Darmstädter Tagblatt 1885


13. Januar 1885

[  ][ ]

Abmnementspreis
eteljährlich 1 Mark 50 Pf. ind.
ſingerlohn. Auswärts werden von
lln Poſtämtern Beſtellungen ent=
ehengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
Fro Quartal incl. Poſtaufſchlag

Jrag= und Arzeigeblaft.)
Inſerate
werdenangenommen: inDarmſtadt
Mit der Sonntags=Beilage:
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
eekſbetIks UhrthſiIngoolſ1.. an nnnansnanour.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. reisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

3 8.

Dienstag den 13. Januar.

1805.

Darmſtadt, den 8. Januar 1885.
reffend: Die Uebereinkunft zwiſchen Deutſchland und Belgien, bez. Italien über den Schutz an Werken der Literatur
und Kunſt.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes mit Ausnahme von Darmſtadt und Beſſungen.
Unter Hinweiſung auf die nachſtehend abgedruckten Bekanntmachungen Großh. Miniſteriums des Innern und der Juſtiz
h. 30. Dezember v. Js., ſowie des Herrn Reichskanzlers vom 18. v. Mts. empfehlen wir Ihnen, bezüglich der in Folge
oͤr rubricirten Uebereinkunft etwa nothwendig werdenden Eintragung und Stempelung der Exemplare von Schriftwerken ꝛc.,
ſwie der zur Herſtellung derſelben dienenden Vorrichtungen nach den von dem Bundesrath des Deutſchen Reiches deßfalls
ſigeſetzten Ausführungsbeſtimmungen genau zu verfahren.
Wegen Bezug der im 8 6 der Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers erwähnten Verzeichniſſe wollen Sie ſich im
hlle des Bedarfs an uns wenden.
Die Bekanntmachungen über die Ausführung der zwiſchen Deutſchland und Italien unterm 20. Juni 1884 getroffenen
ud in Nr. 26 des Reichsgeſetzblattes für 1884 publicirten Uebereinkunft haben den gleichen Wortlaut, wie die auf die
Pbereinkunft mit Belgien bezüglichen Bekanntmachungen.
v. Marquard.
B e k a n n t m a ch u n g.
die Ausführung der Uebereinkunft zwiſchen Deutſchland und Belgien über den Schutz an Werken der Literatur
und Kunſt betreffend.
Zur Ausführung der Uebereinkunft zwiſchen Deulſchland und Belgien, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und
Ahſt vom 12. Dezember 1883, publicirt in Nr. 24 des Reichsgeſetzblatts für 1884, hat der Herr Reichskanzler in Nr. 52 des
Enkralblattes für das Deutſche Reich vom laufenden Jahre die in Abdruck nachſtehende Bekanntmachung erlaſſen, welche unter
m Anfügen zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß die Ortspolizeibehorden des Großherzogthums mit entſprechender
hweiſung verſehen worden ſind.
Darmſtadt, am 30. Dezember 1884.
Großherzogliches Miniſterium des Innern und der Juſtiz.
Rautenbuſch.
Finger.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Ausführung der Uebereinkunft zwiſchen Deutſchland und Belgien über den Schutz au Werken der
Literatur und Kunſt betreffend.
In Ausführung der Uebereinkunft zwiſchen Deutſchland und Belgien, betreffend den Schutz an Werken der Literatur
18 Kunſt, vom 12. Dezember 1883 (eichs=Geſetzbl. 1884 S. 173) hat der Bundesrath die nachfolgenden Beſtimmungen
ker die Eintragung und Stempelung der Exemplare von Schriftwerken ꝛc., ſowie der zur Herſtellung jener beſtimmten Vor=
ihtungen
erlaſſen:
8 I. Gemäß den Beſtimmungen des zu der deutſchebelgiſchen Uebereinkunft vom 12. Dezember 1883 gehörigen Pro=
Kolls dürfen diejenigen beim Inkrafttreten dieſer Uebereinkunft, dem 11. November 1884, erlaubterweiſe bereits hergeſtellten
ckemplare von Werken der Literatur und Kunſt (Schriftwerke, Abbildungen, muſikaliſche Compoſitionen, Werke der bildenden
Knſte), deren Herſtellung nach den Vorſchriften der Uebereinkunft nicht mehr geſtattet ſein würde, auch ferner verbreitet und
urkauft werden, vorausgeſetzt, daß ſie innerhalb dreier Monate, vom Inkrafttreten der Uebereinkunft ab gerechnet, amtlich
ageſtempelt werden.
Unter der gleichen Borausſetzung darf der Druck ſolcher Exemplare, wenn deren Herſtellung beim Inkrafttreten der
übereinkunft erlaubterweiſe im Gange iſt, vollendet werden.
Wer ſich daher im Beſitze von Exemplaren der im Abſatz 1, 2 erwähnten Art befindet, hat dieſelben bis zum 11. Fe=
kuar
1885 einſchließlich der Polizeibehörde ſeines Wohnortes zur Abſtempelung vorzulegen.
Sortimentsbuchhändler, Commiſſionäre ꝛc., welche ſolche Exemplare beſitzen, können dieſelben Namens der Verleger oder
her Auftraggeber zur Abſtempelung vorlegen, ohne daß es einer beſonderen Vollmacht bedarf.

22

[ ][  ][ ]

82
R8
8 2. Die Polizeibehörde ſtellt ein genaues Verzeichniß der ihr vorgelegten Exemplare nach dem nachſtehenden Muſte,
4* auf und bedruckt demnächſt jedes einzelne Exemplar mit ihrem Dienſtſtempel.
8 3. Gemäß der im Eingange des 8 1 erwähnten Beſtimmungen dürfen ferner diejenigen beim Inkrafttreten de=
Uebereinkunft vorhandenen, bisher erlaubterweiſe angefertigten Vorrichtungen - wie Stereotypen, Holzſtöcke, geſtochene Platte=
aller
Art, ſowie lithographiſche Steine - deren Benutzung nach der Uebereinkunft unterſagt ſein würde, während eines Zeil
raums von vier Jahren von dem Inkrafttreten der Uebereinkunft ab zur Anfertigung von Exemplaren benutzt werden, vor, 2
ausgeſetzt, daß dieſe Vorrichtungen innerhalb der im 8 1 erwähnten dreimonatlichen Friſt amtlich mit einem Stempel verßel=
ſehen
werden.
Wer ſich daher im Beſitze von Vorrichtungen der bezeichneten Art befindet und dieſelben noch ferner zur Herſtellung vol
Exemplaren benutzen will, hat die Vorrichtungen bis zum 11. Februar 1885 einſchließlich der Polizeibehoͤrde ſeines Wohnortel.
vorzulegen.
Die Exemplare ſelbſt, welche mit Hülfe geſtempelter Vorrichtungen und innerhalb des vereinbarten Zeitraums hergeſtell
worden ſind, bedürfen eines Stempels nicht. Auf Verlangen ſollen ſie indeſſen ebenfalls amtlich abgeſtempelt werden.
Wer Exemplare der bezeichneten Art abgeſtempelt zu haben wünſcht, hat dieſelben bis zum 11. Februar 1889 einſchlieh.
lich der gedachten Behörde vorzulegen.
8 4. Die Polizeibehörde ſtellt ein genaues Verzeichniß der ihr vorgelegten Vorrichtungen nach dem nachſiehendepu=
Muſter B auf und bedruckt die Vorrichtungen demnächſt unter thunlichſter Schonung derſelben mit ihrem Dienſtſtempel, und.
zwar in einer Weiſe, welche die Erhaltung des Stempelzeichens möglichſt ſicherſtellt.
Sie ſtellt ebenſo ein genaues Verzeichniß der mit jenen Vorrichtungen hergeſtellen ihr vorgelegten Exemplare nach dermn
im 8 2 erwähnten Muſter 4 auf und bedruckt demnächſt jedes einzelne Exemplar mit ihrem Dienſtſtempel.
8 5. Ob die Herſtellung der Exemplare oder Vorrichtungen nach dem bisherigen Vertragsrechte erlaubt war, hat ditz,
Poligeibehörde nicht zu prüfen; dagegen hat dieſelbe die Stempelung zu verweigern, wenn ſie ermittelt, daß die im 8 1 bes
zeichneten Exemplare oder die im 5 3 bezeichneten Vorrichtungen erſt nach dem 11. November 1884 oder die im 8 3 bezeich=
neten
Exemplare mit Hülfe ungeſtempelier Vorrichtungen oder erſt nach dem 11. November 1888 hergeſtellt worden ſind.
8 6. Die Verzeichniſſer) (88 2, 4) werden binnen 6 Wochen nach ihrem Abſchluß von der Polizeibehörde an die zuſtänz,
dige Centralbehörde im Geſchäftswege eingereicht und von der letzteren aufbewahrt. Einer Anzeige, daß bei der Polizeibehörd,
Exemplare oder Vorrichtungen zur Abſtempelung überhaupt nicht vorgelegt worden ſind, bedarf es nicht.
57. Für die Eintragung und Abſtempelung der Exemplare und Borrichtungen werden Koſten nicht erhoben.
Berlin, den 18. Dezember 1884.

Der Reichskanzler.
In Vertretung: v. Boetticher.
7) Die vorgeſchriebenen Muſter werden den betheiligten Ortspolizeibehörden durch die Großherzogl. Kreisämter mitgs
theilt werden.
[3.

Darmſtadt, am 6. Januar 1885.
Betreffend: Prämirung von Obſtbaum=Neupflanzungen und Obſtbaumſchulen.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Bezugnehmend auf unſer Ausſchreiben vom 27. v. Mts. in Nr. 255 des Tagblatts bemerken wir Ihnen noch, daj
Bewerbungen um die ausgeſetzten Preiſe unter Bezeichnung der Concurrenzen (Poſ. I. bis X1. des Preis ausſchreibens) bih=
zum
15. Februar l. 33. bei dem Vorſitzenden der betreffenden Commiſſion des Gartenbauvereins, Herrn Geh. Ober
Domänenrath Schenck dahier, Promenadeſtraße 49, ſchriftlich einzureichen ſind.
Sie wollen die Obſtbaumzüchter Ihrer Gemeinden hierauf noch beſonders aufmerkſam machen. Wiederholt empfehle,
wir Ihnen, dem Gegenſtand jenes Ausſchreibens beſonderes Intereſſe zu widmen.
v. Marquard.
[32

B e k a n n t m a ch u n g.
Gemäß der Beſtimmung in Poſ. 6 Abſatz 5 der Inſtruction zur Ausführung des Geſetzes über die Naturalleiſtungen fül
die bewaffnete Macht im Frieden (Reichsgeſetzblatt Nr. 25 von 1815) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß fülh
die Monate November und Dezember 1884 als Durchſchuittsmarktpreiſe für Hafer 14 Mk., für Heu Mk. 6.-, fül
Stroh Mk. 5, per 100 Kilogramm ermittelt worden ſind.
Darmſtadt, den 8. Januar 1885.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
324
B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Vornahme der Kanalbauarbeiten wird die Heinheimerſtraße von der Kranichſteiner= bis Dieburgerſtraße
Fuhrwerke und Reiter geſperrt.
Darmſtadt, den 9. Januar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
[329

Brennholzverſteigerung.
Montag den 19. Januar 1885, Vor=
mittags
9½ Uhr,
werden in dem oberen Lokal der Turn=

gemeinde, Woogsplatz Nr. 5. nachſtehende
Holzſortimente aus dem ſtädtiſchen Ober=
wald
, Diſtrict Eichelacker a. d. Ch., öffent=
lich
verſteigert:
524 Am. Buchen=, 56 Rm. Eichen=

ſcheiter und 121 Am. Buchenknüppel
Dienstag den 20. Januar 1885,
Vormittags 9½ Uhr,
in demſelben Lokal:
4320 Buchen=, 380 Eichen=Wellen,

[ ][  ][ ]

156 Am. Buchen= und 28 Am.
Eichenſtöcke.
Das zur Verſteigerung kommende Holz
übteht aus den Rummern 193 bis 499.
m=Darmſtadt, den 8. Januar 1885.
miſteh Fherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
Hickler, Beigeordneter. 243

R8

83

Bekanntmachung.
ittwoch den 14. l. Mts., Nach=
mittags
3 Uhr,
lin der Neugaſſe Nr. 8 (früher Sup=
pö'ſches
Wohnhaus) verſchiedenes altes
Aucholz, Fenſter, Thüren ꝛc., loosweiſe
ſntlich an die Meiſtbietenden verſteigert
urden.
Darmſtadt, den 9. Januar 1885.
ßherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
24¾
Ohly.

Bekanntmachung.
die zum Nachlaß des Waagmeiſters
henn Peter Schmitt dahier gehörigen/
bilien beſtehend in:
ſcheidern, Weißzeug, Bettwerk, Möbeln
ſind allerlei ſonſtigem Hausrath
en nächſten
Annerstag, den 15. Januar 1885,
Vormittags 9 Uhr,
deſſen Wohnung, Holzſtraße 26. an den
ſiſtbietenden verſteigert werden.
daermſtadt, den 9. Januar 1885.
hpßherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
[244
Berntheiſel.

Bekanntmachung.
die Landbriefträger führen auf ihren
ſtallgängen Bücher mit ſich, welche zur
ſitragung der ihnen vom Publikum zur
ſörderung nach der nächſten Poſtanſtalt
ürgebenen Sendungen mit Werthangabe,
ſchreibſendungen, Poſtanweiſungen, ge=
nlichen
Packete und Nachnahmeſendun=
beſtimmt
ſind und zu größerer Sicher=
ä
für die richtige und rechtzeitige Ab=
hlemwing
dieſer Gegenſtände dienen. Will
4e Abſender die Eintragung ſelbſt be=
ntukert
, ſo hat der Landbriefträger dem=
ßehen
das Buch vorzulegen. Bei Ein=
tktnung
des Gegenſtandes Seitens des
Antdbriefträgers muß dem Abſender auf
2cklangen durch Vorlegung des Buches
d4 Ueberzeugung von der ſtattgehabten
pükigen Eintragung gewährt werden.
Da dieſe Einrichtung und das dem
Pülkum durch dieſelbe gebotene Mittel
zeu ſeiner Sicherſtellung nicht genügend
hennt zu ſein ſcheint, ſo wird auf das
Miehen derſelben beſonders aufmerkſam
nacht.
Darmſtadt, den 3. Januar 1885.
der Kaiſerliche Ober=Poſtdirektor.
(330
Hagemann.

Verſteigerung von feinem

Herrſcafts=toviutar.
Mittwoch den 14. Januar, Vormittags 9½ Uhr,
werden im Auftrag des Herrn Rentier A. Waſſermann wegen
Wegzugs nachverzeichnete, ſehr gut erhaltene und faſt neue, feine
Herrſchaftsmöbel in Mahagoniholz, als: 5 franzöſiſche Bettladen mit
Sprungfeder= und Roßhaarmatratzen, 3 große 2perſönliche und zwei
Iperſönliche Waſchſchränke mit weißen Marmorplatten und Waſſer=
leitungs
=Einrichtung, 5 Nachttiſche mit Marmorplatten, 5 feine Kom=
moden
, 4 große Arbeitstiſche (Schultiſche), 6 Tiſche, 2 complete
Kinderbetten, 18 Rohrlehnſtühle, ovale Spiegel, 1 großer Bibliothek=
ſchrank
mit Glasſchrank=Aufſatz, 1 Bücherſchrank, 1 Damenſchreibtiſch,
1 Nähtiſch, 1 Etagere ꝛc. In lackirtem Holz: 3 einperſönliche Waſch=
ſchränke
mit Marmorplatten und Waſſerleitungs=Einrichtung, diverſe
eiſerne complete Betten, Nachttiſche, Kommoden, Kleider=und Weißzeug=
ſchränke
, Dienerſchaftsmöbel ꝛc. ꝛc.
M de [IId: vAII8IV8Id6s6 MI. -9,
ppols
mm Sousle=a.d, SeienAugang,
öffentlich gegen gleich baare Zahlung an den Meiſtbietenden verſteigert.
Frankfurt a. M., im Januar 1885.
Rautmann & Co.
Anzuſehen daſelbſt Dienstag den 13. Januar, Vormittags von 1
bis Nachmittags 4 Uhr.

42
Verſteigerung
4T
E.
von Pierden ud Vason
Mittwoch den 14. Januar, Vormittags 12 Uhr,
werden im Auftrag des Herrn Rentier A. Waſſermann wegen Wegzugs:
2 achth. fohlerfroie und fromme Horrschafts-Pfordo
(Wallachen)
1 hocheleganter faſt neuer Landauer, gebaut von Ehrlor, Paris.
1 hochelegantes faſt neues Coupé, 4ſitzig,
1 hochelegantes jaſt neues Vis-A-vis, Uilion auist &e Co., Paris.
1 neuer Jagdwagen,
1 Paar hochelegante complete Pferde-Geschirre.
1 hochelegantes oinopünniges Pferde-Geschirr mit üchter Bronce be=
ſchlagen

im Hofraume der Villa. Havignyſtraße 25
oͤffentlich gegen gleich baare Zahlung an den Meiſtbietenden verſteigert.
Frankfurt a. M., Januar 1885.
Bauttmann & Co.
Anzuſehen daſelbſt:
Dienstag den 13. Januar von 10 Uhr Vormittags bis 4 Uhr
Nachmittags.
[332

Bekanntmachung.
Der Bedarf an Fleiſch, Backwaaren,
Hülſenfrüchten, Kartoffeln, Materialwaa=
ren
, Wein, Bier, ꝛc., ferner Streu=
ſand
, Dochtband, Schmierſeife für das
hieſige Garniſon=Lazareth pro 1. April

1885 bis ult. März 1886, die Verwer=
thung
der in derſelben Zeit aufkommenden
Küchenabfälle, Knochen, Brodreſte und das
alte Lagerſtroh, ſoll im Wege der öffent=
lichen
Submiſſion an den Mindeſtfordern=
den
reſp. Meiſtbietenden vergeben werden.

[ ][  ][ ]

84

Hierzu iſt Termin auf
Moutag den 19. Januar 1885,
Vormittags 10 Uhr,
im Geſchäftszimmer des Lagareths anbe=
Aen
raumt.
Lieferungs= und Kaufluſtige werden
hiermit aufgefordert, ihre Gebote ſchriſt=
lich
und verſiegelt mit der Aufſchrift:
Submiſſion auf Victualien reſp. An=
kauf
von Brodreſten ꝛc. bis zum Termine
portofrei einzuſenden.
Die Lieferungsbedingungen liegen von
heute ab hierſelbſt zur Einſicht aus und
ſind vor Abgabe der Offerten zu unter=
ſchreiben
.
(98
Darmſtadt, den 4. Januar 1885.
Großherzogl. Garniſon=Lazareth.
C
Dür das Lager des Artillerie=Schieß=
25 platzes ſollen
92 Unteroffizier=Wäſcheſchränkchen,
veranſchlagt zu 6 Mark pro Stück,
lieferbar zum 1. April er.,
123 nußbaumfournirte und, polirte
Nachttiſche mit Marmorplatte, ver=
anſchlagt
zu 20 Mark pro Stück,
lieferbar zum 15. April er.
im Submiſſionswege beſchafft werden.
Bedingungen und Muſter ſind an allen
Werktagen von 8-11 Uhr Vormittags
und 2-4 Uhr Nachmittags bei dem
Sergeanten Weber auf dem Schießplatze
einzuſehen. Die Eröffnung der an die
unterzeichnete Behörde unter der Aufſchrift:
Lieferung von Schränkchen oder Nacht=
tiſchen
; eingehenden frankirten Offerten/
findet am 2. Februar er., morgens 9½
Uhr, auf dem Schießplatze ſtatt.
199
Verwaltungs=Commiſſion des
Artillerie=Schießplatzes bei Darmſtadt.
NB. Der Anſchlagspreis iſt gegeu die
frühere Annonce um 2 Mk. erhöht worden.
Dur bevorſtehenden Schlußvertheilung
2) im Konkursverfahren über das Ver=
mögen
der Firma Zerbe & Knös in
Arheilgen ſind laut Schlußrechnung
M. 14694. 51
Maſſe vorhanden.
Die Forderungen der Abſonderungs=
und bevorrechtigten Gläubiger betragen
M. 9465. 90.
Die Forderungen der Konkursgläubi=
ger
betragen M. 3988. 17.
W. Huber,
Konkursverwalter. (333

E Empfehle -g
von friſcher Abfüllung und neuer
ſoeben eingetroffener Sendung ächt
rheiniſchen
Traubon-Brust-Honig
von W. H. Zickenheimer in Mainz
Flaſche 1, 1½ und 3 Mark.
M. W. Praſſel, Rheinſtr. (334

R8
Stumm= Stangen=und Arennholz=
Verſteigrrung.
Donnerstag den 10. Januar l. 33., Vormittags 9 Uhr anfangend,
ſollen im Roßdörfer Gemeindewald, Diſtrict Hundsrück:
32 Am. Buchen=2 Am. Birken=, 6Rm. Eichen=, 117 Rm. Nadel=, 2 Rm. Erlenſcheiter,
208 20
6 244 Nadel=Knüppel,
59 6
98

Stöcke,
3450 Stück
Wellen,
3360
verſteigert werden.
Ferner Freitag den 16. Januar l. 33., Vormittags 9 Uhr anfangend,
ſollen daſelbſt:
16 Stück Eichenſtämme von 8-12 Met. Lge, 11- 42 Em. Drchm., 586 Feſtm. enth.,
90 Fichtenſtämme , 7-22
12 25 2634

35 Eichen=Derbſtangen, 204 Beſtmeter enthaltend,
20 Buchen=
1,06

152 Fichten=
1675


verſteigert werden.
Die Zuſammenkunft iſt an beiden Tagen jedesmal auf der alten Dieburger
Landſtraße am Eingang des Waldes.
Roßdorf, den 6. Januar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Noßdorf.
Müller.
[225

Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerstag den 15. Januar 1885, Vormittags 10 Uhr,
werden im Ritſert'ſchen Saale zum Schützenhof: dahier:
7 Stück Bettdrell, 5 Stück Betttücherleinen, 200 Stück Corſetten, 1 Spiegel,
Sopha, 1 Schatulle, 1 Schränkchen und 4 verſchiedene Bilder
oͤffentlich meiſtbietend gegen gleich baare Zahlung durch den Unterzeichneten verſteigert.
Darmſtadt, den 13. Januar 1885.
Engel, Gerichtsvollzieher.
9R den veſten zatitaten
empfehle:
Ewetschen, das Pfund zu 20, 22, 25, 30 und 35 Pf.,
Aepfelspalten, amerikaniſche, das Pfund zu 40 Pf.,
Dampküpkel, amerikaniſche, das Pfund zu 60 Pf.,
AIle ſonſtige in= und ausländiſche feine Obstsorten billigſt.
Macaroni, ital. (Amalvi), das Pfund zu 40 Pf.
Suppen- &am; Gemüsenudeln, gewöhnliche, das Pfund 30 Pf.,
Alle ſonſtige Eier- Suppen- & Gemüsenudeln billigſt.
Candirten Kaffes nach Systom Iobig
von Jul. Loob in Frankfurt a. M.
in ½ und 1 Pfund=Packeten, das Pfund zu M. 1. 30 und M. 1.40.
Candirten Laftee von Juntn Wwo.
in ½ und 1 Pfund=Packeten, das Pfund zu M. 1. 50 und M. 1.60,
ſowie
ſelbſtgebrannten Kaffee
das Pfund von M. 1. - an bis M. 1. 80.
(226
Emamuzh Fuld.

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Peter Wagner, Deeibrunenſtr. 1.

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, Gas= und Waſſerleitung, völlig
neu hergerichtet, iſt ſofort beziehbar.
J. G. Kahlert & Söhne.
113) Neckarſtraße 18 der mittlere
Stock, beſtehend aus 10 eventuell auch
7 ſehr ſchönen Zimmern nebſt allen Be=
quemlichkeiten
per 4. April zu vermiethen.
Näheres parterre.
Der mittlere Stock meines Hauſes
Mühlſtraße 72, in der Nähe des Poly=
technikums
, iſt zum 1. April zu vermiethen.
339) Dr. Schäfer, Kreisveterinärarzt.
pe.

E
Gegra,h
LäGG, uAnuulhs 6l0
12326) Laden mit und ohne Woh=
nung
, ferner große helle Näumlichker=
ten
für Werkſtätten geeignet. Näheres
bei C. Köhler, Eliſahethenſtr. 4 u. Rhein=
ſtraße
49.

8964) Ballonplatz 3 ein fein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
9372) Beſſ. Carlsſtr. 3. im 2. St.
1 möblirtes Zimmer ſofort.
11272) Marienplatz 10 ein ſchön möbl.
Zimmer mit Kabinet, ſofort beziehbar.
10789) Promenadeſtr. 54 ein möb=
lirtes
Zimmer mit Cabinet ebener Erde
an einen einzelnen Herrn oder Dame.
12869) Eliſabethenſtr. 22 ein möbl.
Zimmer, nach der Straße, zu vermiethen.
62) Grafenſtraße 31 ein möblirtes
Zimmer, Seitenbau, 1. Stock.
208) Mühlſtraße 8. 1. Stock, ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.

2

Guter Verdienst.
Perſonen aller Stände, gut accre=
ditirt
, können ohne beſonderen Zeit=
aufwand
, ohne Kapital u. Niſico
2000-3000 Mk. auf reelle Art
jährlich verdienen.
Franco=Offerte unter Angabe der
gegenwärtigen Beſchäftigung sub
J. D. C456an Rudolt Mosse,
Berlin 8W.
(340

ſFine Dame ertheilt
Malunterricht.
Auskunft durch Herrn Dr. Körner,
Kiesſtraße 65.
[137
Peſucht ein möblirtes Zimmer mit
oder ohne Koſt. Off. m. Preisang.
unter M. 75 an die Expedition. (341


2000000000000l0000000000000
Am grossenSaule des Saulbaues.,
14
Mittwoch den 21. Januar 1885, Abends 7½ Uhr:
WV.
4 EA8rSLTON
0 der Pianiſtin Fräulein Thoreso Hennes aus Berlin, der
D Concertſängerin Madame Kathilde Zimeri aus London und
8 des cubaniſchen Violinvirtuoſen Chevalier Brindis de Salas,
H
Königl. portug. Hofvioliniſt.
Programm; Gavotte-Bach. Hocturne-Chopin. Menuetto O
O capriccioso-Weber. (rl. Hennes.) Serenade-Gregh. Postillon
O damour-Abt. Mad. Timeri.) Adagio 9. Concert-Spohr. Finale aus
H dem Violinconcert-Mendelssohn. Galas.) Sommernachts-Paraphrase
Mendelssohn-Lisnt. (Prl. Hennes.) Bolero-Dessauer. Perche-piangi
G - Jounod. (Mad. Zimeri.) Othello-Fantasie-Rosini Ernst. Valse-
S Chopin. (de Salas.) Uu bist wie eine Blume-Rubinstein. Glocken-
O thürmers Töchterlein-Rheinthaler. Gad. Eimeri.) Faust-Fantasie-
O dounod-Wieniawsky. (de Salas.)

Billets: Sperrſitz 3 M., Saal 2 M., Vorſaal 1 M. ſind in
3 der Muſikalienhandlung von Georg Thies und bei Herrn Saalbauinſpector
Velten zu haben.
[342

Von den bei Magenleiden, Blutarmuth, ſowie als Kinder=
nahrung
ſich ſo überaus bewährten
haron ohlg oelon Halte logumnoon- Präpaaton

(Mehl, Chocolade, Cacao) habe wieder friſche Sendung erhalten und
empfehle dieſelben beſteus.
Georp Liebig SoIo,
Rheinſtraße 28.
[13299
Vereinigte Geſellſchaft.
Samstag den 17. Januar 1885, Abends 8 Uhr:
AeuuiGh

in den oberen Geſellſchaftsräumen.

Anzug: Geſellſchafts=Toilette.
Das obere Local wird um 7 Uhr geöffnet.
Darmſtadt, den 10. Januar 1884.
(343
Der Ausschuss der Vereinigten Gesellschakt.
Lohalgeverbverein Darmotadt.
Mittwoch den 14. Januar l. 33., Abends 8 Uhr: Verſammlung
der Mitglieder im großen Saal der Winter'ſchen Bierbrauerei (extor).
Tagesordnung: Vortrag des Herrn Ingenieur C. Brockmann von Offen=
bacha
. M. über das Telephon, verbunden mit praktiſchen Demonſtrationen.
Eröffnung des Saals um 7 Uhr, in welchem die neueren techniſchen Zeit=
ſchriften
aufliegen und der Fragekaſten aufgeſtellt iſt.
Darmſtadt, den 10. Januar 1885.
Der Vorſtand des Localgewerbvereins Darmſtadt.
Buſch.
[344

4000 Harla
auf erſte Hypothek auszuleihen.
Wo? ſagt die Expedition.
(3386

Vetragene Herren= u. Frauenkleider,
G) Uniformen, Schuhwerk ꝛc. kauft zu
hohen Preiſen. - Beſtellungen per Poſt.
Friedrich Bauer, Langegaſſe 49. (13288

[ ][  ][ ]

87

Darmſtädter
Carneval=
Geſellſchaft.
Erſchallt, ihr Pauken und Trompeten,
ſſrohlockt, ihr Geigen, Eimbeln, Flöten,
ſpoſaunen tönt mit kräftgem Stoß:
Herbei, Ihr Narren! jezt geht's
los 1
Lamstag den 17. Januar
Wird's kohlig, wie's noch niemals war.
ſm acht Uhr elfe ganz genau
Rbt's einen rieſigen Radau=
da
ſtrömt zum Saalbau, was kann
krabbeln,
Albit Toſen, Lachen, Jubeln, Zappeln.
ſer zählt die Kappen, nennt die Namen
der Narren all und närr'ſchen Damen,
ede dort in buntigem Gewimmel
Ich träumen in dem ſiebten Himmel.
deum eilt, verſetzet Eure Kleider,
de Betten, Möbel und ſo weiter,
Ard langt's noch nicht, ſo pumpet fleißig,
fzis Ihr geſammelt 1 Mk. 30
d kauft bei D. Faix Söhne Hier
uch Stern und Narrenkapp dafür,
öMi Damen macht man gern beliebt ſich
ram koſtet es für ſie nur 70;
duch ſorgt Ihr nicht dafür vorher
50 nimmt die Kaſſe 20 mehr.
ud wer ein rechter Narr will ſein,
ſer ſchreibt ſich gleich als Mitglied,
ein,
alt für drei Abend nur vier Mark
no kriegt ine Tuchkapp bunt und ſtark,
hie er noch lange kann benützen
54½ Schlafhaub oder Zipfelmützen.
dagu hat er auch noch das bene,
las frei er einführt ſeine Kleene!
ub gerne ſchmückt er ſie, das weiß ich,
AE Närrin für der Pfennige 30
lud führt ſie froh ins Narrenreich,
10 Hoch und Nieder, Arm und Reich
Eirn Saft der Hopfen und der Reben
eu hehren Narrenfürſt läßt leben.
Eym ſchallt ihr Pauken und Trompeten
Walockt, ihr Geigen, Eimbeln, Flöten,
hlaunen, tönt mit kräftgem Stoß:
ſerbei, Ihr Narren, bald gehr's los-.
Ech grüßt mit Hurrah und Juchhe
das pudelnärrische Comits.

[345

und Waiſenfonds der Großh. Hofmuſik
findet Mittwoch den 14. Januar im Saalbau ſtatt. (230,
Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Borgsträsser
und Klingolhöffer, ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.

Mittelrheiniſcher

Locaſverein Darmſtadt.

Mittwoch den 14. Januar 1885, Abends 8 Uhr, im Reſtaurant
nur alten Post.
1) Neuwahl des Vorſtands.

2) Rechnungsablegung.
3) Vortrag des Herrn Directions=Secretärs Lorey: Umbau der Station
Friedrichsfeld der Main=Neckar=Bahn, insbeſondere die Central=
Signal= und Weichenſtellung daſelbſt.
[346
Gäſte ſind willkommen.
Der Vorstand.

Generalverſammlung
des neuen Kranken= und Sterbekaſſe=Vereins
zu Beſſungen
Sonntag den 8. Februar 1885, Nachmittags 3 Uhr,
im Saale des Herrn Guntrum.

Beſſungen, den 13. Januar 1885.

Der Vorstand.

[347

frannösischer Wolsch-Hahnon
und Hühner, Capaunon,
Poulardon und Enton,
italion. Capaunon, Poulardon,
Hahnon und Taubon.
Non. UI,
(348
Schulſtraße 16.
Ein Masken=Coſtüm, den

1Olpowt ,. daonlhe ohl
darſtellend, in Sammet u. Atlas,
neu und nur einmal getragen, billig
zu verkaufen. Näheres Pro=
[349
menadeſtraße 25, 2 Tr.

werden ausgeliehen vom
AIice-Bad,
Mauerſtraße 17. (350
50 Harlz
zahle für Anweiſung eines Mörtels zur
Ausmauerung von Hochherden,
welcher beim Transport nicht abſpringt.
Offerten unter V. E. befördert die
Expedition d. Bl.
[236

Täglich

[351

Hch. Koch, Schützenſtraße.
eine grauſeid. Börſe.
Vorloren oegen Belohung ab=
zugeben
in der Expedition.
(352

[ ][  ][ ]

Bandwurm

m. Kopf, Spul= u. Madenwürmer entfernt
gefahrlos ohne Vorkur in 1½- 2 Stdn.
radical (brieflich). Erfolg garantirt.
Tauſende geheilt. H. Turth, Bahn=
ſtraße
53, Düſſeldorf.
Nach 6 anderen verfehlten Curen wurde
mein Töchterchen endlich durch Herrn
Kurth's vorzügliches Mittel vom Band=
wurm
vollſtändig ſchmerz= und gefahrlos
befreit, wofür beſtens danke. Dies zur
Empfehlung. Fr. Geppert, Buchhalter,
[353
Kiesſtraße 32, Darmſtadt.

Erhalte heute von der Großher=
zoglichen
Jagd Jägersburg.
100 Stück ſchöne friſche

Haſen,

welche ich zu den billigſten Preiſen
verkaufe.
Beiuriob Grimm,
[354
Schulſtraße 16.

Schrolbrod

täglich friſch.
HCh. Roch,
(355
Schützenſtraße.

212) Eine perfecte Köchin, ſowohl
für feine Herrſchaft wie auch für Hotel
oder Reſtauration geeignet, kann nachge=
wieſen
werden. Franks Stellenbureau,
Caſinoſtraße 2.

Hine geübte Friſeurin empfiehlt ſich
= den geehrten Damen für in und
außer dem Hauſe. Waldſtraße 11. 1122

Stellegesueht.

Ein gut geſittetes Mädchen aus an=
ſtändiger
Familie ſucht per ſofort oder
ſpäter Stellung als Ladnerin in einem
Manufactur= oder Modewaarengeſchäft.
Gefl. Offerten mit Bedingungen unter
Jh. S. 30 poſtl. Darmſtadt erbeten. (213

180) Geſucht ein tüchtiges Hausmäd=
chen
, welches gut nähen u. etwas bügeln
kann und Liebe zu Kindern hat. Zu er=
fragen
Rheinſtraße 43 parterre.

309) Ein Mädchen nicht unter 25
Jahren, gefälligem Aeußern, welches gute
Zeugniſſe beſitzt und kochen kann, gegen
hohen Lohn zu einer einzelnen Dame.
Zu erfr. Friedrichsſtr. 28. mittl. Stock.

Reinliche Mädchen
zum Einſchlagen geſucht.
Wehner & Tahr,
Chocoladenfabrik. (356

357) Tüchtige Müdchen können ſofort
gute Stellen erhalten.
Frau Becker,
Eliſabethenſtr. 1, Hinterbau.

358) Ein junges Mädchen den
über geſucht. Waldſtraße II.

Tag

359) Ein Junge ordentlicher Eltern,
ſucht Stelle als Zapfiunge.
Beck, Stellenbureau, Mathildenpl. 11.

gin Lehrling mit guten Schulkennt=
. niſſen wird geſucht.
[313
Wilhelm Schulz, Eliſabethenſtraße 25

Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady. Eliſabethenſtraße 27
Der Poſtdampfer Mainz, Kapitän Hellmers,
vom Nordd. Aoyd, welcher am 28. Dezember vor
Bremen und am 30. Dezember von Southamptor.
abgegangen war, iſt am 10. Januar wohl
behalten in New=York angekommen.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag den 13. Januar.

10. Vorſtellung in der5. Abonnements=Abtheilung
(Rothe Karten gültig.)
Zum erſten Male:
Die große Glocke.
Luſiſpiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal.
Baronin Erna von Soldan Frln. Haacke.
Conſul Eduard Gundermann. Herr Butterweck.
Conſtanze, ſeine Gattin. . Frln. Berl.
Elly, ihre Tochter
Ottilie, ihre Stieftochter . Frln. Ethel.
Martin Murner, Zeichner. . Herr Werner.
Theob. Vogt, ) Bildhauer; Herr Steude.
Eberh. Wilfrieb.
Herr Hacker.
Mathilde, Eberhard's Mutter. Frln. Schütky.
Sanitätsrath Dr. Huſchke.
Herr Dalmonico.
Profeſſor Ludovici Herr Wagner.
Edgar Wolkenburg, Tenor
Herr Mickler.
Lisbeth zrln. Klein.
Anna. Frln. Beck.
Ein Diener
Herr Göbel.

Frau Kläger.

Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

(360

Todes=Anzeige.
Freunden und Verwandten hierdurch die Mitteilung, daß
Herr Rentner Martin Achtelſtädter
heute Nacht ½12 Uhr nach langem Leiden ſanft entſchlafen
iſt. Um ſtille Theilnahme bittet
Sophie Achtelſtädter.
Darmſtadt, den 11. Januar 1885.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 14. Januar,
nachmittags 3 Uhr, ſtatt.

(361

Dankſagung.
Getröſtet durch die große Theilnahme, ſagen wir Allen,
welche unſere heimgegangene Mutter zur ewigen Ruhe ge=
leiteten
und ihren Sarg ſo reich mit Blumen ſchmückten, unſeren
innigſten Dank.
Darmſtadt den 10. Januar 1885.
Die trauernden Kinder:
Helene, Karl und Philipp Diehl.

(362

Dankſagung.
Allen denen, welche an dem frühen Hinſcheiden unſeres
lieben Bruders und Schwagers
Philipp Ling
ſo herzlichen Antheil nahmen und ihn zu ſeiner letzten Ruhe
ſtätte begleiteten, ſagen wir unſeren innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 13. Januar.
Deutſches Reich. Am 11. d. M. fand unter dem Vorſitze dei
Fürſten Bismarck eine Sitzung des preußiſchen Staatsminiſteriums ſtatt
in welcher die Thronrede bei Eröffnung des Landtägs feſtgeſtellt wurde
Bezüglich der Meldung verſchiedener Blätter, daß das genaue Datum,
vom Dienſteintritt des Fürſten Bismarck nicht bekannt ſei, bemerkt dies
Nordd. Allg. Ztg.: daß Fürſt Bismarck am 20. Mai 1835 geprüfl
und am 4. Juni 1835 als Auscultator beim Berliner Stadtgericht an=
geſtellt
worden ſei.
In der Sitzung des Reichstags vom 9. d. M. wurde der Antragl
Maſſows, die von der Budgetkommiſſion auf 100000 M. ermäßigte Bei=
hilfe
zur Förderung der Erſchließung Centralafrikas auf 150 000 M. zu,
erhöhen, mit 135 gegen 128 Stimmen an die Budgetkommiſion zurück=
verwieſen
, obſchon die Regierung erklärt hatte, der Kommiſſion alles auf
dieſe Frage bezügliche bereits mitgeteilt zu haben. Hierauf wurde derſ
Reſt des Etats des Reichsamts des Innern erledigt.
In der Sitzung vom 10. d. M. ſtand die erſte Leſung des Nachtragskredils
von 180000 M. für eine Dampfbarkaſſe und einen Küſtendampfer für den
Gouverneur von Kamerun zur Beratung. Fürſt Bismarck nahm das Wort
zu der Erklärung, daß die ſeither erworbenen Kolonien die Ausgangs= für neue deutſche Handelswege ſein ſollten, daß die Regierungl
indes ohne Unterſtützung des Reichstags nicht weiter vorwärts geher
könne. Wolle man keine Kolonien, ſo ſei dies offen zu erklären, un
unnütze Koſten und Zeit zu erſparen, andernfalls müſſe man auch diek
Koſten bewilligen. Der Reichskanzler verlas hierauf die Depeſchen überz
die neueſten Vorgänge in Kamerun, nach welchen ſeitens einiger Eng=l
länder unter Mitwirkung des Polen Rodroſinski ſchon anfangs Dezen=
ber
Ruheſtörungen vorbereitet worden ſeien, ferner kamen Berichte kauf=
männiſcher
Agenten zur Vexleſung, welche dringend fordern, die Auto=
rität
des Deutſchen Reiches dort aufrecht zu erhalten, ſowie die Ver=
handlungen
mit der engliſchen Regierung, wonach Lord Granville einel
Unterſuchung verſprochen habe. Fürſt Bismarck ſchloß mit den Worten:
er hoffe, den Reichstag überzeugt zu haben, daß ein entſchiedenes Vor=
gehen
notwendig ſei; wolle der Reichstag aber weitere Hinderniſſe be=
reiten
, ſo müſſe er davon abſtehen und die Verantwortung der Majoritä!
zuſchieben.
Abgeordneter Windthorſt beantragte Verweiſung an die Budget=

[ ][  ][ ]

kommiſſion, wogegen Fürſt Bismarck entſchieden proteſtierte. Abg.
E. Richter trennte ſich in dieſer Frage jedoch von dem Centrum, worauf
Windthorſt auf die Abſtimmung über ſeinen Antrag verzichtete und er=
flärte
, daß er nunmehr für die Forderung der Regierung ſtimmen werde,
ſohne indes der Kolonialpolitik überhaupt zuzuſtimmen. Die angeforderten
180000 M. wurden ſodann faſt einſtimmig bewilligt.
Nach der Voſſ. 3tg.: beabſichtigt Reichstagsabgeordneter Oechel=
haͤuſer
namens der Nationalliberalen einen Börſenſteuerentwurf einzu=
bringen
, der auf dem Prinzip des Schlußnotenzwanges mit ſteigenden
Staffelſätzen beruhe.
Am 11. d. M. fand in Offenburg eine Verſammlung ſtatt, welcher
a. 300 Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei aus allen Teilen
Badens, worunter ſämtliche liberale Abgeordnete anwohnten und welcher
3taatsrat Lamey präſidierte. Bezüglich der Organiſation der Partei
owie der Parteipreſſe wurde volles Einverſtändnis erzielt.
Ueber das Gefecht in Kamerun, bei welchem ein Matroſe getödet
und 4 Matroſen ſchwer, ſowie Lieutenant v. Ernſthauſen und 3 Matroſen
leicht verwundet wurden, teilt die K. Z. nachſtehenden Bericht aus
kamerun vom 23. v. M. mit. Unſere Kriegsſchiffe =Bismarck und
Olga' langten am 18. Dezember in Kamerun an und landeten am
9. daſelbſt 330 Mann mit 4 Kanonen, weil Hickorytown und Foßtown
err König Bell verjagt, die Kaufleute bedroht und Belltonn verbrannt
tten. Hickorytown wurde bei geringem Widerſtande ohne Verluſt ge=
ömmen
. Ein Offizier der Olgar, Riedel, welcher erfahren hatte, daß
die Foßleute Woermann's Agenten Pantanius gefangen genommen, be=
cloß
, mit ſeiner Abteilung deſſen Rettung zu verſuchen. Unter heftigem
Feuer landete die Abteilung in Belltown und ſtürmte einen hundert
ſuß hohen Abhang mit Verluſt von einem Toten und ſieben Verwun=
eten
. Sechzig Mann hielten das Plateau zwei Stunden lang gegen
O aus Buſchwerk und engliſchen Miſſionen feuernde Feinde. Die
Reinition wurde knapp, als Unterſtützung vom Bismarck anlangte;
5oßtown wurde mit Hurrah geſtürmt und niedergebrannt. Inzwiſchen
rmordeten die Empörer Pantanius. Nach Verluſt von zwanzig Toten
ind vielen Verwundeten, darunter vier Häuptlinge, entkam der Feind
n3 Innere. Am 21. Dezember wurde das verödete Foßtown abermals
ſeletzt; am 22. bombardierte die Olgar den Fluß befahrend Hickory=
own
. Die Ordnung iſt jetzt völlig hergeſtellt. Die Neger beginnen die
ſethörten Genoſſen auszuliefern. Eine Bekanntmachung des Admirals
ſerbietet den Waffenverkauf und droht weißen Helfern der Empörung
nſt Ausweiſung.
Reichstagspräſident v. Wedell, Fürſt Hatzfeld=Trachenberg, Ober=
ürgermeiſter
v. Forckenbeck, Polizeipräſident v. Madai, Geheimrat Men=
elsſohn
, der Präſident der Seehandlung Rötger und Generalkonſul
andau forderten zahlreiche Perſonen aus allen Kreiſen zur Beratung
ber zweckmäßige Maßregeln zur Unterſtützung der durch das Erdbeben
1 Spanien in Not geratenen Perſonen auf. Die erſte Sitzung findet
un Dienstag im Reichstagsgebäude ſtatt.
England. Der veutſche Botſchafter Graf Münſter hat am 10. d. M.
1Sandringham de K älteſten Sohne des Prinzen von Wales anläßlich
iner Mündigkeit=erklärung ſeitens des deutſchen Kaiſers den Schuarzen
erorden über reicht.
In Betreff der von der Regierung Neuſeelands geforderten Annexion
Amoas durch England findet mit dem Kolomalamte ein Schriftwechſel
fart. Lord Derby hat jedoch bereits der Regierung Neuſeelands in
ner Weiſe geantwortet, welche die Ausführung des Verlangens un=
arſcheinlich
erſcheinen läßt.
Italien. Italia militaren beſtätigt die Meldung betreffs des
reditionscorps, welches als Garniſon nach der Aſſab=Bai entſendet
er den ſoll. Dasſelbe wird ſich am 14. d. M. in Neapel auf dem
banzerſchiff Prinz Amadeus Kommandant Kontreadmiral Bertelli,
ind dem SteamerGottardor der Allgemeinen Schifffahrts=Geſellſchaft,
nchiffen. Das erwähnte Blatt fügt hinzu, daß ſich im Roten Meere
gende italieniſche Schiffe einfinden werden: Korvetten Garibaldi
nd =Amerigo=Vespucci'- Panzerſchiff, Caſtelfidardo. Aviſos= Meſſag=
erg
und Bedettau und vielleicht auch das Aviſoſchiff Esploratores.
Der Opinionel zufolge ſind die Korvetten Garibaldis und Ves=
mcis
bereits nach Meſſina abgegangen, von wo ſie die Fahrt nach
m Roten Meere fortſetzen werden.
Spauien. Infolge der letzten Erderſchütterungen in den ſüdlichen
rovinzen iſt das Terrain, auf welchem das Dorf Guevejar ſteht, um
2 Meter aus ſeiner bisherigen Lage gerückt und der Lauf des Fluſſes
ſogollos verändert worden.
In den Provinzen Malaga und Granada ſollen infolge der fort=
Anernden Erderſchütterungen gegen 40 000 Perſonen ihre Wohnungen
aſſen haben und nach anderen Provinzen ausgewandert ſein.
Vereinigte Staaten. Die Repräſentantenkammer hat am 9. d. M.
ne der Reſolutionen, welche Informationen über die Kongokonferenz ver=
lngen
, angenommen.
Aus Philadelphia wird vom 9. d. M. berichtet, daß das Münz=
bmits
des Repräſentantenhauſes die Bill, betreffend die Aufhebung der
frägung von Silber=Dollars, verworfen hat.
Einer Meldung aus New=York vom 10. d. M. zufolge wurde dem
ſiſchen Nationaliſten Thomas Phelan, welcher Aufjeher des Arbeits=
huſes
Kanſas City (Miſſouri) iſt, in dem Bureau O Donnovan Roſſa's
New=York von einem Mann, deſſen Name angeblich Richart Short
h. eine erhebliche Stichwunde beigebracht, weil er die Geheimniſſe der
ſchen Invincibles verraten bätte.

8
89
Mexiko. Die Regierung hat, einem Telegramm vom 10. d. M.
zufolge, die Stempel= und Waarenſteuern in einer den Handelsſtand
befriedigenden Weiſe modificiert.
Panama. In. den vier inneren Staaten iſt, wie aus Panama vom
9. d. M. berichtet wird, eine Revolution ausgebrochen; von Panama
ſind Truppen nach Cauca geſandt. Die Regierungstruppen wurden von
den Aufſtändiſchen bei Junja geſchlagen. Man fürchtet den Ausbruch
eines allgemeinen Krieges. - Am 8. d. M. fand die Einführung des
Generals Santo Domingo Vila als Präſident von Panama ſtatt.
Auſtralien. In Melbourne hat unter dem Vorſitz des Mayors
eine Kundgebung ſtattgefunden, woran ſich etwa 4000 Perſonen beteilig=
ten
. Es wurde eine Reſolution angenommen, welche das Verhalten Lord
Derbys gegenüber der deutſchen Beſitzergreifung verurteilt, gleichzeitig
aber jedwede feindliche Geſinnung gegen Deutſchland, in Abrede ſtellt.
Eine andere Verſammlung fand in Ballarat ſtatt, worin eine Reſolution
beſchloſſen wurde, welche angeſichts der zunehmenden Beſtrebungen der
auswärtigen Mächte, die Auſtralien benachbarten Inſeln zu annektieren,
erklärt, dieſe Inſeln ſeien die Erbſchaft Auſtraliens.
Nach einer Mitteilung aus Melbourne vom 10. d. M. ſind dort
Nachrichten eingegangen, die für authentiſch gehalten werden und dahin
lauten, daß zwiſchen dem Könige von Samoa und dem dortigen deut=
ſchen
Konſul ein Vertrag abgeſchloſſen wurde, wodurch Deutſchland drei
Sitze in dem Rate des Königreichs geſichert werden. Die Wirkung die=
ſes
Zugeſtändniſſes wird ſein, daß der deutſche Einfluß auf dieſen Inſeln
bedeutend erhöht wird.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 13. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Generalmajor 1. 8. der Kavallerie Frhn. Gedult von Jungenfeld,
aus Fürth i. O., den Generalmajor Frhrn. Röder v. Diersburg, Kom=
mandant
der Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt, den Stabs= und
Bataillonsarzt Dr. Schmidtborn vom 3. Großh. Inf.=Regt. Nr. 117,
den Bergrat Jäger aus Bad=Nauheim; zum Vortrag den Staatsminiſter
Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber, den Geheimerat Dr. Becker.
Se. D. der Prinz Heinrich von Battenberg iſt Samſtag
abend zu kurzem Aufenthalt dahier eingetroffen; derſelbe wird ſich von
hier nach Berlin begeben.
- Zufolge einer Verfügung Großh. Miniſteriums des Innern und

der Juſtiz haben die Amtsanwälte in den öffentlichen Sitzungen der
Amtsgerichte und Schöffengerichte die für Richter und Staatsanwälte
vorgeſchriebene Amtstracht zu tragen.
Militärdienſtnachricht. Das M. W.=Bl.u veröffentlicht
die durch Se. Maj. den Kaiſer dem Major v. Scheel im 1. Großh.
Inf.=Regt. Nr. 115 erteilte Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen
Komturkreuzes 2. Kl. des Königl. Württemb. Friedrichs=Ordens.
0 Am Freitag Abend nahm der Lokalgewerbverein ſeine
Wochenverſammlungen wieder auf und hielt, nachdem der Vorſitzende,
Herr Baurath Buſch, die zahlreich erſchienenen Mitglieder bei Beginn
des neuen Vereinsjahres herzlich begrüßt, Herr Stadtverordneter Karp
einen Vortrag über das Projekt der Errichtung einer Markthalle.
Der Redner ſtreifte zunächſt die Frage der Rentabilität einer ſolchen
Anlage, wies darauf hin, daß das Marktſtandgeld der Stadt dermalen
jährlich 10000 M. ertrage, auf welche Einnahmequelle man unmöglich
verzichten könne, betonte, daß ein Hallenbau, ganz abgeſehen von dem
Bauplatz und der etwa notwendig werdenden Beſchaffung von Zufuhr=
ſtraßen
, einen Aufwand von 300 000 Mark erheiſche, alſo die Markthalle
einen Ertrag von 25,000 M. abwerfen müſſe und es ſich daher in erſter
Linie frage, ob der Konſum eine ſolche Mehrbelaſtung der Marktwaaren
geſtatte, oder die hierdurch entſtehende Preisſteigerung andererſeits wieder
durch die in Folge vermehrter Zufuhr erwachſende größere Konkurrenz
herabgedrückt und beſeitigt würde. In Erörterung dieſer Frage nahm
der Vortragende Anlaß, eingehend auf die Marktverhältniſſe in Paris
und London, die dortigen großartigen Bauten und die eigentümliche
Organiſation jener Rieſenmärkte einzugehen, durch welche allein die Ver=
ſorgung
jener Volksmaſſen mit allen Lebensbedürfniſſen ermöglicht wer=
den
kann, eine Organiſation, die aber zur Folge hat, daß der ganze
Markt ausſchließlich in den Händen der Händler iſt und nur die außer=
ordentliche
Maſſe der Zufuhr die bedeutenden Koſten, welche dieſer Be=
trieb
im Gefolge hat, einigermaßen herabmindert und ausgleicht. So=
nach
liege für uns die Frage ſo, ob es ratſam ſcheine, den ganzen
Markt ausſchließlich den Händlern zu überliefern, da nach allen
Erfahrungen nicht zu erwarten ſtehe, daß die Landleute ſich regel=
mäßige
Plätze in der Markthalle mieten, es vielmehr vorziehen würden,
ihre Produkte an die Händler zu verkaufen, wodurch aber für die
hieſige Geſchäftswelt der weitere Nachteil erwachſe, daß alsdann die
Landleute, die dermalen hier ihr Produkt ſelbſt abſetzen, auch nicht mehr
in die Stadt kommen und ihre Einkäufe machen. Höre man doch heute
ſchon die vielfache Klage, daß die Händler den Markt zu ſehr beherrſchten.
Daß die Erbauung einer Markthalle eine Annehmlichkeit für unſere
Frauen ſein würde, räumte der Redner zwar ein, betonte aber, daß
dieſe Bequemlichkeit mit einer nicht zu rechtfertigenden Verteuerung der
Lebensbedürfniſſe erkauft werde, da bei dem beſchränkten Verkehrskreis
hieſiger Stadt und bei der Nähe anderer großen Städte eine erhöhte Zufuhr
und ein Herabdrücken der Preiſe nicht zu erwarten ſtehe. Hieraus folgerte
der Vortragende, daß Markthallen nur da ein Bedürſnis ſeien, wo es
ſich um die Ernährung großer Volksmaſſen handele, nicht aber für eine
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Stadt, wie die hieſige, weshalb auch die Nachbarſtädte Mainz, Mann=
heim
, Offenbach, Würzburg und Karlsruhe nicht an die Er=
bauung
ſolcher Hallen dächten, die allerdings in Frankfurt, jedoch nur
vom Detailverkehr benutzt, beſiehen. Unſere Stadt habe vorläufig noch
ganz andere weit dringendere Angelegenheiten zu erledigen, insbeſondere
die abſolut notwendige Umpflaſterung der Straßen, die Beſchaffung von
Luft und Licht für unſere Altſtadt, demnächſtige Verlegung des Schlacht=
hauſes
, deſſen Beſeitigung nur eine Frage der Zeit ſei, endlich Erbauung
eines neuen Rathauſes ꝛc., alſo keine Veranlaſſung vorliege in der Markt=
hallenfrage
den Standpunkt anderer Städte aufzugeben.- An dieſen, mit
lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag knupfte ſich in herkömmlicher
Weiſe eine lebhafte Debatte, an der ſich die Herren Stadtverordneten
Lehr, Blumenthal, Prof. Dr. Büchner und Rückert, ferner Herr
Fabrikant Schenk und Spenglermeiſter Rockel, ſowie der Referent be=
teiligten
. Für die Erbauung einer eigentlichen Markthalle in großem Style,
trat eigentlich niemand ernſtlich ein, obgleich mehrſeitig hervorgehoben
wurde, daß eine ſolche Halle, ſowohl für die Käuſer, wie Verkäufer ſehr an=
genehm
, ja eigentlich im Intereſſe der Sanität geboten erſcheine, ebenſowenig
trat jemand für eigentliche Verlegung des Marktes ein vielmehr wurde
allſeitig betont, daß derſelbe ſchon mit Rückſicht auf die Geſchäftsintereſſen
der Altſtadt unbedingt an der alten Stelle zu erhalten ſei, dagegen fand
die zuerſt von Herrn Blumenthal angeregte Idee, einige einfache leichte
Hallen, als Schutz gegen Unwetter, für die Marktbeſucher zu erbauen,
was nur eine geringe Erhebung des jetzigen Standgeldes nach ſich ziehen
würde, mehrfachen Anklang und beſchloß man ſchließlich, die ganze An=
gelegenheit
der beſtehenden Kommiſſion für Lokal=Angelegenheiten zu
überweiſen und behielt ſich vor, ſeiner Zeit nochmals auf die Sache
zurückzukommen.
- Inhaber von Obligationen des 4½prozentigen Anlehens der
Stadt Darmſtadt von 1879 (Lit. V, Waſſerwerksanlehen) ſeien
darauf aufmerkſam gemacht, daß der Termin zur Convertierung der=
ſelben
am 15. d. Mts. abläuft, und alle bis dahin der Bank für
Handel und Induſtrie oder der Stadtkaſſe zur Abſtempelung für 4 p6t.
Verzinſung nicht vorgelegten Stücke am 1. Juni zur Rückzahlung kommen.
Im Monat Dezember 1884 hatte im ſtadtiſchen Hoſpital
dahier die Verpflegung von 217 Kranken, 42 Pfründnern und 29 Per=
ſonen
des Hausperſonals, zuſammen 288 Köpfe, mit 5557 Verpflegs=
tagen
ſtatt.
Morgen, Mittwoch, wird der zweite der vom Alice= Frauenver=
ein
für Krankenpflege veranlaßten Vorträge in der Aula der Real=
ſchule
ſtattfinden. Herr Geh. Ober=Medicinalrat Dr. Eigenbrodt
wird , Ueber unſere hauptſächlichſten Sünden gegen die Geſundheitspflege
im Privatleben, in der Staats= und Gemeindeverwaltung ſprechen, ein
Thema, welches auch für Herren manches Intereſſante bringen muß.
Um vielſeitigen Anfragen zu entſprechen, teilen wir an dieſer
Stelle mit, daß der alljährlich von der Saalbau=Aktien=Geſellſchaft ver=
anſtaltete
allgemeine Maskenball am Samstag den 14. Januar ſtatt=
finden
wird.
22 Im Feierabend=Hauſe verkehrten im Monat Dezember
2823 Perſonen. Bücher wurden 1507 ausgegeben, 17 Briefe geſchrieben,
10 Singſtunden und 1 Vortrag gehalten. Am Weihnachtsabend waren
an 300 Beſucher des Hauſes gekommen, um der Weihnachtsfeier beizu=
wohnen
, auch an dieſem Abend daſelbſt Erſatz des Elternhauſes und Familie
zu ſuchen und zu finden. - Am Mittwoch den 14. Januar abends halb
9 Uhr wird ein Vortrag von Herrn Reallehrer Th. Becker gehalten
werden über: Stanley der Afrikareiſende.
N Aus dem Hausgang des alten Gymnaſialgebäudes in der Karls=
ſtraße
wurde eine Decke von einem Kinderwagen entwendet. Wegen
fortgeſetzter Mißhandlung ſeiner Ehefrau verhaftete die Schutzmannſchaft
geſtern morgen einen Taglöhner. Eine Dienſtmagd aus Pfungſtadt,
welche verſchiedene Kleidungsſtücke entwendet hat, wurde in Polizeige=
wahrſam
genommen.
Die freie Vereinigung der Friſeure, Barbiere und Heil=
gehilfen
Darmſtadts und Umgebung hat ſich geſtern auf Grund des
Reichsgeſetzes zu einer Innung konſtituiert; dem Vernehmen nach beab=
ſichtigt
die betreffende Iynung, den Antrag zu ſtellen, daß nur Mit=
glieder
derſelben fur die Folge befugt ſein ſollen, Lehrlinge auszubilden.
Eine Anzahl weiterer Verbände in hieſiger Stadt beabſichtigen in nächſter
Zeit ähnlich vorzugehen.
- Rattingham Daily Guardian ſchreibt: Madame Mathilde Zi=
meri
, Konzertſängerin aus London, hatten wir geſtern Gelegenheit in
unſerem Konzertſaale zu begrüßen. Schon bei den erſten Tönen hatte
die Künſtlerin die Herzen der Zuhörer erobert. Wie Perlen kommen
die Löne von den Lippen der ſchönen, höchſt eleganten Sangesmeiſterin,
die biegſame umfangreiche Stimme und ſchöne Ausſprache bekunden die
vorzüglichſte Schule, und entwickelte ſie in der Serenade von Gregh eine
ſtaunenswerte Kehlkopffertigkeit. Das Publikum war enthuſiasmirt.
Geſſezn abend brannte in der oberen Eliſabethenſtraße der mit
Makartſträunen reich dekorierte Erker eines Blumenladens voll=
ſtändig
aus.

Großherzogliches Hoftheater.
Der Kaufmann von Venedig.
V. Das Frl. A. Wis thaler anläßlich ihrer Rutland=Repräſentation
geſpendete Lob muß heute weit ſpärlicher fließen. Die Porzia verlangt
ſchon eine gewiegte Darſtellerin, ſie iſt nicht zu bewältigen mit Mitteln,
welche einer ſo ſentimentalen Rolle wie der der Rutland zu Erfolgen

verhelfen. Hier wollen wir ganz andere Saiten angeſchlagen ſehen, d=
Ruhige, Edle, Maßvolle und Verſtändige muß in der Zeichnungd
Charakters überwiegen, wenn wir es für wahrſcheinlich halten ſolle
daß die Klugheit dieſer Frau einen mißlichen Rechtshandel, in welche
ſich der Doge ſelbſt nicht Rat weiß, zum glücklichen Austrage bring.
in der Rolle der Porzia liegt auch nicht ein Moment, welches al
Rührung berechnet iſt. Alles, was Frl. Wisthaler ſprach, machte, m=
alleiniger
Ausnahme jener Stelle in der Gerichtsſcene: Das Recht de
Gnade weiß von keinem Zwanger, den Eindruck des Farbloſen, Unir=
tereſſanten
; ſie bildete in Nichts einen Gegenſatz zur Neriſſa und
Art, wie ſie ſich im Sprechen überhaſtete, war vollends von Uebel;
hübſche Erſcheinung der Dame konnte dieſe Mängel nur teilweiſe aus
gleichen. Als eine Leiſtung allererſten Ranges erkennen wir den Shyla=
des
Herrn Werner, der von Anfang bis zu Ende den Geiſt ſein
Partie in einer Weiſe auszubeuten verſteht, zwelche den höchſten Beiſa=
verdient
. Die Baſſanio, Graziano und Lorenzo waren vortrefflich v
treten durch die Herren Edward, Steude und Hacker. 2
Figuren der Gobbo's, ſenior und junior, verhalfen zu komiſcher Wirkua.
die Herren Hanſen und Bulterweck. Herr Dalmonico paßt auc
gezeichnet für die Rolle des Antonio, er giebt den geborenen Melry
choliker, den vollkommenen Hypochonder, ohne Initiative und Thatkräh
als welchen Chakeſpeare dieſen königlichen Kaufmanns den die ſ
veräne Verachtung des unfruchtbaren Metalls noch beſonders chanl.
teriſiert, angeſehen wiſſen will. Die beiden Werber: Der Prinzu
Marokko und der Prinz von Arragon, wurden ganz vortrefflich du.
die Herren Mickler und Wagner dargeſtellt; letzterer war wie imn,
in ſeiner Maske ausgezeichnet. An den meiſten Bühnen iſt es üll=
den
Prinzen von Arragon als Gecken aufzufaſſen; dieſe, aus theah,
liſchen Gründen ganz löbliche Tradition, iſt aus dem Gefühl entſprung.
Waare und Preis zu proportionieren, und ſie ſteigert entſchieden un,
Befriedigung an dem Ausfall der Käſtchenwahl, aber, ob ſie ganz/
Sinne der Dichtung iſt, das iſt eine andere Frage, wenigſtens ſind
Worte, welche Prinz Arragon zu ſprechen hat, weder die eines Geaͤ
noch Narren. Die unerquickliche Figur der Jeſſika hatte an Stellen
Frl. Ethel Frl. Haacke übernehmen müſſen. Gott ſchütze die Juh
vor derartigen Stammesgenoſſinnen und die Chriſten vor ſolchen Ueh=
läuferinnen
! Wäre der Kaufmann von Venedig' in unſeren Ta=
gedichtet
worden, ſo würde man höchſt wahrſcheinlich die Frage
werfen, was wohl den Dichter veranlaßt haben könnte, jene Jüdin/
ſchildern, die den Vorzügen ihrer Race, als da ſind: Kindesliebe,
ſonnenheit ꝛc. ſo ſchamlos ins Geſicht ſchlägt. Aber das ganze Ell
baut ſich ja auf mittelalterlicher Denk= und Gefühlsweiſe auf, der 9
iſt der Prügeljunge für alle Teile, und ſchließlich übt er doch nur,
Bosheit, die man ihn gelehrt.: Das haben alle objektiven Shakeſpen
ausleger anerkannt und ſelbſt die Shakeſpeareomanen nicht wegzuh
putieren vermocht. Nach den neueſten Forſchungen ſteht es auchl
ziemlich feſt, daß ſich in der Geſchichte, die von dem Kaufmann Ante=
und dem Juden Shylock erzählt, die Sache gerade umgekehrt verhal=
habe
, daß der Kaufmann der Bedränger und der Jude der Bedrän,
geweſen ſei; im verg. Jahre kam auch Kurdirektor Heyl aus Al
baden in ſeinem Vortrag im Kaufmänniſchen Verein Italiens Stähl
auf dieſen Punkt zu ſprechen und erledigte ihn zu Gunſten Shyl,
Der Kaufmann von Venedigl war ſchon ſett längerer Zeit n
auf dem Repevtoire erſchienen und die heutige Vorſtellung hatte da
einen zahlreichen Beſuch herbeigeführt.
Sonntag, 11. Januar.
Margarethe.
Die Gretchentragödie erhielt heute durch Frl. M. Dérivis, wl
uns in der Verkörperung der Titelrolle eine weitere Seite ihrer kürl
leriſchen Geſtaltungskraft erſchloß, in all ihren Hauptmomenten ü
höchſt wirkſame Beleuchtung. Man kann ſich in der That nicht gen
wundern, daß die Künſtlerin über ein ſo umfangreiches Repertoiren.
fügt, daß ſie Rollen wie Carmen, Mignon, Margarethe, dieh
unſerer Bühne an drei verſchiedene Kräfte verteilt ſind, mit gleicl
Sicherheit beherrſcht. Aber noch in weit höherem Grade verdientl
erkennung die Art und Weiſe, wie ſie mit ihren Mitteln zu ſchall
weiß, wie ſie in Spiel und Geſang Feinheiten herauskehrt, welche ml
nur bei wenigen Gretchen antreffen dürfte, und wie ſie ſchließlich, wul
man glaubt, ſie habe ſich bereits ganz ausgegeben, noch immer ein
ſtegreichen Treffer in Bereitſchaft hat. Dabei iſt ihre Darſtellung
von allem Geſuchten, von jeder Effekthaſcherei, ergiebt ſich ganz nur al
dem Geiſt der Rolle und erzielt demgemäß die günſtigſten Reſultal
Nie und an keiner Stelle überſchritt Frl. Derivis den ſchlichten. in ſein
unbewußten Einfachheit ſo ſchönen Charakter der Margarethe, welchl
durch Goethe und vielleicht auch durch die Muſik Gounods zu ein
typiſchen Bedeutung erhoben worden iſt. Es wirkte um ſo ergreifendl
als die Künſtlerin in der Kerkerſcene die tragiſchen Accente mit ganl
Gewalt entfeſſelte; noch ehe der letzte Satz geſungen war, brach Ml.
Haus in einen Beifallsſturm aus. Auch im Verlauf der Vorſtellul
rargten die Hörer nicht mit Applaus, nach jedem Akt, in dem Margarell
hervorragend beſchäftigt war, mußte ſich der Vorhang mehrerem
heben. Ueber die anderen Sänger, die ſämtlich mit tüchtigen Leiſtung=
hervortraten
, können wir diesmal nicht ausführlich ſprechen, wir"
wähnen nur noch, daß Frl. Schütky im letzten Augenblick die Rol=
des
Siebel hatte übernehmen muͤſſen - eine Liebenswürdigkeit, die
Dank verpflichtet - und ihren Part mit der ig. zu Gebot ſtehendll
Routine und Feinfühligkzr erledigte.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.