148.
Jahrgang.
ELOpuLoL”
Eooe
148.
Jahrgag.
Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. undh.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.
Jrag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
6
AUNikez amtthſuinngvoldtt.
Jnſerate
werden angenommm uDaenſedt
von der Expediion Rhehſtr. R D.
mBeſſungen von Fredr. Blßerz
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auzwärt
von allem Annonen=Epeditionen
Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Ereisamls, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
M31.
Freitag den 13. Februar.
285.
Bekanntmachung.
Das Fahren, Setzen und Zerſchlagen
der zur Unterhaltung der chaufſirten
Straßen nöthig werdenden Steine aus
dem ſtädtiſchen Steinbruch in den Kahlen=/
bergen ſoll im Wege der Submiſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Dienstag den 17. Februar d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 10. Februar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1296
Ohly.
Holzverſteigerung.
Bei der von der Stadt Darmſtadt auf
Montag den 16. Februar 1885,
Vormittags 9½ Uhr,
in dem oberen Lokal der Turngemeinde,
Woogsplatz Nr. 5, anberaumten
Holz=
verſteigerung werden gleichzeitia
2 Rm. Kiefern=Scheitholz
aus dem Walde der Großh. Landes=
Waiſen=Anſtalt, Diſtrict „
Waiſenhaus=
tanner, mitverſteigert.
Darmſtadt, den 12. Februar 1885.
Großherzogliche Landes=Waiſen=Kaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath. (1397
Holzverſteigerung.
Montag den 16. d. M., von
Vor=
mittags 10 Uhr an,
werden aus den Domanialwald=Diſtrikten
Sporneiche (Steinbruch ꝛc.) und
Ober=
wäldchen an Ort und Stelle verſteigert:
Scheiter: 10 Rm. I. Cl., 55 Rm.
II. Cl. Buche, 23 Rm. II. Cl. Eiche,
92 Rm. Nadelholz; Knüppel: 152 Rm.
Buche, 56 Rm. Eiche, 102 Rm. Nadel=
4 Rm. Weichholz; Reiſig: 3500 Wellen
Buche, 980 Wellen Eichen=, 2490 Wellen
Nadel=, 380 Wellen Weichholz; Stöcke:
26 Rm. Buche, 17 Rm. Eiche, 49 Rm.
Nadel, 2 Rm. Weichholz.
Zuſammenkunft auf dem Eppertshäuſer
Weg am Steinbruch.
Meſſeler Forſthaus, 7. Februar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Meſſel.
Heinemann.
1198
Das Schulgeld pro L. Quartal 1885
für das Großh. Real=Gymnaſium, Großh. Realſchule, die Vor=Realſchule,
die Victoriaſchule und die beiden Mittelſchulen iſt bei Vermeidung der
Mah=
nung innerhalb der nächſten 14 Tagen Vormittags von 8 bis 12 Uhr zur
Stadt=
kaſſe zu bezahlen.
Darmſtadt, den 11. Februar 1885.
Die Stadtkaſſe:
Kriegk.
[298
Vinter-Rheinsalm
im Schnitt M. 2.90,
Förd. Salm, orangeſchnittig, M. 2. 20,
Turhots M. 1. 40.
Seexungen M. 1. 20,
Lander 80 Pf.,
Anstern, Hummern,
Hecht 90 Pf. und M. ½.-.
Karpfen 90 Pf.,
Sohleien, Bresem,
Schollen zum Backen, 35 Pf.,
StInt, vorzüglich zum Backen, 20 Pf.,
Holl. Cabliau
im Schnitt 50 Pf.
Philipp Weber,
Carlsſtraße 24. 11299
Prosshoſe.
Meine Niederlage in anerkannt
vorzüglicher
bringe in empfehlende Erinnerung.
Moriz Landall,
Mathildenplatz 1. 11305
Stearim-
Falon-Herzen
prima qualität
in Packeten und öffen offerirt
Priedr. Schaefer.
Lndwigsplatn 7. 1227d
Friſchgeſchoſſene
RGhD,
owie eine Partie
Sohöne Hasen
empfiehlt
Hrch. Grimm,
Schulſtraße 16. (301
Teltover Rüben
Dieburgerſtraße 45.
92
(1093
[ ← ][ ][ → ]4 u Udehundener
06
Verſteigerung
wegen zu großen Andranges nicht allen Anſprüchen Genüge geleiſtet werden konnte, ſo haben
wir uns entſchloſſen alle
GommerrArtsR el
ſchleunigſt zu ſehr billigen Preiſen auszuverkaufen, indem unſer Wegzug binnen Kurzem
erfolgt.
Preis-Courant:
⁵⁄₄ Zwirn=Gardinen
früher 45 Pf., jetzt 25 Pf.
6)
engl. Tüll=Gardinen
10 Zwirn „ große
10 Sieb
130 Em. brt. engl. Tüll=Gardinen
„ I2. „
140 „ „ „
150 „
30 2td.
50
„
50
30
18
30
18
30
10
40
25
13
„
„
„
baumwollene geſtrickte
Herren=Socken
baumwollene Ringel=
Herren=Socken
„
beſteengl. Herren=Socken,
Netz=Geſundheitsjacken
„
Zwirn=Herren=Handſchuhe
Herren =Oberhemden
mit leinenem Einſatz „
Herren=Nachthemden „
Kragen, rein Lein.
„
in 10 verſchied. Façons „
Herren=Shlipſe in allen
Farben
„
Herren=Hoſenträger.
„
Taſchentücher,
„
farbig.
„
Taſchentücher,
weiß
„
Damen=Vigogne=
Unter=
jacken
Nachthemden mit
Beſatz
„
Hemden m. Feſt.
Morgenjacken in
Shirting u. Piquk ,
„ Nachtjacken in
Satin u. Feſtons „.
weiße Unterröcke
mit Volants und
Schweiz. Stickerei,
Flanell=Unterröcke
roth und gebogt „
Kragen glatt lein. „
baumw. Strümpfe
„
weiß gewebt..
baumw. Strümpfe
farbig geringelt. „
baumw. Strümpfe
weiße beſte Qual.„
Vigogne=Unterjack.„
„ rein lein.
Taſchen=
tücher, per Dtzd. „
Nachthauben in
„
50
4.25
2.75
35
40
50
1.ch
2.20
3.50
2.40
450
3.75
b.
40
35
85
1.25
1.65
5.75
Shirtingu Piqué „ 40 „ „ 25
30
5
250,
1.50,
20
25
25
90
1.35,
2.75,
2.
3.25)
20
20
50
3.50,
90
„ 28
30
30 Dtzd. Damen=Hoſen mit Beſatz „ 175
von Satin , 2.80
40 „ „
12 „ Morgenhaubenin
ranz. Façons . „ 1.25
25 Stck. Häkelſtoffe, paſſend für
Ca=
napee=Ueberzüge
65 Dtzd. Kinder=Strümpfe, patent
weiß, baumwollen
30 „ Kinder=Strümpfe, patent
farbig geringelt
45 „ Kinder=Strümpfe, pateni
einfarbig, engl. lang.
55
„
60 „ Kinder=Hemdchen (offene) „ 35
20
„ Lätzchen
20
„
18
50 „ Kragen
„
„ Hoſen mit Schwei=
30 „
zer Stickerei ffür
Kinder von 1-3
Jahren)
90
15 „ Kinder=Häkelkleidchen
„ 1.20
10 „ Piqus=Hüte für
Knaben
45
„
„ Piqus-Hüte für
15 „
Mädchen
1.20
mit
Tragkiſſen
10 „
Stickerei
3.50
„ Hemden (für Kin=
25 „
der v. 2-4 Jahr.) „ 80
30 „ Hemden (für
Kin=
der v. 4-7 Jahr.) „ 1.10
20 „ Panzer=Corſetten
1.40
mit Löffel „ 2.
25 „
„
„ hochſchnürend, 3.50
18 „
30 „ Uhrfeder=Corſetten
5.-
Für den Hauisbedark:
1.10,
1.50,
75 „
60 „
15 „
16 „
25
50
75 „
75 „
125
2.25
3.50,
früh. 75 jetzt 40 20 „ Shirting „ „ „ 45 „ 25 Küchenhandtücher „ „ „ 25 „ 15 Weißleinene Handtücher „ „ 55 „ 35 Wiſchtücher pr. Otzd. „ 5.50 „ 3.50 Reinleinene Bettücher pr. Stück 3.- „ 2. Tiſchdecken.
„ „ „ 2.10 „ 1.40 Servietten
„ „
„ „ 70 „ 40 Manilla=Tiſchdecken „ „ „ 3.50 „ 2.- Leinene Kaffeedecken m. Franſen „ „ „ 3.50 „ 2. Häkelſchoner
„ „ „ 35 20. 2=ſchläfrige Waffel=Bettdecken. „ „ „ 275 „ 1.75. Manilla-Kommodedecken „
„ „ 2.25 1.40 Rothe Cachemir=Tiſch=Decken. „
„ „ 3.75 „ 2.50)
baren Preiſe.
AA. EaAm &a C0.. Darmstadt, ayeinſtraße S.
R3
339
Feinſtes
Compol-Obsl.
Apricosen ohne Stein,
Pistoles. französ. Brünellen,
Span. und Hal. Brünellen,
Bordeauz Pſaumen,
Bosn. exlragrosse Pſlaumen,
(fleiſchigſte türk. Zwetſchen),
Französ. Auckerbiruchen.
Ring-Dampläpkel per Pfd. 55 Pf.,
Amerikan. Apfelspalten per Pfd.
55 Pfo.
Französ. ganze Lepkel,
Eirschen.
Sämmtliches Obſt nach Wunſch.
gemiſcht (Compot=Melange) per
Pfund 70 Pf.,
Phülipp Gieber,
Carlsſtraße 24.-1303
gechteh feten
uſlUIIOe
Rdd-
in Stücken von ca. 1½ Pfund,
per Pfund 40 Pfg.
vesgl. Rahmkäse
in Stücken von circa ⁄ Pfund,
per Pfund 54 Pfg. (877
Emanuel Fuld.
&am Militär-
Alle Artey
II.
7
Uh0
Hand
werden ſchön u. billig gewaſchen, dieſelben
können auch in der Tabakshandlung des
Hrn. Franziskus, dem Gymnaſium gegen=
759
über, abgegeben werden.
H. Best We., Waldſtr. 23, Hinterb.
Für Jurlsten!
Regierungsblätter, gebund, vom Jahre
1820-1885, ſowie eine größexe Partie
juriſtiſche Werke, ſehr billig abzugeben.
Näheres in der Exped. d. Bl.
(1304
GUst’AuiarRAlh”
8
Wegen Geſchäflsberänderung verkaufe von heute, ab,
zu Fabrikpreiſen Msh ö
meine gämmtlichen Ladenvorräthe, als:
2
; Herren= und Knaben=Reit=, Schaft= und Zugſtieſel, Pantoffeln ꝛc.,
Damen=Knopf=, Zug= und Schnürſtiefel in allen Lederſorten,
5 Promenadeſchuhe in großer Auswahl,
Pantoffeln in Leder, Zeug und Stramin, China=Schuhe, ½
Tanz= und Ballſchuhe in Chevreaux, Glacé, Atlas und weißem Leder,
Müdchen= und Kinder=Knopf= und Schnürſtiefel,
2 Promenadeſchuhe, Ohrenſchuhe, Erſtlingsſtiefel,
Gamaſchen, Schleifen, Stiefelknechte und =Anzieher,
2
Knöpfer, Lacke, Wichſe, Kiddereme, Schnürbänder, Einlegeſohlen.
Die noch übrigen Filzwaaremn unter Originalpreiſen.
1
Niemand laſſe ſich dieſe günſtige Gelegenheit, den jetzigen und ſpäteren
Bedarf billig zu decken, entgehen.
pG
Geo- donüssier,
Ludwigstrasae 14.
[1024
50 Pfennig.Bazar, Hlisäbothonstr. 2.
Lotal=-usverrau.
wegen Geſchäftsaufgabe.
Sümmlliche Artikiel zum delbſtkoſtenpreis und billiger
ſo ſange Vorrath reichl.
1305
Eine Ladeneinrichtung iſt preiswirdig abzuͤgeben.
Das Kohlengeſchäft W. Hoſkmanm,
(10853
Geſchäftslokal: Grafenstrasse 18,
empfiehlt Buhrkohlen vorzuglicher Qualität, ſehr ſtückreich, wenig
rußend und von großer Heizkraft von der Loche vor. hamburg, ſowie
Muss., Stück- und echte AnthracitMohlen.
Jreiwillige Jurner=Jeuerwehr
Bessungen.
Samstag den 14. d. M., Abends 8½ Uhr,
im Vereinslocal Gest. Tropp:
eneral Verſammlung.
Rechnungsablage.
Tagesordnung:
Berichterſtattung. - Berathung etwa eingelaufener Anträge.
Wahl der Obleute und Führer.
(305a
Die Obmannschaſt.
Aliee=Schule.
Der HI. Curſus für Malerei beginnt am 28. Februar. Anmeldungen ſind
zu machen bei Frau von Hombergk, Hügelſtraße 65, oder bei Fräul. Amy von
Heſſert, Annaſtraße 34.
Drr Vorstand. 1306
9
[ ← ][ ][ → ]340
Trischen
ORrUMeIfle”
[1307
empfiehlt
L. Helsheimer
Hoflieferant,
Eliſabethenſtraße I7.
Haus-Verkauf.
Ein in tadelloſem Zuſtande befindliches,
2¼ſtöckiges Wohnhaus mit Hof,
Gar=
ten, Waſſerleitung ꝛc. iſt zu SChr
billigem Preiſe zu verkaufen.
Näheres in der Expedition.
(1009
990) Rheinſtraße 41 im Seitenbau
iſt die ſeither von Bankdiener Strohmenger
innegehabte Wohnung bis 1. Mar d. J.
anderweit an eine ruhige Familie zu
ver=
miethen. Die Wohnung beſteht aus
Zim=
mer und Kabinet, mit Ausſicht auf die
Straße Küche, Boden, Keller ꝛc.
Hil
1
1308) Schulſtraße 16, 1. Stock, ein
ſchön möbl. Zimmer mit ſep. Eingang.
R31
W
1
1261) Junge Müdchen ſofort geſucht.
Carlsſtraße 12, Hinterbau.
Wine Kindergärtnerin I. Claſſe mit
E vorzügl. Zeugn. kann nachgewieſen
werden. - Franks Stellenbureau, Ca=
(1309
ſinoſtraße 2.
1310) Ein junger Mann, der ſeine
Lehrzeit in einer mechaniſchen Werkſtätte
beſtanden, wird gegen hohen Lohn zum
baldigen Eintritt nach auswärtg geſucht.
Näheres Hügelſtraße 15 Parterre.
Frlaube mir ergebenſt anzuzeigen, daß
L am 16. Februar wieder ein
neuer Curſus
im Maßnehmen und Zuſchneiden
ele=
ganter Damengarderobe beginnt. Damen,
die daran Theil zu nehmen wünſchen,
werden gebeten ſich zu melden bei
LAmD Geyser.
Schützenſtraße 6, l. Etage.
Auf der Deutſchen Bekleidungs=Akademie
[1249
zu Dresden approbirt.
Mlte Wein= Bier= und Bordeaux=
34 flaſchen kauft, auch werden dieſelben
abgeholt. Ph. Barth, Schloßg. 29. (1160
Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
Caramellen ä Beutel 30 und 50 Pfg., und
Malz=
extract (Schutzmarke „Huſte=Nicht=) von C. H.
Pietſch u. Co, in Breslau, Altbüſſerſtraße 8 9
als anerkannt wirkſam bewährt: Zu haben bei
(13360
dl. L. Eriogk.
Für die durch das Erdbeben in Spanien
Verunglückten ſind bei uns eingegangen: Max
Renn 1 M. D. Faix & Söhne 5 M. Ein
Schärflein einer armen Wittwe 50 Pf. M. A.
1 M. L. R. 2 M. Dr. Sch. 1 M. Geſammelt,
bei einer Feſtlichkeit in der Loge 50 M. 60 Pf.
M. G. 50 Pf. M. N. 5 M. Adolf Trier 20 M.
Zuſammen 86 M. 60 Pf.
Weiteren Beiträgen ſehen gern entgegen
B. Falz &a Söhne.
Gold=Cours.
M. 1670-75
Ruſſiſche Imperials
20 Franken=Stücke
= 16.18-22
Engliſche Sovereigns
„ 20.37-42
Dollars in Gold 4.17- 51
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 13. Februar.
13. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
Blaue Karten gültig.
Die Gallosehen des Glüche.
Zauberpoſſe in 3 Akten.-Muſik von Lehnhardt.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag, 15. Februar.
14. Vorſtell ung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
Blaue Karten gültig.
Guſtab, oder Der Maskenball.
Große Oper mit Ballet in 5 Akten von Auber.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
Allen Denjenigen, welche unſerer lieben Frau und guten
Mutter
Juliane Graf, geb. Oestreicher,
die letzte Ehre erwieſen und ſie zur Ruheſtätte begleitet
haben, ſprechen wir hiermit unſern innigſten Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 13. Februar.
Deutſches Reich. Die Kolonialpolitik und der Etat traten in
dieſer Woche vor einer wichtigen Frage der inneren Politik zurück, welche
den Reichstag durch mehrere Tage hindurch beſchäftigte. Die demſelben
von der Regierung vorgeſchlagene Erhöhung der Holz= und Getreidezölle
hat die öffentliche Meinung in Deutſchland ſchon ſeit dem erſten
Be=
kanntwerden dieſer Abſicht lebhaft beſchäftigt und allmählich zwei
Rich=
tungen erzeugt, von denen die eine der genannten Maßregel entſchieden
abgeneigt iſt, während die andere ſich ebenſo entſchieden für dieſelbe
er=
klärt und von beiden Seiten ſind dem Reichstage zahlreiche Petitionen
zugegangen. Die Vertreter der erſtgenannten Richtung findet man
hauptſächlich im deutſchfreiſinnigen Lager, und einem der freiſinnigen
Wortführer, Herrn Rickert, war es vergönnt, am Dienstag den Angrif
auf die Zolltarif=Novelle im Reichstage zu eröffnen. In längerer Rede
bekämpfte er die Erhöhung der Getreidezölle - alſo den Kernpunkt der
ganzen Vorlage, vom wirthſchaftlichen, wie vom politiſchen und
ſozial=
politiſchen Geſichtspunkte aus und gelangle zu dem Schluſſe, daß die
durch die Vorlage herbeigeführte Vertheuerung des wichtigſten
Volks=
nahrungsmittels den Sozialdemokraten eine neue Waffe in die Hand
drücken würde. Betreffs der Holzzölle verfocht der Redner die Anſchauung,
daß dieſelben nur dazu dienen ſollten, einer geringen Anzahl großer
Waldbeſitzer und Majoratsherren auf Koſten der Steuerzahler eine Rente
zu ſichern, für die Seeſtädte würden ſie aber geradezu vernichtend wirken.
Schließlich beantragte Rickert die Ueberweiſung der Vorlage an eine
Agliedrige Kommiſſion. Miniſter Dr. Lucius trat den Ausführungen
des Vorredners in allen Punkten entgegen, er wies darauf hin, wie
die Notlage der Landwirtſchaft unbeſtreitbar ſei, die Landwirtſchaft leide
unter den hohen Kommunal= und Armenlaſten, dieſe zu erleichtern, dazu
müßten dem Reiche die Mittel gegeben werden. Ein Univerſal=
Heil=
mittel gebe es freilich nicht; Staats= und Selbſthilfe müßten ſich eben
hierbei die Hand reichen. Eine jünfjährige Erfahrung habe dargethan,
daß die Getreidezölle eine fühlbare Verteuerung der Brodpreiſe nicht
herbeigeführt hätten; dasſelbe werde auch mit den erhöhten Zöllen der
Fall ſein, zumal es außer Zweifel ſtehe, daß wenigſtens ein Teil
der=
ſelben vom Auslande werde getragen werden. Mit der Einführung der
Getreidezölle würde auch nicht aller Not abgeholfen ſein, aber die
Land=
wirtſchaft würde doch das Vertrauen gewinnen, daß ihr geholfen
wer=
den ſolle. Dem Miniſter ſekundierte von konſervativer Seite Abg. Frege
(Sachſen), welcher namentlich den Vorwurf der Oppoſition, daß die
Vorlage nur den Großgrundbeſitzern zu Gute käme, mit dem Bemerken
zurückwies, daß es in Sachſen und Suddeutſchland einen derartigen
aus=
gedehnten landwirtſchaftlichen Beſitz gar nicht gebe; im Uebrigen
plai=
dierte der konſervative Redner für möglichſt baldige Einführung der
er=
höhten Zölle. Von ſeiten der Nationalliberalen erklärte Abg.
Holtz=
mann, daß er nicht im Namen ſeiner Partei ſpreche und bekannte ſich
im Ferneren als einen Gegner der Zolltarifnovelle; auch er plaidiert,
gleich dem Abg. Rickert für Ueberweiſung der Vorlage an eine
Kom=
miſſion. Es ergriff nun Fürſt Bismarck das Wort, um zunächſt einige
Irrtümer ſeines Vorredners zu berichtigen und beſonders der Auffaſſung
desſelben enlgegentrat, als ob der Holzzoll lediglich den Zweck habe,
die Forſterträgniſſe zu erhöhen. Dies ſei nur ein untergeordneter Zweck,
es handele ſich auch um Erhaltung der Forſten, auch würde durch den
Holzzoll die Lage der zahlreichen Waldarbeiter verbeſſert werden. Weiter
wies der Kanzler darauf hin, daß der Vorteil der Holzinduſtrie für den
Bauer nicht unterſchätzt werden dürfe, nicht nur für den Forſtbeſitzer,
ſondern auch für den Landmann ſei die Hebung des inländiſchen
Holz=
handels von großem Werte. Zu den Getreidezöllen übergehend, betonte
Fürſt Bismarck in ſeinen Ausführungen, daß die Landwirtſchaft die
größte Zahl von Arbeitern beſchäftige und da ſei es ganz natürlich, daß
man ſie durch Kornzölle zu ſchützen ſuche. Weiter wies er darauf hin,
daß zahlreiche Handwerker direkt oder inderekt von der Landwirtſchaft
lebten: er verlange darum Schutz für die Majorität des Gewerbes und
den müſſe die Linke doch gewähren, da ſie ſich ja ſonſt ſtets vor der
Majeſtät des Volkes beuge, für ihn, den Reichskanzler, gebe es nur die
Majeſtät des Kaiſers, aber er achte und ehre auch das Volk. Im
weiteren Verlaufe ſeiner Rede wies auch Fürſt Bismarck die
Behaup=
tung zurück, daß nur der große Beſitzer von den Getreidezöllen
profi=
tiere, der kleine Landmann eſſe doch ſeinen Roggen nicht in natura,
ondern verkaufe ihn und deshalb ſei jene Behauptung der Preſſe
Ent=
ſtellung und Lüge. Mit einem Proteſt gegen die Annahme, als ob es
ſich bei dieſer ganzen Frage um etwas anderes als um den Schutz der
nationalen Intereſſen handele, ſchloß Fürſt Bismarck ſeine von der
Rechten mit lebhaftem Beifall aufgengmmenen Ausführungen. Den
rgane
tract=
Malz=
C. h.
e89
en bei
ſen
7
8-
7.4
1
„dt.
luber.
er=
der
Land=
wer=
Frege
iß die
merken
naus=
plai
plai=
der er=
Holz=
te ſich
dierte
m=
letzten Redner am Hienstag machte der Centrumsabgeordnete v. Schalſcha,
welcher ſich für die Zolltarifnovelle ausſprach; im Uebrigen waren ſeine
Darlegungen dadurch intereſſant, daß er den Freiſinnigen vorwarf, daß
ſie ihre Sitze zum großen Teil der Unterſtützung des Centrums
ver=
ſdankten; wenn ſie es nur früher geſagt hätten, daß ſie ſo gegen die
Kornzölle auftreten würden, dann hätten die Freiſinnigen höchſtens die
hälfte ihrer Sitze erreicht.
Die Nordd. Allg. 3tg." hört, gegenüber der Behauptung
Rogo=
insky's in einer polniſchen Zeitung, daß das Eindringen der Deutſchen
in Kamerun die Eingeborenen hochgradig errregt habe und letztere
ge=
ſonnen ſeien, ſich aufs äußerſte zu wehren, aus unparteiſcher Quelle,
daß dieſe Behauptung unrichtig ſei. Die Erbitterung der Neger ſei nicht
gegen die Deutſchen gerichtet; vielmehr meinten einige Negerſtämme,
ſinsbeſondere die Foßneger, daß ſie bei der Verteilung des Kaufſchillings
für die von den Deutſchen erworbenen Ländereien von den ſchwarzen
Brüdern betrogen worden ſeien, und ergriffen die Waffen, nicht um die
Deutſchen zu bekämpfen, ſondern um den Negerſtämmen, wovon ſie
vermeintlich übervorteilt ſeien, das unrechtmäßige Gut wieder
ab=
zujagen.
Im preußiſchen Abgeordnetenhauſe wird vom Centrum wiederum
der Antrag auf Aufhebung des Sperrgeſetzes und Strafloſigkeit des
Meſſeleſens und Sakramenteſpendens eingebracht werden. Noch in dieſer
Woche wird im Abgeordnetenhauſe auch die Beratung des Kultusetats
lbeginnen und ſtehen allem Anſcheine nach wieder ſehr lebhafte
kirchen=
wpolitiſche Debatten in Ausſicht. Da im Reichstage das Centrum in der
ſolltarif=Novelle auf Seiten der Regierung ſteht, ſo ſcheint die Taktik
gerrn Windthorſts dahinzugehen, die Regierung als Aequivalent für
die Unterſtützung. welche ihr vom Centrum in der Holz= und
Getreide=
oll=Frage zu teil wird, zur Einbringung einer den Anträgen letzterer
partei entſprechenden kirchenpolitiſchen Vorlage zu veranlaſſen.
Das Abgeordnetenhaus genehmigte die Konvertierungsvorlage in
weiter Leſung nach den Kommiſſionsanträgen.
Huene und Genoſſen brachten im Abgeordnetenhauſe einen
Geſetz=
entwurf ein, wonach die aus den Getreide= und Viehzöllen für Preußen
en tfallenden Summen nicht zu allgemeinen Staatszwecken verwendet,
ſondern unverkürzt den Kommunalverbänden überwieſen werden ſollen.
Die Kommiſſion für den Zollanſchluß Bremens nahm die
Ausſchuß=
vorlage unverändert an.
Frankreich. Die Abendblätter vom 11. d. M. melden, daß die
Polizei vormittags bei mehreren ausländiſchen Anarchiſten
Haus=
uchungen vorgenommen habe. Ein Anarchiſt aus Oeſterreich wurde
da bei verhaftet.
England. Ein Telegramm der „Daily News= aus Gakdul vom
F. Februar meldet: Aus Khartum entkommene Eingeborene beſtätigen,
daß Gordon getötet wurde, als er aus dem Hauſe trat, um die
treu=
gebliebenen Truppen zu ſammeln. Letztere wurden ſämtlich
niederge=
mucht. Bei dem mehrere Stunden dauernden Gemetzel wurden ſelbſt
Frauen und Kinder nicht verſchont. Die Notabeln Khartums,
ausge=
no mmen zweier verräteriſcher Paſchas, wurden getötet. Das Gros der
Truppen ging zum Mahdi über, deſſen Führer die Stadt ſofort in
Ver=
te digungszuſtand ſetzten.
Die „Times” hält die Notwendigkeit aufrecht, eine dauernde
Re=
erung unter engliſchem Einfluſſe zwiſchen dem Nil und dem Roten
Meere zu etablieren, ungeachtet der Schwierigkeiten und Koſten. Dieſe
Frrichtung einer Regierung in Khartum wird weſentlich zu einer
dauern=
en Pazifizierung des öſtlichen Sudans beitragen.
Sir Gerald Graham iſt definitio zum Kommandierenden der
⁄₂ pedition nach Suakim, General Graeves zum Chef des Generalſtabs,
Lord Roſebery zum Geheim=Siegelbewahrer und Arbeitsminiſter und
Shaw Lefevre zum Poſtmeiſter ernannt; letztere beiden mit Sitz im
ſlabinet.
Den Abendblättern vom 11. ds. zufolge entdeckte die Polizei eine
Quantität Dynamit in einer Buchhandlung im Weſtend Londons und
war in einem vermieteten Zimmer, deſſen Inhaber ſeit den jüngſten
Exploſionen verſchwunden iſt.
Wolſeley ſandte geſtern die folgende Depeſche: Die Engländer
unter Carle nahmen nach fünfſtündigem Kampfe ſämtliche Poſitionen
„8 Feindes und erbeuteten 12 Standarten. General Carle und
Oberſt=
lieutenant Eyre fielen bei Erſtürmung der Poſitionen.
Luxemburg. Staatsminiſter Blochhauſen erklärte in der Kammer,
die Miniſterkriſis ſei beendigt und die Frage der Thronfolge durch die
Ecklärung des Königs entſchieden, daß er die Rechte des Herzogs von
Naſſau anzuerkennen gewillt ſei. Die Kammer gab kein Votum ab.
Italien. Nach einer Meldung der „Agenzia Stefanib vom 11.
Fe=
bruar iſt die Nachricht, daß die Regierung im Parlamente eine
Kredit=
ſorderung für die Expedition nach dem Roten Meere einzubringen
beab=
ſchtige, unrichtig.
General Cialdini ſoll in einer Audienz bei dem König demſelben
on einer militäriſchen Intervention im Sudan im Verein mit England
ubgeraten haben. - Das Anerbieten Italiens iſt von der engliſchen
fſlegierung noch nicht beantwortet worden und wird in Rom vielfach die
beſorgnis ausgeſprochen, daß Italien zu vorſchnell gehandelt habe.
„Popolo Romano= meldet dagegen: England erklärte, den Feldzug
m Sudan allein fortzuſetzen, drückte jedoch ſeine Erkenntlichkeit aus für
ie Bewachung der Kuſte des Roten Meeres.
Die Einſchiffung der Truppen der 2. Expedition von 1000 Mann
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auf dem „Principe Amadeol, „Vincenzol und „Florio' hat am
Mitt=
woch begonnen. Die Schiffe gingen Donnerstag ab.
Türkei. Amtlicherſeits wird bekannt gemacht, daß, nachdem die
Cholera in Spanien, Frankreich, Algier und Italien vollſtändig
er=
loſchen, alle Quarantäne=Maßregeln in den türkiſchen Häfen des
Mittel=
meeres und des Schwarzen Meeres aufgehoben ſind.
Cghpten. Mit Bezug auf die Expedition von 8000 Mann, die
via Suakim nach Berber geſandt werden ſoll, fand Freitag nachmittag
bei General Stephenſon ein Kriegsrat ſtatt.
Nubar Paſcha benachrichtigte den deutſchen und den ruſiſchen
diplo=
matiſchen Vertreter, daß England der Vertretung Deutſchlands und
Rußlands bei der Staatsſchuldenkaſſe zuſtimme und Italien ſeinen
früheren Vorbehalt zurückziehe. Demgemaß ſei die egyptiſche Regierung
bereit, die Ernennung zu vollziehen, ſobald Rußland und Deutſchland
ihre Vertreter deſigniert haben werden.
China Zwei franzöſiſche Panzerfregatten und fünf Kanonenbote
wurden von der Inſel Gutzlaff, nahe der Mündung des Jankſekiang,
ſignaliſiert.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 13. Februar.
— Mittwoch abend hat, wie bereits erwähnt, bei Sr. Königl. Hoheit
dem Großherzog im Neuen Palais ein Thé dansant
ſtatt=
gefunden. An demſelben nahmen Se. Königl. Hoheit der
Erbgroß=
herzog, Ihre Großh. Hoheiten die Prinzeſſinnen Jrene und Alix,
Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzeſſin Carl, Ihre Großh. Hoheiten
die Prinzen Heinrich, Wilhelm und Alexander, Se. Erl. der
Graf und Ihre Durchl. die Gräfin zu Erbach=Schönberg teil.
Die Feſtivität währte von 49 bis ½1 Uhr. Als Orcheſter diente die
Muſikkapelle des 1. Großh. Inf.=Regts. Nr. 115.
O In der geſtrigen Sitzung der evangeliſchen Landesſynode
interpellierte Hallwachs, ob man wohl geneigt ſei, demnächſt an der
Langesuniverſität Vorleſungen über Kirchenmuſik und Geſchichte derſelben
ins Leben zu rufen. — Die ſodann ſtattfindende zweite Leſung des
Budgets gab keinen Anlaß zur Debatte, und nahm man gegenüber
fehler=
haftem Berichte Gelegenheit, ausdrücklich zu konſtatieren, daß keine
Er=
höhung der Kirchenſteuer eintreten wird. — Weiter ſtand die Vorlage
wegen Abänderung der Wahlperioden für die Kirchengemeindevertretung,
Kirchenvorſtand. Dekanatsſynode und Dekanatsausſchüſſen zur Debatte
und wurde allſeitig betont, daß das Volk dermalen mit Wahlen
über=
laſtet ſei und abgehetzt werde, das Princip, daß alle dieſe Wahlen auf
10 Jahre ſtattfänden und zwar mit der Maßgabe, daß alle 5 Jahre die
Hälfte der Gewählten auszutreten hat, jedoch wieder wählbar ſein ſoll,
acceptiert, ebenſo nach eingehender Verhandlung gutgeheißen, daß auch
die Dekane auf 10 und nicht 5 Jahre, wie einerjeits befürwortet war,
gewählt werden ſollen. Der Stellvertreter des Dekans wird dagegen
nur auf 5 Jahre gewählt. - Bei der Schlußabſtimmung wurde die
ganze Vorlage mit allen gegen 2 Stimmen in erſter Leſung angenommen.
Weiter verhandelte man über den von Dieffenbach geſtellten Antrag,
der die Möglichkeit ſchaffen will, daß ſich auf den Dekanatsſynoden ein
dienſtlich verhinderter Geiſtlicher durch einen anderen des Dekanats
ver=
treten laſſen kann, welcher Antrag nach längerer Debatte dem Ober=
Konſiſtorium zur weiteren Erwägung überwieſen wurde.
0 Stadtverordneten=Verſammlung vom 12. Februar.
Kurzer Bericht.) Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Herr
Ober=Bürgermeiſter des an anderer Stelle bereits veröffentlichten
Teſtaments des verſtorbenen Rentners Helfmann und teilte mit, daß
nach Erfüllung aller der Stadt auferlegten Verbindlichkeiten noch eine
ſehr bedeutende Summe übrig bleiben werde, gab ſodann ſeiner Freude
darüber Ausdruck, daß ein hieſiger Bürger auf eine ſo uneigennützige
Weiſe ſeine Vaterſtadt bedacht, man daher dem Verſtorbenen ſtets ein
ehrendes Andenken bewahren werde. — An dieſe Mitteilung knüpfte
ſich eine längere Auseinanderſetzung über die Zuläſſigkeit von
Abſtim=
mung durch Cirkular. Ein beſonderer Beſchluß wurde nicht gefaßt.-
Eine Vorſtellung wegen beſſerer Herſtellung des hohlen Wegs und
Erweiterung der großen Kaplaneigaſſe ging an die Baukommiſſion.
Gaulé jinterpellierte über den beſchloſſenen Neubau einer neuen
Mädchenmittelſchule, was dahin beantwortet wurde, daß die
Hauptver=
zögerung darüber entſtanden, weil man ſich noch nicht über die Art der
Heizungsanlage, ob Centralheizung oder nicht, ſchlüſſig gemacht, was
in=
deß innerhalb längſtens 14 Tagen der Fall ſein wird. — Bezüglich der
auf der Tagesordnung ſtehenden Wahl eines Beigeordneten für Herrn
Riedlinger, deſſen Amtsdauer mit dem heutigen abgelaufen, betonte der
Herr Bürgermeiſter, daß ſich Herr Riedlinger ſtets als ein bereitwilliger
treuer Kollege bewährt, deſſen etwaiges Ausſcheiden aus der ſtädtiſchen
Verwaltung tief beklagt werden müßte. Bei der hierauf vorgenommenen
Neuwahl wurden 25 Stimmen abgegeben, die ſämtlich auf Herrn
Nied=
linger fielen, worauf die Stadtv. Hauſer und Mahr damit betraut
wurden, den Gewählten, der Unwohl iſt von dem Reſultat der Wahl in
Kenntnis zu ſetzen.
Sodann erſtattete Bergſträßer eingehenden Bericht über die
be=
antragte Uebernahme der Vorſchule des Großh. Ludwigs=Georgs=
Gymnaſiums dahier als ſtädtiſche Lehranſtalt, betonte, daß die
Vor=
ſchule ſich eingebürgert, ihre Uebernahme der Stadt zur Zeit nicht das
geringſte Opfer auferlegen würde und vielleicht in ſpäterer Zeit
mög=
licherweiſe eine kleine Zubuße erheiſchen könne. Bähr führte aus, daß
bei unſeren guten Mittelſchulen ein Bedürfnis für ſolche Vorſchulen
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eigentlich nicht beſtehe, ſtimmte aber doch aus Zweckmäßigkeitsgründen
für die beantragte Uebernahme, da die Schule doch irgendwo
unter=
gebracht werden müſſe. Gaule trat gleichfalls für Uebernahme ein,
zumal man eine gute, bewährte Einrichtung nicht zerſtören dürfe.
Schödler ſprach gegen die Uebernahme, da keinerlei Verpflichtung
der Stadt, die ohnehin im Schulweſen ſchon ſo bedeutende Opſer
ge=
bracht, beſtehe, zumal die Uebernahme in Bälde einen koſtſpieligen
Neu=
bau nach ſich ziehen würde. Die Folge dieſer Ablehnung würde
voraus=
ſichtlich die ſein, daß der Staat ſchließlich die Anſtalt doch übernehme.
- Bergſträßer beſtritt insbeſondere, daß in abſehbarer Zeit an die
Stadt eine Baulaſt herantreten würde, hob nochmals hervor, daß die
Uebernahme im Intereſſe der Eltern ſtattfinde, während Wolfskehl
den Standpunkt vertrat, daß die Stadt mehr thun müſſe als ihr
eigent=
lich das Geſetz auflege. Lehne man die Uebernahme ab, ſo würde
ent=
weder die Mittelſchule oder die Vorſchule der Realſchule überfüllt, alſo
nur eine andere Form der Anſtalt geſchaffen.
Karp erachtete, daß die Notwendigkeit der Uebernahme ſeitens der
Stadt noch nicht vollſtändig nachgewieſen ſei, befürchtete weiter, daß die
Lokalfrage der Stadt demnächſt noch große Schwierigkeiten verurſachen
würde. Hauſer konſtatirte ſeinem Vorredner gegenüber, daß die
Finanzen unſerer Stadt noch die kleine Ausgabe für Bildungszwecke
geſtatte, die Zeit der Privatinſtitute vorüber ſei. Blumenthal
er=
klärte ſich für die Uebernahme, da dieſelbe weſentlich im Intereſſe der
Stadt gelegen ſei.
Die Stadtverordnetenverſammlung beſchloß nach lebhafter Debatte
mit 18 gegen 9 Stimmen, die Großh. Bürgermeiſterei zu ermächtigen,
mit der zuſtändigen Behörde wegen Uebernahme der Vorſchule des
Gym=
naſiums in Verhandlung zu treten und einen ſpäter vorzulegenden
Ver=
trag hierüber abzuſchließen
Die für Mittwoch abend in dem großen Saal des Darmſtädter
Hofs einberufene Verſammlung zur Beſprechung der hygieniſchen
Verhältniſſe und baulichen Einrichtungen des hieſigen Gymnaſiums
war von etwa 100 Perſonen beſucht. Dr. Kaufmann verlas eine an
Großh. Miniſterium zu richtende Petition. Dieſelbe wurde, abgeſehen
weniger kleiner redaktioneller Aenderungen, von der Verſammlung
gut=
geheißen und von den Anweſenden unterſchrieben; ſie wird nunmehr zur
Unterſchrift bei Eltern, Vormündern ꝛc. von Schülern des Gymnaſiums
cirkulieren. Das ſeitherige proviſoriſche Komits wurde von der
Ver=
ſammlung beſtätigt und mit der weiteren Führung der Angelegenheit
betraut. Die Petition richtet an Großh. Regierung die Bitte eine
Kom=
miſſion von Fachleuten niederſetzen zu wollen, die das Gymnaſialgebäude
in Darmſtadt auf alle, auch auf etwa in der Petition nicht erwähnte,
Mißſtände bezüglich der Geſundheitspflege und der Unterrichtszwecke
gründlich unterſucht und hierzu berechtigt iſt, die Direktion und die
Lehrer der Anſtalt autoritativ zu vernehmen; alsdann eine gründliche
und definitive Beſeitigung dieſer Mißſiände zu veranlaſſen und für
ſchleunigſte proviſoriſche Beſeitigung der ſchlimmſten
geſundheits=
widrigſten Mißſtände, ſoweit dies irgend möglich, Sorge tragen zu
wollen.
B. Vortrag des Herrn Dr. Hoffmann über die
Zu=
nahme der Kurzſichtigkeit bei unſerer Schuljugend. Nach
einer kurzen Einleitung, welche im allgemeinen die hohe Bedeutung des
Geſichtsſinns für den Menſchen betonte, ſchritt Redner zu einer
Charak=
teriſierung der drei Augen: des normalen, des weitſichtigen und des
kurzſichtigen Auges; eine dem Vortragenden zur Rechten hängende
Ab=
bildung dieſer drei Augen unterſtützte ſeine Erklärungen. Tas
fern=
ſichtige Auge findet ſich ſehr verbreitet bei Kindern unter 5 Jahren
man hat Grund anzunehmen, daß das normale Auge erſt im Lauf der
Entwicklung erworben werde - aber auch gewiſſe Berufsarten (Jagd)
ſcheinen die Fernſichtigkeit zu befördern. Was nun das kurzſichtige Auge
anlangt, ſo iſt die Sehaxe in dieſem bedeutend über das Normalmaß
verlängert und das Auge kann kein klares Bild auf der Netzhaut
em=
pfangen. Es hat wohl zu allen Zeiten kurzſichtige Menſchen gegeben; ſo
erzählt man vom Kaiſer Nero, er habe ſich die Gladiatorenſpiele durch
einen hohlen Smaragd betrachtet, wodurch die nämliche Wirkung erzielt
wurde, die wir heute durch Anwendung von Concavbrillen erreichen.
Aber erſt in unſerer Zeit iſt man den Urſachen der Kurzſichtigkeit auf
die Spur gekommen, hat ſich doch auch erſt in den letzten Jahrzehnten
die Augenheilkunde einen gleichwertigen Platz unter den übrigen
Dis=
ciplinen der Medizin erobert.
Redner gab nun eine Erklärung für die Urſachen der Kurzſichtigkeit,
ſowohl der geerbten als der erworbenen, und ſchritt ſodann zu einer
Darlegung der Kurzſichtigkeitsverhältniſſe an unſeren Lehranſtalten. Die
Ergebniſſe langjähriger Unterſuchungen haben gezeigt, daß die
Kurzſichtig=
keit fortwährend in Zunahme begriffen iſt, ja ſie ſteigt ſogar von Klaſſe
zu Klaſſe; das Verhaltnis gab Redner in Prozentſätzen an. Man hat
die Kurzſichtigkeit im Sinne der Darwin'ſchen Anpaſſungstheorie erklären
wollen, indem man ſagte: unter den heutigen Lebensverhältniſſen erzeugen
eine Anzahl von Berufsartendie Kurzſichtigkeit, welche ihrerſeits gerade
für dieſe Berufsarten paßt; kurzſichtige Augen halten gewiſſe Arbeiten
länger aus, z. B. des Schriftſetzers, des Gelehrten ꝛc. Dieſe Auffaſſung
iſt aber ſehr mit Reſerve anzunehmen.
Herr Dr. Hoffmann verbreitete ſich des längeren über die kleinen
und großen Gefahren, welche Kurzſichtigkeit für den
Geſammtorganis=
mus mit ſich führt. In den Schulen ſet das Hauptaugenmerk auf eine
gute Beleuchtung zu richten, das ſchiefe Sitzen müſſe vermieden werden,
und zu Hauſe habe ebenfalls eine rationelle Behandlung des im Ent,
wicklungszuſtand begriffenen Kindes einzutreten, wofern ſich nicht
bei=
deutende Nachteile für die Augen ergeben ſollten. Was die
Ueberbür=
dungsfrage anlangt, ſo liegt hier weniger die Schuld an der geſteigerten,
Arbeit als an der ſchlechten unzweckmäßigen Bewältigung; vor allem iſt
zu ſehen auf vernünftige Abwechslung von Arbeit und Ruhe; das,
Arbeiten bei künſtlicher Beleuchtung iſt, wenn irgend möglich, zu ver
meiden, beſonders anſtrengend für ein ſchwaches Auge iſt das Notenleſen,
bei Kerzen= oder Lampenlicht. Für die Schulen dürfte es ſich empfehlen,
die ſchwarzen Schiefertafeln abzuſchaffen und durch weiße Tafeln zu,
erſetzen (wir machen hierbei die Anmerkung, daß dies in mehreren,
ſchweizeriſchen Privatſchulen bereits geſchehen iſt).
Von Handarbeiten iſt beſonders die Hohlſtickerei, bei welcher die
Farbe des Fadens mit der des Stoffes übereinſtimmt, den Augen wenig
zuträglich.
Dr. Hoffmann hatte es nicht vor, ſein Thema zu erſchöpfen, ſondern
wollte nur einen Ueberblick über den Gegenſtand geben, der ſeiner Natur,
nach wohl dazu angethan ſcheint, das Intereſſe aller derer in Anſpruch
zu nehmen, welche über die Pflege und Erziehung der Jugend zu wachen
haben.
K. Wie uns mitgeteilt wird, kommen im Gr. Hoftheater Faſtnachts=
Dienſtag am Vormittag zum erſtenmale die bereits an vielen deutſchen
Theatern mit außerordentlichem Erfolge gegebene Märchenkomödiel
„Aſchenbrödel” von C. A. Görner, und Abends die bekannte ſtets beliebte
Poſſe,Lumpacivagabundus” zur Aufführung. — Das reizende
Grimm=
ſche Mährchen iſt von Görner mit großem Geſchick dramatiſirt und wird
nicht blos den Kindern, ſondern auch den Erwachſenen große Freude
bereiten. Die Titelrolle ſpielt Fran Kläger, die muſikaliſche Illuſtration
des Stückes wird als reizvoll und anmutig, das dekorative
Arrange=
ment als ganz beſonders glänzend bezeichnet.
2 Zwei Fortbildungsſchüler, welche den Bewohnern der
Heinheimer=
ſtraße mit Steinen die Fenſter einwarfen, wurden zur Anzeige gebracht.
— Ein vagierender Scribent aus Brandenburg logierte ſich Mittwoch
Abend in ein Coupé II. Klaſſe der heſſiſchen Ludwigsbahn ein, wurde
dort von einem Kondukteur entdeckt und der Polizei überliefert.
Ein Handarbeiter in der gr. Bachgaſſe, welcher ſchon ſeit längerer Zeit
ſeine Ehefrau und Kinder mißhandelt, hat Mittwoch Abend in ſeiner
Wohnung auf ſeine Frau mittelſt eines Revolvers zwei Schüſſe
abge=
feuert ohne ſie zu treffen. Als die Frau daraufhin die Flucht ergrif
wurde ſie von ihrem Manne verfolgt und hat letzterer auf der
Straße=
wiederholt nach der Frau und dem ihm verfolgenden Publikum
ge=
ſchoſſen, bis er in der Holzſtraße von einem Metzgerburſchen überwäl
tigt wurde. Zur Verhütung weiterer Exceſſe wurde er in Polizeige:
wahrſam genommen. - Bei einer Wirtin in der Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße logierte ſich verfloſſenen Sonntag ein unbekannter Burſche unte
dem Vorgeben ein, er ſei hier an der Eiſenbahn beſchäftigt. Nachdem,
derſelbe einige Zeit gut gelebt, iſt er plötzlich verſchwunden, ohne ſein,
Zeche berichtigt zu haben.
Mainz. 12. Februar. Se. Königl. Hoheit der Großherzog
be=
abſichtigt dem Vernehmen nach zur Beſichtigung des Carnevalszugs am
Faſtnachtsmontag nach Mainz zu kommen.
Frankfurt a. M. Vom königlichen Polizeipräſidium erhält das
Fr. J. mit Bezug auf ein in der Stadt verbreitetes Gerücht, wonach
gegen die Hauptwache auf dem Schillerplatz ein gefährlicher
Dyna=
mit=Sprengungsverſuch gemacht worden ſei, die Mitteilung, daß,
nach dem vorläufigen Ergebniſſe der Unterſuchung eine ernſtlich auf
Zer=
ſtörung des Gebäudes gerichtete Abſicht des Thäters kaum angenommen
werden könne. „Soviel bis jetzt ermittelt, - heißt es in dem Schreiben,
- iſt eine längliche, dünne mit Pulver gefüllte Hülſe und, an ihr
be=
feſtigt eine angebrannte Zündſchnur an der den Schillerplaß begrenzenden.
Rückſeite des Hauptwachtgebäudes vorgefunden worden, deren Exploſion,
mit Rückſicht auf die Geringfügigkeit der Sprengmaſſe keinen irgend
er=
heblichen Schaden veranlaßt haben würde. Die Unterſuchung iſt
ein=
geleitet.!
Litterariſches.
- Geſpräche Friedrichs des Großen mit Henri de Catt,
welche nach der jüngſt erſchienenen Publikation der Königl. Preußiſchen
Staatsarchive für das größere Publikum überſetzt und bearbeitet
wor=
den ſind, werden demnächſt im Verlage von F. W. Grunow, Leipzig,
erſcheinen. Es wird wenig Bücher geben, die in allen Schichten des
Volks ſo lebhaftes Intereſſe erwecken können, mit ſolcher Teilnahme
be=
grüßt werden müſſen, wie dieſes. Denn jeder Deutſche trägt ja auch
heute noch das Heldenbild des galten Fritz= im Herzen, und in dieſen
Tagen, wo wir die Frucht ſeiner Saat zu ernten begonnen haben, muß
jedes deutſche Herz gepackt und gerührt werden von einem Buche, welches
Uns zeigt, wie dieſer Mann und König dachte, fühlte und ſprach zu einer
Zeit, da er im ſchwerſten Kampfe um ſeine und ſeines Volkes Exiſtenz rang.
Tageskalender.
Samstag, 14. Febr.: Ball des Geſangvereins Männerquartett Beſſungen
Chauſſeehaus). — Masken=Ball (Saalbau).
Masken=Ball dei
Geſangvereins Liederzweig Reſtauration Markwort). -
Generalver=
ſammlung der Freiwilligen Turner=Feuerwehr Beſſungen (Reſt. Kropp.)
Sonntag, 15. Februar; Maskenball im Katholikenverein.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Berantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.