146.
8.
146.
Abonnementspreis
vlerteljährlich 1 Marl 50 Pf. inecl.
Erlngerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck Poſtaufichlag
(Srag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
94 Kals e
RLUr „uIUIbol,
Iuſerat=
werdenangenommen: inDarmſtadt
von der Expedition Rheinſtr. Nr. 2
m Beſſungen von Friedr. Blöße,
Holzſtraße Nr. 80, ſowle aufwärz
von allen Unnoneen=Erpedittonad
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
A15.
Freitag den 2. November.
AE8T.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wir bringen hiermit zur öffenlichen Kenntniß, daß eine Verſammlung des Krelstags
Freitag den 9. November l. J3., Vormittags 1 Uhr,
in dem Turnſaal der Mittelſchule für Knaben (Friedrichsſtraße 1) ſtalfindet.
Auf die Tagesordnung ſind folgende Gegenſtände geſetzt:
1. Wahl der Mitglieder der Einſchätzungs=Commiſſionen zur Veranlagung der Einkommenſteuer 1. Abtheilung in den
Steuer=Commiſſariaten:
a) Darmſtadt Candbezirk, wozu Darmſtadt und Beſſungen nicht gehören) 2 Mitglieder und 1 Erſatzmann,
b) Langen 2 Mitglieder und 1 Erſatzmann,
c) Zwingenberg 2 Mitglieder und 1 Erſatzmann,
d) Groß=Gerau 1 Mitglied.
2. Neuwahl der bürgerlichen Mitglieder für die Erſatz Commiſſion 18 30 Poſ. 4 des Reichs=Militär=Geſetzes) auf drei
Jahre 1854-86;
3. Antrag auf Erceiterung des Beſchluſſes wegen Uebernahme der Verpflegungsloſten für Geiſteskranke auf die Kreiskaſſe;
4. Genehmigung der Unterhaltungsvoranſchläge für die Kreisſtraßen pro 1884-85.
Der Vorſitzende des Kreistags:
10509
v. Marquard.
Konkursverfahren.
Nachdem der Nachlaß des Chemilers
Adolph Abreſch vor Darmſtadt in Folge
Geltendmachung von Schulden, die Adolpl
Abreſch vor Eingehung ſeiner zweiten Ehe
contrahirt, hat, ſich als überſchuldet
er=
wieſen, wird auf Gläubigerantrag über
dieſen Nachlaß heute am 30. Octbr. 883
Vormittags 11 Uhr, das Konkursverfahre:
eröffnet.
Der Kaufmann Wilhelm Huber zu
Darmſtadt wird zum Konkursverwalter
ernannt.
Konkursforderungen ſind, bis zum
22. November 1883 bei dem Gerichte
an=
zumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Wahl eines anderen Verwalters, ſowie
übe=
die Beſtellung eines Gläubigerausſchuſſes
und eintretenden Falls, über die in 8 120
der Konkursordnung bezeichneten Gegen
ſtände - und zur Prüfung der
angemel=
deten Forderungen auf
Freitag den 30. November 1883.
Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Ter
min anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Kon=
kursmaſſe gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig ſind,
wird aufgegeben, nichts an den
Gemein=
ſchuldner zu verabfolgen oder zu leiſten,
auch die Verpflichtung auferleat, von dem
Beſitze der Sache und von den Forderungen,
für welche ſie aus der Sache abgeſonderte
Befriedigung in Anſpruch nehmen, dem
Konkursverwalter bis zum 22. November
1883 Anzeige zu mochen.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Gekannt gemacht:
Kümmel,
Gerichtsſchreiber.
10583
Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen der P.
Wür=
temberger II. Wittwe von Ober
Nam=
ſtadt wird heute am 31. October 1883,
Vormittags 11 Uhr, das Konkursverfahren
eröffnet.
Der Wirth Friedrich Heim von
Ober Ramſtadt wird zum
Konkursver=
walter ernannt.
Konkursforderungen ſind, bis zum
22. November 1883 bei dem Gerichte
anzumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Wahl eines anderen Verwalters, ſowie
über die Beſtellung eines
Gläubigeraus=
ſchuſſes und eintretenden Falls, über die
in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten
Gegenſtände - und zur Prüfung der
angemeldeten Forderungen auf
Donnerstag den 29. November 1883,
Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin
anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Konkurs=
maſſe gehörige Sache in Beſitz haben, oder
zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig ſind, wird
aufgegeben, nichts an den Gemeinſchuldner
zu verabfolgen oder zu leiſten, auch die
Verpflichtung auferlegt, von dem Beſitze
der Sache und von den Forderungen, für
welche ſie aus der Sache abgeſonderte
Be=
friedigung in Anſpruch nehmen, dem
Kon=
kursverwalter bis zum 22. November 1883
Anzeige zu machen.
Darmſtadt, den 31. October 1883.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
von Diemar.
Veröffentlicht:
Uhrig.
Hülfsgerichisſchreiber. (10684
661
g00000000o00=
99
WAhUhaattt
in reichhalliger Auswahl
empfiehlt
Ludwigsplatz 9. 60116
WC1OPLoadelk.
Cüglich friſche Milch, ſüßen,
ſauern und Schlagrahm, ſowie
ſriſche und ſüße Rahmbutter.
L. Helsheimer,
Eliſabethenſtraße 17. (10585
Mohnöl
9)
bekannte hochfeine Qualität, in
friſcher Waare eingetroffen bei
Daais
M. vvrTasbOl.
Soehen erſchien in 86. Auflage
und iſt für 7 Mark (auch in
Brief=
marken) zu beziehen:
n Lalan=
Dr. Iotall 8 G6lhstholalhlllh.
Mit2Tpatholog.=anatom. Abbildungen:
Dieſes rühmlichſt bekannte Werk bietet
allen Denen, welche an
Schwüche=
zuſtänden ꝛc. leiden, ſichere Hülfe und
Heilung. Zu beziehen durch das
Verlags=Magazin GA. F. Bierey)
in Leipzig), ſowie durch jede
Buch=
handlung in Darmſtadt. (8396
Hühen. Dayen.
Von einem größeren
Treib=
jagen erhalte ich heute circa 200
Stück ſchöne große
Ms
zBAldhaſen,
welche von 3 Mk. bis Mk. 3.50
per Stück ablaſſen kann.
Gehnr. i.
Rich,5
Wildpret= und Geflügelhandlung.
Eliſabethenſtraße H.
ollständiger huoverhauf des lagers
Herren=Kragen und Manſchetten, leinene Bruſ
Einſätze, Vorhangsſtoffe, weiße prima Satin
und Piquss, rothen Feberköper, Bettzeug
Schürzenzeuge, Handtücher, Tiſchtücher, Se
vietten, Taſchentücher, Teppiche ꝛc. ꝛ.
Zu und unter Fabrizpreiſen.
1105
vie Lampf-Cafféo-Brennerei
von
40860. Iue. Bonne
8erlinO
Segründet
1837
Hoſieferant,
bringt ihre Specialitäten:
Gebrannte Java-Cakkées
in empfehlende Erinnerung.
Durch Anwendung einer besonderen, schon von J. von
Liebig empfollenen Brennmcthode souvie durch sorgfültigste
Auswahl und Mischung pur feinster Rohsorten haben sich die
vorstehend empfohlenen Caffée's einen Weltruf erworben.
Man achte beim Einkauf genau auf Firma und
Schutz-
marke, da vielfach geringverthige Nachahmungen in täuschend
ähnlicher Verpackung im Handel sind.
In den Räumen der Berliner Uyglene-Ausstelluns wird
aussohliesslich la gebr. Java-Caffée von A. Aunta sel. Mittne
verabreicht.
Hiederlagen in Darmstadt:
bei Herren Carl Watzinger, Louisenplatz 4.
„ Ers. Fuld, Kirchstrasse l,
„ A. Buss, Dieburgerstrasse 9,
In Bessungen:
„ A. Veinmann, Carlsstrasse 8.
„ Aug. Marhurg, Carlsstrasse 54.
[7O
Die erwartete Sendung
unzerhrrchlicher Echüſeln
1103:
iſt in großer Farbenauswahl angekoumen.
Hanil Reuler-
„
HAz f z „
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö
uen Gartenanlagen, Bauplütze ſins durch den Unterzeichneten zu verkaufen
Elexanher=
G₈
3)
M. B. -ooddt,
2ik
und
hal
ſll E
N 223 402
4
RUTON
Ffl,
41 o- benooh luni
aus FRA BEnrOs(GüdAmerika)
.P.ese
10)4
154. 4½
BEſſß JevEk 7opf.
C.d..
viE dorspsohaier
iidl AilAtrAi. eran.
„⁄
w 3LAUERrAnsE vier.
Au hahan bei den grösseren Colonial. u. EowarenHändlern, Droguitgen,
Apothekern ete.
(321
WI3ke NoI884.
1R
44)
07
847¾.
C0½uPun -Uhmads
beſeitigt nach dreimaligem Gebrauch
all=
läſtigen Kopfſchuppen und wird für
unbe=
dingten Erfolg garantirt. Flacon 1 Mk. bei
Alfred Graser. (9053
B.
5003)
Die ageufaben.
von
Baylist Röder in Raiuz,
Große Bleiche 9,
(6070
empfiehlt
Lanxugwagen in großer Auswahl.
Lause
5 für die Lotterie des Mainzer
Kirchen=
beues, ſowie für die Weihnachts=
Verlooſung der hieſigen Gewerbehalle
3 ſind in der Exped. d. Bl. zu hahen.
09000002000000000000900ese
2461
Dauerhaft;
9.
TASSGnAAVAarOh
mit Filz= und Lederſohlen, ſowie die
be=
liebten Tuchſchuhe mit Holz genagelten
Sohlen, M. 1. 40. Ale übrigen Herren=,
Damen= und Kinderſchuhe und =
Stie=
feln billigſt.
[9683
L. Reilmann, Schulſtraße 6.
In unſerem Verlaze iſt erſchienen und durch uns, ſowie durch alle hieſigen
Buch=
handlungen zu beziehen:
ah
ARIOO
Porlomsgross Auuon Aondor für Toohntket
Preis 30 Prg.
Derſelbe enthält: Kalender pro 1884, amtliche Bezeichnung der Maaße und
Gewichte, Maaßtabellen, Entfernungen, Berghözen, Größe von Bauwerken,
Gewichts=
tabellen, Atomgewichte, Münztabellen, Thermometerſcalen, Ausdehnung durch Wärme,
Schmelz= und Siedepunkte, Heizkraft verſchiedener Brennſtoffe, verſchiedene
Geſchwin=
digkeiten, mathematiſche und phyſilaliſche Notizen, worunter Berechnung des Zugs der
Kamine, Logorithmentafein, Sinus= und Coſinustafeln, Quadrat= und Wurzeltafeln,
Zinſes=Zins= und Rentenberechnung.
Auf möglichſt lleinem Raume bringt das von einem berufenen Fachmann
zu=
ſammengeſtellte Büchlein eine große Zahl wichtiger Notizen, welche ſich im täglichen
Leben ſowohl dem Techniker als dem Laien von Nutzen erweiſen
J. C. Witlich'ſche Hofbuchdruckeret.
P r i m a
Ruhrkohlen
neues Pflaumenmuß
nuir beſter Qualität,
lücht rheiniſche3),
liefert billigſt
Preiſelbeeren,
vorzügliche Qualität (in 50 pCt. Raſſi=
Fr. Joo. Sohäſtor,
nade gekocht).
(10587
Sederſtraße 16. (0472
L. Molsheimer.
Eine Partie leere
2 Eö
wmenAh'k=
Gumanuadssor
in allen Größen zu verkaufen.
Philipp Weber
Carlsſtraße 24. 19570
Feinſte
Spelsskartoſſehn.
Aurora-
Achilles- per 100 Kilo
Andersen- 6 Mark.
Pruben können abgeholt werden bei
Herrn Jac. Hildebrand, Riedeſelſtraße 42
parterre. Beſtellungen ſind ebenfalls dort
abzugeben oder direct zu richten an:
49=
F. Aldsband H,
Hahnmühle bei Pfungſtadt. (9879
Billige Pantoſſeln.
Die Frauenſtraminpantoffeln (
Hond=
arbeit, welche ſeither zu 3 Mark verkauft
habe, werden von heute an zu M. 2.90
ſabgegeben.
Ferner iſt eine friſche Sendung Frauens,
Münner= und Kinderſtiefel zu
wieder=
holt herabgeſetzten Preiſen in bekannter
Güte eingetroffen.
[11080
Buhnsaſſiraße I.) Stiege hoch.
Holländische
Auuarzmisbeis,
als Hyacinthen, Tulpon, Croous ete.
zum Treiben in Töpfen und Gläſern,
ſo=
wie fürs freie Land bei
[9693
C. Völker,
untere Hügelſtraße Nr. 75.
Italieniſche
Iol 1zGU
ſüße, große Frucht, billigſt bei
WIhGlm Handk,
Ballonplatz 5. (6334
9000200020000000000000000000
9)
ſo lange Vorrath.
per halb Kilo 25 Bſo.,
[10588
bei
M. W. Praſſel,
Die Hof =Buchhandiung von
8
6 Augusi Kingehöſier
empfiehlt garantirt reinen, direlt importirter
Chinegischen Thee, Ernie 188
zu Ml. 7. 5.25, 475. 3.75, 3, 2.75
und 2.50 pr. Pſd.
Theeapitzen 8id. M.l.25, M.I. I5.
Friedrichsdartor
LWOPAON
Aerztlich anerkannt.
Erſatz für Muttermilch, Magenleidende
ſowie zum Gebrauch bei Viſiten ſtets friſch
zu haben. — Alleinverkauf im Laden der
L. Remmert Wwe., Bleichſtr. 45. 6784
4) Met. Tannen=Scheitholz zu verkauf.
O Beſſ. Kirchſtr. 37 im Laden. 110539
ſEine Kaute Dung zu verkaufen Lauten=
S ſchlägerſtraße Nr. 8.
[10590
2iſt und Jauche iſt kleine Caplanei=
21 gaſſe 5 zu verkaufen.
(1059
A
8747) Wendelſtadtſtraße Nr. 8
(zunächſt der Promenade) eine ſchöne
Par=
terre=Wohnung zu vermiethen,
enthal=
tend 5 Zimmer, ein Kabinet ꝛc., baldigſt
zu beziehen. J Conr. Mahr, Stadtallee !
9083) Obere Herdwegſtraße 37
eine hübſche und bequeme Wohnung von
6 Zimmern mit allem Zubehör, vom
1. October an zu vermiethen.
A
10537) Bleichſtraße 53 dem Bahnhoſ
gegenüber, ein möbl. Zimmer zu verm.
10592) Wilhelminenplatz 2 ein ſchönes
unmöbl. Zimmer m. freier Ausſicht ſofort.
= 42
B:
L
RLBld.
Central-Annoncen-Expedition
Ader deutsch. und ausl. Loitungen
Central-Buroan: Prankfurt a. A.
Ferner: Forlin. Cöln. Dregden.
Hnamburg. Hannover. Jeipzig. Jondon.
M Nünchen. Paris. Stuttgart. Wien.
⁄.
Prompte Beſörderung aller Art
H
„
— Anzsigen.-
G
sskannte Idorale Bodingungon.
Bei grössoron Aufträgen
J.
AusnUhmeproige. H
2
x. Annoncen-Monopol dorfi.
bodoutendston Journalo des
⁄
Auslande
rrithisareNie.
GanuinAt
Vertreter=Geſuch.
Eine leiſtungsfähige Käſe=Firma
in Kempten i. Allgäu ſucht für
Darm=
ſtadt einen tüchtigen renommirten Vertreter.
Offerten mit nur feinſten Referenzen unter
N. 2088 durch Rudolf Mosse in
Etuttgart erbeten.
[10503
4.
23
74e
644Ob
„½⁄,
2⁄₈.
47
lthe 4
4.
Das zweite Concerz zus geſten des wltwen-
42)
0 und Baiſenſords der Hroyherzöglichen göſmuſk:
„ 9)
findet Montag den 5. November im Saalbam ſtatt.
Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten: Sperrſitze 3 Mk., nichtnummerirte Plätze 2 Mk.
D Vorſaal 1 Mk., ſind in den Buchhandlungen der Herren Bergſträßer und 6
Klingelhöffer, ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.
D
Darmſtadt, im October 1883.
H
Der Ausschugs. 10538
1)
Der Beſuch der Hauptprobe iſt außer den Mitwirkenden
Niemandem geſtattet.
GS00SSeS0SSSGGGGaeeaaSeSt
Der deutsshe Henedldtiusr
ſtellt ſich an Feinheit des Geſchnackes und kräftiger Wirkung dem franzöſiſchen
eben=
bürtig an Seite und verdient als deutſches Deſtillat dem franzöſiſchen vorgezogen
zu werden.
Alleinige Niederlage für Darmſtadt bei den Herren Friodr. Schäſer,
Droquenhandlung, Ludwigsplatz 7.
J. J. Diehl & Cie. (1594
Erklarung.
Den verläumderiſchen Verdächtigungen gegenüber, welche ſeit einigen Tagen in
hieſiger Stadt und Umgegend gegen mich gefliſſentlich verbreitet werden, daß ich in
meinem Geſchäft und namentlich zur Wurſt Pferdefleiſch verarbeite, daß die Polizei
deshalb meinen Laden geſchloſſen und nur gegen Caution denſelben wieder habe öffnen
laſſen, erkläre ich hiermit, auf meine Ehre und Gewiſſen, daß dieſelben ſämmtlich
er=
funden und erlogen ſind.
Noch niemals iſt in meinem Geſchäft Pferdefleiſch verarbeitet, zu Wurſt
ver=
wendet worden, die Polizei oder ſonſt welche Behörde hat nicht den geringſten Schritt
bis jetzt gegen mich vorgenommen.
Wohl aber habe ich gegen einzelne Verbreiter dieſer meinem Rufe und meinem
Geſchäfte höchſt nachtheiligen Verdächtigungen bereits die Einleitung der erforderlichen „
gerichtlichen Schritte beantragt und werde Jeden, der dieſe Verdächtigungen weiter 9.
verbreitet, ſofort gerichtlich belangen.
Darmſtadt, den 1. November 1883.
(10595
H. Wöruar, Metzgermeiſter.
huſohlung.
Einem verehrlichen Publikum von hier und Umgegend theilen wir
andurch mit, daß unſer
HOfchonvagem
nach vorgenommer Ernenerung der älteren Theile deſſelben - nunmehr
dem allgemeinen Gebrauch wieder überlaſſen werden kann.
Beſtellungen bitten wir bei unſerem Rechner, Stadtverordneten Lautz,
Heinheimerſtraße N. 2, oder bei unſerem Verwalter, Schuhmachermeiſter
Peter Wagner, Teichhausſtraße Nr. 8, machen zu wollen.
Darmſtadt, 26. October 1883.
10430
Der Vorſtand der Rathsherren=Brüderſchaft.
Friſche
1059k al Ein älterer, energiſcher
Kauf=
mann, an Thätigkeit gewöhnt, ſucht vaſſende
Stellung auf Bureau, Controlle,
Commiſ=
ſion ꝛc. unter mäßigen Anprüchen bei
au=
ſtändiger Behandlung. — Chiffre unter
W. O. HI. an die Exped. d. l.
10596) Ein braves Dienſtmädchen
füͤr ſogleich einzutreten. Näheres in der
Exped. d. Blattes.
10597) Ich ſuche zum ſofort. Eintritt
ein Lehrmädchen.
Hermi. Berger,vorm. Marschreiber.
4.4 ein braves Dienſtmäöchen,
Geſutht welches Hausarbet verſteh=
und etwas kochen kann. Näheres in der
Expedition d. Bl.
[10598
10399) Ein tüchtiger Schloſſer wird
geſucht. Näheres in der Exped. d. Bl.
Geübte Arbeiter und
Arbeiterinnen
[10600
geſucht.
Damen=Mäntel=Fabrik
Herm. Berger, vorn. MarSchreiber.
Ein Lehrling, (10503
mit guten Schulkenntniſſen kann unter ſehr
günſtigen Bedingungen ſofort eintreten bei
H. Heyer, Papierhandlung.
[10601
eingetroffen.
Emanurel Culd.
1.
soinsies Obsl-Gel60,
per Pfund 45 Pfg., empfiehlt (10602
Franz Ebert, Arheiſgerſtraße.
Ayssiglaräi Dr. Gdd. ü3yer.
Berlin, Leipzigerſtruße 9½, heilt aus
brieflich Magen=, Unterleide, Frauer.
und Haulfrankheiten, jalbſt in ber
hart=
nückigſten Füllen, ſters ſchnell mit beſten
Erfolge.
[68¾6
Kine Frau empfiehlt ſich im Aus= und
- Ankleiden von Todten.
Mühl=
ſtraße 28, Seitenbau, 1 Tr. hoch. (10280
3463
4. 2ib
Deunſcher Colonialverein,
Bection Darmſtadt.
zp0t.
74hp,
ruN6
13
AnläcAuz BRAEu-AIUSAAhNN
auf Dienstag, 6. November 1883, Abends 8 Uhr,
im Saalban Damensaah.
Tagesordnung:
1) Vorloge des Statuten=Entwurfs für die Section;
2) Wahl des Vorſtandes;
3) Mittheilungen des Herrn Major a. D. Thiel vom Haupthurean des Vereins
in Frankfurt a. M.
Wir erſuhen die Mitglieder recht zahlreich zu erſcheinen.
Dor prov. Vorstand. 10603
Beſangverein Gängerluſt.
Abendunterhaktung mit Banz
am 3. November, Abends 8 Uhr, im Schützenhof (itſert).
Die Mitglieder und Freunde des Vereins ſind freundlichſt eingeladen.
Der Vorſtand. 10461
Eintraht
Bürgerueretn
GGEGGTUT WGu-
Camstag den 3. Hovember Abends 8. Uhr präcis
im Daaſbau
[(10442
Dse Vargniiguungi-d araumnksstena.
1Ein Schüler der oberſten Klaſſe der
0. Realſchule I. O., dem die beſten Zeug.
niſſe zur Verfügung ſtehen, wünſcht
jünge=
ren Schülern Nachhülfs Unterricht im
Lateiniſchen, Franzöſiſchen u. ſ. w.,
negen ſehr mäßiges Honorar zu e theilen.
Näher. Dieburgerſtr. J, Parterre. (10604
16605) Marktplatz ; ein möblirtes
Auguſt Creter.
Zimmer.
Febrauchter Mainzer Ofen (
Sau=
kopf) geſucht. Offerten Dieburger=
10616
ſtraße 74, 3. Stock.
45
Fracvriefe
der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahu, auf Wunſch mit Firma,
M.7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei
Samstag den 3. November:
Metzelſuppe
bei
N. Lagaler.
Guter Mittagstisch
zu 56 Pf. und höher, ſowie Abendeſſen
von 35 Pf. an.
[11278
Reſtauration, Odeon==Marienplatz.
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat September 1883 ſind eingegangen:
A. Legate: Nichts.
b. Aus dem Opferſtock vor dem
Waiſen=
haus 24 M. 17 Pf., theilweiſe mit folgenden
Inſchriften: 1) J. l. W. bittet mit mir ꝛc. 20 Pf.
2) Ueberſchuß von einem Ausflig ꝛc. 12 Pf.
3) Aus Tankbarkeit für ꝛc. 3 M. 4) J. l. W.
helft ꝛc. 20 Pf. 5) Von einem Ungenannten
5 M. 6) J. l. W. bittet Gott ꝛc. 20 Pf. 7)
J. l. W. betet ꝛc. 5 Pf. 8) Gelobt ſei Jeſus ꝛc.
65 Pf. 9) Den a. W. die längſt verſprochenen
2 M. 10) Für die a. W. ꝛc. 10 Pf. 11) J.
a. W. bittet ꝛc. 30 Pf. 12) J. l. W. bittet
Gatt ꝛc. 20 Pf. 13) Den a. W., daß uns Gottzc.
20 Pf. 14) J. l. W. bittet mit mir Gott ꝛc.
20 Pf. 15) J. g. W. betet ꝛc. 5 Pf.
Darmſtadt, den 17. Octbr. 1883.
Großherzogliche Landes=Waiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrath.
„ 16.15-19 Engliſche Sovercigns
. 20.29- 34 Dollars in Gold
VAa-h rrDirixnitl.MiA.Ai=sis; „ 418-23
Proßherzogliſes Hoſthenter.
Freitag 2. November.
7. Vorſtellung in der 3. Abonnements=Abtheilung.
Zum erſten Male wiederholt:
F edora.
Drama in 4 Aufzügen von Victorien Sardon.
Anfang halb 2 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Sonntag 4. Rovember.
Oberon, König der Elfen.
Nomantiſche Feenoper in 3 Atten von E. M. v. Meber.
662
73)
8464
Slandesamtliche Nachrichten
aus Beſſungen.
Geborene:
Am 4. Sepfbr.: Dem Flaſdenbierhändler Karl Möll, T. Eliſab=the
Carolirs. Um 5.: Dem Kreisſtraßenmeiſter Feiedrich Schreiner, T
Johanne Katharina Chriſtiane Eliſobeihe. Am 6.: Tem Haupfmenn in=
Groſh. Feld=Art.=Regt. Nr. 25 Georg von Oppen, E. Ehnard Hermann
Georg. Tem Kaufmann G8. Wilh. Oito Sulzmann, S. Wilhelm. Im 8.
Ein unehel. S. Friedrich. Am 12.: Dem Wachtmeiſter Gy. Heinrich
Rühl, T. Anna Margaretha Katharina. Am 13: Dem Schuhmach
Joh. Friedr. Meiſinger, T. Maria Kalhaiina. Am 16.: Dem Sergaant
Franz Auguſt Schulz, E. Friedrich Karl Hermann. Am 17.: Tem
Weißbinder Taniel Geyer II., S. Friedrich Karl. Am 19.: Dem Taplzier
Gg. Friedr. Wilh. Kiſtinger, S. Johann Jacob. Um 20.: Dem
Schutz=
mann Joh. Adam Heil, T. Amalie Emilie. Am 23. Dem Trompeter
Karl Friedr. Münzberg, S. Friedrich Karl. Um 27.: Dem Hofzarten=
Aſſiſtent Gerhard Geiger, S. Georg.
Cheſchließungen:
Am 17. Seplbr.: Der Schuhmachermeiſter Johann Groſch von
Par=
tenheim, mit Anna Katharina Hartmann von Alsfeld. Am 22. Ver
Schutzmann Hyouimus Friedrich Wilhelm Kurze, mit Anva Maria
Moy hier. Am 30.: Der Pfläſterer Heinrich Adem Creier, Wittwer,
mit Eva Eliſabethe geb. Schüler hier.
Geſtorbene.
Am 4. Scptbr.: Dem Maſchinen=Ingerieur Chriſtoph Friedr ich Nau,
T. 1 M. alt. Um 7.: Der Königl. Sächſiſche Landgerichtsrath Wilh.
Karl Ludwig Albert Clemm, 38 J. 8 M. alt. Am 13: Dem Bäcker
Peter Hartmann, S. oh. Peter Adam, 5 J. 5 M. alt. Der
Weißhin=
der Joh. Friedrich Hildebrand, von Darmſtadt. 67J. 9 M. alt. Am 19.:
Der Taglöhner Valentin Göller, 76 J. 5 M. alt. Am 20.: Die Maria
Meini, ger aus Zahlbach, 16 J. 8 M. alt. Am 22.. Die Wittwe des
Schulmachermeiſters Joh. Konrab Noldt, Chriſtine, geb. Schwab, 63 J.
16 T. alt.
Politiſche Ueberficht.
Darmſtadt, 2. November.
Deutſches Reich. Der Kaiſer ſoll über die Mißhelli,keiten, welche
in Oderburg zwiſchen der Bevöikerung und preußiſchen Officieren des
dort garniſonirenden Jufanterie=Regiments Nr. 91 ſtattgefunden habin,
ſ in lebhaftes Bedauein anseedrückt haben. Einer ſeiner Flügel=
Adju=
tanten, ſowie die unmittelbaren Vorgeſetzten des gnannten Iyfanterie=
Reçimentes haben ſich nach Adenburg zur Unterſuchung dieſer
bedauerns=
wer then Affarre begeber, welche hoffentlich die Thatſachen genügend
ſeſt=
ſtellen wird. Seit Montag huben keine weiteren Ruheſtörungen in
Oidenburg ſtattgefunden.
Der „Reichsarzur.” bringt eine amtliche Bekanntmachung vom 30.
October, welche behufs gejundheitspoligeilicher Conttole den Ausbruch
der Cholera in Peking anzeigt.
Am 12. November trilt der ſächſiſche Landtag zuſammen, dieſem
folgt am 17. November die Gröffnung der basiſchen Kammern und drei
Tage ſpäter, am 20. Novimber werden, wie nunmehr feſtſteht, auch die
beiden Häuſer des preußiſchen Landtags wieder zuſammentreten.
2r Centralvorſtand der Allgeneinen Deuiſchen Lutherſtiftung hat
ſich am 31. Oclober in Leipzig conſtituirt. Derſelbe beſteht aus
An=
hängern verſchiedener Schattirungen der vangeliſchen Kirche, darunter
Oberhoſprediger Koegel, Lisco, Leveyow, Bennigſen. Es wurde beſchloſſen,
einen Aufruf zu Beiträgen zu erlaſſen.
Die Raturalvelpfi gUn, d mer Reiſender iſt nach dem Vorgange von
Württemberg auch in Bod„ „ c zwar mit beſtem Erfolg eingeführt
worden. In den Gemeinden der Bezerke, welche ſich dem betr. Verbande
angeſchloſſen haben, erhalten arnie, mit Legitimationspapieren verſehene
Reiſende die entſpiechende Naturalverpflegung. Dieſelbe wird zufolge
Anweiſung des Aufſichtsbeamten bei dem dazu beſtellten Wirth auf Koſten
der Gemeinde verabreicht. Bettel und Uuiſchau nach Arbeit iſt
unter=
ſagt. Arbeitsnachweis wird von den Auſſichtsbeamten gegeben.
Fürſibiſchof Herzog iſt am 31. October aus Rom nach Greslua
zu=
rückgekehrt.
Oeſterreich=Ungarn. An der Wiener Univerſität haben jüngſt
gegen den bekannten ezechenfreundlichen Proſeſſor, Hofrath Maaßen,
wieder Demonſtrationen ſtattgefunden, bei denen es ſogar zu
Verhaf=
tungen von demonſtrirenden Studenten kam. Die Aufregung in den
Wiener Studenten=Kreiſen iſt eine große. Die Vorgänge knüpften ſich an
die erſte Vorleſung Maaßens im neuen Semeſter an, bei welcher der
Herr Profeſſor von ſeinen ezichiſchen Hörern mit Beifallrufen empfangen
wurde, welche Kundgebung allerdings erſt die Demonſtrationen der
deutſchen Studentenſchaft hervorgerufen haben mag.
Frankreich. Am 31. October wurde im Abgeordnetenhauſe die
Debatte über die Interpellation Garncts wegen Tonking fortgeſetzt. Auf
einen heftigen Angiiff Clemenccau's gegen die Regierung erwiderte Ferry:
Die Tonking. Expedition ſei nicht das perſönliche Werk des Cabinets,
vielmehr eine Folge früherer diplomatiſcher und militäriſcher Vorgänge;
man dürfe zwar die Stärke der franzöſiſchen continentalen Streitkräfte
nicht vermindern, andererſeits aber auch nicht verzeſſen, daß Frankreich
die zweite Setmacht ſei. Die Republik müſſe wachen über die
Erhal=
tung der Integrität ihrer Colonialmacht und müſſe das Terrain vor=
reiten für die Thättskeilt künftask Geſchlechter. Her Miniſter weiſt
dn Vorwurf der Uuflusheit zurück. Die Negieruig ging bei der
Uyier=
handlungen mit China in der Mäßiaung bis zu den änßeiſten Grenzen.
Ein Pruch zwiſchen Frankreich und China ſei richt eingefreten. Cocſen
habe die Regierung eine Depeſche Teicou's vom 29 d. M. erhilten,
wolin beiſelbe anzeiat, deß der Vierkönig bemübt ſei, ih zurückzuhalten,
derſelbe ſei beunruhigt und dasavouire Tſeng in vielen Stücken. Wenn
auch die Vnhandlungen noch nicht zum Ziele =elangt, ſei doch anzunehmen,
daß die Chineſen ſich ve'ſöhnlicher zeigen werden, ſobald Sontay Bacninh
von den Franzoſen beſetzt ſei. Ferzy glaubt nicht, daß China den Kriey
erklären werde, und fügt hinzu, auch Frankreich beabſichtige nicht, den
Kriog zu erklären. Die Franzoſen werden ſich im Delta dauernd
feſt=
ſehen; Niewand werde ſie vertreiben können; die Colonialpolitik ergebe
zwar keine unmittelbaren Exfolge, man arbeite aber damit für die
Nach=
kommen. Das beſie Mittel, Gefahren zu vermeiden, ſei, zu zeigen, daß
man dieſelben nicht fürchte, die Kammer werde dies durch ihr Votum
beweiſen. Noch einer Bemerkung des Krieasminiſters, daß Algier in
keinem Falle von Truppen entblößt werden würde, erfolgt Schluß der
Discuſſion und wurde die einfache Tagesorbnung mit großer Mehrheit
abgelehnt, dagegen folgender Beſchluß mit 339 aegen 160 Stimmen
an=
genömmen: „Die Kammer billigt die von der Regierung zur Wahrung
der Ehre und der Iniereſſen Frankreichs ergriffenen Maßregeln und
ver=
traut ihrer Feſtigkeit und Klugheit bei Ausführung der beſtehenden
Verträge.
General Vouet traf am 31. October aus Annam in Paris ein und
wurde ſofort vom Marineminiſter empfangen.
Nach einer Mittheilung des „Temps' ſollen gegen General
Thibau=
din wegen eines ar den Cerele in Toulon gerichteten Briefes, worin er
ſeine früheren Collegen im Cabiret eritiſirt, disciplinariſche Maßregeln
ergriffen werden.
England. Am Mittwoch wurde die internationale Fiſcherei=
Aus=
ſtelung in London durch den Prinzen von Wales geſchloſſen, welcher
ähn=
liche Ausſtellungen in den Jahren 1884, 1885 und 1886 in Ausſicht
ſiellte. Die für 1884 proj ctirte Ausſtellung ſoll alle Gegenſtände der
öffentichen Gejundheitspflege und Erziehung umfaſſen, 1885 ſall eine
Ausſtellung für indnſtrielle Efindungen und der zur Arbeitserſparniß
beſtimmten Maſchinen, 1886 eine Ausſtellung von Producten der
eng=
liſchen Colonien in Indien veranſtaltet werden.
Dem Vernehmen rach beabſichtigt die enaliſche Regierung für den
Fall eines Krieges zwiſchen Fraykreich und China, die Umſchreibung des
Krieysſchauplazes auf Tonking und der wirklichen Blokade auf
wenig=
ſüdchineſiiche Häfen zu fordern und in keinem Falle die Blokade des
gänzen chineſiſchen Küſtengebiets zu dulben.
Nach einer Meldung des „Bureau Reuter; aus Bombay vom
31. October wird die Stadt Muscat ſeit vier Tagen von dem Bruder
des Iman belagert; das engliſche Kanonenboot „Philomel; bombardirt
das Lager desſelben, und die in der Stadt lebenden engliſchen
Unter=
thanen zaben ſich an Vord des Kanonenboots begeben.
Das Packetboot „Holyheadl, von Dublin nach Zoiyhead unterwegs,
iſt auf halbem Wege umgeſchlagen. Die Bemannung und 60 Paſſagiere
ſind ertrunken.
Am zöbend des 30. Octoher fanden an zwei Stellm ber
unher=
irdiſchen Eiſenbahn London's Exploſionen ſtatt, wobei 38 erſonen ſtark
verletzt wurden. Man hält die Exploſionen für ein Attentat der Fenier.
Alle Stationen der unterirdiſchen Eiſenbahn, ſowie der
Parlamentsge=
bäude werden ſeither von der Polizei bewacht. Der polizeilichen
Unter=
ſuchung zufolge ſind die Exploſionen weder durch Gas noch durch
Tyna=
mit, ſondern wahrſcheinlich durch Nitroglycerin herbeigeführt worden.
Der Bahnverkehr iſt wieder hergeſtellt.
Italien. Der deutſche Bolſchafter v. Keudell iſt am 31. October
in Rom eingetroffen.
Das „Amtsblatt” veröffentlicht das königliche
Decret, wodurch das Parlament auf den 26. November einberufen wird.
Rußland. Das „Journal de St. Petersbourg” mißt den jüngſten
Vorgängen in Bulgarien nur eine locale Bedeutung bei und behauptet,
dieſelben intereſſirten die Cabinete nur inſoweit, als ſie die Ruhe der
Varkanhalbinſel ſtören könnten; das Einverzehmen der Cabinete in dieſer
Hinſicht ſei ein vollſtändiges und die Urtheile der „Nordd. Allg. 3tg.
und der „Poſts ſeien den Gefühlen Rußlands entſprechend. Hoffentlich
werde diejenige Löjung eintreten, welche Alle befriedige. Baron Kaulbars
ſei beauftragt, mit dem Fürſten von Bulgarien die Stellung der ruſſiſchen
Officiere in Bulgarien zu vereinbaren, auf keinen Fall aber könnten dieſe
Schwierigkeiten den beſchränkten Kreis, wo ſie entſtanden, überſchreiten,
noch irgendwie die Beziehungen der Regierungen alteriren; die
alarmiren=
den Commentare ſeien auf Börſenmanöver zurückzuführen.
Bulgarien. Es iſt noch unbekannt, wie man die Schritte der
bulgariſchen Repierung aufnehmen wird, doch läßt der Umſtand, daß
der zur Zeit in Petersburg weilende bulgariſche Miniſterpräſident
Balabauoff am Montag vom Kaiſer Al=xander in Gatſchina - trotz der
Sofiaer Vorgänge - empfangen wurde, auf eine Verſtändigung zwiſchen
Petersburg und Sofia hoffen.
Rumänien. In der Deputirtenkammer ſieht eine intereſſante
De=
batte bevor. Der Deputirte Stolojan hat die Regierung über die
Be=
weggründe interpellirt, welche ſie veranlaßten, dem König Karl die Reiſe
nach Wien anzurathen; auch über die Ergebniſſe der Beſprechungen dis
Mmiſterpräſidenten Beattano mit dem Fürſten Bismaick und dem Grafen
Kalnoky hat Stolojan eine Interpellation eingebracht. Die Debatte über
die beiden Interpellattonen ſoll am Donnerstag oder Freitag ſtattfinden.
ſis
di Hen
uie H½n
des
von
Jruder
ardint
ſall
nitr.
70)
449)
022
756
857
224.
bis
ſch.
enen
züge.
2465
E. 5 5
Eghpten. Im Schooße der internationalen Sanitäts=Commiſſion
in Alexandrien haben ſich jüngſt recht bemerkenswerthe Vorgänge
abge=
ſpielt. Die engliſche Regierung wünſchte - natürlich aus Handels:
intereſſen - daß die in Caypten gegen die aus Bombay kommenden
provenienzen beſtehende Quarantaine (die Cholera iſt jetzt in Bombay
epidemiſch) demnächſt aufgehoben werde. Die engliſchen Velegirten
be=
ſitzen, da ſie auch eine Reihe kleinerer Staaten vertreten, in der Sanitäts=
Commiſſion die Majorität, und folglich ging der engliſche Antrag, am
7. November die erwähnte Quarantaine aufzuheben, durch; bezeichnender
Weiſe enthielten ſich die Vertreter Deutſchlands, Oeſterreichs, Rußlands
Italiens, Frankreichs und der Türkei der Abſtimmung. Bekanntlich iſt
die Cholera in Al=xandrien neuerdings wieder zienilich heftig
ausge=
brochen, und in Hinblick hierauf gibt das Vorgehen Englands ſehr zu
denken.
Der neue Staatsrath iſt am 31. October in Kairo durch Cherif
Paſcha eröffnet worden.
Aus Stadt unb Land.
Darmſtadt, 2. November.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Lehrer an der
Taubſtummen=Anſtalt zu Bensheim Wilhelm Hemmes zum Director
dieſer Anſtalt ernannt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
K. K. Oberſtlieutenant Ritter v. Plönnies und den K. K.
Unterlieute=
nant zur See Laudenheimer; zum Vortrag den Staalsminiſter Frhrn.
v. Starck.
- Se. Kal. Hoheit der Großherzog begaben Sich Mittwoch
Morgen in Begleitung der Flögeladjutanten Oberſtlieutenant von Herff
und Major Wernher nach Worms, wurden in Roſengarten von dem
Kreisrath Freiherrn von Gagern, Bürgermeiſter Köchler und dem Geh.
Commeizienrath Hiyl empfangen und fuhren mit einem Umwege durch
mehrere Straßen und Gäßchen der feſtlich geſchmückten Stadt an der
neuen Promenade und dem Lutherdenkmal verbei nach dem Hauſe des
Geh. Commerzienraths Heyl. Dort geruhten Se. Kgl. Hoheit Frühſtück
einzunehmen und bezaben Sich dann zu Fuß nach ber
Treifaltigkeits=
kirche zum Gottesdienſt. An der Kirchenthür wurden Allerhöchfldieſelben
von der Geiſtlichkeit empfangen, und wohnten Se. Kgl. Hoheit
der kirchlichen Feier bes Reſormatioasſeſtes. wobei Superintendent
Köhler die Hauptpredigt hielt, bis zum Ende, 12¾ Uhr, bei.
Se. Kgl. Hoheit begaben Sich zu Fuße nach dem Heyl'ſchen Hauſe
zu=
rück und nahmen um 1 Uhr dejeuner dinatoire, wobel außer den
Du=
men der Herren Heyl auch der Kgl. Preuß. außerordentl. Geſandte und
bevollmächtigte Miniſter Herr L gationsrath Stumm, ſowie die Herren
Kreisrath Freiherr von Gagern, Aſſeſſor von Grolmay, Bürgermeiſter
Küchler und Stadtpfarrer Müller anweſend waren. Nach dem Dejeuner
wurde von dem Neubau im Heyl'ſchen Garten die Feier am
Lutherderk=
mal betrachtet. Se. Kgl. Hoheit fuhren alsdann um 3½ Uhr von dem
Heyl'ſchen Hauſe, unter enthuſiaſtiſchen Ovationen der zahlrechen Wormier
Bürgerſchaft und vieler aus der Umgegend herbei gekommenen
Bewoh=
ner, in das Paulusmuſeum.
Auch dort war ein zahlreiches Publicum verſammelt, und hatte ſich
ns=
beſondere in der von Herrn Rittmeiſter Heyl neu gegründeten
Luther=
ſlube und Lutherbibliothek eine gewäilte Geſellſchaft zum Empfange des
Allerhöchſten Landesherrn eingefundeu. — Nach einer würdigen,
ſach=
gemäßen Anſprache des Herrn Rittmeiſters Heyl ergiffen S. Kal. Hoheit
das Wort und erklärten, auch das Protectorat über die Lutherbibliothk
gerade ſo wie über das Paulusmuſeum gerne übernehmen zu woller,
indem Allerhöchſtdieſelben den hohen Bürgerſinn und die
unermüd=
lichen Beſtrehungen des Stifters für bie hiſtoriſch ſo
merkwür=
dige Stadt Worms und Umgegend beſonders hervorgehoben. Nach
einigen Worten, des Dankes von Seiten, des Bürgermeiſters
Küchler, beſtiegen Se. Königl. Hoheit den Wagen und fuhren
unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung vach der Rheinbrücke zu,
und kehrten dann zu Wagen nach Darmſtadt zurück. Bei dem Paſſiren
der Ortſchaften in der Nähe von Worms, welche im letzten Jahre ſo
ſeh=
von der Waſſersnoth heimgeſucht waren, nahmen Se. Kol. Hoheit,
Höchſt=
welche, wie ja bekannt, durch Cigene Jnitiative genau mit den
Oertlich=
keiten bekannt, mit Befriedigung wahr, daß, mit wenig Ausrahmen, der
durch das Waſſer entſtandene Schaden an Gebäulichkeiten u. ſ. w. überall
ausgebeſſert und verſchwunden iſt.
D. 3to.)
- Ihre Kaiſerl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprin
zeſſin des Deutſchen Reiches nebſt den Peinzeſinnen Sophie und
Margarethe trafen geſtern Nachmittan 12 Uhr 27 Minuten, von
Wiesbaden kommend, zum Beſuch der Geoßh. Familie dahier ein. Die
Höchſten Herrſchaften kehrten um 4 Uhr 15 Min. über Mainz nach
Wies=
baden zurück.
— Wie wir vernehmen beabſichtiat der Vorſtand der hieſigen
Herberge zur Heimath in der nächſten Zeit eine Hauscollecte
für dieſe Anſtalt in hieſiger Stadt zu erheben, und empfichlt dieſelbe
mit folgender Anſprache: „Tie hieſige Herberge zur Heimath verfolgt
mit den 158 Anſtalten desſelben Namens die gleichen Zwecke. Sie will
bei einer chriſtlichen Hausordnung wandernden Handwerksburſchen und
onſtigen Arbeitnehmern jeglichen Gewerbes und jeglichen B.kenntmiſſes
n ihren Räumen zu möglichſt billicen Preiſen reirliches Nachig=artier
und gute Koſt, ſowie Arbeitnachweiſung gewähren, und ſie vor den
ver=
derblichen Folgen ſchlechter Herbergen hewahren. Auch für hieſige Hand=
werlsgeſellen, die nicht bei ihren Meiſtern wohnen, bietet ſie zu ſehr
mäßigen Preiſen Koſt und Logis. Während andere Herbergen zur
Hei=
math durch Vereine gearündet und, wenn die Ergebniſſe der Wirthſchaft
zur Veckung der Bedürfniſſe des Hauſes nicht ausreichen, burch
Zu=
ſchüſſe dieſer Vereine unterſtützt werden, beſieht für die hieſige Herberge
ein ſolcher Verein nicht. Ihre Gründung im Jahre 1868 und ihre
Fort=
führung bis heute iſt nur daburch möglich geweſen, daß Einzelne für
dieſe Arſtalt ſehr bedeutende Opfer gebracht haben und fortwährend
bringen. Der Vorſtand dieſes Hauſes hat ſich nun im Laufe dieſes
Jahres genöthigt geſehen, im Intereſſe der Reinlichkeit und Geſundheit
nicht unbedeutende bauliche Veränderungen vorzunehmen. Die hierdurch
erwachſenen Koſten betragen etwa 1800 Mark. Dieſelben aus den
laufen=
den Einnahmen zu beſtreiten iſt nicht möglich, ebenſo iſt eine weitere
Kapitalaufnahme zur Tilgung der erwachſenen Baukoſten unmöglich, da
die auf der Anſtalt ruhende Schuld ſchon 54,800 Mark beträgt. So iſt
der Vorſtand an die nothwendigen Arbeiten in der Hoffnung getreten,
daß eine Bitte um eine einmalige Gabe für die Herberge zur
Hei=
math in weiteren, ſolchen Anſtalten freundlich geſinnten Kreiſen eine
offene Hand finden werde. Er wagt dieſe Bilte um ſo vertrauensvoller,
als er mit derſelben zum erſten Male in die Oeffentlichkeit tritt für ein
Werk, welches das materielle und geiſtige Wohl der arbeitenden Klaſſen
zu fördern bemüht iſt und deſſen wohlthätiger Einfluß in weiteren Kreiſen
Anerkennung geſunden hat. Es ſei nur an die ſüdweſtdeutſche Confereng
für innere Miſſion, die in dieſem Jahre hier tagte, und an den deutſchen
Verein für Armenpflege und Wohlthättgkeit, der im vorigen Jahre hier
abgehalten wurde, erinner;; beide Verſammlungen haben den Herbergen
zur Heimath ihre volle Anerkennung gezollt, und ſich für ihre
Vermeh=
rung ausgeſprochen.
Der Vorſtand der Herberge zur Heimath erlaubt ſich zu bemerken,
daß er (s mit Freuden begrüßen würde, wenn das bisher unbetheiligte
Publikum von ſeinem Hauſe und deſſen Einrichtung Einſicht nehmen
wollte. Der Hausvater der Herberge (Große Ochſengaſſe 8) iſt gerne
bereit in den Nachmittagsſtunden die Localitäten zu zeigen.
E. Der erſte Kammermuſikabend vot als erſte
Programm=
nummer Beethovens Streichquartett in Es-dur, op. 74, ein Werk voll
brängender Kraft, vorwärts treibender Energie in Satz 1, 3 und 4 und
voll ſehnſüchtiger Anmuth im Adagio. Bei der Ausführung durch die
Herren Hohlfeld, Petr, Oelsner und Reitz wollte es ſcheinen als
ob das intime und ganz exacte Zuſammenſpiel ſich erſt im Verlauf des
Stück. s, vom Begina bes Adagio ab, einſiellte.
Es folgte ſodann die Händel'ſche 4 dur Sonate für Violine und
Clavier. Das Spiel Herrn Hohlfeld's, der uns ja ſchon ſo viele Proben
ſeiner Tüchtigkeit gegeben hat, läßt an Correetheit ſicher nichts zu wünſchen
übrig und vewährt auch einen ungetrübten Genuß, wenn es ſich in den
tieferen Lagen bewegt, hingegen leidet die Hervorbringung der auf der
E=Saite liegenden Lönen oft an einer empfindlichen Schärfe und Härte,
welche jedenfalls mit der Zeit verſchwinden wird. Zum Schluß vereinigte
ſich Herr W. de Haan uit den genannten Herren zur Wiedergabe des
Brahmb'ſchen Clavietquartetts in Gemoll op. 25. Herrn de Haan's
ſichere und feinfühlige Hand machte ſich daber nicht allein in der
Behand=
lung des Clavierparts, ſondern auch in der ebenſo energiſchen als ſinnigen
Leitung des Ganzen bemerkbar.
— Eingetretener Hinderniſſe halber findet die Verſteigerung des von
dem Verbund der heſſiſchen landw. Conjumvereine in der
Schweiz angekauften Milchviehes nicht Freitag den 2., ſondern
Camstag den 3. November Vormittags 11 Uhr dahier ſtatt.
N Ein Wirth in der Waldſtraße erhob gegen einen Ziegler Anzeige
wegen Zechprellerei, derſelbe ließ ſich Bier und ein Wurſtbrod gut ſchmecken
und entfernte ſich heimlich. — Einer Frau in der Gr. Caplaneigaſſe
wurden aus der unverſchloſſenen Schublade 20 Mk. entwendet. - Einem
Frachlſuhrmann wurde in der Erbacherſtraße ein Kiſtchen Cigarren und
in der Panktatiutſtraße eine Eturmlaterne ertwendet. - Cin im
Polizei=
gefängniß befindliches Frauenzimmer hat aus Bosheit und wohl deshalb
weil ihre Ueberführung in das Arbeitshaus nach Dieburg bevorſteht,
die Fenſter der Geſängnißzelle zertrümmert. Eine Zuſazſtrafe wird ihr
nicht entgehen.
Eingeſandt. In dem hieſigen Poſtgebäude befinden ſich
zwei Schalter für Einzahlungen, aber in den ſeltenſten Fällen ſind beide
gleichzeitig geöffnet, in Folge deſſen der Andrang bei dem einen ein ſehr
großer iſt, und das Publikum durch langes Warten viel Zeit verliert.
Da die (xpedition der Poſtanweiſungen am meiſten Zeit beanſprucht,
ſo wäre es wünſchenswerth, wenn der zur Verſügung ſtehende zweite
Schalter beſetzt wirde. Auch ſelbſt im Intereſſe der Poſtbeamten dürfte
es liegen, mit Rückſicht auf das Niſico reſp. die Erſatzpflicht derſelben,
daß Abhülſe geſchaffen wird.
0 Dermalen iſt auf der Riedbahn der Zuckerrübentransport
flotter denn je im Gang.
O Das ſchon ſeit einiger Zeit mit ſeltener Hartnäckigkeit colportirte
Gerücht, als ſei ein hieſiger Schweinemetzger in Unterſuchung gezogen,
weil er Pferdefleiſch unter ſeine Wurſt verarbeitet, entbehrt jeder
Be=
gründung und verdaukt wahrſcheinlich einem gehäſſigen Concurrenten
ſeinen Urſprung.
Mainz. In den letzten Tagen wurden in dem Terrain der
ehe=
maligen Neuen Anlage gegenüber dem Fink'ſchen Weinberge verſchiedene
Steinſärge mit Gerippen aufgefunden.
Schiffsnachrichten, mitgetheilt von A. Rady. Rheinſtraße 47.
Der Antwerpener Poſtdampfer „Rederland”, Capitän Ueberweg, von der
Red Star Line, am 13. October von Antwerpen abgegangen, der Bremer
E
2466
Poſtdampfer „Fulda”, Capitän Leiſt, vom Nordd. Loyd, am 17. October
von Bremen abgegangen, kamen am 27. October, und der Hamburger
Poſtdampfer,Bohemia” Capitän Petzoldt, von der Hamb.=Amertk. Packetf.=
Act.=Geſellſch., am 14. October von Hamburg via Havre abgegangen,
kam am 29. October wohlbehalten in New=York an.
Das Feſtſpiel
zur vierhundertjährigen Geburtstagsfeier Dr. Martin Luthers
in Worms.
Tie „D. 3tg.” ſchreibt hierübr Nachſtehendes: Das Feſtſpiel macht
nicht den Anſpruch auf die Bezeichnung eines Drama's im engeren Sinne
des Wortes; es beſteht vielmehr aus einer Anzahl von Bildern, welche
wichtige Momente avs Luther's Leben und Wirkſankeit zur Darſtellung
bringen, in der Weiſe, daß Luther ſelbſt wie die betheiligten Perſonen
redend und handelnd auftreten. Die einzelnen Scenen und Bilder ſind
untereinander verbunden durch Zwiezeſpräche zwiſchen dem Ehrenhold und
einem Rathsherrn. Dieſer Rathsherr iſt geſtorben etwa zu der Zeit, da
Luther geboren wurde. Jetzt, da zu Worms das Lutherfeſt gefeiert wird,
hat er ſein Grab verlaſſen und ſieht ſich verwundert um in dem neuen Worms,
dem die Thürme und die Mauern fehlen und noch ſo manches Andere, an
deſſen unvergängliche Dauer er geglaubt hatte zur Zeit, da er noch
Wormſer Rathsherr war. Unter dem Neuen aber, was enlſtanden iſt,
da fällt ihm nichts mehr auf, als das wunderſame Gebild, Männer und
Weiber gegoſſen in Erz. das Lutherdenkmal;
„Vor allen traf mich einer ins Herz.
Vie hohe, herrliche Kraftgeſtalt,
Mit dem Worte darunter voll Gewalt,
Dem unvergleichlichen Heldenſpruch.
Wer iſt der kühne Mann mit dem Buch ?”
Der Ehrenhold gibt ihm Beſcheid und bereitet ihn vor auf den
Inhalt des Feſiſpiels, das ſich nun vor ſeinen und der Zuſchauer
Augen entwickelt. In der erſten Scene ſehen wir Luther, einſant in
ſeiner Kloſterzelle, ringend in heißem innerem Kampfe, der ſich Ausdruck
gibt in dem verzweifelten Aufſchrei:
„Was hilft mir all mein Mühn und Ningen?
Was Gott verlangt - es kann's kein Menſch vollbringen!
Verloren bin ich und verdammt!
Da tritt Staupitz auf; wovon Luther in der Ordensregel nichts
findet, darnach ſoll er ſuchen in der Schrift; Glaube und Gnade ſind es,
vie er dort finden kann, und neue Lebenshoffaung, neuer Glaubensmuth
erwacht in der geängſteten Seele, die mit dem Choral: „Aus tiefer
Noth ſchrei ich zu dirs abſchließt. — Das nächſte Bild (die
Vermit=
telung geſchieht immer durch das Zwiegeſpräch zwiſchen dem
Raths=
herrn und Ehrenhold) läßt uns einen Blick thun in das Uuweſen des
Ab=
laßk ams und die ſchlimmen Erfahrungen, welche Luther gerade bei
ſolchen hiermit machen muß, die ihm als Wittenberger Studenten vale
ſtehen. Da müſſen alle Bedenken ſchweigen und auch die zur Vorſicht
mahnende Stimme Siaupiz vermag daran nichts zu ändern: der in
ſeinem=Gewiſſen dazu gezwungene Luther muß der ihm anvertrauten
Heerde die Gefahren des Irrwegs zeigen, auf dem ſie ſich befindet.
Meiſterhaft und rührend iſt hier das Geſpräch, durch welches Luther
den auf ſeinen Ablaß pochenden Studenten zur Ekenntniß und zum Ge
ſtändniß ſeines Jerthums bringt. Daß die 95 Theſen augeſchlagen werden,
daß die Bannbulle von Aom darauf gekomnen iſt, erſahren wir theils
aus den Tialogen zwiſchen dem Ehrenhold und dem Rathsherin, theils
aus der nun folgenden Scene auf der Bühne. Mit zu dem
ergreifend=
ſten der ganzen Dichtung gehört, wie über dem Entſchluß Luther's, die
Bannbulle zu verbrennen, ſich zwiſchen ihm und dem myſtiſch frommen
und äuzſilichen Staupitz der Bruch vollzieht, welcher nun die beiden
vorher ſo innig verbundenen Männer für immer trennt. Es iſt das
Schwerſte, das Luther zu verwinden hat:
„was mir Gott geſchickt,
Nichts hat mich ſo, wie dies bedrückt,
Und müßt ich ſterben den Flammentod,
Es ſchüfe mir nicht ſo bittere Not.”
aber
ſelber das Evangelium lehrt,
Daß der Freund wider den Freund ſich kehrt."
Die Bannbulle wird verbrannt, Luther nach Worms vorgeladen.
Nicht die Bedenken und Befürchtungen ſeiner Anhänger und Freunde
können ihn darin irre machen. Unter dem Jubel des Voiks und großen
Ehrenbezeugungen iſt er hier eingezogen; einſam finden wir ihn des
Abends in ſeiner Kammer, in der er in einem in ein Gebet ausklingenden
Monolog in rührender Weiſe ſein unerſchütterliches und kindliches
Gott=
vertrauen ausſpricht. - Am nächſten Tage erſcheint er vor dem Reichstag.
Mit den einfachſten Mitteln iſt hier ein lebensvolles und durchaus
cha=
rakteriſtiſches Bild der glänzenden Verſammlung gegeben. Der Reichstag
endet mit der Achtserklärung; aber es ſchließt ſich hieran noch eine Scene,
welche zu den wirkungsvollſten der ganzen Dichtung gehört. Nachdem
der Kaiſer mit ſeinen und den päpſtlichen Beamten abgetreten iſt, ſehen
wir Luther in einem Geſpräch mit den Fürſten — evangeliſchen und
katholiſchen - bei welchen Strophen von „Ein fefte Burg= m
glück=
lichſter Art mit in den Dialog verwebt ſind. Während desſelben
wider=
ſagen ſich die für und wider Luther eintretenden Fürſten; lehtere treten
ab, während erſtere ſich zur Treue gegen das Gvangelium von neuem
Derbinden, in der Zuverſichl;
Thbost Ahe. Besleg . ä
515
„Das Rleich muß uns doch bleiben.
Die Orgel intonit darauf „Ein' feſte Burg;; aber nicht allein
der Chor, ſondern das janz anweſende Publicum ſtimmt begeiſtert in das
Lied ein, von welchem drei Strophen gemeinſam geſungen wurden.-
Nachdem uns Luther auf der Wartburg begegnet iſt, wo wir ihn mit
der Ueberſetzung des Neuen Tſtmments eifrig beſchäftigt finden, verſetzt
uns der Dichter in eine erregte Scene, in welcher die Wittenberger
Schwarmgeiſter, Bilderſtürmer und Bauern Melanchthon hart bedrängen,
der, arg in die Enge getrieben, Luthern herbeiwünſcht. Der ſteht denn
auch mit einem Male mitten unter dem aufrühreriſchen Haufen. Es
ge=
örte zu dem gelungenſten der ganzen Darſtellung, wie auf Luther's
ſcharfes und ſchneidiges, dann ſeelſorglich freundliches, ermahnendes
und zuredendes Wort aus der aus Rand und Band gerathenen Menge
nach und nach eine geradezu andächtige Gemeinde wird, die das Gefühl
der Andacht auch auf die Zuſchauer ſelbſt überträgt. — Wir eilen zur
letzten Scene; ſie führt uns in den Familienkreis des Reformators und
bildet, wie den Schluß, ſo unbedingt den Höhepunkt der ganzen Dichtung;
es iſt ein rührendes und ergreifendes Bild den greiſen Reformator zu
ſchauen, umgeben von ſeiner Käthe, ſeinen Kindern, einigen Freunden,
und ihn zu hören, wie er, zu den Ingolſtädter Scholaren gewendet,
von dem Segen chriſtlicher Ehe und Kinderſorge und Freude, von des
Reiches Noth und Hoffnung mit tiefem Ernſt und doch ſtetem Anklingen
eines Humors redet, der ſo nur wenia Gott begnadeten Menſchen
ver=
liehen war. Unter dem Abendlied: „Mit Frieden fährt der Tag dahin=,
verlaſſen wir den trauten Kreis. Ein nochmaliger kurzer Dialog zwiſchen
dem Rathsherrn und dem Ehrenhold führt bie Dichtung zu Ende.
Der erſtere kehrt wieder in ſein Grab, dem er anfangs des Spieles
eut=
ſtiegen war, zurück mit den Worten:
„Auch ich muß wieder ſchlafen gehn,
Am jüngſten Tag dann auferſtehn,
Denn in die Zeit, die weiter guillt
Lebendig, paßt kein Schattenbild.
Von dannen it4t — es iſt genug.
Zum Abſchied geb' ich dieſen Spruch:
Worms ſoll wachſen an Ehren,
Der Deutſchen Reich ſich mehren,
Und zum Reiche Gottes Cuer aller Herz ſich kehren!a
Dies in kurzen Züzen der Inhalt. Die Bühne erhob ſich im Chor
der Kirche üver dem Altar. — Was die Aufführung und deren Eindruck
ſelber anlangt, ſo muß vor allen Dingen geſagt werden, daß ſie der
Würde und Heiligkett des Actes vollkommen entſprach. Die ſeeniſchen
Mittel waren die denkbar einfachſten, die Koſtüme ſelbſtverſtändlich
hiſto=
riſch treu. Es kann ſein, daß in der erſten Scene ein leiſer theatraliſcher
Anklang einen und den anderen Zuſchauer ein wenig geſtört haben mas;
aber auch nur hier; im weiteren Verlauf machte das Publikum nicht
den Eindruck einer Verſammlung, die etwa zuſammengekommen wäre,
Um ihre Neugierde zu b.friediger, ſondern den einer andächtigen
Ge=
meinde. Und wenn in meiner einleitenden Beſprechung Stärkung
evan=
geliſcher Geſinnung und evangeliſchen Glaubens, die Belebung ſieges zewiſſen
Vertrauens auf die Sache des Evangeliums als Kriterien der Berechtigung
nicht blos der Dichtung an ſich, ſondern auch ihrer Aufführung in der
Kkirche bezeichnet worden ſind, ſo iſt dieſe Berechtigung im vorliegenden
Fall reichlich vorhanden. Der Luther des Herrn Baſſermann war durch
aus edel gehalten und brachte das vielſeitige und doch nur einen ganzen
deutſchen Mann und Chriſten ausmachende Weſen des Reſormators z1
anſchaulicher Darſtellung; alle übtigen Mitſpielenden hatten ſich mit
Hin=
gabe in ihre Nollen hineirgelebt und ihre Leiſtungen gingen entſchieden
über das Dilettantenhafte hinaus. Die Scenen, in welchen eine größere
Anzahl von Perſonen auf der Bühne beſchäftigt iſt, wie bei dem Wormſer
Reichstag, dem Auftreten der Bilderſtürmer u. ſ. w., waren ſo lebensvoll
und natürlich arrangitt, daß ſie den Darſtellern zu großer Ehre gereichen.
Wie ſo Maucher zweifelnden Gemüths zu der Aufführung gekommen iſt
und bekehrt, ja begeiſtert dieſelbe verlaſſen hat, ſo möchte Schreiber
dieſes ſeinen Bericht darüber mit der Verſicherung ſchließen, daß es
Niemanden gereuen dürfte, um dieſes geiſtlichen, und zwar evangeliſchen
Dramas willen eine Reiſe nach Worms unternommen zu haben. Die
Plätze für die nächſte Vorſtellung ſind zwar ſchon wieder alle vergeben,
doch ſoll, wie ich höre, die Aufführung noch meyrmals wiederholt werden.
Den Schluß des erſten Feſttages bildete. nachdem die prächtig
ge=
ſchmückte Stadt des Abends nicht minder ſchön illuminirt hatte, auch
das Lutherdenkmal lange elektriſch beleuchtet worden war, eine ſehr
zahl=
reich beſuchte gemüthliche Zuſammenkunft der Feſttheilnehmer im
Worret=
ſchen Ctabliſſement, das vollſtändig beſetzt war. Muſik, Geſang und
An=
ſprachen belebten das fröhliche Zuſammenſein der erſt in ſpäter Stunde
ſich trennenden Gäſte.
Togevossalexvet.
Samstag 3. November: Abend=Unterhaltung des Geſangvereins
Lieder=
tafel im „Darmſtädter Hoſt. - Concert und Ball der Vereine „
Bürger=
verein= und „Entracht”(Saalbau). — Abendunterhaltung des
Geſang=
vereins „Männerquartett Beſſungen” (Chauſſeehaus).-
Abendunter=
haltung des Geſangvereins „Sängerluſt” (chützenhof).
Dienstag 6. Noobr.: Generalverſammlung der Cection Darmſtadt des
Deuiſchen Colonialvereins.
Montag 26. Rovember: Generalverſammlung der Verein. Geſellſchaft.
Täglich bis 15. November: Kunſtausſtellung des Rhein. Kunſtvereins.
is i c fng ioibrnie res es.