Darmstädter Tagblatt 1883


20. Juli 1883

[  ][ ]

4)

144.

LNovooos

9

146.
Juhrgang.

Wonneztpprm-
vergahrilch
¾. Märr 50 Pf. Thuec
Brhgerlohn-Aazwitti werdin om
allen Pöſikmtern Beſtellungen end
gegenmenommen m 1 Marl 5o Pf.
vo uartal Aék Pofkaufſchlag.

Grag= und AnzeigebCatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Mſerat=
Andegangenomment unDarmſtad
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Büößzer,
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auswärtg
vn allen UnnontenEweditionent.

Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Palizeiomts und ſümmtlicher Behörden.

75)
i=
130

Freitag ben 20. Juli.

4883.

und

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Maul= und Klauenſeuche in den Stallungen des Georg Fiſcher V. und Karl Daub II. in Traiſa iſt erloſchen.
Darmſtadt, am 17. Juli 1883.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
6973

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Maul= und Klauenſeuche in den Stallungen von Wilhelm Breitwieſer II. Chriſtian Büchner HI. Wittwe und
Chriſtian Stromberger Wittwe in Ober=Ramſtadt iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 17. Juli 1883.
Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
(6974
B e k a n n t m a ch u n g.
Gemäß der Beſtimmung in pos. 6 Abſatz 5 der Inſtruction zur Ausführung des Geſetzes über die Naturalleiſtungen für
die bewaffnete Macht im Frieden (Reichsgeſetzblatt Nr. 25 von 1875) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für
den Monat Juni 1883 als Durchſchnittsmarktpreiſe für Hafer M. 15.50, für Heu M. 6, für Stroh M. 4.- per
100 Kilogramm ermittelt worden ſind.
Darmſtadt, den 17. Juli 1883.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
(6975

Betreffend: Den Ankauf von Zuchtſchweinen.
Darmſtadt, am 17. Jul 1883.
Der Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Bezugnehmend auf mein Ausſchreiben an Sie vom 24. Januar l. J8. in Nr. 20 des Tagblatts lade ich Sie ein mir
gefälligſt umgehend noch mittheilen zu wollen, ob Ihre Gemeinden bei dem nun alsbald zu bewerkſtelligenden Ankauf von
Faſſelebern der Berkſhire=Race ſich betheiligen wollen. Die Koſten werden ſich für einen ca. 6 Monate alten Eber an Ort und
Stelle auf etwas über 120 Mark ſtellen, wozu nur noch diejenigen des Transports der Thiere hierher hinzukommen, während
die Reiſekoſten der Ankaufskommiſſion aus der Vereinskaſſe beſtritten werden ſollen.
Die Thiere werden demnächſt unter den Beſtellern verſteigert, wobei ein etwaiger Mehrerlös den Steigerern verhältniß=
mäßig
gutgerechnet werden wird.
Gros.
6959

2¼

eſp. bis
deubach.
erſebenen
uekzug.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die am 7. l. Mts. für die Pankratiusſtraße angeordnete Sperre wird hiermit wieder aufgehoben.
Darmſtadt, den 18. Juli 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
In Vertretung: Seim, Polizei=Aſſeſſor.

(6916,

43=

[ ][  ][ ]

1604

R 140

Bekanntmachung.
Dienstag den 24. Juli d. J3., Vor=
mittags
10 Uhr,
werden auf freiwilligen Antrag im Hauſe
Schulſtraße Nr. 277 zu Beſſungen die
nachgenannten größtentheils guterhaltenen
Mobiliargegenſtände, nämlich:
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1 Kommode, 1 Spiegel, 2 Tiſche,
1 Rohrſeſſel und 6 Stühle, 1 Küchen=
ſchrank
, 1 Koffer, ſowie Weißzeug
und Küchengeräthe
öffentlich gegen baare Zahlung meiſt=
bietend
verſteigert.
Beſſungen, den 18. Juli 1883.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
(6977
Weimar.
Wriralarnn Ftifihm.

Nene
th.
P.
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(6782
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E 140

1605

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Stoffe, . 18, 22 und 25 Mark.

50 Stück feine Anzüge, modernſte Sachen, 30,
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500 einzelne Weſten 3 und 4 Mark.
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WI

6479) Mathildenplatz 6, 1. Stock,
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nung
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G

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können ſofort Stelle erhalten. Frau Becker,
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vom Lande, der mit Pferden umzugehen
verſteht, ſucht als Diener bei einer Herr=
ſchaft
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A
1

6765) Ein geſetztes und gebildetes
Mädchen, welches nähen und bügeln kann,
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Kindern und theilweiſe Uebernahme der
Hausarbeit gegen guten Lohn per 1. Aug
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(6983
Grefeld.

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Ernkk-Luduigsſtraße Ar. Zl.
(6005
14N
54
A4
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G000SS000000SOlSG000000000000
63
E.
Dr. Metuler
wohnt
Hügelſtraße 51.

[ ][  ][ ]

1606

R 140

WhOImsdrasoe S.

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Zur Volksküche in der Famillie.

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bewährten
Suppen obiger Auſtalt, ſowie einer Reihe anderer durch Nährkraft, Wohlgeſchmack und Billigkeit empfehlenswerth
Speiſen, alle berechnet für die Familie von fünf Perſonen. Der billige obige Preis läßt das Büchlein für eine allgemeine Ve=
breitung
geeignet erſcheinen.

Eeseintuierarch. Anin

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einlegen kann. - Branchenkenntniſſe nicht
(6908
erforderlich.
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der Stadt von einer ruhigen Familie zu
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(6967
baldigſt erbeten.

Oi
An die verchrl. Hewohner Darmſtadk

d.

Am kommenden Samstag und Sonntag den 21. und 22
Mts. findet der

M. dsgotache Fevormohrlag

puClalrxt Dr. Med. Heyer,
Verdiu, Leitzzigerſtraße M, heils aus=
brieflich
Magen=, Unterleibs=, Franzr
und Hautärantheiten, ſelbſt in den jari=
näckigſien
Füllen, ſtels ſchnell mlt beſten
1689½
Exfolge.

Verloren

ein Doppelſchlüſſel. Gegen Belohnung
(6986
abzugeben bei der Exped.

hier ſtatt, zu welchem ſich über 2000 Feuerwehrleute aus allen Theile
unſeres Großherzogthums einfinden werden.
In dem Bemuhen nun, unſeren Gäſten den Aufenthalt in hi=
ſiger
Stadt ſo angenehm wie möglich zu geſtalten, glauben wir au
die Unterſtützung der verehrlichen Einwohner Darmſtadt's rechne
und hoffen zu dürfen, daß dieſelben ihre Sympathie, welche
unſerer Stadt gewiß entgegenbringen, durch Schmücken ihrer Häuſe
bethätigen werden. Jusbeſondere ergeht dieſe unſere Bitte an di
Bewohner derjenigen Straßen, durch welche ſich der Feſtzug b=
wegen
wird.
Die Bbmannſchaft der freiwill. Turner-Feuermehr.
Der Feſtzug am Sonntag Nachmittag bewegt ſich durch fol
gende Straßen unſerer Stadt: Schulſtraße, Ludwigsſtraße, Mark
große Ochſengaſſe, Obergaſſe, Alexanderſtraße, Paradeplatz, Ernſ
(696
Ludwigsſtraße, Eliſabethenſtraße, Saalbau.

Lagerraum
zu vermiethen Eliſabethenſtraße I.

(6587

24uterricht in Mathematil, auf Wunſ
11 auch in ander. Füchern, wird erthei
Von wem? ſagt die Exped. d. Bl. (690

Politiſche Ueberſicht.
r x hh1, 20. Juli.
Dentſches Reich. In welch lebhafter Weiſe ſich der Kronprinz
des deutſchen Reichs und von Preußen für ſociale Probleme intereſſirt,
hat derſelbe aufs Neuz durch den Beſuch bewieſen, den er am Montag
und Dienstag der Colonie Wilſelmsdorf bei Bielefeld abgeſtattet hat.
In dieſer Colonie unternimmt bekanntlich der Paſtor von Vodelſchwing
im Verein mit bochherzigen Freunden die Aufnahme und Beſſerung
arbeitſcheuer Vagabunden mit großem Erfolge und geht nach Einblick
in dieſe durch Privatmildthätigkeit eniſtandene und auf Landwirthſchaft
und Gartenbau baſirende Colonie das Beſtreben des Kronprinzen dahin,
die Errichtung derartiger Colonien in allen übrigen Theilen Preußens
und Deutſchländs zu fördern und ſo auf eine präktiſche Art die Vaga=
bundenfrage
zu löſen.
Der Bundesrath hat nachſtehende Abänderungen des Eiſenbahn=
reglements
für Deutſchland beſchloſſen: 1. Der Abſatz 1 des 5 57 er=
hält
folgende Faſſung: Jede Bahnverwaltung publicirt durch die Tarife
für den Verkehr innerhälb ihres Bahngebietes Lieferungsjeiten, welche
ſich aus Expeditions= und Transportsfriſten zuſammenſetzen und die
nachfolgenden Maximalſätze nicht überſchreiten dürfen: a. für Eilgüter:
1) Expeditionsfriſt 1 Tag, 2) Transportfriſt für je auch nur angefangene
300 Kilometer 1 Tag. b. für Frachtgüter: 1) Expeditionsfriſt 2 Tage,
2) Transportfriſt bei einer Entfernung bis zu 100 Kilometer 1 Tag, bei
größeren Entfernungen für je auch nur angefangene weitere 100 Kilom.
1 Tag. I1. In Abſatz 3 des 5 57 ſind die Worte,Meſſen und andere=

zu ſtreichen. III. Der Abſatz 5 des 5 57 fällt weg. Die vorſtehend
Beſtimmungen treten mit dem 1. October d. J. in Kraft.
Das öffentliche Intereſſe in Deutſchland wendet ſich zur Zeit me
dem verheerenden Unwetter zu, welches namentlich letzten Freitag wied
verſchiedene Diſtricte, wie die Umgebung von Glogau, Sprottau u
Obernigk in Preußen und Zittau in Sachſen heimgeſucht hat, als d
volitiſchen. jetzt ruhenden Fragen. Dabei wird es allgemein als e
ſchwerer Mangel empfunden, daß die Wetterkunbe noch nicht im Stan
iſt, bedrohte Ortſchaften rechtzeitig auf die Unwetter aufmerkſam;
machen. Nach dem Gutachten der Hamburger Seewarte läge dies
dem Mangel genügender meteorologiſchen Stationen in Deutſchlan
zumal in Preußen And iſt bei dem ungeheuren Intereſſe, welches 1
ſonders die Landwirthſchafk an einer ausgebildeten Wetterkunde hat, der
baldige vollſtändige und genügende Organiſation im ganzen deutſch
Reiche zu wünſchen.
Dem Berliner Magiſtrat und den Stadtverordneten gingen Dan
ſchreiben des Kaiſers, der Kaiſerin, des Kronprinzen und des Prinz
Wilhelm auf die anläßlich der Geburt des zweiten Sohnes des Prinz
Wilhelm dargebrachten Glückwunſchadreſſen zu. Der Kaiſer hofft, d=
auch
der neue Sproß ſich dereinſt zum Segen des Landes zu eine
ſtarken und kraftvollen Gliede des Hohenzollernſtammes entwickeln werd
Oeſterreich=Ungarn. Der Kaiſer traf von ſeiner Reiſe dur
Steyermark, Krain und Kärnthen am 17. Abends in Iſchl ein. Zuve
läſi zen Mittheilungen zufolge wird der Kaiſer am 4. Auguſt mit de
deutſchen Kaiſer in Gaſtein zuſammentreffen.

[ ][  ][ ]

Der ungariſche Handelsminiſter verfügte vom 18. Juli ab eine
Quarantaine für Schiffe aus Cgypten und Indien, einerlei ob ein Arzt
ſich am Bord befindet oder nicht. Derſelben unterliegen auch alle bereits
eingetroffenen Schiffe, welche urſprünglich nur eine fünftägige Quaran=
taine
abhalten ſollten.
Frankreich. In der Sitzung des Senats vom 18. Juli gelang es
dem Kriegsminiſter Thibaudin den Widerſtand gegen die Annahme ſeines
Projectes, betr. die Feſtungsartillerie, ſchließlich doch noch zu beſiegen
und wurde der Geſetzentwurf angenommen.
Die =Agence Havas erklärt das Gerücht, daß Admiral Pierre in
Madagascar durch Admiral Peyron erſetzt werden ſoll, für gänzlich un=
begründet
. - Es heißt, Baron de Michels werde zum franzöſiſchen Bot=
ſchafter
in Wien ernannt werden.
Die Pariſer Preſſe äußert ſich ſehr ſcharf über die Haltung Englands
bezüglich Madagaskar und des Suezkanals. Wie verlautet ſind in den
Verhandlungen mit China über die Tonkinfrage neue Schwierigkeiten
entſtanden.
England. Sir Paget iſt definitiv zum Botſchafter in Wien er=
nannt
worden; derſelbe wird ſeinen Poſten jedoch erſt Ende dieſes Jah=
res
antreten.
Wie der Standard mittheilt, beabſichtigt die Oppoſition einen
Tadelsantrag gegen die Regierung einzubringen, wenn dieſelbe das Ab=
kommen
wegen des Suezkanals aufgeben ſollte.
Das Unterhaus nahm am 18. im dritter Leſung die Bill zum Schutze
der Nordſeefiſcherei an.
Hinſichtlich der Choleragefahr hat zwar England die Durchſuchung
choleraverdächtiger Schiffe in ſeinen Häfen angeordnet, aber ſich noch
immer zu keinen Quarantainemaßregeln entſchließen können; erſt wenn
das Gutachten des nach Alexandrien entſandten Generalarztes Hunter
eine von der Cholera drohende europäiſche Gefahr conſtatirt, will die
Regierung zu den ſtrengſten Maßregeln greifen.
Italien. Seit Mittwoch hat der preußiſche Geſandte beim päpſt=
lichen
Stuhle, Herr von Schlözer, Aom verlaſſen, nachdem er vorher
noch eine Audienz beim Papſte gehabt hatte. Es heißt, daß Herr
von Schlözer ſeinen gewöhnlichen Sommerurlaub angetreten habe, manche
Stimmen wollen aber auch wiſſen, daß er Rom auf unbeſtimmte Zeit
verlaſſen habe und ſeine Rückkunft von dem weiteren Verlaufe der
Kirchenfrage abhänge.
Der Moniteur de Rome= vom 18. Juli bringt einen Ein Miß=
verſtändniß'
überſchriebenen Artikel, worin er nachzuweiſen ſucht, daß
die Beſprechungen, welchen die letzte Note des Vatikans an die preußi=
ſche
Regierung unterzogen wurde, unter dem Einfluſſe eines ſehr erheb=
lichen
Mißverſtändniſſes geſtanden hätten. Das Blatt wünſcht dieſes
Mißverſtändniß zu beſeitigen und Licht zu verbreiten über die wirklichen
Abſichten des Vatikans. Es ſei gänzlich falſch, anzunehmen, daß der
gegenwärtige, ſo friedliebende Papſt, deſſen erſte Sorge geweſen, der
Welt zu lehren, die religiöſen und ſocialen Intereſſen über die politiſchen
Angelegenheiten zu ſetzen, ſich durch politiſche Motive und Revanche=Ideen
leiten laſſe. Wenn die Kirche noch im Widerſtande verharre, ſo ſei dies die
Folge davon, daß die gebotenen Garantien keine genügende ſeien. Die
Kirche verhandele mit allen Mächten in ganz gleicher Weiſe. Ein ſo er=
habener
Staatsmann, wie Fürſt Bismarck, könne alle dieſe Dinge nicht
verkennen; derſelbe erfaſſe die Zukunft mit zu ſicherem Blicke, als daß
er ſich von Politikern mit kleinlichen Geſichtspunkten, welche ihn ſeine
Kräfte in unfruchtbarer Fortſetzung des Culturkampfes aufreiben ſehen
möchten, in ſeinen großartigen Plänen aufhalten laſſen. Der Moniteur
weiſt ſchließlich auf das Concordat Napoleons hin, welches er als ein
geniales Werk bezeichnet.
Spanien. In den Cortes haben die Republikaner und Demo=
kraten
unter der Führung Caſtelars und Martos einen ſtürmiſchen An=
lauf
gegen das Miniſterium Sagaſta unternommen, jeden Regierungs=
act
desſelben getadelt und Reformen für Einführung größerer politiſchen
Freiheiten verlangt. Es iſt indeſſen dem Miniſterpräſidenten in einer
ruhigen und treffenden Rede gelungen, die Anklagen der demokratiſchen
Oppoſition zu entkräften, zumal, was den Begriff politiſche Freiheit/
anbetrifft, indem Sagaſta ausführte, daß er ſchon deshalb nicht der
ſchmachvolle Reactionär' ſein könne, weil die Oppoſitionspartei mehr=
mals
geneigt geweſen ſei, mit ihm gemeinſame Suche zu machen, worauf
alle Anträge der Oppoſition abgewieſen wurden.
Schweden. Wie Morgenbl. erfährt, ſind die Vorladungen zum
Reichsgericht für die in Stockholm wohnenden Staatsräthe, Staatsmini=
ter
Kjerulf und Staatsräthe Schweigaard und Vogt, die vom öffent=
lichen
Ankläger dem Notarius publicus in der ſchwediſchen Hauptſtadt
behufs Ueberreichung an die Betreffenden überſandt waren, von Letzterem
wieder remittirt worden, und hat ſich der öffentliche Ankläger an das
Juſtizminiſterium gewandt, wodurch die Angelegenheit abermals eine
Verzögerung erlitten hat.
Rußland. Die ruſſiſche Regierung hält es für dringend nothwendig,
daß in dem Beſteuerungsweſen, in welchem in den letzten zwanzig Jahren
ſich manche große Ungerechtigkeiten ausgebildet hatten, ſchon vor Beginn
einer allgemeinen Reform einige Aenderungen vorgenommen würden.
Es ſei dies ein Gebot der Gerechtigkeit. Beſitzer von Induſtrie= und
Handelsetabliſſements ſollten einer etwas höheren Steuer unterworfen
und dadurch der Ausfall an der theilweiſe aufgehobenen Kopfſteuer ge=
deckt
werden. Bezeichnender Weiſe wurde die betreffende Reform aber
nicht ohne Weiteres durch einen kaiſerlichen Ukas bewirkt, ſondern der
Entwurf ſoll erſt im Herbſte dem Reichsrathe vorgelegt werden,

J
160*
Eghpten. Die Thatſache, daß die Cholera ſich immer mehr in
Unteregypten ausbreitet und auch in Kairo und Alexandrien Cholerafälle
vorgekommen ſind, kann nun nicht mehr geleugnet werden. Es muß
aber auch hervorgehoben werden, daß dieſe Epidemie trotz der ſchlechten,
geſundheitlichen Zuſtände in Ceypten bisher verhältnißmäßig wenig Opfer
gefordert hat und daß in Damiette und Manſurah die Todesfälle an der
Cholera ſich bereits bedeutend vermindert haben. Die internationale
Sanitätscommiſſion hat noch 7 Aerzte nach den Choleraherden geſandt,
Um Hülfe zu bringen und die Epidemie zu localiſiren.
Nach einer Mittheilung des Bureau Reuter' ſind in den letzten
24 Stunden, bis zum 18. Juli früh 8 Uhr, in Kairo 61, in Damiette 17,
in Chobar 14, in Alexandrien 1 Perſon an der Cholera geſtorben. Die
egyptiſche Regierung hat das Anerbieten Englands, 12 Aerzte nach Cgyp=
ten
zu ſenden, angenommen.

Aus Stadt und Land.
½ AUmüab:, 20. Juli.
- Das Großh. Heſſ. Regierungsblatt Nr. 20 enthält:
Geſetz, die Ausführung des Reichsgeſetzes über die Abwehr und Unter=
drückung
von Viehſeuchen betr.
Feſtprogramm des fünften deutſchen Schrift=
ſtellertags
in Darmſtadt, Samstag, 8. September, Nach=
mittags
. Empfang der Gäſte am Bahnhof. 4 Ur: Beſichtigung der
Sehenswürdigkeiten der Stadt durch die bereits anw=ſenden Gäſte unter
Führung des Local=Ausſchuſſes. Zuſammenkunft am Ludwigs=Monument.
5-7 Uhr: Vorſtands=Sitzung im Saalbau. 8 Uhr: Begrüßung der
Gäſte in den Räumen des Saalbaues durch das Feſt=Comite. Geſellige
Vereinigung. Sonntag, 9. September. 9 Uhr: General=Verſammlung
der Vereinsmitglieder. Begrüßung derſelben durch die Herren Vertreter
der Regierung und der Stadt. 12 Uhr: Erſter öffentlicher Vortrag durch
Herrn Prof. Goſche von Halle über Luther als Schriftſteller. 2 Uhr:
Feſt=Tafel. 6 Uhr: Feſt=Vorſtellung im Großh. Hoftheater. Nach Schluß
des Theaters geſellige Vereinigung in den Räumen der Vereinigten Ge=
ſellſchaft
. Montag, 10. September. 9 Uhr: Fortſetzung der General=
Verſammlung. 12 Uhr: Zweiter öffentlicher Vortrag (Themata vorbe=
halten
). 1½ Uhr: Gabelfrühſtück. 3 Uhr: Gemeinſchaftlicher Spaziergang,
reſp. Spazierfahrt nach Ludwigs= und Marien=Höhe. 7 Uhr: Feſtliche
Vereinigung mit Concert u. ſ. w. im Saalbau. Dienstag, 11. Sept.
9 Uhr: Eiſenbahnfahrt nach Jugenheim und kaltes Frühſtück daſelbſt.
11 Uhr: Gang nach Heiligenbere, Auerbacher Schloß und Auerbach.
34 Uhr: Mittageſſen in Auerbach. 6 Uhr: Rückfahrt nach Darmſtadt.
7 Uhr: Theater=Vorſtellung. Von 8 Uhr an: Geſellige Vereinigung in
den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft. Schluß! VB. Diejenigen
Feſttheilnehmer, welche den Gang von Heiligenberg nach Auerbacher
Schloß nicht mitmachen wollen, fahren um 12 Uhr 50 M. mit der Eiſen=
bahn
direct nach Auerbach und beſuchen das Auerbacher Fürſtenlager.
Zu dem von uns bereits veröffentlichten Programm für den
in den Tagen vom 21. bis 23. Juli dahier ſtattfindenden 11. Heſſiſchen
Feuerwehrtag tragen wir heute noch folgende Detaiis 1ach. Die
Samstag 21. Juli von Nachmittags 1 Uhr ab hier eintreffenden Abge=
ordneten
treten am Nachmittag 4 Uhr im kleinen Saale des Saalbaues
zu einer Sitzung zuſammen, in welcher dieſelben durch einen Vertreter
der Großh. Regierung begrüßt werden, worauf in die Tagesordnung
eingetreten wird. Abends von 8 Uhr ab findet in dem feſtlich beleuch=
teten
Garten des Saalbaues ein Concert ſtatt, unter Mitwirkung der
Turnerſingmannſchaft, von der Capelle Engel (1. Drag. Reg. Nr. 23)
ausgeführt.
Sonntag früh 6 Uhr erfolgt der Weckruf durch Muſik und Tam=
bour's
, welche ihren Weg vom Capellplatz aus nehmen und dabei folgende
Straßen berühren: Woogsplatz, große Caplaneigaſſe, Schulzengaſſe, Lang=
gaſſe
, Ochſengaſſe, Marktplatz, Rheinſtraße, Wilhelminenſtraße, Eliſabethen=
ſtraße
und Schulſtraße zurück zum Capellplatz. - Von 7 Uhr ab findet
Empfang der auswärtigen Feuerwehren am Bahnhof ſtait und bewegen
ſich um 10 Uhr die Feſttheilnehmer in corpore vom Bahnhof ab nach
dem Saalbau, woſelbſt die Begrüßung derſelben Namens der Stadt
Darmſtadt durch Herrn Beigeordneten Hickler und Namens der hieſigen
Feuerwehr durch deren erſten Obmann Branddirector Juſtus erfolgt.
Um 12 Uhr beginnt eine große Uebung der hieſigen Feuerwehr, die auf
dem Marktplatz ſtattfindet und aus Schulexereitien ſowie aus Vorführung
der beſten Löſchgeräthſchaften der Neuzeit, wie ſie unſere Feuerwehr in
Beſitz hat, beſteht. Der Angriff wird auf die (in Brand gedachte) Hof=
apotheke
und die daranſtoßenden Häuſer gerichſet werden, der Marktplatz
während der Uebung zum größten Theil abgeſperrt ſein.
Nachmittags 3 Uhr wird mit Ordnung und kukſtellung des Feſt=
zuges
auf dem Capellplatz begonnen. Der Zug wiro ruch den vorliegen=
den
Meldungen aus ca. 2500 Feuerwehrleuten beſtehen, die theilweiſe
eigene Muſikcorps mitbringen, deren etwa 12 in dem Zug vertreten ſein
werden. Der Zug nimmt die Richtung durch die Schulſtraße und Lud=
wigſtraße
über den Marktplatz, durch die große Ochſengaſſe, Obergaſſe,
Alexanderſtraße, Paradeplatz, Ernſt=Ludwigsſtraße, Eliſabethenſtraße und
Saalbauſtraße nach dem Saalbau, woſelbſt ein Concert iſtattfindet, aus=
geführt
durch die auswärtigen Feuerwehrcapelln und die Capelle Engel.
Am Montag Vormittags 9 Uhr wird im Ritſertſchen Garten der
Frühſchoppen getrunken, wobei Concert ſtattfindet. Für den Nachmittag
iſt bei günſtiger Witterung ein Waldfeſt auf dem Glasberg, bei etwa
eintretender ungünſtiger Witterung Concert im Schützenhof vorgeſehen
434

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1608
E5
Zu der, in den Mauern unſerer Stadt ſtattfindenden Verſamm=
lung
deutſcher Feuerwehrmänner erſchien ſoeben in der Buch=
handlung
von C. Köhler dahier, Eliſabethenſtr. 4, eine geſchmackvoll ge=
arbeitete
Feuerwehrmedaille. Dieſelbe zeigt auf der einen Seite
die Emblemen der Feuerwehr, umgeben von einem Lorbeerkranz und auf
.
fliegendem Band die Inſchrift: Einer für Alle und Alle für Einenz;
auf der anderen Seite zwei verſchiedenen Hände mit Emblemen, von
einem Eichenlaubkranz umgeben, Gott zur Ehr, dem Nächſten zur Wehr.
Die Medcille von der Größe eines Thalers etwa, wird am ſchwarz=
weißerothen
Band getragen und iſt zu dem billigen Preis von 40 Pf.
zu haben. Dieſe Medaille dürfte von jedem unſerer wackeren Feuer=
wehrmänner
als Zierde und als äußeres Zeichen der Zuſammengehörig=
keit
, ſowie als Erinnerung an die Feſttage zu Darmſtadt gern getragen
werden.
1 ber das vielbeſprochene Gemälde unſeres Landsmannes Prof.
L. Loefitz in München, die Pietal, welches ſich in der Münchener
internationalen Kunſtausſtellung befindet und bereits für die neue Pina=
kothek
1 n den Preis von 23,000 Mark angekauft worden iſt, ſchreibt
Friedr. Pecht in der M. Allg. 3tg.
Zu dem Erfreulichſten iſt nun neben dem zunehmenden Naturſinn
überhaupt vor allem die ſehr auffallende Vermehrung der, religiöſe Stoff=
behandelnden
, Bilder in der deutſchen Ausſtellung zu rechnen. Denn ſie
zeigen doch wohl das wiederum wachſende Bedürfniß einer Vertiefung
des Gemüthes bei uns, da gerade die weitaus beſten dieſer Bilder den
betreffenden Künſtlern keineswegs etwa beſtellt waren, ſondern von ihnen
aus reiner Liebe und Begeiſterung, ja oft mit großen Opfern und ſehr
geringer Ausſicht auf irgend entſprechenden Lohn unternommen wurden.
Wenn aber die Bilder der Herren Löffth, Piloty, Diez ꝛc. großentheils
Zeugniß von echtem Gefühl und ſeltner Innigkeit ablegen, ſo ſind ſie doch
in der Mehzahl nichts weniger als eigentlich kirchlich. Ja, ſie gehen
allem Wunder ſogar möglichſt aus dem Wege. Dafür zeigen ſie aber
mehr Ernſt und auch mehr Talent als die meiſten Andern, weiſen alſo
allerdings den Weg in die Zukunft. Ganz beſonders gilt das nun
von der Pieta des Löfftz, die ſich von andern nur dadurch unter=
ſcheidet
, daß es hier die Magdalena iſt, die ſtatt der Madonna weinend
vor dem todten Chriſtus kniet, der bald ſeinem ſchon geöffneten Felſen=
grab
nebenan übergeben werden ſoll. Das hat nun der Künſtler zu
einem Stimmungsbild erſten Ranges gemacht, von einem Ernſt und einer
Tiefe der Empfindung, wie ſie zu allen Zeiten, jetzt aber aanz beſonders,
ſelten ſind. Der Körper des Hellandes iſt von ſo hervorragender Schön=
heit
der Modellirung und Farbe, wie ſie bei uns ſeit Jahren nicht ge=
lungen
iſt. Dos Blau des Mantels der mit gefalteten Händen ganz im
Halbdunk.l knieenden Magdale a iſt ſammt dem Braun der Felswand
huter ihr ſo fein zu dieſem, ausgeſtreckt auf dem weißen Leichentuch
liegenden, Leichnam geſtimmt, daß dadurch eine überaus wohlthuende
Harmonie entſteht, die zu der Einſamkeit und feierlichen Stille des Gan=
zen
vortrefflich paßt. Es ſtrömt eine ſo ergreifende Trauer aus dem
Bilde auf uns nieder, wie ſie mir lange nicht vorgekommen. Entſpricht
der zurückliegende Kopf des Chriſtus in ſeiner Verkürzung nicht ganz der
nahezu claſſiſchen Schönheit alles übrigen, ſo ſtört er doch auch nicht,
und Niemand wird dieſes echte Kunſtwerk betrachten können, ohne aufs
tiefſte ergriffen, ja erſchüttert zu werden. Daß hier ein überaus edler,
hochbegabter Menſch im Kampf mit der Gemeinheit und dem Wahn das
Opfer ſeines idealen Wollens geworden, das müßte Jeder empfinden, der
von der chriſtlichen Tradition auch nicht das mindeſte wüßte.
Gegen einen hier ſtationirten Beanten der Heſſ. Ludwigsbahn
wurde, gutem Vernehmen nach, bereits vor 3 Wochen eine Disciplinar=
unterſuchung
eingeleitet, welche bezüglich ſeiner Dierſtführung ſo gravi=
rendes
Material ergeben haben ſoll, daß die Einleitung eines ſtrafrecht=
lichen
Verfahrens angezeigt erſchien. Der Geſammtbetrag um welchen
es ſich handeln ſoll, wird auf beiläufig 3000 M. anzegeben. Der Be=
treffei
de war übrigens ſeit Anfang dieſes Monats vom Dienſt ſuspendirt.
Bei Schluß des Blattes erhalten wir die Nachricht, daß der Becreffende
geſtern plötzlich geſtorben iſt.
Am 16. d. M. ſtarb Herr Rentner H. J. Rau sen. von hier in
Wiesbaden, wohin er ſich zu einer ärztlichen Conſultation begeben hatte.
5 Daß eine ſchöne Handſchrift Perſon wie Sache von vornherein
empfiehlt, iſt eine alte Erfahrung. Darum ſollte auch Jeder, deſſen
Schriftzüge durch eine verkehrte Lehrmethode oder durch vieles und raſches
Schreiben unſchön und unleſerlich geworden, danach trachten, dieſe Fehler
möglichſt wieder auszugleichen, wozu ihm in der kurzen Zeit von 12 Lehr=
ſtunden
unter Anleilung des weithin bekannten Hof=Kalligraphen
Gander, welcher ſoeben wieder einen Lehr=Cyelus ſeiner die Hand=
ſchriften
verbeſſernde Schreib=Methode in Darmſtadt beginnt, die beſte
Gelegenheit geboten iſt.
Vacanzenliſte im Bereiche des 11. Armeecorps.
Auf Stationen des Königl. Eiſenbahn=Betriebsamts Frankfurt a. M.,
3 Stations=Aſpiranten für den Stations=und Expeditionsdienſt. Während
der einjährigen probeweiſen Beſchäftigung beim Dienſtantritt je 75 M.
nach 6 Monaten 90 M. monatliche Remuneration; nach Ablauf des
Probejahres erfolgt Prüfung zum Stations=Aſſiſtenten und wird der
Aſpirant nach beſtandenem Cxamen als Stationsdiätar contractlich an=
geſtellt
; Cinkommen nach einem Jahr 105 M., nach 2 Jahren 11250 M.
monatliche Remuneration; bei vorhandener Vacanz und nach abgelegter
Prüfung Ernennung zum Stations=Aſſiſtenten mit einem Gehalte von
1350-1800 M. und dem geſetzlichen Wohnungsgeldzuſchuß; nach abge=

140
leater Peüfung zum Stationsvorſteher oder Güter=Expedienten 1800 bis
3200. Königl. Eiſenbahn=Betriebsamt Frankfurt, 2 Portier=Aſpiranten.
Während der 6monatlichen probeweiſen Beſchäftigung ein von den ört=
lichen
Verhältniſſen abhängiger und nur für die wirklichen Arbeitstage
zahlbarer Tagelohn von 160 M. bis 2.50 M.; nach Ahlauf der Probe=
zeit
erfolgt Prüfung zum Portier; Gehalt 810 bis 1050 M. nebſt dem
geſetzlichen Wohnungsg=lzuſchuß. - Hanau Poſtamt, Packetträger,
700 M. Gehalt und 144 M. Wohnungsgeldzuſchuß. Marburg, Poſt=
amt
, Poſtſchaffner und Poſtpacketträger, 800 und 700 M. Gehalt und
je 108 M. Wohnunasgeldzuſchuß. Wetzlar, Bürgermeiſtereiamt, dritter
Polizei=Sergeant, 450 M. Gehalt und 120 M. Miethsentſchädigung oder
freie Dienſtwohnung und 60 M. Kleidergelder.
Nach einer Mittheilung der in Stuttgart erſcheinenden Bäcker=
und Conditorzta. hat die Rabattſparanſtalt in Berlin ihre letzte
Jahresbilanz mit einem Deficit von 2675 M. abgeſchloſſen.
Mainz. In den letzten Tagen ſind auf der Strecke Mainz=Bingen,
bezw. auf dem hieſigen Bohnhofe in den beiden erſten Wagenklaſſen
nicht weniger als 5 Taſchendiebſtaͤhle in einer Geſammthöhe von 3000 M.
ausgeführt worden.
Nachdem das officielle Programm der feierlichen Ent=
hüllung
des Nationaldenkmals auf dem Niederwald am 28.
Septeber d. J. feſtgeſtellt iſt und in Ems die Genehmigung Sr.
Majeſtät des Kaiſers erhalten hat, haben ſich nunmehr auch in verſchie=
denen
Städten Comité's gebildet, um der Feier einen nationalen Ausdruck
zu verleihen. Vor allem iſt es wieder Mainz, welches auch dieſes Mal,
gerade wie dies bei der Feier der Grundſteinlegung am 16. September
1877 der Fall geweſen, einen großen Antheil an dem Arrangement der
Feſtlichkeiten nimmt. Das dortige Comits hat beſchloſſen, eine feſtlich
geſchmückte Flotte vor Rüdesheim zu ſenden. Dieſelbe wird ſich während
der Feſtlichkeit auf dem Niederwald angeſichts des Denkmals im Rhein
vor Anker legen und im Augenblick der Enthüllung mit Böllerſchüſſen den
erhebenden Act begrüßen. Bei der Rückkunft des Kaiſers nach Rüdes=
heim
wird derſelbe durch eine Deputation die Huldigung der Mainzer
Bürgerſchaft entgegennehmen, wobei ihm durch die Damen ein Blumen=
ſtrauß
überreicht werden wird. Nach dieſem Act werden die Schiffe auf
dem Rheine eine feierliche Auffahrt in Scene ſetzen und bei Beginn der
Dämmerung den Heimweg antreten, bei welchem die feſtlich beleuchteten
Villen im Rheingau die Flotille nach ihrer Rückfahrt mit Böllerſchüſſen
begrüßen wird. Um die Flotille ſo zahlreich wie möglich zu machen,
wird ſich das Mainzer Comits mit den Nachbarſtädten in's Benehmen
ſetzen, um ſie zu veranlaſſen ſich ebenfalls mit einem oder mehreren
Schiffen an der Fahrt zu betheiligen.
D. Z.
Gießen. Herr Profeſſor Dr. Clemm hat die ihm angetragene
Profeſſur in Prag nicht angenommen und bleibt daher unſerer Hoch=
ſchule
erhalten.
Auf dem Altkönig hat es am Montag früh geſchneit.
Frankfurt. Branddirector Fr. Aßmann, welcher am 20. Febr.
d. J. vom Landgericht wegen Amtsvergehen - Annahme von Geſchenken
und Beſtechung - zu 8 Monaten Gefängniß und Herausgabe der em=
pfangenen
3290 M. an den Staat verurtheilt wurde, hat bekanntlich
gegen dieſes Erkenntniß Reviſion beim Re chsgericht eingelegt. Die öffent=
liche
Verhandlung hierüber wird in der zweiten Hälfle des September
ſtattfinden.
Frankfurt. Unter der ſteuerpflichtigen Frankfurter Einwohner=
ſchaft
befinden ſich nach einer Mittheilung des F. J. 6081 Perſonen,
welche in die claſſificirte Einkommenſteuer pro 1883,84 eingeſchätzt wor=
den
ſind. Darunter 339, welche einen communalen Steuerzuſchlag zur
Staatsſteuer von über 1000 Mark erhalten haben, 480, welche ſcharf
daran arenzen. Die Familie von Rothſchild ſteht oben an. Freiherr
Adolf Carl v. Rothſchild hat einen Zuſchlag von 10,948 M., Fräulein
Alex. Charl. einen ſolchen von 114 M., Freiherr Jam=s v. Rothſchild
114 M., Freiherr Mayer Carl v. Rothſchild 136,800 M., Freiherr Natha=
niel
v. Rothſchild 114 M., Fräulein S. Alice 114 M., Freiherr Wil=
helm
v. Rothſchild 143640 M. Die Lücke zwiſchen den v. Rothſchild
und den anderen hieſigen Cröſus iſt eine ganz ungeheure. Nach ihnen
kommt Frau Grunelius, geb. St. George mit 17100 M. und nun ſchließt
ſich Herrn Baron Ludw. v. Erlanger mit 13,680 M. an. Die Differenz
zwiſchen dieſem und den Anderen iſt wieder bedeutend, denn Keiner von
ihnen erreicht die Höhe von 10,000 M. Nach v. Erlanger folgen Guſtav
Speyer mit 9576 M. und Enoch Chriſtoph Reiß 9576 M., ihnen folgt
Herr Rudolf Sulzbach mit 8208 M., an den ſich die Herren Jacob Stern
16156) Theodor Stern (6840). Jacob Gerſon (6840), J. G. v. Heyder
(6156) Frau Müller geb. Kolligs (6156), v. Reichenbach=Leſſonitz (6840),
Jſaac Anton Reiß (6840), Dr. Lucius (6156) anſchließen.
Heidelberg. Am 31. Juli findet eine Beleuchtung des
Schloſſes ſtatt.
Würzburg. Dem Vernehmen nach wurde der Studioſus der
Chemie E. Lenig aus Philadelphia, der ſeinen Gegner Stud. jur. Mo=
ſchel
im Duell erſchoſſen hat, in der Schweiz verhaftet.

Tſtzes-Kulender.
Samstag den 21. Juli: IV. Stiftungsfeſt des Darmſtädter Citherclubs
Carlshof.)
Samstag 21. und Sonntag 22. Juli: 11. Heſſiſcher Feuerwehrtag in
Darmſtadt.
Montag 23. Juli: Plenarverſammlung der Vereinigung von Einwohnern
Beſſungens (Reſtauration Markwort).

s7sMactbon vsh Nerlag. L. H. Wittich'ſche Hofbuchhunckenel.