Darmstädter Tagblatt 1885


09. April 1885

[  ][ ]

148.
ahrgullg.

148.
Jlhrgantz.
ETUUIOON
10
06OD

Mbonnementspreis
ertelährlich 1 Mart 5o Pf. mel.
æingerlohn. Auswürts werden von
fAen Poſtümtern Beſtellungen ent=
eaengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inel. Poſtaufichlag

Irag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Aſerzute
verdnangenommen: unDernkadt
von der Expeduen, Rhenſt. X2.
mBeſſungen von Fridu Ete
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auwwürts
von ellan AnnonemErpedttouez.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamks und ſämmtlicher Behörden.

43 68

Donnerstag den 9. April.

1845

EE

ſefunden: 1 Hohlſchlüſſel. 1 viereckiger Drücker. 1 desgl. 1 Schlüſſel. 1 Portemonnaie, enthaltend einige Pfennige
und einen kleinen Schlüſſel. 1 ordinäres ledernes Hundehalsband mit Nr. 3219. 1 gelblederner Hundemaul=
korb
. 1 Kaſtenſporn. 1 weißes Taſchentuch gez. 1 Notizbuch. 1 Vorhangſchloß mit Schlüſſel.
Verloren: 1 Armband ſchwarzes Sammethand mit großem goldenem Schloßh. 1 Portemonnaie mit über 28 Mark In=
halt
. 1 ſilbernes Armband.
Aegen geblieben in Droſchke Nr. 10: 1 ſchwarzſeidener Sonnenſchirm.
Darmſtadt, den 7. April 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Darmſtadt, am 7. April 1885.
Betreffend: Das Muſterungsgeſchäft pro 1885.
Der Civil=Vorſitzende der Großherzoglichen Erſatz=Commiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Zur Vermeidung nachträglicher Reclamationen beauftrage ich Sie hierdurch, in den Stammrollen der Jahrgänge 1883.
384 und 1885 bei dem Namen derjenigen Militärpflichtigen, von welchen ſich ein Bruder dermalen im activen Militärdienſt
lhofindet, einen desfallſigen Vermerk aufzunehmen und die Stammrollen ſofort und ſpäteſtens bis zum 12. l. Mts. hierher
vorzulegen.
Gleichzeitig hiermit wollen Sie angeben, welche Militärpflichtige in Ihren Gemeinden inzwiſchen noch zugegangen ſind
lund hinſichtlich derjenigen, welche den Jahrgängen 1883 und 1884 angehören, die Looſungsſcheine mit vorlegen.
Ferner wollen Sie die bei Ihnen neu angebrachten Reclamationen unverzüglich vorlegen.
lo328
v. Grancy.

e.
E=

Stamm=am; Brennholz
Verſteigerung.
Montag den 13. April d. 3s.
Vormittags 9½ Uhr,
perden auf dem Rathhauſe zu Beſſungen
ams dem Diſtrikt Dieterſchlag folgende
Holzſortimente verſteigert:
11 Stück Eichenſtämme von 14 bis 35
Ctm. Durchmeſſer u. 5 bis 10 Mtr.,
Länge - 371 Cbm. Inhalt,
8 Stück Lärchenſtämme von 12 bis
26 Ctm. Durchmeſſer und 14 bis
20 Mtr. Länge,
164 Rm. Buchenſcheiter,
Eichenſcheiter,
98 Buchenknüppel,
18 Eichenknüppel,
620 Stück Buchenwellen,
Eichen= und Nadelwellen,
250
43 Rm. Buchenſtöcke,
Eichen= und Nadelholzſtöcke,
7
Wegen Auskunft für Stammholz wollel

man ſich gefalligſt an den Forſtwart Lehr,
wenden.
Beſſungen, den 7. April 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[3379
Berth.

Bekanntmachung.
Die Holzverſteigerung vom 24. und
25. März l. Js. aus dem Beſſunger Ge=
meindelaubwald
, Diſtrict Franzoſenberg,
Wüſteberg und Ständige Weide iſt ge=
nehmigt
und können die Abfuhrſcheine
bis Montag den 13. April l. Js. in
Empfang genommen werden.
Erſter Abfuhrtag den 13. April d. J.
Letzter Abfuhrtag den 30. April d. J.
Beſſungen, den 7. April 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[3329
Berth.
Vergebung von Arbeit.
Samstag den I. April l. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
wird auf dem Rathhaus zu Beſſungen

das Umpflügen von circa 6 Morgen
Ackerland auf der ſog. Viehweide, ſowie
einſäen derſelben in mehreren Looſen an
die Wenigſtnehmenden verſteigert.
Beſſungen, den 7. April 1885.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Beſſungen.
(3330
Berth.
Die Lieferung
von etwa 4600 Stück Scheibenbrettern
Ausſchußmainbord von mindeſtens 20
Etm. Breite - für die Regimenter Nr. 11
und 27 ſoll
am 21. April currentis
an den Mindeſtfordernden vergeben werden.
Die Bedingungen ſind in dem Büreau
der unterzeichneten Behörde, auf dem
Schießplatze, einzuſehen.
Schießplatz=Verwaltungs=
Commiſſion. (3168
=ür das Großherzogliche Landeshoſpital
28 ſollen ca. 20 Cubikmeter Beſſunger
gelber Kies, 1. Qualität, auf dem Sub=
217

[ ][  ][ ]

aufmerkſame Bedienung bei mäßigen Preiſen, den Wünſchen
des werthen Publikums in jeder Hinſicht gerecht zu werden
[3252
und bitte um recht zahlreichen Zuſpruch.
uims Jume.

Wir empfehlen hiermit unſer großes und wohlaſſortirtes Lager aller
Arten Tapeten in den neueſten Muſtern und dauerhaften Qualitäten.
Resto für Zimmer bis zu 20 Rollen ſortirt, ſowie beſonders billige
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bieten eine günſtige Gelegenheit zum billigſten Einkauf.
(2777
Die Tapetenfabrik

814
miſſionswege, angekauft ſwerden. Die
Lieferungs=Bedingungen liegen auf dem
Geſchäftszimmer des Unterzeichneten offen.
Offerten wolle man mit, der==Aufſchrift
Submiſſion auf Kieslieferung!bis zum
Eröffnungstermine
Dienstag den 14. d. Mis., Vor=
mittags
10 Uhr,
entweder in den Submiſſionskaſten ein=
legen
oder per Poſt einſenden. In den
Offerten ſind die Submiſſionsbedingungen
ausdrücklich anzuerkennen.
Hofheim, am 7. April 1885.
Großherzogliche Direction des Landes=
Hoſpitals.
J. A.:
Stroh, Hausverwalter. (3331

Jahnpasta ſodontino,
aus der Kgl. Hof=Parfümeriefabrik
C. D. Wunderlich, prämiirt Nürn=
berg
, mit größtem Erfolg eingeführt und
allgemein beliebt zur raſchen und ange=
nehmſten
Reinigung der Zähne und des
Mundes. Sie macht die Zähne glänzend=
weiß
, entfernt den Weinſtein, ſowie üblen
Mund= und Tabakgeruch und conſervirt
die Zähne bis ins ſpäteſte Alter, 50 Pf.
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8 Bremen oder Emmerich bezogen.
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Bürſten= und Pinſelfabrtkant,
Lindenhofſtraße 4. (3231
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Feinsten Schellack,

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Lacke und oelkarben,
Pinsel,
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Louisenplatz 4. (2905
(ohlrabi=, Wirſing=, Blumenkohl= und
(3332
d Salatpflanzen abzugeben.
J. Rußler, Schwanenſtraße 12.

E68


ASATURAUN


Wegen Geſchäfts=Aufgabe verkaufe meine ſämmtlichen
Artikel, um ſchnell zu räumen, zu und unter Einkaufspreiſen.
HGAImgOT,
Corl
Ecke der Wilhelminen= und Waldſtraße. (3333
4: Die faſt neue Ladeneinrichtung wird ebenfalls billig abgegeben.

Eine Partie trübgewordener
8
4
ArtmErEIEn
AANLIT
habe ich zum Auaverkaufe beſtimmt und gebe dieſelbe während den nächſten
Tagen zu weſentlich reducirten Preiſen ab.
[322)
M. FöRIM.

RAstuuzouodiui AdtaCyuaannt.
Eröffnet am erſten Oſterſeiertag.
Wtzi
Die Leitung dieſes großen Etabliſſements am Central=
) Bahnhof habe ich übernommen.
Es kommen daſelbſt nur Biere der Rheiniſchen Brauerei=
zum
Ausſchank und zwar:
Prima Erport, dunkel, Münchner Brauart,
Prima helles Dier, Wiener Brauart.
Weine im Glas ſowie in Flaſchen von erſten Häuſern,
ſorgfältigſt ausgewählt, werden unter deren Etiquette verkauft.
Ich werde beſtrebt ſein, durch vorzügliche Küche, reelle

[ ][  ][ ]

0O0

N 68

Conſumenten des rühm= ¾
Allen lichſt bekannten, allein

[33340
rüchten rheiniſchen
Trauben=Brust-Houigs
zur gefl. Nachricht, daß die erwartete
größere Sendung ſoeben eingetroffen
iſt und nunmehr allen Nachfragen
prompt genügen kann.
M. W. Praſſel, Rheinſtr. 14.
goosoooooaiueaaanooooooode

Rheinischer
Eusten-Fruohtsaft

aseline-Gold-Eream-Seiſe
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Packet ſ3 Stück 50 Pf.
(2562
C. Hammann.
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M.
AUALNrnd
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Awel uGn Völlen
hillig zu verkaufen. Carlsſtr. 10. (3336
in geſchweifter Kleiderſchrank (matt),
S ein Weißzeug= und Bücherſchrank
rreiswerth zu verkaufen.
(3294
H. Schulz, Louiſenſtr. 22.
(Hin zweithüriger Küchenſchrank und
- Schüſſelbrett billig abzugeben.
Rheinſtraße 18.
[3337
uf dem Schießhaus iſt Erbenreiſig,
A das Gebund 25 Pf., und 150 Stück
Bohnenſtangen zu verkauſen.
E. Scoxalick. (3336
Loz
STUGNEnd.
Aal,
Rheinſalm,
Hechte,
Weſerſalm,
Karpfen,
Seezungen,
Backfiſche,
Hander,
Cabliau,
Schellfiſche,
Schollen.
Maiſiſche,
iſch
gewäſſerten St.
friſch
und Labberdan.
Gebr. Mösinger
Hoflieferanten. (3339

bei

Or. Schirnn.
1632
1 Mark per Glas.

Mrrzzir.

Cbeston Cacao-Sorten worden
verarbeitet.
Puder-Cacao's absolnt rein und
schalenfrei, daher leicht verdaulich.
Chocoladen mit 5 und 10% Sago-
Lnsatz per ¼ 40 von f. 1.25 ab;
mit Garantie Marke -Rein Cacao und
Auckere von fl. 1.60 ab.
Die J. w. l. RiloTofeln tazen de Ver
kaufepreiso.
Unsero Ralser-Chocolade ſper ¼ R.
fl. 5) ist das Beste, was in Choco-
lade
geſertigt werden kann.
Oepst=Schilder kennzeichnen die Ver.
kaufsstellen, woselbst auch vissenechaft.
liche Abhandlungen Uber den Nährwerth
dos Cacao orhéltlioh.
Röln. Gobr. Stollworck,
Kais., Vgl., Groh. Hec. Holleferauten.

ſchnell trocknend und geruchlos:
Gehler'e

1Auulll-Thaaublöu, ondo
für harten und weichen Fußboden;
Slahlspähne
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Louiſenplatz 4.
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E, vielen Schubladen und Realen, für
Büreaus beſonders geeignet, iſt zu ver=
kaufen
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Stock nebſt Zubehör, auch Garten, an eine
kleine Haushaltung zu vermiethen.

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enthaltend 5 Zimmer nebſt allem Zubehör
F. Hartter.
zu vermiethen.
2815) Hügelſtraße 61, II. Stock,
hübſche Wohnung, 4 Zimmer mit Zubehör,
prachtvoller Ausſicht, per 25. Mai.
Nähere Auskunft 1. Stock.
3183) Grafenſtraße 6 2. und
3. Stock, je 8 Zimmer mit allen
Bequemlichkeiten, event. ſofort zu
beziehen. Daſelbſt Stallung und
Remiſe, auch als trockener Lager=
platz
geeignet. Täglich einzuſehen
Morgens 9-12 Uhr. Näheres
Wilhelminenſtr. 3, I.
EIAuuuAAzuzam
3187) Marienplatz 9 Beletage zwei
unmöblirte Zimmer zu vermiethen. Ein=
zuſehen
Vormittags von 11 bis 1 Uhr.
3341) Schützenſtraße 12 eine Woh=
nung
mit 3 Zimmern, Küche, Keller, Mit=
gebrauch
der Waſchküche und Bleichplatz,
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Preis 240 Mark.
3342) Holzhofallee 2 eine Wohnung
zu vermiethen. Preis 170 Mark.
Näheres große Ochſengaſſe 21.
3343) Mühlſtr. 24 Manſ. 2 3., Küche
ſu. Zubehör. L. Koch, Dieburgerſtr. 5.

M

1885) Soderſtr. 5 im, 1. St. ein gut
möblirtes Zimmer mit Penſion zu verm.
2528) Beſſ. Carlsſtr. 44 Zimmer
und Cabinet, elegant möblirt, auf Wunſch
mit Dienerſtube.
2717) Kiesſtraße 59, Ecke grüner
Weg, ein gut möbl. Parterrezimmer,
nach dem Garten gehend, mit ſeparatem
Eingang, ſofort billig zu vermiethen.
2721) Soderſtraße 7 Vorderhaus,
eine Treppe, ein gut möblirtes Zimmer an
einen Herrn oder Schüler zu vermiethen.
3305) Hochſtr. 17 ein gut möblirtes
Zimmer mit Penſion, gleich zu beziehen.
f.
Ubudul=AorUUll Uo. Mllluih
Grafenſtraße 35.
Künstierschule; Rmk. 30,
Dilettantenschule: Rmk. 25,
Vorbereltungsschule: Rmk. 15
für Clavier, Rmk. 20 für Geige
vierteljährlich.
Beginn des Semeſters:
Dienstag den 14. April.
Anmeldungen nimmt entgegen
der Director: (3054
Capellmeiſter Martin Wallonstoin,
Großh. Kammervirtuos.
Schüler und Schülerinnen finden gute,
billige Peuſion, ſowie Mittags=
tiſch
zunächſt den Schulen. - Auskunft
[3344
in der Expedition.

[ ][  ][ ]

816

A68

Krieger=Verein Darmſtadt.
Codrs=Anzrige.
Den Mitgliedern hiermit die Mittheilung, daß es dem All=
mächtigen
gefallen hat unſer ehrwürdiges langjähriges Ehrenmitglied
Herr=Kamerad Justus Geilkuss
Vetexan von 1813 heute in ein beſſeres Jenſeits abzurufen.
Die Beerdigung findet Freitag den 10. d. Mts., Nachmit=
tags
3 Uhr, vom Sterbehauſe Ernſt=Ludwigsſtraße 15, ſtatt
und bitten wir die verehrlichen Kameraden dem Entſchlafenen durch
eine zahlreiche Betheiligung die wohlverdiente letzte Ehre zu erweiſen.
Darmſtadt, den 8. April 1885.
[3345
Der Vorstand.

51


Fabrikanlage.
Eine Fabrikanlage mit großen Arbeitsſälen und Lagerräumen,
in der Nähe der Bahnhöfe, iſt mit oder ohne Dampfbetriebseinrich=
lung
(15 Pferdekraft) zu vermiethen, event. das ganze Anweſen,
1557 ⬜Meter enthaltend zu verkaufen. Nähere Auskunft beiſ
Heinrich Störger, Eliſabethenſtraße 41.
(3228

ſorein

Frohsinn
G
AAEUUBTTION
II
Samstag den 18. April 1885
im, grossen Gaale des Saalbaus. (3260
Der Vorſtand.

3347) Eine perfecte Köchin, welche
auch Hausarbeit übernimmt, die beſten,
Zeugniſſe beſitzt, kaun den geehrten Herr=
ſchaften
empfehlen.
4he.
Frau Reßling, Louiſenſtr. 30.
8348) Eine Herrſchaftsköchin m. de=
beſt
. Zeugn., die auch Hausarbeit über= und gleich eintreten kaun, ſucht;
Stelle. Näheres in der Expedition.
3348a) Eine zuverläſſige Frau ſucht
Monatdienſt. Beſſ. Heerdweg 21, Stnb.
3349) Eine tüchtige Köchin, welche 8
Jahre in einem beſſeren Hauſe war, kann
ich den geehrten Herrſchaften empfehlen.
Frau Becker Eliſabethenſtr. 1.

3350) Ordentliche Mädchen können
gute Stellen erhalten hier und auswärts.
Frau Neßling, Louiſenſtr. 30.

Eimladung,

zu der
Sonntag den 12. April, Abends 8 Uhr, im Saale des Chauſſeehauſes
zum Beſten der Hinterbliebenen der in der Zeche Camphauſen verun=
glückten
Bergleute ſtattfindenden
Hl.
BEIEutgen rziutgung
der nachſtehenden 6 Beſſunger Vereine:
Männer=Quartett, Bürgerverein, Aelterer und Jüngerer Kranken=
Verein, Turnclub und Turngemeinde.
Freiwilliges Eintrittsgeld nicht unter 20 Pfg. Perſon. Der Zutritt von
Kindern iſt nicht geſtattet.
Für diejenigen, welche obigen Vereinsabend nicht beſuchen können, jedoch den
edlen Zweck mit Geldſpenden unterſtützen wollen, liegen Einzeichnungsliſten bei den
Herren Kaufmann Weinmann, Carlsſtraße, Reſtaurateur Fauſt, Kirchſtraße,
Gaſtwirth Kropp, Schulſtraße und Gaſtwirth Hartmann, Heidelbergerſtraße,
offen.
Das Comité. (3346
verſ. Anweiſung 3. Rett. v.
Lohnender Perdienſt. Umsonst xrunkeucht mit auch ohne
GaIn
Geſucht gegen hohe Proviſion
Agenten zum Verkauf von Kaffee an Wiſen. M. C. Falkenberg. Berlin,
Private, für ein größeres Hamburger Roſenthalerſtr. 62. - 100te gerichtl. ge=
(3316
Laffee=Verſandt=Geſchäft mit billigen Prei=/ prüfter Dankſchreiben.
ſen. Selbſtagenten, welche für andere
Geſchäfte wegen zu hoher Preiſe haben 3110) Wir ſuchen einen jungen Mann
nichts machen können, werden gewünſcht. mit guter Schulbildung in die kauf=
Off. sub W. 404 an G. L. Daube männiſche Lehre. Eintritt kann ſofort er=
(3091 folgen. J. Ch. Notti &am; Co. Tapetenf.
&mp Co., Hamburg, erb.

3313) Es wird für eine ältere, etwas
4⁄₈
leidende Frau in der Nähe Darmſtadts
ein Müdchen geſetzten Alters, das kochen
und Hausarbeit zu verrichten hat, womög=
lich
zum ſofortigen Eintritt geſucht. Nur 5.
Solche, die gute Zeugniſſe beſitzen, finden 4.
W-
Berückſichtigung. Zu erfr. bei der Exped.
Junge Mädchen
von 14-16 ahren finden dauernde Be=
ſchäftigung
. Näheres Carlsſtraße 12, fal.
Hinterbau.
2834 b
Geſucht per ſofort eine kräf=
tige
geſunde


AmmO.
14)
Von wem ſagt die Exped. d. Bl.
3352) Es wird zur Stütze der Haus= I0
frau ein braves Müdchen geſucht. Ein= In
5)
tritt ſofort Arheilgerſtraße 48 im Laden.
3353) Geſucht ein junger, kräftiger 5
und zuverläſſiger
Lausbursohe.
WoL ſagt die Expedition d. Bl.

h

ſte

t⁄₈e in Lehrling mit guten Schulkennt=
[313
8 niſſen wird geſucht.
Wilhelm Schulz, Eliſabethenſtraße 25.
1993) Einen braven Lehrling ſucht
Otto Momberger, vorm. G. Hiſſerich,
Hofſpengler.
2882) Ein junger Mann mit tüch=
tiger
Schulbildung und aus guter Familie
findet Stelle als Lehrling auf dem Comp=
toir
eines hieſigen Fabrikgeſchäfts.
Selbſtgeſchriebene Offerten gub K. 8.
an die Expedition d. Bl. zu richten.
2753) Lehrling geſucht. L. Bender,
Schreinermeiſter, Wienerſtraße 57.

[ ][  ][ ]

198) Einen Lehrjungen ſucht
L. Hufnagel, Schloſſermeiſter,
Waldſtraße 7.

hrpol.

Rheinſalm, Rheinhechte 90 Pf.
f. i. Schnitt 280, Oderhechte 70
hnezungen 1.50, Rheinkarpfen90,
a. blian
70, Bärſche,
ſHellfiſche - 35, Schleien,
ſHollenz. Back. 35, Backſiſche,
Pendfriſche Maiſiſche, per Pfd. 70 Pf.,
zilliſch gewäſſ. Stockfiſche, per Pfd. 25 Pf.
H6
WEw-l,
Carlsſtraße 24. (3354
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Schweißfüße und Krütze 35 Pfg.
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ſgefbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2. (1734
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pedition erbeten.
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Be=

2

K68
In unterzeichnetem Verlage iſt vorräthig:
Darmſtadter Hiſtoriſche

336 Heiken groß Octav. Preis 1 M. 50 Pf.
Inhaltsüberſicht: 1) Name der Stadt,
Stadtmauern und Stadtthore, Bevölkerung.
2) Ein Geſammtbild von Darmſtadt, wie es
war vor 100 Jahren und wie es darin herging.
3) Straßen=Namen und Beleuchtung, die Hauſer
einzelner Straßen und ihre Beſitzer. 4) Plätze
der Stadt. 5) Kirchen und Kapellen, Geiſtliche,
Confeſſionelles. 6) Das Reſidenzſchloß und ſerne
Umgebung, Namhafte Häuſer. 7) Leben am
Hofe und in der Geſellſchaft. 8) Waſſerverſorgung,
Brunnen und Teiche. 9) Ackerbau, Weinbau
und Gartenbau. 10) Gewerbeweſen, Handel und
Reiſeverkehr. 11) Preisverhältniſſe. 12) Juſtiz
und Polizet. 13) Gemeindeverwaltung. 14) Schone
Künſte, Malerei, Muſik und Theater. 15) Feſt=
lichkeiten
. 16) Brände. 17) Kriegsnöthen.
18) Sagen. 19) Oertlichkeiten bei Darmſtadt.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

4uo
Bücher, 4eton,
zp5=
Our tuen G0.
ſgh.uft unter der Garantie der Ver=
chtung

(3355
Hlig sohe Papiorkabrik.
hor Vereinskindorgarten,
Schloßgraben 3,
fhuerd Donnerstag den 9. d. wieder er=
enn
ſ6 3öffnet und werden Kinder von 3-6 Jah=
96- hrm aufgenommen. Preis 3 M. monatl.
Der Curſus für Kindergärtnerinnen
gſpoginnt den 15. April.
(3356
Rzeige.
Eine perfecte Putzmacherin empfiehlt
ſich bei beginnender Frühjahrsſaiſon den
geehrten Damen zum Anfertigen und
Mmündern von Damen= und Kinderhüten
yolin und außer dem Hauſe.
(3357
Waldſtraße 33,
luna bioonoi,
2. Stock.

f .
u
NARirAAn Aurnuit iar tini N iiärii rlArt.Thirutrai

VO
Lirchſtraße.

LR6ER
aller ins
Cotoniatwaarenfach
einschlegenden
Artikeh
Halzkager.

SpEGlAlTüT:
Kaßfee,
Landes=Producte,
Deticateſſen,
Mineratwaſſer,
Hämereien.

En gros & en dstail.

Am at. dnh FVud,

Prima fürk.,Avelschen,
Feinsto. Danpi-& Sohaitläpkol,
Prachtvollo, Bordeanzzlanmon
und Mirabshlen,
Beste ikal. Birnet é;=Kirschen,
Feinste Span. é. Aal. Brüvellan
empfiehlt . Jarts
IN
1⁄₈
AL1 ValAAgék,

Louigenplatz 4.

[542

Ame. de Lospaul, ex-directrice de
L TEeole supérieure de Hontreux,
rocsvrait en penaion 2 jounes de-
moiselles
qui désireraient apprendre
10 français.
Röfsrence: Gymnasiallehrer Lonz,
Darmstadt.
(3350
oo C6
Rflæirirriintrir ireirguene.
I

ArAAit ArrAzai ahutsdi
O
47.
⁄o0
A. L. DAUBB &a. C.
15
central-Annonoen-Expedltion
Ader dentsch. und ausl. Loitungen.
5
Contral-Buroau: Frankfurt a. u. 4
Vorner: gerlin. Gln. Drosden.
Hamburg. Hannovor. Hoſpuig. London Ml.
München. Paris. Stuttgart. Wion.
95
Pronpto Bethrdorung aller Art
2
G
14
Anzoigen.-
Bokannte Uberale Bedingungen.
d.
Boi grösneren Auftrigen
Ausn Ahmepreise.
b
Hluz. Annoncon-Aonopol dorg
bedautendsten Jouruale des
1 4l
54
Auslandes.
AVOIDI,
47
PoP.
14
u9
AitzaintAArAtAatze-
6290)
Klein geſchnittenes
Buchen= u. -annenholz
1. Qual., in Rmtr. und Ctr. billigſt be=,
rechnet, liefert die Dampfholzſchneiderei von
Martinſtraße
A. SG9AS8k,
14.

Schiffsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 2.
Der Poſtdampfer Calandt von der Niederl.
Amerik. Dampfſchiffahrt=Geſellſchaft, welcher
am 21. März von Rotterdam ubgegangen
war, iſt am 6. April wohlbehalten in New=
York angekommen. L. P. 2 M.
Lu
Froipreeiei ninr.rerre.it hop.
Für die Hinterbliebenen der auf Beche.
Camphauſen verunglückten Bergleute
ſind weiter bei uns eingegangen von:
Von der Knobelgeſellſchaft in der Reſtau=
ration
Bauer in Auerbach 280 M. Dr. Ben=
nighoff
3 M. L. L. 1 M. Jäger i. P. 1 M.
Frau Dr. Sell 10. M. A. Ullmann 3 M.
Caroline Stockhauſen 5 M.
Sa. 2780 M. Hierzu früherer Betrag
45530 M. In Sa. bis heute 483,10 M.
Um weitere Beiträge bittet die Expedition.
TE.
2
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 9. April.
6. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung.
Blaue Karten gultig).
Rigaro's Hochzeit.
Komiſche Oper in 4 Akten. Muſik von W. A. Mozart.
Anfang halb 7 Uhr. - Ende halb 10 Uhr.
Freitag, 10. April.:
7. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilung.
Rothe Karten gultig).
Adekaide.
Die Burgruine.
Zum erſten Male wiederholt:

Jrauen=Emancipation.
Zum erſten Male wiederholt:
Anfang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Shnagoge.)
Samstäg den 11. April.
Vorabendgottesdienſt um 6½ Uhr.
Morgengottesdienſt um 84 Uhr.
Schrifterklärung.
Nachmittagsgottesdienſt um 4 Uhr.
Sabbathausgang um 7 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
iZr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag den 11. April: Vorabend 6 Uhr 15 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min.
Nachmittags 5 Uhr.
Sabbathausgang 7 Uhr 35 Min.

Wochengottesdienſt: Von Sonntag den 12. April an:
Morgen 6 Uhr.
Nachmittags 6 Uhr.
VB. Mittwoch den 15. und Donnerstag den
16. April: Rausch Chaudeseh.
218

[ ][  ][ ]

[3359

Heute Nacht, verſchied ſanft im 93. Lebensjahre unſer
lieber Vater,Schwiegervater, Großvater und Urgroß=
z
vater

Herr Rentner Justüs Geilfus.

Um=ſtille=Theilnahme bitten
G
8½
die trauernden Hinterbliebenen.
4. Die Beerdigung findet Freitag den 10. d., Nächmittags
H 3 Uhr, vom Sterbehauſe aus, Ernſt=Ludwigsſtr. 15, ſtatt.

Politiſche Ueberſicht.

Darmſtadt, 9. April.
Zeutſches Reich. Reichskanzler Fürſt Bismarck iſt am 7. ds.

abends 11 Uhr aus Schönhauſen wieder in Berlin eingetroffen.
Nach der Nordd. Allgem. 3tg. zugegangenen Nachrichten aus
Tientſin vom 6. ds. ſind die Friedenspräliminarien zwiſchen China
und Frankreich unterzeichnet worden.
Die Ernennung Pendletons zum Vertreter der Vereinigten
Staaten wird in Berlin ſehr günſtig beurteilt. Die Wahl Pend=
letons
zeige, daß man in=Waſhington großen Wert darauf lege,
Amerika in Berlin würdig vertreten zu ſehen. Pendleton werde ſich
gewiß dieſelbe angenehme und angeſehene Stellung erringen, welche
mit einer vorübergehenden Ausnahme alle ſeine Amtsvorgänger
ſo viele Jahre zum Vorteil beider Länder in Berlin eingenommen
haben.
General Vogel von Falkenſtein iſt auf ſeinem in Schleſien ge=
legenen
Gute Dolzig am 6. ds., 88 Jahre alt, geſtorben.
Die Nordd. Allg. 3tg. ſchreibt: Dem Auswärtigen Amt
gehen aus allen Teilen Deutſchlands zahlreiche Geſuche zu um An=
ſtellung
und Verwendung in den unter deutſchen Schutz geſtellten
Gebieten um koſtenfreie Beförderung dahin und um Belehrung und
Auskunft über die dortigen Verhältniſſe. Wir machen deshalb
darauf aufmerkſam, daß das Reich Stellen in dieſen Schutzgebieten
nicht zu vergeben, auch keine Fonds zur koſtenfreien Ueberführung
von Auswanderern zur Verfügung; hat. Derartige Geſuche werden
vielmehr an diejenigen Handlungshäuſer zu richten ſein, die in jenen
Gebieten Niederlaſſungen haben, wie z. B. an Herru F. A. C. Lüderitz
in Bremen, das Syndikat für Weſtafrika in Hamburg, das Komite
der Neuguinea=Compagnie-oder auch an die deutſche Oſtafrikaniſche
Geſellſchaft und andere Koloniſationsvereine.
Obgleich ſich die Arbeiterunruhen in Bielefeld nicht wiederholt
haben, ſo bleibt doch der über die Stadt verhängte Belagerungs=
zuſtand
laut telegraphiſcher Verfügung des preußiſchen Miniſteriums
bis auf Weiteres. in Kraft. Den nächſten Anlaß zu dieſem Beſchluſſe
haben zwei aufeinanderfolgende Feuersbrünſte in den Anſtalten des
Paſtors v. Bodelſchwingh gegeben, bei denen unzweifelhaft Brand=
ſtiftung
vorliegt; wie es heißt, ſind die mutmaßlichen Thäter bereits
verhaftet.
Frankreich. Das neue Kabinet iſt nach einigen Veräuderungen
nunmehr wie folgt zuſammengeſetzt: Briſſon Präſidium und Juſtiz,
Freyeinet Auswärtiges, Allain=Targé Inneres, Sadi Carnot Ar=
beiten
, Clamageran Finanzen, Campenon Krieg, Pierre Lagrand,
Ackerbau, Hervemangon Handel, Goblet Unterricht, Sarrien Poſten
und Telegraphen, Galibet Marine.

Man erwartet in dem Zuſammenwirken
eine Bürgſchaft für die Konſolidierung der Verhältniſſe und für

reheinets mit Briſſon

eine ruhige Politik nach außen.
Frankreich hat ſeit dem 4. September 1870 jetzt bereits das 19.
Miniſterium, von welchen dasjenige Ferrys mit 2 Jahren die längſte
Dauer hatte. Das vorhergehende Miniſterium Fallieres währte
2 Monate, ebenſo lange dasjenige von Rochebouet. Das Mini=
ſterium
Gambetta brachte ſein Leben auf 3 Monate; die übrigen
Miniſterien dauerten von 6 bis zu 12 Monaten.
In der Abgeordnetenkammer verlas Miniſterpräſident Briſſon
am 7. d. eine Erklärung, worin er als Aufgabe des Kabinets die
Herſtellung der Verſöhnung und Eintracht bezeichnete. Von China
werde man Achtung der Rechte Frankreichs, ſowohl der vertrags=
mäßigen
wie der aus der Konvention vom 11. Mai 1884 hervor=
gehenden
, verlangen, wenn möglich durch Verhandlungen, nötigen=
falls
auch durch Waffengewalt. Bei äußeren Fragen ſolle ſtets die
Erwägung maßgebend ſein, ob Frankreich ein direktes überwiegen=
des
Intereſſe zu vertreten habe. Die bevorſtehenden Wahlen ſollen
freie und unbeeinflußte ſein. Die von Briſſon am Schluſſe ſeiner
Erklärung verlangten reſtierenden 150 Millionen für Tongking wur=
den
von der Kammer mit 373 gegen 92 Stimmen genehmigt.
Die Mitteilung, das auswärtige Amt habe am 7. d. eine De=
peſche
Patenstres erhalten, welche Folgendes beſagt: Das Tſung=li=
Damen ratificierte die Friedenspräliminarien, welche am 3. April

durch Billot für Frankreich

und durch Campbell für China unter=

zeichnet würden. In Peking ſei ein Edikt erlaſſen, welches die:
Räumung Tongkings durch die Chineſen anbefiehlt - wird durch
eine Meldung der Agentur Havas beſtätigt.
Eine Depeſche General Brieres vom 7. d. meldet: Die Fran=
zoſen
beſetzten die zwiſchen Chu und Dongſon gelegenen Anhöhen
von Deovan und Doaquan wieder.
England. Prinz und Prinzeſſin von Wales ſind mit dem Prinzen
Albert Victor am 1. abends von London nach Dublin abgereiſt.
Die Reiſe Lord Roſeberrys nach Berlin, welche übrigens nur
einen privaten Charakter haben, ſoll, iſt in letzter Stunde aufge=
ſchoben
worden.
Eine Meldung der Times' aus Peking beſtätigt die Friedenz=
vermittelungen
zwiſchen China und Frankreich auf Grund des Ver=
trags
von Lientſin, und daß keine Kriegsentſchädigung durch China
zu leiſten ſei.
Türſtei. Ein amtliches Comuniqus der Regierung beſagt, daß
die Pforte bei der Unterzeichnung der egyptiſchen Finanzconvention

ihre, von England acceptierten Vorbehalte aufrecht erhalten habe.
Denſelben zufolge ſoll in dem Reglement über den Suez=Kanal der
Türkei die Befugnis eingeräumt werden, im Falle innerer Unruhen
oder auch einer kriegführenden Macht gegenuber alle zur Verthei=
digung
Eguptens erforderlichen Maßregeln zu treffen; außerdem
werde die Pforte irgendwelche Art von Einmiſchung, die etwa m

der Suez=Kommiſſion beſchloſſen werden könnte, niemals acceptieren.

Es ſind das freilich Vorbehalte von ſehr fraglichem Wert, denn im

Ernſtfalle würde die Pforte ſchwerlich im Stande ſein, ihre Souze=
ränität
über Egypten zu wahren.
Cappten. Das engliſche Kabinet bereitet die teilweiſe Abbe=
rufung
der in Egypten ſtehenden engliſchen Truppen vor. Den Vor=
wand
hierzu geben die Rüſtungen in Indien ab; die beſchloſſen
Vermehrung der indiſchen Armee um 8000 Mann ſoll zum gröptn,
Teil durch die in Eaypten befindlichen Truppen erfolgen.
Kanada. Der Telegraphendrath zwiſchen Humboldt und Battle=
ford
iſt nach einer Meldung aus Ottawa vom 4. d. M. zerſchnitten
worden. Längs der Grenze ſind, mit Bezug auf den wachſenden;
Aufſtand, alle notwendigen Vorkehrungen getroffen worden um
irgend welchen Fenierbanden, welche verſuchen würden, kanadiſchen/
Boden zu betreten, einen warmen Empfang zu bereiten. Der Fluß,
Saskatchewan wird für die Truppenbeförderung benutzt. Eine
Quantität Waffen und Schießbedarf iſt nach Winnipeg gebracht=
worden
, und die allgemeine Lage iſt jetzt günſtiger. Die Schwarz=
fuß
=Indianer haben ſich bereit erklärt, die Grenze zu überwachen,
um den Uebertritt von Fenierbanden zu verhüten.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. April.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern
den Oberſtlieutenant von der Oſten, beauftragt mit der Führung
des Infanterie=Regts. Nr. 32, den Major Lauprecht, Kommandeur
des Pionier=Bataillons Nr. 11, den Premierlieutenant Zahn vom
2. Großh. Drag.=Regt. Nr. 24, den Sekondlieutenant v. Bothmer II.
vom 1. Großh. Infanterie=Regt. Nr. 115, den Proviantmeiſter Scherff
von Stettin, den Proviantmeiſter Wendt, den Muſikmerſter a. D.
Adam; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den Geheimerat
Dr. Becker, den Hoftheater=Direktor Wünzer.
Militärdienſtnachricht. v. Schmerling, General=
major
und Kommandant von Mainz, zu den Offizieren von der ;
Armee verſetzt.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters. Sonntag,
12. April:Die Kaiſerstochter; - Dienstag, 14. April: Der
Salonthroler', Luſtſpiel in 4 Akten von Moſer lneu). Donners=
tag
, 16. April: Der Troubadourv.
- Samstag den 11. April wird eine Extra=Aufführung des
reizenden Aſchenbrödel! von Görner ſtattfinden und zwar mit der
Vergünſtigung, daß eine erwachſene Perſon mit einem Kinde oder
zwei Kinder einen Platz bentzen können, Das Stück, in gerade=
zu
glänzender und überraſchender Weiſe ausgeſtattet, hat bei den
Wiederholungen ſtets einen ſich ſteigernden Erfolg gehabt und ſich als 2
Zug= und Kaſſenſtück bewährt.
In der letzten Monatsverſammlung des Gartenbauver=
eins
, welche unter dem Vorſitze des Herrn Oberſtabsauditeur
Eigenbrodt ſtattfand, gedachte derſelbe zunächſt mit warmen Worten
des verſtorbenen Mitglieds des Vereins, der Frau Prinzeſſin Carl,
und erinnerte hierauf an den 70. Geburtstag des Reichskanzlers
Fürſten Bismarck und an ſeine Verdienſte um das deutſche Vater=
land
. Eine Anfrage des deutſchen Roſiſten=Vereins, ob ihm
der hieſige Gartenbauverein ein geeignetes Lokal zur Abhaltung
ſeines erſten Kongreſſes verſchaffen wolle, welcher gelegentlich der
diesjährigen Vereinsausſtellung dahier zu halten beabſchtigt ſei,
wurde an den Ausſchuß verwieſen.
Die auch für ein größeres=Publikum intereſſante Frage der
Urſache der gelben Blattſpitzen an Palmen fand ihre Beant=
wortung
durch Herrn R. Noack, welcher ausführte, daß ſowohl zu
feuchte als auch zu trockene Haltung hierzu Veraulaſſung geben
könnten. Im erſteren Falle ſeien die Pflanzen, nachdem die Wur=

[ ][  ][ ]

EE
4l von der ſauer gewordenen Erde und von angegriffenen Teilen
ffeit, in Haideerde zu verſetzen; im Falle das Gelbwerden durch
große Trockenheit veranlaßt wurde, iſt durch ſtärkeres Gießen
üſt zu helfen, wobei im Winter warmes Waſſer zu verwenden iſt.
Der Monatspreis wurde Herrn Handelsgärtner C. Völcker für
k Sortiment blühender hochſtämmiger Roſen zuerkannt.
k Die am Ende v. M. ſtattgehabte Vereinsverſammlung des
brikanten=Vereins wurde von dem Vorſitzenden mit dem
hürnerken eröffnet, daß der Verein, nachdem ſeit der letzten Vereins=
ſeiſſammlung
noch einige Kollegen beigetreten, nun bereits 54 Mit=
hlader
zähle und, da nur noch ganz wenige Fabrikbeſitzer renitent
lirn, unſtreitig nun eine reſpektable Vereinigung bilde, welche in
gug auf die Förderung und Wahrung der Intereſſen der Mit=
ſieder
in der Lage ſei, tüchtiges zu leiſten; dagegen aber werde der
brein ſtets nur als dienendes Glied ſich einem größeren Ganzen
guſchließen haben, wenn es gelte; auf dem großen Gebiete der
lacerländiſchen Induſtrie thätig zu ſein. Es ſei deshalb in erſter
rie dem Vorſtand des Mittelrheiniſchen Fabrikanten=
gäpsrreins
, der ſeit einer langen Reihe von Jahren die Intereſſen
Er mittelrheiniſchen Induſtriellen in hervorragender Weiſe ver=
frett
, Mitteilung von der Gründung des hieſigen Fabrikanten= Ver=
ßeils
ur 3 gemacht und dem Wunſche Ausdruck gegeben worden, durch
Emy=Astauſch der Anſichten und gefaßten Beſchlüſſe, nähere Beziehungen
vtingsjrdttgubahnen, dieſelben in beiderſeitigen Intereſſe zu pflegen und
ſem7ainhéuernd zu erhalten. In gleicher Weiſe ſei auch eine Verbindung
Cngriſlmt dem Handelsvereine eingeleitet worden, da, wenn auch der
Flbrikanten=Verein ſich nur mit induſtriellen Fragen beſchäftigt,
Agmlo doch immerhin auch Angelegenheiten zur Behandlung kommen
n4a Mvarden, welche gleichzeitig auch den Handel berühren.
Die Ab=
hloſi
hloſi=
ſicht
, ebenfalls auch mit dem Lokalgewerbe=Verein in Be=
jiehungen
zu treten, wurde als jedenfalls ſehr zweckmäßig einſtim=
irg
gutgeheißen.- Nachdem die Erörterung der angeregten Frage,
54
Bet=
meaydo
und inwiefern eine Export= und Muſterausſtellung für
hieſige Induſtrie zweckmäßig ſei, für ſpätere Verhandlungen zu=
O24
Eckgeſtellt worden, folgte eine eingehende Beſprechung=über die zu
9äh
L ampfanlagen beſt geeigneten Kohlen und ſollen nunmehr,
zurm Zweck der Ermittelung beſter Bezugsquellen, die Vereinsmit=
gfieder
um Mitteilungen über die bisher verwendeten Kohlen, da=
15
x angelegte Preiſe u. ſ. w. erſucht werden. Das Reſultat dieſer
Emquete ſoll in der nächſten Vereinsverſammlung, wozu wie immer
per Karte eingeladen wird, den Mitgliedern zur Kenntnis gebracht
merden. Bezüglich der Firmen, welche die Notizen einſenden, wird
von dem Vorſitzenden abſolute Diskretion bewahrt, ſo daß - da
2Pramen nicht genannt werden - von einem jeden Mitgliede die er=
gzwünſchten
Mitteilungen erwartet werden dürfen.
100
Während des Monats März ds. Js. wurden im ſtädtiſchen
UwSchlachthaus 217 Ochſen, 103 Kühe und Rinder, 1811 Schweine,
ehl2
ſleng Kälber und 167 Hämmel und Schafe, von Privaten 28 Schweine
ud in den Pferdeſchlächtereien 12 Pferde geſchlachtet.
lc.
Im ſtädtiſchen Armenhaus ſind im März ds. Js. 1 Mann,
and=
425)
Frauen und 3 Kinder neu aufgenommen worden, dagegen 2 Män=
hn

GArr und 1 Frau ausgeſchieden, ſo daß zu Ende des Monats 79 Ver=
hm
=
8,
ſonen (39 Männer, 28 Frauen und 12 Kinder) verblieben ſind.
Sch.
Auch die am Dienstag Morgen abgehaltene Verſteigerung
ſ0c ton Brennholz aus dem ſtädtiſchen Oberwald legte wieder Zeugnis
ins11½

uall

ſcir die im verfloſſenen Winter oft gemachte Erfahrung ab, daß die
Holzpreiſe im Steigen begriffen ſind. Beim Ausgebot von
b16 Metern Buchen=Scheiter wurde im Durchſchnitt der Raummeter
hit nahezu 8 M. (Tarifpreis 7 M.) bezahlt, während für buchene
Knüppel, von welchen 251 Meter ausgeboten wurden, über 6 Mark
er Raummeter erzielt wurden (Tariſpreis 4 M. 90 Pf.).
Beſſungen. In welchem Maße dahier der Hausbettel von
Seiten der im ſogenannten Hirtenhauſe; wohnenden Kinder in den
neuen Straßen Beſſungens betrieben wird, konnte man in den letzten
Tagen wieder auf dem hieſigen Polizeireviere wahrnehmen. Mehrere
Kinder waren, beim Hausbettel ertappt, mit ganzen Körben von
Brod u. ſ. w. verhaftet worden. In der Regel wird ſelbſt das er=
bettelte
Brod als Hühnerfutter verkauft und der Erlös in Naſch=
werk
verwandelt. Seitens des Schulvorſtandes ſind wiederholt
trenge Verbote gegen das Betteln der Schulkinder ergangen. Es
wäre darum ſehr zu wünſchen, daß von den Bewohnern Neu=
beſſungens
bettelnden Kindern memals etwas gegeben würde. Das
Armenweſen in Beſſungen iſt ſo gut orgamſiert, daß Hausbettel
abſolut nicht ſtattzufinden braucht, ſondern ſtets als Mißbrauch zu
vetrachten iſt. Wo wirklich Not iſt, mögen die Eltern an die ge=
ordneten
Organe der Armenpflege ſich wenden, nicht aber ihre Kin=
der
in die Häuſer auf den Bettel ſchicken, womit Verlogenheit und
Diebſtahl Hand in Hand zu gehen pflegt. Ueberhaupt bedürfte
mamentlich das hieſige Hirtenhaus:, welches Gemeinde=Armenhaus
vein ſoll, einer gründlichen Reorganiſation und ordentlichen Haus=
ordnung
.
Nicht einmal ein Thor, das des Nachts verſchloſſen
würde, iſt vorhanden, worüber ſchon ein Schöffengericht gelegentlich
einmal ſeine Befremdung amtlich ausſprach. Die zahlreichen Kin=
der
, die in dieſer Athmoſphäre aufwachſen, müſſen ja mißraten und
werden ſicherlich einmal eine Gefahr für Gemeinde, Staat und
Menſchliche Geſellſchaft. Es iſt das ſchon oft, auch in der bekannten,

68
819
Denkſchrift; geſagt worden, muß aber ſo lange wiederholt werden
bis energiſche Abhilfe eintritt.
Mainz. 8. April. Die Konzeſſion fürz den Trajektbetrieb,
Mainz=Caſtel hat nun Herr H. A. Diſch hier erhalten. Der
Vertrag beginnt am 1. Mai l. 33 mit welchem die Naſſauiſche
Staatsbahn die ſeitherige Ueberfahrt einſtellt.Die, Verſonenbeför=
derung
geſchieht mit zwei Boten, ein drittes iſt in Reſerve zu ſtellen.
Durch beſonderes Uebereinkommen zwiſchen der Staatsbahn und
Herrn Diſch beſorgt derſelbe auch die Beförderung von Reiſenden
der Staatsbahn auf deren Billets hin,; in der Art, daß ſowohl ab
Naſſauiſchen Stationen nach Mainz, wie umgekehrt, direkte Billets
ausgegeben werden können. Dagegen wird der Trajektbetrieb für
Güter eingeſtellt. Die in Caſtel ankommenden, für Mainz beſtimm=
ten
Sendungen wird dann die Naſſauiſche Bahn den Adreſſaten auf
deren Wunſch per Frachtwagen zuſtellen laſſen.- Ebenſo iſt Ausſicht
dafür vorhanden, daß die Staatsbahn am diesſeitigen Ufer eine
Güter=Annahmeſtelle für Transporte nach ihren Linien errichtet.
Mit Einſtellung des Trajektbetriebs durch die Staatsbahn läßt die
Ludwigsbahn ihren Ommbus für Perſonen= und Gepäckbeförderung,
welcher ſeit der Bahnverlegung zwiſchen Fiſchthor und dem neuen
Centralbahnhof verkehrte, nach dem Naſſauiſchen Bahnhof Caſtel
laufen.
Prinzeſſin Carl von Heſſen.
(Auszug aus einem in der,Münchener Allg. 8tg. erſchienenen Artikel.)
Am 21. März d. J. verſchied nach kurzem Krankenlager Prin=
zeſſin
Carl von Heſſen, und in der Frühe des 25. haben wir der
ſterblichen Hülle der hohen Frau das letzte Geleite gegeben, als ſie
in dem auf der ſchönen Roſenhöhe; eingerichteten Mauſoleum an
der Seite ihres vor 8 Jahren - am 20. März 1877- ihr im Tode
vorausgegangenen Gemahls, des Prinzen Carl von Heſſen, zur letzten
Ruhe gebettet wurde. Mit ihr iſt eine deutſche Fürſtin aus dem
Leben geſchieden, welche durch ſeltene Eigenſchaften, des Geiſtes und
Herzens ausgezeichnet war und viele, ſehr viele gute Werke auf
ihrer irdiſchen Wallfahrt vollbracht hat, obwohl fie ſich ſelbſt niemals
ein Genüge that.
Prinzeſſin Eliſabeth Marie Karoline Victoria von Preußen iſt
am 18. Juni 1815 - dem Tage der Schlacht von Waterloo
geboren.*k Sie war die älteſte Tochter des im Jahre 1851 ver=
ſtorbenen
Prinzen Wilhelm von Preußen, des jüngſten Bruders des
Königs Friedrich Wilhelm IIL., die= Schweſter, der beiden verſtor=
benen
Prinzen Adalbert und Waldemar/ von Preußen, ſowie der
verwittweten Königin Marie von-Bahern. Begabt;mit hohen
Geiſtesanlagen, die nach jeder Richtung ſorgfaͤltig und äußerſt glück=
lich
entwickelt wurden, verlebte die=Prinzeſſin eine ſehr frohe Kind=
heit
und Jugend. Von ihrem Vater, einem tapferen Feldherrn,
welcher ſich in den Befreiungskriegen von 1813-15 mehrfach aus=
gezeichnet
hatte und zuletzt als General=Gouverneur von Mainz
thätig war, hatte die Prinzeſſin jenen hohen ritterlichen Sinn ge=
erbt
, den ſie ſpäter niemals verläugnete. Ihre Mutter, eine Prin=
zeſſin
Maria Anna von Heſſen=Homburg, bildete in ihr vornämlich
den feinen echt weiblichen Sinn, die Liebe zur Wohlthätigkeit, den
Geſchmack für Naturſchönheit. Der letztere fand hauptſächlich Be=
friedigung
, wenn die Prinzeſſin auf der väterlichen Beſitzung am
ſchleſiſchen Rieſengebirge, in dem idhlliſch lieblichen Schloſſe Fiſch=
bach
, weilen konnte; dieſes ſchön gelegene Schloß iſt bis zu den
letzten Jahren ihres Lebens der Prinzeſnin Lieblingsaufenthalt im
Sommer geblieben.
Prinzeſſin Eliſabeth war kaum zu einer 18jährigen blühenden
Jungfrau herangereift, als ſie ihre Hand in die des Prinzen Carl
Wilhelm Ludwig von Heſſen, des zweiten Sohnes des Großherzogs
Ludwig II. legte. Am 22. Oktober 1836 fand die Vermählung in
Berlin ſtatt, dann folgte die junge Gattin dem Erwählten ihres
Herzens in die neue Heimath, welche ihr einen warmen und wohl=
thuenden
Empfang bereitete. In der damals neu angelegten, nach
der erſten Großherzogin Wilhelmine benanntenſchönen Wilhelminen=
Straße, mit dem weiten Blick auf die mittlere Rheinebene, der nur
durch den Pfälzer Donnersberg begränzt wird, hatte die liebende
Hand des Bräutigams das neue Heim in Geſtalt eines kleinen,
aber geſchmackvollen Palais bereitet, deſſen Bau mehrere Monate
vorher vollendet worden war, und in dieſer beſcheidenen Wohnung
hat die Prinzeſſin Carli, wie ſie fortan hieß, faſt ausſchließlich bis
zu ihrem Ende - beinahe 50 Jahre hindurch gewaltet als
deutſche Hausfrau und Mutter im edelſten Sinne des Wortes, und
eine reich geſegnete Thätigkeit entfaltet. Von wahrer Frömmigkeit
erfüllt, aber duldſam, übte ſie gern die Werke der Barmherzigkeit
und Menſchenliebe und hat Armen und Bedürftigen geradezu un=
zählige
Wohlthaten erwieſen, ihr ganzes Sein und Weſen war von
4 Aus Anlatz dieſes Zuſammentreffens erhielt die Prinzeſſin in
der heiligen Taufe den Beinamen Victoria. (An demſelben Tage
purde auch der deutſche Held, General Ludwig v. d. Tann=Rath
ſamhauſen, geboren und zwar zu Darmſtadt, für welchen die ſpätere
Prinzeſnn Carl von Heſſen ſtets beſonderes Intereſſe und hohe
Achtung gehegt hat.)

[ ][  ]

820
N.
einer edlen Einfachheit und echten Beſcheidenheit. Ein öffentliches
Hervortreten ſcheute ſie, ſo daß gar manche ihrer ſchönſten Hand=
lungen
kaum allgemein bekannt geworden ſind. Daß das Darmſtädter
Diakoniſſenhaus, welches heute eine bereits mehr als 2jährige höchſt
erſprießliche Thätigket entfaltet und hauptſächlich der Anregung
und Unterſtützung der Prinzeſſin Carl ſein Entſtehen verdankt, ihr
zu Ehren Eliſabethenſtift= genannt wurde, verſetzte ſie anfangs faſt
in Beſtürzung und fand lange Heit nicht ihr Einverſtändnis, was
bei einer Serle wie der ihrigen, die recht eigentlich die Demuth
liebte und gern übte, ſehr natürlich erſcheinen wird.
Der härteſte Schlatz ihres vielgeprüften Lebens hatte die Prin=
zeſſin
Carl um 20. März 1877 getroffen, als ihr der theure Gemahl
nach kurzer Krankheit entriſſen wurde. Verſelbe war im März,
nachbem er ſchon lüngere Zeit leidend geweſen war und ſchon ſeit
Jahren beſonders mit ſtarker Migräne zu thun gehabt hatte, plötz=
lich
lebensgefährlich erkrankt und gab bald keine Hoffnung zur
Beſſerung ſeines Geſundheitszuſtandes. Die Prinzeſſin Carl wich
Tag und Nacht nicht von ſeinem Bette und ſuchte durch liebevollſte
Pflege den Zuſtand des Kranken zu verbeſſern oder doch zu erleichtern.
Doch alle ihre Sorge und die aufgebotene Kunſt der Aerzte blieben
erfolglos, und am 20. März ſchied der Prinz in ſeinem 68. Lebens=
jahre
aus dieſer Welt. Prinzeſſin Alice berichtete über jene traurigen
Tage wie folgt an ihre königliche Mutter:
. Die Ergebenheit und rührende Herzensgüte meiner Schwieger=
mutter
, welche während der Krankheit und jetzt bei allen zu treffen=
den
Anordnungen alles gethan hat, was in ihren Kräften ſtand, iſt
wahrhaft wunderbar. Die armen Söhne waren während jener
qualvollen Stunden in Thränen aufgelöſt, dennoch hielten ſie und
ich abwechſelnd ihren Vater und ſtanden ihm und ihrer Mutter
ruhig bei, wie es ihnen ihre ruhige, einfache Natur eingegeben hat.
Wir waren nur Montag Nacht einige Stunden abweſend.
Ehe wir nach Hauſe gingen, rief ſie (Prinzeſſin Carl ihm deutlich
unſere Namen aus als wir ihn küßten, und er ſchien es zu be=
merken
; dann kniete ſie nieder und vernehmlich, aber von Thränen
erſtickt, ſprach ſie das Gebet des Herrn für ihn, indem ſie ihn leiſe
rief. Den Tag darauf waren wir wieder dort und verließen bis
6½ Abends ſein Bett nicht. Sie wiederholte von Zeit zu Zeit
ſo lange ſie glaubte, er könne es hören - einen kurzen Vers, ſo

rührend, und einmal ſagte ſie: Biſt Du traurig? Es iſt ja nicht
auf lange, dann ſind wir wieder zuſammen. Dabei küßte ſie und

ſtreichelte ſeine Hände. Es war höchſt ſchmerzlich. Als alles vor=
über
war, befanden wir vier uns ganz in ihrer Nähe; ſie warf ſich
über ihn und ſchloß dann ihre Söhne ans Herz.
Während der letzten Jahre ihres Lebens hat Prinzeſſin Carl
zwar in ganz ähnlicher Weiſe zu wirken geſucht, wie ſie das zu
thun ſich längſt gewöhnt hatte, jedoch wurde ihre Thätigkeit durch
den eigenen, mehr oder weniger wankenden Geſundheitszuſtand in
ungünſtiger Weiſe beeinflußt. Wohl nahm ſie noch Anteil an allen
Beſtrebungen der in ihrem Sinne wirkenden Anſtalten, übte die
Wohlthätigkeit, beſuchte regelmäßig den Gottesdienſt, doch überkam
ſie jetzt öfter der Wunſch nach Ruhe von allem irdiſchen Leide, nach
Erlöſung und Wiedervereinigung mit den ihr vorangegangenen Lieben.
Größere körperliche Leiden ſind der Prinzeſſin allerdings erſpart
geblieben, dagegen wurde ſie in den letzten Jahren mehrmals von
Congeſtionen und kürzeren Schlaganfällen heimgeſucht, welche ihr
den Gedanken an den Tod nahe legten. Als ſie ſich dann am
14. März in Folge einer ſtarken Erkältung und dazu getretener
Lungenentzündung zu Bett begeben mußte, das ſie nicht mehr lebend
verlaſſen ſollte, da fühlte ſie ganz genau, daß ſie ihrem Ende ent=
gegenging
und gab ſich hierüber nicht den geringſten Täuſchungen
hin. Sie glaubte und wünſchte ſogar, daß ihr Todestag derſelbe

ſein würde, den ihr hochſeliger Gemahl gehabt hatte: der 20. März,
doch ſollte ſich dieſe Annahme nicht erfüllen; erſt am A. März

abends gegen 6 Uhr iſt ſie nach längerem Todeskampfe ſanft hin=
übergeſchlummert
in ein beſſeres Jenſeits, auf welches ſie in feſtem
Vertrauen ihre Hoffnungen geſetzt hatte.

Spannende Lektüre.
B. Als Rouſſeau's Roman Die neue Helviſe' herauskam,
ſpielte ſich in der Hauptſtadt folgende Anekdote ab. Einer vornehmen
Dame wird ein Exemplar des neuen Romans gerade in dem Augen=
blick
gebracht, als ſie im Begriff ſteht, auf den Ball zu fahren. Sie
ſchlägt die erſte Seite auf und fängt an zu leſen. Der Bediente
tritt ein und meldet, daß der Wagen vorgefahren ſei. Durch Kopf=

nicken giebt Madame zu verſtehen, daß ſie gleich kommen werde:
die angefangene Lektüre feſſelt ſie jedoch dermaßen, daß ſie eine ganze

Stunde verſtreichen läßt, bevor das abermalige Erſcheinen des
Dieners ſie an den zu beſuchenden Ball erinnert; ſie giebt auch jetzt
die Antwort, daß ſie gleich kommen werde - und hierauf fährt ne
fort zu leſen. Das Ding wiederholt ſich noch einigemale; unten
harrt der Wagen ſtundenlang vergebens, oben ſitzt Madame in Ball=
toilette
und lieſt. Endlich hat ſie die Lektüre beendet, es iſt vier
Uhr morgens, und nun ſchickt ſie auch den Wagen fort. Ja, für
jene Zeit war Rouſſeau's Neue Heloiſe; ein Ereignis; die in ihr

ausgegebenen Stichwörter: Natur und Leidenſchaft, Natur un
Tugend machten der Auffaſſung der Gefühle wie ſie in der klaſſiſch
oratoriſchen Periode herrſchte, ein Ende; die Leidenſchaft trat au
die Stelle der conventionellen Galanterie, das Naturgefühl löſte di=
Liebhaberei für die Salons ab. 1761 ſchrieb Rouſſeau ſeine Heloiſe;
dreizehn Jahre ſpäter dichtete Goethe ſeinen,Werther, welches Wer=
den
ſtarken Empfindungsſtrom jener Heit vollends über die Ufer hob
Es wurds, wie wir wiſſen, von Alt und Jung nicht geleſen, nei=
wahrhaft
verſchlungen, und die Konſequenzen dieſer ſpannender
Lektüre! waren, daß junge Leute, welche ſich für verkannte Genie=
hielten
, Werther ſpielten, und daß eine Flut ſentimentaler Mach
werke aufkam, welche alle das Origtnalwerk überbieten wollter,
Der Rückſchlag konnte nicht ausbleiben, die Satire fing an ſich de=
Wertherei zu bemächtigen. Für uns iſt die blendende Wirkung, dis
ſeinerzeit RNouſſeau's Roman ausübte, zur Tradition geworden, wi=
können
uns nicht mehr auf jenen Standpunkt zurückſchrauben, vor
welchem aus der Roman ehedem ſeine Bedeutung erhielt; die in ihn
dargelegten Gedanken gehen unſere Zeit nichts mehr an. Etwas,
anderes iſts mit dem Werther. Die pathologiſche Wirkung, die

er für das 18. Jahrhundert hatte, iſt freilich verſchwunden, von der
rein ſtofflichen Seite aufgefaßt, hat er ſich überlebt, allein die
feine, ideale Form, die ſich hier der Stoff zu ſeiner Hülle gewählt.
ſichert ihm die Fortdauer, eine ſogenannte ſpannende Lektüre iſt
er aber nicht mehr. Was will die Bezeichnung ſpannende Lektüre;
eigentlich ſagen? Dem Senſationsbedürfnis der Menſchen muß
Rechnung getragen werden, dieſem Bedürſnis entſpricht die ſpan=
nende
Lektüre; welche nur in den ſeltenſten Fällen - der Werther=
iſt
eine ſolche Ausnahme-
einen
wirklich äſthetiſchen Genuß mit.
ſich bringt. Wenn jetzt ein Roman von Hola, Daudet erſchein,

ſo verkünden dies litterariſche Ereignis fettgedruckte Inſerate und
ins Auge fallende Plakate, im Nu iſt die erſte Auflage vergriffen,
man verſpricht ſich eine ganz außerordentliche Aufregung - nicht
Anregung - von dieſer Lekture. Doch ich thäte dem naturaliſti
ſchen Roman, wie er in Frankreich blüht, Unrecht, wenn ich ihn ſo
ohne weiteres mit dem ſenſationellen Roman gleichſetzte, letzterer,
der auch bei uns heimiſch iſt, wandelt oft ſehr wenig in den Bahnen
der Natur und nackten Wirklichkeit, enthält ſehr wenig von dem,
was die Naturaliſten mit menſchliche Dokumente' bezeichnen,
ſondern erhebt vielmehr die Unatur und Uebertreibung zur Loſung.
Ich denke nur an den rohen Colportage=Roman. Einen Leſer von
feiner Bildung und vornehmeren litterariſchen Bedürfniſſen wird
derſelbe nicht befriedigen, aber immerhin im Stande ſein, vermöge
der ſpannenden: Art, in welcher er Perſonen und Ereigniſſe vor=
führt
, die Phantaſie unklarer Köpfe zu erhitzen. Ich bin weit davon
entfernt, gegen die ſpannende Lektüre' zu eifern und einen Roman,
der trotz ſchöner Worte und Sätze und gediegener Betrachtungen doch
keine rechte Spannung zu erzielen weiß, für ein wirkliches Kunſtwer
zu halten. Ich kehre mich nur gegen die Leſewut, die wahl= und
kritiklos die Bände verſchlingt und welcher die ſpannende Lektüre
nur ein Kampfmittel wieder den grimmigſten Feind der Menſchheit
- die Langeweile iſt. Es iſt vorwiegend das Was und nicht das
Wie, was für die en gros=Litteratur=Konſumenten maßgebend iſt.
Das Moment der Spannung giebt den Ausſchlag, nicht der feinere
Genuß, welchen Kompoſition des Werks, Weltanſchauung des Autors,
Charakteriſtik der einzelnen Geſtalten und Poeſie der Schilderungen
bieten. Zur kritiſchen Prüfung, zu einem behaglichen künſtleriſchen
Genuſſe, ja auch nur zu einer Unterſcheidung zwiſchen den einzelnen
Autoren iſt keine Zeit, es wird alles einfach verſchlungen. Dieſe
Sucht nach Spannung und Aufregung iſt auch ein krankhaftes Zeichen
der Zeit. Jede Zeit hat freilich ihre Zeichen, die gegenwärtige
nervöſe Menſchheit verlangt auch in der Litteratur nach Opiaten.
Die Konkurrenz, welche auch auf litterariſchem Gebiet, in Folge der
Ueberproduktion herrſcht, das unkünſtleriſche Streben etwas noch
nicht Dageweſenes zu liefern, kommt den Wünſchen eines emotions=
bedürftigen
Publikums aufs gefälligſte entgegen.

Litterariſches.
Wir machen auf ein Schriftchen aufmerkſam, das ſoeben die Preſſe
verlaſſen hat und in dem Verlag von Joh. Waitz dahier erſchienen iſt.
Sagen und Geſchichten aus dem Altertum und dem Mittelalter= Vor=
bereitender
Kurſus für den Geſchichtzunterricht. Bearbeitet von Marie Stock=
hauſen
, ord. Lehrerin an der Viktoriaſchule zu Darmſtadt. Das Buchlein
beabſichtigt, wie auch das Vorwort ſagt, den Geſchichtsunterricht auf der vor=
bereitenden
Stufe zu unterſtützen und in den jungen Kindergemütern In=
tereſſe
und Verſtändnis für große Zeiten und große Menſchen zu wecken.
Es iſt aus der Praxis hervorgegangen und möchte einem von manchen
empfundenen Bedürfnis abhelfen. Die Verfaſſerin hat mit Umſicht und
feinem pädagogiſchem Verſtändnis geſichtet und gewählt; uno ſo möchten wir
das Werkchen Freunden der Schule und der heranwachſenden Jugend ans
Herz legen und hoffen, daß es freundliche Würdigung und Eingang beſon=
ders
in den mittleren und höheren Mädchenſchulen finden moͤge, für die es
in erſter Linie beſtimmt iſt.

Tageskalander.
Sonntag, 12. April: Geſellige Vereinigung im Chauſſeehaus zu
Beſſungen zum Beſten der Hinterbliebenen der Zeche Camphauſen.

Drnck ud Balaz: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Berantwortlich für die Redacthn: Carl Vittich.