Darmstädter Tagblatt 1884


08. Januar 1884

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Märkt 50 Pf. inel.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag

(Irag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
2Euſtilllep riltehneiunhsvthit.

Inſerate
werdenangenommen inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 28.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 96. ſowie auswärts
von allen Annonicen=Eppeditionen.

Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

H.

Dienstag den 8. Januar.

1884.

B e k a n n t m a ch u n g,
die Ergänzungswahlen zum Kreistag für den Kreis Darmſtadt betreffend.
In Gemäßheit des Art. 28 des Geſetzes vom 12. Juni 1874 bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß an die
Stelle der mit Ende des Jahres 1883 nach den Bekanntmachungen vom 19. September d. J3. in Nr. 187 des Tagblatts
ſusſcheidenden Mitgliedern des Kreistags gewählt, bezw. wieder gewählt worden ſind:
h. Durch Bevollmüchtigte der Gemeindevorſtünde:
a) im 1. Wahlbezirk (Darmſtadt):
4) Oberbürgermeiſter Ohly zu Darmſtadt,
1) Rentner Eimer zu Darmſtadt:
5) Stadtverordneter Rückert zu Darmſtadt,
2) Amtsrichter Küchler zu Darmſtadt,
3) Stadtverordneter Lehr zu Darmſtadt
letzterer als Erſatz für den verſtorbenen Herrn Steuerrath Küchler mit noch 3jähriger Dienſtzeit.
b) im II. Wahlbezirk (Beſſungen): 6) Beigeordneter L. Ph. Wittmann zu Beſſungen.
e) im IV. Wahlbezirk (Arheilgen): 7) Hofjägermeiſter v. Werner zu Darmſtadt,
d) im V. Wahlbezirk (Eberſtadt); 8) Friedrich Nungeſſer zu Griesheim,
e) im VI. Wahlbezirk (Ober=Ramſtadt): 9) Bürgermeiſter Fiſcher, zu Ober=Ramſtadt.
B. Durch die 100 Höchſtbeſteuerten des Kreiſes:

10) Commerzienrath Heinrich Keller zu Beſſungen,
11) Beigeordneter Ludwig Riedlinger zu Darmſtadt,
Darmſtadt, den 2. Januar 1884.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.

12) Geheimerath Welcker zu Darmſtadt,
13) Fabrikant Friedrich Auguſt Wenck zu Darmſtadt.

1210

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Geſuch des Lehrers B. Oehler in Oeffenbach um Erlaubniß zur Verlooſung von Kunſtgegenſtänden,
ethnographiſchen Sachen, Muſcheln, Bildern, ſowie einer Münz= und Medaillen=Sammlung.
Laut Verfügung vomi 28. December v. J. hat Großherzogliches Miniſterium des Innern und der Juſtiz dem Lehrer
dehler in Offenbach die Erlaubniß ertheilt, daß die Looſe der bereits im Juni v. Js. genehmigten Verlooſung von Kunſtgegen=
tänden
, ethnographiſchen Sachen ꝛc., auch im Kreis Darmſtadt vertrieben werden dürſen.
Darmſtadt, den 3. Januar 1884.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
ſ211
B e k a n n t m a ch u n g.
Da in neuerer Zeit vielfach Kinder unter 14 Jahren, hauptſächlich Mädchen von ihren Eltern dazu verwendet werden,
Looſe aller Art, ſowie andere Gegenſtände in Wirthshäuſern und Privatwohnungen zum Zweck des Verkaufs umherzutragen, ſo
ehen wir uns veranlaßt, die unterm 31. Januar 1881 erlaſſene Polizei=Verordnung, die Verwendung von Kindern zum Ver=
aufe
und Umhertragen von Backwaaren, Blumen und anderen Gegenſtänden betreffend, nachſtehend nochmals zu publiciren mit
dem Anfügen, daß wir gegen Zuwiderhaͤndelnde unnachſichtlich Strafanträge ſtellen werden.
Darmſtadt, am 4. Januar 1884.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
Polizei=Verordnung.
betreffend: Die Verwendung von Kindern zum Verkaufe und Umhertragen von Backwaaren und Blumen ꝛc.
Auf Grund des Art. 56 der Städte=Ordnung wird hierdurch nach Anhörung der Stadtverordneten=Verſammlung, mit
benehmigung Großherzoglichen Miniſteriums des Innern und der Juſiz vom 8. Januar d. Js. für die Haupt= und Reſidenz=
fadt
Darmſtadt verordnet:
13

[ ][  ][ ]

44
R5
5 1. Es iſt verboten, daß Kinder welche das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, und ſolche Kinder, die zwar
volle 14 Jahre alt aber aus der Volksſchule noch nicht entlaſſen ſind, Backwaaren, Blumen, Kurzwaaren oder andere Gegen=
ſtände
zum Zwecke des Verkaufs oder zur Erlängung von Geſchenken auf Straßen, öffentlichen Plätzen, in Wirthshäuſern oder
Privatwohnungen umhertagen. Ausnahmsweiſe kann die Polizeibehörde, einer örtlichen Sitte entſprechend, für einzelne Fälle
den Verkauf beſtimmter Backwaaren (Jaſtenbretzeln ꝛc.) an Sonntagen durch Knaben unter näher feſtzuſetzenden Bedingungen

geſtatten.
8 2. Mit Geldſtrafe bis zu 40 Mark, welche im Falle der Uneinbringlichkeit in Haft umgewandelt wird, werden beſtraſt:
1) Kinder, welche vorſtehendem Verbot zuwiderhandeln, unter Berückſichtigung des 8 55 des Reichsſtrafgeſetzes;
2) Beſitzer oder Verwalter von Gaſt= und Schantwirthſchaften, welche geſtatten, daß Kinder zu den in 8 1 bezeich=
neten
Zwecken ihre Localitäten betreten, bezw. dieſelben nicht alsbald entfernen;
9) Eltern, Vormünder, Pfleger oder ſonſtige mit der Beaufſichtigung von Kindern betraute Perſonen, welche dulden,
daß jene dem in 8 1 enthaltenen Verbot zuwiderhandeln.

8 3. Dieſe Befimmungen treten mit ihrer Verkündigung im hieſigen Tagblattr in Kraſt.
(212

Darmſtadt, den 31. Januar 1881.


G.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Das Erſahz=Geſchäft pro 1884, hier Aufſtellung der Recrutirungs=Stammrolle für die Stadt
Darmſtadt.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die Anmeldungen der Militärpflichtigen zur Stammrolle vom 15. Ja=
nuar
bis 1. Februar l. Js. Vormittags unter Vorlage der Geburtsſcheine der betr. Pflichtigen auf unſerem Büreau entgegen=
genommen
werden.
Zur Anmeldung ſind verpflichtet;

a) Alle im Jahr 1864 dahier geborenen und domicilirten Militärpflichtigen;
b) Militaͤrpflichtige hier wohnende Studenten, Gymnaſiaſten und Föglinge anderer Lehranſtalten;
2) Militärpflichtige ſich dauernd hier aufhaltende Dienſtboten, Haus= und Wirthſchaftsbeamte, Handlungsdiener,
Lehrlinge, Handwerksgeſellen und Lehrburſchen, Fabrikarbeiter und andere mit dieſen in einem ähnlichen Verhältniſſe
ſtehende Militärpflichtige.
Die unter a genannten Militärpflichtigen ſind von der Verpflichtung zur Vorlage eines Geburtsſcheines
entbunden.
Außerdem haben ſich:
4) auch diejenigen Militarpflichtigen zu melden, welche bereits das 20. Lebensjahr überſchritten haben und weder einem
Truppentheil überwieſen worden ſind, noch einen Ausmuſterungsſchein oder eine Ausſtandsbewilligung erhalten haben,

ſowie diejenigen, welche zurückgeſtellt worden ſind, vorausgeſetzt, daß alle dieſe in Darmſtadt ihren dauernden Auf=
enthalt
haben.
Bezüglich derjenigen Militärpflichtigen, welche zeitweiſe abweſend ſind, liegt deren Elteru, Vormündern, Lehr=, Brod= und
Fabrikherren die Anmeldung ob.
Gleichzeitig machen wir noch ganz beſonders darauf aufmerkſam, daß diejenigen, welche es unterlaſſen, ſich zur Stamm=

rolle zu melden, mit Geldſtrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen beſtraft werden.

Bekanntmachung.

Das 2. Großherzogliche Dragoner=Regiment (Leib=Dragoner)
Nr. 24 vergibt die Lieferung von 667 Helmen, complett mit Haar=
buſch
=Trichter, ſowie 865 Paar Steigbügel neuer Probe.
Offerten von leiſtungs= und cautionsfühigen Fabrikanten
werden bis zum 20. d. M. entgegen genommen.
Die Lieferungs=
Bedingungen liegen auf dem Bureau Saalbauſtraße Nr. 7
zur Einſicht offen und ſind gegen Einſendung von 50 Pfa. in Ab=
ſchrift
zu haben.
Darmſtadt, den 4. Januar 1884.
Die Regiments=Vekleidungs=Commiſſion:
Graf Lüttichau,
Major und etatsmäßiger Stabsofficier.
1214

Bekanntmachung.

Die Anlieferung von 2000 Stangen
Meerrettig ſoll auf dem Submiſſions=
wege
vergeben werden. Die Bedingungen/
liegen auf dem Bureau des Unterzeichneten

ſoffen. Offerten wolle man big zum Er=
öffnungstermin

Montag den 14. d. M. Vormittags
10 Uhr,
verſchloſſen und mit der Aufſchriſt Sub=
miſſion
auf Meerrettiglieferung; verſehen;

r.eirner.er. ee.

2.

Hveppel,

Jeder der zur Meldung verpflichteten Militärpflichtigen muß gehörig nachweiſen (durch Beſcheinigung des Arbeitgebers ꝛc.
oder ſonſige Zeugniſſe, daß er zur Zeit der Meldung dahier wirklich als dauernd aufenthaltlich und nicht nur als vor=
übergehend
anweſend angeſehen werden kann.
Darmſtadt, den 2. Januar 1884.

Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Ohly.
(213

ſentweder an Großh. Direction des Landes=
hospitals
richten, oder in den Submiſſions=
kaſten
einlegen. Die Muſterſtangen ſind
l auf dem Geſchäftszimmer der Kaſſe zu
hinterlegen.
Hofheim, am 3. Januar 1884.
Großherzogliche Direction des Landes=
hospitals
.
J. A.:
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[12

[ ][  ][ ]

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Dieburgerſtraße 9.
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Heringe vom jetzigen Fange, ff. ge=
braten
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verſende das Poſtfaß von 10 Pfund zu
Mt. 3.50 franco Poſtnachnahme.
P. Broizen,
Cröslin, R.B. Stralſund. (75

[ ][  ][ ]

46

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Ballonplatz, J. Röhrich, kath. Kirche,
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Zimmer, je 1 Souterrainzimmer, Magd=
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Heinheimerſtraße 7,. Seitenbau.
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der mittlere Stock, aus 5 Zimmern und
Küche mit Zubehör beſtehend, ſodann die
Manſarde, 2 Zimmer und 3 Cabinette,
gleichfalls mit Küche ꝛc. - beide Woh=
nungen
in ſchöner, freier Lage - erſterer
alsbald, letztere Ende Februar zu vermie=
then
. Auch können beide Wohnungen in
ſich getheilt abgegeben werden.
225) Soderſtraße 68 im Neubau der
2. Stock ſofort beziehbar.
226) Schwanenſtraße 29 fneuer Theil)
iſt der 3. Stock per ſofort oder ſpäter zu
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Stellenbureau Fink, Alexanderſtraße 15.

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niſſen und längerer Dienſtzeit.
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bildung
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des Blaufarbenwerks Marienberg bei
Reichenbach geſucht. Der Eintritt kann
baldigſt erfolgen.

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Vereins, Darmſtadt.
(231

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wendig
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ſind an die Exped. d. Bl. zu richten.

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L. 16 Jahren erhalten leichte Beſchäf=
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Jahresgehalt. Näheres Fr. Frank,
Caſinoſtraße 2.
[233

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beſorgt die Expedition d. Bl.
(235

[ ][  ][ ]

General Verſammlung

des
Invaliden=Unterſtützungsvereins (1866)
Dienstag den 8. Januar 1884, Nachmittags 5 Uhr,
in dem Damensalon des Saalbaues.
Tagesordnung: Rechenſchaftsbericht und Neuwahlen.
Der Vordtand. 1207
Darmſtadt, am 3. Januar 1884.

Nortragr

über
Theile der Geſundheits= und Krankenpflege im
einzelne
Alice=Hoſpital a. d. Mathildenhöhe.
Mittwochs von 4 bis 5 Dur Nachmittage.
9. Januar: Dr. Eigenbrodt: Ueber die erſte Hülfe bei Unglücksfällen!.
16. Dr. Dettweiler: Ueber den geiſtigen Einfluß bei Behandlung
und Pflege von Kranken
23. Dr. Röder: Ueber das Auge und ſeine Hygiene=
Dr. Büchner: Ueber Luft und Athmen!
30.

6. Februar: Dr. Vix: Ueber die Ernährung des Kindes
Dr. v. Heſſe: Ueber die Diätetik des Nerven= und Muskel=Syſtems
13.
Dr. Draudt: Ueber Blutleben, Blutbildung u. rationelle Ernährung!
20.

Dr. Habicht: Ueber Hautfunction, Hautcultur und Kleidung.
97.
5. März: Dr. Pfeiffer: Ueber Krankheitsurſachenv.
Dr. Neidhardt: Ueber Desinfection.
12.
Den dafür ſich Intereſſirenden iſt an den betreffenden Tagen von 3½ 4 Uhr
zugleich Gelegenheit gegeben, die Räumlichkeiten und Einrichtung des neuen Alice=
Hoſpitals zu beſichtigen.
Eintrittskarten ſind in der Bergſträßer'ſchen Buchhandlung zu erhalten: Zu
hämmtlichen Vorträgen für 1 Perſon 4 Mk., Familienkarten für 2 Perſonen 6 Mk.,
desgl. für 3 Perſonen 8 Mk. Karten zu einzelnen Vorträgen 1 Mk. Mitglieder
des Alice=Frauen=Vereins, ſowie Alle, welche die Heilanſtalt mit jährlichen Beiträgen
Junterſtützen, erhalten für ihre Perſon zu ſämmtlichen Vorleſungen Karten 2 Mk.
Ein ſich etwa ergebender Reinertrag iſt für die innere Einrichtung des Alice=
Hoſpitals beſtimmt.
(82

oroin für Vorbreitung von Volksbildung.
Donnerstag, 10 Januar, Abends 8 Uhr,
im Turngemeinde-Saal (Woogsplata:
WVORTRAO
les Herrn Reallehrers Vogel von Gross-Umstadt uber Erdbebent.
Der Eintritt ist für ledermann frei.
(236

houtscher und österreichischer Aponvorein.
Section Darmstadt.
Dienstag den 8. Januar, Abends 8" Uhr:
Monuts-Yerſammlung
im Saalbau Vorſaal).
Tagesordnung:
Vortraß des Herrn Dr. Paul Wolfskehl: Zwei Monate in den Vereinigten
Jaaten von Nord=Amerika.
Gäſte ſind willkommen.
[237
Der Sectiongvorstand.

Wichtig für jede Familte.

Der E. Klett'ſche Kräuter=Magenbitter iſt ein unühertroffenes Mittel
egen Magen= und Unterleibsbeſchwerden ꝛc. und bringe ich denſelben in empfehlende
rinnerung.
Clemens Behle, Spezereihandlung, Marktplatz. (10474

l.
rTW6n6 gGnorſſseno

per Pfd. 25 und 30 Pfa,
per Pfund
Cabliau., 5o Pfs.
Auſtern.
hebr. Höouger,

Hoſſioferanton.

[238

Cuterrioht im Damen-
sohneidern
.
Hierdurch die ergebene Anzeige, daß
ich mit dem 1. Februar d. J einen
dreimonatlichen Curſus im
method. Damenſchneidern
nach dem bewährten - in der Induſtrie=
ſchule
des Alicevereins hier eingeführten-
Büttner'ſchen Syſteme eröffne.
Anmeldungen werden täglich entgegen=
genommen
und jede weitere Auskuuft gern
ertheilt.
KäthaWühl,
Kahlertſtraße 13, 2. Stock. (239
ſGeſucht wird auf April d. J. eine Par=
terrewohnung
von 3-4 Piecen mit
Gartenantheil. Anerbietungen mit Preis
unter F. L. an die Expedition. (202
in neuer, noch ungetragener Damen=
C. Paletot iſt unter dem Koſtenpreiſe zu
verkaufen. Anzufragen in der Exped. (240
Geſucht in der Gegend der Zufanterie=
oder
Cavallerie=Kaſerne eine Woh=
nung
von 5-6 Piecen oder ein kleines
Haus zum Alleinbewohnen per 1. April
d. Js. Offerten unter Chiffre S. H. 10
ſan. die Expedition d. Bl. erbeten. (83
Fin kleines Hündchen zu kaufen geſucht.
-= Adreſſe an die Expedition.
241
242) Eine alleinſtehende, erfahrene
Krankenpſlegerin
geſetzten Alters empfiehlt ſich vorkommenden
Falles geehrten Herrſchaften. Näh. Exp.
243) Eine junge, reinliche Frau wünſcht
Laufdienſt. Löffelgaſſe II.
244) Ein braves, gebildetes Müdchen,
das nähen und bügeln kann, ſucht Stelle
als Hausmädchen oder zu Kindern.
Stellenbureau Röſe, Eliſabethenſtr. 46.
kesiirrriseiieeie e.
Warnung!
Ich warne hiermit Jedermann meinem
Sohne Georg Becker, 22 Jahre alt, auf
meinen Namen Etwas zu leihen oder dem=
ſelben
Geſchäftsaufträge zu übergeben, da
derſelbe von mir nicht beauftragt iſt und
ich fernerhin für ihn nicht mehr hafte.
Jakob Bocker, Korbmacher,
Langgaſſe 9.
245
13

[ ][  ][ ]

45

R 5
11490) Verkäufe und Verpachtungen,
Vetheiligungen, Stellen=Lakanzeu ete. wer=

den am ſicherſten durch Annoncen in zweckent=


wBergmnnu'e v.
Hd Thoorzchwoſch-Loilo B
bedeutend wirkſamer als Theerſeiſe, ver=P ſprechenden Zeitungen zur Kenntniß der bez.
eflektanten gebracht; die einlaufenden Ofſerten
nichtet ſie unbedingt alle Arten Hautnn=(werden den Juſerenten im Original zugeſandt.
reinigkelten und erzeugt in kürzeſter Friſtl NähereAuskunft ertheilt die Annoncen=Expedition

eine reine, blendendweiße Haut.
Vorräthig Stück 50 Pf. bei L. A. Burk.
hardt, Alfred Graßier, G. Liebig Sohn,
[5180
Aug. Schuldt.
Aechtes Kornbrod
ſog. Bauerubrod, 5 Pfd. 53 Pfo.,
empfiehlt
C0
P. O0O Hlsnalſche Coverelaus
Nieie=Namſtädierſtraße 52.

von Nudaſf Moſſe, Franßſurt a. M., Noßmarkt
Nr. v. Vertreter in Darmſtadt: Herr J. 9.
Schröder.
unter den gütigen Gebern bei der Chriſt=
beſcheerung
in der Kleinkinderſchule zu
Beſſungen ſind noch nachzutragen: Frau Apo=
theker
Lauer, Frau Knell, Frau Profeſſor Seeger,
Frau Pettmann, Frau Rechnungsrath Loſer,
Frau Rentner Zöppriß, Herr J. A. Zöppritz.
2.C.rerrseetitrannnrtniim trereeirruiretreeriee.

M. 16.67-72
16.15-18
20.80 -3t
4.16 20

Gold=Cours.
Ruſſiſche Imverlales
20 Franken=Stücke
Vollars in Gold

Großherzogliches Hoftheater.

Dienstag, 8. Januar.
12. Vorſtellung in der 5. Abonnementsabtheilung.
Zum erſten Male:

Um ein Nichts.
Luſiſpiel in 4 Atten von Girndt u. Blumenthal.
Perſonen:
Frl. Verl.
Baronin von Thermo
Herr Edward.
Alwill. ihr Sohn
Proſeſſor Stubenrauch, Archäologe Herr Werner.
Frau Kläger.
Elſe, feine Enkelin

Finanzräthin Pauli
Vernhard, Aſſeſſor,
ihre
Leo=Student der Mediein, Kin=
Selma,
der
Doctor Otfried Peters, Chemiler
Lieutenant von Blewitz

Frau Pichon.
Herr Hacker.
Herr B. Ellers.

NrI. Ethel

Perr Stende.
Herr Wagner.

herr Franke.
höckel, Maler=
Winterberg, Bedienter im Ther=

Börthe, Haushälter in d. Profeſſors Frl. Schütty.

mo'ſchen Hauſe
Anfang 7 Uhr.

Herr Leib.
Ende halb 10 Uhr.

mrmemmririern nnnanrhter e e eenniren amn
Nachträgliche Neujahrs=Entſchuldigungen
conſiſtorial=Buchhalter.

durch Gaben an die Kleinkinderſchule: Dr. mod. Arthur Hoffmann. Gehrhardt, Ober=

12l⁄₈

Todes Anzeige.
Heute Mittag 4 Uhr verſchied plözlich unſer lieber
Gatte, Vater, Sohn, Bruder und Schwager
Thilipp Haumann
im 31. Lebensjahre.
Es bitten um ſtille Theilnahme
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 6. Januar 1884.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 9. Januar, Nach=
miltags
3 Uhr, vom Sterbehauſe aus, Manerſtr. 18, ſtatt.

Dankſagung.

247

Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme an dem uns
ſo ſchwer betroffenen Verluſte uuſerer innigſtgeliebten Gattin,
Schwägerin, Taute und Couſine
Marte Weichol, geb. Prachl.
auch für die reichen Blumenſpenden und zahlreiche Begleitung
zu ihrer letzten Ruheſtätte ſprechen wir hiermit unſern aufrich=
tigſten
Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 7. Januar 1883.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 8. Januar.
Deutſches Relch. Prinz Albrecht von Preuſen wird am M7.
ds. Mis. ein Capitel des Johanniter=Ordens in ſeinem in der Wilhelms=
ſraſie
in Verlin gelegenen Palais abhalten. Der Johanniter=Orden
beſigt jeßt :3 Krankenhäuſer, in welchen jährlich über 8000 Krauke ver=
pelegt
werden; eine weitere Vermehrung iſt in Ausſicht genommen.
hönig Humbert wird Ende Mat in Verlin eintreſſen und vorher
einen Beſuch bei König Ludwig von Bayern abſtatten; ob Königin
Margherita ihren Gemahl begleiten wird, iſt noch unbeſtimmt.
Ueber eine ſ. Z. vielbeſprochene Augelegenheit ſchreibt die , B. B.=3 u.
Auf der Ueberfahrt des deuiſchen Geſchwaders von Genna nach Va=
lencia
begegnete den deutſchen Fahrzeugen im Golf von Lyon ein fran=
zöſiſches
Kriegsſchiff, das nicht nur gegen alle Regeln ſeinen Curs mitten
durch das Geſchwader nahm, ſondern auch den Salut nicht abgab, ob=
wohl
die Kronprinzliche Flagge gehißt war. Dieſe Unhöflichkeit muſte
anffallen. Der Kronprinz berichtete über das Vorkommniß nach Verlin
und von hier aus kam die Sache zur Kenntniſ des Reichskanzlers, der
darüber eine Unterhaltung mit dem franzöſiſchen Votſchafter hatte. Die
Augelegenheit iſt demnächſt in Paris unterſucht worden und das frau=
zöſiſche
Gonvernement hat nicht gezögert, ſein Bedauern über das Vor=
kommuiß
auszuſprechen, ein Bedauern, das dadurch noch im Beſondern
doenmentirt wurde, daß der betheiligte franzöſiſche Capitän ſeine De=
miſſſon
erhielt.:

Mit Dienstag, den 8. Januar, läuft die parlamentariſche Ruhe=
pauſe
, welche das Weihnachtsſeſt gebracht, ab. An dieſem Tage tritt
das preußiſche Abgeordnetenhaus wieder zuſammen, nachdem der
bayeriſche Landtag bereits am 3. Januar und der, ſächſiſche am
7. Januar ihre Sitzungen wieder aufgenommen haben. Der Reſt der
Seſſion des preußiſchen Abgeordnetenhauſes wird ſich durch die vor=
liegenden
wichtigen Geſehentwürſe. welche ihrer Erledigung harren, noch
recht bedeutungsvoll geſtalten. Als die hervorragendſten derſelben er=
ſcheinen
die Jagdordnung, welche eine Auseinanderſehung mit dem
Herrenhauſe nothwendig macht, die beiden Steuervorlagen, der Geſetz=
entwurf
über die neuen Eiſenbahn=Verſtaatlichungen und die Vorlagen
über die Schuldotationen, Gemeindeſteuern und Beamtenbeſoldungen.
In dieſer Woche aber wird das Hauptintereſſe an den Verhandlungen
des Abgeordnetenhauſes vorausſichtlich durch den Centrumsantrag auf
Wiederherſtell ung der aufgehobenen kirchenpolitiſchen Verfaſſungspara=
graphen
in Auſpruch genommen werden. Dem Vernehmen nach beab=
ſichtigt
das Centrum dieſen Antrag ſchon am Mittwoch durch Herrn
Reichenſperger einzubringen; bekanntlich war der Antrag bereits vor
einiger Zeit von der Centrumspartei eingebracht, aber auf die Meldung
hin von der beabſichtigten Nom=Reiſe des deutſchen Prouprinzen wieder
zurückgezogen worden.
Das Reichsgericht zu Leipzig hat das Urtheil des Cösliner Schwur=
gerichtes
in dem Proceſſe wegen des Neuſtettiner Synagogenbrandes,
durch welches mehrere der Angeklagten theils zu Zuchthaus=, theils zu
Gefäugnißſtrafe verurtheilt wurden, aufgehoben und zu nochmaliger
Verhandlung an das Landgericht zu Coniz verwieſen.
Der Kuryr Pozuauski (Poſener Kürier) erſährt aus Nom aus
beſter Quelle, daß mian in letzter Zeit die Frage eines Coadjutors für das
Erzbisthum Gneſen=Poſen discutirte. Der vom heiligen Stuhle und
früher ſchon von einem andern Viſchofe vorgeſchlagene Candidat wurde
aber von der preußiſchen Regierung nicht als persona grata anerkannt.
Unter den von ihr als Coadjutor vorgeſchlagenen Candidaten befindet
ſich kein Deutſcher.
Der Reichstagsabgeordnete Dr. Cduard Lasker. welcher ſich ſeit
mehreren Monaten auf einer Erholungsreiſe in den Vereinigten Staaten
befand, iſt in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend an einem Herz=
ſchlag
plöhlich in New=York verſchieden. Lasker war einer der hervor=
ragendſten
Parlamentsreduer; ſeine parlamentariſche Laufbahn begann
er im Jahre 1865, in welchem ihn der vierte Verliner Wahlbezirk in
das Abgeordnetenhaus wählte, und bereits damals erregte er durch
Schlagfertigkeit der Rede und Gewandtheit der Debatte die allgemeine
Aufmerkſamkeit; nach 1866 gehörte er mit zu den Gründern und
Führern der nationalliberalen Partei im preußiſchen Abgeordnetenhauſe.
Dem Reichstage gehörte er ſeit deſſen Beſtehen als Vertreter des
2. meiningen'ſchen Wahlkreiſes unnnterbrochen au. Hier trennte er ſich
von der nationalliberalen Partei, da dieſelbe nach ſelner Meinung nicht
nachdrücklich genug der inneren Politik Bismarck's entgegentrat und
gründete mit Bamberger, Forckenbeck u. ſ. w. die liberale Ver=
einigung
(Seceſſioniſten), deren eigentliches Haupt er bis zu ſeinem Tode
geblieben iſt. Von ſeinen Reichstagsreden iſt die berühmteſte diejenige
vom 7. Februar 1873 über die Schwindelgründungen. namentlich über
die Betheiligung des Geh. Rath Wagener an denſelben. Lasker hat ein
Alter von 65 Jahren erreicht. Cein Leichuam wird einbalſamirt und
dann nach Deutſchland übergeführt werden.
Die bayriſche Abgeordnetenkammer nahm am b. Januar den Art.1
der Hagelverſicherungsvorlage in folgender Faſſung an: Zum Zwecke
der Verſicherung gegen Hagelſchaden wird eine öffentliche Hagelverſiche=
rung
auf Gegenſeitigkeit errichtet. Dieſelbe genieyt die Rechte der milden
Stiftungen und hat ihren Sitz in München.

[ ][  ][ ]

N6
In der Sonnabendſitzung der Verkiner Stadtverordnetenverſamm=
lung
wurde Dr. Straßmann (Fortſchr.) mit 101 von 116 Stimmen
zum Vorſteher, Büchtemann (Fortſchr.) mit 88 von 120 Stimmen zum
Stellvertreter gewählt.
Am b. d. M. conſtituirte ſich in Münſter i. W. der Weſtdeutſche
Kanalverein, welcher bereits nahezu 1000 Mitglieder zählt. Der Ober=
präſident
von Weſtphalen, v. Hagemeiſter. wurde zum Ehrenpräſident,
Dr. Natorp in Eſſen zum Vorſitzenden gewählt.
Schweiz. Die conſervativen und ultramontanen Elemente der
Eidgenoſſenſchaft haben ſich zu einem Feldzuge behufs einer Reviſion der
Bundesverfaſſung verbündet. Vereits iſt ein Aufruf zur Sammlung
der 50,000 Stimmen erlaſſen, welche nothwendig ſind, um bei der
Bundesverſammlung einen diesbezüglichen Antrag zu ſtellen. So un=
natürlich
dieſer Bund zwiſchen den reformirten Conſervativen und den
ultramontanen Volksvereinen erſcheint und ſo viel innere Gegenſähe er
auch birgt, ſo wird er doch zuſammengehalten durch den gemeinſamen
Haß gegen die liberale Majorität der Bundesverſammlung, und richtet
ſich in ſeinen letzten Conſequenſen auch gegen die freiſinnige Bundes=
leitung
. Durch die angeſtrebte Neviſion ſollen im Allgemeinen die Be=
fugniſſe
der Bundesverſammlung bezüglich der Verfügung über die
Steuern und dann auch bezüglich der Maßregeln die ſich bei Herein=
bruch
plötzlicher äußerer Gefahren und gewaltſamer Störungen der
inneren Ordnung nothwendig machen, eine Beſchränkung und demnach
zu die Centralgewalt eine Schwächung erfahren.
Oeſterreich=Ungarn. Dem Peſther Loyd zufolge bezweckt die
ya Reiſe des ungariſchen Miniſters Tisza nach Wien, wo er bereits vom
4 Kaiſer empfangen wurde, die vorläuſige Sanction einiger dem Kaiſer
Eel zu unterbreitender Vorlagen. Eine derſelben, militäriſchen Charakters,
erfordere die vorhergehende Verſtändigung mit den öſterreichiſchen und
gemeinſamen Miniſtern.
England. Das Kriegsamt hat den Beſchluß gefaßt, die den Ein=
gang
zum Rothen Meere ſperrende Station Aden in eine Feſtung erſten
ſoh Nanges umzuwandeln. Zu dieſem Behuſe ſoll die jetzige Befeſtigungs=
anlage
von Grund aus umgebaut und durch Emplacements für Ge=
chütze
ſchwerſten Kalibers, durch Panzerdrehthürme ꝛc. vermehrt und
ya verſtärkt werden. Sämmtliche einſchlägigen neueſten Erfindungen der
Kriegstechnik ſollen ausgiebigſte Verückſichtigung finden. Eventuell
würden auch die übrigen Hauptmarineſtationen, als Singapore, Hong=
23 kong, Capſtadt, in ähnlicher Weiſe befeſtigt und ſo bezüglich ihrer mili=
täriſchen
Exiſtenz von der Beihülfe der Flotte möglichſt unabhäugig ge=
gerb

macht werden. Was Gibraltar aulangt, ſo wird dieſer Platz bekannt=
5
lich durch Anlage eines auch den tieiſigehenden Kriegsſchiſſen zugäng=
35 lichen Kanals völlig vom Feſtlande abgeſchnitten und dadurch von
allen Seiten her für eine Vertheidigung ſeitens der Flotte geſchickt ge=
macht
.
Das Reuter'ſche Bureau erfährt, bis jetzt ſei zur Abſendung eng=
liſcher
Truppen nach Cgypten kein Befehl ertheilt, es ſeien aber alle
Vorbereitungen getroffen, um die Einſchiffung von 12,000 Mann binnen
9
acht Tagen vom Erlaß des bezüglichen Befehls ab zu ermöglichen.-
Ein Telegramm der Times; aus Durban vom 4. d. M. meldet, in

Tamatave ſei ein Vertreter der madagaſſiſchen

Regierung mit Voll=

ſg machten zum Abſchluß des Friedens eingetroſſen und hätte ſich bereit
zu erklärt, das Ultimatum Frankreichs anzunehmen und den nördlichen
4 Theil von Madagascar. vom Cap St. Ambre an bis zum Cap Bellona,
zu an Frankreich abzutreten.
Italien. In Rom hat am Sonnabend die feierliche Ueberführung
der irdiſchen Ueberreſte Victor Emanuels nach dem Pantheon ſtatt=
M gefunden, nachdem es noch in der letzten Stunde gelungen war, die
vom Vatican dieſem Unternehmen entgegenſtehenden Schwierigkeiten zu
2 beſeitigen. Für den 9. Januar ſieht eine großartige Huldigungsfeier
am Grabe des Begründers der italieniſchen Freiheit und Einheit in
Ausſicht. Aus allen Theilen Italiens werden tauſende von Depu=
tationen
des Volkes nach der nunmehrigen Grabſtätte des Königs
Ehrenmann wallfahrten, und ſoll die Zahl ihrer Mitglieder ſich auf
5 über 60,000 belaufen, welche als Repräſentanten zahlreicher Städte
und Corporationen Italiens ſich an dem Huldigungsacte betheiligen
180 werden.
Spanien. Zu der parlamentariſchen Kriſis geſellen ſich Anzeichen
eines neuen Aufſtandes. In der Pyrenäengegend will man in der letz=
ten
Zeit verdächtige Bewegungen bemerkt haben, welche auf eine aber=
malige
republikaniſche Schilderhebung ſchließen laſſen. Die ſpaniſche
109 Regierung hat denn auch an der franzöſiſchen Grenze Vorſichtsmaßregeln
getroffen, obwohl man dies in Madrid ofſiciöſerſeits nicht zugeben will.
Rußland. Aus Petersburg wird berichtet, daß außer Jablonski
11
noch 2 der Mörder des Gendarmerie=Oberſten Sudejkin verhaftet worden
1
ſind. Zahlreiche Verhaftungen von Perſonen, die der Betheiligung an
dem Verbrechen verdächtig ſind, werden fortgeſetzt vorgenommen. Unter
6 Oberſt Sudeikin's Papieren iſt eine voluminöſe Correſpondenz übe=
g
nihiliſtiſche Complotte gefunden worden, durch welche ruſſiſche Flücht=
inge
in London, Paris und Genf compromittirt werden.
Eghpten. Die Zögerung Englands, dem Khedive gegen den Mahdi
r
Eg. Beiſtand zu leiſten, hat in den leitenden egyptiſchen Kreiſen offenbr
eine tiefe Verſtimmung gegen den früheren Retter aus der Noth er=
ſeugt
. Dieſe Verſtimmung ſpiegelt ſich in einer Note der egyptiſchen
Regierung an die engliſche wieder; in derſelben heißt es, daß Cgypten
den Oſt=Sudan an die Türkei abtreten wolle, wenn England noch
länger ſeinen Beiſtand verweigere und würde ſich Cgypten alsdann mit

1
.

5
49
15000 Mann innerhalb ſeiner eigeren Grenzen ſchon ſelber zu ſchühen
wiſſen. Unterdeſſen, geſtalten ſich die Dinge im Süden Cgyptens immer
drohender. Der Schwager des Mahdi ſteht zmit einer ſtarken Abtheilung
nur noch 30 Meilen von Khartum und jeht miſchen ſich außerdem auch
die Abyſſinier in die ſudaneſiſchen Händel; dieſelben harſchiren auf die
egyptiſche Hafen= und Handelsſtadt Maſſowah und dieſem neuen Feind
gegenüber fühlen ſich die egyptiſchen Truppen vollſtändig ohnmächtig.
Es wird denn auch gemeldet, daß Baker Paſcha von Suakim aufge=
brochen
ſei, um mit den Führern der Abyſinier über den Rückzug der
ſrhartumer Garniſon durch abyſſiniſches Gebiet zu unterhandeln.

Aus Wtadt und Land.
Darmſtadt, 8. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Generalmajor v. Werder, Commandeur der 50. Infanterie=Prigade,
den Generalmajor Frhrn. Röder v. Diersburg, Commandant der Haupf=
und Reſidenzſtadt Darmſtadt, den Oberſten v. Seebeck, Commandeur
des 1. Großh. Injanterie=Regiments Nr. 115, den Oberſten v. Prittwitz
und Gaſſron, Commandeur des Großh. Feld=Artillerie=Regiments Nr. 25.
den Secondlieutenant Scholl vom Feld=Artillerie=Regiment Nr. 31 aus
Metz, den Secondlieutenant Wilhelmy vom 1. Großh. Dragoner=Regiment
Nr. 23, den Geheimen Finanzrath Menges, den Geheimerath Waſſerſch=
leben
aus Gießen; zum Vortrag den Staatsminiſter Frhrn. v. Starck,
den Miniſterialpräſidenten Schleiermacher, den Hofjägermeiſter v. Werner,
den Hofceremonienmeiſter v. Werner, den Geheimen Cabinetsrath Dr.
Becker.
Am Samstag Abend 6½ Uhr fand im Weißen Saale des
Großh. Schloſſes Neujahrstafel ſtatt, wozu an die hier acereditirten
Mitglieder des diplomatiſchen Corps, an die Spitzen der Militär= und
Civilbehörden, ſowie an die Großh. Hofſtaaten Einladungen ergangen
waren.
- Geſtern Abend 8 Uhr fand im Palais Sr. Großh. Hoheit des
Prinzen Alexan der zu Ehren des geſammten Ofſiciereorps des 1. Großh.
Inſanterie=Regiments Nr 116 Tafel ſtatt.
Ordensverleihung. Der D.=A.=A.u veröfſentlicht die durch
Se. Majeſtät den Kaiſer dem Regierungsbaumeiſter v. Weltzien zu
Verlin ertheilte Erlaubniß zur Anlegung des ihm von Sr. Königl Hoheit
dem Großherzog verliehenen Ritterkreuzes 1. Claſſe des Großherzogl.

Verdienſtordens Philipps des Großmüthigen.
Die Gerichtsvollzieher=Aſpiranten H. Metzler aus Wörrſtadt
wurden zum Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitze zu Alzey auf Wider=

ruf und B. Ohnacker aus Hamm zum Gerichtsvollzieher mit dem

Amtsſihze zu Herbſtein ernaunt.
Das ſechſte Kirchengeſangfeſt des evangeliſchen Kirchen=
geſangvereins
für Heſſen ſoll Ende Juni l. J. in Groß Gerau ſtatt=
ſinden
.
D. Z.)
Die Garde=Unteroficiers=Compagnie ſoll dem Vernehmen nach
neu uniformirt werden und ſich eine kleinere Abtheilung der Mannſchaft
demnächſt ſchon in der neuen Uniform, welche gegenwärtig angefertigt
wird, präſentiren.
Im Sommer dieſes Jahres wurden auf dem hieſigen Wochen=
markte
verſchiedene Butterproben erhoben, von der Verſuchsſtation
unterſucht und dabei eine übermäßig hohe, künſtlich zugeführte Waſſer=
menge
- bis zu 26% conſtatirt. Auf Grund dieſer Analyſe wurde
eine Pfungſtädter Butterhändlerin, welche eingeſtandenermaßen die
fragliche Butter verarbeitet, zu 2 Wochen Gefängniß und 100 M. Geld=
ſtrafe
verurtheilt, während 2 Ober=Aamſtädter Händlerinnen,
welche dieſe Butter weiter verkauft, wegen fahrläſſigen Verkauſs
verfälſchter Lebensmittel in Geldſtrafen von 25 M. genommen wurden.
Da die Verurtheilten Verufung ergriſſen, hatte ſich geſtern die Straf=
kammer
des Landgerichts mit der Sache zu befaſſen und wurden nach
eingehender, recht intereſſanter Verhandlung, die verſchiedene Streiſ=
lichter
auf die Putterverfälſchung warf, die erkannten Strafen auf 100
reſp. 15 M. ermäßigt. - Ferner verwarf die Strafkammer nach unge=
mein
bewegter Verhandlung die Berufung der wegen Serviettendieb=
ſtahls
zu 6 Tagen Gefängniß verurtheilten angeblichen ruſſiſchen Lehrerin
Mathilde Höppner. Neu war nur das Vorgeben der Beſchuldigten,
daß ſie ſich auf Vörſenſpeculationen verlege.
OAm Sonntag Vorm. fand eine von Vertrauensmännern der deutſchen
Fortſchrittspartei aus allen Landestheiien ſtark beſuchte Landesver=
ſammlung
ſtatt, in welcher Reſolutionen zu Gunſten des allgemeinen
geheimen Wahlrechts in Betreff einer Reviſion unſerer Stadt= und
Landgemeindeordnung angenommen, ferner die demnächſt bevorſtehende
Reichstagswahlen eingehend erörtert, auch ſonſtige weitere Angelegen=
heiten
verhandelt wurden. - Nachmittags ſprachen in einer großen allge=
meinen
Wählerverſammlung im Saalbau, in welcher Rechtsanwalt
Schödler den Vorſitz führte, die Reichstagsabgeordneten A. Trägek,
der wie man hört bei der nächſten Wahl an Stelle Büchner's, der

eine Wiederwahl entſchieden abgelehnt, hier kandidiren ſoll, ſowie Engen
Nichter über die dermalige innere politiſche Lage.

Eingeſandt.) Vor einigen Tagen wurde ein Einbruchsver=
ſuch
in einem Hauſe der unteren Heinrichſtraße gemacht. In der Nacht
vom 6. auf den 7. Januar verſuchten 3 Gapner in einem etwas weiter
oberhalb gelegenen Hauſe einzubrechen. Es dürfte hiernach dringend
geboten ſein, daß die Polizeipatrouillen in den außerhalb der Stadt
gelegenen Straßen vermehrt würden.

[ ][  ]

46
50
D Im Monat December v. J3. ſanden 532 Milchreviſionen durch
die Schutzmannſchaft ſtatt. Am 5. d. Mts. Morgens zwiſchen 9 und
10 Uhr entſtand in einer Dachkammer des Hauſes Nr. 8 in der Brand=
gaſſe
ein Brand, welcher den Fußboden und die Zimmerdecke theilweiſe
zerſtörte. An demſelben Tage wurden einem Bürſtenfabrikanten für
ca. 8 M. Borſten entwendet. Der Thäter iſt verhaftet.- Am 6. d. M.
Vormittags wurde in der Alexanderſtraße aus einer Schlafſtube ein
Portemonnaie mit ca. 7 M. Inhalt entwendet.)
n Folge der ſo ziemlich von allen Seiten erkannten Fehler des
jetzigen Submiſſionsweſens iſt bereits vor längerer Zeit eine Con=
currenz
für eine Preißſchrift zur Beſeitigung derſelben ausgeſchrieben
worden, welche jedoch nicht zu einer Preiszuerkennung führte, vielmehr
ſind 2 gleiche Prämien an die Maurermeiſter Ewers und Mühlbach
Hannover) und an den Garniſon=Bauinſpector Herzog (Liegnitz) zur
Vertheilung gelangt. Stadtbaurath Vogdt in Potsdam unterzieht die
beiden Arbeiten in der D. Bauztg. einer Beſprechung und führt die
Hauptpunkte derſelben an. Bei Ewers und Mühlbach wird verlangt.
daß die Mitglieder der Innungen (auf Grund des Geſetzes vom 18. Juli
1881) in erſter Linie als techniſch=qualificirte Bewerber bei Submiſſionen
angeſehen werden ſollen, daß das niedrigſte Gebot unter allen Umſtän=
den
auszuſchließen ſei, und daß die Ergebniſſe der Submiſſionen nicht
veröffentlicht, auch nicht den Submittenten mitgetheilt werden ſollen.
Bauinſpector Herzog hingegen will, daß die Bevorzugung des Mindeſt=
fordernden
eingeſchränkt werde und ſtatt deſſen die vorausſichtliche rela=
live
Güte der bedungenen Leiſtung in Betracht komme; ferner, daß die
Submiſſionsbedingungen möglichſt ſorgfältig und detaillirt aufgeſtellt
und durch einzurechende Proben von vornherein die Beſchaffenheit der
Lieferungen beiderſeits klargelegt werde. Dieſe zweite Arbeit ſpricht ſich
in ſehr warmer Weiſe für die Beſeitigung der zahlreichen, lediglich zu
Ungunſten der Unternehmer lautenden Verclauſulirungen und zugleich
für eine größere Selbſtſtändigkeit der Baubeamten in allen techuiſchen
Angelegenheiten aus.
Die Lournée, welche Hans von Bülow mit ſeinem berühmten
Orcheſter macht, wird, abgeſehen vom rein künſtleriſchen Standpunkt,
In 20 aufeinanderfolgenden Tagen werden
eine Rieſenleiſtung ſein.
20 Concerte in folgenden Städten ſtattfinden: Eiſenach, Frankfurt a. M.,
Darmſtadt, Würzburg, Erlangen, Nürnberg, Stuttgart, Karlsruhe,
Mannheim, Heidelberg, Mainz, Neuſtadt a. H., Wiesbaden und Caſſel.
Bedenkt man die faſt tägliche Reiſe, die täglich durch Veränderung des
Concertlokales nothwendige Probe. das coloſſale immer abwechſelnde
Programm, - fürwahr es gehört ein Bülow und ein Orcheſter, das
wie das Meininger mit Begeiſterung und Anhänglichkeit zu ſeinem
genialen Chef aufblickt und an ihm hängt, dazu, um eine ſolche That
zu Wege zu bringen.
Vacante Stellen im Bezirk des Xl. Armee=Corps. Bir=
ſtein
, Poſtamt, Landbriefträger, 510 M. Meiningen, Poſtamt, Poſt=
ſchaffner
, 908 M. Soden, Gemeinde, 4 Nachtwächter, je 105 M.
Waſungen, Herzogl. Amtsgericht, Copiſt 800 M. Wiesbaden, Stadt=
bauamt
, Bureau=Aſſiſtent 1200 M. Näheres bei den Bezirksfeldwebeln.
Mainz, 7. Januar. Herr Hauptmann B. von dem Pionierbatail=
lon
, welcher ſich bei dem letzten Hochwaſſer ſo ſehr hervorgethan hat,
befand ſich am vergangenen Donnerstag auf einem benachbarten Treib=
jagen
. Bei der Ueberſpringung eines Grabens ſtürzte er zu Boden und
brach ein Bein.
Groß=Gerau. Zum leitenden Director der hieſigen Actien=
Zuckerfabrik iſt Herr O. Pillhardt, ſeither in Friedensau, zu Mit=
gliedern
der Direction ſind die Herren A. Schudt (Rheinfelder Hof),
Aug. Vergſträßer (Nieder=Om) und P. Heil (Darmſtadt) gewählt
worden.
Frankfurt a. M. Herr Oberbürgermeiſter Dr. Miquel iſt in
Folge einer Erkältung beittlägerig. Das Reſtaurant in der neu=
erbauten
Bavariau in der Schillerſtraße wurde an Herrn Lanz für
21,000 M. und das Cafe an den Beſitzer des bekannten Cafe Bauer
in Berlin für 26,000 M. jährlich verpachtet.
Der Firma Ph. Holzmann wurde durch Beſchädigung fertig ge=
ſtellter
Steinmetzarbeiten während der Nacht ein Schaden von mehreren
Tauſend Mark zugefügt.

Schiffsnachrichten, mitgetheilt von A. Rady, Rheinſtraße 47.
Der Hamburger Poſtdampfer,Rugiar, Capitän Albers, von der Hamb=
Amerik. Packetf.=Act.=Geſellſch., am 19. December von Hamburg via
Haͤvre abgegangen, kam am 1. Januar wohlbehalten in New=York an.

5
land; er trug ihm keinen Mißerfolg, - aber auch nicht den Beifall
ein, welcher ſeien andern Opern rückhaltlos bis auf den heutigen Tag
geſpendet werden muß. Unter Beifalls verſtehen wir hier freilich nicht
blos den vorübergehenden Tagesbeiſall, ſondern die bleibende Anerken=
nung
, deren ein Werk ſich erfreut. Die Frage: hat der Componiſt den
adäquaten Ausdruck für eine ritterlich=phantaſtiſche Zauberwelt in ſeiner
Undinel getroffen? - muß entſchieden mit Nein' beantwortet wer=
den
. Lortzing bewegt ſich hier auf einem ihm fremden Boden, welchem
er keine beſonders werthvollen Erzeugniſſe abzugewinnen weiß. Sein
dem Volksthümlich=Realiſtiſchen zudrängender Sinn kann ſich nur wahr=
haft
heimiſch fühlen in der Welt der Wirklichkeit, nicht in der der
Geiſter, daher ſind in der Undine die beſten Scenen diejenigen, in
welchen die Springfluth echten, urwüchſigen Humors zu Tage tritt; die
luſtſpielartigen Theile ſind am beſten gerathen; die lieder= und trink=
luſtigen
=Veit und Hans (Herr Hofmüller und Herr A. Eilers)
zeigen die meiſte Phyſiognomie. Aber dem Ganzen fehlt es entſchieden
an Einheit der Stimmung, der Handlung, und vor Allem an charak=
teriſtiſcher
Ausarbeitung der Hauptfiguren. - Nitter Hugo und Ber=
talda
ſind nicht viel mehr als Marionetten. Wie wenig Lortzing auch
den muſikaliſchen Ausdruck für das Dämoniſche finden konnte, zeigt
der Part des Kühleborn.
Gewiſſe Striche, gewiſſe Einlagen in dieſer Oper ſind bereits zur
Tradition geworden; ein näheres Eintreten auf das,Fürn und Wider=
derſelben
wollen wir dies Mal unterlaſſen und uns den einzelnen
Leiſtungen zuwenden.
Wir bekennen, daß wir der Wiedergabe der Undine durch Frln.
Wooge mit einer gewiſſen Beklemmung entgegen ſahen. Um ſo ange=
nehmer
überraſcht waren wir, als wir unſere Befürchtungen in keiner
Weiſe verwirklicht fanden. und die Sängerin ſich ihrer Partie vielmehr
in recht erfreulicher Weiſe erledigte. Dieſe Undine. die, als ſie uns ent=
gegentritt
, noch keine Seeler hat, muß doch ſehr ſeelenvolls geſungen
und geſpielt werden, wenn überhaupt ihre Exiſtenz uns Sympathie ein=
flößen
ſoll. Der Ausdruck Seele= bezieht ſich hier augenſcheinlich nur
auf das Fortleben in einem Jenſeits; denn wenn man der Undine die
Worte in den Mund legt: Es bricht mein Herz vor Trenmingsweh!
Erſtes Finale), ſo gibt ſich nach landläufigem Begriff in ſolcher Rede
eben ihre Seeler kund. Dieſe Widerſprüche einer an ſich dramatiſch
undenkbaren Figur wußte Frln. Wooge harmoniſch auszugleichen; nach
dieſer Richtung hin war ſie in hohem Grade lobenswerth. Wenn mit
der Zeit die ſichtbare Befangenheit der Dame ſich legt, ſie mehr Feſtig=
keit
in Geſang und Spiel gewinnt, wird ſie uns - wir hoffen es-
immer
annehmbarere Leiſtungen vorführen. Den Kühleborn geſtaltete
Herr Feßler recht ausdrucksvoll; er verlieh der Geſtalt auch den eigent=
lichen
dämoniſchen Zug, was um ſo ſchwieriger, weil ihn die Muſik da=
bei
nicht unterſtützt. Die Einlage von Gumbert: An des Rheines
grünem Strande mußte er auf ſtürmiſches Verlangen wiederholen.
Gelungene humoriſtiſche Bilder des weinſeligen Kellermeiſters Hans
und des Schildknappen Veit lieferten die Herren A. Eilers und
Hofmüller. Das populär gewordene Lied an die Flaſchel von
Pabſt, wurde von Herrn Eilers ſehr gut vorgetragen, gleichen Beifall
errang der Knappe Veit (Herr Hofmüller) mit ſeinem Lied vom Wieder=
ſehn
(3. Akt). Der wenig lohnenden Rollen des Ritters Hugo und
der Bertalda nahmen ſich Herr Bär und Frl. Roth treulich an. Nach
der decorativen Seite hin wurde von unſerem Maſchiniſten wieder ein=
mal
Außerordentliches geleiſtet, beſonders im letzten Akt: das aufſtei=
gende
Gewäſſer, der Zuſammenſturz des Saales, das Hereinſtrömen des
Waſſers bei offener Ocene, und dann das Erſcheinen des Kryſtallpalaſtes
Kühleborns ... alles dies waren treffliche äußere Effecte, welche die
Schauluſtigen ſtets von Neuem anſprechen.

Tages=Kalender.
Muſcum und Bildergalerie im Schloß, Sonntags 11-¼, Dienstag.
Mittwoch, Donnerstag und Freitag 11-12 Uhr. - Hofbibliothel im Schloß
täglich 5-12 und 2-4 Uhr. Techniſche Muſterſammlung des Landes=
gewerbvereins
tüglich 11-1 Uhr. Städt. Sparkaſſe täglich 9-12 Uhr.
Feierabend=Local Wochentags 7-10 Uhr Abends, Sonniags 3-10 Uhr.
Leſelokal des Volksbildungsvereins Wochentags 12-1 und 7 big
10 Uhr, Sonntags 2-6 Uhr.
Bücherausgube der Volksbibliothek
Samstags 7 bis 9 Uhr. Armenverein täglich 2-6 Uhr.
Spiel=
Abend des Schach=Clubs: Mittwoch.

Großherzogliches Hoftheater.
Sonntag, 6. Januar.
E. Bekanntlich liegt der Lortzing'ſchen Undine: Fouque's duftig
zartes Kunſtmärchen zu Grunde, in welchem die wunderſame Fabel des
berühmten Theophraſtus Paracelſus (l494-1541) von der Ver=
mählung
der Elementargeiſter mit Menſchen, wodurch die erſteren eine
Seele erhalten ſollen, nicht blos mit ſinnlicher Anmuth, ſondern auch
mit gemüthlicher Sinnigkeit dargeſtellt, und die Natur der Nixen, wie
ſie in der Sagewelt ruht, überaus lebendig geſchildert wird.
Lortzing, deſſen Compoſitionen zumeiſt in die Kategorie des
Volksſtücks= gehören, gelüſtete es auch einmal nach der blauen Blume=
der
Romantik: mit der Undine: wagte er den Ritt in das Zauber=

Dienstag 8. Januar: Generalverſammlung des Invaliden= Unterſtützungs=
vereins
1866 (Saalbau). Monatsverſammlung des Alpen=
vereins
(Saalbau).
Mittwoch, 9. Januar: Beethoven=Concert der Meininger Hofkapelle
Saalbau)
Generalverſammlung des Darmſtädter Droſchken=
vereins
(Reſtauration Schenck).
Donnerstag, 10. Januar: Vortrag im Verein für Verbreitung von
Volksbildung (Turngemeinde=Saal).
Sonntag 20. Januar: Generalverſammlung des Geſangvereins Lieder=
tafel
(Brauerei Böttinger). - Generalverſammlung des Geſangvereins
Liederzweig (Reſtauration Schenck).

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.