148.
Jlhrgang
148.
Abonnementspreis
dierteljührlich 1 Mark zo Pf. inck.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartall inck. Poſtaufichlag.
rag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuftrirtes Unterhaltungsblatt.
Inſerate
werden angenommn: nDermſtadt
von der Expedttion, Rheinſtr. R. V.
mBeſſungen von Friedr. Blöher,
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auswärn
von allen Annoneen=Eweditionen.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamks, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
N3 15.
Donnerstag den 22. Januar.
1885.
Betreffend: Die Vertilgung der Blutlaus.
Darmſtadt, den 19. Januar 1885.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Im Verlage der Buchhandlung von Paul Parey in Berlin iſt ein im Auftrage des Königlich Preußiſchen Miniſteriums
für Landwirthſchaft, Domänen und Forſten von R. Goethe, Director der Königlichen Lehranſtalt für Obſt= und Weinbau
in Geiſenheim, über die Blutlaus, ihre Schädlichkeit, Erkennung und Vertilgung verfaßtes Schriftchen in zweiter Auflage
erſchienen. Dieſes Schriſtchen, welchem 13 nach der Natur gezeichnete Abbildungen auf einer Tafel beigeheftet ſind, kann
dem Studium der Lokalbehörden und Obſtbaumbeſitzer empfohlen werden.
Der Preis eines Exemplars beträgt 1 Mark, 25 Exemplare werden für 20 Mk., 100 Exemplare für 75 Mk. geliefert.
Wir ſind bereit den Bezug des Schriftchens zu vermitteln, wenn Sie uns bis Ende Februar Ihre Beſtellungen oder
die=
ſjienigen Ihrer Gemeindeangehörigen zukommen laſſen.
v. Marquard.
B e k a n n t m a ch u n g.
(623
Betr.: Die Nachſuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Dienſt auf Grund von Schulzeugniſſen.
Diejenigen jungen Leute, welche auf Grund ihrer Schulzeugniſſe die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Dienſt
nachſuchen wollen, werden hierdurch auf die nachfolgenden, bei Anbringung der Geſuche zu beachtenden Vorſchriften mit dem
Anfügen aufmerkſam gemacht, daß hiernach unvollſtändige Geſuche ohne Weiteres zurückgegeben werden.
1) Das Geſuch iſt bei der unterzeichneten Prüfungs=Commiſſion nur dann anzubringen, wenn der ſich
Mel=
dende im Großherzogthum Heſſen geſtellungspflichtig iſt, d. h. ſeinen dauernden Aufenthaltsort hat.
2) Die Berechtigung zum einjährigfreiwilligen Dienſt darf nicht vor vollendetem 17. Lebensjahr und muß
ſpäteſtens bis zum 1. Februar des Jahres nachgeſucht werden, in welchem der ſich Meldende das 20.
Le=
bensjahr vollendet. Der Nachweis der Berechtigung zum einjährigen Dienſt iſt bei Verluſt des Anrechts
ſpäteſtens bis zum 1. April desſelben Jahres zu erbringen.
3) Das Geſuch muß von dem Beteffenden ſelbſt geſchrieben ſein und iſt hierzu ein Bogen in Actenformat lnicht
Briefpapier) zu verwenden. Auch erſcheint es zweckdienlich, wenn ſtets die nähere Adreſſe angegeben wird.
4) Dem Geſuche ſind folgende Papiere beizufügen:
2. Geburtszeugniß:
b. ein Einwilligungs=Atteſt des Vaters oder Vormundes mit der Erklärung über Bereitwilligkeit und
Fü=
higkeit, den Freiwilligen während einer einjährigen activen Dienſtzeit zu bekleiden, auszurüſten und zu
verpflegen:
c. ein Unbeſcholtenheitszeugniß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnaſien, Realſchulen,
Pro=
gymnaſien und höheren Bürgerſchulen) durch den Director der Lehranſtalt, für alle übrigen jungen Leute durch
die Polizeiobrigkeit oder ihre vorgeſetzte Dienſtbehörde auszuſtellen iſt;
d. das Schulzeugniß.
Sodann wird noch beſonders bemerkt:
Zu pos. b: Daß in dem Einwilligungs=Atteſt die Erklärung des Vaters oder Vormundes, daß er in der Lage ſei,
den Freiwilligen während des einjährigen Dienſtes unterhalten zu koͤnnen, nicht ſehlen darf, und daß die Unterſchrift des
Vaters oder Vormundes beglaubigt ſein muß.
Zu pos. d.: daß die Schulzeugniſſe mit Ausnahme der Reiſezeugniſſe für die Univerſität und die derſelben
gleich=
geſtellten Hochſchulen und Reifezeugniſſe für die Prima der Gymnaſien und Realſchulen l. Ordn., ſämmtlich nach dem
Schema 17 zur Erſatz=Ordnung Cl. Theil der Wehr=Ordnung vom 28. Septbr. 1875 - Reg.=Bl. Nr. 55 von 1875)
ausgeſtellt ſein müſſen.
Im Uebrigen wird auf die Beſtimmungen der 88 88, 89, 90, 93 und 94 der angeführten Erſatz=Ordn. verwieſen.
Großherzoglich Heſſiſche Prüfungs=Commiſſion für Einjährig=Freiwillige zu Darmſtadt.
Der Vorſitzende: Gros.
[191
43
156
Nä 15
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Lehreurſus für Obſtbaumwärter bei Baumſchulenbeſitzer Th. Jäger zu Bensheim a. d. B.
Hur Heranbildung von tüchtigen Obſtbaumwärtern wird im Laufe des Frühjahrs 1885 wiederum ein Lehreurſus zur
Ertheilung von theoretiſchem und praktiſchem Unterricht im Obſt= und Weinbau, jowie den verwandten Wiſſenſchaften
er=
öffnet werden.
Die Theilnehmer haben ſich die erforderlichen Bücher und Geräthiſchaften auf eigene Koſten anzuſchaffen, was mit
un=
gefähr 16 Mark geſchehen kann. Ebenſo haben dieſelben für Logis und Koſt ſelbſt Sorge zu tragen. Herr Jäger wird in
dieſer Beziehung zur Auskunftsertheilung bereit ſein.
Der Unterricht wird unentgeldlich ertheilt. Der Frühjahrscurſus beginnt mit dem 2. März und endet mit dem
2. Mai l. J3. Der Sommercurſus beginnt mit dem 10. Auguſt und endet mit dem 29. Auguſt l. J3.
Der Unterricht umfaßt:
1) Obſtbau: in wöchentlich 6 Stunden. 3. Obſtbaumzucht, b. Obſtbaumpflege, c. Baum= und Rebſchnitt, d.
Pomo=
logie, e. Obſtbenutzung, übrige Zeit, k. Praktiſche Uebungen: Lehrer Jäger.
2) Hülfswiſſenſchaften in wöchentlich 5 Stunden: a. Lehre vom Bau und den Lebensverrichtungen der Pflanze,
b. Bodenkunde, c. Düngerlehre: Lehrer Seibert.
Den Schilern, welche es wünſchen, können nach ſtattgehabter Schlußprüſung Stellungen als Gärtner oder
Obſtbaum=
wärter durch Herrn Jäger vermittelt werden.
Es werden hiernach diejenigen, welche an beſagtem Unterricht Theil zu nehmen wünſchen, hiermit aufgefordert, ſich
baldthunlichſt bei demſelben mündlich oder ſchriftlich anzumelden. Wegen einer zu gewährenden pecuniären Unterſtützung ſind
die betreffenden Geſuche bei den landwirthſchaftlichen Bezirksvereinen reſp. deren Vorſtänden oder den Gemeindevorſtänden der
betreffenden Wohnorte einzureichen und werden dieſe hiermit freundlichſt gebeten, dieſer ſo wichtigen Angelegenheit ihre volle
Aufmerkſamkeit zuzuwenden.
Bensheim, den 8. Januar 1885.
Der H. Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Bensheim.
62¼
Dr. Uſinger.
Ueberſicht
der Durchſchnittspreiſe von folgenden Früchten
vom 1. bis 15. Januar 1885.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 18.-. — Korn per Sack
100 Kilo M. 16. -. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 19.-. - Hafer per Sack 100 Kilo M. 14. 50.
Darmſtadt, den 19. Januar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt.
Ueberſicht
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 1. bis 15. Januar 1885.
Butter per ½ Kilo M. - 88, desgl. in Partien 100 Kilo
M. - 75. — Eier per Stück 7½ Pfg., desgl. per 25 Stüchl
M. 1.88. —- Kartoffeln per 100 Kilo M. 4.75, desgl. per
25 Kilo M. 1. 40. — Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.50..
Heu per 50 Kilo M. 2.88.
625
Darmſtadt, den 19. Januar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt.
Bekanntmachung.
Die den Holzdrahtfabrikanten Karl
und Ludwig Weber dahier gehörigen/
Grundſtücke und zwar:
Flur. Nr. ⬜Meter.
1556 Acker im Bach=
7 3
gang,
7
4 1375 Acker daſelbſt,
59
2156 Acker daſelbſt,
ſollen Montag den 26. Januar 1885.
Vormittags 10 Uhr,
öffentlich an den Meiſtbietenden
ver=
ſteigert werden.
Darmſtadt, den 20. Januar 1885.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel. (626
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1. April zu beziehen.
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4
4½
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liſa=
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11272) Marienplatz 10 ein ſchön möbl.
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289) Marienplatz 4 ein freundl. möbl.
Zimmer zu vermiethen.
324) Schloßgraben 11 ein kl. möbl.
Zimmer billig zu vermiethen.
636) Saalbauſtr. 4 ein ſchön möbl.
Zimmer per ſofort zu vermiethen.
14
L4l
611) Eine Büglerin ſucht
Beſchäf=
tigung, am liebſten in einer Waſcherei.
Näheres Marienplatz 6.
Gesmcht,
ür einen militärfreien, ledigen, jungen
Mann aus guter Familie eine Stelle als
fI. Oekonomie=Verwalter auf einem
rößeren Gute. Derſelbe iſt in der prakt.
Arbeit gründlich zu Hauſe und mit allen
lechniſchen Neuerungen vertraut. Große
Anſprüche werden nicht erhoben. Gefl.
Off. beliebe man unter H. II. an die
637
Expedition d. Bl. abzugeben.
000
445) Ein junges Ehepaar ſucht ein
tichtiges Mädchen für Hausarbeit und
Küche. Lohn 150 Mark.
Wo? ſagt die Expedition.
526) Ein zuverläſſiges, nicht zu junges
Müdchen, das kochen kann und willig iſt,
fird gegen guten Lohn für Anfang März
ſoder früher zu miethen geſucht.
Näheres Rheinſtraße 6. mittlerer Stock.
5658) Junge Mädchen finden dauernde
ſheſchäftigung. Carlsſtraße 12.
566) Geſucht ein tüchtiges Mädchen,
2n einen kleinen Haushalt, das gut kochen
lann u. alle übrigen Hausarbeiten
gründ=
ich verſteht. Zu erfr. in der Exped.
6442) Ein kräftiges Müdchen mit
guten Zeugniſſen geſucht.
Frank'3 Stellenbüreau, Caſinoſtraße 2.
Ich ſuche eine geübte
HduoutnohollrhorI.
Hoinrich Hoosor,
Ludwigſtr. 12. (537az
eth
the in Lehrling mit guten Schulkennt=
G. niſſen wird geſucht.
[313
Wilhelm Schulz, Eliſabethenſtraße 25
Euz
Ganze Haushaltungswaſch wird
an=
genommen zum Waſchen u. Bügeln.
zu erfr. Schützenſtr. 21, Manſarde. 638
GES6GIU
Samstag den 24 Januar 1885, Abends= präcis 8 Uhr:
hrstes Coll
RI im Caalbal
zur
Vorfoior von Honart's ſoburtstag
und
D unter gütiger Mitwirkung der Großh. Hofopernſängerin Frl. G
Wooge und des hieſigen Quartettvereins.
Karten für Nichtmitglieder ſind bei den Herren A. Bergſträßer,
G M. Bölling und G9. Thies, ſowie Abends an der Kaſſe Mk. 2,
H zu haben.
Mitgliederkarten verabfolgt Herr W. Pfeil, Eliſabethenſtraße 5.
H
(63O
Der Vorstand.
GO00000000oooGtoooooo00000000
Geſchäftseröffnung
und Empfehlung.
Einem verehrlichen Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich morgen
in Beſſungen, Hofgartenſtraße) Nr. 12, eine Rinds- und
Sehweine-
metrgerei eröffnen werde und empfehle unter Zuſicherung ſtreng reeller Bedienung
bei billigſten Preiſen nur prima Waare. Gleichzeitig bringe meine Wirthschaſt
in empfehlende Erinnerung, in welcher für ein gutes Glas Bier, kalte und warme
Speiſen ſtets Sorge getragen iſt. Geneigtem Zuſpruch entgegenſeheyd, zeichnet
Achtungsvoll
(581
Carl WEscher.
Auswanderern zur Nachricht!
Ich bin nicht, wie es in dem Darmſtädter Adreßbuch eingetragen iſt, Unter=
Agent für Herrn Bücking in Alsfeld, vielmehr befördere ich jede Woche 2 Mal
für den „Norddeutſchen Lloydu in Bremen, jede Woche 2 Mal für die Paquet=
Schiffe in Hamburg, jeden Samstag für die „Red=Star=Linie; in Antwerpen, jeden
Samstag für die „Niederländiſchen Poſtſchiffe; in Rotterdam nach den verſchiedenen
Seehäfen in Amerika und zwar zu herabgeſetzten Preiſen,
Darmſtadt, im Januar 1885.
(640
L. Demmth, Saalbauſtraße 36.
ATESPOAN
auf der Pallaswiese wieder eröffnet.
(641
Der Vorſtand des Hchlittſchuhclubs.
Fine Dame ertheilt
Malunterricht.
Auskunft durch Herrn Dr. Körner,
Kiesſtraße 65.
[137
Fordorungen
jeder Art an den Nachlaß der verſtorbenen
Wilhelmine Oeſtreicher bitte ich
läng=
tens bis zum 26. d. M. bei mir
einzu=
reichen, indem ſpätere Forderungen nicht
mehr berückſichtigt werden können. (574
Ph. Oeſtreicher, Kirchſtr. 25.
ah) Fir ain Mungsſahe
Bonsthatelabrik
wird ein Vertreter geſucht.
Reflectirende wollen ſich bei Herrn
Bäckermeiſter J. Spengler,
Gra=
fenſtraße, melden.
(575
Litherunterrioht
nach Baier's und Darr's vorzüglicher
Methode wird ertheilt. Näheres Exped.
4 15
Täglich auch Montags. - Ausführliche
politischz Mitthellungen, obectiv, mit
M wiedertabe interessanter
Meinugsäusse-
rungen aus der Pregse aller Parteien.-
Nnchrichten üher Theater, Musile. Kunst,
Wissenschaſt:Gerichtshalle, Jocale
Nach-
richten. - Spenuende Romane.
Sorgfäl-
hzige Boͤrsen- und Handelsnachrichten.-
Vollständiges Bertmer, Coursblatt.
Letterielisten. - Amtliche Nachrichten.
A6 ſGratie.) Veilegen: 1. Neueste Berliner
45 Fegende Matter ſillustrird. 2.
Unter-
haltongshlatt. 3. Die Hausfrau. 4. Leitvug
für Landwirthschaſt und Gartendau 5.
Neueste Moden fillustrirt und
Schnitt-
muster). 6. Verloosungsblatt. (betr.
Obli-
gationen. Prioritäten und Anlehensloose.)
f. .
G.
C
n.
7)
H. Lvaue duailah-Namfiir. da
Aödern AuuNoſoinondde Rldo fiöc d.
W
Eai=2.
Her La
Lab-
„
Rheinſalm,
Auſtern,
Turbot,
Hummer,
Zander,
Aal,
Cybtiau,
Hechte,
Schellfiſche,
Karpfen,
riſch gwäſſerten Stockfiſch
und Labberdau,
grüne ſung ſalzene) Härinne
Donnerstag Nachmittag eintreffend.
GAN
x
R6OL. VOOtHee,
(643
Hoflieferanten.
A. Vergstraesser's
Hofbuch=
handlung wünſcht zu kaufen und
zahlt annehmbare Preiſe:
1 Kriegs=Kalender ſ. d. großh.
heſſiſchen Truppen,
erſchienen 1847, und
1 Ueberſichtliche Beiträge 3.
Geſchichte d. großh. heſſiſchen
Militärſtaates v. e. Officier,
erſchienen 1856.
(644
(Beſucht zum 15. April eine
Woh-
nunz von 3 bis 4 Zimmern mit
allem Zubehör in guter Lage von zwei
Damen. - Offerten an die Expedition
d. Bl. unter C. D.
[417
und Holgo-
Holländisehs
lanuor
Donnerstag und Freitag friſch
eintreffend.
„OTIE EARGdu,
Mathildenplatz 1.
Geſucht
halbe Logenplätne I. Rang
Näh. in der Expedition d. Bl.
Wohnungs=Geſuch.
Eine ruhige anſt. kl. Familie ſucht in
Entfernung v. 10-15 Min. v. d.
Ludwig=
ſtraße nach der Rheinſtraße zu eine ſaubere
freundl. Wohn. v. 2 Zimm., 1-2 Kab.
u. Zubeh. bis Mitte März. Off. mit
ge=
nauer Preisnotirung erb. unter A. 55
(646
an die Expedition d. Bl.
Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
Caramellen a Beutel 30 und 50 Pfg., und
Malz=
extract (Schutzmarke „Huſte=Nicht() von C. 9.
Pietſch u. Co, in Breslau, Altbüſſerſtraße 8 9
als anerkaunt wirkſam bewährt! Zu haben bei
(13360
d. L. Kriegk.
Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady. Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer „Neckar” Kapitän Buſſius,
vom Nordd. Lloyd, welcher am 4. Januar
von Bremen abging, iſt am 19. Januar in
New=York angekommen.
æireainriadtrtirzii
Wochen=Gottesdienſt der evangel.
Civilgemeinde.
Freitag den 23. Januar in der Stadtkapelle:
um 6 Uhr: Miſſionsſtunde: Herr Conſiſtorialrat
Pfarrer Dr. Ehlers aus Frankfurt.
CAinitni,
1⁄
E1 VGIAI5
zu vermiethen, enthaltend 4 Zimmer und
Gartenantheil. Näheres
Niederramſtädter=
ſtraße 43.
(174
Von einer alten deutſchen
Lebensver=
ſicherungs=Geſellſchaft wird für Heſſen=
Darmſtadt ein
Auspeetor
geſucht. — Gewandte, ſolide
Perſönlich=
keiten, welche einen großen Bekanntenkreis
beſitzen, belieben ihre Offerten mit
curri-
culum vitae unter D. P. 6427 an die
Annoncen=Expedition von G. L. Daube
m. Co. in Köln gelangen zu laſſen. (647
Ssraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge.)
Samstag den 24. Januar.
Vorabendgottesdienſt: um 4½ Uhr.
Morgengottesdienſt; um 8½ Uhr.
Predigt um 91 Uhr.
Nachmittagsgottesdienſt um 31 Uhr.
Sabbathausgang um 5 Uhr 35 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
Hr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag den 24. Januar:
Vorabend 4 Uhr 20 Min.
Morgens8 Uhr.
Nachm. 3 Uhr 30 Min.
Sabbathauog. 5 Uhr 35 M.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag, 25. Jan. an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr — Min.
C.
W
6290)
Klein geſchnittenes
Buchen= u. Tannenholz
1. Qual., in Rmtr. und Ctr. billigſt
be=
rechnet, liefert die Dampfholzſchneiderei von
Martinſtraße
A. 90ba818k, 14.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 22. Januar.
14. Vorſtellung in der 5. Abonnements=Abtheilung.
Rothe Karten gültig).
Robert der Teufei.
Große heroiſche Oper in 5 Akten. Muſik von
G. Meyerbeer.
53 Helene . Fräul. Weiger, vom Stadt=
Theater in Bremen, als Gaſt.
Akt 3. Große Ballet=Scene, ausgeführt von
Fräul. Weiger a. G. und den Damen des Corps
de Ballet.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen 10 Uhr.
nAn
Freitag, 23. Januar.
15. Vorſtellung in der 5. Abonnements=Abtheilung.
Blaue Karten gültig.
Zum erſten Male wiederholt:
Die große Glocke.
Luſiſpiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Gold=Cours.
Guſſiſche Impertalh
„
20 Franken-ſtückr
Engliſchr Soverainnb .
Dullars in Hold
N. 1668-72
„ 16.16-19
„ 20. 35 -40
4.17-21
„
(648
Dankſagung.
Allen Freunden und Bekannten, welche bei der
Be=
erdigung der
Frau Dorothea Dambmann, Wwo.,
eine ſo herzliche Theilnahme bewieſen haben, ſagen wir hiermit
unſeren innigſten Dank.
Darmſtadt, den 21. Januar 1885.
Familie Rarl Borgmann.
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 22. Januar.
Deutſches Reich. Nach einer Meldung des Reichsanzeigerso iſt
5. M. der Kaiſer in Folge einer Erkältung ſeit Montag genötigt, das
Bett zu hüten. Der Opernball iſt aus dieſer Veranlaſſung auf den,
30. d. M. verſchoben worden.
Der Militäretat hat den Reichstag auch noch während der ganzen
Sitzung vom Montag beſchäftigt, ſo daß die Spezialdehatte über den
gleichfalls auf der Tagesordnung ſtehenden Juſtizetat erſt am Dienstag
begonnen werden konnte. Der größte Teil der Montagsſitzung wurde
durch die Debatte über die zum Bau einer Unteroffizier=Vorſchule in
Neu=Breiſach (Elſaß) geforderte Summe von 289000 M. ausgefüllt.
ne
ract=
em
us
Der fragliche Gegenſtand hat den Reichstag ſchon früher wiederholt
be=
ſchäftigt, aber die Poſition wurde trotz warmer Befürwortung ſeitens
der Vertreter der Reichsregierung ſtets abgelehnt und das nämliche
Schickſal widerfuhr ihr auch diesmal. Von konſervativer Seite
bean=
tragte Abg. v. Maſſow unter Hinweis auf die Notwendigkeit, den
Un=
teroffiziersſchulen gut vorbereitete Zöglinge zuzuführen, die Bewilligung
der Forderung. worin er von Dr. Bürklin (nat.=lib.) und auch vom
h. Abgeordneten Grafen Moltke unterſtützt wurde, der namentlich darauf
hinwies, daß es dringend wünſchenswert ſei, dergeſtalt die militäriſch
mel tüchtige elſaß=lothringiſche Bevölkerung für unſeren, für die Armee ſo
wichtigen, Unteroffiziersſtand zu gewinnen. Aus finanziellen Gründen
erklärten ſich indeſſen die Redner der Deutſchfreiſinnigen und Abg. Dr.
Windthorſt gegen die Forderung, wobei Abg. Richter darauf hinwies,
7) daß es ſich hierbei keineswegs um eine nationale Frage - entgegen den
Ausführungen des nationalliberalen Abgeordneten Fiſcher (Abgeordneter
für Um) - handle, im Uebrigen habe die deutſchfreiſinnige Partei
Dutzende von Millionen für die Befeſtigungen von Elſaß=Lothringen
be=
willigt, ebenſo die Forderungen für den Ausbau der Reichseiſenbahnen,
für die Univerſität Straßburg u. ſ. w. Obwohl Kriegsminiſter
Bron=
gart v. Schellendorf wiederholt warm die Bewilligung der Poſition
be=
fürwortete, wurde dieſelbe, entſprechend dem betreffenden
Kommiſions=
antrage, mit geringer Majorität abgelehnt; der übrige Teil der Sitzung
war von keinem allgemeinerem Intereſſe.
Der Reichstag genehmigte am 20. Januar den dentſchgriechiſchen
Handelstag in 1. und 2. Leſung.
Dem Reichstage iſt am 21. der Oechelhäuſer'ſche Börſenſteuerantrag
5. mit der nachträglich getreffenen Abänderung zugegangen, daß die Be=
1⁄ ſteuerung nicht von 1000, ſondern von 5000 M. ab beginnt und die Steuer
auch bei Geſchäften von über 100000 M. ſteigt und zwar für je 100 000
Um 2 M. Gleichzeitig gieng dem Reichstag der Antrag Ackermann,
Biehl, Kleiſt=Retzow und Schorlemer=Alſt zu, betr. Abänderung der
3 Gewerbeordnung (enthaltend Beſtimmungen über den
Befähigungsnach=
weis, die Arbeit an Sonn= und Feſttagen, ſowie die Nachtarbeit.
Der Abgeordnete v. Benda erhielt auf die dem Reichskanzler über=
„
reichte, aus ſeinem Wahlkreiſe eingeſandte Adreſſe ein Dankſchreiben des
5. Fürſten Bismarck vom 17. Januar, worin dieſer Herrn v. Benda bittet,
ſeinen Wählern für dieſe Beurkundung ihres Wohlwollens und Ver=
VTrauens ſeinen verbindlichſten Dank auszuſprechen. Die große Zahl von
Mlunterſchriften ſei ihm ein erfreuliches Zeichen für die fortſchreitende
18) Erkenntnis der Gefahr, welche für die Zukunft des Reiches in der
Zer=
ſetzung der Volksvertretung durch die Fraktionspolitik liege Darin
finde er eine Ermutigung, im Kampfe gegen die feindliche Coalition
verneinender Geiſter aus uharren.
Der Reichskanzler hatte bekanntlich in der Reichstagsſitzung vom
10. Januar bei der „Kamerun=Debatten die Bemerkung fallen laſſen,
111daß die Eingeborenen in Neu=Guinea die dortige deutſche Occupation
¾ hinausgeworfen; hätten. Weiter inzwiſchen eingelaufene Depeſche=
be=
zeichnen aber dieſe Mitteilung als unbegründet; es handelt ſich hierbei
2
Lediglich um einen Proteſt, den ein nicht in Neu=Guinea lebender
Aus=
lung 5
länder, welcher im engliſchen Intereſſe ſteht und wirkt, gegen die deut=
„
ſche Beſitzergreifung von Neu=Guinea eingelegt hat, und mit dieſem
k von Slpapierenen Widerſtand wird die Bismarck'ſche Staatskunſt wohl fertig
werden. Erfreulicher Weiſe kann die „Köln. 3tg.”, welche dieſe Berich=
⁄6tigung bringt, mitteilen, daß im Uebrigen die Bemühungen des deutſchen
Etad. 211 Handels. auf Neu=Guinea feſten Fuß zu faſſen, die beſten Forſchritte
21
machen.
t von
24
Die „Nordd. Allg. 3tg.” ſchreibt: Es iſt auf amtlichem Wege in
CorP-
Madrid feſigeſtellt worder daß es einen ſpaniſchen Schuldirektor An=
184
1 tonio Borgesſilva in Fernando Po nicht gibt. Ob der vom Reichskanzler
Uhr.
imn der Reichstagsſitzung vom 0. Januar verleſene Brief an ein polni
ſches Blatt überhaupt echt war, laſſen wir dahingeſtellt ſein. Wer aber
5
duch der Verfaſſer deſſelben ſein möge, die Zuverſicht Bismarcks, daß
lun
Ess der Genoſſe Rogozinsk's bei den deutſchfeindlichen Umtreben im Kame=
4
rungebiete ſchwerlich im Sinne der uns engbefreundeten ſpaniſchen Re
2
gierung gehandelt habe, beſtätigt ſich vollauf. Letztere erteilte nach Fer=
5
nando Po Befehle, um die Sache zu unterſuchen und den Umtrieben auf
ihal. nolſpaniſchem Boden eine Ende zu machen. Man halte es in Madrid für
möglich, daß der Genoſſe Rogozinski's ein Neger oder Mulatte und im
212l Dienſte der engliſchen Mthodiſtenmiſion in Fernando Po ſein könne.
5
Aus Kiel wird berichtet, daß die alsbaldige Indienſiſtellung des
Panzerſchiffes „Bayern” mit voller Beſatzung (354 Mann) angeordnet
8.ſ. Os worden iſt. Außer dem „Bayern! wird ſicherem Vernehmen nach dem=
6-½nüchſt noch ein anderes Punzerſchiff in Dienſt geſtellt werden. Beide
LæelSchiffe werden Probefahrten unternehmen.
Die Panzerſchiffe „Kron=
54S
prinz= und „Friedrich Carl= werden gegenwärtig mit Torpedo=Armie=
5 =grung verſehen.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus begann am Montag die erſte
Leſung des Etats. Aus den Ausführungen des Finanzminiſters iſt
3¹⁄
913folgendes hervorzuheben: Der Etat pro 1883-84 habe die gehegten Er=
90
dl
4½1
and=
her uio.
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bis.
hule Fach.
.meml
wartungen um 3 Millionen Mark übertroffen. Der Geſammtüberſchuß,
welcher namentlich aus den Eiſenbahnen herrühre, betrage 20 Millionen,
die zur Tilgung der Eiſenbahnſchulden ihre Verwendung finden. Für
das laufende Jahr ſei ein Ueberſchuß von 10 Millionen zu erwarten,
darunter 3 Millionen aus der Forſtverwaltung, welcher Betrag ſich bei
der dringend wünſchenswerten Erhöhung des Holzzolles noch ſteigern
werde. Bezüglich der Höhe der Matrikularbeiträge des Etats pro
1885-86 bemerkt der Miniſter, daß dies kein Fiasko der gegenwärtigen
161
15
Wirtſchaftsporitk ſei, ſondern die Notwendigkeit der weiteren
Ausbil=
dung der indirekten Steuern durch das Reich beweiſe.
In Berlin eingetroffenen Berichten des „Reuter'ſchen Bureauss aus
Petersburg zufolge war die Ermordung des Polizeirats Dr. Rumpff in
Frankfurt ſeit längerer Zeit vorbereitet und wurden bereits ſeit Monaten
alle Bewegungen des Ermordeten durch die Anarchiſten überwacht.
Oeſterreich=Ungarn. Die hochoffiziöſe Wiener „
Montagsrevue=
ſchreibt über die Politik des italieniſchen Miniſteriums: „Unverkennbar
ſtrebt Italien die Erweiterung ſeiner maritimen und kommerziellen
Großmachtſtellung an und das italieniſche Miniſterium iſt gewillt, zu
dieſem Zwecke Wege einzuſchlagen, welche ihm auch dann als die
geeig=
netſten erſcheinen, wenn dieſelben ſich auch von denjenigen der bisherigen
Bundesgenoſſen Italiens trennen. Das deutſch=öſterreichiſche Bündnis
bietet keinen Raum für aktive Unternehmungen derjenigen Mächte, welche
ſich ihm angeſchloſſen haben, ſondern iſt als ein eminentes
Friedens=
bündnis eher von Regungen der Abneigung gegen Unternehmungen
er=
füllt, welche immerhin zu Gegenſätzen und Verwickelungen zwiſchen den
Mächten führen können. Das italieniſche Miniſterium ſieht die
Frie=
densintereſſen Ilaliens durch das Verhältnis zum Zweikaiſerbunde
ge=
wahrt und die Aktionsfreiheit Italiens durch das Verhältnis zu
Eng=
land geſchützt, und ſo lange man in Italien dieſe Beziehungen zu
ver=
einigen vermag, kann darin die Vorausſetzung einer weiſen, den
Bedürf=
niſſen des italieniſchen Volkes angepaßten Politik erblickt werden.
Trotzdem iſt es wahrſcheinlich, daß Italien, vor die Wahl geſtellt, auf
die urſprünglichen Bedingungen ſeiner politiſchen Stellung in Europa
zurückgreifen wird. Die politiſchen Lläne Italiens ſind demnach durch
Rückſichten auf Deutſchland und Oeſterreich begrenzt, und ſchon dieſer
Umſtand iſt eine Bürgſchaft dafür, daß dieſelben gefährliche und den
allgemeinen Frieden erſchütternde Dimenſionen, wie ſie durch Ehrgeiz
und nationale Selbſtſucht hervorgerufen werden können, niemals
an=
nehmen werden.
Dem öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe gingen am 20. Januar
Geſetzentwürfe gegen die gemeingefährlichen ſozialiſtiſchen Beſtrebungen
und gegen den gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengſtoffen zu.
Er=
ſterer betrifft Vereine, Verſammlungen und Druckſchriften ſozialiſtiſcher
Tendenz und ſoll vorläufig nur eine Geltungsdauer von fünf Jahren
haben. Die Hauptverhandlung bei Anklagen erfolgt nach dem Geſetz
über zeitweilige Einsellung der Schwurgerichte. Das Geietz über die
Einſtellung der Schwurgerichte in Wien, Kornneuburg und Wiener=
Neu=
ſtadt tritt außer Kraft. Das=Sprengſtoffgeſetz iſt dem engliſchen und
deutſchen nachgebildet. — Die Annahme dieſer Vorlagen ſeitens aller
Parteien des am 20. eröffneten Reichsrates darf mit Sicherheit
er=
wartet werden.
Frankreich. Die Gerüchte von einem Bruche zwiſchen Frankreich
und dem Vatican, die infolge des Umſtandes entuanden waren, daß
der päpſtliche Nuntius in Paris plötzlich nach Rom berufen worden iſt,
werden von dem klerikalen Journal „Le Monder formell für unbegründet
erklärt. Das Blatt hebt hervor, das nächſte Konſiſtorium ſei ſpecell
dazu anberaumt worden, um die neuen franzöſiſchen Biſchöfe zu
vräco=
niſieren, auch werde wahrſcheinlich die Frage der 3 franzöſiſchen
Kardi=
näle demnächſt gelöſt werden. - Aus Oſtaſien iſt die uberraſchende
Nachricht eingegannen, daß die Chineſen mit Flottenmacht in See
ge=
gangen ſind. um den Admiral Courbet anzugreifen und die Blokade
Formoſas zu durchbrechen. Ueber die Gegenmaßregeln Courbet's verlautet
noch nichts: daß derſelbe eine Niederlage erlitten habe, wird von der
„Agence Havas; dementiert.
Der neue franzöſiche Kriegsminiſter
Lewal gedenkt ein eigentümliches Experiment, eine Mobiliſierung im
Kleinen vorzunehmen. Er will nämlich die in Tonſing ſtehenden
a=
taillone durch Freiwillige aus der aktiven Armee, welche mindeſtens ein
Jahr gedient haben, kompletieren und die hierdurch in der Armee
entſtehen=
den Lücken durch eine entſprechende Anzahl der zur Dispoſition
Ge=
ſtellten ausfüllen. Der betreffende Geſetzentwurf ſoll den Kammern
nächſtens unterbreitet werden.
England, Gladſione präſidierte am 19. d. M. nachnittags einem
Kabinetsrat, welchem alle Miniſter beiwohnten.
Wie die „Daily News” erfahren, haben die auſtraliſchen
Regie=
rungen um weitere Information über den Zeitpunkt gebeten, an
wel=
chem das Kolonialamt von der Abſicht Deutſchlands, Annexionspolitik
in der Cüdſee zu verfolgen, Kenntnis erhielt. Die Kolonien erhielten
die Verſicherung, daß keine Abmachung zwiſchen der deutſchen und
eng=
liſchen Regierung beſtand.
Spauien. In der Deputiertenkammer interpellierte am 20. d. M.
der republikaniſche Abgeordnete Labra über die auswärtige Politik.
ins=
beſondere über die Stellung Spaniens zu Deutſchland und Italien und
forderte eine kluge, weitſehende Politik. Canovas wies auf die
Wider=
ſprüche in den Ausführungen Labra's hin. Derielbe fordere einerſeits
weitſehende Politik und tadele andererſeits die hierzu erforderliche
mili=
täriſche Entwickelung Spaniens. Ueber Deutſchland ſprach ſich Canovas
in der achtungsvollſten Weiſe aus. Gleichzeitig beſtätigte er, daß
zwi=
ſchen Spanien und Italien herzliche Freundſchaft beſtehe. Spanien
werde dieſelbe aufrechterhalten, weil ſie in ſeinem Intereſſe liege. Canovas
lehnte es ab, auf die Fragen einzugehen, welche die Beziehungen zwiſchen
Italien und der Kurie betreffen. Spanien wolle der Kurie gegenüber
ſeine Unabhängigkeit wahren, er wünſche aber auch in Spanien den
Katholicismus und Achtung vor der Religion zu erhalten. Das
un=
patriotiſche Beſtreben der Oppoſition, Spanien mit den Mächten zu
entzweien, werde erfolglos ſein.
M
162
Schweden. Der Reichstag iſt am Montag vom König mit einer
Thronrede eröffnet worden; dieſelbe kündigt u. a. eine Reihe von
Ge=
ſetzentwürfen an, neue Steuern oder eine Steuererhöhung ſind nicht
beantragt.
Rußland. Der finnländiſche Landtag iſt am Montag durch den
Generalgouverneur Graf Heyden im Namen des Kaiſers zu Helſingfors
eröffnet worden. Graf Heyden verlas die in ruſſiſcher Sprache
abge=
faßte Thronrede, die von einem Senator ins Schwediſche und Finniſche
überſetzt wurde. Der Landtag verſicherte dem Kaiſer ſeine Dankbarkeit
und Ergebenheit.
Die deutſche Kolonie in Odeſſa hat beſchloſſen. bei der Jahresfeier
der Wiedererrichtung des Deutſchen Reiches den 70. Geburtstag des
Fürſten Bismarck feſtlich zu begehen und demſelben durch eine
Deputa=
tion ein Ehrengeſchenk überreichen zu laſſen.
Türkei. Berichten aus Konſtantinopel zufolge habe der Sultan
befohlen, daß ein 6000 Mann ſtarkes Expeditionskorps Suakim beſetzen
ſoll. Die Koſten würden durch die Einkünfte gewiſſer Cgypten gehöriger
Territorien am Ufer des Roten Meeres garantiert werden. Die
reli=
giöſe Partei im Palaſte ſei gegen die Expedition.
Coypten. Aus Port Said wird unterm 20. d. M. berichtet, daß
infolge heftigen Sturmes die Schiffahrt auf dem Suezkanal eingeſtellt
werden mußte. Alle Schiffe ſind in Sicherheit.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Januar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Premierlieutenant Müller vom 2. Großh. Infant.=Regt. Nr. 116, den
Zahlmeiſter Frhrn. y. Zedlitz=Neukirch von der Großh. Train=
Kom=
pagnie; zum Vortraͤg, deiz Miniſterialpräſidenten Weber, den Geheimerat
.
Dr. Becker.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog beſuchten geſtern abend
das Ballfeſt, welches von dem Offiziercorps des 1. Großh. Dragoner=
Regiments Nr. 23 im Hotel „Zur Traube= gegeben wurde.
Wegen des Ablebens Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Auguſt
von Württemberg iſt auf Allerhochſten Befehl eine Hoftrauer bis
zum 27. l. M. einſchließlich angeordnet worden.
Militärdienſtnachricht. Winter, Major, aggregiert dem
2. Großh. Inf.=Regt. Nr. 116 mit Penſion zur Dispoſition geſtellt.
In dem Miniſterhotel, Neckarſtraße, welches im Innern
gegenwärtig reſtauriert wird und daher unbewohnt iſt, entſtand in der
Nacht von Montag auf Dienstag Feuer, welches jedoch noch
recht=
zeitig bemerkt wurde, ehe es zum völligen Ausbruch gelangen konnte.
Prinzeſſin Gerta von Iſenburg=Büdingen (Tochter des
Fürſten Ferdinand) hat ſich mit dem Prinzen Wilhelm von Sachſen=
Weimar verlobt.
Tagesordnung für die Donnerstag den 22. Januar, nachmittags
präcis 3 Uhr, ſtattfindende öffentliche Sitzung der Stadtverordneten=
Verſammlung: 1) Mitteilungen. 2) Geſuch des Peter Klippert, ſein
Bauweſen in der Nähe der Faſaneriemauer betr. 3) Ankauf von Gelände
zur Beckſtraße. 4 Geſuch des kath: Kirchenvorſtandes, die Bedürfniſſe
der hieſigen;kath. Nirchengemeinde betr. 5) Geyaltsverhältniſſe der
Volksſchullehrer. 6) Verbreiterung der Kiesſtraße. 7) Uebernahme der
Vorſchule des Gymnaſiums.
- Herr: Bergrat=Tecklenburg wird Freitag abend 8 Uhr im
Lokalgewerbperein über den Thon und ſeine Verwendung in der
Induſtrie ſprechen, ein Themä, das beſonders unſere Gewerbtreibende
intereſſieren dürfte.
Nach dem Großh. Kataſteramit hatte Darmſtadt geſtern früh
6 Uhr -10500 C. bei No. und völlig heiterem Himmel.
— Die Eisbahn auf der Pallaswieſe iſt nunmehr wieder eröffnet.
Mainz, 20. Januar. Zur Errichtung einer Siechenanſtalt für
die Provinz Rheinheſſen'gat das Großh. Miniſterium die Aufnahme
eines Kapitals von 350000 M., welches mit 4 pCt. zu verzinſen und
mit ½ pCt jährlich zu amortiſieren iſt, genehmigt.
Mannheim, 21. Januar. Das Signalement des am 19. d. in
Hockenheim verhafteten Mannes ſtimmt nach einer Mitteilung
der „N. Bad. Landesztg." mit dem von der Kriminalpolizei in
Frank=
furt bekannt gegebenen Signalement des vermutlichen Mörders des
Polizeirats. Rumpf überein. Dem Vernehmen nach hat der Verhaftete,
an deſſen innerer Handfläche ſich eine etwa 8 Tage alte Schnittwunde
befindet, ſich vor 8 Tagen in Frankfurt aufgehalten. — Ueber die
Einzelheiten der Verhaftung wird noch nachſtehendes mitgeteilt: Das
betreffende Individuum wurde in Hockenheim von einem Gendarmen
angehalten und eine Viſitation ſeiner Papiere vorgenommen, die der
Gendarm ſofort als falſche erkannte. Nunmehr ſollte die Verhaftung
vorgenommen werden, der jener ſich durch Flucht entziehen wollte. Der
betr. Gendarm verfolgte ihn, der Gauner wandte ſich um und feuerte
einen Revolverſchuß auf ſeinen Verfolger, aber o ne jedoch denſelben zu
treffen. Zwei Hockenheimer Landwirte, welche Zeuge dieſes Vorgangs
waren, wollten nunmehr den Attentäter feſthalten, auf welche derſelhe
noch zwei weitere Schüſſe abgab. Die beherzten Männer überwältigten
nunmehr den Fliehenden und brachten ihn in Gemeinſchaft mit dem
Gendarmen nach Schwetzingen, von wo aus er mit dem nächſten Zuge
feſtgeſchloſſen und unter Begleitung zweier Gendarmen an die
Staats=
anwaltſchaft in Mannheim abgeliefert wurde. Am nämlichen Abend
noch wurde ein kurzes Verhör vorgenommen, wobei der Arreſtant,
welcher übrigens den Eindruck eines ganz verwegenen Menſchen macht,
ganz widerſprechende Angaben in Bezug auf ſeine Perſonalien abgab.
ſEinmal gab er an, Schreiner, das anderemal Schuhmacher zu ſein.
Man fand bei dem Verhafteten, der anſtändig gekleidet iſt, den noch
mit 3 Patronen geladenen Revolver, mehrere Patronen und etwa
12 Mark Geld. Es wird ferner berichtet, daß auf telegraphiſche
Requiſition Frankfurter Polizeibeamte ſich nach Mannheim begeben
haben, um den Verhafteten zu rekognoszieren.
Frankfurt, 19. Januar. Ueber das Fahren mit
Velocipe=
den curſiert jetzt dem Vernehmen nach zur Begutachtung bei den Polizei=
Revier=Kommiſſarien und durch deren Vermittelung wiederum bei den
Velocipedeu=Klubs der Entwurf einer Polizei=Verordnung. Derſelbe geht
davon aus, daß ſeitens vieler Velocipedfahrer die beſtehenden
ſtraßen=
polizeilichen Vorſchriften, namentlich das Verbot des Befahrens der
Fuß=
wege und Bürgerſteige, übertreten, auch ſcheuenden Wagen= oder
Reit=
pferden gegenüber die nöthigen Rückſichten nicht genommen werden, ohne
daß es möglich wäre, die Perſon des ſchnell davoneilenden Fahrers
feſt=
zuſtellen und ſeine polizeiliche Beſtrafung zu ermöglichen.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, den 20. Januar.
B. Die heutige Wiederholung der Oper „Der Widerſpänſtigen
Hähmung= beſtätiate vollauf den Eindruck, den wir bei der erſten
Auf=
führung des Werkes empfunden hatten, man muß ſich nur verwundern,
daß die feine und geſchmackvolle Götz'ſche Muſik doch eigentlich nicht
recht die ihr gebührende warme Aufnahme findet, das Publikum
ver=
hielt ſich heute, ſelbſt den Glanzſtellen des Werkes gegenüber,
merk=
würdig indifferent. Hunslick, der muſikaliſche Kritiker der Wiener
„Neuen freien Preſſeyj dei man, abgeſehen von ſſeiner' ſeltſamen
Stel=
lung zu Richard Wagner, die Eigenſchaft eines erfahrenen Opernkenners
nicht abſprechen kann, ſchrieb anläßlich der erſten Aufführung der
„Widerſpänſtigen; in Wien über die Muſik der neuen Oper (1875]
n. a.: Sie iſt nicht leicht mit wenigen Worten zu charakteriſieren. Von
Anfang bis zu Ende bietet ſie dem Hörer erfreuliche Anregung und
entläßt ihn mit jenem reinen, harmoniſchen Totaleindruck, welchen nur
künſtleriſche Sittlichkeit und Bildung ſich erzwingen. Die Muſik zur
„Widerſpänſtigen” tritt durchaus würdig und beſcheiden auf, mit nobler
Gelaſſenheit, feſt in den Konturen, überaus ſorgfältig in der
Aus=
malung, überall gewählt, oft geiſtreich, nirgends trivial.” Herr de Haan
hat in ſeinem Vorbericht bereits betont, daß Götz niemals vergeſſen hat,
daß er in erſter Linie Muſiker ſei. Das zeigt ſich auch beſonders darin,
daß der Komponiſt ſeine Motive nicht an beſtimmte Perſonen heftet,
ſondern ſie als Keim zu einem ganzen Satze betrachtet und oft
ver=
ſchiedenen Perſonen für entgegengeſetzte Meinungsäußerung dasſelbe Motir
in den Mund legt; der Symphoniker dominiert in dem ganzen Werke,
vor dem muſikaliſchen Standpunkt muß der dramatiſche zurücktreten.
Werfen wir noch einen Blick auf das Textbuch, das auf Grund des
Shakeſpeare'ſchen Luſiſpiels von Loſeph Viktor Widmann
ver=
faßt iſt. Der Gang der Handlung iſt im Textbach der nämliche wie
im Luſtſpiel, auch manch kleiner. Zug= des:Shakeſpeare'ſchen
Witzes iſt übernommen worden, der größte Teil der=Wortſpiele mußte
als unbrauchbar für die Verbindung mit der Muſik fallen gelaſſen
werden, auch einige Nebenperſonen ſind= aus berechtigten=praktiſchen/
Gründen ausgeſchieden worden. Neu hinzugedichtet, iſt -die Expoſition,
welche aus den Serenaden der beiden Liebhaber Lucentio und Hortenſio
und einer Revolte von Baptiſta's Dienerſchaft beſteht; Und die-Scenen,
welche den Chor zur Verwendung kommen laſſen (wie; B. das
Tiſch=
decken zur Hochzeitsfeier). Der Schneider iſt zu einer Solorolle in
ge=
brochenem Deutſch geworden. Die Worte des=Librettos zentſtammer
nicht einer der Shakeſpeare'ſchen Ueberſetzungen, jondern ſind Widmann=
Eigentum, der es ſich hat angelegen ſein laſſen, das etwas rohe
Suje=
durchweg in eine edlere, geiſtigere Atmoſphäre zu= erheb n, Lie Sprache
iſt namentlich für die Hauptperſonen fein und von treffender Charakte
riſtik, bei den komiſchen Perſonen geht ſie oft ins Burſchikoſe über; ſo
genannte Kalauer wie ,Er- iſt kein Philolog, doch log er viel;; und
„Seid Ihr von Sinnen? - Nein, nur von Verona” ſind
allerding=
recht ſchwach. Die beiden Hauptpartlen ſind bei Frl. Roth und Herrn
Feßler ſicher geborgen; die Katharina ſcheint Frl. Roth bereits in
Fleiſch und Blut übergegangen zu ſein, ein gleiches läßt ſich von dem
Petrucchio des Herrn Feßler ſagen. Die Rollen der zwei Liebhaber
Lu=
centio und Hortenſio erfreuten ſich durch die=Herren Hofmüller und
Gillmeiſter einer friſchen und gelungenen Wiedergabe. Den Vate=
Baptiſta wußte Herr Eilers mit der ihm eigenen trockenen Komik
aus=
zuſtatten. Frl. Wooge war eine recht liebliche Bianca, die ſowohllhel,
durch ihre Erſcheinung, als durch Spiel und Geſang der anmutigen
Partie gerecht werden konnte. Im Septett des 4. Aktes wirkte Frl. ſah,
Ethel mit, ſie verſteht es, in den Enſembleſätzen ſicher und korrekt ein=ur
zugreifen.
Tageskalender.
Freitag, 23. Janüar: Verſammlung des Lokalgewerbvereins Darmſtadt
(Brauerei Winter).
Samstag, 24 Januar: Dritter Kammermuſik=Abend von Herrn Wallen
ſtein. — Erſtes Concert des Mozart=Vereins (Saalbau).
General=
verſammlung des Beſſunger älteren Geſangvereins (Fey).
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.
die
„
ie
Vorſtundes des üllgemeinen Vereins gegen Berſruung und Zettelei
Darmſtadt,
für die Zeit vom 1. April 1883 bis 31. März 1884.
Erſtattet in der Generalverſammlung vom 29. Deember 184.
Es iſt das ſiebente Jahr der Thätigkeit des Vereins,
ber das dieſer Bericht Rechenſchaft abzulegen beſtimmt
ſt; begreiflich iſt, daß nach Ablauf einer verhältnißmäßig
icht ganz kurzen Zeit die Zuſtände des Vereins eine
ge=
biſſe Stätigkeit erlangt haben, und daß nachdem in früheren
hahresberichten die Grundlagen, auf denen der Verein
ufgebaut iſt, in ihren verſchiedenen Richtungen dargeſtellt
berden konnten, der jetzt zu erſtattende Bericht im
Weſent=
ſchen an die vorderen anknüpfen und mit einer oder der
nderen ſpäter näher zu berührenden Ausnahme ſich darauf
beſchränken muß, die auf den bisherigen Grundlagen
ge=
konnenen thatſächlichen Reſultate zahlenmäßig kurz
vorzu=
ihren.
Leider hat die Zahl der Mitglieder des Vereins wieder
un ein Kleines abgenommen; während ſie Ende 188283
10 betrug. war ſie Ende 188384 auf 1180 herabgeſunken,
helt ſich indeſſen noch höher als in den beiden erſten
hhren der Thätigkeit des Vereins, und betrug immerhin
ur 50 weniger, als zu der Zeit, da ſie am höchſten war.
Lie Beiträge der Mitglieder haben 20 769 4 ergeben,
ud entſpricht dieſe Ziffer der Zahl der Mitglieder, ebenſo
ue ſie den Durchſchnitt der Ziffern der früheren Jahre
darſtellt, in denen ſie als den höchſten Betrag 21993 k,
als den niedrigſten 17914 ek erreicht. An Geſchenken,
Legaten ꝛc. ſind dem Verein 315= 50½ zugegangen,
worunter nochmals 24 ell als Ertrag der dem Verein zur
Einlöſung überlaſſenen Rabattſparſcheine ſich befinden. Wir
conſtatiren auch jetzt mit beſonderem Dank den Empfang
regelmäßig wiederkehrender Gaben, die einzelne Mitglieder
neben ihren ordentlichen Beiträgen leiſten, oder die uns
von anderen Genoſſenſchaften als anerkennendes Zeichen
der Vereinsthätigkeit geſpendet worden.
An Unterſtützungen ſind 16 732 fl 749 verausgabt
worden, eine Summe, die 1522 4 15 ¼ mehr beträgt,
als im vorhergehenden Jahre; wir können den Grund der
Vermehrung dieſer Ausgabe wohl nicht in einem erhöhten
Nothſtand erblicken, derſelbe iſt vielmehr darin zu erkennen,
daß der Vorſtand der Höhe der ihm zur Verfügung
ſtehen=
den Mittel entſprechend, in gar manchen Fällen die
Unter=
ſtützung reichlicher zu bemeſſen ſich veranlaßt geſehen hat,
um dem Bedürfniß gründlicher abzuhelfen. Unter den
Unterſtützungen befinden ſich auch 1125 ek als Beitrag zu
den Koſten der Anſchaffung von Confirmationskleidern für
Kinder bedürftiger Eltern, von welcher Summe uns in
Folge vorgängiger Verabredung beinahe die Hälfte von der
ſtädtiſchen Armenverwaltung erſetzt worden iſt= Auch in
dem jetzt laufenden Jahre haben wir eine verhältnißmäßig
große Summe zu dem angegebenen Zweck verwendet, glauben
indeſſen auch hierin das richtige Maaß ſowohl, was die
Höhe der Einzelbeträge, als den Umfang dieſer Art von
Unterſtützungen betrifft, nicht überſchritten zu haben.
Be=
weis dafür iſt uns auch jetzt wieder die erfreuliche
That=
ſache, daß die ſtädtiſche Armenverwaltung nach eingehender
Prüfung der Verhältniſſe der einzelnen Fälle uns wieder
beinahe die Hälfte dieſer Unterſtützungen erſetzt, und nur
diejenigen ſeltenen Fälle unberückſichtigt gelaſſen hat, in
denen wir von vornherein uns ſelbſt ſagen mußten, daß
die öffentliche Armenpflege ihrer Beſtimmung gemäß, an
ihnen nicht Theil nehmen könne. Gerne ergreifen wir hier
die Gelegenheit, der ſtädtiſchen Armenverwaltung überhaupt
den Dank des Vorſtandes für ihre Mitwirkung auf dem
uns zugewieſenen Arbeitsfeld, für ihre bereitwillige
Unter=
ſtützung in manchen Fällen, ja für die Anregung, die ſie
uns zur Entfaltung unſerer Thätigkeit gegeben, hiermit
auszuſprechen. Durch gemeinſames Wirken ſind u. a.
kränkliche Kinder in Bäder geſchickt, getrennte Familien
wieder vereinigt worden und iſt in allen ſolchen Fällen
vereinte Thätigkeit dieſelbe ohne den geringſten Mißklang
erzielt worden.
Die Zahl der Unterſtützungen betrug 818 gegen 827
im vorhergehenden Jahre; unter den Unterſtützten befanden
ſich 135 Perſonen die zum erſten Male die Hülfe des
Ver=
eins in Anſpruch genommen, gegen 128 im vorhergehenden
Jahre und 683 Perſonen, die uns aus früheren Jahren
bekannt waren. Unter den letzteren waren wieder Einige,
die erſt einmal und zwar mehrere Jahre vorher die Hülfe
des Vereins in Anſpruch genommen hatten. Wir haben
in ſolchen Fällen doppelt gerne und gerne reichlich gegeben,
da wir erkennen mußten, daß dieſe Leute keine Bettler von
Profeſſion geworden waren, daß vielmehr unſere frühere
Unterſtützung ſie in die Lage verſetzt hatte, Jahre lang
ohne fremde Hülfe zu leben und wir die Hoffnung haben
durften, ſie auch jetzt wieder auf eine längere Zeit fähig
zu machen, aus eignen Mitteln, mit eigener Kraft ſich zu
erhalten. Die meiſten Unterſtützungen wurden auch wie
früher in den erſten Wintermonaten verabreicht, im
Okto=
ber 1883 in 84 Fällen mit 1910 e4, im November in
85 Fällen mit 17974, dann im Januar 1884 in 73
Fällen mit 1864e Durch die Anſchaffung von
Winter=
vorräthen, namentlich an Kohlen und Kartoffeln glauben
wir in vielen Fällen Bedürftige am Beſten unterſtützen zu
können, zumal es ja Thatſache iſt, daß in je kleineren
Quantitäten dieſe Gegenſtände gekauft werden müſſen, ſie
um ſo theuerer ſind.
Nach dem Stand der unterſtützten Perſonen entfallen
unter Berückſichtigung des Umſtandes, ob ſie zum erſten
Mal oder wiederholt unterſtützt worden ſind auf:
75)
p.
„ Beruf. Jum
erſten=
mal. Wieder=
holt. Zu=
ſammen. Auslaufer, Diener, Dienſtmänner 1 .4 5. Barbiere und Friſeure. — 2 2 Buchbinder
3 „ Bürſtenmacher 7
1
Cigarrenmacher — 2 2 Colporteure und Collekteure — 6 6 Dachdecker 1 5 6 Dreher — 3 3 Fabrikarbeiter 23 32 Gärtner 2 2 Graveure 1 2 Händler, Hauſirer 5 5 Hülfsarbeiter, Knechte 7 15 22 Hutmacher
3
3 Kellner
3 4
Korbmacher —. .
Kupferdrucker 1 1 Lackirer
c. G 2 2 Lumpenſammler.. 1 4 5 Maurer 1 7.
6 Metzger
4 Pfläſterer. 1. 2
5
Penſionäre, Privaten 11 25 36 Reſtaurateure
1 1 2 Scribenten, Gehülfen ꝛc.. 3 16 19 Schneider, Kappenmacher 24 31 Schloſſer, Schmiede
4 12 16 Schreiner.
G 11 10
16 Schuhmacher 12 41 53 Steinhauer 1 3. 4 Steindrucker
1 I. 2 Taglöhner, Holzmacher
22 67. 89.
Weißbinder
„
2. 9 11 Zimmerleute 2
6 8 ohne be=
Ledige männl. Perſonen ) ummte Be= 1 3 4 weibl.
ſchäftigung. 13. 58½ . I. Wittwen
24. 308½ 332. Zuſammen 135 683 818 ½
In welcher Weiſe die einzelnen Bezirke bei den durch
dieſelben verwendeten Unterſtützungen betheiligt ſind, ergibt
ſich aus der nachſtehenden Ueberſicht:
Nr. desBezirks. Es wurden unterſtütz.
zum
wieder=
erſtenmal
holt Zu=
ſammen. Geld=Betrag
A.
J. l. Bezirk 21 75
96 1628 50 II. „ 20 85 105 2562 57 III
„ 12 02 84 1782 — IV. „ 11 90 101 1735 — V. „ 16 55 71 1279
VI. „ 12 51
„ 63 1187 „ VII.
„ 9 13 82 1343 50)
VIII. „ 20 74
94 2080 17 1T. „ 5 68 73 1525 — L. „ 9 40 49 1360 — Polizel — L. 250. — Summa. 135 683 818 - 16732 74 [ ← ][ ][ → ]
3
Mit gaſih. beſoönderer Sorge ünd Peinlicher
Aengſtlich=
keit ſind wir auch im abgelaufenen Jahre an die Prüfung
derjenigen-Geſuche herangetreten, die- die-Gewährung von
Darlehen zum Zwecke hatten.1E3-iſt ja ganz natürlich,
daß viele Perſonen auch in drückendſter Lage noch
Ehrge=
fühl genug haben, um eine Unterſtützung nicht
annehmen=
zu wollen, und daß ſie in der Hoffnung, durch urgend einen
ihnen ſelbſt nur unklar vorſchwebenden Zufall in beſſere
Verhältniſſe zu kommen, es vorziehen, um ein Darlehen
anzuſprechen; in ſolchen Fällen hat es der Vorſtand für
ſeine beſondere Aufgabe gehalten, den Verhältniſſen der
Bittſteller ganz beſonders auf den Grund zu gehen und in
der That ſind wohl in den meiſten derartigen Fällen die
erbetenen Darlehen verweigert und vielfach nicht
rückzahl=
bare Unterſtützungen gewährt worden, die denn auch von
den Bittſtellern dankbar angenommen wurden; dagegen
konnte der Vorſtand ſich denn doch auch in gar manchen
Fällen der Ueberzeugung nicht verſchließen, daß die Lage
der Petenten ganz eigentlich dazu angethan ſei, um ihnen
mit einem Darlehen aus drückender Noth zu helfen, ſie
wieder auf= eigne Füße zu ſtellen, und in vielen Fällen hat
der Erfolg die Richtigkeit der Anſicht des Vorſtandes
be=
ſtätigt; ſo haben wir denn auch wieder in dem
Rechnungs=
jahre an 6 Perſonen Darlehen im Geſamtbetrag von
760 . - im Einzelnen zwiſchen 50 und 200 e4
wechſelnd-
bewilligt. Zu Anfang des Jahres waren auf früher
ge=
währte Darlehen noch 869 el zurückzuzahlen, ſo daß die
ganze dazu verwendete Summe 1629 el betrug; im Laufe
des Rechnungsjabres wurden 566 4 zurückbezahlt und
müßten nür 52 e4 wegen Uneinbringlichkeit niedergeſchlagen
werden, ſo daß in die neue Rechnung ein Betrag von
1011e⁄ überging. Selbſtverſtändlich werden Zinſen für
die gewährten Darlehen in keinem Fall verlangt, und wird
bins eigentliche Beitreibung gegen ſäumige Darlehensſchuldner
ſur in den 'ſehr ſeltenen Fällen angewendet, in denen es
denſelben unverkennbar ein Leichtes ſein würde, die
ge=
liehene Summe wenigſtens in kleinen Theilzahlungen zu
ſprſetzen, in denen alfs ganz eigentlich böſer Wille und
ſchnöde Undankbarkeif=vorliegt.
Im Anhange geben wir einen Auszug aus der Rechnung
für das Jahr 1883 84 und bemerken dazu erläuternd, daß
der Verein am Ende dieſer Periode ein verzinslich ange
legtes Vermögen von 20444 é 85 4 beſeſſen hat, von
welchem Betrage der Vorſtand die Summe von 5177e4.40 9
als einen ebentuell für die laufenden Zwecke des Vereins
zu verwendenden Fond, den Betrag von 15.2674 65 9.
aber als einen Reſervefond für beſondere Ausgaben
be=
trachten zu ſollen glaubt. Ehe wir uns indeſſen darüber
äußern, welchen Zwecken dieſer Fond zuzuführen ſein möchte,
ſei es dem Vortragenden geſtattet, eine Frage zu berühren,
die wohl ohne directe Bedeutung für die finanzielle
Ge=
bahrung des Vereins, doch geeignet iſt, das Intereſſe der
Mitglieder und Freunde des=Vereins zu erwecken, ja
das=
elbe ſchon vielfach hervorgerufen hat; es betrifft nämlich
das von der Reichsregierung ausgegangene,=Proiekt der
Er=
richtung von Poſtſparkaſſen. Wenn=der=Vortragende. ſich
erlaubt, ſeine Anſichten hierüher; an; dieſer Stelle in
un=
maßgeblicher-Weiſe, gber, in„Uebereinſtimmung mit- den
Anſchauungen=anderer=Mitglieder, des Vorſtandes und des
Vereins auszuſprechen, ſo- darf er die= Berechtigung Jdazu
wohl davon herleiten, daß gerade aus=unſerem=Verein die
erſte Anregung zur Bildung von Pfennigſparkaſſen
hervor=
gegangen iſt, daß unſer Verein allen=Grund=hat, den
Fortgang dieſer Schöpfung zu verfolgen, daß jaber gerade
durch das erwähnte= Projekt das= Gedeihen der
Pfennig=
ſparkaſſen =und mit dieſen in, ſo naher Berührung
ſtehen=
den Gemeinde=- und Bezirksſparkaſſen-gefährdet erachtet
wird. Der Vortragende dagegen nimmt=keinen Anſtand,
das vorliegende Projekt von ganzem Herzen willkommen zu
heißen.- Wer= irgend nur aus Liebe zur Sache, von dem
Wunſche beſeelt, Sparſamkeit und= Wohlſtand auch unter
den ärmeren Klaſſenlzu=fördern, an der Gründung,
Ent=
wicklung und Weiterführung, ſei es von- Gemeinde= und
Bezirksſparkaſſen, ſei es von-=Pfennigſparkaſſen, mitgewirkt
hat, muß jede Einrichtung, durch die größeren Kreiſen
oder Kreiſen, denen'bisher die Gelegenheit nicht geboten
war, Erſparniſſe zu ſammeln, dieſe Gelegenheit geboten
wird, als einen Fortſchritt in der Entwickelung des
Spar=
kaſſeweſens betrachten und ſich freuen, wenn auch auf anderen,
als den bisher möglichen und üblichen Wegen der Sinn
zur Sparſamkeit geweckt, Veranlaſſung zur Anſammlung
des Arbeitsverdienſtes gegeben wird. Nicht der Kaſſen und
ihrer Verwaltung wegen, ſondern der Armen wegen, ſind
die Sparkaſſen in das Leben gerufen worden, und auch die
Poſtſparkaſſen werden nur dieſen zu dienen haben. Wenn
auch was jedenfalls nur vorübergehend eintreten wird,
einzelne der beſtehenden Sparkaſſen durch die Einführung
von Poſtſparkaſſen, ſich in der Erreichung von Nebenzwecken,
3. B. Abgabe der Ueberſchüſſe an= Gemeinden oder
Ver=
wendung derſelben zu öffentlichen Zwecken beengt fühlen,
ſo fallen ſolche Nachtheile nicht in das Gewicht=gegenüber
den Vortheilen, wie ſie eine über das ganze Reich verbreitete,
jederzeit zugängliche Sparanſtalt unzweifelhaft mit ſich
bringt. Und beide Arten von=Sparkaſſen werden neben
einander beſtehen können und fortgedeihen, wenn erſt einmal
in die große Maſſe der Bevölkerung, in die breiteſten
Schichten der Geſellſchaft das Bewußtſein ihres
wohl=
thätigen Zwecks gedrungen ſein wird.
Um nach dieſem Excurs wieder auf die eigentlichen
Angelegenheiten des Vereins zu kommen, muß noch ein
Ereigniß beſprochen werden, das zwar erſt nach Ablauf des
Berichtsjahres eingetreten iſt, deſſen Beſprechung aber nicht
verſchoben werden kann, einmal ſeiner inneren Bedeutung
nach, dann aber auch um der Generalverſammlung die
ſich daran knüpfenden Folgen ſo zeitig vorzuführen,
daß der Vorſtand ſich hinſichtlich derſelben in
Ueberein=
ſtimmung mit der Geſammtheit der Mitglieder des Vereins
ühlt.
1
Wie bekannt, hat der Vorſtand beinahe ſeit Beginn
der Thätigkeit des Vereins ſein Augenmerk auch auf die Zuſtand zu bewahren. Nachdem aber alle Arbeiten beendet,
Reinlichkeit gerichtet, und ſind die helfenden Organe aus=
Referaten zu würdigen; in zahlreichen, Fällen wurden
die=
dieſelben zu ändern, in anderen nicht minder zahlreichen
aber wurde in dieſen letztgedachten Fällen darauf geſehen.
Herſtellung beitrugen, da nur dann, wenn ſie ſelbſt hierzu
herangezogen wurden, erwartet werden konnte, daß ſie auch
die Wohlthat des verbeſſerten Zuſtandes anerkennen und
bemüht ſein würden, die einmal geſchaffene Reinlichkeit und
Wohnlichkeit zu erhalten. Die, Schwierigkeit ſolche
Her=
ſtellungen in Wohnungen vorzunehmen, die oft nur auf
wöchentliche oder. monatliche Kündigung gemiethet waren,
der hieraus reſultirende Mißſtand, daß Aufwendungen für
die Wohnung manchmal nur dem Hauseigenthümer zu
Gute kamen, veranlaßten einen Freund des Vereins auf
Mittel und Wege zu ſinnen, durch die der angeſtrebte Zweck,
Reinlichkeit und Wohnlichkeit auch der Heimſtätten unſerer
ärmeren Mitbürger, ſicherer und dauernder zu erreichen
ſein könnte. Und er ließ es nicht bei dem Nachſinnen
be=
wenden, nein, ſobald er die Ueberzeugung gewonnen zu
haben glaubte, das Richtige gefunden zu haben, erprobte
er auch in der Wirklichkeit das Reſultat ſeiner Ideen; er
erwarb, wie ja aus anderen Veröffentlichungen bekannt
ge=
worden, ein altes von einer größeren Zahl von Miethern
bewohntes Haus in dem Herzen der Altſtadt; unter Hülfe
anderer opferwilliger Freunde der Sache ließ er das Haus
in allen ſeinen Theilen durchgreifend repariren, ſodaß Luft
und Licht jetzt in die vordem dumpfen und dunklen Räume
dringen, und ließ alle Wohnungen in reinlich anſprechenden,
ja heiteren Zuſtand ſetzen, damit die Einwohner ihre
Heim=
ſtätte lieb gewönnen und demnächſt ſelbſt eine Ehre darein
Harmſtadt, im December 1884.
Für den
Zer Vorſthende:
ſetzten, ſich dieſe Wohnungen zu erhalten und in demſelben
Salubrität der Wohnungen. der zu Unterſtützenden und ihre J hath ünſer Freund das ganze Haus in vollſtändig
ſchulden=
freiem Stand dem Verein zum Geſchenk gemacht und der
drücklich angewieſen, auch= die bezüglichen Zuſtände in ihren Vorſtand hat nicht geſäumt, dieſes Geſchenk mit wärmſtem
Dank entgegenzunehmen; er iſt feſt entſchloſſen, dieſe Gabe
jenigen, die ungeſunde Wohnungen inne hatten, veranlaßt, in demſelben Sinne weiter zu bewahren, in dem ſie
ge=
ſchaffen und ihm übergeben worden iſt. Finanzielle Laſten
Fällen wurden Mittel zur Herſtellung von Reinlichkeit in hat der Verein wie bekannt nicht übernommen, im
Gegen=
deren entbehrenden Wohnungen bewilligt und wurde die theil erwachſen ihm aus dem hochherzigen Geſchenk neue
Vornahme der nöthigen Herſtellungen überwacht, immer Einnahmen, da die Miethen alle durch das Haus
erwachſen=
den Koſten weit überſteigen, neue Einnahmen, die er dann
daß auch die Inhaber der Wohnungen ſelbſt Etwas zu der auch neuen Zwecken zuführen kann, wohl aber erwächſt dem
Verein die moraliſche Verpflichtung, auf dem jetzt
einge=
ſchlagenen Weg weiter vorzugehen, die Ideen des Schenkers
in weiterem Umfange nutzbar zu machen, die Vortheile, die
aus ihrer Verwirklichung entſpringen, einer größeren Zahl
von Einwohnern unſerer Stadt zuzuführen. Der Vorſtand
beabſichtigt daher, in nächſter Zeit noch andere Häuſer zu
erwerben und ſie in ähnlicher Weiſe herrichten zu laſſen.
Hierzn würde dann der oben erwähnte Reſervefond zu
ver=
wenden, vielleicht auch weitere Mittel auf dem Wege der
Kapitalaufnahme hierzu zu verſchaffen ſein. Wenn auch
hierdurch immer nur einer kleineren Anzahl von Einwohnern
unſerer Stadt die Wohlthat ſauberer und geſunder
Woh=
nungen geſchaffen werden kann, ſo wird doch hoffentlich,
wie ja der Schenker des Hauſes ſelbſt darauf hingewieſen
hat, das einmal gegebene Beiſpiel auch andere
Hauseigen=
thümer bewegen, ähnliche Aenderungen eintreten zu laſſen
und ſo Vielen das zu gewähren, was ſie bisher entbehren
mußten.
Unſere Stadt hat bisher ſchon in vielen wohlthätigen
Einrichtungen eine hervorragende Stellung eingenommen,
möge ſie auch nach der eben angedeuteten Richtung anderen
Städten zum Muſter dienen, und möge dadurch dem warmen
Freunde der Armen, der uns in Wort und That auch dieſen
Weg gezeigt, die wohlverdiente Genugthuung werden, daß
er Vielen Glück und Segen geſpendet hat. Das walte
Gott!
G.
Vorſtand:
Zer Schriftführer:
A. Einnahme.
1. Milde Gäben und Verehrungen:
a) Beiträge der Mitglieder 20769) Geſchenke
315 „ 50
2. Zinſen von Depoſiten und Effecten:
3. Erſatzpoſten
4. Kaſſevorrath
42. Rückzahlungen auf Darlehen
Zurückempfangene Kapttalien.
Summe der Einnahme
C. Abſchluß.
Die Einnahme beträgt
37864 68 9
Die Ausgabe beträgt
35508 „ 61-
Bleibt Kaſſevorrath
2356 44 079
Nach Verlejung des vorſtehenden Rechenſchaftsberichts
erſtattete das Vorſtandsmitglied Herr Schwab
nachfolgen=
den Vortrag:
Wie Sie aus dem Vortrag unſeres verehrten Herrn
Präſidenten entnommen haben, iſt unſerem Verein durch
Schenkung des Hauſes Nr. 30 in der Langgaſſe ein
jähr=
lich verwendbarer Betrag von ca. 400 zu Theil
ge=
worden, welcher es uns ermöglichen würde, im nächſten
Sommer mit der Herſtellung der Reinlichkeit in etwa zehn
einzelnen Wohnungen vorzugehen, und ich erlaube mir in
dieſer Beziehung Folgendes der Erwägung der
General=
verſammlung anheim zu geben, eventuell zu beantragen.
Gleichwie bei anderen Arten von Noth hätten unſere
Helfer und Helferinnen die Fälle hülfsbedürftiger
Unrein=
lichkeit klar zu ſtellen und von den betreffenden Familien
auch den Auftrag zu erlangen, um die Hülfe des Vereins
in ihrem Namen zu bitten.
Fände der Bezirk das Geſuch gerechtfertigt, ſo würde
er den Antheil der Koſten beſtimmen, welchen die
Bitten=
den, entſprechend ihrer Befähigung, beizutragen hätten,
und den ſo feſtgeſtellten Antrag an den Vorſtand bringen.
Wie Sie aus der untenſtehenden Berechnung erſehen
wollen, koſtete die Reparatur in Tünche und Anſtrich,
lauch der Oelfarbe,) von je einem Wohnzimmer, Kammer
und Küche durchſchnittlich 24 Mark.
Nach erfolgter Genehmigung würde der bittenden
Familie mitgetheilt, daß ihre Wohnung neu hergeſtellt
werden ſolle, unter den Bedingungen:
1) daß ſie während des Winters und Frühjahrs den vom
Bezirk beſtimmten Beitrag durch Einlagen in die
Pfennigſparkaſſe anſammelt;
2) daß ſie die mit der Erneuerung verbundenen
Be=
ſchwerden freundlich erträgt;
3) daß ſie mithilft, wo Kräfte und Gelegenheit dazu
vorhanden ſind;
4) daß ſie verſpricht, die hergeſtellte Reinlichkeit möglichſt
zu erhalten.
Mit dem Hauseigenthümer wäre die Angelegenheit
gleichzeitig zu beſprechen, und bei freundlichem
Entgegen=
kommen auf Neuherſtellung oder doch Verbeſſerung der
Gänge und Treppen, deren Anſtrich im Hauſe Nr. 30 pro
Stockwerk 22 4 koſtete, einzuwirken. Die Hauseigenthümer
ſind allerdings allein berechtigt wie verpflichtet, Erneuerungen
des Anſtrichs in den Gängen und der Oelfarbe in den
Wohnungen vornehmen zu laſſen, allein dieſe Pflicht iſt
an keine beſtimmte Zeit gebunden, ihre Erfüllung kann
6
alſo von nachläſſigen Hausbeſitzern nicht erzwungen werden,
und es wird ihr um ſo weniger=genügt, wenn die
un=
ſauberen Gewohnheiten der Miether vorausſehen laſſen,
daß die neuhergeſtellte Reinlichkeit ſich doch nicht lange
er=
halten wird. In alle dieſe Verhältniſſe kann durch unſer
Vorgehen und die guten Beiſpiele, welche wir ſchaffen
wollen, die jo nöthige Beſſerung und Ordnung gebracht
werden.
Wenn im einer ſolchen armen Familie der vorhandene
Verdienſt zur Erſparung des beſtimmten Beitrags nicht
zureichend ſein ſollte, ſo müßte Gelegenheit zu weiterem
Erwerb in irgend einer Weiſe gegeben, keinenfalls aber
dürfte der betreffende Betrag geſchenkt werden, weil in
dieſem ſelbſterworbenen Beitrag und dem damit verbundenen
Gefühl an der Verbeſſerung ſelbſt gearbeitet zu haben, die
beſte Bürgſchaft für die Schonung und Erhaltung des
Geſchaffenen liegt.
So wie wir nun ein Laſter aus dem anderen
er=
wachſen, aus dem Lügner den Betrüger und Dieb, aus
dem Müßiggänger den Trinker werden ſehen, ebenſo iſt es
eine, durch Erfahrung bewährte, glückliche Thatſache, daß
auch die Tugenden anerzogen werden können, und zwar
um ſo leichter, wenn man ihnen ein wünſchenswerthes
und erreichbares Ziel zeigt. So kann hier dem Fleiß und
der Sparſamkeit das ſicher erreichbare Ziel einer
freund=
lichen Wohnung gezeigt werden, und wir dürfen erwarten,
daß auch Mäßigkeit und häuslicher Friede in den reinlichen
gemüthlichen Räumen, welche wir ſchaffen wollen, gerne
wohnen werden.
Wir dürfen aber auch hoffen, daß ſich die Einführung
der Reinlichkeit in die Wohnungen der Armen zu einem
weiteren Beweis geſtalten wird dafür, daß unſere
Ver=
einigung der Privatwohlthätigkeit keineswegs die Herzen
verhärten will, ſondern daß ſie vielmehr, um unter den
jetzigen ſchwierigen Lebensverhältniſſen die Zwecke der
Wohl=
thätigkeit ſicherer erreichen zu können, den Verſtand in den
Dienſt der Menſchenliebe, den Kopf in den Dienſt des
Herzens ſtellt.
In dem Hauſe Langegaſſe Nr. 30 koſteten
Bisherige Miethe.
ell. 9
Parterre. 222 88
96 „
1. Stock
96 „
„
96 „
„
II. Stock.
122 20
„ 111 80
Dachwohnung 38 32
Reparatur.
. 3
Laden, Zimmer, 3
Kam=
mern, Küche
50 19
Zimmer, Kammer, Küche 18 30
25 40
„
„
Zimmer, Kammer,
Vorplätzchen, Küche . 25 95
Zimmer, 2 Kammern,
Küche
34 55
Zimmer, 1 Kammer,
Küche
21 92
11 20
Kammer, Küchelchen
Der Anſtrich der ſämmtlichen Gangwände im Hauſe 25 89
Der Anſtrich der Oelfarbe des Holzwerks im Hauſe 28 95
Der Oelfarbenanſtrich der Treppen im Hauſe .. 10 65
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei in Darmſtadt.