Darmstädter Tagblatt 1885


20. Februar 1885

[  ][ ]

er.
die
fſchie=
aroni

eilh
iſchen,

148.
Jahngalg.

PhoyuvEvootb
E6IN

148.

5.

Wbonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. inch.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſlaufichlag.

Irag= und Arzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Juſerate
verdenangernommen: nDarmſtadt
von de Expdition, Rhihſtr. R. 23.
mBeſſungen von Friedr. Bößer,
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auswürtz
von allen Antoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

R36.

Freitag den 20. Februar.

Wot.

lt an

61
gi

1949)
1½5
ſten
üge.

B e k a n n t m a ch u n g
Der diesjährige Frühjahr=Faſſelmarkt ſoll, wie im Kalender angegeben, Dienstag den 10. Mürz d. J8. in Rein=
heim
abgehalten werden. Sämmtliche vorgeführte 1½ bis zweijährige Zuchtſtiere werden durch eine von der General=
Verſammlung des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Dieburg gewählte Commiſſion gemuſtert. Die Beſitzer der als preis=
ſwürdigſt
erkannten Thiere erhalten kunſtvoll gearbeitete Diplome Prämienſcheine) und zugleich kleinere Geldprämien, wofür
ſdie Summe von 70 Mark verwendet werden ſoll. Bullen, welche von dem Odenwälder Biehſchlag nicht verwandten Racen
ſabſtammen, ſowie ſolche, welche für Gemeinden noch Dienſte thun, ſind von der Concurrenz ausgeſchloſſen.
Dieburg, den 10. Februar 1885.
Der Director des landw. Bezirksvereins Dieburg.
[513
Heß.

Holzverſteigerung.
Aus den Waldungen des Großherzoglichen Hanſes werden verſteigert:
1) Donnerstag den 26. Februar
in den Diſtrieten Wieſenthal, Sensfeldertanne und Heegberg:
47 Eichenſtämme, 30-107 Em. dick - 426 Feſtm., 7 Kiefernoberſtänder,
37- 70 Em. dick = 15,4 Feſtm., 1 Lärchenſtamm =03 Feſtm., 1 Fichten=
ſtamm
= 03 Feſtm., 4 Eſchenſtämme = 0.9 Feſtm., 1 Hainbuchenſtamm
2 10 Feſtm., 7 Rothbuchenſtämme - 67 Feſtm., 4 Birkenſtämme -
08 Feſtm., 4 Erlenſtämme = 20 Feſtm. und 5 Rm. Eichen=Werkſcheiter.
Von ſtärkſten Stämmen enthalten 1 Eichen = 49 Feſtm., 1 Kiefern - 43
1 Rothbuche - 25 Feſtm. Inhalt.
2 Freitag den 27. Februar
m Diſtrict Wieſenthal (Abtriebsfläche):
Scheiter: 29 Rm. Buchen I. Cl., 314 Rm. Buchen II. Cl., 4 Rm. Birken,
42 Rm. Eichen I. Cl., 273 Rm. Eichen II. Cl.; Knüppel: 108 Rm. Buchen,
64 Rm. Eichen, 2 Rm. Kiefern.
3) Samstag den 28. Februar.
Daſelbſt Reiſig: 3500 Buchenwellen, 1740 Eichenwellen; Stöcke: 86 Am.
Buchen, 68 Rm. Eichen.
h Am Schluſſe dieſer Verſteigerung kommen 9000 Stück doppelt gebundene Gin=
ſternwellen
aus den Diſtricten Wieſenthal (Altehau, Bucheck und Rahen=
grund
), ſowie Sensfeldertanne Wächterſee) zum Ausgebot.
Zuſammenkunft jedes Mal Morgens 9 Uhr im Diſtrict Wieſenthal auf
der Langſchneiſe am Abtriebsſchlag.
Das zerſtreut lagernde Eſchen=, Birken=, Lärchen=und Fichtenſtammholz, ſowie
ie Ginſternwellen wolle man vorher einſehen und wird Großh. Forſtwart Hof=
nann
zu Wieſenthal darüber Auskunft geben.
Bei ungünſtiger Witterung wird die Verſteigerung des Brennholzes und
ler Ginſtern am 27. und 28. Februar zu Mörfelden im Gaſthauſe zum Apfel
bgehalten und würde das Brennholz ꝛc. vorher einzuſehen ſein.
Mörfelden, den 17. Februar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Mörfelden.
[1514
Marx.

Bekanntmachung. 5
Die Holzpreiſe im Magazin ſind feſtgeſetzt:
a) für Buchenſcheiter 1. Kl. zu M. 10.50,
do.
II. Kl. 9.50.
b)
c) Kiefernſcheiter I. Kl. 8.0.
II. Kl. 7.
1)
der Raummeter.
Das Scheitholz II. Klaſſe beſteht aus
aufgeſpaltenem Stamm=Knüppelholz von
völlig geſunden Buchen=Stangen.
Großh. Holzmagazins=Verwaltung.

Haupt=Niederlage: M. R. FPrassel

Gold.

Ellber.

Kupfer.

Deutschen Seol

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Ch. Adt. Eupferberg & Cie.,
Mainz.
Zweig=Niederlage:
Aug. Marburg, Beſſungen. (554.

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[ ][  ][ ]

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Urüne Sorten:
Imperial-Thee,
Perl-Thee,
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1885

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der Annoncen-Expedition von

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igt soeben erschienen.
Dervelbe enthält ausser sämmtlichen politisehen Loitungen auch ein aus=
führliches
Verzeichniss der

Fachzeitschriften.
In einem besonderen Anhang geben zablreiche Blätter näheren Aufschluss
über ihren Leserkreis, Verbreitung ete. - meistens unter Beifügung einer
Photographisch verkleinerten Abbildung und einer Titel- resp. Annoncen Seite
Alle grösseren Inserenten erhalten den Catalog auf Wunsch
gratis und franco.
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tabellen
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von Bauwerken, Gewichtstabellen, Atom=
gewichte
, Münztabellen, Thermometerſcalen,
Ausdehnung durch Wärme, Schmelz= und
Siedepunkte, Brennſtoffe, verſchiedene Ge=
ſchwindigkeiten
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und Coſinustafeln, Quadrat= und Wurzel=
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Straße Küche, Boden, Keller ꝛc.

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1520) Ein reinl. Mädchen ſucht Laufdienſt.
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1521) Ein vorzüglich empfohlener
junger Mann, der in Bankhäuſern ge=
lernt
und gearbeitet, jetzt 1 Jahr gedient
hat, ſucht, geſtützt auf ſehr gute Zeug
niſſe, anderweitiges Placement, entweder
wieder im Bankfach oder ſonſtigen Ver=
trauenspoſten
. Näher. bei der Exp. d Bl.

Aa

1502) Ein ordentliches Mädchen, wel=
ches
häuslicher Arbeit vorſtehen und zu
Hauſe ſchlafen kann, geſucht. Beſſunger
Schulſtraße 29, Hinterbau.

1522) Es wird auf Oſtern ein gutes
Dienſtmädchen für nach Worms geſucht.
Näheres zu erfragen Dieburger=
traße
72, III. Stock.

391
1523) Ein reinliches Monatsmüdchen
für Vor= und Nachmittags geſucht. Mar=
tinsſtraße
8, I. Stock.

1524) Tüchtige Mädchen können ſo=
fort
und auf Oſtern gute Stellen erhalten.
Frau Becker, Eliſabethenſtraße 1.

Eine tüchtge Einlegorin
ofort geſucht von der
L. C. Wittioh'’schen Hofbuchdruckerei.
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Tüohlige Sohlossor
die in Blecharbeit geübt, und verheirathete
Dreher finden dauernde und gut lohnende
Accordarbeit.
WoL ſagt die Expedition.
[1428

1526) Ein Lehrling geſucht.
Handelsgärtnerei K. Arheilger.
1527) Zwei junge Leute können auf
Oſtern in einem bedeutenden Engros=Hauſe
in Mannheim vortheilhaft als Lehrlinge
eintreten. Näher. in der Exped. d. Bl.

1506) Einen Weißbinderlehrling ſucht
Jean Bender, Beſſungen.

Penſion
ür ein Madchen von 15 Jahren in
kleiner Familie geſucht, woſelbſt Unter=
richt
in Muſik und einigen Fächern ge=
boten
iſt, bei guter Verpflegung. Offerten
unter G. K. R. bittet man in der Exped,
d. Bl. abzugeben.
[1525
½. Sperrſitzplatz geſucht. Off. a. die
Exped. unter A. A.
[1529

Bekanntmachung.
Die am 9. und 10. Februar abgehal=
tene
Stamm= und Brennholz=Verſteigerung
iſt genehmigt und können die Abfuhrſcheine
gegen vorſchriftsmäßige Bürgſcheine bei
uns in Empfang genommen werden.
Pfungſtadt, den 18. Februar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
(1530
Schiemer.
Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
daramellen
a Beutel 30 und 50 Pfg., und Malz=
extract
(Schutzmarke Huſte=Nicht=) von C. H.
Pietſch u. Co, in Breslau, Altbüſſerſtraße 8 9
als anerkannt wirkſam bewährt: Zu haben bei
(13360
C. L. Erlogk.

[ ][  ][ ]

R 51

Gamatag den 2l. Februar, Abends 8 Uhr,
(ſtatt im Vereinslokale Saalbau):
Versammlung
in Fink's Woinstubo.
Tagesordnung: Verſchiedene Mittheilungen.
Zür den Vorſtand:
A. Hoaok. (1531

Die Schülerarbeiten
der Fachſchule des
Weißbinder=, Maler= und Lackirer=Verband Darmſtadt,
werden von Donnerstag den 19. Februar bis einſchließlich Sonntag den
22. d. Mts. im Kyritz'ſchen Stift, Kirchſtraße 22, Parterre links, von Mor=
[1471
gens 9 Uhr bis 4 Uhr Nachmittags, ausgeſtellt ſein.

Großherzogliches Hoftheater.
Gaſtdarſtellung des Herrn Heinrich Bötel.
Sonntag, 22. Februar.
Abonnement suspendu. (Mit erhöhten Preiſen).
Die Hugenotten.
Große Oper in 5 Akten mit Ballet v. Meyerbeer.
Raoul de Nangis. Hr. Heinr. Bötel, als Gaſt.
Dienstag, 24. Februar.
Abonnement suspendu. (Mit erhöhten Preiſen).
Der Trouhadour.
Oper in 4 Akten mit Ballet von Verdi.
Manrico . Herr Heinrich Bötel, als Gaſt.
Donnerstag, 26. Februar.
Abonnement suspendu. (Mit erhöhten Preiſen).
Der Poſtillon von Lonjumeau.
Komiſche Oper in 3 Akten. Muſik von Adam.
Chapelou-Saint Phar. Herr Heinrich Bötel,
als Gaſt.
4 Die geehrten Abonnenten, welche ihre
Plätze zu den Abonnoment suspendu-Vorſtellungen
zu behalten wünſchen, wollen die Billets am Sams=
tag
, den 21. Februar, Vormittags von 10-1 Uhr
gegen Vorzeigung der gelben reſp. rothen Abon=
nements
=Karten für die erſte Vorſtellung an
der Tageskaſſe im Großh. Hoftheater in Empfang
nehmen.- Der Vorverkauf der Billets findet
ſtatt: am Samstag, den 21. Februar, Nach=
mittags
von 3-5 Uhr für die erſte Vorſtellung,
am Montag. den 23. Februar, Nachm. 3-5 Uhr
für die zweite Vorſtellung und am Mittwoch,
den 25. Februar, Nachm. von 3-5 Uhr für die
dritte Vorſtellung.

und Schwagers
Hof=Schuhmacher Carl Schüssler,
ſowie allen Denen, welche den Dahingeſchiedenen durch Blu=
menſpenden
und Begleitung zur letzten Ruheſtätte ehrten,
unſeren herzlichſten, tiefgefühlteſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 20. Februar.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer konferierte am 18. Februar
nachmittags mit dem Fürſten Bismarck.
Eine kaiſerliche Ordre beſtimmt, daß das 14. Armeekorps in dieſem
Jahre große Herbſtübungen mit Parade und Corpsmanövern gegen
einen markirten Feind, ſowie dreitägige Feldmanöver vor dem Kaiſer/
abhält; beim dritten und zehnten Armeecorps finden neuntägige Kaval=
lerieübungen
im Brigade= und Diviſionsverbande ſtatt.
Am Dienstag beſchäftigte ſich der Reichstag in der Hauptſache mit
dem von der freikonſervativen Fraktion eingebrachten Entwurfe eines
Sperrgeſetzes, welches den Reichskanzler ermächtigt, die Getreide= u. ſ. w.
Zölle ſofort nach Bewilligung in zweiter Leſung in Kraft treten zu
laſſen. Die Generaldiskuſion hierüber ergab, daß man ſich auf allen
Seiten über die Notwendigkeit eines ſolchen Geſetzes klar war, aber eine
Meinungsverſchiedenheit zeigte ſich bezüglich der Frage, ob und inwieweit
den vor dem 1. Februar a. c. abgeſchloſſenen Lieferungsverträgen eine
beſondere Berückſichtigung einzuräumen ſei. Vom Abgeordneten Windthorſt
war beantragt worden, daß für Verträge, die noch vor dem 1. Februar
abgeſchloſſen ſeien, noch der bisherige Zolltarif zu gelten habe, welcher
Antrag ſchließlich in der ſich an die Generaldiskuſſion ſofort anſchließen=
den
zweiten Leſung des Sperrgeſetzes mit der Modiſikation, daß für den
1. Februar der 15. Januar zu ſetzen ſei, einſtimmig angenommen wurde.
Das Sperrgeſetz wurde ſodann im ganzen nach einer ſehr lebhaften, an
perſönlichen Auseinanderſetzungen reichen Debatte zwiſchen den Abgeord=
neten
Bebel, Richter, Hartwig (Dresden), Ackermann und Singer ge=
nehmigt
. Am Mittwoch ſetzte das Haus die Beratung über die Zoll=
tarifnovelle
, ſpeziell=über den Antrag Brömel, die Roggenzollerhöhung
erſt nach Ablauf di3 deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrages in Kraft treten
zu laſſen, fort und beſchloß, bei Hafer und Hülſenfrüchten den bisherigen
Zollſatz von einer Mark zu laſſen und den Zoll für Buchweizen von

[ ][  ][ ]

rua.
ſen

N.
½ M. auf 1 M. zu erhöhen. Der Zoll für Gerſte wurde auf 1 M. ſtatt
der geforderten 14 M. feſtgeſetzt.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus erledigte am Dienstag die noch
reſtierenden Kapitel des Eiſenbahnetats. Für Mittwoch ſtand der An=
trag
v. Huene, die Erträgniſſe der Reichszölle zur Entlaſtung der Kom=
mnnen
zu verwenden, als Hauptgegenſtand auf der Tagesordnung.
Der deutſche Kommiſſar und Generalkonſul Krauel iſt für die
deutſchengliſchen kommiſſariſchen Verhandlungen in London wegen des
Ausgleiches der Differenzen, betr. den Südſee=Archipel, Neuguinea und
Fidſchi, nach London abgereiſt. Die Verhandlungen werden in zwei
Kommiſſionen geführt, die eine für die Südſee und Neuguinea, die an=
dere
für Fidſchi. Krauel fungiert in beiden Kommiſſionen, von engliſcher
Seite in der erſten ein früherer engliſcher Beamter auf Fidſchi, in der
zweiten ein Barriſter. Die Grundlage der Verhandlungen dürfte im
Allgemeinen ein der deutſchen Note an Lord Granville vom 2. Auguſt
1884 beigelegtes Promemoria bilden, worin der Wunſch ausgeſprochen
wird, mit England über die geographiſche Abgrenzung der beiderſeitigen
Intereſſenſphären ſich zu verſtändigen, den beiderſeitigen Staatsangehö=
rigen
den Genuß ihrer wohlerworbenen Rechte zu gewährleiſten und in
allen Beziehungen des Handels, der Schiffahrt und Niederlaſſungsfrei=
heit
den Grundſatz der Gleichſtellung zur Geltung zu bringen. Auch
über die gemeinſame oder gleichmätzige Kontrolierung des Arbeiter=
handels
ſoll eine Verſtändigung ſtattfinden.
Nach einer Mitteilung des engliſchen Generalkonſuls in Hamburg
hat die britiſche Regierung die Einfuhr von Schafen, Ziegen und
Schweinen verboten, da bei einem am 11. Februar von Hamburg in
England eingetroffenen Viehtransport die Maul= und Klauenſeuche
beobachtet wurde.
Nach dem Vorgang einer Reihe anderer Städte hat nunmehr auch
Saarbrücken den Fürſten Bismarck zum Ehrenbürger ernannt und ſoll
demſelben das Diplom durch eine Deputation überreicht werden.
Der württembergiſche Landtag iſt auf den 3. März einberufen worden.
Die in Berlin tagende Generalverſammlung des Kongreſſes deut=
ſcher
Landwirte nahm am 18. d. eine Reſolution an, wonach der Kon=
greß
die Jnitiative der verbündeten Regierungen in der Kolonialpolitik
im Hinblick auf die zu erhoffende Erweiterung des Abſatzgebietes für
nationale Arbeit aufs Freudigſte begrüßt. Ferner nahm dieſelbe eine
Reſolution an den Reichskanzler an, derſelbe wolle in anbetracht der
ſchweren Schädigung, welche die Goldwährung durch Erhöhung des
Geldwertes und die zunehmende Silberentwertung der geſamten wirt=
ſchaftlichen
Entwicklung Deutſchlands und insbeſondere der Landwirt=
ſchaft
und Induſtrie durch das fortgeſetzte Sinken der Preiſe zufügt,
die Jnitiative zur ſchleunigen Herſtellung einer vertragsmäßigen Dop=
pelwährung
ergreifen. Endlich nahm ſie eine Reſolution an, nach wel=
cher
nach Lage der Verhältniſſe auf lokale ſpeziell landwirtſchaftliche
Ausſtellungen der Schwerpunkt zu legen ſei.
Oeſterreich=Ungarn. Im ungariſchen Abgeordnetenhauſe meldete
am 18. d. M. der Abg. Halfy eine Interpellation betr. die deutſchen
Zollerhöhungen, Graf Emanuel Andraſſy eine ſolche über Zollerhöhungen
überhaupt an.
Frankreich. Der Prinz von Wales iſt am 18. d. M. in Paris
eingetroffen.
Eine Depeſche Patenstres beſtätigt, daß ſich dieſer noch immer in
Schanghai befinde, aber die franzöſiſche Flagge eingezogen habe. Ferry
überließ dem Ermeſſen Patenstres in Schanghai zu bleiben oder ſolches
zu verlaſſen.
Die aus Scheipoo, den 15. Februar, datierte, aber erſt am 18. in
Paris eingetroffene Depeſche Courbets meldet: Die Fregatte Auqueen
26 Kanonen, 600 Mann Beſatzung, ſowie die Korvette Tſchengking=
7 Kanonen, 150 Mann Beſatzung. wurden durch zwei Torpedoboote des
AdmiralſchiffsBayard=, unter dem Befehle des Schiffskapitäns Gourdon
und des Schiffslieutenants Duboc in den Grund gebohrt.
Ein Telegramm der Agence Havas= aus Schanghai vom 18. d.
beſtätigt die Meldung von einem Kampfe zwiſchen franzöſiſchen und
chineſiſchen Kriegsſchiffen. Zwei chineſiſche Schiffe wurden durch fran=
zöſiſche
Torpedoboote in den Grund gebohrt, drer andere ſind unter dem
Schutz eines dichten Nebels entkommen.
England. Das Befinden der Königin hat ſich gebeſſert, ſo daß
ſich dieſelbe am 19. nach Windſor begeben konnte.
Nach einer Mitteilung der Times= hat die Oppoſition beſchloſſen,
die egyptiſche Politik der Regierung zum Gegenſtand eines Tadelsvotums
zu machen.
General Wolſeley meldet aus Korti vom 17. d. M., am 13. d. ſei
ein Trausport von Verwundeten auf dem Wege nach Metammeh von
Aufſtändiſchen aus Khartum angegriffen worden. Der Feind zog ſich
nach 1½ſtündigem Kampfe zurück, als das leichte Kameelcorps auf dem
Kampfplatze erſchien. Der engliſche, Verluſt beſtand aus einem Toten
und fünf Verwundeten.
Griechenland. Trikupis erteilte dem Könige den Rat, Delyannis
mit der Bildung eines neuen Kabinets zu beauftragen. Delyannis
konferierte am 18. d. lange mit dem König über die Lage und nahm
ſchließlich den Auftrag zur Bildung eines neuen Kabinets unter dem
Vorbehalt einer vorherigen Verſtändigung mit ſeinen politiſchen Freunden
an. Beim Verlaſſen des Palais wurde Delyannis von der zahlreich
zuſammengeſtrömten Bevölkerung eine Ovation gebracht.
Cgypten. Der Khedive erhielt am 18. d. M. ein Telegramm des
türkiſchen Großveziers, worin das Verhalten der egyptiſchen Regierung
in der Maſſauah=Angelegenheit gebilligt wird.

36
393
Vereinigte Staaten. In der New=Yorker Military=Service=
Inſtitution fand dieſer Tage eine Diskuſſion über die Oynamitarden
ſtatt, im Verlaufe welcher General Abbot die Meinung ausdrückte, daß
alle, die ſchuldig befunden würden mit Plänen von Dynamit= Ausſchrei=
tungen
in Verbindung zu ſtehen, wie Seeräuber geächtet werden ſollten
und daß keine Regierung ihnen Schutz gewähren ſollte. Er erklärte ſich
zu Gunſten der Einbringung eines Geſetzvorſchlages, demzufolge es ſtraf=
bar
ſein ſoll, unautoriſierten Handel zu dieſem Zwecke zu treiben oder
Geld dazu zu geben oder entgegenzunehmen. Eine ſolche Maßregel würde,
meinte er, die Billigung einer großen Mehrheit der Bevölkerung der
Vereinigten Staaten erhalten. - Die Höllenmaſchine, welche dem deut=
ſchen
Generalkonſul in New=York, Herrn Feigel, am 4. d. überſandt
wurde, enthielt, wie ſich nach Oeffnen derſelben, nachdem ſie eine zeit=
lang
im Waſſer eingeweicht worden war, auf der Polizei herausſtellte,
den unter dem Namen Agloidin bekannten Exploſioſtoff.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Februar.
Stadtverordneten=Verſammlung vom 19. Februar.
(Kurzer Bericht.) Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Herr
Oberbürgermeiſter des unlängſt erfolgten Ablebens des Herrn
Stadtverordneten Momberger, dem er einen warmen Nachruf widmete.
Die Verſammlung ehrte das Andenken des Verſtorbenen durch Erheben
von den Sitzen. - Herr Beigeordneter Riedlinger ſprach hierauf
ſeinen herzlichſten Dank für die auf ihn gefallene einſtimmige Wieder=
wahl
aus und bat um fernere Unterſtützung und Wohlwollen.
Sodann ſetzte man feſt, daß die weſtlichen Vorgärten an der Fort=
ſetzung
der Frankfurter Straße eine Breite von 10 Meter erhalten
ſollen, genehmigte einige Geländeerwerbungen in der Hoffmanns= und
Gardiſtenſtraße, ferner die Beſchaffung 50 weiterer Waſſermeſſer,
Syſtem Faller - und den dafür angeforderten Kredit von 1700 M.
Da die Darmbachbrücke am Pallaswieſenweg eingeſtürzt iſt und
der Kreis ſich erboten, die Hälfte der auf 4000 M. veranſchlagten Bau=
koſten
zu tragen, ſo wurde der auf die Stadt fallende Betrag mit
2000 M. bewilligt. Ein abermaliges Baugeſuch von H. Zehfuß für
ſein an der Roßdorferſtraße gelegenes Lerrain wurde vorläufig wiederum
abgelehnt, da dem Petenten obliegt, erſt mit Beſſungen und dem Kreis
wegen Waſſerabführung ins Benehmen zu treten, dagegen ein Baugeſuch
des Zimmermeiſter Schaup (Bauerlaubnis für die verlangerte Arheilger=
ſtraße
) genehmigt und zwar mit der dadurch bedingten Abänderung des
dortigen Bauplaus, insbeſondere Wegfalls der dort projektierten Vor=
gärten
. Auf ergangene Anregung des Kommandos der Großh. Heſſ.
Diviſion beſchloß man, daß für die Anſtellungen bei der Schutzmann=
ſchaft
dieſelben Grundſätze wie bei dem Gendarmerie=Corps maßgebend
ſein ſollen.
Endlich genehmigte man noch die Aufſtellung reſp. Verſetzung ver=
ſchiedener
Straßenlaternen in der Blumenthalſtraße, dem Ludwigsplatz,
Saalbauſtraße, Marienplatz u. ſ. w., erklärte ſich auch bereit, die Kana=
liſation
der Blumenſtraße einſtweilen auf Koſten des Eliſabethenſtifts
vornehmen zu laſſen. Eingelaufen war ferner eine Eingabe um
Pflaſterung und Kanaliſation der oberen Hochſtraße. - Die übrigen in
öffentlicher Sitzung verhandelten Gegenſtände boten kein Intereſſe.
Bei der am Mittwoch ſtattgehabten Auslooſung der Geſchwo=
renen
für die Provinz Starkenburg im 1. Quartal 1885 wurden nach=
ſtehende
30 Herren ausgelooſt: Habermehl, Oberſtlieutenant i. P. in
Darmſtadt. Fenchel, Johannes, Landwirt von Meſſel. Roth, Balthaſar,
Landwirt von Babenhauſen. Friedrich, Heinrich, Generalſtaatsprokura=
torſubſtitut
i. P. in Darmſtadt. Göbel, Juſtus, von Groß=Zimmern.
Weicker, Albert, Bürgermeiſter von Malchen. Frey, Bürgermeiſter von
Wixhauſen, Bacherach II., Siegfried, Ellenwaarenhändler von Seligen=
ſtadt
. Keim, Wilhelm, Bauunternehmer von Langen. Weyrauch, Ph.
Heinrich, Landwirt von Ober=Moſſau. Keller III., Chriſtoph, Beigeord=
neter
von Neutſch. Wegerle III., Friedrich, Landwirt von Lampertheim.
Rettig l., Valentin, Landwirt von Glattbach. Gärtner I., Peter, Bäcker
von Bürſtadt. Heß, Jacob, Gaſtwirt von Hüttenthal. Bechtel, Peter,
Landwirt von Zozenbach. Beiſel, Joh. Ludwig, Bürgermeiſter von
Güttersbach. Hendricks, Max, Verwalter von Seligenſtadt. Nöller III.,
Adam, Fabrikant von Pfungſtadt. Fiſcher, Johann Karl, Landwirt
von Gernsheim. Kredel, Wilhelm, Gaſtwirt von Kirch=Brombach.
Siefert, Leonhardt, Landwirt von Rehbach. Rindſuß, Heinrich,
Rentner von Jugenheim. Höhn l., Wilhelm Auguſt, Gaſtwirt von
Heppenheim. Klein IV., Landwirt von Dudenhofen. Brenner,
Heinrich, Müller von Richen. Aſtmann, Friedrich, Kaufmann von
Offenbach. Heberer, Ludwig, Landwirt von Dietzenbach. Bauer, Wil=
helm
, Mühlenbeſitzer von Nieder Modau. Wiener, Georg, Konſul von
Darmſtadt.
Am Mittwoch nachmittag fand in den Räumen derVereinigten
Geſellſchaft die Feier des fünfzigjährigen Beſtehens des hiſto=
riſchen
Vereins für das Großherzogtum Heſſen ſtatt. Um 1 Uhr
erſchienen Se. Königl. Hoheit der Großherzog, ſowie Ihre Großh.
H.H. die Prinzen Heinrich, Wilhelm und Alexander. Herr
Praſident Rieger eröffnete hierauf die zahlreich beſuchte Verſammlung
und gab einen eingehenden Ueberblick übex die Geſchichte und ſeitherige
Thätigkeit des Vereins, ſowie über die in Zukunft zu erſtrebenden Ziele.
Seine Königl. Hoh. der Großherzog überreichte nach Beendigung des
Vortrags dem Herrn Präſidenten Dr. M. Rieger die goldene Medaille
für Kunſt und Wiſſenſchaft. Es folgten hierauf die Anſprachen der

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erſchienen Ehrengäſte. Nachdem noch Herr Staatsarchivar Dr. Schenk / wachſenen beläuft ſich auf 19 p. M. Am günſtigſten hinſichtlich der
zu Schweinsberg einen Vortrag über den Erwerb von Heſſen durch das 1 Mortalität ſtehen ſich die Kreiſe: Erbach, Groß=Gerau, Dieburg,
Haus Brabant gehalten und Herr Guſtav Dieffenbach von Friedberg dann folgen: Bensheim, Darmſtadt, Offenbach, während der
über den Ockſtädter Bronzefund unter Vorzeigung desſelben geſprochen Kreis H eppenheim den unterſten Platz einnimmt.
hatte, folgte dieſem Teil der Jubiläumsfeier nunmehr die Hauptverſamm=
lung
, in welcher nach Erledigung geſchäftlicher Angelegenheiten folgende E3 iſt wahrlich des kleinen Eintrittsgeldes und der Mühe wert, eine
beide Reſolutionen gefaßt wurden:
den Wünſchen für Errichtung eines Gebäüldes für die Sammlungen des Wir wollen keine Eulen nach Athen tragen durch rühmen und preiſen
Uebelſtanden und einem nicht mehr abzüweiſenden Kulturbedürfnis ab= baren Schaffens, es bedarf deſſen nicht - der Name Nafael hat ja
Reſolution den für die Sache förderlichen Gebrauch zu machen.
würdigſten Reſte mittelalterlicher Befeſtigungskunſt, abermals mit dem Kunſivereins den wohlverdienten, anerkennenden Tank auszuſprechen für
verſucht werden könnte.
des Offizier=Kaſinos.
ziffer an ſich giebt noch keinen untrüglichen Maßſtab für die Geſund= vor: von Hans Makart die Abundanziabilder, den Einzug Carls V.,
in hohem Grade beeinflußk, zu berückſichtigen. Von 1000 Kindern unter 1 Aquarelliſten Werner eine große Anzahl ſeiner Meiſterdarſtellungen aus
5 Jahren ſtarben im Großherzogtum Heſſen 70-80; das Mortalitäts= Süd und Nord, die reiche Sammlung von Naturſtudien und Skizzen
eingehenden Aufſchluß. Die Sterblichkeit der Erwachſenen ſchwankt im damit lange nicht erſchöpft. Den beſten Dänk=bie erwünſchteſte Anl=
Oberheſſen unterſcheidet ſich was die Sterblichkeitsverhältniſſe anbe= geeignetem Lokale bei möglichſt mangelhafter und verkehrter Beleuchtung
langt, in ihrem weſtlichen Bezirk, in den Kreiſen Gießen, Alsfeld, Fried= den Anblick und Genuß auch der ſchönſten Kunſtwerke und macht häufig
berg, Büdingen, Schotten, ganz weſentlich und zwar in günſtiger Weiſe deren rechte Würdigung geradezu unmöglich. Die Aula eines Gymnaſiums

Zerſtreuung der Bevölkerung, welche ſich in 433 Gemeinden verteilt, nicht.
auch erheblich auf die ſanitären Verhältniſſe einwirken. Herr Dr. Pfeiffer
Die Lebensweiſe des ſogenannten kleinen Mannes beſchränkt ſich faſt Concerts wird, wie im vorigen Jahre, Tanz ſtattfinden.
ausſchließlich auf den Genuß von ſogenanntem Kaffee, (auf 4 Perſonen
kommt ¹¼⁄ Pfund Kaffee die Woche) Brod und Kartoffeln, daneben findet Rentenkaſſe für 407500 M. 4proc. Obligationen verausgabt.
ſich nur ſelten Sauerkraut und Gemüſe; Fleiſch wird nur an Kirch=
ſtatt
des Rüböls Schweineſchmalz, während der gut ſituierte Bauer 100 Mark gemietet worden.
Butter nimmt. Das Brod wird im Hauſe gebacken und beſteht aus
Quantität, am meiſten genoſſen. Der Wirtshausbeſuch iſt im Vogels= hoffenlicht erwiſcht werden.
berg ein ſehr geringer; der Arbeiter trinkt vielleicht für 5-10 Pf.
Auf 2700 Einwohner kommt ein Arzt, auf 7500 Einwohner eine Apo= friedenheit verlief.
theke. Von Perſonen unter 15 Jahren beträgt die größte Sterblichkeits=
den
Tag, auf den Kleinbauer 170 Gr. Das Brod wird nur noch aus=
in
185 Gemeinden, die allgemeine Sterbeziffer beträgt 24 p. M.
günſtigen Lebensbedingungen. Der Kreis Mainz zeichnet ſich durch be=
ſonders
hohe Kinderſterblichteit aus; von 1000 Kindern ſterben 48 unter
15 Jahren. - Die Bevölkerung der Provinz Starkenburg zeigt nicht
den uniformen Charakter Rheinheſſens. ſondern weiſt ſehr ſcharfe Diffe=
renzen
auf; die Lebensweiſe der Odenwälder nähert ſich der der Vogels=
berger
; von ihnen grenzen ſich wiederum ganz beſtimmt die Bergſträßer
und die Bewöhner der Gegend Darmſtadt-Offenbach ab.
In Bezug
auf die Mortalität nimmt die Provinz Starkenburg eine mittlere Stel=
lung
zwiſchen Oberheſſen und Rheinheſſen ein; die Sterblichkeit der Er=

Noch ein Wort zur Rafael=Ausſtellung vor Thorſchluß.
ſolche Zuſammenſtellung von Nachbildungen der unſterblichen Werke
1) Die Hauptverſammlung des hiſioriſchen Vereins ſchließt ſich dieſes Hochmeiſters der Kunſt gründlich und mit Andacht zu betrachten.
Großh. Muſeums in der Ueberzeugung an, daß dadurch beſchämenden dieſes Gottbegnadeten Menſchen und ſeines ſtaunenerregenden wunder=
geholfen
würde. Die Verſämmlung beauftragt den Ausſchuß von dieſer l einen magiſchen Klang und Wiederhall in den Herzen aller wahrhaft
Gebildeten - aber wir ſind überzeugt, daß eine gründliche Beſichtigung
2) Die Hauptverſammlung des hiſtoriſchen Vereins vernimmt mit l dieſer merkwürdigen Ausſtellnng uͤberraſchen und die Erwartungen über=
lebhaftem
Bedauern, daß das Rinnenthor zu Bensheim, einer der merk= treffen wird. - Es will uns äuch ſchicklich dünken, dem Vorſtand des
Untergange bedroht iſt. Sie erſucht den Ausſchuß in Erwägung zu l ſein ehrlich Bemühen, jede Gelegenheit zu ergreifen, ſoweit ſeine Mittel
ziehen, ob und wie etwas zu ſeiner Rettung von Seiten des Vereins es ermöglichen, dem Publikum ſchöne und intereſſante Werke der bilden=
den
Kunſt vorzuführen, damit letztere mehr und mehr an Gunſt und
Hieran ſchloß ſich ein zahlreich beſuchtes Feſteſſen in den Räumen Anſehengewinne und nicht gar zu lange mehr vernachläſſigtes Stieftind bleibe,
mit der wohltönenden, bevorzugten Schweſter Muſika verglichen. - Wir
- Vortrag des Herrn Dr. Pfeiffer:Die Geſundheits= brauchen nicht weit zurückzugreifen, um vollgiltige Beweiſe dieſer Thätig=
verhältniſſe
in der Stadt und auf dem Landel Die Sterbe= keit des Vereins zu finden; er führte uns nacheinander in letzter Zeit
heitsverhältniſſe eines Landes oder eines Kreiſes, wofern man nicht die die Jagd der Diana, die 5 Sinne - von Piloty die klugen und thöri t.
verſchiedenen Faktoren kennt, aus welchen ſie ſich zuſammenſetzt. Vor Jungfrauen - von Feuerbach das Gaſtmahl des Plato, die Amazonen=
allem
hat man die Kinderſterblichkeit, welche die allgemeine Sterblichkeit ſchlacht, Iphigenie, Medea, das Urteil des Paris - von dem berühmten
verhältnis iſt in den verſchiedenen Altersklaſſen ein ſehr verſchiedenes; aus Egypten und Paläſtina von unſerem geſchätzten Landsmann Eugen
Tabellen, welche dem Redner zur Seite hingen, gaben über dieſen Punkt! Bracht, - wir greifen nur das Hervorragendſte heraus, die Liſte iſt
Großherzogtum zwiſchen 19 und 20 pro Mille. Die Perſonen unter erkennung bringen wir aber dem Künſtverein dar durch immer regere
15 Jahren unterliegen der großen Differenz von 24-48 pro Mille; als Teilnahme an ſeinen edlen Beſtrebungen und fleißigen Beſuch ſeiner
eine hohe Mortalitätsziffer iſt ſchon 35 pro Mille anzuſehen. Die Provinz Ausſtellungen. Leider ſchädigt und verkümmert eine Aufſtellung in un=
von
den ſüdlichen Provinzen des Großherzogtums, von Rheinheſſen iſt allerdings geweihter Boden, der Olymp mit ſeinen Göttern ſamt
und Starkenburg.-Möglich, daß die Höhenlage dieſer Gegend mit Muſen und Grazien ſoll ſich der jungen Seele darinnen erſchließen-
von
gutem Einfluß auf die Lebensdauer iſt, ſodann mag die große aber ein geeigneter Raum für Kunſtausſtellungen iſt dieſe Aula leider
E. G.
Der Darmſtädter Zitherklub wird am 28. d. M. im Saal=
ſchilderte
die zum größten Teil höchſt primitiven baulichen Verhältniſſe bau ein Concert veranſtalten, zu welchem einige der erſten Kräfte des
in den Landſtädten Oberheſſens und entwarf auf Grund ihm, durch be= Großh. Hoftheaters dem Vernehmen nach ihre gütige Mitwirkung zu=
freundete
Aerzte, übermittelter Notizen ein anſchauliches Bild von der geſagt haben, ſo daß durch Geſang= und Inſtrumental=Vorträge hin=
Lebens= und Ernährungsweiſe der Bewohner Oberheſſens, welche durch= U reichende Abwechſelung geboten wird, und den Freunden der Zither=
ſchnittlich
eine höchſt mäßige, ja geradezu dürftige genannt werden muß. muſik ein genußreicher Abend in Ausſicht ſteht. Nach Beendigung des
O In den Jahren 1881-84 wurden durch unſere Landeskultur=
88 Pfungſtadt, 19. Februar. Circus Lorſch wird am 28. d. M.
weihen conſumiert. Der Bauer lebt etwas beſſer, aufſeinen Tiſch kommt ſeine Vorſtellung hier beginnen. Es iſt hier von demſelben ein großer
öfters Hirſe oder Reisbrei, zum Schmelzen der Kartoffeln verwendet er Garten mit den entſprechenden Räumlichkeiten bei Sattler Geiſel für
Dienstag abend wurde ein junger, ſehr braver Menſch beim Nach=
2⁄₄ Gerſte und ¹⁄₈ Roggenmehl, häufig mit Kartoffelzuſatz. Von Ge= hauſegehen überfallen und ſoll mehrere Stiche erhalten haben, jedoch
tränken werden Aepfelwein und Bier, Branntwein nur in ſehr geringer nicht lebensgefährlich. Der Fall kam zur Anzeige und werden die Strolche
Das karnevaliſtiſche Kränzchen des Cäcilienvereins am Faſtnachts=
Schnaps den Tag. Auf die Kinderſterblichkeit iſt auch wohl von großem abend bot viel des Schönen; ebenſo iſt die karneval. Abendunterhaltung
Einfluß der Umſtand, daß die künſtliche Ernährung vor der natürlichen des Männerquartetts ſehr animiert geweſen. Der Turnverein hielt am
zurücktritt und das Kind die Mutterbruſt meiſt 14 Jahre bekommt. ſelben abend eine Faſchingskneipe ab, die gleichfalls zur allſeitigen Zu=
Mainz, 18. Februar. Geſtern vormittag hat ſich leider noch ein
ziffer 25 p. M. Es iſt eine feſtſtehende Thatſache, daß die verhältniß= bedauerlicher Unglücksfall ereignet; das Pferd des Generalfeldmar=
mäßige
Sterblichkeit der Kinder und damit die allgemeine Sterblichkeit ſchalls der Prinzengarde Herrn R. ſtürzte auf dem Gutenbergplatz und
da am größten iſt, wo viele Kinder geboren werden; auf 1000 Ein= warf dabei Herrn R. ſo unglücklich zur Erde, daß derſelbe ſich eine ſchwer
wohner Berden in Oberheſſen aber nur 34 Kinder geboren; dieſe Ge= Verletzung am Knie zuzog und ſich noch außerdem am Kopf beſchädigt=
burtenfrequenz
iſt natürlich von Einfluß auf die allgemeine Sterblichkeit. Wegen dieſes Vorfanles mutßte Herr R. von den übrigen Karnevals=
Die Lebensweiſe der Bevölkerung des fruchtbaren Rheinheſſens iſt feſtlichkeiten fernbieiben. Einer der Bären, welche bei dem Zuge
im Vergleich zu der der Oberheſſen eine üppige zu nennen, vornämlich und zwar bei der Gruppe Preſſe mitgeführt wurden, brachte einer jungen
in weinreichen Zeiten. Auf den Taglöhner kommen ſchon 60 Gr. Fleiſch Dame, die ihn neckte, eine empfindliche Fleiſchwunde am Arme bei.
Koſtheim, 17. Februar. Der Großh. Oberbaurat Schäffer,
nahmsweiſe im Hauſe gebacken. Die dicht geſäete Bevölkerung lebt nur welcher bisher den Bau der neuen Rheinbrücke bei Mainz geleitet hat,
Die wird, wie wir hören, auch mit dem Bau der ſtaatlichen Brucke, welche
Sterblichkeit in der Provinz ſieht in keinen rechten Einklange mit den bei Koſtheim über den Main errichtet werden ſoll, betraut werden.

Tageskalender.
Freitag. 20. Februar: Verſammlung des Lokalgewerbvereins Darmſtadt
(Brauerei Winter).
Samstag, 21. Febr.. Maskenball des Geſangvereins Liedertaſel (Saalbau).
Maskenball des Geſangvereins Sängerluſt (Ritſert). - Große
Faſchingskneipe des Turn=Club Beſſungen (Chauſſeehaus). - Ver=
ſammlung
der Kunſtgenoſſenſchaft Darmſtadt (Fink's Weinſtube).

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.