Darmstädter Tagblatt 1883


16. Februar 1883

[  ][ ]

ge.

148.

146.
Jahrgang.

Genmeentsvres
Rſnheng 1 Marl 50 Pf. uch
agihn Auzwirz verden von
Ee peſtntern Beſtellungen end
pnzenimnan zu 1 Mar vo Pf.
wOau u Poſtaufichlaz

Irag= und Arzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werdenangenommen; in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Ne. 23.
in Beſſungen von Friedr. Bllßer
Lolzſtraße Nr. 25. ſowie auswürtg
von allen Anuoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

4 34

Freitag den 16. Februar.

1883.

923)
119
55
299
n4½
66
ge4
49e=

B e k a n n t m a ch u n g.
Wir ſehen uns veranlaßt, 8 6, 8 17 erſter Satz, ſowie Abſchnitt V des Regulativs, die Reinigung der Schornſteine
blreffend, nachſtehend unter dem Empfehlen bekannt zu geben, etwaige Verfehlungen gegen dieſe Vorſchriften Seitens der Kamin=
ger
uns zur Anzeige zu bringen.
8 6. Alle Schornſteine müſſen - vorausgeſetzt, daß die in dieſelben mündenden Feuerungen im Gebrauch ſind, - wenig=
ens
alle drei Monate in gleichen Zwiſchenräumen gefegt werden. Schornſteine, in welche nur im Winter (5. October bis
5. April) im Gebrauch befindliche Feuerungen münden, müſſen wenigſtens dreimal im Jahr, in der Regel in den Monaten
October, Januar und April gefegt werden.
8 17. Die Vornahme der ordnungsmäßigen Reinigung hat der Schornſteinfeger jedesmal einige Tage zuvor, und zwar
n den Orten, wo er ſeinen Wohnſitz hat, den Bewohnern der betreffenden Häuſer, möglichſt auch mit Angabe der Tageszeit,
ſlbſt anzuſagen.
V. Gebühren der Schornſteinfeger.
8 22. Für das Reinigen der Schornſteine in Kehrbezirken, welche aus mehreren Orten zuſammengeſetzt ſind, dürfen die
schornſteinfeger ſowohl in den Städten als auf dem Lande nicht höhere, als die in dem folgenden 8 23 feſtgeſetzten Gebühren
rheben. Dieſelben Gebühren kommen auch für das Reinigen der Schornſteine in Orten, welche für ſich allein einen oder
nehrere Kehrbezirke bilden, in Anwendung, inſofern nicht für dieſe Orte von der Ortspolizeibehörde im Einverſtändniß mit der
Ae meindevertretung höhere Gebühren feſtgeſetzt worden ſind.
8 23. Die Gebühren der Schornſteinfeger betragen für das Reinigen
eines ein Stockwerk durchlaufenden Schornſteins 10 Pfennige,
zwei Stockwerke
15
20
drei




vier
25




fünf
30

ind für jedes Stockwerk, durch welches der Schörnſtein weiter läuft, 5 Pfennige.
Die Gebühren, welche auch in dem Falle, wenn in einem und demſelben Schornſtein der Rauch aus verſchiedenen Stock=
verken
eingeführt wird, nur einſach in Anrechnung gebracht werden dürfen, gelten ſowohl für das Reinigen der weiten Schorn=
ſteine
mit Scharre und Beſen, als auch für das Reinigen der engen ſogenannten ruſſiſchen Schornſteine mit Kugel und Beſen
der Bürſte.
Für das Ausbrennen der letzteren, einſchließlich der nachfolgenden Fegung derſelben, können die Schornſteinfeger das Dop=
pelte
der eben beſtimmten Gebühr in Anſpruch nehmen. Für die Reinigung von Schornſteinen für größere Feuerungen zu gewerb=
lichen
und ähnlichen Zwecken, welche gewöhnlich in ihrer Höhe ganz oder theilweiſe freiſtehen (8 8), ſind, wenn nicht zwiſchen
dem Schornſteinfeger und dem Beſitzer eine andere Vergütung vereinbart wird, für jeden Meter der Höhe des Schornſteins zwölf
Pfennige als Fegerlohn zu entrichten.
8 24. Bei Berechnung des Fegerlohns wird das Stockwerk, in welchem der Schornſtein anfängt, ſei dies über oder unter
dem natürlichen Terrain und mag darin eine Feuerung ſich befinden oder nicht, mitgezählt.
Bei Küchenſchornſteinen wird das Stockwerk, in welchem die Küche befindlich iſt, als beſonderer Stock gerechnet, und es
ſmuß dafür auch der Rauchfang, ſoweit es nothwendig iſt, mitgekehrt werden.
Bewohnte Dachräume, mögen ſie ſich in Manſardendächern igebrochenen Dächern) oder gewöhnlichen Düchern befinden,
nerden als Stockwerke gerechnet. Bei ſolchen Dächern, welche ſtockwerkartige Eintheilung haben, iſt dieſe Eintheilung der Berech=
nung
des Fegerlohns zu Grund zu legen. Bei Schornſteinen in Dächern ohne ſolche Eintheilung iſt eine Höhe von 35 Metern
ſals diejenige eines Stockwerks zu betrachten.
Bei Schornſteinen, welche außen an einer Mauer eines Hauſes hinlaufen, bezeichnen die Stockwerke dieſes Hauſes das
Maß der Gebühren.
Der Raum unter der Dachſpitze bleibt in der Berechnung des Fegerlohns außer Anſatz, inſofern derſelbe nicht eine Höhe
von 3.5 Metern überſteigt. Ebenſo iſt, wenn bei den oben erwähnten Schornſteinen in Dächern ohne ſtockwerkartige Eintheilung
und bei ſolchen, welche außen an einer Maner eines Hauſes hinlaufen, bei der oben angegebenen Berechnung der Stockwerke ein
Stück von weniger als 35 Metern Höhe übrig bleibt, für dieſes Stück kein Fegerlohn zu berechnen.
97

[ ][  ][ ]

348

4 34
8 26. Wenn in dem im 8 17 erwaͤhnten Falle einer verſchobenen Reinigung der Schornſteinfeger zum Zwecke der Vor=
nahme
derſelben ſich wiederholt in eine Gemeinde begeben muß, ſo hat er außer dem Fegerlohn noch eine Vergütung für ſeinen
Gang von 40 Pfennigen für je 5 Kilometer (eine Stunde) der Entfernung ſeines Wohnſitzes von jener Gemeinde, wogegen er
für den Rückweg nichts verrechnen kann, in Anſpruch zu nehmen. Wenn bei dieſer Gelegenheit in einem Orte mehrere aufge=
ſchobene
Reinigungen vorzunehmen ſind, ſo hat der Schornſteinfeger von jedem Haus, in welchem die Reinigung der Schornſteine
nachträglich vorzunehmen iſt, 20 Pfennige für je 5 Kilometer der erwähnten Entfernung anzuſprechen.
Werden die verſchobenen Reinigungen an dem Wohnſitz des Schornſteinfegers oder in Orten, welche weniger als 5 Kilo;
meter davon entfernt ſind, vorgenommen, ſo kann der Schornſteinfeger außer dem Fegerlohn für jedes Haus, in welchem die nach=
trägliche
Fegung vorgenommen wird, eine Vergütung von 20 Pfennigen verlangen.
8 26. Die Schornſteinſeger haben ſich die zum Reinigen der Schornſteine nöthigen Beſen ꝛc. ſelbſt anzuſchaffen und können,
daher ſolche von den Hausbewohnern nicht verlangen. Sie dürfen nur für diejenigen Schornſteine Bezahlung fordern, welche ſie
ordnungsmüäßig wirllich gefegt haben und ſich ebenſowenig durch Annahme von irgend etwas verleiten laſſen, die Fegung eines
Schornſteins zu unterlaſſen. Trinkgelder, Neujahrsgeſchenke u. dgl. dürfen von den Schornſteinfegern oder ihren Geſellen nicht
gefordert werden.
Ueberſchreitungen der in 8 23 feſigeſetzten Gebühren werden nach 8 148, 8 der Gewerbeordnung mit Geidſtrafe bis zu
160 M. und im Falle des Unvermögens mit Haft bis zu vier Wochen beſtraft.
8 27. Der Hauseigenthümer oder deſſen Stellvertreter hat den Fegerlohn für ſämmtliche geſegte und ausgebrannte Schorn=
ſteine
ſeines Hauſes an den Schornſteinfeger zu bezahlen.
Die nach 8 25 zu zahlerden beſonderen Wegvergütungen ſind von Denjenigen, welche die Verſchiebung der Reinigung ihrer
Schornſteine veranlaßt haben, zu bezahlen.
Die Betheiligung der Miether am Fegerlohn iſt als Privatſache der Uebereinlunft zwiſchen den Hauseigenthümern oder
deren Stellvertretern und den Miethern überlaſſen.
8 28. Wird die Bezahlung des im 8 23 beſtimmten Fegerlohns oder der im 8 25 erwähnten beſonderen Vergütung bei
aufgeſchobenen Reinigungen verweigert, ſo hat ſich der Schornſteinfeger an die Ortspolizeibehörde zu wenden und, wenn deren
Aufforderung zur Zahlung unwirkſam bleiben ſollte, das Verzeichniß der ihm verweigerten Gebühren bei derſelben einzureichen,
damit ſolches von dieſer beſcheinigt und dem Kreisamte zur Vollziehbarerklärung und Beitreibung vorgelegt wird.
Darmſtadt, den 12. Februar 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
[44)

B e k a n n t m a ch u n g.
Die für die Stifte, Wieners= und Roßdörferſtraße angeordneten Sperren werden aufgehoben.
Darmſtadt, den 14. Februar 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
J. V.: Seim, Polizei=Aſſeſſor.
[1444

Bekanntmachung.
Die bei der Durchführung der Stift=
ſtraße
gewonnenen Granitſtücke werden von
uns käuflich abgegeben. Die Bedingungen/
können auf dem Stadtbauamte eingeſehen
und bei uns ſchriftliche Offerten abgegeben
werden.
Darmſtadt, den 29. Januar 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. (967
Faſſelochs=Verſteigerung.
Montag den 19. Februar l. Js.
Vormittags 10 Uhr,
werden im hieſigen Rathhaus zwei gut ge=
haltene
Faſſelochſen an den Meiſtbietenden
verſteigert.
Roßdorf, den 9. Februar 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Roßdorf.
Müller.
(1307

Oparmterte
5.
ſind ſtets vorräthig bei
C. Hofmann,
Wilhelminenſtraße 21.

Die neuen Srickgarne
und
nenen Bemläugen
ſind größtentheils eingetroffen und erlaube ich mir dieſelben bei
guten Qualitäten in ſchöner Auswahl zu möglichſt billigen Preiſen/
beſtens zu empfehlen.
Hehurich Hoosor.
Ludwigsſtraße 12.

2 Brannkohlenbergwerk Seligenſtadt. ?
Uuſere Braunkohlen=Preßſteine ſind in jedem beliebigen Quantum und bei
Entnahme von 500 Stück - ca. 10 Ctr. zu 8 Mk. ganz frei in's Hans
geliefert gtgen Baarzahlung zu beziehen durch die Alleinverkaufſtelle
Vernhars M. Hachenburger,
42 Eliſabethenſtraße 42.
[10522

[ ][  ][ ]

34

4.
GIIIIIIN

Den Eingang von
pLIbN
rlaube ich mir ergebenſt anzuzeigen.
WGtuI udo,
Ludwigsſtraße 52.
Ein Pöſtchen vorjähriger Muſter verkaufe ich ſpottbillig.

349

Die Dhſormen- uud
Militär-Bfecton-Pabril
Darmstadt,
Louiſenſtraße 14,

Selbſtgemäſtete große Welſchhahnen
Capannen,

Hahnen,

Fette
Kochhühner,
junge
Tauben,

9.50-12 Mark
3.50- 5
150- 2 50 Pig.,
150- 2 50
50-00 60

dwie Rehe in ſteis friſcher und guter Waare empfiehlt
W. GöhLh, Kiesſtraße Nr. II.

Maiuzer Birohenbau Lotterie
4 Klaſſen.
Mark 337,980 Gesammtwerth.
Gewinne in ungeprägtem Golde und Silber, Brillanten,
ſowie Induſtrie= und Kunſtgegenſtänden.
Haupttreffer:
Mark 100,000, 25,000, 20,000, 15,000, 12,000, 10,000, 5000,
3000, 2000, 1000 u. ſ. f.
Looſe für nächſte Ziehung
Saz
2 Hark. v.

empfiehlt in jolid. blligſter Ausjührung:
Militär- Hof-, Stauts-
und
Givil-Vniformen.
Militär=Cffecten, Waffen,
Tättel G Zaumzenge.
Civil-Bekleidungsstüche
und
Livréen. (1449

Feinsten

ſioneraldsbit der Mainzor Hirchenbau-Lotterie.

Horttz Strauss jun. in Hainz.

[1451

da.
52*

li4i)

RheinweinEsslg,
ächt, halb Liter 11 Pfg.
16
8eskes Franz. Hohnöl,
reinſchmeckend, halb Liter 70 Pfg.,
H
Besies poiseöl,
reinſchmeckend, halb Liter 46 Pfg.
I
Jyn
apo1. aac-Olivensl
halb Liter Mk. 1.20.
A8op ah;
MEWaR BnIh,
Wilhelminenſtraße. 11447
Tannen=Abfallholz,
per Centner 1 Mk. 10, bei Abnahme von
6 Centnern per Ceutner 1 Mk., iſt fort=
während
zu haben.
Schuchmaum,
Grafenſtraße 1. 11448

Cuvooihllo unu olluvigil
aus den erſten Fabriken
empfiehlt
Carl Watzinger
Louisenplatz 4. ſ5s
Alle Arten
Vogelsamen
in beſter abgeſiebter Waare billigſt.
Emanuel Fuild.s

Pie Hyf=Buchhanblung von
2
6 August Elugshöfter
empfiehlt garantirt reinen, direkt importirten
chinestschen Thee, Erute 1882,
zu Ml. 7. 5.25, 475, 3.7, 3, 2.75
und 2.50 pr. Pfd.
Theespitzen 18f. M.l25, M.l.I6.

Getreide-Kümmel
per Literflaſche M. 1. 20
ſempfiehlt
Carl Watzinger,
Loniſenplatz 4. (1154
Empfehle meine großen Vorräthe
feinſt gemäſteter
Franzss. Capaunen, Indian,
Poularden und Hahnen,
friſchgeſchoſſene
ReheaTasanen,
feinste Tafeläpfel,
ſrwie
Pariſer Hchwarzwurzel
per Pfd. 30 Pf. (1169
Hrch. Röhrich,
gegenüber der kathol. Kirche.

Aechte engliſche
Hyoon
AAll-vaddut-WassſG6l6
CCold Water Soap).
Alleinige Niederlage bei
Georg Liebig Sohn,
[460
Darmſtadt.

Ein gut heizender ſchöner
Thon=Ofen
lgrößerer Dimenſion) iſt zu verkaufen.
Promenadeſtraße 37 parterre. (943

[ ][  ][ ]

350

E

105) Saalbauſtraße 75 ein ſchö=
nes
Hochparterre mit Veranda, ſechs
Zimmer, Küche, 3 Zimmer im Sou=
terrain
, Keller und ſonſtiges Zubebör.

868) Landwehrſtraße 33, parterre,
ein Logis, 3 Zimmer, Küche, Keller nebſt
Zubehör zu vermiethen und kann ſofort
bezogen werden.
907) Schützenſtraße 17 die Beletage
mit 4 Zimmern, Cabinet, Küche m. Waſſer=
leitung
, Magdſtube ꝛc. per 15. April.
1452) Ecke der Promenade und
Wendelſtadtſtraße 27 iſt die Parterre=
Wohnung, enthaltend 5 Zimmer nebſt Zu=
behör
zu verm. und bis 1. Mai zu bez.
1453) Gr. Caplaneigaſſe 4 ein kl.
Logis für l-2 Perſonen zu vermiethen.

A

133*) Eine perfekte Köchin ſcht
Aushülfsſtelle, auch tagweiſe Beſchäftigung.
Zu erfragen Wilhelminenſtraße Nr. 6 bei
Frau Metzger.

1

Eue Höohin niſen wird geſucht.

mit guten Zeug=
Anfragen bei der Redact. d. Bl. (350
ſEin Lehrling kann ſofort oder zu Oſtern
C eintreten bei
Emil Bribach,
Uhrmacher. (1343

Ein Sohriſtsetzer
findet ausbülfswelſe Beſchäftigung in der
L. C. Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei.

Familien=Penſionats
für junge Mädchen.
In meiner ſeit 10 Jahren beſtehenden
Anſtalt wird jungen Mädchen gediegener
Unterricht in Wiſſenſchaften, Sprachen,
Muſik, Zeichnen, Malen, Handarbelten,
feinerer, Küche und Hausweſen ertheilt.
(Franzöſiſche und engliſche Umgangſprach=
im
Haus.) Sorgfältige geiſtige und körper=
liche
Pflege mit Anregung für Geiſt und
Herz. Vorzügliche Referenzen und Pro=
ſpecte
durch die Vorſteherin J. Hess-
Loehl, Heidelberg, Ziegelhäuſerſtraße 2.
(inder=Sitzwagen zu verkaufen. Näh.
5 in der Expedition d. Bl.
[145)

Fine Frau empfiehlt ſich im Flicken. Zu
C erfr. bei H. Diflo, Arheilgerſtr. 48.
(1456
Vorhauf von Baupläizen.
Drei ſchöne Bauplätze in der Stift=
ſtraße
ſind billig zu verkaufen Rheinſtraße
Nr. 26, 3. Stock.
1316

La42
TOATATTAAAOIOI"
Das vierte Concert zum Beſten des Wittwen.
und Waiſenſonds der Großherzoglichen Hofmuſik
findet Montag den 10. Februar im Saalbau ſtatt.
Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Klingelhöffer,
und Bergſträßer, ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.
Darmſtadt, im Februar 1883.
Der Vorstand. 1418

N
2tlige pantoſſein.
Die Frauenſtraminpantoffeln ( Hond=
arbeit
, welche ſeither zu 3 Mark verkauft
habe, werden von heute an zu M. 2.90
abgegeben.
Ferner iſt eine friſche Sendung Frauen=,
Männer= und Kinderſtiefel zu wieder=
holt
, herabgeſetzten Preiſen in bekannter
Güte eingetroffen.
(11080
Bahnhofſtraße 1, 1 Stiege hoch.

Fin großer Hinterbau für ein Fabrik=
-= geſchäft ſehr geeignet, zu vermiethen.
Off. an die Exped. unter A. 402. (390

5) Kauten Pferdemiſt zu verkaufen.
6 Lauteſchlägerſtraße 17.
[1457
E
.
E
Hie Hauptagentur einer alten ſo=
O liden Lebensverſicherungs= Geſell=
ſchaft
mit nicht unbedeutendem J ciſſo iſt
für den Darmſtädter Bezirk zu vergeben.
Offerten sub H. 8852 an Rudoli
Hosso, Darmſtadt, erbeten.
1458

vietriet Sohmiat,
Darmſtadt, Rheinſtraße 20.
Hutfabrik und Lager
aller Nouveantés aus renom=
mirteſten
Fadriken d. In= u. Aus=
landes
.
11966
Preiſe ſehr ſolid. Reparaturen prompt.

eſucht ein junger, kurzhaariger
Pinscher
[1379
kleiner Race. Näh. in der Exped. d. Bl.

Veſucht eine Wohnung v. 5-6 8. f
2) eine Beamtenfamilie. Offerten an die
Epedition d. Bl. unter A. E. 5. (355

Hine geſchidte Riedermache rin empfiehſt
G ſich den geehrten Damen. Zu erfra=
gen
bei Herrn Thomä, Hochſtr. 32. (1286

Fin wenig gebrauchtes Nivellirinſtru=
C= ment iſt preiswürdig zu verkaufen.
Ernſt=Ludwigsſtraße 17, Parterre. (976

Sposialarzt Dr. med. Heyer,
Verlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[(6899
Frochtbriefe
der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahu, auf Wunſch mit Firma,
M. 7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
pe.

Die häufizen Klagen über die Erfolgloſig=
keit
einer Annonce und das dafür wegge=
worfene
Geld würden verſtummen, wenn man
von Haaſenſtein und Vogler in Frank=
furt
(Main) über die Form, den Inhalt und
die geetgneten Zeitungen zuvor fachmänniſchen
Rath einholen möchte.
(1398

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag den 16. Februar.
1. Vorſtellung in der 7. Abonnements=Abtheilung:
Hamlet.
Trauerſpiel in 5 Acten von Shakeſpeare.
Perſonen:
Der König von Dänemark Herr Dalmonico.
Hamlet,
Herr Edward.
Polonius, Ober=Kämmerer Herr Butterweck.
daertes, ſein Sohn.
Herr Hacker.
Horatio, Hamler's Freund Herr Steude.
Roſenkranz.
Herr Mickler.
Güldenſtern, Hofleute
Herr Wagner.

Herr Schimmer.
Herr Klotz.

Herr Wünzer.
Herr Hartig.
Herr Hedrich.

Bernardo,
Marcellus, Oficiere . . Herr Bögel.
Francisco,
Der Geiſt von Hamlers
Vater.
Gertrude, Hamlet's Mutter Fräulein Berl.
Ophelia, Polonius' Tochter Fräulein Braunfels.
Osrik, ein Edelmann
Ein Schauſpieler. Herr Knispel.
Erſter
Zweiter Todtengräber. Herr Franke.
Ein Edelmann
Herr Knörzer.
Im Schauſpiele:
König
Herr Lautenberger.
Königin
Fräulein Schütky.
Lucianus
Herr Leib.
Vorher wird die von Beethoven componirte
Ouvertüre zu Coriolan ausgeführt.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen 10 Uhr.
Sonntag den 18. Februar:
Die Hugenotten.
Große Oper in 6 Acten mit Ballet von Meyerbeer
Marcel .. Herr Kraſa, vom Großh. Theater
in Neu=Strelitz, als Gaſt.

[ ][  ][ ]

M
Volttiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 16 Februar.
Deutſches Reich. Wie die Berliner Abendblätter voom 14. be=
richten
, hat der Kaiſer an den Feldmarſchall Grafen Moltke in Bezug
au) deſſen letzte Reichstagsrede ein anerkennendes Schreiben gerichtet.
Prinz Friedrich Karl wird zwiſchen dem 8. und 16. März von ſeiner
Orientreiſe in Berlin zurückerwartet und dann erſt ſeine Erklärung über
den Antritt der Erbſchaft abgeben.
Mit Bezug auf das unbegründete, von Her Kreuzeitung= aus=
gehende
Gerücht von einer Demiſſion des Kriegsminiſters ſagt die Nordd.
Allgem. 8tg., daß beſonders die Quelle dieſer Mittheilung überraſche,
da es derſelben an Gelegenheit zu beſſerer Information nicht fehlen könne
und man dort mindeſtens ebenſo gut wie anderswo hätte erwägen müſſen,
daß es hier weder im Frieden noch im Kriege Sitte ſei, die Poſition
während des Kampfes zu verlaſſen.
Erzherzog Rudolf von Oeſterreich und Gemahlin werden, wenn nicht
unvorhergeſehene Hinderniſſe eintreten, zu dem Coſtümefeſt am 28. d. M.
in Berlin eintreffen.
Am Vienstag beſchäftigte ſich der Reichstag lediglich mit Wahl=
prüfungen
und kam es im Verlauf der Debatte zu recht lebhaften Aus=
einanderſetzungen
zwiſchen dem Abgeordneten Eugen Richter und den
Rednern der Rechten über die von erſtgenanntem Abgeordneten behaup=
teten
amtlichen Beeinfluſſungen bei den letzten Wahlen in mehreren ſächſi=
ſchen
Reichstagswahlkreiſen. Eine ganze Reihe von Wahlen wurde ſchließ=
lich
beanſtandet, darunter diejenigen von vier ſächſiſchen Abgeordneten,
der Herren Ebert (conſ.), Leuſchner (nat.=lib.), Reich (conſ.) und Kutzſch=
ach
(ſecelſ.). Am Mittwoch trat der Reichstag in die dritte Leſung des
Etats ein; die Vertagung des Hauſes dürfte noch in dieſer Woche er=
ſolgen
.
Die beabſichtigte Einziehung der meiſten ruſſiſchen Geſandtſchafts=
poſten
bei den deutſchen Höfen wird nunmehr zur Thatſache. Der ruſſi=
ſche
Miniſterreſident bei den Höfen von Oldenburg und Braunſchweig,
Baron v. Mengden, welcher zugleich bei den Hanſeſtädten beglaubigt iſt,
iſt jetzt auch zum Miniſterreſidenten beim ſächſiſchen Hofe ernannt wor=
den
, was alſo die Aufhebung der ruſſiſchen Geſandtſchaft in Dresden
bedeutet. Von den ruſſiſchen Geſandtſchaftkpoſten in Deutſchland ſoll:
natürlich abgeſehen von der Berlirer Bolſchaft - überhaupt nur der=
jenige
in Stuttgart beſtehen bleiben, wegen der nahen verwandtſchaft=
lichen
Beziehungen zwiſchen dem württembergiſchen Königshauſe und der
ruſſiſchen Kaiſerfamilie.
Die Krankenkaſſen=Commiſſion genehmigle die Vorlage nach den Be=
ſchlüſſen
der zweiten Leſung mit 18 gegen 2 Stimmen. Die Steuer=
commiſſion
des Abgeordnetenhauſes hat die Reſolution, betreffend Vor=
legung
der Geſetzentwürfe über Reform der Einkommenſteuer mit einer
von 6000 M. abfallenden Scala, ſowie Einführung der Declarations=
oflicht
bei beſonderer Beſteuerung des Einkommens aus Capitalrente an=
genommen
.
Die öſterreichiſch=deutſche Eiſenbahn=Tarif=Conferenz wurde am 14.
nach protokollariſcher Feſtſtellung ſämmtlicher Beſchlüſſe geſchloſſen.
Die Hamburger Bürgerſchaft vertagte am 14. die Verhandlung be=
reffs
des Zollanſchluſſes bis nächſten Mittwoch, nachdem ein Brief des
Senats verleſen war, wonach keine Commiſſare in die Sitzung entſendet
werden ſollten, da der Senat annehme, daß der Gegenſtand von der
Tagesordnung abgeſetzt werde, weil inzwiſchen Verhandlungen zwiſchen
Mitaliedern der Bürgerſchaft und des Senats geführt würden, welche
erhoffen laſſen, daß man zu einer Alle befriedigenden Einigung komme.
Biſchof Raeß in Straßburg wurde auf ſeine dringende Bitte durch
den Papſt von der Verwaltung der Diöceſe entbunden und dieſelbe gleich=
zeitig
dem zum Adminiſtrator ernannten Biſchof Stumpf übertragen.
Frankreich. Die Commiſſion der Kammer verwarf einſtimmig
und ohne Debatte den vom Senate genehmigten Waddington'ſchen Ent=
wurf
, ebenſo mit 6 gegen 5 Etimmen den Antrag Barbey und mit 5
gegen 5 Stimmen (ein Mitglied enthielt ſich der Abſtimmung) den erſten
Antrag Floquers.
Praſident Greoy empfing am 14. eine Deputation von Kaufleuten
und Induſtriellen, welche ihm eine Petition überreichen, worin die Auf=
merkſamkeit
des Präſidenten auf die durch die häufigen Miniſterwechſel
verurſachte kritiſche Lage des Handels und der Induſtrie gelenkt wurde.
Prinz Jerome Napoleon wird aus England, wohin er ſich am
Dienstag begeben, wohl vorerſt nicht mehr nach Frankreich zurückkehren.
Dem Vernehmen nach will er ſeinen dauernden Aufenthalt in Brüſſel
nehmen und von dort aus ſeine Agitationen fortſetzen.
England. Das Parlament iſt nach zweimonatlicher Vertagung am
15. Februar wieder zuſammengetreten, und wird ſich in der Nachſeſſion
u. a. auch mit der Bill, betreffend die Gemeindeverwaltung der Stadt
London zu beſchäftigen haben. In der Verwaltung der engliſchen Haupt=
ſtadt
herrſchten ſeit einer Reihe von Jahren große Mißſtände, welche zum
Theil daraus entſprangen, daß die Stadtvertretung der City, alſo des
älteſten Theiles von London, auch die Verwaltung der übrigen Stadt=
theile
in directeſter Weiſe ausübte, was bei der Ausdehnung der Millio=
nenſtadt
an der Themſe unbedingt zu Mißbräuchen führen mußte. Die
Regierung hat nun dem Parlamente einen Geſetzentwurf vorgelegt, welcher
die Verwaltung London's einer durchgreifenden Reform unterzieht und
deſſen Genehmigung durch das Parlament keinem Zweifel unterliegt.
Auch die Frage des parlamentariſchen Eides wird das engliſche Parla=
ment
wieder beſchäftigen; wie es heißt, will die Regierung eine Bill

34
351
einbringen, welche denſelben durch eine bloße Argelobung (Alfirmation)
erſetzt. Bekanntlich hat das Unterhaus eine ſolche Bill bereiis im Prin=
cipe
ſanctionirt, ſo daß ihrer legislatoriſchenß Erledigung keine großen
Hinderniſſe im Wege ſtehen dürften.
Gladſtone wirde Ende Februar nach London zurückkehren.
Orient. Das Intereſſe an den orientaliſchen Angelegenbeiten con=
centrirt
ſich gegenwärtig auf die in London tagende Donau-Conferenz.
Dieſelbe iſt in erſter Linie dazu beſtimmt, eine Einigung der Mächte in
Betreff der ſogenannten Killafrage herbeizuführen. Der Kilia= Arm-
der
nördlichſte Arm des Donaudeltas - gekört zu Rußland, und Ruß=
land
will nun auf Grund ſeines Beſitzrechtes die Kilia, welche ſehr ver=
ſandet
iſt, ausbaggern und an ihrer Mündung Befeſtigungen anlegen.
Beides widerſpricht aber gewiſſen Beſtimmungen im Donau=Vertrage
und die Conferenz ſoll eben hierüber eine Vereinbarung unter den
Mächten herbeiführen. Rumänien hat dagen proteſtirt, daß ihm in der
Conferenz keine vollwichtige, ſondern nur eine berathende Stimme zu=
geſtanden
worden iſt. Fürſt Ghika, der Vertreter Rumäniens in London,
hat dem engliſchen Miniſter des Auswärtigen, Lord Granville, in einem
Schreiben dieſen Proteſt zugehen laſſen und erklärt, er wurde an der
Conferenz nicht theilnehmen. Der Repräſentant Bulgariens, Bulcovich,
proteſtirte ſeinerſeits gegen die Zulaſſung Muſurus Paſcha's, des türki=
ſchen
Botſchafters in London, zur Couferenz.
Vereinigte Staaten Die Ueberſchwemmungen in den Weſt=
ſtaaten
nehmen immer größere Ausdehnung an. In Cincinati erreichte
der Fluß die noch nicht dageweſene Höhe von 64 Fuß und wächſt noch
immer weiter. Die Miliz hilft der Polizei ſehr bei dem Schutz des
Eigenthums. Die obdachloſen Einwohner ſuchten Schutz in den Kirchen.
Auch in Louisville und Indiana herrſcht große Noth.
Nach Mitthrilungen aus New=York vom 14. Februar dauern die
Ueberſchwemmungen noch fort. In Louisville iſt in der Nacht vom 13.
zum 14. ds. der den unteren Theil der Stadt ſchützende Damm einge=
brochen
; die 60 Fuß hohe Waſſermaſſe ergoß ſich gegen die dort ſtehen=
den
kleinen Wohnungen. Gegen 30 Perſonen ſind umgekommen. Der
Fonds für die Ueberſchwemmten in Deutſchland wird jetzt für die Ueber=
ſchwemmten
Louisv=le's verwendet, wo 5-8000 Menſchen obdachlos
ſind. In Cincinatt wurde ein Theil des Bahnho's vom Waſſer ſortge=
riſſen
, wobei citca 50 Perſonen umkamen. Der Ohio beginnt jetzt zu
fallen. Die Zahl der in Folge der Ueberſchwemmung Arbeitslosgeworde=
nen
beträgt 35000; die Zahl der unter Waſſer ſtehenden Häuſer in der
Umgegend von Cincinati wird auf 1000 angegeben.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 16. Februar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Kreisrath des
Kreiſes Schotten Dr. W. Dietzſch auf ſein Nachſuchen mit Wirkung
vom 1. April l. J. an in den Ruheſtand verſetzt; ferner den Kreisaſſeſſor
bei dem Kreisamt Bingen Dr. C. Wolf zum Kreisrath des Kreiſes
Schotten, den Kreisaſſeſſor bei dem Kreisamt Dieburg Dr. C. Kayſer
zum Kreisaſſeſſor bei dem Kreisamt Bingen und den Polizeicommiſſär
2. Kl. bei dem Polizeiamte Darmſtadt Polizei=Inſpector Dr. A. Dietz
zum Kreisaſſeſſor bei dem Kreisamt Dieburg ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Steuerauf=
ſeher
H. Wagner in Mainz zum Pfandmeiſter bei dem Rentamt
Lindenfels ernannt.
- Die Stadtverordneten werden ſich in nächſter Sitzung
über folgende Vorſchläge der Bau=Commiſſion hinſichtlich der im nächſten
Jahr proiectirten Kanalbauten ſchlüſſig zu machen haben: Kanal durch
die Grafenſtraße zwiſchen Rhein= und Promenadeſtraße, nebſt Ver=
längerung
durch die Landwehr= bis zur Blumenthalſtraße 18000 M.;
Kanal durch die Promenadeſtraße von Wilhelminen= bis Grafenſtraße
3600 M.; Kanal durch die Promenadeſtraße, von Grafen= bis Caſino=
ſtraße
9000 M.; Kanal durch die Heinrichsſtraße von Carls= bis
Heidelbergerſtraße 14,000 M.; Kanal durch die Carlsſtraße, zwiſchen
Heinrichs= und Kiesſtraße 28,000 M.; Kanal durch die Kiesſtraße, von
Carls= bis Hochſtraße 3500 M., ſowie Kanal durch die Wienersſtraße
4700 M. (bereits in Arbeit); Kanal durch die Soderſtraße, von Wieners=
bis
Mühlſtraße 9400 M.; Kanal durch die Roßdörferſtraße, von Wieners=
bis
Teichhausſtraße 1000 M.; Kanal durch die Nieder=Ramſtädterſtraße,
von Teichhaus= bis Carlsſtraße 6000 M.; Kanal durch die Heinrichs=
ſtraße
, von Hoch= bis Carlsſtraße 3000 M.; Verbeſſerung des Kanals
in der Friedrichsſtraße 400 M.; Kanal durch die Sandſtraße, zwiſchen
Wilhelminen= und Steinſtraße 1800 M. Geſammiſumme 83900 M.
N. H. V.)
- Wie den N. H. B. von zuverläſiger Seite mitgetheilt wird,
trifft Herr Angelo Neumann mit ſeiner en. 150 Perſonen zählenden
Operngeſellſchaft am 11. März hier ein und werden die Aufführungen
des Nibelungen Rings= von Richarb Wagner im Großh. Hof=
theater
Montag den 12. mit Rheingold= beginnen. Dienstag wird
Die Walküre, Donnerstag Siegfried= und Freitag Die Götter=
dämmerung
folgen. Bei den enormen Koſten, welche die Aufführung
der complicirten Werke verurſachen, ſollen doppelte Sonntagspreiſe ge=
nommen
werden, wovon 20pCl. der Brutto=Einnahme in die Hoftheater=
Kaſſe fließen. Die Hoftheater=Direction trägt die üblichen Tageskoſten
ür Beleuchtung, Billeteurs und techniſches Perſonal. Vom 12. bis
26. März (Oſtermontag) werden von unſerem Kunſtperſonal keine Vor=
ſtellungen
ſtattfinden. Das Gerücht von dem Entlaſſungsgeſuch des
Herrn Hoftheaterſänger Bär entbehrt der Begründung.

[ ][  ]

3
352
(Eingeſandt.) Das Schießen bei Begräbniſſen betr.
iſt auf das in geſtriger Nr. des Tagblatts publicirte Schreiben folgendes
zu erwiedern: Ein Privileg oder durch Verjährung erworbene Schießrechte
einer hieſigen Geſellſchaft beſtehen nicht. Was in dem fragl. Schreiben
als Schießrecht gedacht jein kann, das älter als der Friedhof wäre, das
iſt doch wohl nur eine jederzeit widerrufliche polizeiliche Erlaubniß, auf
dem agl. Platz Schießübungen halten zu dürfen. Wird ſich die ſeither
beſtn dene oder eine neue Geſellſchaft auf einem andern Platz eimichten,
ſo it dieſelbe Erlaubniß auch für dort erhältlich und wird nrgends ver=
ſagt
, wo die Einrichtungen ſo getroffen ſind, daß die Sicherheit des
difentlichen Verkehrs nicht gefährdet erſcheint. Das iſt aber bei dem
j higen Platz im bogen Grade der Fall und die Gefahr wächſt mit jedem
Tag mehr und wird um ſo größer als ſich der Verkehr in der Gegend,
vermehrt. Man erinnert an die vielen, das Schießhausgelände umgeben=
den
Spazierwege ſowie die dahinter liegenden Wieſen und verweiſt nur
noch auf den in aller Erinnerung wohnenden Vorfall, daß vor wenigen
Jahren ein hieſiger, ſich auf einem benachbarten Spaziergang befindlicher
Reallehrer nahezu erſchoſſen worden wäre. Man glaubt noch auf die
große Geſahr aufmerkſam machen zu müſſen, welcher bei den weittragen=
den
Gewehren der Jetztzeit die unweit des Schießhauſes paſſirenden Züge
der Odenwaldbahn ausgeſetzt ſind. Wenn ein Unglück paſſirt iſt, kommen
die Vorſichtsmaßregeln zu ſpät. Abgeſehen von den Störungen der goltes=
dienſtlichen
Handlungen auf dem Friedhof, ſollten alle dieſe Umſtände
nicht blos die Schützengeſellſchaft, ſondern namentlich auch die mit
Wahrung der öffentlichen Sicherheit betrauten Behörden mahnen, Au=
ordnungen
und Einrichtungen dazin zu treffen, daß auf dem jetzigen
Schießhausgebäude fernere Schießöbungen unterbleiben.
0) Wie wir hören, ſind die Urheber eines unlängſt am Marien=
platze
verübten nicht unbedeutenden Diebſtahls von Schmuckjachen durch
Enthüllungen, welche ein im hieſigen Arreſthaus inhaftirter Burſche ge=
macht
, ermittelt worden.
Beſſungen. Der Voranſchlag der Gemeinde für 1883,84
liegt im Entwurf des Großh. Bürgermeiſters gegenwärtig auf dem
Rathhauſe zur Einſicht der Intereſſenten offen und allerlei Gerücht
von Erhöhung der Umlagen, Beſoldungserhöhungen ꝛc. veranlaßten auch
Einſender dieſes Eir ſicht zu nehmen.
Der Voranſchlag ſchließt in Einnahme und Ausgabe ab mit
155. 50 M. 95 Pf. und betragen die Einnahmen:
ordentliche:
5918823 M. dagegen im Vorjahre: 73688.76 M.
außerordentliche: 1051972
9373.00


Umlagen:
85795.00
7693600


Die Ausgabe:
ordentliche:
140074.78 M. dagegen im Vorjahre: 144677.05 M.
außerordentliche: 15428.17
14320.71
gegen das Vorjähr geringer um 8494.81 M.
Der Ausjall an ordentlicher Einnahme beſteht im Weſentlichen
(unter Weglaſſung der Pfennige) aus geringerem Rechnungsreſt aus
vorderen Jahren mit 8527 M., Weniger=Erlös aus Waldungen 1886 M.,
durch Aufhebung des Schulgeldes 3800 M., dagegen ſind an Abgabe
für Waſſerabfliche 345 M. mehr vorgeſehen. Die aufzunehmenden Kapi=
talien
von 10249 M. ſind beſtimmt zum Ankauf von Gelände zur Er=
weiterung
und Herſtellung der Holzwegsſtraße 4000 M., zum An=
kauf
und Abbruch einer Thorhalle zur Erweiterung der Steinackerſtraße
4000 M., zur nothwendigen Herſtellung einer Goſſe mit Canal an der
Heidelbergerſtraße zwiſchen Wilhelm= und Hermannſtraße, einer Floß=
rinne
auf der Nordſeite der unteren Hermann= und auf der Südſeite der
Wittmaunsſtraße mit 2249 M. Die Umlagen ſollen erhöht werden um
9859 M., mithin um 13½ pCt.
Zu der Einnahme wird noch kommen: die Entſchädigung des Staats
für Uebernahme der Unterhaltung der Heidelbergerſtraße von der Darm=
ſtädter
Grenze an, für welche in Ausgabe 1275 M. vorgeſehen ſind.
Zu dem Ausfall des Schulgeldes ſoll noch bemerkt werden, daß
daſſelbe für 1880 in Einnahme 3076.87 M. betrug, wovon als unein=
bringlich
18288 M. wieder abgingen und für die Zeit vom 1. Ja=
nuar
1881 bis 31. März 1882 5056.60 MM. wovon den Pflichtigen
113126 M. erlaſſen und 242.25 M. Uneinbringlich wurden. Es blieb
daher für 1880 eine reine Einnahme von 2893.99 M. und für die Zeit
vom 1. Januar 1881 bis 31. März 1882 eine ſolche von 368309 M.
(Fortſetzung folgt.)
Beſſungen. Lurch Carlsſtraße, Martin= und Rückert=
ſtraße
iſt eben ein Röhren=Canalbau in Ausführung begriffen. Mittelſt
desſelben wird das in den Kellern ſich anſammelnde Waſſer abgeleitet.
Die Herſtellung geſchieht auf Koſten der Hauseigenthümer, welche ihre
Betheiligung erklärt haben. Nur für dieſe werden Seitencanäle den
Häuſern zugeſührt. Wir empfehlen daher jenen Hausbeſitzern, welche
ſich bis jetzt nicht zur Theilnahme bereit erklärten, in ihrem, wie auch
im gemeinſamen Intereſſe dies nachzuholen, ſo lange es noch Zeit iſt.
Mainz, 15. Februar. Im hieſigen Gymnaſium hat ſeit
einiger Zeit Herr Director Menge die Einrichtung get=offen, daß alle
vier Wochen eine ſogenannte Declamationsſtunde veranſtaltet
Es werden darin von Schülern jeder Claſſe Gedichte und
wird.
Stellen aus Claſſikern in deutſcher, lateiniſcher, griechiſcher, franzöſiſcher
und engliſcher Sprache vorgetragen. Dieſelbe hat den Zweck, die Schüler
an den Vortrag zu gewöhnen. Sie finden in der Aula in zwei Ab=
theilungen
, für die oberen und für die unteren Claſſen ſtatt und es
wohnen derſelben die Lehrer und Schüler bei.

Gegen den Herausgeber eines hier erſcheinenden, ſich Wucherpille
nennenden Antiſemitenblättchens iſt von der Staatsanwaltſchaft auf
Grund des 8 130 des Strafgeſetzbuches Anklage erhoben worden. Bei
einer vorgenommenen gerichtlichen Hausſuchung wurden ſämmtliche yor=
handenen
Exemplare des Blattes mit Beſchlag beleat.
Die Neue Anlage; wird durch die Umführungsarb.iten der
Heſſ. Ludwigsbahn ſehr verſtümmelt werden. Mit dem Raſiren der
Geſträuche iſt bereits angefangen und werden innerhalb 14 Tagen auf
dem beſtimmten Terrain ſämmtliche mitunter prachtvollen Bäume
gefällt ſein.
O Die Gemeinde Erfelden hat der zur Unterſuchung der Be=
ſchwerden
gegen die Rheinregulirung niedergeſetzten Commiſſion gegen=
über
geltend gemacht, daß während ſonſt am ganzen heſſiſchen Rhein ent=
lang
zum Schutz gegen Hochwaſſer Landdämme vorhanden ſeien und
auf Staatskoſten unterhalten würden, dies oberhalb Erfelden unweit
der Schwarzbachbrücke nicht der Fall ſei, durch welche 1600 Meter
große Lücke in dem Dammſyſtem die häufigen Ueberfluthungen der Ge=
markung
verurſacht würden, und bat bei ihrer notoriſchen Bedürftigkeit
Um Ausführung des frazlichen Dammbaus auf Staatskoſten. Die Com=
miſſion
hat im Weſentlichen Veranlaſſung genommen, die in Rede ſtehende
Petition als empfehlenswerth zu befürworten.
Der Tod Richard Wagner's erſolgte am Dienstag Nach=
mittag
4 Uhr durch Herzſchlag, welchem ſtarke aſtbmatiſche Beſchwerden
vorangegangen waren. Wagner hatte in letzter Zeit mehrfach an ähn=
lichen
Beſchwerden gelitten, ohne daß ſeitens der Aerzte hierin ein Grund
zu ernſtlichen Befürchtungen erblickt worden wäre. Am Dienstag früh
fühlte ſich Wagner noch völlig wohl, gegen Mittag ſtellten ſich Aſthma=
beſchwerden
ein, die dann gegen 2 Uhr beängſtigend wurden. Er ſtarb
nach dem B. C. auf dem Seſſel ſitzend, in ſeinem Arbeitszimmer;
ſene Gemahlin und Kinder waren um ihn verſammelt. Der König von
Bayern ſandte noch im Laufe der Nacht ein Beileidstelegramm und bat,
ſeine Wünſche wegen der Beiſetzung oder Ueberführung der Leiche nach
der Heimath des Verſtorbenen abzuwarten. Die Familie Richard Wag=
ners
reiſte am 15. nach Deutſchland zurück. Die Leiche wird nach
Bayreuth gebracht werden, wo der nun Verblichene ſich ſelbſt ſchon ſein
Grab im Garten ſeines Hauſes Wahnfried= erbaut hat.
Joſeph Joachim, der gegenwärtig ohne Rivalen daſtehende
klaſſiſche Geiger, geboren 28. Jumt 1831 zu Kittſee bei Preßburg, war
ein muſikaliſches Wunderkind, tral bereits mit 7 Jahren mit ſeinem erſten
Lehrer, dem Concertmeiſter am Peſter Theater, Szerwaczinski, öffentlich
auf und wurde 1838 am Wiener Conſervatorium Schüler Böhms, der
ihn ſchnell ſo weit förderte, daß er 1833 m Leipzig zuerſt in einem Con=
cert
der Vtardot Garcia und balo darauf im Gewandhaus vor einem
ſehr kritiſchen Publikum glänzend beſtehen konnte. Die nächſten 6 Jahre
blieb J. in Leipzig, das damals im vollen Glanz der Epoche Mendels=
ſohn
=Schumann ſtand und ſetzte unter David ſeine Studien auf das
ernſthafteſte fort. 1844 trat er im Gewandhaus mit dem auf ſeiner
Studientour in Leipzig längeren Aufenthalt machenden Bazzini, mit
Ernſt und David in Maurers Quadrupelconcert für vier Violinen auf,
Es darf wohl angenommen werden, daß die diſtinguirte Kunſtpflege
Leipzigs von entſcheidendem Einfluß auf ſeine Entwickelung wurde, daß
ſein hohes, auf das Edelſte gerichtetes Streben dort die reichſte Nahrung
und ſicherſte Anleitung fand. Von Leipzig aus verbreitete er durch ge=
legentliche
Concertiouren ſeinen Künſtlerruf. 1849 nahm er die Concert=
meiſterſtelle
zu Weimar an, ſympathiſirte indeß zu wenig mit der bereits
damals in Liſzts Perſon centraliſierten neudeutſchen Richtung, um ſich
dort auf die Dauer wohl zu fühlen, und vertauſchte daher 1854 ſeine
Stellung gegen die eines k. Concertmeiſters und Kammervirtuoſen zu
Hannover. 1868 wurde J. die Direction der neuerrichteten Hochſchule
für Muſik in Berlin übertragen, die ſich von Jahr zu Jahr zu größeren
Dimenſionen entwickelte. Joachims Technik iſt eine eminente und wenn
auch Virtuoſen wie Saraſate durch Glanz und Colorit vorübergehend
auch den Muſiker mehr gefangen nehmen, ſo bleibt doch Joachims über=
legene
Größe und klaſſiſche Ruhe ſchließlich Sieger. J. gehört zu den
Meiſtern, denen die Intention des Componiſten dasj hochſte Ideal iſt,
die den Effect verachten, die nicht begeiſtern, bezaubern, ſondern be=
lehren
, imponieren. Es iſt in der That belehrend, wenn man das
Beethoven'ſche Concert, wie es Joachim ſpielt, vergleicht mit der Art
wie es andere hochgefeierte Virtuoſen vortragen.
Ein am Samstag von dem Journaliſtenverein Berliner Preſſe=
im
dorten Wintergarten; zum Beſten der Ueberſchwemmten der Rhein=
ebene
veranſtalletes Ballfeſt ergab einen Ueberſchuß von über 25,000 M.

Tag e z Kal en d e r.
Freitag 16. Februar: Verſammlung des Localgewerbvereins (Bockshaut).
Camstag 17. Februar: Ball des Geſangvereins Melomanen-( Schützen=
hof
). - Ball der Freiw. Turnerfeuerwehr (Saalbau).
Sonntag 18. Februar: Generalverſammlung des Krankenkaſſe=Vereins
(Rathhausſaal). Generalverſammlnng des Geſangvereins Sänger=
luſt'
(Brauerei Heß).
Montag 19. Februar: 4. Concert zum Beſten des Wittwen= und
Waiſenfonds der Großh. Hofmuſik (Saalbau).
Donnerstag 22. Februar: Concert von Joſeph Joachim (Saalbau).
Samstag 24. Februar: Stiftungsfeſt des Vereins Frohſinn' (Saalbau).
Sonntag 25. Februar: Generalverſammlung des Seibel'ſchen Kranken=
und Sterbekaſſevereins (Brauerei Böttinger/
Mittwoch 28. Februar: Ball der Verein. Geſellſchaft.

Redaction und Verlag: L. L. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.