Darmstädter Tagblatt 1884


22. Januar 1884

[  ][ ]

Abonnementspreis
Hierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck. Voſtaufſchlag.

(Grag= und Anzeigebkaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluftrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werdenangenommen; in Darmſtiadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſüämmtlicher Behörden.

s 15.

Dienstag den 22. Januar.

1884.

neberſicht
der Durchſchnittapreiſe von folgenden Früchten
vom 1. bis 15. Januar 1884.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 20. -. Korn per Sack
100 Kilo M. 15.50. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 15.- - Hafer per Sack 100 Kilo M. 14.-.
Darmſtadt, den 19. Januar 1884.
Großherzogliches Polizeiamt.

neberſicht
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 1. bis 15. Januar 1884.
Butter per ¹⁄ Kilo M. -.95, desgl. in Partien 100 Kilo
M. - 75. Eier per Stück 7½ Pfg., desgl. per 25 Stück
M. 1.88. Kartoffeln per 100 Kilo M. 5.50, desgl. per
25 Kilo M. 1. 75. Kornſtroh per 50 Kilo M. 3. 50.-
Heu per 50 Kilo M. 4.
(697
Darmſtadt, den 19. Januar 1884.
Großherzogliches Polizeiamt.

Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Hermögen des Kaufmanns Bernhard Lan=
au
zu Darmſtadt iſt zur Abnahme der
Schlußrechnung der Verwalters, zur Er=
ebung
von Einwendungen gegen das
Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung
zu berückſichtigenden Forderungen und zur
Beſchlußfaſſung der Gläubiger über die
mcht verwerthbaren Vermögensſtücke der
Schlußtermin auf
Donnerstag den 14. Februar 1884,
Vormittags 1 Uhr,
wr dem Großherzoglichen Amtsgerichte I.
ſierſelbſt, Hügelſtraße Nr. 3133, beſtimmt.
Darmſtadt, den 17. Januar 1884.
Kümmel,
Gerichtsſchreiber des Großherzoglichen
Amtsgerichts Darmſtadt I. (698

Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Hermögen des Bankiers David Nathan
zu Darmſtadt iſt zur Abnahme der Schluß=
ſrechnung
des Verwalters, zur Erhebung
von Einwendungen gegen das Schlußver=
grichniß
der bei der Vertheilung zu berück=
ſichtigenden
Forderungen und zur Beſchluß=
frſſung
der Gläubiger über die nicht ver=
ſverthbaren
Vermögensſtücke der Schluß=
termin
auf
Donnerstag den 14. Februar 1884,
Nachmittags 5 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgerichte I.

hierſelbſt, Hügelſtraße Nr. 31133, beſtimmt.
Darmſtadt, den 18. Januar 1884.
Kümmel,
Gerichtsſchreiber des Großherzoglichen
Amtsgericht Darmſtadt I. 699

(n dem Konkursverfahren über das
1) Vermögen des Metzgers Aron,
Simon in Darmſtadt iſt zur Abnahme
der Schlußrechnung des Verwalters, zur
Erhebung von Einwendungen gegen das
Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung
zu berückſichtigenden Forderungen und zur
Beſchlußfaſſung der Gläubiger über die
nicht verwerthbaren Vermögensſtücke der
Schlußtermin auf
Montag den 18. Februar 1884,
Nachmittags 3 Uhr,
hierher (Zimmer Nr. 16) anberaumt.
Großherzogliches Amtsgericht
(700
Darmſtadt I.

Bekanntmachung.
Die der Stadt Darmſtadt gehörige
Hofraithe, Ecke der Roßdörfer= und Wie=
nersſtraße
, ſoll in Folge demnächſtiger Ver=
legung
der dermalen darin untergebrachten
Octroierhebeſtelle
Donnerstag den 24. d. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,
auf Großh. Ortsgericht dahier, Kirchſtraße
Nr. 22, öffentlich meiſtbietend verſteigert,
werden.
Kaufliebhaber werden zu dieſer Ver=
ſteigerung
mit dem Bemerken eingeladen,

daß die Verkaufsbedingungen vor der Ver=
ſteigerung
bekannt gegeben werden und
ſaußerdem bis zum Verſteigerungstermin bei
uns zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, den 17. Januar 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[582
Ohly.

Bekanntmachung.
Die Anfuhr des Holzes aus den
ſtädtiſchen Waldungen in das Magazin,
für die Stiftungen, das Armenhaus und
das Hoſpital ſoll im Wege der Submiſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Mittwoch den 23. d. Mts., Vor=
mittags
10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle verſchloſſen und
gehörig überſchrieben einzureichen. Die Be=
dingungen
liegen auf unſerem Büreau zur
ſEinſicht offen.
Darmſtadt, den 16. Januar 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
6583
Ohly.

Holzverſteigerung.
Donnerstag den 24. d. Mts., des
Morgens von 9½ Uhr
an ſollen im Rathhauſe zu Beſſungen
ſ aus den Diſtricten Eichbaumeck, Texas,
Saufang und Grabenſtück der Waldungen
des Landeshoſpitals Hofheim verſteigert
werden:
181 Rm. Kiefern=Scheiter,
Knüppel,
137
41

[ ][  ][ ]

144

Bekanntmachung.
Die Lieferung des für die hieſigen Gar=
niſons
=Anſtalten in dem Etatsjahr 188485
erforderlichen Petroleums, crca 20,400 K9.
und des erforderlichen kiehnenen Holzes,
circa 220 Cbm., ſoll an den Mindeſtfor=
dernden
vergeben werden.
Hierzu iſt Termin auf
Montag den 4. L. Mts., Vormittags
11 Uhr,
in dem Geſchäftszimmer der unterzeich=
neten
Garniſon=Verwaltung, Riedeſel=
ſtraße
60, anberaumt, zu welchem Lie=
ſerungsluſtige
zur Abgabe, bezügliche.
Offerten eingeladen werden.
Die Bedingungen liegen ebendaſelbſt
während der üblichen Geſchäftsſtunden zur
ſEinſicht aus.
Darmſtadt, den 19. Januar 1884.
Großherzogliche Garniſon=
70)
Verwaltung.
Dur Schlußvertheilung im Konkurſe über
2) das Vermögen des Metzgers Aron
Simon zu Darmſtadt ſind verfügbar
Mk. 350 und an Forderungen zu berück=
ſichtigen
:
Bevorrechtigte M. 108.93,
Unbevorrechtigte 8642.34.
Der Konkursverwalter:
Adolph Rady. (702
Großherzogliches Landes=
Hoſpital.
Die Lieferung nachverzeichneter Gegen=
ſtände
für das Rechnungsjahr 1884 85
ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben
werden und zwar:
a) Als Bedarf bis Ende September
1884:
1) circa 16000 Kilo Kornmehl,
2) 8000 Kernmehl
3) 8000 Schwingmehl,
4) 7000 Kornſtroh,
1800
Hafer,
b) Als Bedarf bis Ende März 1884:
l. Verzehrungsgegenſtände:
6) circa 1800 Kilo friſche Butter,
7) 1600 Liter Mohnöl,
1500 Kilo dürre weiße Boh=
8)
nen,
9) 1500 geſpaltene Erbſen
10) 1500 Linſen,
50 dörre Zwetſchen,
11)
50
Aepfelſchnitzen,
12

13) 85000 Stück Eier,
14) 2500 Liter Eſſig,
15) 400 Kilo geſchälte Gerſte,
16) 500 grüne Kern,
17) 2500 geröſteter indiſcher
Kaffee,
150
Kaffeeſurrogat,
18)
700 Liter Hefe,
19)
20) 45000 Stück Handkäſe,
21) 1600 Kilo Käsmatte,
22) 400 Kilo Fadennudeln,
23) 100 Gemüſenudeln,
24) 400 Reis,
25) 300 Sago,

M. 15
26) drca 500 Kilo Spelzgries,
27) 300 Meliszucker in
Broden,
300 Desgl. in Würfeln,
28)
29) Der Bedarf an Häringen, Gewürzen,
Salzen, Chocolade, Schweizer=,Rahm=
und Limburger=Käſe, Senf, Rahm
und Thee.
II. Verbrauchsgegenſtände.
30) Der Bedarf an Schreibmaterialien
und Druckſachen.
31) Der Bedarf an Fenſter= und Spie=
gelglas
,
32) eirca 40 Liter Spiritus von 90½
33) 250 Kilo ordinären Rauchtabal
(Gail, Stern, 44
Nr. 2)
34) 50 Canaſter (Gail Nr. 6)
35) 30 Schnupftabakfrape de
Naney Nr. 3),
36) 11000 Stück Cigarren,
37) der Bedarf an Zunder, Tabakspfeifen
und Pfeifentheilen, Doſen, Feuer=
ſtählen
, Feuerſteinen und Spielkarten,
38) die Aulieferung von Geräthen
und zwar: Porzellan=, Steingut=
Glas= und Blechgeräthe, Kohlenlöffel,
Körbe, Löffel, Rechen, Thürvorlagen,
Flaſchenſtopfen, Waſchſeile, Kordel,
Waſchklammern, Druckſchlüſſel, Ga=
beln
, Leuchterſtöcke, Meſſer, Scheeren,
Schiefertafeln, Knochenöl, Kohlen=
kroppen
, Vorhangſchlöſſer, Sägeblät=
ter
und Stühlen.
Der Bedarf an Reinigungsgegen=
ſtänden
und zwar:
39) Bürſten=, Beſen= und Kammwaaren,
Sand, Schuhwichſe, Putzſteine, Aus=
klopfſtöcke
und Fenſterpapier,
erner:
40) circa 250 Kilo Makulatur,
41) 800 Stück Putzlumpen,
Schwämme,
42) 250
43) 24 Kilo Glycerinſeife,
44) 1000 gelbe und weiße Kern=
Seife
45) 1200 Schmierſeife,
46) 1000 Soda,
47) 600 Carbolſäure von
90%=
48) 500 Eiſenvitriol
Die Anlieferung der Beleuchtungs=
Materialten und zwar:
49) circa 100 Meter Lampendochte ver=
ſchiedener
Breite
50 Liter Rüböl,
50)
51) 4500 Kilo Petroleum,
52) 280 Stearin= u. Chaiſen=
lichter
,
50 Schachteln Nachtlichter von
53)

Backofen,
1200
gewöhnliche und
54)
ſchwed. Zünd=
hölzer
,
55) der Bedarf an Farbwaaren,
Gyps, Kreide, Leim, Nägel und
ſonſtigen Materialien für die
Schreinerei.
56) der Bedarf an Särgen.

Probemuſter und Lieferungsbedingungen
liegen auf dem Geſchäftszimmer des Unter=
zeichneten
vom 29. Januar bis 2. Februar.
d. J., Vormittags von 8 bis 12 Uhr offen.
Offerten wolle man mit der Aufſchrift:
Submiſſion zu der am 17. Januar 1884
ausgeſchriebenen Lieferung: bis zum Er=
öffnungstermin

Donnerstag den 7. Februar d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
entweder an Großh. Direction des Landes=
hoſpitals
richten oder in den Submiſſions=
kaſten
einlegen. Die Muſter dagegen ſind
verſiegelt und mit entſprechender Aufſchrift
verſehen auf dem Bureau der Kaſſe zu
hinterlegen.
Hofheim, am 17. Januar 1884.
Großherzogliche Direction des Landes=
Hoſpitals:
J. A.:
Stroh, Hausverwalter.
[703

Die Geflügel,Wildpret-
und
Delioatessenhandlung
von
Homrich Röhr'ch
empfiehlt in nur foinen Qualitäten
Dessert-Früchte:
Tafelmandeln, Rosinen, Datteln, Feigen,
Orangen eto.
Getrocknste Früchte.
Aepfel, Birnen, Bordeauz-Pflaumen,
Mirabellen sto.
Frische damüse,
Schwarzwurzeln, Toltower Rübchen
Kopfsalat eto.
Deutsche, englische und französ.
Conserven;
Alle Arten Compotes, Confitures, Mar-
meladen
und Fruchtsäfte, Gemüse
Fische, Sancen, Piekles, Senfe ete.
Feine Flelsohwaaren:
Gothaer Cervelatwurst, Bayonner Schin-
ken
, Strassburg. Gansleberwurgt und
Pasteten von 2 bis 20 Mk.
Feine vessertKäse.
Dessert. und Frühstücks-Weino.
Liqueure und Spirituosen.
Engl. Bisquit, Thee, Chocoladen
und Caca0.
Specialität:
Widpret und ſeſſüsol.
als: Rehe, Hasen, Indian, Capaunen,
Poulardon, Enten, Hahnon, Tauben,
Suppenhühner ete.
[704

32

10.

2½.

10
11

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Martin Lickroth, Groß=Gerau bei Herrn J. G. Wolff Erben; Groß=Umſtadt
bei Herrn P. Har; Michelſtadt bei Herrn Heinrich Seidel.
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Stück Haſen, ſowie eine Sendung fran=
zöſiſche
welſche Hahnen und Hühner,
Kapaunen, Poularden, Hahnen u. Tauben
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Heinnich Grimm,
Schulſtraße 16.
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Flaſche Mk. 1.10,
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Hokayer Ausbruch,
¹⁄ Flaſche M. 2.40, ½ Flaſche Mk. 1.30.
Chriſtian Schwinn,
Wilhelminenſtraße,
Ludwig Heyl Sohn,
Holzſtraße.
(517
la. wesiph. Pumpervickel,
Eieler Sprotten und
Bücklinge
ſempfiehlt
[711
Hoinrich Röhrich,
Mildpret- &a Geſlügelhandlung.
Hodicinal-Bordeaul
für Kranke und Reconvalescenten
empfiehlt in vorzüglicher Güte
preiswürdig
[712
ſrossh. Holapothake.

[ ][  ][ ]

146

Unterjacken, Unterhoſen,
Socken, Strümpfe, Wämſe,
Jagdweſten, Flanellhemden,
Leibbinden, wollene Weſten
für Damen, Umhängtücher,
Kaputzen, Handſchuhe zu ſo=
liden
Preiſen in größter Aus=
(474
wahl bei:
Anlon Sohmidt,
Darmſtadt, Ludwigſtraße 8.

Rheinsalm im Ausſchnitt,
Turbots (Steinbutte),
8oles (Seezungen),
Cabliau,
Schellfsche,
Gewäſſerte Labberdan,
Stockſische.
Philipp Weber.
[713
Carlsſtraße 24.

In welas. ereme und allen
anderen Farben (olle, Baum=
wolle
und Jute) empfehle alle
Arten,
Vorhangshalter Möbolgimpen,
Möbelkordoln, Gallerie-, Vor-
hangs
- und Marquisonfransen.
alle Arten Cuasten,
Schlummorroll-Garnituren
Schollonzüge, Schlafrocksgürtol
6to. 8t0.
Nichtvorräthiges wird ſofort
billig angefertigt.
Reppiehfranzen
von 15 Pf. an.
Roulennz-Mordeln
100 Meter von M. 2. 70 an.
Anlon Sohmidt,
Darmſtadt,
Ludwigſtraße 8. 470

O000000000000

ſFine Pfeilerkommode, nußb. matt, ein
L, Goldſpiegel, neu, preisw. abzugeben
Carlsſtraße 4, Seitenbau.
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11413) Lautenſchlägerſtraße ¼ eine

eleg. Wohnung, 3-4 Zimm. m. Glas=
ſabſchluß
, Küche m. Waſſer, ſofort zu bez.
Eine desgl. von 2-3 Zimm., möbtirt.
12469) Eliſabethenſtr. 1 (dritter Stock,
6 bis 7 Piecen, event alsbald beziehbar.
225) Soderſtraße 68 im Neubau der
2. Stock ſofort beziehbar.
226) Schwanenſtraße 29 fneuer Theil)
iſt der 3. Stock per ſofort oder ſpäter zu
vermiethen; 4 freundliche Zimmer, 1 Ca=
binet
mit allem Zubehör, Waſſerleitung,
freie, geſunde Lage mit hübſchem Ausblick,
und allen Bequemlichkeiten.
265) Promenadeſtraße 60 Beletage,
5 Zimmer mit Balkon, großem Manſarde=
zimmer
, ſowie allem Zubehör, zu verm.
375) Carlsſtraße 25 eine ſchöne Woh=
nung
, 4 Zimmer, zu verm. und ſof. zu bez

304) Neckarſtraße 15 im Hochparterr,
eine Wohnung von vier heizbaren Zimmern
mit Zubehör, auch Waſſer und Bleichplatz,
vom 8. April d. J. an zu vermiethen.
715) Niederramſtädterſtraße 39 der
3. Stock, ganz neu hergerichtet, 5 Zimmer,
Waſſerleitung, ſofort zu bez. Hch. Beſt.
716) Niederramſtädterſtr. 37 eine
Wohnung, 3 Zimmer und Cabinet mit
allen Bequemlichkeiten, per 15. April zu
vermiethen.
Carl Hahn.
717) Ernſt=Ludwigſtraße 14 eine
Wohnung im Seitenbau, beſtehend aus
2 Zimmern, Cabinet und Küche ꝛc., als=
bald
zu vermiethen.

Aope
Lädeh Luagazine 60.
Nheinſtraße 12 ein geräumiger Laden
L nebſt Comptoir zu verm. (1433

623) In ſchöner, freier Lage iſt.
eine bequeme Wohnung, Beletage,
mit 5 Zimmern, Küche und Zubehör
per 1. April zu verm., auf Wunſch
mit Gartenantheil. Näheres zu er=
fahren
Heerdwegſtr. 56 (illa) im
oberen Stock.

119.8) Eliſabethenſtr. 49 ein großer
gewölbter Keller zu vermiethen.

271) Wilhelminenſtr. 8 2 Zimmer
nebſt Alkoaen zu vermiethen.

ae.
Wa

Guan
Im Saale des dasthols zur
11a0b0.
Montag den 28. Januar, Abends 7 Uhr:
VGROa!

von

Frl. Eise Harfk, Pianiſtin aus Riga

unter

gütiger Mitwirkung des Großh. Badiſchen Kammerſüngers Herrn
Staudigl aus Karlsruhe, ſowie der Herren Hof=Concertmeiſter
Rohlfeld und Hofmuſiker Reltz.
1) Trio Bemoll - Schumann; 2) Läeder: Fahrt zum Hades
Kriegers Ahnungl, Wanderer= Schubert; - 3) Romanze,
Barearole, Etude - Rubinſtein; 4) Elegie - Ernſt, Rus-
gischer
Tanz - Hoffmann, Abendlied-Schumann; 5) Bal-
lade
- Archibald Donglas=Loewe; 6) Prelude, Valse, Polo-
naise
As-dur - Chopin.
Eintrittskarten zu nummerirten Plätzen 3 Mk., Saalbillets 2 Mk. und
auf die Gallerie 1 Mk., ſind in den Buch= und Muſikalienhandlungen der Herren
Bergſträßer, Bölling und Thies, ſowie Abends an der Kaſſe zu haben. (718

Voroin für Vorbreitung von Volksbildung.

Mittwoch, 23. Jannar, Abends 8 Uhr,
im oberen Turngemeinde-saal (Woogeplatz:
VORTRAO
des Herrn Director Fiedler aus Kufkach, ühor den Stand dor Rühoneücker-
Production und Consumtion.
Eintritt frei.
(719

=

Fin junger männlicher Rattenpinſcher
geſucht. Promenade 74.
574

Gefunden 1 Trauring.
gez. 8. Soh. Im Verwahr Promenaden=
(567
traße 52, zweiter Stock.

720) Ein gewandter
Haus= und Laufburſche
wird geſucht. Wilhelminenſtraße 21.

24

C.

1½
61.
83
10
¼.
½
34½

[ ][  ][ ]

Für Darzstadt
ſucht unter den entgegenkommendſten Bedingungen eine alte, gut eingeführte
lehons-Vorsichorungs-hovollsehall.
Mit Referenzen verſehene ſchriftliche Anerbieten thätiger Bewerber,
welche ausgebreitete beſſere Beziehungen beſitzen, werden unter L. V. 84
(568
an die Expedition d. Bl. erbeten.

12
F.
14
Lorulgemerhuetuin Durmſtadt.
Freitag den 25. Januar l. 33., Abends 8 Uhr: 9. Verſammlung
der Mitglieder im Saale des Gaſthauſes zum Prinz Carl. Tagesordnung:
1) Vortrag des Herrn Obermedicinal=Aſſeſſors Dr. Voth, über Petroleum
und ſeine Prüfung nach den reichsgeſetzlichen Beſtimmungen, unter Vor=
heigung
und Erklärung des Abel'ſchen Petroleumprüfers. 2) Verſchiedenes.
Eröffnung des Saals um 7½ Uhr, in welchem die neueren techniſchen Zeit=
ſchriften
aufliegen und der Fragekaſten aufgeſtellt iſt.
Darmſtadt, den 21. Januar 1884
Der Vorſtand des Localgewerbvereins Darmſtadt.
[721
Buſch.

47O
L
4N

Am 15. Februar wird ein fünfmonatlicher Curſus im Malen auf Por=
ellan
, Majolika, Glas, Holz und Seide eröffnet. Der Unterricht findet an
zwei Vormittagen in je 3 Stunden ſtatt. Schulgeld für den ganzen Curſus 30 M.,
m zwei Raten zahlbar.
Anmeldungen ſind Dienstags von 10-12 und Samstag von 3-5 im Schul=
hauſe
, Friedrichſtraße 4, zu machen.
66)
Die Zahl der Schülerinnen iſt auf 12 beſchränkt.
Der Vorstand.

1ch erkläre hiermit mein Bedauern darüber, daß in hieſiger Stadt Gerüchte
gegangen ſind, wonach Herr Metzgermeiſter L. Wörner in ſeinem Geſchäfte
Pferdefleiſch verwende, beziehungsweiſe verwendet habe, daß mit Bezug hierauf
2
ſein Laden polizeilich geſchloſſen worden und deſſen Eröffnung nur gegen
Lo Caution erfolgt ſei und daß ich das dieſerhalb von mir verfaßte Schriftſtück bei hie=
Aigen Metzgern verbreiten ließ. Ich bedaure das umſomehr, als keinerlei Nachweis
uder Anhaltspunkt dafür vorliegt, daß jene Gerüchte auf Wahrheit beruhen und erkläre,
[722
laß ich von der Unwahrheit dieſer Gerüchte überzeugt bin.
50
J. Hervegh, Metzgermeiſter.
-
Lebendfriſche
Für Sirumptuaaren,

9
AA-UuUTRUIO
Gebr. Hösinger
[730
Hoflieferanten.

Laden gesnahl.
Für ein zu errichtendes feines Geſchäft
dwird ein großer Laden nebſt Arbeits=
Wräumen in guter Lage, möglichſt Ernſt=
heſLidwigſtraße
, zu miethen geſucht.
Offerten ſind unter A. 10 poſtlagernd
vn Crankfurt a. M. zu richten.
[731
4n.
Leichtfaßlicher Zitherunterricht
a
wird ertheilt. Näheres Expedition. (29

Tricotagen, Handſchuhe in Wolle und
Baumwolle, Tricot=Taillen u. Knaben=
anzügen
werden als Abnehmer Detailiſten,
welche die Artikel nebenbei führen oder
ſich zulegen wollen, ehrenhafte Hauſirer und
Marktbezieher, untencoulanten Bedingungen
geſucht. - Gefl. Offerten nimmt sub
L. 0. 429 der Iuvalidendank in
Chemnitz i. Sachſen entgegen.
[728

Ein gebrauchter, doch noch guterhaltener
Soeretär
wird zu kaufen geſucht. Gefl. Offerten
werden mit billigſter Preisangabe unter
Chiffre 8. l2 an die Expedition d. Bl.
(654
erbeten.

723) Eine perfecte Herrſchaftsköchin
empfiehlt ſich den geehrten Herrſchaften zur
Aushülfe, auch tagweiſe. Stellenbureau
Gölzenleuchter, Grafenſtraße 13.
724) Ein ſtadtkundiger, junger Mann
ſucht Beſchäftigung als Auslaufer oder
Packer, auch iſt derſelbe mit der Hand=
ſchrift
gut bewandert. Nähere Auskunft
ertheilt Georg Weis, Rheinſtraße 47.

685) Für ein auswärtiges Putz= und
Modewaaren=Geſchäft wird eine ge=
wandte
Verkäuferin, welche auch gleich=
zeitig
Putzarbeiten verſteht, baldigſt zu
engagiren geſucht. Näh. Ausk. erth. d. Exp.
467) In einem Manufacturwaaren=
geſchäft
iſt Lehrſtelle für ein Mädchen
mit guter Schulbildung und aus braver
Familie offen.
Näheres in der Expedition d. Bl.
725) Mädchen von 14-16 Jahren
aus anſtändiger Familie finden Beſchäftig=
ung
. Carlsſtraße 12, Hinterbau.
9erkäuferinnen geſucht.
Mehrere Verkäuferinnen von guter Figur,
welche die Damen=Mäntel=Branche gründ=
lich
kennen, werden geſucht. Anfangsgehalt
M. 1200. Offerten unter A.10 poſt=
lagernd
Frankfurt a. M. zu richten. (726
Aaazrammiaraiarzeen
Arzim.

GUT EETCAEUI8
Gizaaa,
W
eines größeren Detailgeſchäfts der
Colonialwaaren=Branche wird ein
Laden mit großen Magazins=
räumlichkeiten
in der beſten Lage
der Stadt zu miethen geſucht.
Offerten erbittet man unter
Chiffre F2432 an Rudoll
Mosse in Stuttgart.
727
RSLOLen=

Ed

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 22. Januar.
6. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
Zur Feier von Leſſing's Geburtstag.
Miß Sara Sampſon.
zin Trauerſpiel in 5 Akten von G. L. Leſſing.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Donnerstag, 24. Januar.
Abornement suspendu.
Zum Benefiz des Hofchors:
E ur xanthe.
Cglantine. Fräulein Marianne Brandt,
Lyſiart Herr J. Hofmann, vom Stadt=
theater
in Cöln, als Gäſte.
E4. Die geehrten Abonnenten, welche ihre
Plätze zu dieſer Vorſtellung zu behalten wünſchen,
wollen die Billets Mittwoch den 23. Januar
Vormittags von 10-1 Uhr gegen Vorzeigung
der Abonnements=Karte an der Tageskaſſe in
Empfang nehmen.
42

[ ][  ][ ]

148

R. 15

Todes.

Anzcige.

Heute Nachmittag 3 Uhr iſt die ehrwürdige, barmherzig.
Schweſter Maria Aauila HI.
nach längerem, ſchwerem Leiden, öfter geſtärkt und ver=
ſehen
mit den heiligen Sacramenten, in ein beſſeres Jenſeits
abberufen worden, was ich im Namen ihrer Mitſchweſtern
und ihrer Angehörigen ſtatt jeder beſunderen Anzeige allen
unſeren Wohlthätern, Freunden und Bekannten mit der
Bitte um ſtille Theilnahme zur Kenntniß bringe.
Die Beerdigung findet Dienstag Nachmittag um drei
Uhr ſtatt.
Darmſtadt, am 19. Januar 1884.
Schweſter Amalie, Oberin. 1732

Politiſche Ueberficht.
Darmſtadt, 22. Januar.
Deutſches Reich. Am Sonntag wohnte der Kaiſer und die Mit=
glieder
der Kaiſerl. Familie mit Ausnahme der Kaiſerin dem Krönungs=
und Ordensfeſte im Königl. Schloſſe an. Dem Feſte folgte ein Gala=
diner
im weißen Saale, zu welchem über 800 Perſonen Einladungen
erhalten hatten.
Am Samstag hatte der Statthalter v. Manteuffel eine längere
Audienz beim Kronprinzen. Der Statthalter kehrt am Donnerstag
direct nach Straßburg zurück.
Die Nordd. Allg. 3tg. conſtatirt, daß die Angriffe Caſtelar's auf
die Perſon des deutſchen Kaiſers in der geſammten europäiſchen Preſſe,
mit Ausnahme Frankreichs, mit Entrüſtung zurückgewieſen worden ſeien.
Gegenüber der Nachricht der Germania dem Papſte ſei bei dem
Neujahrsempfang des Diplomatencorps durch Graf Paar ein Schreiben
des öſterreichiſchen Kaiſers übergeben worden, in welchem dieſer die
Verſicherung geben ſoll, daß er an keinen Gegenbeſuch im Quirinal
denke, iſt die Nordd. Allgem. 3tg. durch Wiener Mittheilungen aus
wohlunterrichteten Kreiſen in die Lage geſetzt, zu erklären, daß dieſe
Nachricht einfach erfunden iſt,
Am Freitag beſchäftigte ſich das preuß. Abgeordnetenhaus lediglich
mit dem Centrumsantrage auf Wiederherſtellung der aufgehobenen
kirchenpolitiſchen Verfaſſungsparagraphen, zu welchem ein Gegenantrag
der Conſervativen auf Uebergang zur motivirten Tagesordnung vorlag.
Nicht weniger als 15 Redner hatten ſich gegen, 7 Redner für den An=
trag
des Centrums einſchreiben laſſen. Von letzteren ſprachen am Frei=
tag
außer dem Antragſteller Reichensperger (Olpe) dieſ Abgeordneten
v. Schorlemer=Alſt und Windthorſt, gegen den Antrag von den Con=
ſervativen
Herr v. Hammerſtein und Stöcker und von der Fortſchritts=
partei
Eugen Richter, alle drei aber bemühten ſich ſichtlich, dem Cen=
trum
ſo wenig wie möglich Unangenehmes zu ſagen. Am wichtigſten
waren jedenfalls die Erklärungen des Cultusminiſters. Herr v. Goßler
äußerte in ſehr beſtimmter Weiſe, daß die Staatsregierung den Centrums=
antrag
, ſelbſt wenn das Haus wider Erwarten demſelben zuſtimmen
ſollte, nicht ſanctioniren würde, die Wiederherſtellung der kirchenpoli=
tiſchen
Verfaſſungsartikel wäre zur Zeit ein ſchwerer politiſcher Fehler.
Der Miniſter lehnte es ab, ſich über die Begnadigung des Biſchofs von
Münſter zu äußern und ſagte bezüglich der Begnadigungsordre für die
Erzbiſchöfe von Köln und Poſen, daß kein einziger Miniſter dieſelbe
unterzeichnen würde, dieſe Begnadigung liege nicht im Intereſſe des
Staates und des kirchenpolitiſchen Friedens. Anlangend die Verhand=
lungen
mit Rom ſei die Regierung feſt entſchloſſen, ſelbſtſtändig mit
Verbeſſerungen vorzugehen und werde ſich hierbei durch Agitationen
und Anträge nicht drängen laſſen. Auf Seiten des Centrums hatte
man eine ſo entſchiedene Sprache des Miniſters ſicherlich nicht erwartet
und äußerte denn auch der Abgeordnete Windthorſt, Ton und Inhalt
der Erklärung des Miniſters laſſe neue kirchenpolitiſche Kämpfe er=
warten
. Der Antrag Windthorſts auf Commiſſionsberathung wurde gegen
die Stimmen des Centrums, der Polen und der Fortſchrittspartei abgelehnt
und trat das Haus ſofort in die 2. Berathung des Centrumsantrages ein.
Am Sonnabend lehnte das Haus den Antrag Reicheniperger mit allen
Stimmen gegen diejenigen des Centrums und der Polen ab. Hierauf
wandte ſich das Haus der zweiten Berathung des Eiſenbahnetats zu,
aus welcher lediglich die Erklärung des Ciſenbahnminiſters von In=
tereſſe
iſt, daß allen politiſchen Verſammlungen ohne Unterſchied ein=
Fahrpreisermäßigung verſagt würde.
Dem preußiſchen Abgeordnetenhauſe iſt nunmehr die Vorlage betr.
die weitere Herſtellung von Eiſenbahnen untergeordneter Bedeutung für
Rechnung des Staates, ſowie die Beſchaffung von Mitteln für die Ver=

vollſtändigung und beſſere Ausrüſtung des Staatseiſenbahnnetzes zuge=
gegangen
. Es werden im Ganzen 122,116,700 M. gefordert, von wel=
chen
auf die Secundärbahnen incluſive der Beſchaffung der Betriebs=
mittel
für dieſelben 69557000 Mark, auf die Betheiligung bei der
holſteiniſchen Bahn 2.999,700 M. auf die Anlage von zweiten Geleiſen
9660,000 M., auf weitere Bauausführungen (darunter die Erweiterung
und Umgeſtaltung des Bahnhofes Steglitz mit 430,000 M.) 16,110,000 M.,
für Beſchaffung von Betriebsmaterial für bereits beſtehende Bahnen
20,000,000 M., für Deckung von Mehrkoſten bei der Berliner Stadt=
bahn
3700,000 M. und für ſonſtige Mehrkoſten 120000 M. entfallen.
Bei der jüngſt im erſten Münſter'ſchen Wahlkreiſe ſtattgefundenen
Erſatzwahl zum preußiſchen Landtage ſind nach amtlicher Feſtſtellung
165 Stimmen abgegeben worden. Davon erhielt Amtsrichter Weihe in
Tecklenburg (conſ.), 90, der Gegencandidat Max von Heeremann ( Cen=
trum
) 75 Stimmen; erſterer iſt ſomit gewählt.
Von Abgeordneten aller Parteien der Sächſiſchen zweiten Kammer-
mit
Ausnahme der Socialdemocraten - wurde der Antrag eingebracht,
die Regierung zu erſuchen, womöglich noch dem gegenwärtigen Landtage
einen Geſetzentwurf vorzulegen, wonach ſolche Perſonen, welche mit Ab=
ſicht
oder durch ungeordneten Lebenswandel und dergleichen ſich in die
Lage verſetzt haben, öffentliche Abgaben nicht zahlen zu können, einem
Schank= und Tanzſtätten=Verbote unterworfen werden dürfen.
In der bayeriſchen Abgeordnetenkammer erklärte am Samstag der
Finanzminiſter einen Antrag des Abg. Haus auf Aufbeſſerung des Ge=
yaltes
der Landgerichtsräthe und Oberamtsrichter gegenüber, die Auf=
beſſerung
einer einzelnen Beamtencategorie für eine Ungerechtigkeit
anderen gegenüber und empfahl die Regierungsvorlage, welche eine all=
gemeine
Aufbeſſerung bezwecke. Der Antrag Haus wurde darauf in
namentlicher Abſtimmung mit 112 gegen 22 Stimmen abgelehnt.
In der Freitagsſitzung der bayeriſchen Abgeordnetenkammer verlas
der Miniſter des Innern, v. Feilitzſch, eine königliche Botſchaft, durch
welche die Seſſion des Landtages bis zum 29. März verlängert wird.
In der zweiten badiſchen Kammer fand am Freitag eine intereſ=
ſante
zollpolitiſche Debatte ſtatt, in welcher ſich die ultramontanen
Redner unbedingt für die neue Zollpolitik und auch für landwirth=
ſchaftliche
Schutzzölle erklärten. Abg. Lender conſtatirte die volle Ueber=
einſtimmung
der Mehrheit des badiſchen Landtages mit der neuen Zoll=
politik
und ſprach die Hoffnung aus, daß dieſes Factum nicht ohne
Einfluß auf die halbfreihändleriſche Politik der badiſchen Regierung
bleiben werde. In der Sonnabendſitzung erklärte Staatsminiſter Lurban
auf eine Anfrage Pflüger's, daß bisher von keiner deutſchen Regierung
ein Antrag auf Abänderung des Wahlrechtes, beſonders auf Aufhebung
der geheimen Wahl, beim Bundesrath geſtellt worden ſei. In der ſich
hieran knüpfenden Debatte ſprachen ſich die Redner aller Parteien für
Aufrechthaltung der geheimen Wahl aus.
In Mannheim iſt der Vergolder Carl Mildenberger als der Mit=
ſchuld
an dem Oynamitattentat gegen das Polizeipräſidialgebäude in
Frankfurt a. M. verdächtig verhaftet worden.
Das Reichsgericht zu Leipzig hat die Reviſion im Proceß Dickhof
verworfen.
Oeſterreich=Ungarn. Der ruſſiſche Miniſter v. Giers iſt am
Sonntag früh gegen 1 Uhr in Wien eingetroffen.
Einer Meldung der Preſſer zufolge wird die Regierung die Ge=
ſetzvorlagen
, betr. die Verſtaatlichung der Franz=Joſeph=, Rudolph= und
Vorarlberger Bahn gleichzeitig bald nach dem Wiederzuſammentritt des
Reichsrathes einbringen. Hiermit ſei die Verſtaatlichungsaction für
dieſe Seſſion abgeſchloſſen.
Der oberſte Gerichtshof in Peſt verurtheilte Spanga, Pitely und
Berees wegen Ermordung des Grafen Majlath zum Tode.
Frankreich. Der Senat begann am Freitag die Berathung des
außerordentlichen Budgets, welche am Camstag fortgeſetzt wurde. Der
Berichterſtatter Dauphin rechtfertigte die Finanzpolitik der Regierung
gegenüber den Anklagen Chesnelongs, welcher ſich auch gegen Suspen=
dirung
der Amortiſation ausſprach. Dauphin behauptete, das Deficit
werde 70 Millionen Franes nicht überſleigen.
In der Abgeordnetenkammer wurde die Berathung wegen Ueber=
nahme
eines Theils der Koſten der Pariſer Polizeipräfectur auf das
Miniſterium des Innern fortgeſetzt. Die Kammer beſchloß mit 282
gegen 222 Stimmen auf die Berathung der einzelnen Paragraphen ein=
zugthen
und begann damit am Samstag.
England. Der Proceß gegen Wolff und Bondurand wegen de=
verſuchten
Attentats auf das deutſche Geſandtſchaftshotel wurde auf
die nächſte Seſſion vertagt, da die Geſchworenen ſich in der Verhand=
lung
vom vorigen Freitag nach ſechsſtündiger Sitzung über einen Spruch
nicht einigen konnten.
Ein Telegramm der Times= aus Hainan vom 16. ds. Mts. mel=
det
, daß chineſiſche Truppen, von Canton kommend, mit Kriegsmaterial
und Torpedos daſelbſt gelandet ſeien.
Nach einer Depeſche des LondonerBureau Reuter aus Hongkong
meldet die Zeitung China=Mail: In Folge der Vorſtellungen der
britiſchen Behörden wird die Vorbereitung zur Sperrung des Canton=
fluſſes
eingeſtellt werden.
Spanien. In Folge der Abſtimmung in der Adreßdebatte hat
das Miniſterium Herrera ſeine Demiſſion eingereicht und iſt unter dem
Vorſitz von Canovas bereits ein neues conſervatives Cabinet con=
ſtituirt
worden.
Das neue Miniſterium bezeichnet als das Ziel ſeines Strebeus,

[ ][  ][ ]

N6.
zreiheit und Ordnung zu ſichern und die Monarchie zu conſolidiren.
beitens des Miniſteriums ſind 49 Präfecten ernannt worden, welche
gort in die Provinzen abgehen werden.
Canovas verlas in der Sitzung der Cortes vom 19. ds. Mts
as königliche Decret, wodurch die Sitzungen der Cortes ſuspendirt
verden.
Dem Vernehmen werden die Neuwahlen im April ſtattfinden und
vird die neue Kammer im Mai zuſammentreten.
Belgien. Die ſeiner Zeit vielbeſprochene Verſetzung in Inactivität
ſes belgiſchen Generals Brialmont iſt wieder zurückgenommen worden.
aut Verfügung des Kriegsminiſteriums hat General Brialmont ſeine
rühere Stellung in der belgiſchen Armee wieder eingenommen und er=
cheint
ſomit gänzlich rehabilitirt. Wie erinnerlich, unternahm der ge=
annte
General von Karlsbad aus, wo er im vorigen Sommer zur
ſ(ur weilte, eine Reiſe nach Numänien ohne ſpecielle Erlaubniß ſeiner
ſlegierung und legte der rumäniſchen Regierung Befeſtigungspläne vor,
Folge deſſen er zur Dispoſition geſtellt wurde.
Schweden. Der ſchwediſche Reichstag iſt am Donnerſtag vom
ünig Oscar mit einer Thronrede eröffnet worden. Dieſelbe bezieht ſich
m Allgemeinen auf die nothwendigſten Geſetzentwürfe, erwähnt dagegen
es ernſten Conflictes zwiſchen der Regierung und der norwegiſchen
Volksvertretung mit keiner Sylbe. Das frühere Präſidium wurde
viedergewählt. Das Budget pro 1855 weiſt einen Ueberſchuß von
566820 Kronen auf.
Cgypten. General Gordon geht nach Khartum und iſt mit Voll=
nachten
bekleidet, die beſtmöglichen Vorkehrungen zur Regelung der
u ſtände im Sudan reſp. Evacuation desſelben mit Ausnahme der
fläſte zu treffen.
Ein am 18. in Kairo eingetroffenes amtliches Telegramm aus
hartum meldet, das ganze umliegende Land ſei in offenem Aufruhr.
Das Syndicat der Kaufleute von Kairo ſprach ſich in ihren an den
ſchedive und die Conſuln gerichteten Petitionen gegen die Räumung des
Zu dan aus.
Vereinigte Staaten. Das Subcomits der Commiſſion für
Handelsſachen in der Repräſentantenkammer hat beſchloſſen, der Commiſ=
ion
eine Reſolution vorzuſchlagen, nach welcher der Präſident Arthur
rmächtigt werden ſoll, den Import ſolcher Waaren zu verbieten, welche
r nach Anhörung der Sachverſtändigen als der Geſundheit der ameri=
ariſchen
Bevölkerung ſchädlich betrachten würde, ſofern dieſelben aus
Aändern kommen, die aus gleichem Grunde den Import amerikaniſcher
Waaren und Producte verbieten.
Am 18. ſcheiterte der Dampfer City of Columbus auf der Fahrt
von Boſton nach Havannah an der Küſte von Maſſachuſetts, wobei 119
Berſonen verunglückten. Nach der Ausſage der Geretteten ſoll das Un=
lück
dadurch veranlaßt worden ſein, daß der Steuermann das Steuer=
ad
auf etwa 20 Minuten verlaſſen hatte, während welcher Zeit das
Schiff von ſeinem Courſe abgewichen und zwiſchen Felſen gerathen war.
der Steuermann ſuchte ſchließlich das Schiff gegen die Küſte zu treiben,
ſasſelbe ſank indeß innerhalb 10 Minuten.

Aus Etadt und Land.
Darmſtadt, 22. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog begaben Sich Freitag
Nachmittag 5 Uhr mit Ihren Großh. Hoheten den Prinzeſinnen
Bictoria und Eliſabeth nach Mainz, um dem im dortigen Militär=
Laſino veranſtalteten Wohlthätigkeits=Concert beizuwohnen. Vorher be=
uchten
die Herrſchaften die neuerbaute Stadthalle, woſelbſt Höchſtdie=
elben
von einer gegen 2000 Perſonen zählenden Verſammlung des
ſarnevalvereins jubelnd empfangen und begrüßt wurden.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Camstag
den Major Frhrn. v. Brackel vom 4. Großh. Infanterie=Regt. Nr. 118.
den Herrn Jacob Friedrich aus Groß=Rohrheim, den Glöckner Wendel
heppenheimer aus Nieder=Ramſtadt; zum Vortrag den Staatsminiſter
5hrn. v. Starck, den Hoftheater=Director Wünzer.
Die zweite Kammer der Abgeordneten wird nun beſtimmt
m Mittwoch den 30. Januar wieder zuſammentreten. Die Kammer
vird über die neuen Expropriations= und Collateralſteuergeſetze zu be=
athen
haben und werden die neuen Steuergeſetze überhaupt zur Schluß=
er
athung gelangen.
Militardienſtnachrichten. v. Rettberg, Oberſt vom
Großh. Inf.=Regt. Nr. 118, in Genehmigung ſeines Abſchiedsgeſuches.
nit Penſion zur Dispoſition geſtellt und zum Bezirkscommandeur des
. Bats. (Weimar) 5. Thüring. Landw.=Regts. Nr. 94 ernannt; Grone=
nann
, Major vom 3. Hannover'ſchen Inf.=Regt. Nr. 79, unter Be=
örderung
zum Oberſtlieutenant als etatsmäßiger Stabsofficier in das
Großh. Inf.=Regt. Nr. 118 verſetzt; Freiherr v. Brackel, Major
om 4. Großh. Inf.=Regt. Nr. 118, zum Bataillons=Commandeur er=
amt
; Eckert, Vieefeldwebel vom 1. Bat. 1. Großh. Landw.=Regts.
r. 115, zum Secondlieutenant der Reſ. des 1. Großh. Inf.=Regts.
Nr. 115, Weber, Korell, Vicefeldwebel von demſelben Bat., zu
Secondlieutenants der Reſ. des 2. Großh. Inf.=Regts. Nr. 116,
Sommerlad, Heim, Vicefeldwebel von demſ. Bat., als Second=
eutenants
der Reſ. des 4. Großh. Inf.=Regts. Nr. 118, Fuchs, v. Löhr,
dicewachtmeiſter von demſelben Bat., zu Sec.=Lts. der Reſ. des 2.
roßh. Drag.=Regts. Nr. 24; Rücker, Sec.=Lt. la guits des 2.
Froßh. Drag=Regts. Nr. 24, der Abſchied bewilligt; Orth, Sec.=Lt.

5
149
von der Reſ. des 2. Großh. Inf.=Regts. Nr. 116, Simons, Sec.=Lt.
von der Landw.=Reſ. des 1. Bats. 1. Großh. Landw.=Regts. Nr. 115,
Molly, Sec.=Lt. von der Landw.=Inf. des 1. Bats. Großh. Landw.=
Regts. Nr. 116, Chriſtophe, Pr.=Lt. von der Landw.=Inf. des 1.
Bats. 4. Großh. Landw.=Regts. Nr. 118, der Abſchied bewilligt; Mohr,
Sec.=Lt. von der Landw.=Feld=Art. des 1. Bats. 1. Großh. Landw.=Regts.
Nr. 115, der Abſchied bewilligt.
JI Wie wir hören, iſt bei der Stadtverordnetenverſammlung eine
entſprechende Erhöhung der Unfallverſicherung für die Mitglieder
der freiwilligen Turnerfenuerwehr in Antrag gebracht worden.
Herr Profeſſor Dr. Thiel hielt am Freitag Abend im Lokal=
gewerbverein
einen höchſt intereſſanten Vortrag über den Stand der
Rübenzuckerinduſtrie in der Gegenwart im Vergleich zu dem in der
Vergangenheit. Zunächſt verbreitete ſich der Vortragende über das
Vorkommen des Rohrzuckers in der Pflanzenwelt und wies darauf hin,
daß nicht allein das Zuckerrohr, ſondern auch gewiſſe Palmenarten,
welche den Palmzucker, der Ahornbaum der im nördlichen Amerika den
Ahornzucker liefert, ſowie die Zuckerrübe zu den Zuckerpflanzen, d. h. den=
jenigen
gehören, deren bedeutender Zuckergehalt und ſonſtigen Verhält=
niſſe
die vortheilhafte Darſtellung des Zuckers zuläſſig erſcheinen laſſen.
Die fabrikationsmäßige Darſtellung des Zuckers aus der Zuckerrübe
datirt erſt von Anfang dieſes Jahrhunderts, nachdem Markgraf, Mit=
glied
der Berliner Akademie, ſchon im Jahre 1747 den Zucker in der
Rübe entdeckt. Die erſte Rübenzuckerfabrik wurde 1801 von K. Franz
Aſcha, einem Schüler Markgrafs in Kuhnen (Schleſien) angelegt,
worauf bald Frankreich, zumal Napoleon 1. dieſen Induſtriezweig eifrig
förderte, folgte, ohne daß indeß jene Fabriken, obwohl ihnen die da=
malige
Wirthſchaftspolitik, die Continentalſperre, außerordentlich zu
Statten kam, ſonderlich reiüſſirten. Mit dem Sturz Napoleons ſchlug
man andere Bahnen der Wirthſchaftspolitik ein, der engliſche Colonial=
zucker
eroberte wieder den ihm vorher verſchloſſenen europäiſchen Markt
und die Rübenzuckerinduſtrie ging ſowohl in Deutſchland wie in Frank=
reich
ihrem Verfall entgegen. Erſt Ende der 20er Jahre lenkte die
Nothlage der deutſchen Landwirthſchaft wieder die Aufmerkſamkeit auf
den Zuckerrübenbau und die Zuckerfabrikation, die namentlich in Schle=
ſien
wieder eine Stätte fand. Nach dieſer hiſtoriſchen Abſchweifung con=
ſtatirte
Redner die Thatſache, daß die Zuckerrüben in Folge aufmerk=
ſamer
Cultur jetzt einen bedeutend höheren Zuckergehalt wie ehedem
aufzuweiſen haben, daß derſelbe zwiſchen 12-18 pCt. ſchwankt, der
Zucker aber die Eigenſchaft beſitzt ſich aus geſättigten Löſungen heraus zu
kryſtalliſiren, aber auch der Reſt der Zuckerrübe in Folge des Gehalts
anderer Beſtandtheile, der ſogenannten Melaſſebilder, die Neigung zur
Melaſſe=oder Syrupbildung beſitzt, wodurch der Fabrikation große Schwie=
rigkeiten
bereitet werden, weshalb das Beſtreben der Rübencultur dar=
auf
gerichtet ſein muß, Rüben zu erzielen, welche wenig Nichtzucker oder
Melaſſebilder, aber möglichſt viel Zucker enthalten, in welcher Beziehung
ſchon erſtaunliche Reſultate zu verzeichnen ſind. An Hand entſprechen=
der
Zeichnungen führte ſodann Herr Profeſſor Thiel ſeine Hörer in die
eigentliche Fabrikation ein, welche mit der Reinigung und dem Zer=
kleinern
der Rüben beginnt, worauf die Saftgewinnung, nunmehr
faſt überall durch das geniale Diffuſionsverfahren, welche das früher
übliche Preßverfahren verdrängt, erfolgt und zwar dergeſtalt, daß aus
dem Centner Rüben 90 Liter ſehr mit Waſſer verdünnten Safts, der
ſogenannte Dünnſaft gewonnen, die verbleibenden ausgelaugten
Rübenſchnitzel aber als Viehfutter verwendet werden. Der Saſtgewinnung
folgt die Scheidung, wobei die Eiweiskörper durch Erhitzen entfernt
und der ſogenannten Invertirung des Zuckers durch Behandlung mit Kalk
vorgebeugt wird. Nach dieſer Operation wird zur Entfärbung des
Caftes geſchritten, welche entweder durch Filteration mittels Knochen=
kohle
, oder ſeit neueren Zeit durch Kiesſilter zu erfolgen hat, worauf
der Saft in Vacuumsapparaten, Anwendung der Verdampfung in
Luftverdünntem Raum, eingedampft, in Dickſaft verwandelt, noch=
mals
durch Kuochenkohle filterirt, wieder verdampft, alsdann die Melaſſe
durch Anwendung der Centrifuge getrennt und die verbleibende Füll=
maſſe
entweder zu Rohzucker, Kriſtall= oder Hutzucker verarbeitet wird.
Da die abgeſchiedene Melaſſe noch 50 pCt. Zucker enthält, ſo wurde die=
ſelbe
früher hauptſächlich zur Spiritusfabrikation verwendet, während
man jetzt verſchiedene Methoden, insbeſondere das neue Strontianver=
fahren
beſitzt, um den größten Theil des Zuckergehalts der Melaſſe
wieder zu gewinnen. Nachdem Redner ſo ein klares Bild der für
unſere Verhältniſſe hochwichtigen Zuckerinduſtrie gegeben Deutſchland
exportirt über 4 Millionen Centner Rüben=Zucker - ſchloß er mit Hin=
weis
darauf, daß der früher dem Zucker gewordene Schutzzoll ſich be=
währt
und eine blühende, dem Land zum Segen gereichende Induſtrie ge=
ſchaffen
, die unter dem Freihandel mmmermehr hätte entſtehen
können. Die Verſammlung zollte dem Vortragenden lebhaften wohl=
verdienten
Beifall und votirte ihm ihren wärmſten Dank.
Nächſten Mittwoch wird Herr Augenarzt Dr. Röder Ueber
das Auge und ſeine Hygieine; im Alice=Hoſpital einen
Vortrag mit Demonſtrationen halten.
Auf Veranlaſſung des Volksbildungsvereins wird nächſten
Mittwoch den 23. l. M. 8 Abends Uhr, im oberen Saaal des Turn=
gemeindehauſes
(Woogsplatz) Herr Fiedler, Director der kaiſerl.
landw. Lehranſtalt zu Sufach im Elſaß (ein geborener Heſſe) einen
Vortrag über Production und Conſumtion des Zuckers halten, und
dabei auch insbeſondere die brennende Frage des Anbaues von Zucker=
rüben
und der Errichtung von Zuckerfabriken beſprechen. Wir machen

[ ][  ]

N
150
die Intereſſenten hierauf mit dem Bemerken aufmerkſam, daß der Ein=
tritt
für Jedermann frei iſt.
Bei der geſtern Morgen in der Turnhalle am Woogsplatz ſtatt=
gehabten
Verſteigerung von etwa 400 Raummetern Buchen=Scheitholz
aus dem ſtädtiſchen Oberwald (Diſtrict Eichelacker) wurden bei ſtarker,
beſonders auswärtiger Concurrenz, gute Preiſe erzielt, Lurchſchnittlich
8 Mark für den Raummeter, während der Tarifpreis nur 7 Mark
beträgt.
S In der Nacht vom 19. auf den 20. ds. Mts. wurde ein in der
Feldbergſtraße geſtandener verſchloſſener Handwagen erbrochen und aus
demſelben 2 Blöcke Blei im Werth von 30 M. geſtohlen.
- Bei Glegenheit einer in der Vereinigten Geſellſchaft veranſtalteten
Preis=Boule wurde der Kleinkinderſchule der Betrag von M. 15
aus der Verſteigerung eines Obſtkörbchens überwieſen.
ſEingeſandt.) Am 4 Januar, Abends 6 Uhr 30, bevor der
Odenwaldzug abging, ſtürzte ein Reiſender am nördlichen Giebel des
alten Ludwigsbahnhof=Gebäudes zu Darmſtadt in der Dunkelheit der
Nacht in eine offene Grube und ſchädigte ſich der Art am Knie, daß er
14 Tage lang feſt gelegen hat, vielleicht für lange Zeit dran glauben
muß. Eine offene Grube, hart am Weg, nur aus großer Entfernung
ſo dürftig beleuchtet, daß man die Gefahr nicht ſieht - da ſollte doch
in ſo dunkler Nacht die einfachſte Schutzwehr nicht fehlen.
B Beſſungen, 21. Januar. Wie wir vernehmen, iſt Herr
J. L. Nohl, Großh. Geonieter 2. Klaſſe, nachdem derſelbe ſeine Prü=
fung
als Gemeinde= und Sparkaſſerechner vor Großh. Kreisamt ab=
ſolvirt
, beſtätigt worden.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 18. Januar.
B. Das Urbild des Tartüffen Daß die beiden Stücke,
welche ſich die Vorführung des Tartüffe=Charakters zur Aufgabe geſtellt.
kurz nacheinander gegeben wurden, trug zum beſſeren Verſtändniß be=
deutend
bei und ermöglicht auch eine Vergleichung zwiſchen dem
Urbild= und dem Abbild= Gutzkow will uns in ſeinem Luſt=
ſpiel
, das die Bühnentechnik des Autors, ſowie ſeinen Sinn
für theatraliſche Wirkung in jeder Hinſicht bekundet, die hiſtoriſche
Perſönlichkeit vorführen zwelche Frankreichs erſtem Komödiendichter,
Moliere, das Modell für ſeinen Scheinheiligen lieferte. Das
Luſtſpiel iſt im Stil einer Charakterkomödie angelegt, verflacht ſich in
den beiden letzten Akten jedoch zum bloßen Intriguenſtück. Die beiden
Hauptgeſtalten: Präſident Lamoignon (Tartüffe) und der Dichter
Moliere wurden in vorzüglicher Weiſe repräſentirt durch die Herren
Werner und Edward. Für den heuchleriſchen, lüſternen Präſidenten,
der im Geheimen vor keiner Intrigue und Gewaltthat zurückſchreckt,
fand Herr Werner in Rede und Spiel einen geradezu muſterhaften
Ausdruck, er hatte ſeine Rolle bis in's Detail auf das Feinſte ausge=
arbeitet
. In Moliere, einer ziemlich complicirten Bühnenfigur, zeichnete
Herr Edward ſowohl den Dichter, welchen die Gunſt des Schickſals
bald hoch emporhebt, bald die Ungunſt der Verhältniſſe, den Reid der
Mächtigen um die Früchte ſeines redlichen Strebens zu bringen droht,
wie auch den tiefen Menſchenkenner, welcher ſich der in der Luft ſchweben=
den
Stoffe, die ſeine Zeit charakteriſirenden Typen in genialer Weiſe zu
bemächtigen wußte.
Mit der Erſcheinung des vierzehnten Ludwig tritt gleichfalls ein
Abſchnitt der franzöſiſchen Culturgeſchichte in das Stück. Dem liebens=
würdigen
, äſthetiſirenden, dabei nicht allzu tugendhaften König wurde
Herr Hacker gerecht in Sprache und Haltung; ſein jugendlicher Lud=
wig
legte eine gewinnende Grazie an den Tag. Die unſchuldigere Sorte
der Tartüffes, das vierblättrige Kleeblatt: Lionne, Lefevre. Dubois,
Chapelle war geeignet vertreten durch die Herren Dalmonico, Steude,
Knispel, A. Eilers. Von dieſen Vier zeigt die meiſte Phyſiognomie
der Akademiker Chapelle, welcher den Werth der Dichtungen nach den
Versfüßen bemißt, er vertritt mit ſeiner Perſon eine Klaſſe von
Aeſthetikern, welche auch heute noch nicht ausgeſtorben iſt. In den
Rollen der Schauſpielerinnen Armande und Madeleine bewegten ſich die
Damen Braunfels und Kläger mit Geſchick und Anmuth. Der
biedere Claqueur Matthieu, der für Moliere's Ruhm mit ſeinen
Händen arbeitet wurde, von Herrn Butterweck mit friſchem Humor
dargeſtellt. Die Vorſtellung verſetzte das Publikum in die beſte Laune.
Sonntag, 20. Januar.
Rattenfänger von Hameln
E Daß das Streben nach Melodie, nach gefälligen, dem Ohr ſich
leicht einprägenden liedformartigen Weiſen, oft von Uebel ſein kann,
davon iſt Neßler'3 Opus ein augenfälliger Veweis. Melodiös iſt die
Muſik des Rattenfängerl von Anfang bis zu Ende, ja wir mochten
ſagen, es ſind viel zu viel Melodien in der Oper, als daß ſie originell
ſein könnten. Machen wir einen Gang durch die Opernliteratur, ſo be=
gegnen
uns die Vorbilder, an deren Art und Weiſe des Schaffens Neßler
ſich ziemlich ſichtbar angelehnt hat. Es ſind des vor allem: Marſchner,
Lortzing, Flotow, Weber. Wer ſich gern auf die Reminiscenzen=
jagd
verlegt, wird aus dieſer Oper eine Fulle von muſikaliſchen Erin=
nerungen
heimtragen. Die einzelnen Nummern der Oper ſind formell
meiſt ſehr- gut abgerundet. wie deun überhaupt das=Ganze die Hand.

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eines ungemein praktiſchen Muſikers verräth. Viele wollen einen blen=
denden
Vorzug des Werkes in der effectreichen Inſtrumentation erblicken:
das Orcheſter iſt in der That recht effectvoll behandelt, aber faſt ſtets
überladen. Die Inſtrumente kommen faſt gar nicht zur Ruhe und
dabei können wir wieder recht deutlich inne werden, wie unberechtigt
der R. Wagner gemachte Vorwurf, betr. zu ſtarker Inſtrumenti=
rung
iſt.
Die Achillesferſe der Oper dürfte aber in de m Umſtande zu ſuchen
ſein, daß der dämoniſche Zauber, welcher der Geſtalt des Rattenfängers
als ein weſentlicher Zug innewohnen und auch zugleich der bewegende
Nerv des Ganzen ſein ſoll - nicht deutlich genug in der Muſik zum
Vorſchein kommt. Dieſe Rattenfangerlieder, welche auf Alt und Jung,
auf Mädchen, Kinder und Mäuſe einen ſinnverwirrenden Zauber aus=
üben
ſollen, ſie hinterlaſſen uns dieſen mächtigen Eindruck nicht, wir
können an dieſen Zauber nur halb glauben, weil er an unſeren
Herzen ſich nicht bewährt. In dieſer Hinſicht iſt der Componiſt weit
hinter dem Dichter zurückgeblieben. Im Epos hat die Figur des Hu=
nold
wirklich jenes dämoniſche Gepräge, das eine unerläßliche Bedingung
ſeiner Erſcheinung iſt; ſeine Lieder haben bald den Ton der leichten
kecken Spielmannspoeſie, bald athmen ſie den beſtrickenden Zauber des
Herzbezwingers. Man rühmt dem Textbuch von Hofmann eine gewandte,
fließende Verſification nach, und im Vergleich zu den alten, ſchablonen=
artigen
Opernlibrettos hat es auch entſchiedene Vorzüge, - aber man
leſe Wolffs Epos, und der Werthunterſchied muß einem ſofort zum
Bewußtſein kommen, ſo iſt, um ein Beiſpiel anzuführen, das Lied, durch
welches Hunold den Kuß von der Bürgermeiſterstochter erzwinat, von
wirklich hinreißendem Schwung, nicht ſo bei Hofmann: Du ſchönſte
Blum auf weiter Flur im goldnen Schein - wann blühſt Du ? O blühſt
Du nur Dir ganz. allein! Du Herz voll Lebensſchmuck und Gluth auf
ſtolzer Höh Dir winkt die Luſt und bricht der Muth und droht das
Weh!: (Hofmann.
Du rothe Roſe auf grüner Haid, wer hieß dich blühn ? Du heißes
Herz in tiefem Leid, was will dein Glühn 2 Es brauſt der Sturm vom
Berg herab, dich knickt er um; es gräbt die Liebe ein ſtilles Grab, du
biſt dann ſtumm. (Jul. Wolff.)
Herr Feßler ſang den Hunold Singuf. Mit der guten oder
ſchlechten Beſetzung dieſer überaus anſtrengenden Partie ſteht oder fällt
die Oper. Der geſchätzte Sänger wußte ſich den Beifall des Publicums
in erfreulicher Weiſe zu verdienen; den Höhepunkt ſeiner Leiſtung bildete
die Rattenbeſchwörung und das an dieſe ſich anſchließende: Das ſei der
letzte Kampf geweſen! Nach den Sätzen: 9 Gertrud, Gertrud, gute
Nacht u folgte ſtürmiſcher Applaus. Doch wir müſſen offen geſtehen,
daß Herr Feßler's künſtleriſches Weſen in anderen Partieen, z. B.
Holländer, Templer, in weit größerem Umfange zum Durchbruch ge=
langt
, als gerade im Rathenfänger Nächſt Herrn Feßler beanſpruchte
das Hauptintereſſe Frl. Roth, welche die Gertrud in äußerſt ſympa=
thiſcher
Weiſe ſang und ſpielte. Herrn B. Eilers fehlt es etwas an
dem nöthigen Stimmfond für den Schmied Wulf, im Uebrigen ſang er
recht wacker und konnte in jeder Hinſicht den Glauben an eine Entfal=
tung
ſeines Talents erwecken. Herr A. Cilers erregte in der ſtark
chargirten Rolle des Kanonikus große Heiterkeit. Frl. Finkelſtein
und Frl. Simony (Dorothea und Regina) erledigten ſich ihrer kleinen,
nicht beſonders dankbaren Rollen, zur Zufriedenheit. Ein Gleiches gilt
von den Herren Bögel (Bürgermeiſter), Kraſa (Stadtſchultheiß),
Hofmüller (Ethelerus) und Reichardt (Heribert.
Druckfehlerberichtigung. In dem Referat über die Wal=
küres
muß es heißen: Du ſahſt der Walküre ſehrenden Blicku (nicht
fahrenden) d. h. ſo viel als verſehrenden: R. Wagner bringt das
Zeitwort häufig ohne die Vorſatzſilbe vern.

Tages=Kalender.
Muſeum und Bildergalerie im Schloß, Sonntags 11-¼, Dienstag.
Mittwoch, Donnerstag und Freitag 11-12 Uhr. - Hofbibliothel im Schloß
täglich 9-12 und 2-4 Uhr. Techniſche Muſterſammlung des Landes=
gewerbvereins
täglich 11-1 Uhr. Städt. Sparkaſſe täglich 9-12 Uhr.
- Feierabend=Local Wochentags7-10 Uhr Abends, Sonniags 3-10 Uhr.
Leſelokal des Volksbildungsvereins Wochentags 12-1 und 7 bitz
10 Uhr, Sonntags 2-6 Uhr. - Bücherausgabe der Vollsbibliothek
Samstags 7 bis 9 Uhr. Armenverein täglich 26 Uhr.-
Spiel=
Abend des Schach=Clubs: Mittwoch.
Geſchäftsordnung der Bürgermeiſterei Darmſtadt: Gewerbeſtreit=
ſachen
: Montag Mittwoch und Freitag, Vormittags von 11-12 Uhr.
Armen=und Hoſpital=Angelegenheiten: Täglich Vormittags vor
10-11 Uhr. Schul=Angelegenheiten: Donnerstag und Samstags
von 11-12 Uhr. Octroi=Angelegenheiten: Täglich Vormittags von
11-12 Uhr.
Dienstag 22. Januar: Sitzung der Handelskammer.
Mittwoch, 23. Januar: Vortrag im Verein für Verbreitung von Volks=
bildung
(Turngemeinde=Saal, Woogsplatz).
Donnerstag 24. und Freitag, 25. Januar: Vortrag im Kaufm. Verein
Polytechnikum).
Freitag, 25. Januar: Verſammlung des Localgewerbvereins (Prinz Carl).
Samstag. 26. Januar: Ball der Vereinigten Geſellſchaft.
Montag, 28. Januar: Concert von Frlu. Eliſe Harff (Traube).

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbüchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.