Darmstädter Tagblatt 1881


06. Mai 1881

[  ][ ]

144.
Jahrgang.

144.
Jahrgung.

Wonnenentspreis
derteljährlich 1 Mark 50 Pf. md.
Eringerlohn. Anzwaͤrtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
zegengenommen
zn 1 Mark 50 Pf.
pe Quartal ud. Poſtaufſchlag.

Grag= und Anzeigebkaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Phuuntlriep uüttthutruugvoluir.

Inſerate
werdenangenommen: uDarmſtadt
von der Epedition Rheinſtr. Ar. 23.
mBeſſungen von Friedr. Blßer
Holzſtraße N. 2. ſowie aufwärt
von allen AnnoneenEppeditionen.

Amtliches Organ
für die Rekanntmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behärden.

RSS.

Freitag den 6. Mai.

1881.


Betreffend: Die Vertilgung der Blutlaus.
Darmſtadt, am 3. Mai 1881.

Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Wir erinnern Sie an die in 8 2 des in rubricirtem Betreff erlaſſenen Local=Reglements vorgeſchriebene Beſichtigung der
Aepfelbäume in Ihren Gemarkungen.
Küchler.
Betreffend: Die Schießübungen auf dem Artillerie=Schießplatz bei Griesheim.
Darmſtadt, am 4. Mal 1881.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien Eberſtadt, Eſchollbrücken, Griesheim, Hahn und Pfungſtadt.
Zum Zweck ortsüblicher Bekanntmachung in Ihren Gemeinden benachrichtigen wir Sie hierdurch, daß das Großherzogliche
Feld=Artillerie=Regiment Nr. 25 am 7. und 21. d. Mts. Vormittags auf dem Griesheimer Schießplatz Schießübungen abhalten
wird.
Küchler.

B e k a n n
Die nunmehr beendete Reviſion aller in Darmſtadt t mach u n g.
im öffentlichen Verkehr befindlichen Maße, Gewichte und WSchank= hat nicht unbedeutende Anſtände ergeben.
Es wurden befunden von
als vorſchriftsmüßig: als der nochmaligen Prüfung unzuläſſig: 287 revidirten Lüngenmaßen 252 durch das Eichamt bedürftig:
10 25 15458 Flüſſigkeitsmaßen 14773 166 519 216
Hohlmaßen für trockene Körper 202 14 7004 Gewichten 5836 1012 156 782 Waagen 712 33 87 10
Kaſten= und Rahmen=Maßen 6 4 68 Petroleummeß=Apparaten 64 1 3

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Eoe.

Die Verſtöße gegen die Vorſchriften waren theilweiſe ſehr graver Natur und mußten unter Confiscation der unzuläſſigen
Objecte namhafte Strafen erkannt werden. Wir ſehen uns deshalb zur Bekanntgabe des obigen Reſultats mit der Empfehlung
an alle intereſſirten Gewerbetreibenden veranlaßt, zur Vermeidung von unangenehmen Folgen der Inſtandhaltung von Maß
und Gewicht die erforderliche Aufmerkſamkeit zu widmen.
Darmſtadt, den 4. Mai 1881.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
Ordnung für den Ankauf von Stutfohlen durch den Landespferdezucht=Verein.
8 1. Der Landespferdezucht=Verein veranſtaltet in Gemäßheit ſeiner ſtatuariſchen Beſtimmungen alljährlich für die pferde=
züchtenden
Mitglieder des Vereins in den drei Provinzen einen gemeinſchaftlichen Ankauf von Stutfohlen. Die Anklaufstermine
werden vom Vorſtande jeweils zeitig bekannt gegeben und iſt in der betreffenden Einladung zur Betheiligung der vorausſichtliche
Ankaufspreis anzugeben.
8 2. Angekauft werden halbjährige Stutfohlen in den durch eine vorzügliche Pferdezucht ausgezeichneten Gegenden, welche
alljährlich näher zu beſtimmen ſind.
83. Der Ankauf wird durch vom Ausſchuſſe gewählte und vom Vorſtand mit Inſtruction verſehene Commiſſionen, be=
ſtehend
:
a) aus einem Vorſtandsmitglied, als Leiter,
b) aus einem Veterinkrarzt,
leg
0) aus Pferdezüchtern in der vom Ausſchuſſe beſchloſſenen Zahl,
h21.
uf Beſtellung der Kaufluſtigen bewerkſtelligt.
8 4. Zur Betheiligung am Bezuge ſind alle Mitglieder des Pferdezuchtvereins berechtigt.
9)
247

[ ][  ][ ]

R88
926
8 5. Die Anmeldungen zur Betheiligung haben unter Angabe der Zahl der gewünſchten Fohlen bei dem Director des
landwirthſchaftlichen Bezirksvereins, in Rheinheſſen bei dem Präſidenten oder den Vereinsbezirks=Vorſtehern des landwirthſchaft=
lichen
Provinzial=Vereins, oder bei dem Vorſtande des Pferdezucht=Vereins in Darmſtadt bis zu dem durch Vorſtand bekannt
zu gebenden Termine zu geſchehen.
Die Beſteller ſind gehalten, auf Erfordern des letztgenannten Vorſtandes ſich durch eine beſondere Erklürung den Bezugs=
beſtimmungen
zu unterwerfen (Formular hierzu wird denſelben zugeſendet) und pro Stück der beſtellten Fohlen eine Anzahlung
von fünfzig Mark zu leiſten.
86. Die in der Zahl der eingelaufenen Beſtellungen angekauften Fohlen werden unter den Beſtellern an den vom Aus=
ſchuſſe
beſtimmten Orten verſteigert.
Die Beſteller werden vom Verſteigerungstermin rechtzeitig benachrichtigt.
8 7. Das erſtmalige Ausgebot erfolgt zum durchſchnittlichen Ankaufspreiſe.
Der etwaige Mehreilös wird nach Maßgabe der Steigpreiſe an die Steigerer zurückvergütet, einen etwaigen Mindererlös
haben dieſelben nach demſelben Maßſtabe zu erſetzen.
Jeder Beſteller iſt verpflichtet wie berechtigt, ſich an der Verſteigerung maßgeblich ſeiner Beſtellung zu betheiligen.
Die beiden letzten Thiere werden den durch die Verſteigerung noch nicht verſorgten Beſtellern durch das Loos zugewieſen.
Bleiben bei der Verſteigerung weitere Thiere übrig, ſo werden ſolche ebeafalls durch das Loos denjenigen Beſtellern zuge=
ſchlagen
, welche an der Verſteigerung ſich nicht betheiligt, beziehungsweiſe Fohlen in der beſtellten Zahl nicht erſteigert haben.
Der hierfür zu bezahlende Preis wird nach dem Ausfalle der vorhergehenden Verſteigerung bemeſſen.
8 8. Der Steigpreis iſt ſofort baar zu erlegen und erfolgt die Ueberweiſung nach Schluß der Verſteigerung.
8 9. Die allgemeinen Koſten der Commiſſion, des Transports und der Fütterung der Thiere bis zum Verſteigerungsort,
ſowie der Verſteigerung ſelbſt, trägt der Landespferdezucht=Verein.

Rever 8.
Gemäß vorſtehender Ordnung' zund insbeſondere unter Bezug auf 8 5 Pof. 2 derſelben, verpflichtet ſich der Unterzeich=
nete
zur Betheiligung an der durch den Vorſtand des Landespferdezucht=Vereins im Laufe dieſes Jahres anzuberaumenden Ver=
angekauften
Stutenfüllen, oder im Verhinderungsfalle zur Uebernahme der beſtellten
ſteigerung der in

ochi
- hl

Anzahl dieſer Füllen zu demjenigen Preiſe, welcher nach 5 7 Poſ. 6 genannter Ordnung nachträglich ſich ergeben wird.
Stutenfüllen, wie ſolche durch die in 8 3 obiger
Hiermit beſtätigt außerdem der Unterzeichnete die Beſtellung von
Ordnung näher bezeichnete Commiſion angekauft werden ſollen.
188-
den -

Ankauf von Stutfüllen.
Der Landespferdezucht=Verein veranſtaltet auch im Jahre 1881 einen Anlauf von Stutfüllen für ſeine Pferdezucht
treibenden Mitglieder und ſolche Züchter, welche beabſichtigen, dem Verein beizutreten.
Angekauft werden nur halbjährige Stutfüllen, beſter Qualität, vorzugsweiſe in Hannover (muthmaßlicher Durchſchnitts=
preis
ca. 400 Mk. per Stück, ſodann bei genügender Beſtellung in Oldenburg, ca. 300 Mk. per Stück, ſowie in
Belgien (Ardenner Füllen) ca. 500 Fres. per Stück.
Die Beſtellungen müſſen bis zum 1. Juni d. J3. eingegangen ſein, und ſind bei den Herren Directoren der landwirth=
ſchaftlichen
Bezirksvereine, in Rheinheſſen bei dem Herrn Präſidenten des landwirthſchaftlichen Provinzialvereins bezw. den Herren
Vorſtehern der Vereinsbezirke, oder direct bei dem unterzeichneten Vorſtande einzureichen, und iſt dabei anzugeben, ob auf Füllen
hannöveriſchen, oldenburgiſchen oder Ardenner Schlags reflectirt wird.
Der unterzeichnete Vorſtand iſt zu jeder weiteren Auskunft bereit und wird auf Wunſch die Ankaufsordnung im Abdruck
mittheilen.
Die allgemeinen Koſten (Reiſeloſten der Commiſionen, ſowie die Koſten des Transports, der Fütterung und der Ver=
ſteigerung
der Füllen) trägt der Pferdezucht=Verein, ſo daß die Beſteller nur den Ankaufspreis zu entrichten haben.
Die Thiere werden wie im vergangenen Jahre unter den Beſtellern verſteigert.
Der Termin und Ort der Verſteigerung wird ſeiner Zeit bekannt gegeben.
Darmſtadt, den 16. April 1881.

Der Vorſtand des Landespferdezucht=Vereins.

B e k a n n t m a ch u n g.
Die Abſtiche von den alten ſtädtiſchen Waſſerleitungen betreffend.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß ſümmtliche Privatabſtiche von den alten ſtädtiſchen Waſſerleitungen,
ſowelt ſolche nicht auf Rechtstiteln beruhen, nach Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 15. Mai d. J3. an ge=
ſchloſſen
werden. Es iſt den Beſitzern freigeſtellt, ob ſie die Abſtiche vollſtändig aufgeben, oder ſich die Benutzung derſelben für
Nothfälle vorbehalten wollen. Nachſtehend folgen die Bedingungen, unter welchen die Schließung auf eine oder die andere
Art erfolgt.
Wir erſuchen hiermit alle Abſtichbeſitzer, bis lüngſtens 15. Mai d. J8. bei uns zu Protokoll zu erläͤren, in welcher
Art ſie die Schließung bewerkſtelligt zu ſehen wünſchen. Erfolgt in dieſem Termin keine Erklärung, ſo wird angenommen, daß
die Schließung nach Poſ. 4 1 der Bedingungen gewünſcht wird.
Darmſtadt, den 28. April 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
B e d i u g u n g e n
unter welchen die Schließung der Abſtiche von den alten ſtädtiſchen Waſſerleitungen ſtattfindet.
A. Vollſtändige Aufgabe der Zweigleitung.
1) Die Abſtichbeſitzer, welche die Abſtiche vollſtaͤndig aufgeben, ſo daß die Zweigleitungen von der Haupleitung abge=

4.

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trennt werden können, erhalten auf ſtädtiſche Koſten die Krahnenkaſten beſeltigt, zugeworſen und gepflaſtert, wenn dieſelben auf
die Kaſtendeckel und ſonſtigen Materialien der Krahnenkaſten keinen Anſpruch erheben.
2) Wollen dieſelben aber von dieſen Materialien Gebrauch machen, ſo haben ſie die durch Beſeitigung der Zweigleitungen,
insbeſondere der Krahnenkaſten, entſtehenden Koſten der Stadt zurückzuvergüten.
B. Einfache Schließung der Zweigleitung.
3) Wird von den Abſtichbeſitzern nur gewünſcht, daß der Waſſerzufluß abgeſtellt werde, die Zweigleitung aber in Be=
bindung
mit der Hauptleitung verbleibe, ſo daß eventuell der Abſtich wieder zu benutzen iſt, ſo kann dieſem Erſuchen 3 nter
folgenden Bedingungen entſprochen werden.
4) Anſtatt der hölzernen Deckel werden ſolche von Gußeiſen gelegt und mit Verſchlußvorrichtung verſehen. Wegen der
großen Unterhaltungskoſten der Holzdeckel.)
5) Der Abſtellhahn wird plombirt, der Deckel verſchloſſen und der Schlüſſel von dem Stadtbauamt in Verwahrung
genommen.
6) Sowohl die Anſchaffungskoſten der eiſernen Deckel mit Beſchlägen, wie die Unterhaltungskoſten des ganzen Krahnen=
kaſtens
ſind von dem Abſtichbeſitzer zu tragen und alsbald auf jeweilige Anforderung an die Stadtkaſſe zu zahlen.
7) Für die Beibehaltung der Abſtichleitung mit Krahnenkaſten iſt eine Recognitionsgebühr von 1 Mark pro Jahr an die
Stadtlaſſe zu entrichten, die am 1. April für das ganze Etatsjahr erhoben wird, auch wenn im Laufe des Jahres auf die Bei=
behaltung
der Abſtichleitung ꝛc. verzichtet wird.
8) Eine Benutzung der alten Leitung kann nur für den Fall geſtattet werden, daß die neue Leitung verſagt.
Für dieſe Benutzung iſt jedesmalige Genehmigung Großh. Bürgermeiſterei nöthig.
Das Stadtbauamt wird mit dem Oeffnen des Hahns beauftragt; der Abſtichbeſitzer darf unter leiner Bedingung ein
Oeffnen des Deckels und Hahnes ſelbſt vornehmen.
9) Für die Benutzung der alten Leitung iſt der Waſſerzins eben ſo hoch, wie bei der neuen Leitung. Der Conſum aus
der alten Leitung wird taxirt nach dem Verbrauch aus der neuen Leitung im vorausgegangenen Monat.
10) Bei etwaigem Aufgeben des Abſtichs werden die Deckel und Materialien des Krahnenkaſtens von der Stadt in Beſitz
(4063
genommen und hierfür die nöthigen Arbeiten zur Beſeitigung und Straßenbefeſtigung ꝛc. bewirkt.

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mer
und Cabinet im Garten.

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unmöblirte Zimmer zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.

Spoclalarzt Dr. med. Heyor,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt aud
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[(534

G. L. DAIBE &aCo.

= glnonbn P undtande Lollngen

PRchter bedentenden Hrartat.
anue au F. ud Aunadaz.

hureau in Darmatadt, Grafenſtr. 30.

(Es wird eine Perſönlichkeit geſucht, wenn
C möglich Primaner, welche gegen an=
gemeſſene
Vergütung die häuslichen Schul=
arbeiten
eines 12jährigen Knaben überwacht.
Meldungen nimmt die Expedition unter
W. V. 4178 entgegen.
(4178

Kaufmänniſcher Verein.

Samstag 7. Mai, Abends 8½ Uhr,
Generalversammlung
im Vereinslöcal.
Tagesordnung: 1) Bericht des Vorſtandes über die Thätigkeit des Vereins.
2) Vorlage des Rechnungsabſchluſſes.
3) Antrag des Herrn M. Meyer, Statutenänderung betreffend.
4) Wahl des Vorſtandes.
(4141
5) Wahl von 2 Rechnungsreviſoren.
Der Vorstand.

AunOtAualanu-

Montag den 9. und Freitag den 13. Mai, Abends 8 Uhr,
im Saalbau Proben für die am Samstag den 14. Mai Nachmittags
ſtattfindende Frühlingspartie.
(4198
Der Vorstand.

ſFin gebild. Mädcheu von 15-16 Jahren
= wird für Nachmitt. zur Beaufſichtigung
zweier Kinder von 4 u. 7 Jahren geſucht.
(4179
Liebigſtraße 9, 1. Stock.

Geſucht eine gebildete Familie, in
2 welcher 2 junge Engländer von 14
und 15 Jahren Aufnahme finden können
und gute Gelegenheit haben, deutſch zu
lernen. Offerten mit Angabe des Penſions=
preiſes
richte man an Dr. Duke, Fernside,
Sydenham Hill, London S. E. (4181

Frachtbriefe
der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahn, auf Wunſch mit Firma
M. 7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

ſFinige tüchtige Arbeiterinnen für
Damen=Confection zum ſofortigen Ein=
tritt
geſucht.
(4199
Ernst Wolf.

Lit der Nadel geübte Mädchen finden
ML Beſchäftigung bei
[4200
Frau Wrastel, Louiſenſtraße 24.

Wine feingebildete Dame, 30 Jahre alt,
E ſpricht engliſch u. franzöſiſch. wünſcht
den Tag über eine Beſchäftigung bei Kin=
dern
, welche der Nachhülfe bedürfen. Näh. bei
Frau Cohn, Beſſ. Ludwigſtr. 61. (4201

Schön gepflückte u. gut getrocknete Kräuter
(4202
und Blüthen kauft
Friodr. Cchaofer,
Ludwigsplatz 7 Darmſtadt.

Kine ruhige Lehrersfamilie (ein Kind)
ſucht Logis mit 3-4 Zimmern und
Waſſerleitung auf 1. Auguſt. Offerten
mit Preisangabe bei der Exped. d. Blattes
abzugeben unter E. R.
[4203

ſEine ſchwarze Elſter=Tümmler=Taube
(Gamſele) hat ſich verflogen. Dem
Wiederbringer eine gute Belohnung.
Näberes Steinſtraße 26.
(4294

Non einem allein ſtehenden älteren Herrn
O) werden 2-3 unmöblirte Zimme=
zu
miethen geſucht. Penſion und Garten=
Vergnügen erwünſcht. Gefl. Offerten sub
Nr. 18 ſind auf der Expedition d. Bl.
niederzulegen.
(4205

Finen kräftigen Lehrjungen ſucht
C F. J. Best, Steinmetzmſtr. (4206

Weiter iſt für =Chios= eingegangen:
Von Frau Dr. Rheininger 5 M. Nr. 3 M.
Frau Aſſeſſor Kleinſchmidt 5 M. v. S.C. 2 M.
Rentner Kleber 3 M. Obermedicinalr. Dr. Leyd=
hecker
10 M. Heuchelheim 2 M. Gebr. Max
2 M. Zuſammen 32 M. Hierzu früher ver=
öffentlicht
555 M. 90 Pf. Demnach im Ganzen
587 M. 90 Pf.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 6. Mal.
b. Vorſtellung in der 9. Abonnements=Abtheilung.
Im Warteſalon erſter Claſſe.
Luſtſpiel in 1 Akt von Hugo Müller.
Perſonen:
Baron Ernſt von Walbach . Herr Steude.
Eliſe
Frl. Weigel.

Jean, Kellner
Herr Schimmer.
=
Hierauf folgt - neu einſtudirt:
D e r Geizige.
Luſtſpiel in 5 Aufzügen von Molidre.
Perſonen:
Harpagon.
Herr Werner.

Kleanth, ſein Sohn
Herr Hacker.
Eliſe, ſeine Tochter
Frl. Ethel.
Anſelm, ſein Geſchäftsfreund, Herr Dalmonico
Valer, deſſen Neffe
Herr Steude.
Marianne, deſſen Nichte
Frau Kläger=
Roſine, Harpagons Vertraute prau Eppert.
Ein Polizei=Commiſſär
Herr Knispel.
Simon, Makler
Herr Wahner.
Lafleche, Kleanths Diener
Herr Franke.
Jaques, Kutſcher. und Koch Herr Mickler.
Erſter
Herr Leib.
Zweiter) Bediente
Herr Hartig.

Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Sonntag 8. Mai.
6. Vorſtellung in der 9. Abonnements=Abtheilung.
Zum erſten Male:
Der Rattenfänger von Hameln.
Oper in 5 Akten von Neßler.
Mit neuen Dekorationen und Maſchinerien.)

5

4

[ ][  ][ ]

N6
Ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 6. Mai.
Se. Königl. Hoheit ider Großherzog ſind mit Sr. Königl.
Hoheit dem Erbgroßherzog und Ihren Großh. Hoheiten den
Prinzeſſinnen=Töchtern geſtern Nachmittag 3 Uhr 20 Minuten
nach Mainz abgereiſt. Die Vorträge und Audienzen im Großh. Neuen
Palais ceſſren bis zur Rückkunft Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs.
- Für den Empfang Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
und der Großherzoglichen Familie in Mainz waren von
Seiten des Königl. Gouverneurs, des Großh. Territorialcommiſſärs und
des Großh. Oberbürgermeiſters nachſtehende Anordnungen getroffen
worden: Sobald der Extrazug, mit welchem die Allerhöchſten Herrſchaften
fahren, ſich der Rheinbrücke bei der Guſtavsburg nähert, werden in den
nächſtgelegenen Forts 33 Salutſchüſſe gelöſt. Vom Bahnhof bis zu
dem Großh. Palais, die Rheinſtraße entlang, bilden die hier garni=
ſonirenden
Großh. Infanterie=Bataillone Spalier. Am Großh. Palais,
woſelbſt die Allerhöchſten Herrſchaften den Zug verlaſſen, iſt feierlicher
Empfang durch die Spitzen der Civil= und Militärbehörden. Das ge=
ſammte
Officiercorps der Garniſon wird zugegen ſein. Vor dem Palais
nimmt eine Ehrencompagnie mit ſämmtlichen Fahnen Aufſtellung. Am
Abend findet großer Zapfenſtreich, ſowie ein Fackelzug ſtatt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben Allergnädigſt ge=
ruht
: am 30. April dem Regierungsrath Maximilian Freiherrn von
Gagern das Ritterkreuz 1. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps des
Großmüthigen zu verleihen.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben Allergnädigſt ge=
ruht
: am 4. Mai den früheren Landgerichtsaſſeſſor Hugo von Grol=
man
aus Gießen zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Wald= Michel=
bach
und den Gerichtsacceſſiſten Auguſt Fabricius aus Arnsburg
zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Oppenheim zu ernennen.
9) Die erſte Strafkammer des hieſigen Landgerichts hat am Donners=
tag
Vormittag das ſehr ausführlich motivirte Urtheil in dem großen
Offenbacher Diebs= und Hehloxproceß verkündigt. Hiernach
wurden nur die ſieben Hauptangeklagten für ſchuldig befunden und die
übrigen freigeſprochen. Da der Gerichtshof von der Annahme aus=
ging
, daß hier kein Bandendiebſtahl im Sinne des Geſetzes, ſondern nur
ein fortgeſetzter einfacher Diebſtahl vorliege, wurden die eigentlichen Diebe,
der Hausburſche A. Schäfer und der Packer Peter Dägant, nur mit
Gefangniß, und zwar erſterer mit 3 Jahren, letzterer mit 1 Jahr
8 Monaten beſtraft, während die gewerbsmäßigen Hehler Zuchthaus=
ſtrafe
von 1 Jahr 10 Monaten reſp. 1 Jahr 6 Monaten traf. Es ſind
dies die Kaufleute Fr. Herbold von Kaſſel und Wilh. Weiß von
Leimſtruth, welchen indeß gleichwie A. Schäfer und Dägant 6 Monate
erlittene Unterſuchungshaft aufgerechnet wurden. Wegen einfacher Hehlerei
wurden unter Aufrechnung von 2 Monaten Unterſuchungshaft weiter
verurtheilt Ph. M. Schäfer zu 9, Heinrich Haas und Chr. Froſch
zu 8 Monaten Gefängniß. Bezüglich des Herbold und Weiß wurde
außerdem auch Zuläſſigkeit der Stellung unter Polizeiaufſicht erkannt.
Im Monat April ds. J3. hatte im ſtädtiſchen Hoſpital
dahier die Verpflegung von 283 Kranken, 45 Pfründnern und 30 Per=
ſonen
des Hausperſonals, zuſammen 358 Köpfe, mit 6060 Verpflegs=
tagen
ſtatt.
O Im Gartenbauverein iſt die Bildung einer beſonderen
Roſenſection, welche u. a. auch für die Vereinsmitglieder den Be=
zug
guter Roſenſorten vermitteln ſoll, in Anregung gebracht worden.
( Durch den letzten Erfolg ermuthigt und von verſchiedenen Seiten
dazu aufgemuntert, wird der Melomanen=Verein auch den
Datterichs neu einſtudiren und dann beide Poſſen: Des Burſchen
Heimkehr oder der tolle Hund= und den Datterich: mit Intervall von
8 Tagen nach Schluß der Saiſon Großh. Hoftheaters in beſtmög=
lichſter
Beſetzung und von den bewährteſten Kräften, wenn irgend mög=
lich
im Saalbau, zur Aufführung bringen, weßhalb wir uns erlauben,
ſchon jetzt alle Freunde dieſer beiden Localpoſſen hierauf aufmerkſam
zu machen.
4 Dem Vernehmen nach beabſichtigen Mitglieder der Turnge=
meinde
, Ende dieſes Monats die allgemein beliebte Localpoſſe
Datterichs zur Aufführung zu bringen, und haben die Proben bereits
ihren Anfang genommen. Da die Hauptrollen ſich in bewährten Händen
befinden, dürfte den Beſuchern ein höchſt genußreicher Abend in Ausſicht
geſtellt werden. Das Nähere werden wir ſ. 3t. berichten.
Beſſungen. Großh. Polizeiamt Darmſtadt hat die Frage der
Abhaltung eines Wochenmarktes für Lebensmittel zu Beſſungen
angeregt. Die Anregung dieſer Frage iſt nur zu begrüßen, da die Er=
richtung
eines beſonderen Wochenmarktes in Beſſungen ſowohl im
Intereſſe der daſigen Producenten wie der Conſumenten gelegen iſt. Wir
hoffen, daß der Ortsvorſtand zu Beſſungen dieſem projectirten Unter=
nehmen
die erforderliche Unterſtütznng gewahrt.
Die Eröffnung der Patent= und Muſterſchutzausſtel=
ung
in Frankfurt, welche auf den 14. Mai feſtgeſetzt war, wird nun
LHorausſichtlich ſchon am 10. Mai ſtattfinden können, da von 2600 an=
Piyemeldeten Ausſtellern nur noch 100 im Rückſtande ſind. Bis zu ange=

ung)

88
926
gebenem Termine können auch die Bauten fertig geſtellt ſein, und wird
ſoeben auch der Fürſtenpavillon in aller Eile fertig geſtellt.
Für die Anfertigung der preisgekrönten Pläne für den
Mainzer Brückenbau hat die Firma Holzmann und Co. in Frankfurt die
Summe von 12,000 M. angewendet.
Für Vermiether von Wohnungen iſt eine jüngſthin er=
gangene
Entſcheidung des Reichsgerichts von beſonderem Intereſſe. Hier=
nach
erliſcht das geſetzliche Retentionsrecht des Vermiethers an den
in der vermietheten Wohnung befindlichen Mobilien des Miethers für
rückſtändige Miethe mit dem Verlaſſen der Wohnung durch
den Miether. Der etwa zwiſchen Vermiether und Miether vor dem Um=
zuge
nach der neuen Wohnung abgeſchloſſene Vertrag, daß das dem Ver=
miether
zuſtehende Retentions= reſp. Pfandrecht an den Mobilien wegen
der Miethrückſtände in Folge des Wohnungswechſels nicht aufgehoben
werden ſolle, iſt rechtlich ohne jede Wirkung.
M. N.
Gießen, 4. Mai. Der commandirende General des Xl. Armee=
corps
, Generallieutenant Frhr. v. Schlotheim, beſichtigte heute Vor=
mittag
das hier garniſonirende 2. Großh. Infanterie=Regiment ( Groß=
herzog
) Nr. 116. Zunächſt fand die Beſichtigung des neuerrichteten
Füſilierbataillons ſtatt, welchem die beiden Musketier=Bataillone folgten.
Die Generalmajors v. Radecke und Graf v. Herzberg aus Darmſtadt
waren ebenfalls bei der Inſpicirung anweſend.
D. Z.
44 Theater= und Kunſtnotizen. Die vergangene Woche
hatte künſtleriſche Genüſſe in reicher Fülle auf Berlin ausgeſchüttet.
Wer ein Freund der Zukunftsmuſik und ihr Jünger iſt, konnte im Ge=
nuſſe
geradezu ſchwelgen. Franz Liszt und Hans von Bülow,
als die Vorläufer Richard Wagners, das war ein Creigniß in dem mu=
ſikaliſchen
Leben Berlins l Aber nicht die Muſik allein ſollte ganze Feſtes=
tage
verzeichnen. Auch im Schauſpiel ereignete ſich etwas Unerhörtes.
Roſſi, der italieniſche Tragöde, welcher mit Zagen ein auf drei Abende
berechnetes Gaſtſpiel in der Friedrich=Wilhelmſtadt einging und am erſten
Abend vor einem gähnend leeren Hauſe ſpielte, verlängert ſein Gaſtſpiel
wieder und wieder; er erzielt zu ſeinem grandioſen künſtleriſchen jetzt
auch recht hübſche Kaſſenerfolge. Das Publikum ſtrömt ihm in immer
wachſender Zahl zu, er hat es ſich erobert, und es jubelt dem Künſtler,
der zu ihm in fremder Sprache ſpricht, zu. Das will viel ſagen in dem
ſprichwörtlich kalten Berlin. Weniger Begeiſterung erwecken die ſeit
einigen Tagen ausgeſtellten Bilder von Zichy und Makart. Der
Erſtere behandelt auf ſeiner Kirchhofsſeene Tod und Verweſung, der
Andere bannt in ſeiner Bacchantin üppigſtes Leben und Genießen vor
unſere Augen. Die beiden Bilder ſind Gegenſätze und keine Pendants.
ſchon deshalb war es gewagt, ſie nebeneinander zu hängen. Sie ſind
aber auch in ihrem Vorwurf und ihrer Ausführung im wahrſten Sinne
des Wortes Senſationsbilder, d. h. von Anfang an darauf be=
rechnet
, eine Senſation zu erregen, die nicht in ibrem künſtleriſchen
Werthe, ſondern in der außern Mache und in dem Sinneskitzel wurzelt,
der dem Beſchauer erregt wird. Die Diamantenauction im Hotel Trouot
zu Paris, von Hortenſe Schneider veranſtaltet, war ein intereſſantes
Schauſpiel. In dem Verkaufsrayon der pierres précienses drängte ſich
ein Publikum, welchem man ſonſt nur bei den Premisren der Genre=
theater
oder auf dem Rennplatze zu begegnen pflegt. Es wurden Colliers
zu 50,000 Francs, Ohrgehänge für 30,000 Franes, von einer Sammlung
von Schnürmiedern, deren Schienen aus emaillirtem Golde ſind, jedes
einzelne für tauſend Franes ausgeboten. Der Erlös ſoll mehr denn
eine Million betragen - vielleicht nicht genug, denn Madame Schneider
hat ungeduldige Lieferanten zu bezahlen und ſich ſelbſt vor der Schuld=
haft
zu bewahren. - Das Thostre de Gymnaſe übt ſeit undenk=
lichen
Zeiten den Brauch, den Oſterſonnabend mit einer Novität zu be=
gehen
, und das Tout Parisu pflegt ſich an dieſem Tage dort Rendezvous
zu geben. Diesmal war die Oſterneuigkeit eine Komödie von Belot und
Nus: Monte=Carlor, die einen guten Lacherfolg davontrug.
Einen nachhaltigen und wirklich verdienten Sieg errang im Thsätre
Français ein Luſtſpiel von Pailleron, welches den ſonderbaren Titel
trägt: Unter Leuten, wo man ſich langweilt= - le monde ou von
sonnuie. Es iſt das Treiben einzelner echt franzöſiſcher, halb vornehmer
Tartüffe=Salons, das ſich der Verfaſſer zum Vorwurf nimmt. Kennſt
du das Land, wo die Langweile in der ſchönſten Blüthe ſteht zu ſagt zu
ſeiner jungen Frau der Unterpräfect Paul Raymond, dieſes Land iſt
der Salon der Gräfin Philaminte von Leran; dort kannſt du den weiſen
Saint=Reault hören, der den Damen indiſche Sagen vorlieſt, dort reci=
tirt
der Dichter Desmillets die erhabenſten Verſe ſeiner noch ungedruckten
Tragödie=Philipp der Große: dort trägt der junge Graf von Löran,
der nie ſeine weiße Cravatte abknöpft, ſeine Forſchungen auf dem Ge=
biet
galliſcher Alterthümer vor - aber, ſiehſt du, dort iſt es auch, wo
die Candidaturen für die Academie und für erledigte Präfectenſitze be=
rathen
werden, und dort iſt es, wo man zu leben lernen muß, wenn
man Miniſter werden willl - Und willſt du denn Miniſter wer=
den
?- frägt die Frau. - Nun, ja, um nicht zu ſehr aufzu=
fallen
.

Literatur.
E. Neue Materialien zu deutſchen Stilübungen für die
oberen Klaſſen höherer Lehranſtalten und für pädagogiſche Seminarien von
Dr. Normann, im Verlage von G. Siwinna in Kattowitz, O.=Schl.
3 M. 50 Pf.

248

[ ][  ]

46
930
Das Ausarbeiten ſchriftlicher Auffätze iſt, wie Jedermann in den ver=
ſchiedenſten
Lebenslagen an ſich ſelbſt erfahren haben wird, von größter Be=
deutung
ſowohl für unſere geiſtige Entwicklung als auch für unſeren Einfluß
auf die Umgebungen und für unſere praktiſche Lebensführung; wer nicht
logiſch und mit Geſchick ſchreiben kann, iſt im bürgerlichen und ſtaatlichen
Zuſammenleben nach allen Seiten hin unfrei. Ein Buch, wie das vorliegende,
darf daher als ein Retter aus tauſend Verlegenheiten freudig begrüßt und
angelegentlichſt empfohlen werden. Es enthält außer einer Einleitung
über die praktiſchen Grundſätze und Regeln bei der Abfaſſung eines Auf,
ſatzes 41 Aufſätze über Themata allgemeinen Inhalts, darunter Reden bei
den verſchiedenſten Anläſſen, 39 Aufſätze im Anſchluß an die Literatur und
Lecture und endlich 15 Aufſätze - in wirklichem Sinne Muſteraufſätzel-
pädagogiſchen
und didaktiſchen Inhalts. Den Schluß billden 152 Dispoſitionen
Uber die mannigfaltigſten Themata. Was die Fulle des Stoffs und die ge=
ſchickte
Gruppirung betrifft, iſt uns noch kein Werk ſolcher Art wie dieſes
vorgekommen.

Die Frauen unſerer großen Dichter.
44 Den perſönlichen Beziehungen von Dichtern und Künſtlern iſt
von jeher aus Neugierde wie aus Intereſſe eifrig nachgeforſcht worden.
Denn ſelbſt derjenige Theil des großen Publikums, welcher von der
Kunſt und den Werken der Meiſter wenig oder nichts kennt, fühlt ſeine
Theilnahme doch gefangen genommen, wenn die Leiden und Freuden
derer, die in jenem ihm fremden Gebiet das Scepter trugen, ihm in
menſchlich anmuthender Form vorgeführt werden. Von einem Reize
dieſer Art fühlen wir uns ſelbſt angeheimelt, wenn wir einen Einblick
in die Herzensverhältniſſe unſerer Dichterfürſten nehmen.
Klopſtock, der Sänger der Meſſiade, war ein lebensfroher, ſcher=
zender
und Mädchen küſſender junger Mann. Um ſich ganz wohl zu
fühlen, mußte er mit edlen, lieblichen Frauengeſtalten in ein Verhältniß
genauerer Bekanntſchaft, womöglich warmer Freundſchaft treten. Seine
Liebe zu Fanny blieb unerwidert; ſie vermochte ihm für die bren=
nenden
Gefühle ſeines Herzens nur eine treue Schweſterliebe zu ſchenken,
wie jenes Burgfräulein dem Ritter von Toggenburg; aber Meta, oder
richtiger geſagt, Margaretha Miller, eine Hamburgerin, dies reine
und holde Abbild der deutſchen Jungfrau, wie ſie uns in Goldſchmied's
Töchterlein' entgegentritt, umfatzte den Meſſiasſänger mit innigſter Zu=
neigung
und beſaß ſein ganzes Herz. Das eheliche Glück dauerte nur
vier Jahre, Meta ſtarb an den Folgen einer Entbindung. Wenige Jahre
nach ihrem Tode entbrannte er ſchon wieder in Liebesgluthen für Done,
und was uns eigentlich verſtimmt, iſt, daß er ſich nicht ſcheute, an die
Jungfrau, für die er aufs Neue erglühte, folgende Verſe zu richten:
Du zweifelſt, daß ich dich wie Meta liebe?
Wie Meta lieb ich, Done, dich.
Dies ſaget dir mein Herz voll Liebe,
Mein ganzes Herz.
Leſſing's Herz wurde von Cupido's Pfeilen nicht oft verwundet,
er hatte eine tiefe Neigung zu der ihm geiſtesverwandten Eva König,
der Wittwe eines Kaufmanns, gefaßt. Die Heirath wurde ſechs Jahre
verzögert durch die Abwickelung der in Verwirrung hinterlaſſenen Ge=
ſchäftsverbindlichkeiten
ihres Mannes. Im Jahre 1776 führte er end=
lich
die errungene Gattin nach dem einſamen Wolfenbüttel in ſein ver=
wünſchtes
Schloß' hinein. Ein kurzer Glückstraum! Schon am 10. Ja=
nuar
1778 ſtarb Eva Leſſing, nachdem ſie einige Tage vorher einen
todten Sohn geboren. Leſſing hatte nur wenige Tage ruhiger Befrie=
digung
und heiteren Lebensbehagens in ihrem Beſitze genoſſen. Der
tieferſchütterte Gatte meldet ſeinem Freunde Eſchenburg das Ereigniß in
einem Briefe, deſſen tragiſch=witzige Faſſung ſeinen furchtbaren Schmerz
deutlicher verräth, als es die herbſte Klage vermocht hätte.
Von Goethe wiſſen wir, daß das immer unbewachte Herz leicht
in vollen hellen Flammen ſchlug. Noch nicht fünfzehn Jahre zählte der
Knabe, als ſein Herz die erſten Regungen der Liebe fühlte. Gretchen,
die Schweſter eines leichtfertigen Knaben, war es, die zuerſt ſeine
Phantaſie mit ihren Reizen beunruhigte. In Leipzig zündete Käthchen,
das reizende Töchterlein der aus Frankfurt ſtammenden Frau Schön=
Lopf, in dem Herzen des Jünglings zum zweiten Male das Feuer der
Liebe an. Während ſeines Straßburger Aufenthaltes ſollte Goethe den
Zauber holder Weiblichkeit, und diesmal den lieblichſten, der ihm im
Leben begegnete, erfahren. Friederike, die jüngſte Tochter des Pfar=
rers
zu Seſenheim, eine überaus anmuthige Erſcheinung, feſſelte den
Dichter auf das mächtigſte. Es entſpann ſich zwiſchen beiden ein leiden=
ſchaftliches
Verhältniß, aber den Bund mit ihr zu einem dauernden für
das Leben zu machen, konnte ſich Goethe nicht entſchließen. Sein , Cla=
vigo'
iſt als ein Bekenntniß ſeiner Schuld anzuſehen. Aber Zeit ſeines
Lebens hat ihr holdes Bild in unverblichener, wehmüthig froher Er=
innerung
geſtanden. Die Neigung zu der mit dem Legationsrath Keſt=
ner
verlobten Lotte Buff erregte in zihm einen heftigen Kampf
zwiſchen Leidenſchaft und Pflicht, bis er im Werther ſeine General=

88
beichten ablegte und damit die volle Geneſung vet Gemüths erlangte.
Ein neuer kurzer Liebesfrühling erblühte ihm, als er ſich mit einer
ſchönen und reichen Frankfurterin Eliſabeth (Lili) Schönemann ver=
lobte
, aber er trat auch hier wieder zurück, als man ihn zu überzeugen
gewußt, daß aus dieſer Ehe mit Lili ihm ein reines und dauerndes
Glück nicht erwachſen könne. Das innige Verhältniß, das ſich in Weimar
zwiſchen Charlotte von Stein und ihm entſpann, klärte ſich all=
mählich
aus zärtlich=leidenſchaftlicher Neigung zu idealer Freundſchaft.
Weit wichtiger endlich für die Geſtaltung ſeines ganzen Lebens wurde
das Verhältniß mit Chriſtiane Bulpius, Tochter eines Weimarer
Beamten und Schweſter des Verfaſſers des Räuberromans Rinaldo
Rinaldinis, zu dem ſein Schwager Goethe die Vorrede geſchrieben haben
ſoll. Er lernte ſie nach der Rückkehr aus Italien kennen und gewann ſie
als Gehülfin für ſeine botaniſchen und chromatiſchen Beſchäftigungen; ſpäter
nahm ſie ſich des Hausweſens Goethe's an, zog zu ihm, und ſeit dieſer
geit (1788) datirt ſeine Gewiſſensehe mit der Kleinen', die er, wie er
ſich zu Herder ausdrückte, leidenſchaftlich liebte;. Was die Welt über
ſein häusliches Verhältniß ſagte, bekümmerte ihn nicht, er waffnete ſich
mit ſtolzer Ueberlegenheit gegen die Blicke der weimariſchen Welt und
erſt 1806 ließ er dieſer Verbindung die kirchliche Weihe geben. Der Tod
ſeiner Frau (1816) traf Goethe harter, als man nach der Natur ſeines
Verhältniſſes zu ihr hätte annehmen ſollen. Noch einmal entzündete ſich
in der Seele des Greiſes der Kampf zwiſchen Liebe und Entſagung, als
ihn, den Siebenzigjährigen, die Anmuth eines Fräuleins von Levezow
zu einer wahrhaft jugendlichen Leidenſchaft erregt hatte. Dann wurde
es immer ſtiller und abendfriedlicher in des Dichters Herz, bis - noch
einmal ein gar ſpäter Liebesfrühling ihm durch die Bekanntſchaft mit
Minna Herzlieb, die er im Hauſe des Jenenſer Buchhändlers
Frommann kennen lernte, erblühte.
Das liebebedürftige Herz Schillers erglühte, ehe die eheliche Ver=
bindung
mit Charlotte von Lengefeld ſeinem Herzen die glückliche
Ruhe und ſeinem Geiſte die nöthige Freiheit und ſtille Muße verſchaffte,
für viele Schönen. Auf Charlotte von Wolzogen, mit der er einen
Liebesroman, knüpfte, folgte Margarethe Schwan, die ſchöne
Schwanin, die er nicht minder ſchwärmeriſch liebte. Während er dieſer
Dame huldigte, trat ihm eine Frau entgegen, ganz unähnlich allen, die
er bisher gekannt. Charlotte von Kalb, voriginell, bizarr in ihrem
Denken und Empfinden, phantaſtiſch, leidenſchaftlich. Sein Intereſſe für
dieſe Frau ſteigerte ſich immer mehr und nahm den Charakter heftiger
Leidenſchaft an. Während er in Entzücken für dieſe Frau ſchwelgte,
ſchloß er noch eine Dritte in ſein Herz: die ſchöne, talentvolle Schau=
ſpielerin
Catharina Baumann, die nach ihrer Rolle in den Räubern
Amalie genannt wurde. Bei dieſem Enthuſiasmus für dieſe Damen
kam er noch auf den Gedanken, ſich zu verheirathen, und zwar, wie man
vermuthet, mit der Tochter des Hofraths Lamey. Aber der Vater des
Mädchens ſprach ſich ſo entſchieden dagegen aus, daß Schiller dieſen
Heirathsplan wieder aufgab. Sein Aufenthalt in Leipzig, wohin er von
Mannheim ging, ſtumpfte ihn für weibliche Reize etwas ab. Erſt in
Dresden ward er von einer neuen, heftigen und glühenden Leidenſchaft
für eine gefeierte Schöne, Fräulein von Arnim, ergriffen. Unter heißen
Thränen entriß er ſich dieſen Feſſeln und ging nach Weimar. In Rudol=
ſtadt
ſah er die Geiſtes= und Herzensgenoſſin, nach der er ſo lange und
ſo viel umgeſchaut: Charlotte v. Lengefeld. Sie vereinigte alle Eigen=
ſchaften
, welche einen Mann von Schiller's Denk= und Gefühlsweiſe
entzücken und feſſeln mußten. Sie erſt war das treue Ebenbild des
Jdeals, das ihm ſeit Jahren vorgeſchwebt.
Herder nannte ſeine Frau, eine geborene Darmſtädterin, Caroline
Flachsland, den Baum, den Troſt und das Glück ſeines Lebens=
Luther ſagte von ſeiner Frau, daß er ſeine Armuth mit ihr nicht
gegen alle Reichthümer des Kröſus ohne ſie vertauſchen möchte. Die
Briefe, welche er ſeiner herzlieben Hausfrauen, Katharin Lutherin, Doc=
torin
, Selbſtmärtyrin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frau zu Handenoder
an ſeinen lieben Herr Käthe' ſchrieb, zeigen das Freundlichſte, das man
ſich nur denken kann. Wer kennt nicht die lieblichen Bilder der Frauen
von Jean Paul, Novalis und Jung Stillingl Und wie hold
iſt die Epiſode aus Fritz Reuter's Leben, als er im Verein mit ſeiner
Frau Louiſe die erſte Auflage der Läuſchen und Rimels', die er in ge=
fährlichem
Selbſtverlage hatte, in Packete zuſammenpackte, ſo daß Louiſe
ſchließlich von dem dicken Packpapier wunde Hände bekam und doch
weiter arbeitete: denn der Erfolg war ein herrlicher.

Tages=Ralender.
Samstag 7. Mal: Generalverſammlung des Kaufm. Vereins.
Sonntag S. Mai: Ausflug des Burgervereins.

Gold=Courſe.
Ruſſiſche Imperials 16 M. 69-73 Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 40-45 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 19-23 Pf. Dollars in Gold 4 M. 25-28 Pf.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.