Darmstädter Tagblatt 1883


22. Juni 1883

[  ][ ]

144.

EELUEELLLCIUN

146.
Jahrgang.

Monnementzprelhl
Meikhrlich z Mark 5d Er. ud
Bihgelöhn. Autwärtz werden von
dlen Poſtämtern Beſtellungen ent=
pogengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
zw Quartal uc. Poſtaufſchleg

Grag= und Anzeigebcatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Jhüuſtvies autthainngooidtt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
m Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 36. ſowie auzwärts
von allen Annoncen-Expeditionen

Amtliches Organ
fuͤr die Behanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Volizeiamts und ſämmtlicher Behärden.

I20.
Freitag bey 22. Juni.
1883.
Einladung zum Abonnement
auf das
Darmſtädter Tagblatt
[46. Jahrgang)
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis Darmſtadt.
Daſſelbe iſt von allen in Darmſtadt und Umgebung erſcheinenden Blättern wie das älteſte, ſo auch das
verbreitetſte in allen Kreiſen. Es iſt gleichzeitig das Organ für die amtlichen Bekanntmachungen des
Großh. Kreisamts, der Polizei und ſämmtlicher Behörden und eignet ſich durch ſeine Verbreitung zu Inſeraten
jeder Art, welchen es durch ſeinen großen Leſerkreis den beſten Erfolg ſichert.
Das Tagblatt bringt neben einer politiſchen Ueberſicht reichhaltige Mittheilungen von
Jallgemeinem und localem Intereſſe aus Stadt und Land; Unterhaltung wird ferner durch das
ſdamit verbundene Illuſtrirte Unterhaltungsblatt mit Beiträgen namhafter Schriftſteller und jährlich
ſan 250 vorzüglichen Illuſtrationen geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie von allen ſoliden Annoncen=Bureaurx entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 1.50 einſchl. Bringerlohn, durch die Poſt bezogen M. 1. 50 einſchl. Proviſion
ſercl. Bringerlohn. Abonnements werden jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23, entgegengenommen.
Die in der nächſten Umgebung Darmſtadt's wohnenden Poſt=Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage
des Erſcheinens mit dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.

geme
ug

Bekanntmachung.
Das von der Verſteigerung vom 9.,
10. und 11. April d. Js. im ſtädtiſchen
Oberwald Diſtrict Hitzberg, Kühlache ꝛc. nicht abgeholte Holz muß
innerhalb der nächſten 14 Tage
aus dem Walde abgefahren ſein, widrigen=
falls
die Säumigen nach dem Forſtſtraf=
geſetz
beſtraft werden.
Darmſtadt, den 21. Juni 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Hickler, Beigeordneter. (6058

Fine ¼⁄ gewundene Eichenholztreppe
C= für Keller paſſend, gut gehalten, iſt
billig abzugeben Rheinſtr. 2, Hinterb. (5594

Verſteigerungs=Anzeige.
Dienstag den 26. Juni, Vormittags 9 Uhr,
werden aus einem Nachlaſſe im Hauſe Sandſtraße Nr. 12½ (dritter
Stock) nachverzeichnete, ſehr gut erhaltene Mobiliargegenſtände, als:
1 Kanapee, 4 Stühle mit braunem Peluche, 1 Kanapee mit Damaſt,
1 Ruhebett, 2 Seſſel, 1 gut erhaltener Flügel, 1 Schreibſekretär,
1 zweithüriger, 3 einthürige Glasſchränke, 1 Spiegel mit Trumeaux
und ſonſtige Spiegel, Kommode, Tiſche, Kleiderſchränke, 1 Standuhr,
Porzellan und Glaswerk, 4 Betten mit Bettſtellen, 1 Partie Zeit=
ſchriften
, Küchenmöbel, Küchengeſchirr, Kellergeräthe und ſonſtiger
Hausrath
gegen baare Zahlung verſteigert.

M. Neuſtadt,

Hof=Taxator.
378

[ ][  ][ ]

1400

R140
B e k a n n t m a ch u n g.
Das Hebregiſter zur Erhebung der in der Gemeinde Beſſungen nach dem
Steuerfuß ausgeſchlagenen Communalbedürfniſſe für das Jahr 188384 liegt zur
Einſicht eines jeden Intereſſenten vom 22. bis incl. 29. d. Mts. auf unſerem
Büreau offen.
Beſchwerden gegen die im Regiſter enthaltenen Anſätze müſſen binnen der erſten
4 Wochen nach Ablauf der Offenlegungsfriſt entweder ſchriftlich oder mündlich zu
Protokoll bei Großherzoglichem Kreisamt Darmſtadt vorgebracht werden; ſpäter vor=
gebrachte
Beſchwerden finden keine Berückſichtigung.
Beſſungen, den 20 Juni 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(6060
Nur bis Samstag Abend: W
Goldſiſche von 15-.40 Pig. per Stück.
Schildkröten vn 30-50 Pfa. per Stuck,
Meermuſcheln bei gößzter Auswahl in allen Sorten.
(998
Zu haben auf dem Marktplatz.
Abonnement=Einladung
auf die
66
Oſſenpacher Hentung.
Mit dem 1. Juli beginnt das dritte Quartal des laufenden (11.) Jahrgangs
der Offenbacher Zeitung: Dieſelbe, bekanntlich ſeit ihrer Gründung das amtliche
Organ aller Behörden des Kreiſes, bringt neben Original=Leitartikeln, die in
erſter Linie die wichtigſten politiſchen Tagesfragen in einer allgemein verſtänd=
lichen
Weiſe behandeln, dann aber auch allen anderen Dingen von einſchneidender Be=
deutung
die gebührende Beachtung ſchenken, zunächſt alle wichtigen Nachrichten aus
dem engeren Vaterland Heſſen ſo ſchnell wie eine einmalige Ausgabe täglich nur ge=
ſtatten
kann, ſie bringt ferner die intereſſanteſten und wichtigſten Nachrichten aus dem
geſammten deutſchen Reich, namentlich auch aus der Reichshauptſtadt Berlin, ſo Reichs=
tagsverhandlungen
, Beſchlüſſe des Bundesraths, des preußiſchen Landtages ꝛc. ꝛc.,
ſie gibt weiterhin durch direct bezogene Telegramme und Coxreſpondenzen
ihren Leſern ein überſichtliches Bild der poliſchen Lage im Auslande, theilt wichtige
Beſchlüſſe des Reichstages, der heſſiſchen Kammern, ſowie ſonſtige bedeutungsvolle Er=
eigniſſe
vermittelſt Ertrablätter mit und widmet endlich den lokalen Angelegenheiten
die größtmöglichſte Aufmerkſamkeit, indem ſie nicht nur Tagesneuigkeiten, ſondern auch
eingehende Berichte über Stadtverordneten, Handelskammer= und Schöffenge=
richtsſitzungen
, ſowie die Kreisausſchußſitzungen, außerdem aber auch noch Be=
richte
über die Strafkammer= und Aſiſenverhandlungen, ſowie die Provinzialausſchuß=
ſitzungen
in Darmſtadt bringt.
Dem Haupthlatt iſt ein in äußerſt handlichem Format (Buchformat beſonders
hergeſtelltes
Enterhaltungshlatt.
beigegeben, deſſen Inhalt ſich zuſammenſetzt aus Original=Romanen und =Novellen
wiſſenſchaftlichen Abhandlungen jeglicher Art, Nekrologen berühmter Männer. Aus=
ſtellungsberichten
, Theaterreſeraten, Literaturartikeln, Miscellen ꝛc. ꝛc., ſo daß auch
diejenigen Leſer, welche für Politik kein Intereſſe haben, namentlich aber das ſchöne
Geſchlecht, ihre Wünſche in dieſer Richtung befriedigt ſehen.
Der Abonnementspreis des Blattes beträgt, trotz dieſes vorbezeichneten reichen
Inhalts, für Offenbach einſchließlich Trägerlohn nur 2 M. 10 Pfg. vierteljährlich.
für außerhalb, durch die Poſt bezogen, erhöht ſich dieſer Betrag um den Poſtaufſchlag.
Auch der Inſertionspreis derſelben iſt ein äußerſt niedriger, indem wir für die
einſpaltige Petitzeile nur 10 Pf., für die zweiſpaltige 20, für die dreiſpaltige 30, für
die vierſpaltige 40 Pf., außerdem Inſerate, welche unter der Rubrik Stellengeſuch=
oder
Vermiethungen Aufnahme finden ſollen, nur mit 5 Pfg. pro Zeile berechnen
und bei mehr als dreimaliger Aufnahme eines Iaſerats entſprechenden Rabatt
bewilligen.
Indem wir hiermit zum neuen Abonnement ergebenſt einladen, erſuchen wir
unſere auswärtigen und die neu hinzutretenden Abonnenten, ihre Beſtellungen bei der
nächſten Poſtanſtalt baldigſt zu machen, damit Störungen in der Lieferung ver=
mieden
werden.
Offenbach a. M., im Juni 1883.
(6061
Die Expedition der Offenbacher Zeitung.

Die durch ihre Wirlurg bei Hauteus,
ſchlägen, ſo beliebt gewordene
G
2heer=Sqweſerſeiſe
habe fortwährend friſch auf Lager Stück
50 Pfg.
L. Haohligill,
Hoffriſeur. (6062

0
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prima inländ. Raffinade,
Crystallaucker,
reiner Stampfaucker,
weissen, gelben und schwarzen
Candis,
besten Farin,
prima Weingeist,
ächten alten Cognae,
Arae, Rum, Kirschwasser,
alten Nordh. Kornbranntwein,
feinsten Weinessig,
besten gekochten Einmachessig,
sämmtliche Gewürze
empfehlen
voUErGI adahOl

am Ludwigsplatz.
16063

Mohnbl
anerkannt beſte Qualität, Mk. 1.40 per
Liter, bei
(6064
u. W. 2Ta880I.

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arbeit
), welche ſeither zu 3 Mark verkauft
habe, werden von heute an zu H. 2.90
abgegeben.
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Manner= und Kinderſtiefel zu wieder=
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, herabgeſetzten Preiſen in bekannter
Güte eingetroffen.
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6065
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Eau de 1ys de Lohse, ſowie
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ganz vorzüglich bei heißer Witterung em=
pfiehlt

L. Nacktigall,
(6066
Hoffriſeur.

[ ][  ][ ]

1401

dbuzoiadl-TvnAyEl-VEIIlb
on Ern. Stein, Erdö=Bényo bei Tokah
Ungarn), Beſitzer der Weinberge: Beneſick,
Bakſa, Omlas und Diockut.
Um den Export des mediciniſchen Tokaher=
beins
zu heben, verkaufe meine garantirt
chten, ürztlich empfohlenen mediciniſchen
Cokayerweine durch meine Verkaufsſtellen
hon die Einzelflaſche zum Engros=Preiſe,
lamit der Wein nicht nur für Kranke, ſon=
ern
auch als tägliches Stärkungsmittel
ir Kinder, Frauen und Greiſe, wie auch
r Morgen= und Deſſertwein gebraucht
perden kann. Analyſe und Gutachten des
herrn Prof. Dr. P. Wagner über meine
tokayerweine kann in den Geſchäftslocalen
neiner Verkaufsſtellen eingeſehen werden.
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Anskamp, Chatreuse, Cognae ffranz.), Cognae
ſeutsch.), Curaçao, Doppelkimmel, fenever,
lemaica Ingwer, Kirschhqueur, Rirschwasser,
hordhäuser Cornbranntwein, Pfefkermünz,
bmeranzen, Punschessenzen, Rum Hartinique,
Am Jamaica, Sherry Brandy, Vanille, Whisky,
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im 1. Stock, 4 Zimmer, Küche ꝛc., zu
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beziehbar. Näher. bei Heinrich Röhrich,
Geflügelhandlung.

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Frau Bedel, Saalbauſtraße 28.

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tüchtige Taillen-Arbeiterin. (5687
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derſtraße
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ſelbſtſtändig bürgerlich kochen kann und alle
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Zenguiſſe aufweiſen können, mögen ſich
chriftlich melden Nr. 25 Hotel zur
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brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbfi in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfalge.
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[ ][  ][ ]

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übernimmt alle Arten Verpackung von Möbeln,
Glas, Porzellan=und Kunſtgegenſtänden,
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por 1. Juli a. 0. fälligen Coupons
werden ſchon jetzt eingelsſt.
vorneſer und Coskauer Coupons
ohne Vorzeigung der Stücke.
EGhaTA E. GISl,
Bank= und Wechſelgeſchäft. 6074

gMereur.és
Die verehrlichen Mitglieder werden hierdurch benachrichtigt, daß die Anfuhr
der Kohlen demnächſt beginnt.
Anmeldungen neuer Mitglieder nimmt der Rechner Herr Rentner Klippel
(Schloßgartenſtraße 9) entgegen.
Darmſtadt, im Juni 1883.
(5836
Der Vorstand.

Zum Zwecke der Ueberſchreibung der im Laufe des I. Quartals 1883 ſtatt=
gefundenen
Einlagen zur Pfennigſparkaſſe in die ſtädtiſchen Sparkaſſebücher, fordern
wir hiermit die Intereſſen auf, die letzteren Bücher ſowohl, als auch die während des
vorbemerkten Quartals für die bezüglichen Einlagen an die Einleger abgegebenen
Pfennigmarken bezw. die mit denſelben beklebten Blätter der Pfennigſparkaſſebücher,
an die betr. Stationserheber
Samstag den 30. d. Mts.
um ſo gewiſſer abzugeben, als ſonſt die Einleger ſich den durch eine verſpätete Ueber=
ſchreibung
für ſie entſtehenden Hinſenverluſt ſelbſt beizumeſſen haben.
Die Trennung der vorbemerkten Markenblätter aus den Pfennigſparkaſſebüchern
findet durch die Stationserheber ſtatt und ſind daher dieſe Bücher gleichzeitig mit den
ſtädtiſchen Sparkaſſebüchern bei den betr. Erhebungsſtationen vorzulegen.
Einlagen zur Pfennigſparkaſſe können an dem obigen Tage nicht bewerkſtelligt
werden, dagegen iſt geſtattet an dem darauf folgenden Samstage - den 7. Juli
d. J. - doppelte Einlagen zu machen.
Im Intereſſe der durch den Uebergang der Einlagen zur Pfennigſparkaſſe in
die ſtädtiſche Sparkaſſe ohnehin ſehr erſchwerten Verrechnung dieſer letzteren Kaſſe, er=
ſcheint
es ſehr wünſchenswerth, daß, wenn irgend thunlich, nur ganze Mark zur
vierteljährlichen Ueberſchreibung in die ſtädtiſchen Sparkaſſenbücher der Einleger ge=
langen
. Ebenſo dürfte es ſich zur Erleichterung der Stationserheber empfehlen, daß
die während eines Quartals bewerkſtelligten Einlagen zur Pfennigſparkaſſe, bezw. die
hierfür ertheilten Piennigmarken vor der vierteljährlichen Präſentation der bezüglichen
Pfennigſparkaſſebücher bei den Erhebungsſtationen, von den betr. Einlegern ſelbſt addirt
werden, damit die Uebereinſtimmung der ſich hiernach ergebenden Summe mit dem
Betrage der an die Pfennigſtationen zurückgegebenen und von den Letzteren quittirten
Pfennigmarken, durch Vergleichung mit größerer Sicherheit feſtgeſtellt werden kann.
Schließlich bemerken wir noch, daß, zur Vermeidung von Irrthümern, vor
Erledigung der Eingangs erwähnten Ueberſchreibung der Einlagen in die ſtädtiſchen
Sparkaſſenbücher, keine Rückzahlungen von Einlagen zur Pfennigſparkaſſe geleiſtet
werden können.
Darmſtadt, den 20. Juni 1883.
Das Curatorium der Pfennigsparkasse dahier. (6075
Der Sommerfahrplan pro 1883 (Wandtafeln,
über Abgang und Ankunft ſämmtlicher Eiſenbahnzüge 10 Pfg., ſowie die praktiſchen
Taſchenuhrpläne 5 Pfg, ſind in der Expedition des Blattes zu haben.

Aechten, alten Hordhäuser Korn-
branntvein
,
Aechten Weingeist, Arae, Bum,
Cognae elo.,
besten Weinessig.,
Holländischen Rohrzucker in Brod,
per halb Kilo 50 Pfg.,
Gevürze, ganz und gemahlen
6077
Pergamenipapier eto.
EmaAlGl FUd.

5⁄₈

15

A-GLSGGGGuUty
Reischarten, Hursbücher, Pläne
und Thotographien
von Darmſtadt und Umgebung em=
pfiehlt
die Buchhandlung von

Eliſabethenſtraße 4. (5338

von ca. 6 Zimmern und Zubehör mit
Zier= und Obſtgarten oder ein lleines
herrſchaftliches Haus wird in ſchöner,
geſunder Lage und an einem Orte, wo
höhere Lehranſtalten für Knaben und
und Mädchen ſind, zum 1. October d.
J3. geſucht. Offerten nimmt die Annoncen=
Expedition von Rudolf Mosse in Cöln
unter L. 2660 bis zum 27. Juni d. J.
ſentgegen.
(6049
Vergangenen Samstag Abend wurde beim
2= Bilſe=Boncert im Saalbau beim Aus=
gang
ein schwarzes Tüll-Tuch
verloren. Der Finder erhält bei Rückgabe
desſelben Promenadeſtraße Nr. 49 eine an=
gemeſſene
Belohnung.
(6076

d4l
18

3
4⁄₈

der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahu, auf Wunſch mit Firma,
M.7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Freitag den 22. Juni
liegt der 9. Bogen des Adreßbuchs auf
dem Hauptmeldebüreau, Hügelſtraße, offen.
Scharmann-Stahl. (6078

.
.

[ ][  ][ ]

Böltuiche Ueberſicht.
Narmsadt, 22. Juni.
Deutſches Reich. Dem Bundesrath iſt ein Entwurf zugegangen,
welcher die Italien zugeſtandenen Zollermäßigungen auch auf die übrigen
Länder, außer Spanien, ausdehnt. Die Zollermäßigungen betreffen Wein=
beeren
, Südfrüchte und Olivensl.
Die Provinzial=Correſpodenz' bezeichnet die Streichung des Art. 4
der Kirchenvorlage als unerwünſcht und von mehr principieller als
praktiſcher Bedeutung. Dasſelbe Blatt nimmt an, daß der Landtag
am 30. Juni geſchloſſen wird.
Die induſtriellen kaufmänniſchen Kreiſe, welche Handelsbeziehungen
mit den Vereinigten Staaten unterhalten, werden darauf aufmerkſam ge=
macht
, daß alle Waaren, welche am Tage der Inkrafttretung des neuen
Zolltarifs der Vereinigten Staaten, d. h. am 1. Juli d. J., in den Zoll=
bäuſern
liegen oder vor dieſem Tage auf dem Gebiet der Vereinigten
Staaten angelangt, aber der Zollbehandlung noch nicht unterworfen ſind,
gleichviel ob ſie ſich in einem Lagerhauſe befinden oder nicht, den An=
ſätzen
dieſes neuen Tarifs unterliegen. Sind die Zölle für ſolche Waaren
bereits entrichtet, ſo wird das nach Maßgabe des neuen Tarifs zu viel
Bezahlte zurückerſtattet, das zu wenig Bezahlte nachgefordert.
Die Unterhandlungen der preußiſchen Regierung mit weiteren Eiſen=
bahn
=Geſellſchaften wegen Uebernahme der betreffenden Eiſenbahnbetriebe
durch den Staat haben hinſichtlich der Breslau=Schweidnitz=Freiburger
Eiſenbahn bereits zu einem practiſchen Reſultat geführt. In der am
Dienstag zu Breslau ſtattgefundenen Sitzung des Verwaltungsrathes
der genannten Bahn wurde die Verſtaatlichungsofferte nebſt Vertrag vor=
gelegt
und nach eingehender Erörterung und Anhorung des Directoriums
einſtimmig genehmigt. Es wurde ſchließlich eine Commiſſion ernannt,
welche mit den Regierungscommiſſaren in Berlin den definitiven Ueber=
laſſungsvertrag
abſchließen ſoll, vorbehältlich der Zuſtimmung der dem=
naͤchſt
einzuberufenden Generalverſammlung.
Die Handelskammer von Trier hat ſich mit dem Geſuche an den
Fürſten Bismarck gewendet, dahin zu wirken, daß die vom Reichstag
angenommene Reſolution Lingens wegen Beſchränkung des Poſtverkehrs
an Sonntagen abgelehnt werde.
Unter den mancherlei Gerüchten, welche ſich an die Mandatsnieder=
legung
des Herrn v. Bennigſen knüpften, befand ſich auch dasjenige,
wonach der zurückgetretene Führer der nationalliberalen Partei für den
erledigten Poſten des coburg=gothaiſchen Miniſters des Innern candidiren
wolle. Dieſes Gerücht, welches ſchon an und für ſich ſehr unglaubwürdig
erſchien, iſt nun durch die jetzt erfolgte Ernennung des Landraths Frhn.
v. Ketelhodt in Deutſchkrone zum Chef des Miniſteriums des Innern
für das Herzogthum Sachſen=Coburg entſchieden widerlegt worden.
Miniſter Maybach befindet ſich gegenwärtig in Flims bei Chur und
wird bis Mitte Jult in Berlin zuruckerwartet. Die Nachrichten über
ſein Befinden lauten fortwährend günſtig.
Die Nachricht, daß der Ober=Präſident von Poſen, v. Günther, in
Folge der von Berlin aus angeordneten Zurücknahme ſeiner Verfügungen
vom 7. und 27. April d. J. bezüglich des Religionsunterrichtes in
deutſcher Sprache - ſeine Entlaſſung eingereicht habe, wird von com=
petenter
Seite für durchaus unbegründet erklärt.
Die aus immer noch unbe annten Gründen erfolgte Verhaftung des in
Dresden lebenden polniſchen Dichters Kraszewski - derſelbe befindet ſich
zur Zeit in Dresden in Unterſuchungshaft - erregt auch in Oeſterreich
großes Aufſehen. Der galiziſche Landmarſchall, Dr. Zyblikiewicz, ſoll
ſich eigens nach Wien begeben haben, um in einer Audienz beim Kaiſer
Um deſſen Verwendung für den ſchwer bedrohten Dichter nachzuſuchen.
In Folge eines am 19. Juni in Schleſien gefallenen Wolkenbruchs
entgleiſte der Abendzug der Freiburger Bahn bei Salzbrunn, wobei indeß
Niemand verletzt wurde. Die Bahnverbindung Hirſchberg=Breslau iſt
unterbrochen, die Bober und die Neiſſe ſind ausgetreten, viele Brücken
ſind weggeriſſen und die Straßen überfluthet. Glatz, Frankenſtein urd
Schweidnitz ſind theilweiſe unter Waſſer; der Schaden an Vieh iſt be=
trächtlich
, auch eine Anzahl Häuſer ſind eingeſtürzt oder dem Einſturz
nahe.
Oeſterreich=Ungarn. In Nyregyhaza (Ungarn) hat am Dienstag
die Schlußverhandlung in dem Tisza=Eszlarer Proceſſe (EEemordung der
Eſther Solymoſſy) begonnen. Die Anklage lauter gegen 4 der Angeklagten
auf vorſätzliche Ermordung der Solymoſſy, gegen weitere 6 Angeklagte
auf Theilnahme am Morde und endlich gegen 5 derſelben auf Vorſchub=
leiſtung
durch Leichenſchmuggel. Man ſieht dem Ausgange dieſer ſeit
Jahr und Tag ſchwebenden Affaire mit allgemeiner Spannung entgegen.
Frankreich. Der Antrag Nadaud, betr. die theilweiſe Entfernung
der Pariſer Ringmauer, wurde zurückgezogen, nachdem Kriegsminiſter
Thibaudin ſein Verbleiben im Amte hiervon abhängig gemacht hatte.
Nach Meldungen aus Zanzibar haben die Franzoſen auf Madagascar
die beiden hauptſachlichſten Zollſtellen, ſowie alle Wege, welche nach der
Hauptſtadt der Howa's führen, beſetzt. Ein weiteres Vorgehen wird
nicht beabſichtigt und wollen die Franzoſen in ihrer Poſition die Unter=
werfung
der Howa's abwarten.- Einer in Paris eingetroffenen Depeſche
zufolge hat die chineſiſche Regierung ſämmtliche unter chineſiſcher Flagge
fahrenden Handelsſchiffe zu ſchleunger Rückrehr aufgefordert.
England. In England waren in den letzten Tagen die Augen der
politiſchen Welt auf John Bright, das bekannte radicale Parlaments=
mitglied
für Birmingham, gerichtet. John Bright feierte kürzlich ſein
25jähriges Abgeordnetenjubiläum und hielt bei der ihm zu Ehren von
ſeinen Birminghamer Wählern veranſtalteten Feier eine fulminante Rede

120
1403
gegen die Widerſacher des Canaltunnelprojectes, die in ganz England
großes Aufſehen erregt hat. Mit echt angelſächſiſcher Derbheit bezeichnet
Bright die Gegner des Canal=Tunnels als Narren, denn Narren ſeten alle
die, welche meinten, daß acht Millionen erwachſener Engländer nicht im
Stande wären ein Erdloch von 20 Fuß Weite zu vertheidigen. In
Folge dieſer Aeußerungen beantragten die Conſervativen im Unterhauſe,
welche bekanntlich dem Canal=Proiecte nicht ſonderlich geneigt ſind, ein
Tadelsvotum gegen den Jubilar von Birmingham wegen Verletzung der
parlamentariſchen Privilegien, doch wurde dieſer Antrag mit großer
Majorität abgelehnt.
Italien. Die italieniſchen Jrredentiſten ſind durch einen Urtheils=
ſpruch
, den ein öſterreichiſcher Gerichtshof gegen einen Italiener gefällt
hat, abermals in Aufregung gegen Oeſterreich verſetzt worden. Saba=
dini
, welcher im September v. J. den Attentäter Oberdank von Udine
aus über die öſterreichiſche Grenze gefahren hatte und ſpäter verhaftet
worden war, iſt vom Innsbrucker Geſchworenengericht des Hochverraths
für ſchuldig erklaͤrt worden. In Folge dieſes Wahrſpruchs verurtheilte
der Trieſter Gerichtshof Sabadini zum Tode.
Niederlande. Es beſteht ſeit einiger Zeit die Abſicht, Amſterdam,
das ſeit mehreren Jahren durch einen directen Canal mit der Nordſee
verbunden iſt, nunmehr auch durch einen großen Canal, in der Breite
des Nordſee=Canals. mit dem Rheine zu verbinden, ſodaß die Waaren mit
einmaligem Umladen in Amſterdam direct bis nach Mannheim gelangen
können.
Am Mittwoch früh brach nach einer Mittheilung aus Amſterdam
auf der königl. Marinewerft eine heftige Feuersbrunſt aus. Das Feuer
ergriff die beiden Krieasſchiffe Doggersbank und Kortenaerl, wovon
erſteres durch den Einſturz der Werftmauern zerſtört wurde. Der Scha=
den
wird auf 8-4 Millionen geſchätzt. Ueber die Urſache des Brandes
iſt noch nichts bekannt. Der Marineminiſter, ſowie die übrigen Behörden
waren auf der Brandſtätte erſchienen. Drei Perſonen ſollen verwundet,
ein Feuerwehrmann umgekommen ſein.
Norwegen. Das Northing lehnte am 20. Junt mit 80 gegen
32 Stimmen die Erhöhung der Apanage des Kronprinzen um 50,000
Kronen ab.
Rußland. General Gurko iſt zum General=Gouverneur von
Warſchau und zum Commandirenden des Warſchauer Militärbezirks er=
nannt
worden.
Griechenland. In Athen wurden Plakate verbreitet mit der
Drohung den Königspalaſt und die antiken Denkmäler in die Luft zu
ſprengen.
Türkei. Nach einer Mittheilung des Fremdenblatt aus Skutari
vom 20. d. haben die meiſten Anführer der albaneſiſchen Stämme Hafiz
Paſcha ihre Unterwerfung angeboten. Der Aufſtand wäre ſomit als
beendet anzuſehen.

Darmſtadt, 22 Junt.
Das Amtsblatt des Großh. Miniſteriums des Innern und
der Juſtiz. Section für Juſtizverwaltung, Nr. 12 enthält Ausfhreiben,
betr. die Strafvollſtreckung, hier insbeſondere die vorübergehende Vor=
führung
von Strafgefangenen an Gerichts= und andere Behörden.
O Stadtverordnetenverſammlung vom 21. Juni. (Kurzer
Bericht.) Vor ſEintritt in die Tagesordnung wies der Herr Ober=
bürgermeiſter
auf das vertheilte Actenſtück in Betreff der Vereini=
gung
unſerer Nachbargemeinde Beſſungen mit Darmſtadt hin, das
manches Intereſſe biete, gab ſodann Kenntniß von einem Schreiben des
nach Mainz verſetzten Herrn Realſchuldirectors Albert, worin derſelbe
der Stadt für das ihm in ſeiner Dienſtführung ſtets entgegen getragene
Wohlwollen ſeinen wärmſten Dank ausſpricht. Vor Beginn der Debatte
über die Verhältniſſe des Saalbaus theilte der Herr Oberbürgermeiſter
mit, daß das Ortsgericht eine Abſchätzung des Saalbaus vorgenommen
und das Gelände auf 126,000 M., das Gebäude auf 186,000 M. taxirt
wird, wies weiter auf das Mitgliederverzeichniß der Saalbaugeſellſchaft
hin, wonach die Actien in Händen von 972 Einwohnern aller Klaſſen
ſind, woraus das große Intereſſe der Bürgerſchaft an dem Unternehmen
genügend hervorgehe.
Gauls brachte den Antrag ein, ſich im Princip für Erwerbung des
Saalbaues durch die Stadt zu erklären. - Ebert regte nochmals die
Frage an, ob die Stadtverordneten, welche Actionäre ſind, an der heuti=
gen
Verhandlung theilnehmen könnten, und verfocht dabei den Stand=
punkt
, daß nach Artikel 43 der Städteordnung ſolches abſolut nicht
ſtatthaft erſcheine und zu den weitgehendſten Conſequenzen führen würde.
Der Großh. Oberbürgermeiſter hält dieſen Antrag für nicht zu=
treffend
, nicht ſo Reh und Ritſert, worauf nach kurzer Debatte der
Ebert'ſche Antrag mit allen gegen 3 Stimmen abgelehnt wird. Der
erſte Redner, der heute das Wort ergriff, war Reh, der davon aus=
ging
, daß der Saalbau auf ſeiner jetzigen finanziellen Baſis nicht lebens=
fähig
ſei. Die vorgeſchlagene Uebernahme einer Zinsgarantie für
190,000 M. und jährliche Subvention ſei nur eine verſchleierte Er=
werbung
, bei der die Stadt ſchlechter fahre, wie mit dem factiſchen Er=
werb
, weshalb er für den Antrag Gauls ſlimme.
Rückert zweifelt nicht daran, daß die Conſequenz der Uebernahme
der Zinsgarantie ſchließlich zum Erwerb führen werde, allein es empfehle
ſich nur allmählich vorzugehen. Der Saalbau ſei 190,000 Mark werth,
dafür werde ihn jeder Speculant kaufen. Bergſträßer wies zunächſt
die etwaige Unterſtellung zurück, als könne man den Saalbau billiger
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erwerben, wenn man ihn zum Concurs treibe, betonte, daß die Ueber=
nahme
in eigene Regie vorerſt der Stadt nur Schwierigkeiten bereite,
daher der Commiſſionsantrag auf Uebernahme einer Zinsgarantie für
190000 Mark der einzig richtige Weg ſei.
Oſann beantragte der Geſellſchaft zur Förderung ihrer baulichen
Zwecke ein zu 4% verzinsliches Anlehen bis zu 15000 M. zu garantiren
und zwar weil die Uebernahme der vorgeſchlagenen Zinsgarantie ein viel
zu großes Opfer ſei. Weiter zu gehen halte er unter den vorliegenden
Verhältniſſen nicht angezeigt.
Diehm vertrat die Anſchauung, daß die Stadt am zweckmäßigſten
handele, wenn ſie den Saalbau für die dermalen darauf ruhende Schulden=
laſt
von 178000 Mark erwerbe und erklärte ſich für den Antrag Oſann,
der für den Augenblick Hülfe ſchaffe. - Dieffenbach empfahl den
Commiſſionsantrag.
Reh wies nochmals auf unſere beſchränkte finanzielle Lage hin und
erklärte ſich nunmehr für den Antrag Oſann. Wolfskehl vertrat den
Commiſſionsantrag, wollte die Erwerbung nur dann in Betracht gezogen
haben, wenn was nicht der Fall ſei, alle Mittel, das Unternehmen zu
erhalten erſchöpft wären, und bezeichnete den Oſann'ſchen Antrag als
unzureichend.
Ebert glaubte, daß die Annahme des Commiſſionsantrags den
größten Theil der Bevölkerung mit Groll erfüllen werde, bezweifelte,
daß die Verwaltung Alles gethan um das Unternehmen rentabel zu
machen. Beig. Hickl er erklärte, daß der Vorſtand ſich ſeither alle Mühe
gegeben, die erforderlichen Mittel zu beſchaffen, allein erfolglos.
Weber erachtete, daß der Antrag Oſann dem Saalbau ſehr wenig
helfen würde, während der Commiſſionsantrag ihm billiges Geld ver=
ſchaffe
, alſo dauernd helfe. Nach dem Schlußwort des Referenten Berg=
ſträßer
wurde der Antrag Gauls Verhandlungen wegen Ankauf
einzuleiten - mit allen gegen 5 Stimmen abgelehnt, dagegen der Com=
miſſionsantrag
auf Uebernahme einer Zinsgarantie für 190,000 M. mit
17 gegen 10 Stimmen angenommen, der weitere Antrag, dem Saalbau
eine Gasſchuld von 2000 M. niederzuſchlagen, abgelehnt. - Bei Schluß
des Blattes dauert die Sitzung fort.
O Geſtern begann vor der Strafkammer des Landgerichts die Ver=
handlung
der Strafſache gegen die Zöglinge des Wilkinſon'ſchen Inſtituts,
Marry, Joung und Richardſon, beſchuldigt des Widerſtands gegen die
Staatsgewalt, hier die Schutzmannſchaft, jene Affaire, welche ſich in der
letzten Meſſe zugetragen und die ſo großes Aufſehen erregte. Die An=
geklagten
behaupten übereinſtimmend, daß ſie am fraglichen Abend, ohne
ihrerſeits irgendwie Veranlaſſung gegeben zu haben, von einer großen
Menſchenmenge thätlich inſultirt worden ſeien, wobei der Hauptangeklagte
Marry in ein Handgemenge verwickelt, bei dem er überwältigt worden,
während ſeine Mitangeklagten ihm nur Beiſtand gegen die andrängende
Menſchenmenge geleiſtet haben wollen, und beharrlich in Abrede ſtellen,
ſich gegen die Schutzmannſchaft vergangen zu haben. Nuch Angabe
der Schutzleute haben indeß die Engländer den ganzen Scandal provocirt
und Mariy, als er durch Schutzmann Ohly, der angeblich Ruhe geboten,
feſtgenommen werden ſollte, ſofort mit Thätlichkeiten gegen Ohly begon=
nen
, demſelben mehrmals mit eigenem Stock auf den Kopf geſchlagen,
ihn zu Boden geworfen, den Rock zerriſſen, die Säbelſcheide verbogen,
während die beiden anderen Angeklagten die übrige zu Hülfe eilende
Da
Schuzmannſchaft wit Stöcken und Fauſten tractirt haben ſollen.
einnge 30 Zeugen zu vernehmen ſind und bei der ganzen Verhandlung
ein Dollmeiſcher-Herr Gymnaſiallehrer Dr. Klingelhöffer-fungiren
muß, ſo dürfte dieſelbe vorausſichtlich erſt Freitag Abend zum Abſchluß
gelangen können.
1 Wie dem Verl. Tagbl. über die nachgelaſſene Oper Friedrich
v. Flotow's ,Le chevalier de Saint Mégrin mitgetheilt wird, begann
der Componiſt dieſes Werk bereits in den vierziger Jahren während ſeines
Aufenthalts in Paris. Der Inhalt der Oper iſt etwa folgender: Der
Chevalier de Saint Megrin liebt die Gattin des ihm feindlich geſinnten
Herzogs von Guiſe und wird von dieſer wieder geliebt. Der Herzog hat
keine Ahnung von den Beziehungen, welche ſeine Gattin zu ſeinem er=
bittertſten
Gegner unterhält. Ein Zufall facht ſeine Eiferſucht an und
führt die Kataſtrophe herbei. Bei einem Zauberer treffen die beiden
Gegner zuſammen. Der Herzog bemerkt am Boden ein ſeiner Gattin
gehöriges Tuch. Böſe Ahnung ſteigt in ihm auf, ſie wird zur Gewiß=
heit
, als er auf einem Balle unbemerkt den Verkehr der Herzogin mit
dem Chevalier beobachtet. Der Letztere wird vom Herzog beſchimpft: eine
Herausforderung iſt die Folge. Allein der Herzog will ſich in anderer
Weiſe an ſeinem Gegner rächen. Nicht im Duell, durch Meuchelmord
will er den Chevalier tödten. Er zwingt ſeine Gattin, an ihren Geliebten
einen Brief zu richten, in welchem ſie ihn zu einem Stelldichein einladet.
Sie ſträubt ſich zwar dagegen, aber ſchließlich, als der Herzog ſeine mit
einem ehernen Fechthandſchuh bekleidete Hand feſt um ihren Arm klam=
mert
, als ſie von Schmerz gepeinigt ausruft: 2u zerbrichſt mir den
Arml da unterwirft ſie ſich dem Willen ihres Gatten. Die Herzogin
und der Chevalier treffen zuſammen, ein Schuß fällt, und von der Mord=
waffe
des Herzogs getroffen, haucht der Chevalier in den Armen ſeiner
Geliebten ſein Leben aus. Der Herzog ergreift den Dolch des Chevaliers
und tödtet ſich ſelbſt. Die Aehnlichkeit im Inhalt mit Auber'sMasken=
ball
iſt unverkennbar. Der Text der Oper ſoll von einem franzöſiſchen
Biſchof, einem Freunde Flotows, gedichtet worden ſein.
K. Die Communalſteuern haben ſich in Beſſungen wieder
merklich erhöhl. Wer 10 Gulden Einkommenſteuercapital zu verſteuern

hat, muß für das Jahr 188384 M. 282 oder 12 Pf. mehr wie bisher
bezahlen; auf 10 Gulden Grund= oder Gewerbſteuercapital beträat die
Gemeindeſteuer M. 5 64 und die Erhöhung 24 Pf. In Darmſtadt
iſt keine Erhöhung eingetreten; die jährliche Umlage auf 10 Gulden
Einkommenſteuercapital beträgt M. 203, auf 10 Gulden Grund= oder
Gewerbſteuercapital M. 405. Die Staatsſteuern blieben unverändert;
für 10 Gulden Einkommen= oder Gewerbſteuercapital ſind jährlich M. 3.26,
für 10 Gulden Grundſteuercapital M. 3 zu entrichten. Hätte Jemand
je 100 Gulden Einkommen=, Gewerb= und Grundſteuercapital, alſo
300 Gulden Geſammtſteuercapital in Anſatz, dann beträgt die directe
Steuer an den Staat M. 95,20 und die Abgabe an die Gemeinde Beſ=
ſungen
M. 141, d. i. nahezu das 1½ fache, in Darmſtadt nur M. 101,30,
alſo nicht viel mehr, wie die jährliche Abgabe an den Staat.
Auerbach. Der Fremdenliſte Nr. 7 zufolge beträgt die Total
frequenz bis jetzt 415 Fremde; zugegangen ſind 51.
Mainz. In letzter Zeit werden auf dem hieſigen Friedhofe während
der Nacht häufig die Gräber ihres Schmuckes beraubt. - Einem
hieſigen Bäcker wurde eine große Anzahl Brode wegen zu leichten Ge=
wichts
confiscirt.
Offenbach. Der Vorſtand der hieſigen deutſch=katholiſchen Ge=
meinde
bemüht ſich um Anſtellung eines dieſer Confeſſion angehörigen
Lehrers und ſoll an betr. Stelle die Zuſage gemacht worden ſein, daß,
ſobald ſich geeignete Candidaten für dieſe Stelle finden, der Willfahrung
des Geſuchs nichts im Wege ſtehe.
Worms. Herr Rittmeiſter Heyl iſt zum Chren=Cavalier des
Herzogs von Edinburgh ernannt worden und nicht wie verſch. Bätter
meldeten zum Hofmarſchall.
Hofheim. Am Dienstag ſtürzte während der Frühſtückszeit der
Arbeiter ein im Bau begriffenes Wohnhaus, das bereits unter Dach
war, plötzlich zuſammen.

Wilhelmsdorf und die Stromer.
Wohl ſelten hat ein Dorf, das zudem nur aus 3 Bauernhöfen beſteht,
und erſt Jahre alt iſt, ſo bald eine ſolche Berühmtheit erlangt, daß nicht
bloß in Deutſchland, ſondern ſelbſt in Frankreich und England davon ge=
redet
und geſchrieben wird. Wilhelmsdorf, nach dem Namen des deutſchen
Kaiſers genannt und unter der Protection des deutſchen Kronprinzen ſtehend,
liegt etwa 3 Stunden von Bielefeld am Abhang des Teutoburger Waldes.
Dort dehnt ſich eine ſandige Ebene aus, welche wenig Schönes bietet; ein
paar Bäche unterbrechen das flache Haideland, auf welchem etliche Wach=
holderbüſche
, Kiefern und Birken hin und her in kleinen Gruppen ſtehen;
dem Ackerland ſieht mans an, daß es wenig Ertrag bietet, den Wieſen, daß
ſie dürftiges und ſaures Gras liefern. Dort, in jener traurigen Einſamkeit
liegt die Stromercolonie Wilhelmsdorf. Arbeitercolonie ſollte ich ſagen, denn
es ſoll aus dem Stromer dort wieder ein fleißiger, brauchbarer Arbeiter
werden. Der Platz iſt nicht ſchlecht gewählt. Dem Stromer, der ſchon
monate= und jahrelang alle Landſtraßen durchwandert, alle Städtel und
Dörſer durchbettelt hat, wird es keine Entbehrung ſein, wenn es an dem
Ort, wo er wieder zu einem ordentlichen Menſchen werden ſoll, auch ſtill, ſehr
ſtill und einſam iſt. Und dem Boden, der den umwohnenden Bauern nur
ſehr dürftigen Ertrag liefert, kann es auch nur gut thun, wenn durch tüch=
tige
Bearbeitung ſeine Ertragsfühigkeit gehoben wird.- Paſtor von Bodel=
ſchwingh
hat dort 3 Bauernhöfe um 60,000 M. gekauft. Dazu wurden
ihm von den weſtphäliſchen Ständen 40,000 M. unverzinslich geliehen, und
noch weitere 24,000 M. für andere Ankäufe in Ausſicht geſtellt. Dafür
werden alle Stromer, welche Weſtphalen durchziehen, nach Wilhelmsdorf ge=
wieſen
, damit ſie dort Arbeit und Verdienſt bekommen; welche aber nicht
arbeiten, ſondern nur betteln wollen, die werden fortgewieſen und ſo wird
Weſtphalen allmählich geſäubert von den Stromern. Die Colonie beſteht
aus mehreren Häuſern, die zum Theil Wohnräume, zum Theil Schlafſäle,
Vorrathsräume, Küche und Speiſeſäle enthalten. Auch etliche Werkſtätten für
Tiſchler und Schneider ſind vorhanden. Gegenwäriig iſt Platz für 180 Per=
ſonen
; es werden aber immer noch neue Räumlichkeiten erſtellt, ſo daß bald
3- 400 Arbeiter aufgenommen werden können. Die nächſte Leitung iſt in
die Hände eines Hausvaters gegeben, welchem ein Gehilfe zur Seite ſteht.
Wenn der Stromer in Wilhelmsdorf ankommt, ſo bekommt er alsbald
ein warmes Bad. Wührend deſſen werden ſeine Kleidungsſtücke in einem
bis auf 120 Grad erwärmten Ofen desinficirt und ſo alles Ungeziefer in
demſelben durch die Hitze ſofort getödtet. Dann bekommt er ſeinen Anzug
wieder, oder wenn nöthig einen neuen. Die von der Anſtalt abgegebenen
Kleidungsſtücke beſtehen aus guten billigen Stoffen. Der Betrag der verab=
folgten
Kleider wird auf ſeine Rechnung geſchrieben; die Koſten dafür muß
er durch ſeine Arbeit abverdienen; entfernt er ſich je aus der Anſtalt ſolange
er dieſe Schuld nicht abverdient hat, ſo wird er ſtrafrechtlich verſolgt.
Die Koſt, welche er auf der Colonie erhält, iſt einfach, aber gut: Morgens
Kaffee und Brot, um 11 Uhr Mittageſſen, dabei 2mal in der Woche Fleiſch,
auf den Lopf 1 Pfd. wöchentlich berechnet, Nachmittags als Veſper wieder
Kaffee und Brot und Abends Suppe und Brot. Nach dem Abendeſſen
lieſt der Gehilfe des Hausvaters in einem Zimmer etwas Unterhaltendes
vor oder hält Singſtunde; dann gehts zu Bette in die Schlaſſäle, wo in
eiſernen Bettſtellen gute Strohſäcke, genügende Decken und Kopfkiſſen und
zwar beide mit Ueberzügen ſich befinden und ein gutes Lager geben.
(Schluß folgt.)

Redattion und Berlag. L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.