Darmstädter Tagblatt 1883


02. März 1883

[  ][ ]

k. ei
Hdirbtlis 1 Min o Dl. ua
Zirih-Amim vena u
Ai zum Beſdungn ind.
An m 1 Aar vo M.
RGuhd. Boranſiclaz.

Srag= und. Arzeigebſatt.)

Mit der Sonntags=Beilage:

Iuſerat=
werdenangenommen
: in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer
Holzſtraße Nr. 25. ſowie auzwärt
von allen Annoncen=Erpeditionent

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Freitag den 2. März.
4 44.
1883.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die am 22. l. Mts. für die Gardiſtenſtraße verfügte Sperre wird aufgehoben, dagegen ſolche für die Lautenſchlägerſtraße
und zwar von der Magdalenen= bis Mauerſtraße angeordnet.
Wegen Vornahme von Kanalbauarbeiten wird die Martinsſtraße von der Heinrichs. bis Steinackerſtraße für Fuhrwerke
und Retter geſperrt.
Wegen Vornahme von Chauſſirungsarbeiten wird die Schloßgartenſtraße von der Schwanen= bis Frankfurterſtraße und die
Gardiſtenſtraße von der Schwanen= bis Schloßgartenſtraße für Fuhrwerke und Reiter geſperrt.
Darmſtadt, den 28. Februar 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
1990

Ueberſicht der Durchſchnittspreiſe
vou ſolgenden Früchten vom 14. bis 20. Februar 1883.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 2050, Korn per Sack
100 4llo M. 16.-, Gerſte per Sack 100 Kilo M. 13.50,
Hafer per Sack 100 Kilo M. 13.-.
Darmſtadt, den 20. Februar 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
G991

Ueberſicht der Marktpreiſe
von folgenden Gegenſtänden vom 11. bis 17. Februar 1883.
Butter per ¼ Kilo M. 1.10, ditto in Partieen 109 Kilo
M. - 95, Eier per Stück 7 Pfg, ditto per 25 Stück M. 1.63,
Kartoffeln per 100 Kilo M. 8. -, ditto per 25 Kilo M. 2.25
Kornſtroh per 50 Kilo M. 3..., Heu per 50 Kilo M. 4.-
Darmſtadt, den 27. Februar 1883.
Großherzogliches Volizeiamt Darmſtadt.

B e k a n n t m a ch ü n g.
Laut Belanntmachung des. Fürſtlich Reuß=Plauiſchen Landrathsamts zu Greiz vom 13. Februar 1883 iſt auf Grund der
8811 und 17 des Reichsgeſetzes vom 21. October 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemökratie die
Druckſchrift: Greizer Zeitung Nr. 36, Sonntag den 11. Februar 1883, 12. Jahrgang;, angeblich gedruckt in der Schweizeriſchen
Genoſſenſchaftsdruckerei Hottingen-Zürich, verboten worden.
Darmſtadt, den 27. Februar 1883.

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
1992

Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Georg:
Appfel HI. zu Darmſtadt, und deſſen
Ehefrau, Margarethe, geb. Breidenbach,
wird heute am 28. Februar 1883, Nach=
mittags
4 Uhr, das Konkurgverfahren er=
öffnet
.
Der Kaufmann Heinrich Störger da=
hier
wird zum Konkursverwalter ernannt
Konkursforderungen ſind, bis zum
7. April 1883 einſchl. bei dem Gerichte
anzumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Wahl des Verwalters, ſowie über die Be=

ſtellung eines Gläubigerausſchuſſes und,
ſeintretenden Falls, über die in 8 120 der
Konkursordnung bezeichneten Gegenſtände
auf
Montag den 9. April 1883, Vor=
mittags
9 Uhr,
und zur Prüfung der angemeldeten
Forderungen auf
Montag den 23. April 1883,
Vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin
anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur Konkurs=
maſſe
gehörige Sache in Beſitz haben, oder

zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig ſind, wird
aufgegeben, nichts an die Gemeinſchuldner
zu verabfolgen oder zu leiſten, auch die
Verpflichtung auferlegt, von dem Beſitze
der Sache und von den Forderungen, für
welche ſie aus der Sache abgeſonderte Be=
riedigung
in Anſpruch nehmen, dem Kon=
kursverwalter
bis zum 7. April 1883
einſchließlich Anzeige zu machen.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Bekannt gemacht:
Kümmel,
Gerichtsſchreiber.
(1993
130

[ ][  ][ ]

470

Bekanntmachung.
Die bei Erneuerung des äußeren Ver=
putzes
an dem Schulhaus auf dem Ballon=
platze
vorkommenden Weißbinder= und
Spenglerarbeiten, ſowie Anlage eines Blitz=
ableiters
ſoll im Wege der Summiſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Dienstag den 6. Mürz 1883,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, den 27. Februar 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 11994
Bekanntmachung.
Der Antheil aus den im Rechnungs=
jahr
188182 eingegangenen milden Gaben
für die unter der Overvormundſchaft der
Großherzoglichen Amtsgerichte Darmſtadt 1
und 11. ſtehenden und in 1881 in Folge
Confirmation ꝛc. aus der Landes=Waiſen=
Anſtalt ausgetretenen Waiſen kann nun=
mehr
ausbezahlt werden.
Die betreffenden Herren Vormünder
wollen daher dieſen Betrag mit je 22 Mk.
bei der unterzeichneten Stelle an den Zahl=
tagen
(Dienstag und Freitag) in Empfang
nehmen.
Darmſtadt, den 28. Februar 1883.
Großherzogliche Landes=Waiſenkaſſe.
Langsdorf. Rechnungsrath. 11995
Holzverſteigerung
In dem Nieder=Modauer Gemeinde=
wald
, Diſtrict Schloßberg, werden verſteigert:
Montag den 5. März l. J.:
1 Eichenſtamm, 46 Cm. Durchmeſſer
und 9 Mtr. Länge,
196 Fichtenſlämme von 15- 81 Em. Durch=
meſſer
und 8-17 Mtr. Länge,
320 Fichtenſlangen von 7-11 Em. Durch=
meſſer
und 9-17 Mtr. Länge.
Dienstag den 6. März l. J.:
in den Diſtricten Schloßberg, Hillacker,
Raueberg, Hainböhlzipfen, Himmelsberg
und Ochſenberg:
7 Rm. Nadelſcheiter, 3 Rm. Eichen=
knüppel
, 53 Rm. Nadelknüppel,
570 Stück Buchenwellen, 3530 Stück Na=
holzwellen
u. 60 Rm Nadeldelholzſtöcke.
Die Verſteigerung beginnt an beiden
Tagen jedesmal Morgens 9 Uhr und 2.
iſt die Zuſammenkunft auf der Staatsſtraße
von Nieder=Modau nach Ober=Ramſtadt,
an der Schloßmühle.
Bemerkt wird, daß das Stammhol,
ſich vorzüglich zu Bauholz und das Stan=
genholz
ſich ſehr gut zu Gerüſteſtangen und
als Werk= und Nutzholz eignet, ſowie daß
die Stämme und Stangen nur ca. 60 lau=
gut
abzufahren ſind.
Nieder=Modau, am 24. Februar 1883.
Großh. Bürgermeiſterei Nieder=Modau.
11860
Schaller.

R44
Verſteigerung
von Pferden ꝛc. zu Griesheim.
Montag den 5. März 1883, Vormittags 10 Uhr,
werden nachbenannte zur Koncursmaſſe des Johs. Keller II. von Gries=
heim
gehörige Mobilien, als:
2 braune Pferde (Wallache), 7= und 8=jährig, für ſchweren Zug,
1 Schimmel, 6 Einlegſchweine, 1 Ziege, 10 Bienenſtöcke, ca. 70 Ctr.
Malz, ca. 60 Ctr. Heu, 7 Ctr. Hopfen (Spalter), Dung, Kartoffeln,
Malzkeime u. ſ. w.,
öffentlich meiſtbietend verſteigert. Zugleich ſollen die vorhandenen Bier=
vorräthe
, ca. 400 Hectoliter, unter noch bei der Verſteigerung bekannt zu
gebenden Bedingungen zum Ausgebot kommen.
Im Auftrag des Konkursverwalters:
G. Adler je., Amtsgerichts=Texator.

f. D.
O000000000000000000000000
i s
Gamem-Hamdlung.
106
von
H

Friedrich Buss,

9 Dieburgerſtraße 9,
empfiehlt
alle Sorten Garten=, Blumen= und Feldſamen
unter Garantie der Aechtheit.
(1997

Große
Breis-
medaille
.

Flüſſiger

goldene FulSCATTETAON

Buonos Ayre=

5
9
Ho
G
GL
½


y
4
2
2
.
S
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2t
E
H.
52
23
L.

auf der
Ausſtellung
von
in
Gebrüder Cibils
in Buenos=Ayres.
Dieſer flüfſige Fleiſch=Ertract, Eibilsu genannt, iſt ein
H. .
vollſtändig neues, durch feinen Geſchmack, große Nährkraft und
S
asblun
leichte Verdaulichkeit ausgezeichnetes Product. Es enthält alle Säfte
130
6
des friſchen Fleiſches, bewahrt deſſen Naturgeſchmack und dient
Se.
außer zu Suppe auch zu Fleiſchgelses, ſowie überhaupt zu allen
Zwecken, wozu man Fleiſchbrühe verwendet. Dabei iſt es frei von 22
53
2.
gelatineartigem Nachgeſchmack und kann, auch wenn das Flacon
27
38)
23
geöffnet war, beliebig lange Zeit aufbewahrt werden.
2
7
Einen Vergleich zwiſchen dieſem Product und den bekannten 3

eſten Fleiſch=Extracten anzuſtellen, glauben wir nicht nöthig zu g
2
haben, ſondern dies ruhig dem Conſumenten überlaſſen zu können. 5
Zwei Theelöffel voll, in einer Taſſe kochenden Waſſers auf= 2.
2.
gelöſt, geben ſofort eine ausgezeichnet klare und wohlſchmeckende
2¾
No.
Bouillon; jeder Flacon enthält ein zur Herſtellung von 20 Teller H
26
Fleiſchbrühe genügendes Quantum.
2
In Darmſtadt zu haben bei Herren Carl Watzinger,

5.
Louiſenplatz 4. und WIh. Weber, Hofl, Eliſabethenſtr. 14.

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Vernhard M. Hachenburger,
42 Eliſabethenſtraße 42.
[10522

[ ][  ][ ]

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R 44

471

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weins
zu heben, verkaufe meine garantirt
echten, ärztlich empfohlenen mediciniſchen
Tokayerweine durch meine Verkaufsſtellen
ſchon die Einzelflaſche zum Engros=Preiſe,
damit der Wein nicht nur für Kranke, ſon=
dern
auch als tägliches Stärkungsmittel
für Kinder, Frauen und Greiſe, wie auch
für Morgen= und Deſſertwein gebraucht
werden kann. Analyſe und Gutachten des
Herrn Prof. Dr. P. Wagner über meine
Tokayerweine kann in den Geſchäftslocalen
meiner Verkaufsſtellen eingeſehen werden.
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M. 2 u. M. 2. 50 per Originalflaſche.
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16,
Richters Imperator 12,
Richters Schneeroſe 12,
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Victoria
12,
Kopſel's weiße Roſe 12,
Mr. Breſſse
11,
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Vr. Hlelm,
Martinsmühle. 11596

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[ ][  ][ ]

172

W

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Zimmer, Küche, 3 Zimmer im Sou=
terrain
, Keller und ſonſtiges Zubehör.
868) Landwehrſtraße 3s, parterre,
ein Logis, 3 Zimmer, Küche, Keller nebſt
Zubehör zu vermiethen und kann ſofort
bezogen werden.
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mit 4 Zimmern, Cabinet, Küche m. Waſſer=
leitung
, Magdſtube ꝛc. per 16. April.
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werkſtätte
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2003) Marktpaſſage 2 dritter Stock
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der Artilleriekaſerne, im 1. Stock 3 große
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Im grossen Saale des Saalbaues.
Danusrzor.
Montag den 5. März 1883. Abends 7½ Uhr:
Göndtik,
von
HerestuaTud,
unter gütiger Mitwirkung des Pianiſten Herrn Bortrand Rotk, Lehrer
am Raff=Conſervatortum zu Frankfurt a. M., ſowie der Herren
Adolpk Hüller (Geſang) und 8llvlo Eigulinl Gegleitung) vom
Raff=Conſervatorium.
RROORAHM.
1. Toccata und Luge Dmoll) - Bach=Liszk. 2. Lallade und Polonaiſe für
Violine - H. Vieuxtemps. 3. Arie aus Hans Heiling; (An jenem Tag)
H. Rarſchner. 4. Voloſtücke f. Pianof.: 2) Impromptu=Valſe - H. Raff.
b) Intermezzo - R. Hcumann.
c) Frühlingslied - J. Aendelsſohn.
5. a) Träumerei für Violine; - R. Ruerſt. b) El Bapateada für Bioline
- B. de Haräſake. 6. Lieder für Geſang: 2) Tom der Reimer - G. Jöwe.
b) Mein Herz thu dich auf; G. Heidel. 7. Hochzeitgmarſch und Elfen=
reigen
a. d. Sommernachtstraum; Aendelsſohniszl. 8. Airs Ruſſes
j. Violine - H. Vieniawski.
Der Concertflügel iſt aus dem Planoforte=Magazin des Herrn A. W. Zimmermann.
Während der Muſik bleiben die Thüren geſchloſſen.
Billets: Sperrſitz 4½ M. numm. Saal, Eſtrade und Loge 3 M., unnumm.
Eſtrade und Loge 2 M., Vorſaal 1½ M. ſind in der Muſikalienhandlung von
Georg Thies und bei Herrn Saalbauinſpector Belten zu haben. 12005

un

10

Inaben-Institut zuSt. Goarshausen.
Ausditmt Höfmanm.
[1421
Eröffnung des Commerſemeſters am 12. April. Die Abgangszeugniſſe der
Schule berechtigen zum einjährigen Militärdienſt. Proſpecte durch die Direction.

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keiner Concurrenz nachſtehend, auf allen Ausſtellungen, welche beſchickt wurden
Prämiirt empfehle zu Fabrikpreiſen.
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Pult= und Notizkalender ꝛc. ꝛc., ſtets auf Lager.
Hauil Reuter.
5
zu unterzeichnetem Veriuge i vorraihig.
4)
Durmstudter - storiscne-Siemgkerten
336 Eeiten groh Oetav. Preis 1 Mark 50 Vf.
Inhaltsüberſicht: 1) Nanie der Stadt, Stadtmauern und Stadthore Bevolterung
2) Ein Gejamnitbild von Darmſtadt, wie es war vor 100 Jahren und wie es darin herging
3) Straßen=Nanien und Beleuchtung. die Häuſer einzelner Straßen und ihre Beſitzer. 4) Plätze
der Stadt. 5) Kirchen und Kapellen, Geiſtliche, Confeſſionelles. 6) Das Reſidenzſchloß nud ſeine
Umgebung. Namhafte Häuſer. 7) Leben am Hofe und in der Geſillſchaft. 8) Waſſerverſorgung.
Bruni. und Teiche. 9) Ackerbau, Weinbau und Gartenbau. 10) hewerbeweſen, Handel und
Reiſeverkehr. 11) Preisverhältmiſſe. 12) Juſtiz und Polizei. 13) Gemeindeverwaltung. 14) Schöne
Künſte, Malerei, Muſik. und Theater. 15) Feſtlichkeiten. 16) Brände. 17) Kriegsnöthen.
18) Sagen. 19) Oertlichkeiten bei Darmſtadt.
B. C. Witlich'ſche Zoſbuchdruckerei in Darmſtadt.

¾

2bn.
Zo dun

[ ][  ][ ]

R44
478
Bilanz der
Baruustädter Völlsbanh C. G.

Activa.
vom 31. December 1882.
Passiva.

M. Pf. M. Pf. 1. Caſſa
7436 36 1. Stammantheile
535249 58 2. Mobilien 2000 2. Depoſiten und Sparkaſſe 480359 84 3. Vorſchüſſe 271555 94 3. Reſervefonds 60702 06 4. Effecten 13092 75 4. Bankverkehr 29191 94 5. Wechſel 126501 89 5. Creditoren 110302 97 6. Debitoren 738525 87 6. Gewinn=Reſerve u. Delcredere Conto 23319 28 7. Zinſen 1487 71 7. Acceptationen=Conto 8323 87 8. Bankverkehr
25249 5 8. Dividende, 1882er Verbandsbeiträge 9. Immobilien 38486 87 und 1881er Gewinnvortrag 35315 58 10. Haus 57539 80 9. Unerhobene 188ler Dividende 110 50 1282815. 60 1282816. -

Die Generalverſammlung hat beſchloſſen, eine Dividende von 6½ pCt. auf die bis zum 31. December 1881 eingezahlten
Stammantheile zur Vertheilung zu bringen. Auszahlung und Gutſchrift der Dividende erfolgen vom 5. Mürz d. J. ab gegen
Vorlage der Antheilbücher.
Darmſtadt, 1. März 1883.
Der Vorſtand:
Bernhardt. Geminder. 12006

Aechten weſtphäliſchen
Puliöipieritkeh
in Laiben von 1 Pid. 30 Pfg.,
2 50

5 100
2007
empfiehlt
L. Molsheimer.

ARudUUU,
beſte türkiſche,
das Pjund zu 35 und zu 50 Pfg.,
Ealharina-Pflaumen,
das Pfund 1 Ml.,
prima amerikaniſche
plolsöhwütiien.
ſehr ſüß und ſchmackhaft, das Pfund zu
50 Pfg., empfehlen
Lobstehadanot,
am Ludwigsplatz. (2008
Täglich friſches
Hathraut,
empfiehlt
(2009
L. Melsheimer.

Iu einem hieſigen Engros=Geſchäfte
1 iſt eine Lehrlingsſtelle zu beſetzen.
Näheres bei der Exped. d. Bl.
11880
Fin wenig gebrauchtes Nivellirinſtrn=
C. ment iſt preiswürdig zu verkaufen.
Ernſt=Ludwigsſtraße 17. Parterre. - 976
Fin junger Engländer wünſcht vom
C. 1. Mürz an in einer deutſchen Fa=
milie
zu leben. Bedingung: Kein Eng=
iſch
darf geſprochen werden.
2010
Adreſſen an die Expedition d. Bl.

A

2011) Ein Mädchen ſucht Aushulfs=
ſtelle
oder Waſchen u. Putzen. Brandgaſſe
Nr. 10 bei Frau Spalt.
2012) Eine Frau ſucht Laufdienſt und
Waſchen und Putzen. Brandgaſſe H.
2013) Eine brave reinliche Frau ſucht
Monatſtelle. Gr. Ochſengaſſe 12, Manſ.
Hine geüble Büglerin ſucht Beſchäf=
E. tigung. Zu erfragen in der Exped.

A

2015) Per 1. April event. auch früher
wird ein junges Mädchen aus guter
Familie in ein Geſchäft geſucht. Näh. Exp.
Verkäuierin
per Mitte Aprll für ein hieſiges Manu=
facturwaarengeſchäft
geſucht. Offert. unter
A. L. an die Exped. d. Bl.
[1976
Ein Eindermädohen.
welches nähen und bügeln verſteht, wird
jegen guten Lohn auf Oſtern geſucht.
Näheres Wendelſtadtſtr. 27, L. 11942
1943) Ein braves Müdchen, in Küche
u. Haugarbeit erfahren, wird für Dresden
geſucht. Näheres zu erfahren Aliceſtraße
Nr. 11. parterre.
2016) Ein junger Mann mit ſchöner
Handſchrift wird für das Büreau eines
hieſigen Engros=Geſchäfts geſucht. Brief=
liche
Offerten unter R. 25 an die Exped.
d. Blattes.
Lehrlingsſtelle offen
in dem Büreau eines hieſigen Fabrikge=
ſchäftes
. Bewerber, die die Berechtigung
zum einjährig freiwilligen Dienſt beſitzen,
wollen ſelbſtgeſchriebene Offerten bei der
Expedition d. Bl. unter Chiffre S. 285
deponiren.
(2017

Cür ein Madchen von 9 Jahren wid
1* Pflegeſtelle in anſtändiger kinderloſer
Familie geſucht. Näheres Exped. (2018
E

Geſucht

eine Köchln nach Bensheim.
Näheres hier, Wilhelmſtraße Nr. 30,
parterre.
[2019
2020) Ein tüchtiges, in der Hausar=
beit
gründliches Mädchen ſofort geſucht.
Näheres Soderſtraße 29.
.
(ndem ich mich hochverehrlichen Herr=
2) ſchaften und verehrlichem Publikum als
Verdingerin weiblicher Dienſtboten
freundlichſt empfehle, wird es mein eifrig=
ſtes
Beſtreben ſein, allen an mich geſtellten
Anforderungen auf das Pünktlichſte zu ent=
ſprechen
.
(2021
Frau Steiger, Roßdörferſtr. 18.
Kochäpfel, per Pfund 15 Pfg.,
Tafeläpfel, per Pfd. 20 und 25 Pfg.
empfiehlt
[2022
L. Melsheimer.

Epeclalarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſien
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
(6899
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag den 2. März.
9. Vorſtellung in der 7. Abonnements=Abtheilung:
Zum erſten Male wiederholt:
Der Schwabenſtreich.
Luſfipiel in 4 Acten von Franz v. Schönthan.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Sonntag den 4. März.
10. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung:
Indra.
Romantiſch=komiſche Oper in 3 Acten mit Ballet
von Flotow.
131

[ ][  ][ ]

474
(7as am letzten Sonntag Abend in der
T Theatergarderobe aus Verſehen mit=
genommene
Spitzentuch beliebe man Lud=
(2023
wigsſtraße Nr. 9 abzugeben.
(Fin Jagdhund zu verkaufen. Wo?
(2024
2 ſagt die Exped.

M 44
Folnsto hatworge
12025
empfieblt billigſt
L. Melsheimer.

Die häufigen Klagen über die Erfolgloſig=
keit
einer Annonce und das dafür wegge=
worfene
Geld würden verſtummen, wenn man
von Haaſenſtein und Vogler in Frank=
furt
(Main) über die Form, den Inhalt und
die geeigneten Zeitungen zuvor fachmänniſcheu
(1898
Rath einholen möchte.

ſEinladung zum Abonnement
auf das
Da r m ſtä dter Tagblalt
[46. Jahrgang)
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis Darmſtadt.
Daſſelbe iſt von allen in Darmſtadt und Umgebung erſcheinenden Blättern wie das älteſte, ſo auch das
verbreitetſte in allen Kreiſen. Es iſt gleichzeitig das Organ für die amtlichen Bekanntmachungen des
Großh. Kreisamts, der Polizei und ſämmtlicher Behörden und eignet ſich durch ſeine Verbreitung zu Inſeraten
jeder Art, welchen es durch ſeinen großen Leſerkreis den beſten Erfolg ſichert.
Das Tagblatt bringt neben einer politiſchen Ueberſicht reichhaltige Mittheilungen von
allgemeinem und localem Intereſſe aus Stadt und Land; Unterhaltung wird ferner durch das
damit verbundene Illuſtrirte Unterhaltungsblattu mit Beiträgen namhafter Schriftſteller und jährlich
an 250 vorzüglichen Illuſtrationen geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie von allen ſoliden Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Ahonnementspreis pro Quartal M. 150 einſchl. Bringerlohn, durch die Poſt bezogen M. 1.50 einſchl. Proviſion
exel. Bringerlohn.
Abonnements werden jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23, entgegengenommen.
Die in der nächſten Umgebung Darmſtadt's wohnenden Poſt=Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage
des Erſcheinens mit dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.

Polittſche Ueberſicht.
Durmſtadt, 2 März.
Deutſches Reich. Die Hoffnungen auf einen baldigen Frieden
oder auch nur Waffenſtillſtand mit Rom, welche durch den Briefwechſel
zwiſchen Kaiſer und Papſt aufs Neue geweckt worden waren, ſi.d wie=
der
etwas geſunken, ſeitdem der genaue Inhalt der beiden pävitlichen
Schreiben bekannt geworden iſt. Als ein Symptom der vo=ſchürften
kirchlichen politiſchen Lage kann man wohl die aggreſſive Hallung be=
trachten
, welche die Centrumspartei des Abgeordnetenhauſes in den De=
batten
über den Cultusetat der Regierung gegenüber eingenommen hat
und die ſich namentlich in den heftigen Angriffen gegen den Cultus=
miniſter
von Goßler äußerte. Trotzdem ſcheinen aber die Verhandlungen
zwiſchen Preußen und Rom einſtweilen weitergeſührt werden zu ſollen,
wenigſtens iſt am Montag. wie aus Rom gemeldet wird, die Antwort
Kaiſer Wilhelms auf den jüngſten Brief des Papſtes im Vatican einge=
troffen
und man darf nun geſpannt ſein, welche Aufnahme das kaiſer=
liche
Schreiben - über deſſen Inhalt Genaues noch nicht bekannt iſt-
Seiens der Curie finden wird.
In parlamentariſchen Kreiſen tauchen wiederum Gerüchte über
mögliche Kriſen im Miniſterium auf und werden diesmal die Namen
der Miniſter v. Puttkamer und v. Goßler genannt. Wahrſcheinlich haben
die erregten Debatten des Abgeordnetenhauſes über den Cultusetat An=
laß
zu dieſen 6,1üchten gegeben, von denen wir jedoch nur einfach No=
liz
nehmen, ohne ihnen eine weitergehende Bedeutung beizulegen, denn
unſeres Erachtens liegt weder für den Miniſter des Innern, Herrn
v. Puttkamer, noch für Herrn v. Goßler ein erſichtlicher Grund zur
Demiſſion vor. Außerdem brachten in den letzten Tagen verſchiedene
Blätter die Meldung von einer Unterredung, welche der Führer der
nationalliberalen Pärtei, Herr v. Bennigſen, mit einer in den Berliner
leitenden Kreiſen einflußreichen Perſönlichkeit bezüglich des eventuellen
Eintrittes res Herrn v. Bennigſen in das Miniſterium gehabt habe.
Irgend eine Beſtätigung dieſer an und für ſich nicht überraſchend klingen=
den
Nachricht liegt jedoch von keiner Seite vor.
Der Senat hat ſeine Zuſtimmung zu dem von der Hamburger
Bürgerſchaft angenommenen Zollanſchluß=Projiect gegeben.
Oeſterreich=Ungarn. In Oeſterreich durchſchwirren allerhand Ge=
rüchte
von bevorſtehenden Miniſterkriſen die Luft, ohne daß hierbei ge=
ſagt
wird, welche Mitglieder des Cabinets Taaffe in ihren Stellungen
bedroht ſeien. Wahrſcheinlich verdanken dieſe Gerüchte ihre Entſtehung
der zweideutigen Lage, in welcher ſich die Regierung des Grafen Taaffe
wieder einmal der polniſch ezechiſchclericalen Majorität des Reichsrathes

gegenüber befindet. Die Czechen ſind unzufrieden mit den Conceſſionen,
welche den Polen in der Schulgeſetznovelle gemacht worden ſind, und
wollen nun ein Gleiches auch für ſich herausſchlagen, die clericale Partei
hat in der Schulfrage ebenfalls noch beſondere Wuͤnſche in petto und da
werden wohl auch die Slovenen nicht zurückbleiben. Dieſen immer neu
heranſtürmenden Forderungen der Reichsrath=Major ität gegenüber hat
das Cabinet Taaffe einen ſchwierigen Stand.
Frankreich. Die parlamentariſche Entſcheidung läßt in der Thron=
prätendenten
=Frage noch immer auf ſich warten und ſelbſt die Vermitte=
lung
zwiſchen Senat und Deputirtenkammer in Betreff des Entwurfs
Barbey hat keine Fortſchritte. Unterdeſſen iſt die franzöſiſche Regierung
durch die Decrete, welche die Herzöge von Aumale, Alençon und Chartres
ihrer militäriſchen Functionen entheben, gegen die Prätendenten practiſch
vorgegangen und man kann annehmen, daß ſie auch vor dems letzten
Schritte - die eventuelle Ausweiſung der Prinzen - nicht zurück=
ſchrecken
wird, ſobald ſie hierzu die Ermächtigung des Parlamentes er=
halten
haben wird. Dem Erlaß der Decrete hatte die Deputirtenkammer
ſchon vorher zugeſtimmt und hierdurch dem neuen Miniſterium Ferry
ein in Anbetracht der ſchwierigen Umſtände nicht zu unterſchätzendes
Vertrauensvotum ertheilt.
England. Die iriſche Frage, welche ſeit geraumer Zeit in alle
Verhandlungen des engliſchen Parlaments hineinſpielt, bildet auch in
dieſer Seſſion den rothen Faden, welcher ſich durch die parlamentariſchen
Bebatten zieht. In der Montags=Sitzung des Unterhauſes brachte in
der Adreß=Vebatte Parnell, das Haupt der irriſchen Partei, ein Amende=
ment
ein, welches die Verwaltung, die Ausnahme=Geſetze und die Rechts=
pflege
in Irland einer äußerſt ſcharſen Kritik unterzieht. Parnell gab
hierbei Erklärungen ab, die faſt revolutionär zu nennen ſind, ſo äußerte
er, Irland ſei nie feindſeliger gegen England geſinnt geweſen, als jetzt.
Das Amendement wurde ſchließlich gegen die Stimmen der Anhänger
Parnells verworfen. Daß die Stimmung der Iren gegen England
eine erbitterte iſt, wird leider durch verſchiedene Umſtände documentirt
und namentlich hat der iriſchefinniſche Geheimbund ſeine Attentats= Po=
litik
noch nicht eingeſtellt. Herr Gladſtone wird darum wohl bald zur
Einſicht kommen, daß es mit der von ihm Irland gegenüber eingeſchlage=
nen
Politik der halben Maßregeln nichts iſt; entweder Fallenlaſſen
aller Ausnahmegeſetze gegen Irland oder die äuberſte, conſeguente durch=
geführte
Strenge auf andere Weiſe wird die engliſche Regierung
ſchwerlich zur Wiederherſtellung friedlicher Zuſtände auf der grünen
Inſel' gelangen.
Man glaubt, daß der in Paris verhaftete Secretär der iriſchen
Landliga, Frank Byrne, an England ausgeliefert wird.

[ ][  ][ ]

5a0l
83
012

Die London=Gazetten veröffentticht die am 26. Januar erfolgte Er=
nennung
des deutſchen Kronprinzen zum Ritter des Großkreuzes des
Bath=Ordens.
Spanien. In Südſpanien iſt die Exiſtenz eines weitverzweigten
Anarchiſtenbundes entdeckt worden, in Folge deſſen gegen 361 Verhaf=
tungen
erfolgt ſind. Auf das Conto dieſes Geheimbundes werden alle
in Südſpanien in der Gegend zwiſchen Sevilla und Cadix ſeit Jahres=
friſt
begangene Agrarverbrechen geſetzt. Die Gerichte haben zahlreiche
Documente aufaefunden, welche den Zuſammenhang der Bande mit der
Internationales darthun. Da gleichzeitig in Belgien das Vorhanden=
ſein
eines ähnlichen Bundes entdeckt warden iſt, der unzweifelhaft mit
den intellectuellen Urhebern der Unruhen von Montceau=les=Mines in
Verbindung ſteht, ſo liegt allerdings die Annahme nahe, daß die inter=
nationale
Verſchwörerbande den verſuchten anarchiſtiſchen Putſchen in
Frankreich ſowohl wie in Spanien und Belgien nicht fern ſteht.
Vereinigte Staaten. Zwiſchen den Vereinigten Staaten und
England ſpielt gegenwärtig eine Auslieferungsgeſchichte. Die engliſche
Regierung hat von Amerika die Auslicferung des in New=York weilen=
den
Irländers Cheridan verlangt, da derſelbe der Theilnayme an den
Dubliner Mordthaten beſchuldigt iſt. Die nordamerikaniſche Regierung
hat nun zwar vorläufig dieſen Cheridan verhaften laſſen. ob er aber
auch ausgeliefert werden muß, darüber ſoll erſt ein Commiſſar der Ver=
einigten
Staaten nach vorheriger Prüfung des Falles entſcheiden. Es
iſt indeſſen nicht ſehr wahrſcheinlich, daß die Waſhingtoner Regierung
dem Verlangen Englands nachkomwen wird, da noch in allen ähnlichen
Fällen von den Vereinigten Staaten jede Auslieferung verweigert wor=
den
iſt.
Das Repräſentantenhaus beſchloß mit 129 gegen 22 Stimmen die
weitere Berathung des Tarifaeſetzes.

75⁄₈
E5
218
59
Oo=

5

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16
S
4

u.
LbefD.
4hezen
Ug=

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 2 März.
Tas Großh. Regierungsblatt Nr. 5 enthält Bekannt=
machung
, die Ausdehnung der über das Pfandrecht und andere Vor=
zugsrechte
der Gläubiger in den Provinzen Starkenburg und Oberheſſen
beſtehenden Geſetze auf die durch den Friedensverttag vom 3. Septem=
ber
1866 erworbenen Gebietstheile betreffend.
Letztvergangenen Dienstag waren die ſtädtiſchen Beamten auf
das Rathhaus berufen, um die ihnen zuſtehende Wahl zweier Vorſtands=
mitglieder
für das mit dem 1. April d. Js. in Kraft tretende Wittwen=
und Waiſenverſorgungsinſtitut vorzunehmen. Herr Oberbürgermeiſter
Ohly konnte die Wahlhandlung mit dem Bemerken einleiten, daß für
die Stellung der ſtädtiſchen Beamten in den letzten Jahren durch eine
Reihe wichtiger Maaßregeln, ſo durch das Penſionirungsſtatut, die Re=
gulirung
der Gehalte und nun durch die Gründung einer Wittwenkaſſe
außerordentlich viel geſchehen ſei, ſo daß unſere Stadt auch in dieſer
Beziehung unter den deutſchen Städten mit eine bevorzugte Stellung
einnehme. Er knüpfte daran die Erwartung. daß die ihnen zu Theil
gewordene Fürſorge die Beamten ſtets veranlaſſen werde, ihre Schuldig=
keit
im vollſten Sinne des Wortes zu thun. Die Wahl ſelbſt fiel nahezu
einſtimmig auf die Herren Finanzſecretär Kröll und Stadtrechner Kriegk
und beſteht nun der Vorſtand des Inſtituts außer dieſen beiden Herren
noch aus den Stadtverordneten Herren Dr. Momberger und Reviſor
Jäger, unter dem Vorſitz des Großh. Oberbürgermeiſters. - Die Be=
ſtimmungen
der Wittwenkaſſe ſelbſt ſind unter Benutzung derjenigen der
bewährteſten ſtaatlichen und Gemeindeinſtitute feſtgeſetzt; ſie beruhen im
Weſentlichen darauf, daß die Beamten durch ihre Beiträge im Allge=
meinen
ſelbſt das Inſtitut zu erhalten haben, jedoch unter Garantie der Stadt
und einem ertſprechenden Zuſchuß derſelben. Die Wittwenpenſionen be=
tragen
eventuell 20 pCt., die jährlichen Beiträge 2 pCt. des Gehaltes
der Beamten, welche überdies beim Neu=Eintritt in die Anſtalt 10 p6t.
ihres Gehaltes als Eintrittsgeld zu entrichten haben. Gegenwärtig um=
faßt
das Inſtitut etwa 70 Perſonen; der ſtädtiſchen Schutzmannſchaft
iſt ebenfalls der Beitritt offen gehalten.
N. In der nächſten Verſammlung der hieſigen Section des Vogels=
berger
Höhenelubs. welche ausnahmsweis in dieſem Monat nicht
am erſten Samstag ſtattfindet, ſondern um 14 Tage verſchoben iſt, wird
Herr Rentner Kofler einen Vortrag über den Vogelsberg halten, der
für die Mitglieder der Section viel Intereſſe bieten wird. weshalb wr
dieſelben darauf aufmerkſam machen und zu zahlreichem Beſuche der Ver=
ſammlung
einladen wollen.
B. Der Geſangverein Melomanen wird am 10. März d. J3.
auf allgemeinen Wunſch die beliebte Localpoſſe Datterichr zur Auf=
führung
bringen. Da der Verein für dieſe Vorſtellung ganz vorzügliche
Kräfte beſitzt, dürfte dem Publikum ein ſehr genußreicher Abend in Aus=
ſicht
ſtehen.
0 Dermalen tagt hier eine auch von öſterreichiſch=ungariſchen
Delegirten beſuchte Eiſenbahntariſ=Commiſſion.
In dem Proceß Gießmann hat die Vertheidigung zur
vor Ablauf der geſetzlichen Friſt erklärt von dem Rechtsmittel der Re=
viſion
Gebrauch machen zu wollen und wird ſich daher das Reichs=
gericht
auch mit dieſem Falle zu beſchäftigen haben.
Mit den Vorarbeiten zu den Anlagen auf dem Louiſen=
plaz
iſt geſtern begonnen worden.

44
476
Das Griesheimer Lager iſt nunmehr von den durch die
ebdachlos gewordenen Ueberſchwemmten wieder geräumt. Die dortigen
Schießübungen ſollen frühzeitiger wie gewöhnlich, ſchon im April
ihren Anfang nehmen.
Das b. Kirchengeſangfeſt des evengel. Kirchengeſangver=
eins
für Heſſen ſoll am 19. Auauſt d. J. in Alzey abaehalten worden.
Auf dem auberordentlichen Turntage der Turnvereine des
Mittelrheiniſchen Kreiſes, der am Sonntag in Mainz abgehalten wurde,
waren 77 Vereine durch 103 Delegirte vertreten. Der Turnverein Gießen
beantragte Verlegung des 14. Kreis=Turnfeſtes in das Jahr 1884, da
durch die Waſſercalamität ein ſchwächerer Beſuch anzunehmen ſei. Die
Verſammlung beſchloß jedoch einſtimmig das Turnfeſt in dieſem Jahre
in Gießen abzuhalten.
Mainz. Nachdem die ſ. Z. unter Waſſer geſetzten Schulräume
nunmehr vollſtändig ausgetrocknet ſind, wurden dieſelben am Dienstag
wieder bezogen.
Aus Frankfurt wird geſchrieben: Eine höchſt praktiſche Neuerung,
die einem Bedürfniß des Publikums Rechnung träat, wurde in letzter
Zeit auf dem hieſigen Standesamt eingeführt. Es iſt dies die Einrich=
tung
ſog. Familien=Stammbücher, d. h. kleiner handlicher Taſchen=
bücher
, in welche Familienereigniſſe, als Trauungen, Geburten, Sterbe=
fälle
in überſichtlicher tabellariſcher Form amtlich beurkundet werden
können, und aus welcher Dokumenten=Sammlung nach und nach ein
werthvolles Familien=Stammbuch ſich bildet. Auch kann dies Buch als
willkommene, leicht nachzuführende Legitimation dienen, da das Publikum
erfahrungsmäßig die Familienpapiere im Bedarfsfall ſelten complet zur
Hand hat. Die Einrichtung iſt überdies von den k. Regierungsbehörden
befürwortet und enthält im Anhang die betr. geſetzlichen Vorſchriften.
Die Eintragungen geſchehen koſtenfrei und die Bücher ſelbſt ſind um ein
Billiges erhältlich.
In dem großen Senate der Univerſität Heidelberg wurde am
25. Febr. über den Zeitpankt verhandelt, an welchem im Jahre 1886 das
500jährige Univerſitätsjubiläum gefeiert werden ſolle, und hat
dem Vernehmen nach die Mehrheit ſich für den Monat Auguſt entſchieden,
obwohl die Eröffuung der Univerfi ät erſt im Monat October ſtattfand.
Ziehung der Badiſchen 35 fl.=Looſe vom 28. Februar. Gezogen
wurden die Serien: 5 45 97 183 205 228 238 244 284 325 363 369
496 498 518612 643 776 795 838 905 908 912 941 946 1057 1097
1170 1197 1208 1218 1240 1261 1334 1379 1380 1382 1428 1450
1505 1511 1578 1583 1585 1614 1681 1715 1802 1815 1831 1900
2058 2072 2110 2147 2174 2342 2370 2473 2498 2581 2732 2855
2874 2891 2906 2914 2928 2948 3037 3075 3083 3203 3221 3352
3436 3476 3493 3509 3539 3566 3642 3912 4100 4165 4293 4379
4534 4581 4603 4610 4615 4627 4600 4778 4833 4850 4863 4993
4999 5013 5020 5085 5121 5209 5227 5253 5256 5314 5339 5383
5456 5508 5509 5541 5555 5577 5735 5850 5867 5873 5896 5935
6017 6026 6050 6128 6139 6187 6377 6432 6500 6536 6590 6616
6641 6683 6734 6821 6895 6923 7052 7089 7099 7167 7203 7254
7292 7372 7376 7460 7472 7520 7531 7533 7676 7683 7782 7995
8000.
Vacante Stellen im Bereich des 11. Armeecorps. Kaſſel,
Eiſenbahnbetriebsamt, 5 Bureauaſpiranten täglich 2 M. 50 P. Kaſſel,
Strafanſtalt, 2 Aufſeher, jährlich 1110-1410 M. Dietz, Bürgermeiſter=
amt
, Rathsſchreiber, 600 M. Hilchenbach, Bürgermeiſterei, Polizeidiener
750 M. und freie Wohnung. Jena, Landesheilanſtalt, Wärter, jährlich
180 M. und freie Station. Jena, Landes=Irren=Heilanſtalt, Pförtner,
15 M. monatlich. Meiningen, Landrath, Diener, 1260 M. jährlich.
Wehlheiden, Strafanſtalt, Bäckermeiſter, 1000-1200 M. jährlich.
Ein raſch reich gewordener Finanzmann in Wien kam auf die
Idee in ſeinem Hauſe einen brillanten Ball zu geben. Er erreichte
ſeinen Zweck, die ganze Stadt Wien ſprach nur von dem glänzenden Ball.
Groß war indeß ſein Schrecken, als er in einem Zeitungsbericht darüber
las: 7.. In dem taghell beleuchteten Speiſeſalon ſtanden auf der reichen
Tafel beim Couper Salzfäſſer von Parvenuto Cellini, und den eben=
falls
erſchienenen weltberühmten Millionär R. empfing Herr M. in
ſeinem pumpejaniſchen Gemach.
Schiffsnachrichten, mitgetheilt von A. Rady, Rheinſtraße 47.
Dr Hamburger Poſtdampfer Vandalia, Capitän Karlowa, von der
Hamburg=Amerikaniſchen Packetfahrt=Actien=Geſellſchaft, welcher am
11. Februar von Hamburg via Havre abging, iſt am 28. Februar wohl=
behalten
in New=York angekommen.
Nach den ſtatifliſchen Ermittelungen des Vereins deutſcher
Eiſen= und Stahlinduſtrieller belief ſich die Roheiſenproduction
des deutſchen Reichs (einſchließlich Luxemburgs) im Monat Januar 1883
auf 278,995 Tonnen, darunter 156.934 Tonnen Puddelroheiſen, 12,096
Tonnen Spiegeleiſen, 47337 Tonnen Beſſemer=, 30,378 Tonnen Thomas=
Roheiſen und 28,750 Tonnen Gießereiroheiſen. Die Production im
Januar 1882 betrug 285,217 Tonnen.

Der Nibelungenmythns.
Von Ludwig Nohl.
Darmſtadt wird alſo demnächſt ebenfalls das erſte Bayreuther Büh=
nenfeſtſpiel
Der Ring des Nibelungen zu begrüßen haben. Es iſt auch
rein dichteriſch ein gewaltiges Werk, welches der große Verſtorbene da
in einem Zeitraum von nahezu 30 Jahren, wie er ſelbſt es ausgedrückt
hat, nin gemeſſener Eile aufthürmte=, und ſein Inhalt weiſt einen ſo

[ ][  ]

476

R44

großen Weltzuſammenhang, ja eigentlich den ganzen Proceß unſeres Da=
ſeins
und Wollens auf, daß es wohlthut, ſich nur vorerſt die elementaren
Grundlagen des Ganzen klar zu machen, um in der geiſtigen Aufnahme
und dem künſtleriſchen Genietzen des Werkes völlig ungeſtört zu ſein,
Wir wollen alſo hier zunächſt den Sinn dieſes geſammten Nibelungen=
mythus
, des älteſten und bedeutendſten Ureigenthums unſeres Stammes,
darzuthun ſuchen, und zwar nach der Ausdeutung, die ſich bereits in
den 1840er Jahren Richard Waaner ſelbſt davon gemacht hat. Wir
folgen dabei der merkwürdigen Schrift, die er 1850 aus der Verbannung
h raus in die deutſche Welt warf, um ihr ihre Zukunft, nein ihre Gegen=
wart
nach ihrer völligen Größe ins Bewußtſein zu rufen.
Die Schrift heißt: 7Die Wibelungen. Weltgeſchichte aus der Sage=
Der uns hier angehende ſachliche Inhalt iſt in Kürze folgender:
Den erſten Eindruck empfängt der Menſch von der ihn umgebenden
Natur, und keine Wirkung iſt ihm darin ſo mächtig, wie die des Lichtes,
Der Tag, die Sonne erſcheint ihm als die Bedingung alles Daſeins.
Dank und Anbetung wird ihm gezollt im Gegenſatz zu der grauenerregen
den Nacht. Somit wird das Licht Grund des Daſeins, es wird Vater
und Gott. Das Hervorbrechen des Tages erſcheint als Sieg des Lichtes,
und naturgemäß bricht daraus zuletzt ein ſittliches Unterſcheiden hervor;
Dieſer Natureindruck iſt aber auch die Grundlage aller Gottesempfin=
dung
, deren Scheidung in die einzelnen Religionen aus dem Charakter
der verſchiedenen Volksſtämme geſchah. Die Stammesſage der Franken,
als des vornehmſten Typus der Germanen, hat nun den Vorzug, ſich
aus ſolchem elementarem Uranfange fort und fort zu geſchichtlichem Leben
entwickelt zu haben. Sie zeigt uns in fernſter Ferne ebenfalls den per=
ſönlichen
Lichtgott, wie er das Ungethüm der chaotiſchen Urnacht erlegt.
Dies iſt Siegfrieds Kampf mit dem Drachen.
Wie nun aber weiter doch der Tag wieder der Nacht, der Sommer
dem Winter erliegt, ſo iſt auch Siegfried endlich wieder erlegt worden:
der Gott wird ſterblicher Menſch. Und wie er gefällt iſt, erfüllt er das
Gemüth mit höherer Theilnahme, ja er erregt als das Opfer einer uns
beglückenden That das ſittliche Gefühl der Rache an dem Mörder, das
Verlangen nach Erneuerung ſeiner That. Der uralte Kampf der Natur
wird alſo von uns ſelbſt fortaeſetzt und ſein Erfolg iſt der Wechſel der
Weltperioden im Menſchengeſchlechte, welches vom Leben zum Tode, von
Freud zu Leid ſich fortbewegt und ſo in ſteter Verjüngung das Weſen
des Menſchen wie der Natur ſich thatvoll zum Bewutztſenn bringt. Der
Inbegriff dieſer ewigen Bewegung, des thatvollen Lebens ſelbſt aber fand
endlich im Wotan (von O ſich bewegen, gehen) als dem Lichtvater
ſeine perſönliche Geſtaltung. Und ſtellte derſelbe ſo den waltenden Vater
ſelbſt der ubrigen Götter dar, ſo iſt er doch nur einem erhöhten Bewußt=
ſein
des Menſcher von ſich ſelbſt entſprungen: der Lichtgött Siegfried
ſelbſt aber iſt dem Menſchen natürlich und ſo zu ſagen perſönlich an=
geboren
.
Der wichtigſte Theil dieſer fränkiſchen Stammesſage nun iſt der
Hort, den Siegfried gewinnt, er hat ihr das beſondere Geſicht gegenüber
dem Urmythus gegeben. Die Skandinaven nämlich haben uns ein Nifel=
heim
als Aufenthalt der Schwarzalben, im Gegenſatz zu den Lichtalben,
den Göttern, aufbewahrt. Dieſe Nibelungen, Kinder der Nacht und des
Todes, durchwühlen die innere Erde, ſinden ihre todten Schätze und be=
leben
ſie zu wirklichem Taſein, indem ſie Waffen und Schmuck daraus
ſchmieden. Dieſe Nibelungen, die ſich ja auch bei dem Siegfried=Achill im
Homer als Myrmidonen (Ameiſen z fleißigen Arbeitern) wiederfinden,
ſind nun mit ihrem Schatze bei den Franten zu ſittlicher Bedeutung aus=
gebildet
. Als Siegfried den Nibelungendrachen erſchlug, gewann er deſſen
Schatz. Der Beſitz dieſes Hortes, der ſeine Macht ins Unendliche ſteigert,
da er jetzt den zahlloſen Nibelungen gebietet, iſt aber auch der Grund
ſeines Todes. Denn ihn wiederzugewinnen ſtrebt der Erbe des Drachen,
er erlegt ihn tückiſch wie die Nacht den Tag, und zieht ihn in das finſtere
Reich des Todes: Siegfried wird ſomit Nibelung.
Durch den Gewinn des Hortes dem Tode geweiht, ſtrebt dennoch
jedes neue Geſchlecht unabwendbar nach ihm. Denn in dem Hort beruht
der Inbegriff der irdiſchen Macht: er iſt die Erde mit all ihrer
Herrlichkert ſelbſt, ſowie wir ſie beim Anbruch des Tages als unſer
ſonniges Eigenthum erkennen, nachdem die Nacht verjagt worden, die
ihre Prachenflügel geſpenſtiſch grauenhaft über die reichen Schätze der
Erde ausgebreitet hatte.
Der Hort ſelbſt endlich, das beſondere Werk der Nibelungen, ſind die
metallenen Eingeweide der Erde, die uns die Erde ſelbſt auszunutzen
verhelfen dann aber Waffen, Herrſcherreif und goldene Schätze, die Mit=
tel
der Herrſchaft und deren Wahrzeichen. Der Gottheld Siegfried, der
ihn zuerſt gewann und ſo Nibelung ward, hinterließ ſeinem Geſchlechte
den Anſpruch auf den Hort: den Gefallenen zu rächen und den Hort
wieder zu gewinnen macht alſo die Seele des ganzen Geſchlechtes aus,
an ihm iſt es in der Geſchichte wie in der Sage ſtets und allüberall
wieder zu erkennen, dieſes Geſchlecht der Nibelungen=Franken.
Dem entſprechend ſitzt der edelſte Held der Wibelungen wie dann
ſpäter alliterirend mit=Welfen' geſagt wurde, der Hohenſtaufe Friedrich
Barbaroſſa als Herrſcher in dem Berge, den Wotans Raben umkreiſen.
Ja vielleicht waren ſchon in der indogermaniſchen Heimath die Franken
der herrſchende Stamm, und jedenfalls haben ſie, ſobald ſie in die Ge=
ſchichte
eintraten, die Herrſchaft der Welt beanſprucht. Dieſes Dranges
mußte ſich Karl der Große bewußt ſein, als er die alten Stammeslieder
ſammeln ließ, die den Stammesglauben darſtellten und uns noch heute in
den alten Heldenliedern und Wolfram's Parſival wenigſtens theilweiſe er=

halten ſind, ſo daß eben Richard Wagner dieſe unſere innerſte Anſchau=
ung
, die durch das Chriſtenthum ſpäter völlig entbunden wurde, und
auch in einem weltumfaſſenden Bilde der Kunſt, dem Abendwerke ſeines
Lebens, im Varſival- zu geben vermochte. Auf jenen fränkiſchen Stam=
mesglauben
gründete Napoleon ſeinen Anſpruch auf das Reich des
Charlesmagne und die Weltherrſchaft der ihn ſogar nach Indien und
damit in die Verderbniß zog. Ja ſollten die Hohenzollern ohne das Ge=
fühl
ſolcher urgermaniſchen Erinnerung geweſen ſem, als e8 ihnen ſo
erwünſcht war, ihren alten Stammſitz im Hohenſtaufen=Lande wieder zu
gewinnen?
Soweit die innere Verbindung des Nihelungenmythus mit unſerer
Geſchichte. Allein nicht die äußere Herrſchaft iſt das letzte Ziel eines
wahren Culturvolk.H. Wie ſich dies ſchon als Bemußtſein unſerer Vor=
fahren
darin andeutet, daß ſie den Hort zum heiligen Gral, die ſinnliche
Herrſchaft zur geiſtiten machten! Wagner ſelbſt aber hatte mit ſolcher
zutreffenden Ausdeutung des Nibelungenmythus ſich die höhere und
ewige Weltwahrheit eingeſtanden, daß dieſes unſer Leben in der That
durch und durch tragiſch ſei und der menſchliche Wille, der eine Welt
nach ſeinem Wunſche bilden wollte, zuletzt zu nichts Befriedigenderem
gelangen könne, als durch einen würdigen Untergang ſich ſelbſt zu
brechen.
Und dieſe lezte Wahrheit, die ſich ſchon dem älteſten Orient aufge=
drängt
zeigt, als er Jacob im Traume durch den He rn ſelbſt, das Rück=
grat
, den Eigenwillen, brechen ließ, zieht ſich als tiefe Ahnung durch den
ganzen germaniſchen Mythus unb ließ die Deutſchen zuletzt nicht blos
den auf ſolcher Weltanſchauung erblühten höheren Glauben annehmen, der
ſie in ihrem thatkräftigen Ungeſtüm einzig der Geſchichte erhalten hat und
ihr noch eine größere Zukunſt ſichert, ſondern ſie wußten eben dieſe
chriſtliche Wahrheit auch erſt auf eine Weiſe auszudichten, die ſie für
die ganze Welt aufs neue fruchtbar macht. Sie hatten ſchon in ihren
alten Sagen angedeutet, daß denn doch der Beſitz dieſer Welt nicht das
zuletzt Erſtrebenswerthe ſei. Sie haben den Weltenbrand Muspillt, die
Götterdämmerung. Ein altisländiſcher Vers lautet:
Auch da droben iſt Drangſal
Und droht mit Vernichtung,
Auch am Himmel ſehe ich
Erlöſchen ſchon Lichter
Und die ſtolzeſten Sterne
Erwartet Zerſtörung.
Dieſes Siegen über die Welt durch Ueberwindung ſelbſt iſt es denn
auch, was Richard Wagner als letzte Ausdeutung unſeres nationalen
Mythus gibt. Seine Brünhilde ſingt, als ſie das Letzte, was ſie noch
an die Erde feſſelt, ihr eigenes Leben, dem geliebten Todten, Siegfried,
ſpendend, dem Scheiterhaufen zuſchreitet:
Verging wie im Hauch der Götter Geſchlecht,
Laß ohne Walter. die Welt ich zurück,
Meines heiligſten Wiſſens weiſ ich der Welt nun zu:
Nicht Gut, nicht Gold noch göttliche Pracht,
Nicht Haus, nicht Hof noch herriſcher Prunk,
Nicht trüber Verträge trügender Bund
Noch heuchelnder Sitte hartes Geſetz,
Selig in Luſt und Leid läßt die - Liebe nur ſein!
Dieſe Schlußſtelle iſt zwar in der wirklichen Compoſition der Dich=
tung
ausgeblieben, ſie mußte ſich als das Reſultat der ganzen Theater=
entwicklung
ja auf der Bühne von ſelbſt ergeben und eine muſikaliſche
Andeutung ihres Stimmungs=Inhaltes genügte. Wir wollen aber in
einem zweiten Artikel an der Hand des Stoffes, ſo wie ihn Wagner er=
faßt
und geſtaltet hat, nachzuweiſen ſuchen, daß dieſer letzte Haft und
Halt unſerer Anſchauung und Exiſtenz auch den grundlegenden In=
halt
ſeiner gewaltigen Nivelungenſchöpfung bildet.
2
Literariſches.
Unter den zahlreichen Broſchüren, welche. um das Verſtändniß
von Wagner's Der Ring des Nibelungen' zu erleichtern auf den Bücher=
markt
gebracht ſind, nehmen die Hans von Wolzogen'ſchen Fübrer
und thematiſchen Leitfaden durch die Muſik des Feſtſpieles Der Ring
des Nibelungen (Verlag von Gebr. Senf, Leipzig) inſofern eine Sonder=
ſtellung
ein, als ſie die einzigen Handbücher ſind, welche ſich ſpeciell mit
der Muſik dieſes Feſtſpieles, genauer: mit dem thematiſchen und leitmo=
tiviſchen
Gehalt jener Muſik befaſſen. Der Preis dieſer trefflichen
kleinen Propädeutik, welche auch in einzelnen Heften, eniſprechend den
4 Abenden der Tetralogie zu haben iſt und wie ein Textbuch
während der Aufführung gebraucht werden kann, beträgt 1 M.,
einzeln 40 Pf.
T age s =Kalender.
Freitag 2. März: Gemeinſchaftl. Verſammlung des Localgewerbvereins
und des Handelsvereins (Saalbau).
Samstag 3. März: Ball des Oekonomenvereins (Ritſert). - Ball des
Männergeſangvereins (Traube). Ball der Turngemeinde Beſſungen
CChauſſeehaus).
Sonntag 4. März: Vortrag im Katholikenverein.
Montag 5. März: Concert von Tereſina Tua (Saalbau).
Samstag 10. März: Abendunterhaltung des Geſangvereins=Melomanen=
(Schützenhof).

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.