Darmstädter Tagblatt 1883


14. September 1883

[  ][ ]

146.

146.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. inel
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſauſichlag

(Jrag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
gGUEIIIEs aerhailungooiatl.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Epeditlonen

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

M160

reitag den 1u. September.

1883.

Kunſt=Auction.

Saalbau,
obere Räume Saalbau,

erl. Rollmöpse,
Russ. Sardinen,
Goll. Vollhäringe,
marinirt in pikant. Sauce.
G. P. PoIl,
8
Bleichſtraße.
Billige Pantoffeln
Die Frauenſtraminpantoffeln (Hond
arbeith, welche ſeither zu 3 Mark verkauft
habe, werden von heute an zu H. 2.90
abgegeben.
Ferner iſt eine friſche Sendung Frauen=,
Männer= und Kinderſtiefel zu wieder=
holt
herabgeſetzten Preiſen in bekannter
Güte eingetroffen.
(11080
Bahnhofſtraße I. 1 Stiege hoch.
Maluzer
Birohenbau Loose
zu der am 19. September ſtatt=
findenden
Ziehung 2 Mark, ſowie
Darmſtädter Pferdemarktlooſe
2 Mark, ſind in der Exped. d. Bl.
zu haben.

(Vin Pultchen, paſſend auf einen Laden=
T tiſch, 1 Meter lang, billig abzugeber
Carlsſtraße 45, Seitenbau.
(8272

von

Ooiginal Oolgemälden.
Montagden 17. Septemberu.folgenden Tag
Vormittags 10 Uhr präciſe,
ſollen im Auftrage der Künſtler ſelbſt wegen zu großen Zell= und Rücktransportloſten
ſämmtliche daſelbſt ausgeſtellte Werke in öffentlicher Verſteigerung beſtmöglichſt ver=
kauft
werden.
Am Montag den 17. als am erſten Auctioustag lommen von bedeutenden
Künſtlerwerken folgende zum Verkauf:
DieHermannsohlachl im TeuloburgerWalde
rof. Max von Görlich),
von Prof. J. Kinzel: Familienfreuden½; Th. Kargl: Brienzer= und Vierwald=
ſtädterſee
;; Hofmaler A. Bredow: 2 prachtvolle Winter=Landſchaften!; Prof. J.
Thoma: Am Starnbergerſee; Königsſee;; Prof. J. Ellminger: 2 Thierſtücke
und noch 62 Gemälde anderer bekannter Künſtler.
2. Auctionstag Dienstag den 18.:
Von Prof. Alb. Zimmermann, E. Mahlknecht, J. Böhm, Prof. Hans Schliemarsly,
J. Majewski, Ritter von Benza, und noch viele andere mehr.
Sämmtliche Gemälde ſind von heute ab bei
4
F.
4
froiem Eimtritt 4
M=

bis Sonntag den 16. zur allgemeinen Anſicht im Saalbau ausgeſtellt.
Auskunft jeder Art, ſowie Auftrüge für die Auction werden von Seiten des
Geſchäftsführers Herrn C. Wolczhk entgegen genommen.
(8772
Die Directior
der internationalen Kunst-Ausstellung.

Friedrichsdortor
LwiODzeh-
Aerztlich anerkannt.
Erſatz für Muttermilch u. Magenleidende
ſowie zum Gebrauch bei Viſiten ſtets friſch
zu haben. Alleinverkauf im Laden der
L. Remmert Wwe., Bleichſtr. 45. 16784

Die Wagenfabrik

von

Baptlist Röder in Haiuz,
Große Bleiche 9,
empfiehlt
(6070
Luxuswagen in großer Auswahl.
549

[ ][  ][ ]

2014
Die Hof=Buchhandlung von

B 180

empfiehlt garantirt reinen, direkt importirten
chinenschen Theo, Ernte 1882,
zu Mk. 7. 5.25, 475, 3.75, 3, 2.75
und 2.50 pr. Pfd.
Thoeapitzon Pſd. M.l25, M.l.I5.
Reike Tafehrauben
(8709
Beſſunger Schulſtraße 5.
(afelbirnen, ſeinſler Sorte, Prome=
[877.
T nadeſtraße 3.
Ein gebrauchter vierräderiger Hand=
C wagen und ein Stoßkarren billig zu
verkaufen große Caplaneigaſſe 60. (8774
Feines, gebrochenes
PIS0
iſt billig zu haben bei
Bäckermeiſter Thllipp Fullmann,
Große Bachgaſſe 35. (8707

4oaGAa

7940) Wienerſtraße 70 Parterre=
Wohnung aus 5 Zimmern beſtehend, nebſt
Gartenantheil und üörigen Bequemlichkeiten
per 1. October zu vermiethen. Näheres
Neckarſtraße 18 Parterre.

MTun

8775) Zwei kleine möblirte Zim=
mer
an junge Fräulein zu vermiethen,
welche hieſige Lehranſtalten beſuchen. Preis
7 und 9 Mark per Monat. Näheres bei
Frau Frank=Eckhard, Caſinoſtraße 2.

W.

8719) Eine Frau ſucht Lauſdienſt.-
Zu erfr. Heinheimerſtraße 2, Manſarde.
8776) Eine Herrſchaftsköchin mit guten
Zeugniſſen, welche die Küche gründlich verſteht,
ſucht Stelle. Näheres in der Exped. d. Bl.

8627) Ein zuverläſſiges, älteres, in der
Kinderpflege durchaus erfahrenes Müdchen,
wird für Oktober zu einem leinen Kinde
geſucht. Näheres in der Expedition.
8690) Ein zuverläſſiges, ordentliches
Müdchen, welches gründlich die Haus=
arbeit
verſteht und ſelbſtſtändig kochen kann,
wird geſucht Eliſabethenſtraße 27 parterre.
Zu ſprechen zwiſchen 2-4 Uhr Nachm.
8410) Ein braver, anſtelliger Junge
für elne hieſige Zeitungs=Expedition geſucht.
Näheres bei der Exped. d. Bl.

Jansl=Heroi.

In dem Ausſtellungslocale Saalbauſtraße 73 findet vom 7. bis 16. Sep=
tember
eine Ausgtellung von Werken des Malers Carl Threnberg zu
Dresdem ſtatt, darſtellend:
Bie nordiſch=germaniſche Götterſage, auf 6 großen Cartons,
Aus dem Leben von Adam und Eva, anf 4 Cartons,
Die Mitglieder des Vereins haben freien Eintritt.
Eintrittspreis für Nichtmitglieder 20 Pfg.
(849:

Mit Anfang des Winterſemeſters wird
an der Anſtalt ein
Seminar ſür Lehrer und Lehrer=
innen
des Cſaviers
errichtet. Die Unterrichtsgegenſtände ſind:
1) Methodik des Clavierſpiels: Kapell=
meiſter
Wallenſtein.
2) Analyſe der für den Unterricht brauch=
barſten
Muſikſtücke nach Form, Vor=
trag
und in Bezug auf die techniſche
Ausführung: Kapellm. Wallenſtein.
3) Enſembleſpiel (Violin und Cello):
Hofconcertm. Hohlfeld und Hofmuſiker
Reitz.
4) Aeſthetir und Literaturgeſchichte: Hof=
Kapelm. Schlöſſer.
5) Chorgeſang: Kapellm. Wallenſtein.
Das Honorar beträgt Nml. 17.50
vierteljährlich.
Das Seminar lönnen auch Solche be=
ſuchen
, welche das Clavierſpiel nicht in
der Anſtalt erlernen.
(8777
Der Director:
Kapellmeiſter Hartin Wallonstein.

Solide Agenten
werden mit feſtem Gehalt angeſtellt
für den Verkauf ſolcher Staats=
Prämienloſe, die ſchon in dieſem
und nächſten Jahre mit ſehr
hohen Gewinnen, abſtufend bis
zum niedrigſten Treſſer herauskom=
men
müſſen.
Offerten an Grünwald, Salz=
berger
& Comp., Bankgeſchäft in
(8779
Köln a. Rh.

Hin Lehrer ſucht eine Wohnung von
C 5-6 Zimmern. Offerten mit Prels=
angabe
ꝛc. unter Lit. O. V. in der
(8779
Expedition d. Bl. abzugeben.

dit dem heutigen Tage habe
ich meine Praxis wieder
b aufgenommen.

Dr. Simmel.

2

3800)
Geſucht!
eine Verkäuferin gegen hohes Salair,
ein Lehrmädchen unter günſtigen Be=
dingungen
, für ein hieſiges Manufactur=
waarengeſchäft
. Offerten unter L. S. 25
befördert die Exped. d. Bl.
Sposlalarzt Dr. mod. Hoyor,
Berlin, Leipzigerſtraße 9l, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hauttrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſteth ſchnell mit beſtem
Erfolge.
(6899

Für Jöchia ſind nachträglich noch bei uns
eingegangen von Chr. B. Wiw. 1 M. Hierzu
früherer Betrag 84.20 M., in Summa bis heute
85.20 M. Indem wir die Cammlung hiermit
ſchließen, überweiſen wir vorſtehenden Betrag zur
Weiterbeförderung an das Kaiſerl. Voſtamt.
Die Cxpedition des Tagblatts.

Gold=Cours.
Ruſſiſche Imperiales
20 Franken=Stücke
Engliſche Sovercigns
Vollars in Gold

M. 1671-7.
16.19-20
20.41-45
4 20- 23

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag den 14. September.
9. Vorſtellung in der 1. Abonnements=Abtheilung.
Krieg im Frieden.
Luſtſpiel in 5 Atten von G. v. Moler und
Franz v. Schönthan.
Perſonen:
Heindorf, Rentier
Herr Butterweck.
Matbilde.
Fräulein Beil.
Ilka Etvös
Frau Kläger.

Agnes Hiller,
benkel, Stadtrath
Oophie, deſſen Frau
Elſa, deſſen Tochter
von Sonnenfels, General.
Kurt von Folgen,
Ernſt Schäfer, Stabsarzt
von Neif=Reiſlingen.
Paul Hofmeiſter=Apotheker
Franz Konnecy, Burſche
bei Folgen
.
Martin, Diener
Anna, Köchin
Noſa, Stubenmädchen

aſenſtall zu laufen geſucht Ernſt=Lud=
D wigsſtraße Nr. 14.
(8780

Fräulein Braunfels.
Herr Werner.
Frau Eppert.
Fräulein Ethel.
Herr Dalmonico.
Herr Hacker.
Herr Edward.
Herr Steude.
Herr Wagner.
Herr Franke.
Herr Leib.
Frau Kilian.
Fräulein Bernhard.

Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag den 16. September.
Tannhäuſer und der Cängerkrieg
auf Wartburg.
Große romantiſche Oper in 3 Arten von
Richard Wagner.

[ ][  ][ ]

45

4
G6
G.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten ſtatt beſonderer
Anzeige die traurige Mittheilung, daß meine gute Frau
Margarethe, geborene Förſter,
heute früh 6 Uhr durch einen ſanſten Tod von ihrem
langjährigen ſchweren Leiden erlöſt worden iſt.
Ich bitte um ſlille Theilnahme bei meinem harten
Verluſt.
Darmſtadt, den 12. September 1883.
G. B. Haaelr.
Die Beerdigung findet Samstag, Nachmittags
4 Uhr, ſtatt.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 14. September.
Deutſches Reich. Donnerstag den 20. September beaibt ſich der
Kaiſer, begleitet von den königlichen Prinzen, den zur Theilnahme an
den Truppenübungen eingeladenen Fürſtlichkeiten und einem ungewöhnlich
großen und glänzenden Gefolge deutſcher und fremder Officiere von den
Uebungen in der Gegend von Halle und Umgebung nach Homburg v. d. H.,
um den Manövern des 11 Armee=Corps anzuwohnen. Dort wird ſich
der den Kaiſer umgebende glänzende Kreis noch durch die Könige von
Spanien, Sachſen und Serbien, den Prinzen von Wales, den Kronprinzen
von Vortugal u. ſ. w. vermehren.
Der Reichsanzeiger' ſchreibt: Die von Seiten der Verwallung an=
läßlich
des Unglücks auf dem Steglitzer Bahnhofe eingeleitete Unter=
uchung
iſt abgeſchloſſen die gerichtlichen Ermittelungen ſchweben noch.
Das Erçebniß beider Unterſuchungen wird demnächſt vollſtindig ver=
öffentlicht
. Bis dahin dürfte ſonach mit dem Urtheil, ob und auf welche
Weiſe oder in welchem Grade ein Verſchulden bei dieſem traurigen Er=
eigniſſe
mitgewirkt hat, zurückzuhalten ſein.
Von den 28 am 11. September ſtattgehabten Wahlen zum ſächſiſchen
Landtag iſt das Reſultat bis jetzt von 19 bekannt, von denen 11 der con=
ſervativen
, 4 der fortſchrittlichen, 3 der nationalliberalen und 1 der ſocial=
demokratiſchen
Partei angehören.
In Düſſeldorf tagte vom 10. bis incl. 13. September die 30. Gene=
ralverſammlung
der Katholiken Deutſchlands, welcher auch der Abgeord=
nete
Dr. Windthorſt beiwohnte. Verſelbe hielt am Eröffnungstage eine
Rede. in welcher er unter lebhafter Zuſtimmung zum Feſthalten an der
katholiſchen Sache aufforderte.
Oeſterreich=Ungarn. Im öſterreichiſchen Kaiſerſtaate wurde die
croatiſch=ungariſche Streitfrage in dieſer Woche durch die Erinnerungs=
feier
einer welthiſtoriſchen That einen Augenblick bei Seite gedrängt. Am
12. September ſind 200 Jahre vergangen, ſeit Wien von der hartnäckigen
Belagerung durch die Türken von dem vereinigten Heere der Oeſter=
reicher
, Polen, Bayern, Sachſen, Badenſer u. ſ. w. in einer blutigen
Schlacht befreit wurde. Die Befreiungsſchlacht am Kahlenberg ſetzte dem
Vordringen des Osmanenthums in Curopa für immer ein Ziel, ſie be=
wahrte
Oeſterreich und das ganze Abendland vor dem drohenden Schick=
ſal
, ſich unter den Halbmond beugen zu müſſen, und darum wird der
Befreiungskampf von Wien am 12. September 1683 ſtets eire Stelle in
den Entſcheidungsſchlachten der Weltgeſchichte einnehmen. In Wien wurde
die Feier durch die am Dienstag ſtattgefundene Enthüllung und Ein=
weihung
der auf dem Kahlenberg errichteten Gedenktafel eingeleitet, wel=
chem
Act der Wiener Gemeinderath in corpore, Vertreter der Armee und
der Wiener Bebörden, Nachkommen der Kämpfer von 1683, viele Künſtler
und Schriftſteller, ſowie eine Anzahl Geſangvereine beiwohnten. In
Krakau fand am gleichen Tage für den König Sobieski ein Trauer=
gottesdienſt
ſtatt, worauf am Sarkophag Sobiesk's zahlreiche Kränze und
Blumen von polniſchen Deputationen niedergelegt wurden.
Eine dem F. J.- zugegangene Privatdepeſche meldet aus Agram,
daß Nachrichten im Umlauf ſeien, wonach eine wohlorganiſirte Revo=
lution
vorbereitet ſei. Die ungariſche Staatsbahn erhielt Nachricht, daß
die Grenzer, ſtark bewaffnet, die Stationsgebäude angreifen wollen. Die
Stationschefs verlangen militäriſche Bedeckung. In Jakubevatz fand ein
großer Zuſammenſtoß zwiſchen den Aufrührern und dem Militär ſtatt;
zwei Perſonen wurden erſchoſſen.
Starke Militär=Abtheilungen ſind in die Gegend von Glina und
Petrinia beordert, um die Ruhe, welche in dieſen Ortſchaften geſtört
war, wiederherzuſtellen.
Frankreich. Dem Vernehmen nach erhielt der ſpaniſche Botſchafter
in Paris, Herzog Fernan Nunez, ſeine Entlaſſung. Wie es heißt, ſoll
dieſelbe durch das von den ſpaniſchen Blättern verbreitete Gerücht herbei=
geführt
worden ſein, daß der Botſchafter, welcher von den Umtrieben
Zorilla's in Kenntniß geſetzt war, gleichwohl es unterlaſſen hatte, die
ſpaniſche Regierung davon zu benachrichtigen.
England. Der chineſiſche Botſchafter in Paris, Marquis Tſeng,
traf am 11. in Folkeſtone ein, woſelbſt ſeine Familie Aufenthalt genommen

180
2015
hat. Dem Vernehmen nach wird Tſeng nicht vor Annahme der chineſiſchen
Vorſchläge durch die franzöſiſche Regierung nach Paris zurückkehren.
Aus London wird berichtet, daß die Trauung der Prinzeſſin Victoria
von Heſſen mit Prinz Ludwia von Battenberg im Laufe des Herbſtes
im Schloſſe zu Windſor ſtattfinden ſolle. Eine am 12. September aus
Hongkong eingetroffene Depeſche an die Admiralität ſagt, daß ſich in
Canton zwei engliſche Kriegsſchiffe befänden, es ſei deshalb nicht nöthig.
noch mehr Kriegsſchifſe dahin zu ſchicken. Das von Ausländern bewohnte
Quartier Cantons werde durch chineſiſche Truppen geſchützt.
Der Standard= meldet, die deutſche Regierung habe China durch
Li=Fona=Pao den Rath ertheilt, mit Frankreich ein gütliches Abkommen
zu treffen. Die chintſiſche Regierung habe die umfaſſendſten Vorſichts=
maßregeln
getroffen, daß die fremden Vertreter in Peking, die jetzt die
einzigen dort lebenden Curopäer ſind durch die beſtehende Aufregung
der Bevölkerung nicht in Gefahr gerathen.
In England macht eine verdächtige Bewegung in den feniſcheiriche:
Kreiſen der Regierung gegenwärtig wieder Sorgen. Worauf diſe Be
we=ung eigentlich abzielt, iſt noch unbekannt, aber bei dem verzweifelten
Charakter der iriſchen Verſchoöcer iſt ihnen jede Unternehmung zuzutrauen
und die engliſchen Polizeibehörden haben daher Befehl erhalten, alle
Schritte der als verdächtig bezeichneten Perſonen genau zu überwachen.
Dänemark. Der fürſtliche Familientag in Kopenhagen nähert ſich
einem Ende. Noch in dieſer Woche gedenkt das ruſiſche Katſervaar nach
Peterhof zurückzukehren, auch das griechiſche Königspaar wird dann die
Heimreiſe antreten, während die engliſchen Prinzen vor ihrer Heimkehr
noch den Kaiſermansvern bei Homburg beiwohnen werden. Ein Gerücht
will wiſſen, daß während der Anweſenheit des Czaren in Kopenhagen
auch die Angelegenheit des Herzogs von Cumberland, des hinnoveriſchen
Thronprätendenten, zur Sprache gekommen ſei; Kaiſer Alexander habe
den dringenden Wunſch ausgeſprochen, der Herzog von Cumberland möge
durch Annahme der Millionen des Welfenſonds ſeine Erbanſprüche auf=
geben
; doch iſt dieſes Gerücht noch durch nichts beſtätigt worden.
Cgypten. Die Cholera wird für Cgypten nunmehr bald ein über=
wundener
Standpunkt ſein. In Unteregypten behauptet ſich die Seuche
nur noch in Alexandrien, doch auch hier iſt die Zahl ihrer täglichen
Opfer auf das denkbar geringſte Minimum herabgeſunken und auch in
Ober=Cgypten iſt die Cholera ſtark im Abnehmen begriffen. Es ſollen
nun auch die Operationen gegen den falſchen Propheten," die in letzter
Zeit geruht hatten, wieder mit friſcher Kraft aufgenommen werden.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 14 September.
J. Königl. Hoheit die Herzogin von Albany ſind geſtern
Vormittag von Wolfsgarten nach Ludwigsburg abgereiſt; Se. Königl.
Hoheit der Herzog von Albany beabſichtign Sich heute ebendahin zu
begeben.
An die anläßlich des 50jährigen Militärdienſt=Jubiläums Sr.
Großh. Hoheit des Prinzen Alexander bereits veröffentlichten Nach=
richten
mögen die nachfolgenden ſpecielleren Mittheilungen ſich noch
anſchließen.
Die Deputalion des 1. Großh. Heſſ. Infanterie=Regiments Nr. 115,
beſtehend aus dem Commandeur Oberſt v. Seebeck, Major v. Caprivi,
Hauptmann Mangold und Premierlieutenant v. Stolzenberg, überreichte
dem Jubilar Namens des Negiments die vorzügl ch gearbeitete Bionce=
Statuette eines Leibgardiſten auf ſchwarzem Marmorſockel mit einer ve=
züglichen
Inſchrift. - Das 2. Infanterie=Regimentlließ durch ſeine De=
putation
: Commandeur Oberſt v. Collas, Major Mache, Hauptmann
v. Heyden und Premierlleutenant Zmmermann dem J. bilar ein koſtbares
Geſchenk überreichen; dasſelbe beſteht aus einer ſchwarzen Marmo.ſau e
mit ſilbernem Lorbeerzweig umwunden, welche auf ihrer Spitze den heſſi=
ſchen
Löwen mit dem Wappenſchild in Silber modellirt trägt; auf dim
Sockel ſind die betreffenden Dedicationen angebracht.
Die Deputation des K. K. Oeſterreichiſchen Dragoner=Regiments be=
ſtand
aus dem Commandeur Oberſt Freiherrn v. Werhebe, Major Graf
v. Soͤgur und Rittmeiſter Kuſchka; Oberſt v. Werhebe übergab das von
Sr. Majeſtät dem Kaiſer verliehene Militärdienſtkreuz.
Das Kaiſerl. Ruſſiſche Chevaliers Gard ekegiment war verirttn
durch den interimiſtiſchen Commandeur Oberſt Duber3ky und das Kaiſerl.
Ruſſiſche Dragoner=Regiment Nr. 23 durch den Commandeur Obrſt
Datieff und Lieutenant Trefort, welche die Gratulat on ihrer Regimenter
darbrachten.
Se. Majeſtät der Kaiſer von Rußland gaben telegraphiſch dem hohn
Jubilar Kenntniß von der erfolgten Verleihung des St. Andreas=Order 8
in Diamanter. - Se. Königl. Hoheit der Großherzog erfreuten den
Prinzen durch Ueberreichung des 50jährigen Militärdienſtkreuzes.
Bei der Feſttafel, für welche 40 Gedecke gelegt waren, brachte Ce.
Königl. Hoheit der Großherzog in einer längeren Rede die Geſundheit
des Jubilars aus; Dieſer dankte und trank auf das Wohl des Aller=
höchſten
Landesherrn; hierauf toaſtirte Prinz Al=xander auf Ce. Kén gl.
Hoheit den Prinzen von Wales und Ihre Majſtäten die Ka er von
Rußlard und von Oeſterreich, ſowie auf die verſchiedenen bei dem Fiſt
vertretenen Regimenter. - Se. Königl. Hoheit der Großherzog erhoben
ſich nochmals, auf das Wohl des Deutſchen Kaiſers teinkend, unter Be=
zugnahme
auf die erfolgte Verleihung eines Preußiſchen Dragone== Re=
giments
an den Jubilar. Während und nach der Feſttafel concertirte die
Muſik des Leibgarde=Regiments unter Muſikdirector Th. Adam. D. Z.

[ ][  ]

4
2016
Bei dem aus Anlaß des Geburtsfeſtes Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs am Mittwoch den 12. d. im Saalbau ſtattaehabten Feſt=
mahl
, brachte, wie die D. 3tg.- mittheilt, Herr Staatsminiſter
Frhr. v. Starck, Exc. den Toaſt auf Se. Königl. Hoheit mit folgenden
Worten aus:
Meine Herren! Wenn wir an dem heutigen Feſttage unſere Blicke
rückwärts wenden auf das abgelaufene Jahr, ſo werden ſie vor Allem
gefeſſelt durch ein Greigniß, das zwar auch in früheren Zeiten die An=
wohner
unſeres großen Stromes heimgeſucht hat, aber doch in ſo weiten
Zviſchenräumen, daß gar manches Menſchenalter verrann, ohne Zeuge
einer ſolchen Heimſuchung geworden zu ſein. Ich erwähne der furcht=
baren
Uberſchwemmungen, die wir um die letzte Jahreswende erlebten
nicht um nach deren Urſachen zu ſo'ſchen, ich erwähne ſie auch nicht,
um Ihnen deren Schaden zu ſchildern. Ich möchte Sie am Geburtstag
unſeres Landesherrn nur an die hocherfreuliche Erſcheinung erinnern, wie
unſere Berölkerung gewetteifert hat, um den von dem furchtbaren Natur=
eigniß
Bedrängten zu Hülfe zu eilen und deren Habe zu retten, und
die durch das Waſſer aus ihrer Heimſtätte Vertriebenen aufzunehmen
und durch Wochen und Monate zu verpflegen. Ich möchte Sie erinnern
an die raſchke und thatktäſtige Hülfe, welche wir den wackeren Pionieren,
in Mainz und den Truppentheilen unſerer Heſſiſchen Diviſion verdankten.
Ich möchte aber auch die freudige Opferwilligkeit rühmen mit der Arm
und Reich, die verſchont gebliebenen Bezirke unſeres eigenen Landes, die
Glieder des Deutſchen Reiches und in hohem Maße die Deutſchen im
Auslande und ſelbſt Ausländer ihre Spenden auf dem Altar der Menſchen=
liebe
niedergelegt haben, in einem Umfang, der die gehegaten Hoffnungen
weit übertroffen und der es möalich gemacht hat, daß in Verbindung
mit den freigebig gewährten Bewilligungen der Stände ebenſo die wirth=
ſchaftliche
Exiſtenz der Betroffenen aufrecht erhalten und geſichert werden
konnte, wie mit Gottes Hülfe, bei uns wenigſtens, ein Menſchenleben
dem verheerenden Clement nicht zum Opfer gefallen iſt. Für alle dieſe
tauſendfältigen Erweiſungen von thatkräftiger Nächſtenliebe hat Seine
Königliche Hoheit der Großherzog in öffentlichem Erlaß Seine warme
Anerkennung und Seinen Landesherrlichen Dank ausgeſproch n. Aber,
meine Herren, Sie gedenken gewiß auch an das, was unſer Großherzog
Selbſt in jenen Wochen banger Bedrängniß und endloſer Anſtrergung
gethan hat. Ihrer Erinnerung iſt es nicht entſchwunden, wie Er immer
ſofort an den Stellen, wo die Noth am größten war, perſönlich erſchienen
iſt, wie Er wochenlang faſt Tag für Tay. häufig begleitet und unter=
ſtützt
von den Prinzeſſinnen, die Bedränaten und die Anſtalten zu ihrer
Verſorgung beſuchte und Hülfe und Troſt und Aufrichtung des ſinkenden
Muthes überall dahin brachte, wo Er erſchien. Für dieſe erneuten Be=
weiſe
landesväterlicher Fürſorge und treuen Zuſammenſtehens mit Seinem
Volke laſſen Sie uns nun heute, an Seinem Geburtstage, öffentlich
danken und Gott bitten, daß Er unſeren Großherzog erhalte und mit
inem reichſten Segen ſegne. Ich bitte Sie einzuſtimmen in den Ruf:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog lebe hoch!
Das von hier aus die Kaiſer=Parade beſuchende Publikum
machen wir darauf aufmerkſam, daß das von den Truppen benutzte
Paradefeld von einem Drahtzaun umſchloſſen und der Eintritt in den
inneren Raum für das Publikum nicht geſtattet iſt. Es ſind für das=
ſelbe
die Räume außerhalb des Drahtzaunes und insbeſondere in der
Front des von den Vicinalwegen (Kreisſtraßen) Nieder=Eſchbach-Ober=
Erlenbach und Nieder=Eſchbach-Nieder=Erlenbach begrenzte Feld ſüdweſt=
lich
des umſchloſſenen Paradeterrais, ſowie der Raum dem rechten
Flügel der Truppen gegenüber, nächſt dem Orte Ober=Erlenbach, zur
Benutzung beſtimmt. Die nächſten Plätze am Drahtzaune ſind den Fuß=
gängern
eingeräumt; berittene Zuſchauer und Wagen haben rückwärts
von den Fußgängern Aufſtellung zu nehmen. Verjenigen Stelle geçen=
über
, an welcher der Vorbeimarſch der Truppen bei der Parade erfolgt,
wird ein beſonderer, übrigens ſehr beſchräukter Raum für Fußgänger
und Wagen reſervirt und es können in dieſem Raum nur ſolche Beſucher
zugelaſſen werden, welche auf den Namen ausgeſtellte Karten erhalten
haben.
Kunſt=Notiz. In dem Ausſtellungslokale des Kunſtvereins
(Saalbauſtraße 73) ſind dermalen 6 größere Compoſitionen des Malers
Carl Ehrenberg zu Dresden, die nordiſch=germaniſche Götterſage dar=
ſtellend
, ausgeſtellt. Die Compoſitionen zeugen von großer Fantaſie und
künſtleriſcher Geſtaltungsgabe, ſowie von tüchtiger Kenntniß des menſch=
lichen
Körpers. Die Auffaſſung iſt eine durchaus edle und poetiſche
und die Ausführung voll dramatiſcher Kunſt und Wirkung. Sinn und
Inhalt der Gruppen und Einzelfiguren iſt klar verſtändlich für jeden
dem die nordiſch=germianiſche Götterſage aus der Lectüre der Edda bekannt
iſt. Die Ausſtellung wird, dem Vernehmen nach, nur noch wenige Tage
geöffnet ſein, da die Cartons von dem Künſtler nur kurze Zeit dem Kunſt=
vrein
überlaſſen worden ſind. Ein baldiger Beſuch derſelben iſt deshalb
dem kunſtliebenden Publikum dringend zu empfehlen.
Internationale Gemälde=Ausſtellung. Wie aus den
1tten Anzeigen erſichtlich. ſollte bereits Donnerstag den 13. d. Mts. die
Gemäldeausſtellung im Saalbau geſchloſſen werden und ſind wir heute
in der Lage mitzutheilen, daß ſich die Abſicht der Direction dahin ver=
ändert
hat, einen großen Theil der Gemäldeſammlung, auf Wunſch der
betreffenden Künſtler, in öffentlicher Verſteigerung zu verkaufen. Es
ſind daher ſämmtliche ausgeſtellte Gemälde von heute ab bis Sonntaa bei
freiem Eintritt zu beſichtigen. Die Verſteigerung findet ſtatt Mon=
tag
den 17. und Dienstag den 18. d. M., Vormittags präcis 10 Uhr

180
beginnend. Von namhaften Künſtlern kommen am 1. Auctionstage fol=
gende
Werke zum Ausaebot, wie: Max v. Görlich (die Hermannsſchlacht),
Prof. J. Kinzel (3 Gemälde). Th. Karal (2 Gemälde), Hofmaler A.
Bredow, G. Böhm, J Mojwsky, Ritter v. Benza, Prof. J. Thoma,
Prof. J. Ellminger; am 2. Auctionstage: Prof. A. Zimmermann,
Prof. Hans Schlimarsky, D. Samarco. E. Mahlknecht, ſowie noch viele
andere bedeutende Künſtler. E3 handelt ſich in dieſem Falle um eine
wirkliche Auction, denn die Bilder dürfen auf ſpeciellen Wunſch der
betreffenden Künſtler zum letzten Gebot verkauft werden, und iſt
ſomit Gelegenheit gegeben, billig zu guten Original=Gemälden zu ge=
langen
.
O Zu den intereſſanteren Fällen, welche im nächſten Monat vor der
Strafkammer des Landgerichts abgeurtheilt werden, dürfte auch die
gegen einen hieſigen Privatier gerichtete Anklaae wegen Wuchers zu
zählen ſein, wobei es ſich um die angebliche Uebervortheilung einer in
Goddelau wohnenden Wittwe handelt.
2 In der am Mittwoch ſtattaehabten Aufführung der Oper Titus
ſiel während des Feuers im Kavitol ein Funken in den mit Colophonium
geſüllten Becher, welchen der Maſchinenmeiſter Kranich in der Hand hielt,
wodurch der Brennſtoff ſich entzündete. Die Flamme ſchlug Herrn
Kranich in's Geſicht und erlitt derſelbe eine nicht unbedeutende Brand=
wunde
; ein daneben ſtehender Schreiner wurde ebenfalls an der Hand
verletzt. - In der Nacht vom 12.-13. erhängte ſich an einem Maulbeer=
baum
links vor dem Darmſtädter Friedhofsthor ein 68jähriger Weißbin=
der
H. von hier. Als Motiv der That wird Geiſtesſtörung angegeben.
Gartenbauverein. Sonntag den 16. September ſind die
Mitalieder zur Beſichtigung der neuen großen Obſt= und Gartenanlagen
der Herren Venuleth &E Ellenberger und Le Cocg & Co. von den Herren
Beſitzern freundlichſt eingeladen. Zuſammenkunft präcis 9½ Uhr Vor=
mittaas
am Eiſenbahnviaduct, Landwehrſtraße, Blumenthalviertel.
Mainz. 13. September. Geſtern Vormittag rückten die noch hier
befindlichen Infanterie=Regimenter Nr. 117 und 118, ſowie das Feld=
Art.=Reat. Nr. 27 zu den Herbſtübungen aus und beſteht die Be=
ſatzung
der Feſtung ſonach nur noch aus den Depots der einzelnen Regimenter,
d n Erſatzreſerviſten und dem Brandenb. Feſſungs=Artillerie=Regt. Nr. 3.
Kommenden Samstaa findet eine Extraſitzung der Stadtverordneten
ſtatt, in welcher einige dringende Angelegenheiten zur Erlediauna kommen
ſollen, damit die Mittwochsſitzuna der nächſten Woche ausſchließlich der
Gymnaſiumsfrage gewidmet werden kann.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 13. September.
Zur Feier des Allerhöchſten Geburtsfeſtes Seiner Königlichen Hoheit
des Großherzogs, neu einſtudirt: Titus von Mozart.
Es iſt ſeit Langem herkömmlich, dem Titus jeglichen dramatiſchen
Werth und jegliche Bühnenwirkung abzuſprechen, und es kann dieſem
Urtheil eine gewiſſe Berechtigung nicht abgeſprochen werden. Vergleicht
man dieſe wunderbaren Arien und dieſe Enſembles von unvergänglicher
Schönheit und idealem Glanz mit einer Reihe köſtlicher Verlen, ſo bildet
die ſceniſche Handlung nur den dünnen Faden, der beſtimmt iſt, dieſe
Verlen loſe aneinander zu knüpfen, und vorwiegend vom rein muſikaliſchen
Standpunkte aus betrachtet vermag die Oper dauernd zu intereſſiren.
Und doch fehlen auch hier nicht die Spuren der unübertroffenen drama=
tiſchen
Meiſterſchaft Mozarts; wir erinnern in dieſer Hinſicht haupt=
ſächlich
an die beiden Finali, zumal an das erſte mit ſeiner lebendigen,
herzberührenden Wirkung und ſeiner reichen Fülle mannigfacher Formen.
Gewaltige Spannung und tiefe Erregung des Gemüthes will das Libretto
nicht erzielen, wohl aber gibt es Gelegenheit zur Entfaltung eines ge=
wiſſen
decorativen Pompes, und ſo eignet ſich der Titus. wie er ja be=
kanntlich
einer hohen Hoffeſtlichkeit den Anlaß zu ſeiner Entſtehung ver=
dankt
, ganz vorzugsweiſe zur Aufführung an Feſttagen wie dem geſtrigen.
Die Vorſtellung war offenbar mit großer Sorgfalt vorbereitet und ſtellte
jeden ſchönen Zug des Werkes in richtige Beleuchtung; mit beſonderem
Lobe ſeien Chor und Orcheſter vorweg erwähnt. Unter den Einzelrollen
iſt die des Sextus wohl am reichſten bedacht. Sie wurde von Fräulein
Finkelſtein ſehr lobenswerth wiedergegeben; beſonders kam die herr=
liche
zweite Arie: -Ach nur einmal- mit vorzüglicher Feinheit und inniger
Empfindung zu Gehör. Nicht minder beifallswürdig trug Frl. Roth
die große Arie des zweiten Actes und die bedeutenden Recitativen vor,
die den Part der Vitellia faſt ganz ausfüllen. Herr Bär hatte ſich ir
der Titelrolle ebenfalls viel häufiger auf dem declamatoriſchen, als auf
dem eigentlich geſanglichen Gebiete zu bewegen; was er leiſtete, war
durchweg vorzüglich. Frl. Wooge (Annius), die neue Vertreterin des
jugendlich dramatiſchen Geſanges, ſchien unter dem Banne einer gewiſſen
Befangenheit zu ſtehen, die hoffentlich ſchwinden wird, wenn ſich die
talentvolle Künſtlerin mehr und mehr von der wohlwollenden Theilnahme
des Publicums an ihren ſchönen Leiſtungen überzeugt. Es erübrigt noch
der tüchtigen Leiſtung der Frl. Simony als Servilia und des Herrn
Bögel als Publius Erwähnung zu thun, ſowie zu conſtatiren, daß die
Enſembles der Mehrzahl nach ſehr wohl gelangen.
Tages=Lalender.
Samstag 15. Septbr.: Fahnenweihe des Darmſtädter Männergeſang=
vereins
(Saalbau).

Aedactlon und Verlag. L. 6. Wittich'ſche Hofbuchdruderei.


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