Darmstädter Tagblatt 1885


10. April 1885

[  ][ ]

148.
Jahrgallz

Abonnenentspreis
kertehährlich 1 Mark 5o Pl ind
ringerlohn. Auswürts werſu. von
Klen Poſtämtern Beſtellungh. ent=
egengenommen
, zu 1 Martho. Pf.
pro Quartal indl. Poſtauaßlag.

Irag= und Anzeigeblatt)
Mit der Sonntags=Beilage:
wuſlLeered znelhielnhouthut.

148.
M
70. G.


½.
Jnjerate
werden angenommeni hVrm ſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23.
mBelſungen von Friedr. Bußer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditlonen.

Amtliches Organ
Reßbinlz
uigen des Großh. Areigamks, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

Bekanmmachung.
Die bei Herſtelung einer Badeplatz=
infriedigung
, eine: Halle und eines Ab=
örts
am großen Woog vorkommenden
nals öMtaurer= Zimmr=, Dachdecker= und
Weißbinderarbeitel ſollen im Wege der
zin
PahſySSubmiſſion vergeſn werden.
Offerten ſind ſis
n dt=
B=chy.
Mittwoch dek 15. April l. 3s.,
Vormitſags 10 Uhr,
ſei unterzeichneten Stelle einzureichen.
Voranſchlag lad Bedingungen liegen
hermi=
e
bol
auuf dem Stadtbatamt zur Einſicht offen,
danb1
bei welchem auck die Formulare für die
mad
Offerten zu erheken ſind.
Darmſtadt, am 7. April 1885.
HroßherzoglicheBürgermeiſterei Darmſtadt.
[3359
Ohly.
Fruchtverſteigerung.
Dienstag den 14. April, Vormittags
um 10 Uhr,
werden in Geoßherzoglicher Hofmeierei
gel.
ahier etwa
400 Centner Korn
barthieenweiſe verſteigert werden.
Darmſtadt, den 8. April 1885.
Großherzogliche Hofmeierei=
Verwaltung.
(3360

Freitag den 10. April.

Erſter Zahl= und Fahrtag den 14. d.
Mts, letzter Fahrtag den 9. Mai d. 3s.
Darmſtadt, den 8. April 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
Eckſtorm.
[3361

1385.

G

Frühjahrs=Füllung)
bei
293)
44
H. W.
L-wr5h.

3

ve

Vergebung von Arbeit.
45 Camstag den I. April l. 3s.
Vormittags 10 Uhr,
gulas wird auf dem Rathhaus zu Beſſungen
mdas Umpflügen von circa 6 Morgen
ſnſon Ackerland auf der ſog. Viehweide, ſowie
vg inſäen derſelben in mehreren Looſen an
gdie Wenigſtnehmenden verſteigert.
Beſſungen, den 7. April 1885.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Beſſungen
Berth. (3330

Bekanntmachung.

Die Holzverſteigerung vom 7. und
8. April d. Js. iſt genehmigt.

Bratemfett
per Pfund 60 Pfg. Ebendaſelbſt ein
Kinder=Belocipede zu verkaufen. (3291
Gaſthaus zur Sonne.
Fſts. Nizzaer Olivenöl,
Mohnöl, deutſches,
Speiſensl
empfiehlt
C. Hammann,
Caſinoſtraße 23. (3362
ſveorin-Schwofolmilch-Soife
aus der Kgl. Bayr. Hofparfümerie=Fabrik
C. D. Wunderlich, Nürnberg.
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eines ſchönen, ſammetartigen weißen Teints
iſt dieſe Seife vorzüglich geeignet zur Rei=
nigung
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Dankſchreiben.
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219

[ ][  ][ ]

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am 20., 21. und 22. April 1885.
Preisvertheilung am 20. April, Hachmittags 3 Dhr.
Verlooſung am 22. April, Nachmittags 4 Uhr
von ſchönen Reit= und Wagenpferden, Fohlen, einem eleganten Zweiſpünner
mit zwei Pferden und complettem Geſchirr, einem Stuhlwagen mit einem
Pferde und Geſchirr, vielen Reit= und Fahrgegenſtänden ꝛc. ꝛc.
Der Vertrieb der Looſe 2 Mark per Stück iſt dem Herrn Moritz Strauß
junior in Mainz im alleinigen General=Debit übertragen.
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Der Darmstädter Pferdemarkt=Vorein.

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rothbraun, beim Anſtrich trocknend,
ohne Geruch, wie Iſlfarbe deckend, halt=
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auch gegen Näſl= und ſehr glänzend,
per Krug von 2 Pfnd Netto=Inhalt-
M. 2.40,bei 5 Krzgen M. 2. 30, bei 10
Krügen 4. 2. 20.
Bernstein-Fhysbodenlack
eigener Zubereitung. ) hellgelb, gelbbraun,
rothbraun, raſch trolnend, wie Oelfarbe
deckend und ſehr glälzend, per Krug von
2 Pfd. Netto=Inhalt M. 2., bei größerer
Abnahme ſbilliger.
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ſtreichfertig, zu den alerbilligſten Preiſen.
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Stralsund.

[ ][  ][ ]

4 69
Bauzen. Mappen,
ſowie die Schulartikel für ſämmtliche hieſige Lehranſtalten ſind
zu haben bei
[3205
Eull Reuler, Eoke der Schul- & Hirchstr.

Geſchäfts=Empfehlung.
Ich beehre mich ergebenſt anzuzeigen, daß ich Carlsſtraße Nr. 23 ein
WSattler- und Hapezier-Geschäſt E
angefangen habe; durch langjährige praktiſche Erfahrung bin ich vollſtändig im
Stande alle Aufträge beſtens auszuführen. Empfehle mich beſonders in Wagen=
Geſchier, Polſter=Möbeln, Matratzen ꝛc., unter reeller Bedienung und billigſter
Hochachtungsvollſt
Berechnung.
Valenin Holfrloh, Carlsſtraße 23.

General-Versammlumg
des
Vrokeſtanten-Hereins
Montag den 13. April, Abends 8 Uhr, im Gartenſaale des
Darmſtädter Hofes.

Tagesordnung.
1) Bericht des Vorſitzenden über die Thätigkeit des Vereins im verfloſſenen
Vereinsjahr und ſeine nächſten Aufgaben in der Zukunft;
2) Kaſſebericht des Rechners:
3) Bericht über die von dem Prediger Lic. Hoßbach bezüglich der Reviſion
der Lutherbibel gemachten Vorſchläge;
4) Neuwahl des Vorſtandes.
(3368
Der Vorstand.
Geſangverein
SEIUMUUkN.
Auf vielſeitigen Wunſch:
Samstag den 11. April 1885. Abends 8 Uhr, im großen Saale
zum Schützenhof,
Theater-Vorstellung:
he=
vakteric
,
Localpoſſe in Darmſtädter Mundart. Anfang der Vorſtellung 8 Uhr.
Karten ſind zu haben bei den Herren Juwelier Leonhard, Eliſabethen
ſtraße, Hoffriſeur Spanier, Saalbauſtraße, Kaufmann Wirthwein, Ludwigsplatz,
Kaufmann Kaminsky, Markpaſſage, ſowie Abends an der Kaſſe.
Preiſe der Plütze: Erſter Platz 1 Mk. 50 Pfg., zweiter Platz 1 Mk.
dritter Platz 60 Pfg.
(3369
Der Vorstand.

neverdp's hollo- (äsche) Salz,
ausgezeichnetes Waſchmittel (keine Bleich=
ſoda
) reinigt und ſchont die Wäſche, ſowieſbeſte, ausgiebigſte und billigſte Glanz=
alle
damit zu behandelnden Gegenſtände.
Zu haben bei den Herren: Friedr. Schaefer, Louis Hein Nachfolger.
F. B. Grodhaus, Wilh. Manck.
[1696

Reverdy's
oryzae Sonnénglanzstärke,
ſtärke.

1OOSN
des
Darmstädter Pferdemarkls
2 M. ſind in der Exped. d. Bl.
zu haben.

Friſche

heute eintreffend.
[3370
Emanusl Fuld.
(Fin Stehpult zu kaufen geſucht. Näh.
[ in der Expedition d. Bl. (3371

3372) Ernſt=Ludwigsſtraße Nr. 11
2. Stock, 2 Zimmer nebſt Zubehör per
1. Mai zu verm. Heinrich Erlenbach.

ädon, Hagazie o60.
3373) Schuſtergaſſe 9 Laden mit
Wohnung vom 1. Juni ab zu verm.
Zu erfragen Schuſtergaſſe 7.

M

3374) Mehrere, brave Mädchen
können ſofort ſehr gute Stellen erhalten.
Näheres Frau Landau, Hochſtraße 10.

Geſucht per ſofort eine kräf=
tige
geſunde
Ammo.
Von wem ſagt die Exped. d. Bl.

3353) Geſucht ein junger, kräftiger
und zuverläſſiger
mOhr.
Hausualsoho.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl.

3375) Ein tüchtiger Spengler, der
auch mit Gas und Waſſerleitungen ver=
traut
ſein muß, findet bei gutem Lohn
dauernde Stellung. Näh. in der Exped.
3376) Sofort geſucht eine zuverläſſige
Lauffrau nächſt den Bahnhöfen, nur
ſolche mit beſten Referenzen oder Zeug=
niſſen
wollen ſich melden; Adreſſe bei der
Exped. d. Bl. zu erfragen.

3377) Ein junger Mann von 14
bis 16 Jahren als Auslaufer geſucht.
Näheres in der Exped. d. Exped.

[ ][  ][ ]

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H pedition erbeten.
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Stuttgart beſonders zu empfehlen, da dieſe
Mittel auf die gereizten und entzündeten
Schleimhäute lindernd u. beruhigend ein=
wirken
u. bei conſequentem Gebrauch eine
in den meiſten Fällen vermieden wird.
Man verlange in den Apotheken ſtets die
Loeflund'ſche Original=Packung.

auf erſte Hypothek geſucht. Offerten
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billige Penſion, ſowie Mittags=
tiſch
zunächſt den Schulen. - Auskunft
in der Expedition.
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Tonr;
Schiffsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Radh, Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Elbe, Capitän Hamel=
Complication der catarrhaliſchen Zuſtände mann, vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher
am 25. März von Bremen und am 26. März
von Southampton abgegangen war, iſt am
4. April wohlbehalten in New=York ange=
kommen
.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 10. April.
7. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung.
Rothe Karten gültig).
Adekaide.
Die Burgruine.
Zum erſten Male wiederholt:

Frauen-Emancipation.

Zum erſten Male wiederholt:
Anfang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Samstag, 11. April.
Zum 4. Male:
Extra=Vorſtellung.
Aorienhrödel.
Es iſt geſtattet, daß eine erwachſene Perſon mit
einem Kind oder zwei Kinder einen Platz benutzen.
Anfang 5 Uhr. Ende 7 Uhr.

Aidiei dnrtiren
FriBitrnniätrArirzrier.
s iMik didt.rieritirir rinnitis.

Darkſahkng.
Für die vielſeitige Theilnahme an dem uns
durch das Ableben unſerer guten, unvergeß=
lichen
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter
und Schwägerin
Frau Christiano Potri, Wittwo.
betroffenen Verluſte und für die der Heim=
gegangenen
in reichem Maaße erwieſenen letzten
Ehren ſagen wir Allen, insbeſondere auch den
activen Mitgliedern der Liedertafel, innigſten
Dank, bittend, der Verewigten ein freundliches
Andenken bewahren zu wollen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
In deren Namen:
H. Petri.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 10. April.
Deutſches Beich. Die Nordd. Allg. 8tg.: bringt ein Schreiben
des Fürſten Bismarck, datiert Schönhauſen, vom 1. April. Das=
ſelbe
lautet: Nachdem ich den Beſitz des vollen ehemaligen Erbes
meiner Väter hier in Schönhauſen habe antreten können, drängt es
mich, allen Denen, welche dazu mitgewirkt, daß dieſer ſeit vielen
Jahren gehegte Wunſch erfüllt wurde, nochmals von Herzen zu
danken.
Ueber das Schleswig'ſche Kolonialunternehmen, von deſſen Ab=
ſchluß
neulich berichtet wurde, werden nunmehr einige Einzelheiten
bekannt. Durch den Handelskammerſekretär Hanſen aus Kiel wur=
den
für ein Konſortium ſchleswig=holſteiniſcher Kapitaliſten Terri=
torien
in Südamerika käuflich erworben, vorausſichtlich um daſelbſt
Handelsfaktoreien zu errichten.
Ende Mai ſoll in Berlin der Zuſammentritt eines deutſchen
Innungstags erfolgen, von welchem man ſich eine bedeutende För=
derung
des Innungsweſens verſpricht. Es ſoll dem Vernehmen
nach die Errichtung von Handwerkerkammern und eines Reichs=
Innungsamtes erſtrebt werden.
Am 8. d. wurde der Belagerungszuſtand von Bielefeld auf=
gehoben
.
Der älteſte inaktive General der preußiſch=deutſchen Armee,
Vogel von Falckenſtein, iſt am Oſtermontag im Alter von 88 Jahren
verſchieden. Der Verewigte machte die Feldzüge gegen Frankreich
in den Jahren 1813-1815 mit und errang ſich in denſelben durch
ſeine außerordentliche Bravour das Eiſerne Kreuz und das Premier=
lieutenantspatent
. In den folgenden Friedensjahren war er meiſt
beim Berliner topographiſchen Bureau beſchäftigt; am 18. März
1848 kommandierte er im Straßenkampf zu Berlin das 2. Bataillon
des Kaiſer=Franz=Garde=Grenadier=Regiments und machte im fol=
genden
Jahre den Feldzug gegen Dänemark mit. Im Kriege von

1864 gegen Dänemark befehligte Vogel von Falckenſtein die in Fül
land eindringenden preußiſchen Truppen und ward nach Abſchlu
des Feldzuges mit dem Kommando des 7. Armeecorps betrau
1866 zum Oberbefehlshaber der preußiſchen Main=Armee ernam
hatte er, nachdem die Hannoveraner bereits am 28. Juni bei Lange=
ſalza
kapituliert, bedeutende Erfolge gegen die ſüddeutſchen Bunde=
truppen
zu verzeichnen, ward aber, da er mehrfach gegen die A=
ſichten
des großen Hauptquartiers handelte, am 19. Juli vom Obe=
kommando
über die Main=Armee entbunden und zum Komman
dierenden in Böhmen ernannt. 1866 noch erhielt er das Kommando
des 1. Armeecorps, wurde aber ſchon 1868 dieſer Stellung enthobe
und 1870 zum Generalgouverneur der deutſchen Küſtenprovinzer
ernannt, kam jedoch nicht zu kriegeriſcher Aktion, war dann Gou=
verneur
von Königsberg und 1873 zur Dispoſition geſtellt. Seit
dem lebte er auf ſeinem Gute Dolzig in Schleſien.
Heſterreich=Anzarn. In der Miniſter=Konferenz wurde am 8.
beſchloſſen, die Zollnovelle bis zum Herbſte zu vertagen. Dieſe
Frage wird um ſo weniger für dringend gehalten, als dieſelbe auch
von dem deutſchen Reichstage noch nicht erledigt iſt.
Der Schluß des öſterreichiſchen Reichstags wird am 20. d. M.
durch den Kaiſer erfolgen.
Franktreich. Der Senat nahm am 8. d. M. mit 211 gegen
Stimmen gleichfalls den Kredit für Tongking von 150 Millionenh.
an und vertagte ſich hierauf bis zum 4. Mai.
Bei der Präſidentenwahl in der Abgeordnetenkammer als Erſatz
für Briſſon wurde Floquet mit 179 gewählt gegen Fallieres, welcher
175 Stimmen erhielt. Die Kammer vertagte uch hiernach bis zum
4. Mai.
In der Finanzkommiſſion erwiederte Freyeinet am 8. d. aufl
eine Anfrage, es hätten allerdings Friedenspräliminarien ſtattgefun=
den
, aber bevor er den Unterhandlungen weitere Folge geben könne,
wollte er die Meinung der chineſiſchen Regierung erfahren; er habeh
daher heute nach Peking telegraphiert und werde er den Frieden,
als abgeſchloſſen erſt nach Eintreffen der Antwort der chineſiſchen/
Regierung bezeichnen können.
Engkand. Prinz und Prinzeſin von Wales ſind am 8. d. M.
nachmittags in Dublin eingetroffen. Denſelben wurde bei der An=
kunft
von einer Bürgerdeputation eine Adreſſe überreicht, Einetz
überaus zahlreiche Menſchenmenge begrüßte jubelnd das Prinzen=
paar
. Auf dem Weg zum Schloß, wo der Vicekönig das Prinzen=
paar
empfing, fand dasſelbe überall die freudigſte Begrüßung.
Das Kriegsminiſterium erhielt eine Depeſche aus Handub vom
8. d. M., wonach Handub an dieſem Tage von den engliſchen De=
tachements
widerſtandslos beſetzt worden ſei.
Belgien. Der Kronprinz und die Kronprinzeſſin von Oeſter=
reich
ſind am 8. d. M. um 2 Uhr in Brüſſel eingetroffen. Zu ihrem
Empfang auf dem Bahnhof waren der König, die Königin, der
Graf und die Gräfin von Flandern, das diplomatiſche Corps und
mehrere höhere Beamte anweſend; von der dichtgedrängten Menge
wurde das kronprinzliche Paar mit lebhaften Zurufen begrüßt.
Auhland. Mitteilungen aus Perm zufolge werden jetzt in der
ruſſiſch=ſibiriſchen Grenzdiſtrikten umfangreiche Maßregeln zur Ab=
wehr
der Cholera getroffen. Die Stadt Perm ſelbſt hat 50000 Rbl.
als außerordentliche Ausgaben bewilligt, welche zur Honorierune
von Studenten der Medizin älterer Kurſe, die zur ärztlichen Aus=
hilfeleiſtung
berufen worden ſind, dienen ſollen. In allen größerer
Städten und Ortſchaften des Gouvernements Perm bilden ſich,
Sanitätskomites zur Abwehr der Seuche, als deren Vorboten die
jetzt mit beunruhigender Intenſität auftretende Diphtheritis un
Scharlachfieber betrachtet werden.

[ ][  ][ ]

n9=

mi
hen.

hüuz
Lraut.
aunnt,
ngen=
ddes
=
Ab
ber=
man
man=
ando

ſoben/
ngenf.
hou=
Zeit=

ionel
rlah

zen=
zen
zen=
vom

De=
beſter

ihrem=
der
,
und=
unge

el

Der Regierungsbote: vom 9. d. meldet: Komaroff berichtet,
daß infolge der provozierenden feindlichen Aktionen der Afghanen
er genötigt worden ſei, am 18. März die befeſtigten Poſitionen der=
elben
an beiden Ufern des Kuſchk=Fluſſes anzugreifen. Das afgha=
riſche
Detachement, 4000 Mann und 8 Geſchütze ſtark, wurde ge=
ſchlagen
und zerſtreut; es verlor gegen 500 Tote, die geſamte Ar=
Eillerie, zwei Fahnen, ſeiu ganzes Lager mit Fahrpark und Vorräten.
Ruſſiſcherſeits iſt ein Offizter tod, drei verwundet, ſonſt 10 Tote,
29 Verwundete. Nach dem Kampf ging Komaroff über den Kuſchk=
Fluß in die früheren Poſitionen zurück. Engliſche Offiziere wohnten
dem Kampfe als Augenzeugen bei und baten bei der Flucht der
Afghanen um ruſſiſchen Schutz, wurden jedoch bei der Flucht der
Afghanen mit fortgeriſſen. Eine ſofort von Komaroff abgeſandte
Eskorte konnte die afghaniſche Kavallerie nicht einholen.
Fürſei. In Konſtantinopel wird die Ankunft des ſchwediſchen
Rönigspaars erwartet, wo der dritte Sohn desſelben, Prinz Karl,
chwer darniederliegt. Prinz Karl hatte in Begleitung des Prinzen
Eugen von Schweden dem Sultan den ihm von König Oskar II.
verliehenen St. Olaf=Orden zu überreichen; aber Prinz Karl er=
krankte
noch vor Ueberreichung des Ordens in bedenklicher Weiſe.
Wie lange die ſchwediſchen Majeſtäten die Gäſte des Sultans ſein
verden, iſt unter dieſen Umſtänden noch unbeſtimmt.
Vereinigte Staalen. In Verfolg des Kabinetsbeſchluſſes. den
Tranſitverkehr auf dem Iſthmus von Panama aufrecht zu halten,
ind am vergangenen Freitag mehrere hundert Marineſoldaten von
New=York wie von Norſolk nach Aſpinwall abgegangen. Im
Schiffsbauhofe in Brooklyn werden Vorkehrungen getroffen, um
veitere 500 Mann nach erhaltener Ordre nach Aſpinwall einzu=
chiffen
. Zum Kommandeur des central=amerikaniſchen Geſchwaders
ſt Admiral Jouett beſtellt, welcher bereits mit dem Flaggſchiff
Tenneſſeel von New=Orleans aus in See geſtochen iſt. Seine In=
truktionen
gehen dahin, nur in dem Falle, daß die columbianiſchen
Behörden des Aufruhrs noch nicht Herr geworden ſein ſollten, mit
Waffengewalt einzuſchreiten.
Das in Chicago befindliche Hauptquartier der iriſchen Fenier
ntfaltet eine fieberhafte, wenn uuch geheimnisvolle Thätigkeit. die
unzweifelhaft mit dem Aufruhr in Manitoba in Verbindung ſteht.
Man erwartet allgemein, daß die Fenier den Aufrührern zu Hilfe
kommen werden. Eine Meldung aus Buffalo beſagt ebenfalls, daß
ſnter den daſelbſt in großer Zahl wohnenden Irländern große
Rührigkeit herrſcht. - In Winnipeg ſollen bereits zahlreiche Fenier
eingetroffen und große Ladungen von Waffen und Munition über
ie Grenze gebracht worden ſein.
Mexiſto. Der Präſident Porfirio Diaz beauftragte den Juſtiz=
miniſter
Baranda in den unter den mittelamerikaniſchen Republiken
beſtehenden Differenzen die Vermittelung zu übernehmen.
Oſtindien. Der Emir von Afghaniſtan hielt am 8. d. Mts. in
Rawulpindi einen feierlichen Durbar ab. Der Emir, welcher auf
vem Throne ſaß, zur Rechten den Vicekönig Lord Dufferin, zur
inken den Herzog von Connaught, hielt dabei eine Rede, worin er
Dankbarkeit und Ergebenheit für die Königin Victoria und den
Vicekönig, ſowie für England ausdrückte.

R69

825

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. April.
- S. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Finanz=
2ſpiranten O. Rothermel zum Oekonomen am Gefäuguiſſe und
Provinzial=Arreſthaus in Darmſtadt ernannt.
Die Reichsſchuldenverwaltung erinnert im Reichsanzeiger
die Beſitzer der unterm 11. Juli 1874 ausgefertigten deutſchen
Reichskaſſenſcheine daran, daß dieſelben nur noch bis Ende
Juni d. J. bei einer der Reichskaſſen und der Kaſſe eines Bundes=
ſtaates
in Zahlung angenommen, oder bei der Reichs=Hauptkaſſe
gegen baares Geld eingelöſt werden. Vom 1. Juli d. J. ab iſt nur
noch die königlich preußiſche Kontrolle der Staatspapiere in Ber=
in
8V., Oranienſtraße 92, ermächtigt, ſolche Scheine anzunehmen
und einzulöſen.
4x Die am Charfreitag und Oſterfeſte wiederum zu Tage ge=
tretene
Ueberfüllung der Stadtkirche läßt den dringenden
Wunſch als gerechtfertigt erſcheinen, daß der verehrliche Kirchen=
vorſtand
ſich die thunlichſte Vermeidung der mit ſolcher Ueberfüllung
verbundenen Mißſtände angelegen ſei laſſe. Wir zühlen dahin:
usreichende Lüftung der Kirche nach dem Schluſſe des Militär=
vottesdienſtes
, Anſchaffung einer größeren Anzahl von Stühlen,
Freihaltung des Raumes zwiſchen der Sakriſteithüre und dem Altare,
Delung der knarrenden Thüren, Annahme eines weiteren Dieners,
velcher bei der Ausmittlung von Frauen=Sitzplätzen den Gemeinde=
nitgliedern
behilflich iſt, Verſehung ſämtlicher Bänke im Chorraume
nit Lehnen, Sorge dafür, daß die Sitzplätze für Erwachſene nicht
in übermäßiger Zahl durch Kinder in Anſpruch genommen werden,
owie endlich Beſeitigung der Gefahr, die durch das Aufgehen ſämt
licher Thüren nach Innen bei einem eintretenden Unglücksfalle oder
auch nur bei einer Befürchtung ſolchen Eintrittes im höchſten Maße
rohend iſt.

Reg.=Aſſeſſor Braun iſt mit der Stellvertretung des für
längere Zeit beurlaubten Amtmanns Bichmann in Lauterbach
beauftragt.
Der am Mittwoch abend zum Beſten des Lehrerinnenheims
in der Aliceſchule von Fräulein Ella Menſch gehaltene Vortrag
war ſehr zahlreich beſucht und durch die Gegenwart J. D. der Gräfin
Schönberg und Sr. D. dem Grafen Schönberg ausgezeichnet. Frl.
Menſch behandelte in 1½ ſtündigem geiſtvollem Vortrag Richard.
Wagners Frauengeſtalten!
Der Vortrag zeugte von ein=
gehendſtem
wiſſenſchaftlichem Studium der Dichtungen Wagners.
Nach der Zeit ihrer Dichtung, reſp. Kompoſition geordnet, wurden
die Charaktere der hervorragendſten Frauengeſtalten aus des Dichter=
Komponiſten Werken den Anweſenden in höchſt anſprechender Weiſe
vorgeführt und der Beweis erbracht wie ſehr Wagner es verſtanden
hat das Weib in ſeinem tiefinnerſten Seelenleben zu erfaſſen. In
der nächſten Nummer ds. Bl. werden wir einen kurzen Auszug aus
dem äußerſt intereſſanten Vortrag bringen.
4 Die Klappacherſtraße hat nun endlich auch von dem
ſog. Klappacher Monument an bis zum Waldrande des Herrgotts=
bergs
ein mit Kies beſtreutes Banquet für Fußgänger erhalten. Ein
langjähriges Deſiderium hat damit ſeine Erledigung gefunden und
ſei der Dank dafür an dieſer Stelle der Behörde votiert, der er ge=
bührt
. Es bleibt nunmehr nur noch der Wunſch, daß die Zerklei=
nerung
der teilweiſe aufgelagerten Kiesbrocken nicht ausſchließlich
den Stiefelſohlen der Fußgänger überlaſſen und dem Banquet noch
der Schatten einer einreihigen Obſtbaumallee hinzugefügt werde.
Was der Zugang zu dem Walde durch das Banquet gewonnen, hat
freilich der Eingang des Waldes ſelber in Folge ſtarker Ausholzung
leider verloren.
5 Der von dem Vorſtande des Verſchönerungsvereins
gefaßte Beſchluß, die Fontänen auf dem Louiſenplatze un=
ausgeführt
zu laſſen, hat in den Mitgliederkreiſen des gedachten
Vereins allgemeine Billigung gefunden. Fontänen ohne Waſſer
wären keine Verſchönerung des Luiſenplatzes, vielmehr ein monu=
mentales
Waſſer=Armutszeugnis. Es wird nunmehr aber die Auf=
gabe
des Verſchönerungsvereins ſein, ſeine für die Fontänen in
Ausſicht genommenen Geldmittel für andere Zwecke recht bald zu
verwenden und darf daher wohl der baldigen Berufung einer außer=
ordentlichen
Generalverſammlung entgegengeſehen werden.
7 Das Haus Caſinoſtraße Nr. 30 ſeither Herrn Regierungs=
rat
v. Bechtold in Gießen gehörig, ging geſtern durch Kauf an
Herrn Herz Feitler dahier über.
Bei günſtiger Witterung werden kommenden Sonntag den
12. d. Mts. annähernd 100 Bicheliſten des 9. Gaues, wozu auch
der hieſige Club zählt, hier ihren Beſuch abſtatten. Zu dieſem Gau
gehören ferner. Alzey, Amorbach, Aſchaffenburg, Ems, Frankfurt,
panau, Mainz, Offenbach, Wiesbaden, Worms ꝛc. Der Empfang
der Gäſte findet vor 10 Uhr vor den Bahnhöfen ſtatt. Um 10 Uhr
Abfahrt durch die Rhein= Neckar=, Eliſabethen= Ernſt=Ludwigſtraße,
Paradeplatz ꝛc. nach dem Carlshof, woſelbſt eine Sitzung abgehal=
ten
wird. Mittags 12 Uhr Rückfahrt von da nach dem Paradeplatz
und hier findet ein Korſo und Schaufahren ſtatt, wobei die Kapelle
des Garde=Dragoner=Regiments Nr. 23 konzertieren wird. Um
1 Uhr gemeinſchaftliches Mittagsmahl im Hotel Prinz Carl, um
3 Uhr Abfahrt von dort, an dem Palais Sr. Kgl. Hoheit des Groß=
herzogs
vorüber, nach Jugenheim und von da Rückfahrt gegen
5 Uhr bis zum Bahnhofhotel. Das verehrl. Publikum, welches
dem Schaufahren auf dem Paradeplatz beizuwohnen gedenkt, iſt
höflichſt gebeten, um für die Fahrer möglichſt viel Raum zu gewin=
nen
, außerhalb der Steinblöcke Aufſtellung zu nehmen, damit der
ganze innere Platz frei bleibt.
N. H. V.)
Getreide= und Fettviehpreiſe in der Woche vom 31. März
bis 7. April 1885.
Das Getreidegeſchäft verlief in der letzten Woche der Feiertage
halber ſehr ſtille, die Preiſe haben keine Veränderung aufzuweiſen.
Weizen: hierländiſcher 18.75 bis 19.- Mk., ruſſiſcher 19.- bis
19.50 Mk., norddeutſcher 18.25 bis 18.75 Mk. - Roggen: hier=
ländiſcher
16.50 bis 1675 Mk., pfälzer 16. 50 bis 17.- Mk., ruſſiſcher
16.- bis 1625 Mk. - Gerſte; nach Qualität hieſige 18.50 bis
19 Mk., bayeriſche 19.- bis 19.50 M.
- Hafer: nach Qualität
hieſiger neuer 15.- bis 15.50 Mk., bayeriſcher neuer 15.50 bis
16.- M. pro 100 Kilo. - Ochſen:L. Qualität 66-68 Mk. II. Qua=
lität
56-64 Mk. Kühe: 1. Qualität 58-61 Mk., 11. Qualität
50-55 Mk., per 50 Kilo. - Kälber: L. Qualität 70-75 Pf.
1L. Qualität 60-66.-Hämmel: L. Qualität 58-62 Pf., 11. Qua=
lität
50-54 Pf. - Schweine L. Qualität linländiſche) 50-52 Pf.
per ½ Kilo.
Z. f. d. l. V
Mainz. Dieſer Tage kam hier eine ſehr koſtſpielige Ver=
wechſelung
vor. Ein hieſiger Pferdemetzger hatte von einem
Handelsmann aus einem benachbarten Orte eine ziemlich bejahrte
Mähre - einen Schimmel - um billiges Geld erſtanden und ſollte
das Tier geſchlachtet werden. Dasſelbe wurde einſtweileu bei einem
Gaſtwirte untergebracht. Als nun das Pferd geſchlachtet werden
ſollte, gab der Pferdemetzger ſeinem Knecht den Auftrag, den Schim=
mel
aus dem Stall zu holen und denſelben einſtweilen in das
Schlachthaus zu führen und totzuſchlagen. Der Knecht that wie

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ihm geheißen, er begab ſich in das ihm angegebene Gaſthaus, ging
in den Stall, nahm den darin befindlichen Schimmel führte den=
ſelben
in das Schlachthaus und ſchlug ihn todt. Einige Augen=
blicke
ſpäter kam auch der Pferdemetzger ſelbſt in das Schlachthaus,
wie erſchrack er aber, als er anſtatt ſeiner dürren Mähre einen
prachtvollen Schimmel todt auf der Erde liegen ſah; voller Ver=
zweiflung
eilte er in den Gaſthof und hier fand er in der Remiſe
den dürren Klepper, den er zum Schlachten gekauft hatte, vor, wäh=
rend
ſein Knecht das wertvolle Pferd eines Landwirtes welcher in
dem Gaſthauſe wohnte, irrtümlicher Weiſe totgeſchlagen hatte.
Den dadurch entſtandenen Schaden hat nun der Pferdemetzger aus
ſeiner Taſche zu tragen.
. 8t Frankfurt, 9. April. Nächſten Samstag Abend beginnt
die Jubiläumsfeier des hieſigen Turnvereins mit einem Kommers
in der Turnhalle; welchem ſich Tags darauf ein großes Schauturnen
anſchließt, nach deſſen Verlauf im Saalbau ein Banket ſtattfindet.
Am Samstag den 18. d. wird ſodann ein großer Feſtball in ſämt=
lichen
Räumen des Saalbaues abgehalten, wozu die Anmeldungen
ſchon ſehr zahlreich eingelaufen ſind.
Berlin, 8. April. Der Polizeipräſident hat auf Grund des
8 100e Ziffer 3 der Reichsgewerbe=Ordnung für den Bezirk der
Schornſteinfeger=Innung der Reichshauptſtadt Berlin be=
ſtimmt
, daß diejenigen Arbeitgeber, welche das in dieſer Innung
vertretene Gewerbe betreiben und ſelbſt zur Aufnahme in die In=
nung
fähig ſein würden, gleichwohl aber der Innung nicht ange=
hören
, vom 1. Mai 1885 ab Lehrlinge nicht mehr annehmen
dürfen. In Berlin iſt es der zweite Fall, in welchem einer In=
nung
dieſes Privileg verliehen wird.

Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch den 8. April.
Derneue Stiftsarzt.
B. Der Arzt im Luſtſpiel das iſt keine Seltenheit mehr, ſeit
LArronge ſeinen Doktor Klaus' in die Welt geſchickt hat. Die
Tragödien= und Komödiendichter früherer Zeiten wußten mit dem
Arzt auf der Bühne nicht viel anzufangen, wenn ſie ihn nicht etwa
als Quackſalber verſpotten konnten, wie dies Moliere in ſeinem
Malade imaginairen thut. Heute indes, wo die Arzneikunſt einen ſo
Lapiden Aufſchwung genommen, iſt auch die Stellung des Arztes im
Luſtſpiel eine andere geworden, wobei nicht ausgeſchloſſen iſt, daß
nicht auch Geſtalten zur Verwendung kommen können, wie jener
Jünger des Aeskulap in der großen Glocke;, der ſich mit allem,
nur nicht mit der Heilkunde beſchäftigt. Im neuen Stiftsarzt
ſnd es ſogar zwei Aerzte, die um unſere Freundſchaft werben.
Das Stück verſetzt unslein in weltadliges Fräuleinſtift, das ſeinen alten
Arzt durch den Tod verloren hat. Es muß ein neuer Stiftsarzt
gewonnen werden. Die Aebtiſſin protegiert den jungen, ihr aus
früheren freundſchaftlichen Beziehungen zu ſeinen Eltern bekannten
Dr. Kuno Harting; aber gegen die große Jugend desſelben erheben
ſich im Schoße des Stiftsdamenkollegiums ſehr gewichtige Bedenken.
Erſt die Verſicherung der Aebtiſſin, daß Dr. Harting verheiratet
ſei, macht die geehrten Damen des Stifts nachgiebig. Der neue
Stiftsarzt kommt an, aber - ohne Frau. Er iſt gar nicht ver=
heixatet
, die Verlobung, die ihn band, iſt wieder gelöſt worden. Der
ledige Zuſtand des Doktors und die gebieteriſche Notwendigkeit, die
Nichtanweſenheit einer Frau zu verbergen führt nun zu allerlei er=
götzlichen
Eulenſpiegeleien, und die Verfaſſer des Luſtſpiels, Marie
und Leopold Günther, Tochter und Vater, haben die Situation
erfolgreich ausgebeutet. Dr. Harting wird förmlich in die Lügen
hineingedrängt, wiewohl das Komödienſpielen durchaus nicht ſeie
Sache iſt. Es kann auch nicht ausbleiben, daß Harting die ihm
aufgezwungene Rolle nicht ſo durchzuführen vermag, daß nicht doch
ſchließlich den Stiftsdamen eine Ahnung über den wahren Sachver=
halt
aufdämmert. Das Vertrauen der Damen in den neuen Arzt
beginnt wankend zu werden, und die Verfaſſer des Luſtſpiels haben
nun die Wahl, Dr. Harting entweder auf ſeine Stellung verzichten
zu laſſen oder das mangelnde Vertrauen herzuſtellen. Es geſchieht
das letztere. Harting hat in einem zum Beſuch im Fräuleinſtift
weilenden reizenden Backfiſch diejenige gefunden, die ihm die fehlende
Frau erſetzen wird. Das iſt des Knotens ſchlichte Löſung. Die Art,
wie ſich das Fräuleinſtift zu dem jungen Arzt bekehrt, iſt höchſt unter=
haltend
durchgeführt. Hier tritt nämlich der zweite der im Stück
figurierenden Aerzte in ſeine Rechte, und was die Verfaſſer mit ihm
erzielen, beruht auf der Wirkung des Kontraſtes. Der alte Geheime
Medizinalrat v. Aberdingk iſt eine köſtliche, ehrliche, gerade Natur, da=
bei
ein Arzt von großem Rufe, ſogar bei Hofe geſucht, aus letzterem
Grunde iſt er das Jdeal der blaublütigen Bewohnerinnen des Stiftes.
Man konſultiert ihn bei einer Gelegenheit, denn von Dr. Harting
will man ſich allenfalls nur interimiſtiſch behandeln laſſen. Aber=
dingk
erſcheint. Aber ſein Erſcheinen gleicht einer fürchterlichen

Muſterung unter den Schrullen der zimperlichen Stiftsdamen.
Durch die goldene Rückſichtsloſgkeit ſeines Auftretens beſchwört er
ein betäubendes Entſetzen in ihren Reihen herauf. Gegen dieſen,
Mann gehalten, iſt Dr. Harting, wennſchon burſchikos und jugend=
lich
, ein Auserwählter. Dr. Harting trägt den Sieg davon. Mit
ſeiner im Stift errungenen Frau nimmt er nunmehr, von dem Ver=
trauen
Aller getragen, als Stiftsarzt bei den Damen von ſo und
ſo dauernde Wohnung. Das iſt die Handlung des Neuen Stifts
arzt: Daneben kommen noch etliche andere Vermählungen zuſtande
die jedoch nur epiſodiſche Bedeutung haben.
Vermiſchtes.
- Zum Bismarckjubiläum erläßt Dr. Windthorſt ſolgende Be=
kanntmachung
: Zehn Mark, welche mir geſtern auf telegraphiſche Anweiſungl
aus Löhne in Weſtfalen eingezahlt ſind und in betreff deren ich ſpäter vonl
demſelben Abſender nachſtehendes Telegramm erhielt: Verehrer Ew. Excellenz.
bitten Sie, auf das Wohl des Reichskanzlers zum Frühſchoppen ein Glasſ
Sekt zu trinken. Im Auftrage: Kukuk=, habe ich dem Fonds für den Neu=
bau
einer zweiten katholiſchen Kirche in Hannover überwieſen und bitte unl
Mehreres. Hannover, 1. April 1885. (gez.) Dr. Windthorſt.
Aus Italien kehrt die Frau eines Parvenüs in den Kreis ihrer
Bekannten zurück und ſpricht mit Stolz von der intereſſanten Reiſe. Wi=
fanden
Sie Venedigz fragte man ſic. 3ſt das nicht herrlich, nicht pittoresk?
Ja, du lieber Gott, darülber kann ich leider nicht urteilens, entgegnete die
Dame. Als ich in Venedig anlangte, muß wohl gerade eine Ueberſchwem=
mung
ſtattgefunden haben, denn alle Straßen ſtanden voll Waſſer.
Tierſchutz= und Mäßigkeitsverein. Herr: Aber Kutſcher,
Ihr Pferd kriecht ja wie eine Schnecke, fahren Sie doch ein wenig zu.
Kutſcher: Geht nicht, ich bin Mitglied des Tierſchutzvereins, mein Brauner,
muß geſchont werden. Herr ſnach der Ankunft: Hier iſt die Taxe, Trink,
geld bekommen Sie keins. Ich bin Mitglied des Mäßigkeitsvereins.
Wunderliche Verwandtſchaftsverhältniſſe. Der Irländer
Charles Harwood aus Belfaſt hatte zwei Töchter aus erſter Ehe. Von
dieſen verheiratete ſich die ältere an John Coſhik aus Gatray, einen ſtatt;
lichen Schiffsbauer, der gleichfalls ſchon eine Frau verloren und von dieſer
eine ſchöne Tochter hatte. Charles lernte dieſe bei der Hochzeit ſeiner Tochter
kennen und lieben, vermählte ſich mit ihr und wurde nach Jahresfriſt von
derſelben mit einem Sohne beſchenkt. Nun ſtand das Verhältnis ſo, daß=
Iſabel Harwood, John Coſhik's zweite Frau, von ſich ſagen konnte: Mei.
Vater iſt mein Sohn; ich bin die Mutter meiner Mutler; meine Schweſte,
iſt meine Tochter und ich bin die Grozmutter meines Bruders.
Litterariſches.
Fritſch. G. Sudafrikabis zum Zambeſi. 1. Abteilung
Das Land mit ſeinen pflanzlichen und tieriſchen Bewohnern. (,Das Wiſſer=
der
Gegenwart: 34. Band.) 8° VIII. und 233 Seiten. 1885. Leipzig.
G. Freytag, 1 M. Das vorliegende Buch giebt ein Bild des geſamter
Naturlebens Südafrikas in allen ſeinen Bedingungen und ſeinen Erſchei=
nungen
in der Pflanzen= und Tierwelt, immer mit beſonderer Berückſichtigung.
jener Verhältniſſe, die für koloniale Unternehmungen in Betracht kommen:
Bodengeſtaltung und Klima; Land= und Waſſerſtraßen in ihrer Bedeutung
für den Handelsverkehr; Fundſiätten mineraliſcher Schätze und deren Aus=
beutungsweiſe
; die Pflanzenwelt in Rückſicht auf Ackerbau, Induſtrie und
Handel: die Tierwelt mit beſonderer Rückſicht auf Zähmbarkeit und Jagd=
barkeit
. 50 Illuſtrationen, die zum Teil nach Originalphotographien her=
geſiellt
, fördern neben einer guten dem Buche beigegebenen Ueberſichtskarte
das Verſtändnis der Sache ſehr weſentlich.
Klein, Dr. H. F., Anleitung zur Vorausbeſtimmung
des Wetters, 8., Preis 1 M.; Verlag von G. Freytag, Leipzig. Beſon=
ders
die Landwirte werden dem Verfaſſer Dank wiſſen, daß er ſie in leichter,
angenehmer Weiſe in die Geheimniſſe der Wetterverkündigung einweiht, ſo
daß nunmehr nicht leicht ein Landwirt mehr in die Lage kommen dürſte, auf
ſchwindelhafte Wetterprognoſen hereinzufallen, da er nach Anleitung obiger
Schrift eine zuverläſſige Vorausbeſtimmung leicht ſelbſt aufſtellen kann.
Wie nicht anders zu erwarten, ſteht auch Vom Fels zum Meer=
(herausgegeben von W. Speman, redigiert von Prof. Joſ. Kürſchner) im
Zeichen des Bismarckſchen 70. Geburtstags, an den es nicht nur durch eine
vorzügliche Biographie des großen Kanzlers, ſondern auch durch Gedichte
von Paulus und Sievers und eine minutiöſe Beſchreibung von Varzin an=
knüpft
. Auch der größte Teil der geradezu meiſterhaften Illuſtrationen iſt
dem Kanzler gewidmet. Nicht weniger als 28 Text Illuſtrationen ſchildern
Varzin und Friedrichsruh und eine Reihe von Vollbildern zeigt uns den
Reichskanzler in verſchiedenen Aufnahmen, ferner ſeine Gattin und Kinder.
Der übrige Inhalt des Heftes giebt den erwähnten Beiträgen nichts nach.

Tageskalender.
Samstag. 11. April.: Theater=Vorſtellung des Geſangvereins Melo=
manen
(Schützenhof).
Sonntag, 12. April: Geſellige Vereinigung im Chauſſeehaus zu
Beſſungen zum Beſten der Hinterbliebenen der Zeche Camphauſen.
Montag, 13. April: General=Verſammlung des Proteſtanten=Vereins
im Gartenſaale des Darmſtädter Hofes.

Hierzu eine Beilage für Nichtpoſtabonnenten: Das beſte Brod für Geſunde und Kranke betr.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.