Darmstädter Tagblatt 1884


24. April 1884

[  ][ ]

Wbonnementspreis
Lertelährlich 1 Mark 50 Pf. mel
ringerlohn. Uuswärts werden von
4en Poſtämtern Beſtellungen ent=
zegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pw Quartal incl. Poſtaufichlag.

Jrag= und Anzeigeblatt.
Mit der Sonntags=Beilage:

Iuſerate
werdenangenommen: nDarmſtabt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärt
von allen Annoncen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

4 80.

Donnerstag den 24. April.

1884.

Bekanntmachung.
Die Grund= und Maurer=Arbeit, ſo=
vie
die Thon= und Eiſenwaarenlieferung
ür Herſtellung von Kanälen in der Fabrik=
urd
Bleichſtraße ſoll im Wege der Sub=
ſmſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Donnerstag den 1. Mai l. 33.,
Vormittags 10 Uhr,
eit unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
uf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
ei welchem auch die Formulare für die
Pferten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 22. April 1884.
Froßherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 4319,

Bekanntmachung.
Die Verzeichniſſe über die Bau= und
ulturveränderungen in der Gemarkung
darmſtadt liegen vier Wochen lang bei
er unterzeichneten Stelle zu Jedermanns
inſicht offen.
Darmſtadt, den 18. April 1884.
hroßherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
(4084
Berntheiſel.

Die neueſten Sorten engliſcher
Geradehalter,
ir Kinder und Erwachſene, zur Verhin=
ſenung
des Vor= oder Seitwärtsneigens
les Körpers, ſind wieder in großer Aus=
ſachl
vorhanden.
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8 Wilhelminenſtraße 8. (3526

Flaſchenbiergeſchäft

von

G. L. Kriegk,
Ecke der Rhein= und Grafenſtraße,
empfiehlt
2
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Eporthier Ghell, Wiener).


Ezparthier Cunkel, Erlanger).

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aus der erſten Actienbrauerei in Pilſen.
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nad neue Bohnen
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prima
Qualität.
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Carlsſtraße 24. 4269

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Ludwigsplatz 7. (3882
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in der Kunſt= und Handelsgärtnerei
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Soderſtraße 29. 4268

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[3582
zugeben. Näher. Expedition.
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(4320
verkaufen.

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Ludwigsplatz 7. 63197

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großes Sortiment zurückgegetzter Tapeten werden, um damit zu
[4059.
räumen, zur Hälfte des Ladenpreiſes abgegeben.

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Schreib= und Zeichen=Material, Schul=
ranzen
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(4238
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[4255
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eingeführt, und von Aerzten empfohlen,
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dere
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Kopf= und Bartſchuppen, Froſtbeulen,
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ſtadt
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Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2. (2858

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D. Fauz ap; Söhne.
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Qualitäten empfehle ich zu äußerſt billigen Preiſen.
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um damit zu räumen, zu bedeutend herabgeſetzten Preiſen.
V. Schmiat's Hashtolger CCarl Jungmann).
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EG Feldbergſtraße Nr. 92.

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Stangenbohne mit großem runden Samen
mattgrüner, wachsartigen, ſpeckigen Schale,
beſte aller bekannten Brechbohnen, die
ſelbſt in faſt reifem Zuſtande zart und=
weich
iſt. Ihre Hauptvorzüge ſind=
Enorme Ertragfähigkeit, wunderbar,
feiner Geſchmack, hält ſelbſt einen leichtenl.
Froſt aus, trägt bis tief in den Herbſt,
wenn alle anderen Bohnen bereits abge=
ſtorben
ſind, und iſt ſowohl als Brech=
bohne
zum Friſchkochen und zum Einmachen,
wie auch als Bohne zum Trockenkochen
unvergleichlich. Preis pro Pfund 1 M.
20 Pfg., 10 Pfd. zu 10 Mk. Verſen=
dung
gegen Nachnahme oder Einſendung;
des Betrages. Berger & Co.-
[4324
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Colmann's Senfmehl,
französisches Sonfmohl
empfiehlt
Jriedr. Hchäfer,
Ludwigsplatz 7. (3209

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4241
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Garotten, Bohnen, Gurken,
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J. J. Airmhard,
Saalbauſtraße 22. (4325
Alveerim-Hopf-
Waschvusser,
gegen Ausfall der Haare und Schuppen
empfiehlt
Friedr. Schaefer,
Ludwigsplatz 7.
[3877

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Cs kaufen Oberförſter Spieler in Har=
reshauſen
bei Babenhauſen.

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= für 300 Mark verkäuflich.
Wo? ſagt die Expedition.
(4118
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1918) Schwanenſtraße 43 eine Par=
terrewohnung
von 3 Zimmern nebſt Zu=
ehör
gleich zu beziehen.
2149) Lauteſchlägerſtraße 17 eine
Parterrewohnung von 4 Zimmern nebſt
allem Zubehör, Waſſerleitung, per 1 Juni.
2810) Wilhelmstrasse 20
Schöne Wohnung, 6 Zimmer (ovent. 8),
Masserleitung, sofort zu beziehen.
3093) Louiſenſtraße 40 eine Woh=
nung
zu vermiethen für 170 M.
3160) Beſſ. Heidelbergerſtr. 1 iſt
wegen Wegzugs des Herrn Staatsraths
v. Meißner die Parterre=Wohnung, 6 Zim=
mer
, Badezimmer, mit allem Comfort per
20. Juni oder ſofort zu. vermiethen.
Näheres daſelbſt ſowie bei Carl Vogel,
Maurermeiſter, Schloßgartenſtraße 15.
3247) Beſſ. Carlsſtraße 3 iſt die
Parterrewohnung vom 1. Juni ab bezieh=
bar
, 5 mimmer mit Zubehör, auch neu
hergerichtetem Vorplatzabſchluß.

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Neckarſtraße 15
1) Hoohparterre. z-5 Zimmer,
2) Belstags. 4-5 Zimmer,
zu jeder dieſer beiden Wohnungen gehö=
ren
ferner: je 3 Kämmerchen, Küche,
Waſſer, Bleiche, zeitweiſe Garten, billig
zu vermiethen, getrennt oder vereinigt.
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83418) Ecke der Hügel= u. Zimmer=H
9 ſtr. 111. Stock 5 Zimmer, Manſarde, 6

6

auch früher, zu vermiethen.

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erſte Stock, beſt. aus 3 Zimmern und Zu=
gehör
, Mitgebrauch der Waſchküche, des
Bleichpl. ꝛc. zu verm. Näh. Schloßg. 10.
3891) Nieder=Ramſtädterſtraße 38.
Ecke der Teichhausſtraße, die Beletage, be=
ſtehend
aus 4 Zimmern mit allem Zube=
hör
, an eine ruhige Familie zu vermiethen.
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4028)
Rheinſtraße 37 .
eine freundliche Manſardenwohnung an eine
kinderloſe Familie anderweit zu vermiethen.
Breitwieſer.

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4328) Bleichſtraße 19 eine Treppe
hoch, auf die Straße zu, ein größeres
Zimmer ohne Möbeln und ein kleineres
Zimmer mit Möbeln zu vermiethen.
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übernimmt Beſtellungen in Krankenpflege
ꝛc. Alexanderſtraße 15, Hinterbau part.

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4009) Marktplatz 4 im Binterhauſe
iſt eine aus 4 Zimmern, Küche, Keller u.
Speicherraum beſtehende Wohnung mit
Waſſerleitung zu vermiethen. Näheres da=
ſelbſt
im 1. Stock des Vorderhauſes.
4133) Victoriaſtraße 48 elegante
Wohnung, 5-6 Zimmer, bald. beziehb.

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11158) Eliſabethenſtr. 49 ein große:
gewölhter Keller zu nermiethen.
4326) Schloßgraben 3 eine große,
helle Werkſtätte zu vermiethen.

vertæairncrrtrors

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U

3587) Mathildenplatz 6 im Seiten=
bau
ein unmöblirtes Zimmer zu verm.
4030) Saalbauſtraße 73 ſind zwei
möblirte Zimmer mit Balkon zum 1. Mai
zu vermiethen. Zu erfragen 1 Treppe h.
4032) Stiftſtraße 46 ein möblirtes
Parterrezimmer, gleich zu beziehen.
4171) Gr. Ochſengaſſe 14 ein ein=
fach
möbl. Zimmer und 2 Schlafſtellen.
4172) Schützenſtraße 10, 1. Etage,
ein ſchön möblirtes Zimmer mit Cabinet
zu vermiethen.
4249) An einen gebildeten Herrn oder
auch Dame kann ein ſchön möblirtes
Zimmer für die Dauer von drei Monaten
zu mäßigem Preiſe abgegeben werden.
Näheres Friedrichſtraße 19.
Wirigrrsaarr nnitrittinurinilsgertr
4327) Schloßgraben 3 ein großes,
möblirtes Zimmer mit oder ohne Penſion.

4329) Ein junges Mädchen zum Ein=
legen
an einer Liniirmaſchine geſucht.
Georg Traugott, Hügelſtraße 16.
4330) Mehrere brave Mädchen er=
halten
ſofort ſehr gute Stelle.
Stellenbureau Röſe, Eliſabethenſtr. 46.
4331) Eine Köchin für Reſtauration
geſucht. Stellenbureau Röſe, Eliſa=
bethenſtraße
46.
4332) Ein anſtändiges, gut empfoh=
lenes
Mädchen wird in einen kleinen
Haushalt ſofort geſucht. Offerten an die
Expedition unter K. Nr. 4332.
Geübte Näherin
ſofort geſucht. Wendelſtadtſtraße Nr. 32,
Manſarde.
[4333
2896) Ein braver Junge kann die
Glaſerei erlernen bei Ludwig Rettig.
Lohrling
mit guten Schulkenntniſſen, gegen Ver=
gütung
geſucht.
Hermann Liöb,
7 Ludwigsſtraße 7.
[3366
3505) Für mein Comptoir ſuche einen
jungen Mann in die Lehre.
C. Naumann,
Carlsſtraße 45.
3966) Mehrere kräftige Jungen,
14-16 Jahre alt, finden bei leichter
Arbeit dauernden Verdienſt.
Gebrüder Roeder, Herdfabrik.
Als Lehrling
kann ein mit guten Schulkenntmiſſen ver=
ſehener
Junge eintreten.
[4266
J. C. Herbert’sche
Hofhuchdruckerei FFr. Herbert).
4264) Einen Lehrling ſucht
C. Hoſimanus Buchhandlung,
Wilhelminenſtraße 21.
4334) Einen Lehrling ſucht
L. Keilmann, Schuhmachermeiſter.
4335) Ein braver Junge, der Talent
für Zeichnen hat, kann in die Lehre
Jov. Grimm,
treten.
Lithogr. Atelier, Markt 4.

[ ][  ][ ]

930

4 80
Heſſiſche Ludmigahahn.
Vom 1. Mai d. J3. ab gelten die ſüddeutſchen Rundreiſebillete zwiſchen
Stuttgart einerſeits, Frankfurt a. M. und Darmſtadt andererſeits auch zur
Fahrt durch den Heſſiſchen Odenwald über Erbach, Eberbach-Jagſtfeld-
Heilbronn.
Mainz, den A1. April 1884.
In Vollmacht des Verwaltungsrathes:
l4336
Die Special-Direction.

Ae GGurnaAhon,
Hemdem von guten Stoffen mit leinenen
Einſätzen.
Kragen, Manschetten, Cravatten,
Manschettenknöpfe, Vorstecksnadeln,
Taschentücher in jeder Art, von den billigſten bis zu den
feinſten Sorten empfehlen
J. Dexheimer & Söhue,
[4337
Ernſt=Ludwigsplatz Nr. 2.

Verbamd
Beichafrchtſchulen
Beutſcher
Darmstadt.
Freitag den 25. d. Mts, Abends 8½ Uhr:
Verſammlung
im Vereinslocal, Restauration Schmitz, Louisenstrasse 14.
Zu recht zahlreichem Beſuch ladet ergebenſt ein
Der Vorstand. (4338

Geſchäfts=Verlegung und Empfehlung.
Mit Gegenwärtigem beehre mich Ihnen ergebenſt mitzutheilen, daß ich mit
dem Heutigen mein Geſchäft und Laden von der Nieder=Ramſtädterſtraße 17 in das
von mir erkaufte Haus
Ecke der Nieder=Ramſtädter= und Hochſtraße
verlegt habe. Dankend für das mir ſeither erworbene Vertrauen bitte mir dasſelbe
auch in meinem neuen Hauſe gütigſt bewahren zu wollen.
Darmſtadt, den 24. April 1884.
Hochachtungsvoll
5
Jakob Schifer,
Spenglermeiſter,
Ecke der Nieder=Ramſtädter= und Hochſtraße

Freiwillige
Turner=Feuerwehr Beſſungen.
Sonntag den 27. d. M., Nachmittags 3 Uhr.
He.
hspection und Cabung
der geſammten Mannſchaft.
Entſchuldigungen hierzu unzuläſſig. Nach der Uebung Verſammlung
Die Obmannschaft.
(4340

goffentl. Jortrag
zim Hause Schützenstrasse 9,
Saal, Einterbau.
Freitag den 25. d. Mts., Abends
8 Uhr:
Thoma: Die große Trübſal
unter der Herrſchaft des
Antichriſten
Eintritt frei für Jedermann.
C. Boltz, Miſſionär. (434¼
Pegen eingetrekener
Frauer,
iſt mein Geſchäft bis kommenden
[4342
Dienstag geſchloſſen.
G. dooernhet.

leſucht wird ſofort oder Mitte Ma=
9 Mitte der Stadt eine unmöbl. Woh=
nung
, Parterre od. Beletage, beſtehend aus
2- 3 Zimmer, Kammer und ev. kl. Küche, für
einen einz. Herrn. Offerten mit Preisangabe
gub Ml. H. abzug. i. d. Exp. d. Bl. (4176

immer und Cabinet, mit oder ohne
T) eleg. Möbel, auf Wunſch mit Diener=
ſtube
. Beſſung. Carlsſtraße 44. 14343
Ein Reisender,
ſucht Commiſſionsartikel proviſionsweiſe
zu vertreten. Offerten vermittelt die Ex=
pedition
unter Chiffre L. 191. ſ4304
Ein junger Kaufmann wünſcht
Privat.-Unterricht,
in engliſcher u. franzöſiſcher Sprache
zu nehmen. Offerten mit Preisangabe
unter h. S. 22 an die Expedition. (4344

44 End
4½)
½
4)
9 am
5)
.9

o
Cosucht oin Ammor
mit Cabinet, unmöblirt, möglichſt parterre,
inmitten der Stadt. Offerten in der
Expedition abzugeben unter T. L. (4345
Gesmcht
von e. Familie (3 Perſ.) eine Wohnung
von 3-4 Zimmern nebſt Zubehör.
Offerten mit Preisang. zub 0. fl. 98
an die Expedition.
4225
2 finden billige Penſion und
Sohüls nachilſe. - Soderſtraße
[403
Nr 51, parterre.

1½3.
Al.
n

Wromenaden=ſowie Hauskleider wer=
4 den elegant und billigſt angefertigt
[4346
Carlsſtraße 40, Parterre.
ſſine weiße, oraugefleckte Katze, auf
C. den Namen Molly hörend, hat ſich
verlaufen. Dem Wiederbringer eine gute
Belohnung Carlsſtraße 40, Part. (434]

[ ][  ][ ]

Saalbau Darmstadt.

Lehidvut RizhidreohtarAhts.
(Verband Darmſtadt.)
Samstag den 3. Mai, Abends 8 Uhr:
drosses Conoerl
A.
zum Beſten der rrichkung deutſcher Reichswarſenhäuſer,
knter gütiger Mitwirkung der Fräulein Sidonie Roth, Großh. Hofopernſängerin,
ſer Herren Kammerſänger Feßler, Hofſchauſpieler H. Edward und Hacker, Hof=
glhhl
fuſidirector Fritz Keiſer, Pianiſt H. Spangenberg, Hofconcertmeiſter O. Hohl=
ſeld
, Harfenvirtuoſe Wiedemann, Kammermuſiker Lehning, Oelsner, Ohls,
Petr und Reitz.
ne=
I. EEbenGe EhUGT,
chlͤrrangirt von Herrn Profeſſor B. König:
a) Nach dem Begräbniß der Eltern,
b) Wie ſorgen wir für die armen Waiſen, eine Fechtſchulberathung,
c) Der Waiſen Heim.
Preiſe der Plütze: Sperrſitz 3 M., nummerirter Platz M. 2. 50, Saal 2 M.,
Mſowie Karten für Mitglieder 1 M. ſind in der Muſikalienhandlung von G. Thies,
A.
Silei D. Faiz & Söhne, Carl Will Ernſt=Ludwigſtraße Nr. 7, ſowie bei Inſpector
MEVelten und Abends an der Kaſſe zu haben.
Nach Beendigung des Concerts findet eine Verlooſung freiwillig zu obigem
Wol=
Milswecke geſtifteter Gegenſtände ſtatt, zu welcher Looſe 30 Pfg. an den vorgenannten
end a.
[4258
fi
3 Stellen zu haben ſind.
4i4)
che,
Das Fest-Comité.
angalſfn ¼
41
Autruf
ohel,

an die deulſchen Dichter und Rrilißer!
AAG.
Die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung beabſichtigt ein Gedenkbuch für
hrl ſEmanuel Geibel herauszugeben. Der Reinertrag dieſes Werkes ſoll dem Fonds
Seines in Lübeck zu errichtenden Geibel=Denkmals zufließen. Um eine recht rege
E.
amilh
u Unterſtützung von Seiten unſerer Dichter und Kritiker bitten wir dringend. Jeder
ie Cl.
Beitrag iſt willkommen, Poeſie ſowie Proſa. Bedingt jedoch iſt bei jedem derſelben
Wte ds Grundlage das Thema: Emanuel Geibel.
Die Sichtung des Materials iſt kundigen Händen anvertraut. Schluß der
7
2Medaction des Werkes am 15. Mai d. J.
Beſtellungen auf unſer Werk, welches in höchſt eleganter Ausſtattung erſcheint,
121

Lömimmt die Sortimentsbuchhandlung von Oscar Parriſius, Berlin 8Ul., Königs=
angdb
10

Briefe und Beiträge werden erbeten unter der Adreſſe der Verlagsbuchhand=
ä
lung von
Dscar Parrisius,
Berlin 8W.

Königsgrätzerſtraße 52. ſ4348
n ul 4

nde;
49½

F2l

pis
0
ger
Wiur

Jas Anfertigen von Damen= u. Kin=

Verloren
Aöein ſchwarzſeidenes geſticktes Tüſchchen, S. derkleidern wird in und außer dem
K'Inhalt ein Strickzeug, Strickhöschen und Hauſe angenommen Kiesſtraße 30. (4353
M.
Brille, von der Hügelſtraße bis zur Kies=
2
7ſtraße. Der redliche Finder wird erſucht =chüler finden in einer Familie, bei
9
liebevoller Aufnahme, gute, billige
4 ldasſelbe gegen gute Belohnung in der
(4349 Penſion. Neue Kiesſtr. 57, part. (2704
HösEpped. d. Bl. abzugeben.

p.r. Ge.
.se.

Israelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge.

u(Samstag den 26. April: Vorabendgottesdienſt um 6½ Uhr. Morgengottesdienſt um 8 Uhr.
bele
Predigt um 8½ Uhr.
44¾

Nachmittagottsdienſt um 4 Uhr. - Cabbathausgang um 8 Uhr - Min.
186 3en.

- Gottesdienſt in der Synagoge der israel. Religionsgeſellſchaft.
bi4
bagts Famstag den 26. April: Vorabend 6 Uhr 35 Min. Morgens 7 Uhr 30 Min. Nachm. 5 Uhr.
her2.
Sabbathausgang 8 Uhr 05 Min.
Ejde-
Wochengottesdienſt: Von Sonntag den 27. April an: Morgens 6 Uhr Min.
Nachmittags 6 Uhr Min.

Bekanntmachung.
Das Hebregiſter der directen Steuern
für das Jahr 1884-85 liegt von heute
an 8 Tage lang zu Jedermanns Einſicht
auf unſerem Büreau offen.
Beſſungen, den 22. April 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(4350
Vergebung von Weiß=
binderarbeit
.
Donnerstag den 1. Mai d. 33., Vor=
mittags
10 Uhr,
ſoll die bei Renovirung des älteren Theils
der Kirche vorkommende Weißbinderarbeit,
veranſchlagt zu 781 Mk. 40 Pf. in Sub=
miſſion
vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
von heute an bis zum Submiſſionstermin
auf unſerem Büreau zur Einſicht offen,
woſelbſt auch Formulare 5 Pfg. pro
Stück in Empfang genommen werden
können.
Beſſungen, den 22. April 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[4351

4352) Von großer Wichtigkeit und faſt unent=
lich
in ſauberen Haushaltungen iſt die von der
Firma Adalbert Vogt und Co. in Friedrichsberg
bei Berlin erfundene Univerſal=Metall=Putz=
Pomade. Dieſe Compoſition enthält weder
giftige noch ätzende Beſtandtheile, erzeugt einen
wahrhaft überraſchenden neuen Politurglanz und
iſt in der Anwendung einfacher, ſauberer und
ſparſamer als alle bisher gekannten Putzmittel.
In Folge der großen Verbreitung über den
ganzen Erdball mag dieſelbe vielen unſern Leſern
bereits bekannt ſein, man wird jedoch gut thun,
ſein Augenmerk auf die Schutzmarke der ge=
nannten
Firma zu richten, weil viele Nachahmer
ihre ungleich geringeren Producte mit ähnlichen
Zeichnungen verſehen.

Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat März 1884 ſind eingegangen
2. Legate: 1) Des verſtorbenen Hilarius Fuchs
dahier durch M. Mayer daſelbſt 10 M. 2) Der
Johs. Matthes IV., Wittwe, Nieder=Modau,
durch Gerichtsſchreiber Uſinger dahier 85 M.
71 Pf.
b. Geſchenk des J. H. dahier, der Erlös für
Cigarrenſpitzen 5 M. 50 Pf.
c. aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus
33 M. 16 Pf theilweiſe mit folgenden Inſchriften:
1) Den a. W. verſprochene 20 Pf. S. 2) Vom
erſten Verdienſt 5 Pf. 3) Für Erfüllung meines
Wunſches 1 M. 4) Ihr l. W. bittet Gott, daß
ꝛc. 1 M. 5) Den a. W. 15 Pf. M. L. 6) Aus
Dankbarkeit ꝛc. 2 M. K. B. W. 7) Ihr l. W.
bittet Gott ꝛc. 20 Pf. K. 8) Den Waiſen zum
Dank 1 M. 9) Den l. W. ꝛc. 50 Pf. W. 10)
Verſprochene 1 M. ꝛc. 11) Bei der glücklichen
Geburt eines Kindes 50 Pf. 12) Vom erſten
Verdienſt 20 Pf. 13) Ihr a. W. betet, daß
mein Wunſch in Erfüllung gehe 10 M.
Darmſtadt, den 12. April 1884.
Der Rechner Großh. Landeswaiſen=Caſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.

fee.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 24. April.
6. Vorſtellung in der 9. Abonnementsabtheilung.
Das Nachtlager in Granada.
Romantiſche Oper in 2 Abtheilungen. Muſik
von Konradin Kreuzer.
Gabriele.. . Frln. Lechner, vom Fürſtlichen
Theater in Detmold, als Gaſt.
Anfang 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
249

[ ][  ][ ]

932

R 50

4354

Verwandte, Freunde und Bekannte benachrichtigen
wir hierdurch, daß unſer innigſtgeliebter Vater, Schwieger=
vater
, Großvater, Schwager und Onkel
Goorg Best, Hofweißbinder,
heute Nacht um 1½ Uhr nach langem, ſchweren Leiden
ſanft verſchieden iſt.
Darmſtadt, 23. April 1884.
die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 5 Uhr vom
Sterbehauſe aus, große Caplaneigaſſe 50, ſtatt.

Da=

(4355

Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme an dem
uns betroffenen Verluſte unſerer lieben Frau, Tochter, Schweſter
und Schwägerin
Louise Föllot, geb. Reinhardt,
ſagen wir hiermit unſeren tiefgefühlteſten Dank.
Darmſtadt, den 23. April 1884.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Darmſtadt, 24. April.
Deutſches Reich. Der Bundesrath nimmt im Laufe dieſer Woche
ſeine Plenarſitzungen auf; zahlreiche ſüddeutſche Commiſſarien und Bun=
desbevollmächtigte
ſind bereils in Berlin wieder eingetroffen.
Ueber die Audienz. welche Fürſt Bismarck am Sonntag bei dem
Kronprinzen hatte, ſchreibt die D. R. C.. In hieſigen politiſchen Kreiſen
nimmt man an, daß dieſer Vortrag ſich auf das Project auf Reactivi=
rung
des Preußiſchen Staatsrathes bezogen hat. In Bezug auf dieſe
Frage hören wir, daß die legislatoriſche Ausarbeitung des Planes, wie
dieſe Abſicht ins Werk zu ſetzen ſei, bereits vollendet ſei, und daß der
Miniſterpräſident eben über das Wie dieſer Frage dem Kronprinzen
Vortrag gehalten und die Einzelheiten des Durchführungsmodus die
Zuſtimmung Sr. Königl. Hoheit, welcher bekanntlich den Vorſitz dieſer
neuen Körperſchaft übernehmen ſoll, gefunden hat. Die Aufgabe des
Staatsrathes würde nach dem Project ausſchließlich nur eine berathende,
keine beſchließende ſein und nur ſeiner Begutachtung würden gewiſſe
politiſche Fragen von hervorragender Bedeutung unterbreitet werden,
ſo daß ſeine Entſchlüſſe immer nur einen für die Staatsregierung in=
formatoriſchen
, durchaus nicht bindenden Charakter tragen würden. Es
heißt, daß dem Landtage noch vor ſeinem Auseinandergehen hierüber
eine Mittheilung in Form einer Denkſchrift zugehen werde.
Im Reichstage wie im Abgeordnetenhauſe nahmen am 22. d. M.
die Plenarberathungen, ebenſo auch die Fractions= und Commiſſions=
ſitzungen
wieder ihren Anfang.
Im Reichstage ſtand die zweite Berathung der Novelle des Hülfs=
kaſſengeſetzes
auf der Tagesordnung, das Abgeordnetenhaus beſchäftigte
ſich mit der erſten Berathung betr. den weiteren Erwerb von Eiſenbahnen
durch den Staat.
Der Börſenzeitung' zufolge hätte Mommſen beſtimmt erklärt, ein
Reichstagsmandat nicht wieder anzunehmen.
Oeſterreich=Ungarn. Das öſterreichiſche wie das ungariſche Par=
lament
werden demnachſt ihre Thätigkeit wieder aufnehmen. In Wien
findet die erſte Plenarſitzung am 25. d. M. ſtatt.
Der nun begrabene Preßburger Viehmarktsconflict hat in einer der
letzten Sitzungen des Wiener Gemeinderaths ein erregtes Nachſpiel ge=
funden
. Nach zweitägigen Redekämpfen wurde mit 78 gegen 13 Stim=
men
ein Sectionsantrag angenommen, welcher von der Regierung die
Zurücknahme einiger Beſtimmungen der von ihr erlaſſenen Marktord=
nung
im Intereſſe des ſchwer gefährdeten Wiener Marktes verlangt.
Das Verfahren der Regierung eritiſirte beſonders ſcharf Gemeinderath
Dr. Meyer, welcher u. A. ausführte, daß keine andere Regierung eine
ähnliche Marktordnung erlaſſen haben würde. Kein Gemeinderath könne
es ruhig mit anſehen, daß ein Markt der 24 Millionen Gulden gekoſtet,
ſeines Verkehrs beraubt werde. Die Eröffnung der Arlberg=Bahn bringe
ür Wien eine große Gefahr mit ſich; was ſolle denn aus der Reſidenz
werden? -Ob indeſſen die Regierung des Grafen Taaffe dem erwähnten
Antrage Folge geben wird, iſt zur Zeit noch ſehr fraglich. Das Todes.
urtheil gegen Karl Schenk iſt auf dem Wege der kaiſerlichen Gnade ir
lebenslängliche Kerkerſtrafe umgewandelt worden; dagegen ſah ſich der
Kaiſer nicht veranlaßt, von ſeinem Begnadigungsrechte gegen Hugo
Schenk und Karl Schloſſarek Gebrauch zu machen und hat die Hinrich=
tung
derſelben am Dienstag früh im Hofe des Wiener Landgerichtes
tattgefunden.

Frankreich. Die Delegirten von Transvaal mit dem Präſidentei.
Krüger ſind am 22. in Paris eingetroffen und werden Tags darauf
vom Miniſierpräſidenten Ferry empfangen.
Der Temps glaubt, Frankreich dürfte der Uebernahme der
Garantie der egyptiſchen Schuld ſeitens Englands ſchwerlich zuſtimmen,
weil dies ein vorbereitender Schritt für die Annexion Cgyptens wäre
Der hochofficiöſe Paris= bringt folgende Note; Der römiſch=
Correſpondent der Germanial von Berlin meldet allen Ernſtes, dah
der Papſt ſich darauf vorbereite Rom zu verlaſſen und ſich nach
Frankreich zu begeben. Leo XIII. könnte ſchwerlich eine beſſere
Wahl für ſeine Reſidenz treffen. Doch werden wir trotz der Autorität
des clerikalen Blattes, das dieſe Meldung bringt, noch abwarten, ehe
wir daran glauben, ſei es auch nur, um ſicher zu ſein, daß wir es
nicht mit einem einfachen Verſuchsballon zu thun haben. Man darf
nicht vergeſſen, daß der Vatican und Preußen noch immer unter=
handeln
, und daß der Papſt von. Italien Zugeſtändniſſe zu erlangen,
ſucht. Die römiſche Curie hofft zweifelsohne, daß der Quirinal und der
deutſche Reichskanzler in ſo mauchen Punkten nachgeben werden, um
Leo XII. zu verhindern, das Centrum der Chriſtenheit nach Frankreich,
zu verlegen.
England. In der am 22. April im Unterhauſe ſtattgehabten
Specialdebatte über die Vieheinfuhrbill wurde der Regierungsantrag,
die vom Oberhauſe angenommenen Abänderungen des Artikel 1 zu ver
werfen, mit 185 gegen 161 Stimmen verworfen. Dodſon beantragt
Vertagung der Debatte, um die Stellung der Regierung betreffs der
Vorlage neuerdings zu erwägen. Beach proteſtirte Namens der Oppo=
ſition
gegen eine Vertagung, weil die Regierung dadurch andeute, daß
ſie die Vorlage fallen laſſen wolle. Der Antrag auf Vertagung der
Debatte wurde angenommen.
Dem Standard zufolge wäre die Zuſtimmung faſt aller Groß=
mächte
zur egyptiſchen Conferenz bereits eingegangen. Ein Tele=
gramm
deſſelben Blattes aus Kairo meldet angeblich aus beſter Quelle,
es ſei beſchloſſen, die größte bei der egyptiſchen Armee verfügbare
Streitmacht binnen längſtens ſechs Wochen nach Khartum zu ſenden.
General Gordon ſprach in einem Telegramm an Baring ſich höchſt
entrüſtet aus über die Art, wie ihn die engliſche Regierung preis=
gegeben
; er ſei entſchloſſen, ſich gänzlich loszuſagen von denen, die ihn
verlaſſen und Schuld trügen an den im Cudan verloren gehenden
Menſchenleben.
Am 22. April früh fand in Ipswich und mehreren anderen öſtlich
gelegenen Orten eine ziemlich ſlarke Erderſchütterung ſtatt. Erheblich
heftiger war dieſelbe in Colcheſter, wo auch ein ſtarkes unterirdiſches
Getöſe hörbar war. Alle Gebäude waren in zitternder Bewegung,
eine große Anzahl Schornſteine iſt eingeſtürzt und ein 150 Fuß hohen
Kirchthurm zuſammengebrochen. Die Erderſchütterung dauerte dreißig
Secunden. Die Bevölkerung, welche äußerſt beunruhigt war, eilte
auf die Straßen ins Freie. Menſchenleben ſind nicht verloren ge=
gangen
.
Italien. In der Kammerſitzung vom 21. April erwiderte Depre=
tis
auf eine Interpellation, daß betreffs der Provenienzen aus Calcutta,
wo die Cholera herrſche, bereits Vorſorge getroffen ſei.
Die am Sonntag ſtattgefundenen Nachwahlen zur Deputirtenkammer
haben das für das Miniſterium Depretis erfreuliche Reſultat gehabt,
daß ſämmtliche miniſterielle Candidaten gewählt worden ſind.
Rußland. Die Trauung des Großfürſten Conſtantin Conſtantino=
witſch
mit der Prinzeſſin Eliſabeth von Sachſen=Altenburg iſt auf den
27. April auberaumt. Die Prinzeſſin traf am 22. Nachmittags mit
Separatzug in Petersburg ein, vom Kaiſerpaar, der Mutter und dem
Bruder des Bräutigams, den Hofſtaaten, dem diplomatiſchen Corps und
den Miniſtern am Bahnhofe begrüßt. Conſtantin Conſtantinowitſch
war derſelben entgegengefahren. Vom Bahnhof begaben ſich die Fürſt=
lichkeiten
in vierſpännigen Galakutſchen nach dem Marmorpalais, wo
die Gemächer für die Braut hergerichtet ſind.
Türkei. Die Pforte kommt aus verſchiedenen kleinen Verlegen=
heiten
gar nicht mehr heraus. Die Streitigkeiten mit dem bisherigen
griechiſchen Patriarchen in Konſtantinopel ſind durch deſſen Demiſſion
allerdings beigelegt worden, dagegen zieht ſich die oſtrumeliſche Ange=
legenheit
immer mehr in die Länge. Die Mächte haben in Folge des
Berliner Vertrages bei der jedesmaligen Ernennung des General= Gou=
verneurs
von Oſt=Rumelien mitzureden und die Pforte muß deshalb
bei jeder Großmacht anfragen, ob ihr die zu dieſem Poſten vorgeſchlagene
Perſönlichkeit angenehm iſt. Rußland nun will weder von dem jetzigen
General=Gouverneur, dem Fürſten Vogorides, deſſen Beſtallung dem=
nächſt
abläuft, noch von ſeinem Vorgänger Aleko Paſcha etwas wiſſen
und iſt man deshalb in Konſtantinopel zu langwierigen Verhandlungen
mit dem Petersburger Cabinet genöthigt. Auch die Stimmung auf der
Inſel Creta ſoll fortdauernd noch zu Bedenken Anlaß geben.
Eghpteu. Mit Generalconſul Baring hat ſich auch General Gra=
ham
nach London begeben. Es heißt, Baring kehre nicht zurück und
Graham treffe Anfangs Juli wieder ein. In einer Conferenz der Ge=
neralconſuln
in Kairo wurde beſchloſſen, Nubar Paſcha um die ſtricte
Handhabung der Quarantänevorſchriften zu erſuchen. Baring trat dem
Beſchluſſe bei, empfahl aber, jedes übereilte Vorgehen zu vermeiden.
Admiral Hewett iſt am 13. d. M. im abbeſſiniſchen Heerlager in
Asmara angekommen und wurde mit großen Ehrenbezeugungen em=
pfangen
. Von da begibt er ſich zu einer Begegnung mit dem Könige
von Abeſſinien nach Adowa.

[ ][  ][ ]

aun
Um=
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die
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R 80

Wie der in Alexandrien erſcheinende Achbaru meldet, hat ſich ein
Wgeſandter des Mahdi nach Afghaniſtan begeben, um die dortige Be=
flkerung
für die Sache des falſchen Propheten zu gewinnen.
Vereinigte Staaten. Die Agitation für die nächſte Präſidenten=
nahl
iſt bereits im vollen Gange. Dieſelbe treibt ſo wunderliche
Büthen, wie dies eben nur bei einem Wahlkampfe in der Union vor=
kommen
kann. So verſpricht z. B. der republikaniſche Candidat, Mr.
Plaine, der verhältnißmäßig die meiſten Ausſichten hat Präſident zu
merden, für den Anſchluß Canadas an die Union zu wirken.

Aus Gtadt und Land.
Darmſtadt. 24. April.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
aridſs berſtlieutenant v. Stuckrad. Chef des Generalſtabes des 1X. Armee=
unter
=ECorps, den Oberſtlieutenant z. D. v. Heſſert, den Major z. D. Otto,
erlangutz Pezirks=Commandeur des Landwehr=Bezirks=Commandos Darmſtadt II
und deylzen Hauptmann v. Znaniecki, Platzmajor der Haupt= und Reſidenzſtadt
en, un dParmſtadt, den Hauptmann und Compagniechef im 1. Großh. Infan=
frankreich
ſk Prie=Regiment Nr. 115 Frhrn. v. Krane, den Premierlieutenant
d. Mülmann von demſ Regiment, den Major Kaufmann vom 3. Fuß=
tgehabtn
4 Artillerie=Regiment Nr. 3 aus Mainz, den Hauptmann und Compagnie=
zantrag
Pchef Fortenbach vom 13. Fuß=Artillerie=Regiment aus Ulm, den Haupt=
zuver
Fmann und Batteriechef Burg vom 1. Pommerſchen Feld= Artillerie=
ntras
PfRegiment Nr. 2, den Oberſt=Stallmeiſter i. P. Frhrn. van der Capellen
de Flvon Beikenwoude, den Pfarrer Römheld aus Seeheim, den Lehrer
Oppe PRauſch von Vilbel, die Mitglieder des kirchlichen Disciplinargerichts=
Phofes: Landgerichtsrath Heinzerling, Pfarrer Hager und Pfarrer Dr.
ung auſſFrätzinger; zum Vortrag den Staatsminiſter Frhrn. v. Starck,
den Miniſterialpräſidenten Schleiermacher, den Hofceremonienmeiſter
Großih'v. Werner.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog begaben ſich geſtern
Quelleils Nachmittag mit J. K. H. der Prinzeſſin Beatrice und J. G. H. der
rfügbauſs Prinzeſſin Jrene nach Frankfurt und kehrten Abends wieder hierher
ſenden ſæ zu rück.
- S. H. Fürſt Alexander von Bulgarien wird an der Ver=
g
preüeſſé kählungsfeier am 29. d. M. Theil nehmen.
- Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 6 vom 23. April ent=
ſgehendn
4 hält: 1) Bekanntmachung, die Bildung von Sachverſtändigen=Vereinen
in Gemäßheit der Reichsgeſetze vom 11. Juli 1870 betr. das Urheber=
n
öſtlisc4 recht an Schriftwerken u. ſ. w. und der Reichsgeſetze vom 9., 10. und
Erheblac 11. Januar 1876 über das Urheberrecht an Werken der bildenden Künſte,
firdiſcheiate ſowie den Schutz der Photographien und das Urheberrecht an Muſtern
wegunäf und Modellen betr. - 2) Bekanntmachung, die Ergebniſſe der Verwal=
hohrak tung der Großh. Brandverſicherungskaſſe vom Jahre 1881 betr.-3) Be=
dreißz
44 kanntmachung, den Ausſchlag des Gehalts des Rabbinen zu Bingen für
ir, ellElö 1884 betr. - 4) Ordensverleihungen. - 5) Namensveränderungen. perlchu 6) Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft. -7) Dienſtnachrichten.- 8) Ruhe=
ſtandsverſetzungen
. - 9) Concurrenzeröffnungen.
Militardienſtnachricht. Rittmeiſter v. Bachmayr vom
Doyn
leutt 2. Rhein. Hujarenregiment und commandirt als Adjutant bei der Großh
(25) Diviſion wurde der Charakter als Major verliehen.
Das Handbuch für die evang. Kirche des Großherzogthums
kamm=
Heſſen, welches im Jahre 1879 von Herrn Dr. Linß herausgegeben
gehal
ſüwurde, erſcheint demnächſt neu bearbeitet von Herrn Oberconſiſtorialrath
ntne hs Dr. Habicht Es wird den Perſonalbeſtand der heſſiſchen Geiſtlichkeit ꝛc.
vom 1. April 1884 und weiter alle ſeit 1878 erſchienenen Kirchengeſetze
D. Z.
und wichtigeren Verordnungen enthalten.
O Wie wir hören, wird der Componiſt der neuen Oper Colomba
zu der demnächſtigen Aufführung hier eintreffen.
Mit dem 1. Mai ds. J3. beginnt wieder der Verkauf der ſüd=
deutſchen
Rundreiſebillete, worunter die Billete zur Reiſe nach
301L.
Bayern, Oeſterreich und Tyrol zu verſtehen ſind. Während dieſelben
ooͤ=
bisher
zwiſchen Frankfurt a. M. und Darmſtadt einerſeits und Stutt=
H⁄ gart andererſeits nur über Bruchſal=Bretten benutzt werden konnten,
gelten dieſelben in Folge Vereinbarung unter den betheiligten Eiſen=
)
bahnverwaltungen fortan auch zur Fahrt über die heſſiſche Odenwald=
bahn
und die badiſche Neckarthalbahn, nämlich über Erbach=Eberbach
1poder über Heidelberg=Eberbach=Jagſtfeld=Heilbronn. Es ſteht ganz im
Belieben des Reiſenden, die eine oder die andere dieſer Routen zu
13 wählen.
- Bis geſtern Mittag wurden auf dem hieſigen Frühjahrs=
A Pferdemarkt 39 Verkäufe protokollirt und dürften ca. 30 Verkäufe
3 ohne Protokoll abgeſchloſſen worden ſein, ſo daß der diesjährige Markt
als einer der beſſeren bezeichnet werden kann.
Einem uns vorliegenden Schreiben aus Rotterdam entnehmen
wir, daß Frau L. Jaide, welche der dortigen deutſchen Oper ſchon
längere Zeit angehört, vor wenigen Tagen ihr ſilbernes Künſtler=
7 jubiläum feierte. An ihrem Feſtabend trat ſie als Brünhildel vor
6é u1 ausverkauftem Hauſe auf und wurde Frau Jaide nach dem zweiten
Acte von Herrn Director Pfläging auf die Bühne geführt, wo ſie von
ſehrsn dem Publicum mit Jubel empfangen wurde. Im Namen einer Anzahl
ü 1eaziue Kunſtfreunde überreichte nunmehr der Herr Director der Sängerin mit
do=
einer
Anſprache ein Geſchenk, beſtehend in prachtvollen Brillantohrgehängen
und einem Brillantring nebſt einem aus Paris verſchriebenen Blumen=
5
kiſſen mit der Aufſchrift: Kulde van Hevrouw Louise Jaidet, beides

von einem Album begleitet. Herr Ziehmann überreichte ihr im Namen
ſämmtlicher Collegen einen ſilbernen Lorbeerkranz mit den eingravirten

933

Glanzrollen der Künſtlerin, worauf noch eine Menge Kränze und Blumen,
auch von holländiſchen Künſtlern, übergeben wurden. Der Beifall wollt=
kein
Ende nehmen, bis Frau Jaide einige herzliche Worte an das Publi=
um
gerichtet hatte. Nach der Vorſtellung fand der Jubilarin zu Ehren
eine Serenade und ein großes Souper ſtatt.
( In den Kreiſen der Zäpfer macht ſich eine lebhafte Agitation
für das Project bemerkbar, zukünftig das Bier nur nach dem Gewicht
zu kaufen, weil man auf dieſe Weiſe den ärgerlichen Differenzen übe:
das durch das Pichen der Fäſſer in dem durch die Aiche fixirten Soll=
inhalt
herbeigeführte oft nicht unbedeutende Manko zu beſeitigen hofft.
Der am Montag wegen Betrugs zum Nachtheil des Tele=
graphenamts
inhaftirte frühere Poſtbeamte iſt geſtern vorläufig wieder
auf freien Fuß geſetzt worden.
O In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch hat der Froſt in den
Weinbergen der Bergſtraße, insbeſondere Zwingenberger Gemar=
kung
, bedeutenden Schaden verurſacht. Im Odenwald liegt auf den
Kuppen fußhoher Schnee.
Mainz, 22. April. Die Blumen= und Pflanzen=Ausſtellung wurde
geſtern Abend geſchloſſen. Die Einnahmen derſelben überſteigen die
Ausgaben um eine wenn auch nicht allzugroße Summe, ſo daß ein
Ueberſchuß verbleiben dürſte.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 22. April.
Der Prinz von Homburg.
B. Friedrich Schiller erklärte, Heinrich v. Kleiſt ſei unſer ein=
ziger
wirklicher Dramendichter. Bei längerem Leben hätte er ohne
Zweifel eine neue Entwicklungsepoche für die deutſche Tragödie herbei=
geführt
. In den Augen Vieler ſind Käthchen von Heilbronn die
Hermannsſchlacht= und der Prinz von Homburg= Werke, in denen
unſere dramatiſche Literatur entſcheidende Schritte ſelbſt über Schiller
und Göthe hinausgethan hat zu dem Ideal eines Charakterſtückes im
Shakeſpeare'ſchen Geiſt, aber nicht im Chakeſpeare'ſchen Buchſtaben.
Seit dem Vorgang der Meininger iſt der Prinz von Homburg; auf
den meiſten Bühnen heimiſch geworden, und wir wiſſen der Direction
unſerer Hofbühne Dank für die Wiederaufnahme der herrlichen Dichtung.
Seit dem Erſcheinen dieſes Schauſpiels hat ein Punkt in demſelben den
Auslegern viel zu denken gegeben: es iſt das Verhalten des Kur=
fürſten
. Der Mann, der das Todesurtheil vollſtrecken laſſen will,
liebt den Verurtheilten wie einen Sohn, er ſieht in ihm das Ideal ſeiner
eigenen Jugend. Welche Kämpfe wird ihm ſein eiſerner Entſchluß koſten.
Aber von dem Zwieſpalt in der Bruſt des Kurfürſten erfahren wir nicht
das Mindeſte, ſeine Nichte fragt er ſogar mit der größten Ruhe: Darf
ich den Spruch, den das Gericht gefällt, wohl unterdrücken zu Wir fra=
gen
alſo verwundert: wie iſt es möglich, daß der Kurfürſt die ernſthafte
Abſicht haben kann, den Spruch des Kriegsgerichts vollſtrecken zu laſſen.
Wie kann derſelbe Mann, der es mit den zwei Siegen, die ihm der Prinz
von Homburg am Rhein verſcherzt; ſo leicht nimmt, in dieſem einen
Falle, deſſen Folgen ihm das ſchönſte Glück ſeiner Krone bedeuten, ſo
barbariſch grauſam verfahren? Oder iſt hier eine Incongruenz ein
Widerſpruch? Oder hat er vielleicht nie daran gedacht mit der Voll=
ſtreckung
des Urtheils Ernſt zu machen? Hat er, wie er offenbar am
Schluſſe thut. das ganze Stück hindurch Comödie geſpielt, und den
raſchen Jüngling. der von den Bahnen der Willkür durch eine ernſte
Schule zu ſtrengerer Geſetzmäßigkeit zu leiten war, nur prüfen wollen
Dieſe letzte Anſicht hat in der That in Wolzogen einen beredten Ver=
treter
gefunden. Wir halten indeß dafür, daß erſt im Verlauf der
Handlung des Kurfürſten ſtrenge Willensmeinung ſich ändert. An welcher
Stelle, in welcher Scene dieſe Wandlung aber vor ſich geht, iſt ziemlich
ſchwer zu beſtimmen. Auch hierüber ſind die verſchiedenſten Hypotheſen
aufgeſtellt worden; die Theaterkritik kann jedoch nicht näher darauf ein=
treten
.
Für den Prinzen fand Herr Hacker durchaus den geeigneten Ton,
ſein edles, maßvolles Spiel wurde jeder Situation gerecht. Kräftig
wirkte Homburgs ausbrechende Kampfbegier auf dem Fehrbelliner Felde.
Durch die Scenen mit Natalie wehte ein Hauch echter Poeſie. Vielleicht
hätte der Künſtler uns die bleiche Todesfurcht, welche den Prinzen beim
Anblick des für ihn hergerichteten Grabes befällt, plychologiſch näher
rücken können, wenn er die dahin bezüglichen Worte; ½ Mutter, Gottes
Welt iſt ſo ſchön..- mehr in jener traumwandelnden Weiſe geſprochen
hätte, welche wir am Anfang des Stückes im Weſen des Prinzen wahr=
nehmen
, denn die Todesfurcht des Mannes, des Officiers, berührt uns
ſeltſam, aber ſie iſt erklärt, ſobald der Prinz in den gleichſam ſonnam=
bulen
Zuſtand zurückfällt. Als wir vor Jahren in Frankfurt der Auf=
führung
des Prinzen von Homburg= durch die Meininger beiwohnten,
faßte der Träger der Titelrolle die betreffende Scene in dem eben be=
ſchriebenen
Sinne auf. - Herr Wünzer war der Kurfürſt Friedrich
Wilhelm vom Scheitel bis zur Sohle. Echte Muſterbilder märkiſcher
Kernnaturen ſahen wir in dem Kottwitz des Herrn Werner und dem
Marſchall Zörfling des Herrn Dalmonico vor uns. Recht annehm=
bar
gab Herr Mickler den Grafen Hohenzollern. Die Kurfürſtin und
die Pinzeſſin Natalie wurden von den Damen Berl und Braunfels
zur Zufriedenheit dargeſtellt.

[ ][  ]

934

N6
Prosper Merimée.
Als Schriftſteller erfreute ſich dieſer Franzoſe wol eines literariſchen
Rufes, aber keiner ſonderlichen Popularitat im Auslande. Als Mitglied
der Akademie nahm Prosper Merimée den Sitz Charles Nodier's ein,
eines Schriftſtellers von ähnlicher Bedeutung, der ebenfalls wenig in
Deutſchland geleſen wird. Wie hoch im Anſehen als Richter und Be=
rather
der Verfaſſer von Carmen= und Colombau bei den jungen
franzöſiſchen Autoren ſtand, davon geben die Worte Zeugniß, mit wel=
chen
ihm Emil Augier ſein Luſtſpiel Le fils de Giboyeri zueignete:
Widmung an Herrn Prosper Merimée. Dieſe fünf Worte ſind das
Einzige, was ich jemals ohne Ihr Vorwiſſen und Ihre Gutheißung ver=
öffentlichte
Merimée's Löwenwurf, ſeine erſte novelliſtiſche Schöpfung
Matteo Falcone' beſtand nur aus etwa zwanzig Seiten. Wenn mo=
derne
Dramatiker Brutus vorführen, der ſeine Söhne zum Tode ver=
urtheilt
, ſo ſagen wir ſolchen Dichtern mit Recht, daß unſere Zeit und
Cultur kein Verſtändniß mehr für ſolche Motive und für die dafür ge=
forderte
Theilnahme baben kann. In dieſer Erzählung nun handelt es
ſich auch um einen Sohn, der von ſeinem Vater getödtet wird. Wir
ſind in Corſica. Das Kind hat ſich verleiten und verlocken laſſen, den
Banditen zu verrathen, und von der erſten Seite an erkennen wir, daß
nichts den Vater von ſeinem Entſchluß, den Sohn zu tödten, abbringen
wird und kann. So groß iſt die Kunſt des Dichters, daß wir mit dem
Vorgang. wenn auch trauernd, einverſtanden ſind wie mit einem Natur=
prozeß
, gegen den wir uns nicht aufzulehnen vermögen.
Die Geſtalt der Carmen kommt in der geſammten Literatur, im
ganzen Fabelreich der Dichter nicht mehr vor. Carmen iſt ein ver=
lorenes
Weib, unter dem verwildertſten Banditen= und Zigeunervolk
aufgewachſen und dazu abgerichtet, Reiſende in eine Mördergrube zu
locken. Sie hat niemals Gelegenheit gehabt, den Unterſchied von gut
und böſe kennen zu lernen und verübt daher das Laſterhafte mit einer
gewiſſen Naivetät. Es kommt aber eine Situation, in der ſie mit ſol=
chem
Heroismus ſtirbt, daß ſich in die wenigen Augenblicke des Todes
die Größe und die Schönheit znſammendrängen, von welchen das Leben
dieſes Weibes hätte ausgefüllt ſein können. Der größten Popularität
und Verbreitung unter Merimée's Productionen erfreut ſich die Erzäh=
lung
Colom bau, des Dichters novelliſtiſches Hauptwerk. Colomba
ſpielt gleichfalls in Corſica und bringt die berüchtigte Vendetta (Rache)
unter ein ganz neues effectvolles Licht. Denn während Colomba, die
treueſte Tochter ihres Volkes, in der Blutrache nichts erblickt, was nicht
das Einfachſte und Natürlichſte der Welt wäre, iſt ihr Bruder im Laufe
der Zeit ein gebildeter Officier geworden und ſteht nun dem wilden
Brauch mit der Scheu und dem Gewiſſen eines Culturmenſchen gegen=
und
über. Dieſen Conflict noch zu ſteigern, tritt die Liebe hinzu
dieſe leidenſchaftliche Scenenfolge auf dem Hintergrunde einer ſüdlichen
Natur, die in ihrem Himmel, ihrer Vegetation, ihrem Klima, immer
und überall ſelbſt Leidenſchaft auszudrücken ſcheint, iſt mit einer ge=
meſſenen
, ſicheren Einfachheit und trotzdem mit einer Eindringlichkeit
dargeſtellt, daß Colomba- als Beiſpiel für alle Vorzüge dienen kann,
welche ſich der Muſe Prosper Merimee's nachrühmen laſſen. In wie
weit und in welcher Weiſe der Componiſt es verſtanden hat, den pſycho=
logiſchen
Gehalt der Novelle in dramatiſch=muſikaliſche Gedanken umzu=
ſetzen
, wird uns die Dienstag=Aufführung lehren.

Das Reichswaiſenhaus in Lahr.
Da faſt alle Welt zu den Mitteln, aus denen das Waiſenhaus in
Lahr errichtet werden ſoll, Beiträge geliefert hat, ſo wird es Jedermann
intereſſiren zu erfahren, wie der Streit ſich entſponnen hat und um was
es ſich eigentlich dreht, Theilen wir alſo zunächſt den Thatbeſtand mit.
Es war im Jahre 1876, als der bekannte Kalender Der Lahrer
Hinkende Boten den Gedanken anregte, eine Sammlung durch ganz
Deutſchland zu veranſtalten um in Lahr ein Reichswaiſenhaus zu er=
bauen
. In Lahr ſelbſt und bald auch in einigen anderen Städten be=
gannen
die Sammlungen, theils von Geld, theils von Dingen, die ſonſt
als werthlos weggeworfen werden, noch in demſelben Jahre, und als
man einige Tauſende Mark beiſammen hatte, wurde ſofort zur Verwal=
tung
des Geldes ein Aufſichtsrath gewählt. Die Sache kam aber nicht
recht in Fluß und die Sammlungen nahmen nur einen ſehr langſamen
Fortgang.
Das änderte ſich aber mit einem Schlage, als ſich in Magdeburg
eine ſog. Fechtſchule bildete, mit überraſchender Schnelligkeit in faſt allen
Städten Deutſchlands gleiche Fechtſchulen gründete und die Sammlungen
aus allen dieſen Fechtſchulen, die auf ungefähr 13,000 anwuchſen, in der
Magdeburger Sammelſtelle vereinigte. Die Magdeburger Fechtſchule
nannte ſich alsbald Reichs=Oberfechtſchule, ſie ernannte ſog. Fechtmeiſter,
ſtattete dieſelben mit kleinen Decorationen aus, kurz, ſie brachte Syſtem
in die Sammlungen und wußte das allgemeine Intereſſe dafür in einer
vorher nie geahnten Weiſe wachzurufen. In dem alljahrlich erſcheinen=
den
Kalender des Lahrer Hinkenden Boten' ſind auch in anerkennendſter
Weiſe die Verdienſte der Reichs=Oberfechtſchule hervorgehoben; der Wort=
taut
in dieſem 1884er Kalender iſt folgender: Die braven Magdeburger
erließen Aufrufe in ganz Deutſchland zur Bildung von Fechtſchulen für
den gleichen Zweck und dieſer Aufruf fand ſo begeiſterten Anklang, daß
geute unter der Oberleitung der Reichs=Oberfechtſchule mehr als 13,000
Fechtſchulen mit mehr als 300,000 Fechtbrüdern über 100,000 M. zu=
ammengefochten
und an Magdeburg zur Uebermittlung an Lahr ein=
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

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geſandt haben.! Im Vergleich mit dem, was die Magdeburger Reichs
Oberfechtſchule geleiſtet, ſchrumpft Alles, was das Lahrer Comite voll
bracht, zu einem reinen Nichts zuſammen. Der dortige Aufſichtsrath
des Waiſenhauſes, welches noch gar nicht beſtand, erkannte die Ver=
dienſte
der Magdeburger Herren denn auch unumwunden an und er
nannte den Reichs=Oberfechtmeiſter Herrn Nadermann mit zwei anderer
Herren der Ober=Fechtſchule zu ordentlichen Mitgliedern des Aufſichts=
rathes
.
In einer gemeinſchaftlichen Sitzung desſelben, in welcher die Magde=
burger
Herren zugegen waren, wurde dann am 6. Juni 1881 beſchloſſen,
daß der Aufſichtsrath vorerſt aus 12 Perſonen beſtehen ſollte, die
ſofort gewählt wurden, und daß der Magdeburger Reichs= Oberfechts-
ſchule
nach dem Procentſatze ihrer Zuſchüſſe ein entſprechenderl
Einfluß zuſtehen ſolle bei der Aufnahme von Waiſen, die je nach
dem Beitrag des entſprechenden Verbandes aufgenommen werden müſſen.
Da nun aber die Beiträge ſeitens der Magdeburger Reichs=Oberfechtſchule
eine immer größere Ausdehnung annahmen, ſo heantragte dieſelbe, daß
ſie mindeſtens ebenſoviele Mitglieder zum Verwaltungsrathe ſtellen dürfe,
als von Lahr ſelbſt dazu bereits gewählt ſeien. Der Verwaltungsrath
ging unter vollſter Anerkennung der Reichs=Oberfechtſchule am 28. October
1882 darauf ein und es wurde dann im November desſelben Jahres
das Fallenſtein'ſche Gut Altvater bei Lahr um 40000 M. fur das
Reichs=Waiſenbaus angekauft. Nun iſt leider ein Streit ausgebrochen/
zwiſchen der Magdeburger Reichs=Oberfechtſchule und dem Lahrer Ur=
Comite', denn es fragte ſich zunächſt, wer als Eigenthümer des Gutes
angeſehen werden ſolle. Die Reichs=Oberfechtſchule in Magdburg, in
dem guten Bewußtſein das Allermeiſte zu den Mitteln beigetragen zu
haben, beantragte die deutſche Reichsfechtſchule als Eigenthümerin ein=
zutragen
und den bisherigen Verwaltungsrath als Specialcommiſſion
der Reichsoberfechtſchule die Verwaltung führen zu laſſen. Gewiß ein
ganz gerechtfertigtes Verlangen. Der Verwaltungsrath lehnte jedoch
das Anſuchen der Magdeburger ab. Mit allem Recht beſchloß daher der
Ausſchuß der Reichs=Oberfechtſchule in Magdeburg, die ferneren Geld=
ſendungen
nach Lahr einſtweilen einzuſtellen, bis das Eigenthumsrecht
an dem Lahrer Grundſtück der deutſchen Reichsfechtſchule documentirt
ſei. In einem Privatgutachten, welches der Verwaltungsrath ſich von
dem Reichsgerichtsrath Herrn Dr. Dreyer hat ausfertigen laſſen, wird
angeführt, daß die Reichs=Oberfechtſchule keine juriſtiſche Perſon ſei und
ſich deshalb kein Eigenthumsrecht übertragen laſſen könne. Dieſes Gut=
achten
muß aber doch ſelbſt einräumen, daß der Verwaltungsrath eben=
ſowenig
eine juriſtiſche Perſon iſt, ſondern ſich nur erſt darum beworben
hat eine ſolche zu werden, bis zur Stunde aber Corporationsrechte noch
nicht beſitzt. Auf die 40,000 M. für welche das Gut Altvater verkauft
iſt, ſind von drei Herren in Lahr 22500 M. angezahlt worden,
wobei ſich dieſelben zwar als Mitglieder des Verwaltungsrathes vom
Verein für Gründung eines Reichs=Waiſenhauſes in Lahr bezeichnet
und das Gut für den Verein; erworben haben, ohne doch aber in
Wirklichkeit das Grundſtück dem Verein ausantworten zu können, weil
derſelbe eben keine Corporationsrechte hat und ſomit als juriſtiſche Per=
ſon
nicht angeſehen werden kann. Trotz dieſer klaren Sachlage kommt
das Privatgutachten zu dem Schluſſe, daß niemals eine Gefahr beſtan=
den
habe, daß das Eigenthum an dem Grundſtücke dem Reichswaiſen=
hauſe
entzogen werden könne. Ganz im Gegentheil beſteht dieſe Gefahr
aber thatſächlich, ſo lange der Verwaltungsrath, oder wer ſonſt das
Haus ausbauen will, nicht mit Corporationsrechten ausgeſtattet iſt.
Sollte nun letzteres eintreten - was nicht ausgeſchloſſen werden darf;
ſo gehört das Reichs=Waiſenhaus=Grundſtück in Wirklichkeit den drei
Perſonen, welche die Anzahlung auf dasſelbe geleiſtet haben, und dieſe
ſind gar nicht im Stande, ihr Eigenthumsrecht an den Verein zu über=
tragen
. - Grund genug für die Magdeburger Reichs=Oberfechtſchule,
ihre Geldſendungen einſtweilen zu ſiſtiren und bis zur Aufklärung des
Sachverhalts dasſelbe bei der Reichsbank zu deponiren.
Gewiß iſt es eine wunderbare Zumuthung, daß diejenigen, welche
aſt ausſchließlich die Mittel für ein gemeinnütziges
Unternehmen aufgebracht, durch das Privatgutachten des Herrn
Dr. Dreyer dahin gedrängt werden ſollen, ihr gutes Recht auf die
Mitverwaltung des aus dieſen Mitteln ins Werk geſetzten Unter=
nehmens
aufzugeben. Im Sinne der vielen Millonen, die ihr Scherflein
zu den Sammlungen beigetragen und Zeit, Mühe und Opfer aller Art
nicht geſcheut haben, um die Fechtſchulen in Flor zu bringen, liegt das
gewiß nicht.
Möge die hier gebrachte Darſtellung dazu dienen, etwaige in das
Publikum gedrungene irrige Anſichten aufzuklären und hofft man, daß
bei der demnächſt ſtattfindenden Delegirten=Verſammlung ein verſöhn=
licher
Ausgleich zu Gunſten des mit ſo großem Erfolge begonnenen
Unternehmens zu Stande gebracht werde.
Tages=Kalender.
Freitag 25. April: Verſammlung der Deutſchen Reichsfechtſchule, Ver=
band
Darmſtadt (Reſtauration Schmitz). Vortrag des Miſſionär
C. Beltz im Hauſe Schützenſtraße 9, Hinterbau.
Samstag 26. April: Generalverſammlung des Kaufmänniſchen Vereins.
Sonntag 27. April: Inſpection und Uebung der Freiwilligen Feuerwehr
Beſſungen).
Montag 28. April: Feſt=Concert (Saalbau).
Samstag 3. Mai: Concert der Deutſchen Reichsfechtsſchule, Verband
Darmſtadt (Saalbau).