Darmstädter Tagblatt 1883


29. Mai 1883

[  ][ ]

146.
Jahrgung

146.
Jahrgalug.
8

Mannementspreiz
vlertelährlich 1 Mark 50 Pf. nc.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
dw Quartal unck. Poſtaufſchlag.

Irag= und Anzeigeblatt.)
Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
Mit der Sonntags=Beilage:
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtratze Nr. 36, ſowie auswärts
nher(Lter zfeethhtunhsviſtl. u dan znonansmanoua

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. xreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Dienstag den 20. Mai.
RIOD.
1983.

R e gu l ati v.
Betreffend: Die Errichtung eines Unterſuchungsamts für die Zwecke der polizeilichen Contrale der Lebens=
mittel
und Gebrauchsgegenſtände.
8 1. Im Einverſtändniß mit den Gemeindevorſtänden zu Darmſtadt und Beſſungen und mit Genehmigung Großherzog=
lichen
Miniſteriums des Innern und der Juſtiz vom 21. April 1883 zu Nr. M. J. 9322 wird hierdurch bis auf Weiteres
das chemiſche Laboratorium des Dr. Phil. Wilhelm Uloth zu Darmſtadt als öffentliche Anſtalt im Sinne des 8 17 des Reichs=
geſetzes
vom 14. Mai 1879 für diejenigen techniſchen Unterſuchungen bezeichnet, welche bei Handhabung der ſanitätspolizeilichen
Aufſicht über den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenſtänden in Darmſtadt und Beſſungen erforder=
lich
werden. Sollte das genannte Laboratorium eingehen, ſo beſtimmt das Großherzogliche Polizeiamt im Einverſtänduiß mit
dem Orts=Geſundheitsrathe, event. den beiden Gemeindebehörden ein anderes techniſches Inſtitut für den fraglichen Zweck.
8 2. Die bei dem Unterſuchungsamte fungirenden Techniker werden behördlich verpflichtet, inſofern dies nicht bereits
anderweitig geſchehen ſein ſollte.
8 3. Die Koſten der Unterhaltung der Anſtalt werden in der Art gedeckt, daß für jede einzelne polizeilicher Seits ver=
anlaßte
Analyſe uach Maßgabe eines demnächſt zu veröffentlichenden Tarifs dem Vorſteher des Laboratoriums ein beſonderes
Honorar aus dem betreffenden örtlichen Polizeifonds gezahlt wird. Sonſtige Leiſtungen der beiden Gemeinden finden nur auf
Grund beſonderer Vereinbarung ſtatt.
8 4. Die Station iſt verpflichiet, auch alle von den beiden Gemeindebehörden und von Privaten beantragten techniſchen
Unterſuchungen von Stoffen der in 8 1 bezeichneten Art zu den gleichen Tarifpreiſen auszuführen.
5 5. Die Oberauficht über die Wirkſamkeit des Unterſuchungsamtes wird von dem Großherzoglichen Polizeiamt in Ge=
meinſchaft
mit dem Ortsgeſundheitsrathe falls ein ſolcher errichtet werden ſolle, geführt.
Die Station hat jährlich einen Geſchäftsbericht über ihre Thätigleit während des abgelaufenen Jahres vorzulegen, der in
fe einer Ausfertigung den beiden Gemeindevorſländen von Darmſtadt und Beſſungen mitgetheilt wird.
8 6. Die Koſten der polizeilicherſeits veranlaßten Unterſuchung ſolcher Stoſfe, welche nicht als nachgemacht, verfälſcht oder
verdorben befunden werden, fallen dem betreffenden örtlichen Polizeifonds definitiv zur Laſt.
Iſt dagegen im einzelnen Falle eine Verfülſchung ꝛc. feſtgeſtellt worden, ſo wird bei Abgabe der Strafthatsanzeige an die
Juſtzbehörde die Verurtheilung des Denunciaten zum Rückerſatz der Koſten der techniſchen Unterſuchung Seitens der Polizei=
behörde
in Antrag gebracht werden.
87. Der örtliche Polizeifond der Gemeinde Darmſtadt bezw. Beſſungen vereinnahmt diejenigen Geldſtrafen, welche wegen
in der Gemarlung Darmſtadt bezw. Beſſungen begangenen Zuwiderhandlungen gegen das Reichsgeſetz vom 11. Mai 1819 auf
Grund desſelben erkannt wurden.
Darmſtadt, den 18. Mal 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Bekanntmachung der Königl. Regierung, Abtheilung des Innern von Minden vom 15. Mai 1883 ſind auf Grund
des 8 12 des Reichsgeſetzes vom 21. October 1578 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie die Rum=
mern
223 und 227 des 5. Jahrganges, ſowie die Nummern 30, 59, 61-71, 75-8l, 83 und 84 des 6. Jahrganges der in
New=York erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift New=Yorker Volkszeitung;, herausgegeben von der Socialiſtic=Corporative, Pol.
Aſſociation, ſowie die Nummern 1, 6, 7, 10, 12, 14 des 6. Jahrganges des dazu gehörigen Sonntagsblattes der New=Yorker
Vollszeitung, herausgegeben von derſelben Aſſociation nach 8 11 des gedachten Geſetzes verboten worden.
Darmſtadt, den 25. Mai 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
J. V.: Seim.
5204

32)

[ ][  ][ ]

1216

K12
B e k a n n t m a ch u n g.
Alle Diejenigen, welche bei der Verwaltung des ſtädtiſchen Octrois Anſpruch auf Rückvergütung von im Etatsjahre
188283 (vom 1. April 1882 bis 1. April 1883) bezahltem Octroi zu erheben haben, werden hiermit aufgefordert, die bezüg=
lichen
Ausfuhrbeſcheinigungen nebſt einer Zuſammenſtellung und den Quittungen über das bezahlte Octroi längſtens bis zum
15. Juni d. 38., der unterzeichneten Behörde vorzulegen. Nach dieſem Termin geltend gemachte Anſprüche können keine Berück=
ſichtigung
finden.
Darmſtadt, am 18. Mal 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
6036
Ohly.

Bekanntmachung.
Das von den Verſteigerungen vom 12.
und 13. Febr., 19., 20. 21 u. 27. März
d. J. im ſtädt. Oberwald Diſtrict Woogs=
berg
und Dachsbergen' bis jetzt noch nicht
abgeholte Brennholz muß innerhalb der
nächſten 8 Tage aus dem Walde abge=
fahren
ſein, widrigenfalls die Säumigen
nach dem Forſtſtrafgeſetz beſtraft werden.
Darmſtadt, den 25. Mai 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Hickler, Beigeordneter. (5097

Bekanntmachung.
Die zum Nachlaß des Friſeurs Heinrich
Daab dahier gehörigen Mobilien, beſtehend
in: Kleider, Weißzeug, Bettwerk, Möbel
und allerlei ſonſtigem Hausrath, ſollen
nächſten Donnerstag den 31. Mai l. J.,
Vormittags 9 Uhr,
in deſſen Wohnung, nicht Schloßgraben
Nr. 3, ſondern große Ochſengaſſe Nr. 15
gegen Baarzahlung verſteigert werden.
Darmſtadt, den 28. Mai 1883.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Berntheiſel.
(5205

Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 30. d. M., Vormittags
9 Uhr anfangend,
verſteigert der Unterzeichnete unwiderruf=
lich
in der früheren Schuchmann'ſchen Fa=
brik
, Pallaswieſenſtraße 62 hier, nachſtehende
Gegenſtände gegen Baarzahlung:
1 Einſchenke, 7 ovale Tiſche, 30 Stühle,
verſchiedene Gläſer, 1 vollſtändiges Bett,
2 Spiele Kegel, 1 Flügel, verſchiedenes
Küchengeräth, 1 Hündin mit 3 Jungen,
(Metzgerhund)
und noch ſonſtige Gegenſtände.
Darmſtadt, den 28. Mai 1883.
Engel,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt. (5206

Bekanntmachung.
Die zur Erbauung einer Kreisſtraße
von Erzhauſen nach der Darmſtadt= Frank=
furter
Staatsſtraße nöthigen Arbeiten und
Lieferungen ſollen vergeben werden und
zwar:
a. Auf dem Submiſſionswege am
13. Juni:

veranſchlagt zu M. Pf.
1) Die Erd= u. Chauſirarbeiten 7290
2) Brechen von Grundbauſteinen
in den Brüchen bei Langen 3300
3) Brechen von Deckſteinen in
900
den Brüchen bei Roßdorf
443 50
4) Maurerarbeit
b. Durch öffentliche Verſteigerung
am 18. Juni:
veranſchlagt zu M. Pf.
1) Anfahren der Grundbau= und
Deckſteine aus den Brüchen
10800
an die Bauſtelle
2) Setzen der Steinquantitäten 840 -
2400
3) Schlagen der Deckſteine
Voranſchlag und Akkordbedingungen
können auf dem Bureau des Unterzeichneten,
Beſſunger Schulſtraße 55, an jedem Mitt=
woch
=, Donnerstag= und Samstag= Vormit=
tag
von 8 bis 12 Uhr eingeſehen werden.
Die Submiſionsgebote ſind, mit gehöriger/
Aufſchrift verſehen, bis längſtens
Mittwoch den 13. Juni, Vormittags
10 Uhr,
ſauf der Regiſtratur Großherzoglichen Kreis=
ſamts
Darmſtadt, Neckarſtraße 3, abzugeben.
Die Verſteigerung findet
Freitag den 18. Juni, Vormittags
8 Uhr,
in dem Verſteigerungslokal der Gemeinde
Beſſungen ſtalt.
Darmſtadt, im Mai 1883.
(5207
J. A.:
Schreiner, Keisſtraßenmeiſter.
Die 1883er
Grasſamen=Ernte
ſaus den Waldungen des Großherzoglichen
Hauſes, ſowie aus den Gemeindewaldungen
des Forſts Groß=Gerau ſoll
Freitag den 1. Juni, Vormittags
10 Uhr,
auf dem Rathhaus in Groß=Gerau ver=
ſteigert
werden, wozu wir Steigliebhaber
mit dem Bemerken einladen, daß von den
betreffenden Oberförſterien und Forſtwarten
nähere Auskunft ertheilt wird.
Groß=Gerau, den 26. Mai 1883.
J. A.:
Großherzogliche Oberförſterei Trebur.
(5208
Klipſtein.

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12

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möblirt
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Ebendaſelbſt ein Manſardenzimmer
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5224) Große Bachgaſſe 33 ein ge=
räumiges
Zimmer zu vermiethen.

Erklärung.
Ich nehme hiermit jede gezen Herrn
Jacob Stelz von mir ausgeſtoßene Belei=
digung
zurück.
Griesheim, im Mai 1883.
Conrad Zugſchwedt. (5225

8yoolalarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
(6899

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terre
und erſter Stock, möglichſt in Mitte
der Stadt, zu miethen geſucht per Sep=
tember
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am 4. und 14. Juni. Näheres bei Frl.
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Fin goldenes Kettchen iſt verloren
E= worden. Man bittet den Finder, es
gegen eine gute Belohnung Martinſtr. 26,
3. Stock abzugeben.
[5229
Ein Blutſink entflogen,
zegen gute Belohnung abzugeben
bei J. Küller, gegenüber dem
Arreſthaus.
(5201

[ ][  ][ ]

1219

K 103

Sohluss der Piloty-Ausstellung

Mittwoch den 30. Mai, Abends 6 Uhr,
Saaſbauſtraße 73. - Entree. 50 Pſo=

(5230

l.

Heſangverein Melomanen.
Sonntag den 3. Juni 1883:
frosses Waldkesl
auf dem Herrgottsberge.
Zuſammenkunft an der Stadtkapelle. Abmarſch präcis 2 Uhr.
(623
Für gute Reſtauration iſt beſtens geſorgt.
Der Vorstand.

Shruſtlbitt tlbubalvuvcitlu.
Waldvartie
auf den Woogsberg
Sonntag den 10. Juni.
Abmarſch 2 Uhr an der Eiſenbahnbrücke an der Dieburgerſtraße. Bei un=
(5232
hünſtiger Witterung wird die Partie auf den 24. Juni verſchoben.

Geſchäftseröffnung und Empfehlung.
Hiermit erlaube ich mir ergebenſt anzuzeigen, daß ich in dem altbekannten früber
Bornhauſer'ſchen Geſchäftslocal Ecke der Schühen= und Hügelſtraße 20 eine
Colonialwaarenhandung
gröffnet habe. Da es mein Beſtreben iſt, nur gute Waaren zu verabfolgen, hoffe ich
meine geehrten Abnehmer in jeder Weiſe zu befriedigen und bitte um geneigtes Wohl=
Hochachtungsvoll
wollen.

Geog Bodt.

vorzugsweiſe auf gewendete Arbeit
Gute
bei ſehr lohnendem Verdienſte ſucht
die Hchuhfabrik, sis=
Schuhmacher
0t10 Herz & 10. in zrankfurt u. M.
Handwerkerſchule in Beſſungen.
Sonntag den 3. Juni, Vormittags 9 Uhr,
findet im Locale der Mädchenſchule dahier die Aufnahme der Schüler ſtatt und können
von jetzt an bis zum 3. Juni Anmeldungen bei uns erfolgen.
Beſſungen, den 21. Mai 1883.
Der Vorſtand der Handwerkerſchule:
65058
Berth.

H ä n ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
H. Neustadt,
ſtraße.

E

durch Frank's Stellenbureau: 1 anſtänd.
Mädchen, welches ½ Jahr im Kindergar=
ten
thätig war, 1 perfecte Köchin, gute
bürgerliche Köchinnen, einige Hausmädchen
und ein Kindermädchen.
(5234
4233) Ein wohlerzogenes Mädchen,
welches das Kleidermachen und Glanzbügeln
erlernt hat, auch in Hausarbeiten nicht
unerfahren, ſucht paſſende Stelle. Zu er=
fragen
Eliſabethenſtraße 25 im Hinterhaus
eine Treppe hoch.

5186) Ein gebildetes Fräulein, in allen
häuslichen Arbeiten erfahren, welches das
Lernen von Kindern überwachen kann,
ſucht Stelle.
5189) Köchinnen, Haus. u. Kinder=
müdchen
mit guten, langjährigen Zeugn.
können auis Hiel nachgewieſen werden, auch
ein braves Mädchen, welches Kleidermachen
und bügeln kann, ſucht ſofort Stelle bei
Kindern, auch Hausmädchen. Stellen=
bureau
H. Gölzenleuchter, Grafenſtr. 13.
5235) Eine junge Frau ſucht Monat=
dienſt
für den Vorm. Gr. Caplaneig. 33.
5236) Brave Mädchen kann ich den ge=
ehrten
Herrſchaften aufs Ziel empfehlen.
Frau Uhrig, Kiesſtraße 8.

5237) Eine gut empfohlene, perfecte
Herrſchaftsköchin, der feineren und bür=
gerlichen
Küche müchtig, iſt nachzuweiſen.
Diehl's Stellenbureau, Beſſ. Lirchſtr. 12.
mpfehle mich den geehrten Herrſchaften
C mit gutem Dienſtverſonal, jüd. und
chriſtl. Mädchen, auf Johanni.
Frau Cohn, Langgaſſe 35. (5238

24A41
1

5194) Tüchtige Metall= u. Eiſen=
dreher
, ſowie 1-2 Keſſelſchmiede, die
im Stemmen gut bewandert ſind, finden
dauernde Beſchäftigung und hohen Lohn in
einer auswärtigen Fabrik. Offerten mit
Zeugniſſen zu richten unter C. J. S. an
die Expedition d. Bl.
5196) Für eine gebildete Familie wird
ein tüchtiges Kindermädchen, das ſich auch
den Hausarbeiten mit zu unterziehen hat,
geſucht. Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
Verrschaſtskutscher.
perfecter, unverheiratheter, aufs Land
geſucht. Offerten mit Zeugnißabſchriften
und Gehaltsforderung unt. E. L. 73 an
Haaſenſtein K; Vogler, Frankfurt
[5239
(Main).

Jehr
B.

ere Weißbinder können eintreten
Arch. Höhner,
Kranichſteinerſtraße Nr. 23

4844) Einen Schloſſerlehrling gegen
Lohn geſucht Schützenſtraße 21.
328

[ ][  ][ ]

1220
ſEinen kräftigen Lehrjungen ſucht
Carl Schmidt, Tapezier,
Carlsſtraße 23. (4022

ſinen Tapeziergehülfen ſucht
J. Böttinger. (5066

Portiar.

Für die Portierſtelle ſuche ich einen
zuverläſſigen, nüchternen und charakterfeſten
Mann. Gediente Militärs oder Invaliden
(5241
bevorzugt.
H. Schuchard.

Gemüſe=Spargel
per Pfund 40 Pfg.,
Guppen=Spargel
per Pfund 10 Pfg.
(5242
empfiehlt
L. Melsheimier.

E 102
Badeſalz
in Kübeln von 25, 50 und 100 Pfund
und offen, billigſt.
Deutſcher Fußboden=Glanz=Lack
verſchiedener Farben, in Blechkannen
1 Kilo M. 2.
Natürliche Mineralwaſſer
in ſtets friſcheſter Füllung.
Kemmerichs und Liebigs=Fleiſch
Ertract.
Aecht ſchottiſche Hafergrütze
Ceoteh Oatmeah,
in Originalbüchſen von 28 Pfd, 14 Pfd.,
7 Pfd., 2 Pfd., 1 Pfd. und offen, in
directer Zuſendung.
Schweizer Chocoladen
von Suchard,
friſche Sendung.
(4920
kuadtuet a uaa.

Braunſchweiger
Cervelatwurſt
ſehr weich, in Stücken von ca. 1 M.
empfiehlt
Clemens Behle
am Marktplatz. (52.

(n der Nähe der Wilhelminenſtraße
2) wird ein kleines Logis baldigſt
miethen geſucht.
(52
Offerten Wilhelminenſtr. 21 im Ladckh
Neue, dicke italieniſch=

Larloſeln.
vorzüglicher Kochart.
G ATA O
Bleichſtraße. (2

Todes=Anzeige.
Geſtern Abend 11 Uhr entſchlief ſanft im 80. Lebens=
jahre
meine liebe, gute Mutter
Ellsabethe Serth, geb. Göbel.
Freunden und Bekannten dieſe Mittheilung ſtatt jeder
beſonderen Anzeige mit der Bitte um ſtille Theilnahme.
Die trauernde Tochter:
Christiane Serth.
Darmſtadt, den 28. Mai 1883.
Die Beerdigung findet den 30. Mai, Nachm. 6 Uhr, ſtatt.

=0

B

(5246

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme bei der
Krankheit und der Beerdigung meiner lieben Frau ſage ich
Allen, insbeſondere den Mitgliedern des Geſangvereins Sänger=
luſt
, meinen innigſten Dank.
Darmſtadt, den 28. Mai 1883.
Adam Rebscher, Schuhmachermeiſter.
Politiſche Ueberſtchi.
Darmsndt, 29 Mai.
Deutſches Reich. Im Reichstage dehnen ſich die Debatten über
das Krankencaſſengeſetz,. für deſſen dritte Leſung nur zwei Tage feſtge=
ſetzt
waren, ungewöhnlich lange aus. Ueberhaupt wäre das ganze Ge=
ſetz
in der Freitags=Sitzung beinahe geſcheitert, trotzdem daß alle Par=
teien
die Vorlegung desſelben ſympathiſch begrüßten, aber der ganze
Streit dreht ſich um die Einbeziehung der land= und forſtwirthſchaftlichen
Arbeiter in den Verſicherungszwang, wogegen ſich die Regierung eutſchie=
den
erklärt hat. Mit 136 gegen 134 Stimmen lehnte der Reichstag den
in zweiter Leſung angenommenen 8 1a über die obligatoriſche Verſiche=
rung
der gedachten Arbeiterclaſſen ab - was ſomit den Intentionen
der Regierung entſpricht - und genehmigte dagegen 8 2 mit dem An=
trage
Hertling, welcher die bloß facultative Verſicherung der land= und
forſtwirthſchaftlichen Urbeiter bezweckt. Da im weiteren Verlaufe der
Debatte auch die Paragraphen 3-10 unverändert genehmigt wurden,
ſo iſt das Zuſtandekommen des ganzen Geſetzes, das in letzter Stunde
noch zu ſcheitern drohte, geſichert und dies kann man im Intereſſe des
arbeitenden Standes nur mit Genugthuung begrüßen. Uebrigens war
die erwähnte Sitzung eine der bewegteſten der ganzen Seſſion, wozu eine
vor Beginn der eigentlichen Debatte ſich entſpinnende Discuſſion zwiſchen
den Abgeordneten Windthorſt und Richter darüber, wer die Schuld an
der Beſchlußunfähigkeit des Hauſes in der Mittwochs=Sitzung trage,
hauptſächlich beitrug und in deren Verlauf ſich der Abgeordnete Richter
einen Ordnungsruf des Präſidenten zuzog. Außerdem kam es noch in Folge

des Umſtandes, daß der Bundesrathsbevollmüchtigte, preußiſcher Fing=
miniſter
Scholz, während der Abſtimmung über die erſten Paragraphen
Krankencaſſengeſetzes das Wort ergriff, zu einer ſehr animirten Geſchäf
ordnungsdebatte, indem die Abgeordneten Windthorſt, Richter und B
nigſen das Recht des Regierungsvertreters zu obbenanntem Verfah
energiſch beſtritten. Die Discuſſion hierüber bewegte ſich in ſehr
haften Formen und wiederholt ergriff Herr Scholz das Wort, um
Berechtigung zu ſeinem Vorgeben darzuthun; eine principielle Entſcheidu
führte dieſer Streit um die Rechte des Hauſes nicht herbei.
Der Reichstag hat auch am Sonnabend die dritte Leſung
Krankencaſſengeſetzes nicht zu Ende führen können. An dieſem Tage
nehmigte er die 88 13 bis 21 und ohne erhebliche Debatte ebenſo
mit dem Antrag Gutfleiſch. welcher eine ſechswöchiche Carenzzeit feſ
ferner ſtimmte das Haus den 88 23-63, die unverändert blieben,
Der Reſt des Krankencaſſengeletzs ſolltein einer Abendſitzung am Mon,
erledigt werden, an welchem Tage der Reichstag auch in die dritte,
rathung der Gewerbeordnungsnovelle eintrat.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus hat am Freitag ſeine durch
Pfingſtferien unterbrochene Arbeit wieder aufgenommen. Auf der Tatz
ordnung ſtand die zweite Berathung des Geſetzentwurfs betreffend
Zwangsvollſtreckung in das unbewegliche Vermögen und wurden
erſten 2 Paragraphen der Vorlage ohne Debatte genehmigt.
längere Discuſſion erhob ſich nur über 8 22, welcher das neue Prin,
aufſtellt, daß der Verkauf des Grundſtückes nur bei völliger Befriedig
der Gläubiger, die vor dem Gläubiger, der die Subhaſtation betre
eingetragen ſind, ſtattfinden kann. Die Debatte hierüber wurde ſchlf
lich abgtbrochen.
Ihre Majeſtät die Kaiſerin wurde am Montag Abend aus Bad
Baden wieder in Berlin erwartet.
Feldmarſchall Graf Moltke weilt augenblicklich in Oberitalien
ſoll die Abſicht haben von hier aus Genf, Aix=les Bains und Parih
beſuchen.
Die Auswechſelung der Ratificationen des Handels= und des C
ſularvertrags mit Serbien fand am 25. d. M. in Berlin ſtatt.
Die Geſetzſammlung für den preußiſchen Staat publicirt die untel
1. Februar d. J. zwiſchen Preußen, Bayern. Baden und Heſſen we=
der
Canaliſirung des untern Mains geſchloͤſſene Uebereinkunft.
Die Generalverſammlung der Tilſit=Inſterburger=Bahn hat den
trag wegen Verkaufs der Bahn einſtimmig angenommen.
Polizeipräſident v. Madat wird in Kurzem wieder im Stande
ſeine Functionen zu übernehmen.
Frankreich. Das Miniſterium hat ſeine Aufmerkſamkeit zwil
den überſeeiſchen Angelegenheiten und der ſich entwickelnden kirchenp,
tiſchen Frage zu theilen. Die Franzoſen haben die Hafenſtadt Maju,
auf Madagascar ſechs Stunden lang bombardirt und dann beſetzt;
vorausgegangene Bombardement beweiſt demnach, daß die Occupat
dieſes Platzes nicht ohne Widerſtand ſeitens der Bevölkerung vor ſich
gangen iſt. Auch im weſtlichen Afrika müſſen ſich die Franzoſen mit
Eingeborenen herumſchlagen und erſt vor einigen Wochen hatte die Senet=
Exvedition unter Oberſt Desbordes einen Angriff der Eingeborenen/
rückzuweiſen.
In Bezug auf die Tonkinexpedition theilte der Marineminiſter
Samstag der Depulirtenkammer eine Depeſche des Admirals Meys

[ ][  ][ ]

102

1221

algon vom 2. d. M. mit, welche beſtätaf. daß bei einem Ausfall
us dem Fort Hanoi der Commandant Riviere getödtet, ein Stabs=
fficier
ſchwer verwundet, 14 Soldaten getödtet und 22 verwundet
orden ſind. Verſtärkungen ſind nothwendig. Die cochinchineſiſche Re=
etung
iſt vor acht Tagen von der Situation benachrichtigt worden.
hlreiche Annamiten ſchließen Hanoi ein. Zwei Landungscompagnien
nd unterwegs, andere folgen. Der Marineminiſter zeigte ferner an,
ub der Transportdampſer Toulon- den Befehl erhalten habe, abzu=
then
. General Bonnet wird den Oberbefehl über die Expedition über=
phmen
. Von Cochinchina werden gleichfalls Verſtärkungen geſchickt.
Nach einer Meldung aus Rochefort wird die dortige für Tonkin
bſtimmte Truppe am 27. früh nach Toulon abgehen.
Einer Depeſche der Times zufolge ſtehe unmittelbar der Abbruch
ber diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Frankreich und Czina in Folge
Tonkinfrage bevor. Der franzöſiſche Geſandte in Peking würde
üchſtens ſeine Päſſe erhalten, der Geſandte China's in Paris die ſeinigen
ordern. Eine Beſtätigung der Meldung aus Paris liegt noch nicht vor.
General Thomas iſt zum Platzcommandanten von Paris ernannt
porden.
Der Budgetausſchuß der Deputirtenkammer verwarf gegen die er=
ärte
Anſicht der Regierung die Credite für die Anſtalten der Biſchöfe
nd für die Stipendien der Seminare.
Italien. Das italieniſche Cabinet hat ſich nunmehr reconſtituirt.
jamuzzi=Savelli, Senator und Präſident des Appellhofes in Rom, iſt
im Miniſter der Juſtiz und der Culte, der Deputirte für Cremona,
enala, zum Miniſter der öffentlichen Arbeiten ernannt worden. Beide
zoten am Freitag den Eid in die Hände des Königs ab.
Niederlande. Angeſichts der Lage in Atchin iſt die Abſendung
nilitäriſcher Verſtärkungen dorthin angeordnet worden.
Dänemark. Am Samstag empfing der König eine Deputation,
nelche eine von einem Volksmeeting der Parteien der Linken am Sonn=
hag
beſchloſſene, der bekannten Adreſſe des Folkethings betreffs der Wahl
er Miniſter beitretende Reſolution überreichte. Der König erklärte der
deputation: Ich habe Sie empfangen, um Ihnen zu eröffnen, daß nur
die geſetzliche Repräſentation des Volkes - darunter verſtehe ich beide
ammern des Reichstags - das Recht hat, im Namen des Volkes zu
prechen. Reſolutionen von ſonſtigen Verſammlungen haben für mich
uicht die Bedeutung als Ausdruck von Wünſchen des Volkes. Ich
ſepectire das im Grundgeſetz ausgeſprochene Recht des Volkes, behaupte
uber als mein Recht, meine Miniſter ſelbſt zu wählen.
Scandinavien. In Stockholm hat das geſammte Miniſterium
ſeine Entlaſſung eingereicht. Die Urſache dieſes Schrittes iſt in der Ab=
ſtimmung
des Reichstages über die Vorlage betreffs der Heeresorgani=
ation
zu ſuchen, denn obwohl der Miniſterpräſident in den Verhand=
hlungen
hierüber kräftig für die Vorlage in der Form, wie ſic die Re=
glerung
beſchloſſen hatte, eintrat, ſo genehmigte der Reichstag die grund=
egenden
Paragraphen des erwähnten Geſetzentwurfes doch in weſentlich
vexänderter Faſſung, in Folge deſſen das ganze Miniſterium demiſſionirte.
Spanien. Die Beſtrebungen zur Herſtellung der ſoçenannten
iberiſchen Union werden ohne Zweifel durch den jetzigen Beſuch des
pditugieſiſchen Königspaares am Madrider Hofe eine weitere Förderung
ſerfahren. Bei dem in voriger Woche im Madrider Königsſchoſſe ſtatt=
gefundenen
Banket trank König Alphons von Spanien auf die enge
Freundſchaft von Spanien und Portugal.
Rußland. Die Krönungsfeierlicheiten haben ſich ohne jeden Zwiſchen=
ſall
genau nach dem Programm vollzogen.
Ein Manifeſt des Kaiſers verkündet den Erlaß aller Steuerrückſtände
per 1. Januar 1883, ſowohl der Kopfſteuer wie der directen und in=
directen
Abgaben, Strafmilderung aller nichtrechtskräftigen Urtheile,
Erleichterung abzubüßender Strafen, Aufhebung der Polizeiaufſicht über
die auf adminiſtrativem Wege Verbannten und geſtattet deren Rückkehr.
Das Manifeſt enthält die Erlaubniß der Rückkehr für über die Grenze
gegangene Flüchtlinge und Theilnehmer der polniſchen Inſurrection. Aus=
geſch
loſſen ſind Mörder, Räuber und Brandſtifter.
Anläßlich der Krönungsfeier bringen ſämmtliche Zeitungen dem Feſte
angemeſſene Artikel. Das Journal de St. Petersburg' ſagt, die engen
Vande, welche das ruſſiſche Volk mit dem Monarchen verbinden, ſeien
dadurch begründet, daß das ruſſiſche Volk den Kaiſer nicht allein als
ſtaatliches, ſondern auch als geiſtliches Oberhaupt betrachte; keine Intri=
guen
, keine verbrecheriſchen Verſuche vermögen dieſe Bande zu lockern,
welche die Baſis für die Kraft Rußlands im Innern und die Achtung
ſeien, welche Rußland ſeitens des Auslandes genießt. Das Journal
pricht die Ueberzeugung aus, daß die Gelübde, welche der Kaiſer in dem
früheren Manifeſte ablegte, ſich dem Glücke und dem Ruhme Ruß=
lands
, ſowie dem Dienſte der Wahrheit und der Volkswohtfahrt zu
widmen, in Erfüllung gehen.
Türkei. Die Pforte hat an die Mächte ein Rundſchreiben gerichtet,
worin ſie, im Einklang mit den Bedingungen des Berliner Vertrags, die
Schleifung der Donaufeſtungen verlangt.
Vereinigte Staaten. Dem auswärtigen Amt in Waſhington iſt
am 25. ds. Mts. die Beſtätigung der Unterzeichnung des Friedensver=
trags
zwiſchen Chile und Peru zugegangen. Hiernach wird Taravaca
an Chile abgetreten und zahlt derzenige von beiden Frieden ſchließenden
Staaten, welchem nach 10 Jahren in Folge Abſtimmung Tacua Arica
zuſällt, zehn Millionen Dollars.

Darmſtadt, 29 Mai.

Se. Königl. Hoh. der Großherzog nahmen am Samstag
Meldungen entgegen und empfingen den Oberſtabsarzt Dr. Schäfer, den
Kaufmann Keller von hier, den Realſchuldirector Schön aus Offenbach,
den Pfarrer Sell von Wahlen; zum Vortrag den Staatsminiſter Frhrn.
v. Starck.
0 Die zweite Kammer erledigte am Samstag das Geſetz, die
Eiſenbahnen von localem Intereſſe und Straßenbahnen, oder wie es
künftig bezeichnender heißen ſoll, die Nebenbahnen betr. in erſter
Leſung. Die von Ellenberger vorgeſchlagene Beſtimmung, daß die
von den Gemeinden zum Bahnbau geleiſteten Beiträge dann zurück zu
erſtatten ſind, wenn das Unternehmen eine 4 pCt. überſteigende Rente
abwirft, fand Annahme; abgelehnt wurde dagegen die Entſchädigungs=
pflicht
für den Gemeinden gehörige auf der Straße befindliche Baum=
pflanzungen
. Als Maximalbeitrag des Staats wurde für Bahnen
mit eigenem Bahnkörper bei Normalſpur 20000 M., für ſchmalſpurige
Bahnen 12,000 M. per Kilometer vorgeſehen, wogegen ſich bei Benutzung
äffentlicher Straßen und Wege dieſe Sätze auf 15,000 M. reſp. 10,000
M. ermäßigen. Ein von Ellenberger und Genoſſen geſtellter An=
trag
wegen Regulirung der Nidder, Nidda und Ufa wurde, nachdem
ſich die Regierung mit der Tendenz des Antrags einverſtanden erklärt,
angenommen. - Die Berathung der Steuergeſetze beginnt Dienstag
den 29. d. M.
- Stadtverordneten=Verſammlung. Donnerstag den
31. Mai. d. J. Nachm. präcis 3 Uhr. Tagesordnung: 1. Oeffenttiche
Sitzung. 1) Mittheilungen, 2 Kauſvertrag für den Schulhausbauplatz,
3) Credit des Polizeiamts zur Unterſtützung armer Durchreiſender ꝛc.
4) Feſtlegung der Verbindungsſtraße zwiſchen Kranichſteiner und Die=
burger
Straße. 5) Voranſchlag für 1883,84. I1. Geheime Situng:
a. Ueberlaſſung von Uebungslocalen an Geſangvereine ꝛc., b. Accorde
über Lieferung von Thonröhren und Cement, e. Kanaliſirung der oberen
Heinrichſtraße, d. Naturaliſationsgeſuch hier wohnender Ausländer,
e. Sonſtige perſönliche Angelegenheiten.
Anmerkung. Die Voranſchlagsberathung wird event. Freitag den
1. Juni Nachm. 3 Uhr fortgeſetzt.
Der General Iuſpecteur, der Artillerie, Generallieutenant v.
Voigts=Rhetz, wird am 31. ds. Mts. hier eintreffen, um im Gries=
heimer
Lager das brandenburgiſche Fuß=Artillerie=Regiment Nr. 3 ( Gene=
ral
=Feldzeugmeiſter) zu inſpiciren.
4 Bei dem heute (Dienstag) Abend in der Stadtkirche ſtattfindenden
Gottesdienſte werden, wie wir hören, auch der evangeliſche Kirchen=
geſangverein
und deſſen Chorſchule mitwirken.
4 Die aus einem Mainzer Blatte in die hieſige Preſſe übergegangene
Nachricht, daß der allverehrte Präſident des Oberlandesgerichts um ſeine
Penſionirung nachgeſucht habe, iſt, wie wir aus ſicherer Quelle erfahren,
Unbegründet. Herr Präſident Kempff hat vielmehr zur Wieder=
herſtellung
ſeiner Geſundheit einen Urlaub bis zu Ende Auguſt erbeten
und erhalten, nach deſſen Ablauf er ſeine Dienſtgeſchäfte wieder aufneh=
men
zu können hofft. Die weiteren Nachrichten, welche an das nicht
eingereichte Penſionirungsgeſuch geknüpft wurden, ſind wohl nichts ande=
res
als reine private Combinationen.
Am geſtrigen Tage fand in dem feſtlich geſchmückten Locale der
Kleinkinderſchule die Erinnerungsfeier an die vor 50 Jahren er=
folgte
Gründung der Anſtalt ſtatt. Ihre Königlichen Hoheiten der
Großherzog, die Frau Prinzeſſin Carl, der Erbgroßherzog,
ſowie die Prinzeſſinnen Victoria, Irene und Alix Großh. Hoh.,
nebſt hohem Gefolge hatten geruht durch ihre Gegenwart das Feſt zu
verherrlichen, zu welchem auch Vertreter der Kirchen= und Schulbehörden,
die Mitglieder des Damen=Comites, des Vorſtandes, des Ausſchuſſes ꝛc.
zahlreich erſchienen waren. Der Geſang der im Hofraum aufgeſtellten
Kinder begrüßte die Herrſchaften bei der Einfahrt. Das Vorſtands=
mitglied
Herr Stadtpfarrer Ritſert hielt hierauf eine der Bedeutung
des Tages angemeſſene herzliche Anſprache, in welcher er die ſegens=
reiche
Wirkſamkeit der Kleinkinderſchulen betonte und den Urſprung und
die allmälige Entwicklung der hieſigen Anſtalt ſchilderte. Nach wieder=
holten
Geſange der Kinder gab der Präſident der Anſtalt, Herr Ferdi=
nand
Wittich, folgenden Ueberblick über die bisherige Thatigkeit und
den heutigen Stand derſelben.
Es war, wie vielleicht noch manchen Bewohnern Darmſtadts er=
innerlich
, ein betrübendes Ereigniß, - der Tod dreier ohne Aufſicht
gebliebener Kinder durch Erſticken, - welches drei Menſchenfreunde, die
Herren Obermedicinalrath Leydhecker, Pfarrer Ritſert und Regierungs=
rath
Frei veranlaßte in einem Aufruf vom 9. Februar 1833 um Mit=
wirkung
zu bitten zur Gründung eines Schutzortes für Kinder von Er=
werbsleuten
, Taglöhnern und Feldarbeitern. Die huldvolle Theilnahme,
deren der dafür entworfene Plan ſeitens der höchſtſeligen Großherzogin
Wilhelmine ſich zu erfreuen hatte, ſowie die reichlichen Beiträge, welche
von einer großen Zahl wohlthätiger Einwohner der Stadt Darmſtadt
erfloſſen, geſtatteten es die Anſtalt am 28. Mai, Geburtstag der Frau
Großherzogin Wilhelmine, ins Leben treten zu laſſen, und den anfäng=
lichen
Plan ſchon im Laufe des erſten Jahres bedeutend zu erweitern.
Ueber die Zwecke der Anſtalt geben uns die Statuten Auskunft,
welche ſich darüber wie folgt ausſprechen: Die Kleinkinderſchule zu
Darmſtadt hat den Zweck denjenigen Einwohnern der Stadt, welche
durch ihr Geſchäft in der Regel oder häufig von ihren Wohnungen ent=
fernt
gehalten und dadurch verhindert werden, ihren noch nicht ſchul=

[ ][  ]

pflichtigen Kindern die erforderliche Sorgfalt zu widmen, inſoweit ihnen
ſonſtige Mittel dazu fehlen, die Gelegenheit zu verſchaffen, ſolche Kinder
während ihrer Abweſenheit von Hauſe unter ſichern, und zugleich auf
die körperliche und geiſtige Natur derſelben wohlthätig einwirkende Auf=
ſicht
zu ſtellen, und dadurch die Eltern zugleich in den Stand zu ſetzen,
threr Erwerbsbeſchäftigung mit voller Thätigkeit nachzugehen.
Unſchädliche Spiele verſchiedener Art, zweckmäßige Leibesübungen,
Bewegung in freier Luft, wenn dies die Jahreszeit nur einigermaßen
erlaubt, und leichte Handarbeiten, ebenſo zum Nutzen wie zum Ver=
gnügen
der Kinder, ſind als Hauptaugenmerk bei der Behandlung der=
ſelben
zu betrachten.
Diejenigen Kinder, welche ſich ihrem Alter nach zur Beſchäftigung
mit leichten Handarbeiten eignen, erhalten hierzu die erforderliche An=
leitung
. Die Beſchäftigung beſteht in Weben von Schnur, Schneiden
und Flechten von Stroh, Stricken, Lappen zupfen und ähnlichen Arbeiten,
bei deren Wahl insbeſondere darauf zu ſehen iſt, daß alles Anſtrengende
und der Geſundheit Nachtheilige entfernt gehalten wird.
An dieſer Stelle gedenken wir dankbar deſſen, was unſer verſtorbenes
Vorſtandsmitglied, Garniſonsſchullehrer Dr. Fölſing, durch Anleitung
zum Unterricht in langjähriger Thätigkeit für uns geleiſtet hat.
Der Beſuch unſerer Anſtalt betrug in den Jahren 1840-50 durch=
ſchnittlich
90-120 Kinder täglich, hob ſich in den Jahren 1850-60
auf circa 170 Kinder, ſank jedoch von da an und reducirte ſich Anfang=
der
ſiebenziger Jahre auf circa 50 Kinder pro Tag. Es ließ dieſer
Rückgang eine Reorganiſation der Anſtalt als nothwendig erſcheinen,
welche im Jahre 1873 durch den um unſere Anſtalt hochverdienten lang=
jährigen
bisherigen Präſidenten Herrn Wilhelm Schwab veranlaßt
wurde, ſich auf alle Zweige der Anſtalt erſtreckte und namentlich au
die ſtrengſte Durchführung der Reinlichkeit das Hauptaugenmerk richtete.
Die bedeutenden Koſten der Neugeſtaltung wurden zum größeren Theil
von Privaten beſtritten und der Reſt auf die Stadteaſſe übernommen.
Der Beſuch der Anſtalt ſtieg nun raſch wieder auf über 100 Kinder
pro Tag, blieb ſeitdem in permanentem Fortſchritt und erreichte in
dieſem Jahr die höchſte Frequenziffer mit circa 200 Kindern pro Tag.
Dies ſchöne Reſultat, auf das wir heute am 50. Jahresfeſt zurückblicken,
konnte nicht erzielt werden ohne die lebhafte werkthätige Unterſtützung,
welche unſerer Anſtalt jederzeit und von den verſchiedenſten Seiten zu
Theil wurde. Ein ehrendes Andenken bewahren wir darum allen
denen, welche ihre Kräfte unſeren Vereinszwecken zu ihrer Zeit wid=
meten
und unter welchen die Namen wie Freſenius, Frei, Leydhecker,
Ritſert, Görtz, v. Dörnberg, Göring, Petſch, Fölſing und ſo viele andere
unvergänglich in den Annalen der Anſtalt fortleben werden. Dank=
erfüllt
gedenken wir insbeſondere der hohen Fürſorge, mit welcher die
edlen heſſiſchen Fürſtinnen, die verklärten Großherzoginnen Wilhelmine,
Mathilde und Alice unſere Kleinkinderſchule begluckten. Unſeren ehr=
furchtsvollſten
Dank bringen wir Sr. Königlichen Hoheit unſerem Groß=
herzog
, welcher die Gnade hatte, das Protectorat über unſere Anſtalt
zu übernehmen und im Verein mit ſeiner Allerhöchſten Familie der
Kleinkinderſchule fortwährend Beweiſe ſeines huldvollen Wohlwollens
gibt. Seitens unſeres verehrlichen Stadtvorſtandes wurde unſerer
Anſtalt ſtets jede Aufmunterung und Unterſtützung in unſeren Aufgaben
zu Theil, was wir dankbar hervorzuheben uns verpflichtet fühlen.
Wenn wir der großen Zahl unſerer Zöglinge diejenige eingehende
Pflege angedeihen laſſen wollten, welche wir uns vorgeſteckt, ſo mußten
wir hierzu ganz insbeſondere die Mitwirkung edler Frauen finden; ſolche
iſt uns denn auch in ganz beſonderem Maaße geworden und können wir der
unſerem Verein von dieſer Seite gewidmeten aufopfernden Hülfe nur
mit der wärmſten herzlichſten Anerkennung gedenken. Auch unſere
Hausverwalterin und Lehrerin wie das Hülfsperſonal haben durch ihre
pflichtgetreue eifrige Thatigkeit gerechten Anſpruch auf unſeren Dank,
welchen wir denſelben hiermit gerne zollen.
Zu den finanzellen Verhältniſſen unſerer Anſtalt haben wir zu er=
wähnen
, daß das Vermögen derſelben ſich gegenwärtig auf ca. 69,000 M.
beziffert, beſtehend aus ca. 40,000 M. in Staatspapieren ſodam ans
dem Werthe des Vereinsgebäudes von ca. 13000 M., ſowie in dem
Antheil der Garde=Unterofficier Schäfer'ſchen Erbſchaft im Betrage von
16000 M. welche der Kleinkinderſchule im Vereine mit einer anderen
hieſigen Wohlthätigkeitsanſtalt zufloß. Die namhaften Zuwendungen, die im
Laufe der Zeiten unſerer Anſtalt geworden, legen beredtes Zeugniß ab
für die Würdigung, welche ihre humanen Beſtrebungen im Publicum
finden. Wenn trotßzdem das Vereinsvermögen keine höhere Ziffer, als die
obengenannte von 69,000 M. aufweiſt, ſo rührt dies daher, daß die
ſtets wachſenden Ausgaben für die Bedürfniſſe der Schule nur
ſehr theilweiſe aus den regulären Anſtaltsbeiträgen und Zinſen=
Einnahmen beſtritten werden können und die Stiftungs=Gaben
(obwohl ſie zur Vermehrung des Capitalſtockes beſtimmt ſind) zur
Deckung der Ausgaben vielfach beigezogen werden müſſen. Hierzu kommt
noch, daß die feſten Vereins=Einnahmen, neben der Verminderung der
Werthpapier=Erträgniſſe durch Herabſetzung des Zinsfußes, auch durch
Abgang von Mitgliedern durch Sterbfälle, Wegzug und dergl. ſtete
Schmälerung erfahren. Es ſei uns daher geſtattet, an dieſer Stelle den
Wunſch und die Hoffnung auszuſprechen, daß die geſunkene Mitglieder=
zahl
des Vereins durch neue Beitritts=Erklärungen die ſo wünſchens=
werthe
Ergänzung erfahre.
So möge denn das auf dem Boden chriſtlicher Nächſtenliebe er=
wachſene
Werk in gleichem Sinne fröhlich weiter gedeihen.- Möge der

guten Sache die Theilnahme der Menſchenfreunde nie fehken, auf daß
ſie in den ferneren Jahren ihrer Exiſtenz mehr und mehr ſegensreich zu
wirken in der Lage ſei. Das walte Gott!
Die durchaus würdig verlaufene Feſtlichkeit (an die ſich Nachmit=
tags
eine Bewirthung der Kinder und Spaziergang derſelben anſchloß)
hinterließ bei allen Anweſenden den günſtigſten Eindrnck und wird, ſo
hoffen wir, dazu beitragen, das Intereſſe unſeres Publikums für die ſo
ſegensreich wirkende Anſtalt neu zu beleben.
44 Bei Wiedereröffnung der Badeſaiſon iſt leider zu conſtatiren,
daß die wiederholt geäußerten, mannigfachen Wünſche bezüglich Verbeſſe=
rung
der Zuſtände am großen Woog bis jetzt zum großen Theile
unerfüllt geblieben ſind. Wir zählen hierher insbeſondere den defecten
Zuſtand des Mauerwerks am Uſer ſowie der Bänke an demſelben, den
Fortbeſtand der Peſthütte am ſüdlichen Ufer und den Mangel ander=
weiter
, berechtigten Anſprüche mehr entſprechender Anſtalten. Ferner
wieder erheben wir die Frage: ob denn gar keine Ausſicht vorhanden iſt,
daß die Zuſtände des großen Woogs durch Uebernahme desſelben in
ſtädtiſche Verwaltung eine ſo leicht wögliche durchgreifende Beſſerung
erfahren ?
Die Ausſtellung des Carl v. Piloty'ſchen Gemäldes: Die
klugen und die thörichten Jungfrauen wird Mittwoch Abend 6 Uhr ge=
ſchloſſen
. Der Beſuch der Ausſtellung iſt dringend zu empfehlen.
O Ein 22jähriger Kaufmann, deſſen Mutter vor einigen Jahren
hier durch Selbſtmord geendigt, brachte ſich am SCamſtag Nachmittag,
offenbar in Ausführung eines ſchon längere Zeit gefaßten Entſchluſſes,
in der Faſanerie zwei Schüſſe in die Bruſt bei. Der Verwundete wurde
zwar noch lebend in's Hoſpital verbracht, allwo ſein Ableben jedoch ſtünd=
lich
zu gewärtigen ſtehl.
Ein ſchon mehrfach, zuletzt wegen Diebſtahls mit 2 Jahren Ge=
fängniß
beſtraftes Subject, das am Sonntag entlaſſen worden, trieb ſich
am Nachmittag betrunken in der Schulſtraße umher, wurde verhaftet
und führte dann in dem Polizeigewahrſam im Rathhaus, wo er Alles
zertrümmerte und der Schutzmannſchaft den gröblichſten thätligen Wider=
ſtand
entgegenſetzte, eine nahezu zweiſtündige Scene auf, die einen unge=
heuren
Menſchenauflauf zur Folge hatte. Nur mit Mühe konnte der
Wüthende dann ins Arreſthaus verbracht werden.
( Durch ſpielende Kinder brach am Camstag Mittag in einem
Stall des Weiterſtädterwegs Feuer aus, wobei zwei Ziegen von den
Flammen derart beſchädigt wurden, daß ihre alsbaldige Abſchlachtung
erfolgen mußte. In der Langgaſſe entſtand am Sonntag Morgen ein
gar nicht ungefährlicher, jedoch von der Nachbarſchaft ſchnell wieder ge=
dämpfter
Brand. In beiden Fällen fand keine Alarmirung der Feuer=
wehr
ſtatt.
- Berichtigung. In dem Artikel über die Conferenz für in=
nere
Miſſion in Nr. 101 ds. Bl. iſt an der Stelle, die von der Zahl
der freiwilligen Arbeiter und Arbeiterinnen. die hier in Darmſtadt im
Dienſt der Armenpflege ꝛc. thätig ſind, handelt, zu leſen die nicht ge=
rirge
Zahl' ſtatt die meiſt geringe Zahl.
* Beſſungen, 28. Mai. In der geſtrigen Verſammlung unſerer
evangeliſchen Gemeindevertretung wurde von Herrn Pfarrer
Krähzinger Namens des Kirchenvorſtandes der vorgeſchriebene Bericht
über den kirchlichen und ſittlichen Zuſtand der Gemeinde erſtattet. Der
Bericht war inſofern erfreulichen Inhalts, als er faſt in allen Beziehun=
gen
die Merkmale eines in aufſteigender Bewegung begriffenen kirchlichen
Lebens conſtatiren konnte, hierunter namentlich die nach Beſchluß des
Gemeinderaths im Laufe dieſes Commers zur Ausführung gelangende,
einem immer dringlicher gewordenen Bedürfniſſe entſprechende Erweite=
rung
der Kirche. Auf Antrag des Herrn Geheimerath Hallwachs
ſprach die Verſammlung dem Gemeinderath für den gefaßten Beſchluß
ihren Dank aus und richtete zugleich das Erſuchen an denſelben, den
Plan über die beabſichtigten Erweiterungsbauten zur Kenntnißnahme der
Gemeindemitglieder offen zu legen. Aus dem weiteren Inhalte des Be=
richtes
heben wir nur die bemerkenswerthe Thatſache hervor, daß auch
in Beſſungen, ähnlich wie in Darmſtadt, die Kinder aus gemiſchten Ehen
häufig im Widerſpruch mit der beſtehenden geſetzlichen Regel, der evange=
liſchen
Kirche entzogen und dem katholiſchen Bekenntniſſe zugeführt
werden.
-Schiffsnachrichten, mitgetheilt von A. Rady, Rheinſtraße 47.
Der Antwerpener Poſtdampfer Waeslands, Capitän Nickels von der
Red Star Line, am 12. Mai von New=York abgegangen, kam am
25. Mai in Antwerpen an.
Volizeibericht vom 28 Mai.
Geſtern Vormittag fand in dem Hauſe der Langgaſſe Nr. 24 ein
Brand ſtatt, welcher alsbald von den Hausbewohnern gelöſcht wurde.
Geſtern Nachmittag wurde der Kaminfeger Julius Oppermann wegen
Trunkenheit und Ruheſtörung auf das Revier gebracht, woſelbſt er ſich
den Schutzleuten widerſetzte und das Fenſter des Arreſtlocals demolirte.
Tages=Kalender.
Donnerstag 31. Mai: Generalverſammlung des Kohlenvereins Concordia
(Reſtauzation Böttinger, Eliſabethenſtraße).
Sonntag 3. Juni: Jahresfeſt des Darmſtädter Zweigvereins der Guſtav=
Adolf=Stiftung in Griesheim.-Waldfeſt des Geſangvereins Melomanen
Täglich: Ausſtellung des Carl von Piloty'ſchen Coloſſal=Gemäldes: Die
klugen und die thörichten Jungfrauen lim Saale des Kunſtvereins),

Redattier und Divlaz L. L. Wittich'ſch; Hoſhuchdruckerei.