Darmstädter Tagblatt 1884


29. Januar 1884

[  ][ ]

Abonnementspreis
44 hrlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bhkerohn. Auswärts werden von
a lln Poſtämtern Beſtellungen ent=
A pobommen zu 1 Mark b0 Pf.
5 Quartal incl. Poſlauſſchlag.

Irag= und Anzeigeblatt.
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werdenangenommen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswürts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
flir die Behanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

20.

Dienstag den 29. Januar.

1884.

B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichgeſetzes vom 21. October 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der
eia ldemokratie ſind verboten worden:
1) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Schleswig vom 15. Januar 1884 das in
Altona beſchlagnahmte Flugblatt ohne Angabe des Druckorts, Das alte und das neue Glaubensbekenntniß von Dr.
Friedrich Kraſſer, Verfaſſer des Anti=Syllabus,
2) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Düſſeldorf, vom 16. Januar 1884 die Nr. 47
des 6. Jahrgangs der in New=York erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift: Sonntagsblatt der New=Yorker Volks=
Zeitung; ausgegeben Sonntag den 18. November 1883.
Darmſtadt, den 25. Januar 1884.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
J. V.: Seim, Polizei=Aſſeſſor.
1929

Lffentliche Aufforderung.
Lazarus Jeidel, Inhaber der Firma
H.rus Jeidel zu Pfungſtadt iſt ver=
ſjöhm
und iſt das Geſchäft mit allen
Eltven und Paſſiven auf Joſeph Jeidel
um Hirſch Jeidel von Pfungſtadt über=
Mfungen.
Dieſelben betreiben das Geſchäft unter
Geſeitherigen Firma.
Larmſtadt, den 23. Januar 1884.
ohßherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
(930
Lauer.
Uhrig.

878 Rm. Kiefern=Scheiter und
249
Kiefern=Stockholz, ſowie
6600 Kiefern=Wellen.
Sämmtliches Holz ſitzt im Diſtrict
Bürgertanne.
Darmſtadt, den 28. Januar 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Hickler, Beigeordneter.
[931

Staum= und
LEennholz=Verſteigerung.
Lllrtag den 4. Februar, Vormittags
9½ Uhr,
vüden in der ſtädtiſchen Tanne an Ort
1tn Stelle öffentlich verſteigert:
Eichſtämme von 2,16 Cbm., und
42 Kiefernſtämme von 145777 Cbm.
zrſammenkunft an der Feldſchneiſe, zu=
mſt
der Abtriebsfläche.
Ferner:
Aer stag den 5. Februar, Vormittags
9 Uhr,
üdem oberen Local der Turngemeinde,
Rogsplatz Nr. 5, ebenfalls aus der
ütiſchen Tanne:

Bekanntmachung.
Die BrennholzVerſteigerung vom 21.
und 22. d. Mts. im ſtädtiſchen Oberwald
iſt genehmigt und können die Bürgſcheine
auf unſerem Büreau errichtet werden.
Erſter Abfuhrtag: Freitag den
1. Februar, letzter Abfuhrtermin am
10. März d. J3.
Darmſtadt, den 28. Januar 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.,
J. V. d. B.
Hickler, Beigeordneter. (932
Bekanntmnchung.
Auf gerichtliche Verfügung ſoll die
Hofraithe des Handelsmanns Lorenz
Becker dahier und zwar:
Flur. Nr. Meter.
2 422
61 Hofraithe Lange
gaſſe,

Flur. Nr. ⬜Met.
2 423 6¾⁄₁₀ Thorfahrt da=
ſelbſt
,
2 423 6⁄₁₀ Ueberbau daſelbſt,
424
2
10 ¼ Hof daſelbſt,
Mittwoch den 13. Februar 1884,
Vormittags 11 Uhr,
an den Meiſtbietenden verſteigert werden.
Darmſtadt, den 11. Januar 1884.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel.
[448

Auf gerichtliche Verfügung ſollen die
Immobilien des Schmiedemeiſters Franz
Joſeph Binkert dahier und zwar:
Flnr. Nr. ⬜Meter.
4 450 230 Hofraithe große
Schwauenſtraße,
ljetzt Schloßgarten=
ſtraße
),
451 544 Grabgarten
4
da=
ſelbſt
,
28 185 769 Acker bei der Mar=
tinsmühle
,
Mittwoch den 13. Februar l. 3s.,
Vormittags 11 Uhr,
ſ an den Meiſtbietenden verſteigert werden.
Darmſtadt, den 11. Januar 1884.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
[449
Berntheiſel.
66

[ ][  ][ ]

Verſteigerung von Schilf=
rohr
.
Mittwoch den 30. d. Mts., des Nach=
mittags
um 3 Uhr,
ſoll das Schilfrohr im Großen Woog
abtheilungsweiſe meiſtbietend verſteigert/
werden.
Zuſammenkunft auf dem Damm.
Darmſtadt, den 26. Januar 1884.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
[933
Preuſchen.

Am 9. Februar er., morgens 10 Uhr,
ſoll im Bureau auf dem Schießplatze die
Anfuhr von 200 Kubikmetern groben Kieſes,
an den Mindeſtfordernden vergeben werden.
Die Bedingungen können ebendaſelbſt
an allen Werktagen, morgens von 8-11
und mittags von 2-5 Uhr eingeſehen
[934
werden.
Schießplatz=Verwaltungs=Commiſſion.

Ausschuss-Cigarren

billig und gut.
Hr. 3. 100 Stück Mk. 3.30
3 Stück 10 Pfg.,
Nr. 20: 100 Stück Mk. 5. 70-
7 Stück 40 Pfg.
0935
empfiehlt
G. L. Hriegh.

Die Unterzeichneten empfehlen ihre direct
importirten

Ceplkshe
EclALvowſeine

unter Garantie für Reinheit zu nach=
ſtehenden
Preiſen:
Vordeaux Medoc.
⁄₈ Flaſche Mk. 1.10,
Malaga & Sherry,
¹⁄. Flaſche Mk. 1.65. ¼ Flaſche 90 Pfg.,
Hokaver Ausbruch,
¹⁄ Flaſche M. 2.40, 1, Flaſche Mk. 1.30.
Chriſtian Schwinn,
Wilhelminenſtraße,
Ludwig Heyl Sohn,
Holzſtraße.
[617

Eine guterhaltene, große
24
uſchmunge
iſt billigſt zu verkaufen Bleichſtr. 17. 036

Frankfurter Siedwürsichen,
Frankfurter beberwurst,
lenaer Cervelatwurst,
Jenaer Salamivursl,
Jenaer Enackwürsichen
in bekannter guter Qualität bei
G. L. Kriegk.

Verſteigerung
von Mobiliar und Oelgemälden.

Dienstag den 29., Mittwoch den 30. und Donnerstag den
31. Januar, Vormittags 9 Uhr,
werden die zum Nachlaſſe der Frau Bernhardine v. Flotow, Die=
burgerſtraße
Nr. 235, gehörigen, ſehr gut erhaltenen Mobiliargegen=
ſtände
, als:
Gold, Silber, Frauenkleider, Leibwäſche, Tiſch= und Bett=
Weißzeug, Bettwerk, Möbel verſchiedener Art, worunter ein
ſehr ſchöner Herrenſchreibtiſch in Mahagoni, Porzellan und
Glas und ſonſtiger Hausrath; ferner 1gut erhaltener Flügel
(7 Octav), eine Oelgemälde=Sammlung, worunter ſich Land=
ſchaften
, Genrebilder ꝛc. befinden,
gegen baare Zahlung verſteigert.
H. Neustadt, Hof=Taxator.
I3. Die Oelgemälde kommen Donnerstag den 31. Januar, Vor=
mittags
10 Uhr, zur Verſteigerung.

prDiisnrriee.

G ST

E D
Nährend und ſtärkend.
An den Erfinder und einzigen Erzeuger der echten Malzextract=Präparate,

errn Johanm Hoſk, Kaiſerl. Königl. Hoflieferant der meiſten Souveräne
Europas, Berlin, Neue Wilhelmſtraße I. Meine nur 5 Monate alte

Tochter von zartem und ſchwächlichem Körperbau, welche die Muttermilch ent=

behren mußte, wurde durch Ihr Malz=Chocoladenpulver ganz allein erzogen.
Ehe ſie dasſelbe genoß. war ſie von einer hartnäckigen Diarrhoe ſehr mitge=
nommen
; nach der Einſührung des Malz=Chocoladenpulvers ſtärkte ſich das Kind

und verlor alsbald die Diarrhoe. Dr. Joh. Kahrhol, K. K. Regimentsarzt in
Kecskemet. - Berlin, den 2. November 1883. Schon bei der ſiebenten
Flaſche hatte ich ſo viel an Kräften zugenommen, daß ich wieder auf die Straße
gehen konnte. Nun fühle ich mich aber wieder ſo leidend, daß ich nicht mehr
das Zimmer verlaſſen kahn; ich habe meine letzte Hoffnung auf Ihr berühmtes
Bier geſetzt und bitte um recht baldige Zuſendung davon für 6 Mark, damit
ich ſchnell ein Bischen Geſundheit erlange.
Frau Lahrson, Friedrichsfelderſtraße 18.
Preiſe: 6 Flaſchen Malzextrakt=Geſundheitsbier incl. Fl. M. 4. 20.

Concentrirtes Malzextrakt, mit und ohne Eiſen, per Flacon M. 3., M. 1.50,
4 M. 1. Malz=Chocolade I. Pfd. M. 3.50, II. Pfd. M. 2.50.

Eiſen=Malz Chocolade per Pfd. I. M. 5. II. M. 4. Malz Chocoladenpulver
in Büchſen M. 1 und 50 Pf. - Bruſt Malzbonbons in Cartons 80 Pf.
4 Aromatiſche Malzſeifen I. M. 1, II. 75 Pf., III. 50 Pf., IV. 30 Pf.
Aromatiſche Malzpomade in Flacons M. 1.50 und M. 1.
Verkaufsſtelle bei Carl Watzinger, Louiſenplatz,
Lobstein & Scholl, Ludwigsplatz, Darmſtadt. (937
L S.
W E E I E
.

Der Neſidenz=Kalender für das Jahr 1884
iſt erſchienen und für 40 Pfg. pro Exemplar zu beziehen.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Gelegenheit!

Hellfarbige &am; weiße Ballhandschuhe L. Qual.
2knöpfig M. 1. - 4knöpfig M. 1.50. - 6knöpfig M. 1. 80 per Paar.
Eine Partie Handschuhe mit kleinen Fleckchen
(600
per Paar 50 Pfo.
H. Tövlh, Rlenstrasse 2.

[ ][  ][ ]

Hlafel und Sohuteo
hlten noch einmal ſo lange, wenn ſie mit
Dr. Wisderkold's hoderél
lhandelt werden. - In Flaſchen 100,
9 und 30 Pf. empfiehlt dieſes bewährte
ael
Friedr. Schäfer. 938

201

Hodicinal-Bordeaul
ue Kranke und Reconvalescenten
mpfiehlt in vorzüglicher Güte
meiswürdig
[712
wossh. Holapotheke.
Feine Tafel=Butter
us einer Mühle, wöchentliche Lieferung,
vbrauf noch Beſtellungen Niedeſelſtr. 42
Ferterre angenommen werden.
[811
Sin großer, nußbaumener Schreib=
Hee tiſch mit Aufſatz, viele verſchließ=
2, bare Gelaſſe enthaltend, beſonders
für Büreau= oder Comptoirgebrauch
ſcignet, kann abgegeben werden Hein=
ſchſtraße
Nr. 79.
[793
Tüglich friſche
Kreppel

1413 Lautenſchlägerſtraße eine
eleg. Wohnung, 3-4 Zimm. m. Glas=
abſchluß
. Küche m. Waſſer, ſfort zu bez.
12469) Eliſahetheuſtr. (dritter Stock
6 bis 7 Piecen, event alsbald beziehbar.
225) Soderſtraße 68 im Neubau der
2 Stock ſofort beziehbar.
226) Schwanenſtraße 29 fneuer Theih
iſt der 3. Stock per ſofort oder ſpäter zu
vermiethen; 4 freundliche Zimmer, 1 Ca=
binet
mit allem Zubehör, Waſſerleitung,
freie, geſunde Lage mit hübſchem Ausblick,
und allen Bequemlichkeiten.
271 Wilhelminenſtr. 8 2 Zimmer
nebſt Alkoaen zu vermiethen.
304) Neckarſtraße 15 im Hochparterre
eine Wohnung von vier heizbaren Zimmern
mit Zubehör, auch Waſſer und Bleichplatz,
vom 8. April d. J. an zu vermiethen.
532) Mathildenplatz 19 der 2. Stock,
3 Zimmer, Küche ꝛc., per Mitte April an
eine ſtille Familie zu vermiethen.
RAAuunaazzai
623) In ſchöner, freier Lage iſt
eine bequeme Wohnung, Beletage,
mit 5 Zimmern, Küche und Zubehör 4
per 1. April zu verm., auf Wunſch
mit Gartenantheil. Näheres zu er=
fahren
Heerdwegſtr. 56 (Villa) im
Hoberen Stock.

Reoße Ochſengaſſe Nr. I.
[778
A. Becher.

715) Niederramſtädterſtraße 39 der
3. Stock, ganz neu hergerichtet, 5 Zimmer,
Waſſerleitung, ſofort zu bez. Hch. Beſt.
O ſchrank, Commode, Ovaltiſch und=Wohnung, 3 Zimmer und Cabinet mit
Küchenſchrank. Alles polirt und gut allen Bequemlichkeiten, per 15. April zu
[747 vermiethen.
Carl Hahn.
717) Ernſt=Ludwigſtraße 14 eine
Wohnung im Seitenbau, beſtehend aus
Einz A pferdekr. Locomohilo 2 Zimmern, Cabinet und Küche ꝛc., als=
Einjährige.
Näheres bei dem Vorſtande der Ge= 887) Eine Wohnung von 6 Piecen,
(939 eingetheilt in 3 Abtheilungen von Zim=
mer
und Cabinet, ganz für ſich abgeſchl.
elegant möblirt, iſt ſofort zu vermiethen
10
Hrur GErtUAL.mi zuter Bedienung. Näheres Eped.
Heringe vom jetzigen Fange, ff. ge= 940) Neckarſtraße 9 die Beletage,
braten, empfehle ich jedem als Delikateſſe, 8 Zimmer ꝛc., ſogleich beziehbar.
verſende das Poſtfaß von 10 Pfund zu pe
.
2
Mk. 3.50 franco Poſtnachnahme.
24
P. Brozes,
Läden, Kagazine alo
Cröslin, R.=B. Stralſund. (5

Willig zu verkaufen: Pianino, Kleider= 716) Niederramſtädterſtr. 37 eine
ſenhalten.
Schreiner Volz, Capl ineig. 42.
und ein Dreſchwagen ſind wegen Auf==bald zu vermiethen.
luſung der Geſellſchaft preiswürdig aus der Für Herren Offieiere oder
Hand zu verkaufen.
ſllſchaft in Wolfskehlen.

E Vergmann'e 1
Wlucorschweſol-Soiſe W
bedentend wirkſamer als Theerſeiſe, ver=
nichtet
ſie unbedingt alle Arten Hautun=
reinigkeiten
und erzeugt in kürzeſter Friſt
eine reine, blendendweiße Haut.
Vorräthig Stück 50 Pf. bei L. A. Burk=
hardt
, Alfred Graßer, G.Liebig Sohn,
(9180
Aug. Schmidt.

942) Hermannſtr. 15 parterre zwei
Zimmer mit oder ohne Möbeln mit ſepa=
ratem
Glasthürabſchluß und Keller.
943) Waldſtraße 11 ein möblirtes
Zimmer mit Cabinet zu vermiethen.
944) Marienplatz 9 iſt ein möblirtes
Zimmer an einen Herrn zu vermiethen.

freeren

Fine freundl. Wohnung v. mindeſtens
C H geräumigen Zimmern im ungefähren
Preis von 600 Mk. in möglichſter Nähe
der Artilleriekaſerne wird geſucht per I.
April. Offerten durch die Expeditibn
sub H. H. erbeten.
[918
Zu miethen geſucht
bis Mai ein kleineres Haus mit Garten
zum Alleinbewohnen oder auch eine ſchöne
Parterrewohnung von 6-8 Zimmern
mit größerem Garten.
Offerten mit Preisangabe sub k 2 350
befördert die Expedition d. Bl.
[919

heinſtraße 12 ein geräumiger Laden
IL nebſt Comptoir zu verm. (1433
11958) Eliſabethenftr. 49 ein großer
gewölbter Keller zu vermiethen.
In guter Tage ein
L=Adem
ohne Wohnung, ſofort beziehbar,
billig zu vermiethen.
Näheres Expedition.
[941

Die Hofbuchhandlung von Aug. Klingel=
höffer
empfiehlt für die Winterſaiſon ihren
uppat.h
AoOpi
O0 AA uA0
enthaltend 29 Jourzale. Dienstags und
Freitags wird gewechſelt. Die Abonnenten
erhalten jedesmal 10 bis 12 Journale.-
Abonvementspreis halbjährlich 6 Mark.
Eintritt kann jederzeit ſtattfinden. (1953
E
9000-1000 Mark
zu 4¹ pCt. gegen erſte Hypothek bis
April oder auch jetzt ſchon auszuleihen.
Anfragen unter L. A. 76 befördert die
Expedition d. Bl.
[763
Specislerst Br. med. Heyer.
Berlin, Leigzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[1415
Hegen 3=fache Bürgſchaft werden
20- 30,000 Harl
per 1. April 1884 geſucht. Offert. unter
Ml. H. an die Exped. d. Bl.
[797a
Hin junger männlicher Rattenpinſcher
E geſucht. Promenade 74.
[574
2 Brikkel-Hperrsize
werden abgegeben Ernſt=Ludwigſtr. 7. 045
Ein Turteltanbanpaar
wird zu kaufen geſucht Sandſtr. 30. 0946
Dornbrod, 2½ Kilo 57 Pfg.
[947
GL. Bäckermeiſter Weber, Schuſterg. 17.

[ ][  ][ ]

M20
202
9000000000000010000000000000
Im Saale des Hétels zzur Traubei,
Mittwoch, 30. Januar 1884, Abends 8 Uhr:
GRaIlSGſ-RAmOTISEISén6 0I00

von

Otto Lamborg.
Clavier= Geſangs= und Declamations=Humoriſten aus Wion.


PRoGRzUI:
) Einleitung. - Die muſikaliſche Familie. Die 4 Jahreszeiten der Ehe.
Der Wettſtreit der Melodien. - Scherze und Imitationen am Clavier.
Finale aus der Oper Der zerbrochene Eidn. - Humoriſtiſche Improviſa=
D tion nach berühmten Meiſtern.- Verſchiedene Claviere. - Verdecktes Clavier.
Die Wüſte. Muſikaliſche Thiere. Reiſe durch die Welt. Der Virtuoſe.
Der Flügel ist aus dom Lager des Herrn A. M. Limmermann.
3 Billets: Sperrſitz 2 M., Saal 1 M., Gallerie 75 Pf. ſind in der
5 Muſikalienhandlung von Georg Thies und Abends an der Kaſſe zu haben.
948

950) Ein in allen Theilen des Haus
weſens wohlerfahrenes Fräulein mit vor
züglichen Zeugniſſen ſucht Stellung al=
Vertreterin der Hausfrau oder be
einem älteren Herrn. Gefl. Off. unte
R. 20 an die Expedition d. Bl.

Einem hohen Adel und geehrten Publikum hiermit ergebenſt zur Nachricht, daß
ich mein ſeit 40 Jahren hier beſtehendes
Lapoteon.- Bouleaur, Wachstuch- und
1.
VornangganGr1on- kosehdi-
an
Herrn Carl Jungiann käuflich abgetreten habe, welcher es unter der Firma
W. Schmid's Hachiolger, barl lungmann,
weiterführen wird.
Mit meinem Dank für das mir bewieſene Wohlwollen und Vertrauen verbinde
ich die Bitte, ſolches auch meinem Nachfolger angedeihen zu laſſen.
Hochachtungsvoll
W. Schmidt, Schulſtraße 1.
Auf Vorſtehendes höfl. bezuguehnend werde ich das übernommene
Japoten- Bouleaul, Wachstuch- und

Vorhanggallerion- Geschäft
im Sinne meines Herrn Vorgängers bei guter Waare, billigſten Preiſen weiterführen,
und hoffe ich mir das Vertrauen meiner geehrten Abnehmer in gleichem Maße zu,
gewinnen.
Meine nahezu 11jährige Thätigkeit in einer der beſtrenommirteſten Fabriken
Deutſchlands und die hiermit verbundenen Reiſen ließen mich die beſten Bezugsquellen
kennen lernen und wird ſpeciell meine diesjährige
Caneten-Cullerkion
nur die neueſten Muſter der hervorragendſten Fabriken enthalten.
Indem ich um geneigten Zuſpruch ergebenſt bitte zeichne
Hochachtend
vv. vonMldvs-escht, Carteüngmann,

951) Eine junge Frau ſucht Laufdienſt k.
Näh. Wendelſtadtſtr. 2 u. Arheilgerſtr. 50

952) Eine Frau ſucht Arbeit im Waſcher/
u. Putzen. Große Caplaneigaſſe 58, I.

953) Eine
Langgaſſe 29.

Frau ſucht Laufdienſt.,

954) Eine alleinſtehende Perſon
ſucht Monatsſtelle. Erbacherſtraße Nr. 12,
Hinterbau.

zau
M

914) Für ein feines Putzgeſchäft eine
ſelbſtſtändige Arbeiterin geſucht. Offert.
unter A. 25 an die Exped. d. Bl.

955) Ein braves Dienſtmädchen mit
guten Zeugniſſen, welches gut kochen und
einer kleinen Haushaltung ſelbſtſtändig vor=
ſtehen
kann, zum ſofortigen Eintritt geſucht.
Näheres Expedition.

Kindermädchen!
Ein braves, reinliches, williges Mäd=
chen
, welches mit Kindern umzugehen ver=
ſteht
, findet ſofort gute Stelle.
Zu erfragen in der Expedition. ſ781

10

Wir ſuchen noch einige tüchtige
Sohahienstepperinnon
gegen hohen Lohn.
E. . Roining & Co.,
Schloßgaſſe 10. (91,
M.

Ich ſuche eine geübte
Maschinonstriekerin.
Heinrich Hoeser,
Ludwigſtraße 12. (76½

Schulſtraße I.
Darmſtadt, im Januar 1884.

(949

956)

Austaufer

geſucht. Nur wer gute Zeugniſſe beſitzt
u. Caution ſtellen kann, wird berückſichtigt.
A. Anton, Wilhelminenſtraße.

Einen Lchring
ſucht unter ſehr günſtigen Bedingungen
das Manufacturwaarengeſchäft von
Hermann Löb,
Ludwigſtr. 7. (692

[ ][  ][ ]

N20

203

Darmstädter Volksbank ſeingetr Genoaseuschah

Sparkaſſe=Abtheilung.
Vom 1. Februar ab werden die Ziuſen ausbezahlt, bezw. gutgeſchrieben.

GA nAUOUuum

empfiehlt von 2 bis 20 Knöpfen Länge. - Anfertigung nach Farbe
und Maaß innerhalb 2 Stunden.
Obere (706
Obere
AG. OTD Eisabethenstr.
Elisabethenstr.

Wegen baulicher Veränderung

in meinem Laden verkaufe ich um zu räumen eine große Anzahl
Haffee- ind Theeservice für 2, 6 und 12 Perſonen, ſowie Bier-,
Woin- und Liqueursätze, Blumenvagen und -Töpfe,
Figuren, Waschgaruituren ete. ete., ferner auch Haushul-
tungsgegenständo

0958
Glzu bedeutend herabgeſetzten Preiſen.
Louis Honeh.

chin=

Lonſervative Vereinigung
zu Darmsladt.
Sonntag den 3. Februar d. Js., Nachmittags 3½ Uhr, wird im
großen Saale des Saalbaues dahier Herr Ch. J Cxemer, Mitglied des
preuß. Abgeordnetenhauſes, einen Vortrag halten über das Thema:
Fortſchrittlicher Conſervatismus und
conſervativer Fortſchritt.
Wir laden hierzu nicht blos unſere Mitglieder, ſondern alle, welche ſich für
den Vortrag intereſiren, hiermit ein.
(959
Der Eintritt iſt unentgeltlich.
Der Vorſtand der conſervativen Vereinigung zu Darmſtadt.

In unſerm Verlage iſt erſchienen und durch uns, ſowie durch alle hieſige=
Buchhandlungen zu beziehen:
9-
Poyi
4*
LvrEEmonaie Hülkskaenaer Hr 1one

ud Laien.

Preis cart. 30 Ptg., geb. 40 Pte.
Derſelbe enthält: Kalender pro 1884, amtliche Bezeichnung der Maaße und Gewichte, Maaß=
tabellen
, Entfernungen, Berghöhen, Größe von Bauwerken, Gewichtstabellen, Atomgewichte, Münz=
tabellen
, Thermometerſcalen, Ausdehnung durch Wärme, Schmelz= und Siedepunkte, Heizkraft
verſchiedener Brennſtoffe, verſchiedene Geſchwindigkeiten, mathematiſche und phyſikaliſche Notizen,
worunter Berechnnng des Zugs der Kamine, Logarithmentafeln, Sinus= und Coſinustafeln,
Quadrat= und Wurzeltafeln, Zinſes=Zins= und Rentenberechnung.
J. G. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Wichtig für jede Familie.
Der E. Klett'ſche Krauter=Magenbitter iſt ein ünübertroffenes Mitte=
gegen
Magen= und Unterleibsbeſchwerden ꝛc. und bringe ich denjelben in empfehlende
Erinnerung.
Glemens Behle, Spezereihandlung, Marktplatz. (1047

40 Stück fr. sügse
Blulapkelsiven
W versendet kür M. 3 incl. Schönem
E wieder verwendbaren Korbe inel.
W- farb. Henkelkörben fur M. 3. 30)
Der Vorstand. O57E- portofrei jeder Poststation des
W ganzen deutschen Reiches gegen
W Postnachnahme wie seit 10 Jahren
W auch heuer nur die bekannt 8o-
W lide Firma
G. Singer, Triest.
W.P.S. Bei Entnahme von über 3
W. Postkörben an eine Adresse und
W Voreinsendung des Betrages, wo-
W: durch die Nachnalmsunkosten er.
Wspart bleiben, jeder Korb um
W. 20 Pfennige billiger.
(488

Ein solid gebautes, gut rentirondes
Vohmhaus
dessen Vebernahme am 1. April erfol-
gen
kann, wird zu kaufen gesucht.
Offerten unter F. H. 4 durch die
Expedition d. Bl. erbeten.
(764

Muste-Wicht.
960) Dieſer berühmte Malz=Extract,
ein wohlſchmeckendes diätetiſches Haus=
Genußmittel, hat durch ſeine heilkräftigende
Wirkung bei Huſten und verſchiedenartigen
Krankheiten der Athmungsorgane die zahl=
reichſten
Anerkennungen und ſelbſt die weiteſte
Verbreitung und Anwendung in den höch=
ſten
Kreiſen gefunden, worüber in der
Separat=Beilage der heutigen Nummer
zahlreiche Atteſte zur Einſicht vorliegen.
Bei der gegenwärtig herrſchenden wechſel=
vollen
Witterung empfehlen wir beſonders
die erſte Seite des beiliegenden, von L. H.
Pietſch L. Co. in Breslau, mit be=
lehrenden
Erläuterungen herausgegebenen
Beilage=Blattes der geneigten Beachtung.

11496) Verkäufe und Verpachtungen,
Betheiligungen, Stellen=Cakanzen ete. wer=
den
am ſicherſten durch Annoncen in zweckent=
ſprechenden
Zeitungen zur Kenntniß der bez.
Reflektanten gebracht; die einlaufenden Offerten
werden den Inſerenten im Original zugeſandt.
NähereAuskunft ertheilt die Annoncen=Expedition
von Rudolf Moſſe, Frankfurt a. M., Roßmarkt,
Nr. 3. Vertreter in Darmſtadt: Herr J. 9
Schröder.

Gold=Cours.
Ruſiſche Imwerlales . . . . M. 1668-72
20 Franken=Stücke
16.1721
Enaliſche Sovereigns.
20.30-34
Dollars in Gold 4.16 24

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 26. Januar.
8. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
WVilhelmn Tell.
Schauſpiel in 5 Arten von F. Schiller. Muſik
von Gyrowetz.
Anfang halb 7 Uhr. Ende vor 10 Uhr.

[ ][  ][ ]

(962
Daulſägung.
Für die herzliche Theilnahme an dem uns ſo ſchwer be=
troffenen
Verluſte unſerer lieben Frau und Tochter, ſowie für
die reichliche Blumenſpende und allen Denen, welche ſie zur
letzten Ruheſtätte begleitet haben, ſagen wir hiermit unſeren
tiefgefühlteſten Dank.
Beſſungen, 26. Januar 1884.
Friedrich Kurze, Schutzmann.
Heinrich May Wittwe.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 29. Januar.
Deutſches Reich. Die Unpäßlichkeit des Kaiſers und namentlich
die Heiſerkeit hat ſich erfreulicher Weiſe ſaſt gänzlich gelegt und wird
der hohe Herr vorausſichtlich in dieſen Tagen wieder ſeine gewohnten
Ausfahrten machen können.
Der Reichsanzeigers veröffentlicht das Geſetz, betr. den weiteren
Erwerb von Privat=Eiſenbahnen für den Staat.
Der Volkswirthſchaftsrath genehmigte am Sonnabend unverändert
die Ziffern 20, 21, 22, 24 bis 29, 31 bis 34 und 36 bis 41. Zu
Ziffer 23 wurde die Frage, ob auch die Arbeitgeber mit in die Aus=
ſchüſſe
aufzunehmen ſeien, mit 45 gegen 2 Stimmen bejaht. Der Un=
trag
, die Ausſchüſſe je zur Hälfte aus Arbeitgebern und Arbeitern zu
bilden, fand gleichfalls Zuſtimmung, worauf die ſo abgeänderte Ziff. 23
genehmigt wurde; Ziſſer 30 wurde mit unerheblichen Abänderungen
angenommen und bei Ziffer 43 fand der Commiſſionsantrag, daß even=
tuell
Staatsbeamte mit Ueberwachung der Fabriken zu beauftragen
ſeien, Annahme.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus hat in der letzten Woche ſeine
Arbeiten recht raſch gefördert. In zweiter Berathung wurden die Etats
der Eiſenbahnverwaltung und der Bergbau=, Salinen= und Hütten=
Verwaltung, ſowie - am Freitag - die Secundärbahnvorlage er=
ledigt
; letztere ging an die Budgetcommiſſion. Miniſter v. Maybach
erklärte hierbei, den vielfachen Wünſchen um Anlage weiterer Secundär=
bahnen
ſtehe die Regierung nicht unſympathiſch gegenüber, doch könnten
alle Wünſche, ſo berechtigt die Mehrzahl auch ſet, nicht auf einmal
befriedigt werden. Eine recht lebhafte Geſchäftsordnungsdebatte ent=
ſpann
uch hierauf bei Tit. 9. Cap. 83 des Etats des Miniſteriums des
Innern (außerordentliche Remunerationen und Unterſtützungen), infolge
des Rickert'ſchen Antrages, das Haus möge ſich gemäß eines früheren
Beſchluſſes die aufgeſteilte Nachweiſung bezüglich des Remunerations=
fonds
vorlegen laſſen. Der Antrag wurde ſchließlich abgelehnt, Tit. 9
ſelbſt bewilligt. Am Sonnabend beſchäftigte ſich das Haus außer mit
verſchiedenen kleineren Vorlagen mit dem Geſetz, betr. Abänderung der
Zuſammenſetzung der Staatsſchulden=Commiſſion.
Die Leiche Eduard Lasker's iſt in der Nacht vom Freitag zum Sonn=
abend
in Berlin angekommen. Am Sonnabend erfolgte die Ueberführung
der Leiche vom Bahnhoſe zur Synagoge unter zahlreicher Betheiligung
von Reichstagsmitgliedern, Freunden und Verwandten; der reichbekränzte
Sarg wurde in dem prächtig mit friſchem Grün decorirten Trauungs=
gemach
der Synagoge aufgebahrt; Gemeindemitglieder hielten bis zur
Beerdigung Trauerwacht. An der geſtern ſtattgehabten Beerdigungs=
feier
waren außer der vollzählig theilnehmenden liberalen Vereinigung
und Fortſchrittspartei auch die Landtagsfractionen der Nationalliberalen,
der Conſervativen und des Centrums durch Deputationen vertreten; die
in Berlin anweſenden Reichstagsmitglieder der Nationalliberalen waren
ſämmtlich zugegen. Die ſtädtiſchen Behörden erſchienen in corpore.
Die Provinzial=Correſpondenz; conſtatirt in einer Serie von Ar=
tikeln
über die deutſche Landwirthſchaft auf Grund der Lehren der
Berufsſtatiſtik als Thatſachen. Die Landwirthſchaft iſt der Beruf,
welcher die größere Hälfte der Bevölkerung unmittelbar ernährt. Er=
nähren
bedeutet hier nicht blos die Lieſerung der Nahrungsmittel, ſon
dern die Lieferung der Mittel zur Befriedigung aller Lebensbedürfniſſe
Die Landwirthſchaft iſt der Beruf, welcher den meiſten ſelbſtſtändigen

20
Unternehmern oder Beſitzern Raum gewährt. Die Landwirthſchaft iſt
der Beruf, welcher mit der ſtärkſten Familienbildung den ſtärkſten Zu=
ſchuß
zur Bevölkerung gewährt. Aus den Betrachtungen, welche an
dieſe Sätze geknüpft werden, wird der Schluß gezogen, es ſei Pflicht der
deutſchen Regierungen, weiterhin aber die Pflicht der ganzen deutſchen
Nation, ſorgfältig die Mittel und Wege in's Auge zu faſſen, durch
welche der landwirthſchaftliche Beruf auf deutſchem Boden gegen eine
unheilvolle Unſicherheit und weiterhin gegen Verkümmerung und Ge=
fährdung
geſchützt werden kann. Mit den mäßigen Zöllen auf die
fremde landwirthſchaftliche Einfuhr, welche im Jahre 1879 eingeführt
worden ſind, ſei deeſer Aufgabe bei Weitem nicht genügt.
Die Durchfuhr von Schweinefleiſch amerikaniſchen Urſprungs iſt
vom Reichskanzler auf einigen Eiſenbahnſtrecken in Norddeutſchland ge=
ſtattet
worden. Eine Aufhebung des bekannten Einfuhrverbots wird
vorläufig nicht erfolgen.
Der Kaiſer von Oeſterreich iſt am Samstag früh zu mehrtägigem
Aufenthalt in München eingetroffen.
Der bayeriſche Landtag hat gegen den Widerſpruch des Juſtiz=
miniſters
nach zweitägiger Debatte den Antrag auf Aufhebung des
Notariats mit 80 gegen 59 Stimmen der Linken angenommen.
Oeſterreich Ungarn. Ueber eine in Jaſſy vorgekommene Be=
leidigung
des öſterreichiſchen Conſuls Schlick berichtet die Politiſche
Correſp.. In der Sitzung des öconomiſchen Congreſſes vom 19. ds.,
wo Schlick anweſend war, verließen der Advocat Buteulescu und zehn
Genoſſen den Saal mit der Erklärung. daß Fremde anweſend ſeien.
Schlick, dieſe Erklärung auf ſich beziehend, verließ alsbald gleichfalls
den Congreß. Der Bürgermeiſter, ſpäter der Polizeipräſect, der Con=
greßpräſes
und der Diſtrictspräfect entſchuldigten den Zwiſchenfall bei
dem Conſul mit einem Mißverſtändniß der Demonſtranten und gaben
ſelbſt die Nothwendigkeit einer Eutſchuldigung zu. Der Congreß beauf=
tragte
in ſeiner Abendſitzung den Präſidenten, dem öſterreichiſchen Conſul
ſein Bedauern über den Vorfall auszudrücken. Sturdza ſprach dem
öſterreichiſchen Geſandten gegenüber ſeine entſchiedene Mißbilligung über
das Geſchehene aus.
Die am vorigen Freitag erfolgte abermalige Ermordung eines
Polizeibeamten, des Geheimpoliziſten Blöch, erhält Wien fortwährend in
Aufregung; in parlamentariſchen Kreiſen wird bereits die Nothwendig=
keit
von Ausnahmemaßregeln erörtert. Der Mörder, welcher ſofort
durch herbeieilende Arbeiter feſtgenommen wurde, von welchen er einen
ſchwer verwundete, hatte ſeinem Opfer Uhr und Börſe geraubt. Bei
der Unterſuchung des Verhafteten, welcher jede Auskunft über ſeine
Perſon verweigerte, wurden 2 Flaſchen Gift, eine 2 Pfund ſchwere Dy=
namitbombe
, welche nach dem Gutachten des Technikers 200 Menſchen
tödten könnte, ſerner 3 Revolver und 2 Dolche gefunden.
Die große Sprachendebatte, welche am vorigen Donnerstag im
öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe ihren Anfang genommen hat, iſt eine
der wichtigſten parlamentariſchen Actionen, die je in Oeſterreich geſpielt
haben. Es handelt ſich darum, der Anerkennung der deutſchen Sprache
als Staatsſprache für Oeſterreich eine feſtere Baſis als bisher zu geben
und ſoll die Regierung nach dem Wurmbrandt'ſchen Antrage veraulaßt
werden, hierzu ein allgemeines Sprachengeſetz vorzulegen. Daß die
flaviſchen Mitglieder des Abgeordnetenhauſes ſich gegen den Autrag
Wurmbrandt erklären würden, war vorauszuſehen, geſpannt war man
aber auf die Haltung der deutſch=clericalen Abgeordneten, da es hieß,
daß eine Anzahl derſelben ihr Deutſchthum ucht ſo weit verleugnen
würden, um gegen Anntrag ihres Stammesgenoſſen zu ſtimmen.
Nun, es hat ſich für die Herren ein Ausweg gefunden; die Fractionen
der Rechten haben ſich zur Einbringung einer motivirten Tagesordnung
vereinigt, welche den Reichsrath für incompetent zur geſetzlichen Regelung
der Sprachenfrage erklärt. Hinter dieſer Erklarung können ſich die
deutſch=Cericalen Reichsrathsmitglieder verſchanzen, wenn ſie ihren
Wählern Rechenſchaft ablegen ſollen; an der Ablehnung des Antrages
Wurmbrandt iſt ſonach nicht mehr zu zweifeln.
Frankreich. Officiöſe,Havas==Depeſchen, ſowie Privattelegramme
melden ziemlich wörtlich übereinſtimmend: Eine in der Richtung gegen
Bac=Ninh unternommene umfaſſende Recognoſcirung ſtieß auf den Feind,
der auf die franzöſiſchen Truppen Feuer gab. Der Feind war in ſol=
cher
Stärke, daß die Artillerie zur Verwendung gebracht werden mußte.
Eine lebhafte Kanonade hatte ſtatt. Es ſcheint, daß die Recognoſcirung
auf der Route von Hanoi nach Bac=Ninh bezweckte, die feindlichen
Truppen dorthin zu lenken, um ihre Aufmerkſamkeit von der Seite, wo
der Hauptangriff ſtattfinden ſoll, abzulenken. Alle disponiblen Fahr=
zeuge
befinden ſich auf dem Song=Kor, um dem Feind den Rückzug ab=
zuſchneiden
. Die Colonnen der Oberſten de Brionval und de Mauſſion
ſind nach Hanoi zurückgekehrt, nachdem ihre Expeditionen gegen die
Piraten in der Provinz von Nam=Dinh von Erfolg gekrönt waren. Der
Vicekönig von Bun=Nan iſt bei Son=Tay an der Spitze ſeiner Truppen
gefallen, die große Verluſte erlitten hatten.
Der Gaulois= ſodann bringt noch folgende, auch in einem
Times==Telegramm aus Haiphong in ihrem erſten Theil beſtätigte
Note: Die Operationen gegen Bac=Ninh ſcheinen nicht nur bis zum
Februar, ſondern ſogar bis zum März vertagt, weil ein Theil der Ver=
ſtärkungen
, die in etwa zehn Tagen in Tonking anlangen mußten, in
Folge eines Bruchs an der Maſchine des zu ſehr beladenen Transport=
dampfers
Vinlong; in Colombo hat Halt machen müſſen.
Die Erregung unter den Pariſer Arbeitern, welche auch die Polizei=
ſergeanten
, wenn auch aus anderen Gründen, erfaßt hat, beweiſt die

[ ][  ][ ]

74
Een
E,

Anſammlung einer bedenklichen Maſſe politiſchen und ſocialen Zünd=
ſtoffes
in der franzöſiſchen Hauptſtadt. Die Geſchichte lehrt gerade mit
Bezug auf die ſo leicht erregbare Pariſer Beoölkerung, daß es oft nur
eines Funkens bedarf, um dieſen Zündſtoff zur Exploſion zu bringen,
und das Beſtreben, dieſen Funlen zu werfen, iſt offenbar auf anarchiſti=
ſcher
wie auf ultraradicaler Seite vorhanden. Von den Ultraradicalen
läßt ſich dies ohne Weiteres vorausſetzen und was die Monarchiſten,
ſpeciell die Bonapartiſten anlangt, ſo will die Regierung des Herrn
Ferry die Gewißheit erlangt haben, daß die unter den Volizeiſergeanten
herrſchende Unzufriedenheit direct von bouapartiſtiſchen Agenten hervor=
gerufen
worden iſt. Welche Maßregeln die franzöſiſche Regierung zu
ergreifen gedenkt, um den Umtrieben der Anarchiſten wie der Monar=
chiſten
entgegenzutreten und zugleich den wirthſchaftlichen Nothſtand zu
beſeitigen, iſt noch nicht bekannt.
Italien. In einer am v. Samstag ſtattgehabten Verſammlung
der parlamentariſchen Majorität ſtellte der Miniſterpräſident Depretis
die Vorlegung eines Geſetzentwurſes in Betreff der Landesvertheidigung
in Ausſicht. Dem Journal Stampa zufolge iſt am 26. das Ab=
kommen
zwiſchen der Regierung und der Geſellſchaft der ſüditalieniſchen
Eiſenbahnen unterzeichnet worden, wonach Letztere den Betrieb des
adriatiſchen Netzes übernimmt.
Spanien. Der frühere Miniſter des Auswärtigen, Silvela,
iſt zum ſpaniſchen Botſchafter in Paris und der Marquis de Molins
zum Botſchafter beim Vatican ernannt worden.
Rußland. Die Ergebenheitsadreſſe, welche der Moskauer Adel
an Kaiſer Alexander III. gerichtet hat, wird jetzt vom Petersburger
Regierungsanzeigeru in ihrem Wortlaute veröffentlicht. Eigenthümlich
berührt, daß zu demſelben Zeitpunkt ein längerer Artikel in der Katkow'ſchen
Moskauer Zeitunge erſchienen iſt, welcher die immer wieder auftauchenden
Meldungen der ausländiſchen Preſſe über angeblich bevorſtehende Staats=
reformen
in Rußland als in Nichts begründet bezeichnet. Der Artikel
betont, daß die Autokratie des Czaren entſchieden aufrecht erhalten
werden müſſe, die Rußland mit Mühe erworben habe, und weiſt dann
auf das Geſpenſt anderer Autokratien hin, die ſich mehr und mehr
der Geſchicke des Landes bemächtigten. Es ſpiegeln ſich in dieſem Artikel
nur die Anſichten des Petersburger Hofes wieder und ſo dürfte es mit
den ruſſiſchen Staatsreformen noch ſeine guten Wege haben.
China. Auf der chineſiſchen Inſel Hainan, welche die franzöſiſchen
Exveditionstruppen eventuell als Pfand für die Kriegskoſtenentſchä=
digung
beſetzen ſollen, herrſcht große Aufregung. Es wurden daſelbſt
aufreizende Placate gegen die Ausländer angeſchlagen und ein Ausländer
mußte ſich vor dem wüthenden Pöbel in das engliſche Conſulat flüchten.
Es beſtätigt dieſe Nachricht wiederum, daß ſich die in China gegen die
Fremden herrſchende Aufregung keineswegs gelegt hat.


26
265
Auf Grund eines in der letzten geheimen Sitzung von der
Stadtverordnetenverſammlung gefaßten Beſchluſſes hat die
Bürgermeiſerei die Hegendörfer'ſche Hofraithe in der Kirchſtraße
für 48,000 M. definitiv angekauft.
() Im Lokalgewerbverein ſprach am Freitag Abend Herr
Medicinal=Aſſeſſor Dr. Uloth über das Petroleum und ſeine Prüſung
nach den dieſerhalb erlaſſenen reichsgeſetzlichen Beſtimmungen. Das
Petroleum war ſchon im hoten Alterthum bekannt, in der Vibel be=
gegnen
wir ihm unter der Bezeichnung Naphta, Herodot und Plutarch
berichten von ihm, die uralten heiligen Feuer von Baku ſind brennende
Petroleumdämpfe, welche von den dort vorhandenen nunmehr ſeit
10 Jahren rationell ausgebeuteten reichhaltigen Lagern entſtrömen.
In Amerika war das Petroleum ſchon lange bekannt, obwohl der Ge=
burtstag
der dortigen rieſenhaften Petroleuminduſtrie erſt der 27. Auguſt
1859 iſt, an welchem Tag der Deutſchamerikaner Biſſel durch ein
22 Meter tiefes Bohrloch die erſte bedeutende Petroleummaſſe auf dieſe
Weiſe erſchloß und ſo viele Nachfolger fand, daß dermalen dort aus
nahezu 14,000 Vohrlöcher jährlich 20 Millionen Faß Petroleum ent=
ſtromen
. - Auch in Curopa findet ſich an verſchiedenen Orten Petro=
leum
, jedoch nicht in bauwürdiger Menge, ſo im Elſaß, wo es ſchon
im 15. Jahrhundert bekannt war, ebenſo bei Genua, wo man es zu=
erſt
zu Leuchtzwecken benutzte, ferner in Rumänien, den Karpathen,
Ungarn, auch in Deutſchland bei Tegernſee und endlich in der Lüne=
burger
Haide, wo freilich die Olheimer Petroleuminduſtrie keineswegs
den gehegten Erwartungen entſprach und ihre Zukunft nach wie vor
in Frage ſteht. Die Beſchaffenheit des Petroleums, das aus einer
Reihe zum Theil ſehr flüchtiger und darum feuergefährlicher, leicht Exploſio=
nen
herbeiführender Verbindungen von Kohlenwaſſerſtoff beſteht, iſt eine
keineswegs gleiche, das deutſche z. B. erheblich ſchwerer wie das ameri=
kaniſche
und erfordert zu ſeiner Verwendung der Raffinerie, durch welche
ſowohl die leichtflüchtigen Beſtandtheile, wie die ſchwereren kohlenſtoff=
reichen
entfernt werden müſſen. Die Producte dieſer Deſtillation ſind
zunächſt der flüchtige Petroleumäther, dann das Gaſolin, ferner Benzin,
hierauf Putzöl und das Leuchtpetroleum und endlich Parafin und Vaſelin.
Hinſichtlich der Entſtehung des Petroleums dürfte als wahrſcheinlich
anzunehmen ſein, daß dasſelbe das Product der trocknen Deſtillation
organiſcher Subſtanzen, namentlich Steinkohlen iſt. Hierauf erläuterte
der Vortragende den in Deutſchland eingeführten Abel'ſchen Petroleum=
prüfer
, welcher es durch ſeine ſinnreiche Conſtruction ermöglicht, genau
die Temperatur feſtzuſtellen, bei welcher Petroleum entflammbare und da=
her
feuergefährliche Dämpfe entweichen läßt. Geſchieht dies bei einer
Temperatur von weniger als 210 Celſius, ſo darf das Petroleum be=
kanntlich
nicht zu den gewöhnlichen Leuchtzwecken in den Verkehr gebracht
werden. - An den ſehr beijällig aufgenommenen Vortrag knüpfte ſich
noch eine lebhafte Debatte über das in Rede ſtehende Thema.

Aus Ptadz unz Land.
Darmſtadt, 29. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Generalmajor und Commandeur der Großh. (25.) Cavallerie=
Brigade Frhrn. v. Locquenghien, den Major Metzler vom 2. Pommer=
ſchen
Infanterie=Regiment Nr. 9 aus Stargard, den Hauptmann Bickel
A. l. 8. des 3. Großh. Infanterie=Regts. Nr. 117, etatsmäßiges Mit=
glied
der Militärſchießſchule in Spandau, den Hauptmann und Com=
pagniechef
v. Scheele von demſelben Regiment, den Hauptmann und
Compagniechef Völſing von demſelben Regiment, den Premierlieutenant
Wagner von demſelben Regiment, commandirt als Adjutant zum Be=
zirkscommando
Erbach i. O.; zum Vortrag den Staatsminiſter Frhrn.
v. Starck.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Kammer=
junker
und Finanzageſſor Maximilian Freiherrn v. Bellersheim
genannt Stürzelsheim zum Kammerherrn und den Obereinnehmer i. P.
K. L. N. Weil zu Lauterbach zum Rentamtmann des Rentamts Alsfeld
ernannt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog und die Großh. Familie
beehrten am Samstag Abend die Soirée im Militär=Caſino mit
ihrem Beſuch.
O Die Großh. Staatsregierung hat den Anträgen der Abgeordneten
Schroder und Böhm auf Erlaß eines Geſetzes wegen Erziehung und
Unterbringung verwahrloſter Kinder gegenüber erklärt, daß ſie es für
angezeigt erachte, dr Frage eines Zwangserziehungsgeſetzes für ſittlich
verwahrloſte Kinder und in Verbindung damit dann auch der Errich=
tung
eines Erziehungs= und Beſſerungshauſes für ſolche Kinder unter
ſtaatlicher Leitung und Verwaltunz näher zu treten. Nach den vor=
läufig
angeſtellten Ermittelungen ſind zur Zeit 1577 verwahrloſte Kin=
der
auf öffentliche Koſten theils in Familien, theils in Rettungshäuſern
untergebracht, außerdem ſollen in unſerem Lande beiläufig noch 400
Kinder vorhanden ſein, welche der Zwangserziehung bedürftig erſcheinen.
Ein bei der zweiten Kammer eingebrachter Antrag des
Abg. Heinzerling geht dahin: Großh. Regierung um Reviſion der
über das Verjahren im Verwaltungsweg bei Zuwiderhandlungen gegen
die Gewerbſteuergeſetze und die Vorſchriften über die indirecten Auflagen
beſtehenden heſſiſchen Beſtimmungen in dem Sinne zu erſuchen, daß,
unter Beibehaltung des Grundſatzes der verſuchsweiſen Erledigung im
reinen Verwaltungsweg, das desfallſige Verfahren für die drei Pro=
vinzen
einheitlich und erſchöpfend in zweckmäßigem Anſchluß an die
neue Juſtizgeſetzgebung geregelt werde.

4 In der Samstag den 26. Januar abgehaltenen Hauptver=
ſammlung
der Turngemeinde, erſtattete der Vorſtand und die
ſonſtigen Organe des Vereins Rechenſchafts=Bericht über das Verwal=
lungsjahr
1883, aus welchem wir folgende Ergebniſſe in gedrängter
Kürze hervorheben: Der erſte Schriftwart, Herr Buchhalter Bach, theilt
mit, daß die Geſammt=Mitgliederzahl bis zu 76,, (6h6 Turner und
104 Zöglinge) geſtiegen war. Eine kleine Verminderung der Mitglieder=
zahl
(um 31) findet wohl durch den Austritt von Mitgliedern der
nun ſelbſtſtändig gewordenen freiwilligen Feuerwehr ihre natürliche
Erklärung. Der Säckelwart, Herr Stadtverordneter Lehr, referirte
über die durchaus günſtige Finanzlage des Vereins, welcher über eine
Jahreseinnaame von circa 4510 Mk. verfügt. Der Controleur, Herr
Verſicherungsbeamte Paul, anerkannte die tüchtige Kaſſen= und Rech=
nungsführung
und berichtet über die Lage der Actientilgung, welche
ſich im Jahre 1884 vorausſichtlich aus den vorhandenen Mitteln voll=
ſtändig
abwickeln wird. Der erſte Redewart, Herr Kaufmann Max
Anſpach berichtet über den Beſuch der Wochenverſammlungen, welche
durchſchnittlich von 70-80, in einzelnen Fällen von mehr als 200 Per=
ſonen
frequentirt wurden, er ſprach ſich anerkennend über die muſter=
hafte
parlamentariſche Ordnung aus, welche ſtets herrſchte und ſieht mit
Recht in dieſer Inſtitution eine nie verſiegende Quelle geiſtiger Er=
friſchung
und geſellſchaftlicher Anregung für die Mitglieder. Der erſte
Zeugwart, Herr Kraus, conſtatirte ein Geſammtvermögen im Werthe
von 44,000 Mk., auf welchem 13,000 M. Paſſiv=Kapitalien ruhen, ſo
daß 31.000 M. reines Vermögen vorhanden ſind. Der Bücherwart,
Herr Miniſterial=Calculator Preuſchen, weiſt einen Beſtand von
1035 Bänden (einſchl. der Fachzeitſchriften) nach, wovon 180 Bände
ausgeliehen waren. An Stelle des leider ſchwer erkrankten erſten Turn=
warts
Th. Anton berichtet deſſen Stellvertreter Herr A. Mehlbrech
über den Turnbetrieb, wonach in den Jugendriegen mit 38, in der
Männerabtheilung mit 14 Mann und in der Fechtriege mit 9 Mann
durchſchnittlich pro Abend geturnt wurde, ſo daß der Turnplatz in
1883 von 5228 Mann beſucht war. Circa 20 errungene Preiſe bei
auswärtigen Feſtwettturnen bekunden den vorzüglichen Stand der tur=
neriſchen
Leiſtungsfähigkeit der wackeren Turnmannſchaft. Ler Obmann
der Singmannſchaft, Herr A. Bach, weiſt den Chorbeſtand von 37
Mitgliedern nach, welche bei allen feſtlichen Veranſtaltungen in ver=
dienſtvoller
Weiſe mitgewirkt haben. Für die Aufnahmeprüfungs= Com=
miſſion
referirt Herr K. Kraus, für die Rechnungsprüfungs=Commiſſion
ſerr Bankbeamte Jockel, für das Schiedsgericht in Verhinderung des
Vorſitzenden Herr Photograph Rudolph und Herr Kaufmann A.
Simon. - Der vorſitzende erſte Sprecher, Herr Profeſſor Dr. Louis

[ ][  ]

M
206
Büchner reſumirt die Crgebniſſe des abgelaufenen Verwaltungsjahres
als in jeder Beziehung zufriedenſtellende; auch macht derſelbe die er=
freuliche
Mittheilung, daß dem Verein eine nicht unbedeutende Erbſchaft
zugefallen ſei. *
Bei der hierauf ſtattgehabten Neuwahl blieben die Haupt=Aemter
Die Vereinsleitung behielt
in den Händen der bewährten Vorſtände.
Herr Profeſſor Dr. Büchner auf einſtimmigen Wunſch der Verſammlung.
74 Nach uns gewordener Mittheilung wird Herr Ch. J. Cremer,
Milglied des preußiſchen Abgeordnetenhauſes, nachſten Sonntag Nach=
mittag
im großen Saal des Saalbaus einen Vortrag halten über
Fortſchrittlichen Conſervattsmus und conſervativen Fortſchritt. Herr
Cremer iſt von ſeinem letzten Vortrag, welchen er vergangenes Jahr im
Ensling'ſchen Saal gehalten hat, ſeinen Freunhen, wie ſeinen Gegnern
als hervorragender politiſcher Redner hier perſönlich bekannt geworden.
Weil damals das gewählte Local die Hörer nicht alle faſſen konnte,
hat der Vorſtand der conſervativen Vereinigung, auf deſſen Einladung
Herr Cremer auch jetzt wieder hierher kommt, Sorge getragen, durch
Benutzung des großen Saales im Saalbau einem ähnlichen Mißſtand
vorzubeugen. Zu dem Vortrag ſind alle eingeladen, welche ſich für den=
ſelben
intereſſiren. Der Eintritt iſt unentgeltlich.
Nächſten Mittwoch wird Herr Profeſſor Dr. L. Büchner im
Alice=Hoſpital einen Vortrag Ueber Luft und Athmen' halten.
mittheilt, iſt Herr Samuel
Wie man den N. H. V.
Büchner, der 20jährige Sohn unſeres ehemaligen Landsmannes Pro=
feſſor
Alexander Büchner in Caen, nach einem vorzüglich beſtan=
denen
Examen von der franzöſiſchen Regierung zum Profeſſor am Lyceum
der Stadt St. Omer (Dep. Pas de Calais) ernannt worden und be=
reits
dahin abgereiſt. Ein 2jähriger Profeſſor dürfte in der That heut
zu Tage zu den Seltenheiten gehören, daher wir nicht verfehlen wollen,
dieſe Nachricht ſowohl im allgemeinen Intereſſe, als auch den zahlreichen
in Heſſen noch lebenden Freunden des Herrn A. Büchner mitzutheilen.
B. Vom Bahnhof der Ludwigsbahn aus hielt am Sonntag Abend
Prinz Carneval. empfangen von dem Comits der hieſigen Carne=
valgeſellſchaft
, der Ranzengarde ꝛc. und einer ungeheuren Zuſchauer=
menge
unter Fackelbeleuchtung und dem Vorantritt der Capelle des
Leibgarde=Regiments Nr. 115, ſeinen feierlichen Einzug in unſere ſonſt
ſo ruhige Stadt, um die erſte carnevaliſtiſche Sitzung, welche in den
Räumen des Saalbaus ſtattfand, perſönlich zu eröffnen. Dieſe, welche
unter Leitung des mehrjährigen verdienſtvollen Präſidenten der Carne=
valgeſellſchaft
abgehalten wurde, bewies aufs Neue, daß Narhalla auch
hier viele Freunde hat, denn zahlreich hatten ſich dieſelben eingefunden.
Die Sitzung verlief in allen Theilen in animirteſter und gelungenſter
Weiſe. Namentlich war das ſchöne Geſchlecht recht zahlreich vertreten.
Der Sitzung reihte ſich ein Tänzchen an, welches erſt in früher Morgen=
ſtunde
dem bewegten munteren Treiben ſeinen Abſchluß gab.
C Wie uns mitgetheilt wird hat es geſtern Nacht in Klein=
Zimmern ſtark gebrannt.
Dem Wiesbadener Badeblatt vom 26. Januar entnehmen wir
nachſtehende Notiz: Herr O. Lamborg, der Wiener Clavier= Geſangs=
und Declamationshumoriſt, welcher zu dem heutigen muſikaliſch= humo=
riſtiſchen
Unterhaltungsabend im Curhauſe gewonnen iſt, hat ſchon
zum Oefteren im hieſigen Curhauſe durch ſeine köſtlichen humoriſtiſchen
Vorträge den Beweis geliefert, daß er auf ſeinem Gebiete der erſte der
Gege.wart iſt und auch wohl der einzige; denn wir wüßten keinen
Rivalen namhaft zu machen, ſeitdem der berühmte Humoriſt desſelben
Genres, Reichmann, nicht mehr zu den Lebenden zählt. Lamborg be=
wegt
ſich mit ſeinen humoriſtiſchen Productionen auf den genannten
drer Gebieten, was ihn in den Stand ſetzt, ſein Publikum einen ganzen
Abend durch die verſchiedenartigſten Vorträge in Heiterkeit zu er=
halten
.
Schiffsnachrichten, mitgetheilt von A. Rady. Rheinſtraße 47.
Der Antwerpener PoſtdampferBelgenland; Capitän Stokes, von der
Red Star Line, am 12. Januar von Antwerpen abgegangen, kam am
24. Januar wohlbehalten in New=York an.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 25. Januar.
B. Sardous Luſtſpiel Flatterſucht: trägt alle Merkmale
der franzöſiſchen Mache; an ſich. Der Franzoſe beläſtigt weder ſich
noch ſein Publikum gerne mit Fragen, welche in die geheimnißvollſten
Tiefen des Menſchenlebens untertauchen. Die im Luſtſpiel und Drama
aufgeſtellten Probleme werden rein äußerlich gelöſt. Es handelt ſich
in der Regel nicht darum, einen Fall zu ergründen, ſondern darum,
ihn zuzuſpitzen. Die Momente, in denen Reiz, Spannung und Neu=
gier
aufs höchſte geſteigert werden, gelten in dem modernen franzöſiſchen
Drama für die Hohepunkte; ſie - nicht die inneren Vorgänge im Ge=
2 Ein im Jahr 1866 bei Aſchafſenburg verwundeter Militär wurde
von Mitgliedern des Turner=Sanitätscorps in das damals in der Ver=
einsturnhalle
errichtete Lazareth verbracht, hier verpflegt und vollſtändig
geheilt entlaſſen. Aus Dankbarkeit ſetzte er die Turngemeinde als Mit=
erbin
ſeines Vermögens ein, welches in Folge des im October 1883 er=
folgten
Ablebens des Erblaſſers demnächſt fallig wird.

müth - beſtimmen den ganzen Aufbau. In oben genanntem Luſtſpiek
lernen wir einen jungen Ehemann kennen, dem ſeine hübſche, behagliche
Häuslichkeit anfängt langweilig zu werden, der ſich nach Veränderung
ſehnt, welcher ſomit alle Symptome der Flatterſucht offenbart.
Sonderbarer Weiſe bezeichnet der flatterſüchtige Ehemann ſein Verlangen
nach Abwechslung ſtets mit den euphemiſtiſchen Worten Poeſie;, poe=
tiſch
. Vorläufig iſt der Gute ſeiner Frau allerdings erſt in der
Theorie untreu - beiläufig bemerkt ebenſo wie Cyprienne ihrem
Mann - und der Verſuch dieſe in die Praris zu überſetzen bekommt
ihm herzlich ſchlecht. Seine und ſeiner Frau Tante, eine Wittwe in den
beſten Jahren, unternimmt es, dem poetiſchen' Gatten eine tüchtige
Lection in der ehelichen Treue zu ertheilen: durch ein geſchicktes Verſteck=
ſpielen
weiß ſie ihm das mit einer Italienerin angeſtrebte Rendezvous
auf3 Gründlichſte zu verleiden; Herr von Champignac muß bei ſeinem
galanten Abenteuer, alle möglichen Unbequemlichkeiten, vor Allem:
Hunger und Froſt erleiden. Die Geſuchte bekommt er ſchließlich gar
nicht zu ſehen, wird hingegen beinahe in ein Duell verwickelt. In mitten
dieſer Verlegenheiten erinnert er ſich rechtzeitig, was für ein hübſches,
liebes Weibchen er habe, daß es Verrücktheit ſer, einer Unbekannten nach=
zulaufen
, die vielleicht gar häßlich ſein könne, und ſo kommt er dann zu
dem Ausruf; zu Haus, wo man ſein gutes Eſſen hat und die Zimmer
geheizt ſind, iſt's doch am beſten. Die Umkehr erfolgt alſo - wie man
ſieht - aus ſehr äußerlichen Gründen. Denn mehr als ſittliche Motive
wirken Hunger und Kälte auf einen niedriegen Charakter ein, und wir
glauben es gern, daß Champignac mit der Reue gemeiner Naturen, d. h.
mit einem tüchtigen Katzenjammer belaſtet, nach Hauſe zurückkehrt. Dort
verſucht er es eine Weile den Eiferſüchtigen zu ſpielen, wird aber durch
die Entdeckung, daß der geheimnißvolle Gaſt in ſeinem Hauſe er ſelbſt
geweſen ſei, tüchtig beſchämt, Conſtance verzeiht ihrem Mann und
der Vorhang fällt. Ein Anfall der Flatterſucht wäre mit Anwendung
einer gehörigen Douche glücklich beſeitigt, aber ob der poetiſche' Cham=
pignar
dergleichen fieberiſche Zuſtände nicht noch öfters haben wird,
darüber vermag uns Niemand Aufſchluß zu geben. Die Italienerin iſt
noch immer da, und dann - es gibt ſo viele Italienerinnen!
Das Stück wurde von allen Betheiligten, den Damen Kläger,
Ethel, und den Herren Steude, Hacker und Wagner mit einer
höchſt lobenswerthen Accurateſſe geſpielt; der Erfolg des Luſtſpiels iſt
zum größten Theil auf Rechnung der trefflichen Wiedergabe zu ſetzen;
das flotte und delicate Zuſammenſpiel führte uns an allen Klippen
glücklich vorüber.
Daß nach einer ſo gewürzten Koſt ein einfaches, theilweiſe auch
einfältiges Liederſpiel, wie; Die Kunſt, geliebt zu werdenu nicht
mehr recht ziehen kann, iſt nur zu natürlich. Redlich bemühte ſich indeß
Herr Franke durch ſeine draſtiſche Ausführung des Barbier Elſterwitz
das Intereſſe wach zu erhalten.
Sonntag, 27. Januar.
Gounod's Margarethe
hatte wie gewöhnlich ein zahlreiches
Publicum verſammelt, und erfuhr eine in vielen Stücken lobenswerthe,
harmoniſche Aufführung, welche ſeitens der Zuhörer mit vielen Bei=
fallszeichen
gewürdigt wurde.
Die Margarethel von Frl. Wooge verdient Anerkennung, inſo=
fern
die Dame in Spiel und Erſcheinung den echten Grethchen=Typus
darzuſtellen vermochte. Es war wirklich Wolfgang Goethes Marga=
rethe
, welche wir zu ſehen vermeinten; aber ſo ſympathiſch uns dies
auch berührte, konnte es uns nicht hinwegtäuſchen über den Umſtand,
daß die Darſtellerin geſanglich nicht völlig genügte; das zeigte ſich
beſonders in Stellen, welchen e n bewegteres, leidenſchaftlicheres Tempo
eigen iſt, hingegen gelingen Frl Wooge wieder Phraſen wie: Ich liebe
Dich, ſo treu, ſo wahr, ſo innerlich ꝛc., ſehr gut. Die Zuhörer bewieſen
ſich für das Gebotene dankbar und der reiche Beifall, welcher Frl.
Wooge zu Theil wurde, kann ſie nur ermuthigt haben. Daß ſich die
Dame zwar zufriedenſtellend, aber nicht erſchöpfend mit ihrer Partie
abgefunden hat, ſagt ſie ſich wohl ſelbſt. Die ſchwierige Partie des
Mephiſto - Gounod und Goethe decken ſich in dieſer Figur nicht im
Mindeſten - fand an Herrn Hofmann einen vollwerthigen Inter=
preten
; das dämoniſch=diaboliſche Element gelangt in ſeiner Auffaſſung
zu immer größerem Durchbruch; wir glauben conſtatiren zu dürfen,
daß Auffaſſung und. Durchführung ſeiner Partien an Vertiefung ſicht=
bar
zugenommen haben.
Herrn Bär's Fauſt=Darſtellung iſt eine genugſam bekannte und
oftmals gewürdigte Leiſtung, und es bleibt wirklich nur die Erwähnung
übrig, daß der Cänger auch heute in der Durchführung ſeines Part
nicht hinter dem früher Gebotenen zurückblieb.
Frl. Simony ſingt die Partie des Siebel zwar mit ausreichender
Stimme, weiß aber ſonſt nicht viel daraus zu machen. Als Valentin
bewährte ſich Herr Bögel wie immer. Die Volksſcene ſowie das
Bacchanale erzielten auch diesmal einen wirkungsvollen Geſammt=
eindruck
.
Tages=Kalender.
Mittwoch 30. Januar: Muſikaliſch=humoriſtiſche Soirke von Otto Lam=
borg
(Traube).
Samstag, 2. Februar: Ball des Darmſtädter Oeconomen=Vereins
Schützenhof). - Ball der Freiw. Feuerwehr (Saalbau).

Hierzu eine Beilage von L. H. Pietſch L. Co. in Breslau.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.