148.
B8½
RRELESALT EGIUO
148.
Jahrgang.
ul mementsprels
vierteſhährlich 1 Marr vo Pf. ind.
Bringerlohn. Auswärtg werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.
(Irag= und Anzeigeblaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
URleunhhhidti.
Inſerate
verdmangenommen hDarmkad
von der Expedition Rhenſt. X. .
m Beſſungen von Friedr. Blbherz
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auwirn
vn ellin Ennmaen Enrditonan.
Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
R 162.
Freitag den 21. Auguſt.
1885.
Darmſtadt, am 18. Auguſt 1885.
Betreffend: Das Aufſetzen von Heu, Stroh und dergleichen leicht entzündlichen Gegenſtänden auf Haufen in allzu
großer Nähe von Gebäuden.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Laut Mittheilung der Großh. Brandverſicherungs=Commiſſion iſt in der letzten Zeit öfters von in Brand gerathenen
Haufen Stroh, Heu und dergleichen leicht entzündlichen Gegenſtänden, welche in zu großer Nähe von Scheuern und anderen
Oeconomiegebäuden aufgeſetzt worden waren, das Feuer auf die benachbarten Gebäulichkeiten übertragen worden.
Wir beauftragen Sie deshalb, auf die Vorſchriſt des nachſtehend abgedruckten Artikel 147 des Polizeiſtrafgeſetzes durch
ortsübliche Bekanntmachung mit dem Bemerken beſonders aufmerkſam zu machen, daß Uebertretungen derſelben auf Grund
von 8 367 Poſ. 6 des Strafgeſetzbuchs mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft beſtraft werden, die Beachtung dieſer
Vorſchrift nachdrücklich einzuſchärfen und ſtreng überwachen zu laſſen, ſowie jede etwaige Uebertretung ſofort zur Anzeige zu
bringen.
v. Marquard.
Artikel 147. Stroh, unausgedroſchenes Getreide, Heu, Grummet, dürrer unbereiteter Hauf und Flachs, dürre
Streu=
mittel und dergleichen leicht entzündliche Gegenſtände dürfen unter freiem Himmel zum Zwecke längerer Aufbewahrung in
größerer Menge, bei Vermeidung einer Strafe von 1-5 fl., nicht anders als in einer Entfernung von Hundert Fuß
25 Meter - von jedem nicht feuerſicher gedeckten, fünfzig Fuß — 125 Meter - von jedem feuerſicher gedeckten und mit
einer Feuerung verſehenen, endlich dreißig Fuß - 75 Meter — von jedem anderen feuerſicher gedeckten Gebäude,
aufge=
ſchichtet werden.
[782]
Bekanntmachung.
In Folge Reichsgeſetzes vom 27. Mai l. 33. findet die Beſtimmung des
Zollnereinigungs=Vertrags vom 8. Juli 1867 (Ziffer I. Art. 5) wonach von allen
bei der Einfuhr mit mehr als 15 Groſchen vom Centner (3 M. von 100 Ko.)
be=
legten ausländiſchen Erzeugniſſen kein Octroi erhoben werden durfte, auf Mehl,
Mühlenfabrikate, Backwaaren, Fleiſch, Fleiſchwaaren, Fett, Bier und
Branntwein, keine Anwendung mehr. Die genannten Gegenſtände ſind hiernach
vom 27. Mai l. Js. an dem ſtädtiſchen Octroi unterworfen.
Wir bringen dies hiermit unter dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß
die Erhebung des Octrvis von oben genannten Gegenſtänden, welche bereits
ver=
zollt ſind, durch die betr. Octroierhebſtellen bei der Einfuhr und von
den=
jenigen Gegenſtänden, welche aus der hieſigen Zollniederlage in den freien
Verkehr übergehen, durch Großh. Hauptſteueramt Darmſtadt
voll=
zogen wird.
Darmſtadt, den 15. Auguſt 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(7828
Ohly.
auf dem Gaswerk zur Einſicht offen.
Muſter=Candelaber können daſelbſt in
Augenſchein genommen werden.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[7829
Ohly.
p.
Bekanntmachung.
Die Lieferung von 12 Stück
guß=
eiſernen Gas=Candelabern (Pariſer
Mo=
dell) ſoll im Wege der Submiſſion
ver=
geben werden.
Offerten ſind bis
Mittwoch den 26. Auguſt l. J.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Die Submiſſions=Bedingungen liegen
Bekanntmachung.
In den ſtädtiſchen Lagerhäuſern an
den Bahnhöfen ſind alsbald zu vermiethen:
1) ein Bodenraum von ca. 340⬜MMtr.
Flächenraum,
2) ein Raum im 2. Stock ca. 300 ⬜ M.
Flächenraum,
3) ein kleiner für ſich abgeſchloſſener
Raum früher als Comptoir benutzt,
4) ein Kellerraum von ca. 130⬜Mir.
Flächenraum.
Die unter 1 bis 3 aufgeführten Räume
eignen ſich vorzugsweiſe zur Lagerung
von Frucht, Mehl und dergl.
Reflektanten wollen ſich auf unſerem
Bureau melden.
Darmſtadt, den 27. Mai 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(5255
Ohly.
495
1862
Bekanntmachung.
Die Lieferung von 200 Centner
Nuß=
kohlen, Prima Qualität, und von 5 Rm.
Kiefern=Scheitholz für Großh.
Amts=
gericht Darmſtadt I1 ſoll im
Submiſſions=
weg vergeben werden und ſind Offerten
mit Preisangabe bis zum
5. k. Mts.
bei der unterzeichneten Gerichtsſchreiberei,
bei welcher auch die Lieferungs=
Be=
dingungen eingeſehen werden können,
ein=
zureichen.
Darmſtadt, am 19. Auguſt 1885.
Die Gerichtsſchreiberei
Großherzogl. Amtsgerichts Darmſtadt II.
[7830
Uſinger.
W
G Wegen Geſchäftsveränderung
großer
Ausvorkauf 8
5.
[7792
in
Kurz=, Weiß=, Wolle=,
Poſamentier=, Beſatz=
Putz= und Modewaaren/
8 mit 15 pCt. und 25 p6t.
Rabatt.
8
Andon denmidt,
Ludwigſtraße 8,
Darmstadt.
g000000000eOe
W. Pkeſfer, Hodlos,
Kiesſtraße 41.
Empfehle den geehrten Damen eine
reich=
haltige Auswahl in garnirten
Tüll=
hüten, ſowie Trauerhuten von den
ele=
ganteſten bis zu den einfachſten; ebenſo
werden alle Beſtellungen billig angefertigt.
Hochachtend
F. Pfoiffor, Kiesſtraße 4.
2 Treppen im Hof rechts. (755
Frisch oingotroſſen.
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Malto-Leguminosen-Chocolade,
Halto-Leguminosen-Cacaopulver,
van Louteu's reiner Cacao,
Sämmiliche Chocoladen v. Slarker
&E; Pobuda
enpfiehlt
C. Zummann,
Caſinoſtraße 23. 16860
K162
GrumurtyrusAerſteigerung.
Samstag den 22. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr,
läßt Unterzeichneter
circa 35 Morgen Grummetgras
loosweiſe öffentlich verſteigern.
Zuſammenkuuft am Gräfenhäuſer Weg nächſt dem Darmbach.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1885.
Philipp Jungmann.
Wichtig für jede Mutter und Hausfrau.
Schutz=
Marke.
AOGdutzz”
Hergeſtellt aus Mais. Zur leichten, ſchnellen Herſtellung von
vorzüg=
lichen Speiſen und köſtlichen Gebäcken. Erhöht die Verdaulichkeit der Milch
und gibt Milchſpeiſen ganz beſonderen Wohlgeſchmack. Für Kinder und
Kranke von erſten Aerzten empfohlen. Zum Verdicken von Suppen,
Saucen, Cacaos ꝛc. unübertrefflich. Rezepte an jedem Packet.
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Garamtärt Faturweime
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gemäß des in der Verkaufsſtelle aushängenden Preisverzeichniſſes. Erhältlich bei:
P. Stromberger, Roßdörferſtraße. 1.
der
Internationalen
Ausstellung
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Metallen u. Legirungen
in Nürnberg.
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ana 1200 U.
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Gold, Silber, Diamanten eto. ſevinne (6859
von
N. 20000, 10000,
4000, 3000, 2000
Mark eto.
Viele von Tanſend Mark.
5000 Gewinme.
Ein Loos eine Hark. Verhaufaſtelen nn nllen Orten. 4 ſoneraldehitalre dor Looso: Horitz Strauss junlor ia
E fürnherg und Haluz.
W
Läeler natürliches Mineralwusser
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von I. med. Autorſtäten auch bei Harn= und Nlerenleiden mit Erfolg angewendet. Verſandt nach allen
Lundern in Kiſten von 35 Vonteille an. Preis der ganzen Flaſche 30 Pfg. und der halben 20 Vfa.
Bad= und Brunnenberwaltung. Bad Liel bei Schllengen in Vaden.
Deutſches Ingeblakt
mit Sonntagsbeilage „Damenwelts,
[804
welches in nationalem Sinne redigirt, täglich in Verlin erſcheint, koſtet
pro Monat September uur 1 M. 67 Pf.
(5 Pf. Beſtellgebühr)
und empfiehlt ſich durch ſeine Gediegenheit und Reichhaltigkeit.
Zille Kaiſerl. Deutſchen Boſtanſtalten nehmen ſchon jetzt Beſtellungen an.
Verlin, Behrenſtraße 29 W.
Die Expedition.
Na 162
1863
Mineralwaſſer-Fabrik,
Carlsſtraße 45,
liefert:
destillirtes Wasser,
Selters- ≈ Jodawasser,
Siphons
und alle
medicinischen Wasser.
Carlsſtraße 45,
liefert
alle natürlichen
Mineralwaſſer.
Genernlvertretung des
Judugs- & Solzerbrunnon
(Gross-Marben)
in ¼ und ½⁄ Krügen ( nur
Original=
in ½ und ½ Flaſchen! Gefäße.
Die Hof=Buchhandlung von
August Elingelhöſter
empfiehlt garantirt reinen, direkt
impor=
tirten chinesischen Thee, Ernte
1885, zu Mk. 7. 5. 25. 4.75, 3.75, 3.-
2.75 und 2.50 per Pfund.
[7831
Theespitzen ¹½ Pfd. Mk. 125.
Schmindel würdo man sagon
wenn heute eine Zahntinktur empfohlen
würde, die neue Zähne iu alte Lücken
her=
vorbringt und doch wäre dieſes
gleichbe=
deutend mit dem Verſprechen neuer Haare
auf kahlen Stellen! Deshalb kann man
bei den ſich maſſenhaft mehrenden Mitteln
für Haarleidende nicht genug auf das ſeit
Jahren bewährte, von allen Autoritäten
empfohlene, wegen ſeiner wirklichen Güte
und Billigkeit ſich auszeichnende
CarlRelter’sche
HaarWasser
(München) aufmerkſam machen, welches
wirklich leiſtet was es verſpricht, nämlich
Conſervirung u. Kräftigung des Haares,
Reinigung aller Kopfhautübeln, als
Schup=
pen ꝛc. Herſtellung eines weichen,
glän=
zenden Haares und feſten Scheitels.
Zu haben um 40 Pf. und M. 1. 10 bei
M. W. Praſſel, Rheinſtraße 14. (1408
Gold.
8ilber.
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Rheinſtraße Nr. 19.
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Saiſon abzugeben. Näheres in der Ex=
[7832
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L
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5
Carlsſtraße 45,
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Husskohlon,
Pottschrot,
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Locale gratis.
Beſtellungen auf ſolche Feſte übernimmt
gerne
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7724) Beſſ. Heidelbergerſtr. 17 zwei
möblirte Zimmer zu vermiethen.
Dwei nebeneinander liegende
Parket=
a) Logenplätze - Vorderſitz - je¼
davon abzugeben Soderſtraße 73. (7820
7819) Ein halber, ſehr gut gelegener
Sperrsitz.
iſt abzugeben. WoL ſagt die Expedition.
1864
M 163
Anfruf,
Am 13. d. M. brach während der Mittagsſtunden bei ſtarkem
Sturm in dem eine Stunde von hier entfernten Filialdorf Appenrod
eine Feuersbrunſt aus, die in wenigen Stunden faſt die Hälfte des Ortes
zerſtörte; 46 Gebäude, darunter Kirche und Schule, ſind Trümmer
und Aſche, 30 Familien ſind obdachlos, ein großer Teil der Ernte iſt
zerſtört, ein Drittel der Abgebrannten iſt gar nicht, viele ſind nur gering
verſichert, und bei der raſenden Geſchwindigkeit, womit das Feuer um
ſich griff, haben viele nur das nackte Leben gerettet. Dazu kommt, daß
bei der vorgeſchrittenen Jahreszeit und bei den ländlichen Verhältniſſen
die Not im Winter ſich doppelt fühlbar machen und durch die
unaus=
bleiblich lang andauernde tiefe Störung in der Wirtſchaft eine länger
anhaltende Schädigung der überdies ſehr mittelmäßigen Verhältniſſe
her=
beigeführt werden wird. Schnelle Hilfe thut not. Wer ſchnell giebt,
giebt doppelt.
Gütige Gaben zur Linderung der Not nimmt entgegen der Rechner
des Komites, der mitunterzeichnete Stadtrechner Repp in Homberg an
der Ohm; auch hat ſich der mitunterzeichnete Freiherr Schenck zu
Schweinsberg=Wäldershauſen bereit erklärt, Gaben in Empfang zu nehmen.
Homberg an der Ohm, im Kreiſe Alsfeld, Großherzogtum Heſſen,
den 15. Auguſt 1885.
Das Unterſtützungs=Komits:
Rübſamen, Oberamtsrichter. Buchinger, Amtmann. Diefenbach,
Pfarrer. Wolf, Bürgermeiſter. Freiherr Schenck zu Schweinsberg=
Wäldershauſen, Großherzoglicher Kammerherr. Pfannſtiel, Landtags=
Abgeordneter. Dr. Vogel, prakt. Arzt. K. Münch, Rentner. W.
Engel, Poſtverwalter a. D. und Kreisausſchußmitglied. Höfling,
Gerichtsſchreiber. Schildwächter, Bürgermeiſter. J. Engel,
Orts=
gerichtsvorſteher. G. Repp III., Bierbrauer. G. Repp IV.,
Stadt=
rechner. Schnabel, Poſtverwalter.
Unter Bezugnahme auf vorſtehenden Aufruf, richte ich an die Einwohner von
Darmſtadt, die dringende Bitte, ihre bewährte Mildthätigkeit auch diesmal an
un=
ſeren ſchwer heimgeſuchten Landsleuten zu Appenrod in recht reichlichem Maße und
raſch zu bethätigen.
Zur Empfangnahme von Geld=Gaben ſind außer dem Unterzeichneten (
Rath=
haus) bereit: Die Redactionen der Darmſtädter Zeitung, des Tagblatts, der
Neuen Heſſ. Volksblätter und des Täglichen Anzeigers, ſowie die
Buch=
handlungen von Bergſträßer, Waitz, Klingelhöffer und Stamm.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1885.
Ohly, Oberbürgermeiſter.
Lür Janann-Cigarren.
Vertreter gasuohl.
Von einem der bedeutendſten
Havana=Cigarren=Import=
Ge=
ſchäfte Norddeutſchlands, welches
nicht reiſen läßt, werden Vertreter
in allen Haupt= und größeren
Pro=
vinzial=Städten gegen gute Proviſion
geſucht. Bewerber, wollen, ihre
Adreſſen nebſt Angabe von
Refe=
renzen unter I. fl. 5830 an
Ru-
dolf Mosse, Berlin SW.,
gelangen laſſen.
7834
un
2
5
45.
742.
WerschlagAussſürchtet
oder bereits davon betroffen wurde, oder
an Congeſtionen, Schwindel, Lähmungen,
Schlafloſigkeit, reſp. an krankhaften
Ner=
venzuſtänden leidet, wolle die Broſchüre
„ Ueber Schlagflußvorbeugung u. Heilung;
3. Aufl., vom Verfaſſer, ehem. Landw.=
Bataillonsarzt Rom. Weißmann in
Vilshofen, Bayern, koſtenlos und franko,
beziehen.
(6886
u
Untorlobe-
loidon,
fehler-
harts Blut-
Circulation,
9
11.
4
4
62
92
2
funktionsschnäche,radicalo u. danernde
Hei-
lung. Einzdaste h Arzt gol,Rogonerations-
Lur. LAnwLostenfr. unt. A. h.T. Borlin 8.59.
„
D
—
Penſion=Geſuch (7836
für eine Schülerin des Lehrerinnen=
Se=
minars. Offerten mit Preisangabe ꝛc.
unter M. N. an die Exped. d. Bl. erbet.
(Fin halber Platz il. Rang Balkon
C wird geſucht. Näheres Carlsſtraße
Nr. 29, Parterre.
[7837
Dwei ſehr gute Parquet=Logen-
Ovorderplätze, ſind Trauer halber
für die ganze Saiſon abzugeben.
Näheres in der Expedition.
[7745
Neine in der Eſchollbrückerſtraße ge=
HL legene Scheuer iſt als Lagerraum
zu vermiethen.
6288
A. Schmidt, Beſſ. Carlsſtraße 12.
Verloren
ein gehäkeltes Kinderkleid in der
Alexanderſtraße. Abzugeben
Dieburger=
ſtraße 74 gegen Belohnung.
[7838
7499) Eine gebildete Dame (Wittwe)
erbietet ſich leidenden Damen oder älteren
Herren Vorleſeſtunden in deutſch oder
franzöſiſch zu geben, oder als Pflege
der=
ſelben die Nachmittage einzutreten und iſt
auch gerne bereit Knaben oder Mädchen
während dieſer Zeit zu beaufſichtigen oder
als Geſellſchafterin zu dienen, da dieſelbe
in allen feinen weibl. Arbeiten erfahren
iſt. Näheres unter F. 8. an die Exped.
ſinquartierung
große Bachgaſſe
wird
13.
angenommen
[7839
Il.
12⁄.
9
7.
11
41
29
K 162
19
.
3₈
385
30
21
110)
345)
658
5e0
1 46
ve
138
Oeffentliche Bitte.
-
Die ergebenſt Unterzeichneten bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß ſie
unterm 22. Juni die Vereinigung der beiden ſeither getrennten Unterſtützungskaͤſſen des
Großh. Landeshoſpitals zu Hofheim und der Großh. Landes=Irrenanſtalt zu Heppenheim
beſchloſſen haben und daß Großh. Provinzial=Direktion Starkenburg durch Verfügung vom
9. l. Mts. unter dem ſtatutenmäßigen Vorbehalt der Entſchließung der nächſten
General=
verſammlung der Vertrauensmänner die interimiſtiſche Ausführung dieſes Beſchluſſes
an=
geordnet hat. Zunächſt und bis die Organiſation des geſchäftlichen Betriebes der nunmehr
vereinigten Kaſſen ihre endgültige Regelung gefunden hat, ſoll ſich die erwähnte interimiſtiſche
Ausführung darin äußern, daß für das Betriebsjahr 1885-86 von Hofheim aus eine
Sammlung von Beiträgen nicht ſtattfindet, während das Ergebnis der von Heppenheim
aus in der bisherigen Weiſe geleiteten diesjährigen Kollekte zu Gunſten der bedürftigen
und insbeſondere der entlaſſenen Pfleglinge der genannten beiden Landes=Zrrenanſtatten
verwendet werden wird.
Die Vereinigung der beiden Unterſtützungskaſſen war durch das Intereſſe der Sache
geboten, denn die Zwecke, um welche es ſich handelt, verlangen in Folge ihrer
übereinſtim=
menden Beſchaffenheit die Concentration aller erreichbaren Mittel, die gemeinſchaftliche
Arbeit aller vorhandenen ſachverſtändigen Kräfte und die Anwendung einheitlicher
Grund=
ſätze wie auf die Vorbereitung und die Durchführung der einzelnen Unterſtützungen, ſo
auch auf die Verwirklichung der allgemeinen Ziele unſerer Beſtrebungen. Das bisherige
Verhältnis hat, indem es ſeiner ganzen Natur nach Zuſammengehöriges künſtlich getrennt
hielt, zu vielfachen Mißverſtändniſſen geführt und würde im weiteren Verlauf den Beſtand
wenigſtens der einen der beiden Kaſſen ernſtlich bedroht und zahlreiche bedürftige
Pfleg=
linge und deren unglückliche Familienangehörige ohne die nöthige Hülfe gelaſſen haben.
Jetzt, nachdem die Vereinigung unſerer beiden Kaſſen zur fertigen Thatſache
gewor=
den iſt, wenden wir uns mit neuem Muth der Löſung unſerer Aufgabe zu und vertrauen
Umſofeſter darauf, daß mehr und mehr Jeder, der ſich ein warmes Gefühl für ſchweres
menſchliches Unglück bewahrt hat und die Pflichten anerkennt, die ihm als Glied des Ganzen
obliegen, ſich mit uns vereinigen und unſerer Kaſſe ſeinen Beitrag zuführen werde.
Für den treuen und ausgiebigen Beiſtand, den wir ſchon ſeither alljährlich in weiten
Kreiſen gefunden haben, können wir nicht genug danken. Sind doch in dem letzten Jahre
allein der Unterſtützungskaſſe zu Heppenheim von über 7000 Gebern Beiträge zugefloſſen,
ſo daß von dieſer Kaſſe in demſelben Jahre, einſchließlich zweier Darlehen im
Geſammt=
betrag von 600 Mk., 8156 Mk. 35 Pf. zu Unterſtützungen verwendet werden konnten, die
höchſte Summe, welche ſeit der am 8. Mai 1874 ſtattgehabten Gründung unſeres
Unter=
nehmens im Laufe eines Jahres zur Verausgabung gekommen iſt.
Dieſer Betrag wird aber in der Zukunft eine noch weitere Steigerung erfahren,
denn die Zahl der Bedürftigen nimmt fortwährend zu ſie wächſt ſchon deshalb, weil wir
von Jahr zu Jahr den Umfang und die eigentliche Beſchaffenheit unſerer Aufgabe beſſer
erkennen lernen und weil die öffentliche Armenpflege da nicht ausreicht und da überhaupt 9 1 6 E R
nicht in Betracht kommt, wo wir uns bemühen ſchützend und helfend einzugreifen.
Eben=
deshalb iſt unſer ſtetes Bemühen auf den Gewinn neuer Freunde gerichtet und aus
dem=
ſelben Grunde bitten wir auch heute wieder um milde Gaben und fühlen uns hierzu um
ſo ernſter verpflichtet, weil, wie der letzte Jahresbericht der Heppenheimer
Unterſtützungs=
kaſſe abermals beweiſt, gerade die vermögenderen Klaſſen der Bevölkerung ſich unſerer
Sache noch lange nicht in dem Maße angeſchloſſen haben, wie dieſelbe es verdient, und
Betrieb, auf der anderen Seite durch die Oberaufſichk uns ueberwachung ſeitens der
Staats=
regierung, den Beſtand und die ſachgemäße Führung unſeres Unternehmens in der
zuver=
läſſigſten Weiſe ſicher geſtellt haben.
Diejenigen, welche ſeither gewohnt waren, jede der beiden Kaſſen mit einer Gabe zu
bedenken, bitten wir den Betrag dieſer Gaben von nun an unverkürzt der gemeinſamen
Unterſtützungskaſſe zuwenden zu wollen, und richten dieſe Vitte namentlich an diejenigen
Inſtitute und Korporationen, die, wie zahlreiche Sparkaſſen unſeres Landes, durch
regel=
mäßige Bewilligung größerer Gaben die Zwecke unſerer Unterſtützungskaſſen in
hervorragen=
dem Maße gefördert haben.
Die Beiträge wolle man entweder an unſere bekannten Vertrauensmänner oder direkt
an den Rechner der Unterſtützungskaſſe zu Heppenheim, Herrn Verwalter Schaum daſelbſt,
gelangen laſſen und dabei bemerken, ob dieſelben als einmalige oder als jährliche Beiträge
verwilligt ſind.
Hofheim, am 26. Juli 1885.
Die Verwaltung der Unterſtützungskaſſe für bedürftige Pfleglinge
des Großh. Landeshoſpitals:
Medizinalrath Dr. Werke, Direktor. Dr. Viederbach, zweiter Arzt.
Retzger, prov. dritter Arzt, Htroß, Hausverwalter und Rechner.
Heppenhelm, am 26. Juli 1885.
(7840
Das Curatorium der Unterſtützungskaſſe für bedürftige Pfleglinge
der Großh. Landes=Jrrenanſtalt:
Pfarrer Anthes zu Bensheim, evang. Geiſtlicher der Großh. Landes=Irrenanſtalt.
Ober=
amtsrichter Baur zu Bad=Nauheim. Kreisſchulinſpektor Zoſch zu Worms. Generalagent/
Gauts zu Darmſtadt. Kreisrath Heßz zu Dieburg. Lehrer Hof zu Echzell. Kreisarzt
Dr. Kößker zu Laubach. Geh. Medizinalrath Dr. Cudwig zu Heppenheim, Direktor der
Großh. Landes=Irrenanſtalt. Fabrikant Roßde zu Beſſungen. Hchaum, Rechner und
Haus=
verwalter der Großh. Landes=Irrenanſtalt zu Heppenheim. Notar Dr. Schnell zu Bingen.
Pfarrer Sickinger zu Heppenheim, katholiſcher Geiſtlicher der Großh. Landes=Jrrenanſtalt.
Domänenrath 5totz zu Friedberg. Dr. Wittich, zweiter Arzt der Großh. Landes=Trrenanſtalt.
1865
7809) Zur Aufſicht zweier kleiner
Kinder wird ein zuverläſſiges Mädchen
geſucht Heinheimerſtraße 7.
7841) Ein reinliches Mädchen zu
einem kleinen Kinde für Nachmittags
ge=
ſucht. Zu erfrag. in der Exped. d. Bl.
WW.
ATalSD.
Nächſten Samstag, Sonntag und
Montag findet die
Kirchweihe
ſtatt, wozu höflichſt einladet
v. Alsumator.
Kirchweih=Sonntag fällt der
Mit=
tagstiſch aus.
Finquartierung wird angenomm. Ecke
E, der Mühl= u. Rundethurmſtr. (7843
Eirchſtraße. 9. aller ins
Heotentatwaarenſach
einsehlegenden
2½
Artikel.
Fafzkager.
En gros Promunhr:
Kaffee,
Cande==Prodnele,
Deticakeſſen,
Rineratwaſſer;
Fämreien.
E en detail.
von C. Jahn.,
Hoflieferant und Friſeur in Gotha,
feinſtes, beſtes Toilettenöl zur Erhaltung,
Kräftigung und Verſchönerung des Haares,
es verhindert das Ausfallen und frühe
Ergrauen desſelben und beſeitigt die ſo
läſtigen Schinnen, Flaſche 75 und 50
Pfg. in Darmſtadt zu haben bei
G. L. Hriegk,
Rheinſtraße. (455
Woog, 20. Auguſt 1885.
Waſſerhöhe am Pegel 3,10 Meter,
Waſſerwärme des Vorm. 8½ Uhr 1440 R.
Woog=Polizeiwache.
1866
A 162
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 2l. Auguſt.
Deutſches Reich. Der „Reichsanzeiger! meldet: Nachdem die
egyptiſche Anleihe emittiert iſt, werden nunmehr auch die
Entſchä=
digungen wegen der durch das Bombardement von Alexandrien
ver=
anlaßten Eigentumsverluſte zur ſofortigen Auszahlung gelangen.
Dieſelben werden, nach den zwiſchen den Mächten gepflogenen
Ver=
einbarungen, voll, aber ohne Verzugszinſen ausbezahlt. Die
egyp=
tiſche Schuldenkaſſe iſt ſeit dem 9. d. M. nach Alexandrien verlegt
und die nötigen Barvorräte ſind dorthin gebracht. Die Veriſikation
der Indemnitätstitres hat begonnen. Diejenigen der Eingeborenen
werden zuerſt geprüft, hierauf folgen die den Europäern
zugeſproche=
nen Titres in der franzöſiſchen alphabetiſchen Reihenfolge der
Natio=
nalitäten. Sobald im einzelnen die Veriſikation beendet iſt, wird
jeder Inhaber eines Titres eine auf Sicht zahlbare Anweiſung
er=
halten, welche bei der Schuldenkaſſe ſelbſt, dem Credit Lyonnais und
der Anglo=Cgyptiſchen Bank in Alexandrien eingelöſt werden kann.
Die deutſchen Reichsangehörigen ſind auf den 23. d. M. zur
Ein=
reichung ihrer Titres geladen worden.
Kontre=Admiral Knorr iſt mit S. M. Kreuzerfregatte„
Bis=
marck; am 19. d. Mts. vor Zanzibar eingetroffen.
Einer Reuterſchen Depeſche aus Zanzibar vom 18. d3. zufolge
iſt dort gemeldet worden, daß Dr. Reichardt, der einzige Ueberlebende
der deutſchen internationalen Forſchungs=Expedition, in einem Kampfe
mit den Eingeborenen von Ugogo getötet worden ſei.
Zur Begrüßung der wahrſcheinlich am 27. d. M. in Kiel
ein=
treffenden Mitglieder des internationalen Telegraphen=Kongreſſes iſt
von den Stadtkollegien ein Empfangskomite gewählt. Die Stadt
ſtellt den Gäſten den deutſchen Poſtdampfer Auguſte Victoria, welcher
eine weitere Tour in See unternimmt, zur Verfügung und gibt an
Bord ein Frühſtück.
Die Ausweiſungen aus der Provinz Poſen beginnen größere
Dimenſionen anzunehmen. Aus dem Kreiſe Samter allein ſollen
80 Perſonen auswandern. Als Ausgewieſene werden u. A. die ſeit
einer Reihe von Jahren anſäſſigen Großgrundbeſitzer Graf
Gott=
hard Turno von Czorba auf Krajewice und Heinrich von
Potwo=
rowski auf Sielei genannt, letzterer preußiſcher Artillerie=
Reſerve=
offizier. Die Beſtätigung dieſer Einzelheiten bleibt allerdings
ab=
zuwarten.
Heſſerreich.=Angarn. Zur Beglückwünſchung des Kaiſers zu
ſeinem Geburtstage trafen der König von Dänemark und der König
von Griechenland in Iſchl ein, dieſelben nahmen an dem
Familien=
eſſen beim Kaiſer teil und kehrten nach demſelben nach Gmunden
zurück.
Der „Polit. Corr.- zufolge wird der Großfürſt Wladimir,
Bruder des Kaiſers Alexanders, gleichfalls nach Kremſier kommen.
Franſtreich. Den letzten Depeſchen Coureys zufolge nimmt die
Cholera in Tonking zu. Der General hat Mapregeln gegen ihre
weitere Verbreitung getroffen und die geſunden Truppen aus den
verſeuchten Orten entfernt.
Nach der „France' befürchtet man, die auf den Tod des
Schrift=
ſtellers Olivier Pain bezüglichen Eröffnungen Rocheforts im „
In=
tranſigeant; möchten eine Kundgebung gegen die engliſche Botſchaft
in Paris verurſachen; die Thore des Botſchaftshotels ſeien deshalb
geſchloſſen und die Polizei=Präfektur habe Maßregeln angeordnet.
Kommenden Donnerstag beginnt in Vincennes das große
Schützen=
feſt, zu welchem außer Franzoſen nur Belgier und Schweizer
zuge=
laſſen werden. Das Feſt beginnt um 11 Uhr. Der unvermeidliche
Deroulede wird dasſelbe mit einer patriotiſchen Anſprache eröffnen
und den erſten Schuß abfeuern. Der Gouverneur von Paris,
Ge=
neral Sauſſier, wird der Eröffnung beiwohnen, während Campenon
ſich durch ſeinen Kabinetschef vertreten läßt. Das Feſt dauert bis
zum 15. September.
Einem Telegramm aus Toulon vom 19. d. M. kamen dort 8
der Cholera verdächtige Fälle vor, worunter 6 beim Militär. Drei
Perſonen waren durch frühere Krankheit oder Oyſſenterie geſchwächt.
Engkand. Dem „Standard zufolge iſt in einigen Tagen eine
wichtige Mitteilung des Petersburger Kabinetts in der Zulſikarfrage
zu erwarten: der ruſſiſchen Regierung ſei über den ſtreitigen Punkt
die erwartete genauere Ortsaufnahme nunmehr zugegangen, welche
Licht über den Gegenſtand verbreite und die ruſſiſche Regierung in
den Stand ſetze, ihre Vorſchläge in einer Weiſe abzuändern, welche
hoffentlich zu einer ſchleunigen Löſung der Streitfrage führen dürfte.
Spanien. In der Woche vom 80. Juli bis 5. Auguſt ſind im
ganzen 22253 Erkrankungen und 8650 Todesfälle an Cholera
ge=
meldet worden, wovon auf die Stadt Granada 802 Erkrankungen
und 317 Todesfälle, auf die Stadt Saragoſſa 1405 Erkrankungen
und 362 Todesfälle kommen. In der Stadt Madrid blieb die Zahl
der vorgekommenen Fälle eine beſchränkte lin der oben angegebenen
Zeit 227 Erkrankungen und 141 Sterbefälle). Am 18. Auguſt kamen
in ganz Spanien 4758 Erkrankungen und 1365 Todesfälle an
Cho=
lera vor, darunter 38 Erkrankungen und 26 Sterbefälle in Madrid.
Außkand. Ein am 19. d. M. veröffentlichtes. vom Kaiſer
ge=
nehmigtes Regulativ beſtimmt, daß die, durch die vom Kaiſer
an=
geordnete Truppenmobiliſierung, ſowie überhaupt infolge von Kriegs=
zuſtänden notwendig gewordenen Extrakredite durch eine
Spezial=
kommiſſion, beſtehend aus den Präſidenten des Oekonomie=
Departe=
ments und des Reichsrats, dem Reichs=Kontrolleur, dem
Finanz=
miniſter, dem Kriegsminiſter und dem Marineminiſter zu prüfen
ſeien. Wenn der Kaiſer in ſeiner beſtändigen Reſidenz nicht
an=
weſend ſei, ſollen die von der Spezialkommiſſion notwendig
erach=
teten Extrakredite vom Finanzminiſter ſofort, ohne des Kaiſers
Ge=
nehmigung abzuwarten, angewieſen werden.
Zum Herbſt wird eine Reform vorbereitet, die Abſchaffung der
bisherigen Rangordnung nämlich, in der man mit Leichtigkeit zum
Titel „Excellenz- und zum erblichen Adel kam, was Beides den
Rang eines Wirklichen Staatsrates ohne Weiteres verleiht, ohne
daß es hierzu noch einer beſonderen kaiſerlichen Beſtätigung
be=
dürfte. Für die gegenwärtige ruſſiſche Beamtenwelt wird die
Ab=
ſchaffung der Rangordnung ein ſchwerer Schlag ſein, dagegen
hoffent=
lich für die Hebung des ruſſiſchen Beamtentums und für die
Heran=
bildung eines thätigen Beamtenſtandes von großem Nutzen werden.
Rumänien. Der König und die Königin haben am 18. d. M.
abends Sinaja verlaſſen und ſind über Peſt und Wien, ohne
unter=
wegs Aufenthalt zu nehmen, nach dem Bade Königſtein im Taunus
abgereiſt.
Coypten. Dem in Kairo erſcheinenden=Bosphore Eahptien”
zufolge hätte der Miniſterrat am 17. ds. beſchloſſen, nach Ankunft
von Drummond Wolff das Protektorat Englands über Egypten zu
beantragen. Eine Zuſtimmungsliſte zur Sammlung von
Unter=
ſchriften habe circuliert, finde aber aus religiöſen Motiven Widerſtand.
Bern. Eine am 19. d. M. in Newyork eingelaufene Depeſche
aus Lima meldet, die Regierungstruppen, welche Canton beſetzt
hielten, ſeien am 15. Auguſt von den Aufſtändiſchen überfallen und
geſchlagen worden. Der peruaniſche General Buſtamente habe ſich
durch einen Revolverſchuß getötet, als er das Gefecht für verloren
angeſehen habe.
Guatemaka. Depeſchen aus Guatemala vom 19. melden, die
Regierung ſei in Folge der großen Kriegsausgaben genöthigt
ge=
weſen, die Zinſenzahlung für die innere und äußere Schuld vom
1. Auguſt ab einzuſtellen.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 21. Auguſt.
- Die Beſichtigung des 1. Großh. Inf=Regts. Nr. 115 vor
Sr. Großh. Hoh. dem Prinzen Heinrich hat geſtern vormittag
auf dem Griesheimer Artillerie=Schießplatz durch den mit der
Füh=
rung der 49. Infanterie=Brigade beauftragten Oberſt v. Wulffen
ſtattgefunden. Voraus ging die Beſichtigung des 4. Großh. Inf.=
Regts. Nr. 118, welche von dem Kommandeur der 50. Infanterie=
Brigade, Generalmajor v. Werder, abgehalten wurde. Von den
Bataillonen des letztgenannten Regiments kantonnierten ſeither zwei
im Griesheimer Barackenlager, eines in Griesheim ſelbſt. (D. 8.)
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 22,
ent=
hält: 1) Oeffentliche Anerkennung einer edlen That. 2) Verzeichnis
der Vorleſungen, Uebungen und Praktika, welche im Winterſemeſter
1885-86 in den 6 Fachabteilungen der Großh. techniſchen Hochſchule
zu Darmſtadt gehalten werden. 3) Ueberſicht der von Großh.
Miniſterium des Innern und der Juſtiz für das Jahr 1885-86 zur
Beſtreitung der Bedürfniſſe der iſraelitiſchen Religionsgemeinden des
Kreiſes Darmſtadt genehmigten Umlagen. 4) Ordensverleihungen.
5) Namensveränderung. 6) Dienſtnachrichten. 7)
Ruheſtandsver=
ſetzungen. 8) Konkurrenzeröffnungen. 9) Sterbefälle.
Herr Geheimerat Fink, Präſident der Großh. Centralſtelle
für die Gewerbe und den Landesgewerbverein, iſt am 18. ds. von
Ems wieder hier eingetroffen.
In der Sitzung der ev. Kirchengemeindevertretung vom 19.
d. Mts. kam der nachſtehende Bericht über den kirchlichen und
ſittlichen Zuſtand der evangeliſchen Gemeinde Darmſtadt
zur Vorlage:
Die hieſige evang. Gemeinde, welche ſich aus 33555 Seelen
zuſammenſetzt und in dem Vorjahre 2 Uebertritte von Katholiken
zu verzeichnen hat, zeigt in
a. Beziehung auf Kirchenbeſuch in Gemäßheit der ſtatiſtiſchen
Tabelle zu 1883 eine geringe Veränderung. Nach der zu drei Malen
(1. Oſtertag, 12. p. Trin., 3. Adv.) vorgenommenen Zählung
er=
gab ſich für dieſe Sonntage ein Geſamtkirchenbeſuch von 10648
Köpfen mit 2049 Kindern (doch wurden in der Hof= und
Militär=
kirche die Kinder nicht mitgerechnet); danach fallen auf den
Einzel=
gottesdienſt 3549 (gegen 3520 des voraufgehenden Jahres) Beſucher,
d. h. etwa 105 pCt. der ganzen evang. Bevölkerung; Erwachſene
nahmen an dem ſonntäglichen Gottesdienſt teil 1) im
Diaconiſſen=
haus 151, 2) in der Hofkirche 462, 8) in der Garniſongemeinde 750
4) in der Civilgemeinde 1416. Der Armenhausgottesdienſt wird
durchſchnittlich von 50-—60 Perſonen beſucht, darunter etwa 10-15
Nichtinſaſſen. — Vielmehr als dieſe Ueberſicht über den
Kirchen=
beſuch, der durch das Zuſammentreffen mancherlei äußerer Umſtände
tets ein wechſelnder bleiben wird bietet
b. die Beteiligung am heiligen Abendmahl und die
Statiſtik der ſonſtigen kirchlichen heiligen Handlungen
K 162
1867
ft
an=
ge
dt.
kur.
53
545
720
91¾
1135
1220
9)
3
5k
54
720
8-
930
101
02
10
50
32¼
118
45
455
143
43
57.
50
10
einen Einblick in das religiös=kirchliche Leben unſerer Gemeinde.
Was erſteres betrifft, ſo haben 1883 6353 Perſonen communiciert,
in dieſem Jahre zeigt die Tabelle ein Mehr von 845 Köpfen (die
Differenz zwiſchen 1882 und 1883 betrug 92), da die Geſamtzahl der
am Abendmahl Teilnehmenden ſich auf 7198 für unſer Jahr beläuft.
Hiervon fallen auf 1) das Diaconiſſenhaus 582, 2) die Hofkirche 775.
8) die Garniſongemeinde 1424, 4) die Civilgemeinde 3474 öffentliche
Communicanten. Private finden ſich 1) in der Hofgemeinde 30,
2) in dem Diaconiſſenhaus 68, 3) in der Stadtgemeinde 252, alſo
in Summa 350. In Bezug auf die kirchlicherſeits vorgenommenen
weiteren Handlungen als Taufe, Trauung und Beerdigung beläuft
ſich
A. die Geſamtzahl der evangeliſchen Taufen auf 707, die der
Geburten auf 870 lgegen 835 im Jahre 1883). d. h. ungefähr 8½2
pvCt. Hiervon fallen auf die Militärgemeinde 49 Geburten und
Taufen. In der Civilgemeinde ſind demnach bisher, d. h. bis zum
1. April 1885 ungetauft geblieben von den 1884 in ihr Geborenen
821) — 163 - d. h. 198 pCt.; 17 Kinder ſtarben ungetauft. Der
überwiegende Teil der Taufrückſtände liegt indeſſen in den 2-J
letzten Monaten vor dem Jahresabſchluß, ſo daß deren Vollzug zu
erwarten bleibt; eine wirkliche Taufverweigerung iſt konſtatiert.
In Miſchehen wurden 176 geboren (gegen 164 im Vorjahre), davon
aber evangeliſch nur 78 getauft, d. h. 443 pCt. 1882 52 pCt.;
1883 51 pCt.) 74 uneheliche Kinder (gegen 81 des Jahres 1883)
werden in den Tabellen angeführt.
B. Was die Eheſchließung betrifft, ſo werden als von Seiten
des Standesamtes vorgenommene 286 vermerkt lgegen 229 des
Vor=
jahres), darunter 219 rein evangeliſche. Die Militärgemeinde hat
als Geſamtzahl der Kopulationen 33 nachzuweiſen mit 25 rein
evangeliſchen, doch ſind auch die übrigen 8 Ehepaare gemiſchter
Konfeſſionen vom evangeliſchen Pfarrer eingeſegnet. Nach den
kirchlich ſtatiſtiſchen Tabellen ergiebt ſich demnach für die
Civil=
gemeinde folgendes Reſultat:
1) Die kirchliche Trauung rein evangeliſcher Paare iſt in 164
Füllen begehrt und vorgenommen, das Standesamt weiſt deren 194 auf,
alſo fehlen 30 Paare als kirchlich kopuliert.
2) Miſchehen werden 57 zwiſchen Proteſtanten und Katholiken
und 2, in denen die Frau evangeliſch, der Mann einer
anderen-
nicht katholiſchen — Konfeſſion zugehört, alſo 59 verzeichnet; durch
evangeliſche Geiſtliche eingeſegnet 39, lin 25 Fällen von jenen 59
war der Mann evangeliſch übrigens).
8) Außerdem werden noch 5 Miſchehen als durch Geiſtliche
anderer Konfeſſion kirchlich getraut genannt. Nehmen wir nun die
Summe der bürgerlichen Eheſchließungen in dem verfloſſenen Jahr
286 - und die Summe der durch evang. Geiſtliche vorgenommenen
Trauungen -— 227, ſo ergiebt ſich ein Prozentſatz von 79pCt.; ferner
die Summe aller Miſchehen - 67 - und die Summe der
evange=
liſcherſeits Getrauten - 38- ſo erhalten wir einen Prozentſatz
von etwa 567. Eine faktiſche Trauverweigerung wird angemerkt;
ohne Erfolg war die Aufforderung bei einer Miſchehe.
C. In Beziehung auf kirchliche Beerdigungen iſt zu bemerken,
daß 665 Sterbfälle vorkamen, darunter 475 über 190 unter 6 Jahren;
lgegen 807 des Vorjahres). Hiervon ſind kirchlich beerdigt 390, alſo
586 pCt.; günſtiger ſtellt ſich das Reſultat, wenn wir nur die über
6 Jahr Verſtorbenen und mit kirchlichem Segen zur Erde Beſtatteten
ins Auge faſſen; darnach ſind 78.1 pCt. kirchlich beerdigt.
D. Gegen das Vorjahr mit 538 Kindern wurden diesjährig 593
Kinder konfirmiert, darunter 40 Kinder aus Miſchehen.
C. Gehen wir zur Statiſtik der evang.=chriſtlichen
Lie=
besthätigkeit über, ſo nennt dieſelbe 12 Vereine und Anſtalten,
welche in dieſem Sinne thätig ſind, nämlich: 1) Der Guſtav=Adolf=
Verein mit einer Mitgliederzahl von 491 (gegen 437 des Vorjahrs)
und einer Geſamteinnahme von 260955 M. inel.
Reformations=
kollekte von 198,11 M. 2) Das Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift, mit
134 Schweſtern hat durch Jahresbeiträge, Schenkungen, Kollekten
u. ſ. w. eine Einnahme von 298043 M. zu verzeichnen. 3) Der
Kirchenbau=Verein mit 274 Mitgliedern und 231668 M.
Geſamt=
einnahme lnämlich 1401,50 M. als ſtändige Beiträge, 87 M. an
außerordentlichen incl. 828.18 M. als Erlös aus 6 Vorträgen). Das
Vermögen des Vereins ſtieg um 344834 M., ſo daß es beträgt
2102540 M. 4) Der Kirchengeſang=Verein mit 63 aktiven und 251
inaktiven Mitgliedern (gegen 65 und 246 des Vorjahrs) und einer
Jahreseinnahme von 1068 M.: derſelbe gab 3 Kirchenconcerte und
beteiligte ſich 10mal am Gottesdienſt. 5) Die Kirchenchorſchule mit
222 Mitgliedern und einem jährl. Beitrag von 71950 M. 25 Knaben,
die austraten, empfingen 53453 M. 6) Verein für äußere Miſſion mit
37 Mitgliedern und einer Geſamteinnahme von 133960 M., darunter
außerordentliche Beiträge in Höhe von 45379 M. und Ertrag der
Halb=
batzenkollekte von 75440 M. 7 Verein für innere Miſſion mit 51
Mit=
aliedern und Jahresbeiträgen von 240 M. 8) Die
Magdalenen=
ſtiftung mit 100 Mitgliedern und 590 M. jährlich. 9) Die Prälat
Schmitt=Köhler'ſche Stiftung mit einer Jahreseinnahme von 66 M.
10) Der Proteſtanten=Verein mit 233 Mitgliedern und einer
Ein=
nahme von 1082,50 M. darunter 61950 M. Jahresbeiträge und
463 M. an Schenkungen. 4 Gratisvorträge ſind von demſelben
ver=
anſtaltet worden. 11) Die Sonntagsſchule mit 36 Mitgliedern und
354915 M., ſo ergiebt ſich eine Geſamtſumme von 1399049 M.
Intereſſant iſt dabei, daß die 13 erhobenen Kirchenkollekten die Zahl
einem Durchſchnittsbeſuch von 405 Kindern, während an der
Chriſt=
beſcheerung 640 Kinder teilhaben, verzeichnet eine Jahreseinnahme
von 68523 M. davon ſtändiger Beitrag 43048 M. 12) Sonntags=
Verein für die dienende Klaſſe hat 110 - darunter 20 aktive
Mitglieder und erhebt 293 M. Beitrag; derſelbe feiert am 2. Nobbr.
ſein 7. Jahresfeſt, er hat etwa 130 Pfleglinge.
Dieſe 12 Vereine ſteuerten im verfloſſenen Jahre an Beiträgen
10 44134 M. kommen dazu Schenkungen ꝛc. in der Höhe von
von 226192 M. ergaben (nämlich 131679 in der Civilgemeinde,
68,19 Garniſongemeinde, 28994 Hofkirche, 587 im Diakoniſſenhaus),
die Kirchenopfer und Büchſengelder in Summa 157281 M. lerkl.
die von der Civilgemeinde an die Stadtkaſſe abgelieferten 75005 M.),
die Sammlung für die Lutherſtiftung 146450, d. h. 5299,23 M.
ins=
geſamt. An beſonderen Schenkungen ſind zu verzeichnen 125 M.
zum Kirchenfond, 50 M. zur Konfirmandenſtiftung (deren Kapital
jetzt 350 M. beträgt), 50 neue Geſangbücher im Wert von 35 M.,
von Darmſtädter Damen eine Altardecke im Preiſe von 250 M.
d. Bemerkt ſei endlich noch, daß innerhalb der evang. Gemeinde
6 Eheſcheidungen, 9 Selbſtmorde (darunter 3 in der
Garniſonge=
meinde), 6 Beſtrafungen wegen Sonntagsſtörungen ſich befinden.
Mittwoch nachmittag fand unter Beteiligung des Herrn
Ober=
bürgermeiſters Ohly, Herrn Beigeordneten Hickler und mehrerer
Herren Stadtverordneten die feierliche Eröffnung der Kiesſtraße
ſtatt. Die Bewohner der Straße nahmen an der Eröffnungsfeier
den lebhafteſten Anteil; den Kindern wurden Bretzeln und an die
Erwachſenen Bier ausgeteilt. In den beiden Gaſthäuſern der
Straße (Schenk und Engelter) fanden Muſikvorträge ſtatt; hier
wurden Reden gehalten und Toaſte auf die fürſorgenden Väter der
Stadt ausgebracht.
Die Mitglieder des landw. Bezirksvereins Darmſtadt
dürfte es intereſſieren zu erfahren, daß die vom Verein in
Olden=
burg angekauften Yorkſhire=Eber Freitag den 21. l. M.,
nach=
mittags 3½ Uhr bei Gaſtwirt Grimm in Eberſtadt unter den
be=
teiligten Gemeinden verſteigert werden.
„ Einer Dame in der Kranichſteiner Straße kam ein goldener
Gegen
Ring mit Diamant im Wert von ca. 80 Mk. abhanden.
einen Klavierlehrer, welcher in der Bachgaſſe Ruheſtörung
verur=
ſachte, wurde Anzeige erhoben.- Vor einigen Tagen ſchwindelte ein
unbekanntes Frauenzimmer unter falſchen Angaben in dem Laden
eines Konditors in der Eliſabethenſtraße einen Radankuchen und
ſonſtiges kleines Gebäck im Werte von etwa 3 M. aus. - In der
Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden fünf Polytechniker
von der Polizei abgefaßt, die ſich mit dem Auslöſchen von
Straßen=
laternen beſchäftigten.
Die Lohnfuhrwerksbeſitzer aller Gattungen im
Deut=
ſchen Reich beabſichtigen, am 9., 10. und 11. September in Leipzig
eine Zuſammenkunft zur Gründung einer Unfall=Berufsgenoſſenſchaft
und Beſprechung verſchiedener, den Beruf berührender Fragen
ab=
zuhalten.
Aus Groß=Gerau ſchreibt das dortige Kreisblatt: Im
großen und ganzen iſt die Ernte jetzt eingebracht. Wenn etwas zu
wünſchen übrig bliebe ſo wäre es eine Beſſerung der Fruchtpreiſe.
Es ſoll im Fruchtgeſchäft gegenwärtig überhaupt ziemlich ſtille ſein
und das iſt manchem nicht gerade angenehm. Nach Vollendung der
Erntearbeiten wird den Rüben= und Krautfeldern erhöhte
Aufmerk=
ſamkeit zugewendet. Bekanntlich iſt in unſerer Gegend der Anbau
von Kraut alljährlich ein ſehr umfangreicher und wird die
Sauer=
krautfabrikation für den Handel ſchwunghaft betrieben. Das,Mainzer
Sauerkraut; wird gleich den,Mainzer Handkäſensweniger in Mainz
ſelbſt als in Groß=Gerau und Umgebung, namentlich in Nauheim,
und Trebur, hergeſtellt. In günſtigen Jahren gehen große
Sum=
men für Sauerkraut ein. Das Vorjahr war der
Sauerkrautfabri=
kation weniger günſtig, das Krant geriet nicht ganz nach Wunſch,
die Raupen thaten demſelben empfindlichen Schaden. In dieſem
Jahre dürfte das Reſultat ſich etwas günſtiger geſtalten und die
Produzenten zufrieden geſtellt werden.
Mainz, 19. Aug. In dem hieſigen Rheinhafen ſind im
Jahr 1884 im ganzen 1688793 Tonnen Güter angekommen und
zwar 785373 Tonnen zu Berg und 90 342,1 Tonnen zu Thal;
ab=
gegangen ſind in demſelben Zeitraum 28540,1 Tonnen und zwar
41105 Tonnen zu Berg und 239696 Tonnen zu Thal. Im Wormſer
Hafen ſind angekommen 62 101,0 Tonnen und abgegangen 155900
Tonnen; während im Hafen zu Bingen angekommen und 26 9767
Tonnen und abgegangen ſind 62621 Tonnen Güter.
8t. Frankfurt. Der bereits erwähnte Extrazug nach
Nürnberg geht Samstag Morgen um 9 Uhr 15 Min. vom
Oſt=
bahnhof und 11 Uhr vormittags von Aſchaffenburg ab. Die
An=
kunft in Nürnberg erfolgt um 5 Uhr 15 Min. nachmittags.
Wiesbaden, 17. Auguſt. Der bisherige deutſche
General=
konſul in Zanzibar, Herr Gerhard Rohlfs, iſt geſtern hier
an=
gekommen.
Die Typhuserkrankungen ſind erfreulicher Weiſe in
be=
ſtändigem Abnehmen, ſo zwar, daß man hoffen darf, die Kalamität
M162
1868
binnen kurzem gänzlich beſeitigt zu ſehen. Vom 15. bis 16. d. M.
kamen nur 3 neue Krankheitsfälle und kein Todesfall, vom 16. bis 17.
5 Erkrankungen und kein Todesfall vor.
Heidelberg. Die Arbeiten für die große Feſthalle für das
Univerſitätsjubiläum ſind ausgeſchrieben. Dieſelben haben
am 1. Mai k. J. zu beginnen und ſollen am 1. Juli größtenteils
beendigt ſein. Dieſe (hölzerne) Halle ſoll 130 Meter lang, 62 Meter
breit und 20 Meter hoch werden. Sie ſoll 5000 Inſaſſen faſſen und
es wird in ihr hauptſächlich der vorgeſehene große allgemeine
Kom=
mers abgehalten.
Nürnberg. Der Antrag Frankfurts, Damen nicht zur
Mit=
gliedſchaft des deutſchen Radfahrerbundes zuzulaſſen und die
bisherigen Mitgliedſchaften für erloſchen zu erklären, iſt nahezu
einſtimmig abgelehnt worden, nachdem der Bundespräſident bemerkt
hatte, dieſer Antrag ſolle aus Achtung für die Damen gar nicht
debattiert werden.
Die Unterſuchung über das Unglück in der Grube
Camp=
hauſen hat ergeben, daß von dem Wetterſteiger Flegel eine durch
Menſchenhand geöffnete Sicherheitslampe, in mehrere Teile zerlegt
am Boden liegend, gefunden worden war. Es iſt höchſt
wahrſchein=
lich, daß durch dieſe offene Lampe die Exploſion herbeigeführt
wor=
den iſt.
Der Tod des Dr. Emil Zſigmondy.
Aus Wien wird unterm 14. d. M. geſchrieben: „Heute iſt in
Baden ein Schreiben eingetroffen, in welchem Dr. Otto 8ſigmondy
ſeiner Mutter ausführlichen Bericht über das traurige Ende ſeines
Bruders Emil erſtattet. Es iſt ein Schreiben des Sohnes an die
Mutter - ein Ausbruch der Verzweiflung über den Schmerz,
wel=
cher dem Mutterherz zugefügt wurde, und eine Klage um den Toten,
in welche ſich erſchütternde Töne des Vorwurfes und der Anklage
gegen ſich ſelbſt miſchen. Ungeachtet des ſtreng vertraulichen
Charakters dieſes Briefes iſt von Seiten der Familie die
Veröffent=
lichung geſtattet worden, damit der Inhalt dieſes Schriftſtückes in
jenen Kreiſen, in denen die Leidenſchaft des Touriſtenſports immer
weiter um ſich greift, ernſte Erwägung und Beherzigung finde. Es
iſt ein vernichtendes Urteil. welches Dr. Otto 8ſigmondy ſelbſt in
ſeinem Schreiben über dieſes Spiel mit dem Leben fällt - eine
furchtbare Erkenntnis, die mit dem ſchwerſten Preis erkauft worden.
Aus jeder Zeile dieſes Briefes ſpricht die eindringlichſte Warnung
für alle, die im Gefühle überſchüſſiger Jugendkraft dieſelbe
über=
ſchätzen und ihr Unmöͤgliches zutrauen. Es iſt zu hoffen, daß durch
den Brief des Dr. Otto Iſigmondy ſowohl in der öffentlichen
Mei=
nung, wie in den Touriſtenkreiſen ſelbſt eine heilſame und
nachhal=
tige Reaktion gegen alle Uebertreibungen dieſes Sports herbeigeführt
werde. Der Brief lautet:
„ La Berarde bei St. Chriſtofle en=Diſans. 78. 85.
Liebe Mama! Es iſt fürchterlich; unſer guter, teurer Emil iſt
nicht mehr. Er fand ſeinen Tod an den Felſen der Meije. Es iſt
mir ſchrecklich zu Mute, aber ich muß Dir, liebe Mama, alles
ſchil=
dern. Während Purtſcheller und Profeſſor Kellerbauer bei ziemlich
ſchlechtem Wetter zu einer Bergpartie aufgebrochen waren, blieben
Profeſſor Schulz, Emil und ich am 5. Auguſt auf einem kleinen
Hügel, Pete de la Meije, einem berühmten Ausſichtspunkte, zurück.
Als ſich das Wetter geklärt hatte, beſchloſſen wir, noch einmal La
Meije zu beſteigen, da Schulz an der am 26. Juli unternommenen
Tour nicht teilnehmen konnte. Emil wollte den gewöhnlichen Weg
durchaus nicht benutzen: der ſei ihm nicht intereſſant; er wolle auf
der Südwand der Meije einen neuen Weg finden, welcher der
eigentliche natürliche, auf dieſen Gipfel führende Weg ſein müſſe.
O, daß ich es zugab!
„Wir ſchliefen in der Nacht auf den 6. Auguſt in Chatelleret,
einer Schutzhütte des franzöſiſchen Alpenklubs, und brachen am 6.
früh auf. Das Wetter verſchlechterte ſich - wäre es nur ſo
ge=
blieben und wir zur Umkehr gezwungen worden! Leider aber
beſſerte es ſich wieder und wir ſtiegen weiter über den Gletſcher die
Felſen hinan. Dieſe erwieſen ſich als ſehr ſchwierige, trotzdem
über=
ſtiegen wir ſie, Emil immer voraus. Endlich kamen wir an eine
Stelle, wo auch er, nachdem ich meine Meinung abgegeben, ſich zur
Umkehr entſchloß. Ich wollte, da es bereits 2 Uhr war, durchaus
umkehren war aber zu ſehr durch die Strapazen hergenommen, um
ganz poſitiv auf der Rückkehr zu beſtehen. Emil probierte ein
zweitesmal rechts vorzudringen; nachdem ihm auch das zu gewagt
erſchien. verſuchte er ganz direkt in die Höhe über uns zu klettern!
Die Felſen waren dort ſenkrecht, ja überhängend, und Emil
über=
ſchätzte ſeine Kraft. Er arbeitete ſich langſam in die Höhe.
Zwan=
zig Meter war die Länge unſeres Seiles und zehn Meter des
Pro=
feſſors Schulz Seidenſeil. Emil wollte nur noch einige Meter
ſteigen, um eine darüber befindliche Terraſſe zu erreichen. Die
Wand war ganz ſenkrecht; O, hätte ich es nicht zugelaſſen! Aber
eine ganz unbeſchreibliche Lethargie war über mich gekommen, und
ich vermochte es nicht. Ich werde mich mein Lebenlang daran er=
innern. Emil ſchien der Aufſtieg zu ſchwierig und er wollte zurück,
legte das Seil um einen Vorſprung und kletterte daran bergab
langſam herab. Er mochte vielleicht einen Fuß heruntergeſtiegen
ſein, als das Seil oben abrutſchte und im nächſten Momente Emil
den Halt verlor. Ich kann nicht den Moment ſchildern, der folgte
- will es mündlich thun. Ich griff nach dem bei uns liegenden
Seilende, umſchlang damit meine Hände und Arme, auch Profeſſor
Schulz griff danach. Ich erhalte einen heftigen Schlag auf den
Kopf, wurde umgeriſſen, umklammere einen vorſpringenden Felſen,
erhalte einen fürchterlichen Ruck, bleibe aber hängen; zu meinem
namenloſen Entſetzen aber nicht Emil
„ Das Gräßlichſte war geſchehen - das Seil zerriſſen. Ich
hätte ihn bei der furchtbaren Höhe, aus welcher er ſtürzte, nicht
halten können - aber ich hatte das letzte verſucht und nach dem
Seil gegriffen; wäre es nicht geriſſen, ſo wäre ich auch verunglückt
wahrlich, ich wünſchte es; aber der liebe Gott wollte es nicht:
wer weiß, was er für Abſichten hat. Emil! Emil! Er ſiel über
eine Wand von mindeſtens 600 Meter Höhe und blieb am Gletſcher
liegen.
„Ich hielt die Reſte des Seiles in meinen Händen - Blut
ſtürzte über meine Stirne, in die Haut hatte das Seil tiefe
Strie=
men geriſſen, der Daumen der linken Hand iſt gebrochen durch den
Ruck des Seiles. O wären alle meine Glieder gebrochen, wenn ich
ihn nur zurückrufen könnte ins Lebenl—
Der äußerſt ſchwierige Abſtieg war fürchterlich. Ich mußte
Profeſſor Schulz ans Seil nehmen. Ach, mir lag ſo wenig am
Leben. Nur der fortwährende Zuſpruch des ebenfalls ganz
nieder=
geſchmetterten und durch das Seil an den Händen verletzten
Pro=
feſſors Schulz hielt mich aufrecht. Ich vermag es nicht zu
beſchrei=
ben; ebenſowenig den Zuſtand des am Fuße der Wand am Gletſcher
liegenden Emil! Ich wußte nicht, wie mir war, als wir ihn ſahen,
drei Stunden nach der Kataſtrophe! Wir ließen ihn im Schnee
liegen, da wir ihn nicht transportieren konnten, und begaben uns
nach Chatelleret, wo wir die Nacht zubrachten. Dir, liebſte Mama,
brauche ich die Nacht nicht zu ſchildern! Am heutigen Morgen
wanderten wir heraus nach La Berarde. Der Schrecken Purtſchellers
und Kellerbauers! Letzterer ging ſofort nach Boura d Oiſans, acht
Stunden weit, um an Richard zu telegraphieren, daß er Dich ſofort
beſuche. Purtſcheller leitete die Expedition, welche die ſchauerlichen,
unkenntlichen Ueberreſte herunter nach dem 5 Stunden weiten La
Berarde bringen ſoll. Sie ſind unterwegs.
„Morgen findet die Totenbeſchau ſtatt, wozu der Gendarm
6 Stunden weit kommen muß. Die ſterblichen Ueberreſte werden
wir dann proviſoriſch in St. Chriſtofle, dem 3 Stunden von hier
entfernten nächſten Orte, beiſetzen und einen evangeliſchen Pfarrer
von Grenoble zuziehen. Der katholiſche Kurat von St. Chriſtofle
iſt ein außerordentlich biederer Mann, der die Beiſetzung auf dem
katholiſchen Friedhofe geſtattete. Es iſt wohl in der Intention des
theueren Verſtorbenen, daß er hier beerdigt werde; ſollteſt Du jedoch,
liebe Mama, wollen, daß die theuren Ueberreſte nach Wien
trans=
portiert würden, ſo möchteſt Du telegraphieren. Gegen den
Trans=
port würden ſehr viele Umſtände ſprechen - der fürchterliche
Zu=
ſtand der Leiche.
Mich drängt es mächtig fort aus dieſen verhaßten Bergen hin
zu Beinen Knien, um von Dir Vergebung zu erflehen für ihn, den
mir theuren Bruder, und für mich. O, wenn Dir, einzige Mama,
nur dieſer Schmerz erſpart geblieben wäre, wenn nur ich allein
ſeine ganze Herbheit zu fühlen hättel Ich hielt das Bergſteigen für
eine edle, Gott wohlgefällige Zerſtreuung, bin aber in fürchterlicher
Weiſe des Gegenteils überwieſen worden. Die Berge, einſt mein
einziges Vergnügen, ſind mir verhaßt, und ich wollte, ich würde
kein Wort mehr darüber vernehmen. Was ihn betrifft, ſo hat er
augenblicklich ausgelitten, er empfindet nichts mehr von den Leiden
dieſes Jammerthales und es iſt ihm wohl! Wer ſo für die Berge
lebte und webte wie er, für den iſt ſo zu ſterben kein fürchterlicher
Tod. Für uns kann nur das ein Troſt ſein, daß wir auch bald
alle aus dieſem Leben ſcheiden und dann in einem ſchöneren Lande
uns wiederſehen werden. Ich vermag nicht weiter zu ſchreiben:
Profeſſor Schulz will Dir nächſtens einen ausführlichen Brief
ſchreiben, wenn ſeine Hand, die auch durch das Seil aufgeſchürft,
wieder beſſer iſt. Wann ich fortreiſen kann, weiß ich noch nicht.
Es küßt Dir tauſendmal die Hand
Dein ewig trauernder Sohn Otto."
Tageskalender.
Sonntag, 23. und Montag. 24. Auguſt: Kirchweihe in Traiſa bei
Walther zum Heſſiſchen Hof und B. Riedmatter im Darmſtädter Hof.
Dienstag, 25. Auguſt: Feier des Ludwigs=Feſtes in der Knaben=
Arbeits=Anſtalt.- Garten=Konzert in der Vereinigten Geſellſchaft.
Samstag, 29. Auguſt: Sommer=Caſino des Darmſtädter Oekonomen=
Vereins auf dem Karlshof.
Druck, und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckeret. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.