Darmstädter Tagblatt 1884


30. Oktober 1884

[  ][ ]

Abonnementspreis
vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſſellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
pro Quartal inck. Voſtauiſchlag.

Irag= und Arzeigeblatk.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſir. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.

23.

Donnerstag den 30. Oktober.

1334.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Wahlen zum Reichstag betreffend.
Ich bringe hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß
Samstag den 1. November l. J3., Vormittags 11 Uhr,
in dem Sitzungsſaale des Regierungsgebäudes dahier MNeckarſtraße 3. II. Stockh die Durchſicht der Protokolle über die Wahlen
zum Reichstage in den einzelnen Wahlbezirken des IV. Wahlkreiſes (Darmſtadt-Groß=Gerau) und die Zuſammenſtellung der
Reſultate der Wahlen ſtattfinden, auch das Ergebniß öffentlich verkündigt werden wird.
Der Zutritt zum Local ſteht jedem Wähler frei.
Darmſtadt, am 23. Oktober 1884.
Der Wahlcommiſſär für den IV. Wahlkreis im Großherzogthum Heſſen.
v. Marquard. Großh. Provinzial=Director.
[10998
B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Vornahme der Kanalbauarbeiten wird die Louiſenſtraße von dem Louiſenplatz bis zur Eliſabethenſtraße für
Fuhrwerke und Reiter geſperrt.
Darmſtadt, den 25. Oktober 1884.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
[1169
B e k a n n t m a ch u n g.
Diejenigen hieſigen Einwohner, welche Tauben halten, wollen dieſelben wegen der Saatzeit nunmehr vom 31. d. Mts.
lüs Ende November d. J3. bei Vermeidung einer Strafe von 2 Mark für jeden vorkommenden Uebertretungsſall einge=
ſperrt
halten.
Sollte ein oder der andere Taubenbeſitzer nicht im Stande ſein, ſeine Tauben bis zum Eintritt des oben genannten
Vermins in den Schlag zu bringen, ſo muß davon, bei Vermeidung der Nichtbeachtung dieſes Umſtandes auf unſerem Büreau
dsbald Anzeige gemacht werden.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1884.
[1170
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.

Laub= und Nadelholz.
ſamen=Verſteigerung.
Freitag den 31. Oktober,
Vormittags 9 Uhr,
ſoll auf dem Gemeindehauſe zu Beſſungen
das Laub von den Wegen. und Schneiſen
innerhalb der Domanialwaldungen der
Oberförſterei Beſſungen, ſowie die Nadel=
halzſamen
=Ernte in den Waldungen
Es Hoſpitals Hofheim meiſtbietend
rſteigert werden.
Darmſtadt, den 25. Oktober 1884.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
J. V.:
Hallwachs, Forſtaceſſiſt. IIII6

Schilf= und Rohrver=

Freitag de i0 6. zur Kahmttags
2 Uhr,
ſoll das Rohr= und Schilf vom großen
Woog an Ort und Stelle in 6 Looſen
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1884.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
J. A.
Hallwachs, Forſtaceſſiſt. 11149

werden auf dem Rathhauſe zu Beſſungen
die Streulaub=Ernten aus dem Laubwald
von den Wegen und Schneiſen öffentlich
an die Meiſtbietenden verſteigert.
Beſſungen, den 25. Oktober 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(11115

2

Laub=Verſteigerung.
Freitag den 31. Oktober l. J., Nach=
mittags
2½ Uhr,

(Der Gewinnſt Nr. 44 der Mainzer
T= Kirchenbaulotterie, beſtehend in einer
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(11171
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ſtraße
45.
[11172

662

[ ][  ][ ]

4 23
2496
Das 3. und 4. Ziel der Communal= und
Kirchenſtener pro 1884-85
iſt bei Vermeidung der Mahnung bis zum H. November l. J3. bei der Stadt=
kaſſe
Vormittags von 8 bis 12 Uhr zu bezahlen.
Darmſtadt, am 20. Oktober 1884.
Die Stadtkaſſe.
1096=
Kriegk.

Verſteigerungs=Anzeige.

Montag den 3. November, Nachmittags 2 Uhr,
werden in dem ſtädtiſchen Lagerhaus dahier
2
m141 Sückr Uhinn=Aindr,
51
Total=Bruttogewicht 5451 Kilogramm,
öffentlich unwiderruflich gegen gleich baare Zahlung verſteigert.
NB. Die leeren Säcke müſſen zurückgegeben werden.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1884.
Witlich, Großh. Gerichtsvollzieher.

Ich zeige hierdurch ergebenſt an, daß ich von jetzt ab, durch vielſache Nach=
fragen
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früheEinpflanzung das Gedeihen der Zwiebel
für Töpfe und Gläſer zum Treiben ſichert.
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1700 Paar wollene geſtrickte Damenſtrümpfe, geringelt, früher M. 1.20, heute 75 Pf.
1250 Paar wollene geſtrickte Damenſtrümpfe, prima Waare, früher M. 1.75,
heute M. 1.-
950 Paar wollene geſtrickte Damenſtrümpfe in ſchönſter Waare, früher M. 275,
heute M. 1. 40.
350 Stück Damenweſten in allen Farben, früher M. 4. 25, heute M. 2. 50.
450 Stück geſtrickte Häkelunterröcke, früher M. 1. 85, heute M. 1. 25.
850 Paar weiße Unterhoſen, früher 95 Pf., heute 60 Pf.
750 Paar geſtrickte farbige Unterhoſen, früher M. 1. 20, heute 75 Pf.
1000 Paar Bukskinhandſchuhe, früher 70 Pf., heute 45 Pf.
1500 Stück weiße und farbige ſeidene Foulards, früher 75 Pf., heute 40 Pf.
650 Stück Flanell=Damenhemden, früher M. 2. 30, heute M. 1.50.
750 Stück Flanell=Damenhoſen, früher M. 2. 80, heute M. 1. 75.
250 Stück Flanell=Damenröcke, ausgebogt, früher M. 4. 50, heute M. 2.50.
950 Stück Filzunterröcke, früher M. 3. 50, heute M. 2.-
750 Stück Filzunterröcke mit Volands, früher M. 4. 75, heute M. 3. 25.
680 Stück Nachthemden, groß u. mit Beſatz, früher M. 1.85, heute M. 1.25.
1150 Stück Hemden in allen Façons mit Schweizerſtickerei, früher M. 3.50,
heute M. 2.-
750 Stück Morgenjacken in Piquée und Shirting und mit Stickerei, früher
M. 2.60, heute M. 1. 50.
370 Stück weiße Unterröcke, früher M. 2.-, heute M. 1. 25.
280 Stück weiße Unterröcke mit breiter Stickerei, früher M. 4.50, heute M. 2.50.
190 Paar Flockpiqueeunterhoſen mit Beſatz, früher M. 1.90, heute M. 1. 40.
3000 Stück Damen=Krauſenkragen, früher 25 Pf., heute 13 Pf.
2700 Stück leinene Stehkragen, früher 35 Pf., heute 20 Pf.
700 Dutzend Taſchentücher mit farbigem Känd, früher per Dutzend M. 3. 75,
heute M. 2. 50.
450 Dutzend reinleinene Taſchentücher, früher M. 4. 50, heute M. 3. 25.
1800 Stück Schlaf= und Morgenhauben, früher 30 Pf., heute 15 Pf.
650 Stück wollene Capoten, früher M. 4. 50, heute M. 2. 50.

an Pascons. Taher

Für Hexren;
450 Stück wollene Hemden, früher M. 2. 40, heute M. 1.50.
350 Stück weiße Oberhemden mit lein. Einſatz, früher M. 425, heute M. 2.50. Häkelſchoner, früher 35 Pf., heute 20 Pf.
750 Paar weiße geſtrickte Unterhoſen, früher 80 Pf., heute 55 Pf.
680 Paar farbige geſtrickte Unterhoſen, früher 80 Pf., heute 55 Pf.
390 Stück wollene Herrenweſten, früher M. 5. 80, hete M. 3. 50.
1000 Stück wollene Halstücher, früher 60 Pf., heute 25 Pf.
Wiederverkäufer, denen es namentlich angelegentlichſt empfohlen ſei, erhalten entſprechenden Rabatt.
Unſere Ladeneinrichtung iſt billig abzugeben.

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Für Kinderz


1000 Paar wollene Strümpfe, früher 30 Pf., heute 20 Pf.
750 Paar wollene geſtrickte Strümpfe, früher 75 Pf., heute 40 Pf.
550 Stück wollene geſtrickte Jäckchen, früher 95 Pf., heute 60 Pf.
320 Paar Bukskinhandſchuhe, früher 50 Pf., heute 35 Pf.
350 Stück geſtrickte Kinderkleidchen, früher M. 1. 20, heute 75 Pf.
190 Stück geſtrickte Kinderkleidchen, rein Wolle, früher M. 3. 50, heute M. 2.-
390 Stück Pelzmuffen, früher M. 1. 75, heute M. 1.-
250 Stück Pelzmützen, früher 80 Pf., heute 50 Pf.
370 Stück wollene, geſtrickte Capotten, früher M. 1. 40, heute 80 Pf.
230 Stück geſtrickte Röckchen, früher 65 Pf., heute 40 Pf.
390 Stück wollene geſtrickte Shawls, früher 35 Pf., heute 20 Pf.
540 Stück Lätzchen, früher 25 Pf., heute 13 Pf.
750 Paar Flaͤnellhoſen, gebogt, früher 80 Pf., heute 50 Pf.
1000 Stück Kragen, früher 15 Pf., heute 8 Pf.
750 Stück farbige Kinderſchürzen, früher 40 Pf., heute 25 Pf.
680 Stück weiße Kinderſchürzen mit Stickerei, früher 50 Pf., heute 30 Pf.
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Schmale engl. Tüllgardinen, früher 65 Pf. per Meter, heute 40 Pf.
Breite Zwirngardinen, früher 80 Pf. per Meter, heute 50 Pf.
Breite engl. Tüll, früher M. 1.20 per Meter, heute 70 Pf.
Küchenhandtücher, früher 25 Pf. per Meter, heute 15 Pf.
Weiße leinene Handtücher, früher 55 Pf. per Meter, heute 35 Pf.
Wiſchtücher, per Otzd. früher M. 5. 50, heute M. 3. 50.
Rein leinene Betttücher, früher M. 3.-, heute M. 2.-
Rein leinene Tiſchdecken, früher M. 2. 10, heute M. 1. 40.
Rein leinene Serbietten, früher 70 Pf., heute 40 Pf.
Manilla=Tiſchdecken, früher M. 3. 50, heute M. 2.-
Leinene Kaffedecken mit Franſen, früher M. 3.50, heute M. 2..
2ſchläfrige Waffel=Bettdecken, früher M. 2. 75, heute M. l. 75.
Manilla-Commodedecken, früher M. 2. 25, heute M. 1.40.
Rothe Cachemir=Tiſchdecken, früher M. 3. 75, heute M. 2. 50.
Außerdem 1000 andere Artikel zu nie dageweſenen Preiſen.

DARAOrALI1.

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Kieler Bückinge,
Sprotten,
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Flunderv.
Grosse Speckbückinge
per Stück 8 Pfge.,
Grosse Lachskorellen
per Stück 15 Pfge.,
Russ. Astrashan- und
Elb-Caviar.
- AP veo6k,
Carlsſtraße 24. (11187
OTIWekurndt
Turbots
Aal,
Seezungen,
Hechte,
Lachsforellen, Karpfen,
Cabliau,
Backfiſche.
Schellfiſche.
WV. Wir bemerken hierbei, daß wir
weder
Woogsſiſche
haben noch kaufen
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Hoflieferanten. (1118.

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heute friſch eintreffend.
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vorher Theilhaber der Firma
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Mathildenplatz 1. U118.

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10113) Rheinſtraße 8 eine kleine,
freundliche Wohnung im Hinterbau, mit
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1 St. hoch, Schlafſtelle zu vermiethen.
10873) Niederramſtädterſtraße 54
mittlerer Stock, 6 Zimmer mit Zubehör
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mit herrlicher Ausſicht und geſunder Luft,
4 große Zimmer, wegzugshalber ſofort
preiswürdig zu vermiethen. Näheres Soder=
ſtraße
68, erſter Stock.

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9372) Beſſ. Carlsſtr. 3, im 2. St.,
1 möblirtes Zimmer ſofort.
10294) Eliſabethſtr. 35 ſchön möbl. Z.
10508 Eliſabethenſtr. 22, II. St. ein
möblirtes Zimmer per ſofort beziehbar zu
vermiethen.
10509) Stiftſtr. 46, 2 St. hoch, ein
freundl. möbl. Zimmer ſofort zu beziehen.
10516) Neckarſtraße 11 gut möbl.
Wohn= und Schlafzimmer nahe, der
Dragonerkaſerne.
10676) Hermannſtraße 15 parterre
zwei möblirte Zimmer.
10785) Louiſenſtr. 8 ein möblirtes
Manſardenzimmer ſofort zu vermiethen.
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11133) Schuſtergaſſe 19 ein
möblirtes Zimmer mit Cabinet billig
und ſofort zu beziehen.

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11191) Fünf ſchön möbl. Zimmer
mit ſeparatem Eingang zuſammen oder
einzeln ſofort zu vermiethen.
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11192) In der Nähe der Hochſchulen
ein einfaches möbl. Zimmer mit Penſion.
Näheres Expedition.

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4426) Schwanenſtraße 43 iſt der
mittlere Stock, beſtehend aus 4 Zimmern
nebſt Zubehör zu vermiethen.
7945) Bleichſtraße 32 die Beletage,
5 Zimmer mit allen Bequemlichkeiten, per
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J. Glückerts Hofmöbelfabrik.
9362) Rheinſtraße 16, 2. Stock,
Wohnung von 6 Zimmern nebſt Zubehör,
neu hergerichtet, ſofort zu vermiethen.
Näheres bei M. W. Praſſel.

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onterrlcht in der Oel, Aquarell-
und Porzellau Maleroi.
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goooeogeogeeeeaaooeooooeoe,

Fin Schüler der oberſten Klaſſe der
C. Realſchule I. O. ertheilt jüngeren
Schülern Nachhülfsunterricht.
Näheres Dieburgerſtr. 9.
(10917

UnontgoltIGhs. Retung von

verſ. Anweiſung
Trunksncht mit
auch ohne Wiſſ. vollſt. zu beſeitigen.
M. C. Falkenberg, Berlin C., Roſen=
thalerſtraße
62.
[10588

LaaL-

11193) Eine tüchtige Köchin empfiehlt
ſich zur Aushülfe für Private und Re=
ſtauration
. Näh. b. Kammler, Schloßgr. 15.

11194) Ein jgr. Mann, 15¼ Jahre
alt, mit ſchöner Handſchrift, ſucht, geſtützt
auf gute Zeugniſſe, Stelle auf einem
Bureau. Hinkelsgaſſe 3.


42
1.

Ein junges Mädchen kann bei einer
einzelnen Dame gegen mäßiges Ho=
norar
Penſion erhalten.
(11195
Näheres Expedition.
Gesucht.
ein Mädchen, das bürgerlich kochen kann
und alle Hausarbeit gründlich verſteht, wird.
ſofort geſucht. Wo? ſagt d. Exp. (10820

11196) Für ſogleich geſucht eine ſelbſt=
ſtändige
Köchin als alleiniger Dienſtbote
gegen hohen Lohn. Näheres Expedition.

Gesucht
ein Mädchen, das im Weißzeugnähen
perfect und womöglich im Verkauf etwas
bewandert iſt. Wo? ſagt die Exp. (11197

Ein Lohrling für Comptoir
geſucht. Anfangsgehalt. Selbſtgeſchrie=
bene
Offerten unter H. C. 70 Darm=
[10122
ſtadt poſtlagernd erbeten.

Leçons de Frangais.
(Grammaire et Convorsation.)
Mademoiselle Guignard sannonce
pour eet enseignement quelle a pra-
tiqué
avec succés pendant bien des
années. Pour les conditions s’adresser
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elle-même. Liesstr. 65.
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(11105
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welche in ihrer freien Zeit Handarbeiten
erlernen wollen, wird Unterricht ertheilt.
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Friedrichſtraße 18, 1. Stock.
Die Hofbuchhandlung von Augusl
Klingelhöfker empfiehlt ihren (893.
Journal Losezirkel.
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Abonnementspreis 6 Mk. halbjährlich.
Proſpecte gratis.
Eintritt kann jederzeit erfolgen.
Krauteinſchneiden. (1198
Beſtellungen werden angenommen Kies=
ſtraße
12, Hinterh.
Frau Fink.

[ ][  ][ ]

2501

M213
Landesbaugewerkſchule Darmſtadt.
Die Landesbaugewerkſchule zu Darmſtadt beginnt ihren neunten Jahrescurſus am 17. November l. Js.,
welcher bis zum 14. März 1885 andauert.
Dieſelbe ſoll, zwiſchen Handwerkerſchule und techniſchen Hochſchule die Mitte haltend, insbeſondere Bauhandwerkern ſo=
wie
Maſchinen= und Mühlenbauern, Gelegenheit bieten, ſich die für einen ſelbſtſtändigen Gewerbetrieb erforderlichen theoretiſchen
Kenntniſſe und die nothwendigen Fertigkeiten im Zeichnen und Entwerfen von Plänen für die praktiſche Ausführung zu er=
werben
. Auch ſoll die Baugewerkſchule zur Ausbildung von Werkmeiſtern, Parliren, Bauaufſehern ꝛc. dienen.
Der Unterricht wird an den Werktagen während der ganzen Tageszeit von folgenden Herren ertheilt: Architect Prof.
Hermann Müller, Architect Kuhlmann, Bildhauer Föliz, Handelslehrer Peters, Ingenieur G. Wagner, In=
genieur
Eſſelborn, Bibliothekbeamter Göttmann und Reallehrer Dr. Wiederhold.
Die Schule umfaßt 2 Klaſſen mit folgenden Unterrichtsgegenſtänden: Freihand= und geometriſches Zeichnen, darſtellende
Geometrie leinſchließlich Schattenconſtructionen und Perſpective), Bauconſtructionslehre leinſchließlich Stabilitäts= und Feſtig=
keitsberechnungen
), Elemente der Maſchinenconſtructionen, Fachzeichnen, Entwerfen von Bauanlagen, kunſtgewerbliches Zeichnen,
techniſches Rechnen, Algebra, Geometrie, Feldmeßkunſt leinſchließlich Trigonometrie und Planzeichnen), gewerbliche Buchführung,
Theile der Bauführung, insbeſondere Materialienkunde und Anfertigen von Koſtenvoranſchlägen, Grundlehren der Phyſik und
Mechanik, Modelliren in Thon, Holz ꝛc., ſowie Uebung in der Rundſchrift.
Die Unterrichtslokale befinden ſich Neckarſtraße Nr. 3. unfern von den Bureaulocalititen, der Bibliothek und der tech=
niſchen
Muſterſammlung des Großh. Gewerbvereins, ſo daß die letzteren von den Schülern beſucht und geeignet benutzt
werden können.
Bedingungen zur Aufnahme ſind:
1. Für die untere Abtheilung, die erſte Klaſſe: In der Regel werden nur ſolche Schüler aufgenommen, welche
eine mindeſtens einjührige Beſchäftigung in einem techniſchen Gewerbe nachweiſen können; Ausnahmen hiervon werden
nur in beſonderen Füllen geſtattet. Dagegen wird von den Aufzunehmenden nur der Nachweis der Kenntniſſe verlangt, welche
den von der Oberklaſſe einer Volksſchule entlaſſenen zukommen ſollen, damit jedem ſtrebſamen Handwerker die Auſtalt zu=
gänglich
werde.
2. Für die obere Abtheilung, die zweite Klaſſe, muß außerdem der Nachweis ausreichender Kenntniß der nie=
deren
Arithmetik, einer angemeſſenen Fertigkeit im Freihand= und geometriſchen Zeichnen, ſowie in der Löſung einfacher Auf=
gaben
der darſtellenden Geometrie und der Befähigung, ſich im Deutſchen gehörig ſchriftlich verſtändlich machen zu können,
geliefert werden.
Das Schulgeld beträgt für die ganze Unterrichtszeit 30 Mark und iſt beim Beginn des Curſus voraus zu bezahlen.
Anmeldungen zur Aufnahme wolle man möglichſt frühzeitig und längſtens bis zum 31. Oktober l. J3. ſchriftlich
bei der unterzeichneten Stelle oder auch mündlich auf dem Büreau derſelben Neckarſtraße Nr. 3 im 3. Stock - bewirken,
da die Zulaſſung der Schüler nur nach Maßgabe der vorhandenen Unterrichtslocalitäten erfolgen kann.
Darmſtadt, den 15. September 1884.
Großherzogliche Centralſtelle für die Gewerbe und den Landesgewerbverein.
Fink.
Buſch.
[0026

Johrourse für Frauen und Töchter
in Damenconfection.
Gründl. Unterricht für Gewerb= und Familiengebrauch im Maaßnehmen, Zu=
ſchneiden
und Anfertigen von Damen= und Kindergarderobe, Pariſer Meth. eleg. l feiner und milder wird der Ge=
Schnitt. Garantie für gründl. Erlernen durch 1 bis 2monatlichen Unterrichtscurs ſchmack, viel ſchöner goldbraun die
erfolgt in: Abtheilung L. Privatcurs für Frauen in und außer dem Hauſe, Farbe und viel gefünder unſer
I1. für junge Damen,

II. für angehende Schneiderinnen im ſelbſtſtändigen man dem Bohnenkaffe beim Kochen
Zuſchnelden.
Jede Dame kann für ihren Bedarf arbeiten. Unbemittelte berückſichtigt. - Menge Andre Hofer's Feigen=
Gelegenheit zu franzöſ. Converſation. Die neueſten Pariſer Muſter erhalten die Kaffee beimiſcht. Vorräthig in
Unterrichtnehmenden gratis. Die allſeit. beſt. Empfehlungen und in Anbetracht faſt allen beſſeren Specerei= und
des großen Vortheils und Erſparniß für die Damen ſelbſt in ſo kurzer Zeit ihre Delikateſſen=Geſchäften. Nur echt,
Garderobe ſelbſt anfertigen zu lernen, laſſen mich hier wie überall auf zahlreiche wenn jedes Packet außer der vollen
Theilnahme hoffen. - Gefl. Anmeldungen bei Mad. Bohny, priv. Lehrerin.-
Wohnung: Hofſtallſtraße 6, parterre.
Dbilluooluduo LEuollov oldibillbl Uugo Hoiiou Goohidolld
in Breslau.
Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir unſere Hauptagentur Ein halbjähriges Stutfohlen
für Darmſtadt Herrn Hermann Stamm, Buchhändler in Darmſtadt, über= wird Freitag, 31. Oktober, Vormit=
tragen
haben, und hält ſich derſelbe zum Abſchluß von Lebens= und Unfall= tags 10 Uhr, im hieſigen Pferdemarkt=
Verſicherungen jeder Art beſtens empfohlen.
hofe verſteigert, wenn ſich der Gewinner
Frankfurt a. M., 15. Oktober 1884.
desſelben nicht noch vorher zum Bezug
meldet.
11200
Die General=Agentur:
Die Verlooſungscommiſſion des
Th. Polissior.
11092
Darmſt. Pferdemarktvereins.

Viel beſſer 5
tägliches Frühſtücks=Getränk, wenn
desſelben eine nur ganz geringe
Firma Andre Hofer, Salzburg und
11199 Freilaſſing, auch noch die Schutz=
marke
, das Bildniß des Tiroler
Helden Andreas Hofer trägt.

[ ][  ][ ]

1⁄₈
2
2
½.
2
B

5

J boAC, Frankfurt a. H.

Schönfärberei, Bruckerei, chem. Waſcherei.
Anfdämpien und Pressen von Sammet, Pelucke und
[10463
Seidenstoſten.
Agentur für Darmſtadt: Ch. Böhler, Hofstallstrasso 6.

Ankerricht im Damenſchneidern.

Auf mehrſeitiges Verlangen eröffne mit dem 15. November d. J8. noch einen
neuen dreimonatlichen Curſus im methodiſchen Damenſchneidern, nach dem
bewährten - in der Induſtrieſchule des Alice=Vereins hier eingeführten - Bütt=
ner'ſchen
Syſtem. Anmeldungen werden täglich entgegen genommen und jede
Auskunft gerne ertheilt.
Kötha Wühl,
Kahlertſtraße 13.
[11201

Jandvirthschaftliche Genossenschaftsbanh.

Linsiuss für Baar- Deposen:

3½ pCt. p. a. bei 3 monatlicher Kündigung,
4 pCt. p. a. bei 6monatlicher Kündigung.
Die näheren Beſtimmungen ſind auf unſerem Bureau, Eliſa=
bethenſtraße
32, erhältlich.
Darmſtadt, 2. Oktober 1884.
[11075
Der Vorſtand:
v. Wodekind.
Hensing.

Die General=Agentur

der

Ailgomolnen nontGl-AnStark ſobllIgarb)
befindet ſich vom 1. November an
Hofmannstrasse 8.
(1145

Becthviurzu au taduaou,
rein, trocken und vollſtändig ſtaubfrei empfehlen
Nothnagel ≈ Weiler,
Roſſioforanton,
Marktplatz Nr. 7.

(5420

Für bevorſtehende
Herbſt. und Ainter=Lutſon
erlaube ich mir den geehrten Damen mich im Anfertigen von den einfachſten bis
zu den eleganteſten Costümes beſtens zu empfehlen. Neueſter Wiener Schnitt.
Raſche und reelle Bedienung.
Hätha Wühll,
Kahlertſtraße 13.
(11202

Bekanntmachung.

Montag den 3. November 1884,
Vormittags 10 Uhr,
wird im oberen Saal der Turngemeinde,
Woogsplatz Nr. 5, das Streulaub von den
Schneiſen und Wegen; außerdem 600
Gebund Fichten=Deckreiſig in kleineren
Looſen, Diſtrict Saufang; aus dem
ſtädtiſchen Oberwald verſteigert. Mit dem
Streulaub wird begonnen.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 11203

ein kleiner, brauner
Verloreh Pelzkragen, braun

gefüttert, zwiſchen Stein= und Weyprecht=
ſtraße
. - Gegen Belohnung abzugeben
[11204
Weyprechtſtraße 10.

Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Rheinſtraße 47. Der
Poſtdampfer Habsburg', Kapitän Pfeiffer, vom
Nordd. Loyd, welcher am 11. Oktober von
Bremen und am 14. Oktober von Sonthampton,
abgegangen war, iſt am 25. Oktober wohl=
behalten
in New=York angekommen. - Der=
Poſtdampfer Ohio= Kapitän Richter, vom
Nordd. Aoyd, welcher am 4. Oktober von
Bremen abgegangen war, iſt am 27. Oktober
wohlbehalten in Galveſtone angekommen. - Der.
PoſtdampferSchiedam Kapitän dHamecourt,
von der Niederl.=Amerik. Damfpſchifff.=Geſellſch.,
welcher am 11. Oktober von Rotterdam abging.,
iſt am 2. Oktober in New=York angekommen.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 30. Oktober.
16. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung
Rothe Karten gültig.)
Fidelio.
Große Oper in 2 Arten. Muſik von
L. van Beethoven.
Im Zwiſchenakt: Ouvertüre zur OperLeonore
von Beethoven.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Freitag. 31. Ortober.
1. Vorſtellung in der 3. Abonnements=Abtheilung
Blaue Karten gültig.
Der Cold-Onkel.
Poſſe mit Geſang in 8 Abtheilungen. Muſ=
von
A. Conradi.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.

(Haupt=Synagoge.)
Samstag den 1. November.
Vorabendgottesdienſt: um 44 Uhr.
Morgengottesdienſt: um 8½ Uhr.
Predigt um 9½ Uhr.
Nachmittagsgottesdienſt um 8½ Uhr.
Sabbathausgang um 5 Uhr 30 Min.

Gottesdienſt in der Synagoge de
Zr. Religionsgeſellſchaft.

Zamstag, 1. Noobr.: Vorabend 4 Uhr 15 Mi=
Morgens 8 Uhr.
Nachm. 4 Uhr.
Sabbathausg. 5 Uhr 80 2
Wochengottesdienſt: Von Sonntag,2. Nopbr. ar-
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr. - Min.

[ ][  ][ ]

K 213
2503

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt. 30. Oktober.
Deutſches Reich. Generalfeldmarſchall Graf Moltke vollendete
am Sonntag den 26. ds. ſein 84. Lebensjahr in noch rüſtigem Geſund=
heilszuſtand
.
Der Bundesrat beſchäftigte ſich in der Montagsſitzung mit dem
Geſetzentwurfe, betr. die Errichtung von Poſtſparkaſſen für das Reich.
Außerdem ſind von größeren Vorlagen dem Bundesrate bekanntlich ſchon
die neue Poſtdampferſubventionsvorlage, ſowie die Entwürfe, betr. die
Ausdehnung des Unfallverſicherungsgeſetzes auf die bei den Poſt= Tele=
graphen
= und Eiſenbahnverwaltungen, den Transportgewerben und den
land= und forſtwirtſchaftlichen Betrieben beſchäftigten Arbeiter vorge=
legt
worden.
Bei der Reichstagswahl wurde in Verlin im 1. Wahlkreis Dr.
Löwe (D. F.) und im 4. Wahlkreis Singer (Soz.) gewählt; in folgen=
den
Wahlkreiſen kommt es zur Stichwahl; im 2. zwiſchen Virchow (D. Fr.)
und Stöcker (Conſ.), im 3. zwiſchen Munkel (D. Fr.) und Brecher (C.),
im 5. zwiſchen Richter (D. Fr.) und Cremer CC.), im 6. zwiſchen Klotz
(D. Fr.) und Haſenclever (Soz.). Hiernach haben die D. Fr. reſp.
Fortſchrittspartei nur einen Wahlkreis von ſämtlichen 6 die ſie früher
beſaßen, behaupten können, die conſ. und ebenſo die ſoz. Stimmen
haben bedeutenden Zuwachs erhalten.
In Hamburg wurden im 1. und 2. Wahlkreis die Sozialiſten Bebel
und Dietz gewählt, im 3. Wahlkreis erfolgt Stichwahl zwiſchen dem
ſoz. und dem lib. Kandidaten. In Frankfurt a. M. hat der demok.
Kandidat Sonnemann 7384 St. (gegen 7810 in 1881) erhalten, der
ſoz. Kandidat Sabor 7967 (4704), der natl. Kandidat Hohenemſer 3601
(1448), der conſ. Kandidat Forſthauer 1614 (1965) und der Kandidat
des Centrums Lieber 1258 (1067), hiernach, wie bereits geſtern mit=
geteilt
, Stichwahl zwiſchen Sonnemann und Sabor.
Auf das am 27. abends bei dem Kommers zur Einweihung der
neuen Straßburger Univerſität abgeſandte Telegramm gieng dem Feſt=
ausſchuſſe
der=Studentenſchaft am 28. nachſtehende Antwort des Fürſten
Bismarck zu: Ihnen und Ihren Kommilitonen danke ich von Herzen für
Ihre ehrenvolle Anerkennung und Ihren Beitrag zur Belebung der tröſt=
lichen
Hoffnungen, womit ich in dem Vertrauen auf ihren vaterländi=
ſchen
Sinn der deutſchen Jugend über die Parteikämpfe der Gegenwart
hinweg in die Zukunft blicke, auch ohne die Gewißheit ſie ſelbſt zu
ſchauen.
Die deutſche KriegsbriggUndines, von Kiel nach dem Mittelmeer
unterwegs, iſt am 28. d. M. bei Aggerſtrand an der däniſchen Küſte
Die Mannſchaft wurde bis auf einen ge=
auf
den Strand geraten.
rettet; ob das Schiff erhalten werden kann, iſt noch unbeſtimmt.
Die Rettungsſtation Wangeroog der Deutſchen Geſellſchaft zur Ret=
tung
Schiffbrüchiger telegraphiert: Am 27. Oktober abends von der
deutſchen Tialk Anna Margarethe', Kapitän Reuter, geſtrandet vor
Wangeroog, zwei Perſonen, Vater und Sohn, gerettel durch das Ret=
tungsboot
Großherzogin Alice von Heſſens. Sturm WNW. mit Hagel.
Rettungsboot 6 Stunden unterwegs.
Am 25. d. M. verſtarb General der Infanterie v. Ollech, Gouver=
neur
des Berliner Invalidenhauſes, früherer Direktor der Kriegs= Aka=
demie
in Berlin.
Schweiz. Am Sonntag haben die Nationalratswahlen für die
nächſten drei Jahre ſtattgefunden. Dieſelben ſind zu zwei Drittel frei=
ſinnig
, zu einem Drittel konſervativ oder klerikal ausgefallen und haben
im übrigen das Verhältnis der Parteien zu einander nicht weſentlich
geändert. Die Bundeshauptſtadt Bern wählte durchweg radikal.
Oeſterreich=Ungarn. Bei dem Empfang der Delegationen, welcher
am 28. Oktober in Peſt ſtattfand, hob der Kaiſer hervor, allem Ermeſſen
nach ſei für die Zukunft berechtigte Ausſicht auf eine Epoche des Frie=
dens
und ungeſtörter Volkswohlfahrt vorhanden. Die auswärtigen
Beziehungen, insbeſondere zu den Nachbarſtaaten, ſeien ſehr freundſchaft=
liche
. Die Begegnung in Skierniewice bot erwünſchte Gelegenheit, die
herzlichſten Beziehungen auch zu dem ruſſiſchen Kaiſerhauſe zu erneuern
und bezeugte die vollſte Uebereinſtimmung dreier Monarchen und Re=
gierungen
bezüglich der Erhaltung der Friedensgrundlagen, welche auf
der Wahrung der Verträge und gegenſeitigem Vertrauen baſiert ſein
ſoll. Dieſe Einmütigkeit werde eine achtunggebietende Friedensbürgſchaft
bilden.
Der Banus von Croatien gab am 28. d. M. im Landtage eine
Erklärung über den Standpunkt der Regierung betreffs der Wahlen
und Ausgleiche ab. Mazuranic erklärte, daß nach Ausſchließung der
Starcevicianer auch die Unabhängigen nicht mehr an den Verhandlungen
teilnehmen werden. Die Linke verließ hierauf in corpore den Saal.
Die Majoritätsadreſſe wurde ſodann als Gegenſtand der Specialdebatte
angenommen.
Englaud. Ueber die Abſichten Englands in der ſudaneſiſchen Frage
giebt das ſoeben veröffentlichte Blaubuch hinreichenden Aufſchluß. Das=
ſelbe
enthält u. A. Inſtruktionen des Londoner Kabinets an General
Wolſeley, welche dahin lauten, Gordon und dem Oberſten Stewart den
Abzug aus Khartum zu ermöglichen; ſobald dies Ziel erreicht ſei, ſolle
keine offenſive Operation irgendwelcher Art weiter unternommen werden.
Die Inſtruktionen ſchließen damit, daß weder England noch die egyp=
tiſche
Regierung die geringſte Verantworllichkeit für eine Regierung im
Nilthale ſüdlich von Wady Halfa übernehmen wollten, womit die Preis=
gabe
des Sudan klar ausgeſprochen iſt. Inzwiſchen weilt Gordon noch

immer in Khartum, wo ihn alſo trotz ſeiner Erfolge noch irgendwelche
Hinderniſſe zurückhalten müſſen.
Italien. Der König lehnte die Annahme der ihm anläßlich des
Beſuches der Cholerakranken in Neapel von der humanitären Geſellſchaft
Oportos angebotenen goldenen Medaille ab.
Die Eiſenbahn=Kommiſſion hat ihre Arbeiten beendet und den Be=
richt
ſowie deſſen Vorlegung an das Kammerpräſidium genehmigt.
Sämtliche Vorſchläge der Kommiſſion wurden in vollem Einvernehmen
mit der Regierung gemacht und von drei Eiſenbahngeſellſchaften ac=
ceptiert
.
Türkei. Die an der türkiſchemontenegriniſchen Grenze hauſenden
albaneſiſchen Stämme haben drei chriſtliche Dörfer überfallen, geplün=
dert
und dann angezündet; die Bewohner wurden faſt ſämtlich nieder=
gemetzelt
.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. Oktober.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſten und Kommandeur Frhrn. v. Roſen, die Sekondlieutenants
Nolde, Frhr. v. Gugel, Frhr. v. Diemar vom 4. Großh. Infanterie=
Regt. Nr. 118 aus Mainz, den Oberſten und Kommandeur v. Winter=
feld
, den Premierlieutenant Schröder, die Sekondlieutenants Refeld,
Felber, Leſemann, Vogl vom 3. Großh. Infanterie=Regt. Nr. 117 aus
Mainz, den Oberſten und Präſidenten des Kriegervereins Gerlach, den
Major Nau vom Hohenzoller'ſchen Füſilier=Regt. Nr. 40 aus Köln, den
Major und Bezirkskommandeur Balſer aus Mainz, den Hauptmann
Ackermann 1. 8. des Holſteiniſchen Infanterie=Regts. Nr. 85, Adjutant
der 30. Infanterie=Brigade, den Lieutenant der Reſerve vom 1. Naſſaui=
ſchen
Infanterie=Negt. Nr. 87 und Gymnaſiallehrer Denig aus Bens=
heim
, den Hauptmann und Artillerie=Offizier vom Platz Wernecke aus
Neiße, den Oberfinanzrat Emmerling, den Oberförſter Seyd von Lorſch,
den Oberförſter Eckſtorm von Krauichſtein, den Staatsanwalt Ewald,
den Juſtizrat Braden und den Steuerrat Römheld aus Mainz, den
Profeſſor Auguſt Becker aus Düſſeldorf, den Pfarrer Windhaus aus
Klein=Umſtadt, den Pfarrer Moller aus Biebesheim, den Forſtwart
Wolf vom Beſſunger Forſthaus; zum Vortrag den Staatsminiſter
Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber, den Geheimrat Dr. Walther.
Militärdienſtnachrichten. Schraub, Sekondlieutenant
vom 4. Großh. Iuf.=Reg. Nr. 118, in das 7. Weſtfäl. Inf.=Aeg. Nr. 56
verſetzt; Steiger, Kaſernen=Inſpektor ad int. in Mainz, Scheffler,
KaſernenInſpektor ad int. in Mainz - definitiv angeſtellt.
Von nachverzeichneten Orten ſind uns noch die Wahlreſultate
bekannt geworden: Wixhauſen: Urich 76, Rückert 1, Müller 75; Haß=
loch
Ulrich 3, Rückert 2, Müller 21, Biegeleben 19; Königſtädten. Ulrich
211, Rückert 2, Müller 6; Nauheim: Urich 52, Rückert 54, Müller 26.
Das Geſamtreſultat bis heute iſt demnach folgendes: Urich 7197,
Rückert 3455, Müller 4724, v. Biegeleben 221. Die Orte Berkach,
Dornberg und Leeheim ſtehen noch aus.
Es dürfte nicht unntereſſant ſein, hier die Reſultate de s erſten
Wahlgangs bei den früheren Reichstagswahlen im Wahlkreis
Darmſtadt=Groß=Gerau zur Vergleichung anzuführen. Im Jahre
1871 wurde Karl Joh. Hoffmann mit 6375 von 10 206, in 1874
Welcker mit 8799 von 10402 abgegebenen Stimmen ſchon im erſten
Wahlgang gewählt. In 1877, 1878 und 1881 waren dagegen Stich=
wahlen
nötig und zwar in 1877 zwiſchen Büchner (4672) und
Welcker (3679) bei 12065 - in 1878 zwiſchen Büchner (4559)
und Küchler (5655) bei 12687 und in 1881 zwiſchen Büchner (5108,
und Thiel (2125) bei 11093 abgegebenen Stimmen. Diesmal wird
ſich mit Einſchluß der in geſtriger Ueberſicht noch nicht aufgeführten
7 Landgemeinden die Zahl der Abſtimmenden auf ca. 16 000 ſtellen, von
welchen Ulrich über 7000, Müller nahezu 5000 auf ſich vereinigen
dürfte.
- Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters.
Sonntag, 2. November: Der Trompeter von Säkkingen (zum erſten=
male
wiederholt). Dienstag, 4. November: Der Raub der Sabinerinnen
Schwank in 4 Akten von Gebr. Schönthan (neu). Donnerstag, 6. Noobr.:
Die Walküres. Freitag, 7. November: Die Waiſe aus Lowood=
4
Wie wir vernehmen, beabſichtigt die Großh. Hoftheaterdirektion
die ſeit langen Jahren hier nicht aufgeführte Gounodſche Oper Die
Königin von Sabau wieder in Scene gehen zu laſſen und zwar zu
Weihnachten. Wir begrüßen dieſes Projekt um ſo freudiger, als die Beſetzung
dieſer Oper zur Zeit eine vorzügliche genannt werden muß (alkis: Frln.
Roth, Adoniram: Herr Bär, Salomo: Herr Gillmeiſter) und auch
in dekorativer Beziehung der Aufführung keine weſentlichen Hinderniſſe
im Wege ſtehen dürften. An dieſer Stelle möchten wir vor der beab=
ſichtigten
Wiedererweckunge der ſeinerzeit hier total durchgefalle=
nen
Götzeſchen Oper Die bezähmte Widerſpänſtiger energiſch ab=
raten
. Sollen Neueinſtudierungen ſtattfinden ſo greife man lieber zu
allgemein beliebten Werken wie Cortez=, Die ſicilianiſche Vesper,
Der Nordſterns, ꝛc. Genannte Opern haben ſich jahrelang als Zug=
werke
erſten Ranges bewährt und der Theaterkaſſe namhafte Summen
zugeführt.
Laut Bekanntmachung der Reichsbaukſtelle in Mainz tritt mit
dem 1. November d. J. eine Aenderung in der Verwaltung der
hieſigen Reichsbanknebenſtelle ein. Infolge deſſen werden nicht
nur die bisherigen Einſchränkungen der letzteren im Giro=, Lombard=
664

[ ][  ][ ]

R 213
2504
und Auszahlungsverkehr aufgehoben, ſondern wird auch ihr Geſchäfts=
kreis
auf die Annahme verſchloſſener Depoſiten zur Aufbewahrung unter
D. 3tg.
der Garantie der Reichsbank ausgedehnt.
ſeine Schützlinge veranſtalten. Die Zahl der verwaiſten und verlaſſe= Wirkung auf den Hörer ſind.
nen Kinder in Darmſtadt und Beſſungen beträgt allein etwa 180.
Die Summe, welche erforderlich iſt, um für dieſelben auch nur beſchei= Gefühl zu vereinen: die zarten Regungen eines ſtillen, liebevollen Herzens,
dene Geſchenke an Kleidungsſtücken, Schuhwerk u. dergl. anzuſchaffen, iſt, das in ſeiner Empfindung wie in einem Naturelement lebt und webt,
wie erſichtlich, keine geringe. Es beſteht die Abſicht, dieſes Jahr etwas traten uns in der anſprechendſten Naivität entgegen.
noch nicht Dageweſenes zu bieten, zu welchem Ende im großen Saale eine Spielart des Meiſter, des Clavigo, kann leicht verzeichnet werden;
dazu gehört, in Scene geſetzt werden ſoll. In Verkauſsbuden werden der bürgerlichen Sphäre nicht überſchreiten, andererſeits aber auch die
Unterhaltung beiträgen. Büffets für Speiſen und Getränke werden an die ganze Art und Weiſe wie er ſeine Rolle auffaßte und ſpielte, als
geeigneten Orten aufgeſtellt ſein, und im Gartenſaal wird während der einen reifen Künſtler.
Dauer des Jahrmarktes eine Militärkapelle konzertieren. Die als Ver=
ſein
. Das Ganze verſpricht ein äußerſt lebendiges und intereſſantes
Bild bunten Jahrmarkttreibens abzugeben. Da der ſEintrittspreis, wie
ein ſehr mäßiger ſein ſoll, ſo läßt ſich umſomehr ein recht zahlreicher Solchen Quark mußt Du nicht ſchreiben, das können andere auch"
Beſuch erwarten, als ſich die Uniernehmungen des Waiſenvereins ſchon Aber Goethe ſelbſt erkannte ſpäter, daß er im Clavigor auf dem Weg
kums erfreuen. Möge daſſelbe auch dieſes Jahr wieder die alten Sym= ein Dutzend Stücke der Art geſchrieben, welches mir bei einiger Auf=
pathien
bewähren. Es gilt einer guten Sachel
Dr. Landsberger als Prediger der hieſigen israelitiſchen Religions= von Dichtung und Wahrheits.
gemeinde wirkt. Herr Dr. Landsberger, welcher als Redner wie als
die Sympathien und die Hochſchähung der weiteſten Kreiſe der hieſigen 1 Schriftſteller iſt.
Bürgerſchaft zur Seite. Wir zweifeln nicht, daß ſich dieſer Gedenktag
zu einem Ehrentag für den Jubilar geſtalten wird.
vom Bock geſchleudert und erhielt glücklicherweiſe nur leichte Kontuſio= ſtücken ſeiner ſchauſpieleriſchen Thätigkeit zählen.
nen; ebenſo haben die Pferde nur geringe Verletzungen erlitten.
1. Beſſungen, 28. Oktober. Nachträglich zu unſerem Bericht Beaumarchais repräſentierte Herr Edward in glanzvollſter Weiſe.
in Nr. 212 über das Ergebnis der Reichstagswahl dahier haben wir
noch zu bemerken, daß im 2. Wahlbezirk noch eine Stimme auf den dieſe überaus ſchwierige und auch nicht ſonderlich dankbare Partie wurde
Weinhändler Ad. Wenglein entſiel.
große ſteinerne Bildſäule ausgegraben.
Gasfabrik. ꝛc. koſten nicht. wie früher angegeben wurde, 18 Millionen ſchaffen kann.-
Mark. ſondern 25 Millionen. Allerdings waren 18 Millionen als Bau=
ſumme
angeſetzt, dieſelbe iſt jedoch durch unvorbergeſehene Schäden und
nothwendige Berbeſſerungen um die erwähnten7 Millionen überſchritten
wie für die Durchführung der zum Ein= und Ausladen notwendigen 1. laucht beauftragt mich. Ihnen mitzuteilen, daß Sie beide Recht haben,
Fahrſtraße.
den M. R. von der preuß. Regierung der Heſſ. Ludwigsbahn nicht erneuert; Eine wie das Andere trinkt."
ſie will dieſe wichtige Bahnverbindung nicht aus den Händen geben,
Ludwigsbahn, wofür dieſe, allerdings zu eigenen Zwecken, die nötigen geſetzes dahin, daß der verantwortliche Redakteur einer Zeitung nicht
Verladung von ganzen Truppenmaſſen in kürzeſter Friſt geſtatten würde. Thatſachen richtig ſtelle und ſich auf thatſaͤchliche Angaben beſchränke,
für Dr. Marquardſen (nat.=lib.) 1429, für Dr. Franck (ultram.) 582, ganze Berichtigung zurückzuweiſen. In gleichem Sinne hätten auch
für Müller (oz.) 28 Stimmen abgegeben. Daß in einer Fabrikſtadt wie die beiden Vorinſtanzen entſchieden, die Staatsanwaltſchaft hatte gegen
den, iſt ein Beweis des deutſchen Sinnes und des politiſchen Verſtänd=
niſſes
der hieſigen Arbeiter. Die von den Orten des Wahlkreiſes bis
jetzt eingelaufenen Nachrichten laſſen als Ergebnis die Wahl des natio=
nälliberaͤlen
Kandidaten Dr. Marquardſen mit großer Mehrheit be= Freitag 31. Oktoberſ. Generäl=Verſammlung der Saalbau= Aktien=
ſtimmt
vorausſehen.
Gießen, 29. Oktober. Im Wahlkreis Gießen=Grünberg ſiegte
der nationalliberale Kandidat Buderus gegen Gutfleiſch (deutſchfreiſ.)

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 28. Oktober.
B. Wir beſitzen nicht viele Einakter, die ſo wertvoll ſind wie Goethe's
Der Alice=Frauenverein, Abteilung für Waiſenpflege, Geſchwiſter Dies kleine Schauſpiel, das noch ganz den Charakter
wird, wie gewöhnlich, auch dieſes Jahr im Laufe des Monats Novem= der Wertherperiode an ſich trägt, birgt Schönheiten, welche ſich mit
ber eine Abendunterhältung zum Beſten einer Weihnachtsbeſcheerung für ! Worten nicht zergliedern laſſen, die aber noch heute von unmittelbarer
Fräu Kläger wußte in ihrer Marianne Einfachheit und ſtarkes
Der Wilhelm,
und den Nebenſälen des Saalbaues ein Jahrmarkt mit allem, was der Darſteller ſoll einerſeits bei Wiedergabe dieſer Geſtalt die Grenzen
Gegenſtände der verſchiedenſten Art zu mäßigen Preiſen feilgeboten wer= ſtarke Betonung der Gefühlsſeite nicht unterlaſſen. Herr Edward
den. Sehenswürdigkeiten, namentlich humoriſtiſcher Natur, ſollen zur hielt nach beiden Richtungen das rechte Maß inne und zeigte ſich, durch
Den Fabriz gab Herr Wagner als geſetzten und bedachten Mann,
käuferinnen thätigen jungen Damen werden entſprechend koſtümiert der, wenn auch nicht an Jahren, doch im Weſen älter als Wilhelm iſt.
Clavigo.
Kein anderes Goetheſches Drama iſt von ſolcher Bühnenwirkſamkeit
dies die demnächſt zu erwartenden Bekanntmachungen enthalten werden, als gerade dieſes, von dem der geiſivolle Merck zu Goethe urteilte:
ſeit Jahren der vorwiegend freundlichen Teilnahme des hieſigen Publi= geweſen war, ein gutes Bühnendrama zu ſchaffen. Hätte ich damals
munterung ein leichtes geweſen wäre, ſo hätten ſich vielleicht drei oder
- Am 24. November d. J. ſind es 25 Jahre, daß Hr. Rabbiner vier davon auf dem Theater erhalten - ſo ſchreibt er im 15. Buch
In höchſt temperamentvoller Weiſe geſtaltete Herr Hacker den
Gelehrter einen wohlverdienten Ruf genießt, hat während dieſer Zeit haltloſen Charakter des Titelhelden; dieſem Clavigo merkte man es in
ein höchſt erſprießliches und geſegnetes Wirken entfaltet, ſowohl inner= der That an, daß er im Fluge die Herzen erobern, daß er den Sinn
halb ſeiner Gemeinde, wie in der Oeffentlichkeit, und ſtehen ihm dafür der Großen ſich geneigt machen kann, und daß er ein geiſtſprühender
Carlos weniger Mephiſto als die Perſoniſikation des klugen be=
rechneten
Weltverſtandes, wurde durch Herrn Werner in ſcharf um=
Am Dienskag mittag wurden durch Peitſchenknallen der Straßen= riſſenen Zügen gegeben; die Scene, in welcher Carlos die ganze Macht
jugend auf der Heidelbergerſtraße die Pferde vor einem Fuhrwerk der ſeiner Dialektik Und einſeitigen Weltweisheit dem ſchwankenden Clavigo
Firma H. Keller Sohn ſcheu Und gingen durch. Der Kutſcher wurde gegenüber geltend macht, kann Herr Werner mit Recht zu den Meiſter=
Den ernſten, aber auch der leidenſchaftlichſten Wallungen fähigen
Frl. Ethel hat uns als Marie Beaumarchais angenehm überraſcht
von ihr in einer Weiſe durchgeführt, welche uns rückhaltloſe Anerken=
Mainz. 28. Oktober. Heute Morgen wurde bei den Kanalarbeiten nung abnötigt; da war nicht ein Wort, nicht eine Gebärde, die wir
in der kleinen Emmeransgaſſe in einer Tiefe von über 4 Meter eine anders gewünſcht hätten; ſie verſtandes, durch ihr Spiel zu erwärmen,
und das iſt ſchließlich das beſte, was man einer Schauſpielerin nach=
Mainz. 28. Oktober. Der Centralbahnhof mit der Bahn= rühmen kann. Es freute uns, Frl. Ethel wieder einmal in einer Rolle
umführung, Empfangsgebäude, HalteſtelleReuthor, Lokomotivſchuppen, zu begegnen, aus der eine gewandte Darſtellerin etwas Tüchtiges
Vermiſchtes.
- Zwei in Warſchau anſäſſige Preußen wetteten um 100 Rubel,
worden. Außerdem ſind jetzt noch weitere 3 Millionen Mark erforder= ob Fürſt Bismarck mehr Wein oder Bier trinke. Auf die diesbezüg=
lich
für den Bau von Lagerhäuſern, für den Ankauf von Gelände, ſo= liche Anfrage beim Sekretär des Fürſten kam die Antwort:Se. Durch=
da
er in gleichem Maße ein Freund von gutem Wein, wie von guteni
Die Konzeſſion für eine Eiſenbahn Mainz=Wiesbaden wird nach Bier iſt, und mit Ausnahme jener Tage, wo er leidend iſt, ſowohl das
Eine für die Preſſe bedeutſame Entſcheidung iſt vom Berliner
ſondern ſie auf Staatskoſten herſtellen. Aller Wahrſcheinlichkeit nach Kammergericht in einem Prezprozeß wider die Germania in der
geſchieht der Bau ganz nach dem Projekt der Heſſiſchen Ludwigsbahn, Reviſions=Inſtanz gefällt worden. Der Gerichtshof interpretierte näm=
insbeſöndere
mit feſter Rheinüberbrückung am Rheinthor und Einfüh= lich in Uebereinſtimmung mit den Ausführungen der Vertheidigung den
rung der Wiesbadener Bahn in den neuen Centralbahnhof der Heſſ. über die Aufnahme von Berichtigungen= handelnden 5 11 des Preß=
Vorkehrungen bereits getroffen hatte. Bei der jetzigen Station Curve Verpflichtet ſei, eine Berichtigung, die neben thatſächlichen Behauptungen
ſoll ein großer Bahnhöf errichtet werden, welcher im Kriegsfall die auch Raiſonnements enthalte, ſö weit zum Abdruck zu bringen, wie ſie
Worms, 29. Oktober. Am geſtrigen Wahltage wurden in Worms daß vielmehr in einem ſolchen Falle der Redakteur berechtigt ſei, die
Worms für den Kandidaten Müller nur 28 Stimmen abgegeben wur= die bezüglichen Freiſprechungen die Berufung und ſchließlich die Reviſion
eingelgt, die nunmehr vom Kammergericht zurückgewieſen worden iſt.

Tageskalender.

Geſellſchaft.
Abendunterhaltung des Geſangvereins=Männerquartett Beſſungen=
Chauſſeehaus)
Zamstag, 1. November: 4. Concert des Mozart=Vereins (Saalbau). -
Montag. 3. November: Generalverſammlung der Steinkohlen=Aktien=
Geſellſchaft Darmſtadt.
Mittwoch, 5. Rovember: Beginn des Modellir=Unterrichts in der Hand=
werkerſchule
des Lokalgewerbvereins.

Dus und Lerlagi L. 6. Mlſhidhe Hoſuadndkral. - Merantvotlics fir de Medaclon: Cari Mls.

[ ][  ][ ]

Beilage zu Nr. 19 der Wahl=Correſpondenz; der Heſſiſchen Fortſchritts=
(nationalliberalen) Partei.

In den bisher mit der Socialdemokratie verbundenen Arbeiterſchichten beginnt es zu tagen. Die
Erkenntniß, daß die Reichsregierung thatſächlich die Verbeſſerung der Lage unſerer Arbeiter erſtrebt, bricht ſich,
trotz der Phraſen der ſocialdemokratiſchen Führer, endlich Bahn. In dieſem Sinne begrüßen wir freudig einen
Wahlaufruf von 1500 Fabrikarbeitern aus Sachſen, der Hochburg unſerer Socialdemokratie. Wir legen
unſeren Arbeitern es dringend au's Herz den nachfolgenden Wahlaufruf, der aus Arbeiterkreiſen ſtammt, auf=
merkſam
und wiederholt zu leſen. Die mannhaften Worte deſſelben bedürfen keiner weiteren Erklärung, ſie
ſprechen für ſich ſelbſt.

Arbeiter!

Die Wahlen zum Reichstag ſtehen vor der Thür! Auch an uns iſt es, einen Vertreter zu wählen,
der unſere Intereſſen und Wünſche wahrnimmt! Der Arbeiterſtand bildet das Fundament, den Grund=
pfeiler
des Staatsgebäudes. Aber dieſer Stand gilt heute faſt gleichbedeutend mit der
ſocialdemokratiſchen Partei. Das iſt ebenſo unnatürlich, wie unwahr, muß aber ſo erſcheinen, ſo
lange Gleichgiltigkeit, Mangel an Ueberlegung und, ſagen wir es offen, Furcht den beſſeren Theil des Arbeiter=
ſtandes
abhält, den Verlockungen ehrgeiziger Führer zu widerſtehen und die eigene Meinung offen und ehrlich
zu bekennen.
Nicht alle Arbeiter ſind Socialdemokratenl Es ſind ihrer Unzählige, die
noch ein Herz haben für König und Vaterland, die nicht in jedem Arbeitgeber den ſie
ausnutzenden Feind ſehen, die von Weiber= und Güter=Gemeinſchaft nichts wiſſen
wollen.
Aber das freimüthige Bekennen ſolcher Auſchauungen, das fällt heutzutage ſchwer!
Trotzdem müſſen wir bekennen: Nicht jede Regierung iſt eine Feindin des Arbeiters, wie nicht
Jeder ein Arbeiterfreund iſt, der dieſen Titel anmaßend auf der Zunge trägt!
Arbeiter! Wo ſind alle die von den Führern der Socialdemokratie verheißenen goldenen Berge ge=
blieben
2 Kann ein vernünftiger Meuſch im Ernſte glauhen, daß das verſprochene Paradies, wo jeder für die
halbe Arbeit den zehnfachen Lohn ernten ſoll, jemals erſcheinen werde ?
Hand aufs Herzl Keiner glaubt'3, die Führer ſelbſt am letzten!
Sie rauben uns nur den Glauben au Gott, die Liebe zum Vaterland und zur
Familie und die Freude an der Arbeitz unſere materielle Lage iſt durch Jene um kein
Jota verbeſſert wordenl Haben ſie uns höheren Lohn und weniger Arbeit gebracht? Haben ſie uns
ein geſichertes Alter, Schutz gegen Krankheit und Unfall, kurz, eine geſicherte Exiſtenz verſchafft? Unzufrie=
denheit
haben ſie gejäet, unſinnige Strikes, die Tauſende von Familien ins Elend ſtürzten, haben ſie ge=
ſchaffen
und geſchürt: das Socialiſtengeſetz, das ihre Anhänger zu Bürgern 2. Claſſe degradirt hat, haben wir
nur denen zu verdanken, die uns warnen, irgend etwas vom jetzigen Staate anzunehmen und uns, weil ſie kein
anderes Mittel wiſſen, auf die ſo bald wie möglich herbeizuführende ſociale Revolution vertröſten!
Arbeiter! Wenn wir künftig Sicherheit gegen die Unfälle des Lebens, wenigſtens einigermaßen,
haben, wenn wir geſchützt ſind gegen die Noth der Krankheit, wenn wir nicht mehr fürchten müſſen, daß Un=
glücksfälle
im Berufe uns und unſere Familien als Bettler auf die Straße werfen - wem verdanken
wir das? In erſter Linie doch ſicher unſerer Reichsregierung, die mit Umſicht und
Gnergie, den übrigen Völkern voranſchreitend, die Bahn der ſocialen Reform be=
tretenhat
.
Bloße Wahltaktik, bloßes Manöver ſollen alle jene im Iutereſſe des Arbeiterſtandes erlaſſenen und
noch zu erlaſſenden Geſetze Kranken=, Unfall=, Altersverſorgungs=Geſetz - ſein, ſo ſagen Diejenigen, welche
ſich als unſere Führer aufſpielen! Wer berechtigt ſie zu dieſem Vorwurf? Wo ſind die Beweiſe dafür ?
Hat unſer ehrwürdiger Kaiſer, der die gegen ihn gerichteten Mordkugeln mit jeuer berühmten
Botſchaft vom I7. Nov. 1881 vergalt, julchen Undank verdient? Hat ſein großer Kanzler, dem UAles
doch in erſter Linie verdanken, daß wir überhaupt in den Reichstag wählen können, zu ſo niedrigem Verdachte
Veranlaſſung gegeben 2

[ ][  ][ ]

Arbeiter! Jagen wir nicht mehr phantaſtiſchen Plänen nach, die ſich doch nicht erfüllen; treiben
wir nicht dem Schrecken einer Revolution zu, deren Ende, wie das aller Revolutionen, nur blutiges Elend und
ſchwerſte Reaction ſein würde; ſetzen wir uns lieber beſtimmte und erreichbare Ziele vor, welche wir ſicherer
im Wege des Friedens und der Verſtändigung mit der Regierung und unſeren Arbeitgebern erreichen werden,
als durch fortwährenden Hader und ewiges, unfruchtbares Neinſagen!
Die Führer der Socialdemokraten haben uns Steine ſtatt Brod gegeben, ſie wollen uns
durch ſchwere, blutige Kämpfe über Trümmer und Leichen zu beſſeren Zuſtänden führen! Die Reichsregierung
aber hat energiſch die Bahn der friedlichen ſoeialen Reform eingeſchlageu, kommen wir ihr mtt Ver=
trauen
entgegen! Denn Vertrauen weckt wieder Vertrauen!
Schon dämmert es im Arbeiterſtande!
Am Rhein haben Tauſende unſerer Brüder unſerem alten ruhmreichen Kaiſer ihren Dauk in einer
Adreſſe dargebracht, welche im ganzen deutſchen Reiche in den Herzen aller Arbeiter lebhaften Widerhall ge=
funden
hat, und wir ſind gewiß, daß es nur dieſer Auregung bedürfen wird, um auch in unſeren Kreiſen zahl=
reichen
Geſinnungsgenoſſen den Mund zu freimüthigem Bekennen ihrer innerſten Ueberzeugung zu öffnen!
Wichtige Jutereſſen harren im neuen Reichstage der Entſcheidung, Intereſſen, welche dem Arbeiter
vor allem nahe liegen! Es gilt dem Gebäude der ſocialen Reform das dritte und wichtigſte, aber auch das
ſchwierigſte Stockwerk - die Altersverſorgung des Arbeiters - aufzuſetzen. Es gilt, die Regierung auf
dem kühn und entſchloſſen betretenen Pfade der Colonialpolitik, durch welche der deutſchen Arbeit neue Abſatz=
gebiete
erſchloſſen werden, kräftig zu unterſtützen!
Dazu brauchen wir aber keinen Soeialdemokraten, der über ſeine wilden Zukunftsträume die
Gegenwart vergißt, oder wenn er ſich mit ihr beſchäftigt, ſie nur durch die Brille des Mißtrauens und Claſſen=
haſſes
ſieht. Dazu brauchen wir auch keinen Fortſchrittler und Freiſiunigen, deſſen ganze politiſche
Weisheit nur in einem einzigen langweiligen Reinz beſteht.
Arbeiler! Wir wollen nicht mehr unſere Reinung und unſer Gewiſſen hnechten und
uns von ehrgeizigen Führern mißbrauchen laſſen! Wer Socialdemohrat iſt, mag es bleiben!
Per aber, wie wir, anders denkt, ſoll es frei und furchtlos bekennen!
Wir wollen ſtandhaft und mit Ernſt unſere Iutereſſen vertreten; dazu brauchen wir
keine geheimen Verſammlungen, wir brauchen das Licht des Tages nicht zu ſcheuen!
Möge unſer Ruf weit und brat ein Echo in den Herzen unſerer Brüder finden!
Möge der Bann der Socialdemokratie georochen werden! Möge eine neue, eine wirkliche
Arbeiterpartei erſtehen!

Wir fügen dem Aufruf der ſächſiſchen Arbeiter noch den Wunſch hinzu, daß auch in unſerem Wahl=
kreiſe
ſich die fälſchlich als Socialdemokraten geltenden Arbeiter ermannen und das Joch ihrer Verführer
brechen mögen, daß ſie ihre Stimmen einem Mann geben, deſſen ganzes Leben der Arbeit gewidmet und der
ſeinen Arbeitern ſtets ein fürſorgender Beſchützer war. Und ſolch ein Mann iſt

in Pfungſtadt.

Hofbuchdruckerei von Heinrich Kichler in Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Erſcheint zwei= bis dreimal
wöchentlich.
Zu beziehen durch ſämmtliche
Poſtanſtalten.

Wahl-Correſponden;

der

Preis pro Monat October bei den
Poſtanſtalten i5 Pf., bei direkte.
Juſendung unter Krenzband 90 Pf.
Die Expedition nimmt Vierteljahrs=
Abonnements zum Preiſe von M.a60
bei direkter Zuſendung an.

GgGON
GLUöLTNN
ALO

(Mationalliberale Partei.)

1D.

Alle für die W

Verantwortlicher Redacteur
Julims Katz in Darmſtadt.
Saalbauſtraße 73.

Darmſtadt, 23. October 1884.

ahl=Correſpondenz der Heſſiſchen Fortſchritts=Partei beſtimmten Mittheilungen beliebe man an den Redacteur derſelben
und Sekretär des Landesausſchuſſes der Partei, Herrn Julius Katßz, zu richten.

Verſäumt die Wahl nicht!
Ein Raßnwort au alte Haumſeligen.

Vor Kurzem fragte ich einen hieſigen Meiſter,
wie es mit der Reichstagswahl ſtehe und ſprach
die beſtimmte Erwartung aus daß er diesmal
auch wählen werde und, wic ich hoſfe, in natio=
nalliberalem
Sinne.
Ich wählen 21" meinte der durch die Anrede
heiter Geſtimmte, - ich weiß noch gar nicht,
wer mir lieber iſt, der Rückert oder der Urich,
der deutſchfreiſinnige oder der nationalliberale,
Candidat; und dabei machte der wackere Meiſter
ein Geſicht, als wenn ich eine müßige Frage
gethan, eine Ungereimtheit ausgeſprochen oder
einen ſchlechten Witz mir erlaubt hätte.
Und das mit Spott untermiſchte Lächeln
ſollte mir alsbald zu erkennen geben, daß er
über dieſes Thema beſſer Beſcheid wiſſe,
als der ungebetene Frager und daß, um Wah=
len
und Wühlen ſich kümmern, für ihn,
den Gefragten, ein überwundener Standpunkt ſei.;
Alſp auf Erwägungen rein perſönlicher
Natur=würde in dieſem Falle die Entſcheidung
beruhen.
Das ſoll und darf doch unter keinen Um=
fünden
der Fall ſein; das wäre kleinlich und
verkehrt zu gleicher Zeit.
Politiſche Dinge dürfen nicht von ſo niederem
Standpunkt aus beurtheilt werden, ſondern
müſſen von höheren Geſichtspunkten aus be=
trachtet
und entſchieden werden und vor Allem
muß nicht die Perſon, ſondern die Sache
die Hauptfrage ſein, um die es ſich da handelt.
Augeſichts deſſen bin ich dennoch überzeugt,
daß der von mir Angeſprochene, veranlaßt und
angeregt durch die zufällige und ganz unerwartete
Interpellation, ſich die Sache überlegen wird und
daß mit ihm Leute von gleicher Geſinnung, nach=
dem
ſie durch den Beſuch der Wahlverſammlun=
gen
u. ſ. w. ſich der Belehrung und beſſerer,
Einſicht zugänglich erwieſen, wenn es nur ſonſt
Männer von ächtem Schrot und
Korn ſind, wählen werden und zwar ſo=
wählen
, wie wir es im Sinne der nationallibe=
ralen
Partei nur wünſchen können.
Uuſer Handwerkerſtand birgt ja viele, ganz
vortreffliche Elemente - fleißig, recht und bieder
- in ſich, die aber glauben, ihre Schuldigkeit
gethau zu haben wenn ſie im Geſchäft, bei der
Arbeit, ihre Schuldigkeit thun, mit miehr oder
weniger Bereitwilligkeit ihre Steuern zahlen und
im Uebrigen Gott einen guten Mann ſein laſſen.
Das ſind Alles recht löbliche Dinge und
deren Bethätigung im bürgerlichen Leben ſehr
lobenswerth; auch hat es Jeder mit ſich auszu=
machen
, wie weit die Sorge um ſeine eigenen
Angelegenheiten ihm noch geſtattet, ſich auch um
öffeutliche Angelegenheiten zu bekümmern.
Nun reicht aber ſolche, mit Rückſicht auf die
Motive meiſt ja zu kobende Zurückhaltung heut=
zutage
nicht mehr aus.
Der Bürger, welcher ſeine eigenen Angelegen=
heiten
mit Beſonnenheit, Ruhe und Verſtändniß
führt, muß als Bürger des Staates heutzutage
auch jener Pflicht nachzukommen ſuchen, welche
vertangt, daß er ſich auch um die Angelegenheiten derer Fragen ſoll nicht etwa in himmelſtürmen=
des
Staates bekümmere, um die Aufgaben,
Geſetze und Vorlagen, welche den Reichstag
in nächſter Zeit beſchäftigen und nicht es den
Conſulen allein überlaſſe, zu ſehen, daß der
Staat, die öffentliche Sache, nicht irgendwelchen
Schaden nehme.
Und das iſt es, was ich Allen, die es an=
geht
, an's Herz legen möchte, allen Denen, welche l lich erreichbare Ziele im Auge hat und dieſe, im

vielleicht bei früheren Wahlen läſſig waren und
gar nicht wählten, in der irrigen Meinung
hauf die eine Stimme, auf meine Stimme
kommt es nicht an, oder ſolchen, die un=
ſchlüſſig
bis zum letzten Moment vor dem
Wahlact, ſchließlich Jemand ihre Stimme gaben,
weil der Zufall gerade dieſen Wahlzettel undlmenheit für jene Prinzipien der Bismarck=
keinen
anderen in ihre Hände brachte.
Dieſe Unſicheren werden, wenn ſie ſich offen
und ehrlich fragen, für ihr Verhalten gewiß
keinen anderen Grund vorbeingen können, als
den einer großen, ja ſchrecklichen Gleichgül=
tigkeit
, unverantwortlich gegenüber
einer ſo ſehr wichtigen Sache, wichtig für=
die
Allgemeinheit, für das gemeinſame
Vaterland, wichtig für den Ginzelnen.
Und was iſt es denn, was ich den
bisher Gleichgültigen und Unſchlüſ=
ſigen
an's Herz logen möchte?
Macht es wie jener Handwerksmeiſter, belehrt
Euch, macht Euch klar= um was es ſich hier
handelt und thnet desgleichen; handelt, wie deutſche
Männer nach gewonnener Ueberzeugung zu han=
deln
verpflichtet ſind, wie ſie handeln müſſen
und wie ſie nach Pflicht und Gewiſſen ſicherlich
handeln werden, wenn ihnen das Wohl des
Vaterlandes, die Erhaltung. die Stärkung, Kräf=
tigung
der nach ſchweren Mühen, Opfern und
Kämpfen gewonnenen deutſchen Einheit und ihres
ſchützenden Hortes, des deutſchen Reiches, wahr=
haft
am Herzen liegt.
Und um was handelt es ſich denn
da eigentlich, wenn wir zunächſt mir praktiſche
Geſichtspunkte im Auge behalten und frei von
aller politiſchen Schwärmerei über die Sache
uns klar werden wollen?
Es handelt ſich in der Thatdarum,
das zu erhalten, was wir beſitzen und
das giltebenſowohl fürdas Reich, wie
ſes aus den Kämpfen von 1866 und 1870
hervorgegangen iſt, als auch für das,
ſwas jeder Einzelnebeſitzt, was erſein
und ſein eigen nennt. Es gilt für Alles,
was Jeden von uns theuer und koſtbar erſcheint
an politiſchen wie weltlichen Gütern, an realen
wie geiſtigen Errungenſchaften einer ganzen Ent=
wickelungsperiode
, welche - wenn wir nur
den neuzeitlichen Abſchuitt ins Auge faſſen wollen
mit 1848 beginnt und mit der Verkündung
des deutſchen Kaiſerreichs nach den Kämpfen von
1870 ihren Abſchluß gefunden hat. Es handelt
ſich ferner um den weiteren Ausbau derjenigen
Einrichtungen in der inneren Verfaſſung des
Reichs, auf Grund welcher die friedliche Arbeit
der Landwirthſchaft, der Gewerbe und des Han=
dels
ſich gedeihlich entwickeln und diejenigen
Früchte tragen kann, welcher ihr als gerechter
Lohn gehört, ihr und ihren Trägern, denen die
unerbittliche Praxis des Lebens täglich ſagt, daß
das Leben Nichts ohne große Arbeit den Sterb=
lichen
gegeben hat."
Und dieſer weitere Ausbau des Reichs, die
thunlichſte Ordnung der wirthſchaftlichen und an=
dem
Ungeſtüm erreicht werden, nein es ſol!
dieſes angeſtrebt underreicht wer=
den
auf dem Wege des vernünfti=
gen
Fortſchritts, welcher, mit mäßigen
Schritten und in geordneten Bahnen ſich bewegend,
ſtets eingedenk ſeiner nationalen und gleich=
zeitig
liberalen Tendenz nur praktiſche, wirk=

Verein mit einer Reichsregierung und mit einem
Reichskanzler, den wir nicht hoch
ſgeuug ſchätzen können, zu erreichen ſuchen
muß und erreichen will.
Was wiralſobrauchen, das ſind
Männer, die ohne Voreingenom=
ſchen
Politik eintreten die ſie für richtig erachten.
Jeder ſoll ſeine Thätigkeit darauf richten und
mithelfeu, daß wahrhaft patriotiſch geſinnte Män=
uer
zum Reichstag gewählt werden. Wer dies
thut, wer dem Reichskanzler und dem
Reichehilft und ſie nach Kräften unterſtützt,
der hilft nicht nr der Geſammtheit ſondern auch
ſich ſelbſt, und das iſt die wahre und
ächte Selbſthilfe. Die Befürchtung, daß
wir, die wir ſo ganz aus innerer Heber=
geugung
die Beſtrebungen des Reich=kanglers un=
terſtützen
, mit der Politik des Kanzlers, dieſes
wahrhaft großen Mannes, im gegebenen Falle
auch einmal blind darauf hineingehen, ohne lang
zu fragen, wieſo? und wohinaus? dieſe Be=
fürchtung
braucht nicht wohl gehegt zu werden,
demn was uns Deutſchen angeboren iſt, iſt auch
nicht gut aus uns heraus zu bringen; und an=
geboren
iſt und bleibt dem Deutſchen der Hang,
Alles zu kritiſiren, Alles zu discutiren, Alles
ergründen, wenn möglich bis auf die Tiefe des
Grundes, in einem Maaße, daß es uns von
anderen Völkern ſchon mehr als eimmal vorge=
worfen
worden iſt, und man hat daher auch im
Scherz geſagt, daß, wo 3 Deutſche zuſammen
ſind, ſie viererlei Meinung haben.
Allſo die Augſt brauchen wir nicht zu haben,
daß im einzelnen Falle zu wenig diseutirt, zu
wenig für und wieder erwogen werde, bevor
ein Entſchluß und Beſchluß erfolgt; dem leider
wiſſen wir das nur zu gut, aus den Verhand=
lungen
des Reichstages, aus den Verhandlungen
der Landtage, daß öfters das Gegentheil der Fall
iſt; und wir dürften wahrlich mit Bezug hierauf
eher ſagen:
Weniger wäre mehrl!
Werabermitrathen will, Derſoll
auch mitthaten.
Das iſt ein von Alters her bekannter Spruch
und wer alſo mitſprechen will, bei allen den
Fragen, welche des Reiches und des Einzelnen
Wohl und Wehe ſo nahe berühren, der ſoll auch
mitthun, ſoll vor Allem wählen und zwar ſo
wählen, daß des Reiches Wohl durch dieſe Wahl
auch wirklich gefördert und ſein Beſtand dauernd
erhalten und gekräftigt werde.
Wen ſoklen wir nun zur Grreich=
ung
dieſes Zieles wählene und wen
nicht?
Seht Euch um nach den offenen Gegnern des
Reichs, jener Partei des Reichstages die ſich Cen=
trum
neunt und der die Befehle Noms und der
ſ päpſtlichen Unfehlbarkeit höher liegen und mehr
gelten, als alle Macht und alles Glück des neu=
erſtandenen
deutſchen Reichs; ſeht um Euch und
erkennet die Neider der nengeſchaffenen, neuer=
rungenen
und mit dem Blute der Söhne des
Vaterlandes beſiegelten deutſchen Einheit, erkennt
die Spötter und ewigen Nörgeler an der Politik
des Kanzlers.
Dieſe nennen ſich zwar auch deutſch= und
freiſinnig' und thuen ſo, als ob ſie das wirk=
liche
, unverfälſchte Deutſchthum und den
wahren Liberalismus in Erbpacht hät=
ten
; die Worte ſind gut und die Firmalöb=

[ ][  ][ ]

lich, aber wenn es nur auf die Worte an=
känte
, ſo müßte auch, wie ein heſſiſcher Landtags=
abgeordneter
dieſer Tage ſchon ſehr treffend be=
merkte
, Herr Engen Richter der reichsfreundlichſte
Meuſch von der Welt ſein, weil er ein Blatt
herausgibt, welches ſich bekanntlich betitelt Der
Reichsfreund=
Daß wir, gegenüber dem Centrum, als dem
ausgeſprochenen Gegner, unſerer Beſtrebungen
nichts Anderes zu thun haben, als energiſche
Abwehr und Gequerſchaft zu üben, iſt von ſelbſt
klar; aber auch gegenüber dem Deutſch=
Freiſinn u in der Zuſammenſetzung, Miſchung
und Doſis, wie er ſich bei den bevorſtehenden
und für die bevorſtehenden Wahlen zum Reichs= u. A. auch in unſerem Wahlkreis zeigt
und giebt, haben wir nöthig, auf dem Poſten zu
ſein und beſonders wachſam gerade deßhalb, weil
wir, nach den zum Theil ſehr einleuchtend ge=
haltenen
und ſubtil auftretenden Programmreden,
wie es ſcheinen will, ſo Vieles, ja beinahe Alles
was ſich auf Fortſchritt bezieht, mit den Deutſch=
Freiſinnigen gemein hätten, wenn nicht am Ende
ein bedeutendes aber ſich fände.
Und dieſes ,aber beſteht in dem ſehr be=
deutenden
Unterſchied, wie die ſcheinbar gleichen
Geſinnungen einer und der anderen Partei - der
nationalliberalen einerſeits der deutſchfreiſinnigen
andrerſeits - ſich demnächſt bethätigen wer=
den
, wenn es zum Treffen, wenn es zur Ab=
ſtimmung
im Reichstag kommt.
Und da wird es ſich zeigen, daß die Unter=
chiede
ſehr bedeutende, ſcharf trennende ſind und
daß die Gegenſätze der beiderſeitigen thatſächlichen
Parteirichtungen ſich vollſtändig diametral gegen=
über
ſtehen, wenn es ſich für den deutſchen Frei=
ſinn
darum handelt, die ſelbſtauferlegte - be=
kannte
oder nichtbekannte - aber unausweichliche
Heerfolge zu leiſten.
Bei der ganzen genugſam gekennzeichneten
Stellung und Kampfesweiſe dieſer Partei gegen
die nationalliberale Partei können und dürfen
wir daher, bei aller Verſöhnlichkeit unſerer poli=
tiſchen
Geſinnung, uns nichts Anderes ſagen,
als daß wir mit den Vertretern der ſogenannten
nDeutſch=Freiſinnigen' in unſerem Wahl=
kreis
es mit einer eutſchiedenen Gegnerſchaft zu
thun haben, welche uns umſomehr die Verpflicht=
ung
auferlegt, danach zu handeln, weil wir
wiſſen, was auf dem Spiele ſteht.
So iſt z. B. aus den Zeitungsberichten die
Wahl=Parole des Centrums bekannt, die da heißt;
1) In erſter Linie nur ein in der Wolle
gefärbter Centrums=Mann und
2) wenn der aber nicht durchzubringen iſt,
dann nur ums Himmels Willen keinen von den
verhaßten Nationalliberalen, die im Stande ſind
und im gegebenen Falle mit dem Kanzler durch
dick und dünn= gehen, ſondern dann ?
Nun, dann nur einen Deutſch=Freiſinnigen
Da haben wir die Allianzen und
dieſe ſind und können nicht ſein die Unſerigen, ſie
dürfen nicht ſein diejenigen, welche wir direkt
oder indirekt unterſtützen.
Aus dem großen Getriebe der politiſchen
Parteien, mit ihren Fractionen, ſeparaten
Richtungen und perſönlichen Wünſchen werden
ſich über kurz oder lang zwei große Gruppen
oder Parteien herausſchälen und ſcheiden, die
eine die aufbauende und erhaltende, die
andere die langſam aber ſtetig abbröckelnde, zer=
ſtörende
und, in ihren Ideen wenigſtens,
umſtürzende, die wahrhaften Patrioten und
ihre Gegner.
Wenn ſich die nationalliberale Partei zu den
Reichs=erhaltenden Parteien zählt und
deßhalb von dem Deutſchfreiſinn= con=
ſervativu
geſcholten wird, nun ſo kann ſie
dieſen Namen und in dem Sinne mit Ehren
tragen, ohne Verleugnung ihrer ſtets und immer=
dar
nationalen und liberalen Principien.
Und daran wollen wir die Glieder der
nationalliberalen Partei, die ſich mit
ſoviel Wärme und in dem freudigen Bewußtſein,
einer guten Sache zu dienen, diesmal mit alle:
Kraft in die Bewegung zur Reichstagswahl
geworfen hat, auch hente feſthalten: treu
zu ſtehen zu Kaiſer und Reich!
Mit dieſer Wärme des Gefühls, aber auch
mit jenem klaren Bewußtſein des Verſtan=
des
, welches bei jedem Schritte, den unſer=
Partei, die nationalliberale, im Dienſte einer
guten und gerechten Sache gethan, vorhanden war,
ihres Weges und ihrer Handlungen ſicher,
mit jenem Bewußtſein, mit welchem wir
in den Wahlkampf eingetreten ſind,
wollen wir auch am 28. October d. J. dem
Tage der Reichstagswahl zur Wahlurne,

treten und indem wir alle Wähler des Wahl=
kreiſes
Darmſtadt=Groß=Gerau auffordern, das
Gleiche zu thun, werden wir den von der natio=
nalliberalen
Partei aufgeſtellten, von der conſer=
vativen
Vereinigung gutgeheißenen Candidaten,
Herrn Ulrich, Bierbranereibeſitzer in Pfungſtadt
wählen, feſt überzeugt, daß, wie die Verhältniſſe
gegenwärtig nun einmal liegen, mit dieſer
Wahl dem Wohl des Neiches und ſeiner An=
gehörigen
am Meiſten und am Beſten ge=
ient
wird!
Die Förderung des landwirthſchaft=
lichen
Genoſſenſchaftsweſens,
die Errichtung landwirthſchaftlicher Conſumver=
eine
, ländlicher Creditgenoſſenſchaften, Molke=
reien
ꝛc., iſt eines der Mittel, welche zur Heb=
ug
der Landwirthſchaft dringend zu empfehler
ind. Darüber ſind alle Parteien einig; doch
iſt es unſeres Ermeſſens durchaus nicht am Platz,
daß das Genoſſenſchaftsweſen in den Parteikampf
gineingezogen wird. In unſerem Wahlkreis ſind
faſt an jedem, ſelbſt dem allerkleinſten Orte der=
artige
landwirthſchaftliche Genoſſenſchaften und
in denſelben alle Parteiſchattirungen vertreten.
Von Seiten der ſogenannten deutſch= freiſin=
nigen
Partei ſpricht man mit Vorliebe den Land=
wirthen
von dem landwirthſchaftlichen Genoſſen=
chaftsweſen
vor und betont dabei, daß der
Schöpfer des deutſchen Genoſſenſchaftsweſens Dr.
Schulze=Delitzſch, der preußiſchen Fortſchritts=
jetzt
deutſchfreiſinnigen) Partei angehörte, worauf=
hin
wohl mancher Genoſſenſchafter ſeine Stimme
zu Gunſten dieſer Partei abgeben ſoll. Die
Herren vergeſſen indeſſen ganz und gar, daß das
Genoſſenſchaftsweſen ſeinen Umfang lediglich dem
Umſtande verdankt, daß man jedwede Politik bis=
her
völlig aus dem Spiel gelaſſen hat.
Da indeſſen den Landwirthen geſagt wird:
das Genoſſenſchaftsweſen habt, ihr Schulze=
Delitzſch, einem der Unſerigen, zu verdanken,
ſo wollen wir denn doch darauf hinweiſen, daß
gerade, wie hier in Darmſtadt, die Vegründ=
ung
der Volksbank das Verdienſt des natio=
nalliberalen
Abgeordneten Ober=Bürgermeiſters
Ohly iſt, auch das landwirthſchaftliche Genoſſen= in Heſſen ſein Eutſtehen, Wachſen
und Gedeihen, ſowie ſeine Macht und ſein An=
ſehen
vornehmlich der aufopfernden Thätigkeit/
des um das Genoſſenſchaftsweſen ſo hochver=
dienten
Herrn Polizeirath Haas=Darmſtadt,
Mitglied der nationalliberalen Kammerfraction,
verdankt. Die Bewegung des Genoſſenſchafts=
weſens
auf landwirthſchaftlichem Gebiet, welches
von hier aus muſtergiltig organiſirt wurde, hat
ich nehr und mehr über die Grenzen unſeres
engeren Vaterlandes auf alle deutſchen Staaten
übertragen und wird ſogar im Auslande nachzu=
bilden
geſucht.
Der nationalliberale Abgeordnete Haas=
Darmſtadt ſucht aber das Heil der Landwirth=
ſchaft
nicht in der Selbſthilfe allein (die ja be=
kanntlich
von den Deutſchfreiſinnigen als beſtes
Mittel zur Bekämpfung der Nothlage empfohlen
wird), ſondern er betont in allen genoſſenſchaft=
lichen
Verſammlungen auf das Beſtimmteſte;
Wo die Selbſthilfe nicht ausreicht,
da hat die Staatshilfe einzugreifen.

Wahlbewegung.
Darmſtadt, 23. October.
Nach den Aeußerungen der Centrums=
preſſe
, insbeſondere der Germania, nach ver=
öffentlichten
Briefen eingelner ultramontanen
Führer, wie des Herrn v. Schorlemmer=Alſt,
nach publiciſtiſchen Mittheilungen aus verſchiede=
nen
Wahlkreiſen, namentlich aus Naſſau und
der Rheinproving, endlich nach dem Rückzuge der
ultramontanen Kandidaturen in den heſſiſchen
Wahlkreiſen, beiſpielsweiſe des Herrn Waſſerburg
in Alzey=Bingen, ſteht es außer Zweiſel, daſ.
die ultramontane Parthei in ſämmtlichen neun
heſſiſchen Wahlkreiſen bereits im erſten Wahl=
gange
für den Kandidaten der dentſchfrei=
ſinnigen
Parthei ſtimmen wird. Es ergeht:
deßhalban alle nationalliberalen
Wähler die dringende Aufforderung,
ich gegen dieſes Bündniß von
Windthorſt und Richter am 28. Ok=
tober
mit aller Energie zu wenden,
alle Krüfte thätig zu rühren und
nicht durch Trägheit oder Gleich=
iltigkeit
den Feinden unſerer heu=
tigen
Entwickelung den Sieg zu ver=
ſchaffen
. Unſer Mahn= und Weckruf

gilt namentlich den Wählern des
Odenwaldwahlkreiſes, in welchen
die 4000 ultramontanen Stimmen,
e inem gegneriſchen Kandidaten zur
allgemeinſten Ueberraſchung die
Mehrheitverſchaffen könnten, wel=
cher
bisher auf ſeinen Verſamm=
lungen
ein noch nie erhörtes Fiasko
gemacht hat. Nationaltiberate Wähler!
An die Wahlarne am 28. zur Abwehr der ge=
glanten
Reberrumhelung durch die Schwarzen.

8 Ein Gießener Flugblatt der Deutſchfreiſin=
nigen
betitelt Zwölf Fragen an Herrn Dittmar
ſtellt die Behauptung auf, daß Herr Metz aus
Darmſtadt auf oder nach der Groß=Karbener Ver=
ammlung
vom 12. d. M. die Agitation für die
Koruzölle (oder für Erhöhung der Kornzölle) als
reinen Schwindel bezeichnet habe. Wir ſind
chon heute ermächtigt, dieſe Be=
auptung
für eine dreiſte Erfindung z
erklären, und werden auf ſolche zurückkom=
men
. Herr Metz hatte gegentheils ſchon vor
Jahren und vor 1879 eine mäßige - keinenfalls
die Grenze der regelmäßigen Preisſchwan=
kungen
überſchreitende Erhöhung der Zölle
auf einzelne Gebrauchsartikel ohne Vertheuerung
der Waaren für zuläſſig erklärt.

4½ Geſtern fanden in Königſtädten und
Nanheim ſehr hlreich beſuchte Verſammlungen
der nationalliberalen Partei ſtatt, welche äußerſt
befriedigend verliefen. An erſterem Orte ſprach
Herr Dr. Oſann, an letzterem die Herren
Metz und Hoffmann über das Programm
der Partei und die trennenden Geſichtspunkte
zwiſchen uns und den Deutſchfreiſinnigen. In
Nauheim wurde eine Interpellation über die
Waſſerfrage geſtellt die Herr Metz zur beſonde=
ren
Zufriedenſtellung des Anfragenden ſofort
ausführlich beantwortete.
Königſtädten wird wie immer einſtimmig na=
tionalliberal
wählen, Nauheim in ſeiner großen
Mehrheit für unſeren Candidaten, Herrn Ulrich,
ſtimmen. An beiden Orten waren viele Herren
des Groß=Gerauer Comites der Nationalliberalen
erſchienen, welche äußerſt thätig ſind und allen
Verſammlungen des Kreiſes beiwohnen. Intereſ=
ſiren
dürfte es noch, daß in Nauheim der 79 Herr Bürgermeiſter Miſchlich, welcher
ſeit 1837 das Amt des Bürgermeiſters verwaltet
und noch heute an Rüſtigkeit manchen 50er über=
trifft
, mit großem Geſchick präſidirte.

4¼* Roßdorf, 22. Oct.
Im Saale des Herrn Gaſtwirth Günther
ſprach geſtern Abend Herr Ulrich vor einer über
200 Anweſende zühlenden Verſammlung und ern=
tete
allgemeinen Beifall, insbeſondere auch durch
ſeine vortreffliche Darlegung der landwirth=
chaftlichen
Verhältuiſſe und durch
die ſachgemäße Behandlung der
Mittel zur Hebung der-yedrückten
Landwirthſchaft. Die Verſammlung nahm
einen glänzenden Verlauf, zu dem die Herren
Oberbürgermeiſter Ohly und Landtagsabgeord=
neter
Friedrich aus Darmſtadt durch ihre pa=
triotiſchen
und klaren, die brennenden Fragen be=
handelnden
Anſprachen ihr gutes Teil beitrugen.
Den einzigen Mißton in die gehobene Stimmung
zu bringen war Herrn Binkert aus Darmſtadt
vorbehalten, welcher ſich erkühnte, den Hochruf
auf den Kaiſer als einen Mißbrauch dieſes
Namens zu bezeichnen, indem er den Vergleich
mit dem bibliſchen Gebot z0g. Du ſollſt den
Namen deines Gottes nicht mißbrauchen. Es
ehlte nicht viel, ſo hätte der ächt patriotiſche
Wirth von ſeinem Hausrecht Gebrauch gemacht,
wenn nicht einige Anweſende Herrn Binkert vor
dem Sturm der höchſten Entrüſtung in ſeinen
Folgen geſchützt hätten. Begeiſterte Hochrufe auf
den Kaiſer, auf das deutſche Vaterland, auf den
Kandidaten und auf die Gemeinde Roßdorf und
ihren vortrefflichen Bürgermeiſter Müller
waren der würdige Abſchluß der für die national=
liberale
Sache ſehr günſtigen Verſammlung.

Arheilgen, 23. October.
Hier war geſtern Abend von der nationallibe=
ralen
Partei eine Wählerverſammlung ausge=
ſchrieben
worden in den großen Saal des Herrn
Gaſtwirth Erzgräber. Die Verſammlung war die
beſuchteſte, welche noch in Arheilgen ſtattgefunden
hat. Herr Bergſträßer=Darmſtadt eröffnete
im Namen des Centralwahlcomite's der national=

[ ][  ][ ]

liberalen Partei die Verſammlung und ſchlug
Herrn Beigeordneten Benz als Vorſitzenden vor.
Das wurde angenommen und nach einer ſehr
hübſchen Einleitungsrede des Herrn Benz ent=
wickelte
Herr Ulrich ſeine Auſichten über die
politiſchen und wirthſchaftlichen Tagesfragen. Mit
geſpannter Aufmerkſamkeit wurde ſeinen Aus=
führungen
von den Anweſenden, die leider zum
großen Theil bis zur Treppe ſtehen mußten, ge=
folgt
. Wiederholt von Beifall unterbrochen ſchloſ=
Herr Ulrich ſeine Rede unter lebhabtem Bravo.
Der Vorſitzende fragte dann die Verſammlung,
ob irgend einer der Anweſenden etwas fragen
oder ſprechen wollte, und ertheilte, als ſich Nie=
mand
gemeldet, Herrn Bergſträßer das Schluß=
wort
. Derſelbe ſprach über das Verhältniß der
Parteien zu einander und über die früher und
jetzt von den verſchiedenen Parteien eingehaltene
Wahltaktik. Seine Ausführung über die Social=
demokratie
veranlaßte einige Pfui=Rufe. Als aber
der Redner an die Arheilger ſelbſt appellirte, er=
folgte
lebhafte Zuſtimmung und war von einer
weiteren Störung keine Rede mehr. Er ſchloß
mit einem Hoch auf Kaiſer und Reich, das lauten reſſanten Wählerverſammlung der deutſchfreiſin=
auf
Arheilgen und ein Hoch auf die Redner des
kraten auch ihres Candidaten. Die Verſammlune
nahm einen durchaus günſtigen Verlauf.

4 Erzhaujen, 23. October.
Erſchienenen nahezu vollſtändig gefüllt. Unſerlden zu kennen wir nicht die Ehre hatten war
Bürgermeiſter führte den Vorſitz. Mitglieder des I mit Herrn Zindel, Barbier Baſtiau und Eich
daten Ulrich zu den wichtigſten politiſchen Tages=1gen Schimpfereien auf die Führer der National=
fragen
Aufſchluß zu geben. Die gehaltenen Re=Iliberalen hat ſich Herr Ollweiler uns vorgeſtellt.
einige Interpellationen des Herrn Pfarrer Hager
gegeben wurden, riefen ungetheilte Befriedigune
hervor. Kür Kaiſer und Reich, für die Politik
politiſchem und wirthſchaftlichem Gebiet, trittſſtätigt.
man bei uns allezeit ein. Wir ſetzen die beſten
Hoffnungen auf den 28. Oktober. Mit Dank an
Hoch auf dieſelben wurde die Verſammlung ge=
ſchloſſen
.

5* Die Verſammlungen zu Erjeiden un=
Goddelau, welche Montag Abend von der
nationalliberalen Partei unter Anweſenheit des
Reichstagskandidaten Herrn Ulrich abgehalten
felden ſowohl, als auch der des Herrn Müller
füllt und die Anweſenden lauſchten mit geſpannter
Aufmerkſamkeit und begeiſtertem Beifall den Dar=
legungen
der Herren Ulrich, Friedrich,
Schn e ider u. A. aus Darmſtadt. Beide Ver=
ſammlungen
bewieſend ſchlagend, wie wenig
gewiſſer Apoſtel des ſogen. deutſchen Freiſinns
in dieſen patriotiſch geſinnten Orten gefunden
haben und daß man mit Unterhaltungen über
ſchwediſche Schwefelhölzer, Judendeportation
nach Paläſtina und wie alle die geiſtreichen
Witze; der Herren Gegner lauten, wohl ſchwefeln
kann, aber keinem braven Deutſchen ein Licht auf=
ſtecken
, geſchweige denn den großen Bismarck aus=
räuchern
kann, wie die Herrrn Richter und Gen.
wollen.

4 In dem ſtets reichstreuen und durchweg
echt nationalliberal geſinnten Zönigſtädten
(Wahlkreis Darmſtadt=Groß=Gerau) wurde Dien=
ſtag
Abend 8 Uhr eine Parteiverſammlung ab=
gehalten
, welche von den biederen und feſten Be=
wohnern
Königſtädtens ſehr zahlreich beſucht
wurde. Dr. Oſann dankte hier vor Allem den
Königſtädtern für ihre durch ihre früheren Ab=
ſtimmungen
bethätigte treue Hingebung an die
nationalliberale Sache und entwickelte in längerer
Rede die Grundſätze der nationalliberalen Partei
und deren Verſchiedenheit von denen der anderen
Parteien. Nachdem noch Herr Kaufmann Lahr
von Groß=Gerau und Herr Lehrer Stier von
Königſtädten treffende, zündende Anſprachen an
die Verſammlung gehalten, wurde dieſelbe mit

kräftigen Hochrufen anf Kaiſer und Reich, den
Fürſten Bismarck und den Candidaten Ulrich ge=
ſchloſſen
.

5 Reßel, 23. October.
Geſtern Abend fand hier unter dem Vorſitz
des Herrn Bürgermeiſters eine Wählerverſamm=
lung
der nationalliberalen Partei ſtatt. Das
Büreau bildeten außer dem Vorſitzenden der Herr
Pfarrer und der Herr Oberförſter Heinemau=
ſowie
Lehrer Buxbaum. Der Verſammlung hörte
mit der größten Aufmerkſamkeit und Spannung
die über eine Stunde währenden Auseinander=
ſetzungen
des Herrn Oberbürgermeiſter Ohly aus
Darmſtadt an und ſprach unſer Bürgermeiſter
dem Herrn Ohly in warmen Worten den Dank
der Verſammlung aus, worauf die Verſammlung
mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf
unſeren greiſen Kaiſer Wilhelm geſchloſſen wurde.

4 Erbach, 21. October.
Heute kann ich Ihnen von einer recht inte=
Widerhall fand. Hierauf wurde der offiziellelnigen Partei hier berichten, welche für unſere
Theil der Verſammlung geſchloſſen. Ein Hochſuationalliberale Sache den günſtigſten Verlauf
nahm. Die überaus zahlreiche Verſammlung,
Abends wurden noch ausgebracht. Natürlich ge=(welche Seitens der Deutſchfreiſinnigen in dem
dachte die anweſende Gruppe der Socialdemo= Roth'ſchen Saal auf geſtern Abend berufen und
obwohl dieſe Partei ihr geſammtes Arbeitercon=
lingent
auch von Michelſtadt aufgeboten hatte,
ohne Zweifel zum größten Theil von National=
liberalen
beſucht war wurde von Schuhmacher
Zindel und unter dem Präſidium eines Herrn
Auch bei uns wurde geſtern Abend eine Wähl= Dreher Eich eröffnet. Jedermann erwartete,
erverſammlung für Herrn Ulrich abgehalten. daß zunächſt der Herr Candidat d’Orville
Dieſelbe nahm den ſchönſten Verlauf. Der ge=ſſein Programm entwickeln werde, doch weit ge=
räumige
Saal des Herrn Pohl wurde von denſfehlt! Ein Herr Ollweiler ans Darmſtadt,
nationalliberalen Wahlkomites aus Darmſtadt,ſerſchienen, um uns die Candidatur des Herrn
Lerch, Reineck, Schmeel, hatten ſich einge=JoOrville zu empfehlen. In hochtrabenden, poe=
funden
, um uns über die Stellung des Candi=hiſchen und ſchmeichelnden Phraſen und mit eini
den und die Antworten, welche namentlich auflWar durch ſeine Ausführungen jedem Vernünf=
tigen
ſchon klar geworden, mit wem wir hier zu
thun hatten, ſo wurde unſer Urtheil durch Er=
kundigungen
über das bisherige Wirken dieſes
des Fürſten Bismarck, namentlich auch auf ſocial=sReiſepredigers der Deutſchfreiſinnigen nur be=
Nachdem Herr Ollweiler uns die Fülle ſeiner
Weisheit ausgeſchüttet, u. A. von beſchränktem
die Gäſte aus Darmſtadt und einem kräftigen unterthanenverſtander geſprochen, was ihn auf
desfallſige Zurechtweiſung in große Verlegenheit
gebracht, ergriff Herr dOrville das Wort
indem er vor Allem um nachſichtige Beurtheilung
bat, wenn er ſich kurz faſſe, denn ein geübter
Redner ſei er nicht.
War dieſe Beſcheidenheit auch anzuerkennen,
ſo hätten wir doch eine eingehendere Klarlegung
wurden, nahmen einen glänzenden Verlauf. Derſſeines kurzen Programms erwartet. Die Rede
große Saal des Herrn Schaffner (Krone) zu Er=des Candidaten aber war gar zu mager und kurz
und mit Necht dürfen wir ſie als einen ſehr
(Deutſcher Kaiſer) zu Goddelau waren dicht ge=Imangelhaften Extract aus den bekannten Richter
ſchen Flugblättern bezeichnen. Kein Wort über
die humanitären Beſtrebungen unſerer Reichs=
regierung
, wie Kranken= Unfallverſicherung und
Altersverſorgung der Arbeiter - der deutſchfrei=
ſinnige
Herr OOrville darf dem Arbeiter doch
Boden die fadenſcheinigen und trivialen Phraſenſnicht ſagen, daß er gegen dieſe Geſetze ſtimmen
wird - kein Wort über die Nothlage der durch
ausländiſche Concurrenz und überlaſteten Grund=Vvergeblich. Es fanden ſich keine Räumlichkeiten
beſitz niedergedrückten Landwirthſchaft, kein Wort
über die projectirte Börſenſteuer war zu hören.)swungen nach Darmſtadt abzutelegraphiren wegen
Dagegen ſprach ſich der Candidat gegen jeglichenſMangel; an Räumlichkeiten.
Schutzzoll und insbeſondere gegen den Getreide=
3oll aus, welcher dem armen Manne das Brod
vertheuern ſoll, außerdem ſtimme er gegen das
Septenat, die dreijährige Dienſtzeit und gegen!Bürger! Ihr ſcheint ſtark bevormundet zu wer=
alle
Ausnahmegeſetze. Dem Odenwälder Bauerlden! Man muß doch wohl fürchten, die deutſch=
ſempfahl
Herr dLwille, ſein Heil nicht in Ge=
Viehſchlag lieſere vorzügliche Milch und beſonders(vativer Seite auszuüben ſich bemüht, um die zu
zartes Fleiſch. Herr OOrville als Fabrikant
verſteht es eben beſſer wie unſere Odenwälder
10 Minuten war der Herr Candidat mit all leinen liberalen Klang verſchafft! Wollt Ihr den
dieſen Fragen fertig! Die richtige Beleuchtung ſverlieren, indem Ihr Euch dieſes bieten laßt?
der wichtigen und brennenden Tagesfragen über=Sorgt für ein Local und die deutſchfreiſinnige
nahm dann ein Nationalliberaler, Herr Fr. Partei wird kommen!
Scior von hier, der dies dann auch in der
klarſten, verſtändlichſten und gründlichſten Form
bewerkſtelligte und die ſtürmiſche Zuſtimmung,
welche dem Redner auch Seitens einiger GegnerſRechtsanwalt Lüders aus Berlin in einer
zu Theil wurde, bewies den durchſchlagenden lvon den Deutſchfreiſinnigen anberaum=
Erfolg.

Herr Dr. Ebuer, der zweite und zwar von
Frankfurt verſchriebene Secundant des Herrn
Candidaten, von dem wir erwarten, daß er viel=
leicht
ein gewichtigerer Geguer als Ollweiler ſein
werde, verſuchte nun Herrn Scior zu widerlegen;
daß indeſſen in der Verſammlung hin und wieder
Zeichen des Unwillens und der Entrüſtung ſich
bemerklich machten, war nach dem phraſenreichen
Inhalte ſeiner Rede wohl verzeihlich, wenn nicht
gar gerechtfertigt. Nach dieſem Herrn aus Frank=
furt
ergriff Herr Bürgermeiſter Kredel von
Michelſtadt das Wort. In wahrharft markiger
und packender Weiſe beleuchtete er das Treiben
der Deutſchfreiſinnigen, wie deren Dietator E.
Richter nur aus perſönlichem Haſſe und in häufig
niedriger Weiſe unſerem Reichskanzler die Führung
der Staatsgeſchäfte verleide, das Leben ſauer
mache, ihn gar mit Hülfe der Ultramontanen zu
beſeitigen ſuche, wie von der deutſchfreiſin=
nigen
Partei alle Vorlagen unſerer Reichs=
regierung
und ſelbſt diejenigen, welche zum
Wohle der arbeitenden Klaſſe ein=
geführt
werden ſollen zurückgewieſen
werden, nur weil alsdann das Großkapitel, das
in den Actiengeſellſchaften niedergelegt iſt und hohe
Dividenden verdienen ſoll, nicht mehr in dieſer
Weiſe zu fruktifigiren ſei. Er erinnerte wie die
Deutſchfreiſinnige Partei ſ. Z. gegen
das Wuchergeſetz geſtimmt uun auch gegen die
projectirte Börſenſteuer iſt. Das verſtünden
die Deutſchfreiſimigen unter Freiheit, das nennen
dieſe Herren die im Dienſte des Großkapitels
ſtehen freiſinnige Grundſätze.
Ein dreifaches Hoch des Redners auf den be=
währten
Führer des Reiches unſeren Reichskanzler
Fürſt Bismarck, das mit der ſtürmiſchſten Be=
geiſterung
aufgenommen wurde, bewies, daß man
ſauch hier das Treiben der Freiſinnigen richtig
erkennt und würdigt.
Herr Dr. Ebner verſuchte nach Herrn Kredel
noch einmal uns von ſeiner Weisheit zu über=
zeugen
, doch das Lied Die Wacht am Rhein=
das
der hieſige Geſangverein alsbald anſtimmte,
brauſte durch den Saal und die deutſchfreiſinnige
Verſammlung hatte hier ſomit einen nationalen
Abſchluß gefunden. Wie konnte dies auch da, wo
wirklich patriotiſch=uationale deutſche Geſinnung
herrſcht, wo man die Errungenſchaften des deut=
ſchen
Volkes zu erhalten und ferner zu pflegen
ſucht, wo man wirklich das Wohl des Volkes,
namentlich der bedräugten Klaſſen im Auge hat,
anders erwartet werden. Gute Geſchäfte haben
Ollweiler=Ebner hier nicht gemacht.

0 Zwingenberg a. d. B., A. Oct.
Einen weiteren Beitrag zu den großartigen!
Erfolgen, welche die dentſchfreiſinnige Candidatur
des Herrn dOrville in unſerem Wahlkreiſe
findet, lieferte heute unſer Amtsſtädtchen Zwingen=
berg
, in dem heute Abend eine Verſammlung
dieſer Partei ſtattfinden ſollte. Unerwartet tauchte
heute Morgen hier das Gerücht auf: Heute Abend
freiſinnige Verſammlung! wo? iſt noch unbe=
ſtimmt
. Einladungen trafen nachträglich per Poſt
ein, welche zu einer Verſammlung in die Rüth'ſche
Brauerei einluden, ohne daß vorher mit dem Be=
ſitzer
Rüth Rückſprache genommen war, ob deſſen
Localität zur Verfügung ſtehe. Herr Rüth ver=
weigerte
ſeinen Saal und ſo mußte man ſich von
Wirth zu Wirth wenden und bitten, doch für
heute Abend ein Local zu überlaſſen. Alles war
für eine freiſinnige Partei und ſo war man ge=
Bezeichnend für die eingeſtandene Schwäche
der Deutſchfreiſinnigen im Odenwaldwahlkreis iſt
folgender Aufruf, der uns vorliegt:Zwingenberger
freiſinnige Partei möchte durch ihre Vorträge an
treide= und Viehzöllen, ſondern einzig in derſFreunden gewinnen, daß man auf die Beſitzer
Pflege der Odenwälder Viehrace zu ſuchen, dieſer größerer Locale einen Druck von national= conſer=
größeren
Verſammlungen geeigneten Locale den
Deutſchfreiſinnigen unzugänglich zu machen. Sei=
Landwirthe, wo ſie der Schuh drückt. In kaum ſner Zeit hat der galte Zeitgeiſt= Zwingenberg

4) Schotten, den 20. Oktober.
Vorigen Samſtag Abend ſprach hier Herr
1ten Verſammlung. Er war von Engelrod,

[ ][  ][ ]

gekommen, wo er im Vorbeigehen eine Verſamm=
lung
abgehalten hatte, dagegen war die für Ul=
richſtein
um 1 Uhr Nachmittags anberaumte
Verſammlung ausgefallen, ſo daß das hieſige
deutſchfreiſinnige Localcomite, das den Candidaten
dort in Empfang nehmen wollte, etwas klein=
laut
von da ohne denſelben zurückkehrte. Glück=
licherweiſe
kam der Erſehnte per pedes nach.
Nach der bekannten Taktik der Deutſchfreiſinnigen,
da, wo es gilt die Nationalliberalen zu ködern,
fein ſäuberlich mit denſelben umzugehen, verfuhr
Herr Lüders auch hier. Um viele Kardinalpunkte
ging er mit Behutſamkeit herum, ſprach dagegen
viel von ſeiner Verehrung für die früheren Fuhrer
der nationalliberalen Partei, Forkenbeck und v.
Bennigſen, tiſchte das längſt widerlegte Märchen,
die Fortſchrittspartei habe ihre extreme Stellung
aufgegeben und ſei zu den Seceſſioniſten recht3
eingeſchwenkt nochmals auf und klagte ſchließ=
lich
- obgleich der Punkt ſchon in Alsfeld klar
gelegt worden iſt - man habe ihn gehindert
ſeinen Wählern Rechenſchaft abzulegen u. dgl.
Geſtern Nachmittag fand nun im Gaſthaus
zur Krone unter zahlreicher Bethetligung aus der
Umgegend die von der nationalliberalen
Partei berufene Wählerverſammlung ſtatt.
Vor dem Eintritt in die Tagesordnung beleuchtet=
der
Vorſitzende des Central=Wahl=Comites, Herr
Landtagsabgeordneter Grünewald von Als=
feld
die Lüdersſche Behauptung, daß man ihm
die Gelegenheit, ſich vor ſeinen Wählern zu recht=
fertigen
abgeſchnitten auf Grund der mit dem
genannten Herrn gefuͤhrten Correſpondeng, deren
ſEinſicht er jedem geſtatte, der ſich darüber ein
Urtheil bilden wolle. Hierauf legte Herr Kalle
aus Wiesbaden die Stellung der nationalliberalen
Partei gegenüber den wichtigſten Fragen der
Gegenwart dar. Mit ſichtlichem Intereſſe folgte
die zahlreich beſuchte Verſammlung den intereſ=
ſanten
Ausführungen des Redners und lohnte
ihm am Schluſſe mit lebhaftem Beifall und
einem dreifachen Hoch.
Wir haben die Ueberzeugung gewonnen, daß
die Beſtrebungen der deutſchfreiſinnigen Partei bei
unſerer Bevölkerung einen höchſt ungeeigneten
Boden finden und daß, wenn unſere Partei am
Wahlttage ihre Schuldigkeit thut, der 28. Oktober
ein Siegestag für dieſelbe werden muß.

0 Lauterbach, 20. Oktober.
Im 3. heſſ. Wahlkreiſe verfolgt die deutſch=
freiſinnige
Partei eine eigenthümliche Praxis.
Sobald die nationalliberale Partei eine Wähler=
verſammlung
ausſchreibt, beraumt die Deutſch=
freiſinnige
am Abend vorher oder an demſelben
Tage, zuweilen ſogar zu derſelben Zeit ebenfalls
an demſelben Tage, zuweilen ſogar zu derſelben
Zeit ebenfalls an dem gleichen Orte eine Ver=
ſammlung
an, ſelbſt auf die Gefahr hin eine
andere bereits beſtimmte Verſammlung einfach
ausfallen laſſen zu müſſen. Obgleich in Nr. 48
des Alsfelder Anzeigers für geſtern eine deutſch=
freiſinnige
Verſammlung, in welcher Herr Lüders
erſcheinen ſollte, nach Homhurg ausgeſchrieben
war, verkündete doch Vormittags plötzlich die
Schelle den erſtaunten Bewohnern unſeres Städt=
chens
, daß Nachmittags ½3 Uhr Herr Lüders
im Trauben ſeinen Wählern Bericht erſtat=
ten
wolle. Die Verſammlung war zwar eine
ſtark beſuchte, doch dürfte der Erfolg derſelben
ein den Erwartungen der deutſchfreiſinnigen Partei
wenig entſprechender ſein, denn als am Schluſſe
des Lüder'ſchen Vortrags Herr Ober=
amtsrichter
Römheld wünſchte, den
Redner über einzelne Punkte zul

linterpelliren, da erklärte derſelbe
lzum Erſtaunen der Anweſenden: da
für habe er keine Zeit, er müſſe
nun wegreiſen. Sagts und verſchwand.
Am Abend fand dann im Solmſer Hof eine
von ca. 300 Perſonen beſuchte Verſammlung der
nationalliberalen Partei ſtatt, zu der
auch Angehörige anderer Parteien Zutritt hatten.
Herr Kalle beſprach klar und verſtändlich die
brennenden Fragen der Gegenwart und wies die
Behauptung der deutſchfreiſinnigen Partei, die
nationalliberale Partei ſei eine unbedingte Regie=
rungspartei
energiſch zurück, indem er eine Reihe
von Geſetzentwürfen anführte, wo die verläumdete
Partei eine der Regierung entgegengeſetzte Stel=
lung
eingenommen habe. Die nationalliberal=
Partei aber-
ſo
führte Redner aus - ver=
werfe
die grundſätzliche Oppoſition, die unfrucht=
bar
ſei und
ſtatt die Freiheit zu ſtützen
die Regierung geradezu in die Arme der Reaktion
treibe. Zum Schluß beantwortete Herr Kalle
noch eine Reihe von Interpellationen, die aus der
Verſammlung an ihn gerichtet wurden, zu voller
Zufriedenheit.
Wir regiſtriren gerne, als Beweis einer ver=
ſtändnißvollen
Auffaſſung der gegenwärtigen Lage,
die Erklärung des Vertreters der conſerva=
tiven
Partei, daß, obgleich noch eine Anzahl
von Differenzpunkten zwiſchen der nationallibe=
ralen
und ſeiner (des Reduers) Partei ſich vorfanden,
ſo habe die letztere doch nunmehr keine Verau=
laſſung
- wie urſprünglich beabſichtigt - weiße
Zettel abzugeben.

½ Die Dienſtag den 21. October, Abends 8
Uhr, in Vilbel ſtattgehabte Verſammlung der
nationalliberalen Partei war ungemein zahlreich
beſucht. Namentlich hatte auch die Umgegend
von Vilbel eine erhebliche Anzahl von Partei=
freunden
zur Verſammlung geſtellt.
Herr Amtsrichter Scriba führte den Vorſitz
und erörterte ſodann Herr Präſident Dr. Görz
in ſeiner klaren und feſten Weiſe ſeine Stellung
zu den gegenwärtig auf der Tagesordnung ſtehen=
den
politiſchen, ſocialen und wirthſchaftlichen
Fragen. Reicher Beifall ward ſeinen, alle leeren
Verſprechungen zurückweiſenden und der Heidel=
berger
Erklärung zuſtimmenden Worten. Nach
Görz ſprachen Dr. Oſann aus Darmſtadt und
Lehrer Funk von Nockenberg in ausführlichen
Vorträgen, und wurden die ſchließlich auf Kaiſer
und Reich, ſodann Herrn Dr. Görz ꝛc. ausge=
brachten
Hochs in jubelnder Stinmung aufge=
nommen
.
Daß in der Vorderſtube ſich einige jüngere
Männer das Vergnügen bereiteten, auch Herrn
Major Hintze mit verſchiedenen Hochrufen zu be=
ehren
, wurde nicht im Mindeſten geſtört und hat
gegenüber der begeiſterten Stimmung der Ver=
ſammlung
für die Candidatur des Herrn Präſi=
denten
Dr. Görz nicht die mindeſte Bedeutung.

. Würrſtadt, 20. October.
Nachdem der Vorſitzende des nationalliberalen
Wahlcomite's, Herr Lehrer Ferber, die Ver=
ſammlung
eröffnet und begrüßt hatte, nahm Herr
v. Schauß das Wort; er ſprach ungefähr: Je=
dem
recht zu thun, Niemand ſoll ſich das unter=
ſtehen
! Keiner iſt ſtark genug Alle zu über=
zeugen
, daß ſeine Meinung die richtige ſei; ſo
will auch ich nicht verſuchen meine Geguer zu
überzeugen, aber auch meinen hervorragenden
Gegnern will ich gegenübertreten und ihnen die
Gründe darlegen, die mich bewogen haben in den

(Wahlkampf in dieſem Kreiſe einzutreten. Nicht
ein einzelner Mann aus dem Kreiſe Worms hat
die Bewegung in den Kreis getragen, hat mich
in den Wahlkampf hier hereingezogen, dies ſagen,
hieße mich, heißt Sie, meine Freunde, beleidigen!
(Lebhaftes Bravol) Das Programm vom Darm=
ſtädter
Parteitag zur Durchführung zu bringen,
das hat mich veranlaßt, in den Wahlkampf hier
einzutreten. Dieſes Programm iſt, unſer großes,
deutſches Vaterland auch wirthſchaftlich ſtark zu
machen. Ich meine, es iſt endlich Zeit, daß die
Nation auch einmal für ihre leibliche Wohlfahrt
ſorge, damit ſie den Bedürftigen die helfende
Hand reichen könne, dann wird auch mehr Zu=
friedenheit
herrſchen: Wünſchen wir nicht alle,
vom Kaiſer bis zum letzten Mann, eine Aus=
ſöhnung
aller Klaſſen? Wir müſſen den Staat
in den Stand ſetzen, durch die Beiträge aller den
Bedrängten zu helfen. Was wir geſchaffen
haben in dieſer Beziehung, wird von den
Gegnern geſchmäht, aber, m. H., wir müſſen
doch erſt einmal den Verſuch machen, iſt der
Anfang da, dam können wir weiter bauen.
Die Gegner ſprechen immer von der Vergangen=
heit
, nicht von dem, was uns in aller nächſter
Zeit bevorſteht. Herr Richter, deſſen Namen ich
nicht zu ſchonen brauche, ſagte am 29. November
1880 im preußiſchen Landtage, nach 3 Jahren
wird unſere Partei geſchloſſen gegen das So=
cialiſtengeſetz
ſtimmen! M. H., wie kann ſich ein
Reichstagsabgeordneter ſo binden, wie kann er
ſchon 3 Jahre vorher wiſſen, wie nach ſolchem
Zeitraum die Verhältuiſſe liegen? Ich halte
einen Mann, der ſich aus purer Oppoſition in
ſolcher Weiſe verpflichtet, für unwürdig, im Reichs=
tag
zu erſcheinen! M. H., zeigen Sie am 28.
October durch Ihre Wahl, daß ſie die Beſtre=
bungen
einer erleuchteten Regierung unterſtützen
wollen! (Tang anhaltender Beifall.) Geh. Com=
mercienrath
Heyl=Worms wies die von Dr.
Bamberger in Wöllſtein gethane Aeußerung, er,
Heyl habe auf höhere Weiſung den Wahlkampf
in den Kreis Alzey=Bingen getragen, zurück, nicht
ſer habe vor 3 Jahren ſeinen Bruder als Can=
didaten
aufgeſtellt, das ſei ohne ſein Zuthun ge=
ſchehen
, er habe erſt Kenntniß von der Candidatur
erhalten, nachdem ſie beſchloſſene Sache geweſen.
Der Wahlkampf ſei entbrannt, weil ſich das Ge=
fühl
immer mehr im Kreiſe und ganz Deutſch=
land
geltend gemacht habe, daß etwas für die
Landwirthſchaft geſchehen müſſe. Gerade Rhein=
heſſen
zeichne ſich dadurch aus, daß dort jeder
Mann ſelbſtſtändig denke und handle, dort laſſe
man ſich von außen keinen Candidaten aufdrängen.
Redner entwickelt dann nochmals das wirthſchaft=
liche
Programn, er betont die Nothwendigkeit der
Kornzölle, ſowie die der Einführung einer Börſen=
ſteuer
. Weiter ſpricht ſich Redner für die Co=
lonialpolitik
des Reichskanzlers aus, der Deutſch=
land
einen Weg zu dem geſunden reichen Hoch=
lande
Afrikas öffnen wolle. Oeftere Zurufe der
Zuſtimmung begleiteten den Redner, welcher mit
einem Hoch auf den Fürſten Bismarck ſchloß.
Das Hoch ward mit wahrem Enthuſiasmus auf=
genommen
. - Herr Pfarrer Krumm ſetzte jetzt
den Zuhörern auseinander, daß ihn Verſchieden=
heit
der Anſichten über die Wirthſchaftspolitik
zu einem Gegner Bamberger's, für den er früher
gekämpft, gemacht habe. Nochmals ergriff Herr
von Schauß das Wort, um die Verſammelten
aufzufordern, in ihren engeren Kreiſen für die
Partei zu werben, dann würde er hoffentlich nach
3 Jahren wieder hier erſcheinen können. Nach=
dem
Herr Ferber die Ablehnung Bamberger's,
in der Verſammlung zu erſcheinen, mitgetheilt
hatte, ward die letztere geſchloſſen.

Verlag von Julins Katin Darnſladt. Druc den Hofuchdtnuckerei von Heinric Kichler.

[ ][  ][ ]

Extra=Beilage zum Darmſtädter Tageblatt.

Erſcheint zwei= bis dreinal
wöchentlich.
Zu beziehen durch ſämmtliche
Poſtanſtalten

Wahl-Correſponden;

Preis pro Monat November bei den
Poſtanſtalten 75 Pf., bei diretter
Zuſendung unter Kreuzband 90 Pf.
Die Expedition nimmt Vierteljahrs=
Abonnements zum Preiſe von M.260
ei direkter Zuſendung an.

Heſſiſchen Vorkſchrilts

2ULUbl

(Nationalliberale Partei.)

76 2l.

Verantwortlicher Redacteur
Julins Katz in Darmſtadt.
Saalbauſtraße 73.

Darmſtadt, 30. October 1884.

Alle für die Wahl=Correſpondenz der Heſiſchen Fortſchritts=Parter beſtimmten Mittheilungen beliebe nan an den Redacteur derſelben
und Sekretär des Landesausſchuſſes der Partei, Herrn Julius Katz, zu richten.

Gegen die Doci a l d em o kratiel
An die Wähler des Kreiſes Darmſtadt=Groß=Gerau.
In dem mit großer Lebhaftigkeit geführten Wahlkampfe im Reichstagswahlkreis Darmſtadt=Groß=Gerau haben wir mit großer Mehrheit
über die deutſch=freiſinnige Partei geſiegt. Mit der ſocialdemokratiſchen kommen wir dagegen zur Stichwahl.
Der Kampf der nationalliberalen Partei gegen die bis jetzt herrſchende deutſchfreiſinnige war lebhaft und konnte nicht anders denn lebhaft
ſein. Von beiden Seiten wurde Alles eingeſetzt, den Sieg zu erlangen. Es hat ſich, wie wir ſtets betonten, in Stadt und Land ein bedeutſamer
Umſchwung vollzogen, herbeigeführt durch eine große Reihe innerer und äußerer Gründe. Wir wollen zur Zeit auf dieſelben nicht näher eingehen.
Dieſer Kampf iſt erledigt.
6s gilt einen neuen Kampf gegen d ie ſocialdemokratiſche Partei, die namentlich durch eine vorſichtige Taltik Viele an
ſich herangezogen hat, welche nur den ſchönen Worten folgend den Abgrund nicht ſehen, in den ſie geſtürzt werden. An vielen Orten iſt dieſer
klugen, vorſichtigen, die letzten Ziele der Socialdemokratie verſchleiernden Kampfesweiſe der Sieg zu Theil geworden.
DerKampfgegen dieje Partei iſt der KampfAller, welchetreu zu Kaiſer und Reichſtehend, die Reichs=
verfaſſung
und die darauf beruhende politiſche und ſociale Stellung Deutſchlands, nicht minder die damit aufs Innigſte verbundene Geſellſchaftsord=
nung
ſchützen und ſchirmen wollen. Unter dieſer Fahne können und müſſen ſich Alleſchaaren, welche der gewaltſamen Umwälzung der
politiſchen und ſocialen Verhältniſſe Deutſchlands entgegentreten, den Staat, die Geſellſchaft, die Bildung und Geſittung des deutſchen Volkes er=
halten
wollen.
Wir gehen ſicher nicht ſehl, wenn wir annehmen, daß auch die deutſchfreiſinnige Partei - welche in allen ihren Wahlaufrufen und in
ihren Verſammlungen Kaiſer und Reich hochzuhalten erklärte - ſich dieſem Kampfe nicht entziehen kann.
Hat ſie doch auch in dem verfloſſenen erſten Wahlgange genugſam mit der Socialdemokratie zu kämpfen gehabt. Dieſe letztere war,
neben unſerer durch die Natur der Verhältniſſe nothwendig gewordenen Befehdung, unſer gemeinſchaftlicher Feind und iſt es geblieben.
Naturgemäß muß in der bevorſtehenden Stichwahl dieſer gemeinſchaftliche Feind gemeinſchaftlich bekämpft werden und wir glauben
ſichere Anzeichen dafür zu haben, daß in der deutſchfreiſinnigen Partei dieſe Anſchauung durchdringen und ſie namentlich auch vor der paſiven Stellung
bewahren wird, denn Wahlenthaltung würde geradezu eine Unterſtützung der Socialdemokratie ſein.
Mag es Manchem ſchwer ankommen, den mit uns geführten Kampf ſo raſch aufzugeben, ſo muß doch der Blick auf den gemeinſamen
Feind und auf die höchſten Güter, welche in Frage ſtehen, jeden Unmuth und jeden Zweifel beſeitigen.

Die Beichstagswahlen im Großherzogthum Peſſen
haben erwieſen, daß der von unſeren Gegnern ſo ſehr beſtrittene Aufſchwung der nationalliberalen Partei thatſ ä chl i ch vorhanden iſt. Nicht in
Worten und Redensarten hat er ſeinen Ausdrück gefunden, nein! in Zahlen prägt ſich die nationale und liberale Geſinnung der Bevölkerung
Heſſens deutlich aus. Mehrere bisher im Beſitze der Deutſchfreiſinnigen befindlichen Reichstagsmandate ſind wieder an die nationalliberale Parte
abgetreten worden - das iſt das bis jetzt bekannte Reſultat der Wahlen vom 28. Oktober. Harte Kämpfe hat es gekoſtet; in der Hitze des beider=
ſeits
heftig entbranuten Wahlkampfs ſind heftige und ſtreuge Worte gefallen, die heute nach der Entſcheidung vergeſſen ſein mögen.
Wir laſſen das Reſultat, ſoweit es vorliegt, folgen:
Im 1. Wahlkreiſe Giehen ſiegte der Canddat der nationallberalen Partei, Herr Hüttenwerkbeſizer Hugo Buderus gegen den bisherigen
deutſchfreiſinnigen Candidaten Herrn Dr. Gutfleiſch.
Im 1. Wahlkreiſe Friedberg kommt der nationalliberale Candidat, Herr Oberlandesgerichtspräſident Görz in die Stichwahl mit dem deutſch=
freiſinnigen
Herrn Major a. D. Hintze.
Im HI. Wahltreiſe Alsſeld ſiegte der nationalliberale Candidat, Herr Fabrikant Kalle gegen den bisherigen deutſchfreiſinnigen Abg. Lüde rs.
Im IV. Wahlkreiſe Darmſtadt=Großgerau ſiegte der nationalliberale Candidat Herr Bierbrauereibeſitzer 3lerich gegen den deutſchfreiſinnigen
Candidaten, Herrn ckert; Stichwahl zwiſchen Ulrich und dem Socialdemokraten Müller.
Im V. Wahltreiſe Offenbach Stichwahl zwiſchen dem nationalliberalen Candidaten, Herrn Handelskammerſecretär Hchloßzmacher und dem
Socialdemokraten Lie b knecht.
Im VI. Wahlkreiſe Veusheim hat bis zur Stunde der nationalliberale Candidat, Herr Heipio die Stimmennehrheit gegen den Deutſchfreiſinnigen
D Orville und den Ultramontanen Frank.
Im VI. Wahlkreiſe Worms ſiegte der nationalliberale Candidat, Herr Profeſor Marquardſen mit glänzender Majoritit. Gine rühmliche
Ausnahme macht die Fabrikſtadt Worms von den anderen Städten. Es wurden dort im Ganzen von 2040 Stimmen blos 28 lacht=
undzwanzig
) ſocialdemokratiſche Stimmen abgegeben.
Im VII. Wahltreiſe Bingen Stichwahl zwiſchen dem nationalliberalen Candidaten Herrn v. Schauß und dem Deutſchfreiſinnigen Herrn
Bamberger.
Im I. Wahlkreiſe Mainz Stichwahl zwiſchen dem Ultramontanen Racke und dem Socialdemokraten v. Bollmar. Der nationalliberale Can=
didat
Herr Dr. Görz vereinigte auf ſich über 2000 Stimmen, die eine große Zunahme der Stimmenzahl repräſentiren. Der bisherige
Abgeordnete Philipps (ortſchrittspartei und Volkspartei) iſt unterlegen.
Demnach hat die nationalliberale Partei im Großherzogthum Heſſen einen Sitz (Worms) behalten, zwei andere (Gießen und Alsfeld)
gewonnen. In einem Kreiſe GBensheim) ſteht das Endreſultat noch aus, doch ſcheint die Wahl dem nationalliberalen Candidaten geſichert. In
Darmſtadt, Friedberg, Bingen und Offenbach kommen die Candidaten der nationalliberalen Partei in Stichwahl.

[ ][  ][ ]

Die Ergebniſſe der Wahl im Kreiſe Darmſtadt=Groß=Gerau.

Gemeinden Wahl an 28. Ochober 1884. Wahl am 27. October 188l. Ulrich Rückert Müller, Biege=
eizer
= Büch=
ner
Gold=
mann
Thiel Bebel Biege=
ſißer
. Kreis Darmſtadt.

Darmſtadt 2399 1739 1534 129 1847 52 929 720 214 Beſſungen 324 132 401 49) 236 97 73 159 20 Arheilgen 173 33 242 74 8 79 3 Braunshardt 44 6 2 Eberſtadt, 129 104 216 292 0
27 21 48 Erzhauſen 174 29 29 42 7
37 Eſchollbrücken 96 16 55 10 Gräfenhauſen. 45 35 62 62 13 Griesheim, 83 43 306 94 13 49 100 Hahn mit Eich 182 18 2 86 35 14 Meſſel
62 33 24 21 8 Nieder=Beerbach. 28 24 606 53 48 Nieder=Ramſtadt mit Waſchenbach
147 O.
21 77 74 21 14 8
Ober=Ramſtadt 58 47 H. 116 29 102 16 Pfungſtadt
639 143 134 503 101 96 Roßdorf
97 63 115 50 57 54 23 Schneppenhauſen 55 4 47 2 Traiſa 26 66 45 24 6 Weiterſtadt, 39 36 110 24 14 19 Wixhauſen, 76 75 7 85 9. 23 Kreis Darmſtadt 4975 2522 3550 14 3684 1296 1418 1205 237 Kreis Groß=Gerau.
Aſtheim, 8 27 34 56 Bauſchheim, 5 8 11 O.
41 0. 29 Verkach 19 Biebesheim 130 108 58 Gc 66 Biſchofsheim 102 24 106 H. 19 69 28 Büttelborn 123 32 21 59 1 Crumſtad. 140 79 26 2 65 28 Dornberg 10 9 Zornheiſ. 82 34 19 60 Erfelden, 158 H.
24 53 12 Geinsheim 0 10 26 29 100 11 Ginsheim 85 10 112 109 11 29 4 Goddelau 115 54 16 32 35 53 Groß=Geran 197 12) 140 130 9) 41 6 Haßloch 21 19 12 72 Kelſterbach 65) 39 106 59 23 81 Klein=Gerau 36 52 33 5 24 Königſtädten 211 2 6 5 15 44 Leeheim D 28 46 Mörfelden 34 36 8½ 41 12 4 Nauheim, 5. 54 26 56 35 4 Raunheim, 51 41 20 44 16 20. Rüſſelsheim 3 107 186 161 53 35 Stockſtadt 14 50 14 53 Trebur 101 19 64 72 5. 24 Walldorf 37 16 100 43 18 Wallerſtädten 44 45 29 92 Wolfskehlen 117 23 35 2) 11 Worfelden 39 30 36 16 29 Kreis Groß=Gerau 2312 932 1274 75 1424 829 773 160 67 Hierzu
Kreis Darmſtadt, 4975 2522 3550 141 3684 1296 1418 1205 237 Hasgeſanmt 7287 3454 4824 220 5108 2125 44) 134t⁄) 304

Stadt Darmſtadt.

2 Wahllokal Wahl am 28. October 1884. Wahl am 27. Oetober 188l. Ulrich Rückert Müller Biege=
leben
Büch=
ner
Gold.
mann Thiel Biege=
leben
Bebel Schulhaus Ballonplatz.
140 134 287 10 140 22 18 150
desgl. 217 151 135 8 141 40 7 15 148 desgl. 92 85 95 100 2½ 45 4) Schulhaus Rundethurmſtraße 19 143 160 14 160 36 0
9) 80 Pädagog 9 123 229 4 148 10 112
desgl. 75 147 204 ( 179 28 1 91 Schulhaud Ziederramſtadterſtraßze 305 174 52 180 142 23 desgl. 261 170 94 18 181 121 41 9 Schulhaus Grafenſtraße 232 132 20 121 88 15 Friedrichſtraße.
273 164 10 189 111 20 24 desgl. 256 146 152 5) 129 10
34 12 desgl. 270 170 103 151 74 80 21. 47 zuſammen 2399 1739 1534 129 1842 528 969 214 740 [ ][  ]

Die Reichstagswahlen vom 28. Oktober 1884.
Vorläufiges Ergebniß bis zum Donnerſtag Abend.)

Nationalliberale Candi=
daturen
.
(Definitiv gewählt.)
Alsfeld=Lauterbach: Kalle neugewählt.
Annaberg: Holtzmann wiedergewählt.
Baden: Konſtanz: Noppel wiedergewählt.
Waldshut: Kraft neugewählt.
Pforzheim; Klumpp wiedergewählt
ſtenzingen: Sander wiedergewählt.

Bayrenth: Fäuſtle wiedergewählt.
Vernburg: Oechelhäuſer wiedergewählt.
Bochum: Haarmaun Wahl geſichert.
Braunſchweig II. Wahlkreis: Römer neugew.
Bremen: Meier wiedergewählt.
Entin=Virkenfeld: Fortmann (neu), Wahl
geſichert.
Deſſau: Ziegler neugewählt.
Emden=Norden: Hülſt neugewählt.
Eßzlingen: Lenz neugewählt.
Fleusburg: Gottburgſen Wahl geſichert.
Germersheim: Brünings neugewählt.
Gießen: Buderus neugewählt.
Hildesheim: Brückmann neugewählt.
Homburg=Kuſel: Buhl wiedergewählt.
Kreuznach: Cuny neugewählt.
Landan=Nenſtadt: Bürcklin wiedergewählt.
Leipzig (Stadt): Tröndlin neugewählt.
Meiningen: Zeitz (neu), Wahl geſichert.
Mittweida: Penzig Wahl ſcheint geſichert.
Otterndorf=Neuhaus: Gebhard, ſcheint ge=
ſichert
.
Saarbrücken: Pfähler wiedergewählt.
Ulm: Fiſcher neugewählt.
Wanzleben: Benda wiedergewählt.
Worms: Marquardſen wiedergewählt.
Württemberg: Böblingen: Neurath wiederg.
Calw: Stälin (D. R.) wiederg.

Cannſtadt: Veiel neugewählt.

Frendenſtadt: Ow (D. R.) wie=

dergewählt.
Gmünd: Wöllwarth (D. R.)

wiedergewählt.
Hall: Leemann neugewählt.
Iſch ppan Sachſen): Gehlert neugewählt.
Zweibrücken=Pirmaſens: Krämer wiedergew.
II. Nationalliberale Stichwahlen.
Eiſenach. Stichwahl zwiſchen Geibel Gl.)
4652 und Parriſius (.) 4183.
Rudolſtadt. Stichwahl zwiſchen Börner Gl.)
2822, und Hoffmann (F.)
Altenburg. Wohlfahrt Gl.) bisher 7297,
Hermann (F.) 7509.
aunſchweig=Blankenburg. Stichwahl zwiſchen
Blos (Soc.) 6720, und Kuhlemann (Nl.)
5735. Schrader (F.) erhielt 5077 St.
Freiburg Gaden). Stichwahl zwiſchen Hebting
Nl.) und Marbe CC.)
Halberſtadt. Stollberg=Wernigerode E.) 4852,
Bernuth (Nl.) 5031, Heine (Soz.) 3743.
Dortmund. Stichwahl zwiſchen Lenzman F.
und Kleine (Nl.)
Köln. Nöckerath (C.) 9090, auf Commerzien=
rath
Leyendecker (l.) 5276, auf Bebel
(Soz.) 4151, auf Richter 382 Stimmen,
8 zerſplittert. Da die abſolute Mehrheit
von 9454 von Keinem erreicht iſt, wird
eine Stichwahl zwiſchen Röckerath und
Leyendecker erforderlich.
Hoya=Verden. Stichwahl zwiſchen Arnswald
Welfe) 4758 und Wattenberg (Nl.) 3723.
München. München I. Sedlmaier (Nl.) 6550,
Ruppert CC.) 6172, Vollmar 3459. Stich=
wahl
zwiſchen den beiden erſteren. München II.
Soweit bekannt, iſt ebenfalls Stichwahl
zwiſchen Liberalen und Ultramontauen wahr=
ſcheinlich
. Die Sozialdemokraten bleiben
nur wenig zurück.
Aurich. Wahrſcheinlich Stichwahl zwiſchen Ahl=
horn
(F.) und Viſſering (l.)
Kirchberg=Anerbach, Sachſen. Stichwahl zwiſchen
Diethammer (l.) und Keyſer (Soz.)
Altena=Iſerlohn. Bis jetzt Colsmann Gl.)
7038, Langerhans (.) 6733, Schorlemer=
Alſt (C.) 2464, Bebel (So3.) 961 Stimmen.
Eine Stichwahl iſt ſicher.
Hiegen. Stichwahl zwiſchen Stöcker und Ulrich
(Nl.) wahrſcheinlich.

Lennepp=Mettmann. Stichwahl zwiſchen Fried=
richs
(l.) mit 9040 Stimmen und Schlüter,
(F.) mit 7968 Stimmen.
Mannheim. Eckhard (Nl.) 8992, Kopfer (Dem.
7511, Dreesbach (Soc.) 5905. Stichwahl
zwiſchen Eckhard und Kopfer.
Erlangen. Stichwahl zwiſchen Stauffenberg
(F.) 3713 und Schauß (Nl.) 2665.
Duisburg. Stichwahl zwiſchen Hammacher (l.
mit 9100 und Schorlemer (C.) mit 9335
wahrſcheinlich.
Darmſtadt=Groß=Geran. Ulrich (Nl.) und
Müller (Soz.)
Oifenbach. Stichwahl zwiſchen Liebknecht (Soz.)
und Schloßmacher.
Friedberg. Stichwahl zwiſchen Görz (Nl.) und
Hintze (r.)
Ofſenburg. Stichwahl zwiſchen Schwarzmann
(Nl.) und Roßhirt (C.) wahrſcheinlich.
Halle. (Stadt und Saalekreis). Bisher Meyer
(F.) 5809, Täglichsbeck Nl.) 6925, Haſen=
clever
3528 Stimmen.
Wetzlar=Altenkirchen. Krämer (Nl.) mit Prinz
Solms.
Heilbronn. Ellrichhauſen (l.) mit Härle ( De=
mokrat
).
Melle=Diemolz. Stichwahl zwiſchen Sattler (I.)
und Arnswaldt (W.) wahrſcheinlich.
Lörrach. Pflüger (F.) erhielt 5084, Blanken=
horn
(Nl.) 5307 Stimmen. Da auf den
Centrumskandidaten 3962 Stimmen fielen,
hat eine Stichwahl ſtattzufinden.
Hamburg. Dritter Wahlkreis. Stichwahl zwiſchen
Wörmann (Nl.) 7672 und Hainzel (Soz.
10921, Ree (r.) erhielt 7259 Stimmen.
Kaiſerslantern. Stichwahl zwiſchen Neumayer
(Nl.) und Grohs (Dem.,
Speher. Stichwahl zwiſchen Groß (l.) und
Dreesbach (Soz.)
Karlsruhe=Bruchſal. Stichwahl zwiſchen Arns=
perger
Nl.) und Gerber (C.) mit 3298
Stimmen.
Stuttgart. Stichwahl zwiſchen Schott (Dem.)
und Tritſchler (Nl.)
III. Conſervative.
Mindeen. Boch gewählt.
Memel. Die Wahl Moltke's iſt geſichert.
Nagnit=Pillkallen. Sperber bisher 3500 mehr
als Schlenther (r.).
Stallupvenen=Goldapp. Bergmann 8327, Blin=
denweg
(Fr.) 2394.
Seusburg=Ortelsburg. Redecker 6500, Dirichlet
(Fr.) 1450.
Oleßko=Lyck. Maulbach 4700, Seidel Fr.
1450.
Lützen=Angerburg. Die Wahl Staudy's ge=
ſichert
.
Bautzen. Reich gewählt gegen Weigang Fr.)
Aſchersleben. Dietze wiedergewählt.
Kalau=Luckau. von Manteuffel 9220, Rickert,
(F.) 2715, Kayſer (Sog.) 108.
Heidelberg. Menzer mit 800 Stimmen Majo=
rität
geſiegt.
Prenzlau=Angermünde. v. Wedell=Malchow
mit 7500 Stimmen gewählt, v. Forckenbeck
(F.) 2000.
Mühlhauſen=Langenſalza. Wedell 8057 gegen
Eberty (.) 7542.
Tilſit. Schlickmann gewählt.
Gumbinnen. Saro gewählt.
IV. Dentſchfreiſinnige.
(Definitiv gewählt.)
Berlin, L. Kreis. Ludwig Löwe.
Hagen. Richter.
Stettin. Brömel.
Löbau. Fährmann.
Danzig. Rickert.
Hirſchberg. Bunſen.
Potsdam. Schneider.
Nordhauſen. Lerche.
Dietz=Limberg. Münch.
Lüben=Bunzlau. Schmieder.
Holſtein, V. Kreis. Thomſon.
Grünberg=Freiſtadt. Träger.
Bück burg. Hamſpohn.
1

V. Centrumscandidaten.
(Definitiv gewählt.)
Kreutzburg=Roſenberg. Hohenlohe.
Glatz=Habelſchwerdt. Hüene.
Reiſſe. Horn.
Kattowitz=Zabrze. Latocha.
Leobſchütz. Graf Neuhaus.
Ratibor. Graf Saurma=Jeltaſch.
Nenſtadt. Stolberg=Stolberg.
Montabaur. Lieber.
Gladbach. Kehler.
Würzburg. Noß.
Heiligenſtadt=Worbis. Strombeck.
Amberg. Baron Gieſe.
Geldern. Perger.
Münſter=Cösſeld. Heeremann.
Tecklenburg=Ahaus. v. Schorlemer.
Lüdinghauſen=Beckum. Frhr. v. Landsberg.
Vorken=Recklinghauſen. Beckmannn.
Bergheim=Enskirchen. Nudolphi.
Donaueſchingen=Nillingen. Hornſtein.
Allenſtein. Borowsky.
Aachen. Gielen.
Crefeld. Trimborn.
Eſſen. Stötzel.
Meppen. Windthorſt.
Trier. Rintelen.
Füln (Land). Menken.
Biberach. Graf Neipperg.
Navensburg. Graf Waldburg=Zeil.
Aſchaffenburg. Papius.
VI. Sonſtige Wahlreſultate.
K. Konſerbativ. C Centrum. Soz. -
Sozialdemokrat. F. - Freiſinnig. W. Welfe.
P. Pole. V. Volkspartei.
Berlin. 1. Kreis: Löwe 8427, Wagner 6754,
Vollmar 819 Löwe (.) gewählt. 2. Kreis!
Virchow 15,100, Stöcker 11,666, Tutzauer
(Sog.) 7800. Stichwahl zwiſchen Virchow
und Stöcker. 3. Kreis: Munkel 9631, Bre=
cher
(K.) 6711, Dietz (Soz.) 6242. Stich=
wahl
zwiſchen Munckel (.) und Brecher.
4. Kreis: Singer (Sog.) 25,000, Träger
13,500, Köller (K.) 10518 Stimmen. Ge=
wählt
Singer. 5. Kreis: Richter 8959,
Cremer 6426, Grillenberger 2446, 140 zer=
ſplittert
. Stichwahl zwiſchen Richter und
Cremer. 6. Kreis: Haſenclever (Sog.)
24674, Klotz 13,742, Irmer (K.) 12674
Stimmen. Stichwahl zwiſchen Haſenclever
und Mlotz.
Der unerwartete Ausfall der Berliner Reichs=
tagswahlen
, der ſich in die kurzen Worte Nieder=
lage
der Portſchrittler und Sieg der Social=
demokraten
zufammenfaſſen läßt, hat in den weiteſten
Kreiſen Erſtaunen hervorgerufen. Trotz der außerordent=
lichen
Wahlvorbereitungen, in welchen ſich die Deutſch=
freiſinnigen
und die Anhänger Stöckers und Wagners zu
überbieten geſucht hatten, und in welche die Social=
demokraten
vielfach eingegriffen hatten, war die Wahl=
betheiligung
wejentlch ſchwächer, als vor drei Jahren.
Damals waren von 213693 Wahlberechtigten 166951
Stimmen, alſo 768 Procent, abgegeben worden; in dieſem
Jahre war die Zahl der Wahlberechtigten um etwa 68,000,
auf 285818 geſtiegen. Es haben aber nur 198.259, d. h.
69 Procent, ihre Stimmen abgegeben. Im Vergleich zu
den letzten Wahlen haben in allen jechs Wahlkreiſen der
Hauptſtadt zuſammen die Fortſchrittler 18,000
verloren, die Socialdemokraten dagegen
nahezu 39,000, die Conſervativen 19,000 Stimmen
gewonnen. Unter den fortſchrittlichen Blättern fällt
dke demokratiſche Volkszeitung; im großen und ganzen
lwohl das zutreffendſte Urtheil; ſie ſchreibt: Wir ſtehen
nicht an, dieſes Räthſel als einen ſchweren Mißerfolg der
deutſchfreiſinrigen Partei zu bezeichnen. Wenn auch an=
zunehmen
iſt, daß Virchow und Munckel und Richter in
der engern Wahl ſiegen werden, ſo iſt es doch ſchlimm
genug, daß es in dieſen drei Kreiſen überhaupt zur Stich=
wahl
kommt. Der Nückgang der fortſchrittlichen Stimmen
in dieſen drei Kreiſen iſt unzweifelhaft nach obigen Zahlen
lediglich der Lüſſigkeit der Partei zuzuſchreiben. Der vierte
und ſechſte Wahlkreis waren altes Erbtheil drr Social=
demokraten
und es iſt nur beachtenswerth, daß ſie trotz
des Ausnahmegeſetzes und des kleinen Belagerungszuſtan=
des
ihnen wieder zufallen. Daß auch einer ſo ernſten
Sache der Humor nicht fehlt haben die Antiſemiten be=
wirkt
: ihre Agitation hat es zuwege gebracht, daß die
beiden einzigen Candidaten, welche in Berlin im erſten
Wahlgange durchgekommen ſind, zwei Juden ſind. Die
geräuſchloſeſten Wahlvorbereitungen hatten die Social=
demokraten
getroffen; ſie hatten freilich eine große
Reihe von vorbereitenden Verſammlungen abhalten wollen,
doch war die Mehrzahl derſelben ſchon nach Beginn auf
Grund des Socialiſtengeſetzes aufgelöſt worden. Um ſo
glänzender iſt ihr Erfolg; man wird annehmen dürfen,
daß ſie neben dem ſchon jetzt erworbenen vierten Wahl=