A.9
8) Bemerkungen: .
Ge.
G.
Den vorſtehend liquidirten Betrag von
Ort und Datum:
J.. 9 erhalten.
Unterſchrift:
nſprüche jeder Art an den Nachlaß
21 der Frau Regine Seiferling, geb.
Hoffmann, zu Beſſungen, Wittwe des Dr.
Georg Seiferling, ſind binnen einer Woche
hier anzumelden.
Großherzogliches Amtsgericht
Darmſtadt l. (10299
DasKonkursverfahren
über das Vermögen des Ludwig Knöß
von Arheilgen wird nach Abhaltung des
Schlußtermins im Konkursverfahren über
das Vermögen der Firma Zerbe & Kuöß
zu Arheilgen hierdurch aufgehoben.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
(10300
Lauer.
Uhrig.
Bekanntmachung.
Die Aulieferung von gußeiſernen
Brunnenſtöcken und Brunnentrögen ſoll
im Wege der Submiſſion vergeben
werden.
Offerten ſind bis
Donnerstag den 29. Oktober 1885
Vormittags 10 Uhr,
Auf Grund des 85 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes
werden Ew.
zufolge Beſchluſſes des
Kaſſen=
ergebenſt erſucht, der unterzeichneten
die vorſtehend begründete
Mehrauslage zum Betrage von ſin Buchſtaben)
en.
ell. .. J. bis zum.
gefälligſt erſtatten zu wollen.
Unterſchrift:
Ort und Datum m.
An
Zur Beachtung.
Nach 8 5 Abſatz 9 des Unfallverſicherungsgeſetzes vom 6. Jul
1884 iſt von Beginn der fünften Woche nach Eintritt des Unfalles
bis zum Ablauf der dreizehnten Woche das Krankengeld, welches
den durch einen Betriebsunfall verletzten Perſonen auf Grund des
Krankenverſicherungsgeſetzes gewährt wird, auf mindeſtens zwei
Drittel des bei der Berechnung desſelben zu Grunde gelegten
Arbeitslohnes zu bemeſſen. Die Differenz zwiſchen dieſen zwe=
Dritteln und dem geſetzlich oder ſtatutengemäß zu gewährenden,
niedrigeren Krankengelde iſt der betheiligten Krankenkaſſe (Gemeinde.
Krankenverſicherung) von dem Unternehmer desjenigen Betriebes zu
erſtatten, in welchem der Unfall ſich ereignet hat.
Streitigkeiten, welche aus Anlaß der vorſtehenden Beſtimmung
unter den Betheiligten entſtehen, ſind nach Maßgabe des 8 5
Ab=
ſatz 11 a. a. O. und des 8 58 Abſatz 1 des
Krankenverſicherungs=
geſetzes von der für die Krankenkaſſe zuſtändigen Aufſichtsbehörde
zu entſcheiden.
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 21. Oktober 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(10301
Submiſſion.
Behufs Vergebung der im Jahre 1886
beim Artillerie=Depot erforderlich
werden=
den Fuhren - inſoweit hierzu nich
2437
iſt
Militärgeſpanne geſtellt werden
Termin auf
Mittwoch den 28. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
anberaumt.
Bedingungen nebſt Schema zur Offerte
liegen im Bureau zur Einſicht aus,
kön=
nen auch gegen Einſendung von 75 Pfg.
[10076
abſchriftlich bezogen werden.
Artillerie=Depot Darmſtadt.
Hohair-
ſobolin-
Castor-
Porl-
Hoos-
TornoauI.
Wolls
in allen Schattirungen.
Emdolſ Hiels,
G. Hicklor's Nſg.,
6 Ludwigsplatz 6.
Friſch eingetroffen:
Pomm. Cäysebrüste,
ganz mager und feinſter Qualität,
Gänſeleberwurſt,
Trüſfelleberwurſt,
Zungenwurſt,
Braunſchw. Leberwurſt,
Gothaer Cervelatwurſt,
rankl. Siedwürste,
Gothaer Lachsſchinken,
ausgeb. Schinkchen,
geköchte ganze Ochſenzungen,
geräuchert. Aal im Schnitt.
Eisler Bückinge und
Sproten.
Philipp Peber,
Carlsſtraße 24. (0303
Stückreiche Melir=, gewaſchene
Nuß=, ſowie Stück= und ächte
Anthracitkohlen
liefert billigſt
v. Sobernhein,
Bleichſtraße 40. (0038
M 207
Kriegsgerichtliches Erkenntniß.
Der Portepee=Pähnrich Ludwig Ritter aus dem Bezirk des 1. Bataillons
(Mainz) 4. Großh. Heſſ. Landwehr=Regiments Nr. 118, geboren am 22. Juli 1860
zu Mainz iſt durch kriegsgerichtliches unterm 10. d. Mts. beſtätigtes Erkenntniß
vom 5. d. Mts. in eontumaciam für fahnenflüchtig erachtet und mit einer
Geld=
ſtrafe von 200 Mark beſtraft worden.
[10304
Darmſtadt, den 16. Oktober 1885.
Großherzogliches Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.
Bekanntmuchung.
Diejenigen hieſigen Einwohner, welche im Laufe dieſes Jahres ihr ſeither
betriebenes Gewerbe niedergelegt haben, oder vor Ende März 1886 niederlegen,
oder an einen Anderen abtreten wollen, ſowie Diejenigen, welche ſonſtige
Verän=
derungen im Gewerbebetrieb vorzunehmen beabſichtigen, werden hierdurch
aufge=
fordert, dieſes der Bürgermeiſterei alsbald anzuzeigen, damit bei der bevorſtehenden
Steuerregulirung Rückſicht genommen werden kann.
Darmſtadt, den 5. Oktober 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
09721
Ohly.
Verſteigerung
von
Auub und Korbmeiden.
Freitag den 30. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
wird das Laub von den Wegen und Schneiſen der Domanialwaldungen auf dem
Beſſunger Gemeindehauſe meiſtbietend verſteigert.
An dem nämlichen Tage des Vormittags 9½ Uhr, findet ebendaſelbſt
die Verwerthung der diesjährigen Korbweiden von der Pappel=Remiſe und
einem Grundſtücke an dem Böllenfallthor ſtatt.
Weitere Auskunſt bezüglich des Laubes ertheilen auf Verlangen die
Groß=
herzoglichen Forſtwarte Nold zu Beſſungen, Schanz zu Böllenfallthor und Wolf
zu Beſſunger Forſthaus; bezüglich der Korbweiden von der Pappelremiſe der
Gemeinde=Forſtwarte Ganßert dahier und bezüglich derjenigen am Böllenfallthor
der Großh. Forſtwart Schanz.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Preuſchen.
[10305
Grosse AusWahl
i.
Tüchern und Hopfshwals
in Seide, Wolle, Chenille ꝛc.,
Pelerimes,
Castor-Wollle in reizenden Lichtfarben,
zum Selbſtanfertigen der ſo beliebten Mopſshwals mit Eril-
(10306
lantſaden.
Rudolt moé, busta' HIGlIor's Hasulgr.
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Inhalt 35-50 Stück garantirt franc. für
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Ne. 207
82
Dapeken,
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paſſend empfehlen, um damit noch
zu räumen, zu bedeutend herabge=
[10076a
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G AAREAuGudl,
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ATuo 1aIIN
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M1
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Frankfurt a. M.
[9319
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Gold.
Hupſer.
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Ch. Adi. Kupferherg &a; Cis.,
Mainz.
Zweig=Niederlage:
Kug. Marburg, Beſſungen. (554
WzazaanAumi
2
Aour
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giUiv Hnau-vll,
weichkochende, käferfreie Waare,
billigſt bei
LRcil nadhéh,
Ballonplatz 5. (8059
huihthor,
nene und gebrauchte,
kauft und verkauft
[10040
„9
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(HI. Stanzza),
Ecke der Louiſen= u. Eliſabethenſtr.
Tammemholz.
I. Qual. pr. Ctr. - M. 98 Pf.,
kleingemacht „
„ 10 „
Tannäptel 35 Pfg. per Sack.
(8980
Größere Partie billiger.
J. Probet, gegenüber dem Pädagog.
Prämiirt auf der Candwirthſchaftlichen
Ausſtellung 1882.
Stets aufs vorzüglichſte
eingemacht:
Sauerkraut, per Pfd. 10 Pfg.,
Salz- und gebrühte Bohnen,
Essig- und Salz-Gurken,
Rothrühen,
Proisselbeeren in 50% Zucker,
Lwetschen in Eſſig und Zucker,
Weichsel- und Tucker-Kirschen,
in jedem beliebigen Quantum
zu haben.
Philipp Wohor,
Carlsſtraße 24.
Ro
ES-Sauerkraut bei Abnabme
größerer Quantitäten per Pfund
[9460
6 Pfo.
„
Frankfarter:
Gicdwürstchen 20 Pfg.,
Hausm. Heberwurst.
Thüringer:
Mnackwürstchen 15 Pf.
Cervehatwürste.
Galamiwürste
bei
[10045
G. L. Hriegli,
Ecke der Grafen= u. Rheinſtr. 17.
4550.
Bia
1
14hi
„IAA
Eohts holl. Blumenzviebel
in allen Sorten, in ganz vorzüglicher
Qualität, für Töpfe, Gläſer u. den Garten
empfiehlt und macht beſonders auf den
Vortheil des frühen Einſetzens derſelben
aufmerkſam. Culturanweiſung gratis.
C0
C. Völhaer,
untere Hügelſtraße 75. S
Die Hof=Buchhandlung von
empfiehlt garantirt reinen, direkt
impor=
tirten chinesischen Thoe. Ernte
1885, zu M. 7, 5.25, 4. 75, 3.75, 3.-
2.75 und 2.50 per Pfund.
[7831
Theespitzen ; Pfd. Mk. 125.
Wintsrsohuhe!
1) Filzſchuhe mit Filzſohlen von
M. 1.— an,
2) Filzſchuhe mit Filz= und
Leder=
ſohlen,
3) Meltonſchuhe mit Gummizügen,
gute Waare,
4) Meltonſtiefel fürs Zimmer mit
Filzſohlen und Filz= und
Leder=
ſohlen, M. 2. 50 und M. 3. 50.
5) Tuchſchuhe, die beliebten mit
holzgenagelten Tuchſohlen, für
Damen M. 1. 40, für Herren
M. 1. 70
empfiehlt
L. Reilmann,
Hcufflraße 6. (9634
LRRLlAtUAUp
(ochte Cothaor)
(10308
friſch eingetroffen.
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11 Ernſt=Ludwigsſtraße 11.
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gegeben. Beſſ. Carlsſtr. 48. (10219
Euanauen
Fsl. gem. Champ. Kreide,
Prima Mlaserkilt,
Tannen- amp; Buchenholz
ſtets vorräthig.
[10300
Louis Wobor, Waldſtr. 30.
4.
rEGmE-ION
ſtets vorräthig.
L. Rachtigaſl,
Hoffriſeur. (10310
Hühmer:
1 Stamm weiße Italiener 16
abzu=
geben. Schulſtraße 9.
[10311
Preisgekrönte, (10312
L=
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Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2.
Eokt abines. & ostind.
17
4HOON
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(al!
Jatningor,
Thee= und Droguenhandlung,
Louiſenplatz 4. 10313
Victoriastr. 46 Stock, junf
D.
der mittlere
4
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Jah=
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dritte Stock, 6 Zimmer nebſt allem
Zubehör, wegzugshalber ſofort beziehbar.
Näheres im zweiten Stock.
9468) Liebigſtr. 3, 1. St., ſind zwei
möbl. Zimmer mit oder ohne Penſion zu
vermiethen. Einzuſehen bis Nachm. 4 Uhr.
9771) Schloßgraben 1 ein möblirtes
Zimmer zu verm. und gleich zu beziehen.
9848) Hofſtallſtraße 6, nächſt dem
Mathildenplatz, 2 möblirte Zimmer und
Cabinet zu vermiethen.
N. 2or
2439
Theodor Sohülte
(rühier BLoch’sche Hof=Schönfürberei).
Fürhero & Wasch-Anstalt.
24 Ernst-Ludwigsstrasse 24.
[10314
141
Eintracht.
GNTgErnerein.
Samstag den 7. November 1885
BAU
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Anfang präcis 8½ Uhr.
nügungs-Commission. (0054
Die Vor,
2 unmöblirte Zimmer
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Bessungen, ſofort zu miethen geſucht.
Off. an die Exped. sub L. X. (10315
⁄e
dis allssfederz, Spitzen und
Handsohute
werden ſchön gewaſchen und gefärbt.
Hofſtallſtraße
Böhlor,
6. 10316
Empfehlung.
Eine gewandte Modiſtin empfiehlt
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dem Hauſe. Näheres Caſerneſtraße 64,
Manſarde.
(1031]
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bei Worms.
[10204
Wilh. Küller, Möbeltransporteur,
Dieburgerſtraße.
Sohnppenpomade.
läſtigen Schuppen zu entfernen. Durch
fortwährende Anerkennung der Abnehmer
empfehle dieſelbe.
Aa
10319) Eine Herrſchaftsköchin, welche
auch Hausarbeit übernimmt, ſucht per
ſofort Stelle oder Aushülſe.
Franks Stellenbureau, Caſinoſtr. 2.
Buchhalter
mit ſchöner Handſchrift und beſtens
em=
pfohlen, ſucht Stellung.- Gefl. Offerten
unter „Buchhalteru an die Exped. d. Bl.
erbeten.
[10320
4
Aazugtiru
10321) Von der evangeliſchen
Pfarrer=
familie in Rennes (rankreich) wird eine
Ronne
geſucht, die gutes Deutſch ſpricht.
Adreſſe: Kranichſteinerſtraße 17.
10322) Brave Mädchen erhalten ſofort
ſehr gute Stellen hier und auswärts.
Stellenbureau Röſe, Eliſabethenſtr. 46.
Eine gosunde Schenkammo
für ein zmonatliches Kind für ſofort
ge=
ſucht von Hebamme Amend, große Bach=
[10323
gaſſe 26.
10324) Nach Mainz wird eine Köchin
L. Nachtigall, mit gut. Zeugn. gegen hohen Lohn geſucht.
Hoffriſeur. (0318 Franks Stellenbureau, Caſinoſtr. 2.
647
2440
10286) Geſucht wird zum baldigen
Eintritt ein gelernter
Diemer
mit guten Zeugniſſen. Rheinſtraße 43.
Eine Frau empfiehlt ſich im (8621
Au=u. Auskleiden von Todten.
Mühlſtr. 28, Seitenbau rechts, 1 Treppe.
Ja 207
Fino vornohmo Ungländerin
ſucht vom 1. Jan. 1886 an Pension
in Darmſtadt. — Adelige oder
Offiziers=
familien ohne kleine Kinder (erwachſene
Töchter erwünſcht) werden bevorzugt.
Offerten sub M. 828 an Rudolf
Mosse, Breslau.
[10289
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 23. Oktober.
15. Vorſtellung in d. 2. Abonnements=Abteilung.
GRothe Karten gültig.)
Zum erſten Male wiederholt:
Anſer Zigeuner.
Luſtſpiel in 3 Akten von Oscar Juſtinus.
Anfang 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 23. Oktober.
Zeulſches Reich. In der nunmehr im Reichsanzeiger
publi=
zierten Deutſchen Note, die am 10. d. M. in Madrid übergeben
worden iſt, wird ausgeführt, daß Spanien keinerlei Hoheitsrechte
auf die Karolinen geltend machen könne; die ſpaniſche Regierung
habe vielmehr niemals zu erkennen gegeben, daß ſie gewillt ſei,
Hoheitsrechte dort auszuüben, geſtehe dagegen ein, daß nie weder
eine Behörde noch eine Garniſon dort etabliert geweſen ſei. Die
Note erörtert weiter die Priorität der jetzigen Beſitzergreifung, welche
nach Eingang amtlicher Meldungen der Prüfung unterzogen werden
ſolle. Zum Schluſſe heißt es: Wir hoffen, daß dann durch
fort=
geſetzte direkte und freundſchaftliche Verhandlungen ein Einverſtändnis
beider Regierungen erzielt werden wird, und wir ſind in dieſer
Hoffnung weſentlich beſtärkt worden, nachdem die ſpaniſche Regierung
unſerem Vorſchlage, die Frage der Entſcheidung des Papſtes zu
unterbreiten, dahin entgegengekommen iſt, daß ſie die Vermittelung
Seiner Heiligkeit angenommen, und der Papſt bereit iſt, dieſelbe
eintreten zu laſſen.
Die Verhandlungen mit Spanien nehmen deshalb einen ſo
lang=
amen Fortgang, weil dieſelben nur ſchriftlich geführt werden: die
bei mündlichen Verhandlungen mit Spanien gemachten ſchlechten
Erfahrungen laſſen dieſe Vorſicht geboten erſcheinen.
Mit Bezug auf die Eingaben wegen geſetzlicher Maßnahmen
gegen den Mißbrauch geiſtiger Getränke beantragten die Ausſchüſſe
des Bundesrats, der Reichskanzler möchte Ermittelungen darüber
anſtellen laſſen, in welchem Umfange und mit welchem Erfolge die
Landesregierungen und Gemeindebehörden von der nach der
Ge=
werbeordnung ihnen zuſtehenden Befugniß in jener Richtung
Ge=
brauch gemacht haben.
In dem bayriſchen Abgeordnetenhauſe wurde der Antrag Gabler,
welcher den Militärdienſt der Theologen verkürzen will, mit 86
gegen 54 Stimmen angenommen. Staatsminiſter Freilitzſch erklärte,
es handle ſich hier um eine Frage, die vor das Forum des Reiches
gehöre, die Regierung werde indeß die betreffenden Beſtimmungen
auch weiterhin mit Wohlwollen handhaben.
Nachdem der braunſchweigiſche Landtag bei Anweſenheit aller
Mitglieder einſtimmig die Wahl des Prinzen Albrecht von Preußen
als Regenten genehmigt hat, wurde eine Deputation von 3
Mit=
gliedern gewählt, welche ſich nach Berlin begeben ſoll, wo Prinz
Albrecht auf Befehl des Kaiſers von Kamenz zum Empfang der
Deputation eintreffen wird. Die Einwohner Braunſchweigs hatten,
nachdem das Reſultat der Wahl bekannt geworden war, ihre
Zu=
ſtimmung durch reichen Flaggenſchmuck zu erkennen gegeben.
Die Regierungen von Mecklenburg=Schwerin und Strelitz haben
die Entſcheidung des Bundesrats in einem Grenzſtreite mit Lübeck
nachgeſucht.
Fürſt Chlodwig zu Hohenlohe befindet ſich in Auſſee, wo ſeine
Familie ſeit Monaten weilt. Von dort begiebt ſich der Fürſt im
Laufe der nächſten Tage nach Straßburg.
Heſterreich=Angarn. Bei der namentlichen Abſtimmung in dem
Abgeordnetenhaus über den Adreßentwurf wurde derjenige der
Minorität mit 194 gegen 129 Stimmen abgelehnt und derjenige der
Majorität mit 177 gegen 146 Stimmen angenommen. Die
Demo=
kraten und Antiſemiten hatten ſich bei der Abſtimmung über den
Entwurf der Minorität entfernt, ſodann aber bei der Abſtimmung
über den Adreßentwurf der Majorität gegen dieſen geſtimmt. Die
ſüdthroliſchen Abgeordneten hatten ſich bei der Abſtimmung über
den Entwurf der Majorität entfernt.
Meldungen aus Wien zufolge, zeigt England das Beſtreben, die
Vorſchläge der Kaiſermächte betreffs Bulgariens im Sinne größerer
Zugeſtändniſſe zu gunſten der Bulgaren zu beeinfluſſen. Frankreich
und 2talien ſtehen dem engliſchen Standpunkte näher. Anderſeits
geben die kleinen Balkanſtaaten das Loſungswort unbedingter
Her=
ſtellung des früheren Zuſtandes aus und ſträuben ſich gegen jegliche
Form einer Vereinigung Bulgariens und Oſtrumeliens. Dieſe
Gegen=
ſätze bereiten augenblicklich einige Schwierigkeiten, an deren
ſchließ=
liche Beſeitigung man jedoch glaubt.
Jranſtreich. Die neue Kammer wird, abgeſehen von 9 Kolonial=
Deputirten, die noch zu wählen ſind, aus 295 bisherigen und 280
neuen beſtehen. Beinahe die Hälfte der Mitglieder der Kammer
wurde nicht wiedergewählt, was wohl der erſte Fall dieſer Art ſein
dürfte.
Der Kriegsminiſter Campenon verlas im Miniſterrate eine
De=
peſche des Generals Courey, in welcher dieſer mitteilt, daß ihm von
neuen Metzeleien in Anam nichts bekannt ſei, es handle uich in den
bezüglichen Meldungen wahrſcheinlich um ältere Vorgänge. Der
Berichterſtatter des Temps in Tonking ſchätzt die Zahl der ſeit
An=
fang des Sommers an der Cholera Geſtorbenen auf 3000 und
meldet, die Seuche fordere noch immer zahlreiche Opfer und hemme
die Beruhigung des Landes. Die aus Frankreich geſandten
Ver=
ſtärkungen ſeien kaum ausreichend, die entſtandenen Lücken auszufüllen.
Zu den am Mittwoch ſtattgehabten Hochzeitsfeierlichkeiten des
Prinzen Waldemar im Schloſſe zu En waren die Königin von
Dänemark, die Prinzeſſin von Wales und die Herzogin von
Cumber=
land eingetroffen.
Engkand. Miniſter Hicks=Beach erklärte in einer konſervativen
Verſammlung zu York, daß der Friede im Orient erhalten werde:
die Regierung beabſichtige mit anderen Mächten dahin zu wirken,
daß der Bevölkerung der Balkanſtaaten eine gute Regierung zur
Befriedigung ihrer gerechten Wünſche zuteil werde, ſowie daß
Kon=
ſtantinopel gegen einen etwaigen Angriff einer fremden Macht
ge=
ſchützt werde.
— Mit dem Sultan ſei betreffs der Mitwirkung der
Pforte bei der Verwaltungsreform Cghptens und der Pacifizierung
des Sudans ein Einvernehmen hergeſtellt.
Die„Morning=Poſt' erfährt, die engliſche Regierung ſei der
Anſicht, daß vor der Einberufung einer Konferenz zur Beratung
der rumeliſchen Angelegenheit gewiſſe wichtige Punkte zunächſt
unter den Berliner Vertragsmächten geregelt werden müßten.
Uebri=
gens ſeien die engliſche wie die franzöſiſche und italieniſche
Regie=
rung der Meinung, daß die völlige Herſtellung des früheren
Zu=
ſtandes unthunlich ſer.
Die „Dailh Newsl vom Montag melden, daß die indiſche
Re=
gierung durch eine Sendung von Hilfstruppen nach Rangun ihrem
Ultimatum an den König Thi=Bau Nachdruck verleihen wird. Sollte
der König auf ſeinen Forderungen beſtehen, ſo werden
wahrſchein=
lich 10000 Mann erforderlich ſein. Der größere Teil dieſer
Trup=
pen wird von Madras genommen werden. Das Ultimatum wird
heute (Montag) von Rangun abgeſchickt werden. Man fürchtet,
daß König Thi=Bau alle Europäer in ſeiner Hauptſtadt abſchlachten
laſſen wird, wenn ſie ſich nicht beeilen, an Bord des das Ultmatum
überbringenden Dampfers zu flüchten. Die militäriſchen
Vorbe=
reitungen in Indien mögen den König möglicherweiſe veranlaſſen,
ſich zu unterwerfen.
Dänemarſ. Als Miniſterpräſident Eſtrup am Mittwoch
Nach=
mittag 5 Uhr nach ſeiner Wohnung zurückkehrte, feuerte im
Thor=
weg ein junger Mann einen Schuß auf ihn ab, der jedoch nicht
traf. Nach dem Polizeirapport iſt der Attentäter der 19jährige
Julius Raßmuſſen, Schriftſetzer bei einer radikalen Zeitung.
Der=
ſelbe erklärte, über ſein Motiv befragt, es ſei ein gutes, nämlich
zum Beſten der Freiheit. Der Attentäter ſprach Eſtrup vor deſſen
Wohnung an und feuerte zwei Schüſſe ab, wovon der erſte den
Rock zerriß und an einem Knopf abprallte. Eſtrup ergriff ſelbſt
2441
1.
J
220
5)
43
3½
1
125
209
1½
45
51
36
¼¼
55
15
6
20
50
2¼
18,
45
55
13
43
57
50
10
—
24
54
E
den Attentäter, übergab ihn der Polizei und begab ſich dann zum
Diner, wozu er eingeladen war.
Spanien. Der König, welcher einige Zeit erkältet war, iſt
wieder ſoweit hergeſtellt und wird ſich demnächſt nach Pardo
be=
geben.
Außkand. Die,Moskauer Zeitung' kritiſiert die Ausführungen
des „Wiener Fremdenblatts” über die Ereigniſſe auf der
Balkan=
halbiuſel und meint, das „Fremdenblatt; verwickele ſich bei dem
Verſuche, die Verantwortlichkeit für das provozierende Vorgehen
von Serbien von Oeſterreich=Ungarn abzulenken, in einander
wider=
ſprechende Erklärungen. Die „Moskauer Zeitung; betont
dem=
gegenüber ganz beſonders, es ſtehe unzweifelhaft feſt, daß die
Um=
wälzung in Philippopel ſich gegen den Willen Rußlands vollzogen
habe.
Bulgarien. Die Regierung hat am 20. d. den Vertretern der
Mächte in Sofia ihre Antwort mitgeteilt: dieſelbe wird als
her=
ſöhnlich bezeichnet. Den Meldungen der Behörden an den
Grenz=
bezirken zufolge herrſche an der ſerbiſchen Grenze Ruhe. Am
Dienstag ſind zwei Regimenter Iuſanterie und ein Bataillon
Frei=
willige von Philippopel zur Verſtärkung nach der ſerbiſchen Grenze
abgegangen.
Die dem diplomatiſchen Corps in Abſchrift mitgeteilte
Note=
welche die Regierung am Sonnabend dem ſerbiſchen Vertreter
über=
reicht hat, erinnert an die Vorgänge vom 28. Jun gelegentlich einer
Verſammlung an der ſerbiſchen Grenze, wo ſerbiſche Beamte ſich
bemühten, bulgariſche Bauern für eine für Bulgarien feindliche
Be=
wegung aufzureizen. Die aus dieſem Anlaß gegebenen
Verſiche=
rungen Serbiens ſeien in Sofia mit Befriedigung aufgenommen.
Trotzdem hätten die ſubv rſiven Umtriebe gewiſſer königl. Beamten,
welche namentlich genannt werden, ihren Fortgang genommen. Die
Genannten hätten Einwohner in bulgariſchen Dörfern die ſpeziell
bezeichnet werden, zu bewegen geſucht, ſich gegen die bulgariſchen
Behörden aufzulehnen, die Telegraphendrähte zu zerſchneiden und
eine Petition zu unterzeichnen, worin die bulgariſchen Bauern um
Annexion ihres Gebietes ſeitens Serbiens bitten. Zugleich ſei
den=
ſelben die Zuſicherung gemacht, daß eine ſerbiſche Armee alsbald
erſcheinen werde, um ſie zu verteidigen. Den Ortsvorſtänden und
denen, welche ſich an dem Unternehmen beſonders beteiligen
wür=
den, ſeien größere Geldſummen, der Bevölkerung die Befreiung von
Steuern und Militärdienſt auf fünf Jahre verſprochen worden.
Die Note bemerkt ſchließlich, daß die auf bulgariſchem Gebiete
über=
raſchten Unruheſtifter ſtrenge beſtraft würden und hebt hervor, daß
die bulgariſche Regierung die es verſtanden, jede Beunruhigung
der ſerbiſchen Grenzdiſtrikte von Bulgarien her zu verhindern, die
ſerbiſche Regierung um entſprechende Maßregeln im Intereſſe der
bulgariſchen Grenzdiſtrikte erſuchen müſſe. Die Note iſt von
Ser=
bien noch nicht beantwortet worden.
Aumänien. Dem Vernehmen nach wird der Kronprinz von
Oeſterreich zum Beſuche des Königspaares auf Schloß Sinaia
er=
wartet.
Der neuernannte franzöſiſche Geſandte Coutouly hat dem König
unter Verſicherung der unveränderten freundſchaftlichen Geſinnung
Frankreichs ſein Beglaubigungsſchreiben überreicht.
Griechenkand. Der Kriegsminiſter hielt an die Freiwilligen
aus Sparta eine kriegeriſche Anrede.
Wie die Zeitungen ſagen,
würde Griechenland, um zu entwaffnen, Bürgſchaften gegen neue
bulgariſche Anſchläge und, beſcheiden wie immer, Schadloshaltung
für ſeine militäriſchen Ausgaben fordern.- Die Vertreter der
Groß=
mächte erneuerten am Mittwoch ihre gemeinſamen Vorſtellungen und
Ermahnungen zur Ruhe und Beſonnenheit.
An Stelle des von ſeinem Poſten zurückgetretenen
Kultusmini=
ſters Zygonolas iſt Contoguris vorläufig zum Kultusminiſter
er=
nannt worden. Das Marineminiſterium hat Bubulis übernommen.
Die übrigen Miniſter ſind auf ihren Poſten geblieben.
Türſtei. Anläßlich des bevorſtehenden Beſuchs der Kaiſerin
Eliſabeth in Saloniki hat die türkiſche Regierung den Behörden
Weiſungen für einen würdigen Empfang derſelben zugehen laſſen.
Dem Vernehmen nach haben die Botſchafter am Dienstag
be=
ſchloſſen, ihren Regierungen zu empfehlen, in Athen und Belgrad
ebenſo vorzugehen wie in Sofia.- Drummond Wolff reiſte am 22.
d3. ab. Wie es heißt. wird der Sultan unverzüglich die
Ernen=
nung eines Kommiſſars für Egypten gutheißen.
Cappten. Infolge des Todes Osman Digmas hat ſich die
Stadt Berber am Nil von den Mahdiſten und ihren Beſtrebungen
losgeſagt und ſich für unabhängig erklärt. Zum Oberhaupte der
Stadt und ihres Gebietes, das ſich nördlich bis nahe an die Stadt
Abu=Hamed und ſüdlich wieder bis zum Atbarafluſſe erſtreckt, wurde
der Emir Humajun gewählt. Der neue Emir erklärte ſich ſogleich
bereit, mit dem Khedive wegen ſeiner Unterwerfung zu
unterhan=
deln. Infolge des Ablebens von Osman Digma trifft auch der
eghptiſche Gouverneur der Stadt Sennaar am Blauen Nile ſchon
Vorbereitungen, um mit 6000 Mann gegen Khartum zu marſchieren
und dieſe Stadt neuerdings dem Khedive zu unterwerfen.
207
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. Oktober.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den
Miniſterial=
protokolliſten R. Schaffnit zum Miniſterialregiſtrator bei dem
Miniſterium der Finanzen, den Regiſtratur=Aſſiſtenten L. Müller
zum Miniſterialprotokolliſten bei der Regiſtratur dieſes Miniſteriums:
- den Regiſtratur=Aſſiſtenten L. Kiſſeberth zum Aſſiſtenten des
Oberbetriebs=Inſpektors bei der Main=Neckar=Eiſenbahn; den
Finanz=
aſpiranten A. Rullmann aus Beſſungen zum Revidenten des:
Oberbetriebsinſpektors bei dieſer Bahn, - den Finanzaſpiranten J.
Hallſtein aus Hainſtadt zum Regiſtratur=Aſſiſtenten bei der Direktion
dieſer Bahn, - die Expeditoren G. Ph. Hauſer, C. J. Heyder,
G. L. Quick und Fr. H. Korndörfer zu Expeditoren der Stationen
Egelsbach, reſp. Sprendlingen, Auerbach und Bickenbach;
den
Expeditionsgehülfen J. Englert, die Telegraphiſten A. Georg
und K. Hilger und den Militäranwärter Gendarm i. P. K.
Schneider aus Biedenkopf zu Expeditoren; —
die
Expeditions=
gehilfen K. Bergmann aus Darmſtadt, Militäranwärter B.
Schmidt aus Wernges und A. Karn aus Darmſtadt zu
Tele=
graphiſten bei der Main=Neckar=Eiſenbahn ernannt; ferner: den
Oberbuchhalter und Sekretär bei der Hauptſtaatskaſſe B. Beſt auf
ſein Nachſuchen und unter Anerkennung ſeiner langjährigen
treu=
geleiſteten Dienſte - in den Ruheſtand verſetzt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Amts.
richter Dr. W. Kepplinger zu Pfeddersheim zum Amtsrichter bei
dem Amtsgericht Oppenheim, den Gerichtsaſſeſſor L. Bötticher
in Grünberg zum Amtsrichter am Amtsgericht Grünberg und
den Gerichtsaſſeſſor K. Pfannmüller zu Oppenheim zum
Amts=
richter bei dem Amtsgericht Pfeddersheim, ſowie den
Kreis=
veterinärarzt des Kreisveterinäramtes Schotten J. May zum
Kreis=
veterinärarzt des Kreisveterinäramtes Nidda, den praktiſchen
Veterinärarzt Dr. C. Weinsheimer zu Gernsheim zum
Kreis=
veterinärarzt des Kreisveterinäramtes Schotten ernannt
S. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Major
1. 8. der Kavallerie Heyl die Erlaubuis zur Annahme und zum
Tragen der ihm verliehenen Dekorationen, nämlich von S.
Majeſtä=
dem König von Württemberg das Ritterkrenz l. Klaſſe des Kronen,
ordens und von S. Königl. Hoheit dem Großherzog von
Mecklen=
burg=Schwerin das Ehrenkreuz des Greifenordens erteilt.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 20enthält:
Bekannt=
machung, den zwiſchen Heſſen und Preußen wegen Erbauung einer
feſten Brücke über den Main bei Offenbach abgeſchloſſenen
Staats=
vertrag betr.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 25, enthält:
1) Oeffentliche Anerkennung einer edlen That. 2) Bekanntmachung,
die Beſtätigung von Stiftungen und Vermächtniſſen betr. 3)
Be=
kanntmachung, die zur Ausfertigung und Erledigung von
Ueber=
gangsſcheinen ermächtigten Stellen betr. 4) Bekanntmachung, die
Umlagen zur Beſtreitung der Bedürfniſſe für die iſraelitiſche
Re=
ligionsgemeinde Wallerſtädten, im Kreiſe Groß=Gerau, pro 1885186
betr. 5) Bekanntmachung, die Erhebung einer Umlage in der
neu=
gebildeten iſraelitiſchen Religionsgemeinde Hain=Gründau mit Mittel=
Gründau für 1885186 betr. 6) Ordensverleihungen. 7)
Ermächtig=
ung zur Annahme und zum Tragen eines fremden Ordens.
8) Namensveränderungen. 9) Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft.
10) Aufgabe der Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft. 11)
Dienſtnach=
richten. 12) Dienſtentlaſſung. 13) Konkurrenzeröffnungen.
0 (Stadtverordneten=Verſammlung vom 22. Oktober.)
Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte der Herr Ober=Bürgermeiſter
mit, daß ein langjähriges Mitglied des Schulvorſtandes Herr Beſt
aus dienſtlichen Gründen ſein Amt niedergelegt, wovon man mit
Bedauern Kenntuis nahm. An Stelle des Ausgeſchiedenen, deſſen
Thätigkeit man warmes Lob ſpendete, wurde der frühere
Realſchul=
direktor Herr Albert gewählt, ſodann zur Unterzeichnung von
Ur=
kunden die Stadtv. Wittich und Juwelier Müller beſtimmt, während
die Stadtv. Bergſträßer und Schödler eintretendenfalls als
Erſatz=
leute zu fungiren haben. - Bergſträßer interpellirte über den
Zuſtand der Schuchardpaſſage, die in einem ſolchen Zuſtand ſei, daß
man dieſelbe entweder als Straße eröffnen, oder für das Publikum
ſchließen ſolle, in welcher Beziehung konſtatiert wurde, daß die
Firma Schuchard der Stadt eine Offerte gemacht, welche
gegen=
wärtig der Baukommiſſion zur Beſchlußfaſſung unterbreitet läge.
Eine weitere Interpellation des Stadtv. Bergſträßer
ver=
langte Auskunft, ob die Metzgerinnung das Schreiben des Herrn
Ober=Bürgermeiſters in betref der Erbauung eines neuen
Schlacht=
hauſes beantwortet, was bis jetzt noch nicht der Fall iſt.- Hierauf
berichtete Stadtv. Wittich über den Entwurf eines
Polizeiregle=
ments, wonach das Fahren und Reiten von Civilperſonen auf dem
Exerzierplatz verboten werde und nur in Ausnahmefällen von der
Kommandantur gegen auszuſtellende Karten geſtattet ſein ſoll. Dieſe
Maßregel iſt damit motiviert, daß die Militärbehörde umfaſſende
Maßnahmen zur Vermeidung des beläſtigenden Staubes,
insbe=
ſondere eine ausgedehnte Friſcheinſä äung des Exerzierplatzes und
möglichſte Schonung der vorhandenen Raſenſtrecken plaut. Bei dieſer
Gelegenheit wurde auch beiläufig bemerkt, daß man von dem Pro=
244½
No
jekt, an deſſen Oſtſeite eine neue Kavalleriekaſerne zu erbauen, wieder
abgekommen, vielmehr einen anderen Platz in Ausſicht genommen.
Rückert berichtet ſodann über vorzunehmende
Straßenpflaſte=
rungen zu Laſten des diesjährigen Kredits, die Saalbauſtraße
eventuell auch noch die untere Schützenſtraße, während im nächſten
Jahr die Grafenſtraße von der Rheinſtraße bis zur Promenade,
ſodann die Hofſtallſtraße umzupflaſtern ſeien.
Ohne Debatte
wurde die Aufſtellung zweier Laternen in der Beckſtraße, ſowie eine
weitere in der Frankfurter Straße genehmigt; weiter ein Antrag
der Baukommiſſion mit Einſtimmigkeit gebilligt, wonach die Stadt
als Beitrag zur Herſtellung von Trottoirs vor der neuen
Martins=
kirche die Summe von 2000 M. zur Verfügung ſtellt.-
Ein weiterer
Gegenſtand der Verhandlungen war die nochmalige Beratung des
vor zwei Jahren durchberatenen Ortsbauſtatuts, insbeſondere der
88 11, 12, 13 und 32 desſelben, bezüglich deren das Miniſterium
eine nochmalige Beratung und Beſchlußfaſſung wünſcht. Es
han=
delt ſich dabei um die Beſtimmungen über die Beitragspflicht der
Häuſerbeſitzer zu Trottoirherſtellungen, ſowie um die Frage der
Ab=
führung der Fäcalien durch die Kanäle. Die Kommiſſion vertrat
die Anſchauung, daß es ſich im Jutereſſe des ſchleunigſten
Zuſtande=
kommens des Ortsbauſtatuts empfehle, die früheren Beſchlüſſe
auf=
recht zu erhalten, ein Geſichtspunkt, der als der allein praktiſche
nach kurzer Debatte Beſtätigung fand.
Das Statut der Stiftung des Stadtv. Dr. Momberger, der
der hieſigen techniſchen Hochſchule den Betrag von 1000 Mark zur
Verfügung geſtellt, wovon die Zinſen alljährlich als
Stipen=
dienbeitrag zu verwenden ſind, wurde genehmigt, ebenſo
ver=
ſchiedene Kreditüberſchreitungen und Uebertragungen im Etatsjahr
1884-85 bei welcher Gelegenheit der Herr Oberbürgermeiſter
mit=
teilte, daß die Stadt ihren Rechtsſtreit gegen Bauunternehmer
Zeh=
fuß in der Hauptſache gewonnen.
Bei Schluß des Blattes dauerte die Sitzung noch fort.
In dem Großh. Palais zu Frankfurt fand am Montag auf
Einladung des Herrn Präſidenten des Großh. Finanzminiſteriums
und unter Beteiligung eines Vertreters des Miniſteriums des
Innern eine Konferenz der Provinzialdirektoren und derjenigen
6 Kreisräte aus den 3 Provinzen ſtatt, in deren Bezirken
Neben=
bahnen zur Ausführung ſtehen. Es galt der Verſtändigung darüber,
in welcher Weiſe am korrekteſten, zweckmäßigſten und raſcheſten,
ſo=
wie möglichſt gleichförmig, zu dem Beginn des wirklichen Baues
der zur Ausführung genehmigten Nebenbahnen zu gelangen ſei. Iu
dieſer Beziehung liegen verſchiedene Schwierigkeiten und zum Teil
beſtrittene Fragen verwaltungsrechtlicher Natur vor, welche in einer
gedruckten Denkſchrift des Finanzminiſters zuſammengeſtellt, geprüft
und begutachtet worden waren. Die Verſtändigung, welche über die
betreffenden Vorſchläge, wie wir hören, im weſentlichen überall
er=
zielt worden iſt, wird ohne Zweifel weſentlich zur Klärung und
Forderung der ebenſo wichtigen als immerhin ſchwierigen und der
Gefahr von Verzögerungen in den Stadien des
verwaltungsgericht=
lichen und Expropriations=Verfahrens ausgeſetzten Angelegenheiten
dienen.
D. 3t0.
L. Konzert Dengremont. In dem Kunſtleben unſerer
Stadt ſcheint uns und wohl auch anderen die Muſik einen faſt zu
breiten Raum einzunehmen und zu beanſpruchen. Wenn man
be=
denkt, daß ſich das Konzert=Publikum hier immer ſo ziemlich aus
den nämlichen Elementen zuſammenſetzt, darf man ſich nicht
wun=
dern, wenn eines Tages die Luſt, von einem Muſiktempel zum
andern zu wandern, in einer bedenklichen Weiſe nachläßt. Zu
be=
dauern bleibt dann nur, daß ſo tüchtige Kräfte wie Maurice
Dengremont darunter zu leiden haben. Das Spiel Saraſate's
im Konzert der Hofmuſik hat vorläufig alles Intereſſe für
Geigen=
künſtler aufgezehrt. Der nicht ſehr zahlreiche Hörerkreis, der ſich
bei Dengremont eingefunden, ließ es ſich indes eifrig angelegen ſein,
durch andauernden Applaus den Künſtler über den geringen Beſuch
zu tröſten. Die Darmſtädter haben die Bekanntſchaft von Maurice
Dengremont zuerſt am 6. Dezember 1878 gemacht, an welchem
Datum der damals 14jährige Violin=Virtuoſe im Großh. Hoftheater
auftrat. Jetzt ſtellt ſich uns ſtatt des Wunderkindes ein erwachſener
junger Mann im üblichen Konzertfrack dar, der nunmehr gerechten
Anſpruch darauf erhebt, der Elite der Violinſpieler beigezählt zu
werden. Der Jüngling hat gehalten, was der Knabe verſprochen,
womit jedoch nicht geſagt iſt, daß die Zeit des ernſten Studiums
für Maurice Dengremont nun vorüber ſei. Seine Technik hat an
Ge=
wandtheit um ein bedeutendes zugenommen, der Ton ſeiner Geige
iſt größer, voller geworden, - das iſt gar keine Frage, aber in den
raſcheſten und ſchwierigſten Läufen iſt nicht immer jeder Ton rein.
Techniſche Schwierigkeiten giebt es für Herrn Dengremont wohl
keine mehr, aber das Spiel - wir haben beſonders Schumann's
Gemoll Sonate im Auge - iſt an einigen Stellen nicht ganz ſo klar
und durchſichtig wie man wünſchen möchte. Auch dürfen wir nicht
verſchweigen, daß die G=Saite bisweilen ein ſtarkes Frictieren hören
ließ. Bei einem Violinſpieler mittlerer Sorte würde dieſer
Um=
ſtand überſehen werden, bei einem Künſtler jedoch von der
Bedeu=
tung Dengremonts haben Kritiker und Publikum das Recht, einen
ſtrengeren Maßſtab anzulegen. Die Pianiſtin, Frl. Martha Seel=
207
mann, hat Anſpruch auf die größte Anerkennung, die wir nicht
nur dem edlen, ſympathiſchen Vortrage der Solonummern, wobei
vornämlich die duftige Behandlung des Piano angenehm auffiel,
bereitwillig zollen, ſondern auch der diskreten Artwie ſie die Violin=
und Geſangpiecen begleitete. Frau Gertrud Krüger verfügt über
ein bedeutendes Stimmmaterial: in der Tiefe haben die Töne einen
Umfang und einen Wohllaut wie man ihn ſelten hören wird; allein
die Dame macht von ihren Mitteln nicht immer den richtigen
ökono=
miſchen Gebrauch; ſtarke und dünne Striche ſtehen unvermittelt
neben einander; dieſer Mangel an Ausgeglichenheit in den Regiſtern
wird die Dame oftmals um die Wirkung bringen, welche ihre ganze
künſtleriſche Individualität von rechtswegen ausüben müßte. Unter
den heutigen Leiſtungen der Frau Krüger ſtand obenan der
er=
greifende Vortrag von: „Herr, den ich tief im Herzen trage.
2 In dem feſtlich geſchmückten großen Saale des Feierabend=
Hauſes wurde am Camstag Abend das Stiftungsfeſt des
Feierabend=Sänger=Chors gefeiert. Eingeleitet durch eine,
von einem Mitgliede des Sängerchores gehaltene vortreffliche
An=
ſprache, in welcher der edle Zweck des ſeit 1879 beſtehenden Vereins
zum Feierabend anerkannt, ſowie der Gründer und Freunde des
Vereins gedacht und insbeſondere betont wurde, daß, nachdem der
frühere Zweigverein „Concordiar vorgezogen ſich ſelbſtſtändig zu
machen, nunmehr der „Sängerchor; an deſſen Stelle getreten ſei,
um die Zwecke des Vereins zum Feierabend fordern zu helfen, wurde
den Gruͤndern und Mitgliedern desſelben von den Sängern und
allen Anweſenden ein herzliches dreifaches Hoch gebracht. Nach
Vortrag des ſchönen Liedes: „An das Vaterland! von Kreuzer,
ſagte der Präſident, Herr Geh. Juſtizrat Buchner, Namens der
Vereins, herzlichen Dank und brachte im Hinweiſe, wie die
vorge=
tragenen Lieder Zeugnis ablegten von dem Eifer und der Hingabe
des Dirigenten und des Sängerchors, auf dieſelben in warm
empfun=
denen Worten einen Toaſt aus, der allſeitigen, freudigen Wiederhall
fand. Alle Nummern des ſehr gut gewählten Programms, welches
abwechſelnd Chöre, Solis, Deklamationen und humoriſtiſche
Theater=
ſtückchen bot, wurden vorzüglich ausgeführt und mit großem Beifall
aufgenommen. Das ſchöne Feſt hat den Beweis geliefert, daß ohne
großen Aufwand und Unkoſten doch recht ſchönes geleiſtet zu
wer=
den vermag und ſei deshalb allen, welche in hingebender und
un=
eigennütziger Weiſe zur Verherrlichung des Stiftungsfeſtes
beige=
tragen haben, herzlicher Dank gezollt.
Wir erhalten nachſtehende Zuſchrift: „Die Nummer 198
Ihres Blattes enthält auf Seite 2338 eine Korreſpondenz aus
Wein=
heim, datiert vom 8. Oktober d. J., welche beſagt: „Kurz vor Schluß
der diesjährigen Badeſaiſon wurde das hieſige Stahlbad
plötz=
lich geſchloſſen. Wie es heißt, iſt zwiſchen hieſiger Stadt und
dem Beſitzer des Bades, Herrn Touſſaint, ein Prozeß ausgebrochen,
worauf dieſes unerwartet eingetretene Ereignis zurückzuführen iſt.
Der Inhalt dieſer Korreſpondenz iſt in allen Teilen unwahr.
Bereits unterm 10. April d. J. habe ich in dem „Weinheimer
An=
zeigerl öffentlich erklärt, daß ich aus Gründen privater Natur
das Stahlbad Weinheim nicht mehr eröffnen werde. Es iſt
alſo thatſächlich unrichtig, daß dasſelbe „kurz vor Schluß der
dies=
jährigen Badeſaiſon plötzlich geſchloſſen worden wäre. Ein
Prozeß zwiſchen mir und der Stadtgemeinde Weinheim war
da=
mals nicht anhängig, er kann mithin auch nicht der Grund des
Schließens des Bades geweſen ſein.
Mannheim, den 21. Oktober 1885.
Albert v. Touſſaint,
Eigentümer des Stahlbades Weinheim.
Der wegen des Einbruchdiebſtahls auf Jagdſchloß
Mönch=
bruch verhaftete Taglöhner L. hat ſich in der Nacht vom 19. auf
den 20. d. M. in dem Haftlokal erhängt.
Beſſungen. Das Programm des in dieſen Blättern bereits
angekündigten geiſtlichen Konzerts des evangel.
Kirchengeſang=
vereins zum Beſten der hieſigen Kleinkinderſchule, welches Sonntag
den 25. Okt. nachmittags 0 Uhr, in der Kirche zu Beſſungen
ſtatt=
finden ſoll, iſt nunmehr erſchienen und enthält folgende Piécen:
Orgelvortrag, von Herrn Pfarrer Trümpert. 2) Wirf dein Anliegen
auf den Herrn, von Mendelsſohn. 3) Offertorium, von Zingarelli.
4) Ich traue auf Gott. 5) Heilig, von Dimitri Bortniansky.
O fröhliche Stunde, von Selle. 1) Sanetus, von Bortniansky. 8)
Siehe, das iſt Gottes Lamm, von Weber. 9) Orgelvortrag, von
Herrn Pfarrer Trümpert. 10) Ehre ſei Gott, von Silcher. 11)
Alt=
böhmiſches Weihnachtslied. 12) Wenn Chriſtus der Herr, von Händel.
13) Gott wills machen, von Louiſe Stein. 14) Die Blum in
Waldes=
klüften, von Wilſing. Karten 1 Mark ſind in der Apotheke von
Herrn Lauer zu haben.
Schwyz, 21. Oktober. Auf der Linie Arth=Rigi und zwar
unterhalb der Kräbelwand hat geſtern nachmittag die
Entglei=
ſung eines Zuges ſtattgefunden. Der Lokomotioführer iſt tot, der
Heizer ſchwer verwundet; von 20 Inſaſſen des Perſonenwagens,
lauter Schweizer, wurden 4 ſchwer verletzt, meiſtens Schenkelbrüche.
Die Verwundeten wurden in das Arther Krankenhaus verbracht.
Die Urſache der Entgleiſung iſt noch unbekannt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckeret. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.